Malvezzi, Virgilio
Malvezzi, Virgilio; Schriftsteller, Gesandter und Militär [8.9.1595 Bologna-11.8.1654 Castel Guelfo di Bologna]
Malvezzi entstammte einer berühmten Bologneser Adelsfamilie, stand zeitweise in spanischen (Kriegs-)Diensten und war Senator von Bologna. Er pries in seinem berühmt gewordenen Ritratto del privato polico christiano (1635) den spanischen Minister Olivarez als Urbild des christlischen Staatsmannes. Malvezzi „war ein kränklicher Italiener aus Bologna, stets an Magen- und Darmbeschwerden leidend, der Gesinnung nach um Geld käuflich, immer behend nach dem Winde sich drehend und eine von Honigseim triefende Feder führend. Er galt in seiner Jugend als ein Wunderknabe an Begabung, weil er mit sechzehn Jahren schon zum Doktor der Rechte promoviert worden war. Historische Biographien mit politischen Erörterungen verbrämt waren seine schriftstellerische Lieblingsbeschäftigung. Sein ‚Leben des Romulus‘ wurde sogar von Quevedo einer spanischen Übersetzung für wert erachtet. Dieser besoldete, um nicht zu sagen, beamtete Schmeichler Philipps IV. und seines Günstlings lieferte auf Bestellung propagandistische Flüsterberichte und ruhmredige Druckschriften. Die ersteren sind, weil sie nur von Mund zu Mund liefen, heute im Winde verweht, die letzteren bilden für uns Gegenwärtige eine verdrießliche und langweilige Lektüre, aber man kann sie nicht übergehen, weil sie gelegentlich des dokumentarischen Materials nicht entbehren. Malvezzi begann seine Arbeit im Dienste des spanischen Hofes mit einem ‚Ritratto del privado politico-cristiano‘, den er 1635 in Bologna veröffentlichte, ein widerwärtiges Lobgehudel auf Olivares. Schon im Jahre darauf wurde er auf Geheiß des Conde-Duque an den Madrider Hof eingeladen und hier mit dem Auftrag bedacht, in biographischer Form eine Art Ruhmeshalle der glorreichen Taten und Tage Philipps IV. und seines Mitregenten zu veröffentlichen. Sie erschien 1640 unter dem Titel ‚Sucesos principales de la Monarquía de España en al aña 1639‘. Der Verfasser wurde für seine Propagandadienste fürstlich belohnt und zog sich erst nach dem Sturze des Olivares wieder in seine Heimatstadt Bologna zurück. Aber auch hier blieb seine willfährige Feder dem spanischen Monarchen zu treuen Diensten und noch 1651, drei Jahre vor seinem frühen Tode, brachte er eine apologetische Zusammenfassung der Regierung Philipps IV. auf den Büchermarkt. Sie verbirgt sich hinter dem etwas langatmigen Titel ‚Introduzione al racconto dei principali sucessi accaduti sotto il commando di Filippo IV‘. Das war Malvzelte, klapperdürre, körperlich und geistig rückgratlose Männchen mit der Kastratenstimme ist ein anschauliches Beispiel aus dem buntfarbigen Schwarm derer, die, wie Motten um das Licht, um einen Olivares tanzten“.[1] Sein Werk Il Romulo, Genova 1647, fand sogar Eingang in fränkische Adelsbibliotheken wie die der Castell.[2]
„Henderson’s proposals,[3] like Leslie’s, had not been completely unrealistic. The Spanish sent a new envoy, Virgilio Malvezzi, to London, who quickly had news to report when, on 5 May 1640, the Short Parliament dissolved without having voetd supply. Malvezzi agreed that if Charles I was willing to provide Spain with 20,000 men for service in Flanders along with naval assistance in the Channel (specifically the use of thirty-five English warships as a convoy) the Spanish would place 8,000 of their soldiers at his disposal, for use against the covenanters. Deeply concerned at events in Scotland, Charles seems to have responded positively. He proposed to Malvezzi that his daughter Mary marry a young Spanish prince. The Spaniard’s judgment of events bcame anachronistic, however, when the Catalonian revolt broke out. In lying low from the summer of 1639, the Scots in Madrid seem to habe been proven right“.[4]
Am 11.6.1641 schrieb Piccolomini an Malvezzi: Er wolle dem Haus Habsburg bis zum letzten Blutstropfen dienen. Gegenwärtig sei er in Braunschweig[5] und Lüneburg[6] in langwierige Auseinandersetzungen mit den Deutschen, Freunden und Gegnern, verwickelt. Seiner Meinung nach könne nur eine große siegreiche Schlacht auf Frankreichs Boden diesen Krieg beenden und den ersehnten Frieden herbeiführen. Diese Ansicht teile der Kardinal-Infant mit ihm. Der große Feldzug würde im Bündnis mit den regierungsfeindlichen französischen Fürsten unternommen.[7]
