Kolovrat [Collobrat], N von

Kolovrat [Collobrat], N von; Offizier [ – 27.7.1631 Burgstall ?] Kolowrat ist angeblich bei dem Gefecht bei Burgstall[1] am 27.7.1631 gefallen.

„Demnach die Königl. May. zu Schweden / [et]c. Glaubwürdig Avisirt worden / welcher gestalt der General Graf von Tilli / vmb Wolmerstätt[2] herumb seine gantze Armee, die Cavallerey aber dem gebrauch nach / vorauß logiren wolle / Als haben Ihre Königl. Mayst. erachten können / daß der Feind der Ends für ihr sicher / vnd wo nicht gar / doch grössern theils vnwachsam / auch wegen der schleunigen vnd weiten marche, zimlich abgemattet seyn würde. Dieweil dann Ihr Königl. Mayst. Cavallerey / vnd Dragons eine zeitlang außgeruhet / haben Sie für hochnützlich / auch nit zur hasardeux befunden / wann Sie mit dem grossen theil der Cavallerey vnd den Dragons auff den Feind naher Wolmerstedt zu / in müglichster eyl marchirten, zwischen die Reutter Quartier eingiengen / dieselbe separirten, auffklopffeten / vnd mit fügender gelegenheit für der sucheten / die gantze Armee damit in Confusion zu bringen / haben Sie bemelte ihre Cavallerey vnd Dragonsi den 16. Julii naher Arnßbergk[3] ein Stättlein in der AltenMarck zusammen beschieden / vnd damit noch deß Abends nach 9. Vhren auffgebrochẽ / vnd die Nacht / eine Meile hinter Tangermünde[4] biß an ein Dorff Belgen oder Beldingen genandt / marchiret, weil es aber den andern Tag Sontag gewesen / haben Ihre Königl. Mayst. Predigen / vnnd den lieben Gott vmb seine gnädige Hülffe anruffen lassen / Sie seynd aber vnter werendem Gottesdienst advertirt worden / daß der Feind über Zuversicht schon so weit avancirt, daß die Avantgarde von der Cavallerey / nicht über vier Meilen von dar an den Ort sich sehen liesse.

Hierauff haben Ihre Königl. Mayst. dem Major von dem Ortenburgischen[5] vnnd LeibRegiment order geben / mit etlichen Reuttern den Feind zu recognosciren, Als nun derselbe mit fünff Gefangenen den 17. Julii Abends gegen 5. Vhren wider kommen / vnd nachricht bracht / daß nur zwo Meilen von dar / nemlich zu Borgstall vnd Angern[6] / deß Monte Cuculi, vnd Holckens Regimenter sich einquartiert gehabt / Sind Ihre Königl. Mai. auffgebrochen / vnd mit einfallendem Abend eine halbe Meile für Borgstall arrivirt, wo selbsten Sie ihre Trouppen in drey Brigaden vertheilet / die eine auff Borgstall / die andere auff Angern Commendiret, mit dem übrigen aber / zwischen benandte zwey Dörffer eingangen / da sie über verhoffen / für dem Dorff Reindorff[7] das Bernsteinische Regiment / welches den zu Borgstall beschehenen Einfall schon vernommen / in Battaglie angetroffen / vnd ist der Ein- vnd Vberfall / folgender gestalt abgelauffen:

Zu Borgstall als dem nechsten Quartier / ist deß Monte Cuculi Regiment / vnversehens zu erst überfallen / was nicht entkommen / nider gehawen / gantz aber getrennet vnd ruinirt, die Bagage alle geplündert worden.

Als darnechst das Gro, auff das Bernsteinische Quartier gerahten / dasselbe aber in voller Battaglie für dem Dorff angetroffen / hat sich dasselbe in zwey Trouppen getheilet / vnd eine gegen Ihre Königl. Mayst. avancirt, Derwegen Ihre Königl. May. eine Trouppe von Schwedischen Reutern / auff sie commendiret, wie die Bernsteinische solches gesehen / haben sie von sehr weitem ihre Pistolen gelöset / vnd damit eine Caracol gemacht. Weil aber die Schwedische in sie gesetzet / vnd noch zwey andere Schwedische Trouppen denselben secondirt, sind die Bernsteinischen in vollem Sporenstreich darvon / hinter dem Dorffe weg nach dem Passe gangen / was nun so bald nicht entkommen können / ist von den Pferdten gefallen / vnd hat selbige nebenst der Bagage im stich gelassen / welch guten theils zwar außgeplündert.

Es haben Ihre Königl. Mayst. aber besagte Confusion zu verhütẽ / das Dorff anzünden lassen müssen / vnd ist vnter andern / der Gefangenen bericht nach / der iunge Herr von Collobrat in diesem Treffen geblieben. Die Schwedischen Reutter / sind ihnen zwar hart in den Eisen gesessen / vnd sie auß dem Sattel gehoben / haben den Feind aber wegen finsterer Nacht / ferner nicht verfolgen können.

Zu letzt ist der Reingrafe an das Holckische Regiment zu Angern logirende gerahten / hat darauff eine Trouppe an das Dorff geschickt / weiln nun selbige darinn keine Reutter / sondern nur die Bagage angetroffen / ist der Reingraf selbst mit dem Rest gefolget da er neben dem Dorff Holcken mit dem gantzen Regiment / welches gleichsfalls von dem Getümmel in den andern Dörffern gehört / auch in Bataglia für sich gefundẽ / welcher anfangs zwar zimlich gefochten / Er hat aber / nach dem die Schwedische vnablässig tapffer in sie gesetzet / von einander gehen / raumen / vnd sich / was nicht nider gemacht vnd gefangen wordẽ / mit der Flucht salviren vnd die sämptliche Bagage sampt zweyen Corneten / dessen Symbola seyn Unversagt mit der Fortun / Dann his Ducibus, mit einem blossen Schwerd / mit einer Schlangen überschlungen / hinter sich lassen müssen. Weil nun dem Plündern vnd vermuhtender Confusion bey der Nacht anderer gestalt nicht gestewret werden können / hat der Rheingraf selbiges Dorff im Rauch auffgehen lassen müssen.

