Pentz von Pentzenau, Johann Heinrich Graf

Pentz von Pentzenau, Johann Heinrich Graf; Obrist [1605 – 5.11.180 in Frankfurt] Pentz von Pentzenau stand 1643 als Obrist in kaiserlichen Diensten.

Im „Theatrum Europaeum“ heißt es:

„Kurtz zuvor ehe die Statt Brinn[1] von der Schwedischen Armee angetastet worden / hatte Herr Graff von Gallas den Käyserl.  Obristen Wachtmeister Crakaw [Krockow; BW] mit den besten Teutschen Tragonern vnd Reuttern von dem ganzen Heer außgesandt / vnd sich entgegen auff die Käyserische Gegenwart vnd starcke Vngarische Hülffe verlassen / welches aber gefehlet / dadurch die Schwedische veranlast worden / auff gedachte Statt etwas zu wagen. Demnach nun ermeldte Völcker vnter dem Obristen Crakow in Schlesien vnterschiedliche Oerter in Geldstewer gesetzt / vnd etlicher geringer Plätze sich Meister gemacht / sind sie endlich gantz in Hinder-Pom̃ern durchgetrungen / selbige Gegend in grosse Vnruhe vnd Schaden gebracht / vnd nicht allein das ebene Land auff viel Meilen weit vnd breit nach eigenem Belieben geplündert / gebrandschätzt / vnd zur Geldstewer gezwungen / sondern auch in die 4000. Stück allerhand Viehe ohne die Pferde / hinweg geführet.

Das Hauß vnnd Stättlein Schiffelberg[2] / worinn nur ein Fenderich mit 72. Mann gelegen / deßgleichen Treptaw[3] / worinnen die Bürger nichts beystewren wollen / sondern sich zur Gegenwehr gestellet / wurden mit Gewalt eingenommen. Vnd dieses letztere zwar / weil es sich so halßstarrig erzeigt / vnnd die Käyserische ins dritte mal durch beschehenen Widerstand / zu rück getrieben / als man den Ort einbekommen / biß in den dritten Tag rein außgeplündert / vnd noch darzu zween Bürgermeister hinweg geführet. An welchem Ort die Crakawischen an geflehnten Gütern ein grosse Beuthe erwischet haben.

So hat sich auch das veste Schloß Schiffelbein / dem Obristen Stallhansen [Stålhanske; BW] zuegehörig / nach etwas geringem Widerstand / accomodiren müssen / welchen Ort Obrister Crackaw bevestigen / vnd die Mühlen für dem Herrn-Hauß mit in die Verschantzung ziehen lassen / worinnen Hauptmann Gutwein mit 60. Schützen vnd 30. Reutern zur Defension geordnet worden.

Er selbst Crakaw hatte dazumal / vnnd als er das Fürstl. Schloß zu Corlin[4] besetzt / sein Läger bey Belgard[5] gemacht / von darauß dessen Soldaten biß auff Rigenwald[6] / Schlage[7] / Stolpen[8] / vnd der Orten / streiffen / vns selbige gantze Gegend zum Contribuiren anhalten können.

Nach Eroberung Troppaw / darinnen nur 10. Schwedische Soldaten gelegen / haben sie sich auch der Stadt Kammin[9] / so nicht besetzt gewesen / bemächtiget / vnd darauff vorgehabt / ins Polnische Werder zu gehen / vnd daselbsten sich fest zu setzen / massen sie sich dann auch theils durch erlangte Schiffe allbereit überbringen lassen.

Weilln aber denselben schleuniger Befehl vom Obristen Krackaw zu kommen / daß sie sich eilends wider zu rück ins Läger bey Belgart begeben solten / seynd sie auffgebrochen / vnd das geringste nicht mit sich genommen / sondern auß Beysorge eines Vberfalls noch etliche jhre eygene Pferd stehen lassen.

