Runckel, Johann

Runckel, Johann; Gastwirt [ – ] Johann Runckel war 1620 Bürger und Gastwirt zum „Schwan“ in Friedberg.[1] Die Angaben des Friedberger Gastwirts Johann Philipp Mohr zeigen, wie sich geschäftliche Konkurrenten gegen kostspielige Einquartierungen zur Wehr setzte und diese auf andere Gastwirte abwälzte: „Anno 1620, den 16. Decemb. ist ein kais. und spanischer Commissarius mit Namen Ferdinand von Efferen mit dem Herrn Obristen Graf Ernst von Nieder-Isenburg sich der Stadt Friedberg bemächtiget und eingenommen, und bei sich gehabt 500 Pferd und 2 Compagni zu Fuß, die Hauptleut mit Namen Hauptmann Hermann und Hauptmann Riedesel von Eschbach [Eisenbach], und ist der Herr Obriste in dem Schwan einlosirt worden. Aber der Schwane-Wirt Johann Runckel, wie er das erfahren, hat er alsobald seine Oefen in den Stuben einreißen und das Haus und Losament besudeln mit Müst und Kot wie ein Gesell, daß der Obriste nicht bei ihm können einziehen und mir den Herrn Obristen zugeschickt und gesagt: ‚Zum Wolf habt Ihr schöne Losamenter‘, und mir damit den Herrn Obristen über den Hals gewiesen und dermaßen mit Faltzebradieren [falsa practica, Schwindel] mit den Bolleden [Quartierzetteln] umbgangen, das keinem ehrlichen Mann zusteht. Herr Hauptmann Riedesel hat ein Bllet in mein Haus gehabt, aber der obgemelte Mann, Johann Runckel, hat es mit seinem Faltzenbradieren dahin gebracht, daß ich den Herrn Obristen hab aufnehmen mit 47 Pferden. Hab ich auch diesen Pferd Hafern und Heu genugsam müssen geben und ein Tag in den anderen müssen speisen 100 Person, alles von dem Meinigten. Bis in den 16. Tag hab ich solches ausgestanden. Ist also bei mir ufgangen und verzehrt worden 2100 fl. Solche Zehrung und was andere hoche Offecirer bei mir verzehrt haben, die mir von meinen Herren zugelegt sein worden, daß die Stadt sie hat halten müssen, ausquittiren [wurden ausquartiert]. Damals haben mir meine Herrn zugsagt bei Treu und Ehr und Teufelholen, sie wolten mich ehrlich zahlen, was würde aufgehen, wöllen mich alle 8 Tag ehrlich zahlen. Aber sie haben gehalten wie eine böse Armbrust. Dem Verheiß nach müssen etlich darüber drigen [als Betrüger gelten]. Die mir solches verheißen haben und mir nichts gehalten, sind zum Theil zur Stadt hinausgezogen wie andre böse Buben und müssen darüber male [?]. Darumb steht’s fein bei Jungen und Alten: Was man verheißt, das soll man halten und soll den lieben Gott lassen walten.

Also werden’s meine Kinder heut oder morgen bei der Stadt und bei den Herrn und bei dem Schwanen-Wirt Johann Runckel wissen zu suchen. Er hat damals den Obrist sollen halten; so hat er einen Leutenampt mit 3 Pferden gehabt mit Namen Fillers. Wofern mir meine Herrn nicht zur Zahlung wöllen helfen, so werden’s mein Weib und meine Kinder dem lieben Gott klagen“.[2]

[1] Friedberg [Wetteraukr.], HHSD IV, S. 145ff.

[2] WAAS, Chroniken, S. 243f.

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