Novery [Novari, Novary, Navarrus], Ludwig Freiherr de; Obrist [ – ] Novery[1] war kaiserlicher Obrist und Kommandeur der Leibgarde Piccolominis. Bisher wurden nur wenige Textstellen, die ihn betreffen, sowie ein Archivale gefunden.[2]
Der Chronist Jacob Klingsporn [1601-1665] aus Wernigerode[3] berichtet: „Den 21. November [1641; BW] sind die Völker, welche von denen, so von den Schwedischen aufgenommen und wieder loskommen, sich wieder gesammlet, und gen Halberstadt[4] gezogen, wieder anhero kommen und herein begehret, die man nicht einlassen wollen. Folgenden Montag (22. Nov.) gegen Abend sind ungefähr 300 Kaiserliche Reiter unterm Herrn Obersten Ludwig Freiherr von Novari darzu gestoßen, mit Order vom Erzherzog Durchl. [Leopold Wilhelm;[5] BW], darauf man sie eingelassen, und einquartirt. Haben große Insolentien gebraucht und die Leute mit schrecklichen Execution und Geld Pressen heftig geplaget, daß ein Jeder einem gemeinen Soldaten an 6. 8. 10. oder mehr Thaler[6] geben müssen, ohne Essen und Trinken, Sattel, Schuh, Stiefel, Hemde, Tuch und ders[.] zur Kleidung gehörig. Dem H. Obersten hat man ohne das viel Geld geben müssen, als bei die 1200 Thaler, und über das die besten Pferde aus der Stadt, bei die 24. Den Donnerstag (26. Nov.) um zwei Uhr sind die Reiter aus der Stadt geführet, welche um die Stadt herum gelegen und nicht wenig Schaden gethan. Der Oberste ist mit einer Kompagnie wieder hereingezogen, weil ein Kaiserl. Adjutant mit ungefähr 60 Kroaten, die in Nöschenrode[7] logirt, zu ihm kommen. Freitags Abends (27. Nov.) sind vollends aufgebrochen, und gewesene hiesige Garnison auf Blankenburg,[8] die andern auf Derenburg[9] gangen. Ein Quartiermeister ist noch hie geblieben mit ungefähr 15 Reitern“.[10] In den Aufzeichnungen der „Sechsmänner“ aus Wernigerode zu 1641 heißt es: „Jenen Streit zwischen Stadt und Land schlichtete zwar Piccolominis Brief[11] (9. Nov.): daß Stadt und Land die Verpflegung theilen, aber auch eine Hälfte der Grafschaft Stolberg dazu beitragen sollte, (die aber schon anderwärts hin assignirt war,) während die andern zur Unterhaltung der [vor] Blankenburg liegenden Truppen angewiesen wäre: aber den Widerwillen löschte er nicht aus. Die Kosten der Unterhaltung Tempi’s[12] beliefen sich wöchentlich auf 582 Thlr.[13] 12. Gr.,[14] davon sollte die Stadt, das Land,[15] und Stolberg zu gleichen Theilen ein Drittheil tragen, wogegen denn die bisherige wöchentliche Kontribution von 125 Thlr. wegfiel. Doch am (7.) 17. Nov. wurde Tempi ‚von dem Schwed. Oberstleutn. Rauchwald [Johan Reichwaldt; BW] von hier (gebürtig ?[16]) überfallen und gefangen weggeführt. Man hielt die Bürger für die meiste Ursache und die Anleiter solches Einfalls, und so auf Piccolominis Befehl, (zur Einziehung gründlicher Information, nach Befinden wider die Anleiter zu verfahren, sie zu der Erstattung und Einlösung der Gefangenen anzuhalten, um den Laufplatz in vorigen Stand zu bringen).
‚Den (22. Nov.) 2. Dezember Herr Oberst (und Kommandant der Piccolomischen Leibgarde) Ludwig Freiherr de Novery in die Stadt als ein Feind kommen, mit 350 Reitern, beschuldigt dieselbe, daß durch ihre Konspiration der Oberstwachtm. Tempi von den Schwedischen aufgenommen, dessen man aber unschuldig. Ist darüber der Stadt heftig zugesetzt, daß es in allen auf 6300 Thlr. (andere 15, ja 16000 Thlr.; wohl übertrieben) ungefähr angeschlagen worden’.
Bis den 6. Dez. blieb Novery und beim Abzuge mußte man ihm noch versprechen, binnen 4 Wochen 1000 Thlr. in Leipzig[17] zu bezahlen, wozu man 800 Thlr. von dem Rittmeister Andreas Schulz beim Defourschen [Fours de Montville, Nikolaus Des; BW] Regiment (einen gebornen Wernigeröder) aufnahm. Die übrigen Tempischen Reiter wurden nach Blankenburg gezogen, es blieb also die Verpflegung“.[18]
Aus Dessau[19] wird berichtet, dass Novery am 1.6.1642 die rückständige Kontribution eingefordert habe.[20]
[1] Nach ZEITFUCHS, Stolbergische Kirchen- und Stadt-Historie, S. 301, Navarrus.
[2] Vgl. Slg. 15: Autographensammlung des Königlichen Hausarchivs der Niederlande. Online verfügbar unter: sachsen-anhalt.de/fileadmin/Elementbibliothek/Bibliothek_LHA/FB/Slg_15_00_Findbuch.pdf.: Oberst L. de Novery an Fürst August von Anhalt-Plötzkau; Köthen 1642 (Nr. 101).
[3] Wernigerode [LK Harz]; HHSD XI, S. 493ff.
[4] Halberstadt [LK Halberstadt].
[5] Vgl. SCHREIBER, Leopold Wilhelm; BRANDHUBER, Leopold Wilhelm; DEMEL, Leopold Wilhelm.
[6] 1 Reichstaler = 36 Mariengroschen = 24 gute Groschen je 12 Pfennige = 288 Pfennige.
[7] Nöschenrode, heute Ortsteil von Wernigerode (Eingemeindung: 1929).
[8] Blankenburg [LK Harz]; HHSD XI, S. 46f.
[9] Derenburg [LK Harz].
[10] NÜCHTERLEIN, Wernigerode, S. 215. Der Hg. dankt Peter Nüchterlein für die Erlaubnis zum Abdruck dieses Textteils.
[11] Vgl. dazu WEYHE-EIMKE, Erinnerungen, S. 315-325.
[12] Tempus [Tempi], Franz [ – ] Obristwachtmeister in der Leibgarde Piccolominis. Er nahm an der 2. Schlacht bei Breitenfeld am 2.11.1642 teil.
[13] 1 Reichstaler = 36 Mariengroschen = 24 gute Groschen je 12 Pfennige = 288 Pfennige.
[14] 1 Groschen = 12 Pfennige.
[15] Wasserleben, Langeln, Drübeck, Minsleben, Silstedt, Nöschenrode, Altenrode, Darlingerode, Ilsenburg und Veckenstedt.
[16] Gemeint ist: von hier aus.
[17] Leipzig; HHSD VIII, S. 178ff.
[18] NÜCHTERLEIN, Wernigerode, S. 175. Der Hg. dankt Herrn Peter Nüchterlein für die Erlaubnis zum Abdruck dieses Textteils.
[19] Dessau [Stadtkr. Dessau]; HHSD XI, S. 77ff.