Rochow [Rochau, Rochauer, Rockow, Roch], Otto Christoph [I.] von

Rochow [Rochau, Rochauer, Rockow, Roch], Otto Christoph [I.] von; Obrist [Februar 1607-17.1.1659 Ribe/Jütland] Rochow, seit 1648 Mitglied der „Fruchtbringenden Gesellschaft“ als „der Ringende“, stand 1633 noch als Rittmeister im Leibregiment Herzog Bernhards von Sachen-Weimar.

„Bernhards Plan war anfangs nur auf die Eroberung Regensburgs[1] gerichtet. Über die Eroberung Auerbachs[2] in der Onberpfalz wollte er sich den Weg dorthin ebnen. Oxenstierna hinderte ihn jedoch an der Ausführung dieses Plans und bewog ihn, an die Donau zu marschieren[,] um sich dort mit dem Feldmarschall Gustav Horn zu vereinigen. (Soden II, S. 56).

Herzog Bernhard verließ am 27. März mit seiner mittlerweile 13.000 Mann starken[,] (ebd. S. 57) aus 15 Regimentern zu Roß und Fuß bestehenden Armee Bamberg.[3] Den Generalmajor Georg von Uslar schickte er mit 22000 Reitern in 5 Regimentern, nämlich dem Weimar’schen (Leibregiment), Uslar’schen, Brandenstein’schen, Steinbock’schen (muß heißen: Steinbach’schen) und Becker’schen (muß heißen Beckermann’schen) zur Verproviantierung von Weißenburg[4] voraus (ebd. 60). Am vorhergehenden Tag begehrte er in einem Schreiben an den nürnbergischen General [Balthasar; BW] von Schlammersdorff für seine Armee auf 2 Tage je 14.000 Pfund Brot. Er selbst kam am 29.3. nach Nürnberg.[5] Hier legte er dem Rat seine Pläne dar und forderte, daß die Stadt noch etwa 800 bis 1000 Mann zu ihrer Verteidigung aufnehme. Außerdem drang er darauf, daß die Stadt jene 130 Mann vom Hastver’schen Regiment weiterhin behalte und bezahle, die sie bisher bereits in Garnison hatte.

Am 30. März verließ Bernhard Nürnberg und logierte mit der gesamten Armee im Amt Schwabach.[6] Nach Ansbach[7] das er am 31. März erreichte, hatte er Nachricht übersenden lassen, man möge 20.000 Pfund Brot backen und binnen 2 Tagen zur Lieferung in Bereitschaft halten lassen. (Ebd. S. 58ff.). Dort beschloß Bernhard, die befestigten Plätze Herrieden[8] und (Wolframs-)Eschenbach[9] ein[zu]nehmen. Er kommandierte deshalb den Generalmajor Lohausen mit einigem Volk und Stücken vor Eschenbach, welcher am 23.3./2.4. 1633 Bresche schießen ließ und die Besatzung und Bürgerschaft zur Übergabe durch Akkord zwang.

Er selbst zog, nachdem er von Ansbach zusätzliche Geschütze angefordert und das Hastver’sche Regiment von Neustadt[10] herbeigerufen hatte, am 2. April vor Herrieden. Die bisherige kaiserliche Garnison bestand aus 150 Mann und hatte die zweimalige Aufforderung, sich zu ergeben, mit höhnischen Worten abgewiesen. Der Herzog ließ daraufhin Bresche schießen und den Graben füllen: ‚Worauff die belagerte[n] ein weis fähnlein über die maure ausgestecket / vnd sich zum accord erboten. Da dann der Obriste Hastvert unter die breche gegangen / vnd jemand, den accord zu machen / herausgefordert: Hingegen sie [jemand] von [den] Officierern hinein begehrt. Wie nun Capitain von gemeldtem Obristen nebst dessen Capitain Lieutenant durch die breche hineingestiegen / vnterdessen ihnen der Obrister [Hastver] etwas hart zugesprochen / wolten sie solches nicht recht verstehen / sondern gaben auf gemeldte beyde Officierer fewr heraus / vnd ward der Capitain Lieutenant dergestalt getroffen, das er todt aufm platze blieb. Worüber der Herzog [Bernhard] entrüstet / das Gespräch abrumpiret / mit Stücken noch zweymal Salve gegeben / die breche also erweitert / vnd die Soldaten hineingehen lassen‘. (Chemnitz II, S. 96). Außer Weibern und Kindern wurde alles niedergehauen und die Stadt geplündert. Das Hastver’sche Regiment wurde zunächst als Besatzung hineingelegt, allerdings nach einigen Tagen durch den Rittmeister Christoph von Rochau (Rochow) mit einer Kompanie zu Pferd von Bernhards Leibregiment und 200 Musketieren ersetzt. (Soden II, S. 62, S. 67)“.[11]

