Kolovrat-Krakovský, Vilem Albrecht [Wilhelm Albrecht] von; Generalkriegskommissar [1600 – 1688] Ferdinand III. schrieb am 30.7.1648 aus Linz[1] an Vratislav z Mitrovice, bei dem feindlichen Angriff auf die Kleinseite und den Hradschin sei augenscheinlich auch neben anderen Landesbeamten der Generalkriegskommissar in Böhmen, V. A. von Kolovrat-Krakovský, in Gefangenschaft geraten. Da dieses Amt sehr wichtig sei, müsse es neu besetzt werden. Bis zu seinem weiteren Beschluss würden er, Vratislav, und Friedrich Vĕžník von Vĕžník, Burggraf des Königgrätzer[2] Kreises, dieses Amt bekleiden. Sie sollten Colloredo und Puchheim in allem, was die Verteidigung der Stadt und das Interesse des Königreichs erforderten, gehorsam sein.[3]
Am 1.8.1648 berichtete La Corona aus Beraun[4] an Piccolomini, den neuen Oberkommandierenden der kaiserlichen Armee nach dem Tod Holzappels in der Schlacht bei Zusmarshausen am 17.5.1648 über die Eroberung der Prager Kleinseite durch Königsmarck: „Den traurigen Zustand mit Prage habe ich zur Berichten nichts unterlassen wollen, dass der Königsmarck nach Prage kommen, die Kleine Seite mit Schand undt Spott erobert, solche einen Halbentag geplündert, über 180 Person wird gehawet, den Obristen Purggrafen, Cardinal und andere grosse Herren, so auf der Kleinen Seite gewohnet, gefangen genommen. Der General Wittenberg ist gestern auch ankommen und weilen der Herr Graf Puchheimb heinein gelanget, werden die Alt- und Neustätter, welche zwei Blutsiege fanden auch gesterket.
Herr Cardinal [Ernst Adalbert von Harrach; BW], Ober-Purggraf [Jaroslav Bořita von Martinitz; BW], Ober-Hofmeister [František Oldřich von Kolowrat-Libštejnský; BW], Obrister Landrichter [František Matyás Karel von Sternberg; BW] undt General-Commissar von Collowrath [Vilém Albrecht von Kolowrat-Krakovský; BW] worden in ihren Hausern verwacht, aber erstlich alle ihre Häuser, wie auch die Kleine Seiten, einen halben Tag ausgeplündert. General Wittenberg soll an vorgangenen Freitag früh selbsten mit seinen Herren in Schloss ankommen sein, und ebenso dann Königsmarck in kaiserlichen Zimmer wohnen“.[5]
Montecuccoli konnte Piccolomini am 9.12.1648 aus Prag berichteten, an diesem Tag habe die schwedische Armee mit ihrem Abmarsch begonnen und bei Kolin[6] die Elbe überschritten. Ein Teil der Truppen soll nach Pommern, ein Teil ins Vogtland gehen. Sie marschierten sehr diszipliniert, ohne Schaden anzurichten. Kolovrat habe sämtlichen Kommandanten in Böhmen befohlen, nach dem 1.12. keine Kontributionserhebungen mehr zu dulden, da dies vertragswidrig wäre, und habe dies auch denm schwedischen Beauftragten Alexander Erskein mitgeteilt. Die Hauptpunkte der Abmachung seien folgende: Freilassung der Gefangenen, Verpflegung der Besatzungen im Rahmen der Vereinbarungen, Räumung aller Orte bis 1.1.1649, Beendigung der Feindseligkeiten auf beiden Seiten, Herausgabe von Kanonen, Möbeln, Archiven sowie die Übergabe der Oberen Pfalz an Bayern.[7]
[1] Linz; HHSÖ I, S. 66f.
[2] Königgrätz [Hradec Králové]; HHSBöhm, 269ff.
[3] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 1145.
[4] Beraun [Beroun]; HHSBöhm, S. 31f.
[5] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 1149.
[6] Kolin [Kolín]; HHSBöhm, S. 280ff.
[7] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 1227.