Mercy, Heinrich [Henri] Freiherr von [de]

Mercy, Heinrich [Henri] Freiherr von [de]; Feldmarschallleutnant [1596 Longwy-24.12.1659 Châtillon sous les Côte]

Mercy, Henri Baron deMercy, Henri Baron de

 

 

 

 

Heinrich Freiherr von Mercy [1596 Longwy-24.12.1659 Châtillon sous les Côte] war kaiserlicher Generalfeldwachtmeister [16.6.1641] bzw. Feldmarschall-Leutnant [13.12.1644].

Der Chronist und Bürgermeister Georg Leopold[1] aus dem von Eger[2] abhängigen Marktredwitz[3] erinnert sich an den April 1642: „Den 16. (dito) April ist frühmorgens um(b) 3 Uhr(en) der churbayerische Generalwachtmeister Mercy, Herr Feldzeugmeister Mercy Bruder, auf der Post hier durch. Er [hat] berichtet, daß Wahl, zu Weiden[4] gelegen ist und noch diesen Tag (auf) hie[r]hero kommen und das Nachtquartier hier nehmen werde. Ingleichen würde ihm noch ein Regiment zu Fuß folgen“.[5]

Die Ausführungen Ferdinands III. vom 4.6.1643 gegenüber Gallas lassen die Ratlosigkeit gegenüber den weiteren Plänen Torstenssons erkennen: Seiner Meinung nach werde der Feind Prag nicht angreifen, auch wenn er die Elbe überschritten hat. Sollte es dennoch dazu kommen, möge Gallas mit der ganzen Armee der kaiserlichen Residenzstadt zu Hilfe eilen. Sollte sich der Feind nach Überschreitung der Elbe gegen die Obere Pfalz, Pilsen[6] und Eger wenden, was wahrscheinlicher ist, möge Gallas diesem nach Möglichkeit Schaden zufügen sowie die Besatzungen in Pilsen und Eger verstärken. Falls der Feind zur Donau zöge, solle Gallas zum Schutz der Pässe und der Stadt Regensburg[7] das Regiment Heinrich von Mercy samt weiteren Knechten und Dragonern einsetzen.[8]

Ein kaiserliches Schreiben war am 13.2.1644 an Gallas ergangen: Berichten zufolge habe sich Rákóczi bereits eines Teils von Ungarn sowie des Theiß-Flusses bemächtigt, Adelige und Haiducken stünden auf seiner Seite. Die kaiserliche Armee müsse durch weitere Regimenter verstärkt werden, insgesamt durch 4 Infanterie-, 2 Dragoner- und 4 Reiterregimenter aus Böhmen, Mähren und Österreich. Sämtliche Abteilungen müssten unter Obrist Hans Christoph von Puchheim vereinigt werden. Der Palatin von Ungarn, Eszterházy, müsse gegen die Aufständischen das Landesaufgebot erlassen. Für die Versorgung des Militärs mit Munition, Bekleidung, Proviant und Artillerie müsse alles getan werden. Er selbst entsende Obrist Heinrich von Mercy zu Puchheim, damit dieser bei der Formierung der kaiserlichen Infanterieabteilungen mithelfe.[9]

Am 23.2.1644 schrieb Formarini aus Wien an Piccolomini: Francisco de Melo sei nach Spanien berufen worden, die Verwaltung Flanderns habe Don Juan d’Austria erhalten, dem Marquis Castel Rodrigo an die Hand gehen soll. Das Militärkommando werde ihm, P., zufallen. In Wien sei gemunkelt worden, Erzherzog Leopold Wilhelm hätte Gouverneur werden sollen. Don Juan sei allzu jung, Castel Rodrigo kenne sich weder in den Intrigen der Franzosen und Holländer noch im besonderen Charakter der dortigen Untertanen gut aus. Doch seine, P.s, Wahl sei am Platz. Trotzdem würden seine, P.s, Feinde behaupten, die Ernennung sei unüberlegt und von Piccolomini ins Werk gesetzt worden. Erzherzog Leopold Wilhelm werde mit dem Titel Generalissimus zur Armee zurückkehren und berechtigt sein, ohne Eingreifen des Hofes Krieg zu führen. Das sei in Passau[10] besprochen worden, wo die Generäle Melchior von Hatzfeldt und Heinrich von Mercy [übrigens auch Reichsvizekanzler Kurz] sowie dessen Bruder, der kurbayerische Rat Kurz, anwesend waren. Infolgedessen wolle Gallas um Entlassung aus Kriegsdiensten bitten.  Mit Rücksicht auf Rákóczis Vormarsch habe der Kaiser Bruay nicht freigegeben, sondern ihm eine Belohnung ausgezahlt und ihn zum Feldmarschallleutnant befördert. Viele Obristen verweigerten den Dienst unter Puchheim. Rákóczi belagere Kaschau[11] und verwüste und vernichte alles.[12]

