Meuschen [Meusch], Gerhard

Meuschen [Meusch], Gerhard; Generalauditor [ – ] Meuschen stand als Generalauditor in kaiserlichen Diensten.

Die erhaltenen Berichte zeigen die Vielfalt der Delikte, mit denen sich Meuschen zu beschäftigen hatte. 1640 führte er den Prozess gegen den Fähnrich Georg Pittner wegen der Ermordung des Grafen Karl Christoph von Spaur im Duell im Mai 1640 in Dortmund.[1] Im Dezember dieses Jahres weilte er in Warendorf.[2]

Der kaiserliche Obrist Fürst Leopold Philipp Karl zu Salm erhob im Oktober 1641 Anspruch auf das Erbe des Rittmeisters (?) Ludolf von Hanensee gegen die Ansprüche des Generalauditors Meuschen und des Rittmeisters Ulrich.[3] Im April 1642 wandte er sich deswegen an Alexander II. von Velen.[4] Die Klage von Werden [Stadt[5] ?] wegen der Schulden des Hauptmanns Zoch beschäftigte Meuschen in der Korrespondenz mit Hatzfeldt im April 1642.[6] Um den Streit des schwedischen Hauptmanns Tarras ging es im Juni 1642.[7]

Im Juni 1643 beschwerte sich der kaiserliche Obrist Hasenbein bei Melchior von Hatzfeldt über falsche Beschuldigungen durch Generalauditor Meuschen, Oberkommissar Adrian von der Düssen und Obristwachtmeister Wulff. Er ersuchte um Beendigung seines Arrestes in Paderborn[8] und beschwerte sich über die Beschlagnahme seines und seiner Familie Eigentum. Im September wurden Pferde und Kühe sowie andere Gegenstände Hasenbein wieder ausgehändigt.[9]

„In einem konkreten Fall wird ausführlich über das rücksichtslose Vorgehen von kaiserlichen Soldaten gegen Untertanen des Grafen [Ernst Wilhelm; BW] von Bentheim in Ohne[10] berichtet. In jenem Kirchdorf war es bei einem Aufenthalt kaiserlicher Kavallerie unter dem Befehl des Rittmeisters Wulff am 26. Oktober 1644 zu erheblichen Übergriffen gegen die Dorfbewohner gekommen. Der gräfliche Richter Johannes Theben begab sich daher in Begleitung des Vogtes Arnold Wassenberg nach Ohne, um die Bewohner zu befragen und ein ausführliches Protokoll über die Vorkommnisse zu errichten. Dieses ist so informativ, daß es in vollem Wortlaut wiedergegeben werden soll:

‚Erstlich der Rittmeister mit 7 Pferde beim Schulten zu Ohen logirt, Futter und Mahl genoßen, dazu die Reuter und Knechte mitgenommen etwa 4 Schepffel[11] Roggen, 1 zinnenen Kan, 1 messings Degell, 2 Disch Laken, die Säcke hab sie zwarn nhemen wollen, aber durch die Meyersche und Schulten Bruder Gert vorenthalten, aber dagegen zimbliche Schlage und Stoße bekhommen, 4 Endte, 6 oder 7 Huener, der Magdt Rock und Hembtrock, welche des Schulten Broder Gert gesteren Sontag in Rheine[12] von des Ritmeisters Knecht rantzonirt mit drei Reichsort, dazu hatte ein Corporal den Hundt muhtwillig thot geschossen, wolle lieber 4 R(eichs)th(a)ler verloren haben, haben an Speise, Fleisch und Kost viell mit genommen.

Buscher im Dorff gehabt den Lieutenandt von Meinershagen[13] genandt Schwam Jürgen mit 5 Pferden, ohne Futter und Mahl mitgenommen ein Molt[14] Gersten mit den Sach [Sack, BW], 4 Huener mitgenommen.

Eilering gehabt 7 Reuter, ohne Futter und Mahl mitgenommen 1 Molt Haber, 1 Schepffel Roggen, 10 Huener, 2 Gänse, 2 kleine Schincken, deren ein gegessen und 1 mitgenommen, 1 Sack, 1 Kußenbu[…], ein paar newe Strumpffe.

