Isolano [Isolani, Isolary, Isolan, Isolana, Isalon, Iselon, Isolani, Isola, Isolam, Isolanus, Insulanus], Goan Lodovico Ettore [Johann Ludwig Hektor] Graf [Conte] [IV]

Isolano [Isolani, Isolary, Isolan, Isolana, Isalon, Iselon, Isolani, Isola, Isolam, Isolanus, Insulanus], Goan Lodovico Ettore [Johann Ludwig Hektor] Graf [Conte] [IV]; Obrist [1586 Görz-17.3.1640 Wien]

Isolano6Isolano3

Zur Plünderung[1] [Abb. links]Plünderung des kurmainzischen Orb[2] am 17.12.1634 heißt es: „In 1634 machte die Hanauische[3] Garnison,[4] welche die Schweden[5] noch innehatten, verschiedene Ausfälle auf die in der Umgebung von Gelnhausen[6] sich aufhaltenden Kroaten[7] [Abb. rechts] Kroatischer_Reiter4und streifenden Piccolominischen[8] Reiter. Die Frankfurter Meßrelationen von diesem Jahre berichten über einen solchen Ausfall wie folgt: ‚Als sich in Vestung Hanau rüchbar worden / daß etliche von des Feindes Croaten in ihren Gebiete sich auffhielten / vnd darumb in unterschiedlichen Stättlein und Dörffern in den Wirtshäusern lägen / haben sich ihrer viel von der Hanauischen Garnison zusammen gethan / einen außfall tentiert und zu Steinheim[9] über die Kintz gangen. Als sie nun ihren Marsch an dem Wasser wiederumb herunter genommen / siehe da seind sie ungesehn an ein Stättlein / Orb / genannt / gelangt, dasselbe jähling(en) überrumpelt / und darinnen etliche Croaten von dem Isolanischen Regiment / so zur Salvaguardia[10] dahin geschickt / wie auch etliche daherumb streiffende Piccolominische Reutter, die sich in den Wirtshäusern desselben Stättleins auffgehalten / angetroffen / deren viel niedergemacht, über 20 gefangen[11] und auff die 100 wol mundierter Reutt=Pferd nebenst andern schönen Beuthen[12] einbracht‘ „.[13] Das „Theatrum Europaeum“[14] hält dazu fest: „Der Commendant in Hanaw Herr General Major[15] Ramsey[16]NPG D20835; ('Sir') James Ramsay ('Black Ramsay') by Sebastian Furck, after Johannes Nicolas Cressius [Abb. rechts] ließ die seinigen viel außfallen / und auff die Käyer. streiffen / welche dann etliche viel der Käyserischen niedergemacht / auch gefangene von ihnen einbracht / und etwas Beuthen gemacht / sonderlich in dem Stättlein Urb[17] / da sie etliche Crabaten vom Isolanischen Regiment[18] / so zur Salva Guardy dahin geschickt / jählingen überrumpelt / auch sonsten etliche Piccolominische Reuter angetroffen / deren erlegt / und viel gefangene und wol mundirte Pferde neben andern guten Beuthen mehr eingebracht.

Kurtz  zuvor / als es wegen der streiffenden Käyserl. Partheyen / so in 40. Compagny Ungarn[19] / Crabaten / Polacken[20] / jede Compagny zu 30 40. Mann starck / in die Wetterau[21] ankommen / umb der Teutschen / so den CardinalInfant[22] [Abb. links] Fernando3 nach Niederland convoyrt / den Paß offen zuhalten / und dermassen Barbarisch / ja mit ihren eygenen Religions-Verwandten also hauseten / daß es zu erbarmen / sehr unsicher / haben sich die Hanauische Soldaten wacker gebrauchen lassen / inmassen selbige ein CrabatenQuartier überfallen / viel niedergemacht und gefangen   / also daß kürtzlich in 600. Mann / Spanier[23] und Crabaten / benebenst den Dubadelischen[24]Taubadel, Georg Christoph von [Abb. rechts] Reutern nahe bey Wißbaden[25] ein Spanische Parthey von 80. Mann angetroffen / in 40. Spanier darnieder gemacht / den Teutschen aber Quartier[26] gegeben / und naher Mäyntz[27] geführet“.[28]

Am 4.10.1634 unterrichtete Piccolomini Gallas[29] aus Wertheim[30] darüber, dass drei Adelige aus Fulda[31] gekommen seien, um kaiserliche Hilfstruppen für die Katholiken gegen Banér[32]Baner [Abb. links] zu erbitten: „Doppo aver scritto a V. E., mi sono comparsi tre gentiluomini di Fulda, quali mi riferiscano come la gente del Landgravio d’Assia[33] [Abb. rechts]Wilhelm V., Landgraf von Hessen-Kassel sia andata verso Franckefurt, e che in Assia non vi si sono rimasti 500 uomini; lorro vorriano metter in arme da 2000 villani, ma non ho giudicato per ancora sia bene fatto, non potendoli di quà darli quella assistenza che vorriano per adesso, essendo loro troppo lontani, e in contrario mi protestanto che se non gli si dà assistenza, l’inimico l’abbrucierà e l’ammazzarà quanti sono; io dò ordine che resti là qualche truppa di Croatti, e l’Isolani avanzi verso il contado d’Eneberg,[34] dove qualche gente del paese si va mettendo insieme, accio disfarli; questi Cattolici hanno di già avute avviso, come il Panier sia partito di Boemia, e hanno gran paura marci verso loro. V. E. mi commanderà come devo contenere con questi Cattolici e che speranza gli posso dare d’assistenza, e a V. E. faccio riverenza“.[35]

Zunächst galt es die Einnahme der freien Reichsstadt Schweinfurt.[36] [Abb. rechts]Schweinfurt-1648-Merian „Vor Schweinfurt zog sich die Sache etwas länger hin. Die dortige schwedische Garnison belief sich mit der bewaffneten Bürgerschaft auf etwa 400 Mann. Dazu kamen noch 200 Mann vom Regiment Brandenstein[37] unter Oberstleutnant[38] Hilmar Koch.[39] (Beck/Chronik von Schweinfurt, S. 38; Chemnitz II, S. 549). Da sich die Stadt nicht freiwillig ergeben wollte, wurden Vorbereitungen zur Belagerung getroffen. Am 4. Oktober meldet Piccolomini noch aus Wertheim, daß der Fall der Stadt bald erwartet werde, weil die 500-600 Mann diese nicht halten könnten. Der Widerstand der Belagerten war hingegen größer als angenommen. Piccolomini beschloß daraufhin, sich der Sache persönlich anzunehmen. Der Feldmarschall berichtet deshalb am 14. Oktober an Gallas aus dem Feldlager[40] vor Schweinfurt, daß er seit dem Morgengrauen die Stadt ohne Unterlaß angreife und hoffe schon morgen innerhalb der Stadtmauern zu sein. Für alle Fälle habe er Isolano angewiesen, in die Grafschaft Henneberg[41] zu ziehen. Und am 15. Oktober: In dieser Stunde verlasse die feindliche Besatzung, 8 Kompanien Herzog Wilhelms von Weimar[42] [Abb. rechts]??????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????????? und 2 schwedische, die Stadt Schweinfurt. Er habe ihnen freien Abzug von Fahnen, Waffen und Troß[43] unter Konvoi nach Erfurt[44] gestattet, damit die gut befestigte Stadt so bald wie möglich von ihnen befreit sei. In der Stadt selbst habe er Generalwachtmeister[45] Giulio Diodati[46] gelassen. (RA Clam-Gallas XVIII/5, Or[i]g. ital.; DBBTI V/1011, 1026, 1027)„.[47]

Am 13.10.1634 hatte Isolano Piccolomini aus Windecken[48] informiert: Befehlsgemäß habe er die Soldaten bereits abkommandiert und werde mit seinen kleinen Abteilungen auch die Umgebung von Frankfurt/M.[49] im Auge behalten. Kleine Trupps habe er auch gegen Hessen ausgeschickt und werde gleich nach ihrer Rückkehr Bericht erstatten. Der Feind sei in Richtung Kassel[50] bereits weit vorgerückt, Oxenstierna[51] und Bernhard von Sachsen-Weimar[52] befänden sich angeblich in Mainz.[53] Aus dem deutschen Brief werde Piccolomini ersehen, wie es laut abgefangenen Schreiben in Frankfurt aussehe.[54] Der Kroaten-Obrist[55] Forgách[56] [Abb. rechts]Forgách von Ghymes und Gács, Miklós Graf unterrichtete am 13.10.1634 aus dem Lager „an der Saale“ Piccolomini: Wie schon gestern geschrieben, sei er gegen Königshofen vorgerückt. Er habe ihm bereits drei Gefangene geschickt und schicke ihm heute weitere, von denen er über die Bewegungen Banérs unterrichtet werde. Dieser sei in Erfurt gewesen und in Richtung Fulda weitergezogen, um zu den anderen zu stoßen. Er werde auch Isolano benachrichtigen.[57]

„Den Feldmarschall Piccolomini hatten wir am 15. Oktober 1634 im eroberten Schweinfurt verlassen, welches für die nächste Zeit sein Hauptquartier werden sollte. Bereits im Feldlager vor Schweinfurt hatte er erst einmal die Kroatenregimenter in Richtung Thüringen abkommandiert. Dabei sollte der Oberst Miklós Forgách zwischen Römhild[58] und Königshofen[59] patrouillieren, was dieser zwischen 11. und 13. Oktober auch tat, hingegen hatte der Kroatengeneral Goan Lodovico Isolano den Befehl, mit einigen tausend Kroaten ins Hennebergische zu rücken. Der Hauptauftrag dieser irregulären Truppen war es, die Bewegungen des schwedischen Feldmarschalls Johann Banér, der von Leitmeritz[60] in Böhmen her im Anzug war, um sich mit den Truppen Herzog Wilhelms von Weimar zu vereinen, auszukundschaften und zu überwachen. (DBBTI V/1027).

Der Anzug Banér’s, auf den die Herzöge Bernhard und Wilhelm von Weimar alle Hoffnungen zur Verteidigung Thüringens und Frankens setzten, soll an dieser Stelle etwas näher beleuchtet werden. Ursprünglich sollte sich dieser ja sofort nach der Nördlinger Niederlage im Auftrag Oxenstiernas über Eger[61] nach Franken und weiter an den Main begeben, sich darauf um Schweinfurt festsetzen und zusammen mit Herzog Wilhelm das Bistum Würzburg schützen. Dieses war jedoch durch diverse Meinungsverschiedenheiten mit dem sächsischen Kurfürsten[62] [Abb. rechts] Johann.Georg.Iund dessen Generalleutnant[63] Hans Georg von Arnim[64]Arnim, Johann Georg von [Abb. links] in Verzug geraten. Banér faßte schließlich, auch auf Drängen Herzog Wilhelms von Weimar, den Plan, über Pirna[65] und Ilmenau[66] in den Thüringer Wald zu ziehen, um von dort zusammen mit dem Herzog an den Main zu rücken. (Chemnitz II, S. 556).

Herzog Wilhelm erwartete die Ankunft des schwedischen Feldmarschalls voller Ungeduld. Er schickte ihm sogar einen genauen Anmarschplan entgegen (über Pirna, Freiberg,[67] Chemnitz,[68] Zwickau,[69] Plauen,[70] Saalfeld,[71] Königsee[72]) und bat ihn, 1000 Reiter und 1000 Dragoner[73] zur Versicherung der Grafschaft Henneberg vorauszuschicken. Banér wollte jedoch nicht über Zwickau ziehen und hielt sich, wegen eventuell drohender Gefahr aus Richtung Eger, weiter nördlich. Dies war der Zeitpunkt, als Piccolomini am 19. September den Main bei Frickenhausen[74] überschritt. Herzog Wilhelm war nun gezwungen zu handeln. Er zog seine Truppen an den Thüringer Wald zurück und quartierte sie in die Grafschaft Henneberg. Ein großer Teil des Fußvolkes blieb zur Verstärkung der Garnisonen in Würzburg, Schweinfurt und Ochsenfurt[75] zurück.

Dem Befehlshaber über die Reiterei, Georg von Uslar,[76] befahl Wilhelm, sich in keine Kampfhandlungen einzulassen, bevor nicht Banérs Truppen angekommen seien. Dessen Major[77] Gaul[78] sollte sich mit 200 Reitern nach Neustadt[79] und Mellrichstadt[80] begeben und dort die Regimenter des Obersten Heßler[81] und des Oberstleutnants Reuschel[82] an sich ziehen. (Huschke, S. 245). Obwohl Herzog Wilhelm sein Drängen intensivierte, Banér möge sich doch unverzüglich in Richtung Saalfeld,[83] Königsee[84] und Schleusingen[85] begeben, war dieser mittlerweile in die Stifter Magdeburg und Halberstadt ausgewichen. Das Kommando über die Banér’schen Truppen führte der Generalmajor Torsten Stålhandske,[86] [Abb. rechts] Stålhandske3dem der Feldmarschall befohlen hatte, in Richtung Zeitz[87] und Naumburg[88] zu marschieren. Die Armee stand am 6. Oktober erst bei Zeitz und lag am 8. Oktober, 7 Regimenter zu Roß und 5 zu Fuß, insgesamt ca. 8000 Mann stark, bei Naumburg. (Ebd. S. 247).

Der Plan war nun, über Weimar,[89] Erfurt[90] und Arnstadt[91] nach Ilmenau zu marschieren. Banér selbst begab sich zu Verhandlungen mit Herzog Wilhelm nach Weimar, wo er am 12.10. eintraf. Man beratschlagte über eine mögliche Vorgehensweise, wobei eine Vereinigung mit den hessischen[92] Truppen noch dem allgemeinen Konsens entsprach. Herzog Wilhelm schlug eine ‚Cavalcade'[93] gegen Schweinfurt vor, um die Truppen Piccolominis vom Thüringer Wald und hennebergischem Gebiet abzulenken. Allein Banér war zu keinerlei Kompromissen bereit. Das ‚allgemeine evangelische Wesen‘ kümmerte ihn wenig. Sein Handeln war ausschließlich von schwedischen Interessen geprägt. Die letzte noch intakte Armee der schwedischen Krone wollte er auf keinen Fall aufs Spiel setzen. Dazu kam, daß Herzog Wilhelm in übersteigerter Selbsteinschätzung nach wie vor nicht auf seinen Titel als schwedischer Generalleutnant verzichten wollte und den Oberbefehl über die Truppen beanspruchte. Dazu war Banér, der dem Herzog, welcher noch nicht einmal ein ausgesprochener Anhänger der schwedischen Interessen war, ein gehöriges Maß an Mißtrauen entgegenbrachte, nun nicht im entferntesten bereit. Er beschloß seine Truppen vorerst um Erfurt, Rudolstadt,[94] Mühlhausen[95] und Eisenach[96] einzuquartieren und die weitere Entwicklung abzuwarten. Eine Entscheidung, die in den folgenden Wochen und Monaten die Landbevölkerung dieser Städte aufs äußerste ruinieren sollte. Er selbst zog am 14. Oktober in Erfurt ein. (Ebd. 251).

Feldmarschall Piccolomini hatte durch seine Kundschafter genaue Kenntnis über die Bewegungen Banérs. Am 19. Oktober schrieb er an Gallas, er wäre bereit, Banér anzugreifen, falls dieser Erfurt verlassen sollte, er selbst wäre allerdings der Meinung, daß dieser nach Hessen ziehen wolle. Isolano habe er mit den Kroatenregimentern angewiesen, sich in diesem Fall nach Kissingen[97] und Hammelburg[98] zurückzuziehen, andernfalls sein Vorrücken ins Hennebergische fortzusetzen. (DBBTI V/1032, 1033). Isolano mit seinen ‚Croaten, Hungarn und Polacken, deren er acht Regimenter, doch ziemlich schwach, zu zwey[hundert] und das stärkste zu dreyhundert Pferde stark, bey sich gehabt‘, wandte sich jedoch nach gewohnt unsteter Manier erst einmal in die Wetterau,[99] von wo er seine Truppen bis nach Frankfurt schweifen ließ (15. Oktober). Anschließend sammelten sie sich bei Gelnhausen um von dort in das Stift Fulda und über die Rhön nach Thüringen vorzudringen. (Chemnitz II, S. 574). Forgách hielt in der Zwischenzeit Königshofen[100] blockiert, wohin sich auf Befehl des Generalfeldzeugmeisters[101] Melchior von Hatzfeld[102] [Abb. rechts]Hatzfeldt, Melchior Graf gegen Ende des Jahres auch der aus Böhmen herangezogene kaiserliche Generalwachtmeister[103] Johann Frh. von Beck[104]Beck.Johann.1 [Abb. links] begab und mit den Belagerungsvorbereitungen begann. (ebd. S. 581).

Die gefürstete Grafschaft Henneberg, heute zum Bundesland Thüringen gehörig, stand zum Zeitpunkt des Dreißigjährigen Krieges unter kursächsischer Verwaltung (1584-1660), wobei jedoch die fürstlich-sächsische (ernestinische) Linie gewisse Mitspracherechte besaß. Herzog Wilhelm von Sachsen-Weimar, der auf die Vereinigung mit den hessischen Truppen wartete, hatte dort, gegen Mitte Oktober, seine Truppen in einer Stärke von ca. 4000 Mann bei Suhl[105] und Zella-Mehlis[106] zusammengezogen. Am 21. Oktober traf er selbst in seinem Hauptquartier in Suhl ein. Einige berittene Abteilungen schickte er in Richtung Königshofen, um den Heranzug der Kroaten unter Isolano zu beobachten. Dort lag nach wie vor der Kroatenoberst Miklós Forgách, dem sich nun die aus der Wetterau zurückkommenden Regimenter Isolanos anschlossen. Am 25. Oktober trafen diese Truppen auf eine Abteilung von 300 Reitern unter dem weimarischen Major Gaul, der einen Erkundigungsritt nach Themar unternommen hatte. Die Dragoner wurden in die Flucht geschlagen und versuchten sich unter Verfolgung von Isolanos Regimentern nach Suhl zurückzuziehen. Themar wurde am gleichen Tag von den Kroaten ‚angezündet und halb abgebrannt‘ “.[107]

„Das offene Franckenland wurde aber von den Kaiserlichen verheerend durchzogen, und das Hennebergische überschwemmten unter dem kaiserlichen Generale Forgatsch ungefähr 6 Regimenter leichter Cavallerie, zu welcher sich viele beutelustige Bauern[108] gesellt hatten. Besonders aber kamen die, wegen ihrer Plünderungs- und Verheerungswuth vorzugsweise gefürchteten, Kroaten, unter Anführung ihres Generals, des Grafen Johann Ludwig Isola oder Isolani, mordend und sengend und brennend heranmarschiert. Anfangs rückten sie zerstreut in einzelnen kleinen Detaschements vor, und wurden deshalb wiederholt von Herzog Wilhelms Reitern in der Umgebung von Themar zurückgeworfen. Am 5. Octbr. 1634 zog aber Isolani selbst mit dem Hauptcorps, 6000 Mann stark, über Schleusingen heran, und wollte schon diese Stadt nicht blos plündern, sondern auch niederbrennen lassen. Nur dem damaligen Hennebergischen Oberaufseher, Ludwig Ernst Marschalk[109] von Herrngosserstedt,[110] welcher alte Erinnerungen an eine Jugendfreundschaft, in welcher er zu Isolani einst gestanden hatte, in dem harten Herzen des Mord und Raub und Brand gewohnten Kroaten-Feldherrns hervorrufen konnte, hatten Schleusingens Bürger es zu verdanken, daß sie nicht ein gleich schreckliches Schicksal betraf, wie das war, welchem am Tage darauf unsere Stadt erliegen mußte. Mit um so größerer Plünderungs- und Mordlust rückten aber in größter Eile an demselben Morgen die Kroaten nach Themar vor, hieben die dort postirten Reiter des Herzogs Wilhelm in die Flucht, und während ein Theil der Kroaten diese Stadt, welche schon vor kaum 2 Jahren so hart von ihnen mitgenommen worden war, plünderte, und am folgenden Tage auch in Asche legte, folgte ein stärkeres Detaschement den fliehenden herzoglichen Reitern.

Diese sprengten in größter Flucht auf der Straße von Themar nach Suhl, über die sogenannte Rückbreche dahin, um den Herzog Wilhelm von dem Vorgefallenen in Kenntniß zu setzen. Alle diese bisher erzählten Ereignisse des 15. Octobers, einem Mittwoch, gerade der an diesem Tage gewöhnliche Wochengottesdienst in der Kirche gehalten, und der Archidiaconus[111] M. Joh. Wagner, betete gerade, nach beendigter Predigt, mit der versammelten Gemeine: daß Gott der Herr alles durch den Krieg drohende Unglück von Stadt und Land gnädiglich abwenden möge. Da wurde die Stille der betenden Versammlung plötzlich durch das fürchterlich tönende Zeter- und Jammergeschrei unterbrochen, welches verkündigte, daß die Feinde, die Kroaten, heranzögen.

Alles stürzt aus der Kirche und aus den Häusern nach dem Marktplatze, wo mehre athemlose Reiter dem Herzoge und der schreckenerfüllten Bürgerschaft Suhls die Kunde gebracht hatten, daß sie zurückgeworfen seien, und daß die Kroaten sich an die Hufe ihrer Pferde geheftet hätten. Der Herzog ließ schnell seine Reiter, die er bei sich hatte, aufsitzen und eine Abtheilung derselben auf dem Wege nach der Rückbreche hin vorrücken, um die Feinde aufzuhalten. Allein diese konnten nur kurzen Widerstand leisten. Sie wurden dort und abermals am tiefen Graben bei Treißbach[112] geworfen. In das ängstlich auf den Ausgang harrende Suhl kam bald ein fliehender und verwundeter herzoglicher Trompeter[113] im vollsten Carriere seines Pferdes daher gesprengt, und verkündigte, daß die Kroaten schon unten zur Stadt hereinstürmten.

Jetzt hatte der Herzog Wilhelm, welcher sich eben zur Tafel niedergesetzt hatte, keine Zeit zu verlieren. Da die Pferde vor seinem Reisewagen noch nicht angespannt waren, so warf er sich auf ein ihm dargebotenes Reitpferd, und eilte mit seinen Reitern die Röder hinan, um auf wenig bekannten Waldwegen Thüringen zu erreichen. Hätte er sich auch nur eine Minute länger in Suhl verweilt, so würde er gewiß in die Hände der Feinde gefallen sein.

Eine Schwadron[114] der ersten Kroaten, welche in die Stadt einrückten, setzte dem fliehenden Herzoge bis gen Oberhof[115] nach, voll Verlangen, ihn, der schon einmal, in der Schlacht bei Stadtloo[116] im Münsterschen, 1623 von Tilly[117] gefangen genommen worden war, wiederum zum Gefangenen zu machen. Allein ihr Vorhaben gelang nicht: der Herzog hatte sich glücklich gerettet !

In Suhl ging es aber unter der Zeit schrecklich her. Die Stadt war damals von Menschen und Gütern aller Art überfüllt. Es hatten nämlich aus der ganzen Umgegend die Bewohner sich selbst und ihre bewegliche Güter nach Suhl geflüchtet, in der Meinung, an diesem volkreichen Orte sicherer, als anderswo zu sein. Viele beherzte Männer aus der Bürgerschaft warfen sich den eindringenden Kroaten entgegen. Allein was vermochte ihre geringe Zahl gegen die beute- und mordlustige unmenschliche Rotte; jener Versuch der Bürgerschaft steigerte nur noch die Wuth der Barbaren, welche die sich Widersetzenden niederhieben, und nun Greuel[118] [Abb. rechts]Kriegsverbrechen.Lambert-van-den-Bos begannen, die kaum zu erzählen sind. Der Amtsschultheiß[119] Joh. Daniel Förster, ein Mann ängstlichen Gemüthes, hatte schon unmittelbar, nachdem der Herzog Wilhelm die Stadt verlassen hatte, gleichfalls die Flucht ergriffen, und ihm waren die 3 Geistlichen und viele Bürger, Greise, Männer, Weiber und Kinder gefolgt, welche den Domberg und die Röder hinauf und nach allen übrigen Richtungen sich im Walde zu verbergen suchten. Dabei war die Verwirrung ganz entsetzlich groß und der Jammer herzzerreißend. Kinder schrieen nach Vater und Mutter, Mütter suchten ihre Kinder, Weiber ihre Gatten; und dazu in der, von ihnen verlassenen, Stadt das Gebrüll der mordgierigen Kroaten, das Jammergeschrei der gemißhandelten Bewohner, das Wehklagen der Verwundeten, das Gestöhn der Sterbenden !
Ein Verzeichnis einiger der, bei jenem Einfall in Suhl von den Kroaten verübten, Greuelscenen hat der damalige Archidiaconus M. Wagner in seinem bekannten Gedichte auf diesen Kroaten-Einfall aufbewahrt. Die Kroaten verlangten von Jedem Geld, und wenn ihnen dieses gegeben ward, so verlangten sie mehr; und wer ihnen nun nicht genug geben konnte, der wurde, und zum Theil auf die gräßlichste Weise, getödtet. Den Einen zogen sie nackt aus, und brateten ihn langsam über einem Feuer, um Geld von ihm zu erpressen; und da ihnen dies zu lange dauerte, sägten sie ihm Hände und Füße ab, und ließen ihn, den noch immer Lebenden, liegen, bis er endlich starb ! Andere erhielten den sogenannten schwedischen Trunk,[120] d. h. es wurden ihnen Mistjauche, oder andere ekelhafte Flüssigkeiten bis zum Uebermaß eingegossen, indem man ihnen Sperrhölzer in den Mund setzte. Wenn dann ihre Leiber recht angeschwollen waren, so sprangen die Kroaten mit den Füssen auf ihnen herum, damit sie bekennen sollten, wo sie ihr Geld hätten ! Glücklich waren diejenigen, welche ohne lange Marter sogleich niedergehauen wurden. Reitende Kroaten verfolgten auf allen Wegen die Flüchtenden, banden alle diejenigen, welche sie in ihre Gewalt bekommen, an ihre Pferde, und schleiften sie so nach der Stadt zurück, wo sie Geld schaffen sollten. So plünderten und wütheten sie den ganzen Nachmittag des 15. Octobers, und die darauf folgende Nacht, und unternahmen dabei auch gegen Weiber und Jungfrauen, die in ihre Hände fielen, viehische Greuel. Drei Bürger, welche nicht so viel Geld herbeibringen konnten, als die geldgierigen Kroaten verlangten, wurden von diesen in einem Hause mit Ketten zusammengeschlossen, und mußten darin lebendig verbrennen !

Der Morgen des 16. Octobers oder das Gallustages 1634 war angebrochen: und man hätte meinen sollen, daß etwas Schlimmeres Suhl gar nicht hätte treffen können. Vom Thurme der Marienkirche schlug die Glocke die achte Stunde des Morgens. Ach, schon die neunte Stunde konnte die Glocke nicht mehr verkündigen ! Unter den Bürgern, welche in der Stadt zurückgeblieben waren, verbreitete sich die Kunde, daß der schreckliche Isolani, welcher am Abende zuvor in Suhl eingezogen war, Befehl gegeben habe, die Stadt, weil sie so lange den Herzog Wilhelm, also einen Feind des Kaisers und der Katholischen, beherbergt hatte, an allen Orten anzuzünden. Da faßten drei Männer, nämlich der Ratsherr Georg Linß, Herr Hans Gropp und Herr Zacharias Röschel, den Muth, eine Fürbitte für die arme Stadt bei dem Wütherich zu wagen. Sie warfen sich vor Isolani’s Knien nieder, und fleheten um Gnade und Erbarmen. Doch der Unmensch würdigte sie kaum eines Blickes; ohne ein Wort der Gnade an sie zu richten, schwang er sich aufs Pferd, befahl, die Fliehenden mit mehren andern der angesehensten Bürger deren man habhaft werden könnte, als Geißeln gefangen mit fortzuführen, welche die Stadt später loskaufen sollte, commandirte dann seine Officiere zum Abmarsch, und ritt von dannen nach Themar zurück. Sein Abzug gab das Signal zum Anzünden der Stadt an unzähligen Orten. Die Flammen loderten empor, und Kroaten sprengten die Straßen auf und ab, damit Niemand zu löschen sich unterstehen möchte. In sieben Stunden, nämlich von Morgen um 8 Uhr bis zum Nachmittage um 3 Uhr war Suhl ein rauchender Aschenhaufen ! Die Pfarr- und die Gottesackerkirche mit den Thürmen, von welchen das zerschmolzene Metall der darauf befindlichen Glocken herunterlief, 2 herrschaftliche Amthäuser, 2 Rathhäuser, 2 Schulen, die Wohnungen der 3 Geistlichen und 5 Schullehrer, 3 Rathsmühlen, 1 Malzhaus, 1 Brauhaus, das Hospital, 4 Eisenhämmer, 2 Rohrschmieden, 1 Schneidemühle, das Gefängniß, welches erst 1615 vom Rathe erbauet worden, und dazu 769 Privathäuser lagen darnieder. Vor dem Brande hatte die Stadt Suhl, nach einer Angabe des damaligen Amtmanns Förster, 709 Feuerrechte,[121] und die dazu gehörigen Eisenhämmer 144, so daß also sich in Suhl und seinen Zubehörungen 853 Feuerrechte befanden. Hiernach waren also im Ganzen 84 Häuser Suhls von jenem Brand verschont geblieben. Empfindungen eigenthümlicher Art mußte es wohl erwecken, daß aus den Kirchen nichts weiter gerettet wurde, als das hölzerne, florumhangene Crucifix, welches bei Leichenbegängnissen dem Zuge vorausgetragen zu werden pflegte. Dieses fand man, obgleich alles Andere rings umher von den Flammen vernichtet worden, unversehrt an die Wand gelehnt. Die Gluthen hatten auch mehr als einen Bewohner Suhls, den sie ergriffen, so verbrannt, daß man nach dem Abräumen des Schuttes oft kaum eine Spur des Leichnams mehr fand. Von 83 umgekommenen Personen fand man aber die Leichname auf, und für alle diese, bei der Zerstörung der Stadt umgekommenen Personen wurde später eine besondere gottesdienstliche Gedächtnisfeier gehalten, bei welcher das aus dem Feuer erhaltene Crucifix sogleich gebraucht werden konnte“.[122]

„Das Vordringen der Kroaten, 10 schwache Regimenter mit insgesamt 5000 Mann (die zeitgenössischen Quellen melden 6000 Mann), war so heftig, daß Herzog Wilhelm alle Mühe hatte einen Rückzug zu organisieren. Unter Verlusten und mit ‚nicht geringer Gefahr der hohen Person des Herzogs‘ zogen sich die weimarischen Truppen nach Arnstadt zurück und gaben Suhl den hereinbrechenden Kroatenscharen preis. Diese nahmen am Mittwoch, dem 15./25.10.1634, die Stadt ein und plünderten sie bis zum Morgen des folgenden Tages vollkommen aus. Die Bürger wurden aufs Grausamste mißhandelt: 83 von ihnen wurden ermordet und eine große Zahl starb noch an den Folgen der Mißhandlungen. Als Isolano am Morgen des 26.10. (Do.) gegen 8 Uhr wieder abzog, gab er Befehl, die Stadt an vier Stellen anzuzünden. Eine Delegation des Stadtrates begab sich zu ihm und bat ihn auf Knien um Verschonung der Stadt; er wandte sich jedoch wortlos von ihnen ab und gab das Signal zum Anzünden. Der Anfang des Brandes wurde beim Amt- und Rathaus gemacht, wobei die Kroten die Straßen mit bloßen Säbeln durchliefen, um die Straßen durchliefen, um die Bewohner am Löschen zu hindern. 769 Bürgerhäuser brannten ab. Gleichzeitig wurden alle Produktionsstätten des damals weltweit führenden Fabrikationszentrums für Handfeuerwaffen vernichtet. Nur eine Rohrschmiede, ein Eisenhammer, der sogenannte Mühlwiesenhammer mit Bohr- und Schleifmühle auf dem Grundstück des damaligen Gewehrhändlers Valentin Klett, blieb vom Feuer verschont. (Johann Wagner/Suhl etc.).

Stephan Klett, ein Mitglied der Suhler Waffenschmiedefamilie, schilderte in Reimform, wie er das Wüten der Kroaten am eigenen Leibe empfinden mußte:

‚[…] Sie führten mich wieder in mein Kammer,

viel größer als vor entstund der Jammer

weil sie mich bunden barbarischer Weis,

legten mir auch mit allem Fleiß

die Feilkolben[123] an Finger und Nasen […]

den schwedischen Trunk auch schauen lassen,

da ward ich wieder aufs neu gebunden,

an mein Ehebett zur selbigen Stunden.

Ihrer 4 waren um mich mit Macht,

der eine seine Pistolen[124] bracht,

setzt sie mir an Kopf, wollt schießen,

die andern auch nicht unterließen

zu binden und zu schrauben mich,

da schrie ich laut barmherziglich […].

Früh morgens als es nun war Tag

das Vieh man schreien und lauffen sah,

in Gassen und Häusern fing mans auf

und triebens weg; da must ich drauf

bald aus der kammer wieder fort,

mit ihnen auf die Röder und suchen dort,

funden aber des Orts nichts mehr;

Drauf war noch dieses ihr Begehr:

daß sie Pistolen von mir wollten haben,

mußt drum stets neben ihnen hertraben,

von einer in die andere Gassen,

da war noch Noth über alle Maßen,

groß Lebens=Gefahr bei den Croaten,

die Säbel auf mich zucken thaten […]‘

Klett konnte schließlich entkommen und versteckte sich im Heustadel seiner Mutter, mußte dort allerdings flüchten, als die Stadt in Brand gesteckt wurde. Er war einer der wenigen Glücklichen, deren Familien sich in Sicherheit bringen konnten:

‚Alsdann sucht ich mein Weib und Kind,

die hatten am Mühlwiesen Hammer geschwind

gelöscht, mit Hilf ehrlicher Leut,

Nachdem sie aber gangen davon

und doch das Feuer brannte schon

über die Giebel=Mauer im Hammer=Dach

sowohl auch unten im Rinnloch

nahm ich noch etliche Leut zu mir;

An Stützen, Gelten und anderem Geschirr

mangelte es sehr, doch hielten wir an

die ganze Nacht ohne Ablan

bis wir gedämpft der Kohlen Gluth

die groß war, mit Gottes Hülfe gut‘.

Die führende Stellung Suhls als Fertigungsort für Musketen[125] und Pistolen war mit der Zerstörung der Stadt für viele Jahrzehnte verloren. Außer Suhl hatte auch die gesamte Grafschaft Henneberg unter diesem Kroateneinfall furchtbar zu leiden und ‚hat der Feind mit Feuer, Schwert, Raub, Plünderung, Schändung der Weibspersonen also kontinuiert und flagriert,[126] daß es einen Stein erbarmen möchte‘ (Huschke, S. 255). Kaltennordheim,[127] Themar[128] (15./25.10.) und viele andere Orte wurden in die Asche gelegt. Über den Thüringer Wald drangen die Kroaten wegen den um Erfurt liegenden Truppen Banérs jedoch nicht vor, sondern zogen werraabwärts, besetzten Schmalkalden,[129] plünderten Salzungen[130] und machten das ganze Werra-Tal unsicher. Ihr klares Ziel war es, Herzog Wilhelm von Weimar an einer Vereinigung mit den Truppen des Landgrafen Wilhelm von Hessen zu hindern. Herzog Wilhelm legte daraufhin seine Regimenter am 29. Oktober in die Umgebung von Weimar. Dies war notwendig geworden, weil einzelne feindliche Streiftruppen mittlerweile auch über den Frankenwald nach Saalfeld vorgedrungen waren und auf dem Weg dorthin Lobenstein[131] geplündert hatten. Dabei handelte es sich um Lamboy’sche[132] Streifscharen, die, verstärkt durch die auf Rosenberg[133] liegende Besatzung des Kronacher[134] Kommandanten Hans Jacob Bruckner,[135] wiederholt Plünderungszüge in die Reußische Herrschaft Plauen unternahmen“.[136]

„Als Isolani in Schleiz[137] lag, requirierte einer seiner Wachtmeister[138] mit 60 Mann, in Schleiz und Mönchgrün[139] 42 Stück Rindvieh. Der Trupp wurde dann aber auf dem Wege von Schleiz nach Möschlitz[140] beim Mollwitzbach von einigen Edelleuten angegriffen und ihnen trotz tapferer Gegenwehr das geraubte Vieh wieder abgenommen. Darauf erschien ein Reiter des Isolanischen Regiments vor Schloß Burgk[141]Burgk_Geisler Martin (Abb. links: Martin Geisler] und forderte Heinrich II.[142] [v. Reuß-Burgk (1575-1639); BW] im Namen seines Wachtmeisters Philipp Stephan[143] auf, ihm sein Pferd und seine Pistolen nach Saalburg[144] zu senden. Selbige seien ihm bei einem Angriff, der in Schleiz versammelten reußischen Gefolgsleute abgenommen worden. Sollte das geraubte Gut innerhalb von drei Tagen nicht zurückgegeben werden, wolle er mit 200 Mann wiederkommen und ‚alles herum abbrennen, ob Ihr zufrieden sein wollt oder nicht’. Heinrich II. wusste nichts von einem Überfall und schrieb dem Wachtmeister, daß seine Edelleute keine ehrlichen Soldaten auf der Straße anfallen würden.

Die Untersuchung durch Heinrich II. ergab, daß der Überfall auf die Reiter des Wachtmeisters bei Möschlitz durch Hans und Hieronymus von Brandenstein auf Positz[145] und Gräfendorf[146] und zwei Herren von Beulwitz auf Gössitz[147] geschehen war. Sie hatten dem Wachtmeister das Pferd abgenommen und ein Pferd erschossen. Diese Entschuldigung grnügte dem Wachtmeister nicht. Er erstattete Bericht an seinen Offizier, der ihn dem Obristleutnant[148] Millitragky[149] überbrachte. Dieser befahl, daß sich ein Teil des Regiments Isolani nach Burgk begeben und Genuugtuung fordern solle. Ehe es aber zur Ausführung dieses Befehls kam, musste das Regiment glücklicherweise die Region verlassen“.[150] Wilhelm V. von Hessen-Kassel[151] [Abb. rechts] Wilhelm V., Landgraf von Hessen-Kasselhatte am 16.10.1634 aus Kassel[152] Reichskanzler Oxenstierna informiert: „demnach wihr von wenig tagen unssers leibregiments[153] Obristenlieutenant Geissen[154]Geyso.Johann [Abb. links] mit 7 compagnien zue pferdt undt etwas fuesvolck nacher dem stifft Fulda commendiret, umb nicht allein die grassirende crabaten einzuehalten, sondern auch denen der enden aufgewiegelten bauren zue steuren, als hat derselbe deren eine gute anzahl im stättlein Hünefeldt[155] angetroffen, und nachdeme er durch eine petarden[156]  die thor geöffnet, was sich von ihnen in der wehr gefunden, darnieder gemacht. Wehre auch habender commission gemeess folgents auf Fulda gangen. Dieweilln er aber kundtschafft bekommen, dass nicht allein der Obriste Corpus[157] noch 3 compagnien crabaten des tags vorher in dieselbe statt gebracht, sondern auch etzliche regiment crabaten in der nähe zu Wetzlar[158] und Gellnhaussen[159] wiederumb angelangt, als hat er nichts weiters vor diesmahl wagen dörffen, wirt aber zueversichtiglich ihnen noch ferners beyzukommen sich angelegen sein lassen“.[160]

Der Schmalkaldener Chronist Johann Georg Pforr [1612-1687] hält fest: „Alß nun Graff Hoditz[161] von hierdannen wechgeweßen und wir vernommen, daß sich die Keyserischen, welche uberall feindlich haußeten, diesem ort sich naheten, hatt man, allem unglück vorzukommen, noch diesen tag, den 17. Octobr:, dem Keyserlich[en general, Graff Johan Ludwig von Isolano, entgegengeschicket Doctor Jaeremiam Cassenium,[162] professorem zu Marpurgk[163] /: welcher dieser zeit alhiero geweßen:/ und noch 2 von adel, beneben 2 bürgern, und durch diese leuht dem general zu berichten, daß dieser ort Ihrer f. G., Landgraff Georg[en,[164] [Abb. rechts]GeorgII.-5 zustendig, welcher steitig in Keyserlicher devotion getrewlich verblieben, deßweg[en zu bitten, uns mit feindlicher thädlichkeit zu verschonen, in Keßerlichen schutz zu nehmen und mit einer salvaguardi zu versehen. Dieweil aber bemelte abgeschickte ihren wech uff Suhl genommen, der meinung, der [sic !] General Isolano alda anzutreffen. Wie sie aber dahin kom[m]en, befunden sie Suhla in vollem brand und ist der general uff Meinungen[165] gangen [und daßelbe occupirt und geblündert].

Bey Suhla hat der Isolana Hertzoch Wilhelm mit seinen völckern mit uffgetrieben und weil die unterthanen zu Suhla in der gewehr <sich> befunden, sint derselben viel niedergehauen worden. Hierauff haben sich dieser statt abgeordneten resolvirt, dem Gen: Isolano nach Meinungen nachzuziehen, aber sie sint unterwegenß von 12 Italienern[166] und abgesetzet und gefangen genommen werden, derowegen die statt sie mit 200 thl[167] lößen müßen. Haben also zu fueß folgents uff Meinungen gehen müßen, alda sie bey dem General Isolano gute audientz gehabt und von demselben eine schriftliche salvaguarda uff statt und ambt Schmalkalden erlangt. Vor ihrer wiederkunfft ist von hießem ortt 3000 rthlr brandschatzung[168] begehrt, endlichen aber uff 1600 thlr moderirt und dem Keyßerlich[en generaladjudanten[169] den 18. Octobris gelieffert worden“.