Wie nun der Schwedische General Wachtmeister Königsmarck dieses Handels verständigt worden / hat er seiner Schuldigkeit zu seyn ermessen / weiterm Vnheil bey Zeiten zu begegnen. Derohalben er am 4. und 5. dieses bey Torgaw mit seinen vnterhabenden Regimenter über die Elbe passiret / seinen Zug auff Lucka[10] und Jütterbock[11] genommen / vnd also starck fortgeylet / vmb den Crackawischen in Hinter-Pommern / bey einer vnd andern Occasion auffzupassen / deme Obrister Birckenfeld vnd Behr / wie auch andere Soldaten / so sich vmb Großglogaw[12] zusammen gezogen / auff der Seiten gefolget / vmb sich mit jhme zu versamlen. Inmittelst / als man hiervon zu Stettin[13] Nachricht erlangt / wurde daselbst wegen Aufführung der Proviant vñ nothwendigen Kriegsbereitschafften / die nebenst 2. viertheil Carthaunen / vnd 4. 6.Pfündige Feldstücken / an den jenigen Orth / dahin der von Königsmarck sie verschreiben vnd begehren würde / abgesehen sollen / gute Anstalt gemacht. Wie derohalben der Obrist Oesterling mit 300. Schützen / vnd den begehrten Stücken / sampt zugehörigen Vorrath / auch andern Kriegszeug bey Lobes[14] zu den Königsmarckischen gestossen / als hat derselbe seinen Zug geraden Wegs auff Schiffelbein genommen / der Meynung / selbigen Platz / als welcher von den Käyserischen besetzt / in der Eyl zu erobern.

Dieweil er aber bey seiner Ankunfft verspühret / daß der auff dem Hause Schiffelbein ligende Defensor sich widersetzt / vnd zu wehren entschlossen war / hat er nicht rathsamb befunden / sich lang dieses Orths auffzuhalten / sondern vielmehr gesucht / wie er mit dem Obristen Crackaw / welcher damals den Obr. Christow / Obr. Sausen / Obr. Pentzenaw / Obr. Walleroßky / Obr. Lüttig [Lüttich; BW] / Obr. Vorhawer / als auch beyde Obriste Leutenanten Bawmann vnd Pompejo / über die Gallasische Tragoner bey sich gehabt / in Eyl in das Spiel tretten möchte. Gestalt er dann noch selbigen Tags nemblich / / am 20. dieses / von dannen auffgebrochen / vnnd geraden Wegs auff Belgarden gangen / auch zu seiner Ankunfft sich mit allen Fähnlein auff den Berg hart für der Statt gesetzt / vnd mit Stücken in das Crackawische Läger starck Fewer geben lassen / dessen Eingelegene aber nicht allein wenig angeantwortet / sondern auch keine Partheyen ins Feld gebracht: außgenom̃en / daß ein Theil deß Schwedischen Vorzugs den Obristen Vorhawer [Vorhauer; BW[15]] strack Anfangs zertreunet / vnd über 100. Gefangene einbracht. Bey welchem Spiel gedachter Obrister mit genawer Noth / nebenst wenigen Reuttern in das Käyserliche Läger entkommen.

Solchem nach ist Königsmarck gantz für dasselbe gerückt / mit Schiessen vnnd Fewer einwerffen einen solchen Ernst gebraucht / daß die Käyserischen diesen Ort verlassen / vnd in die nechste Schantze weichen müssen“.[16]

Pentz von Pentzenau wurde am 24.3.1654 in den Grafenstand erhoben.

[1] Brünn [Brno]; HHSBöhm, S. 68ff.

[2] Schivelbein [Świdwin; Kr. Belgard]; HHSD XII, S. 268f.

[3] Treptow [Trzebiatów; Pommern, heute Polen]; HHSD XII, S. 303ff.

[4] Körlin [Karlino, Kr. Kolberg-Körlin]; HHSD XII, S. 215f.

[5] Belgard [Białogard]; HHSD XII, S. 164ff.

[6] Rügenwalde [Darłowo, Kr. Schlawe]; HHSD XII, S. 262ff.

[7] Schlawe [Sławno]; HHSD XII, S. 270f.

[8] Stolpe [Kr. Anklam]; HHSD XII, S. 290ff.

[9] Kammin [Kamień Pomorski]; HHSD XII, S. 211ff.

[10] Luckau [Niederlausitz; Bez. Cottbus]; HHSD X, S. 268ff.

[11] Jüterbog [Kr. Jüterbog-Luckenwalde/Jüterbog]; HHSD X, S. 229ff.

[12] Glogau [Głogów]; HHSSchl, S. 127ff.

[13] Stettin [Szczecin]; HHSD XII, S. 280ff.

[14] Labes [Lobeź, Kr. Regenwalde]; HHSD XII, S. 226f.

[15] Vorhauer war schwedischer Obrist !

[16] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 5, S. 152f.

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