Rammel, Simon

Rammel, Simon; Obristleutnant [ – ] Rammel stand als Rittmeister und später als Obristleutnant der Kavallerie im Regiment Sperreuter.

1632 war er Kommandant von Weißenburg[1] gewesen.

Im Mai dieses Jahres stand Cratz zu Scharfenstein mit kurbayerischen Truppen vor Weißenburg. Im damals schwedenfreundlichen „Theatrum Europaeum“ heißt es:Die Schwedische Besatzung hat sich zwar tapffer gewehrt vnnd der Bayerischẽ etlich hundert erlegt / als sie aber etliche Tag lang sich also auffgehalten / vnnd vergeblich auff Succurs gewartet / haben sie endlichen / nach dem die Bayerische mehr Geschütz von der Festung Wülzburg[2] (welche Anspachisch vnnd vor diesem dem Graffen von Tylli / wie er auff das Bisthumb Bamberg angezogen / eingeraumet werden müssen / vnnd damals noch in der Bayerischen Gewalt war) herab gebracht / accordiret / vnnd den acht vnd zwantzigsten Maij mit ihren Gewehren / Sack vnd Pack nach Kriegsgebrauch abgezogen. Aber der gemachte Accord ist ihnen bey dem Abzug nicht gehalten worden. Dann die Bayerischen sie vberfallen / geplündert / vnnd wer sich nicht bey ihnen understellen wollen / nidergehawet: solchem nach in das Stättlein eingefallen / alles außgeplündert / Kisten vnnd Kasten zerhawen, Weiber vnnnd Jungfrawen geschändet / deren vber hundert neben den Rathsherren vnd Predigern weggeführet / vnnd die drey Thor verbrennet. Der Obriste Cratz hatte Befelch auch die Mawren niderzureissen vñ Anspach[3] / Schwabach[4] vnd Rott[5] gleichfals zu ruiniren: Aber wegen der Schwedischen Ankunfft zu Donawert[6] / war ihm die Zeit zu kurtz / deßwegen er sich wider durch Aichstätt[7] nacher Ingolstadt[8] begehen muste“.[9] Der Weißenburger Chronist Alexander Döderlein berichtet: „Die Kaiserlichen haben uneingedenk der Akkordpunkte die Stadt totaliter ausgeplündert, sonderlich die Schweden totgehauen, geschlagen, geraidelt, Frauen und Jungfern geschändet, teils zu bestialischer Lust davon geführt, teils Bürger und Herren in Arrest genommen und an die 7/4 Jahre darin gehalten, und die Stadttore mit höchster Gefahr in Brand gesteckt. Es sind nicht mehr als 10 Personen in der Stadt geblieben.“[10] Der schottische Söldner Robert Monro erinnert sich: „Zu dieser Zeit wurde auch Weißenburg von den Streitkräften des Herzogs wieder eingenommen, die einige Kanonen aus der Festung Wülzburg erhalten hatten. Obwohl sich die Garnison der Schweden tapfer hielt und auch einen ehrenvollen Akkord schloß, brachen die Papisten in unwürdiger Weise ihr Wort, denn diejenigen, die nicht unter ihren Fahnen dienen wollten, wurden niedergehauen, und die Stadt, die sich ihnen willfährig zeigte, wurde trotz des Akkords geplündert. Frauen und Kinder wurden geschändet, während man die Prediger und die Bürgermeister gefangen nach Ingolstadt führte. Der Feind legte daraufhin die Stadttore nieder und verbrannte sie“.[11]

In den Aufzeichnungen des Pfarrarchivs von Heidenheim[12] heißt es: „Um diese Zeit, Dienstag nach Pfingsten, ist die Stadt Weißenburg von etlich tausend kaiserlichem Kriegsvolk, so Ingolstadt und Regensburg herauf kommen, unter dem Kommando des Obristen Cratzen belagert und bis an den fünften Tag stark beschossen worden, darin sich die Bürger und Soldaten ritterlich gewehret. Doch endlich, als sie keinen Entsatz bekommen, Sonntags in festo Trinitatis mordiert[13] und die Stadt übergeben, auch sobalden vom Feind rein ausgeplündert worden. Zeit währender Belagerung sind die kaiserlichen Reuter überall ausgefallen auf die Beut und Plünderung, haben die Dörfer an der Altmühl alle spoliert (beraubt). Berolzheim[14] samt dem Schloß in Brand gesteckt und etlich 70 First in die Aschen gelegt. Heidenheim ist den 25. und 26. Mai aufs neue wieder ausgeplündert und Jung und Alt verjagt worden“.[15]