„Johann Ludwig, Graf Isolano, Käyserl. General-Wachtmeister, rückte mit seinen unter sich habenden Croaten in das Francken-Land, und von dar ins Hennebergische. So bald Hertzog Wilhelm, welcher eben damahls mit der Reuterey in Suhla lag, und bey Annäherung der Feinde mit genauer Noth sich über den Wald flüchten konte, hiervon Nachricht bekam, legte er 3. Compagnien Reuter nach Themar, um dem allenthalben im Land herumschweiffenden Feinde Einhalt zu thun. Sie hatten auch das Glück, daß sie selbigen, nachdem er Erdorff,[170] Oberndorff,[171] Dingstleben[172] etc. rein ausgeplündert, verjagten, und verschiedene Gefangene Hertzog Wilhelmen übersandten. So bald aber Graf Isola von dem Verlust der Seinigen Nachricht eingezogen, ist er mit dem gantzen Regiment Croaten gegen Themar angerücket, und hat sich hinter den Erdörffer Berg gelagert, allwo er die 3. Compagnien Reuter, welche ihren flüchtigen Feind unvorsichtig verfolgten, schnell überfiel, und in die Flucht triebe. Worauf Themar geplündert und eingeäschert wurde; der Stadt Suhla ist eben also ergangen; gleiche Schicksale würden auch der Stadt Schleußungen[173] wiederfahren seyn, wenn nicht durch Gottes sonderbahre Vorsehung das harte Hertz des Grafens Isola wäre erweichet und auf Barmhertzigkeit gelencket worden. Denn als dieser Graf den 15. Octobr. 1634 mit seinen Croaten in Schleußingen einfiel, versprach er ihnen die Stadt Preiß zu geben,[174] und, wenn sie die Bürger alles des Ihrigen würden beraubet haben, mögten sie Feuer einlegen, und die Häuser in einen Aschen-Hauffen verwandeln. Und weilen bey dem feindlichen Einfall das Herbst-Examen beschlossen wurde, und die Schüler eben aus der Schul giengen, wurde der Graf gewahr, daß unter selbigen verschiedene wären, welche die Musqveten tragen könten.[175]

Beschloß derowegen, den folgenden Morgen in die Schul zu gehen, und die Grösten und Stärcksten als Recrouten[176] auszuheben. Als solches dem damahligen Rectori, Herrn M. Andr. Reyhern, hinterbracht wurde, gieng er dem ankommenden Grafen mit seinen Schülern paar weis, unter Absingung des Liedes: Verzage nicht du Häuflein klein, obschon die Feinde willens seyn, dich gäntzlich zu verstöhren etc. entgegen, und bath fußfällig und mit Vergiessung vieler Zähren um Gnade und Verschonung der Schule. Der sonst unbarmhertzige Graf wurde durch den jämmerlichen Aufzug und klägliches Singen dergestalt gerühret, daß er alsbalden seinen gefaßten Schluß änderte, und dem Rectori die Versicherung gab, daß weder dem Schul-Gebäude, noch denen Lehrern und Lernenden, das mindeste Leid und Schaden solte zugefüget werden. zu dem Ende befahl dem Rectori, daß er alle Schüler, biß zu seinem Abzug, in der Schule beysammen behalten mögte, vor welche er, mehrerer Sicherheit wegen, eine Wache stellte, anbey seinen Soldaten ernstlich anbefohl, der Schule zu schonen, und Sorge zu tragen, daß bey erfolgender Einäscherung der Stadt, die Schule ja unversehrt erhalten würde. Weilen nun der Graf sich so gnädig gegen die Schule erkläret hatte, so vermeinten die Bürger, eben eine solche Gnade auch vor die Stadt zu erlangen, schickten derowegen einige Raths-Personen zu ihm, welche mit vielen Thränen die ihnen angedrohete Plünderung und Einäscherung abzuwenden suchten: allein, es war alles umsonst, er blieb bey bey seinem gefasten Entschluß. Da es nun fast an dem war, daß der Graf, abgeredeter massen, denen auf dem Marckt bereits versammleten Soldaten durch Aussteckung eines weissen Schnuptuchs, das Zeichen geben wollte, den Anfang zur Plünderung zu machen, ließ sich der damahlige Chur- und Fürstl. Sächs. in die gefürstete Graffschafft Henneberg hochverordneter Rath und Ober-Aufseher, Herr Ludwig Ernst Marschalck von Herrengosserstätt, Erb-Marschall in Thüringen, welcher durch das Podagra[177] biß hieher war abgehalten werden, der bedrängten Stadt sich anzunehmen, auf einem Trag-Sessel in das Qvartier deß Grafens tragen, um gleichsam die letzte Hand an die Erhaltung der Stadt zu legen. So bald der Graf den Ober-Aufseher erblickte, in dessen Gesicht etwas zu finden, das ihm kenntbar wäre, fragte derowegen nach dessen Nahmen und Zustand. Der Ober-Aufseher erinnerte sich gleich, daß dieses derjenige Graf Isola sey, mit welchem er in seiner Jugend Italien durchreiset, und in recht vertrauter Freundschafft gelebet; mogte aber seine Gedancken nicht entdecken, weilen er nicht wissen konte, ob er sich in der Person geirret; antwortete derowegen dem Grafen auf seine an ihn gethane Fragen in Italiänischer Sprache. Isola, so bald er den Nahmen: Marschalck, hörete, zweiffelte nicht mehr, daß er denjenigen vor sich sähe, in dessen Gesellschafft er Italien durchreisete hätte; umarmete derowegen selbigen, als seinen ehemahligen werthen und vertrauten Reise-Gefährden mit vieler Freude und Vergnügen; und zur Versicherung, daß das Andencken des mit ihm ehedessen gepflogenen vertrauten Umgangs bey ihm noch nicht erstorben sey, erlaubete er ihm, sich etwas von ihm zur Freundschafft auszubitten. Der Ober-Aufseher machte sich dieses Anerbiethens zu Nutze, und bathe um Verschonung unserer Stadt Schleußungen, mit angehengter Versicherung, daß die Gewährung solcher Bitte ihm weit angenehmer seyn würde, als wenn ihm ins besondere eine Gnade angediehen wäre. Und obgleich Graf Isola verschiedene Einwendungen machte, warum er ihm in diesem Begehren nicht willfahren könnte, so wuste doch der Ober-Aufseher ihn bey seinem gegebenen Werth so fest zu halten, daß er endlich ihn seines Wunsches gewährete. Und also hatteSchleußungen zum andern mahl Ursach, diesen um sie so sehr verdienten Herrn Ober-Aufseher von Marschalck als ihren Erhalter und Schutz-Engel zu verehren.nun meinten zwar die armen Inwohner, das Gewitter wäre nunmehro vorüber, und sie hätten sich keiner feindlichen Gefahr mehr zu besorgen: allein der härteste und gefährlichste Donnerschlag war noch zurück. Denn den 19./30. Oct. dieses 1634. Jahrs kam ein Reuter, welcher von dem Graf Forgatschen einen bedrohlichen Fehde-Brief[178] hiesigem Amt und Stadt-Rath überreichte, darinnen ihnen befohlen wurde, alsbalden Gevollmächtige an seinen Obrist-Lieutenant nach Römhild zu schicken, und mit ihm der Contribution wegen Richtigkeit zu treffen; widrigenfalls sollten sie mit Feuer und andern Kriegs-Mitteln heimgesuchet und zu Grunde gerichtet werden. Und damit diesem Schreiben desto besserer Nachdruck gegeben würde, ist den 22. ej. des Graf Forgatschen Obrist-Wachtmeister Ferentz[179] mit einem Troup Croaten angeruckt, hat eine Scheune bey der alten Papiermühle angestecket, und mit dem Stadt-Rath zu sprechen verlanget. Da denn zwischen ihm und L. Mich. Clauern, Stadtschreibern,[180] und Conrad Clauern, Lieutenanten,[181] als hierzu von dem Stadt-Rath Deputirten, auf beederseits beliebte Parole, bey denen Schrancken, zwischen damahls Mahlers Dorotheen, und Nippens Haus eine Unterredung gehalten worden. Die Stadt muste zwey Salua-Guardien einnehmen, und D. Hummel, Stadt-Physicus, L. Clauer, Stadtschreiber, Peter Imhoff und Caspar Werner, musten als Deputirte mit ihm abreisen, um der Contribution wegen mit dem Obrist-Lieutenant einen Accord zu treffen; welchen sie aber nicht zu Römhild, sondern zu Rothhausen[182] antraffen. Er forderte 2000. Thlr. Brandschatzung, es wurde aber endlich nach langwieriger Handlung diese Forderung biß auf 880. Thlr. herunter gesetzt, welche auch den 26. huj. der Obrist-Wachtmeister an Geld und Silber-Geschmeide abgehohlet. Bey dieser Unterhandlung wurde der Einquartierung mit keinem Wort gedacht, vielmehr glaubte die Stadt, siewürde damit verschonet bleiben, weilen sie nebst Themar auf Maßfeld, wo damahls eine Käyserl. Besatzung lag, zu contribuiren, beschrieben worden. Als aber der Stadtschreiber nebst Peter Imhoff dahin geschicket worden, den Anfang mit der Proviant-Liefferung zu machen, ist unterdessen von dem Graf Forgatschen Befehl eingelauffen, daß man ihm und seinem Regiment die Qvartiere bereiten mögte, weilen ihm Stadt und Amt Schleußungen zum Winter-Qvartier[183] wäre angewiesen worden. Er ist auch den 2. Nov. mit seinem gantzen Regiment Croaten vor der Stadt an gekommen, und hat 6. Compagnien in dieselbe, die andern aber auf die Dorffschafften verleget; Er selbst nahm sein Qvartier in hiesigem Schlosse,Schleusingen_Thomas doerfer [Abb. rechts: Thomas Doerfer] und bliebe mit seinen Soldaten zu unerschwinglichen Schaden der Stadt und des gantzen Landes hier liegen, biß d. 3. Apr. 1635. Der Aufwand, den die gemeine Stadt sowohl, als ein jeder Bürger ins besondere hierbey aufwenden müssen, war nicht länger zu ertragen. Kein Geld war schon vor dieser Einqvartierung mehr im Lande, derowegen sie ihr weniges Geld und Silber-Geschmeide angreiffen, und zur Verpflegung der Soldaten anwenden musten. Sie selbsten musten mit den Ihrigen Hunger[184] und Kummer leiden, worauf in dem folgenden Jahr eine grosse Theurung und Sterben erfolgte. Die Stadt, zumahl die Vorstädte haben bey diesen Kriegs-Troublen einen grossen Abgang an Innwohnern und Häusern erlitten, so, daß jetzo in denen Vorstädten viele leere Plätze sind, wo, vor dem Krieg, Häuser gestanden. Es erwieß sich der Graf Forgatsch bey Eintreibung derer zu fordern habenden Gelder sehr streng und unbarmhertzig, so, daß, wenn die Zahlung auf dem bestimmten  Tage nicht erfolgte, er die Rathsherren und andere Vornehme, 16. an der Zahl, in dem alten Rathhaus auf dem Marck einschliessen, und so lange bewachen ließ, bis sie auch den letzten Heller bezahlten. Er wuste allerhand Titul und Nahmen zu erdencken, unter selbigen Geld zu erpressen. Wenn die Bürger wehmütigste Vorstellung thaten, und um Beendigung der Winter-Qvartiere bathen, weilen sie ohnmöglich selbige länger ausstehen könten, stellte er sich gantz willig darzu, doch mit dem Bedinge, daß sie ihm vorhero 300. Thlr. baar bezahlten. So schwer nun solches der Stadt fiel, so machten sie doch Mittel, diese Gelder aufzubringen, damit sie nur dieser beschwerlichen Gäste los werden mögten. Allein, da Forgatsch das Geld hatte, dachte er an nichts weniger, als an den versprochenen Aufbruch. Und das geschahe dreymahl hinter einander; und unter diesem einigen Titel eines baldigen Aufbruchs bekam er von der Stadt 900 Thlr. Als endlich die Zeit des würcklichen Aufbruchs herbey nahete, that er abermahls dem Rath den Vortrag, daß er gegen Erlegung 585. Thlr. mit seinem Regiment aufbrechen wollte; und da dieses Geld erborget, und ihm ausgezahlet worden, erfolgte endlich d. 3. Apr. 1635. der längst gewünschte Aufbruch. Allein, da er bereits den einen Fuß aus der Stadt gesetzet, machte er unter allerhand nichtigen Vorwand verschiedene Anforderungen an die Stadt; und weilen ihm in seinem Begehren nicht gleich konte gewillfahrt werden, führte er den regierenden Bürgermeister Matth. Wilden und Joh. Scheunern, gemeinen Vormund,[185] gefangen mit sich fort,welche aber doch in Meinungen wieder auf freyen Fuß gestellet wurden, nachdem sie vorhero 100. Thlr. erleget hatten. Was sie bey ihrem Aufbruch fanden, und ihnen nutzbar zu seyn vermeinten, das hiessen sie mitgehen. Unter andern  sahen sie in des Bürgermeisters Hause ein Fuder[186] Wein stehen, welchen sie nebst dem Karn und Pferden mitnahmen, ohne einen Heller davor zu bezahlen“.[187]

Bei Pforr heißt es weiter: „Den 27. Octobr: kam der Keys: General Isolano persönlich anhero. War ein man, der kein har uf dem kopf noch umb daß maul hatte. Dieser general hatte die hatte die F[ürstliche Eyßenachische gesanden anhero beschrieben, welche aber nicht nicht erschienen. Eben uff diesen tag kam deß Keyserl: Generalfeltmarschalcks Picolomnini [sic !] generalquartirmeister[188] /: uff anstiefften deß loßen Manß Christoffel Neudörffers:/ anhero. Der begehrte mitt großer ungestummigkeit 3000 thlr brandschatzung und uber daßelbe solde hießiger ort monatlich auch 3000 thlr nacher Schweinfuhrt lieffern. Alß man ihme aber ein vergült dupplet[189] von 40 lott[190] beneben 30 thlr verehrte, wurde er etwaß gelinder. Doch ist die statt dem General Isolano dergestalt assignirt worden, daß dieselbe ihme wochentlich etwaß an küchenspeiß lieffern solte, aber der Isolano hat sich darmit nicht allein abweißen laßen, sondern man hat ihme noch darzu monatlich 2000 thlr geben müßen und die hier liegende compagnia auch unterhalden. Und ist der statt immer ein dorff nach dem andern entzogen und andern compagnien angewießen worden, also und dergestalt, daß dieße große krigslast der statt allein uff den halß kommen, darüber dieselbe nicht allein in große schuldt geraden, sondern auch wegen dieser monatgelder halber die burger fast alle ihr silbergeschmeidt anstatt geldes hergeben, also das offtermalß, wan ein liefferung geschehen, 3 kötzen[191] voll silbergeschirr nach Meinung[en; Meiningen, BW] getragen worden“.[192]

Am 10.11.1634 hatte sich Isolano aus Meiningen an Piccolomini gewandt: Die Liste der seit der Schlacht bei Nördlingen[193] gemachten Gefangenen habe er noch nicht abgeschickt, da ihm die Obristen keine Verzeichnisse übergeben hätten. Er selbst hatte Obrist King,[194] [Abb. rechts] King.Jameseinen Schotten,[195] der Ende Oktober in Gefangenschaft geraten war – , in Gewahrsam.[196] Die Polen hätten neben anderen Personen den schottischen Obristleutnant Leslie,[197]Leslie.David.5 [1. Abb. links] Horns Generalquartiermeister und den Generaladjutanten Bernhards von Weimar, von der Grün,[198] [2. Abb. links]Grün.Johann.Christoph_Bianca vonderGrün gefangen. Über Banér wisse er nichts Neues, angeblich befinde er sich in oder bei Magdeburg.[199] Die Bauern hätten im Gebirge Verhaue errichtet.[200] Piccolomini informierte Gallas am 11.11. aus Schweinfurt: Er habe die Suys[201] und Diodati erteilten Befehle zur Truppenzusammenziehung erneuert und gleichzeitig den Obristen Rauchhaupt[202] und Lissau,[203] den 6000 Suysschen Infanteristen sowie den fünf bei Fulda liegenden Regimentern den Marschbefehl erteilt; Isolano und die übrigen Kroaten würden in Bereitschaft sein.[204] Am 26.11. wandte sich Piccolomini an Gallas: Am 25.11. sei Melchior von Hatzfeldt[205] angekommen und habe ihm die mündlichen und schriftlichen Instruktionen übergeben. Inzwischen aber hätten sich die Dinge so geändert, dass jene Anordnungen nicht mehr befolgt werden könnten. Es herrsche Unsicherheit über die Bewegungen Philipp von Mansfelds.[206]Mansfeld.Philipp1 [Abb. rechts] Anscheinend habe auch Colloredo[207] gewisse Aktionen aufgeschoben. Gallas möge ihm daher genaue Informationen geben. Hatzfeldt sei nach Fulda abgefahren. Der Feind marschiere aus Hessen gegen Hersfeld.[208] Isolano habe den Feind in der Umgebung von Schmalkalden gesichtet. Banér rüste sich wohl zum Marsch nach Meißen.[209]

Bei Pforr heißt es weiter: „Und nachdem die dorffschafften mit den Ißolanisch[en] monatgelder<n> zu ihren 2/3 theil sich sehr seumich erzeiget, die statt aber ihren 1/3 theil lieffern wollen, den hat der G: [General; BW] denselben ohne der bauren ihr 2/3 theil nicht annehmen wollen, sondern von der statt dieselbe auch mit Gewalt begehrt, die statt aber sich deßelben zwar beschwert, aber nichts helffen wollen, sondern den 20. 9br: ist uff befelch deß Isolani die alhier gelegene Croaten den rahtspersonen in die heußer geleget worden,[210] so lang, biß sie verwilliget, vor die dorffschafften zu bezahlen, derowegen die statt an golt:[geschmeidt] undt silbergeschmeidt bey den anhero geflöhnten edelleuhten soviel ufnehmen müßen, darmit diese 2000 thlr gentzlich bezahlt worden /.darzu der vater 150 lot silbergeschirr auch hergeben:/ auch uber daß bey dieser großen beschwerung noch 650 thlr vor die dorffschafften hergeschoßen. Damalß hat die statt vor das landt bezahlt – 1066 thlr 18 gr.“[211] „Den 8. Decembr: hatt Rittmeister Urbanowitz[212] 15 karn wolln, so den Oberbecken zu Hamburgk[213] gehörig geweßen und alhier im Hennenberger hoff in verwahrung gestanden, vor feinds guht wechgenommen und durch der bürger pferde, die er ihnen auß den stellen nehmen laßen, uff Meinungen dem Isolano zuführen laßen. Aber derselbe hat die wolln nicht angenommen, sondern dieselbe wieder zurückgeschicket“.[214] Aus Bad Homburg vor der Höhe[215] [Abb. rechts] Homburg.Höhedes Landgrafen Friedrich I. von Hessen-Homburg[216] [Abb. links]Friedrich.I.v.Hessen-Homburg wird berichtet: „Der kaiserliche Feldzeugmeister[217] Johann Ludwig Hektor Graf v. Isolani kam mit kroatischen, madjarischen und polnischen Reitern am 16. Oktober hier an und erteilte der Stadt für 208 Reichstaler einen Schutzbrief (Salvaguardia), der aber weder Sicherheit noch Hilfe gewährte. Als kurz danach der ganze Rinderbestand der Bürger von der Soldateska weggetrieben wurde, mußte die Stadt das Vieh mit 200 Talern auslösen“.[218]

Pforr notiert weiter zu 1634/35: „Den 28. dito ist vom Gen: Isolano das dorff Barchfelt[219] und die vogthey[220] der statt entzogen und dem obrist[er, so zu Waßungen[221] gelegen, assignirt worden“.[222]

„Den 12: [1.1635; BW] hat der Gen: Isolano noch 4 dörffer der statt [Schmalkalden; BW] entzogen und seiner leibcompagnia ubergeben“.[223] Zwischen dem 14. und dem 21.1.1635 waren vier Schreiben Isolanos aus Meiningen an Piccolomini mit Berichten über das kursächsische und schwedische Heer ergangen. Ihm sei gemeldet worden, dass die sächsischen Besatzungen noch immer mit den Schweden Kontakt hätten und Banér unterstützten. Arnim[224] [Abb. rechts]Arnim, Johann Georg von unternehme nichts dagegen, was gegen die Abmachungen verstoße. Er habe einen Kundschafter ausgesandt, um die Unternehmungen der Sachsen zu verfolgen. Ein feindlicher Trompeter[225] sei gefangengenommen und verhört worden. Banér selbst marschiere nach Magdeburg, sei Infanterie und Artillerie zögen aber nach Erfurt. Der Feind habe Schwierigkeiten mit Tross und Versorgung.[226]

„Nachdem D. Causseni[us umb abschaffung der Isolanisch[en monatgelder zum Generalfeldm: Bicolomini geschickt worden, alß ist derselbe den 2. Febr: mit guter verrichtung zurückkommen und nachfolgend[en befelch mitgebracht.

Der F[ürstlichen] Landgräffischen Darmbstattischen regierung zu Schmalkald[en wird hirmit vermeldet, daß sie vom 1. Febr: weder H[errn General Isolano noch andern seinen officirern kein contribution /:außer, waß daß billigmeßige vivers,[227] so uff die zu Schmalkalden logirente comp. <entfällt>:/ biß uff mein ferner ordre mehr entrichten noch abführen sollen, wornach sie sich zu richten. Actum Newstatt an der Sahl,[228] den 1. Febr: a[nn]o 1635. [Unterschrift; BW]. Hier auff sint dem Isolano keine monatgelder mehr geliefert worden, sondern sint hierdurch gefallen“.[229]

„Um den Fortschritten Mansfeld’s entgegenzutreten, beschloß Bernhard von Weimar, welcher bei Arheiligen,[230] nördlich von Darmstadt,[231] seine Armee durch Heranziehung der französischen Hilfstruppen (6000 Mann) und das Corps des Rheingrafen Otto Ludwig[232] auf 20 000 Mann completiert hatte, einen Zug an den Main und die Kinzig. Er hegte dabei die Hoffnung, daß sein Bruder, Herzog Wilhelm und General Baner aus Thüringen und Hessen gegen das Stift Fulda oder Franken avancierten, um so den ziemlich auseinanderliegenden Feind mit vereinten Kräften anzugreifen und zu vernichten. Den Vortrupp bildeten 7 Kompanien zu Pferde unter Oberst Bouillon,[233] der den Auftrag hatte, sich mit der Besatzung des Generalmajor[234] Ramsay[235] NPG D27182; ('Sir') James Ramsay ('Black Ramsay') after Sebastian Furck[Abb. links] in Hanau[236] für einen etwaigen Ausfall gegen die Mansfeldischen zu vereinigen. In der Tat kam auch ein solcher bereits in der Neujahrsnacht 1634/35 auf Alzenau[237] mit Erfolg zur Ausführung.

Bei den schlechten Wegen und der grimmigen Kälte, die in jenem Winter herrschte, kam jedoch die Hauptarmee des Herzogs nur langsam vorwärts. Mansfeld gewann dadurch genügend Zeit, seine im Biebergrund und auf dem Spessart bis herab ins Freigericht[238] und in Gelnhausen[239] gelegenen Abteilungen bereits am 3. Januar [1635; BW] früh nach Aschaffenburg[240] zusammen zu ziehen, sich an den beiden Ufern des Mains zu verschanzen und das Maingebiet bis nach Miltenberg[241] durch Kroaten zu sichern.

Mittlerweile hatte die Piccolominische Armee das Hessenland überschwemmt; Isolani, Breda[242] und Corpus[243] waren mit ihren Kroaten ins Hersfeldische und Fuldaische Gebiet eingedrungen, und es erschien nun eine Verbindung der weimarischen und hessischen Truppen, wie sie Herzog Bernhard erhofft hatte, aussichtslos. Er sah sich daher genötigt, auf den Gedanken an eine Feldschlacht zu verzichten, plante jedoch, den Feind von der Wetterau,[244] die, so arg sie schon mitgenommen, für die Truppen immer noch hinlängliche Vorräte an Lebensmittel bot, abzuschneiden und ihn ohne Schwertschlag durch Hunger zu ruinieren.

Am 6. Januar traf der Herzog mit seinem Stabe in Hanau ein; das Hauptquartier verblieb dort mehrere Tage und wurde dann nach Marköbel[245] verlegt, während die inzwischen eingetroffene Armee am 9. auf dem rechten Ufer der Kinzig in dem Dreieck zwischen Hanau, Gelnhausen und Büdingen[246] Stellung nahm.

Die Spitze des linken Flügels drang dabei über Gelnhausen, welches vom Feinde bereits verlassen, bis Wächtersbach[247] vor, wo eine noch zurückgebliebene Besatzung der Kaiserlichen überfallen, mehrere Leute derselben getötet, eine Anzahl Offiziere und Soldaten gefangen und der ganze Troß[248] eines Regiments erbeutet wurde.

Als Mansfeld, dessen Armee durch 9 kaiserliche und 6 bairische Regimenter verstärkt worden war, durch das Freigericht am linken Ufer der zugefrorenen Kinzig bis nahe an Gelnhausen vorrückte, standen sich so beide Armeen einige Tage unmittelbar gegenüber, ohne daß jedoch die eine oder andere wagte, die Offensive zu ergreifen.

Wie Herzog Bernhard vernahm, daß der Gegner die Bredaschen Truppen aus dem Stift Fulda sowie das Corps, welches sein Schloß zu Würzburg[249] belagert, und am 8. Januar erobert hatte, mit entsprechenden Lebensmitteln an sich zog, sah er sich in seinen Hoffnungen völlig getäuscht. Er machte Kehrt und langte, in Gelnhausen und Wächtersbach Besatzungen zurücklassend, am 15. Juni [Januar; BW] wieder in Hanau an. Er selbst verweilte dort mit seinem Generalstabe[250] und der Artillerie,[251] die er aus dem Kinzigtal zurückgezogen hatte, bis zum 18.; der Marsch führte dann über Frankfurt und Darmstadt[252] nach der Bergstraße,[253] wo sein Heer sich mit dem Gros der Franzosen vereinigte“.[254]

Isolanos Beute wurde durch grausame Plünderungen wie der nunmehr wehrlosen Städte Höchstädt[255] oder Themar vergrößert. Die Burg Kaltennordheim[256] wurde mit dem größten Teil des Ortes niedergebrannt so wie auch Suhl am Gallus-Tag (16.10.1634).

Auch in die Wetterau waren Isolanos Truppen eingefallen. Bei dem Pfarrer Heinrich Maul [1584-1646] liest man für Ende 1634: „Dasselbige haben an einem anderen Ort auch getan die unbarmherzigen türkische Unchristen, die Krabaten [unter Isolani, Hauptquartier Windecken[257]], sonderlich umb Friedberg[258] in der Wetterau, welche ihrer so wenig als andere mit Morden, Sengen, Brennen, Plündern, Rauben, Niederschießen, Niedersäbeln und anderen den allerschröcklichsten und unerhörten Exzessen verschonet. Maßen dann sie solches an den schönen, reichen, lustigen Flecken bei Friedberg: Ober- und Niedermörlen,[259] Oppershofen[260] und anderen mehr erwiesen, welche sie ganz, halb zum guten Theil abgebrannt und eingeäschert, Untertanen und Beamten gefangen geschleppt und sehr tyrannisch mit ihnen umgangen … Unterdessen theten die vierzig Kompanien Krabaten, Hungarn und Polacken und dergleichen türkische Nachbarn in der armen, eröseten [zerstörten] und aller Wetter übergangener Wetterau unsäglichen Schaden … daß das ganze Hemisphaerium [Himmelsgewölbe] dunkel von Rauch, rot von Lohe und die Luft voll Heulen und Wehegeschreien war bei aller männiglich. Keine Religion, Alter, Geschlecht, Stand und dergleichen Unterscheid ausgenommen. Es war da alles gleichgehalten und die Haar über einen Kamm abgenommen … Friedberg mußte sich mit einer ansehnlichen Geldsummen ablösen, und, dieweil sie es mit der Quittung versehen, mußten sie dieselbige ertheidigte [vereinbarte] Summe nachhands [später] noch einmal und also doppelt erlegen. Dagegen aber alle Ort rings um Friedberg umbher in Brand gesteckt und deroselben Wart [Mainzer Warte] gegen Frankfurt abgebrannt“.[261] In den Erinnerungen des Dr. Jeremias Molther aus Friedberg (Landgrafschaft Hessen-Kassel) heißt es für 1634: „Nicht lange aber nach diesem Durchzug [kaiserlicher Truppen] ist [15. Okt.] der Oberst Rosa [Reinhold von Rosen][262]  [Abb. rechts] Rosen.Reinhold3mit seinem Regiment zu Pferd dahier kommen und erstmahls instinctu fratris [auf Antrieb seines Bruders: Vollmar, gen. ‚der tolle Rosen‘],[263] eines Rittmeisters wegen [zum Schutz] des adligen Frauenzimmers in der Burg Quartier gemacht, darauf sich die sequentes [die folgenden Kommandanten] jederzeit bezogen. Deme der [schwedische] Obriste Princk,[264] welcher aber, auf Ankunft des [kaiserlichen] Obristen Isolani und seiner Kroaten, des Nachts zu Friedberg aufgebrochen und durchgangen, und diesem Herzog Bernhard von Weimar mit der Armee selbsten gefolget, und bei dero Abzug einen Capitain-Leutnant[265] [Christoph Schultheiß-Schulze][266] mit 150 Soldaten zur Besatzung hinterlassen“.[267]

Der Pfarrer Bötzinger berichtet über die weiteren Ereignisse: „Ein Glück war es für uns, daß der Graf Isolani bis nach Schmalkalden vorgestoßen war und sich dort auf seine Art häuslich einrichtete. Auch der kaiserliche Generalfeldmarschall PikkolominiPiccolomini-Pieri, Octavio Fürst Duca d'Amalfi [Abb. rechts] suchte jene Stadt heim und verlangte von ihr neben einer augenblicklichen Zahlung von 300 Talern auch noch eine monatliche Kontribution von 3000 Talern, die an ganz bestimmten Tagen nach Schweinfurt geliefert werden sollten. Da man ihm aber ein vergüldetes Vergrößerungsglas und dazu 30 Taler in guten Silber verehrte, wurde er im Fordern gelinder; dem Grafen Isolani jedoch mußte man monatlich 2000 Taler geben und auch noch die umherliegenden Kompagnien verpflegen. Darüber geriet die Stadt natürlich in große Schulden, und die Bürger mußten schließlich all ihr Geschmeide hergeben, so daß öfters an Stelle einer Lieferung in geprägten Münzen drei Körbe voll Silbersachen nach Meiningen, wo der Graf später sein Quartier hatte, getragen werden mußten. Von Oktober 1634 bis zum 12. Januar 1635 hat die Stadt und das Amt Schmalkalden solchergestalt 87.830 Taler an die kaiserliche Armee abführen müssen, ungeachtet der Plünderungen und Brandschatzungen, die auch eine große Summe verschlungen haben dürften. Es soll Länder geben, in denen von Zeit zu Zeit große Schwärme von Heuschrecken einfallen und alles, was grün ist, mit Stumpf und Stiel auffressen, so daß nichts übrig bleibt als ein großer Totenacker von blattlosen Strünken und Baumstämmen. Solch einem Totenacker glich unser Land, als das wilde, zügellose Volk endlich nach einem anderen Himmelstriche davon gezogen war. Wie die Bauern nun aber die Felder betrachteten, auf denen ihre letzten Hoffnungen ruhten, da fand sich’s, daß die Herbstsaat bis auf ganz kleine Stücken ausgewintert war und eine große Hungersnot vor der Tür stand. Zunächst dachte man daran, die Erde aufs neue aufzureißen und mit Samen zu bestreuen, aber es war kein Spannvieh vorhanden und auch kein Körnlein Getreide, das man hätte ins Sätuch nehmen und über die Schollen werfen können; denn sämtliche Böden und Bansen,[268] Keller und Kammern waren leer und der Bauer ärmer als eine Kirchenmaus“.[269]

Zwischen dem 26.1. und 14.2.1635 gingen weitere sieben Schreiben Isolanos aus Meiningen an Piccolomini und Berichten über die schlechte Militärzucht und gegenseitige Angriffe der kaiserlichen Soldaten, deren Ursachen mangelhafte Aufteilung und schlechte Quartiere seien. Bei Hanau sei es zu Schlägereien zwischen Kroaten und und Soldaten Bredas gekommen. Die Letzteren hätten wie Räuber den Tross des Kroatenregiments Révay geplündert und einen kroatischen Leutnant[270] erschlagen.[271] Die kursächsischen Soldaten lägen in Eisenach und verhielten sich nicht feindselig. Aber zwischen deutschen Dragonern und Kroaten fänden Raufereien in den Gassen der Städte statt, wo sie einquartiert seien. Er lege den Text eines Verhörs der Deutschen sowie die Aussage eines polnischen Rittmeisters bei. Er habe Homburg vom Feind gesäubert und diese verjagt.[272]

Zu 1635 wird aus Suhl berichtet: „Der General Isolani hatte mit seiner Gemahlin und mit seinen Kroaten die Winterquartiere in Meiningen bezogen, hielt aber auch das benachbarte Hessische mit besetzt. Am 30. März 1635, als am zweiten Ostertage, rückte eine Abteilung Kroaten wieder in Suhl ein, und am dritten Ostertage folgten ihnen noch mehre kaiserliche Truppen vom sogenannten ‚deutschen Heere‘. Obgleich die Kroaten diesmal nicht so schrecklich wütheten, so darf man es doch wohl glauben, wenn behauptet wird, daß in Suhl noch nie zuvor eine gleich schreckensvolle Feier des Osterfestes Statt gefunden habe !“[273]

Auch bei den schwedischen Gesandten und Residenten[274] fanden diese Vorgänge Beachtung. Nicolaes van Reigersberch[275] schrieb am 30.4.1635 an seinen Schwager Grotius, den schwedischen Gesandten in Amsterdam:[276] [Abb. rechts] Grotius2 „Den viant maeckt vergaderynge tot Diest,[277] Ballaert[278] ende soo voorts, ontrent het rivierken de Nete. Men gelooft Mansvelt, Picolomini ende den overste van de Crabaten met haer troupen nederwaerts commen“.[279] Grotius erwähnte am 8.5.1635 in einem ausführlichen Bericht für Reichskanzler Oxenstierna auch  Truppenbewegungen im Niedersächsischen Kreis:[280] „Guilielmo duce[281] ad urbem Neustadium[282] et ad lacus Magnum Parvumque;[283] eundem ducem 3/13 Aprilis ivisse Hildesheimium,[284] ut cum Bannerio agat de exercitu viginti millium componendo, quo eaturin Thuringiam et Hersfeldum contra copias Piccolominaei, Isolani et Carpi[285] et porro, si ista bene succedant, Mansfeldius[286] cogatur in proelium“.[287]

Grotius teilte am 2.8.1635 Wolfgang van Gemmingen mit, was als Gerücht im Umlauf war: „Le bruit est que mons. le prince d’Orange[288] [Abb. links] Friedrich.Heinrich.v.Oranien.1assiège Rurmond,[289] et que l’armée françoise cerche les gens de Picolomini et d’Isolano pour les battre, si desià ne les ont batu ce que quelquesuns y adioustent“.[290] Ähnlich schrieb er an diesem 2.8.1635 auch an Rheingraf Otto:[291] „Ce qui m’empesche de vous en dire d’autres particularitez que ce que le bruit nous apporte, qui est que monseigneur le prince d’Orange assiège Rurmond et que l’armée françoise est allée contre les gens de Picolomini et d’Isolano pour les battre“.[292]

Der französische Marschall Gramont[293] [Abb. rechts] Grammont1berichtete über den Feldzug von 1635 und die Kampfesweise der Kroaten: „1635. gieng der Krieg zwischen Franckreich und Spanien, desgleichen zwischen Franckreich und dem Römischen Kayser, schon wieder völlig an. Ich ward, nebst dem Vicomte de Turenne,[294]Turenne4 [Abb. links] zum Maréchal de Camp ernennet; massen damals mehr nicht als drey classen von Generals-Personen bekannt gewesen. Die erste Classe bestunde einig und allein in der Person eines Connetabels[295] von Franckreich, die man aber gemeiniglich schon unbesetzt liesse, und ist seit dem gar, wegen der damit verknüpfft gewesenen grossen Gewalt, unterdrucket worden. Die andere Classe machten die Marécheaux de France, oder die Marschälle von Franckreich aus; und die dritte Classe bestunde aus Marechaux de Camp, welche heutiges Tages in Franckreich eben dasjenige, was in Teutschland die General-Majors oder General-Wachtmeister sind. Der Turenne und ich stunden unterm Commando des Cardinals de la Valette,[296] und wir conjungirten uns, im Juli 1635. nebst einer Armée von zwantzig tausend Mann, bey Saarbrücken,[297] mit dem Hertzog von Sachsen-Weymar. Hierauf zog sich der Kayserliche General Gallas, der bißhero an der Mosel den Meister gespielet, nach Mayntz, und endlich biß nach Franckfurt zurücke. Wir unsers Orths verfolgten ihn; litten aber auf dem Marsch einen solchen Mangel an Lebens-Mitteln, daß unsere gantze Armée; welche deren Fatiguen[298] noch nicht recht gewohnt gewesen, bey nahe rebelliret hätte, weshalb wir uns genöthiget sahen, biß nach Metz zurücke zu gehen, da wir doch schon bey Mayntz den Rhein passiret gehabt. Es geschahe auch unsere Retirade nicht ohne Verlust. Denn der Cardinal Valette erwiese sich damals als ein sehr schlechter General. Wir hingegen, der Vicomte de Turenne und ich, legten gar viele Proben unserer Tapfferkeit ab. Ich halff durch meine Beredsamkeit, und nachdrücklichen Vorstellungen, die wegen Mangel des Proviants unruhigen, Gemüther befriedigen. Auch thaten wir uns in Belagerung der am Rhein gelegenen Stadt Bingen[299] sehr herfür. Dieser Ort ward von uns in wenig Tagen erobert;[300] ich aber, im Recognosciren, durch eine Mußqueten-Kugel,[301] über dem Auge gestreiffet. Die Brücke über den Rhein defendirten wir beyde, Turenne und ich, ebenfalls dermassen wohl, daß die Kayserlichen, von denen sie angegriffen wurde, nichts dargegen ausrichten konnten. Indessen ließ der General Gallas, da wir schon auf der rechten Hand des Rheins stunden, ein Corpo von drey biß vier tausend Croaten übr diesen Strom gehen, um uns den Rückweg abzuschneiden. Gegen dieses Corpo ward mit zwey tausend Mann Weymarischer Reuterey, und tausend Frantzosen, commandiret, geriethe auch in eine Action mit demselben, und erhielte nach einem fünff-stündigen Gefechte den Sieg. Doch solcher mochte uns nicht viel helffen. Denn die Croaten, welche die Gewohnheit hatten, nach einem kurtzen Gefecht die Flucht zu nehmen, und, mit eben solcher Geschwindigkeit, sich zu einem zweyten Angriff bereit zu machen, kamen gar bald wieder zurücke, verfolgten uns biß nach Metz, und thaten uns sehr grossen Schaden. Ja es mußten der Hertzog von Engoulême,[302]Angouleme1 [Abb. links] und der Marschall de la Force,[303] [Abb. rechts]La Force in Lothringen, zu unserer und des Hertzogs von Weymar Armée stossen, um die Kayserlichen abzuhalten, daß sie nicht weiter in Franckreich einbrechen möchten. Der Graf von Gallas hingegen conjungirte sich mit dem Hertzog von Lothringen.[304] Beyde Arméen stunden eine Zeitlang einander im Gesichte biß endlich der Graf von Gallas sich nach dem Elsaß zurücke zog, und wieder über den Rhein gieng“.[305]

Am 12.12.1635 sandte Enckevort[306]Enckevort5 [Abb. links] Gallas aus Zabern[307] einen ausführlichen Bericht über seine Mission zum Kardinal-Infanten und zu Piccolomini: Er habe sich hierauf zu Piccolomini begeben, den er auf dem Marsch nach Kleve, wo er die Absichten der Generalstaaten[308] zu vereiteln beabsichtigte, in Jülich[309] angetroffen habe. Piccolomini habe sich bereit erklärt, sämtliche Kroaten mit Graf Isolano und später auch 1.500 Kürassiere[310] unter Breda zu ihm, Gallas, abzukommandieren. Nun aber habe sich auf Grund von Gallas‘ Befehl alles geändert, so dass Piccolomini weder die Kroaten noch andere Soldaten schicken, sondern auf seine weiteren Anweisungen warten werde. Piccolominis Meinung nach wäre es möglich, mehrere Regimenter, wie dies schon der Kurfürst von Köln[311] vorgeschlagen hatte, nach Westfalen und in andere Gebiete am Rhein zu schicken, damit sie dort bei der Vertreibung der hessischen[312] Truppen aus den von ihnen gehaltenen Orten helfen. Auf Piccolominis Befehl habe er, Enckevort, an den Verhandlungen mit den Offizieren des Herzogs von Pfalz-Neuburg[313] [Abb. rechts]Wolfgang_Wilhelm5 teilgenommen, von denen viele seine Bekannte waren. Sie sollten auf Grund des kaiserlichen Vorschlags beschließen, was sie tun wollten. Ein Abkommen sei mit ihnen unterzeichnet worden, dessen Abschrift er beilege. Die größte Bereitwilligkeit habe Obrist Blankart[314] gezeigt, die größten Schwierigkeiten der Gouverneur von Düsseldorf[315] gemacht, der nicht nur auf den drohenden Verlust seiner jetzigen Stellung, sondern auch auf die Gefahr hingewiesen habe, dass ihn die Generalstaaten wegen seines Übertritts in kaiserliche Dienste um seinen Besitz in Gelderland bringen könnten. Diesem und anderen Offizieren müssten ihre Bestallungspatente zugeschickt werden. Piccolomini wolle Gallas‘ Meinung über die Einquartierung seiner Truppen und der Soldaten des Herzogs von Pfalz-Neuburg hören und bitte, er möge einen tüchtigen Mann mit Instruktionen zu ihm schicken. Piccolomini schlage vor, die neuburgischen Truppen nach Lüttich abzukommandieren und sie zwischen der Sambre und Maas in Quartiere zu legen. In Andernach[316] befänden sich, ähnlich wie in Düren[317] und anderen Jülicher Städten, riesige Getreidevorräte, die man kaufen könnte. Nach der Truppeneinquartierung wolle Piccolomini nach Brüssel fahren und alles daran setzen, um vom Kardinal-Infanten die finanzielle und anderweitige Unterstützung zu erreichen, die er, Gallas, für nötig hielt. Er habe Piccolomini vorgeschlagen, die angebotenen Dienste Philipp Wilhelms von Pfalz-Neuburg[318] [Abb. rechts]Philipp_Wilhelm.Pfalz.Neuburg anzunehmen, der wegen seiner Beliebtheit im ganzen Land nicht nur für die Erhaltung der Armee, sondern auch bei der Durchführung weiterer großer Rekrutierungen sehr nützlich sein könnte. Piccolomini habe sich einverstanden erklärt und ihn, Enckevort, beauftragt, Gallas zu informieren. Piccolomini habe in Lüttich 5.000 Kürasse anfertigen lassen, für die er 6.000 Rt. angezahlt habe. Auf Gallas‘ Wunsch könnte er weitere 3.000 Stück herstellen lassen. Aus Aachen erwarte er noch 1.000 Paar Pistolen und Büchsen. Es werde nötig sein, dass der Kaiser einen mit der gebührenden Autorität und Einquartierungspatenten versehenen ortskundigen Kommissär in jene Länder entsende, damit diese nicht infolge der dabei üblichen Unordnung ruiniert werden.[319]

Am 27.7.1636 hatte Gallas aus Neustädtel[320] Isolano den Befehl erteilt, bei Magdeburg[321] die Elbe zu überschreiten und an den Rhein zu marschieren.[322]

Im Juli 1636 verließ Banér Magdeburg, um in Wittstock[323] an der Dosse die Kaiserlichen und die Kursachsen in einer bedeutsamen Schlacht zu schlagen. Damit begründete er eine längere Herrschaft der Schweden in Norddeutschland. In unserer Gegend aber rückten die Kursachsen und ihre Verbündeten, die Kaiserlichen. Letztere wurden befehligt von Gallas. Mit diesen neuen Herren begann hier wieder eine schlimme Zeit. Besonders hatten es die Kaiserlichen auf anhalt-zerbstische Dörfer und Städte abgesehen, wo sie die schlimmsten Grausamkeiten verübten. Das Vorwerk Rajoch[324] wurde z. B. total verwüstet. Calbe[325] blieb aber weitestgehend von den Besuchen der Gallas-Horden verschont, weil die Brücke fehlte. Kaum war Gallas verschwunden, rückten die Kaiserlichen 1637, diesmal unter Isolano, erneut vor Calbe, wo sie ebenfalls übel hausten. Plötzlich ritten sie auf den Marktplatz, wo sich einige Bürger, auch der Bürgermeister, eiligst hinter einer steinernen Barrikade, der so genannten Brustwehr, verschanzten. Die wilden Attacken der Reiter konnten durch einige gezielte Schüsse der bewaffneten Bürger abgewehrt werden. Die kroatischen Reiter machten sich aus dem Staub.

Ein Trupp aus der kroatischen Reiterei Isolanis, denen ein schrecklicher Ruf als Räuber, Mörder und Brandstifter vorauseilte, kam nach Wimpfen,[326] jedoch führten sich die Reiter aber auch nicht schlimmer auf als ihre Vorgänger.[327]

Lange konnte sich Isolano an seiner Beute nicht erfreuen, denn als er 1636 in Burgund von Taupadel[328]Taubadel, Georg Christoph von [Abb. links] überfallen wurde, verlor er seine gesamten Kostbarkeiten und seine Kroaten 1.800 Pferde und sämtliches Gepäck. Immerhin gelang es damals seinen Leuten, den Rückzug des von den Franzosen geschlagenen kaiserlichen Heeres unter Gallas nach Mirebeau-sur-Bèze[329] zu verschleiern. Der Gegner ließ sich davon täuschen, dass Isolanos Truppen zwei Tage und Nächte lang die Lagerfeuer kräftig aufleuchten ließen und den Anschein erweckten, dass noch ein kompakter Heeresteil im Lager sei.

Grotius informierte Oxenstierna am 31.7.1636: „Ad Dolam[330] res sperato tardius procedunt imperitia, ut videtur, artium obsidendi. Itaque in partem fossae amissam hostes se restituerunt. Interim creditur Insulanus vim parare, ut Gallos obsidione depellat. Et creduntur eodem tendere ducis Lotharingi[331] [Abb. inks] Karl IV., Herzog von Lothringencopiae, quae nuper ad Barrum[332] visae illo conatu omisso Sanctimielium[333] cepere. Gallasius easdem in partes an in Transrhenana concessurus, dubitari video. Ducem Bernhardum post Tabernas captas profecisse quidquam non intelligimus.“[334]

Grotius unterrichtete am 28.8.1636 Oxenstierna über den Vorstoß von Isolano in die Champagne: „Viri quidam Galliae rerum admodum periti, qui me accessere, ita judicant non posse Galliam diu bello sufficere; tum quod regionibus maxime frugiferis ab hoste insessis – nam et Campaniam invasisse Isolanus nuntiatur – neque solitis Gallis in longinquum prospicere brevi alimenta defutura sint militi, tum quod pecuniae in parvi temporis impendia aegre corrasae sint et alias reperiendi viae ferme obstructae“.[335]

Der französische Feldmarschall Gramont berichtet von einer Begegnung mit einem Affen, den Isolanos Gattin als Husar gekleidet im Feldlager bei sich geführt habe:[336] „Diese merckwürdige Belagerung Zabern[337] endigte sich am 14. Julii 1636. und bald darauf verlohr der Hertzog von Weymar, in einem Scharmützel[338] mit denen Croaten, fünffhundert Mann von seinen besten Reutern, desgleichen verschiedene von seinen Bedienten, welche von dem General derer Croaten sehr übel tractiret wurden. Solches zu rächen commandirte mich der Hertzog mit drey tausend Reutern gegen sie. Ich war auch so glücklich, daß ich eine grosse Anzahl dererselben tödtete, und biß in ihr Lager einbrach, das ich in Brand steckte. Unter andern  erbeutete ich in dem Quartier ihres Generals einen Affen, der fast so groß wie ein zehen- biß zwölff-jähriger Jung, und als ein Hussar gekleidet gewesen. Er gehörte der Generalin zu, und ich gab, bey meiner Zurückkunfft, diesen seltsamen Gefangenen vor einen Galan der Croatischen Generalin aus. Der Anblick dieses Thieres erweckte bey dem Hertzog Bernhard von Weymar, und allen Umstehenden, ein grosses Gelächter. Es ward auch beschlossen, daß, weil der General derer Croaten ein alter Mann, und der Affe als ein Substitut[339] desselben anzusehen seye, solcher castriret werden solte. Wir vermeynten in der That, daß wir dem General, und seiner Frau, keinen ärgern Possen spielen, noch ihnen einen grössern Affront[340] anthun könten. Also wurde das arme Thier castiret, und durch einen Trompeter, in einer Sänffte, in das Lager derer Croaten zurücke gebracht“.[341]

„Es war am 29. September abends, daß er den Befehl gab: nachts um 2 Uhr sollten sich alle verfügbaren Cavallerieregimenter beim Quartier des Rheingrafen[342] einfinden. Als sie pünktlich zur Stelle waren, wurde Oberst Rosen[343] mit dem Leibregiment[344] zur Avantgarde bestimmt; das öhmische[345] und rheingräfische Regiment folgten unter Generalmajor Taupadel als Soutien;[346] Feldmarschall Rantzau[347]Rantzau, Josias Graf [Abb. links] setzte sich, unter Zustimmung la Valette’s, mit der französischen Cavallerie in Bewegung, um als Reserve zu dienen. Es galt nichts Geringeres als eine Ueberrumpelung des Croatenlagers, das, wie fast immer, von dem Heerlager getrennt war und sich mit Troß und Karren und zusammengeraubten Kisten und Kasten bunt genug oberhalb Champlitte’s[348] im weiten Felde ausdehnte.

Rosens erste Schwadron, bei welcher sich der Herzog, der im Kampfe immer allen voran sein mußte, persönlich befand, ging geradeweg auf das gallasische Hauptquartier los, jagte einen Posten von 400 piccolomini’schen Reitern mit großem Verluste zurück und gelangte keck bis unter das von einer Musketierwache[349] besetzte Thor von Champlitte. Erst als die Lärmkanone gelöst und es in Stadt und Lager lebendig wurde, führte der Herzog die Reiter in guter Ordnung zurück. Mittlerweile aber hatte Taupadel die Umgehung des Croatenlagers vollendet, und während er es im Rücken anfiel, setzte Rantzau mit seinen Franzosen von vorn an. Dam kam auch Bernhard selbst. Hatten die überraschten Croaten anfangs Widerstand versucht, so gaben sie ihn, sobald sie sich von allen Seiten angegriffen und ohne alle Hilfe gelassen sahen, auf und suchten, ihre schon bespannten Bagagewagen im Stiche lassend, ihr Heil in wilder Flucht zum Hauptlager. Man ließ sie fliehen und hielt sich an ihrem Lager schadlos, das man plünderte und dann in Brand steckte. Man machte ‚über die Maßen stattliche Beute‘: Isolani’s Leibkutsche mit einem Sechsgespann von Grauschimmeln und sein Silbergeschirr, sämmtliche Handpferde[350] des Croatenobersten Ludwig,[351] dazu noch an zweitausend Pferde.

Für beide Gegner standen Verstärkungen in Aussicht. Während die französischen immer noch ausblieben, langte, nachdem man fünf Wochen einander gegenübergelegen, bei den Kaiserlichen ein in Schlesien geworbenes Corps unter Oberst Butler[352] an, das Mitte September die Drusenheimer[353] Brücke passirt hatte. Und nun säumten sie nicht weiter, den längst geplanten und so umfassend vorbereiteten Einbruch in das Innere Frankreichs ins Werk zu setzen. Ihr erstes Ziel war Dijon,[354] die Hauptstadt des Herzogthums Burgund.

Indem sie – um den 10. Oktober – aufbrachen, zündeten sie im Lager alle Wachtfeuer an, um den Gegner über ihnen Abzug zu täuschen. Ihr Marsch ging über den Flecken Mirebeau,[355] vor dem sie am 18. October erschienen. Die gut französische Bürgerschaft dachte zwar mitsammt der Besatzung an Gegenwehr; aber als die feindliche Uebermacht den Ernst zeigte und die Kanonen zu spielen begannen, war der Ort alsbald überwältigt und wurde zur Hälfte ein Raub der Flammen. Was man in Waffen fand, wurde niedergemacht“.[356] Bei Chemnitz liest sich das so: „Gegen Franckreich zu lag der Kayserliche General Graff Gallas in in seinen alten posten und kam nicht weiter: litte grossen hunger vnd kummer, vnd war darzu mit seuchen[357] geplaget. Hingegen Hertzog Berhard zu Sachsen-Weimar vnd die Frantzosen lagen auch annoch in vorigen quartieren vnd waren vmb nichts gewichen. Suchten wo sich gelegenheit ereugete, dem Feinde an bort zu kommen vnd mit einfallung, poussirung[358] der Wachten, wegnehmung der fouragierer[359] vnd dergleichen, so tags, so nachts, schaden zuzufügen.

