Perad [Peralta, Perazzi], Petrus [Peter]

Perad [Peralta, Perazzi], Petrus [Peter]; Kapitän [ – ] Petrus Perad [Peralta, Perazzi[1]], ein „thrasonischer Spanier“,[2] der wahrscheinlich aus dem Königreich Neapel stammte, stand 1631 als Kapitän[3] und Kommandant von Loitz[4] in kaiserlichen Diensten.

Der Diplomat und Annalist Khevenhüller[5] hält in den „Annales Ferdinandei“ fest: „Hierauf ist der König für Clempenau[6] gezogen, dasselbe glücklich erobert, auf welches Treptow[7] von denen Kayserlichen verlassen worden, wie nun selbiges besetzt, und die Königl. Armée mit mehrerm Fuß-Volcke, Stücken[8] und andern Kriegs-Bereitschafften verstärcket, ist er auf Barnim[9] und Loitz fortgerücket, doch Loitz vor dem Aufbruche auffodern lassen. Auf welches der darinn liegende Italiänische Capitain, Petrus Perad, sich anfangs gar heroisch erzeigt, und mit grossen bravirlichen[10] Worten geantwortet: Er wolte kein Cujon[11] seyn, wie der zu Treptow, sondern wollte fechten als in Cavalier biß auf den letzten Mann, darauf auch seine Rüstung angezogen, und sich bey den Adel. Frauenzim̃er also praesentiret, welches seiner u. ihrer zu schonen begehrt, und ihn dahin beweget, daß er seine Rüstung wieder abgeleget, und nachdem der König ankommen, und fragen lassen: Was er gesinnet wäre, und ob er fechten wolte ? geantwortet: Weil er sähe, daß er des Königs Macht sich zu widersetzen nicht vermochte, wäre er bedacht zur Capitulation zu schreiten. Worauf der König begehrt, daß er in Person erscheinen solte. Wie nun solches geschehen, und gedachter Capitain eine sehr schöne güldene Kette um den Halß gehabt, hat ein Schwedischer Aventurir[12] den König ersuchet, ihm zu erlauben, daß er ihm vor dem Accord[13] solche Kette abnehmen möchte, welches ihm erlaubt worden, und geschehen, und hat sich der Capitain im geringsten nicht widersetzt“.[14] Nach einem zeitgenössischen Flugblatt soll er geäußert haben, „er wolle sich da vergraben lassen“.[15]

„Demnach nun New-Brandenburg[16] vnnd andere vorgemelte Ort erobert / stärckte sich der König mit etlicher Reuterey auß der Insul Rügen[17] / vnd dann etlichen Fußvolck auß den vmbligenden Städten / die er allbereit in seiner Gewalt hatte / beneben fünff Stücken Geschütz / so er auß Stralsund[18] bringen liesse / vnd andern Bereitschafften. Rückte darnach mit der Armada fort auff Loitz. Doch ehe er für solchem ankam / liesse er es auffordern. Worauff der darinn liegende Spanische Capitain antwortet / er wolte sich nicht verhalten / wie die zu Treptow / sondern wolte fechten als ein Cavallier biß auff den letzten Mann: Aber doch ward er durch das Frawenzimmer beweget / daß er seine Meinung änderte / also daß er / wie der König ankam vnd fragen liesse / was er zu thun gemeynet were / vnd ob er fechten wollte ? antwortete / weil er sehe / dass er seiner macht zu widerstehen nicht vermöchte / wolte er sich gern zur Capitulation præsentiren. Worauff der König begert / dz er selbsten erscheinen solte: welches als es geschehen / vnnd gedachter Spannische Capitain eine schöne güldene Kette vmb den Hals hatte / ersuchte ein Schwedischer Aventurier den König / vor dem Accord / daß er solche Kette ihm abnehmen möchte / zu erlauben. Solches als es ihm zugeben wurde / name er ihm die Kette alsbald vom Hals: darwider sich dann der Spanier gantz nicht nicht setzete / sondern solches alles ohne Widerred geschehen liesse“.[19]

[1] RANGO, Gustav Adolph der Grosse, S. 216; MICRAELIUS, Antiquitates Pomerianæ, S. 201.

