Isselbach [Isselbacher], Georg Friedrich

Isselbach [Isselbacher], Georg Friedrich; Hofrat [ – ] Isselbach [Isselbacher] stand seit 1.8.1615 in bayerischen Diensten, zunächst als Hofratsschreiber auf Versuchen, mit dem Aufgabenbereich eines Hofratssekretärs, seit 14.9.1616 als wirklicher Hofratssekretär, dann Sekretär der Geheimen Kanzlei. Am 9.4.1619 wurde er zum Hofrat ernannt.[1] Im Münchner Hofrat saß er auf der Ritterbank, gehörte also zum Adel.[2]

„Somit bestand die bayerische Regierung in Heidelberg[3] nach dem Ausscheiden Ensmanns im Juli 1624 wiederum nur aus drei Mitgliedern: dem Statthalter Metternich und den Räten Walmerod [Walmerode; BW] und Isselbach. Die Hauptlast der Regierungsgeschäfte lag auf dem ehemaligen Hofrat Isselbach. Walmerod hielt sich seit dessen Ankunft vorzugsweise in seiner Fautei Mosbach[4] auf und ließ sich nur noch selten in Heidelberg sehen (ungeachtet der in der kurfürstlichen Instruktion enthaltenen Bestimmung, daß er als Direktor des Hofgerichts in Heidelberg residieren sollte). […] Isselbach hatte nicht nur die Hauptlast der Arbeit zu tragen; Metternich und Walmerod zeigten auch die Neigung, bei unbequemen Entscheidungen ihren Namen nach Möglichkeit aus dem Spiel zu lassen und nach außen hin ihren Kollegen als Urheber darzustellen, was dazu führte, daß die von solchen Regierungsentscheidungen Betroffenen sich beim Kurfürsten über das vermeintlich unkontrollierte und selbstherrliche Regiment Isselbachs in Heidelberg beschwerten. Diese Problematik zeigte sich deutlich im Sommer 1625 anläßlich eines Streits mit der Stadt Wimpfen[5] wegen des Unterhalts für die dort in Garnison liegenden fünfzehn bayerischen Soldaten.

Die Wimpfener beriefen sich dabei auf ihren Akkord mit Tilly vom 6.1.1622, in dem ihnen die Befreiung vom Servicegeld versprochen worden war. Die Heidelberger Regierung vertrat demgegenüber die Ansicht, daß dieser Akkord nach der Schlacht von Wimpfen hinfällig geworden war, als die Stadt das Hauptquartier Tillys nicht nur aufgenommen hatte, sondern auch zu dessen Unterhalt herangezogen worden war. Metternich hatte zwar ‚aus gewissen Ursachen‘ Bedenken, ein diesbezügliches Schreiben an Wimpfen selbst zu unterzeichnen, befürwortete aber die Absendung eines solchen. Der Brief wurde von Isselbach aufgesetzt, unterzeichnet und an Walmerod nach Mosbach zur Unterschrift überschickt. Dieser unterzeichnete jedoch nicht, sondern siegelte den Brief nur und schickte ihn nach Wimpfen weiter. Rat und Bürgerschaft von Wimpfen beschwerten sich daraufhin bei Maximilian in München und baten, von der Garnison und dem (angeblich) von Isselbach dafür festgesetzten Servicegeld enthoben zu werden, was ihnen allerdings nicht gewährt wurde“.[6]

Isselbach war wahrscheinlich nach seiner Gefangennahme bei der Eroberung von Philippsburg[7] durch die Schweden im Januar 1634 nach Zahlung von Lösegeld freigekommen und hatte sich in seine Heimatstadt Speyer[8] begeben.