Zumahl gieng es über die leichte reuterey an Ungarn, Croaten vnd Polacken; deren dreyzehen Regimenter gewesen, die sich anfangs auf fünfftausend Man starck vnd als eine besondere Armée gehalten: also das schwerlich tausend Man davon übrig geblieben. Gestalt Hertzog Bernhard, insonderheit den dreyssigsten tag HerbstMonats, selbigen einen ziemlichen streich beygebracht. Dan, nachdem Er, vorigen abend, ohnversehens ordre ergehen lassen, daß in der nacht vmb zwey vhr alle Regimenter zu pferde, welche nicht anderswohin commendiret gewesen, beym RheinGräffischen quartier, so das eusserste gegen dem Feinde, zusammenkommen solten (welches auch geschehen), fassete Er eine Resolution, gedachter Croaten vnd Polacken Lager von hinten vnd auf der seite anzufallen: hatte aber zuvorher mit dem Cardinal de la Valette abgeredet, das FeldMarschalck Rantzow mit der Teutsch-Frantzösischen Cavalleri folgen vnd die seinigen, welche auf der seite angehen würden, entsetzen möchte. Die ordnung ward also gemachet: der Obriste Rose hatte den vorzug mit dem LeibRegiment; dem folgten zum entsatz die Öhmischen vnd RheinGräffischen: vnd wie die Regimenter squadronsweise marchirten, also liessen sie der Croaten Lager auf der lincken seite liegen. Der Obriste Rose gieng mit dem ersten squadron, wobey der Hertzog selbst, gerade auf das Gallassische Haubtquartier: da Er dessen HaubtWache, welche vierhundert Piccolominische reuter gehalten, angetroffen, biß ins Haubtquartier gejaget, viele davon gefangen und ein gut theil niedergemachet. Wie er nun ans thor vnd auf die Musquetierer-Wacht kommen, ward im Städtlein vnd überall lärmen: daher Er mit diesem squadron sich in guter ordnung wieder zurück gezogen vnd auf die andern retiriret. Diesem nach that der Feind in seinem Lager drey alarmschüsse, vnd fiel in denselben tempo Gen. major Tupadel auf der seite das Croatische Lager an: die sich gleichwol so starck gegen Ihm gestellet, das Er in etwas weichen müssen; bis inzwischen FeldMarschalck Rantzow darzu kommen, auch der Hertzog mit beyhabenden Regimentern sich gegen ihr quartier gekehret: da sie dan, als sie vermercket, das sie auf beyden seiten angegriffen würden, nicht länger stand gehalten, sondern nach dem berge zu, wo das fußvolck gelegen, sporenstreichs durchgegangen; ihre pagage, so alle angespannet gewesen, worunter auch des Isolani leibkutsche mit sechs schönen grawen, und dessen silbergeschirr, wie auch eine, so Hertzog Bernhard vor zwey jahren verlohren, vnd also über die massen stattliche beute hinterlassend. Gedachter Isolani kam selbst blos zu fuß davon: Obristen Ludwigs handpferde blieben mit einander im stiche, vnd wurden sonst die pferde, so bekommen, auf zweytausend vnd darüber geschätzet. Dieser einfall vnd darauff folgende plünderung des Croatischen quartiers geschahe keinen halben musquettenSchus[360] von des Feindes HaubtLager, vnd wolte das glück dem Hertzog so wol, daß den gantzen tag ein dicker nebel gewesen: sonst hette der Feind ausm Lager Ihn mit musquetten[361] ziemlich beschädigen können. Der hertzog begab sich nach solcher verrichtung wiederumb in sichere gewarsamb: vnd weil ein trompetter, so herüber kommen, berichtet, das die Hungarische, Croatische vnd Pollnische Obristen, ausser Ludwig vnd Beygot,[362] [Abb. links]Beygott1 ihre gefangene, welche sie schon etliche wochen gehabt, aus vnmuth vnd zorn niedergehawen vnd zu todt schlagen lassen, geschahe, den ersten tag Weinmonats, bey Hertzog Bernhard vnd den Frantzosen ein ebenmässiges mit den Croaten vnd ihres gleichen“.[363]

In einem Bericht Grotius‘ vom 23.10.1636 an Sten Bielke[364] bzw. Camerarius[365] heißt es: „In Burgundia aliquid actum est: nam et dux Bernhardus Picolominaei et Isolani castra nocturna irruptione imminuit, praemissus Ransovius,[366] subsecutus cardinalis Valetta“.[367] An diesem 23.10.1636 teilte Grotius auch Oxenstierna mit: „Nuper Ransovius prima nocte Isolani castra invenit praedaeque multum abduxit; primo demum mane supervenit Valetta cardinalis et gloriam victoriae sibi vindicat. Sub idem tempus Piccolominii castra damno affecit dux Bernhardus“.[368] Am 24.10.1636 schrieb er an seinen Schwager Reigersberch:[369] „Galas hooren wij, dat Luden[370] beschiet, Bellegarde[371] Auxonne[372] blocqueert, sijnde seer gesterckt door de voorgess. trouppen ende niet seer voelende de schade, die onlancx Ransou bij last van den card. de la Valette aen Isolani, den hertogh van Weimar aen Piccolomini heeft gedaen“.[373] Am 30.10.1636 teilte er Salvius[374] Adler Salvius, Johan[Abb. rechts] mit: „Caeterum aliis in locis non cessatur a Gallis; nam Burgundiam contra Galassii quanquam auctas e Silesia Bavariaque copias egregie defensant cardinalis Valetta et perpetuus ei comes dux Bernhardus ultroque hostem incessunt, ut nuper IX hujus mensis ex novo Calendario irruptis impetu nocturno Isolani et postridie Picolominii castris non levi horum damno“.[375]

Grotius wandte sich am 11.1.1637 an Oxenstierna: „Captivus quidam e primoribus copiarum Isolani dixit accepisse Gallasium mandata eundi in Germaniam, sed oblatam occasionem tam benignam ex divisis hostium copiis prius ab illo arreptam“.[376]

Um weitere Hinweise unter Bernd.Warlich@gmx.de wird gebeten !