„Nach Übergabe der Stadt [Dinkelsbühl[16] am 11.5.1632; BW] hatte Sperreuter den katholischen Rat, Geistliche sowie auch den Apotheker in Arrest stecken lassen und einen neuen protestantischen Rat eingesetzt. Dieses Inhaftieren von Rat und Geistlichen war keine Willkürmaßnahme gegen die Stadt und die Katholiken an sich. Die Ursache lag im Geschehen, welches sich fast gleichzeitig in Weißenburg abgespielt hatte. Der bayerische Feldmarschall Cratz von Scharpfenstein hatte mit über 7000 Mann die Stadt Weißenburg belagert und beschossen. Der mit einer kleinen Besatzung darin liegende sperreuterische Rittmeister Rammel war gegen die Übermacht von Cratz chancenlos. Es wurde am 27./6. Mai/Juni ‚accordiert’. Rammel bekam einen ehrenvollen Abzug zugestanden mit ‚Sack und Pack, fliehenden Fändl, brennenden Lunden und Kugeln im Mundt, Kriegs gebrauch nach, samt ihren eigenen Wägen und Pferden …’. Beim Abzug wurden dann jedoch die schwedischen Soldaten von den Bayern überfallen, total beraubt, ausgeplündert und in Gefangenschaft nach Ingolstadt geführt. Sperreuter war über das Nichteinhalten des Akkords sehr aufgebracht und hatte sofort einen Trompeter mit einem Brief zu den Bayern nach Ingolstadt geschickt. Er forderte darin die sofortige Freilassung seiner Leute (es waren auch Leute vom Nürnberger und markgräflich-ansbachschen Ausschuss dabei), einschließlich der Erstattung der geraubten Sachen. Er kündigte an, dass er ansonsten ‚dergleichen Proces’ machen würde. Als Gegenmaßnahme hätte er schon den alten Rat von Dinkelsbühl, den Vogt sowie etliche Pfaffen in Arrest gesteckt“.[17] Cratz scheint das nicht beeindruckt zu haben, denn die Dinkelsbühler Geiseln sind wahrscheinlich erst im Frühjahr 1634 wieder frei gekommen.

Am 13.2.1634 hatte der kurbayerische Obrist Johann Heinrich Freiherr von Haslang zusammen mit dem Ingolstädter Kommandanten Caspar Schnetter bei dem Versuch der Verproviantierung der Festung Wülzburg bei Eichstätt[18] eine Niederlage gegen schwedische Verbände unter dem Landgrafen Johann von Hessen-Darmstadt, dem Sperreuter’schen Obristleutnant Simon Rammel, der innerhalb eines Jahres vom Rittmeister zum Obristleutnant aufgestiegen war, und des Obristen Claus Hastver erlitten und war gefangen genommen worden.[19]

[1] Weißenburg i. Bayern [LK Weißenburg-Gunzenhausen]; HHSD VII, S. 799ff.

[2] Wülzburg [Stadt Weißenburg i. Bayern]; HHSD VII, S. 835f.

[3] Ansbach; HHSD VII, S. 26ff.

[4] Schwabach; HHSD VII, S. 681f.

[5] Roth [LK Roth]; HHSD VII, S. 634f.

[6] Donauwörth [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 147ff.

[7] Eichstätt [LK Eichstätt]; HHSD VII, S. 160ff.

[8] Ingolstadt; HHSD VII, S. 326ff.

[9] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 2, S. 647; MILGER, Dreißigjähriger Krieg, S. 240. Das „Zitat“ bei MILGER ist gekürzt und sprachlich unzutreffend.

[10] MILGER, Dreißigjähriger Krieg, S. 240.

[11] MAHR, Monro, S. 174.

[12] Heidenheim [LK Weißenburg-Gunzenhausen]; HHSD VII, S. 577.

[13] accordiert ?

[14] Berolzheim [LK Weißenburg-Gunzenhausen]; HHSD VII, S. 88f.

[15] Heidenheim von A-Z: Der Dreißigjährige Krieg in der Heidenheimer Gegend, S. 3f.

[16] Dinkelsbühl [LK Ansbach]; HHSD VII, S. 142ff.

[17] KODRITZKI, Seitenwechsel, S. 15ff.

[18] Eichstätt [LK Eichstätt]; HHSD VII, S. 160ff.

[19] HEILMANN, Kriegsgeschichte Bd. 2, S. 457; SODEN, Gustav Adolph Bd. 2, S. 405; LAHRKAMP, Werth, S. 35, Anm. 5.

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