Müller, Sebald

Müller, Sebald; Proviantmeister [ – ] Müller stand 1622 als Proviantmeister in bayerischen Diensten.

„Zwar war genügend Getreide vorhanden und der Proviantplatz der Ligaarmee gleich nach der Eroberung Heidelsbergs[1] von Wimpfen[2] dorthin verlegt worden, doch standen dem Proviantamt nicht genügend Fuhrwerke zur Verfügung, um die Lebensmittel zu den übers Land verstreuten Truppenteilen zu transportieren. Tilly erhielt deswegen aus München die Anweisung, daß er die hohen und niederen Offiziere bei der Armee verpflichten sollte, gegen Bezahlung ihre eigenen Pferde und Bagagewägen für die Provianttransporte zur Verfügung zu stellen. Trotzdem dauerten die Klagen über eine Hungersnot unter den Soldaten im November 1622 weiter an. Herzog Maximilian nahm dieses Problem sehr ernst und sah die Hauptursache dafür in der Nachlässigkeit des Proviantmeisters Sebald Müller, der sich am 27.11. in einem Schreiben an den Herzog nach München gegen die Vorwürfe verteidigte. Er wies auf den Mangel an Fuhrwerken beim Proviantamt hin und beklagte sich zudem, daß er nur etwa 50 Pferde hatte, die alle so ‚abgemattet‘ waren, daß sie nicht mehr von selbst aufstehen konnten. Andere Pferde waren nur schwer zu bekommen und sehr teuer (ein Pferd in leidlich gutem Zustand kostete 50 bis 60 Reichstaler).

Müller beschwerte sich auch über die Halsstarrigkeit der Obersten und Hauptleute, die sich weigerten, das Brot, das ihnen vom Proviantamt per Schiff auf dem Wasser geliefert wurde, von den Landestellen mit ihren eigenen Fuhrwerken abzuholen (obwohl sie dafür bezahlt worden wären). Deswegen waren auch schon mehrere tausend Brote an den Flußufern verschimmelt und verdorben, während die Soldaten im Hinterland Hunger litten. Es kam sogar vereinzelt vor, daß Offiziere das Brot zwar abholten, es dann aber auf eigene Rechnung verkauften, anstatt es an ihre Soldaten auszugeben. Die Reaktion der Soldaten konnte nicht ausbleiben. Die Reiterei, vor allem aus dem Regiment Herbersdorf, plünderte die Mühlen, zwang die auf dem Neckar fahrenden Proviantschiffe durch Beschießen zum Anlanden und durchsuchte sie, spannte aus den Brotwägen die Pferde aus und jagte die begleitenden Musketiere davon. Auf diese Weise wurden auch die einheimischen Fuhr- und Schiffsleute, die sich dem Proviantamt zur Verfügung gestellt hatten, geschädigt“.[3]

[1] Heidelberg; HHSD VI, S. 302ff.

[2] [Bad] Wimpfen [LK Heilbronn]; HHSD VI, S. 51f.

[3] MAIER, Unterpfalz, S. 43f.

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