Neumann, Ferdinand

Neumann, Ferdinand; Obristleutnant [ – ] Neumann stand 1634/35 als Obristleutnant in kaiserlichen Diensten und diente unter Giulio Diodati.

„Bereits am 17./27. September 1634 forderte der kaiserliche Generalfeldmarschall Octavio Piccolomini von Kitzingen[1] aus die Stadt [Schweinfurt;(2) BW] auf, nach dem Vorbild der Reichsstädte Nördlingen,[3] Dinkelsbühl[4] und Rothenburg[5] die schwedische Garnison auszuweisen. Entgegen dem Wunsch des Rates verweigerte der schwedische Kommandant Oberstlieutenant Kurt Helmar Koch zunächst die Übergabe der Stadt. Auch innerhalb der Bürgerschaft herrschte Uneinigkeit über das weitere Vorgehen. Am 1./11. Oktober 1634 begann Piccolominis Corps in einer Stärke von 6.000 Mann mit der Beschießung der Stadt. Am Morgen des 5./15. Oktober ergriff der Rat endlich die Initiative und sandte eine Abordnung ins kaiserliche Lager, die mit der Forderung nach unbedingter Übergabe konfrontiert wurde. Der schwedische Kommandant, der nun seinerseits unterhandelte, erreichte einen Abzugsakkord. Noch am selben Tag rückten 300 Mann Kaiserlicher unter Oberstlieutenant Ferdinand Neumann in Schweinfurt ein. Der Preis für die Aussöhnung mit dem Kaiser war hoch: Aufgabe der Schenkungen Gustav Adolfs, 30.000 Reichstaler Ranzion, Verpflegung der Besatzung, Proviantlieferungen ans kaiserliche Kriegsmagazin, monatliche Kontribution von 5.000 Talern, Auslieferung der Waffen und Munitionsvorräte“.[6]

„Vor Schweinfurt zog sich die Sache etwas länger hin. Die dortige schwedische Garnison belief sich mit der bewaffneten Bürgerschaft auf etwa 400 Mann. Dazu kamen noch 200 Mann vom Regiment Brandenstein unter Oberstleutnant Hilmar Koch. (Beck/Chronik von Schweinfurt, S. 38; Chemnitz II, S. 549). Da sich die Stadt nicht freiwillig ergeben wollte, wurden Vorbereitungen zur Belagerung getroffen. Am 4. Oktober meldet Piccolomini noch aus Wertheim,[7] daß der Fall der Stadt bald erwartet werde, weil die 500-600 Mann diese nicht halten könnten. Der Widerstand der Belagerten war hingegen größer als angenommen. Piccolomini beschloß daraufhin, sich der Sache persönlich anzunehmen. Der Feldmarschall berichtet deshalb am 14. Oktober an Gallas aus dem Feldlager vor Schweinfurt, daß er seit dem Morgengrauen die Stadt ohne Unterlaß angreife und hoffe schon morgen innerhalb der Stadtmauern zu sein. Für alle Fälle habe er Isolano angewiesen, in die Grafschaft Henneberg[8] zu ziehen. Und am 15. Oktober: In dieser Stunde verlasse die feindliche Besatzung, 8 Kompanien Herzog Wilhelms von Weimar und 2 schwedische, die Stadt Schweinfurt. Er habe ihnen freien Abzug von Fahnen, Waffen und Troß unter Konvoi nach Erfurt[9] gestattet, damit die gut befestigte Stadt so bald wie möglich von ihnen befreit sei. In der Stadt selbst habe er Generalwachtmeister Giulio Diodati gelassen. (RA Clam-Gallas XVIII/5, Or[i]g. ital.; DBBTI V/1011, 1026, 1027).