[1] Plünderung: Trotz der Gebote in den Kriegsartikeln auch neben der Erstürmung v. Festungen u. Städten, die nach dem Sturm für eine gewisse Zeit zur Plünderung freigegeben wurden, als das „legitime“ Recht eines Soldaten betrachtet. Vgl. JANSSEN, Bellum iustum, S. 137: „Sei der Krieg als Mittel zur Erhaltung der Gerechtigkeit unter den Menschen gestattet, so sei auch das Beutemachen in einem gerechten Krieg als ein legitimes Mittel, den Gegner zur Aufgabe zu zwingen oder von der Führung eines ungerechten Krieges abzuschrecken, gerechtfertigt. Daß dem Feind alle Güter, die ihm zur Schädigung der gerechten Sache dienen, entwendet werden dürften, liegt, so Grotius, auf der Hand. Des weiteren gäbe es drei schwerwiegende Gründe, aus denen es gerecht erscheine, die Güter des Feindes in Besitz zu nehmen. 1. Als Ausgleich für die Güter, die der gegner sich entweder vor oder während des Krieges widerrechtlich angeeignet hat; 2. Als Entschädigung für die Kriegskosten, die dem gerecht Kriegführenden entstanden sind; 3. Als abschreckende Strafe für den Übeltäter. Sich den Besitz des ungerechten Feindes aus Habgier anzueignen, sei jedoch nicht zulässig. Der gerechte Krieg rechtfertige nicht die Plünderung des Gegners“. Vgl. die Rechtfertigung der Plünderungen bei dem ehemaligen hessischen Feldprediger, Professor für Ethik in Gießen u. Ulmer Superintendenten Conrad Dieterich, dass „man in einem rechtmässigen Krieg seinem Feind mit rauben vnd plündern Schaden vnd Abbruch / an allen seinen Haab vnd Güttern / liegenden vnd fahrenden / thun könne vnd solle / wie vnd welchere Mittel man jmmermehr nur vermöge. […] Was in Natürlichen / Göttlichen / vnd Weltlichen Rechten zugelassen ist / das kann nicht vnrecht / noch Sünde seyn. Nun ist aber das Rechtmessige Rauben / Beutten vnd Plündern in rechtmessigen Kriegen / in Natürlichen / Göttlichen vnnd Weltlichen Rechten zugelassen“. DIETERICH, D. Konrad Dieterich, S. 6, 19. Vgl. BRAUN, Marktredwitz, S. 37 (1634): „Welcher Teil ehe[r] kam, der plünderte. [Wir] wurden von beiden Teilen für Feind[e] und Rebellen gehalten. Ein Teil plünderte und schalt uns für Rebellen darumb, dass wir lutherisch, der andere Teil, plünderte darumb, dass wir kaiserisch waren. Da wollte nichts helfen – wir sind gut kaiserisch, noch viel weniger beim andern Teil; wir sind gut lutherisch – es war alles vergebens, sondern es ging also: ‚Gebt nur her, was ihr habt, ihr mögt zugehören und glauben wem und was ihr wollt’ “. Dazu kamen noch die vielen Beutezüge durch Marodeure, darunter auch von ihren eigenen Soldaten als solche bezeichnete Offiziere, die durch ihr grausames u. ausbeuterisches Verhalten auffielen, die von ihrem Kriegsherrn geschützt wurden. Vgl. BOCKHORST, Westfälische Adlige, S. 16f.; KROENER, Kriegsgurgeln; STEGER, Jetzt ist die Flucht angangen, S. 32f. bzw. die Abbildungen bei LIEBE, Soldat, Abb. 77, 79, 85, 98; das Patent Ludwigs I. v. Anhalt-Köthen: „Von Gottes gnaden“ (1635). Vgl. den Befehl Banérs vom 30.5.1639; THEATRUM EUROPAEUM 4. Bd., S. 101f. Vielfach wurden die Plünderungen aber auch aus Not verübt, da die Versorgung der Soldaten bereits vor 1630 unter das Existenzminimum gesunken war. KROENER, Soldat oder Soldateska, S. 113; DINGES, Soldatenkörper. II. zum Teil bei Ausschreitungen der Bevölkerung, die sich an den Gütern der Flüchtlinge bereicherte, so z. B. 1629 in Havelberg: „Im Tempel war viel Gut in Kasten und Kisten, wovon die rechtmäßigen Besitzer das Wenigste wiederbekamen. Das meiste wurde den königlichen [Dänen], die während des Brandes darüber hergefallen waren, die Kirche zu plündern, und später den kaiserlichen Soldaten zuteil. Auch einigen Einwohnern und Benachtbarten, die keine Rechte daran hatten. Summa: Ihrer viele wurden arm; etliche mit unrechtem Gut reich“. VELTEN, Kirchliche Aufzeichnungen, S. 76-79, bzw. BRAUN, Marktredwitz, S. 84f., über die auch anderweitig übliche Plünderungsökonomie: „Hingegen ihre Herbergsleute, die sich vor diesem als Tagelöhner bei ihnen erhalten, die haben sich jetzt sehr wohl befunden; denn diese hatten keine Güter, daher gaben sie auch keine Kontribution. Und ein solcher Gesell hat allezeit so viel gestohlen, daß er sich [hat] erhalten können. Wie er ein paar Taler zusammengebracht, hat er gesehen, daß er von den Soldaten eine Kuh [hat] erkaufen können. Oder aber, er hat den Soldaten etwas verraten, do er dann von ihnen eine geschenkt und umsonst bekommen. Do [hat] er dann solche an einen anderen Ort getrieben und soviel daraus erlöst, daß er hernach 3 oder 4 von den Soldaten hat (er)kaufen können. Denn es ward so ein Handel daraus, daß man auch aller christlichen Liebe vergaß; vielweniger fragte man auch mehr nach Ehrbarkeit und Redlichkeit. Wie es dann auch soweit gekommen [ist], daß die Soldaten in einem Dorf das Vieh genommen und hinweg getrieben, und die Bauern als ihre Nach(t)barn in dem nächsten Dorf haben solches Vieh von den Soldaten erkauft und alsbald bei Nacht weiter getrieben und wieder verkauft. Und war schon fast ein allgemeines Gewerbe daraus. Ihrer viel[e] hatten sich auf diesen ehrbaren Handel gelegt, denn wenn ein Soldat eine Kuh gestohlen, wußte er schon seinen gewissen Kaufmann. Und wenn an manchem Ort eine Partei Soldaten mit einer geraubten Herd[e] Vieh ankam, da war bei etlichen gottlosen Menschen ein freudenreiches Zulaufen und Abkaufen, nit anders(t) als wenn zu Amsterdam in Holland eine indianische Flotte anlangte. Ein jeder wollte der nächste sein und die schönste Kuh er(kaufen); ungeachtet der armen Leute, denen das Vieh abgenommen worden, [die] allernächst auf der Seite mit jämmerlichen Gebärden standen und sich wegen der Soldaten nichts (ver)merken lassen durften“. PFLUMMERN, Tagebücher III, S. 21 (1631): „Diser täglichen Einfähl und Blinderung wegen seind nit allein in castris sonderbare Kaufpläz, sonder auch in allen Dörfern bis auf Schömerberg herauf sowol mit Leinwat, Klaider, Hausgeschirr und allerhandt Mobilien solche Handthierungen, das es sich der Frankhforter Mess zue Wien vorm Kerntherthor vergleichet. Wirdet alles von Soldaten umb ein Spottgelt bekhomen, hernach aber von andern Leuten, so sich mit Victualien in das Leger wagen und dergleichen Sachen eintauschen, widerumb etwas theurers verhandlet. Es mangelt auch nit, das vil catholisches Baursgesindt in die verlassne ulmisch- und wirtenbergische Flekhen sich einschlaicht, und was der Soldat nit fortbringen könden, quasi per spicilegium [sozusagen als Ährenlese] gar aus dem Weg raumet“. Doch hält PFLUMMERN, Tagebücher I, S. 24 (1631), fest: „Disen Tag ist in castris alles zum morndigen Aufbruch fertigzuehalten anbevolhen und derowegen das Straifen, Blinderen und Brennen nit gespert worden, ausserhalb was diejenige Buest betrifft, welche vergangne Täg hero mit grosser Anzahl in das Leger khomen, den Raub aufzuekhaufen, immassen Paurs- und Burgersleit diser Handlung etlich Meil Wegs und bis von Saulgen herunderzugezogen. Disen seind zum Theil die erkhaufte Wahren widerumb abgenomen, theils das Gelt, ehe sie eingekhauft, mit Straich und Schlägen ausgebrest worden“. PFLUMMERN, Tagebücher I, S. 25f. (1631): „In unserem Anwesen seind bekhante Leut von dem Leger heraufkhomen, in deren Gegenwart die ganze Armada aus dem Leger verrukht und den Zug uber die Gögglinger Brukh genomen, die referirn, das obgleich vergangenen Tag diser Aufbruch mänigklichen angesagt worden, habe man jedoch im Fortraisen merkliche Ohnordnung gespirt, und seie nit allein vom Proviant, sonder auch von den colligirten Beuten ein zimbliche Anzahl hinderlassen worden, dahero die benachparte Bauren nach Abzug des Volkhs in das Leger gefallen und solche Reliquias jeder nach seinem besten Vermögen undereinander theilen wöllen. Als aber die gögglinger und thonaustetter Gemeintsleut eine Praelation [Vorrang] haben und die frembde Leut, so vermuetlich weniger Schaden dan sie gelitten, darvon abtreiben und ausschliessen wöllen, seien hierauf dise beede Paurenpartheien etwas hart aneinander khomen, also das mancher die Wahrzeichen mit blauen Augen und geschwollnem Kopf mit sich nacher Haus gebracht“. PFLUMMERN, Tagebücher I, S. 44 (1631): „Es hat ein Zeithero von allen Dörfern das arme Paursvolkh seine Ross und Viehhaab zue errötten etlich hundert Stukh in die Statt Biberach getriben, auch aller Orten, da Plaz und Gelegenheit verhanden ware, in Stallungen, Scheuren, Häusern, auch jederweylen bei der grösten Kältin allein in vermaurenten Höffen auf dem Schnee und Eys undergebracht, gleichwol darbei solche Sicherheit nit befunden, das dem alhiesigen Soldaten nit zue Zeiten guete Beuten darvon zuekhommen weren, dan manche Nacht 2, 3, 4 oder noch mehr Stukh von Rossen, Vih, Schweinen etc. verlohren und uber angesteltes fleissiges Nachsuchen nit mehr zue Hand gebracht worden. Es werden zwar die Marchatänter dessen bezüchtiget, welche das Vih alsbald abschlachten sollen; jedoch Etlicher Mainung auch dahin gehet, daß die Burgere solch Maisterstukh gleichfahls erlernet haben“. Zum Teil plünderten Nachbarn die Hinterlassenschaft ihrer geflüchteten oder abgebrannten Mitbürger; KRAH, Südthüringen, S. 95: „So berichtete Suhl, daß ‚sich noch etliche volks- und ehrvergessene Leute allhier und anderswo gelüsten lassen, sich an der armen verbrannten Sachen, so nach der Plünderung und Brand in Kellern, Gewölben und sonderlich im Feld und in den Wäldern geflüchtet und übrig geblieben, zu vergreifen und dieblich zu entwenden. Wie dann etliche – auf frischer Tat allzu grob begriffen und darum zu gefänglicher Verhaftung gebracht‘ seien. Auch Benshausen erhielt seine Salvaguardia, um dem täglichen Plündern, nicht nur durch streifende Soldaten zu wehren !“ Auch eigene Einheiten fielen über andere Einheiten her, um sie auszuplündern, wie etwa 1634 in Leipheim; BROY, Leipheim, S. 146f.
[2] Bad Orb [Main-Kinzig-Kreis]; HHSD IV, S. 28f.
[3] Hanau [Main-Kinzig-Kreis]; HHSD IV, S. 199ff.
[4] Garnison: Besatzung in einer Festung (Kavallerie u. Infanterie). Die monatliche Löhnung der Soldaten, der Servis u. die Fourage mussten v. der betreffenden Garnisonsstadt aufgebracht werden u. waren genau geregelt; vgl. die „Königlich Schwedische Kammer-Ordre“ Torstenssons vom 4.9.1642 bei ZEHME, Die Einnahme, S. 93ff. Der Garnisonsdienst wurde wegen der geringeren Aussicht auf Beute, Hunger u. Krankheiten bei längerer Einquartierung immer unbeliebter, so dass man dazu überging, neugeworbene Söldner im Felddienst einzusetzen. Der französische Diplomat François Ogier [um 1597-1670] schrieb 1635 über die schwedische Garnison in Marienburg [Malbork]: „Ich betrachtete das Lager und die Unterkünfte der Schweden und sah ein Bild von menschlichem Elend und Wahnsinn. Ich sah in die Gesichter der Männer, und da ich nicht erkennen konnte, dass sie sich unterhielten, zweifelte ich daran, ob sie überhaupt Männer waren, so barbarisch, schmutzig und krank waren sie. Alle waren in Lumpen gekleidet und barfuß, und zum größten Teil handelte es sich um unhöfliche, junge Bauern“. BRZEZINSKI; HOOK, Armee, S. 52. KELLER, Drangsale, S. 401ff.: „Ein Zeitgenosse, der in Philippsburg gezwungen als Garnisonssoldat zubringen mußte, gibt uns darüber folgende interessante Notizen, die auf jede Garnison passen dürften. ‚So mußte ich denn’, erzählt er uns, ‚Musquetirer werden wider meinen Willen. Das kam mir aber sauer an, weil der Schmalhanz da herrschte und das Commißbrod schrecklich klein war. Ich sage nicht vergeblich: schrecklich klein – denn ich erschrack auch alle Morgen, wenn ich’s empfing, weil ich wußte, daß ich mich den ganzen Tag damit behelfen mußte, da ich es doch ohne Mühe auf einmal aufreiben konnte. Und die Wahrheit zu bekennen, so ist’s wohl ein elend Creatur um einen armen Musquetiren (Garnisonssoldaten), der sich solcher Gestalt mit seinem Brod und noch dazu halb satt, behelfen muß, denn da ist keiner anders, als ein Gefangener, der mit Wasser und Brod sein armseliges Leben verzögert. Ja ein Gefangener hat’s noch besser, denn er darf seiner Ruhe pflegen und hat mehr Hoffnung, als so ein elender Garnisoner, mit der Zeit einmal aus solchem Gefängniß zu kommen. Zwar waren auch Etliche, die ihr Auskommen umb ein kleines besser hatten von verschiedener Gattung, doch keine einzige Manier, die mir beliebte, um solcher Gestalt mein Maulfutter zu erobern, anständig sein sollte. Denn Etliche nehmen, und sollten es auch verlaufene Personen gewesen sein, in solchem Elend keiner anderen Ursach halber Weiber, als daß sie durch solche entweder mit Arbeiten als Nähen, Waschen, Spinnen oder mit Krämpeln und Schachern oder wohl gar mit Stehlen ernähret werden sollen. Da war ein Fähndrich unter den Weibern, die hatte ihre Gage wie ein Gefreiter, eine andere war Hebamme und brachte sich dadurch selbsten und ihrem Manne manch guten Schmauß zuwege; eine andere konnte stärken und waschen, diese wuschen den ledigen Officieren und Soldaten Hemden, Strümpfe, Schlafhosen und ich nicht weiß nicht, was mehr, davon sie ihren besonderen Namen kriegten; andere verkiefen Taback und versahen den Kerlen ihre Pfeifen, die dessen Mangel hatten; andere handelten mit Brandtwein und waren im Rufe, daß sie ihn mit Wasser verfälschten; eine andere war eine Näherin und konnte allerhand Stich und Nadel machen, damit sie Geld erwarb; eine andere wußte sich blößlich aus dem Feld zu ernähren, im Winter grub sie Schnecken, im Frühling graste sie Salat, im Sommer nahm sie Vogelnester aus und im Herbst wußte sie tausenderlei Schnabelweid zu kriegen; etliche trugen Holz zu verkaufen, wie die Esel. Solchergestalt meine Nahrung zu haben, war für mich nichts. Etliche Kerl ernährten sich mit Spielen, weil sie es besser, als die Spitzbuben konnten und ihren einfältigen Cameraden das ihrige mit falschen Würfeln und Karten abzuzwacken wußten, aber solche Profession war mir ein Eckel. Andere arbeiteten auf der Schanz und sonsten, wie die Bestien, aber hierzu war ich zu faul; etliche konnten und trieben ein Handwerk, ich Tropf hatte aber keins gelernt. Zwar wenn man einen Musicanten nöthig gehabt hätte, so wäre ich wohl bestanden, aber dasselbe Hungerland behalf sich nur mit Trommeln und Pfeiffen; etliche schulderten vor andern und kamen Tag und Nacht nicht einmal von der Wacht. Ich aber wollte lieber hungern, als meinen Leib so abmergeln’ “.
[5] schwedische Armee: Trotz des Anteils an ausländischen Söldnern (ca. 85 %; nach GEYSO, Beiträge II, S. 150, Anm., soll Banérs Armee 1625 bereits aus über 90 % Nichtschweden bestanden haben) als „schwedisch-finnische Armee“ bezeichnet. Die Unterscheidung zwischen der „Royal-Armee“, die v. Gustav II. Adolf selbst geführt wurde, u. den v. den Feldmarschällen seiner Konföderierten geführten „bastanten“ Armeen erscheint angesichts der Operationen der letzteren überflüssig. Nach LUNDKVIST, Kriegsfinanzierung, S. 384, betrug der Mannschaftsbestand (nach altem Stil) im Juni 1630 38.100, Sept. 1631 22.900, Dez. 1631 83.200, Febr./März 1632 108.500, Nov. 1632 149.200 Mann; das war die größte paneuropäische Armee vor Napoleon. 9/10 der Armee Banérs stellten deutsche Söldner; GONZENBACH, Der General Hans Ludwig von Erlach von Castelen II, S. 130. Schwedischstämmige stellten in dieser Armee einen nur geringen Anteil der Obristen. So waren z. B. unter den 67 Generälen u. Obristen der im Juni 1637 bei Torgau liegenden Regimenter nur 12 Schweden; die anderen waren Deutsche, Finnen, Livländern, Böhmen, Schotten, Iren, Niederländern u. Wallonen; GENTZSCH, Der Dreißigjährige Krieg, S. 208. Vgl. die Unterredung eines Pastors mit einem einquartierten „schwedischen“ Kapitän, Mügeln (1642); FIEDLER, Müglische Ehren- und Gedachtnis-Seule, S. 208f.: „In dem nun bald dieses bald jenes geredet wird / spricht der Capitain zu mir: Herr Pastor, wie gefället euch der Schwedische Krieg ? Ich antwortet: Der Krieg möge Schwedisch / Türkisch oder Tartarisch seyn / so köndte er mir nicht sonderlich gefallen / ich für meine Person betete und hette zu beten / Gott gieb Fried in deinem Lande. Sind aber die Schweden nicht rechte Soldaten / sagte der Capitain / treten sie den Keyser und das ganze Römische Reich nicht recht auff die Füsse ? Habt ihr sie nicht anietzo im Lande ? Für Leipzig liegen sie / das werden sie bald einbekommen / wer wird hernach Herr im Lande seyn als die Schweden ? Ich fragte darauff den Capitain / ob er ein Schwede / oder aus welchem Lande er were ? Ich bin ein Märcker / sagte der Capitain. Ich fragte den andern Reuter / der war bey Dreßden her / der dritte bey Erffurt zu Hause / etc. und war keiner unter ihnen / der Schweden die Zeit ihres Lebens mit einem Auge gesehen hette. So haben die Schweden gut kriegen / sagte ich / wenn ihr Deutschen hierzu die Köpffe und die Fäuste her leihet / und lasset sie den Namen und die Herrschafft haben. Sie sahen einander an und schwiegen stille“. Vgl. auch das Streitgespräch zwischen einem kaiserlich u. einem schwedisch Gesinnten „Colloquium Politicum“ (1632). Zur Fehleinschätzung der schwedischen Armee (1642): FEIL, Die Schweden in Oesterreich, S. 355, zitiert [siehe VD17 12:191579K] den Jesuiten Anton Zeiler (1642): „Copey Antwort-Schreibens / So von Herrn Pater Antoni Zeylern Jesuiten zur Newstadt in under Oesterreich / an einen Land-Herrn auß Mähren / welcher deß Schwedischen Einfalls wegen / nach Wien entwichen / den 28 Junii An. 1642. ergangen : Darauß zu sehen: I. Wessen man sich bey diesem harten und langwürigen Krieg in Teutschland / vornemlich zutrösten habe / Insonderheit aber / und für das II. Was die rechte und gründliche Ursach seye / warumb man bißher zu keinem Frieden mehr gelangen können“. a. a. O.: „Es heisst: die Schweden bestünden bloss aus 5 bis 6000 zerrissenen Bettelbuben; denen sich 12 bis 15000 deutsche Rebellen beigesellt. Da sie aus Schweden selbst jährlich höchstens 2 bis 3000 Mann ‚mit Marter und Zwang’ erhalten, so gleiche diese Hilfe einem geharnischten Manne, der auf einem Krebs reitet. Im Ganzen sei es ein zusammengerafftes, loses Gesindel, ein ‚disreputirliches kahles Volk’, welches bei gutem Erfolge Gott lobe, beim schlimmen aber um sein Erbarmen flehe“. Im Mai 1645 beklagte Torstensson, dass er kaum noch 500 eigentliche Schweden bei sich habe, die er trotz Aufforderung nicht zurückschicken könne; DUDÍK, Schweden in Böhmen und Mähren, S. 160.
[6] Gelnhausen [Main-Kinzig-Kreis]; HHSD IV, S. 164ff.
[7] Kroaten: kroatische Regimenter in kaiserlichen u. kurbayerischen Diensten, des „Teufels neuer Adel“, wie sie Gustav II. Adolf genannt hatte (GULDESCU, Croatian-Slavonian Kingdom, S. 130). Mit der (älteren) Bezeichnung „Crabaten“ (Crawaten = Halstücher) wurden die kroatischen Soldaten, die auf ihren Fahnen einen Wolf mit aufgesperrtem Rachen führten [vgl. REDLICH, De Praeda Militari, S. 21], mit Grausamkeiten in Verbindung gebracht, die v. „Freireutern“ verübt wurden. „Freireuter“ waren zum einen Soldaten beweglicher Reiterverbände, die die Aufgabe hatten, über Stärke u. Stellung des Gegners sowie über günstige Marschkorridore u. Quartierräume aufzuklären. Diese Soldaten wurden außerdem zur Verfolgung fliehender, versprengter oder in Auflösung begriffener feindlicher Truppen eingesetzt. Diese Aufgabe verhinderte eine Überwachung u. Disziplinierung dieser „Streifparteien“ u. wurde v. diesen vielfach dazu genutzt, auf eigene Rechnung Krieg zu führen. Vgl. GOTTFRIED, ARMA SVEVICA, S. 85 (1630): „Die Crabaten litten dieser Zeit von den Schwedischen viel schaden / weil es bey ihnen viel stattliche Beuten gab. Dann sie hatten theils Gürtel voller Gold und Silber vmb den Leib / auch gantze Blatten von Gold vnd Silber geschlagen vor der Brust“. GRANT, Memoiren, S. 81f.: „Diese irregulären Truppen wurden üblicherweise zu jedem verzweifelten Einsatz befohlen, denn ihre Art zu kämpfen ähnelte der der wildn Panduren. Sie trugen kurze Wamse und Harnische aus Stahl, lange, weiße Reiterhosen und Pelzmützen. Ihre Waffen waren lange Luntenschlösser mit gezogenen Läufen, Säbel und Dolche – Raubgut war ihre einzige Bezahlung und alleiniger Antrieb zum Krieg“. Zudem war „Kroaten“ ein zeitgenössischer Sammelbegriff für alle aus dem Osten oder Südosten stammenden Soldaten. Ihre Bewaffnung bestand aus Arkebuse, Säbel (angeblich „vergiftet“; PUSCH, Episcopali, S. 137; MITTAG, Chronik, S. 359, wahrscheinlich jedoch Sepsis durch den Hieb) u. Dolch sowie meist 2 Reiterpistolen. Jeder fünfte dieser „kahlen Schelme Ungarns“ war zudem mit einer Lanze bewaffnet. SCHUCKELT, Kroatische Reiter; GULDESCU, Croatian-Slavonian Kingdom. Meist griffen sie Städte nur mit Überzahl an. Die Hamburger „Post Zeitung“ berichtete im März 1633: „Die Stadt Hoff haben an vergangenen Donnerstag in 1400. Crabaten in Grundt außgeplündert / vnnd in 18000 Thaller werth schaden gethan / haben noch sollen 1500. fl. geben / dass sie der Kirchen verschonet / deßwegen etliche da gelassen / die andern seind mit dem Raub darvon gemacht“. MINTZEL, Stadt Hof, S. 101. Zur Grausamkeit dieser Kroatenregimenter vgl. den Überfall der Kroaten Isolanis am 21.8.1634 auf Höchstädt (bei Dillingen) THEATRUM EUROPAEUM 3. Bd., S. 331f.; bzw. den Überfall auf Reinheim (Landgrafschaft Hessen-Darmstadt) durch die Kroaten des bayerischen Generalfeldzeugmeisters Jost Maximilian v. Gronsfelds im Mai 1635: HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 148ff.; den Überfall auf Reichensachsen 1635: GROMES, Sontra, S. 39: „1634 Christag ist von uns (Reichensächsern) hier gehalten, aber weil die Croaten in der Christnacht die Stadt Sontra überfallen und in Brand gestecket, sind wir wieder ausgewichen. Etliche haben sich gewagt hierzubleiben, bis auf Sonnabend vor Jubilate, da die Croaten mit tausend Pferden stark vor Eschwege gerückt, morgens von 7-11 Uhr mittags mit den unsrigen gefochten, bis die Croaten gewichen, in welchem Zurückweichen die Croaten alles in Brand gestecket. Um 10 Uhr hats in Reichensachsen angefangen zu brennen, den ganzen Tag bis an den Sonntags Morgen in vollem Brande gestanden und 130 Wohnhäuser samt Scheuern und Ställen eingeäschert. Von denen, die sich zu bleiben gewaget, sind etliche todtgestoßen, etlichen die Köpfe auf den Gaßen abgehauen, etliche mit Äxten totgeschlagen, etliche verbrannt, etliche in Kellern erstickt, etliche gefangen weggeführet, die elender gewesen als die auf der Stelle todt blieben, denn sie sind jämmerlich tractirt, bis man sie mit Geld ablösen konnte”. LEHMANN, Kriegschronik, S. 61, anlässlich des 2. Einfall Holks in Sachsen (1632): „In Elterlein haben die Crabaten unmanbare Töchter geschendet und auf den Pferden mit sich geführet, in und umb das gedreid, brod, auf die Bibel und bücher ihren mist auß dem hindern gesezt, In der Schletta [Schlettau] 21 bürger beschediget, weiber und Jungfern geschendet”. LANDAU, Beschreibung, S. 302f. (Eschwege 1637). Auf dem Höhepunkt des Krieges sollen über 20.000 Kroaten in kaiserlichen Diensten gestanden haben. In einem Kirchturmknopf in Ostheim v. d. Rhön von 1657 fand sich ein als bedeutsam erachteter Bericht für die Nachgeborenen über den Einfall kroatischer Truppen 1634; ZEITEL, Die kirchlichen Urkunden, S. 219-282, hier S. 233-239 [Frdl. Hinweis von Hans Medick, s. a. dessen Aufsatz: Der Dreißigjährige Krieg]. Vgl. BAUER, Glanz und Tragik; neuerdings KOSSERT, „daß der rothe Safft hernach gieng…“, S. 75: „In einer Supplik der niederhessischen Stände an Landgraf Wilhelm V. von Hessen-Kassel aus dem Jahr 1637 heißt es beispielsweise, die „unchristlichen Croaten“ hätten ‚den Leute[n] die Zungen, Nasen und Ohren abgeschnitten, die augen außgestochen, Nägel in die Köpff und Füsse geschlagen, heis Blech, Zinn und allerhand Unflat, durch die Ohren, Nasen und den Mund, in den Leib gegossen [und] etzliche durch allerhand Instrumenta schmertzlich gemartert’ “. http://home.arcor.de/sprengel-schoenhagen/2index/30jaehrigekrieg.htm: „Am grauenhaftesten hatte in dieser Zeit von allen Städten der Prignitz Perleberg zu leiden. Die Kaiserlichen waren von den Schweden aus Pommern und Mecklenburg gedrängt worden und befanden sich auf ungeordnetem Rückzug nach Sachsen und Böhmen. Es ist nicht möglich, alle Leiden der Stadt hier zu beschreiben.
Am ehesten kann man sich das Leid vorstellen, wenn man den Bericht des Chronisten Beckmann über den 15. November 1638 liest: ‚… Mit der Kirche aber hat es auch nicht lange gewähret, sondern ist an allen Ecken erstiegen, geöffnet und ganz und gar, nicht allein was der Bürger und Privatpersonen Güter gewesen, besonders aber auch aller Kirchenschmuck an Kelchen und was dazu gehöret, unter gotteslästerlichen Spottreden ausgeplündert und weggeraubet, auch ein Bürger an dem untersten Knauf der Kanzel aufgeknüpfet, die Gräber eröffnet, auch abermals ganz grausam und viel schlimmer, als je zuvor mit den Leuten umgegangen worden, indem sie der abscheulichen und selbst in den Kirchen frevelhafter und widernatürlicher Weise verübten Schändung des weiblichen Geschlechts, selbst 11- und 12-jähriger Kinder, nicht zu gedenken – was sie nur mächtig (haben) werden können, ohne Unterschied angegriffen, nackt ausgezogen, allerlei faules Wasser von Kot und Mist aus den Schweinetrögen, oder was sie am unreinsten und nächsten (haben) bekommen können, ganze Eimer voll zusammen gesammelt und den Leuten zum Maul, (zu) Nase und Ohren eingeschüttet und solch einen ‚Schwedischen Trunk oder Branntwein’ geheißen, welches auch dem damaligen Archidiakonus… widerfahren. Andern haben sie mit Daumschrauben und eisernen Stöcken die Finger und Hände wund gerieben, andern Mannspersonen die Bärte abgebrannt und noch dazu an Kopf und Armen wund geschlagen, einige alte Frauen und Mannsleute in Backöfen gesteckt und so getötet, eine andere Frau aus dem Pfarrhause in den Rauch gehängt, hernach wieder losgemacht und durch einen Brunnenschwengel in das Wasser bis über den Kopf versenket; andere an Stricken, andere bei ihren Haaren aufgehängt und so lange, bis sie schwarz gewesen, sich quälen lassen, hernach wieder losgemacht und andere Arten von Peinigung mit Schwedischen Tränken und sonsten ihnen angeleget. Und wenn sie gar nichts bekennen oder etwas (haben) nachweisen können, Füße und Hände zusammen oder die Hände auf den Rücken gebunden und also liegen lassen, wieder gesucht, und soviel sie immer tragen und fortbringen können, auf sie geladen und sie damit auf Cumlosen und andere Dörfer hinausgeführt, worüber dann viele ihr Leben (haben) zusetzen müssen, daß auch der Rittmeister der Salvegarde und andere bei ihm Seiende gesagt: Sie wären mit bei letzter Eroberung von Magdeburg gewesen, (es) wäre aber des Orts so tyrannisch und gottlos mit den Leuten, die doch ihre Feinde gewesen, nicht umgegangen worden, wie dieses Orts geschehen’ “. METEREN, Newer Niederländischen Historien Vierdter Theil, S. 41: „Diese [Kroaten; BW] nach dem sie die Thor deß Stättleins [Penkun (LK Vorpmmern-Greifswald); BW] zerbrochen / haben sie mit grossem Grimm auff dem Schloß / in der Kirche / in der Pfarr / in den Häusern / Ja auch unerhörter Weise in den Todtengräbern gesuchet: Das Korn theils außgetroschen vnnd hinweg geführet / theils auch zertretten / die Inwohner hefftig geschlagen vnnd biß auff den Todt gemartert / daß sie solten sagen / ob sie Gelt vergraben hetten / vnder denselben haben sie auch deß Pastorn nicht verschonet / der ihnen doch vor diesem alle Ehr vnnd Freundschafft erwiesen: Vnnd welches das allerärgste / haben sie Weibspersonen genothzüchtiget vnd geschändet / vnnd so sich etliche im Wasser vnder dem Rohr / oder sonst verborgen / haben die Crabaten / als deß Teuffels rechte Spürhund / solche auffgesucht / vnd wie das Vieh zur Vnzucht vor sich hergetrieben / auch ein theils Mannspersonen / so ihre Weiber vnnd Kinder wider solchen Teufflischen Muthwillen vnnd Gewalt vertheidigen wollen / jämmerlich erschossen vnd nidergehawen. Vnd dergleichen Vnzucht haben sie auch an Mägdelein von acht vnnd zehen Jahren zu treiben vnd am hellen Tag auff den Kirchhöfen / öfffentlichen Gassen vnd Gärten zu begehen / sich nicht geschewet“. Vgl. auch die Beschreibung des Kroateneinfalls in Neustadt a. d. Aisch am 18.7.1632 => Kehraus [Kerauß, Kehrauß], Andreas Matthias in den „Miniaturen“, bzw. die Aufzeichnungen des Pfarrers Lucas, Trusen (Anfang Januar 1635); LEHMANN, Leben und Sterben, S. 129: „[…] die Dorfschaften sind nacheinander alle ausgeplündert, die Leute übel geschlagen und beraubt worden, einige tot geblieben, Elmenthal und Laudenbach und Heßles sind ganz ledig [menschenleer] diese Zeit über gestanden, alles an Heu, Stroh, Holz hinweg ist geführt worden, das Getreide in den Scheunen ist ausgedroschen oder sonst verdorben worden, die Häuser sind zerschlagen, das Eisenwerk an Türen und Läden, Bratkacheln, Ofenblasen sind ausgebrochen und hinweg genommen worden [ …] sind über 300 Kroaten zu Elmenthal und Laudenbach gewesen, dort geplündert und folgenden Tag nach Brotterode gezogen und dort auch großen Schaden verübt, indem sie allein 100 Pferde allhier weggenommen, des anderen Viehs zu geschweigen, mancher Mensch ist übel traktiert worden, viele sind in großen Schaden gekommen, zu Herges sind alle Pferde hinweg genommen, desgleichen mehrentheils auch die Schafe und jungen Lämmer, in der Auwallenburg sind über 3 Kühe nicht verblieben, sondern alle hinweg genommen worden […]“. THEATRUM EUROPAEUM 2. Band, S. 630 (1631): „Den 10. Martii sind die Crabaten ein halbe Meil von der Prager Newstatt / zimblich starck zu Roß vnnd Fuß ankommen / ein schönes Dorf Micheln genant / in Brand gesteckt / Mann / Weib / vnnd Kinder / was nicht entlauffen können / entweder nidergehawen oder ins Fewer gejaget : ist also groß Elend gewesen. Das verbrandte Stroh hat der Wind / weil er gleich darbey entstanden / biß nach Prag gar auff die Brücke getrieben. Die Sächsische haben sich zwar alsbald zu Roß vnnd Fuß hinauß begeben / in Meynung sich an die Crabaten zumachen: aber selbige hatten sich vor jhrer Ankunfft schon weg gemacht / vnd vnderwegens noch etliche Dörffer angezündet”. WERTHER, Chronik der Stadt Suhl 1. Bd., S. 226f. (1634): „In einem Umlaufschreiben wies die gemeinschaftliche Regierung und das Consistorium zu Meiningen darauf hin: ‚Es gehen viele und große Sünden wider das sechste und siebente Gebot im Schwange, da die Weibspersonen sich leichtfertig an die Croaten gehänget“. Gefangene Kroaten wurden schon unter Gustav II. Adolf in schwedische Kupferbergwerke verbracht; DUVE, DIARIUM BELLI BOHEMICI ET ALIARUM MEMORABILIUM 3, S. 4; THEATRUM EUROPAEUM 2. Bd., S. 349; METEREN, Newer Niederländischen Historien Vierdter Theil, S. 87. Vgl. WEISE, Grausame Opfer ?
[8] Ottavio Piccolomini Pieri di Sticciano [Picoloni, Picolomnini, Bicolomini] P. d’Aragona, Herzog von Amalfi [11.11.1599 Florenz-11. 8.1656 Wien], kaiserlicher Feldmarschall. Teilnahme am Böhmischen Krieg, unter Pappenheim Dienst als Obristleutnant, 1627 wurde er Kommandant der Leibgarde Wallensteins, Teilnahme am Mantuanischen Erbfolgekrieg u. am 16.11.1632 an der Schlacht bei Lützen, Mitunterzeichner des 1. Pilsener Revers u. Hauptakteur bei der Verschwörung gegen Wallenstein, danach erhielt er reiche Schenkungen in Böhmen, er war kaiserlicher Feldmarschall in der Schlacht v. Nördlingen am 5./6.9.1634, es folgten Kämpfe in Lothringen, am 7.6.1639 Sieg über die französische Armee unter Feuquières bei Diedenhofen (Thionville) u. Ernennung zum kaiserlichen Geheimen Rat bzw. zum Herzog v. Amalfi durch Philipp IV. v. Spanien, am 5.9.1639 Ernennung zum Befehlshaber der kaiserlichen Hauptarmee in Böhmen. Nach mehreren Niederlagen u. der Katastrophe Piccolominis u. Erzherzog Leopold Wilhelms gegen Torstensson in der Schlacht bei Breitenfeld am 2.11.1642 legte er den Oberbefehl nieder, 1644 war er erneut bei den Kämpfen der Spanier in den Niederlanden aktiv, 26.5.1648 Ernennung zum Generalleutnant, Einsatz als Prinzipalgesandter bei den Nürnberger Verhandlungen zur Umsetzung des Westfälischen Friedens (Mai 1649-Juli 1650), 1650 Erhebung in den Reichsfürstenstand. Vgl. BARKER, Piccolomini, S. 322-369; WOLTZ, Piccolomini, S. 93-145. Eine befriedigende Biographie existiert trotz des reichhaltigen Archivmaterials bis heute nicht. Hingewiesen sei auf die Arbeiten v. ELSTER (=> Literaturregister).
[9] Steinheim a. Main, heute Stadtteil von Hanau [Main-Kinzig-Kreis]; HHSD IV, S. 427.
[10] Salvaguardia: Ursprünglich kaiserlicher Schutzbrief, durch den der Empfänger mit seiner Familie u. seiner ganzen Habe in des Kaisers u. des Reichs besonderen Schutz u. Schirm genommen wurde; zur öffentlichen Bekräftigung dieses Schutzes wurde dem Empfänger das Recht verliehen, den kaiserlichen Adler u. die Wappen der kaiserlichen Königreiche u. Fürstentümer an seinen Besitzungen anzuschlagen. Der Schutzbrief bedrohte jeden Angreifer mit Ungnade u. Strafe. Im DK militärische Schutzwache; Schutzbrief (Urkunde, die, indem sie geleistete Kontributionen u. Sonderzahlungen bestätigte, gegen weitere Forderungen schützen sollte, ggf. durch militärische Gewalt des Ausstellers); auch: sicheres Geleit; eine oft recht wirkungslose Schutzwache durch abgestellte Soldaten, in schriftlicher oder gedruckter Form auch Salvaguardia-Brief genannt, die meist teuer erkauft werden musste – je nach Größe einer Stadt konnte sich das auf 200 Rt. belaufen – , u. ein einträgliches Geschäft für die zuständigen Kommandeure darstellten. Teilweise wurden entsprechende Tafeln an Ortseingängen aufgestellt, „Salvaguardia“ an die Türen der Kirchen (HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 55) geschrieben oder für die ausländischen Söldner ein Galgen angemalt. Die 1626 v. Tilly erlassene Schultheißen-Ordnung hatte festgelegt: „Wer salua Guardia mit wortten oder that violirt, den solle niemandt zu verthädigen understehen, sonder welcher hoch oder nider Officir ein dergleichen erfahren mag, der solle den muthwilligen verbrecher sobalden zu dem Provosen schaffen, dem Schultheysen neben einandtwortung bey sich unrecht befundenen sachen und guetter hiervon berichten ohn einred, die Restitution und was bey der sachen underlauffen möcht dass Gericht entscheiden lassen, und welcher einem andern sein gewonnen beuth abnimbt oder an seinem freyen verkauff nachtheilig verhindert, den solle Schultheyss zur Restitution anhalten und noch darzu mit straffen hart belegen“. ZIEGLER, Dokumente II, S. 986. Abt Veit Höser [1577-1634] von Oberaltaich bei Straubing; SIGL, Wallensteins Rache, S. 140f.: „Da die Schweden so grausam wüteten und sich wie eine Seuche immer weiter ausbreiteten, alle Dörfer mit Raub, Mord und Jammer heimsuchten, erbaten die Bürger ab und zu von den Kapitänen der Weimaraner eine Schutzwache, die bei ihnen meist Salva Guardia heißt. Erhielten sie diesen Schutz zugesagt, so wurde jeweils ein Musketierer zu Fuß oder zu Pferd in das betreffende Dorf, die Ortschaft, den Markt abgestellt. Dieser sollte die herumstreifenden Soldatenhorden, kraft eines vom Kapitän ausgehändigten schriftlichen Mandats, im Zaume halten, ihre Willkür beim Rauben und Plündern einschränken. […] Es ist aber nicht zu bestreiten, dass eine solche Schutzwache unseren Leuten oder den Bewohnern anderer Orte, denen auf ihre Anforderung eine Salva Guardia zugestanden wurde, keinen Vorteil brachte. Im Gegenteil, sie schlugen ihnen vielmehr zum Schaden aus und waren eine Belastung. Offensichtlichen Nutzen dagegen hatten nur die Kapitäne, denn ihnen mussten die Leute gleich anfangs die ausgehandelte Geldsumme vorlegen oder wenigstens wöchentlich die entsprechende Rate (pensio) entrichten. Kurz, wie Leibeigene oder Sklaven mussten sie blechen, was die Kapitäne verlangten. Ich habe nur einen Unterschied zwischen den Orten mit und denen ohne Salva Guardia festgestellt: Die Dörfer ohne Schutzgeleit wurden früher, jene mit einer Salva Guardia erst später ausgeplündert. Da nämlich die Schweden vom Plündern nicht ablassen konnten, solange sie nicht alles geraubt hatten, so raubten und plünderten sie entweder alles auf einmal (sodaß sie nicht mehr zurückkommen mußten) oder sie ließen allmählich und langsam bei ihren Raubzügen alles mitgehen, bis nichts mehr zu holen war. Obendrein haben diese eigentlich zum Schutze abkommandierten Musketiere und Dragoner gewöhnlich die Ortschaften, ihre Bewohner und deren Habseligkeiten – als Beschützer – ausspioniert und dann verraten. Wurde nämlich der bisherige Beschützer – und Spion – unvermutet abberufen, dann brachen seine Kameraden, Raubgesellen und Gaunerbrüder ein und raubten alles, was bislang durch den Schutz der Salva guardia verschont geblieben war, was sie in Wirklichkeit aber für sich selbst hinterlistig und heimtückisch aufbewahrt hatten, und wüteten um so verwegener (pro auso suo) gegen die jämmerlich betrogenen und enttäuschten Menschen, beraubten sie nicht menschlicher und marterten sie“. Auch war das Leben als Salvaguardist nicht ungefährlich. Der Überlinger Ratsherr Dr. Plummern berichtet (1633); SEMLER, Tagebücher, S. 65: „Eodem alß die von Pfullendorff avisirt, daß ein schwedischer reütter bei ihnen sich befinnde, hatt vnser rittmaister Gintfeld fünf seiner reütter dahin geschickht sollen reütter abzuholen, welliche ihne biß nach Menßlißhausen gebracht, allda in dem wald spolirt vnd hernach zu todt geschoßen, auch den bauren daselbst befohlen in den wald zu vergraben, wie beschehen. Zu gleicher zeit haben ettlich andere gintfeldische reütter zu Langen-Enßlingen zwo schwedische salvaguardien aufgehebt vnd naher Veberlingen gebracht, deren einer auß Pommern gebürtig vnd adenlichen geschlächts sein sollen, dahero weiln rittmaister Gintfeld ein gůtte ranzion zu erheben verhofft, er bei leben gelassen wird“. BLÖTHNER, Apocalyptica, S. 49f. (1629): „Eine Eingabe des Bauern Jacob Löffler aus Langenwetzendorf [LK Greiz] wegen der bei ihm einquartierten »Schutzgarde« schildert die Heldentaten der derselben ungemein plastisch: »Was ich armer Mann wegen anhero zweijähriger hiesigen Einquartierung für groß Ungemach ausstehen müssen, gebe ich in Unterthänigkeit zu vernehmen: Denn erstlichen habe berührte Zeit über 42 ganze 42 Wochen Tag und Nacht bei den Soldaten ich aufwarten, nicht allein viel Mühe und Wege haben, sondern auch welches zum Erbarmen gewesen, Schläge gewärtig zu sein und geprügelt werden zu müssen, 2. habe ich meine geringe Haushaltung wegen jetziger Unsicherheit beiseits setzen, meine Felderlein wüst, öd und unbesamt liegen lassen, daß seither ich im geringsten nichts erbauen, davon samt den Meinigen ich mich hätte alimentieren mögen, 3. haben die Soldaten mir die Gerste, so zu einem Gebräulein Bier ich eingeschüttet, aus den Bottichen genommen, zum Teil mutwilligerweise zerstreut, zum Teil mit sich hinweggenommen, verfüttert und verkauft, 4. haben sie mir das wenige Getreidig, so noch unausgedroschen vorhanden gewesen, mit dem Geströhde aus der Scheune in andere Quartiere getragen, ausgeklopft und ihres Gefallens gebraucht, 5. weil sie an meiner geringen Person sich nicht allzeit rächen können, haben sie mir die Bienen und derselben Stöcke beraubet, umgestoßen und zu Grund und Tode gerichtet, 6. sind von ihnen mir alle Hühner, Gänse und ander Federvieh erschossen, genommen und gefressen worden, meine Wiesen, Raine und Jagen mir dermaßen verödet, daß ich nicht eine einzige Bürde Heu und Grummet von denselben genießen kann, 7. endlich ist von ihnen mir eine Kuh aus dem Stalle, so meinen Geschwistern zuständig gewesen, gezogen, in ein anderes Losament getrieben, geschlachtet und gefressen worden.« Teilweise „kauften“ sich begüterte Bürger Offiziere als Salvaguardia, um sich gegen Übergriffe zu schützen; SUTORIUS, Die Geschichte von Löwenburg. 1. Teil, S. 266. Teilweise wurde nur ein einzelner Salvagardist einquartiert, teilweise aber ging die Zahl je nach Kriegs- u. Ortslage erheblich in die Höhe. 1635 hielt Heinrich Graf Schlick 100 Mann zum Schutz seiner Herrschaft Plan für notwendig; SENFT, Geschichte, S. 124.
[11] Kriegsgefangene: Zur Gefangennahme vgl. die Reflexionen des schottischen Söldners Monro bei MAHR, Monro, S. 46: „Es ist für einen Mann besser, tüchtig zu kämpfen und sich rechtzeitig zurückzuziehen, als sich gefangennehmen zu lassen, wie es am Morgen nach unserem Rückzug vielen geschah. Und im Kampf möchte ich lieber ehrenvoll sterben als leben und Gefangener eines hartherzigen Burschen sein, der mich vielleicht in dauernder Haft hält, so wie viele tapfere Männer gehalten werden. Noch viel schlimmer ist es, bei Gefangennahme, wie es in gemeiner Weise immer wieder geübt wird, von einem Schurken nackt ausgezogen zu werden, um dann, wenn ich kein Geld bei mir habe, niedergeschlagen und zerhauen, ja am Ende jämmerlich getötet zu werden: und dann bin ich nackt und ohne Waffen und kann mich nicht verteidigen. Mein Rat für den, der sich nicht entschließen kann, gut zu kämpfen, geht dahin, daß er sich dann wenigstens je nach seinem Rang gut mit Geld versehen soll, nicht nur um stets selbst etwas bei sich zu haben, sondern um es an einem sicheren Ort in sicheren Händen zu hinterlegen, damit man ihm, wenn er gefangen ist, beistehen und sein Lösegeld zahlen kann. Sonst bleibt ihm nichts anderes übrig, als sich zu entschließen, in dauernder Gefangenschaft zu bleiben, es sei denn, einige edle Freunde oder andere haben mit ihm Mitleid“. Nach Lavater, Kriegs-Büchlein, S. 65, hatten folgende Soldaten bei Gefangennahme keinerlei Anspruch auf Quartier (Pardon): „wann ein Soldat ein eysen, zinne, in speck gegossen, gekäuete, gehauene oder gevierte Kugel schiesset, alle die gezogene Rohr und französische Füse [Steinschloßflinten] führen, haben das Quartier verwirkt. Item alle die jenigen, die von eysen geschrotete, viereckige und andere Geschröt vnd Stahel schiessen, oder geflammte Dägen, sollt du todt schlagen“. Leider reduziert die Forschung die Problematik der de facto rechtlosen Kriegsgefangenen noch immer zu einseitig auf die Alternative „unterstecken“ oder „ranzionieren“. Der Ratsherr Dr. Plummern berichtet (1633); SEMLER, Tagebücher, S. 65: „Eodem alß die von Pfullendorff avisirt, daß ein schwedischer reütter bei ihnen sich befinnde, hatt vnser rittmaister Gintfeld fünf seiner reütter dahin geschickht sollen reütter abzuholen, welliche ihne biß nach Menßlißhausen gebracht, allda in dem wald spolirt vnd hernach zu todt geschoßen, auch den bauren daselbst befohlen in den wald zu vergraben, wie beschehen. Zu gleicher zeit haben ettlich andere gintfeldische reütter zu Langen-Enßlingen zwo schwedische salvaguardien aufgehebt vnd naher Veberlingen gebracht, deren einer auß Pommern gebürtig vnd adenlichen geschlächts sein sollen, dahero weiln rittmaister Gintfeld ein gůtte ranzion zu erheben verhofft, er bei leben gelassen wird“. Der Benediktiner-Abt Gaisser berichtet zu 1633; STEMMLER, Tagebuch 1. Bd., S. 415: „Der Bürger August Diem sei sein Mitgefangener gewesen, für den er, falls er nicht auch in dieser Nacht entkommen sei, fürchte, daß er heute durch Aufhängen umkomme. Dieser sei, schon vorher verwundet, von den Franzosen an den Füßen in einem Kamin aufgehängt und so lange durch Hängen und Rauch gequält worden, bis das Seil wieder abgeschnitten worden sei und er gerade auf den Kopf habe herabfallen dürfen“. Soldaten mussten sich mit einem Monatssold  freikaufen, für Offiziere gab es je nach Rang besondere Vereinbarungen zwischen den Kriegsparteien. Das Einsperren in besondere Käfige, die Massenhinrichtungen, das Vorantreiben als Kugelfang in der ersten Schlachtreihe, die Folterungen, um Auskünfte über Stärke u. Bewegung des Gegners zu erfahren, die Hungerkuren, um die „Untersteckung“ zu erzwingen etc., werden nicht berücksichtigt. Frauen, deren Männer in Gefangenschaft gerieten, erhielten, wenn sie Glück hatten, einen halben Monatssold bis zwei Monatssolde ausgezahlt u. wurden samt ihren Kindern fortgeschickt. KAISER, Kriegsgefangene; KROENER, Soldat als Ware. Die Auslösung konnte das eigene Leben retten; SEMLER, Tagebücher, S. 65: „Zu gleicher zeitt [August 1630] haben ettlich andere gintfeldische reütter zu Langen-Enßlingen zwo schwedische salvaguardien aufgehebt vnd nacher Veberlingen gebracht, deren einer auß Pommern gebürtig vnd adenlichen geschlächte sein sollen, dahero weiln rittmeister Gintfeld eine gůtte ranzion zu erheben verhofft, er bei leben gelassen worden“. Teilweise beschaffte man über sie Informationen; SEMLER, Tagebücher, S. 70 (1633): „Wie beschehen vnd seyn nahendt bei der statt [Überlingen; BW] vier schwedische reütter, so auf dem straiff geweßt, von vnsern tragonern betretten [angetroffen; BW], zwen darvon alsbald nidergemacht, zwen aber, so vmb quartier gebeten, gefangen in die statt herein gebracht worden. Deren der eine seines angebens Christian Schultheß von Friedland [S. 57] auß dem hertzogthumb Mechelburg gebürtig vnder der kayßerlichen armada siben jahr gedient vnd diesen sommer zu Newmarckht gefangen vnd vndergestoßen [am 30.6.1633; BW] worden: der ander aber von Saltzburg, vnderm obrist König geritten vnd zu Aichen [Aichach; BW] in Bayern vom feind gefangen vnd zum dienen genötiget worden. Vnd sagte der erste bei hoher betheurung vnd verpfändung leib vnd lebens, dass die schwedische vmb Pfullendorff ankomne vnd noch erwartende armada 24 regimenter starck, vnd werde alternis diebus von dem Horn vnd hertzogen Bernhard commandirt; führen 4 halb carthaunen mit sich vnd ettlich klainere veld stückhlin. Der ander vermainte, daß die armada 10.000 pferdt vnd 6.000 zu fůß starckh vnd der so geschwinde aufbruch von Tonawerd [Donauwörth; BW] in diese land beschehen seye, weiln man vernommen, dass die kayserische 8000 starckh in Würtemberg eingefallen“. Auf Gefangenenbefreiung standen harte Strafen. Pflummern hält in seinem Tagebuch fest: „Martij 24 [1638; BW] ist duca Federico di Savelli, so in dem letzsten vnglückhseeligen treffen von Rheinfelden den 3 Martij neben dem General von Wert, Enckefort vnd andern obristen vnd officiern gefangen vnd bis dahin zu Lauffenburg enthallten worden, durch hilff eines weibs auß: vnd den bemellten 24 Martij zu Baden [Kanton Aargau] ankommen, volgenden morgen nach Lucern geritten vnd von dannen nach Costantz vnd seinem vermellden nach fürter zu dem general Götzen ihne zu fürderlichem fortzug gegen den feind zu animirn passirt. Nach seinem außkommen seyn ein officier sambt noch einem soldaten wegen vnfleißiger wacht vnd der pfarherr zu Laufenburg neben seinem capellan auß verdacht, daß sie von deß duca vorhabender flucht waß gewüßt, gefänglich eingezogen, die gaistliche, wie verlautt, hart torquirt [gefoltert; BW], vnd obwoln sie vnschuldig geweßt, offentlich enthauptet; die ihenige fraw aber, durch deren hauß der duca sambt seinem camerdiener außkommen, vnd noch zwo personen mit růthen hart gestrichen worden“. Der Benediktiner-Abt Gaisser berichtet über die Verschiffung schwedischer Gefangener des Obristen John Forbes de Corse von Villingen nach Lindau (1633); STEMMLER, Tagebücher Bd. 1, S. 319: „Abschreckend war das Aussehen der meisten gemeinen Soldaten, da sie von Wunden entkräftet, mit eigenem oder fremdem Blute besudelt, von Schlägen geschwächt, der Kleider und Hüte beraubt, viele auch ohne Schuhe, mit zerrissenen Decken behängt, zu den Schiffen mehr getragen als geführt wurden, mit harter, aber ihren Taten angemessener Strafe belegt“. Gefangene waren je nach Vermögen darauf angewiesen, in den Städten ihren Unterhalt durch Betteln zu bestreiten. Sie wurden auch unter Offizieren als Geschenk gebraucht; KAISER, Wohin mit den Gefangenen ?, in: http://dkblog.hypotheses.org/108: „Im Frühsommer 1623 hatte Christian von Braunschweig, bekannt vor allem als ‚toller Halberstädter’, mit seinen Truppen in der Nähe Göttingens, also im Territorium seines älteren Bruders Herzog Friedrich Ulrich, Quartier genommen. In Scharmützeln mit Einheiten der Armee der Liga, die damals im Hessischen operierte, hatte er einige Gefangene gemacht. Was sollte nun mit diesen geschehen? Am 1. Juli a. St. wies er die Stadt Göttingen an, die gefangenen Kriegsknechte nicht freizulassen; vielmehr sollte die Stadt sie weiterhin ‚mit nottürfftigem vnterhalt’ versorgen, bis andere Anweisungen kämen. Genau das geschah wenige Tage später: Am 7. Juli a. St. erteilte Christian seinem Generalgewaltiger (d. h. der frühmodernen Militärpolizei) den Befehl, daß er ‚noch heutt vor der Sonnen vntergangk, viertzig dero zu Göttingen entthaltenen gefangenen Soldaten vom feinde, den Lieutenantt vnd Officiers außsgenommen, Laße auffhencken’. Um den Ernst der Anweisung zu unterstreichen, fügte er hinzu, daß dies ‚bei vermeidung vnser hochsten vngnad’ geschehen solle. Der Generalgewaltiger präsentierte daraufhin der Stadt Göttingen diesen Befehl; bei der dort überlieferten Abschrift findet sich auf der Rückseite die Notiz vom Folgetag: ‚Vff diesen Schein seindt dem Gewalthiger 20 Gefangene vff sein darneben mundtlich andeuten ausgevolgtt worden’. Der Vollzug fand also offenbar doch nicht mehr am 7. Juli, am Tag der Ausfertigung des Befehls, statt. Aber es besteht kaum ein Zweifel, daß zwanzig Kriegsgefangene mit dem Strang hingerichtet wurden. (StA Göttingen, Altes Aktenarchiv, Nr. 5774 fol. 2 Kopie; der Befehl an die Stadt Göttingen vom 1.7.1623 a.St. ebd. fol. 32 Ausf.)“. Bericht aus Stettin vom 8.4.1631; Relation Oder Bericht Auß Pommern. o. O. 1631: „Den 27. Martii sind alhier 108 gefangene eingebracht deren nach mehr folgen sollen / die werden alle in Schweden ins bergwerck gesand / das sie etwas redliches arbeiten lernen“. Teilweise wurden Gefangene auch unter den Offizieren verkauft; MÜHLICH; HAHN, Chronik 3. Bd., S. 607 (Schweinfurt 1645). Zur Problematik vgl. KAISER, Kriegsgefangene in der Frühen Neuzeit, S. 11-14. 1633 kostete die Auslösung bei der Kavallerie: Obrist 600 Rt. aufwärts, Obristleutnant 400 Rt., Obristwachtmeister 300 Rt., Rittmeister 200 Rt., Kapitänleutnant 70 Rt., Leutnant 60 Rt. bis 10 Rt. für einen Marketender, nach der Schlacht bei Jankau (1645) Obrist 1000 Rt., Obristleutnant 500 Rt., Obristwachtmeister 300 Rt., Hauptmann 75 Rt., Kapitänleutnant u. Leutnant 50 Rt.; GANTZER, Archivalien, S. 40f. Einfache Soldaten sollten gegenseitig um einen Monatssold ausgelöst werden.