Es sind aber die Bawren auß allen Dörffern schon für ankunfft der Tillischen / alle verlauffen gewesen / vnd ist von aller Bagage vnd den Hand Pferdten wol wenig davon kommen.

Die Schwedischen haben sehr grosse Beute / darunter auch ein gemeiner Reutter in die zwey tausend Ducaten / auch sonst ins gemein / schöne / vnd eine grosse menge Pferdte bekommen. Die Gefangene aber berichten / daß sie denselben Tag sechs in sieben Meil vnd drüber allezeit schleunig marchirt, welches deß Tilli besonder Glücke gewesen.

Sonst sind zwey Regimenter / als das Churländische vnd ein Schwedisches in der Nacht bey dem Gro weg biß hart an Wolmerstede / da der Tilli selber gelegen / gangen / aber von keiner sonderlichen Wacht vnd ordinantz, ausserhalb vom Lermen schlagen / etwas vernehmen können.

Dieweiln Ihre Königl. May. aber sich erinnert / Was gestalt der Feind hierdurch allert gemacht werden müssen / die finstere Nacht auch den progreß ohne das verhindert / haben ihre Königl. Maiest. Ihre Trouppen recolligiret, vnd sind damit dieselbe Nacht wider zurücke biß auff ienseit Belgen oder Beldingen[8] / mit öffentlichen Trommetenschall gemählich gerücket / haben daselbsten etwas geruhet / vñ darnach Sich biß nach Stendall[9] begeben / allda sie denselben Tag / war der 18. Julii, auch folgende Nacht / vermuthend / der Feind würde durch eine Nachteyle seine Revenge gesuchet haben / die Trouppen bey sich im Felde bey einander behalten. Demnach aber niemand sich eingestellet / haben ihre Königl. Maiest. ihre Trouppen / bevor auß mangelnder Fourage halber / in ihre alte Quartier wider führen lassen / sie aber sind den 19. Julii, in der Person in ihr Haupt Läger gen Werben[10] passirt, vnnd wie sie daselbst / vmb den avancirenden Feind / den Kopff desto tapfferer zu bieten / allerhand nötige Provision gemacht / gestracks wider zurück / zu ihrem Leib Regiment zu Pferde / nach Arnßberg gezogen / werden daselbsten auff deß Feindes actiones ferner behuffiges fleissiges passen / vnd auff alle Momenta, mit Göttlichem Beystand zu vigliren wissen.

Es sind der Kayserlichen in allem 24. Compagnien gewesen / der Holckischen 10. Der Bernsteinischen 6. Der Montecuculischen 6. Vnd zwey sonderliche. Wie viel auff dem Platz geblieben / auch im Fewer vmbkommen / kan man noch zur Zeit nicht eigentlich wissen.

Die gefangene / darunter auch ein Capitäin / so sich bey der Reutterey auffgehalten / vermeinen / es sey der Obriste Bernstein / auch Holckens Obrister Leutenant Vlefeld / vnnd Obrister Wach[t]meister Friederich von Buchwolt geblieben. Pfaltzgraff Ludwig Carl / oder Carl Ludwig von Lautereck / ist für dem RheinGräffischen Regiment / nach dem er einen Cornet herunter geschossen / von dessen seconde mit zwey Kugeln durch den Leib wider getroffen / wo von S. Fürstl. Gnaden vorgestern allhier in Werben / in Gott seliglich eingeschlaffen. Itzo haben Ihr Königliche Maiestät Zeitung / daß der Feind weiter nicht / als die Orter / da er obgemelde Stösse bekommen / avancirt, sondern wider zurück ziehe“.[11]

[1] Burgstall [Kr. Wolmirstedt/Tangerhütte]; HHSD XI, S. 63f.

[2] Wolmirstedt [Kr. Wolmirstedt]; HHSD XI, S. 515f.

[3] Arneburg [LK Stendal]; HHSD XI, S. 20ff.

[4] Tangermünde [LK Stendal]; HHSD XI, S. 458ff.

[5] Ortenburg, Johann Philipp Graf von; Obrist [14.10.1592 – 20.6.1631]

[6] Angern [Kr. Wolmirstedt/Tangerhütte]; HHSD XI, S. 16.

[7] Reindorf, heute Wüstung bei Gerbstedt [LK Mansfeld-Südharz] ?

[8] Bellingen, heute Ortsteil von Tangerhütte [LK Stendal].

[9] Stendal [Kr. Stendal]; HHSD XI, S. 447ff.

[10] Werben [Kr. Osterburg]; HHSD XI, S. 492f.

[11] Warhafftige Relation, Wie es dreyen Ligistischen / Als Deß Montecuculi / Bernsteins / Vnd Holckens / Regimentern / Zu Angern / Borgstal vnd Reindorff unferrn von Wolmerstädt / im Ertzstifft Magdeburgk / den 17. Julii in der Nacht dieses 1631. Jahres ergangen. Item Extract eines Schreibens auss Leipzig von 29. Julii 1631. [VD17 75:678978H oder VD17 12:200196W]. Den freundlichen Hinweis verdanke ich Herrn Uwe Volz.

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