[2] BARTHOLD, Geschichte von Rügen und Pommern, 4. Teil, 2. Bd., S. 596. thrasonisch: großsprecherisch, prahlerisch.

[3] Kapitän (schwed. Kapten): Der Hauptmann war ein vom Obristen eingesetzter Oberbefehlshaber eines Fähnleins der Infanterie, das er meist unter Androhung einer Geldstrafe auf eigene Kosten geworben und ausgerüstet hatte. Der Hauptmann warb daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. In der Kompanie-Stärke wurden sogenannte „Passevolants“ mitgerechnet, nichtexistente Söldner, deren Sold ihm zustand, wenn er Deserteure und verstorbene Soldaten ersetzen musste.  Der monatliche Sold eines Hauptmanns betrug 160 fl. (Nach der Umbenennung des Fähnleins in Kompanie wurde er als Kapitän bezeichnet.) Der Hauptmann war verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Er musste die standesgemäße Heirat seiner Untergebenen bewilligen. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Kapitänleutnant, übernommen. Der Hauptmann marschierte an der Spitze des Fähnleins, im Zug abwechselnd an der Spitze bzw. am Ende. Bei Eilmärschen hatte er zusammen mit einem Leutnant am Ende zu marschieren, um die Soldaten nachzutreiben und auch Desertionen zu verhindern. Er kontrollierte auch die Feldscher und die Feldapotheke. Er besaß Rechenschafts- und Meldepflicht gegenüber dem Obristen, dem Obristleutnant und dem Major. Dem Hauptmann der Infanterie entsprach der Rittmeister der Kavallerie. Junge Adlige traten oft als Hauptleute in die Armee ein.

[4] Loitz [LK Demmin]; HHSD XII, S. 232f.

[5] Franz Christoph v. Khevenhüller [Khevenhiller] [21.2.1588 Landskron-13.6.1650 Baden bei Wien].

[6] Klempenow, Burg; Ortsteil von Breest [LK Demmin].

[7] Treptow [Trzebiatów; Pommern, heute Polen]; HHSD XII, S. 303ff.

[8] Stück: Man unterschied Kartaunen [Belagerungsgeschütz mit einer Rohrlänge des 18-19-fachen Rohrkalibers [17,5 – 19 cm], verschoss 40 oder 48 Pfund Eisen, Rohrgewicht: 60-70 Zentner, Gesamtgewicht: 95-105 Zentner, zum Vorspann nötig waren bis zu 32 Pferde: 20-24 Pferde zogen auf einem Rüstwagen das Rohr, 4-8 Pferde die Lafette]; Dreiviertelkartaune: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 16-17faches Kaliber, schoss 36 Pfund Eisen. Vgl. MIETH, Artilleria Recentior Praxis; halbe Kartaunen [langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 32-34-faches Kaliber (10,5-11,5 cm), schoss 8-10 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 22-30 Zentner, das Gesamtgewicht 34-48 Zentner. Als Vorspann wurden 10-16 Pferde benötigt].

Viertelkartaune: „ein stück, welches 12 pfund eisen treibt, 36 zentner wiegt, und 24 kaliber lang ist. man hält diese stücke in den vestungen für die allerbequemste“ [GRIMM; GRIMM, DWB]. Meist als Feldschlange bezeichnet wurde auch die „Halbe Schlange“: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 32-34-faches Kaliber (10,5-11,5 cm), schoss 8-10 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 22-30 Zentner, das Gesamtgewicht 34-48 Zentner. Als Vorspann wurden 10-16 Pferde benötigt; die „Quartierschlange“: 40-36-faches Kaliber (6,5-9 cm), Rohrgewicht: 12-24 Zentner, Gesamtgewicht: 18-36 Zentner, Vorspann: 6-12 Pferde; Falkone: 39-faches Kaliber Rohrgewicht: 14-20 Zentner, Gesamtgewicht: 22-30 Zentner, Vorspann: 6-8 Pferde; Haubitze als Steilfeuergeschütz, 10-faches Kaliber (12-15 cm), zumeist zum Verschießen von gehacktem Blei, Eisenstücken („Hagel“) bzw. Nägeln verwendet; Mörser als Steilfeuergeschütz zum Werfen von Brand- und Sprengkugeln (Bomben). Angaben nach ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 575 ff. Pro Tag konnten etwa 50 Schuss abgegeben werden. „Vom Nürnberger Stückegießer Leonhard Loewe ist die Rechnung für die Herstellung zweier jeweils 75 Zentner schwerer Belagerungsgeschütze erhalten, die auf den heutigen Wert hochgerechnet werden kann. An Material- und Lohnkosten verlangte Loewe 2.643 Gulden, das sind ca. 105.000 bis 132.000 Euro. Das Material und der Feuerwerker-Lohn für den Abschuss einer einzigen 24-pfündigen Eisenkugel aus diesen :Halben [?; BW] Kartaunen’ kosteten fünf Reichstaler – mehr als die monatliche Besoldung eines Fußsoldaten“. EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 81; SCHREIBER, Beschreibung, bzw. Anleitung, 3. Kapitel.