[12] Beute: Beute war im allgemeinen Verständnis das Recht des Soldaten auf Entschädigung für die ständige Lebensgefahr, in der er sich befand und das Hauptmotiv für den Eintritt in die Armee. BURSCHEL, Söldner, S. 206ff. Vgl. JANSSEN, Bellum iustum, S. 137: “Sei der Krieg als Mittel zur Erhaltung der Gerechtigkeit unter den Menschen gestattet, so sei auch das Beutemachen in einem gerechten Krieg als ein legitimes Mittel, den Gegner zur Aufgabe zu zwingen oder von der Führung eines ungerechten Krieges abzuschrecken, gerechtfertigt. Daß dem Feind alle Güter, die ihm zur Schädigung der gerechten Sache dienen, entwendet werden dürften, liegt, so Grotius, auf der Hand. Des weiteren gäbe es drei schwerwiegende Gründe, aus denen es gerecht erscheine, die Güter des Feindes in Besitz zu nehmen. 1. Als Ausgleich für die Güter, die der gegner sich entweder vor oder während des Krieges widerrechtlich angeeignet hat; 2. Als Entschädigung für die Kriegskosten, die dem gerecht Kriegführenden entstanden sind; 3. Als abschreckende Strafe für den Übeltäter. Sich den Besitz des ungerechten Feindes aus Habgier anzueignen, sei jedoch nicht zulässig. Der gerechte Krieg rechtfertige nicht die Plünderung des Gegners“. Für den lutherischen Theologen Scherertz galten allerdings nur der Bestand der Christenheit, die Reinheit des Glaubens u. der Erhalt der Gerechtigkeit als hinreichender Grund; BITZEL, Sigmund Scherertz, S. 153.  Dabei war Beute ein sehr weit gefasster Begriff, v. Beutekunst wie sakralen Gegenständen, Altarbildern, Bildern, Büchern (wie etwa in der Mainzer Universitätsbibliothek; FABIAN u. a., Handbuch Bd. 6, S. 172), bis hin zu den Wertgegenständen der Bürger. STEGMANN, Grafschaft Lippe, S. 63: Interessant ist auch die Auflistung der v. staatischen Truppen bei einem Überfall erbeuteten Wertsachen des ligistischen Generalproviantmeisters Münch v. Steinach, darunter augenscheinlich auch Beutegut: „Ein gantz gülden Khetten mit zweyen Strengen. Daran ist gewesen ein gantz güldens Agnus Dei. Aber ein kleins auch güldens Agnus Dei Gefeß. Wieder eins von Silber und vergolt. Ein schönes Malekhidt-Hertz mit Goldt eingefast. Ein Goldtstückh mit einem Crucifix. Aber ein Goldstückh mit einem Kreutz. Aber ein Hertz von Jaspis vom Goldt eingefast, so für den bösen Jammer gebraucht wirdt. Ein großer Petschafftring von Goldt. Ein von Silber und vergolts Palsambüchsel. Ein Paternoster an silbern Tradt gefast. Ein Pethbuch. Dan an Geldt, so Herr General-Proviantmeister bey sich gehabt, 7 Thlr. 18 Gr. Von der Handt ein gülden verfachen Denckhring. Aber ein Petschafftring von Goldt, daß Wappen in Jaspisstein geschnidten. Ein gestickt Paar Handtschuch. Ein Paar von silberfarb Daffent Hosenbänder mit lang seiden Spitzen“. In Askola, einer Gemeinde in Südfinnland, nördlich der Hafenstadt Porvoo, befindet sich noch heute in der Holzkirche eine reich verzierte barocke Kanzel, die v. finnischen Söldnern als Kriegsbeute mitgebracht wurde. Die Beutezüge wurden zum Teil mit Wissen der Offiziere unternommen, denen dafür ein Teil der Beute überlassen werden musste. Besonders wertvolle Stücke nahmen die Kommandierenden (oder auch die Marketender) den oft verschuldeten Soldaten gegen einen Bruchteil des Wertes ab. Auch Offiziersfrauen handelten mit Beute oder trieben damit Tauschhandel. Vgl. die Schadensliste vom März 1634 bei BARNEKAMP, Sie hausen uebell, S. 58ff.; HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 32ff.; REDLICH, De Praeda; ZIEGLER, Beute; KAISER, „ … aber ich muß erst Beute machen“. Auf der Suche nach Beute wurden sogar Latrinen erfolgreich durchsucht; SAUERLÄNDER, Geschichte der Stadt Lüdenscheid, S. 107. Der Superintendent Braun (1589-1651), zit. bei ROTH, Oberfranken, S. 303f.: „Die Ursache dieses Übels wird jeder leicht verstehen, wenn er die völlig aufgelöste Disziplin der Armee näher bedenkt. Die Fürsten selber und die Heerführer bringen ihr Militär ohne Geld zusammen; das muß von schnödem Raub sich selbst erhalten. Sie öffnen ihnen damit die Tür zu aller Nichtswürdigkeit und Grausamkeit, und müssen zu allen abscheulichen Freveln die Augen zudrücken. Pünktlich bezahlte Löhnung erhält den Soldaten, auch den sehr unguten, durch die Furcht vor dem Kriegsrecht bei seiner Pflicht und hindert ihn an Übergriffen. Enthält man ihm hingegen die Löhnung vor, so verwildert er und ist zu jeder Schandtat bereit. Dazu kommt die schon erwähnte Lässigkeit der Führer beim Anwerben der Soldaten. Denen liegt ja an der reinen Lehre und an der Gottesfurcht gar nichts; sondern die blinde Beutegier treibt sie zum Kriegsdienst; dadurch geht alles zu grunde. Wird eine Stadt oder eine Festung eingenommen, so schenkt der Sieger den Mannschaften der Besatzung, wenn sie auch noch so sehr dem päpstlichen Aberglauben ergeben sind, ihr Leben und reiht die Feinde in seine Truppen ein, nicht ohne gewaltigen Schaden der evangelischen Verbündeten. Denn um ihre Niederlage gründlich zu rächen, speien diese Scheusäler unter dem Deckmantel der militärischen Freiheit alles Gift ihrer Seele aus gegen die Bekenner des evangelischen Glaubens und wüten auf alle Weise in unsäglicher Grausamkeit, Raub und Wegelagerei, zünden die Dörfer an, plündern die Häuser, zwingen die Bewohner mit Schlägen, zu tun, was sie verlangen und stehen in keiner Weise auch hinter den grimmigsten Feinden zurück. Wie viel unserer Sache durch den Zuwachs dieser ehrlosen Räuber gedient ist, sieht jedermann leicht ein“. Bei der Plünderung Magdeburgs hatten die Söldner 10 % des Nominalwertes auf Schmuck u. Silbergeschirr erhalten; KOHL, Die Belagerung, Eroberung und Zerstörung, S. 82. Profitiert hatten nur die Regimentskommandeure bzw. die Stabsmarketender. WÜRDIG; HEESE, Dessauer Chronik, S. 222: „Wie demoralisierend der Krieg auch auf die Landeskinder wirkte, ergibt sich aus einem fürstlichen Erlaß mit Datum Dessau, 6. März 1637, in dem es heißt: ‚Nachdem die Erfahrung ergeben hat, daß viele eigennützige Leute den Soldaten Pferde, Vieh, Kupfer und anderes Hausgerät für ein Spottgeld abkaufen, dadurch die Soldaten ohne Not ins Land ziehen und zur Verübung weiterer Plünderungen und Brandstiftungen auf den Dörfern, zum mindesten aber zur Schädigung der Felder Anlaß geben; sie auch oft zu ihrem eigenen Schaden die erkauften Sachen wieder hergeben müssen und dadurch das ganze Land dem Verderben ausgesetzt wird, befehlen wir (die Fürsten) hierdurch allen unseren Beamten und obrigkeitlichen Stellen, daß sie allen Einwohnern und Untertanen alles Ernstes auferlegen, Pferde, Vieh und sonstige Dinge von den Soldaten nicht zu kaufen“ ’. Gehandelt wurde mit allem, was nur einigermaßen verkäuflich war. Erbeutete Waffen wurden zu Spottpreisen an Städte u. Privatleute verkauft; SEMLER, Tagebücher, S. 27f. Der Überlinger Pflummern berichtet unter dem 4.5.1635; SEMLER, Tagebücher, S. 199: „Vmb dise zeitt daß rauben, stehlen vnd plündern auff dem landt, sonderlich vmb die statt Veberlingen daß tägliche handwerckh geweßt, dan nirgendts ein remedium, kein zucht noch kriegsdisciplin, vnd hatt obrist von Ossa zu Lindaw selbst denen, so vmb abstellung diser straßenraubereyen bei ihme angehalten (der jedoch auf dieses landts defension vom kayßer patenten empfangen) sollche abzustellen nicht möglich, dan wie er discurrirt, müeße der kayßer knecht haben, die knecht müeßen geessen haben, müeßen auch wol gemundirt seyn, vnd müeßen noch darzu fir andere ihr notturfft ein stuckh gellt im peüttel haben, ergo sollen vnd mögen sie stehlen, rauben vnd plündern, waß vnd wa sie finden“. Teilweise waren sogar Pfarrer mit auf Beute ausgezogen“. STÜNKEL, Rinteln, S. 20: „Im Oktober [1623; BW] erhält der Rat Kenntnis von einer für die Stadt sehr unangenehmen Angelegenheit, die unter Umständen die schwerstwiegenden Verwicklungen nach sich ziehen konnte. Uns aber zeigt dieses Vorkommnis, wie sehr schon in den ersten Jahren des Krieges die Moral der Bürgerschaft gelitten hatte. Es handelt sich um folgendes: Bürger der Stadt haben von den kaiserlichen Kriegsvölkern Seiner Exzellenz des Grafen von Tilly, die links der Weser von Exten bis Hemeringen lagerten, unter anderem gestohlenes Vieh gekauft und es durch Tillysche Soldaten nach Rinteln bringen lassen. Bei der Rückkehr von der Stadt in ihre Quartiere haben diese Kriegsknechte die Kirche in Hohenrode aufgebrochen und ausgeplündert. Als der Rat am 2. Oktober davon erfährt, ordnet er sofort eine Untersuchung über diese Vorkommnisse unter den Bürgern und Bürgerschützen an. Dabei stellt sich heraus, daß nicht nur einzelne Bürger im Tillyschen Lager gewesen sind, sondern daß auch Schützen aus allen Korporalschaften die scheinbar billige Kaufgelegenheit wahrgenommen haben und daß in diese schmutzige Angelegenheit, denn es handelt sich ja meist um gestohlene Sachen, nicht nur die Männer, sondern auch deren Ehefrauen und Dienstmädchen und auch die Schutzjuden verwickelt sind. Bürgermeister Curt Hanes Magd hat von den Soldaten Kleider gekauft, ein Knecht dem Juden Leaser eine geringe Kuh für einen Taler abgenommen, ein Fremder hat zwei große Kessel mitgebracht, die Frau von Carl Schnar hat elf Kuhhäute für 4 Tonnen Broihan eingehandelt, Carsten Bohne hat einen Krug für 2 ½ Groschen, Jürgen Bennemanns Magd einige Kleider, Lewin Storck eine Kuh für 2 ½ Taler, Hans Rosemeyer zwei Kühe und ein Rind für 7 Taler gekauft. Andere haben eingehandelt ein Pferd für fünf Koppstück, eine Büchse für einen Taler, Kessel, Messingkannen, Schaffelle, ein Leibstück für drei Brote, fünf Schlösser, die aus dem Hause von Wartensleben in Exten stammten – der Käufer behauptet aber, sie dem früheren Besitzer schon wieder angeboten zu haben – , Feuerschlösser, 15 Stück Leder, Mäntel und Leinwand, ein altes Feuerrohr, Degen, einen Messingkessel für einen Hut, einen kupfernen Kessel für zwölf Groschen, ein Bandelier, eine Kuhhaut, ‚so durchschossen‘, für 2 Koppstück, einen kleinen ‚Pott‘, ein Leinenlaken, ein Stück Samt, Wollgarn usw. Einer kaufte eine Axt von einem Soldaten, ‚der ihn Hungers halber um Gottes Willen gebeten, ihm ein Brot dafür zu geben‘ “.
[13] KREUTER, Gelnhausen II, S. 68.
[14] Vgl. BINGEL, Das Theatrum Europaeum; SCHOCK; ROßBACH; BAUM, Das Theatrum Europaeum.
[15] Generalmajor [schwed. generalmajor, dän. generalmajor, tschech. generalmájor]: Der Generalmajor nahm die Aufgaben eines Generalwachtmeisters in der kaiserlichen, bayerischen, dänischen u. schwedischen Armee wahr. Er stand rangmäßig bei den Schweden zwischen dem Obristen u. dem General der Kavallerie, bei den Kaiserlichen zwischen dem Obristen u. dem Feldmarschallleutnant.
[16] Sir James Ramsey [Ramsay, Rammsey]  „the Black“ [1589-28.6.1639 auf Schloss Dillenburg], schwedischer Obrist. Vgl. MURDOCH, SSNE ID: 3315.
[17] Bad Orb [Main-Kinzig-Kreis]; HHSD IV, S. 28f.
[18] Regiment [schwed. regimente, dän. regiment, tschech. pluk]: Größte Einheit im Heer, aber mit höchst unterschiedlicher Stärke: Für die Aufstellung eines Regiments waren allein für Werbegelder, Laufgelder, den ersten Sold u. die Ausrüstung 1631 bereits ca. 135.000 fl. notwendig. Zum Teil wurden die Kosten dadurch aufgebracht, dass der Obrist Verträge mit Hauptleuten abschloss, die ihrerseits unter Androhung einer Geldstrafe eine bestimmte Anzahl v. Söldnern aufbringen mussten. Die Hauptleute warben daher Fähnriche, Kornetts u. Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute v. ihren Besitzungen mit. Wegen der z. T. immensen Aufstellungskosten kam es vor, dass Obristen die Teilnahme an den Kämpfen mitten in der Schlacht verweigerten, um ihr Regiment nicht aufs Spiel zu setzen. Der jährliche Unterhalt eines Fußregiments v. 3.000 Mann Soll-Stärke wurde mit 400- 450.000 fl., eines Reiterregiments v. 1.200 Mann mit 260.-300.000 fl. angesetzt. Zu den Soldaufwendungen für die bayerischen Regimenter vgl. GOETZ, Kriegskosten Bayerns, S. 120ff.; KAPSER, Kriegsorganisation, S. 277ff. Ein Regiment zu Fuß umfasste de facto bei den Kaiserlichen zwischen 650 u. 1.100, ein Regiment zu Pferd zwischen 320 u. 440, bei den Schweden ein Regiment zu Fuß zwischen 480 u. 1.000 (offiziell 1.200 Mann), zu Pferd zwischen 400 u. 580 Mann, bei den Bayerischen 1 Regiment zu Fuß zwischen 1.250 u. 2.350, 1 Regiment zu Roß zwischen 460 u. 875 Mann. Das Regiment wurde vom Obristen aufgestellt, vom Vorgänger übernommen u. oft v. seinem Obristleutnant geführt. Über die Ist-Stärke eines Regiments lassen sich selten genaue Angaben finden. Das kurbrandenburgische Regiment Carl Joachim v. Karberg [Kerberg] sollte 1638 sollte auf 600 Mann gebracht werden, es kam aber nie auf 200. Karberg wurde der Prozess gemacht, er wurde verhaftet u. kassiert; OELSNITZ, Geschichte, S. 64. Als 1644 der kaiserliche Generalwachtmeister Johann Wilhelm v. Hunolstein die Stärke der in Böhmen stehenden Regimenter feststellen sollte, zählte er 3.950 Mann, die Obristen hatten 6.685 Mann angegeben. REBITSCH, Gallas, S. 211; BOCKHORST, Westfälische Adlige.
[19] Ungarn: Schriftlich erwähnt werden „hussarones“  (ursprünglich Grenzsoldaten in den ungarischen Festungen) erstmals 1481 in einem lateinischen Schreiben des  Ungarnkönigs Matthias Corvinus (1443-1490). Die Husaren hatten sich bereits zu schwer gepanzerten Reitern entwickelt. Sie trugen Helme im türkischen Stil (Zischäggen), Brust- u. Armpanzer, mit Eisenblech beschlagene Schilde (bezeichnet als „Tartschen“), schwere Säbel (Sarrass), Streitkolben u. Lanzen, außerdem einen Panzerstecher (hegyestőr, „Pikenschwert“). Falls die Lanze beim ersten Ansturm brach, wurde dieses drei- oder vierkantige Schwert mit einer etwa 150 cm langen Klinge auf den Oberschenkel gesetzt u. als Stoßwaffe benutzt. Die v. ihnen gestellten Bedingungen für ihren Einsatz waren u. a., landsmannschaftlich geschlossen kämpfen zu dürfen u. gute Aussichten auf Angriffe auf den Feind zu bekommen; TOEGEL, Der Schwedische Krieg, Nr. 1030, S. 326. Zur zeitgenössischen Einschätzung vgl. REISNER, Aber auch wie voriges tags, S. 456f. (1619):Es ist zwar ein außerlesen schön ungerisches Kriegsvolckh, aber auch außerlesene Freybeutter; so mit stelen und rauben niemand verschonen; lassen nichts liegen, ziehen die leutt – freund oder feind – ganz nacket auß oder hawens wol gar nieder“. Eine ganz ähnliche Klage findet sich auch in dem Wiener Bericht vom 27. Oktober [1619]: „Die Hungern haußen gar übel auch bei den Evangelischen sine omni discretione, hauen alles nieder, plündern und verbrennen alles, so erbärmlich ist; wann sie alßo procediren, möchte waß anderst drauß entstehen“. Der Marktredwitzer Chronist Leopold (1635); BRAUN, Leopold, S. 54f. „Den 6. Febr[uar] hat ein edler, hochweiser Rat der Stadt Eger hie[r]her(o) berichtet, (wie) daß etliche Regimenter Ungarn aus Böheim(b) auf sie in (den) Anzug [seien] und fürters in das Reich marschieren wollten. Weil es (dann) ein böses und loses Volk, das sich auch von niemand kommandieren, vielweniger durch Kommiss[are] führen ließen, als(o) wäre ihr Rat: Wir sollten uns beizeiten mit Weib und Kindern, Vieh und [den] besten Sachen [und dem], was wir [sonst] noch hätten in Sicherheit begeben, denn [= weil] sie aller Orten sehr übel hauseten und sie uns vor solcher Gewalt nit schützen könnten“. LUGE, Chronik, S. 38 (Greiffenberg 1634): „Den 8. Mai kam ein Trupp von 700 ungarischen Reitern hieher. Sie führten sich Anfangs bescheiden auf, machten dann aber auf dem Marktplatz Lärm, fielen in die vornehmsten Häuser, wo der geflüchtete Landadel wohnte und plünderten die Wohnungen. 30 Manns- und Weibspersonen wurden dabei erschlagen“. Der katholische irische Feldkaplan Thomas Carve [1590-1672 ?] berichtet; CARVE, Reyßbüchlein 2. Bd., S. 159f.: „Den 17. Octobris [1639; BW], ward ein Vngarischer Graff mit 500 Pferden / von Prag auff Prandis [Brandýs nad Labem] zu / allda die Schweden sich auffhielten / vmb Kundschafft einzuholen / außcommandirt. Dieser ist bald nach seinẽ Außzug von den Schwedischen Partheyen vmbgeben vnnd ertapffet / vnnd weilen in dem Außreissen / sein Pferdt vnter ihme gestrauchlet / gefangen worden; Obwohl nun er der Gefängnuß sich zu entledigen vermeyndt / gleichwohl gesehen dass solches durch kein anderes Mittel / alß mit gewehrter Handt geschehen könne / hat er sich allermassen ritterlich gewehret / auch der Schwedischen viele mit seiner eygenen Handt niedergemacht / biß endtlich er also verwundet / vnnd mit sieben tödtlichen Wunden verletzt / heroisch auff  der Walstatt todt blieben. Sein todten Leichnamb haben nichts desto weniger die Vngaren dem Feindt entzogen / vñ mit sich nacher Prag gebracht vnangesehen irer etliche hundert das Leben darüber eingebusset / allda selbiger nach Standtsgebühr / mit grossen Ehren zur Erden bestattet worden“.
[20] Polen, Polacken [„Husacken“, „Hussaria“]: Die übliche, zunächst nicht pejorative Bezeichnung für die im kaiserlichen Heer wenig geschätzten polnischen Truppen, die hauptsächlich v. Spanien besoldet u. in habsburgischen Diensten standen. Vgl. Wallenstein an Gallas, 30.1.1633; NÉMETHY, Das Schloß Friedland, S. 106: „wenn die nacion siehet das ihnen einer nachgiebt oder ihrer von nöthen hat so seind sie insuportabili [unerträglich; BW]“. Die Kampfkraft dieser Truppen galt als gering. Einerseits galt ihre Führung als schwierig, andererseits waren sie wegen ihrer Tapferkeit u. Geschicklichkeit im Umgang mit Muskete, Pistole, Säbel, Lanze u. Wurfspeer gesuchte Söldner. Von Philipp Graf v. Mansfeld-Vorderort gegenüber Ilow stammt die negative Beurteilung; HALLWICH, Wallenstein’s Ende 1. Bd., S. 512: „Die Beschaffenheit vnserer Pohlen habe Ich gestern dem Herren ausführlich, sowohl dem Herren Veldtmarschalch auch ieczo bey diesem überschriben. Der Herr zweifle nur nit, daß ihnen nicht viel hunderterler persvasiones eingeprediget, getruncken vndt geßen worden; die Bestien haben auch capiret, aber viel eher aus dem gedechtnüß verlohren, alß der Wein aus dem Kopf und Magen verdeyet worden. Sie freßen wohl weder Sambstag noch Freytag Butter oder Ayer; sich aber sonsten für den catholischen glauben, daß Römische Reich oder auch ihr aigeneß Vatterlandt ainige Vngelegenheit zue machen, seindt sie gancz keine leüth. Warheit oder Ehr hat bey ihnen nicht lenger bestandt, alß weil es ihnen zum profit dienet; wan der aufhöret, schwehren sie für fünff groschen einen Aydt, daß Gott nie zur Welt gebohren. Mit diesen ehrlichen Leuthen habe Ich diese Tage hero meine Zeit zuebringen müßen; kehme es nur endtlich zue nuczbahren diensten deß Kaysers, möchte man alleß deßen vergeßen. […] mitlerweile mich bey Herrn Veldtmarschalch helffen entschuldigen, daß Ich mit diesen Leuthen nicht eher erscheine, ist ia ie ein pur lautere Vnmöglichkeit geweßen, sie ehender fort zue bringen; hoffe zu Gott, wir werden noch entlich zue rechten Zeit kommen, inmaßen dann dieser Canali nur in der ersten furi arbeit vndt action geben werden muß, worauf dieselbe inmittelß, doch ohne maßgeben, bestermaßen bedacht sein wollen“. Vgl. auch LEHMANN, Kriegschronik (Oktober 1636), S. 89: Die polnischen Reiter „soffen sehr viel bier auß, machten es mit Plündern, schenden erger denn alle feinde, ritten uff die welde, durchschändeten die Weibsbilder, dass Sie nicht gehen kundten, nötigten die Steinalten Weiber, dass Sie starben, zernichteten alles in heußern, weil ihrethalben alles uff die Welder und in die Städte gewichen wahr, haben viel vergrabene sachen aufgesucht, vermaurete keller gefunden, zien und kupfer mitgenommen, kirchen erbrochen, kelche, leichen- und Altartücher mitgenommen. Den 31. October s. n. fiel das Fest aller heiligen ein, drumb blieben Sie liegen, feyerten es mit fasten und speisen nur von öhl, Eßig und fischen, wo sies haben kundten, wahren aber nichts desto frömmer und brachen an Sontag frühe auf und marchirten auf Presnitz und Wiesenthal. Das ärgste und grausambste an ihnen wahr, dass Sie schöne kinder, gleich wehren Sie Turcken oder Tartarn, mitgenommen“. WAGNER, Pforr, S. 129. THEATRUM EUROPAEUM 3. Bd., S. 616f.: „Vnder diesen Crabaten vnd Pollacken ward eine scharpffe Kriegs-Disciplin vnnd gute Ordnung gehalten / wie dann drey ihrer Soldaten / welche in einem Dorff auß einer Kirchen etwas gestohlen / vnnd darüber ergriffen worden / eine harte Straff haben außstehen müssen / in deme sie alle drey an Pfählen angebunden / vnd lebendig im Fewer verbrändt worden. So ist auch ein Polnischer Edelmann / welcher sampt seinem Knecht / ein Weibsbild geschändet / vnd deßwegen bey seinem Obristen angeklagt gewesen / zur Rede gestellt / vnangesehen er eine grosse Summe Gelts für sein Leben gebotten / gleichwol anfangs der Knecht in Gegenwart vnnd Ansehen deß Edelmanns enthauptet / vnd hernacher folgenden Tags auch mit dem Schwerd hingerichtet worden“. Bei dem Rothenburger Chronisten Dehner werden die polnischen Kosaken aus der Ukraine als „Husacken“ bezeichnet; HELLER, Rothenburg, S. 20. Vgl. auch SCHWARTZ, Die Neumark, S. 53ff.
[21] Wetterau; HHSD IV, S. 457ff.
[22] Don Fernando de Austria [16. oder 24.5.1609 Madrid-9.11.1641 Brüssel], spanischer Kardinalinfant.
[23] Spanier: Die spanischen Truppen genossen einen ausgesprochen schlechten Ruf. MENGERING, Perversa ultimi seculi militia, S. 437, verbindet in seiner zeitgenössischen Satire die Vorteile gegen der am Krieg beteiligten Nationen u Ethnien: die „Spaniolen wegen jhrer Vnzucht vnd Regiersucht / wegen jhrer Tyranney vnd Grausamkeit“. Von Elitetruppen kann nicht die Rede sein, so Blaise de Vignière, französischer Militärschriftsteller (1605), zit. bei PARKER, Soldat, S. 52f. „Was die Spanier betrifft, so kann man kaum leugnen, daß sie die besten Soldaten der Welt sind; aber ihrer gibt es so wenige, daß man zur Zeit wohl kaum fünf- oder sechstausend von ihnen zusammenbekommen kann“. Vgl. dazu die Chronik des allerdings parteiischen Arnold v. Anrath aus Wesel (1616); BAMBAUER; KLEINHOLZ, Geusen und Spanier am Niederrhein S. 106f.: „Nach dem nu veil Soldaten im 1615 im Sommers durch dei Pestilentzi uthengeruckett und dei Companien fast schwag worden, hatt man wederum umb dei Companien zu stercken veil newe Spannier aus Hispannien uberschicket. Den 22. Februarii anno 1616, sein wederum in Wesell gekommen ungefehr 425 ungeruste und unwerbare meisten Thels Junges, und wenig so vor Soldaten bestan muchten, wey wohl artig quat genuch, umb Leutte und Burger zu betruben. Gott gebe, daß diße dei Letzte sein mugen. Den 23. sein dei so inkommen und dei so darin gelegen wahren zemptlich gemunstert worden, und sein diße schlegte Gesellen under dei altte Companien ingeflicket. Ich hilt es darvor, daß es mestendehl Schaff und Ferckens Hirtten gewesen wahren in den Orth darhen sei gekommen wahren. Und wehn daß edle Deutzlandt und dei darinnen wohnnen nicht theten, sey solten sobaldt den Juncker nit spelen alß sei thun, wehn sey dey Plug Bengelß nith in unser Landt gekomen“. Der Pfarrer v. Nauheim u. Verfasser des THEATRUM EUROPAEUM 3. Bd., Heinrich Maul (Henricus Oraeus) [1584-1646]; WAAS, Chroniken, S. 192: „Dieses spanische und kaiserliche Volk [des Kardinal Infanten Ferdinand] hat nicht besser gehauset … Allerorten wo sie hinkamen, erfülleten sie Himmel, Luft und Erden mit mit Feuer, Raub, Dampf, Blut, Mord, Schand und Brand, Leid und Geschrei, daß es in und durch die Wolken erscholl, und hätte nicht ärger gemacht oder erhört werden können. Fast kein Ort blieb ganz stehen. Kein Mensch dorfte sich sehen oder blicken lassen, wer nicht des Todes sein wollte, oder mußte sich entweder in feste Oerter oder ins dicke Gesträuch, Gebürg, Wälde, Höhlen und Steinritzen bei die unvernünftige wilde Thieren verkriechen. War doch manchmal nicht sicher, sondern wurde herausgezogen und ärger als ein unvernünftiges Thier gehauen, geschossen, gemetzget, zerfetzet, daß nimmermehr kein Zung so beredt, noch einige Feder so scharf und spitz, die es ausreden und beschreiben könnte. In Summa, das Land vor ihnen war wie eine lüstige Aue oder wie ein Paradies und Lustgarten und nach ihnen wie eine wilde, wüste Einöde, daß in wenig Tagen nach ihrem Durch- und Abzug man sich gegeneinander vermundern möchte, wo sich einer oder der ander erhalten hätte“. Maximilian I. v. Bayern hatte den Spanien schon in der Anfangsphase des Krieges mangelnden Einsatz vorgeworfen, „weiln alles nur auf einem bleien Spanischen fueß heergeht“. BA NF I/2, Nr. 109, S. 336: Maximilian I. an Herzog Wilhelm V., Straubing, 1621 VIII 25. Zum Teil wurden wie in England Sträflinge aus den Gefängnissen geholt, v. den spanischen  Galeeren rekrutiert u. ins Reich verbracht. Der Waliser James Howell 1623 über den Charakter der Spanier: „Betreffs des Volkes, […] sein Fehler besteht in allzu großer Würde, was mancher, der es nicht so gut kennt, für Stolz hält. […] Er geht, als ob er marschiere, und er sieht selten zu Boden, als ob er ihn verachte“. Zit. bei DAVIES, Spanische Habsburgerportraits, S. 70.
[24] Georg Christoph v. Taupadel [Tupadel, Tupadell, Tupatell, Taubadel, Taubendell, Toupadel, Tubal, Taubald, Thobadel, Tobartel, Dupadel, Dubald, Dubadell, Dubalt, Dubold, Dubartle, Duc Bartel, Dewbattel, Duc Bartel, „Raubartl“, „Raupartel“, Teupold, Dewbatle, Zubadel] [um 1600 Fichtenberg-12.3.1647 Basel], schwedisch-französischer Generalleutnant.
[25] Wiesbaden; HHSD IV, S. 465ff.
[26] Quartier: Pardon, Gnade. Das hing zumeist v. den Möglichkeiten ab, sich zu ranzionieren: Lösegeld zahlen, (sich) auslösen, (sich) freikaufen, auslösen v. Personen, Gegenständen oder Vieh. Der organisierte Vieh-, vor allem aber Menschenraub stellte neben der Plünderung angesichts der fehlenden Soldauszahlung die wichtigste Einnahmequelle gerade der unteren Chargen dar, wurden doch pro Person je nach Stand u. Beruf oft 300 Rt. u. mehr erpresst. Vgl. WAGNER; WÜNSCH, Gottfried Staffel, S. 116; GROßNER; HALLER, Zu kurzem Bericht, S. 29.  Dieses Lösegeld erreichte trotz der zwischen den Kriegsparteien abgeschlossenen Kartelle z. T. enorme Höhen: So bot der ehemalige Kommandant v. Hanau, Sir James (Jacob) Ramsay „the Black“ [1589-1639], 70.000 Rt. für seine Freilassung, die aber vom Kaiserhof abgelehnt wurde (KELLER, Drangsale, S. 357), da man v. ihm wissen wollte, wo er die bei der Einnahme Würzburgs u. Bad Mergentheims erbeuteten Schätze (KELLER, Drangsale, S. 355) verborgen hatte. Ramsays Kriegsbeute wurde auf 900.000 Rt. beziffert; KELLER, Drangsale, S. 361; GAIL, Krieg, S. 28f.; MURDOCH (Hg.), SSNE ID: 3315. Auch die Leichname gefallener Offiziere mussten in der Regel vom Gegner ausgelöst werden. Im Mai 1633 war die kaiserliche Garnison in der Festung Lichtenau (bei Ansbach) so schlecht verproviantiert, dass Nürnberger Untertanen gefangen genommen wurden, die sich dann gegen Kartoffeln auslösen mussten; SODEN, Gustav Adolph 3. Bd., S. 450. Nach Lavater, KRIEGSBüchlein, S. 66f., hatten folgende Soldaten bei Gefangennahme keinerlei Anspruch auf Quartier (Pardon): „Wann aber ein Soldat eine eiserne / zinnerne / in speck gegossene / gekäuete / gehauene / oder gevierte Kugel schiesset / sol man ihm kein Quartier halten. Alle die / so gezogene Rohre oder Füseschlosse führen führen / haben das Quartier verwürckt. Item / alle diejenigen / die von eisen geschrote / vieregkichte / und ander Geschröt / und Stahel schiessen / oder geflammete Tegen haben / sol man todtschlagen: auch alle diejenigen / so man in einem Land / welches preis gegeben wird / vor dem Feind antrift / sol man henken lassen: Auch alle Spionen haben kein Quartier / sonder sollen ohn alle gnad gehenkt werden. Alle Nachtvögel / so die Strassen unsicher machen / und keinen Herren haben / sol man henken lassen. Item / alle diejenigen / so ohne Paßporten zum Feind überlauffen / und wider ergriffen werden / sol man todtschlagen“. Auch wurde beim Angriff zum Teil die Parole ausgegeben, kein Quartier zu gewähren; THEATRUM EUROPAEUM 3. Bd., S. 609f. (Treffen bei Haselünne 11.1.1636). Doch selbst die Gewährung v. Quartier bedeutete nicht, danach nicht doch noch getötet zu werden.
[27] Mainz; HHSD V, S. 214ff.
[28] THEATRUM EUROPAEUM 3. Bd., S. 383.
[29] Matthias [Matteo] [di] Gallas [Galas, Galasso], Graf v. Campo, Herzog v. Lucera] [17.10.1588 Trient-25.4.1647 Wien], kaiserlicher Feldmarschall u. Generalleutnant. 1606 Eintritt in spanische Dienste, 1615-1617 Teilnahme am Friaulischen Krieg, 1618 Beförderung zum Hauptmann, Kommandant v. Riva u. Bekanntschaft mit Johann v. Aldringen. Durch dessen Vermittlung 1629 Wechsel aus kurbayerischen in kaiserliche Dienste, nachdem Gallas die Festnahme wegen Unbotmäßigkeiten u. Erpressungen angedroht worden war. Am 18.7.1630 zusammen mit Aldringen Beteiligung an der Plünderung Mantuas, wo er (nach heutigen Begriffen) ein Millionenvermögen erbeutete. Am 10.3.1632 Erhebung in den Reichsgrafenstand, am 13.10.1632 Ernennung zum kaiserlichen Feldmarschall, im September 1633 zum Generalleutnant unter Wallenstein. Zusammen mit Aldringen u. Piccolomini betrieb Gallas die Entlassung Wallensteins. Am 24.1.1634 Übernahme des Oberbefehls über das kaiserliche Heer, nach Wallensteins Ermordung, deren Planung und Durchführung er Piccolomini überlassen hatte, erhielt er dessen Herrschaft Friedland. Am 5./6.9.1634 hatte Gallas entscheidenden Anteil am Sieg über die Schweden bei Nördlingen. Sein schlechter Ruf als Trinker u. Spieler sowie glücklos verlaufene Feldzüge wie im Winter 1633 in Schlesien, 1635/1636 in Lothringen, 1637 gegen Johan Banér u. im Winter 1644 im Rückzug vor Lennart Torstensson brachten ihm bis heute den Ruf eines “Heeresverderbers” ein. Im November 1639 wurde Gallas entlassen, anschließend erneut berufen, im Januar 1645 wiederum entlassen, um dann von Dezember 1646 bis zu seinem Tod letztmalig das Kommando zu übernehmen. Vgl. REBITSCH, Gallas I; REBITSCH, Gallas II; BECKER, Gallas; KILIÁN, Johann Matthias Gallas.
[30] Wertheim [Main-Tauber-Kreis]; HHSD VI, S. 880ff.
[31] Fulda; HHSD IV, S. 154ff.
[32] Johan Banér [Bannier, Panier, Panner] [23.6./3.7.1596 Djursholm-20.5.1641 Halberstadt], schwedischer Feldmarschall. 1614 Offizier unter Gustav II. Adolf v. Schweden, 1620 Beförderung zum Hauptmann, 1621 zum Obristen, 1623 zum Generalmajor, 1630 zum Generalleutnant, am 17.9.1631 Teilnahme an der Schlacht bei Breitenfeld, Herbst 1632 Übernahme des Oberbefehls in Süddeutschland, 1633 Beförderung zum schwedischen Feldmarschall u. Übernahme des Oberbefehls über die in Schlesien stehenden Truppen. Nach der Schlacht bei Nördlingen am 5./6.9.1634 Bruch mit Sachsen, Zurückdrängung seiner Armee nach Norden, am 4.10.1636 Sieg bei Wittstock über kaiserlich-sächsische Truppen unter Melchior v. Hatzfeldt, Eroberung Erfurts u. Belagerung Leipzigs, nach Verstärkung seines Heeres durch Truppenkontingente des verstorbenen Bernhards v. Sachsen-Weimar 1640/1641 vergeblicher Vorstoß auf Regensburg, anschließend Rückzug nach Böhmen u. Sachsen. Vgl. BJÖRLIN, Johan Baner.
[33] Wilhelm V. v. Hessen, der Georg Oberhessen, die Niedergrafschaft Katzenelnbogen u. die Versicherung seiner Ranggleichheit zugestand. 1636 übernahm Georg an Stelle des geächteten Wilhelm V. die Verwaltung Niederhessens, das v. kaiserlichen Truppen besetzt wurde. Wilhelms V. Witwe Amalie Elisabeth begann 1645 mit Hilfe Frankreichs u. Schwedens den Kampf gegen Georg II.; sie erreichte 1647 einen Waffenstillstand u. 1648 einen Friedensvertrag, der Georg zur Rückgabe großer Teile der gewonnenen Gebiete zwang. „Hessen-Darmstadt, Georg II. Landgraf von“, in: Hessische Biografie <http://www.lagis-hessen.de/pnd/118884352> (Stand: 8.3.2012). Vgl. DIEHL, Georg II.; BECK, Die Neutralitätspolitik Landgraf Georgs II.; WACHENDORFER, Möglichkeiten und Grenzen.
[34] Die Grafschaft Henneberg-Schleusingen wurde nach dem Tod des letzten Grafen auf Grund der Erbverbrüderung von 1554 (de facto seit 1583) von den beiden wettinischen Linien, den sächsischen Albertinern und den thüringischen Ernestinern, bis 1660 gemeinsam verwaltet. Die Grafschaft Henneberg gehörte 1631 zu den von den Truppendurchzügen und Einquartierungen am schlimmsten betroffenen Territorien. An das Aufbringen der Kontribution nach Erfurt war kaum zu denken, das Rentamt in Schleusingen verfügte über keine Mittel. Die Landstände wurden bewogen, innerhalb der nächsten zwei Monate 2.500 Rt. aufbringen zu wollen. Ein weiterer schwerer Schlag wurde nach dem Bericht des kursächsischen Oberaufsehers Marschalk der Grafschaft im Oktober 1634 durch den Einbruch der Truppen Piccolominis versetzt. Vgl. HEIM, Leiden; HUSCHKE, Herzog Wilhelm, S. 255; KÖBLER, Lexikon, S. 247f. Die Grafschaft existierte vom Ende des 11. Jahrhunderts bis 1660.
[35] TOEGEL, Der Schwedische Krieg, Nr. 1007, S. 320f.
[36] Schweinfurt; HHSD VII, S. 686ff.
[37] Christoph Carl Graf v. Brandenstein [Bradsten], Freiherr zu Oppurg u. Knau [1593 Oppurg-1637 Dresden] schwedischer Reichsschatzmeister, Obrist.
[38] Obristleutnant [schwed. överstelöjtnant, dän. oberstløjtnant, tschech. podplukovník]: Der Obristleutnant war der Stellvertreter des Obristen, der dessen Kompetenzen auch bei dessen häufiger, v. den Kriegsherrn immer wieder kritisierten Abwesenheit – bedingt durch Minderjährigkeit, Krankheit, Badekuren, persönliche Geschäfte, Wallfahrten oder Aufenthalt in der nächsten Stadt, vor allem bei Ausbruch v. Lagerseuchen – besaß. Meist trat der Obristleutnant als militärischer Subunternehmer auf, der dem Obristen Soldaten u. die dazu gehörigen Offiziere zur Verfügung stellte. Verlangt waren in der Regel, dass er die nötige Autorität, aber auch Härte gegenüber den Regimentsoffizieren u. Soldaten bewies u. für die Verteilung des Soldes sorgte, falls dieser eintraf. Auch die Ergänzung des Regiments u. die Anwerbung v. Fachleuten oblagen ihm. Zu den weiteren Aufgaben gehörten Exerzieren, Bekleidungsbeschaffung, Garnisons- u. Logieraufsicht, Überwachung der Marschordnung, Verproviantierung etc. Der Profos hatte die Aufgabe, hereingebrachte Lebensmittel dem Obristleutnant zu bringen, der die Preise für die Marketender festlegte. Um all diese Aufgaben bewältigen zu können, waren umfangreiche Kenntnisse u. Erfahrungen notwendig. Nicht selten lag die eigentliche Führung des Regiments in der Verantwortung eines fähigen Obristleutnants, der im Monat je nach Truppengattung zwischen 120 [nach der Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630)] u. 150 fl. bezog – in besetzten Städten (1626) wurden z. T. monatlich 400 Rt. erpresst (HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermark, S. 15 – , in der brandenburgischen u. dänischen Armee sogar 300 fl. KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 460. Nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm bei der Infanterie 320 Rt. monatlich zu. Dazu kam sein Anteil an der Beute, der pro 1.000 Rt. 16 Rt. 39 Albus betrug; HOFMANN, Melander, S. 156. Voraussetzung war allerdings in der bayerischen Armee die richtige Religionszugehörigkeit. Maximilian I. hatte Tilly den Ersatz der „unkatholischen“ Offiziere befohlen; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Dreißigjähriger Krieg Akten 236, fol. 39′ (Ausfertigung): Maximilian I. an Tilly, München, 1629 XI 04: … „wann man dergleich officiren nit in allen fällen, wie es die unuorsehen notdurfft erfordert, gebrauchen khan und darff: alß werdet ihr euch angelegen sein lassen, wie die uncatholischen officiri, sowol undere diesem alß anderen regimentern nach unnd nach sovil muglich abgeschoben unnd ihre stellen mit catholischen qualificirten subiectis ersezt werden konnde“. Der Obristleutnant war zumeist auch Hauptmann oder Rittmeister einer Kompanie, wofür er ein zusätzliches Einkommen bezog, so dass er bei Einquartierungen u. Garnisonsdienst zwei Quartiere u. damit auch entsprechende Verpflegung u. Bezahlung beanspruchte oder es zumindest versuchte. Von Piccolomini stammt angeblich der Ausspruch (1642): „Ein teutscher tauge für mehrers nicht alß die Oberstleutnantstell“. HÖBELT, „Wallsteinisch spielen“, S. 285.
[39] Kurt Helmar [Hilmar] Koch [ – ], schwedischer Obristleutnant. Vgl. http://www.schweinfurtfuehrer.de/persoenlichkeiten/militärische-personen-des-30-jaehrigen-krieges-in-schweinfurt/koch-kurt-helmar/.
[40] Feldlager: Der Raum für den Oberkommandierenden u. seinen Stab wurde zuerst ausgemessen, durch eine Barriere u. eingesteckte Spieße, oft auch durch Befestigungen, vom übrigen Lager abgetrennt. Die Fahnen des Regiments wurden in die Erde gesteckt. Hinter jeder standen in langer Reihe die Hütten des Fähnleins oder der Kompanie. Bei der Fahne lag der Fähnrich, der Leutnant in der Mitte u. am Ende der Reihe der Hauptmann. In einiger Entfernung vom Lager war des öfteren ein mit Bastionen versehener Wall u. Graben aufgeworfen, hinter denen auch die Feldgeschütze standen. Vor der Umwallungslinie waren zumeist geschlossene Redouten oder Feldschanzen angelegt.„Den Offizieren und insbesondere den Obristen fehlte es in ihren wetterfesten, zum Teil gefütterten und mit Öfen beheizbaren Zelten auch während der Feldzüge nicht an Bequemlichkeit. Durch zumeist senkrechte Wände boten sie ausreichend Platz. Die dichte Webart und das Aufbringen von Wachs machten den dicken Stoff wasserdicht. Eine zweite Stofflage im Inneren war oftmals kunstvoll bestickt“. EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 99. Einfache Soldaten bauten je nach Jahreszeit ihre Hütten durch Raubbau in den Wäldern aus Brettern, Reiser, Türen, Dielen, Getreidegarben, Stroh u. Laub, stabilisiert mit Spießen u. mit Tüchern verhängt, während Offiziere fertige wetterfeste Zelte, die zum Teil gefüttert waren, mit sich führten. LANGER, Hortus, Abb. 62, EICKHOFF; GROTHE; JUNGKLAUS (Hg.), 1636, S. 96f.  Zum Feldlager mit Holzhäusern für Offiziere u. den Hütten u. Zelten für die Gemeinen vgl. WAGNER, Tracht, S. 230. In der spanischen Flandern-Armee hatte eine Baracke Platz für vier Personen mit zwei Betten. Daneben gab es eine Doppelbaracke für acht Personen mit vier Betten. Der Salemer Mönch Bürster hat die Beschreibung eines französischen Lagers hinterlassen: „Ein groß Wunder war zu sehen, wie es von Rückenbach bis Mimmenhausen hinunder nit ist zu schreiben noch zu malen, wie die Berg aussehen. Schier ein Hütten an der andern, von weitem sehe es wie eine große Stadt so abgebränt. Ueber die Aach waren hin und wieder Steg und Brücken, dass sie frei von und zu allen Orten könnten reiten; die Hütten machten sie schön aneinander, in Mitten aber hin und wieder zu reiten große Straßen und Plätz gleich wie in großen Städten; etliche machten’s von Stroh, Gras und Heu, andere aus Mayen, darum sie großen Schaden thaten an den jungen Büchlein, andere mit Hanf und Früchten insonders mit Roggen, denn es eben in der Erndt und in 8 Tagen der Liechtenberg sollte werden geschnitten … andere von Thüren, Tafeln und Brettern, so sie aller Orten, insonders aber im Gotteshaus abgebrochen etc. etc.“ GONZENBACH, Erlach, 2. Bd., S. 287, Anm.; LAHRKAMP, Dreißigjähriger Krieg, S. 198. War während zu Anfang des Krieges der Tross etwa 30 % größer war als die kämpfende Truppe, war er am Kriegsende nach Aussage des bayerischen Feldmarschalls Gronsfeld unkontrollierbar angewachsen. Er erinnerte daran, dass man „in disen beiden armaden sicherlich über 180 000 seelen hat, welche, es sein gleich jungen, fuhrknecht, weiber und künder, doch alle sowoll alß soldaten leben müssen. Nun werden die beeden armaden ungefähr uf 40 000 mann proviantirt, und mehrer nicht, alß ein mensch in 24 stundt nöthig hat. Wie nun die übrige 140 000 menschen leben können, wan sie nicht hin und her ein stuckh brott suchen thun, solches ist über meinen verstandt“. Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kasten Äußeres Archiv 2961, fol. 29 (Ausfertigung): Gronsfeld an Maximilian I. v. Bayern, Thierhaupten, 1648 III 31. Die Feldlager waren entsprechend dem Tross kaum noch kontrollierbar. Die Beute- u. Solidargemeinschaft der Soldatenfamilien bot einen gewissen Schutz, solange man kranke u. verwundete Soldaten nicht in den Städten zurückließ u. deren Frauen u. Kinder fortschickte, die ums Überleben kämpfen mussten. Zudem gab es angesichts der schlechten hygienischen Bedingungen die üblichen Lagerseuchen, so dass wohl 20 % der Soldaten als Kombattanten ausfielen. Vgl. auch den Brief des kurkölnische Fähnrichs Johann Christian Schneid(en) an seine Ehefrau; Wahrhaffter Abtruck / eines Cöllnischen Fewerrohr-Fähnrichs auß dem Läger bey Münster. Zur „Lagergesellschaft“ vgl. KROENER,  „ … und ist der jammer nit zu beschreiben“, S. 279-296; LANGER, Hortus, S. 96ff.; WAGNER, Ars Belli Gerendi; EICKHOFF; GROTHE; JUNGKLAUS, 1636, S. 97ff.; STOLCH; WÖLLPER, Schweden, S. 77ff.
[41] Die Grafschaft Henneberg-Schleusingen wurde nach dem Tod des letzten Grafen auf Grund der Erbverbrüderung von 1554 (de facto seit 1583) von den beiden wettinischen Linien, den sächsischen Albertinern und den thüringischen Ernestinern, bis 1660 gemeinsam verwaltet. Die Grafschaft Henneberg gehörte 1631 zu den von den Truppendurchzügen und Einquartierungen am schlimmsten betroffenen Territorien. An das Aufbringen der Kontribution nach Erfurt war kaum zu denken, das Rentamt in Schleusingen verfügte über keine Mittel. Die Landstände wurden bewogen, innerhalb der nächsten zwei Monate 2.500 Rt. aufbringen zu wollen. Ein weiterer schwerer Schlag wurde nach dem Bericht des kursächsischen Oberaufsehers Marschalk der Grafschaft im Oktober 1634 durch den Einbruch der Truppen Piccolominis versetzt. Vgl. HEIM, Leiden; HUSCHKE, Herzog Wilhelm, S. 255; KÖBLER, Lexikon, S. 247f. Die Grafschaft existierte vom Ende des 11. Jahrhunderts bis 1660.
[42] Wilhelm IV. Herzog v. Sachsen-Weimar [11.4.1598 Altenburg-17.5.1662 Weimar], schwedischer Generalleutnant. [21.4.1598-27.5.1662], regierte 1.10.1626-27.5.1662. Dänischer Obrist u. schwedischer Generalleutnant. Am 8.11.1620 Kommandeur in der Schlacht am Weißen Berge, am 27.2.1622 Heerführer in der Armee Georg Friedrichs v. Baden-Durlach, April 1622 Teilnahme an den Schlachten bei Wiesloch u. Mingolsheim, am 6.6.1622 Teilnahme an der Schlacht bei Wimpfen, am 29.8.1622 Tod des Bruders Friedrich in der Schlacht v. Fleurus, 1622 Entwurf eines „Deutschen Friedensbundes“, Frühjahr 1623 Vereinigung mit Christian v. Braunschweig in Niedersachsen, am 6.8.1623 Verwundung u. Gefangennahme in der Schlacht bei Stadtlohn, am 14.12.1626 Tod des Bruders Johann Ernst, eines Feldherrn des Grafen Mansfeld, in Ungarn, am 26.2.1631 Teilnahme an der Eröffnung des Leipziger Konvents, am 2.5.1631 Offensivallianz mit Schweden, am 5.10.1631 Ernennung zum schwedischen Militärgouverneur v. Thüringen, am 26.5.1632 Ernennung zum Generalleutnant der schwedischen Armee. Im Dezember 1632 schlug Wilhelm vor, ein Heer aus Hessen an die Weser gegen Gronsfeld zu führen (daher rührt seine Bekanntschaft mit Holzappel). Nachdem Wilhelm am 18.8.1635 dem Prager Frieden beigetreten war, lavierte er ständig zwischen Habsburg, Kursachsen, Schweden u. Frankreich. Am 9.4.1640 Landesteilung in Sachsen-Weimar unter Wilhelm IV. u. Sachsen-Eisenach bzw. Sachsen-Gotha für seine Brüder, Herbst 1646 Versuch, zwischen Georg II. v. Hessen-Darmstadt u. Amalie Elisabeth v. Hessen-Kassel zu vermitteln, Herbst 1647 Versuch, einen Waffenstillstand zwischen den Schwedischen u. Kaiserlich-Bayerischen zu vermitteln [MDSZ]. Vgl. HUSCHKE, Wilhelm IV.
[43] Tross: Der Tross war der gesamte Begleitzug eines Heeres (ohne Anspruch auf Verpflegungsrationen) u. bildete sich, neben den Offiziers- u. Soldatenfamilien, aus Dienstpersonal, Feldpredigern, Feldchirurgen, Feldschern (vgl. s. v.), „Zigeunern“ als Kundschaftern u. Heilkundigen, Köchen u. Handwerkern, Händler/innen u. Marketender/innen, Invaliden u. Entwurzelten, Glaubensflüchtlingen, Soldatenwitwen u. Kriegswaisen, Hunger leidenden Zivilisten und Bauern, Gefangenen, behördlicher Strafverfolgung Entflohenen u. zum Dienst bei der Artillerie verurteilten Straftätern sowie Gauklern, Wahrsagern und in 4 Klassen eingeteilte Prostituierten („Mätressen“, „Concubinen“, „Metzen“ und „Huren“). Nach der Kapitulation der Kaiserlichen 1632 in Zwickau rückten angeblich 1150 Infanteristen, 800 Kavalleristen (zumeist Kroaten), 2100 Huren u. Troßbuben ab; HERZOG, Chronik von Zwickau 2. Bd., S. 427. Der schwer bewegliche Tross („Geschlaif und Geschlepp“: Bezeichnung aus Württemberg; SIEBER, Oberamt Besigheim, S. 43) und die ambulante Lagergesellschaft waren z. T. doppelt bis viermal so groß wie das Heer, dem er folgte, u. war somit zahlenmäßig größer als eine Großstadt wie etwa Köln. Der Aufwand für die eigenen Bedürfnisse Erzherzog Leopold Wilhelms u. seinen Hofstaat scheint ziemlich groß gewesen zu sein. HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 230: „Bei dem Durchzug durch Heilbronn am 10. Oktober [1645; BW] hatte das Heer Leopolds so viel Troß bei sich, daß ‚2 Tage lang eine Kutsche ein Wagen, ein Troß auf den anderen folgte, und das Gesindel so zahlreich war, wie man es noch bei keinem Heere gesehen hatte‘ „. PASTORIUS, Kurtze Beschreibung, S. 119 (Bad Windsheim 1635), S. 119: „1635. den 11. Martii zogen die beede Schwäbischen Compagnien unterm Hauptmann Rödeln und Richtern aus der Stadt / solten 421. Mann seyn / aber als man sie unter dem Thore zehlete / warens 1800. Köpffe in allem mit Weib und Kindern“.[43] Christian II. v. Anhalt-Bernburg am 22.2.1637 anlässlich der Kämpfe um Leipzig 1637; http://diglib.hab.de/edoc/ed000228/start.htm (1637): „Jtem: daß die Kayserlichen sehr vbel hausen, ärger alß Türcken, mitt schendungen, vndt grawsamkeitten, weil viel Barbarische vndißciplinirte völcker vndter ihnen. Mitt dem droß seyen sie 100 mille Menschen starck, darundter 40 mille combattans“.[43] Während zu Anfang des Krieges der Tross etwa 30 % größer war als die kämpfende Truppe, war er am Kriegsende nach Aussage des bayerischen Feldmarschalls Gronsfeld unkontrollierbar angewachsen. Er erinnerte daran, dass man „in disen beiden armaden sicherlich über 180 000 seelen hat, welche, es sein gleich jungen, fuhrknecht, weiber und künder, doch alle sowoll alß soldaten leben müssen. Nun werden die beeden armaden ungefähr uf 40 000 mann proviantirt, und mehrer nicht, alß ein mensch in 24 stundt nöthig hat. Wie nun die übrige 140 000 menschen leben können, wan sie nicht hin und her ein stuckh brott suchen thun, solches ist über meinen verstandt“. Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kasten Äußeres Archiv 2961, fol. 29 (Ausfertigung): Gronsfeld an Maximilian I. v. Bayern, Thierhaupten, 1648 III 31. In der Werbeinstruktion (1639 VII 04; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kasten Äußeres Archiv 2624, fol. 4-5) war bestimmt worden, dass „taugliche knecht und nit solche, wie zum theil bei vorigen werbungen geschehen, geworben werden, die mit zu villen kindern beladen und sich allein wegen der quartier underhalten lassen, khonfftig aber wanns zum veldzug khombt, wider dauongehn, also werb: und lifergelt umb sonst angewendt wirdet“. Zum Teil wurden sogar Schiffsbrücken im Tross mitgeführt. Zudem unterlag der gesamte Tross der Militärjustiz, vgl. GROßNER; HALLER, Zu kurzem Bericht, S. 35 (1633): „Haben 4 von dem Troß ins Feuer geworfen, wie man denn nach geschehenem Brand 2 Köpf, etliche Finger und einen halben gebratenen Menschen noch übrig gefunden“.Zur „Lagergesellschaft“ vgl. KROENER,  „ … und ist der jammer nit zu beschreiben“, S. 279-296; LANGER, Hortus, S. 96ff.; WAGNER, Ars Belli Gerendi. In Notsituationen wurden Trossangehörige, wenn auch erfolglos, als Kombattanten eingesetzt; BRNARDIC, Imperial Armies 1, S. 19.