Am 15. Oktober ergab sich also die Garnison Schweinfurts nach fünftägiger Belagerung. Dieser wurde zugesichert, mit Sack und Pack, Ober- und Untergewehr abziehen zu dürfen. In die Stadt wurde eine Besatzung von 3 kaiserlichen Kompanien unter Oberstleutnant Ferdinand Neumann gelegt. (Beck etc., S. 39; Huschke, S. 254). Nach Chemnitz wurden die Akkordvereinbarungen jedoch wie üblich nicht eingehalten nicht eingehalten. Sobald die Königl.-Schwedischen aus der Stadt kamen, ritten die Kroaten gegen sie an. Den Kompanien wurden die Fähnlein abgenommen, etliche Soldaten niedergemacht und die Übrigen gezwungen, sich komplett bei den Kaiserlichen unterzustellen. Lediglich dem Kommandanten Koch und den Offizieren wurde freier Abzug freier Abzug gewährt und diese unter Begleitung einer kaiserlichen Eskorte von 80 Kürassieren nach Meiningen[10] geleitet. Der Bürgerschaft, obwohl sie auf eine schnelle Übergabe gedrungen hatte, traute Piccolomini auch nicht recht. Sie wurde komplett entwaffnet und unter Aufsicht einer starken kaiserlichen Besatzung gestellt. (Chemnitz II, S. 581)„.[11]

Bereits am 21.10.1634 wurde Neumann allerdings wieder abgezogen.[12]

Truppen aus den Regimentern des Giulio Diodati unter Obristwachtmeister Ferdinand Neumann folgten im Januar 1635 und setzten die Auspressung von Stadt und Land Wimpfen[13] fort. Unwilligkeit der Stadt wurde mit tagelangem Einsperren der Ratsherren und Aufbrechen der Kellergewölbe im Steinhaus beantwortet. Auffällig an den Berichten aus dieser Zeit war, dass die Soldaten nicht wie früher hautsächlich auf den Raub von Lebensmitteln und Futter für den Eigenbedarf aus waren, sondern dass immer Geld verlangt wurde. Anscheinend hatte sich eine funktionierende Kriegswirtschaft etabliert. Der Rat ging mehr und mehr dazu über, das Geld mit Gewalt von den Bürgern einzutreiben. Besonders zu leiden hatten darunter die Juden. Ende Mai zogen die Truppen unter Neumann ab und ließen eine 30köpfige Besatzung zurück.[14]

[1] Kitzingen; HHSD VII, S. 357ff.

[2] Schweinfurt; HHSD VII, S. 686ff.

[3] Nördlingen [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 525ff.

[4] Dinkelsbühl [LK Ansbach]; HHSD VII, S. 142ff.

[5] Rothenburg o. d. Tauber [LK Ansbach]; HHSD VII, S. 637ff.

[6] KOLB; KRENIG, Unterfränkische Geschichte Bd. 3, S. 504f.

[7] Wertheim [Main-Tauber-Kreis]; HHSD VI, S. 880ff.

[8] Die Grafschaft Henneberg-Schleusingen wurde nach dem Tod des letzten Grafen auf Grund der Erbverbrüderung von 1554 (de facto seit 1583) von den beiden wettinischen Linien, den sächsischen Albertinern und den thüringischen Ernestinern, bis 1660 gemeinsam verwaltet. Die Grafschaft Henneberg gehörte 1631 zu den von den Truppendurchzügen und Einquartierungen am schlimmsten betroffenen Territorien. An das Aufbringen der Kontribution nach Erfurt war kaum zu denken, das Rentamt in Schleusingen verfügte über keine Mittel. Die Landstände wurden bewogen, innerhalb der nächsten zwei Monate 2.500 Rt. aufbringen zu wollen. Ein weiterer schwerer Schlag wurde nach dem Bericht des kursächsischen Oberaufsehers Marschalk der Grafschaft im Oktober 1634 durch den Einbruch der Truppen Piccolominis versetzt. Vgl. HEIM, Leiden; HUSCHKE, Herzog Wilhelm, S. 255; KÖBLER, Lexikon, S. 247f.

[9] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.

[10] Meiningen [Kr. Meiningen]; HHSD IX, S. 269ff.

[11] ENGERISSER, Von Kronach, S. 369f.; die zurzeit beste kriegsgeschichtliche Darstellung.

[12] HAHN, Chronik 3. Theil, S. 443, ferner S. 440, 442.

[13] Bad Wimpfen [LK Heilbronn]; HHSD VI, S. 51f.

[14] nach: michls.de/mauern-von-wimpfen/30jaehrigerkrieg.html: Dreißigjähriger Krieg: Kriegsverlauf in der Freien Reichsstadt Wimpfen.

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