Als Kompensation für die Zusammenarbeit mit Spanien sollte Malvezzi dem bayerischen Kurfürsten Maximilian I. einige der spanischen Plätze in der Unteren Pfalz anbieten,[8] was angesichts der militärischen Stuation eigentlich eine Frechheit war, musste Piccolomini doch noch im Dezember 1644 Maximilian ersuchen, dass bayerische Truppen bei der Verteidigung des spanisch besetzten Frankenthal[9] helfen sollten.[10] Ein entsprechendes Gutachten des valido Malvezzi äußerte sich daher sehr skeptisch über die Erfolgsaussichten eines derartigen Angebots. Wie Maximilian immer wieder betont hatte, so war auch nach Malvezzis Auffassung eine bayerische Offensive am Oberrhein nur dann erfolgreich, wenn sie von einer spanischen Offensive in Flandern flankiert wurde. Außerdem waren außer Frankenthal und ein paar unbedeutenden Plätzen, an denen Maximilian wohl kein Interesse hatte, alle unterpfälzischen Festungen ohnehin bereits verloren. Als Entschädigung für Maximilians Anstrengungen hatte Malvezzi – allem Anschein nach ohne Vorwissen Wiens[11] – einen Teil der österreichischen Erblande und die Hand der Infantin Maria Theresa für den bayerischen Kronprinzen in Aussicht gestellt. Nach Saavedras Schreiben an Maximilian[12] – den dieses Kriegsjahr allein 650. 000 fl. kosten sollte[13] – war nach dessen Auffassung ohnehin nur mit weiteren sinnlosen Vorschlägen für Operationen jenseits des Rheins zu rechnen, während Saavedra, dem bayerischen Kurfürsten ohnehin nicht gewogen, die angeblich lässige Kriegsführung Bayerns in diesem Bereich für den Ausgang des Feldzugs verantwortlich machte.[14] Maximilian, „a quien se puede temer mas que a los enemigos“,[15] schade mit seiner Politik dem Reich, Spanien und sich selbst, beherrscht von dem Wunsch, seinem Sohn die Kurwürde zu sichern: …. „el Duque de Baviera, que pudiera unir los ánimos y alentarlos con las armas, es quien más los enflaquece, porque, biéndose ya muy viejo y sus hijos pupilos, teme mucho que si muriese en esta ocasión se desharían sus armas y se perderian sus Estados. Este temor le obliga a procurar, como he dicho, que se envien a Francia y a Suecia Embajadores de parte de Colegio que pide la paz, y que se responda a las cartas sediciosas de estos Plenipotenciarios, como él ya lo ha hecho, según he entendido, sin reparar en la indecencia y en que los hará más soberbios, y es de temer que también concurrirá en la pretensión que le Rey de Francia tiene de que le elijan Rey de Romanos, no considerando que todo esto será la ruina del Imperio y de su casa“.[16] Die bayerischen Gesandten Haslang und Krebs in Münster[17] wurden daher instruiert, dergleichen Vorschläge Spaniens zurückzuweisen, von der Fortführung des Krieges abzuraten und darauf zu verweisen, dass das Reich und Spanien ohnehin keine Möglichkeiten mehr hätten, sich gegenseitig zu helfen.[18]
Anfang 1645 hielt der hochgebildete Literat und Diplomat Saavedra,[19] mittlerweile als spanischer Bevollmächtigter in Münster eingetroffen und von dem derben kaiserlichen Gesandten Volmar sehr negativ charakterisiert,[20] die Reise Malvezzis angesichts der vorherrschenden profranzösischen Stimmung in der Münchner Residenz – im März sollte Vervaux, der Beichtvater Maximilians, wegen eines Waffenstillstands zwischen Bayern und Frankreich seine Reise nach Paris antreten – nicht für ratsam. Noch am 6.1.1645 hatten Volmar und Nassau gegenüber Ferdinand III. ein „offentlich scriptum ahn die Franzößische standt“ befürwortet, um die Verweigerungshaltung der französischen Gesandten herauszustellen, die kaiserliche Friedensbereitschaft zu betonen und dadurch die finanziell erschöpften Stände zum Druck auf die Regierung zu veranlassen.[21] Die Reise Vervauxs, so Saavedra weiter, würde Maximilian, seinem „Lieblingsfeind“[22] – schon 1637 hatte er einen weiteren Aufenthalt in München für sinnlos erachtet[23] – , nur Gelegenheit bieten, einen französischen Gesandten an seinem Hof zu empfangen,[24] während er noch kurz zuvor zu neuen Subsidien für Maximilian geraten hatte, um ihn und die katholischen Reichsstände zu neuerlichem Einsatz zu bewegen.[25] Der Staatsrat beschloss, anstatt des schwer erkrankten Malvezzi einen Vertreter Castel-Rodrigos nach München zu entsenden.[26]
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[1] MARAÑÓN, Olivares, S. 172f. Vgl. ferner BRÄNDLI, Malvezzi, S. 19ff.; BÜCKING, Frühabsolutismus, S. 226f. Seine Historia de los primeros años del reinado de Felipe IV erschien in einer Neuausgabe v. D. L. SHAW, London 1968.