[44] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.
[45] General(feld)wachtmeister [schwed. generalmajor]: Bei den hohen Offizierschargen gab es in der Rangfolge „Generalissimus“, „Generalleutnant“, „Feldmarschall“, „Generalfeldzeugmeister“, auch den „General(feld)wachtmeister“, den untersten Generalsrang im ligistischen Heer. In der Regel wurden Obristen wegen ihrer Verdienste, ihrer finanziellen Möglichkeiten u. verwandtschaftlichen u. sonstigen Beziehungen zu Generalwachtmeistern befördert, was natürlich auch zusätzliche Einnahmen verschaffte. So erhielt er pro 1.000 Rt. Beute u. Ranzion 33 Rt. 26 Alb. Anteil; HOFMANN, Peter Melander, S. 155. Der Generalwachtmeister übte nicht nur militärische Funktionen aus, sondern war je nach Gewandtheit auch in diplomatischen Aufträgen tätig. Der Generalfeldwachtmeister entsprach rangmäßig dem Generalmajor. Der Generalmajor nahm die Aufgaben eines Generalwachtmeisters in der kaiserlichen oder bayerischen Armee war. Er stand rangmäßig bei den Schweden zwischen dem Obristen u. dem General der Kavallerie, bei den Kaiserlichen zwischen dem Obristen u. dem Feldmarschallleutnant. Die Bezeichnung ergab sich aus seiner ursprünglichen Aufgabe, der Inspektion der Feldwachen u. dem Überwachen der Aufstellung der Brigaden u. Regimenter im Felde u. beim Marsch.
[46] Giulio [Julio] Diodati [Diodat, Deodati, Deodatti, Diodatus] [27.6.1594-22.7.1635 Mainz], kaiserlicher Obrist.
[47] ENGERISSER, Von Kronach, S. 370.
[48] Windecken, heute Stadtteil von Nidderau [Main-Kinzig-Kreis], HHSD IV, S. 475f.
[49] Frankfurt/M.; HHSD IV, S. 126ff.
[50] Kassel; HHSD IV, S. 252ff.
[51] Axel Gustafsson Oxenstierna Greve af Södermore [16.6.1583 Fanö bei Uppsala-28.1.1654 Stockholm], schwedischer Reichskanzler. Oxenstierna gehörte einem der ältesten Adelsgeschlechter Schwedens an. Nach dem Studium des Staatsrechts u. der Theologie in Rostock, Wittenberg u. Jena im Spätsommer 1604 Eintritt in den Staatsdienst bei Karl IX. v. Schweden, Ende 1605 Ernennung zum entlohnten Staatsbeamten, am 10.10.1606 Abreise als Sondergesandter nach Mecklenburg, am 18.3.1607 Rückkehr nach Stockholm, Juni 1609 Ernennung zum Reichsrat, am 6.1.1612 zum Reichskanzler Gustav II. Adolfs v. Schweden, Ende Oktober 1626 zum Generalgouverneur Schwedens in Preußen. Oxenstierna trat für eine umfassende Mitverantwortung des Adels ein, die allerdings nur durch ein starkes Königtum gesichert war. Er wandelte den Reichsrat von einem nur vorübergehend eingeberufenen Gremium zur ständigen Regierung um, die unter seinem Einfluss die Politik Gustav II. Adolfs zumeist unterstützte. Auch der Reichstag, die Versammlung der Stände, wurde v. Oxenstierna reformiert. Er sicherte den Einfluss des Königs u. des Adels gegenüber der Bauernschaft, die durch immer neue Steuern diese neue Politik finanzieren musste. 1629 konnte er mit Polen den Frieden v. Altmark abschliessen, der Schwedens Eingreifen in den Dreißigjährigen Krieg erst ermöglichte. Nach dem Sieg bei Breitenfeld wurde Oxenstierna Bevollmächtigter der schwedischen Krone am Rhein, am 22.1.1632 kam er in Frankfurt am Main am Hofe Gustav II. Adolfs an. Am 5.12.1632 übermittelte Oxenstierna die neue „Regierungsform“ Schwedens an den Reichsrat, am 12.1.1633 wurde er bevollmächtigter Legat Schwedens im Heiligen Römischen Reich und Befehlshaber der dort stationierten Heere Schwedens, am 14.3.1633 Mitglied der Vormundschaftsregierung Königin Christinas, April 1633 Direktor des Heilbronner Bundes. Am 29.7.1634 bestätigte der schwedische Reichstag die neue „Regierungsform“. Nach der Schlacht bei Nördlingen löste sich der Heilbronner Bund wieder auf, was im April 1635 zu dem Treffen Oxenstiernas mit Richelieu in Compiègne führte. 1636 wurde er Leiter der Vormundschaftsregierung für Christina. Nach dem Regierungsantritt Christinas schwand sein politischer Einfluss. Am 20.11.1645 wurde er in den Grafenstand erhoben, am 24. 9.1650 bejahte er die Erbmonarchie in Schweden. Oxenstierna, der im Laufe dieses Krieges zu einem der größten Gutsbesitzer Schwedens geworden war, gilt als der intelligenteste Politiker seiner Epoche. Vgl. allgemein WETTERBERG, Kanslern. ENGLUND, Die Verwüstung Deutschlands S. 138, charakterisiert Oxenstierna prägnant als „humorlos, gelehrt, willensstark, arrogant, intelligent, ausgestattet mit einem phantastischen Gedächtnis, unerschöpflicher Energie und einem verblüffenden Organisationsvermögen“. MDSZ; GOETZE, Politik; ZIRR, Oxenstierna. WETTERBERG, Axel Oxenstierna; FINDEISEN, Axel Oxenstierna; BACKHAUS (Hg.), Brev 1-2, IRMER, Die Verhandlungen Schwedens Bd. 1-3.
[52] Bernhard Herzog v. Sachsen-Weimar [16.8.1604 Weimar-18.7.1639 Neuenburg am Rhein], schwedischer, dann französischer General. 1622 Teilnahme an den Treffen bei Wiesloch u. Wimpfen, 1623 bei Stadtlohn. 1625 Eintritt in dänische, 1631 in schwedische Dienste, April 1632 Beförderung zum General. In der Schlacht bei Lützen übernahm er nach dem Tod Gustav Adolfs v. Schweden den Oberbefehl über das schwedische Heer, als Donation erhielt er das Herzogtum Franken. 1635 Eintritt in französische Dienste, 1638 Sieg über die Kaiserlichen bei Rheinfelden, Dezember 1638 Einnahme v. Breisach. Vgl. JENDRE, Diplomatie und Feldherrnkunst; RÖSE, Herzog Bernhard der Große; DROYSEN, Bernhard von Weimar I, II.
[53] Mainz; HHSD V, S. 214ff.
[54] TOEGEL, Der Schwedische Krieg, Nr. 1022, S. 324.
[55] Obrist [schwed. överste, dän. oberst, tschech. plukovník]: I. Regimentskommandeur oder Regimentschef mit legislativer u. exekutiver Gewalt, „Bandenführer unter besonderem Rechtstitel“ (ROECK, Als wollt die Welt, S. 265), der für Bewaffnung u. Bezahlung seiner Soldaten u. deren Disziplin sorgte, mit oberster Rechtsprechung u. Befehlsgewalt über Leben u. Tod. Dieses Vertragsverhältnis mit dem obersten Kriegsherrn wurde nach dem Krieg durch die Verstaatlichung der Armee in ein Dienstverhältnis umgewandelt. Voraussetzungen für die Beförderung waren (zumindest in der kurbayerischen Armee) richtige Religionszugehörigkeit (oder die Konversion), Kompetenz (Anciennität u. Leistung), finanzielle Mittel (die Aufstellung eines Fußregiments verschlang 1631 in der Anlaufphase ca. 135.000 fl.) u. Herkunft bzw. verwandtschaftliche Beziehungen (Protektion). Zum Teil wurden Kriegskommissare wie Johann Christoph Freiherr v. Ruepp zu Bachhausen zu Obristen befördert, ohne vorher im Heer gedient zu haben; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2398, fol. 577 (Ausfertigung): Ruepp an Maximilian I., Gunzenhausen, 1631 XI 25. Der Obrist ernannte die Offiziere. Als Chef eines Regiments übte er nicht nur das Straf- u. Begnadigungsrecht über seine Regimentsangehörigen aus, sondern er war auch Inhaber einer besonderen Leibkompanie, die ein Kapitänleutnant als sein Stellvertreter führte. Ein Obrist erhielt in der Regel einen Monatssold v. 500-800 fl. je nach Truppengattung, 500 fl. zu Fuß, 600 fl. zu Roß [nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630)] in der kurbrandenburgischen Armee 1.000 fl. „Leibesbesoldung“ nebst 400 fl. Tafelgeld u. 400 fl. für Aufwärter. In besetzten Städten (1626) wurden z. T. 920 Rt. erpresst (HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermark, S. 15). Nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm als Obrist u. Hauptmann der Infanterie 800 Rt. monatlich zu; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 460. Daneben bezog er Einkünfte aus der Vergabe v. Offiziersstellen. Weitere Einnahmen kamen aus der Ausstellung v. Heiratsbewilligungen, aus der Beute – hier standen ihm 27 Rt. 39 Albus pro 1.000 Rt. Beute zu; HOFMANN, Peter Melander, S. 156 – u. aus Ranzionsgeldern, Verpflegungsgeldern, Kontributionen, Ausstellung v. Salvagardia-Briefen – die er auch in gedruckter Form gegen entsprechende Gebühr ausstellen ließ, im Schnitt für 5 Rt., – u. auch aus den Summen, die dem jeweiligen Regiment für Instandhaltung u. Beschaffung von Waffen, Bekleidung u. Werbegeldern ausgezahlt wurden. Da der Sold teilweise über die Kommandeure ausbezahlt werden sollten, behielten diese einen Teil für sich selbst oder führten „Blinde“ oder Stellen auf, die aber nicht besetzt waren. Auch ersetzten sie zum Teil den gelieferten Sold durch eine schlechtere Münze. Zudem wurde der Sold unter dem Vorwand, Ausrüstung beschaffen zu müssen – Obristen belieferten ihr Regiment mit Kleidung, Waffen u. Munition – , gekürzt oder die Kontribution unterschlagen. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabrugischenn handlung, S. 277 (1634) zur schwedischen  Garnison: „Am gemelten dingstage sein 2 Soldaten bey mir hergangen bey r[atsherr] Joh[ann] Fischers hause. Der ein sagt zum andern: In 3 Wochen habe ich nur 12 ß [Schilling = 6 Heller = 12 Pfennig; das entsprach insgesamt dem Tageslohn eines Maurers; BW]. Ich wol, das der donner und der blytz inn der statt schlüge, das es bränte und kein hauß stehen bliebe. Muß das nicht Gott erbarmen. Wir burger mußen alle wochen unse contribution zahlen, die obristen nehmmens geldt zu sich, und die gemeinen soldaten mußen hunger leyden“. Zur brandenburgischen Armee heißt es; OELSNITZ, Geschichte, S. 64: „Fälle, daß die Obersten mit ihren Werbegeldern durchgingen, gehörten nicht zu den größten Seltenheiten; auch stimmte bei den Musterungen die Anzahl der anwesenden Mannschaften außerordentlich selten mit den in der Kapitulation bedingten. So sollte das Kehrberg’sche [Carl Joachim v. Karberg; BW] Regiment 1638 auf 600 Mann gebracht werden, es kam aber nie auf 200. Es wurde dem Obersten der Proceß gemacht, derselbe verhaftet und kassirt. Aehnlich machte es der Oberst Rüdiger v. Waldow [Rüdiger [Rötcher] v. Waldow; BW] und es ließen sich noch viele ähnliche Beispiele aufführen“. Vgl. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabrugischen handlung, S. 277: „Wir burger mußen alle wochen unse contribution zahlen, die obristen nehmmens geldt zu sich, und die gemeinen soldaten mußen hunger leyden“. Der Austausch altgedienter Soldaten durch neugeworbene diente dazu, ausstehende Soldansprüche in die eigene Tasche zu stecken. Zu diesen „Einkünften“ kamen noch die üblichen „Verehrungen“, die mit dem Rang stiegen u. nichts anderes als eine Form von Erpressung darstellten, u. die Zuwendungen für abgeführte oder nicht eingelegte Regimenter („Handsalben“) u. nicht in Anspruch genommene Musterplätze; abzüglich allerdings der monatlichen „schwarzen“ Abgabe, die jeder Regimentskommandeur unter der Hand an den Generalleutnant oder Feldmarschall abzuführen hatte; Praktiken, die die obersten Kriegsherrn durchschauten. Zudem erbte er den Nachlass eines ohne Erben u. Testament verstorbenen Offiziers. Häufig stellte der Obrist das Regiment in Klientelbeziehung zu seinem Oberkommandierenden auf, der seinerseits für diese Aufstellung vom Kriegsherrn das Patent erhalten hatte. Der Obrist war der militärische ‚Unternehmer‘, die eigentlich militärischen Dienste wurden vom Major geführt. Das einträgliche Amt – auch wenn er manchmal „Gläubiger“-Obrist seines Kriegsherrn wurde – führte dazu, dass begüterte Obristen mehrere Regimenter zu errichten versuchten (so verfügte Werth zeitweise sogar über drei Regimenter), was Maximilian I. v. Bayern nur selten zuließ oder die Investition eigener Geldmittel v. seiner Genehmigung abhängig machte. Im April 1634 erging die kaiserliche Verfügung, dass kein Obrist mehr als ein Regiment innehaben dürfe; ALLMAYER-BECK; LESSING, Kaiserliche Kriegsvölker, S. 72. Die Möglichkeiten des Obristenamts führten des Öfteren zu Misshelligkeiten und offenkundigen Spannungen zwischen den Obristen, ihren karrierewilligen Obristleutnanten (die z. T. für minderjährige Regimentsinhaber das Kommando führten; KELLER, Drangsale, S. 388) u. den intertenierten Obristen, die auf Zeit in Wartegeld gehalten wurden u. auf ein neues Kommando warteten. Zumindest im schwedischen Armeekorps war die Nobilitierung mit dem Aufstieg zum Obristen sicher. Zur finanziell bedrängten Situation mancher Obristen vgl. dagegen OMPTEDA, Die von Kronberg, S. 555. Da der Obrist auch militärischer Unternehmer war, war ein Wechsel in die besser bezahlten Dienste des Kaisers oder des Gegners relativ häufig. Der Regimentsinhaber besaß meist noch eine eigene Kompanie, so dass er Obrist u. Hauptmann war. Auf der Hauptmannsstelle ließ er sich durch einen anderen Offizier vertreten. Ein Teil des Hauptmannssoldes floss in seine eigenen Taschen. Dazu beanspruchte er auch die Verpflegung. OELSNITZ, Geschichte, S. 64f.: Der kurbrandenburgische Geheime Rat Adam Graf zu „Schwarzenberg spricht sich in einem eigenhändigen Briefe (22. August 1638) an den Geheimen Rath etc. v. Blumenthal [Joachim Friedrich Freiherr v. Blumenthal; BW] sehr nachtheilig über mehrere Obersten aus und sagt: ‚weil die officierer insgemein zu geitzig sein und zuviel prosperiren wollen, so haben noch auf die heutige stunde sehr viele Soldaten kein qvartier Aber vnter dem schein als ob Sie salvaguardien sein oder aber alte reste einfodern sollen im landt herumb vagiren vnd schaffen ihren Obristen nur etwas in den beutel vnd in die küch, Es gehöret zu solchen dantz mehr als ein paar weißer schue, das man dem General Klitzingk [Hans Kaspar [Caspar] v. Klitzing; BW] die dispositiones vom Gelde und vonn proviant laßen sollte, würde, wan Churt borxtorff [Konrad [Kurt] Alexander Magnus v. Burgsdorff; BW] Pfennigmeister vnd darvber custos wehre der katzen die kehle befohlen sein, wir haben vnd wissen das allbereit 23 Stäbe in Sr. Churf. Drchl. Dienst vnd doch ist kein einsiger ohne der alte Obrister Kracht [Hildebrand [Hillebrandt] v. Kracht; BW] der nit auß vollem halse klaget als ob Man Ihme ungerecht wehre, ob Sie In schaden gerieten, Man sol sie vornemen Insonderheit die, welche 2000 zu lievern versprochen vnd sich nit 300 befinden vndt sol also exempel statuiren – aber wer sol Recht sprechen, die höchste Im kriegsrath sein selber intressirt vnd mit einer suppen begossen“. Ertragreich waren auch Spekulationen mit Grundbesitz oder der Handel mit (gestohlenem) Wein (vgl. BENTELE, Protokolle, S. 195), Holz, Fleisch oder Getreide. Meist führte er auch seine Familie mit sich, so dass bei Einquartierungen wie etwa in Schweinfurt schon einmal drei Häuser „durch- und zusammen gebrochen“ wurden, um Raum zu schaffen; MÜHLICH; HAHN, Chronik 3. Bd., S. 504. Die z. T. für den gesamten Dreißigjährigen Krieg angenommene Anzahl v. rund 1.500 Kriegsunternehmern, von denen ca. 100 bis 300 gleichzeitig agiert hätten, ist nicht haltbar, fast alle Regimentsinhaber waren zugleich auch Kriegs- bzw. Heeresunternehmer. Moritz Heinrich v. Nassau-Hadamar [1626-1679] erhielt 1640 bereits mit 13 Jahren in Anerkennung der Verdienste seines Vaters Johann Ludwig ein Kürassierregiment u. den Sold eines Obristen; Dillenburgische Intelligenz-Nachrichten des Jahres 1779. Dillenburg 1779, Sp. 422. II. Manchmal meint die Bezeichnung „Obrist“ in den Selbstzeugnissen, Chroniken etc. nicht den faktischen militärischen Rang, sondern wird als Synonym für „Befehlshaber“ verwandt. Vgl. KAPSER, Heeresorganisation, S. 101ff.; BOCKHORST, Westfälische Adelige, S. 15ff., REDLICH, German military enterpriser; DAMBOER, Krise; WINKELBAUER, Österreichische Geschichte 1. Bd., S. 413ff.
[56] Miklós VII. Forgách [Forgatz] Graf de Gýmeš [Ghymes] u. Gács [1586-1635], kaiserlicher Obrist.
[57] TOEGEL, Der Schwedische Krieg, Nr. 1024, S. 325.
[58] Römhild [LK Hildburghausen]; HHSD IX, S. 353ff.
[59] Bad Königshofen im Grabfeld [Stadt Bad Königshofen i. Grabfeld]; HHSD VII, S. 368.
[60] Leitmeritz [Litoměřice; Tschechien]; HHSBöhm, S. 324ff.
[61] Eger [Cheb; Tschechien]; HHSBöhm, S. 119ff.
[62] Johann Georg I. Kurfürst v. Sachsen [5.3.1585 Dresden-8.10.1656 Dresden], regierte 1611-1656, verheiratet mit Magdalena Sibylla v. Preußen [1586-1659]; ESSEGERN, Fürstinnen. Nach der Verpfändung der Ober- u. der Niederlausitz militärisches Eingreifen gegen Friedrich V. u. die abtrünnigen Länder der böhmischen Krone, nach der Niederlage Friedrichs V. erfolgloses Eintreten für dessen Kurrechte. 1631 Scheitern des Versuchs, Kursachsen als Führungsmacht der protestantischen Reichsstände als dritte Kraft gegenüber der kaiserlich-ligistischen Seite u. der schwedischen Partei zu etablieren, nach Tillys Einmarsch in Sachsen Anschluss an Schweden, nach der Schlacht bei Nördlingen 1634 u. dem Prager Frieden 1635 Übertritt auf die kaiserliche Seite, 1645 Waffenstillstand mit Schweden u. Frieden v. Eilenburg. THOß, Sachsen; GOTTHARD, Johann Georg I.; BURKHARDT, Der Dreißigjährige Krieg und die sächsische Politik.
[63] Generalleutnant [schwed. generallöjtnant, dän. generalløjtnant, tschech. generálporučík]: Der Generalleutnant vertrat den General bzw. Feldherrn u. war in der kaiserlichen, kurbayerischen, dänischen u. schwedischen Armee der höchste Befehlshaber u. Stellvertreter des Kaisers u. des Königs/der Königin, mit weitgehenden politischen u. militärischen Vollmachten. Über ihm stand nur noch der „Generalissimus“ mit absoluter Vollmacht. 1625 wurde er mit 908 Rt. monatlich in der dänischen Armee besoldet; OPEL, Der niedersächsisch-dänische Krieg 2. Bd., S. 171. Als Rekompens erhielt er in der kaiserlichen u. kurbayerischen Armee für seine Leistungen Landzuweisungen (zumeist aus eroberten Gebieten oder den sogenannten „Rebellengütern“) sowie die Erhebung etwa in den Grafen- oder Herzogsstand. Als Stellvertreter seines Dienstherrn führte er Verhandlungen mit den Ständen, erzwang die Depossedierung v. Adligen u. Absetzung v. Territorialherrn in den besetzten Gebieten u. lenkte durch seine Abgesandten auch Friedensverhandlungen. Wichtige Träger der gesamten Organisation des Kriegswesens waren dabei die Generalkriegskommissare u. die Obristen, die in der Regel nach ihm oder nach seinen Vorschlägen bestallt wurden.
[64] Hans Georg v. Arnim-Boitzenburg [Arnheim] [1583 Boitzenburg-28.4.1641 Dresden], polnische, dann schwedische Dienste, 1627 kaiserlicher Obrist, Feldmarschall, 1630 kurbrandenburgischer u. kursächsischer Feldmarschall, 1635 Ausscheiden wegen Prager Frieden, 1637 Verschleppung nach Schweden u. Flucht, ab 1641 Reorganisation der kursächsischen Armee. Vgl. STADTMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermark, S. 30ff.; ARNIM, Jaspar von: http://www.vonarnim.com/portraits/Hans-Georg/Lebenslauf HansGeorg.pdf.
[65] Pirna [LK Sächsische Schweiz-Osterzgebirge]; HHSD VIII, S. 276ff.
[66] Ilmenau [Ilm-Kreis]; HHSD IX, S. 211ff.
[67] Freiberg [LK Mittelsachsen]; HHSD VIII, S. 99ff.
[68] Chemnitz; HHSD VIII, S. 43ff. Vgl. auch FIEDLER, Mit Sengen und Brennen, S. 8ff.
[69] Zwickau [LK Zwickau]; HHSD VIII, S. 380ff.
[70] Plauen [Vogtland]; HHSD VIII, S. 279ff.
[71] Saalfeld [LK Saalfeld-Rudolstadt]; HHSD IX, S. 369ff.
[72] Königsee, heute Ortsteil von Königsee-Rottenbach [LK Saalfeld-Rudolstadt]; HHSD IX, S. 239f.
[73] Dragoner [schwed. dragon, dän. dragoon, frz. dragon, tschech. dragoun]: leichter Reiter, der auch zu Fuß focht, benannt nach den mit Drachenkopf (dragon) verzierten Reiterpistolen, nach KEITH, Pike and Shot Tactics, S. 24, aus dem Holländischen „dragen“ bzw. „tragen“. „Arbeiter zu Pferd“ hat man sie genannt. Der Dragoner war im Prinzip ein berittener Musketier (der zum Gefecht absaß), da das Pferd zu schlecht war, um mit der Kavallerie ins Gefecht reiten zu können. Berneck, Geschichte der Kriegskunst, S. 136. Auch äußerlich war der Dragoner nicht vom Infanteristen zu unterscheiden. So sprechen auch Zeitgenossen in der Regel v. Reitern u. Dragonern. Zudem verfügte in der schwedischen Armee 1631/32 etwa nur die Hälfte der Dragoner überhaupt über ein Pferd. Oft saßen daher zwei Dragoner auf einem Pferd. Falls überhaupt beritten, wurden die Dragoner als Vorhut eingesetzt, um die Vormarschwege zu räumen u. zu sichern. Teilweise machte man auch Unberittene zu Dragonern, indem man ihnen ein Pferd u. eine Muskete gab; SCHWARZ, Die Neumark, S. 52. Des Öfteren führten Dragoner am Sattelknopf kleine Äxte mit, um Hindernisse entfernen oder sich auch zeitweise selbst verteidigen zu können. Zum Teil wurden unberittene Dragoner-Einheiten als Musketiere in den Kampf geschickt. Zu ihren Aufgaben gehörte auch Sicherung u. Deckung v. Konvois, Patrouillen, Angriffe aus dem Hinterhalt, Bildung der Vor- u. Nachhut. Ausführlich dargestellt bei ENGERISSER, Von Kronach, S. 468ff., FLIEGER, Die Schlacht, S. 123ff.  Eine Designation vom 13.7.1643 über die Verwendung des Werbegeldes bzw. die Abrechnung für einen Dragoner stellt 44 fl. 55 kr. in Rechnung. Ein schwedisches Dragonerregiment soll sogar zu einem Drittel aus Zigeunern bestanden haben. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd. Zu den Waffen vgl. http://www.engerisser.de/Bewaffnung/Bewaffnung.html.
[74] Frickenhausen a. Main [LK Würzburg]; HHSD VII, S. 213.
[75] Ochsenfurt [LK Würzburg]; HHSD VII, S. 557.
[76] Thilo Albrecht v. Uslar [13.12.1586 Wake-14./24.10.1634 vor Minden], braunschweigisch-lüneburgischer Generalleutnant.
[77] Major [schwed. major, dän. major, tschech. major]: Der Major war im Dreißigjährigen Krieg der Oberwachtmeister des Regiments (zunächst nur in der Infanterie). Er sorgte für die Ausführung der Anordnungen u. Befehle des Obristen u. Obristleutnants. Im Frieden leitete er die Ausbildung der Soldaten, sorgte für die Instandhaltung ihrer Waffen, hatte die Aufsicht über die Munition u. war verantwortlich für die Regimentsverwaltung. Im Krieg sorgte der Major für Ordnung auf dem Marsch u. im Lager, beaufsichtigte die Wach- u. Patrouillendienste u. stellte das Regiment in Schlachtordnung. Zudem hatte er den Vorsitz im Kriegs- u. Standgericht. Er erhielt 1633 monatlich 200 Rt. bei der Infanterie u. 300 fl. bei der Kavallerie, 200 fl. bei der dänischen Armee.
[78] Erdmann Gaul [ – ], sachsen-weimarischer Major.
[79] [Bad] Neustadt/Saale [LK Rhön-Grabfeld], HHSD VII, S. 59f.
[80] Mellrichstadt [LK Rhön-Grabfeld]; HHSD VII, S. 438f.
[81] Hans Heinrich v. Heßler, der Jüngere [15.2.1608 Kloster Haeseler-2.9.1654 auf Schloss Balgstädt], schwedisch-weimarischer Obrist.
[82] Peter [v. ?] Reuschel [Reischel, Reusch] auf Zedwitz u. Schallenreuth [1598-28.4.1657], schwedisch-weimarischer Obristleutnant (1634), spätestens ab 1638 kursächsischer, dann schwedischer Obrist.
[83] Saalfeld [LK Saalfeld-Rudolstadt]; HHSD IX, S. 369ff.
[84] Königsee, heute Ortsteil von Königsee-Rottenbach [LK Saalfeld-Rudolstadt]; HHSD IX, S. 239f.
[85] Schleusingen [LK Hildburghausen]; HHSD IX, S. 382ff.
[86] Torsten Stålhandske [Stolhanscha, Stahlhandschuh, Stahlhanndtschuch, Stalhans, Stallhans, Stalhansch, Stallhuschl, Stalhanß, Stall-Hanß, Stallhaus, Stallhausen, Stolhanski, Starrhase, Lo Stallo, Lo Stallans, Statehornes] [1594 Porvoo/Borgå (Finnland)-21.4./1.5.1644 Haderslev/Nordschleswig], schwedischer Generalmajor. Vgl. http://www.kansallisbiografia.fi/english/?id=2342.
[87] Zeitz [Burgenlandkreis]; HHSD XI, S. 519ff.
[88] Naumburg (Saale) [Burgenlandkreis]; HHSD XI, S. 341ff.
[89] Weimar; HHSD IX, S. 473ff.
[90] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.
[91] Arnstadt [Ilm-Kreis]; HHSD IX, S. 18ff.
[92] Hessen-kasselische Armee: „Armee ohne Land“: PRESS, Hessen, S. 312, über die Armee der Landgrafschaft Hessen-Kassel. Nach den Zahlen bei BETTENHÄUSER, Die Landgrafschaft Hessen, S. 17, müsste jeder 4. Einwohner der Landgrafschaft Soldat gewesen sein. Hessen-Kassel unterhielt bei einer Einwohnerzahl v. 70.-80.000 eine Armee v. insgesamt 18.000 Mann, die nur durch Kontributionen in den besetzten Gebieten erhalten werden konnte; ein typischer Fall v. Überrüstung. Laut Dorstener Vertrag hatte Amalie v. Hessen-Kassel eine Armee v. 7.000 Mann zu Fuß u. 3.000 Reitern zu unterhalten; dafür zahlte Frankreich jährlich 200.000 Rt.; Staatsarchiv Marburg 4 f Frankreich Nr. 55; Bibliothèque Nationale Paris Manuscrit français Nr. 17885. Vgl. auch SODENSTERN, Die Anfänge.
[93] Kavalkade: Reiterzug, Ritt, Kriegszug, für die z. B. Königsmarck mit seinem fliegenden Korps bekannt war. Ferdinand III. an Gallas, 2.5.1643; BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1476, S. 479: Er habe in Erfahrung gebracht, dass die Reiterei ohne hinreichende Gründe häufig überflüssige und strapaziöse Kavalkaden unternehme. Deshalb solle die Ausrüstung der Reiterei nicht fortgesetzt werden. Jeder Obrist u. jeder Rittmeister sollten ab jetzt für jede Kompanie 1.2000 fl. erhalten, eine Hälfte im Dezember, ein Hälfte im Mai. Diese Summe müssse für den Ersatz verlorener Pferde u. ä. aufkommen.
[94] Rudolstadt [LK Saalfeld-Rudolstadt]; HHSD IX, S. 360ff.
[95] Mühlhausen [Unstrut-Hainich-Kreis]; HHSD IX, S. 286ff.
[96] Eisenach [LK Eisenach]; HHSD IX, S. 88ff.
[97] Bad Kissingen; HHSD VII, S. 58f.
[98] Hammelburg [LK Bad Kissingen]; HHSD VII, S. 268ff.
[99] Wetterau; HHSD IV, S. 457ff.
[100] Bad Königshofen im Grabfeld [Stadt Bad Königshofen i. Grabfeld]; HHSD VII, S. 368.
[101] Generalfeldzeugmeister [schwed. general för artilleriet, dän. generelt feldzeugmeister]: Der Generalfeldzeugmeister war Befehlshaber der dritten, wenn auch teilweise gering geschätzten Truppengattung, der Artillerie; bei Beförderungen wurden die vergleichbaren Ränge bei der Kavallerie, dann der Infanterie bevorzugt. Der Rang umfasste das Kommando über Artillerie. Er erhielt nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630) monatlich 1.200 fl. Ihrem Befehlshaber fielen die sogenannten „Glockengelder“  [Geld, womit eine eroberte Stadt, die sich vom groben Geschütze hat beschießen lassen, ihre Glocken u. ihr Kupfergeschirr, welches alles herkömmlich der Artillerie des Eroberers heimfällt, wieder erkaufen oder einlösen muß. KRÜNITZ, Enzyklopädie Bd. 19, S. 192], zu, wenn man während der Belagerung etwa bei Sturmläufen hatte die Glocken läuten lassen, was nach dem „Recht“ des Siegers 12.000 fl. [zum Vergleich: 1634 wurde ein Bauernhof mit 8.-1.000 fl., ein  kleines Schloss mit 4000 fl. veranschlagt; MATHÄSER, Friesenegger, S. 51] u. mehr sein konnte. Vgl. auch HOCHEDLINGER, Des Kaisers Generäle. Ihm unterstanden die Schanzmeister u. die Brückenmeister, zuständig für Wege-, Brücken-, Lager- u. Schanzenbau sowie die Anlage v. Laufgraben vor Festungen.
[102] Melchior Friedrich Gottfried Reichsgraf Hatzfeldt [Hartzefeld] v. Gleichen [20.10.1593 Crottorf-9.11.1658 Schloss Powitzko bei Trachenberg/Schlesien], Bruder des Würzburger Bischofs Franz v. Hatzfeldt, für den geistlichen Stand bestimmt, kaiserlicher bzw. kurbayerischer Feldmarschall-Leutnant, Generalfeldzeugmeister u. Feldmarschall. Am 6.8.1623 Teilnahme am Kampf bei Stadtlohn, 1625 Wechsel ins Heer Wallensteins als Obristleutnant unter Franz Albrecht v. Sachsen-Lauenburg, 1627 Teilnahme am Feldzug gegen die Dänen, 1629 Marsch nach Mantua, am 17.9.1631 Teilnahme an der Schlacht bei Breitenfeld, 1632 Obrist u. Kommandeur eines eigenen Regiments, 1633 Beförderung zum Feldmarschallleutnant, 1634 wurde er Generalfeldzeugmeister u. 1635 Feldmarschall wegen der Verdienste um die Eroberung Kaiserslauterns, am 4.10.1636 Niederlage in der Schlacht bei Wittstock gegen Johan Banér als militärischer Ratgeber Johann Georgs I. von Sachsen, 1637 Venichtungsfeldzug in Sachsen, am 17.10.1638 Sieg bei Vlotho über Ruprecht v. der Pfalz, 1639 Belehnung mit der Herrschaft Gleichen (Thüringen) durch den Kurfürsten v. Mainz (diese Belehnung zwang Johan Banér 1640 zur Aufhebung der Belagerung Leipzigs), 1641 Erwerb der Herrschaft Trachenberg in Schlesien aus dem Besitz des hingerichteten Wallenstein-Anhängers Hans Ulrich v. Schaffgotsch, Kommandeur der kaiserlichen Armee in Westfalen, 1641 Eintritt in kurbayerische Dienste wegen Differenzen mit Matthias Gallas, am 24.11.1643 Erfolg in der Schlacht bei Tuttlingen über die Franzosen unter Josias v. Ranzau, 1644/1645 Ernennung zum Kommandeur der kaiserlichen Hauptarmee, am 6.3.1645 Gefangennahme in der Schlacht bei Jankau. Am 30.8.1657 zum kaiserlichen Heerführer gegen die Schweden in Polen ernannt, eroberte Hatzfeldt Krakau.
[103] General(feld)wachtmeister [schwed. generalmajor]: Bei den hohen Offizierschargen gab es in der Rangfolge „Generalissimus“, „Generalleutnant“, „Feldmarschall“, „Generalfeldzeugmeister“, auch den „General(feld)wachtmeister“, den untersten Generalsrang im ligistischen Heer. In der Regel wurden Obristen wegen ihrer Verdienste, ihrer finanziellen Möglichkeiten u. verwandtschaftlichen u. sonstigen Beziehungen zu Generalwachtmeistern befördert, was natürlich auch zusätzliche Einnahmen verschaffte. So erhielt er pro 1.000 Rt. Beute u. Ranzion 33 Rt. 26 Alb. Anteil; HOFMANN, Peter Melander, S. 155. Der Generalwachtmeister übte nicht nur militärische Funktionen aus, sondern war je nach Gewandtheit auch in diplomatischen Aufträgen tätig. Der Generalfeldwachtmeister entsprach rangmäßig dem Generalmajor. Der Generalmajor nahm die Aufgaben eines Generalwachtmeisters in der kaiserlichen oder bayerischen Armee war. Er stand rangmäßig bei den Schweden zwischen dem Obristen u. dem General der Kavallerie, bei den Kaiserlichen zwischen dem Obristen u. dem Feldmarschallleutnant. Die Bezeichnung ergab sich aus seiner ursprünglichen Aufgabe, der Inspektion der Feldwachen u. dem Überwachen der Aufstellung der Brigaden u. Regimenter im Felde u. beim Marsch.
[104] Johann Freiherr v. [der] Beck [Bec] [1588-21.8.1648 Arras], kaiserlicher Generalfeldmarschall, ab 1642 Zivil- u. Militärgouverneur des Herzogtums Luxemburg u. der Grafschaft Chiny.
[105] Suhl; HHSD IX, S. 426ff.
[106] Zella-Mehlis [LK Schmalkalden-Meiningen]; HHSD IX, S. 496ff.
[107] ENGERISSER, Von Kronach, S. 386f.
[108] Plünderungsökonomie: Teilweise wurde gestohlenes Vieh in den Lagern v. den meist bei den Marketendern verschuldeten Söldnern zu 10 % des Marktwertes wieder an diese oder an Bürger u. Bauern aus den Städten und ihrem Umland verkauft. Pferde im Wert v. 20 Rt. wurden dabei um 1 Dukaten verkauft. BRAUN, Marktredwitz, S. 84f., über die auch anderweitig übliche Plünderungsökonomie: „Hingegen ihre Herbergsleute, die sich vor diesem als Tagelöhner bei ihnen erhalten, die haben sich jetzt sehr wohl befunden; denn diese hatten keine Güter, daher gaben sie auch keine Kontribution. Und ein solcher Gesell hat allezeit so viel gestohlen, daß er sich [hat] erhalten können. Wie er ein paar Taler zusammengebracht, hat er gesehen, daß er von den Soldaten eine Kuh [hat] erkaufen können. Oder aber, er hat den Soldaten etwas verraten, do er dann von ihnen eine geschenkt und umsonst bekommen. Do [hat] er dann solche an einen anderen Ort getrieben und soviel daraus erlöst, daß er hernach 3 oder 4 von den Soldaten hat (er)kaufen können. Denn es ward so ein Handel daraus, daß man auch aller christlichen Liebe vergaß; vielweniger fragte man auch mehr nach Ehrbarkeit und Redlichkeit. Wie es dann auch soweit gekommen [ist], daß die Soldaten in einem Dorf das Vieh genommen und hinweg getrieben, und die Bauern als ihre Nach(t)barn in dem nächsten Dorf haben solches Vieh von den Soldaten erkauft und alsbald bei Nacht weiter getrieben und wieder verkauft. Und war schon fast ein allgemeines Gewerbe daraus. Ihrer viel[e] hatten sich auf diesen ehrbaren Handel gelegt, denn wenn ein Soldat eine Kuh gestohlen, wußte er schon seinen gewissen Kaufmann. Und wenn an manchem Ort eine Partei Soldaten mit einer geraubten Herd[e] Vieh ankam, da war bei etlichen gottlosen Menschen ein freudenreiches Zulaufen und Abkaufen, nit anders(t) als wenn zu Amsterdam in Holland eine indianische Flotte anlangte. Ein jeder wollte der nächste sein und die schönste Kuh er(kaufen); ungeachtet der armen Leute, denen das Vieh abgenommen worden, [die] allernächst auf der Seite mit jämmerlichen Gebärden standen und sich wegen der Soldaten nichts (ver)merken lassen durften“. PFLUMMERN, Tagebücher, S. 21 (Biberach 1631): „Diser täglichen Einfähl und Blinderung wegen seind nit allein in castris sonderbare Kaufpläz, sonder auch in allen Dörfern bis auf Schömerberg herauf sowol mit Leinwat, Klaider, Hausgeschirr und allerhandt Mobilien solche Handthierungen, das es sich der Frankhforter Mess zue Wien vorm Kerntherthor vergleichet. Wirdet alles von Soldaten umb ein Spottgelt bekhomen, hernach aber von andern Leuten, so sich mit Victualien in das Leger wagen und dergleichen Sachen eintauschen, widerumb etwas theurers verhandlet. Es mangelt auch nit, das vil catholisches Baursgesindt in die verlassne ulmisch- und wirtenbergische Flekhen sich einschlaicht, und was der Soldat nit fortbringen könden, quasi per spicilegium [sozusagen als Ährenlese] gar aus dem Weg raumet“. WAGNER, Pforr, S. 109 (1631): „Indem, alß die Schwedische krigsarmada in Francken eingefallen und an allen ortten rind: und schaffvihe wechgenommen und solches große hauffen nach Meinungen [Meiningen; BW] getrieben und alda ein kuhe vor 2 thlr, ein schaff vor 1 kopst: hinweggeben, weil [indem] dan etliche bürger alhier auch hingangen, solches wohlfeilen viehes einzukauffen, haben ihnen solches die Meinunger ihnen nicht zulaßen wollen, sondern mit trewwortten abgetrieben und abgewießen, aber solch geraubt gut ist ihnen nicht gedeyet, indem solches mit dem ihren in a[nn]o 1634 bey dem Keyserisch[en] einfall alleß druffgangen“. Der schwäbische Schuhmacher Heberle weiß zu berichten, dass selbst Kanzelpredigten und obrigkeitliche Mandate nichts ausrichten konnten (1646); ZILLHARDT, Zeytregister, S. 212: „Weil nun so ein gross raub von dem kriegsvolckh, von margedenter und soldaten in die statt Ulm komen und von burger und bauren ist gekaufft worden, da haben die pfarer hefftig daryber geprediget und geschrien auff der cancel. Es ist auch von der oberkeit etliche male verboten worden, aber es hat wenig geholffen und ist nicht gelassen worden, sondern ales gekauffet worden“. Der Chronist u. Bürgermeister Leopold aus Marktredwitz; BRAUN, Leopold, S. 35: „Den 3. dito [3.7.1633, BW] ist der chursächsische Ober[st] Taube zu(m) Hof(f) [gemeint ist die Stadt Hof; BW] aufgebrochen und auf Plauen zu [ge]gangen. Und weil(n) viel der Hofer Bürger wegen Furcht der Kaiserischen mit ihm auszogen und die Flucht nahmen, plünderten die armen Bürger die Sächsischen selbst(en) aus. So ein wunderlicher Krieg war das !“ Teilweise hatte sich zwischen den einzelnen Territorien eine regelrechte Plünderungsökonomie entwickelt. Hatten 1621 die Detmolder Bauern im Paderborn’schen geplündert, so fielen jetzt Soldaten der Herforder Garnison zusammen mit Bauern aus Rietberg in Lippe ein; RINKE, Lippe, S. 17: So „rücken aus der Stadt Herfurd die einquartierten Soldaten mit vielen Wagen und rittbergischen Bauern in das Ambt Ditmold und laden aus der Ambtsmeyer und anderer Unterthanen Höfen die Wagen vol ungedroschener Früchte und bringens in die Stadt Herfurd, folget daraus ein großer Verderb der lipp. Länder, Obrigkeit und Unterthanen“. Zu den ständig steigenden Preisen für die Soldaten, die diese Plünderungen mit provozierten, vgl. KROENER, „Die Soldaten sind ganz arm, bloß, nackend, ausgemattet“, S. 288. Bei der Plünderung Magdeburgs hatten die Söldner 10 % des Nominalwertes auf Schmuck u. Silbergeschirr erhalten; KOHL, Die Belagerung, Eroberung und Zerstörung, S. 82. Profitiert hatten nur die Regimentskommandeure bzw. die Stabsmarketender. HAHN, Chronik 2. Theil, S. 396f. (Schweinfurt 1631, Datierung nach dem a. St.) „Weil nun die Schwedischen Soldaten den Meister im Bisthume Würzburg spielten, machten sie große Beute an Rindvieh, Pferden, Getreide, Wein u. s. w., welches sie alles um ein Spottgeld verkauften. Man konnte 1 Ochsen um zwey Thaler, 1 Kuh um einen Thaler, 1 Schwein oder Schaaf um ein Kopfstück bekommen. Daher wurde schon am 11. Oktober von dem hiesigen Rathe bey 10 Rthlr. Strafe den Bürgern verboten, auch nur das Geringste von geplündertem Gute zu kaufen; diese Strafe wurde am 23. December noch um 5 fl. erhöhet“. WÜRDIG; HEESE, Dessauer Chronik, S. 222: „Wie demoralisierend der Krieg auch auf die Landeskinder wirkte, ergibt sich aus einem fürstlichen Erlaß mit Datum Dessau, 6. März 1637, in dem es heißt: ‚Nachdem die Erfahrung ergeben hat, daß viele eigennützige Leute den Soldaten Pferde, Vieh, Kupfer und anderes Hausgerät für ein Spottgeld abkaufen, dadurch die Soldaten ohne Not ins Land ziehen und zur Verübung weiterer Plünderungen und Brandstiftungen auf den Dörfern, zum mindesten aber zur Schädigung der Felder Anlaß geben; sie auch oft zu ihrem eigenen Schaden die erkauften Sachen wieder hergeben müssen und dadurch das ganze Land dem Verderben ausgesetzt wird, befehlen wir (die Fürsten) hierdurch allen unseren Beamten und obrigkeitlichen Stellen, daß sie allen Einwohnern und Untertanen alles Ernstes auferlegen, Pferde, Vieh und sonstige Dinge von den Soldaten nicht zu kaufen“ ’. Der Überlinger Advokat Pflummern (1633 anlässlich des Anschlags auf Sigmaringen; SEMLER, Tagebücher, S. 30: „Die Soldaten clagen, daß bei oberzehltem sigmaringischen einfall vnsere burger vnd die bauren, wie auch die von adel, so mit ihren dienern ein absönnderliche truppa von 30 pferdten gemacht, nhur auf peütten sich gelegt, und nachdem sie ihre säckh gefüllt, ohne ordinanz sich fort- und wider nach hauß begeben. – Hergegen seyn die burger vnd andere mit den soldaten vnd vorab mit dem hauptmann Newmann mal content, daß vngeacht sie daß ihrige so gůtt, alß die soldaten praestirt vnd von paarem gellt gůtte peutten bekommen, sollche von den soldaten ihnen wider mit gewallt auß den hennden gerissen worden, darumb sie wegen sollchen Vebeln tractamente, vnd weiln sie ihrer arbaitt vnd gefahr kheinen genuß zu erwarten gehabt, sich nit vnbillich wider nach hauß begeben haetten“. Zum Teil wurden wohl auch Metalle auf Bestellung erbeutet. Pflummern berichtet; SEMLER, Tagebücher, S. 170: „Den 1 Augusti [1634; BW] ist abermaln ein hauff schwedischen volckhs von Bůchhorn oder Ravenspurg in daß gottshauß Salmanschweiler [Salem; BW] kommen, haben ettlich wägen mitgebracht, die sie mit allerhand mobilien beladen vnd weggeführt, sonderlich daß kupfer, darmit die althanen ob dem creutzgang an der kirchen bedeckht geweßt, wie auch die kupferinen rinnen oder küener, welliche sie durch die außgebrochene tächer abgehebt vnd ledig gemacht. Es seyn auch die amboß vnd schmidtbälg nicht sicher geweßt, sonder auf die wägen aufgeladen vnd fortgeführt worden. Allem vermůthen nach haben sich bei disen räubern vil handtwerckhleütt, kupferschmidt vnd dergleichen befunnden, welliche der peütt nachgezogen oder wegen fürderlichem abledigen deß kupfferwercks von Ravenspurg oder andern luthrischen stätten mitgenommen worden“.
[109] Ludwig Ernst Marschall [18.11.1575 Stuttgart-5.6.1652 Schleusingen], Oberaufseher von Henneberg.
[110] Herrengosserstedt, heute Ortsteil von An der Poststraße [Burgenlandkreis].
[111] Archidiakon: Der Archidiakon, zumeist Mitglied des Domkapitels, übte die geistliche Gerichtsbarkeit aus u geriet daher oft in Konflikt mit der landesherrlichen Jurisdiktion. Zudem besaß er das Visitations- u. Aufsichtsrecht über die ihm zugewiesenen Pfarreien u. bildete auf diese Weise das Zwischenglied zwischen Pfarrern u. Bischof.
[112] Anm. WERTHER: „Treißbach war ein einzelner Hof zwischen Eichenberg und Heinrichs gelegen, welcher besonders in gutem Wieswachs bestand, und schon in den Zeiten, als der Gau Grabfeld noch vorhanden war, erwähnt wird. Später wurde er zur Domaine Kloster Veßra geschlagen, und im J. 1820 abgebrochen“.
[113] Trompeter: Eigener, mit 12 fl. monatlich – teilweise wurden in besetzten Städten 12 Rt. (18 fl.) herausgepresst; HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermark, S. 15); Nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm 16 Rt. monatlich zu; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 461 – wie der Trommelschläger recht gut bezahlter, aber auch risikoreicher Berufsstand innerhalb des Militärs u. bei Hof mit wichtigen Aufgaben, z. B. Verhandlungen mit belagerten Städten, Überbringung wichtiger Schriftstücke etc., beim Militär mit Aufstiegsmöglichkeit in die unteren Offiziersränge. Vgl. dazu etwa Siedeler in den „Miniaturen“.
[114] Schwadron, Esquadron, Geschwader [schwed. skvadron, dän. squadron, tschech. eskadrona]: Im 16. Jahrhundert bezeichnete Escadre (v. lateinisch exquadra = Gevierthaufen, Geschwader) eine Stellungsform des Fußvolks u. der Reiterei, aus welcher im 17. Jahrhundert für letztere die Eskadron, für ersteres das Bataillon hervorging. Ca. 210 Pikeniere sollten eine Schwadron bilden, 3 eine Brigade. Die Schwadron der Reiterei entsprach der Kompanie der Fußtruppen. Die schwedische Kompanie (Fußtruppen) bestand nach TROUPITZ, Kriegs-Kunst, Franckfurt 1638, aus drei Schwadronen (zu Korporalschaften, eine Schwadron entsprach daher dem späteren Zug). Die Schwadron war in der Regel eine taktische, selbstständig operierende Infanterie- oder Kavallerieeinheit, die nur für die jeweilige Schlacht aus verfügbaren Einheiten gebildet wurde, meist aus einem Regiment bestehend. Nach Bedarf konnten a) bestehende zahlenmäßig starke Regimenter geteilt oder b) schwache Regimenter zu einer Schwadron zusammengelegt werden; SCHÜRGER, Archäologisch entzaubert, S. 380. Bei den Schweden entsprach 1634 eine Schwadron einem halben Regiment (vier Kompanien). Die Schwadron hatte einen Rittmeister, einen Leutnant, einen Kornett, einen Wachtmeister, einen Quartiermeister u. die Korporale.
[115] Oberhof ]LK Schmalkalden-Meiningen]; HHSD IX, S. 317f.
[116] Schlacht bei Stadtlohn am 6.8.1623: Niederlage Christians von Braunschweig-Wolfenbüttel gegen Tilly. Zwei Drittel von den 15.000 Mann Christians fielen oder gerieten in Gefangenschaft. Im weitverbreiteten Kupferstich „Warhafft vnd eigentlicher Bericht / was massen Hertzog Christian von Braunschweig Armada den 6. Augusti 1623. im Stifft Münster auffs Häupt erlegt“ (1623) [Germanisches Nationalmuseum Nürnberg HB 1780], ist v. etlichen 1000 Toten u. über 9.000 Verwundeten die Rede. Nach Tillys Bericht jedoch fielen an die 6.000 Mann oder waren geflohen, viele wurden aus Rache v. den Kroaten abgeschlachtet: „300 [Dragoner] von der Art hat, wie ich glaube, unsere Truppe bei Stadtlohn wie Schweine abgeschlachtet, denn sie brauchen nicht so sehr geschont zu werden“, hieß es in Tillys Protokoll über die Schlacht bei Altenoythe. 4.000 wurden gefangen genommen, darunter fünfzig höhere Offiziere Christians u. sein Verbündeter, Herzog Wilhelm IV. v. Sachsen-Weimar, dessen Allianz der Patrioten aller Stände die „deutsche Libertät“ vor dem Dominat des Hauses Habsburg hatte retten sollen. Der kaiserliche Obristleutnant Ilow hatte Wilhelm IV. einem Leutnant abgekauft u. dem Kaiser übergeben lassen, die kaiserliche Belohnung betrug 1.200 Rt. Militärhistorisch muss der Hauptanteil am Sieg Gallas zugeschrieben werden. Die ligistischen Truppen hatten etwa 1.700 Mann verloren, während sechzehn Kanonen, darunter neue, v. Moritz v. Oranien entwickelte Modelle, u. fast alle Munitionsvorräte, 85 Fahnen u. zwei Silberwagen erbeutet werden konnten. Während der Flucht der Braunschweigischen war zudem einer der Pulverwagen explodiert, was das allgemeine Durcheinander nur noch verstärkt hatte. „Obwohl die Braunschweigischen Wind zum Vorteil und die Ligistischen denselben mit dem Rauch und Staub entgegen gehabt, sind doch nichts desto minder, als diese ernstlich darauf gesetzt, die Braunschweigischen, sonderlich das Fußvolk, so mehrenteils neu geworben und des Durcheinander Schießens in Feldschlachten noch nicht gewohnt gewesen, ungeachtet ihrer Obristen Bedrohen und Bitten, in Unordnung und nachgehend in eine allgemeine Flucht geraten, da es dann an ein jämmerlich Massakrieren und Metzeln gegangen, darinnen sich die Krabaten sonderlich mit ihren Säbeln gebraucht und weder alt noch jung verschont, also daß der Graf von Tilly selber endlich dadurch zu Mitleid bewegt worden, daß er mit Trompetenschall ausrufen lassen, mit weiterm Totschlagen aufzuhören und den Rest, was sich nicht in die Wälder, Morast und sonsten salviert, gefangen zu nehmen“. Nach dem Bericht eines bayr. Augenzeugen, zit. bei JESSEN, Dreißigjähriger Krieg, S. 159. Zur miserablen Behandlung der Gefangenen vgl. BEER, Teutsche Winter=Nächte, S. 614f. FLIEGER, Schlacht bei Stadtlohn; OER, Schlacht bei Stadtlohn.
[117] Johann ‘t Serclaes Graf v. Tilly [Feb. 1559 Schloss Tilly, Gemeinde Villers-la-Ville/Villers; Herzogtum Brabant-30.4.1632 Ingolstadt], ligistischer Feldmarschall. Vgl. KAISER, Politik; JUNKELMANN, Der Du gelehrt hast; JUNKELMANN, Tilly.