Das „Theatrum Europaeum“[12] berichtet über die Lage in der schwedischen Armee nach Banérs Tod (1641). Anscheinend wollten die überwiegend deutschen Offiziere statt des designierten Torstensson einen General aus ihrer Mitte: „Die gesampte Officirer befanden unter sich selbsten rathsam zu seyn / von ihrer aller wegen jemanden nach Schweden abzuordnen / deß Herrn Banners Todtfall zu notificirn / um ein ander General-Haupt zu bitten / und dabenebens zu wissen begehren / wie sie wegen zehen Jähriger Diensten befriedigt werden solten : deßwegen sie versicherung / und der Recruten-Gelder Bezahlung halben Erinnerung und Anmahnung thun sollen. Sie sollen aber auch zugleich um ein Hochteutsches General-Haupt gebetten / und den beyden abgeordneten / unter denen einer der Obr. Lieut. Rochau / der andere Cap. Mortaigne, gewesen / in die Instruction gesetzet haben / woferne man sie mit Resolution lang auffhalten würde / ihren Ruckweg ohne dieselbe förderlich wiederum zu nehmen / und ihrer Charge abzuwarten. Sie erhielten aber eine annehmliche / und zwar diese Expedition hierauff : Sie sollten alle samptlichen dahin versichert seyn / daß bey Beschliessung eines Friedens / an deme man nicht zu zweiffeln habe / die Königl. Maj. und Cron Schweden / sich einem jeden um die allgemeine Freyheit meritirten Cavallier / nach dem Maß seiner Meriten / zu annehmlicher Recompens gewiß recommandiret seyn lassen werde : allein versehe man sich / sie werden bey so übergrossen Aufgaben jetziger Zeit an die Cron Schweden nicht dringen / sondern in ihren getreuen Diensten / dapffern Eyffers beständig continuiren / und Gemüth und Hände nicht sincken lassen / und derwegen für dißmal mit 180000. zu Hamburg[13] stehenden Reichsthalern / in Abschlag Forderung vor lieb nehmen ; Darauff jedem Abgeordneten eine güldene Kette verehret / sie mit Zehrung außgelöset / und ihnen noch darzu 1500. Reichsthaler auff den Ruck-Wege mit gegeben worden“.[14]

Der Hildesheimer[15] Chronist, Arzt und Ratsherr Dr. Jordan notiert in seinem Tagebuch unter dem 5./15.9.1641: „Die Allirten Armeen marschirten vergangene Nacht von dannen nach Gifhorn.[16] Die Ursach mach von Gott bekannt seyn, weil sie noch feststunden und keines Mangels an Proviant hatten. In dem Abmarche seyn beide Herzog August Regimenter, eins zu Roß und eins zu Fueß, unter beiden Obristen Koch von ihnen nach Dannenberg[17] gegangen. Wie die Schwedische solches gesehen und gesagt: ‚Wo stremet sick, dut‘. Herzog Augusti seine Leute haben gesagt: ‚Es streme sick soo‘. Bis an Lüneburgk[18] alles Vieh geraubet. Nachgehnds wie die Armee von Oeßel[19] nach Zell[20] sich gewandt sich gewandt, kombt der Obristliutnand Rochow und Obrist Hake von Wißmar[21] zu der Schwedischen Armee berichten, daß Torstensohn sie zu Wißmar gesprochen und warumb sie den Posten bey Wulfenbüttel[22] verlassen. Landgraf Johan (von Hessen) und Klietzing haben ihm unter blawen Himmel höchlich verwiesen, daß sie die Schweden die schöne occasion so verlassen und in keine Differenz setzen wollten, sondern dafern sie, die Schweden, noch ferner bey ihren Propositionen verharren, werden sie, die übrigen Allirten, Ursach genug haben von ihnen zu gehen. Darauf einhelliglich beschloßen uf den Feind zu gehen. Man gab große Schuld uf Grãl.-Majeur Adam von Pfuhl und anderen, so etwan corumpiert oder hohe Ehren im Säckel vom Kayser führeten“.[23]

Rochow wurde am 2.11.1642 in der 2. Schlacht bei Breitenfeld[24] verwundet.[25]

Er stand 1643 als Obrist unter Königsmarcks Befehl in schwedischen Diensten.