Brameyer ein Corporal und 6 Reuter, ohne Futter und Mahl, 1 Mudde Roggen mitgenommen, 1 Schepffel Gersten, 10 Schepffel Haber, 4 Hembde, 1 par Strumpe, 6 Huener, 1 Schincken. Dazu Stoße und Schlage bekhommen.

Werning gehabt 6 Reuter, ohne Futter und Mahl, genommen 1 Mudde Roggen, 8 Sch(epffel) Haber, 2 Sacke, 1 Beddelaken, 1 halbe Seithen Speck, 3 feiste Ganse, 1 Pott etwa mit 8 Kanne futter Honich, 4 (Pfund) Butter, der Magd Schrein uffgebrochen, darauß allerhandt klein Tuch, Lobben (?), 1 Lieffstücke genommen, 2 Huener noch ein Boten fein geheckelt Flaß, 1 Boten Hannep.

Deiters Herman haben Wernings Reuter genommen 3 Schepffell Roggen, 1 Schepffel Haber, 1 Huen.

Buyter gehabt 6 Reuter ohne Futter und Mahl mitgenommen 8 Sch(epffel) Bockweitzen, 3 Schepffel Gersten, 1 Sack, 4 Schaffe geschlachtet und mitgenommen, 12 Huener, der 4 sie nit für 1 R(eichs)th(a)ler geben wollen, 1 Beddelaken, 4 Hembde, 1 par Strumpe, 2 Nosedücker, dazu Stoße und Schlage bekhommen.

Johann Dullen des Vogts Knecht genommen 14 St(übe)r.[15]

Rowschulte gehabt 7 Reuter, ohne Futter und Mahl, 3 Schepffel Roggen, 1 1/2 Schepffel Weizen, 9 Schepffel Haber, ein frisch geschlachtet Schwein ad 2 R(eichs)th(a)ler, 3 Huener, 1 Beddelaken, dazu Stoße und Schlage bekhommen.

Goerleman 7 Reuter ohne Futter und Mahl mitgenommen 8 Schepffel Roggen und 2 Schepffell Roggenmehl, 7 Sch(epffel) Haber, 10 Huener, an Schincken und Schweinefleiß 12 R(eichs)th(a)ler, 2 Roggenbrode ad 2 P(und). Auch Stoße und Schlage bekhommen.

Schulte Ubbing 3 Reuter, ohne Futter und Mahl, 1 Mudde Roggen, 4 Sch(epffel) Bockweitzen, ein Schaff, 1 par Strumpffe, 2 Huener, der Magt ein Foertuch, dazu Stoße und Schlage bekhommen.

Hermeling 6 Reuter gehabt, ohne Futter und Mahl, mitgenommen 1 1/2 Schepffel Roggen, 1 1/2 Sch(epffel) Bockweitzen, 7 Huener, der Magt Fortuch, welche mit ein Kopfstuch[16] rantzionirt durch den Trompetter, dazu Stoße und Schlage bekhommen.

Herman Klusener in Hermelings Leibzuchts Hauß, diese Reuter genommen 3 feiste Ganse, 3 Sch(epffel) Haber, 1 Huen, dazu Stoße und Schlage bekhommen.

Korthauß selbiger Reuter genommen 3 Ändte, 1 Huen.

Buyter Gerdt 3 Reuter gehabt ohne Futter und Mahl mitgenommen 6 Schepffel Haber, 10 Huener, 6 Elle breit Tuch, 5 Elle Hembdttuch, 1 Kußenbuere, 1 Broet, ihne und die Fraw jemmerlich geschlagen.

Haer Johan 3 Reuter, ohne Futter und Mahl mitgenommen 4 Sch(epffel) Roggen, 2 Schincken, 1 Seithe Speck, einen newen Haw Hamer, dazu ein nien Sack, die Fraw so 8 Tage im Kindbett gewesen, gestoßen und geschlagen.

Schmit Berendt 3 Reuter, ohne Futter und Mahl mitgenommen 8 Sch(epffel) Haber, 1 Huen, dazu gestoßen und geschlagen.