[118] Kriegsgräuel, Kriegsverbrechen: Kriegsgräuel waren die Begleiterscheinung dieses Krieges v. Anfang an. Der Jesuit, Hofbeichtvater u. Begleiter Maximilians I. v. Bayern, Jeremias Drexel, auf dessen böhmischen Feldzug (1620), zur Eroberung v. Pisek am 30.9.1620; PÖRNBACHER, Barock, S. 325f.: „Heute um die dritte Stunde des Nachmittags ist Biska gleich beim ersten Eindringen in die Stadt erobert worden. Alle, die drinnen waren, hat man zusammengehauen und umgebracht. Besonders die Soldaten des Bucquoi haben niemand geschont, kein Geschlecht noch Alter, auch das Kind, das im Bett saß, wurde mit einem Gewehrschuß hingestreckt. Ein gar erbärmlicher Anblick war das, wohin die Einwohner oder die Besatzungssoldaten auch flohen, sie fielen in die Hände der Unseren und wurden getötet oder gefangen. Der Anführer wurde in der Stadt in tausend Stücke zerhauen. Einer Schwangeren, die im Schrecken gebar, wurde der Kopf gespalten, das Kind an der Wand zerschmettert. Man sagt, Bucquoi habe sein Schwert und den Regimentsstab zerbrochen, als er dem Gemetzel Einhalt bieten wollte, aber die Raserei der Soldaten war stärker. Mehrere stürzten sich ins Wasser, um wenigstens so zu entkommen, aber auch dort trafen sie die Kugeln und so starben sie fast einen doppelten Tod. Man sagt, es seien zwölfhundert Schützen in dieser Stadt gewesen, die schon an sich, und auch durch ihre Lage aufs beste befestigt war. Aber nicht einmal einen ganzen Tag hat sie diesem doppelten Heer, dem unsern und dem des [Charles Bonaventure de; BW] Bucquoi, widerstehen können. An diesem Abend liefen von den Böhmen 130 Soldaten ins Lager unseres Fürsten über. Überall herrscht unter unseren Feinden Furcht, Schrecken und großes Zittern, und das ist kein Wunder: schon kennt man den bayerischen Löwen“. HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 163f., Anm. 2: „Den 17. November 1621 Abends fielen sieben Cornet Reuter, unter Commando des Bayerischen General-Feld-Wachtmeisters Grafen von Anholt [Johann Jakob v. Anholt; BW] Commando in den [kurpfälzischen BW] Flecken Beerfelden, plünderten, ohnerachtet ihrer Verpflegung, denselben aus, nahmen 21 Pferde, und tractierten die Leute unmenschlich, daß sie, um ihr Leben zu retten, sich in die Wälder flüchteten. Folgenden Tags wurde durch den continuirenden Nach- und Rückzug von etlichen tausend Mann von der Bergstraße gegen Moßbach [Mosbach; BW] in dem Amt Freyenstein [Freienstein; BW] vollends alles aufgerieben, auch die Kirche ihres Kelchs und Ornats beraubet, der Pfarrer [Heinrich Lambinus; BW] erbärmlich geschlagen, und mit Stricken dermaßen geknebelt [=> geraitelt; BW], daß ihm Gesicht und Gehör vergangen, das Blut zu den Augen herausgedrungen, und er in wenig Tagen sterben müssen. Sie nannten ihn anders nicht, als einen Lutherischen Schelmen und wollten ihn mit Bedrohung der Castration zwingen, daß er den Kirchen-Gesang: »Erhalt uns, Herr, bey deinem Wort usw.« verschweeren sollte. Sie preßten ihm auch durch große Marter 600 fl. aus“. Hans Sonnenbächer, Schultheiß, in seiner Zeugenaussage; KUNZ; LIZALEK, Südhessische Chroniken, S. 206: „Mansfeldische Reiter, uf 30 stark, seien bei ihnen durchgestreift. Philipp Stumpf sei uf Schultern gehauen worden, denen sie als ein alten eisgrauen Mann gestöckt und gepleckt, ins Dorf genommen, mit Füßen ufgehängt, mit Lunten gebrennet, auch salvo honore [= mit Verlaub zu sagen (Entschuldigungsformel)] in Mund Urinam reddiert [= uriniert], endlich herab ufs Genick sehr übel fallen und schlagen lassen“. Der Pfarrer von Mönchsdeggingen, Christian Spradtler, am 4.1.1634 über die am 13.12.1633 erfolgte Plünderung u. seine Marter; STEGER, Jetzt ist die Flucht angangen, S. 51f.: „und einer unter ihnen, der sich des Ochsenwürthen, würthen von Nereßheim, welchen man vor diesem verbrand, Sohn genennet, sich öffentlich vernemen lassen, habe sich dem leibigen Satan ergeben ewiglichen. Alsobalden die anderen dreyen seine Spießgesellen gerufen, deren sich dann ein jeder mit seinen Instrumenten baldt gefaßt gemacht. Der erste mit einem hültzern reiteltopff, mich damit zu reiteln, der ander mit einem langen Strickh, mich damit zu binden, der dritte mit einem Schraufzeig mich damit zu klueben, Der vierte mit einem großen erdenen Topff darinnen etliche maß wasser, so sie den schwedischen trunckh nennen, gema(h)nt, mir damit den garauß zu machen“. Hans Hoxer in seiner Zeugenaussage; KUNZ; LIZALEK, Südhessische Chroniken, S. 213: „Ewald Weißen Frauen hätten sie die Nasen abgehauen. Ihm, Zeugen selbst, ein Strang um den Kopf gelegt und geknebelt, daß er ihnen etwas an Geld, so er in einem Säckel im Garten gescharret gehabt, geben, womit sie aber nicht content [= zufrieden] gewesen, sondern fürbaß [= weiter] einen Strang an beiden Armen gemacht, das Seil hinterrücks über ein Apfelbaumen Äste geworfen, schwebend ufgezogen, auch eine gut Weil hängen und sich bedencken lassen. Zeug aber [durch]gehalten und ferner nicht geschnellt [= hochgezogen worden]. Sonsten hätten sie in Gewölbe, darinnen er sein und anderer Leut Sachen verwahret gehabt, ufgebrochen und alles genommen, dabei zu verstehen geben, das hätte man unserm gnädigen Fürsten und Herrn [dem Landgrafen] zu danken. Vom Schänden wäre viel gehört worden, dann mit seines Nachbarn Barthel Schelches Eheweib hätten sie Schande geübt und doruf ins Wasser geworfen, welche kürzlich hernach, vermutlich aus Schrecken, gestorben“. Heinrich Clodius, Schulmeister, in seiner Zeugenaussage; KUNZ; LIZALEK, Südhessische Chroniken, S. 215: „Die Weimarischen hätten ihn, Zeugen selbst, in die Scheuer geführt, geknebelt, die Hände uf den Rücken gebunden, mit brennenden Lunten Pulver in die Hosen geblasen, auch deromaßen mit ihme übel gehaust, daß er den Mund noch nicht recht öffnen könne. Sie haben Jakob Schäfern mit dem Hals ufgehängt und ein Weil hängenlassen, bis er ihnen das Geld zu geben verwilliget. Niklas Glappacher hätten sie ein Kordel um die Pudenda [= Geschlechtsteile] gemacht, so lange zugezogen, bis er ihnen ufs 60 Gulden geben. Matthes Hammans Weib, samt andern viel mehr, Daumen ufgeschraubt um willen, Geld zu geben und zu verraten“. Pfarrer Heinel v. Waldkirchen (1632), zit. nach www.krumhermersdorf.de/literatur/urkunden: „Weil man etliche Soldaten unten im Dorfe abgesetzet und [ihnen] die Pferde genommen [hat] welches nicht nur hiesige Leute, sondern auch benachbarte verübet, [haben] General Holcks Völker [Soldaten] auf ihres Generals Befehl das Dorf angestecket [angezündet]; niedergehaun, was sie angetroffen, also daß sie etlichen die Köpfe in einem Hieb abgehauen [haben] und der Kopf den Berg [hin]abgelaufen, das Corpus [Körper] aber liegengeblieben [ist], welches jämmerlich zu sehen gewesen. Und sonst übel verfahren, wie die Rudera [Spuren] noch ausweisen „. Der Chronist u. Bürgermeister Leopold aus Marktredwitz; BRAUN, Marktredwitz, S. 23f.: „Zu dieser Zeit ging Jammer und Not an in unserem Lande und hat gewähret bis auf das 1637. Jahr; do man dann bald nichts anderes hörte als Rauben, Stehlen, Morden, Sengen und Brennen. Die armen Leut[e] wurden niedergehauen, gestochen, geschossen, auch gereitelt. Vielen [wurden] die Augen ausgestochen [und] Arm[e] und Bein[e] entzweigeschlagen. Ohren und Nasen, auch männliche Glieder und säugende Brüste wurden ab- und ausgeschnitten. Etliche [wurden] von ferne beim Feuer gebraten, (teils) im Rauchschlot aufgehenkt und Feuer unter sie geschüret. Etliche [sind] in die Backöfen gestoßen, Stroh vorgemacht und angezündet [worden]. Kein und Schwefel [wurde ihnen] unter die Nägel gesteckt und angezündet. Die Daumen [wurden] geschraubet, spitzige Knebel ins Maul gestecket, [so] daß das Blut haufenweiß heraus geloffen [ist]. Hernach(er) [ist] der ganze Leib durch den Mund mit Urin und Mistwasser gefüllet [worden], die Fußsohlen [wurden] aufgeschnitten, hernach Salz hineingestreuet, Riemen aus den Leibern geschnitten und vielen die Rippen in dem Leib entzwei geschlagen. In Summa, die große Pein und vorhin unerhörter Marter – davon auch der Teufel in der Höll[e] Mitwissenschaft haben mochte – so sie den Menschen in vielen Wegen (an)getan, bis sie gestorben oder verschmachtet oder preßhaft worden, ist nicht zu beschreiben. Da hat manches fromme Herz in solcher Marter und Pein bekennen, Hab und Gut, Weib und Kind, auch wohl seines Herrn oder Nächsten Sachen, die lange verwahret gewesen, verraten müssen. Da wurde weder alt noch jung, edel und unedel, auch der Schwangern und Sechswöchnerin[en] mit Schänden nicht verschonet. Und welches ja ein Greuel anzuhören: achtjährige Mägdlein sowohl, [als] auch 60 bis 80jährige Weibspersonen [sind] zu Tode gemartert, hernach ausgezogen, in die Teich geworfen oder auf der Straße liegen [ge]lassen [worden]. Zuletzt durft[e] sich kein Mensch mehr in Wäldern betreten lassen, denn da war auch niemand mehr sich, [ganz] gleich [ob es] im Morast oder in gebirgigen Steinklüften war, denn da hatten sie Hund[e], welche auf die Menschen abgerichtet [waren, so] daß also kein Mensch in Steinklüften bleiben konnte. Ach, da sind viel[e] Leut[e] in den Wäldern hin und wieder erschossen und niedergehauen worden; auch unbegraben liegen [ge]blieben“. THEATRUM EUROPAEUM 3. Bd., S. 278f., über die Lage in Schlesien nach der verlorenen Schlacht bei Liegnitz am 13.5.1634, in der die kursächsische Armee unter Hans Georg v. Arnim die kaiserliche unter Johann v. Götz u. Rudolf Graf Colloredo schlug: „Die Kayserische nach deme sie bey der Lignitz geschlagen / haben sie in Schlesien besonders zwischen Lignitz und Glatz gar übel gehauset / sonderlich dieweil sie zumahl kein Oberhaupt gehabt / alles was sie gekönt / außgeplündert / und die Inwohner allen Orten wegen grosser angelegter Marter und Peinigung verjagt / auch auß den Wälden / dahin sie sich umb sicherheit willen begeben / gleich wie das Wild auff dem Felde gehetzet / das Frauenvolck wie ein Heerd Vieh zusammen in ihr quartier getrieben / und nackend und bloß mit ihnen zu tanzen / und sonsten zu gehorchen gedrungen: über das dz arme Volck beym Feuer und in Backöfen gebraten / die Augen außgestoßen / Riemen auß den Rücken lebendig geschnitten / Arm und Beyn / Ohren und Nasen / die männliche Glieder und säugende Brüste abgeschnitten / oder darmit empor gehoben / mit Spännern und Hämmern zerklopfft / angeschnürt / umb geführt / Kühn und Schwefel unter die Nägel und in die heimliche Ort gesteckt / angezündt / und damit biß zum Hertzen hinauff gebrent und also verbrent: mit Pistolstöcken die Daumen geschraubt / mit den Bärten und Haren auff den Steinen herumb geschleppt / zerbrochene spitzige Stecken in Hals gesteckt / biß das Blut hauffenweise herauß gelauffen / den Mund unnd Bauch mit Mistpfitzen / Urin / und anderer Unsauberkeit angefüllt / in die Brunnen geworffen / von Dachrinnen gewipffet / die Fußsohlen auffgeschnitten und Salz drein gestreuet / Arm / Bein und Rippen im Leib entzwey geschlagen und zertretten / Hände / Nasen und Ohren abgeschnitten / auffgehenckt / und Feuer unter die Füsse gemacht / und darmit weder Alter noch Jugend / weder Mann noch Weib / weder Edel noch Unedel / weder Schwangern noch Sechswöcherin / noch keines anderen Unterschiedes verschonet / den Eltern die Kinder auß den Armen gerissen / und in stücken zerhauen /zerrissen oder wider die Wände geschmissen / die Augen den armen Leuten auß dem Kopff gerättelt / wie sie reden / und unsäglichen Marter / Schmertzen und Pein angethan / als nicht alles zubeschreiben / wie die zu Goldberg / Reichenbach / und an anderen Orthen und Stätten / Flecken / und Dörffern erfahren: sonderlich zu Reichenbach / welche doch allezeit den Keyserischen / wie billich / miltiglich contribuiret / und alle mögliche Hülff und Vorschub gethan / welchen auch die Bürgermeister auffgewartet / ihnen entgegen gangen / und mit Glimpff der Statt bestes reden wollten / aber nicht gehört / sondern nur die Gewaltthätlichkeiten mit Morden / Schänden / Plündern in Kirchen und Häusern / auch biß für und auff den Altaren und Gotteshäusern verübet / wie darvon in Truck außgelassene offene Schrifften und Klagten bezeugen“. HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 237, Bericht der Amberger Regierung vom 19.3.1646: „Wie dan auch dergleichen unmenschlich procedur den 13. diss auch vorgangen, indeme Georg Schmid, untertan zu Kemnath, welcher mit 5 kleinen kindern beladen von Hirschau nacher hauss und futter gehen wollen, ist er von 9 reuttern erdappt, in das wirtshaus geführt und von ihm begehrt worden, speckh, butter und früchte zu weisen, weiln er aber nichts gewußt, haben sie ihn mit prügeln, eisernen stenglein, schrodhacken und säbeln anfangs uf die schienbein, daß dieselbige ganz zerschmettert, so lange geschlagen, bis die spreissel davon gefallen, hernach ins creuz, in die rechte seiten, über den rückhen und lenden mit einer schrothacken also getroffen, das er etlichsmal zu boden gefallen. Andern morgen früe vortags haben sie ihn mit eisernen stänglein abermahlen jemerlich geschlagen, den urin und koth in einen hafen gelassen, under einender gerührt und ainer, den sie den türkhen genannt, nachdem die andern ihne uf die arm gestanden, das maul mit einem eisernen stänglein aufgespreizt und diesen unflath also unbarmherzig hineingegossen und abwärts im hals gestrichen. Nach diesem allen haben sie ihn wieder ufs geführt und alss er inen uf starkes zusprechen nicht anzeigen khönnen, zu boden geschlagen, mit füssen getretten, gestoßen und mit sporn gestochen und alss er mit weiters laufen müssen, hat ine der türk mit einem prügel über den Arm, rückhen, lenden, füß und fußsohlen unaufhörlich geschlagen, mit ins holz geführt, einen strickh an halss gelegt und an einen paumb gehängt, doch daß er die erden mit den zehen berühren khönnen, bis ihn endlich der zehnte reutter, so bei diesen gewest, abgehauet, und nach hauss zu gehen haissen“. Vgl. die Rechtfertigung der Kriegsgräuel bei dem Ulmer Superintendenten Conrad Dieterich [Gustav Horn gewidmet], dass „man in einem rechtmässigen Krieg seinem Feind mit rauben vnd plündern Schaden vnd Abbruch / an allen seinen Haab vnd Güttern / liegenden vnd fahrenden / thun könne vnd solle / wie vnd welchere Mittel man jmmermehr nur vermöge. […] Was in Natürlichen / Göttlichen / vnd Weltlichen Rechten zugelassen ist / das kan nicht vnrecht / noch Sünde seyn. Nun ist aber das Rechtmessige Rauben / Beutten vnd Plündern in rechtmessigen Kriegen / in Natürlichen / Göttlichen vnnd Weltlichen Rechten zugelassen“. DIETERICH, Discurs, S. 6, 19. Vgl. NEITZEL; HORATH, Kriegsgreuel; KAISER, „Ärger als der Türck“. WÜRDIG; HEESE, Dessauer Chronik, S. 222: „Je länger der Krieg dauerte, um so ärger wurde es. Eine Beschwerde der anhaltischen Fürsten vom 22. Januar 1639 an den Kaiser schildert die Zustände im Lande wie folgt: ‚Die meisten Völker haben sich von der Armee abgetan und unser Fürstentum durch und durch gestreift, Dörfer und Städte, derunter Jeßnitz und Raguhn, ausgeplündert, Adlige und andere Standespersonen ermordet und verwundet, Dörfer in Brand gesteckt, teils ohne Not niedergerissen, Bauernkinder geschlachtet, den Weibern die Brüste abgeschnitten und gegessen, dazu das Land dermaßen verderbt, daß fast niemand sich auf dem Lande aufhalten und das Feld bestellen, noch die Reichsanlage abführen kann“. BLÖTHNER, Apocalyptica, S. 152f.: „In Ruppertsgrün [bei Elsterberg] trennten sie [die Schweden 1640; BW] dem 83jährigen Pfarrer mit glühenden Eisen Ellenbogen, Kniescheiben, Fußzehen ab und marterten ihn zu Tode. Seiner Haushälterin gaben sie Mistjauche zu trinken und zerschlugen ihr mit Pistolen das Gesicht. Anderen Dorfbewohnern banden sie die Köpfe unter den Beinen zusammen und hängten sie verkehrt herum auf. Dann schlugen sie auf diese ein oder legten Feuer unter die Unglücklichen. Einen Bauern ließ man im Backofen ersticken, einem anderen schnitt man die Ohren auf, und gab sie ihm kleingehackt zu essen“. http://home.arcor.de/sprengel-schoenhagen/2index/30jaehrigekrieg.htm: „Am grauenhaftesten hatte in dieser Zeit von allen Städten der Prignitz Perleberg zu leiden. Die Kaiserlichen waren von den Schweden aus Pommern und Mecklenburg gedrängt worden und befanden sich auf ungeordnetem Rückzug nach Sachsen und Böhmen. Es ist nicht möglich, alle Leiden der Stadt hier zu beschreiben.
„Am ehesten kann man sich das Leid vorstellen, wenn man den Bericht des Chronisten Beckmann über den 15. November 1638 liest: ‚… Mit der Kirche aber hat es auch nicht lange gewähret, sondern ist an allen Ecken erstiegen, geöffnet und ganz und gar, nicht allein was der Bürger und Privatpersonen Güter gewesen, besonders aber auch aller Kirchenschmuck an Kelchen und was dazu gehöret, unter gotteslästerlichen Spottreden ausgeplündert und weggeraubet, auch ein Bürger an dem untersten Knauf der Kanzel aufgeknüpfet, die Gräber eröffnet, auch abermals ganz grausam und viel schlimmer, als je zuvor mit den Leuten umgegangen worden, indem sie der abscheulichen und selbst in den Kirchen frevelhafter und widernatürlicher Weise verübten Schändung des weiblichen Geschlechts, selbst 11- und 12-jähriger Kinder, nicht zu gedenken – was sie nur mächtig (haben) werden können, ohne Unterschied angegriffen, nackt ausgezogen, allerlei faules Wasser von Kot und Mist aus den Schweinetrögen, oder was sie am unreinsten und nächsten (haben) bekommen können, ganze Eimer voll zusammen gesammelt und den Leuten zum Maul, (zu) Nase und Ohren eingeschüttet und solch einen ‚Schwedischen Trunk oder Branntwein’ geheißen, welches auch dem damaligen Archidiakonus… widerfahren. Andern haben sie mit Daumschrauben und eisernen Stöcken die Finger und Hände wund gerieben, andern Mannspersonen die Bärte abgebrannt und noch dazu an Kopf und Armen wund geschlagen, einige alte Frauen und Mannsleute in Backöfen gesteckt und so getötet, eine andere Frau aus dem Pfarrhause in den Rauch gehängt, hernach wieder losgemacht und durch einen Brunnenschwengel in das Wasser bis über den Kopf versenket; andere an Stricken, andere bei ihren Haaren aufgehängt und so lange, bis sie schwarz gewesen, sich quälen lassen, hernach wieder losgemacht und andere Arten von Peinigung mit Schwedischen Tränken und sonsten ihnen angeleget. Und wenn sie gar nichts bekennen oder etwas (haben) nachweisen können, Füße und Hände zusammen oder die Hände auf den Rücken gebunden und also liegen lassen, wieder gesucht, und soviel sie immer tragen und fortbringen können, auf sie geladen und sie damit auf Cumlosen und andere Dörfer hinausgeführt, worüber dann viele ihr Leben (haben) zusetzen müssen, daß auch der Rittmeister der Salvegarde und andere bei ihm Seiende gesagt: Sie wären mit bei letzter Eroberung von Magdeburg gewesen, (es) wäre aber des Orts so tyrannisch und gottlos mit den Leuten, die doch ihre Feinde gewesen, nicht umgegangen worden, wie dieses Orts geschehen’ „. VOLLBRECHT, Dreißigjähriger Krieg, S. 57f.: „So zündeten die schwedischen Soldaten am 5. Mai [1636; BW] die Glandorfer Glandorf [LK Osnabrück; BW] Kirche und das ganze Dorf an. Das soll eine Strafaktion gewesen sein, weil einige Zeit vorher Glandorfer Bürger bei der Verteidigung ihres Ortes einige schwedische Soldaten getötet hatten. Hierbei kam es auch zu Greueltaten gegenüber den Wehrlosen. Es wird berichtet, dass die schwedischen Soldaten von den drei Töchtern des Hofes Schultewerth eine kreuzigten und eine andere über dem Herdfeuer erstickten“. Während des Dreißigjährigen Krieges massakrierten schwedische Truppen am 18.6.1633 einen Großteil der männlichen Bevölkerung v. Kirchhofen. Die Opfer wurden bei lebendigem Leib in einer Weinpresse zu Tode gequetscht. Insgesamt wurden dabei rund 300 Bauern aus Kirchhofen, Ehrenstetten u. Pfaffenweiler als angebliche Rebellen niedergemetzelt. Vgl. auch FURTENBACH, Ober-Ländische Jammer- Und Straff-Chronic, S. 67ff. über die Einnahme Memmingens durch die Kaiserlichen (1633). „Bis ins Jahr 1636 war Pruntrut von den in der Umgebung lagernden Kaiserlichen blockiert. Die Mißhandlungen der Landleute draussen in den Dörfern bis ins Delsbergertal durch die Truppen blieben an der Tagesordnung. So wurde in Courchavon wie zwei Jahre vorher in Fontenais der Schmied, ein armer alter Mann am Strohfeuer zu Tode gesengt. In Bassecourt liess man den Sohn einer guten Familie, absichtlich zu diesem Zwecke eingesperrt, verhungern. Ein anderer musste in Vermes angesichts eines mit Speisen wohlbesetzten Tisches den gleichen Tod sterben; dessen Vater, in einem nahen Speicher eingeschlossen, musste ebenfalls verhungern. Einem armen Kinde, das einen harmlosen Brief von Prunstrut nach Delsberg tragen sollte, ließ der Obristleutnant Mora ein Ohr abhauen“. => Kriegsverbrechen in den „Materialien“.
[119] Schultheiss (Blutrichter): 1. Vom Landesherrn eingesetzte Ortsobrigkeit mit vorwiegend richterlicher Gewalt, seit dem 9. Jahrhundert auch als militärischer Titel u. Dienstgrad. Der Schultheiß war Vorsitzender des Gerichts u. als solcher öffentlicher Ankläger, insbes. bei Friedensbruch u. Verletzungen des Eigentumsrechts. Die Kandidaten für das Amt des Schultheißen mussten einen unbescholtenen Lebenswandel u. Grundbesitz nachweisen. Widrigenfalls konnten sie von den Gerichtsschöffen abgelehnt werden.
[120] Schwedentrunk [haustum suecicum]: Die Foltermethode des „Schwedischen Trunkes“ (auch „Wasserfüllen“ genannt) wurde erstmals v. spanischen Truppen, dann v. kaiserlich-ligistischen Soldaten im Dreißigjährigen Krieg praktiziert (Pfarrer Johann Daniel Minck [1611-1664] aus Groß-Bieberau; KUNZ; LIZALEK, Südhessische Chroniken, S. 253) u. von den Schweden übernommen; nach ORTEL, Blut Angst Trehnen Geld, bereits v. der spanischen Inquisition eingeführt. Die Soldaten flößten ihren Opfern Wasser un./oder Jauche ein und sprangen ihnen anschließend auf den durch Fäulnisgase aufgeblähten Bauch. Dies ließ die inneren Organe zerplatzen und führte nicht selten zum Tod. Eine zeitgenössische Beschreibung liefert Abt Veit Höser (1577-1634) v. Oberaltaich bei Straubing, SIGL, Wallensteins Rache, S. 127: „Dieser Trunk sieht so aus. Sie fesseln ihrem Opfer die Hände auf dem Rücken, binden ihm die Füße zusammen und werfen ihn rücklings auf den Boden. Einen Besenstiel (baculum scopiarium) oder irgendeinen anderen zwei Daumen dicken Stock, den sie gerade zur Hand haben, stoßen sie dem auf der Erde liegenden Opfer in den Mund. Dies geschieht zuweilen mit solcher Wut und Gewalt, dass sie dem sich wehrenden Menschen die Zähne einschlagen oder abbrechen. Haben sie ihm so den Stiel in den Mund getrieben, nehmen sie kaltes oder heißes Wasser, Bier oder Lauge (Waschwasser, Lotium), einfach eine irgendeine vorhandene Flüssigkeit mit einer dicken Jauchebrühe, Menschenkot, wie es ihnen eben gerade ihr Mutwille eingibt. Diesen stinkenden Trunk lassen sie an dem aufrecht stehenden Besenstiel hinabrieseln und in den Mund und den Schlund des auf dem Rücken liegenden Opfers. Sie flößen ihm das Getränk unausgesetzt und so reichlich ein, dass der Bauch wie bei Wassersüchtigen anschwillt. Erst wenn sie sehen, dass ihr Opfer jeden Augenblick ersticken muß, ziehen sie ihm den Stiel wieder heraus. Dann springen sie mit angezogenen Beinen plumpsend auf den aufgeschwollenen Bauch. Durch diesen Druck beim Draufspringen muß der zur Strafe (für den nicht begangenen Verrat) eingeflößte übrige Trunk zur noch größeren Strafe und Marter wie aus einem Springbrunnen aus dem Munde herausspringen. Er wird mit viel Blut vermengt überreichlich erbrochen“. STEGER, jetzt ist die Flucht angangen, S. 51f.; „Der Dreissigjährige Krieg am Oberrhein“. KLUGE, Hofer Chronik, S. 163: hier heisst es z. B. „mit wasser zu todt gefült“. STEMMLER, Tagebuch 2. Bd., S. 740 (1638):  „Der Ortspfarrer [v. Neustadt im Schwarzwald; BW] Adam Wehinger wird gefangen genommen, verwundet, auf den Rücken gelegt, mit Wasser durch den Mund vollgepumpt und dann durch die mit den Füßen auf ihm trampelnden Soldaten aufs grausamste getötet“. Schwedische Truppen sollten im April 1637 im kursächsischen Wurzen ein apokalyptisches Szenarium veranstalten, wie ein anonymer Bericht über die „Wurzener Kreuz- und Marterwoche“ zeigt; PLETICHA, Deutsche Geschichte Bd. 7, S. 59: „Der Schwedische Trunk, also genennet, ist sehr gemein gewesen, indem ihrer vielen unreinen Seyffen- und Pfützen-Wasser oder Mistjauch in den mit einen Spanner oder Röhrlöffel ausgespreitzten Mund, so viel als hinein zu bringen gewesen, gefüllet, über eine Weile hernacher auf ihren Leib gesprungen, und die hinein gegossene Jauche heraus getrieben worden, dadurch ihrer viel um die Gesundheit gebracht, daß sie es die Zeit ihres Lebens nicht verwinden, mehrer theils sind schon davon gestorben“. Allerdings wurde der Schwedentrunk auch v. Bauern an gefangenen (hier ungarischen) Soldaten wie in Zeitz angewandt; BOTHE, Zeitz, S. 352.  Aus der Altdorfer Ortschronik, http://www.j-ehret.com/krieg.htm: „Leonhardus Stöckher ist am Schwödischen Trunkh gestorben. Diss war aber der Schwödische Trunkh: wann die Schwödischen, undt andere Solldaten, iemandt ergriffen, in deren häusern sie nichts fanden, noch von ihnen erkündigen möchten, wohin dass eine undt andere verborgen worden, obgleich nichts alss die lähre Armuth bey ihme obhandt hatte, dennoch glaubten es ieme so leicht nicht, sondern banden und fessleten, und bezwangen ihne, so er vielleicht wass verborgen wisse, zu bekhennen: undt zue dem zil bandten sie ihme die händ hintersich auf den Rukhen, legten ihne rückhlings auff den Boden, sätzten sich auff seine knie undt schenkhel, undt wurde fest bey beeden Achslen gehalten. Alssdann nahmen sie ein Räb- oder anderen steckhen, den sie unter seinen Zähnen, damit er den Mundt nicht schliessen möge, halten, daran sie ihme auss der nechsten Pfiz oder Kotlachen genommene wasser in den Mundt undt halss hinab giesseten, undt dannach auf den Magen truckhten, dass oben das Wasser zuem Mundt wider herauss getrieben wurde. Dergestalten handelten sie mit den leüten. Darbey vil starben“.  Aus Pfirt, http://www.j-ehret.com/krieg.htm. Sie (die Soldaten) haben den Leuten das unsauberlichste reverenter Mist in Wasser, darin sie ihren Unrat getan, ganz Zuber voll auf den Ruggen ligent, zum Mundten eingegossen, dernach mit Füssen auf den Bauch gesprungen, dass ihnen solch Wasser mit samt dem Unflat zu Mund, Nasen und Ohren herausgefahren“. Vgl. auch KRAH, Stüdthüringen, S. 78 (1634): „Als ein sonderliches Beispiel steht da mein leiblicher Bruder, der ein Pfarrer gewest zu Sülzfeld, mit Zunamen Möller. Auf wie elende Art und Weise ward er ergriffen ! Erstlich groß man ihm ein den schwedischen Trank (ach !) dem Bruder, hat ihn dann wiederholt in drei- und vierfachen Wechsel. Kaum mögen dir langen 2 mal 6 Becher voll Wassers, bis sein Körper ganz voll, und ihm der Magen beschwert war. Grausam traktierte ihn dann bald ein Soldat nach dem andern. Einer dabei hielt das rechte, das linke Bein ihm ein anderer, wahrlich nicht anders, als wollten die Sell‘ aus dem Leib sie ihm treten. Seitdem ließ er Urin, mit frischem Blut untermischet, Sank et siechte dahin, ein Opferlamm, satt von der Schlachtbank, bis ihm gänzlich und gar der Faden des Lebens gerissen“. Aus Halle wird unter 1639 berichtet; OLEARIUS, Halygraphia, S. 408: „Den 15. [2.1639; BW] hat er [Banér; BW] zweene Soldaten / so einem Bauer ein so genanten Schwedischen Trunck gegeben / enthaupten / viertheilen / und die Stücken für den Thoren an Galgen und Räder auffhengen lassen / mit dieser Uberschrifft: Der unerhorte Trunck“. DREYHAUPT, Pagus Nelectici Et Nvdzici, 1. Bd., S. 261 (Halle 1639): „Hier waren zwey seiner Soldaten zu Scherben [Seeben, heute Stadtteil v. Halle ?; BW] zurück geblieben, hatten einem Bauer in der Schule Hände und Füsse auf den Rücken gebunden, und einen Knebel in den Mund gelegt, ihre Nothdurft s. v. in einen Topf verrichtet, den Unflath dünne gequerlet, und dem Bauer eingeflösset, um von ihm Geld zu erpressen. Unter diesen verabscheuungswürdigen Handlungen kam Banner an, und gieng in das Schulhaus, sein Wasser abzuschlagen. Da er nun die Soldaten über dieser Arbeit fand: ließ er sie gleich  in Ketten schlagen, an seinen Wagen anschliessen, und mit nach Halle führen. In Halle ließ er gleich Standrecht über sie halten, sie enthaupten, auf einer Waschbank viertheilen, und diese vier Theile vor dem obersten Galgthore an eingestossene Pfähle mit der Ueberschrift: der unerhörte Trunk, annageln“. Nach der 1. Schlacht bei Breitenfeld nannte man den verwendeten Kot auch „Sächsisch Confect“. ZEITFUCHS, Stolberg, S. 284.
[121] Feuerrecht: Recht, im Haus ein Handwerk, zu dem Feuer nötig ist, auszuüben.
[122] WERTHER, Sieben Bücher 1. Bd., S. 220ff.
[123] Feilkolben: bei den Goldarbeitern, ein hölzernes Werkzeug in Gestalt einer Birne, mit einer Flügelschraube, Ringe, welche man befeilen will, hinein zu spannen; ein dem vorigen ähnliches Werkzeug.
[124] Pistole: Faustfeuerwaffe; meist paarweise in Halftern am Sattel geführt oder mittels Gürtelhaken am Leibriemen angehängt.
[125] Muskete [schwed. musköt, dän. musket]: I. Die Muskete war die klassische Feuerwaffe der Infanterie. Sie war ein Gewehr mit Luntenschloss, bei dem das Zündkraut auf der Pulverpfanne durch den Abzugsbügel u. den Abzugshahn mit der eingesetzten Lunte entzündet wurde. Die Muskete hatte eine Schussweite bis zu 250 m. Wegen ihres Gewichts (7-10 kg) stützte man die Muskete auf Gabeln, den Gabelstock, u. legte sie mit dem Kolben an die Schulter. Nach einem Schuss wichen die Musketiere in den Haufen der Pikeniere zurück, um nachladen zu können. Nach 1630 wurden die Waffen leichter (ca. 5 kg) u. die Musketiere zu einer höheren Feuergeschwindigkeit gedrillt; die Schussfolge betrug dann 1 bis 2 Schuss pro Minute (vgl. BUßMANN; SCHILLING, 1648, 1. Bd., S. 89). Die zielfähige Schussweite betrug ca. 300 Meter, auf 100 Meter soll die Kugel die damals übliche Panzerung durchschlagen haben. Die Treffsicherheit soll bei 75 Metern Entfernung noch 50 % betragen haben. Die Aufhaltewirkung war im Nahbereich sehr hoch, die Getroffenen haben sich angeblich förmlich überschlagen. Je nach Entfernung hatten jedoch im Normalfall nur 5-7% aller abgegebenen Schüsse eine Wirkung im Ziel. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß. Zudem rissen sie auf etwa 10 Meter Entfernung etwa dreimal so große Wundhöhlen wie moderne Infanteriegeschosse. Im Nahkampf wurde auch Schrot verwendet. Ausführlich beschrieben wird deren Handhabung bei ENGERISSER, Von Kronach, S. 544ff. Eine einfache Muskete mit Forquette (Stützgabel), Bandelier u Kugelform kostete etwa 3 ¼ fl., die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Die Muskete löste das Handrohr ab. Die ab 1630 im thüringischen Suhl gefertigte schwedische Muskete war etwa 140 cm lang bei einer Lauflänge v. 102 cm und wog etwa 4,5-4,7 kg bei einem Kaliber v. zumeist 19,7 mm [vgl. auch GROTHE, Auf die Kugeln geschaut, S. 386, hier 16, 8-19,5 mm]. Sie konnte bereits ohne Stützgabel geschossen werden, wenngleich man diese noch länger zum Lade- u. Zielvorgang benutzte. Die Zerstörung Suhls durch Isolanos Kroaten am 16./26.10.1634 geschah wohl auch in der Absicht, die Produktionsstätten u. Lieferbetriebe dem Bedarf der schwedischen Armee endgültig zu entziehen. BRNARDÍC, Imperial Armies I. Bis 220 Meter konnte man noch unter günstigen Voraussetzungen eine Trefferquote von 25 % erzielen. ENGERISSER, Von Kronach, S. 552: „Ab ca. 200 m Entfernung waren Musketenschüsse unter normalen Feldbedingungen gegen gepanzerte Soldaten praktisch ohne Effekt und ab 300 m verursachten sie gegen Ungepanzerte auch nur noch Prellschüsse. Die maximalen Schussweiten mit einer gut passenden und verdämmten Kugel lagen bei 350-400 m, d. h. nach spätestens 400 m senkte sich eine waagrecht abgeschossene Kugel in den Boden“. Vgl. „Luntenschloßmuskete, Suhl um 1630“. Online verfügbar unter: engerisser.de/Bewaffnung/Luntenschlossmuskete.html. Da die Treffgenauigkeit der Musketen mit glattem Lauf auf die übliche Kampfentfernung v. maximal 150 Metern unter 20 Prozent lag, wurde Salvenschießen bevorzugt. II. Es gab auch Jagdmusketen mit kleinem Kaliber u. langem Lauf, die v. Scharfschützen verwendet wurden. Zum Teil machte man aus Unberittenen Dragoner, indem man ihnen Musketen gab. SCHWARTZ, Die Neumark, S. 52. Der Preis für eine Muskete lag je nach Qualität zwischen 4 u. 6 Rt., also zwischen 6 u. 9 fl.
[126] brennen, heimsuchen.
[127] Kaltennordheim [Wartburgkreis]; HHSD IX, S. 229f.
[128] Themar [LK Hildburghausen]; HHSD IX, S. 436f.
[129] Schmalkalden [LK Schmalkalden-Meiningen]; HHSD IX, S. 387ff.
[130] [Bad] Salzungen [Wartburgkreis]; HHSD IX, S. 36ff.
[131] Bad Lobenstein [Saale-Orla-Kreis]; HHSD IX, S. 261f.
[132] Wilhelm [Guillaume de] Freiherr (1634), Graf (1649) v. Lamboy [Lamboj, Lambri, Lamboji, Lampoi, Lambey] [um 1590-13.12.1659 Schloss Dymokury], kaiserlicher Feldmarschall.
[133] Rosenberg, Festung: Die Festung Rosenberg ist wohl das bedeutendste Geschichtsdenkmal des südlichen Frankenwalds. Der Grundfläche nach ist sie das ausgedehnteste Festungsbauwerk Deutschlands. Sie gilt als ein herausragendes Beispiel deutscher Wehrbaukunst und steht seit Jahrhunderten beschützend über der Stadt Kronach. Die Festung wurde in einer Höhe von 378 Metern über Normalnull auf dem Rosenberg in einer strategisch hervorragenden Lage erbaut. Die drei zu ihren Füßen zusammenlaufenden Täler, der Haßlach, der Kronach und der Rodach wurden von ihr beherrscht und sie konnte dadurch wichtige Übergänge nach Thüringen und in den Frankenwald sperren oder kontrollieren. Vom Steinernen Haus über die gotische Burg und das Schloss der Renaissance wurde die Festung Rosenberg von berühmten Baumeistern der Kriegsbaukunst des Barocks zu einer der stärksten mittelalterlichen Festungsanlagen Deutschlands ausgebaut. Im Laufe ihrer langen Geschichte wurde die Festung Rosenberg nie von feindlichen Angreifern eingenommen [Wikipedia].
[134] Kronach [LK Kronach]; HHSD VII, S. 375f.
[135] Johann Jacob Bruckner [Brückner, Bruckner] [ – ], kaiserlicher Hauptmann.
[136] ENGERISSER, Von Kronach, S. 390ff.
[137] Schleiz [Saale-Orla-Kreis]; HHSD IX, S. 380ff.
[138] Wachtmeister [schwed. sergeant, dän. sergent]: Unteroffiziersdienstgrad. Der Wachtmeister war zuständig für die Sicherheit des Lagers u. der Truppen sowie für die Einteilung, Aufstellung, Beaufsichtigung der Wachen u. Ausgabe der Losung. Selbst ein Wachtmeister hatte noch 3 Knechte, 1 Jungen u. 5 Pferde, manchmal sogar noch einen Narren als Begleitung; WAGNER; WÜNSCH, Notabilia, S. 110. Mit der Einrichtung stehender Heere wurde die Bezeichnung „Wachtmeister“ synonym für Feldwebel verwendet. Nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm 32 Rt. monatlich zu; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 460. Pro 1.000 Rt. Beute u. Ranzion erhielt er 23 Rt. 54 Alb. 6 Heller; HOFMANN, Peter Melander, S. 156. Ein Wachtmeister der Reiterei erhielt in der brandenburgischen Armee monatlich 40 fl. Erpresst wurden in besetzten Städten z. T. 48 Rt.; HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermark, S. 15.
[139] Mönchgrün, heute Ortsteil von Görkwitz [Saale-Orla-Kr.].
[140] Möschlitz, heute Ortsteil von Schleiz [Saale-Orla-Kr.].
[141] Burgk [Saale-Orla-Kreis]; HHSD IX, S. 62ff.
[142] Heinrich II. v. Reuß-Burgk [1575-1639], regierte 1616-1639.
[143] Philipp Stephan [ – ], kaiserlicher Wachtmeister.
[144] Saalburg [Saale-Orla-Kreis]; HHSD IX, S. 367ff.
[145] Positz, bei Lausnitz [Saale-Orla-Kreis].
[146] Gräfendorf, heute Ortsteil von Krölpa [Saale-Orla-Kreis].
[147] Gössitz [Saale-Orla-Kreis].
[148] Obristleutnant [schwed. överstelöjtnant, dän. oberstløjtnant, tschech. podplukovník]: Der Obristleutnant war der Stellvertreter des Obristen, der dessen Kompetenzen auch bei dessen häufiger, v. den Kriegsherrn immer wieder kritisierten Abwesenheit – bedingt durch Minderjährigkeit, Krankheit, Badekuren, persönliche Geschäfte, Wallfahrten oder Aufenthalt in der nächsten Stadt, vor allem bei Ausbruch v. Lagerseuchen – besaß. Meist trat der Obristleutnant als militärischer Subunternehmer auf, der dem Obristen Soldaten u. die dazu gehörigen Offiziere zur Verfügung stellte. Verlangt waren in der Regel, dass er die nötige Autorität, aber auch Härte gegenüber den Regimentsoffizieren u. Soldaten bewies u. für die Verteilung des Soldes sorgte, falls dieser eintraf. Auch die Ergänzung des Regiments u. die Anwerbung v. Fachleuten oblagen ihm. Zu den weiteren Aufgaben gehörten Exerzieren, Bekleidungsbeschaffung, Garnisons- u.Logieraufsicht, Überwachung der Marschordnung, Verproviantierung etc. Der Profos hatte die Aufgabe, hereingebrachte Lebensmittel dem Obristleutnant zu bringen, der die Preise für die Marketender festlegte. Um all diese Aufgaben bewältigen zu können, waren umfangreiche Kenntnisse u. Erfahrungen notwendig. Nicht selten lag die eigentliche Führung des Regiments in der Verantwortung eines fähigen Obristleutnants, der im Monat je nach Truppengattung zwischen 120 [nach der Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630)] u. 150 fl. bezog – in besetzten Städten (1626) wurden z. T. monatlich 400 Rt. erpresst (HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermark, S. 15 – , in der brandenburgischen u. dänischen Armee sogar 300 fl. KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 460. Nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm bei der Infanterie 320 Rt. monatlich zu. Dazu kam sein Anteil an der Beute, der pro 1.000 Rt. 16 Rt. 39 Albus betrug; HOFMANN, Melander, S. 156. Voraussetzung war allerdings in der bayerischen Armee die richtige Religionszugehörigkeit. Maximilian I. hatte Tilly den Ersatz der „unkatholischen“ Offiziere befohlen; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Dreißigjähriger Krieg Akten 236, fol. 39′ (Ausfertigung): Maximilian I. an Tilly, München, 1629 XI 04: … „wann man dergleich officiren nit in allen fällen, wie es die unuorsehen notdurfft erfordert, gebrauchen khan und darff: alß werdet ihr euch angelegen sein lassen, wie die uncatholischen officiri, sowol undere diesem alß anderen regimentern nach unnd nach sovil muglich abgeschoben unnd ihre stellen mit catholischen qualificirten subiectis ersezt werden konnde“. Der Obristleutnant war zumeist auch Hauptmann oder Rittmeister einer Kompanie, wofür er ein zusätzliches Einkommen bezog, so dass er bei Einquartierungen u. Garnisonsdienst zwei Quartiere u. damit auch entsprechende Verpflegung u. Bezahlung beanspruchte oder es zumindest versuchte. Von Piccolomini stammt angeblich der Ausspruch (1642): „Ein teutscher tauge für mehrers nicht alß die Oberstleutnantstell“. HÖBELT, „Wallsteinisch spielen“, S. 285.
[149] Nikolaus [Nicolas, Nicolai] Freiherr de Mille Draghi [Milly-Draghy, Milistraky, Mylli Fracki, Mylle Dragi, Milly Draghi, Misti, Tragy, Trage, „Draco“] [ -29.12.1639 Wien], kaiserlicher Obrist.
[150] BLÖTHNER, Apocalyptica, S. 102.
[151] Wilhelm V. Landgraf v. Hessen-Kassel [14.2.1602 Kassel-21.9.1637 Leer]. Er regierte 1627-1637. Wilhelm V. ging 1631 ein Bündnis mit Schweden ein u. wurde zum General ernannt, im Gegenzug für umfangreiche Donationen. 1635 trat er wegen Nichterfüllung seiner Forderungen zunächst dem Prager Frieden bei. Im Juli 1636 schloss er ein Bündnis mit Frankreich u. wurde in die Reichsacht erklärt, wodurch seine Länder in die Verwaltung Georgs II. v. Hessen-Darmstadt übergingen. Wilhelm V. starb im Exil. Vgl. ALTMANN, Wilhelm V.; KEIM, Landgraf Wilhelm V. v. Hessen-Kassel I, II; PETRI, Das Militärwesen von Hessen-Kassel; GEYSO, Beiträge I-III.
[152] Kassel; HHSD IV, S. 252ff.
[153] Leibregiment: Als Leibregiment wurde im 17. Jahrhundert im Heiligen Römischen Reich, in Dänemark u. in Schweden diejenigen Regimenter bezeichnet, deren Inhaber der regierende Landesherr war. Ihm standen zudem die sich daraus im Rahmen der Regiments- bzw. Kompaniewirtschaft ergebenden Einnahmen zu. Ein Leibregiment hatte daher eine grundsätzlich andere Funktion als die Leibkompanie eines Obristen. Auch die Oberkommandierenden der jeweiligen Armeen hatten ein eigenes Leibregiment. Zudem waren in der Regel die Ausstattung u. Verpflegung besser als in anderen Regimentern bzw. wurden v. den Neugeworbenen eingefordert.
[154] Johann v. Geyso [Geiß, Geiso, Geyß, Geyße, Giese, Gyse, Geihe, Geisse, Grese] [29.1.1593 Borken-1.5.1661 Kassel], hessen-kasselischer Generalleutnant.
[155] Hünfeld [LK Fulda]; HHSD IV, S. 238f.
[156] Petarde: durch Petardiere angebrachte Sprengladung, die am Tor oder an einer Brücke mit einem Brett angeschraubt oder aufgehängt u. mit einer Lunte gezündet wird. Dabei kommen auf 50 Pfd. Metall 4 Pfd. Pulver. Damit wurden Festungsringe an Schwachstellen aufgesprengt, ohne die Wehranlage zu zerstören. Durch die Bresche drangen Sturmtruppen ein, während die aufgesprengten Eingänge zum eigenen Schutz schnell wieder geschlossen werden konnten, wenn der äußere Ring u. die Festung oder das Schloss erobert waren. Zum Teil wurden Soldaten durch Sonderzahlungen zu dieser unter Umständen lebensgefährlichen Tätigkeit gebracht; THEATRUM EUROPEUM 5. Bd., S. 535 (1644). FEIL, Die Schweden, S. 461 Anm.: „Petarden (Pétara Polyclastra, Sprengkessel), zum Aufsprengen von Festungsthoren, Zugbrücken, Fallgittern, Palissaden, Ketten, Minen u. s. w. bestimmt, waren aus Stückgut oder Eisen gegossene Kessel, mit gutem Kornpulver gefüllt, welche mit der breiten Mündung auf einem starken Brett (Mandrill-Brett) befestiget und dann an das zu sprengende Objekt (z. B. Thor) entweder angeschraubt, oder mittels eines Balkens mit starkem Stachel angestemmt, oder auf einem Karren soweit angetrieben wurden, bis sie hafteten. Losgebrannt wurden sie mittels Lauffeuers oder Lunten“. „Sie dienten zum Zerstören von solchen Objekten, denen man durch direkten Kanonenschuss nichts anhaben konnte. Besonders häufig wurden sie zum Sprengen von Toren und Eindrücken von Contre-Escarpen beim Sappe-Durchbruch oder zum Sprengen von Pallisaden etc. verwendet. Die Petarde war ein mörserartiges bronzenes Gefäss, welches mit 0,5 bis 100 kg Pulver geladen [normal waren 6-8 Pfd. Pulver; BW] und nach gehöriger Dämmung mittels Schrauben, Ketten oder Seilen an ein beschlagenes Brett befestigt wurde. Man brachte die Petarde unter Schutz der Dunkelheit an den Ort der Verwendung (meist durch Freiwillige) und hängte sie dort an. Sie wurde dann durch eine lange Feuerleitung durch die im Boden angebrachte Brandröhre zur Explosion gebracht. Die Anwendung soll 1574 von den Franzosen herrühren. Die Kaiserlichen unter FM Adolf v. Schwarzenberg sprengten mit Hilfe zweier Petarden bereits am 29.3.1598 zwei Tore der von Türken verteidigten Festung Raab. Sie waren unter der Leitung des FZM Johann Albrecht v. Sprinzenstein auf seine eigenen Kosten in Wien erzeugt worden. Die Gefäße hielten der Explosion stand und konnten wieder verwendet werden ! Sprinzenstein hatte eine Reihe von Verbesserungen bei der Artillerie eingeführt und eine Reihe von Erfindungen gehen auf sein Konto. Er hatte für Herzog Wilhelm V. v. Baiern ein Geschütz mit gezogenem Rohr als Hinterlader hergestellt. (Der Herzog schenkte es späte Kaiser Rudolf II.) Die Petarden hatten ein großes Gewicht. Auf 5 kg Ladung wurden 40 kg Metall gerechnet, eine leere Petarde für 100 kg Ladung wog 2,5 Zentner !“ [http://www.kuk-wehrmacht.de/regiment/artillerie/artgesch.html].
[157] Markus v. Corpes [Corpus, Corpitz, Corps, Cörber, Coepus, Korpus, Korbitz] [ -29.7.1638 bei Benfeld], kaiserlicher Kroaten-Obrist.
[158] Wetzlar [Lahn-Dill-Kreis]; HHSD IV, S. 461ff.
[159] Gelnhausen [Main-Kinzig-Kreis]; HHSD IV, S. 164ff.
[160] AOSB II/6, S. 551.
[161] Zdenko [Zdeňek] Graf Hoditz v. Hoditz u. Wolframitz [Hodický z Hodic a Olramovic; Hoditsch, Hoeditz] [ -29.7.1641], schwedischer Obrist.
[162] Dr. Jeremias Ca[u]ssenius [ – ], Professor in Marburg.
[163] Marburg; HHSD IV, S. 35ff.
[164] Georg II. Landgraf v. Hessen-Darmstadt [17.3.1605 Darmstadt-11.6.1661 Darmstadt], heiratete 1627 Sophie Eleonore v. Sachsen [1609-1671], Tochter Kurfürst Johann Georgs I. v. Sachsen, u. regierte v. 1626 bis 1661. 1627 Hauptakkord mit Wilhelm V. v. Hessen, der Georg Oberhessen, die Niedergrafschaft Katzenelnbogen u. die Versicherung seiner Ranggleichheit zugestand. 1636 übernahm Georg an Stelle des geächteten Wilhelm V. die Verwaltung Niederhessens, das v. kaiserlichen Truppen besetzt wurde. Wilhelms V. Witwe Amalie Elisabeth begann 1645 mit Hilfe Frankreichs u. Schwedens den Kampf gegen Georg II.; sie erreichte 1647 einen Waffenstillstand u. 1648 einen Friedensvertrag, der Georg zur Rückgabe großer Teile der gewonnenen Gebiete zwang. „Hessen-Darmstadt, Georg II. Landgraf von“, in: Hessische Biografie <http://www.lagis-hessen.de/pnd/118884352> (Stand: 8.3.2012). Vgl. DIEHL, Georg II.; BECK, Die Neutralitätspolitik Landgraf Georgs II.; WACHENDORFER, Möglichkeiten und Grenzen.
[165] Meiningen [LK Schmalkalden-Meiningen]; HHSD IX, S. 269ff.
[166] Italiener: „italienische Truppen“, „Neapolitaner“, „Welsche“: Die „italienischen“ Truppen in der kaiserlichen Armee genossen einen schlechten Ruf. Vgl. HANNCK, Cosmus von Simmerns Bericht, S. 45ff. So berichtet ZEITHOFF, Stolberg, S. 277: „Ja es wurde auch zu Erpressung solcher Gelder eine gantze Compagnie zu Fuß unteutscher Italiänischer Völcker den 17. Maji huius anni [1628] hieher gelegt / welche / weil man sie nicht verstehen konnte / grossen Frevel übeten / die Leute sehr quäleten / sich auf freyer Strasse prostituirten / Mägde und Knaben schändeten / ja (ich erstaune über solcher Erzehlung) gantz Sodomitisch mit dem unvernünftigen Vieh / sonderlich mit den Ziegen zuhielten / dass deren etliche sturben / und kein Bürger in einem Jahre fast kein Ziegenfleisch essen wollte“. Unter Sodomie, dem abscheulichsten Sittlichkeitsverbrechen im Verständnis der Zeit überhaupt, verstand man Homosexualität wie „bestialitas“, d. h. Unzucht mit Tieren. Die Delinquenten wurden mit dem betreffenden Tier bei lebendigem Leib verbrannt, wenn nicht der Täter gnadenhalber vor der Verbrennung stranguliert wurde. Im ländlichen Bereich oder in den Heeren war sie alltäglich und weitverbreitet. In der „Constitutio Criminalis Carolina“ Karls V. hieß es unter Art. 116: „Item so eyn mensch mit eynem vihe, mann mit mann, weib mit weib, vnkeusch treiben, die haben such das leben verwürckt, vnd man soll sie der gemeynen gewonheyt nach mit dem fewer vom leben zum todt richten“. [CCC; online verfügbar unter: llv.li/pdf-llv-la-recht-1532_peinliche_halsgerichtsordnung_carolina_pdf]. Zudem wurde ihnen besonderer Vandalismus nachgesagt. Am 26.5.1636 berichtete der Überlinger Stadtschreiber Hupertus an den noch in Wien weilenden Dr. Pflummern; SAMLER, Tagebücher, S. 281, Anm. 787: „Dieses volckh hatt so sauber in allen orten auf dem land abgeraumbt, daß nit eins pfennings werth (ausser der zerbrochenen heuser) vbergeblieben; alles khupfer, zinn, eisen vnd blech hat herhalten müssen, khein nagel in der wand ist sicher gewesen; zu Ittendorff ebenmessig alle fenster eingeschlagen, daß bley, bandt von den thüren, eiserne hackhen oder kloben mit zerschlagung des gemäurs auß den stainen außgegraben vnd hingenommen. Zu Kippenhausen vnd Hagnaw haben sie 2 gloggen abgehebt vnd hingeführt: die kirchen aber zu gemeltem Hagnaw gantz außgeplünderet, die meßgewandt, paramenta, fenster, orgel, eiserne gätter, item die thür vnd rigel des sacrarij, in summa waz hat nur können abgebrochen werden, ist alles hin vnd noch darzu die stül und kirchen gantz zerschlagen. – Noch viel anderst ist der flecken (in deme nun viel wochen khen mensch gewohnt) zugericht; die törckel, standen, faß, zäun, stül, bänckh, tisch, bettladen vnd kästen alles sauber verbrandt, vnd dass was billich schmertzlich sein solle, haben besagte soldaten die schöne geschöß und samen an den rebstöckhen sambt dem laub vielfältig abgestraiffet vnd den rossen zum fueter fürgelegt“. SEMLER, Tagebücher, S. 289: „Den 16 May empfang ich dermaln antwort von stattschreiber Huperto veber meine drey schreiben vom 20 Marty, 2 vnd 9 Aprilis, da ich in 14 tagen zuvor von ihme nichts empfangen, der bericht, wie vnchristlich die Modenesische in den veberlingischen dörffern sich verhallten, die kirchen zu Hagnow und Sernatingen spolirt, kelch und meßgewandt gestohlen, auch einem vnderthonen zu Althaimb die füeß gebrathen, daß er jetzo armseeligh vmbher kriechen müeße. Gleiche clagen seyn auch von Salmanßweil einkommen vnd insonderhait volgende thatten, so diß jahr die vmbstraiffende soldaten, die vermůttlich die vitzthumbische gewßt, in zeit nechster hohentwielischer belägerung vervebt, beschrieben worden.
Caspar Rauscher, genant keichenmändlin von Thifingen ist mit einem strickh vmb den kopf also getrößlet worden, dass ihme die augen vor dem kopf herauß gestanden, darveber er auch endtlich sterben müeßen: vnd hat ein armes weib samt 3 khindern hinderlassen, wellche seithero, weilen sie aller hilff wegen deß verlustes ihres mannß vnd vatters beraubt sein müeßen, thails gestorben, vnd thailß noch hunger sterben müeßen. – Michael Michel von Thifingen ist vnder vebersich gehenckht vnd mit dem schwedischen trunckh ertrennckht worden. Daß hinterlassen weib vnd kindt hernach vß khimmernuß vnd hungersnoth, als gleichfallß aller hilff beraubt, todts verblichen. – Georg Michel, Andreas Dilger von Raheltshofen knecht, ist mit einem steckhen, welchen sie ihme, ohnangesehen er zu großen geweßen, ins maul hin ein gezwungen vnd darmit ettlich zän eingestoßen, also tractirt vnd vf schwedisch getrenckht worden, dass er anietzo ain ellender mensch ist. – Georg Keller von Mimmenhaußen, ist auch jämerlich ermördt: vnd benantlich (abhorret calumus scribere: die Feder schreckt davor zurück zu schreiben) in pudendis angefösslet vnd gebunden: mit ainem roß hin vnd wider geschleppt, vnd allso erschröckhlich ertödt worden“. Vgl. auch die Einschätzung des schottischen Obristen Monro; MAHR, Obrist Robert Monro, S. 100f. anlässlich der Einnahme Letzings (1631): „Dort lagen im Schloß über 600 Soldaten der Kaiserlichen, die um gute Kapitulationsbedingungen hätten kämpfen können. Sie waren aber beim Wachehalten so nachlässig und ließen unsere Musketiere, nachdem diese die Brücke überquert hatten, in das Schloß eindringen, ehe die Besatzung zu den Waffen greifen konnte, und da sie so überrumpelt worden waren, erhielten sie schlechtere Kapitulationsbedingungen, als wenn sie gekämpft hätten. Die Soldaten und Offiziere, die zuerst eindrangen, machten deshalb so reiche Beute an goldenen Kretten und Geld, weil die Kaiserlichen schon so lange dort gelegen waren, und obwohl sie das ganze Geld des Landes dort aufgehäuft hatten, waren sie doch nicht so klug gewesen, es wegzubringen. Es waren dumme, unbedarfte Italiener, die armseligsten Offiziere, die ich je gesehen habe, die es nicht wert waren, daß man sie als Soldaten bezeichnet, denn obwohl sie von unserem Marsch wußten, ließen sie sich auf so jämmerliche Weise überraschen“.
[167] Reichstaler/Gulden: 1 Reichstaler = 1,5 Gulden; 1 Reichstaler = 18 Batzen = 72 Kreuzer = 288 Pfennige, 1 Reichstaler = 21 Schillinge (ß) = 252 Pfennige (δ); 1 fränk. Rt. = 1, 2 fl. (1632), 1 fl. = 50 Liter Bier, = 5 Paar junge Hühner, Entgelt für die Säuberung zweier Wachtlokale. Reichsgulden: 1 Reichsgulden = 60 leichte oder rheinische Kreuzer (kr.) = ⅔ Reichstaler (Rtl.) = 16 gute Groschen = 24 Mariengroschen. Zur Umrechnung v. fl. in €: Wie problematisch eine derartige Umrechnung ist, zeigt www.mhoefert.de/PDFs/30_jaehriger_Krieg.pdf, der 30.000 fl. in ca. 3 Mill. € umrechnet (!). 1 fl. dürfte maximal 50 € entsprochen haben. Nach einer anderen nicht unproblematischen Umrechung würde 1 Rt. heute etwa 27, 3 € entsprechen. Nach WILDGRUBER, Dte feste Stadt Wasserburg, S. 74, entspräche 1 Rt. 60 DM, also etwa 30 €. Eine Umrechnung v. 1 fl. über den heutigen Feinsilbergehalt v. 15 g in 8 € ist ebenso problematisch; MÜLLER, Die Belagerungen, S. 450. Wenn selbst Bauernstiefel schon mit 20 fl. aufgelistet sind, würde das 540-1.000 € entsprechen. Sinnvoller wäre es, mit den Preisen für Gebrauchsgüter, Löhne etc. in den betreffenden Jahren zu verfahren, die in den einzelnen Gebieten je nach Kriegslage sehr unterschiedlich sind.