In der Rüthner-Chronik der Stadt Hof[26] heißt es: „Stracks nach Ostern zog der generalmayor Königsmarck aus Meißen[27] herauf nach dem Vogtland,[28] lag etliche tage zu Plauen[29] stille, und hernach gieng er mit seinem bey sich habenden völckern auf Adorf[30] und von dahin nach Francken und Böhmen, brandschazte aller orten die länder und städte und rückte vornehmlich unserem gnädigen fürsten und herrn in sein land, legte sich vor Culmbach[31] und begehrte  eine grausame summa geldes und allerhand kriegsrüstung von seiner fürstlichen gnaden, welcher zu Bayreuth[32] hof hielte. Er zwang auch dero zu Culmbach hinterlassene räthe und beamte, dass sie mit ihm einen accord schliesen und innerhalb 2 monath 19000 reichsthaler verwilligen musten auser all dem schaden, welchen sie hin und wieder auf dem land angerichtet und gethan hatten. Von da zog er mit seinem bey sich habenden völckern nach dem Stift Bamberg und Würzburg, brandschazte dieselben ingleichen zimlich starck und ruckte sodann wiederum nach Böhmen nach Böhmen zu. Brachte es auch in kurzer zeit sehr weit. Die ganze bagage aber nebst 2 regiementern zu roß, als des obristlieutenant Lambs und obristen Rochauers, giengen hierher nach Hof, kamen den 29. april sonnabends vor Cantatae alhier an. Es waren sehr viele wagen und pferde, fraßen alles auf den feldern und wiesen auf, verderbten die leute jämmerlich, und wurden meistentheils von hauß und hof verjaget, also auch dass nach ihrem hinwegzug der schaden auf dem felde und in der stadt auf 2000 gulden aestimiret worden. Gleichwohl aber erholete sich das graß hernachmals kurz vor der heuerndte gar schön, und wäre eine reiche ernde worden, wo es nicht wäre abermals verstöret worden, wie bald folgen wird. Diese lagen bis 1. maii stille, ruckten hernach weiter nicht als bis auf Helmbrecht[33] und Kupferberg,[34] auch auf Stadtsteinach,[35] woselbst sie auch alles verderbeten“.[36]

Dr. Jordan hält unter dem 25.11./5.12.1643 fest: „Der Schwedische Obrist Rochaw aus dem Stift Halberstadt[37] fält in Dinklar[38] (ein), nimpt Pferde, Schaafe, Kühe, weg, plieb folgende Nacht in Ottbergen[39] liegen, begehrt für 1 Schaaf 1 Goldfl., für 1 Kuh 6 Thl, Pferd, aber behielt er“.[40]

„Am 20. des letzten Monats im Jahre [1643; BW] erschien der Obrist v. Rochow mit vier Kompagnien Reitern vor Gandersheim[41] und begehrte Quartier. ‚Rath vnd Bürgerschaft beneben eingeflohenen Bauern‘ besetzten jedoch Mauern und Wälle und verwiesen ihn auf ‚wüste Dörffer, ruhmredigerweise so vberlaut schreyende, sie hetten mehr als ein mahl ein regiment von der Stadt hinweg geschlagen, sie wollten dies regiment durchaus nicht einlassen, sondern Viel lieber sterben‘. Rochow blockierte nun Gandersheim, und die Bürger verhöhnten seine Soldaten von den Wällen: ‚Lustig ihr Herren, die Schwedische Schelmen, die Strassenräuber, die Diebe etc. sindt vorhanden. Schiesset die Schwedische Schelmen todt, Schlaget die Schelmen alle Zuboden‘. Rochow, hierüber höchst erbittert, verlangte in seinem Bericht an Königsmarck die Anweisung, ‚solche Leichtfertige Vögel … mit ziemlichen schüssen auf Soldaten manier‘ zu züchtigen. Allein dieser zog es vor, ein energisches Schreiben an die Stadt zu richten, worauf diese sich nach eintätiger ‚Belagerung‚ ergab. Rochow schreibt darauf seinem Vorgesetzten: ‚Die Vestung Gandersheimb hat sich nunmehr auff das Zugeschickte des Herrn General Majors auf genadt und Vngenadt ergeben. … Ich kan wol mit höchster wahrheit Sagen, daß ich mein lebtag Dergestalt von keinem ort tractiret worden als von den Schelmen‘ „.[42]

