Khevenhiller [Khevenhüller] zu Aichelberg, Johann [Hans] Freiherr von

Khevenhiller [Khevenhüller] zu Aichelberg, Johann [Hans] Freiherr von; Obristleutnant [30.5.1597 – 30.7./9.8.1632 erschossen] Hans Freiherr von Khevenhiller[1] zu Frankenburg,[2] Erbstallmeister des Erzherzogtums Kärnten, war schwedischer Obristleutnant der Kavallerie und führte 1632 ein fränkisches Reiterregiment unter dem Kommando Wolf Dietrich Veit von Truchsess auf Wetzhausen. Er hatte 1614 in Tübingen, 1618 in Siena und 1619 in Padua an der Juristischen Fakultät studiert.[3] Er gehörte wie sein Bruder Paul zu den evangelischen Verwandten des berühmten Diplomaten und Chronisten Franz Christoph von Khevenhiller. Johann emigrierte aus Glaubensgründen aus Kärnten und schloss sich Gustav II. Adolf an. 1631 nahm er u. a. an Der Eroberung von Donauwörth und Augsburg teil.[4] 1632 beschwerte er zusammen mit dem Obristen Markgraf Hans Georg von Brandenburg die Bevölkerung der Umgebung Nürnbergs durch Plackereien und eigenmächtige Musterplätze aufs Äußerste.[5] Zudem war er in die Kämpfe in der Oberen Pfalz involviert.

„Unterdessen hatte Oberst [Johann Eberhard; BW] von Schönburg die Meldung erhalten, daß Auerbach[6] von den Bayreuthern[7] angegriffen werde, weshalb er noch am 3. über Vilseck[8] abmarschierte. Am 4. Juni traf Schönburg bei Auerbach ein, was die Bayreuther zum Abzug veranlaßte. Auf dem Weg nach Pegnitz[9] trafen sie auf 25 schwedische Reiter Corneis und etliches Fußvolk, mit welchem sie umkehrten und Auerbach einschlossen. Nach Auerbach marschierte nun Oberst von Voit mit 4 Komp. z. Pf. am 5. Juni über Sulzbach,[10] Oberst Trabres [Treubreze; BW] mit 2000 Dragonern am 6. und 7. über Schlicht.[11] Mit diesen Hilfstruppen griff Oberst von Schönburg am 8. abends die Belagerer von Auerbach Rgt. z. Pf. Khevenhüller und Truchseß an, schlug ihn und machte 400 Mann nieder“.[12]

Taupadel erbeutete am 8.8.1632[13] bei Freystadt[14] in der Nähe von Neumarkt[15] mit seinem Streifkorps ein kaiserliches Hauptverpflegungslager. Um Taupadels Rückzug bei diesem lebenswichtigen Transport zu decken, war Gustav Adolf mit einem starken Kavallerieverband und 2.500 Musketieren herbei geeilt. Im kaiserlichen Lager wusste man von dem Überfall und schickte ein Kommando unter Generalfeldmarschall Ernst Georg Sparr zu Greiffenberg zum Angriff auf die schwedischen Fouragierer aus. Acht Kompanien der Kavallerie-Regimenter Colloredo und Gonzaga, zwanzig Kompanien Kroaten und 500 schottische Musketiere unter dem Kommando von Gordon und Leslie begleiteten ihn. Bei Burgthann[16] trafen die Schweden auf Sparrs Korps. Die Kroaten flohen nach kurzem Gefecht, Leslie und Gordon, die gemeinsam 1.000 schottische und irische Musketiere kommandierten, leisteten, gedeckt durch ein kleines Wäldchen, erbitterten Widerstand. Sparr wurde mit den Kürassieren in sumpfiges Gelände gedrängt und gefangen genommen. Die Schotten kämpften bis zur letzten Patrone. Mit den Überlebenden gerieten Gordon, sein Freund Leslie, und vier Subalterne in Gefangenschaft. Angeblich soll Gustav Adolf den beiden Schotten wegen bewiesener Tapferkeit die Freigabe ohne Lösegeld versprochen haben. Gordon und Leslie fanden im schwedischen Lager unter den Offizieren Landsleute, die die tapferen Gegner mit der ihnen gebührenden „Courteoisie“ aufnahmen. Beschrieben hat dieses Treffen, in dem Khevenhiller durch eigene Soldaten getötet wurde, der schottische Teilnehmer Monro: „Am 28. Juli hatte S. M. Oberst Taupadel mit Reitern und Dragonern abkommandiert, Freystadt in der Oberpfalz anzugreifen, das etwa zwei Meilen von Neumarkt entfernt liegt. Die Kaiserlichen hatten dort ihr Hauptversorgungslager für Lebensmittel und Munition, das mit 500 Soldaten besetzt war. Am 30. Juli [9.8.; BW] kam Taupadel noch vor Tagesanbruch dorthin, teilte seine Truppen sofort in zwei Sturmgruppen auf und warf die eine gegen das obere Tor, die andere gegen das untere. Das obere Tor sprengten sie mit einer Petarde auf, und als die Schweden hineinstürmten, gaben sie Feuer und töteten dabei Oberstleutnant Khevenhüller, einen ihrer eigenen Leute, den sie für einen Feind hielten. Er erhielt einen Schuß in die Schulter und starb kurz darauf in Nürnberg“.[17]

Begraben wurde er am 10./20.8.1632 auf dem St. Johannis-Friedhof von Nürnberg.[18]

[1] Vgl. die Erwähnungen bei KELLER; CATALANO, Tagebücher.

[2] Frankenburg [Bez. Vöcklabruck].

[3] MATSCHINEGG, Österreicher, Nr. 421, S. 242.

[4] CZERWENKA, Khevenhüller, S. 489, 492.

[5] MUMMENHOFF, Altnürnberg. S. 142, 144, 145.

[6] Auerbach i. OPf. [LK Amberg-Sulzbach]; HHSD VII, S. 41f.

[7] Bayreuth; HHSD VII, S. 77f.

[8] Vilseck [LK Amberg]; HHSD VII, S. 771f.

[9] Pegnitz [LK Bayreuth]; HHSD VII, S. 577.

[10] Sulzbach-Rosenberg [LK Amberg-Sulzbach]; HHSD VII, S. 728ff.

[11] Schlicht, heute Ortsteil von Vilseck [LK Amberg-Sulzbach].

[12] HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 104f.

[13] Nach CZERWENKA, Khevenhüller, am 4.8.1632.

[14] Freystadt [LK Neumarkt/OPf.].

[15] Neumarkt i. d. OPf.; HHSD VII, S. 505f.

[16] Burgthann [LK Nürnberger Land]; HHSD VII, S. 120. Vgl. ENGERISSER, Von Kronach, S. 106f., die zurzeit beste kriegsgeschichtliche Darstellung.

[17] Nürnberg; HHSD VII, S. 530ff.

[18] SODEN, Gustav Adolph I, S. 347, 370.

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