Erwähnt wird Mercy auch in der Korrespondenz des Kurfürsten Ferdinand von Köln mit Piccolomini von Mai bis Oktober 1644, wo er neben anderen als für die Verteidigung des Rheinlands verantwortlich bezeichnet wird.[13]

Im seinem Regiment waren im Feldlager zu Bernburg[14] im Oktober dieses Jahres außer 55 nur noch 118 Gesunde.[15]

Erwähnt wird Heinrich von Mercy bei der Belagerung Korneuburgs[16] 1646: „Gegen Ausgang des May rückten die Kayserlichen vor Corneuburg, und als sie die Schantze an der Donau erobert, schlossen sie die Stadt gäntzlich ein und machten mit den Approschen einen Anfang. Der Kayserliche General, Graf von Buchheim [Puchheim; BW], war zu Anfang des Junii mit Ernst darauf bedacht, wie er Corneuburg wieder erobern mögte; er schlug demnach bey Closter-Neuburg[17] eine Brücke über die Donau, um den Belagerten das Ausfallen zu verwehren, und ließ das Geschütz auf Batterien pflantzen.

So ernstlich die Kayserlichen unter den Generals, Buchheim, Colloredo und Mercy, der Stadt Corneuburg zusetzten; so tapfer erwiesen sich die Belagerten in der Gegenwehr. Unter andern schossen sie mit gezogenen Röhren so scharf heraus, daß täglich Offiziers, Soldaten und Schantz-Bauern, getödtet oder übel zugerichtet wurden. Die Häuser in der Stadt waren allesamt abgetragen und mit Sand beschüttet; und obgleich die Kayserlichen das Wiener-Thor niederschossen, fielen jene dennoch aus, erlegten auch bey 70. Mann. Unter solchem Verlauff erscholl ein Gerücht, als ob die Schwedische Armee aus Schlesien im Anzug wäre, daher nicht allein das Land-Volck zu flüchten, sondern auch die Belagerer ihr Geschütz und Bagage über die Schiff-Brücke zu führen anfiengen; endlich aber erfuhr man, daß es 300. streiffende Schwedische Reuter waren. Man schritte also mit neuem Eifer zu der Belagerung, doch wolte es so wenig mit Miniren als mit Bresche-Legen gelingen, weil sich beym Graben Wasser fand, und die Breschen gleich von den Schwedischen verbauet wurden. An Ausfällen fehlte es auch nicht, und als die Schwedischen eine schlafende Schildwache niedergehauen, drungen sie in eine Kayserliche Schantze, wo sie mit Morgensternen bey 70. Mann schlafen legten.

Am 4. August, als dem Crönungs-Tage, ergab sich die Stadt Corneuburg an den Kayserlichen General, Grafen von Buchheim, welcher dem Commandanten und der Besatzung freyen Abzug verwilligte, wiewohl von den ausziehenden 100. Mann zu Fuß und 150. Reutern nicht über 40. nach Glogau[18] gekommen. Die Kayserlichen fanden hier über 100. Stücke und 30. Centner Pulver. Auf Seiten der Belagerten waren bey 400. getödtet oder beschädiget worden. Hierauf rückten die Kayserlichen vor das feste Schloß Ravenspurg [Rabensburg;[19]], welches sich auch mit Accord ergab, und suchten sich ferner des Schlosses Falckenstein[20] zu bemeistern“.[21]

Der Historiograph und Habsburg-Anhänger Wassenberg schreibt in seinem Florus von 1647: „Hergegen hat der Fürstl. Darmstattische Gen. Leut. Ernst Albrecht von Eberstein / das Stättlein Kirchhain[22] belägert vnd am 17. 27. Augusti durch Accord einbekommen / vnnd als der Nider-Hessische Gen. Maj. Geiß [Geyso; BW] solches zu entsetzen im Anzug gewesen / ihm ihm ein Stund darvon / der in Kirchhain gelegende Major Vffeln [Uffeln; BW] begegnet / darauff sich wider naher Ziegenhain zu rück gezogen / vnd in die Dörfer daselbst die Völcker eingelegt. Mitlerweil ist der Chur-Beyerische Feld-Marschall Leutnant / Freyherr von Mercy / mit 3000. Pferden Herrn General Leut. von Eberstein gestossen / haben sich so balden resolvirt / dem Gen. Geysen in seine Dörffer gesampter Hand einzufallen / auch alsoches Dienstags den 18. 28. Diß / gegen Abend zu Werck gerichtet / da dann die Hessen zeitlich wacker gewesen / also daß von den 24. Comp. zu Pferdt etwa 50. Mann (andere melden nur 19.) todt blieben / etliche wenige gefangen, beneben 2 Standarten / vnd die Bagage (darunter Herrn Landgraff Ernsten Leib-Kutschen: ) bekommen worden: die Flüchtige aber / sampt dem gantzen Fußvolck / so in Dreyß[23] gelegen / vnd gantz keinen Schaden gelitten / haben sich nach Ziegenhain reterirt. Nicht weniger hat wolgedachter Herr Gen. Leut. von Eberstein / auff Herrn Landgraff Georgens Befehl / noch selbigen Tags / nach beschehenem Einfall / das Schloß Rauschenberg[24] durch Accord erobert und Blankenstein[25] belägert“.[26]