[2] PLETICHA, Adel und Buch, S. 116, Anm. 93.
[3] WORTHINGTON, Scots, S. 222ff.
[4] WORTHINGTON, Scots, S. 224.
[5] Braunschweig; HHSD II, S. 63ff.
[6] Lüneburg; HHSD II, S. 311ff.
[7] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1208.
[8] Auf der Unteren Pfalz hatte Max. schon seit der Mission Alexander v. Hales nicht mehr bestanden; schon 1636 war die Errichtung einer achten Kur für die Pfalz erwogen worden. KRAUS, Maximilian I., S. 256.
[9] Frankenthal, HHSD V, S. 100ff.
[10] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2636, fol. 1-2 (Ausfertigung): Piccolomini an Maximilian I., 1644 XII 17. W. Leslie hatte Piccolomini, Linz, 1644 XI 04, versichert, dass Max. nicht gegen ihn eingenommen sei; frühere Zwistigkeiten u. Böswilligkeiten seien das Werk Wahls gewesen; TOEGEL; KOČĺ, Der Kampf, Nr. 447, 154.
[11] Nach WINKELBAUER, Finanznot, 2f., hatten die ksl. Räte u. a. den Verkauf oder die Verpfändung v. Mauten, Städten, Festungen, Kammergütern oder gar (Teilen) v. Krongütern an Bayern u. Venedig vorgeschlagen.
[12] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2790, fol. 306 (Abschrift): Saavedra an Max., Münster, 1644 X 28.
[13] KRAUS, Maximilian I., S. 267.
[14] EGLOFFSTEIN, Friedenspolitik, S. 16. Am 1.4.1637 hatte er bereits aus München an Olivarez geschrieben, er würde zwar notgedrungen in München bleiben, falls Philipp IV. dies wünsche, diese müsse sich aber darauf einstellen, „prevéngasa para cebar cada año la cudicia deste Principe“. SAAVEDRA FAJARDO, Obras, S. 1329.
[15] An Philipp IV., Münster, 1645 VI 03; SAAVEDRA FAJARDO, Obras, S. 1420.
[16] Münster, 1644 XI 10; SAAVEDRA FAJARDO, Obras, S. 1396.
[17] Münster; HHSD III, S. 537ff.
[18] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kasten schwarz 33941/IV, fol. 1-41′, hier fol. 7f.: Instruktion für Haslang u. Krebs, München, 1644 XII 12.
[19] Es sei nur darauf verwiesen, dass Saavedras Idea de un príncipe político cristiano representado en cien empresas 1640 in München erschienen war, 1646 wurde in Münster sein Geschichtswerk Corona Gótica, Castellana y Austríaca politicamente illustrada veröffentlicht, 1646 kehrte er, abgelöst durch Peñaranda, nach Madrid zurück. Vgl. MÜHLEISEN, Saavedra; BLANCO, Propaganda; die Einleitung v. Ángel GONZÁLEZ PALENCIA zu Saavedras Obras completas; TORRES FONTES, Las Locuras; MURILLO FERROL, Saavedra; SEGURA ORTEGA, La Filosofía.
[20] „Die Spanischen haben sich bei der conferentz in aliquibus zimblich weit außgelassen, wer ich dabeigewesen, so wolt ich sie wol zurukhgehalten haben […]. Man wirdt mit disem mann in progressu tractatuum vil zu schaffen bekommen, dann er ist variabilis in horas und ambitione praeceps, ut prope in omnibus sufflaminatore opus habeat“. APW II A/2, S. 15.
[21] APW II A/2, S. 136.
[22] So MÜHLEISEN, Saavedra, S. 45.
[23] STRAUB, Saavedra, S. 515.
[24] Archivo general de Simancas E 2063 (Abschrift): Saavedra an Philipp IV., Münster, 1645 I 21.
[25] FRAGA IRIBARNE, Saavedra, S. 511, Anm. 959. Die umfangreiche Biographie ALBRECHTS, Maximilian, erscheint im Hinblick auf Maximilians Verhältnis zu Madrid u. Brüssel leider unbefriedigend.
[26] Archivo general de Simancas E 2064: Protokoll der Sitzung vom 1645 I 28; MALVEZZI, Historia, S. XVI.
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