„Der Verlust von Speyer am 22.3.1635 hatte für den Wiederaufbau der bayerischen Administration in der Unterpfalz einschneidende Folgen. Neben Metternich geriet dort auch Isselbach[er] in Gefangenschaft, der als erfahrenster Heidelberger Regierungsrat für einen solchen Wiederaufbau unentbehrlich war. Der Kurfürst war deshalb an einem Gefangenenaustausch zur Auslösung Isselsbachs sehr interessiert, erteilte am 30.5. [Jost Maximilian v.; BW] Gronsfeld genaue Anweisungen hierzu und erkundigte sich am 17.6. noch einmal nach dem Stand der diesbezüglichen Verhandlungen mit dem Herzog von Weimar. Wahrscheinlich kam Isselbach bei der Eroberung von Worms durch die Kaiserlichen Ende Juni 1635 wieder frei“.[9]

„Als Pienzenau am 11.12.[1635; BW] in Heidelberg ankam, war Hartenberg, der ihn beim Regiment Metternich installieren hätte sollen, nicht mehr am Leben. Isselbach und Reichmaier wußten nichts von seiner Berufung, wollten ein besonderes Patent für sein vorläufiges Kommando in Heidelberg sehen und verweigerten ihm sogar ein Quartier. Sofort nach seiner Ankunft in Heidelberg begann Pienzenau, eine eigene Kompanie aufstellen. Am 22.12. bat er den Kurfürsten um die Musterung des Regiments, das inzwischen 831 Mann (dazu 65 Reiter) zählte, und um Erweiterung der Quartiere, weil es der Unterpfalz allein zu schwer würde, das Regiment zu unterhalten.

Weil man wegen der durchziehenden Truppen auf dem Land nirgendwo mehr sicher sein konnte, hatten die Bewohner der Dörfer sich in die Städte und ummauerten Flecken geflüchtet. Nach einer Schätzung der Heidelberger Regierung vom 10.1.1636 war in der Unterpfalz ‚nicht mehr der vierzigste Mann am Leben oder häuslicher Wohnung‘ (das würde bedeuten, daß zu dieser Zeit in der ganzen bayerischen Unterpfalz nicht einmal mehr 250 Steuerzahler anzutreffen waren, womit aber nur die ländlichen Gegenden gemeint sein können). Über den Winter war so gut wie nichts angebaut worden, die Einsaat des Sommergetreides konnte aus Mangel an Samen, Arbeitskräften, Pferden und Vieh noch weniger erfolgen, so daß für das Jahr 1636 eine Hungersnot bereits vorprogrammiert war.

Die Bevölkerung in den verschlossenen Orten wurde von den Garnisonssoldaten des Regiments Metternich mit eigenmächtigen und überhöhten Kontributionen und militärischen Exekutionen bedrängt, was sich nach der Ankunft des neuen Kommandanten Pienzenau noch steigerte, der für die Bedürfnisse seiner Soldaten großes Verständnis zeigte, dafür aber umso weniger Rücksicht auf die Zivilbevölkerung nahm. Weil die Beamten sahen, daß die Regierung den Soldaten gegenüber machtlos war, ging es bisweilen ‚drunter und drüber‘. Isselbach und Reichmaier beklagten sich hierüber am 7.1.1636 beim Kurfürsten und baten ihn, dem Oberstleutnant Pienzenau zu befehlen, wie er sich gegenüber Regierung, Unterbeamten und Untertanen zu verhalten habe, dabei allerdings von ihrem Anbringen nichts verlauten zu lassen, weil ihnen sonst ‚allerhand Ungelegenheiten‘ entstehen könnten“.[10]