[9] Barnim => Landkreis Barnim.

[10] bravierlich: großsprecherisch, prahlerisch.

[11] Cujon: nichtswürdiger, verächtlicher Mensch, Schurke: „lumpenhund, hundsfott, it. coglione, sp. cojon, auch eins der im 30 jährigen krieg aufgekommnen wörter“ [DWB].

[12] Aventurier: Abenteurer, Schlachtenbummler, die zeitweise auf eigene Kosten im Heer dienten, auch Freibeuter (Kriegsunternehmer). Vgl. ERNSTBERGER, Abenteurer. Von den Städten wurde dagegen verlangt, dass sie diesen oft adeligen Schlachtenbummlern Quartier und Unterhalt gaben. In der „Begründten Summarische Relation“ (Quelle 6) über die Schlacht bei Alerheim (1645) heißt es „Insonderheit ist vnder den Französischen Auenturirn, wie man nachricht hat / eine nit geringe anzahl / vnd darunder vil vornemme Leut / Todt gebliben“.

[13] Akkord: Übergabe, Vergleich, Vertrag: Vergleichsvereinbarungen über die Übergabebedingungen bei Aufgabe einer Stadt oder Festung sowie bei Festsetzung der Kontributionen und Einquartierungen durch die Besatzungsmacht. Angesichts der Schwierigkeiten, eine Stadt oder Festung mit militärischer Gewalt einzunehmen, versuchte die militärische Führung zunächst, über die Androhung von Gewalt zum Erfolg zu gelangen. Ergab sich eine Stadt oder Festung daraufhin ‚freiwillig‘, so wurden ihr gemilderte Bedingungen (wie die Verschonung von Plünderungen) zugebilligt. Garnisonen zogen in der Regel gegen die Verpflichtung ab, die nächsten sechs Monate keine Kriegsdienste beim Gegner zu leisten. Zumeist wurden diese Akkorde vom Gegner unter den verschiedensten Vorwänden bzw. durch die Undiszipliniertheit ihrer Truppen nicht eingehalten.

[14] KEVENHILLER, Annales Ferdinandei 11. Theil, Sp. 1762.

[15] VD17 23:241292P: Schreiben Auß Dem Königklichen Schwedischen Läger/ An ein Hoche Standtspersohn/ von einem vom Adel den 12. Weinmonat diß 1631. jahrs/ abgegangen : Darinn Grundtlich werden außgeführt: I. Die ursachen/ die ihr Königkl. May. in Schweden/ zum Teutschen Krieg bewegt … II. Ein kurtze beschreibung der Herren GeneralStaaden der vereinigten Niderlanden/ den 2. Herbstmonat 1631. erlangten Sigs ; Auß dem Frantzösischen einfeltig ubersetzt. [s. l.] 1631.

[16] Neubrandenburg [Kr. Neubrandenburg]; HHSD XII, S. 69ff.

[17] Rügen [Mecklenburg-Vorpommern]

[18] Stralsund [LK Vorpommern-Rügen]; HHSD XII, S. 292ff.

[19] GOTTFRIED, ARMA SVEVICA, S. 90f.

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