Jorgens Gese, 2 Reuther, ohne Futter und Mahl, 1 Mudde Roggen mitgenommen.

Rolves Johan, ein Cornet selbst 4 Reuter, ohne Futter und Mahl, 3 Sch(epffel) Gersten, 3 Schepffel Maltz, 1 Schepffel Bockweitzen, 1 nye Taffellaken, dazu allerhand Fleiß mitgenommen.

Baur Johan 4 Reuter ohne Futter und Mahl, 8 Schepffel Gersten, 3 Schepffel Haber, 1 Sch(epffel) Bockweitzen, 5 Huener, ein Schaff, Schincken, 2 Stucke rindtfleisch, 1 Sack, dazu gestoßen und geschlagen.

Klusener 3 Reuter, ohne Futter und Mahl, 5 Schepffel Korn, 2 1/2 Schepffel Roggen, das ander Gerste und Haber, 4 Huener, 2 Stucke Rindtfleiß.

Bauer Gerdt, 4 Reuter, ohne Futter und Mahl, 9 Schepffel Haber, 1 Schepffel Maltz, 1 Sack, 1 R(eichs)ort an Gelde, dem Quartiermeister 5 Huener, 2 Stucke Rindtfleisch.

Gys Reckers, 6 Reuter, ohne Futter und Mahl, 7 Schepffel Maltz, 9 Huener, ein halb Schaff, 1 Sack, 1 feiste Ganß.

Lüke Schmit, Quartiermeister von Ritmeister Wulffen selbst 4 Reuter, ohne Futter und Mahl, 4 Schepffel Haber, 3 Huener, dem Quartiermeister im Abscheide 1/2 Reichsth(a)ler.

Herr Pastor 3 Reuter, Futter und Mahl mitgenommen, an schoen Roggenbroet 1 Gulden, 1 Huen. Nach 2 Reuter Futter und Mahl.

Johann Essing haben Goerlemans Reuter abgenommen Rogge und Gerste 3 Schepffel, 1 Beddelaken. Noch seinem Schwager, so mit ihme im Haus ist, an Brodt und Gelt in sampt 2 Gulden.

Dem Beckmann die Reuter genommen 2 Schepffel Bockweitzen.

Boll Aleke genommen eine feiste ganß.

Roen Henrich an Huener 1 R(eichs)ort.

Dazu in sampt große Muhtwillen getrieben, die Leuthe gestoßen und geschlagen, daß auch in 15 Jahren Sie niemals von Kriegs Leuthen so tractirt worden.

101 Reuter mit Officiren.

Denneman 1 Sch(epffel) Haber, 1 Huen.

An Gelde geschlagen daß abgenommene Korn und andere Sachen machet summa 109 Reichsth(a)ler 8 1/2 St(übe)r.

Sein umb Mittag khommen zu 12 Uhren und zu 4 Uhr wieder aufgebrochen.

Eß wirt auch geklagt, daß in der Woche für Osteren Ritmeister Lambert zur Stegge, sein Lieutenant Flemme mit 63 Reuter an Korn, so gefuttert und mitgenommen, Schaden gethan, an Rogge, Gerste und Haber 121 Schepffell, 150 Huener ohne Kost und Bier, so verthaen, auch Fleisch so mitgenommen‘.

Wegen der Übergriffe des Rittmeisters Wulff in Ohne richtete Graf Ernst Wilhelm von Bentheim eine Beschwerde an Alexander von Velen, und dieser beauftragte daraufhin den Generalauditor Gerhard Meuschen mit der Untersuchung des Vorfalles. Der zur Stellungnahme zu den Anschuldigungen aufgeforderte Rittmeister äußerte sich am 6. Dezember 1644 dahingehend, er habe in Ohne lediglich für die Dauer von 1 1/2 Stunden Halt gemacht, um die Pferde ausruhen und füttern zu lassen. Wörtlich heißt es bei ihm dann in Bezug auf die geraubten Sachen: ‚Nun magk zwarn woll sein, daß von einem oder andern excedirt worden, kan mir aber mit nichten einbilden, daß alles specificirter Maeßen mitgenohmmen sein solle, dha doch kein eintziger sich deßhalber bei mir beklaget oder Remediirung begehret hatt. Wehre mir auch nicht woll muglich gewest, alle Quartiern zu visitiren, und sonderlich weiln von den Compagneien auch theilß Officier dabei gewesen, dehnen die Uffsicht ihrer Reuter billig obgelegen‘.