Nach Dr. Jordan kommandierte er im Januar 1645 400 Kavalleristen unter Königsmarck.[43]

Er verstarb am 17.1.1659 auf Ribe/Jütland.[44]

[1] Regensburg; HHSD VII, S. 605ff.

[2] Augsburg; HHSD VII, S. 44ff.

[3] Bamberg; HHSD VII, S. 66ff.

[4] Weißenburg i. Bayern [LK Weißenburg-Gunzenhausen]; HHSD VII, S. 799ff.

[5] Nürnberg; HHSD VII, S. 530ff.

[6] Schwabach; HHSD VII, S. 681f.

[7] Ansbach; HHSD VII, S. 26ff.

[8] Herrieden [LK Ansbach]; HHSD VII, S. 288f.

[9] Wolframs-Eschenbach [LK Ansbach]; HHSD VII, S. 827f.

[10] Neustadt a. d. Aisch [LK Neustadt/Aisch-Bad Windsheim]; HHSD VII, S. 512f.

[11] ENGERISSER, Von Kronach, S. 149; die zurzeit beste kriegsgeschichtliche Darstellung.

[12] Vgl. BINGEL, Das Theatrum Europaeum.

[13] Hamburg; HHSD I, S. 83ff.

[14] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 618.

[15] Hildesheim; HHSD II, S. 228ff.

[16] Gifhorn; HHSD II, S. 167ff.

[17] Dannenberg [Kr. Lüchow-Dannenberg]; HHSD II, S. 106f.

[18] Lüneburg; HHSD II, S. 311ff.

[19] Orrel bei Munster [Örtze] [LK Soltau-Fallingbostel].

[20] Celle; HHSD II, S. 94ff.

[21] Wismar [Kr. Wismar]; HHSD XII, S. 133ff.

[22] Wolfenbüttel; HHSD II, S. 503ff.

[23] SCHLOTTER, Acta, S. 352.

[24] Breitenfeld [Kr. Leipzig]; HHSD VIII, S. 38f.

[25] RUDERT, Kämpfe, S. 151.

[26] Hof; HHSD VII, S. 302f.

[27] Meißen; HHSD VIII, S. 223ff.

[28] Vogtland; HHSD VIII, S. 350ff.

[29] Plauen [Vogtland]; HHSD VIII, S. 279ff.

[30] Adorf [Kr. Oelsnitz]; HHSD VIII, S. 1f.

[31] Kulmbach; HHSD VII, S. 379f.

[32] Bayreuth; HHSD VII, S. 77f.

[33] Helmbrechts [LK Hof]; HHSD VII, S. 282.

[34] Kupferberg [LK Kulmbach], HHSD VII, S. 382.

[35] Stadtsteinach [LK Kulmbach], HHSD VII, S. 710f.

[36] KLUGE, Hofer Chronik, S. 217f.

[37] Halberstadt [Kr. Halberstadt]; HHSD XI, S. 169ff.

[38] Dinklar [Kr. Hildesheim/Marienburg]; HHSD II, S. 116f.

[39] Ottbergen [Kr. Hildesheim-Marienburg]; HHSD II, S. 372f.

[40] SCHLOTTER, Acta, S. 418.

[41] Gandersheim; HHSD II, S. 158ff.

[42] MÜHE, Gandersheim, S. 60f. Vgl. ferner Slg. 15: Autographensammlung des Königlichen Hausarchivs der Niederlande. Online verfügbar unter: sachsen-anhalt.de/fileadmin/Elementbibliothek/Bibliothek_LHA/FB/Slg_15_00_Findbuch.pdf, Nr. 161: Otto Christoph Rockow [! BW], schwedischer Militär, an Fürst August von Anhalt-Plötzkau, Alsleben 1644.

[43] SCHLOTTER, Acta, S. 441.

[44] Ribe [Ribe A, Jütland]; HHSDän, S. 161ff.

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