Leopold Wilhelm teilte am 4.9.1646 aus seinem Lager bei Schwäbisch Gmünd[27] Piccolomini mit: Die Schweden hätten Hilfstruppen aus Frankreich erhalten und seien den Kaiserlichen und der Reichasarmee vor allem in der Kavallerie überlegen. Am 12.8., als die Truppe mit festlichen Kanonenschüssen die Krönung Erzherzogs Ferdinands zum König von Böhmen feierte, bewegten sich die Schweden und lagerten dann eine halbe Meile vor Friedberg.[28] Es kam zu keiner Schlacht, nur zu einigen unentschiedenen Scharmützeln – vom August datiert ein ausführlicher Bericht Leopold Wilhelms über das Treffen mit den Schweden bei Friedberg.[29] – Dann setzte sich der Feind entlang der Nidda in Marsch und er verfolgte ihn bis in die Nähe von Frankfurt/M.;[30] aber er brach aus einer versteckten Stellung hervor und nahm 150 Kaiserliche samt dem Obristwachtmeister gefangen. Darauf führte Leopold Wilhelm die Armee nach Nassau[31] und ließ sie zur Erholung bei Limburg.[32] Die Schweden bewegten sich in verschiedene Richtungen, er ließ sie verfolgen. Sie wollten wahrscheinlich die Angriffsrichtung so lange verschleiern, bis sie im Eilmarsch Gemünden[33] erreichten. Er habe ihnen in Eilmärschen von Darmstadt[34] aus den Kommandanten Heinrich von Mercy mit 1.600 Reitern nachgeschickt. Dieser stellte nach Aussage von Gefangenen die wahre Absicht der Schweden fest; sie wollten die Donau erreichen.[35]

Um weitere Hinweise unter Bernd.Warlich@gmx.de wird gebeten !

[1] Vgl. KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 151f.
[2] Eger [Cheb]; HHSBöhm, S. 119ff.
[3] Marktredwitz; HHSD VII, S. 429f.
[4] Weiden; HHSD VII, S. 794ff.
[5] BRAUN, Marktredwitz, S. 149.
[6] Pilsen [Plzeň]; HHSBöhm, S. 444ff.
[7] Regensburg; HHSD VII, S. 605ff.
[8] TOEGEL; KOČĺ, Der Kampf, Nr. 2.
[9] TOEGEL; KOČĺ, Der Kampf, Nr. 167.
[10] Passau; HHSD VII, S. 571ff.
[11] Kaschau [Košice]; Kgr Böhmen; ungarisch Kassa, romani Kasha, neulateinisch Cassovia, französisch Cassovie), Stadt in der Ostslowakei, nahe der Grenze zu Ungarn am Fluss Hornád.
[12] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 180, S. 75: Formarini an Piccolomini, Wien, 1644 II 23.
[13] TOEGEL; KOČĺ, Der Kampf, Nr. 264.
[14] Bernburg [Kr. Bernburg]; HHSD XI, S. 37ff.
[15] TOEGEL; KOČĺ, Der Kampf, Nr. 264.
[16] Korneuburg [BH Korneuburg]; HHSÖ I, S. 359ff.
[17] Klosterneuburg; HHSÖ I, S. 355ff.
[18] Glogau [Glogów; Schlesien]; HHSSchl, S. 127ff.
[19] Rabensburg; HHSÖ I, S. 489f.
[20] Falkenstein, BH Mistelbach; HHSÖ I,S.  247ff.
[21] Der Schwed‘ ist im Land, S. 63.
[22] Kirchhain [Kr. Marburg], HHSD IV, S. 269f.
[23] Treysa, heute Teil von Schwalmstadt [Schwalm-Eder-Kreis].
[24] Rauschenberg [Kr. Marburg]; HHSD IV, S. 369f.
[25] Blankenstein [LK Marburg-Biedenkopf].
[26] WASSENBERG, Florus, S. 693f.
[27] Schwäbisch Gmünd [Ostalbkr.]; HHSD VI, S. 720ff.
[28] Friedberg [Wetteraukr.], HHSD IV, S. 145ff.
[29] TOEGEL; KOČĺ, Der Kampf, Nr. 868.
[30] Frankfurt/M.; HHSD IV, S. 126ff.
[31] Nassau; HHSD V, S. 248f.
[32] Limburg; HHSD IV, S. 292ff.
[33] Gemünden a. Main [LK Main-Spessart]; HHSD VII, S. 232f.
[34] Darmstadt; HHSD IV, S. 79ff.
[35] TOEGEL; KOČĺ, Der Kampf, Nr. 874.
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