Ob die Schuldigen überhaupt ermittelt und bestraft worden sind, geht aus der betreffenden Akte nicht hervor. Nicht auszuschließen ist freilich, daß am Ende alles im Sande verlaufen ist und daß eine Wiedergutmachung des angerichteten Schadens erst recht nicht erfolgte.

Die Soldaten hatten sich, wie zu sehen war, bei ihrem Aufenthalt in Ohne nicht nur mit Verpflegung und Futter für die Pferde versorgt, was bis zu einem gewissen Grade noch zu verstehen gewesen wäre, sondern alles, was nicht niet- und nagelfest war, mitgehen lassen. Der Aufenthalt wurde also zu einer regelrechten Ausplünderung der Dorfbewohner genutzt. Die Einlassung des Rittmeisters Wulff, er habe von Übergriffen nichts bemerkt, und im übrigen habe sich auch niemand bei ihm darüber beschwert, entbehrt in diesem Zusammenhang nicht des Zynismus“.[17]

Noch im April 1645 wandte sich Meuschen erneut wegen der Erbschaft Hanensee an Alexander II. von Velen.[18]

Nach dem Dreißigjährigen Krieg begann für ihn eine ausgedehnte Reisetätigkeit. Im Juli 1650 weilte Meuschen in Xanten,[19] um wegen der Abdankungsgelder zu verhandeln. Er beschwerte sich bei Hatzfeldt, dass ihm der hessen-kasselische Generalleutnant Geyso die Übernachtung in Neuss[20] verweigert habe. Danach weilte er in Köln[21] und verhandelte weiter in Kleve[22] und Kalkar,[23] wie er Hatzfeldt berichtete. Danach hielt er sich in Petershagen[24] bzw. Bielefeld[25] wegen der Abdankungsgelder auf.[26] Im Mai war er in Halberstadt[27] und führte dann Verhandlungen in Celle.[28] Im September dieses Jahres trat er in Halberstadt in brandenburgische Dienste.[29]

[1] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 558; Dortmund; HHSD III, S. 166ff.

[2] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 257; Warendorf [LK Warendorf]; HHSD III, S. 754ff.

[3] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 201.

[4] WOLF, Landsberg-Velen, S. 83.

[5] Werden, heute Stadtteil von Essen, HHSD III, S. 213ff.

[6] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 257.

[7] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 257.

[8] Paderborn; HHSD III, S. 601ff.

[9] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 179.

[10] Ohne [LK Grafschaft Bentheim].

[11] 1 Scheffel (Paderborn): 36, 64 Liter.

[12] Rheine [LK Steinfurt]; HHSD III, S. 637f.

[13] Meinerzhagen [Kr. Altena]; HHSD III, S. 503.

[14] 1 Malter = 4-8 Scheffel = ca. 146-292 Liter.

[15] 50 Stüber ergaben 1 Reichstaler.

[16] Kopfstück: Silbermünze im Wert von etwa 20 Kreuzern oder 2/9 Reichstalern.

[17] STEINWASCHER, Krieg, S. 111ff.

[18] WOLF, Landsberg-Velen, S. 105.

[19] Xanten [LK Moers]; HHSd III, S. 802ff.

[20] Neuss; HHSD III, S. 556ff.

[21] Köln; HHSD III, S. 403ff.

[22] Kleve [LK Kleve]; HHSD III, S. 398ff.

[23] Kalkar [LK Kleve]; HHSD III, S. 374f.

[24] Petershagen [LK Minden]; HHSD III, S. 609f.

[25] Bielefeld; HHSD III, S. 73ff.

[26] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. N 315.

[27] Halberstadt [Kr. Halberstadt]; HHSD XI, S. 169ff.

[28] Celle; HHSD II, S. 94ff.

[29] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. N 315.

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