„Metternich hatte zwar vor dem Verlust von Heidelberg 1633 die Registratur in Sicherheit gebracht, doch das dortige Kanzleiarchiv war den Schweden zum größten Teil in die Hände gefallen. Nach der Schlacht von Nördlingen[11] 1634 war die pfälzische Regierung unter dem Administrator Pfalzgraf Ludwig Philipp aus Heidelberg über den Rhein nach Frankenthal[12] geflohen und hatte die wichtigsten Archivalien mitgenommen, so daß der wiedereingesetzten bayerischen Regierung in Heidelberg kaum brauchbares Material zur Verfügung stand. Aus diesem Grund befahl der Kurfürst am 15.9.1635 dem Heidelberger Kommandanten Hartenberg, bei der bevorstehenden Eroberung von Frankenthal darauf zu achten, daß die dortigen heidelbergischen Kanzlei- und Rechnungskammerakten und Beamten geliefert würden. Als sich Frankenthal am 19.10.1635 den Kaiserlichen ergab, wurde den dortigen pfälzischen Beamten im Übergabeakkord auferlegt, so lange dort zu verbleiben, bis sie die aus Heidelberg entführten Dokumente gebührend ausgeliefert hätten. Den zur Abholung der Akten abgeordneten Heidelberger Rentamtskommissar Reichmaier wies der Kommandant zu Frankenthal zwar mit der Begründung ab, daß hierzu ein Befehl des Königs von Ungarn vorliegen müsse, aber immerhin bekam der Mannheimer Zollschreiber Gebhard Mayr am 28.10.1635 Gelegenheit zur Inventur der dort vorhandenen Dokumente und Mobilien. Am 23.1.1636 erschien im Auftrag des bayerischen Generalkriegskommissariats der Kommissar Otto Forstenhäuser in Frankenthal, wo am 7.11.1635 wieder eine spanische Garnison eingezogen war, um die Kanzleiakten und andere Dokumente nach Heidelberg zu bringen; der Frankenthaler Gubernator Oberst Andrés de Contreras und der dortige spanische Kommissar César Chamblay wollten jedoch ohne Wissen und Einwilligung ihres Vorgesetzten, des spanischen Botschafters in Wien Oñate, nicht herausgeben. Daran änderte sich auch nichts, als der Heidelberger Kommandant Haslang nach Frankenthal kam und gemeinsam mit Forstenhäuser noch einmal die Auslieferung der Akten begehrte.

Erst nachdem Maximilian wegen dieser Angelegenheit an den Kaiser und an Oñate geschrieben hatte, konnte sich Isselbach Anfang Mai 1636 aus Heidelberg nach Frankenthal begeben, um die Akten abzuholen. Er fand die Heidelberger Akten dort aber so zerstreut und mit anderen vermischt vor, daß Sortierarbeiten von ungefähr zwei Wochen nötig waren. Isselbach kehrte deshalb wieder nach Heidelberg zurück und überließ diese Aufgabe dem Landschreiber Bürse, der sie am 6.6.1636 zum Abschluß brachte und alle Akten, die die vier rechtsrheinischen Ämter der Unterpfalz betrafen, zu Schiff nach Heidelberg brachte. Allerdings hatte Contreras sich geweigert, die Lehensakten, die Akten der Heidelberger Universität und des Stifts Sinsheim[13] sowie die Archivalien, die die Kurpfalz im ganzen betrafen, herauszugeben. Maximilian wies deshalb am 7.10.1636 seinen Vizekanzler Richel an, bei Oñate einen diesbezüglichen Befehl an Contreras zu erwirken“.[14]

[1] HEYDENREUTER, Der landesherrliche Hofrat, S. 341.

[2] HEYDENREUTER, Der landesherrliche Hofrat, S. 170.

[3] Heidelberg; HHSD VI, S. 302ff.

[4] Mosbach [Neckar-Oldenwald-Kr.]; HHSD VI, S. 533f.

[5] [Bad] Wimpfen [LK Heilbronn]; HHSD VI, S. 51f.

[6] MAIER, Unterpfalz, S. 115f.

[7] Philippsburg [LK Karlsruhe]; HHSD VI, S. 632f.

[8] Speyer; HHSD V, S. 350ff.

[9] MAIER, Unterpfalz, S. 283.

[10] MAIER, Unterpfalz, S. 300ff.

[11] Vgl. dazu ENGERISSER; HRNČIŘÍK, Nördlingen (die umfassendste und detaillierteste Darstellung der Schlacht).

[12] Frankenthal; HHSD V, S. 100ff.

[13] Sinsheim [Rhein-Neckar-Kr.]; HHSD VI, S. 745ff.

[14] MAIER, Unterpfalz, S.311f.

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