Kayn [Kayn(a), Kain, Kayne, Kaina] von Predel auf Wolkenstein, Melchior Graf von

Kayn [Kayn(a), Kain, Kayne, Kaina] von Predel auf Wolkenstein, Melchior Graf von; Obrist [ – ] Kayn[a] von Predel[1] auf Wolkenstein,[2] das Geschlecht soll aus Kaina[3] gestammt haben, stand erst als Obrist in kurpfälzischen Diensten. Verheiratet war er mit Rosina Freifrau von Saurau. In der Schlacht am Weißen Berg hatte er 8 Kompanien mährische Reiter geführt.[4] Danach wechselte er ins kaiserliche Lager und warb 500 Arkebusier-Reiter an.[5]

„Im Dezember 1622 erfolgte in Schleiz[6] der erste Durchmarsch von Truppen. Sie gehörten zu den in Mähren angeworbenen kaiserlichen Regimentern, die Herzog Friedrich von Sachsen-Altenburg, über Hof[7] nach Gera[8] weiterführte. Heinrich Posthumus[9] war selbst nach Schleiz bereist, um nach dem Rechten zu sehen. Auch später waren er und seine Söhne wiederholt in Schleiz, wenn Durchzüge und Einquartierungen stattfanden, um die fremden Offiziere auf dem hiesigen Schlosse zu bewirten und Ermäßigung ihrer Forderungen zu erlangen. Der Oberst des damals durchziehenden Regiments hieß von Kain und lag bei Johann Oberländer in Quartier. In der Stadt waren 170 Pferde untergebracht. Schleiz berechnete sich die Kosten dieser Einquartierung auf 380 Gulden 5 Groschen 4 Pfennige. Darunter waren 4 Gulden 6 Groschen für drei Eimer[10] Bier, welche der Rat der Bürgerschaft ‚im Defensionswerk für 8 Tage Aufwartung’ verehrt’ hatte. Die gehabten Unkosten wurden der Stadt und den Bürgern aus der allgemeinen Landeskriegskasse zurückvergütet“.[11]

Der Erzgebirgschronist Christian Lehmann [11.11.1611-11.12.1688][12] erwähnt ihn unter 1623: „Der Obrist Melchior von kayn hatte den Herzog Friederich [Friedrich v. Sachsen-Altenburg;[13] BW] zue gutt 1000 Pferde in Nied.-Saxen geworben, die eine weile umb Erfurt[14] gelegen wahren, weil aber des herzogs (?) nicht fortgegangen, führete er solche in anfang des jahrs den keyßer zue durch diß gebirg in Böhmen. Den 26. Januar marchirte er mit seinen Volck und 60 Wägen Zwicka[15] vorbey, und ubernachteten in der Schonburgischen herschaft zue Hartenstein[16] und zue Tzschocken;[17] da sie aufbrachen, brande der Hern von Schönburg fuhrwerck ab nahe am Stadlein mit allen Vorrath, 200 schafen und 10 Pferden zum gratial. Den 27. Januar marchirten Sie durch Zwenitz,[18] Elterlein,[19] durch den Pas, logirten am Weinberg[20] und uff der Presnitz;[21] was sie untterwegens ergriffen und mit fortbringen (kunten), vergaßen Sie nicht, und damit wurden alle straßen unsicher“.[22]

Am 31.12.1636 wurde er, in diesem Jahr auch zum Reichshofrat ernannt, in den Grafenstand erhoben.

[1] Predel, früher Ortsteil von Reuden (Elsteraue) [Burgenlandkreis].

[2] Wolkenstein [Erzgebirgskreis]; HHSD VIII, S. 364f.

[3] Kaina, heute Ortsteil von Zeitz [Burgenlandkreis]

[4] KREBS, Schlacht, S. 86.

[5] HALLWICH, 5 Bücher Bd. 1, S. 52.

[6] Schleiz [Saale-Orla-Kr.]; HHSD IX, S. 380ff.

[7] Hof; HHSD VII, S. 302f.

[8] Gera; HHSD IX, S. 134ff.

[9] Heinrich I. Posthumus Reuß , Herr zu Gera, Plauen, Schleitz, Lobenstein und Kranichfeld. [10.6.1572 – 3.12.1635] Verheiratet mit Magdalene, Gräfin von Schwarzburg-Rudolstadt [12.4.1580 – 22.4.1652], Schwester von Ludwig Günther I., Graf von Schwarzburg-Rudolstadt. Der Förderer des Komponisten Heinrich Schütz und strenge Lutheraner siedelte in der Residenzstadt Gera, das sich während seiner Herrschaft zum kulturellen Zentrum der reußischen Territorien entwickelte, calvinistische Exulanten aus Flandern an, die neue Techniken der Wollzeugfabrikation mitbrachten und dem Land damit eine wirtschaftliche Blüte bescheren sollten. Für die Trauerfeierlichkeiten komponierte Schütz auf Wunsch der Witwe die „Musikalischen Exequien“ SWV, S. 279 – 281. Vgl. mdsz.thulb.uni.jena.de.: Happe I 244 v, Happe I 432 r.

[10] 1 Eimer = 72 Kannenm = 61, 83 Liter.

[11] SCHMIDT, Geschichte der Stadt Schleiz, S. 39.

[12] Vgl. SCHMIDT-BRÜCKEN; RICHTER, Der Erzgebirgschronist Christian Lehmann

[13] Vgl. auch die Erwähnungen mdsz.thulb.uni.jena.de.

[14] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff. Vgl. die Erwähnungen bei HAPPE, HEUBEL und KRAFFT; mdsz.thulb.uni-jena.de.

[15] Zwickau; HHSD VIII, S. 380ff.

[16] Hartenstein [Kr. Zwickau]; HHSD VIII, S. 142f.

[17] Zschocken [Kr. Zwickau]; HHSD VIII, S. 378.

[18] Zwönitz [Kr. Aue]; HHSD VIII, S. 385f.

[19] Elterlein [Kr. Annaberg]; HHSD VIII, S. 89.

[20] Weipert [Vejperty, Bez. Komotau]; HHSBöhm, S. 650.

[21] Pressnitzer Pass: Der Pressnitzer Pass stellt eine der ältesten Pfadanlagen dar, die aus dem Zentrum Mitteldeutschlands über den dichten Grenzwald nach Böhmen führte. Sein ursprünglicher Verlauf ging von Halle (Saale) kommend über Altenburg, Zwickau, Hartenstein, Grünhain und Zwönitz nach Schlettau. Hier wurde die obere Zschopau gequert. Anschließend führte der Weg über Kühberg am Blechhammer vorbei nach Weipert (Vejprty) und erreichte dann östlich schwenkend über Pleil (Černý Potok) mit Pressnitz (Přísečnice) die älteste Bergstadt des Erzgebirges. Von hier aus verlief der sogenannte Böhmische Steig vermutlich über Kaaden (Kadaň) und bis nach Saaz (Žatec). Die Passhöhe selbst befand sich auf böhmischer Seite nahe Pleil (Černý Potok) auf ca. 800 m ü. NN. Damit war der Pressnitzer Pass deutlich niedriger als die sich nach Westen hin anschließenden Pässe über Wiesenthal, Rittersgrün, Platten, Hirschenstand und Frühbuß. Dies war einer der Gründe für seine häufige Benutzung während des Dreißigjährigen Krieges [WIKIPEDIA]

[22] LEHMANN, Kriegschronik, S. 26. Lehmann datiert nach dem alten Stil.

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