[168] Brandschatzung: v. der jeweiligen Armee bzw. den Kommandeuren willkürlich festgelegte Summe, die die Einwohner aufzubringen hatten, um das Abbrennen ihrer Stadt, Gemeinde etc. zu verhindern, die v. den Offizieren möglichst hoch festgelegt wurde, um sich dann auf die v. ihnen beabsichtigte Summe herunter handeln zu lassen. Bei den Armeen gab es seit dem Mittelalter sogenannte Brandmeister, Spezialisten im Schätzen u. bei Nichtbezahlung der Brandschatzung im Feuerlegen. Erzherzog „Leopold Wilhelm musste bereits zwei Monate [20.11.1645; BW] nach seiner ersten Weisung mit einem neuerlichen Befehl die Einhaltung der Disziplin und Abstellung der Exzesse energisch einfordern: Er verhängte ein komplettes Ausgangsverbot in seiner Armee, um Delikte wie Kirchenplünderung, Mord, Brandschatzung und die schendung der weibsbilder zu verhindern“. REBITSCH, Gallas, S. 218.
[169] Generaladjutant [schwed. adjutant allmänt, dän. adjutant general]: Der Generaladjutant war ein dem Stab des Regiments bzw. dem Generalquartiermeister oder dem Feldmarschall zugeordneter Adjutant u. für die mündliche Befehlsübermittlung zuständig.
[170] Erdorf: nicht identifiziert. Um Hinweise wird gebeten !
[171] Oberndorf: nicht identifiziert. Um Hinweise wird gebeten !
[172] Dingsleben [LK Hildburghausen].
[173] Schleusingen [LK Hildburghausen]; HHSD IX, S. 382ff.
[174] Preis machen, geben: zur Plünderung freigeben, vernichtet werden.
[175] Soldatenjunge: Es wurden auch bereits zehn- bis fünfzehnjährige Jungen als Soldaten rekrutiert (vgl. BURSCHEL, Söldner, S. 120). Im Regiment Heinrich v. Metternich standen 1636 auffällig viel Soldatenjungen, die vorher bei der Bagage gedient hatten; MAIER, Unterpfalz, S. 302. Der Benediktiner-Abt Gaisser; STEMMLER, Tagebuch Bd. 1, S. 181f. (14.3.1632): „Weilderstadt [Weil der Stadt; BW] wird von Soldaten besetzt gehalten, die sich für Schweden ausgeben, ‚sein aber lauter teutsche Landßkinder, und mehr kinder alß mann, die kummerlich die musqueten ertragen, will geschweigen regiren können“. Bei den Schweden galten 15 Jahre als ideales Eintrittsalter, in Massengräbern lagen auch 14-Jährige. Im kursächsischen Fuß-Regiment Eustachius v. Löser fanden sich unter 1145 Mann 209 Weiber, 131 Kinder, 8 Mägde immerhin 80 Soldatenjungen; BORKOWSKY, Schweden, S. 64. Vgl. dazu die sehr positive Darstellung des französischen Gesandten d’Avaux; LORENTZEN, Die schwedische Armee, S. 84ff.: [ …] „die Schweden hatten die schönste und disziplinierteste Armee, welche man seit den Legionen des Cäsar gesehen hat. Sie waren beinahe sicher, alles, was sich ihnen entgegenstellte, entweder zu schlagen oder durch Beharrlichkeit zu vernichten. Sie waren im Felde zu allen Jahreszeiten gut, abgehärtet sowohl gegen die Hitze der Hundstage, als auch gegen die heftigste Kälte. Sie hielten drei Monate in den Quartieren aus, in welchen die kaiserliche Armee nicht acht Tage bestehen konnte, so dass mit der Zeit ihnen nichts entwischen konnte. Die Armee war ihr Hof, ihr Gut, sie war ihr wirkliches Vaterland, denn alle Kinder, welche sie seit zwanzig Jahren bekommen hatten, waren im Lager geboren, waren von der Wiege an an das Gewehrfeuer gewöhnt und trugen, erst sechs Jahre alt, ihren Vätern in den Laufgräben oder zur Schildwache das Essen hin. Trotzdem die Armee kein sehr geeigneter Platz ist, die Jugend zu erziehen, so achtete man doch sorgsam auf die Unterweisung, indem man sie in den kleinen Schulen, welche im Quartier, oder wenn man im Felde lag, im Lager waren, Lesen und Schreiben lehrte. Sobald die Armee ihr Lager aufgeschlagen hatte und die Quartiere verteilt waren, gingen die Kinder zu den besonders für die kleinen Schulen eingerichteten Plätzen. Da sind Dinge vorgekommen, welche kaum zu glauben wären, wenn sie nicht von allen Generälen bestätigt wären: es wurde erzählt, dass die Feinde manchmal so nahe gewesen wären, dass ihre Kanonen sogar die Schulen erreichen konnten. Da wären 3-4 Kinder von einer einzigen Kugel hingerafft worden, ohne dass die übrigen auch nur den Platz gewechselt hätten oder die Feder weggelegt hätten, welche sie in den Händen hatten. Solche Standfestigkeit war ganz anders, als die der jungen Lacedämonier, welche sich lieber die Eingeweide zerfleischen ließen, als ihren Diebstahl zu gestehen. Die Rekruten ihrer Infanterie wurden lediglich von diesen Lagerkindern genommen. Im Alter von 16 Jahren nahmen sie schon das Gewehr und desertierten niemals, weil sie kein anderes Leben, keine andere Beschäftigung kannten. Bei der Kavallerie wurden die Bedienten der Herren aufs Pferd gesetzt, wenn sie sieben oder acht Jahre bei der Armee gedient hatten, und waren schon vorher in den Waffen geübt und an den Krieg gewöhnt, bevor sie angeworben wurden, so dass man sagen konnte, dass unter ihnen ebenso viele Offiziere waren, als Soldaten“. In der Pfarrchronik v. Vach [Mittelfranken] (10./20.10.1632) heißt es; GROßNER; HALLER, S. 27: „Ein Soldatenjung [Offiziersbursche] aus Holland, hat vom Pfarrhof nicht gewollt. Wird ohne Zweifel mit seinem Herrn sein Quartier im Pfarrhof gehabt haben, hab ihm Brot und frisches Wasser gereicht, denn er sonsten nichts trinken wollen, auch nichts zu bekommen gewesen; stirbt auf der Miststatt“. Misthaufen waren während der kalten Jahreszeit wegen ihrer inneren Wärme Übernachtungs- und Lagerplätze für die Geringsten im Tross. Vgl. Trossbube; LAHRKAMP, Dreißigjähriger Krieg, S. 199; die Erlebnisse des 16jährigen Curd Kästener, der sich mit 12 Jahren hatte der kaiserlichen Armee anschließen müssen und am 25.11.1641 der Hungersnot in seinem Regiment nach Erfurt entfloh. BERG, Regulating war, S. 15f.; HAHN, Kriegserfahrungen, S. 9-14. Der Naumburger Domprediger Johann Zader [19.10.1612 Zeitz-17.3.1685 Naumburg] berichtet unter 1640, dass auch Soldatenjungen unter das Militärrecht fielen u. zum Spießrutenlaufen verurteilt wurden; OPEL, Die Städte Naumburg und Zeitz, S. 58. Dass das Militärrecht sehr unterschiedlich angewandt wurde, zeigt auch PFLUMMERN, Tagebücher I, S. 45 (1633): „Ein Soldatenjung von 13 Jahren wirdet vom Scharpfrichter des Regiments mit Rueten ausgehauen, wegen er eines Marchatenters Magt vor etlichen Tag mit einem Tolchen vorsezlich im Zorn erstochen“. Im thüringischen Plaue [Ilm-Kreis] fielen 1638 nach einer Brandlegung durch einen gemaßregelten Soldatenjungen des kurfürstlich-sächsischen Heeres 33 Häuser u. 18 Scheunen in Schutt u. Asche.
[176] Rekrut: neugeworbener Soldat. Valentin v. Winter, Kommandant v. Olmütz, 20.11.1646 an Carl Gustav Wrangel; DUDÍK, Schweden in Böhmen und Mähren, S. 236. „Er klagt, dass das ihm vnterstehende brave Regiment viel an Mannschaft verloren habe ‚hiesigen orthes aber bey so schlecht einkommenden Mitteln ihm wenige hülffe geschehen kann, viel recruten auch anhero zu spediren von nöthig achte, sintemalen an diesem vngesunden orthe, wie auch sonsten dieser landen geworbene, nicht thauern, noch Füss halten, sondern da sie schon gantz versperret gehalten werden, dennoch alle mittel, wiederumb zu entgehen suchen“. Zur Werbung: Der jeweilige Kriegsherr schloss mit einem erfahrenen Söldner (Obrist, Obristleutnant, Hauptmann) einen Vertrag (das sogenannte „Werbepatent“), in dem er ihn eine festgelegte Anzahl v. Söldnern (auch „Neugeschriebene“ genannt) anwerben ließ. Dafür wurde ihm ein der von Städten und Territorien wegen der Ausschreitungen gefürchteter => Musterplatz angewiesen. Zudem erhielt der Werbeherr eine vereinbarte Geldsumme, mit der er die Anwerbung u. den Sold der Geworbenen bezahlen sollte (=> Werbegeld). Manchmal stellte der Werbende auch Eigenmittel zur Verfügung, beteiligte sich so an der Finanzierung u. wurde zum „Gläubiger-Obristen“ des Kriegsherrn. Zudem war der Werbeherr zumeist Regimentsinhaber der angeworbenen Truppen, was ihm zusätzliche beträchtliche Einnahmen verschaffte. Manche Rekruten wurden v. den Werbeoffizieren doppelt gezählt oder unerfahrene, z. T. invalide u. mangelhaft ausgerüstete Männer als schwerbewaffnete Veteranen geführt, um vom Obristen eine höhere Summe ausgezahlt zu erhalten. Auch Hauptleute, meist adliger Herkunft, stellten Kompanien oder Fähnlein auf eigene Kosten dem Kriegsherrn bzw. einem Obristen zur Verfügung, um dann in möglichst kurzer Zeit ihre Aufwendungen wieder hereinzuholen u. noch Gewinne zu erzielen, was zu den üblichen Exzessen führen musste. Teilweise wurde die Anwerbung auch erschlichen oder erzwungen. Auf der Straße eingefangene Handwerker wurden für Wochen ins Stockhaus gesteckt u. durch die Erschießung v. Verweigerern zum Dienst gezwungen; SODEN, Gustav Adolph II, S. 508. Wie schwierig Werbungen bereits 1633 geworden waren, zeigen die Aufzeichnungen des Dr. Molther aus Friedberg; WAAS, Chroniken, S. 141: „Im Junio [1633] hat die hiesige Stadt und allenthalben die Grafschaften und adeligen Örter Volk geworben, welches zu Heilbrunn [April 1633] ist beschlossen worden, und hat die Stadt alhier 24 Mann sollen werben. Es ist aber keiner zu bekommen gewesen. Man hat einem zu Fuß geboten 10, 20, auch 30 Thaler, wohl auch 40, und hat doch fast niemand bekommen können. Derowegen hat der Officier, so das Volk abholen sollen, die Soldaten, so die Stadt Wetzlar geworben, hero geführet, so 16 Mann sind gewesen, und so lang hier behalten, bis die Stadt ihre 24 Mann hat gehabt. Darbei noch gedrohet, er wollte, so sie nicht balde geworben, die Burger und deren Söhne mitnehmen“. Für Anfang 1643 heißt es in den Aufzeichnungen aus Mühlhausen über die Werbemethoden des schwedischen Kommandanten in Erfurt, Caspar Ermes; JORDAN, Mühlhausen, S. 97: „In diesem Jahre legte abermals der Commandant von Erfurt einen Capitän mit einer Compagnie Infanterie in die Stadt, um Soldaten zu werben. Weil sie aber nicht viel Rekruten bekamen, so machten sie einen listigen Versuch. Sie warfen Geld in die Straße; wenn nun jemand kam und es aufhob, so sagten sie, er hätte Handgeld genommen, er müsse nun Soldat werden. Im Weigerungsfalle steckten sie solchen Menschen in den Rabenturm, wo er so lange mit Wasser und Brod erhalten wurde, bis er Soldat werden wollte“. Aus Wien (Dezember 1634) wird berichtet: „Aus Schwaben und Bayern kommen wegen der großen Hungersnoth viele tausend Menschen auf der Donau herab, so dass man immer von Neuem werben und die Regimenter complettiren kann“. SODEN, Gustav Adolph III, S. 129. JORDAN, Mühlhausen, S. 90f. (1637) über den Werbeplatz Sporcks: „Den 4. April ist er wieder mit etlichen Völkern zurückgekommen und hat sich mit denselben hier einquartiret und seinen Werbeplatz hier gehabt, hat auch viel Volk geworben, wie denn die Eichsfelder und andere benachbarte häufig zuliefen und Dienst nahmen, nur daß sie ins Quartier kamen und die Leute aufzehren konnte. Viele trieb auch der Hunger. Als es aber ans Marchiren gehen sollte, so wurde aus dem Marchiren ein Desertieren“. Vgl. RINKE, Lippe, S. 20f.: Die Hildesheimer Handwerksmeister berichteten dem Rat am 12./22.11.1638, dass „die Handwercksbursch […] vor den Stadtthoren nicht allein angehalten und befragt worden, ob sie Lust haben, sich alß Soldaten gebrauchen zu laßen, sondern auch überredet werden, daß sie keine Arbeit allhier bekommen können […] und wann sie sich deßen verweigern, die Werber […] sie dahin nötigen, daß sie Geldt nehmen oder […] ihnen die Bündel vom Halße schneiden undt anders, waß sie sonsten bey sich tragen, nehmen, biß sie sich zu der Soldaten Charge sich verstehen wollen“. PLATH, Konfessionskampf, S. 482. Unter 1642 heißt es in Raphs Chronik v. Bietigheim (BENTELE, Protokolle, S. 200) , dass der kaiserliche Obristwachtmeister Dusin 1642, weil er „mit Werbung eines Regiments und Musterung desselben gegen dem Bayerfürsten großen Falsch gebraucht, auch andere tyrannische Untaten in der Marggrafschaft Durlach und anderswo unerhört verüebt, hingegen mit Klaidungen Tractamenten und Dienern sich mehr als fürstlich haltend und hierdurch alles Geld, üppiglich vergeudet hat, zu Tüwingen [Tübingen; BW] uff der Burgstaig seinem Verschulden nach mit dem Schwert gerichtet worden. Sein Großvatter soll ein Großherzog zu Venedig gewesen sein“. Der Schweriner Dompropst u. Ratzeburger Domherr, Otto v. Estorf [1566-29.7.1637], berichtet in seinem „Diarium belli Bohemici et aliarum memorabilium“ zum April 1623: „Dietrich von Falkenstein ein Mansfeldischer Werber, so vor wenig tagen zue Breslau eingezogen, ist gerichtet, der Andere, so catholisch geworden, ist beim Leben erhalten“. DUVE, Diarium belli Bohemici et aliarum memorabilium, S. 26. Vgl. auch ERB, Die Werber in Schwallungen 1620; SCHENNACH, Tiroler Landesverteidigung, S. 275ff. Bei der Anwerbung schottischer Söldner erhielt der Werbeoffizier 1 £; FALLON, Scottish Mercenaries, S. 193.
[177] Podagra: „Die Gicht (Urikopathie) ist eine Purin-Stoffwechselerkrankung, die in Schüben verläuft und (bei unzureichender Behandlung) durch Ablagerungen von Harnsäurekristallen (Urat) in verschiedenen peripheren Gelenken und Geweben zu einer gelenknahen Knochenresorption und Knorpelveränderungen sowie durch langfristige Schädigung des Ausscheidungsorgans Niere letztlich zur Niereninsuffizienz führt. Die Schädigung der Nieren geschieht schmerzlos, ist aber ein größeres Problem als die schmerzhaften Gichtattacken an den Gelenken“. Die Gicht trat bei Offizieren u. Heerführern während des DK häufig auf – z. B. auch bei Gallas u. Torstensson – und wurde v. Zeitgenossen auf den übermäßigen Fleischkonsum zurückgeführt. Vgl. auch die Definition des Arztes BLANKAART, Accurate Abhandlung von dem Podagra; S. 11f.: „Das Podagra oder Ziperlein ist eine Verstopfung an ein / zwey oder mehr gelencken zugleich / worbey man grossen Schmertzen / Geschwulst / Röthe / kalkichte und steinichte Materie / auch andere Zufälle mehr / entweder zu gewissen oder ungewissen Zeiten wahrnim̃t“.
[178] Anm. 8: „Dieser an das Amt und Stadt-Rath zugleich gestellter Fehde-Brief lautet nach dem Original also: Meinen freundlichen geneigten guten Willen, und alles Gute zuvor, Ehrsame, Achtbahre, besonders liebe Bürgermeister und Rath, samt gemeiner Bürgerschafft und Ambt. Demnach ich zu bevorstehenten Winter zu Römhild mein Winter-Qvartier nehmen und haben werde, zudiesem Ende uch den Hr. Ambtmann daselbsten eines solchen gleich heut diesen Tages visiret, Als habe ich, auch euch ein solches hiermit berichten wollen, mit diesem Andeuten, euch nacher dem Regiment zu meinen daselbst befindlichen Obrist-Leutenanten auf Römhild einzustellen, zu præsentiren und dannen salvaguartiren zu lassen, dann ich euch samt eurer anvertrauten Bürgerschafft nicht alleine, sondern auch alle dem Ambt incorporirte Dorffschafften und Innwohner von der Römisch-Käyserlichen, auch zu Hungarn, und Böhmen Königl. Majestät wegen, in Schuz, Schirm, Protection und Vorspruch kräfftiglich zu nehmen bedacht, dahero sie denn sich zu meiner Contribution zu beqvehmen, ihnen keinesweges zuwider seyn lassen werden. Widrigen falls sollen sie anders und wenigers nichts gewärtig seyn, als das sie noch in den übrigen mit Feuer und anders Kriegs-Mitteln anheim gefluchet und folgents zu Grunde gerichtet werden sollen. Versehe mich aber zu ihnen und gesambten des Ambts Unterthanen eines bessern, gestalt ich denn innerhalb drey Tagen mich geliebts GOtt zu Römhild befinden werde, also ein jeder zu Hause sicher verbleiben, und des seinigen abwarten kan, Inmittelst Gottes allerseits befohlen“.
[179] N Ferentz [ – ], kaiserlicher Obristwachtmeister.
[180] Stadtschreiber: die Akten des Stadtrates führender Amtsträger, der die gesamten Schreibgeschäfte des Stadtrats besorgte, z. T. der einzige rechtskundige Beamte, der manchmal auch die Funktion eines Amtsschreibers übernahm. Er verdiente je nach Ausbildung u. Stadt bis zu 200 fl. pro Jahr. Vgl. BRÄUER, Chemnitz, S. 37f.: „Das Aufgabenfeld des Stadtschreibers war im wesenlichen damit abgesteckt, daß er mit der Aufbereitung und Vorlage entsprechender Schriftstücke die Sitzungen des Regiments vorzubereiten und die Verhandlungsergebnisse an Ort und Stelle, also im Rat, und – bis ins 16. Jahrhundert – auch im Stadtgericht, zu protokollieren hatte. Das geschah vorzugsweise in Gestalt von Beschlußprotokollen. Diese Aufgabe schloß die Anlage und Führung einer aktuellen Registratur ein. Wenn Verhandlungen außer Haus stattfandem, mußte er den Bürgermeister und/oder die beauftragten Ratsherren begleiten. Er war ebenso zuständig für die gesamte Schriftlichkeit, die im Zuge der Einahme von Steuern anfiel. […] Der Stadtschreiber führte die Korrespondenz mit dem Landesherrn, den umwohnenden Adligen und den Städten, mit denen der Rat in Beziehung stand, sowie mit den Geistlichen, Zünften und Bürgern der eigenen Stadt. Verschiedentlich korrespondierte der Stadtschreiber auch im Auftrag einzelner Bürger, fertigte also Bittschriften, Testamente, Erklärungen, Atteste etc. an, sofern der Auftraggeber des Schreibens unkundig war oder bestimmte Verwaltungsgepflogenheiten beachtet werden mußten“.
[181] Leutnant [schwed. Löjtnant, dän. Løjtnant, tschech. poručik]: Der Leutnant war der Stellvertreter eines Befehlshabers, insbesondere des Rittmeisters oder des Hauptmanns. Wenn auch nicht ohne Mitwissen des Hauptmannes oder Rittmeisters, hatte der Leutnant den unmittelbarsten Kontakt zur Kompanie. Er verdiente je nach Truppengattung monatlich 35-80 fl. – zumindest wurden in den besetzten Städten monatlich 80 Rt. (120 fl.) erpresst; HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermark, S. 15 -, was etwa dem Sold eines bayerischen Kriegsrats entsprach. Nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm bei der Infanterie 60  Rt. monatlich zu; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 460. Als einer Leutnant einer Streifschar aus einer Garnison erhielt er quasi als Gefahrenzuschlag pro 1.000 Rt. Beute u. Ranzion 28 Rt. 54 Alb. 6 Heller; HOFMANN, Peter Melander, S. 156. LAVATER, KRIEGSBüchlein, S. 52f.: „Ein Leutenant wird von dem wörtlein Lieutenant, quasi locum tenens, Ort / Platz / Stell- oder Statthalter eines Capitains genant / diweil er in abwesen seines Capitains desselben Stell  verwaltet / er könnte auch der Unterhaubtmann geheissen werden. Ein solcher sol ein dapferer / aufrichtiger / Kriegsgeübter / und praver Cavalier seyn / und ist dem Capitain der nächste: in dessen abwesen commandiert er follkommen / und hat auch in gegenwart des Capitains den gantzen Befehl über die Compagnie: dann wann dem Capitain von dem Regiment etwas anbefohlen wird / so gibt er dem Leutenant Ordre / wie er sich in einem und anderem verhalten solle / der dann durch seine nachgesetzte Officier den Befehl follstrecken laßt: Dieser sol auch des Capitains guten Namen / Ehr / und Reputation lieb haben und schirmen / alß sein eigen Leben und Ehr / und sich sonderlich dem Capitain um dapfere und versuchte Soldaten umschauen / auch wie er die Soldaten logiren und wol einquartieren möge: Darneben soll er fleissig achtung geben / daß alles gleich zugehe / nach guter ordnung und ohne klag. Alle Abend sol er sich auf der Parade finden lassen / und sehen / wo mangel erscheine: ob auch die Parade / Wacht / und Ordre wol angestellet und gehalten werden: dagegen sol er sich in seinem Commandement gravitetisch und ernsthaft erzeigen / daß ihn seine untergebene Officier und Soldaten ehren / und so wol alß den Capitain fürchten. Die Soldaten werden auch durch ihn gestraft / und ligt ihme aller Last auf dem hals: dann so er die Compagnie nicht versehen müßte / mangelte man keinen Leutenant. Sein Oberwehr ist eine Partisane / er thut keine Wacht / alß die Haubtwacht / da die Compagnie wachet. Er sol auch die Corporalschaften an Mannschaft gleich außtheilen / und keiner mehr versuchte Soldaten geben alß der anderen / daß einer die besten / ein anderer aber die schlechtesten Soldaten habe / woran in einer Occassion vil gelegen ist: Er sol den strafwürdigen streng / den gehorsamen aber gutthätig seyn: Er sol auch aller Soldaten humores erkennen. In summa / er sol wüssen in abwesen des Capitains die Compagnie mit satsamer genugthuung zuregieren / alß wann der Capitain selbst zugegen were / und beyde Officia unklagbar zuverwalten“.
[182] Rothausen, heute Ortsteil von Höchheim [LK Rhön-Grabfeld].
[183] Winterquartier: Zugewiesenes Quartier, das – angesichts der um 1, 5 º tieferen mittleren Jahrestemperatur mit extremen Kälteperioden überlebensnotwendig – in der Regel vom November bis zur Eröffnung der Sommerkampagne im Mai/Juni beansprucht wurde u. in dem andere, höhere Verpflegungssätze galten, was immer wieder zu Streitigkeiten unter den Kommandeuren führte. Natürlich versuchten deshalb Magistrate u. Stände immer wieder, diesen kostenintensiven Zeitraum zu verkürzen, indem man schon ab Februar das „Sommertraktament“ einzuführen versuchte, was wiederum zu Aufruhr bzw. einer Erhöhung der Beschaffungskriminalität unter den Soldaten u. ihrem Tross führen musste. Vgl. die Versuche des Magistrats v. Berlin im Januar 1641; FADEN, Berlin, S. 226. Selbst wenn Truppen erst im Dezember einquartiert wurden, verlangte man doch auch Zahlungen für den vorausgegangenen November; SODEN, Gustav Adolph 3. Bd., S. 387ff. Dazu kam der enorme Bedarf an Feuermaterial, wobei alles nur einigermaßen Brennbare durch die Truppen beschafft wurde. Der Chronist Leopold aus Marktredwitz berichtet über den November/Dezember 1640; BRAUN, Marktredwitz, S. 129: „Über diese 8 Regiment[er] [hinaus] sind auch 200 Polacken mit marchiert, welche – wie ob[en] gehört – zu Oberredwitz logierten: Einige sind auch in Dörflas einquartiert worden. Obwohl wir hier im Mark[t] kein Quartier gehabt, so haben wir doch des Generals Tafel versehen und herrlich in die Küche (ver)schaffen müssen. Auch haben wir für die Regiment[er] hinaus[gegeben] 800 Brot[e], 800 Maß Bier und 2 Rind[er]. Überdies hat (ein)jeder Bürger, der seinen Stadel nicht zugrund reissen oder gar verbrennen lassen wollte, hinaus[ge]geben Fleisch, Fisch, Futter, Bier, Brot und Geld. [Es] ist dadurch auch sehr wenig erhalten worden, denn fast in jedem Stadel [hat] eine Kompanie gelegen, welche (dann) alles Heu, Stroh, ungedroschenes Getreide, Holz und Brettern in das Feld getragen. Es sind daraus Hütte gemacht und hernach meistens verbrannt [worden]. Um das, was liegen geblieben war, haben sich die Nachbarn auch [noch] gezankt. Sie haben auch alle Zäun[e] um die Gärten, Planken [und] Um(b)schrote umgehauen und verbrannt. All(e) unser[e] Fischkästen, [von denen] ein [jeder] vorher um 50 K[ronen] erkauft [worden war], haben sie in einer Geschwindigkeit eingehauen, zerrissen, hinweggetragen und in Grund verdorben. [Auf] dem Freithof, welcher erst neu gemacht worden war, haben sie die Schindel[n] abgeschlagen und sam(b)t dem Tor verbrannt. In Summa, diese Leute haben einen großen Schaden getan in dem unausgedroschenen Getreide, Futter, (Ge)stroh und Holz. [Sie haben auch] fast alle Stadel im Grunde zerschlagen und das Gezimmer verbrannt; denn die Kälte war sehr groß. Daher [haben] sie auch außer[halb] der Stadel noch über 1000 Feuer angezündet und gehalten. Was sie in den Vorstädten ertappt haben, [das haben] sie (hinweg)genommen und das Vieh geschlachtet. Die Nacht [über] hat die ganze Bürgerschaft auf Befehl des Generals um und um auf der Mauer im Gewehr stehen und wachen müssen. Ungeachtet dessen aber sind die Musketiere(r) doch an vielen Stellen über die Mauer herabgestiegen, [sind] in die Ställ[e] eingebrochen, [haben] kleines Vieh erwürgt und was sie sonst [noch] bekommen konnten, [haben sie] mitgenommen und [sind dann] wieder hinausgewischt. Dies geschah (nun) an vielen Orten, [so] daß wir also genug(samb) zu wehren und solches zu verhindern hatten. Die Tor(e) hatte er selbst(en) besetzt und mit seiner Wacht versehen“.
[184] Hunger: Hungerkrisen traten durch Missernten, Wettereinflüsse, Truppendurchzüge, Einquartierungen, Erntezerstörungen, Pferde- u. Viehdiebstahl immer wieder auf. Oftmals blieb nur die Flucht ins Heer oder der Anschluss an den Tross. So hatten sich 2.000 hungernde Eichsfelder Pappenheims Soldaten angeschlossen. Ein Berittener oder Knecht in der Musterung hatte immerhin noch zwei Pfd. Fleisch, drei Pfd. Brot, eine Maß Wein u. drei Maß Bier pro Tag zu fordern – drei bis fünf Maß Bier je nach Geschlecht pro Tag galten auch sonst als üblich – , was zur raschen Auszehrung einer Landschaft führte, zumal die eingeforderten Naturalabgaben im Laufe der Zeit noch weiter anstiegen u. v. Jahr zu Jahr neue Verpflegungssätze erfordern. Vom Verpflegungsansatz her war dies eine gewaltige Kalorienmenge, entsprachen doch drei Pfd. (gutes) Brot allein bereits etwa 3.750 kcal. Rechnet man noch über 2.000 kcal für das Fleisch hinzu, ohne Bier u. Wein, so wird eine Kalorienzahl zwischen 6.000-7.000 kcal erreicht, was dem Zweieinhalb- bis Dreifachen eines durchschnittlichen Tagesbedarfs entsprochen hätte. Das war wohl Anfang des 17. Jahrhunderts nur Privilegierten vorbehalten, während die Gemeinen nur unzureichend verpflegt wurden. HIPPEL, Bevölkerung, S. 422, schätzt den täglichen Nahrungsbedarf in Württemberg auf knapp 2.400 kcal pro Tag. Vgl. BEHRENDS, Chronik, S. 145f. (1636): „Man gab den Armen von jedem Backvorgang ein Brot, […] welches damals als Krieg, Pest und Hunger hieselbst gar übel hauseten, von armen Leuten nicht für eine geringe Gabe gehalten ward, sintemal man damals oft weder Brot noch Bier und Geld haben konnte, und viele, meistenteils aber die Soldaten Hunde und Katzen, Pferde- und Menschenfleisch fraßen und nicht einmal bekommen konnten“. 1641 heißt es über die Prignitz: „So sind auch alle Dörfer so gar verwüstet, verödet, universaliter et particulariter in Brand gesteckt, die Untertanen Hungers und des milites immanitet [Unmenschlichkeit, Rohheit] halber gestorben und ins Elend [Ausland] verlaufen, dass man in dem ganzen Kreise nach angestellter fleißiger Inquisition bloß 373 Bauersleute, die doch etliche gar wenig ausgenommen, weder Hunde noch Katzen, weniger etliche Lebensmittel haben, besonderen sich vom Obste und wohl ganz unnatürlichen Speisen aufhalten müssen, gefunden worden“. HERRMANN, Ländliche Bevölkerung, S. 86. Der Bieberauer Pfarrer Minck (1635); KUNZ; LIZALEK, Südhessische Chroniken, S. 261: „Durch diesen Hunger verschmachteten viele Leut dermaßen, daß nichts als Haut und Bein an ihnen war, die Haut hing ihnen am Leib wie ein Sack, waren ganz schwarz-gelb, mit weiten Augen, gepläcketen Zähnen, grindicht, krätzig, gelbsichtig, dick geschwollen, febricht [= fiebrig], daß einem grauete, sie anzusehen“. ZILLHARDT, Dreißigjähriger Krieg, S. 161f. (1635): „Dan auß diser teürung und hungersnot ist entstanden noch ein jamer uber alle jamer, nemlich ein sterbet und pestelentz, das vüll taußendt menschen sind zu grundt gangen durch hunger, krieg und pestelenz. Dan durch den hunger ist von denen armen menschen vüll greüwlich und abscheüliches dings auffgefressen worden. Alls nemlich allerley ungereimbten dings: hundt und katzen, meüß und abgangen vüch, roßfleisch, das der schinder und meister uff dem vassen sein fleisch von dem abgangne vüch, als roß, hundt und andere thier, ist hingenomen worden, und haben dannoch einander drumb gerißen und für köstlich gut gehalten. Es ist auch für gut gehalten worden allerley kraut uff dem feld: die distel, die nesle, schersich, hanefüeß, schmerbel, schertele. In suma allerley kraut ist gut gewessen, dan der hunger ist ein guter koch, wie man im sprichwort sagt“. Vgl. auch die Lebensbeschreibung des Gottfried Andreae (1637); DOLLINGER, Schwarzbuch, S. 321: „Doch im Jahr 1637 stieg das Elend auf’s höchste, nachdem kaum 200 Bauern in der untern Pfalz mehr übrig waren, da die übrigen teils an Hunger und Pest bereits gestorben, teils von den Kaiserlichen erwürgt oder als Soldaten weggeschleppt worden waren … Der Hunger aber zwang die Leute zu den unnatürlichsten Nahrungsmitteln: Gras, Kräuter, dürre und grüne Baumblätter, Felle von Tieren; Hunde, Katzen, Ratzen, Mäuse, Frösche und faulendes Aas waren gesuchte Bissen. Die Hungernden erschlugen einander selbst, verzehrten sie, durchwühlten Gottesäcker, erstiegen Galgen und Rad und nahmen die Toten zur Speise weg“. Der Chronist Johann Philipp Chelius [1610-1683], Syndikus u. Stadtschreiber in Wetzlar, unter 1637; KELLNER, Johann Philipp Chelius, S. 169f.: „Von Worms wird mit warheit berichtet, daß daselbsten ein achtel korn hiesigen maß uber zwanzig reichsthaler gegolten und man es darzue in solchem preis nicht genug feil bekommen können, darüber die hungersnot so groß worden, daß die menschen allerhand unnatürliche speise, nemblich hunde, katzen, tote pferd und ander verstorbenes viehe, so auf den wasen geführet, wie auch meuß, ratten, frösch und dergleichen ungeziefer, den hunger damit zu stillen, gebraucht und gessen, ja etzliche tote menschencörper selbsten aus der erden gegraben und stücker darvon zue essen geschnitten, deswegen auch eine schiltwacht auf den kirchhof zue Wormbs gestellet werden müssen, und seind in solcher teuren zeit viel hundert menschen im land hungers gestorben“. Notiz aus dem Pfarrbuch von Mauern (LK Neuburg/Donau) für 1648: „Viele haben aus Hunger Roßmist gegessen, der Feind hat alles fort; es ist nichts angebaut worden. Viele sind Hungers gestorben, die Überlebenden nähren sich von Wurzeln und Baumblättern und sind froh um die Häute der gefallenen Pferde“. [frdl. Mitteilung von Herrn Fahmüller, Pfeffenhausen]. Der Kitzinger Pfarrer Bartholomäus Dietwar [1592-1670] über 1649; DIETWAR, Chronik, S. 91: „Etliche tausend bayerische Bauern bettelten mit Weib und Kind durchs Land. Darunter waren auch Mörder. Sie stahlen und raubten was sie konnten. Das war Gottes sichtbare Strafe dafür, dass der Kurfürst von Bayern im 30jährigen Kriege viele Tausend armer Leute gemacht hatte. Darum war sein Land im vorigen Jahre durch die Schweden und Franzosen wieder verdorben worden, also dass seine Leute von München und Landshut her das Frankenland durchliefen, das gebettelte Brot dörrten und heim nach Bayern trugen“. Aus Nördlingen wird anlässlich der Belagerung 1634 berichtet; KESSLER, Belagerung, S. 38: „Um diese Zeit sind die Rosse wegen Mangels an Futter so erkrankt und so matt geworden, daß sie häufig einfach hingefallen und verendet sind. Von dem S. H. Schinder Jörg Schmid sind hinter dem Feilturm 2 große Gruben gegraben und die Pferde darin verscharrt worden. Die Armen und Bettelleute aber haben sich auch dabei befunden und haben, wenn man die Pferde hat vergraben wollen, aus großem Hunger ziemlich große Stücke davon herausgeschnitten, das Selbige gekocht und von solchem ihren Hunger gestillt, und gebüßt. Die armen Leute sind zur Nacht, um 12 Uhr, über solches Aas gekommen und haben es davon getragen“. KESSLER, Belagerung, S. 63: „Die kaiserlichen, spanischen, welschen, französischen und deutschen Soldaten sind gleichsam aus dem ausgebrannten Turm herundergefallen und jämmerlich aufeinander gelegen. Die armen Tagelöhner haben die gebratenen Schulterblätter von den Achseln abgenommen und für gutes Schweinefleisch gefressen“. Regimenter wie das des kurkölnischen Obristen Hugo v. Tyrell[i] lösten sich wegen Hunger auf. Der Salemer Mönch Bürster (1644); WEECH, Sebastian Bürsters Beschreibung, S. 196: „Dan ehe muoß der burger sterben zehen mal, ehe der soldat verderben ainmahl“. HÄVECKER, Chronica und Beschreibung, S. 96 (Calbe 1642): „Uber dieses ist dieser Ort auch mit Theurung und Hungersnoth nicht verschonet geblieben. Denn Ao. 1642. hat ein Scheffel Rocken 3. Thl. und mehr gegolten / und man das Getreyde allhier nicht einmal darum erlangen können / sondern es hat dasselbe von andern Orten müssen geholet werden; Die nun kein Geld gehabt / es so theur zu bezahlen / haben sich mit geschroteten Bohnen / Erbsen- und Gersten-Brod behelffen müssen / so aber auch beynöthig gewesen. Dahero viel arme Leute statt des Korns / mit Knoten-Kafft / Wurtzeln aus der Erden sich sättigen / und das Kraut auf dem Felde kochen und essen müssen. Und weil eben in derselben Zeit die Engel- und Schottländer in der Stadt gelegen / sind derer viel wegen Mangel des Brods gestorben / und haben einige den Hunger mit Pferdefleisch zu stillen gesuchet / und das Fleisch des verreckten Viehes gegessen“. Der Zeitzeuge Hanns Kahn aus Klings/Rhön; LEHMANN, Leben und Sterben, S. 172 (1638): „Das Getreide wurde [von den Soldaten] weggeführt. Kein Bauer hatte mehhr Lust zu säen. Keiner hatte mehr Lust zu arbeiten, weil er es doch nicht genießen konnte. Es kam nur das Nötigste in die Erde, und dieses hatten die Soldaten gestohlen. Es kam eine böse Hungersnot. Viele sind gestorben. Die schwedischen Reiter und die Kroaten mussten sich mit kleinem Brot begnügen. Unser Brot gestand damals aus gemahlenen Eicheln, Wicken und wenigem Korn. Die solches hatten, konnten froh sein. Manch reicher Mann ist aus Hunger gestorben […] Man sieht oft, dass es Menschen in der Not an jeder Erklärung mangelt. Mit gesottenem Gras und Aasfleisch glaubten viele, dem Hunger zu entgehen und starben erst recht an den abscheulichen Sachen, die sie verschlangen“. Vgl. auch die zeitgenössische Darstellung v. VINCE, Lamentations, S. 35ff. Z. T. sollen sich die verhungernden Soldaten regelrecht zu Tod gefressen haben; PASTORIUS, Kurtze Beschreibung, S. 117 (1634): „Den 26. Decembris zogen die Soissischen Soldaten hinaus / und kamen dargegen 3. Compagnien Schwaben herein von dem Freybergischen Regiment / die hatten meistenteils alle Weiber und 5. biß 6 Kinder / alle sehr verhungert / die frassen alles aus / was sie bekommen kunten / mit solcher Begierde und in solcher Mäng / daß etlichen der Wanst zersprang. Zween Soldaten hatten 35. Glös und 3. Spital Laiblein Brods uff einen Sitz gessen / hatte der eine noch ½ Glos im Munde / da er starbe“. Der Chronist Georg Friedrich Dhein berichtet über die Zustände in der Festung Hanau (1636); KURZ, Das Leben, S. 132: „Und da unter denen Scharmützel von Freund und Feind ein wohl gehaltenes Pferd erlegt wurde, gingen viele des armen Volks hinaus, rissen sich um das Aas, brachten von dem stinkenden Fleisch so viel als möglich war zu ihrem Unterhalt herein, wie denn auch sonsten Pferde-, Esel- und Hundefleisch gekochet wurde auf dem Markt verkaufet. Katzen estimirte man vor Wildbret und etliche allzu Fleisch begierige Leut handelten dem Scharfrichter gedörrtes Schindfleisch ab zu ihrer Speis“. Als Ersatz nahm man auch Gras oder Kräuter, „da viele hundert Menschen schwere Krankheit, Lähmung, Scharbock und die Mundfaulung bekamen, auch etliche Menschen sind auf der Gassen verschmachtet und niedergefallen, auf welches vielfältige Elend so mancher sehr zu Herzen genommen, sehr viele public und privat Almosen gereichet worden, wiwohl dem Elend nicht zu steuern gewesen“. BLÖTHNER, Apocalyptica, S. 118f.: „Anno 1638 ist wieder eine Theuerung nach dem vorigen Krieg und der Pest erfolget, so daß ein Leipziger Scheffel [103, 83 Liter; BW] um 10 G[ulden; BW]. Verkauft worden. Dahero weil die Armen es nicht bezahlen, auch vor den Thüren nichts mehr kriegen kunten, so wurden vor großem Hunger Hunde und Katzen geschlachtet, ja das Aas von dem Schindanger [=> Schindanger; BW] geholet und gefressen, und wollte wenig zureichen, deßwegen viel Leute verhungert und in den Misthaufen gestorben, so vorhin auf dem Lande schöne Güter gehabt; daselbst viel arm Volck sich von hier nach dem Altenburgischen gewendet, woselbst sie auch erhalten worden; Es haben sich auch einige gutthätige Hertzen gefunden, die den Armen wöchendlich ein oder zweymahl zu gewissen Tagen Brod haben mitgetheilet, worunter der Herr Superintendent D. Leyser, Herr Archediakonus M. Rinckard, Herr Bürgermeister Müller wie auch andere wohlhabende Bürger sich mit befunden haben, dass iedweder einen oder zwei Scheffel [1 Scheffel = 112, 15 Liter, BW] kauffte und das hiervon gebackene Brod unter die Armen austheilete, so wollte es doch nicht zulangen, denn die Menge war zu groß, weil offt vor einem solchen Hausse 4, 5, 6 bis 800 Menschen an Männern, Weibern und Kindern gestanden, welche einander sehr gedrenget, darunter viel Leute vom Lande, so vor dem Kriege nicht vor 800 oder 1000 Gulden, ja wohl nicht vor 2000 Gulden gegeben hätten. Wenn nun die Leute ein bißgen Brod erhalten, haben sie es nicht flugs gegessen, sondern nur daran gerochen und haben Gelegenheit gesuchet, ob sie einen Hund oder eine Katze damit fangen können. Wenn sie denn einen Hund bekommen, haben sie denselben an einem Strick bey sich geführet, denen wohl 20 oder 30 arme Leute beyher gefolget, gleichsam als wenn sie mit dem Hunde zu Grabe gehen wollten. Wenn sie nun vor die Stadt auf den Graben kommen sind, da haben sie geschlachtet und gebraten, was sie bekommen, da ist auf dem Graben um die Stadt herumb ein klein Feuer nach dem anderen gewesen, darbey die armen Leute gekocht und an hölzernen Spießen gebraten, was sie nur bekommen. Denn wenn der Cavaller [Abdecker, BW] mit dem Karn ein Aas hinausgeführet, ist das arme Volck häuffig nachgelauffen, und haben ein Stück nach dem anderen davon abgeschnitten. Oder wenn eine Kuh verworfen und das Kalb gleich unzeitig gewesen, haben sie es doch geholet, gekocht, gebraten und alles gegessen. Ja es war das arme Volck so abgemattet und verhungert, daß sie gingen, als wie die Schämen (!) [Schemen; BW] war Gottes Strafe so groß, daß sie gleichsam nicht kunten wegkommen oder an andere Oerter lauffen, sondern lieber hier verhungerten, da es doch, wie obgedacht, im Altenburgischen und an anderen Orten nicht so teuer, auch noch eher Brod vors Geld oder vor den Türen zu bekommen war, als hier. Sonderlich aber wenn der Abend herbey kahm, da hätte es oftmals einen Stein erbarmen mögen, wie das arme Volck winselte und die Nacht über in den Misthauffen schrie und bath. Eins rufte hier, das andere dort, tausendmahl um Gottes-Willen umb ein bißgen Brod, oder nur um ein Krümelgen; ein anders etwa umb ein Trünklein Wasser oder Kosent [Kofent = Dünnbier; BW] und dergeleichen, daß man froh war, wenn es wieder Tag wurde; denn das Elend und große Geschrey kunte man ohne hefftige Gemüths-Bewegung nicht ansehen oder anhören“. Hunger führte u. a. zu Kannibalismus; WINTER, Möser, S. 209, unter 20.12.1638 (Staßfurt): „Eben diesen Tag kam der Oberste Lieutenant vonm Jungen Schleinitzischen Regimente anhero von Dresden herunter, mit fast ein 40 Pferden, ward eingelassen, um sein Geld zu zehren, welcher aussagt, es würden die Schwedischen bald wieder hier sein, und diese Oerter unter ihre Contribution nehmen, hat auch vermeldet von dem großen Hunger der Soldaten, u. unter andern, daß ers mit seinen mit seinen Augen gesehen, wie drunten im Lager ihrer zwei einen Todten aufgeschnitten, Lung und Leber aus dem Leibe genommen, ans Feuer gesetzet, ein wenig geklopft und mit Begierde hereingefressen“. Vgl. „Gründtlicher vnnd warhaffter Bericht / vnnd Erzehlung Der Vorhin vnerhörten Thaten vnd abscheulichen Exempel“ (1638), ohne Seitenangabe: „Herman Seidel / ein frommer Mann / von Offenburg / welcher zu Lichtenau eine Schwester / die Ihm sehr lieb gewesen / vnd derhalben seinen Sohn zu hir geschicket / mit ein wenig nahrung / dieser Knabe kömmet vngehindert fort / alß er nach Lichtenaw kömbt / vnd niemand findet / auch schon im widerkehren ist nach hause zugehen / kömmet er ohn gefehr bey ein Fischerhäußlin / da ers rauchen sihet / vnd wie denn die Jugend vorwitzig / lauffet er hinzu / vnd wird eines Weibes gewar / die beim heerde sitzt / vnd kochet / vnd beynebens schrecklich heulet und weinet / neben dem heerde hencket ein Kind an einem stecken / welcher durch beyde Waden gangen / vnd dz Kind den kopff vnter sich gehangen / ist auffgeschnitten vnd geschlachtet / dieser Knabe lauffet mit angst vnd furcht vmbgeben / biß er nach Offenburg kombt / sagts seinem Vater / dieser zeigts der Obrigkeit an / vnd muß dieser Knabe mit einer ziemlich starcken Guarnison dahin / welchs also befunden / vnd das Weib gleich auch essend vnd weinend finden / haben aber vom Kinde noch funden die 2. Vntertheil / den lincken Arm / vnd Kopff / das andere hat sie schon verzehret gehabt: vñ ist diß Weib / nebenst dem Kinde auff Offenburg genommen worden: alß man sie aber gefraget: wie sie solchen Mord vnd Todschlag gleichwol vbers Hertze bringen können ? hat sie darauff geantwortet / sie hette es nicht gethan / sondern der grausame Hunger / dessen quall vnmenschlich were /das vbrige wolte sie der Obrigkeit befehlen zu verantworten. Hat aber nur 16. Tage nach diesem gelebet“.
[185] Vormund: Syndikus.
[186] Fuder. 1 Fuder Wein (Sachsen) = 808, 32 Liter, sachsen-Gotha = 872, 4 Liter.
[187] WALCH, Abhandlung, S. 337ff.
[188] Hubald Freiherr v. Ruck [Rucke, Rock, Rucki] [ -Sept. ? 1640], kaiserlicher Generalquartiermeister, Obrist. – Generalquartiermeister, „Oberstfeldquartiermeister“ [schwed. kvarter allmänna, dän. generalkvartermester]: Der Generalquartiermeister leitete das Quartieramt (mit zwei Oberquartiermeistern u. dem Stabsquartiermeister sowie drei weiteren Offizieren), unterstützt v. der Kriegskanzlei. Die Eingänge wurden dem Feldmarschall vorgetragen u. die Antwortschreiben dementsprechend zur Billigung vorgelegt. Für technische Fragen wurden Ingenieure des Stabs herangezogen. Die mündliche Befehlsübermittlung oblag zwei bis vier Generaladjutanten. Das Quartieramt lieferte je nach Eingang Berichte an den Kaiser, den Hofkriegsrat, Weisungen an Kommandeure der Feldarmeen, an örtliche Kommandeure u. Festungskommandeure, alle zuständigen Verwaltungsbehörden u. gab Lageberichte an hohe abwesende Generäle u. Nachrichten an die Gesandten des Westfälischen Friedenskongresses heraus. Nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630) erhielt er 400 fl. monatlich, bei den Dänen dagegen 500 Rt.; OPEL, Der niedersächsisch-dänische Krieg 2. Bd., S. 171. Der Generalquartiermeister hatte als Dienstvorgesetzter alle Quartiermeister der einzelnen Regimenter unter sich, sein Amt war eine sehr lukrative Einnahmequelle wegen der „Verehrungen“, um Einquartierungen (gerade bei den Winterquartieren) abzuwenden oder zu erleichtern. Zudem war er meist Inhaber eines eigenen Regiments, das die besten Quartiere zu erwarten hatte. Außerdem fungierte er auch als Experte für das Auskundschaften feindlicher Festungen.
[189] Dublette: Doppelstück (Münze). Doublone: spanische Goldmünze im Wert von zwei Escudos, mit einem Gewicht von 6,77 g.
[190] Lot: 14, 6-16, 6 g. Die Angabe Pforrs kann nicht stimmen.
[191] Rückentragekörbe.
[192] WAGNER, Pforr, S. 130.
[193] Schlacht bei Nördlingen am 5./6.9.1634 zwischen den kaiserlich-ligistischen Truppen unter Ferdinand (III.) v. Ungarn u. spanischen Kontingenten unter dem Kardinal-Infanten Fernando auf der einen Seite u. dem schwedischen Heer unter Feldmarschall Gustav Horn, der in eine siebenjährige Gefangenschaft geriet, u. Bernhard v. Sachsen-Weimar auf der anderen. Die Schwedisch-Weimarischen verloren nicht allein die Schlacht, etwa 8.000-10.000 Tote u. 3.000-4.000 Verwundete – auf kaiserlicher Seite waren es 1.200 Tote u. 1.200 Verwundete – , sondern mit ihr auch den Einfluss in ganz Süddeutschland, während der französische Einfluss zunahm. Vgl. die ausführliche Darstellung bei ENGERISSER; HRNČIŘĺK, Nördlingen 1634 (die detaillierteste Darstellung der Schlacht); STRUCK, Schlacht, WENG, Schlacht. Vgl. den lat. Bericht »Pugna et victoria ad Nordlingam«, der den protestantischen Ständen zuging; Staatsarchiv Bamberg B 48/145, fol. 74 (Abschrift). Zur französischen Sicht vgl. den Avis Richelieus, 1634 IX 11; HARTMANN, Papiers de Richelieu, Nr. 288.
[194] James [Jakob] King of Birness and Dudwick, Baron Eythin u. Baron Sandshult [Kieg, Kinge, Kyng, Kingy, Kink, Kurden] [1589-9.6.1652 Stockholm], schwedischer Generalleutnant. MURDOCH, SSNE ID 2814; BACKHAUS (Hg.), Brev 1-2.
[195] Schotten: Von 1626-1632 dienten 25.000 Schotten unter Christian IV. u. Gustav Adolf, was etwa 10 % der Gesamtbevölkerung Schottlands entsprach; PARKER, Military Revolution, S. 200, Anm. 17. 1630 hatte Gustav Adolf 13 Schottenregimentern mit fast 1.000 Offizieren unter seinem Kommando; MINHA, Walter Graf Leslie, S. 139, Anm. 23: Damit „wurde das Schwedenheer zur großen Kriegsschule des anglo-schottischen Adels für den späteren Machtkampf zwischen König und Parlament in der Heimat“. Zur Motivation schottischer Söldner MAHR, Oberst Robert Monro, S. 54: „Hier ist auch zu sehen, dass der Baron von Foulis edlen Andenkens es nicht für eine Beeinträchtigung seines Ansehens hielt, zuerst meinem Lord Reay und seinem Regiment als Freiwilliger zu folgen, bis er einige Gefechte gesehen und einige Erfahrung gesammelt hatte. Dann begann er mit einer Kompanie und wurde zuletzt mit Ansehen Obrist eines Regiments zu Fuß und zu Pferd. So ermunterte er andere seines Namens und seiner Verwandtschaft, seinem Beispiel zu folgen und ehrenvoll im Ausland zu leben, anstatt ihren Freunden zu Hause, wie es viele tun, zur Last zu fallen. Dabei müssen sie, wie wir in Schottland sagen, für einen halben Laib Brot springen, während andere aufgrund ihrer Tapferkeit nobel im Ausland leben, sich Diener leisten können und von silbernen Tellern speisen“. In erster Linie heranziehen ist die große Datenbank v. Steve MURDOCH, SSNE; dort auch jeweils die neueste Literatur, bzw. zu dessen Veröffentlichungen => Literaturregister. Bei der Zusammensetzung der schwedischen Armee Gustavs II. Adolf bis Ende 1632 werden folgende Zahlen angenommen: Schweden 8.000 (5, 5 %), Finnen 3.000 (2, 0 %), Deutsche Söldner: Alte Regimenter (vor Juli 1630 aufgestellt) 15.000 (10, 5 %) Neue Regimenter 65.000 (44, 5 %) Britische Söldner 7.000 (5, 0 %) Verbündete: Sachsen 17.000 (11, 5 %) Brandenburg 6.000 (4, 0 %) Hessen-Kassel 6.000 (4, 0 %) Mecklenburg 4.000 (2, 5 %) Stadtmilizen ca. 15.000 (10, 5 %) Gesamtzahl 146.000. Von diesen ca. 150.000 Mann war etwa die Hälfte im Garnisonsdienst eingesetzt, der Rest war auf die verschiedenen Armeekorps aufgeteilt, deren Größe zwischen 3.000 u. 20.000 Mann lag. Im Falle einer möglichen Schlacht wurden diese dann vorübergehend zusammengezogen. Angaben nach BRZEZINSKI; HOOK, Armee, S. 69; ENGERISSER, Von Kronach. Je nach Kriegslage schieden nach Gustav II. Adolfs Tod Verbündete wieder aus, der Anteil der Deutschen unter schwedischer Fahne stieg jedoch weiter an. Vgl. MILLER, Swords for hire; FALLON, Scottish Mercenaries. Vgl. das Beschwerdeschreiben Wernigerodes über Hamiltons Schotten (1632); NÜCHTERLEIN, Wernigerode, S. 108: „die hier liegenden Schottischen Soldaten wollten mit ihren Wirthen und deren Lägern nicht zufrieden sein, trieben die Leute aus ihren Ehebetten, brächten Gesellschaft mit, gingen mit Sporen und Stiefeln zu Bett, aus denen sie dreitätige Kindbetterinnen jagten. Würde ihnen etwas gesagt, prügelten sie die Leute; sie vernichteten ihrer Wirthe Handwerkszeug. Kein Quartier sei ihnen gut genug, sie wollten stattliche Palatia haben. Wären die Wirthe nicht zu Hause, schlügen sie die Thüren ein. Der Oberste perturbire den Magistrat in seinen Rechten, indem er die Preise der Dinge vorschreibe, unter den Vorgeben, der Rath setze sie ihm zum Tort so hoch. Wollte man diese Waren für diese Preise nicht hingeben, so drohte er, sie gerade wegzunehmen“. Der Osnabrücker Schuhmacher, Amtsbote u. Chronist Rudolf v. Bellinckhausen [1567-19.3.1645] unter dem 24.4.1637; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabrugischenn handlung, S. 354: „Am gemelten tage sein widerumb uber 300 zu fuß von unteutschen volck als Ihrländer, Schotten und Engels[chen] in unser stad kommen, arm, nackt und viel jungs volcks“. HÄVECKER, Chronica und Beschreibung, S. 96 (Calbe 1642): „Uber dieses ist dieser Ort auch mit Theurung und Hungersnoth nicht verschonet geblieben. Denn Ao. 1642. hat ein Scheffel Rocken 3. Thl. und mehr gegolten / und man das Getreyde allhier nicht einmal darum erlangen können / sondern es hat dasselbe von andern Orten müssen geholet werden; Die nun kein Geld gehabt / es so theur zu bezahlen / haben sich mit geschroteten Bohnen / Erbsen- und Gersten-Brod behelffen müssen / so aber auch beynöthig gewesen. Dahero viel arme Leute statt des Korns / mit Knoten-Kafft / Wurtzeln aus der Erden sich sättigen / und das Kraut auf dem Felde kochen und essen müssen. Und weil eben in derselben Zeit die Engel- und Schottländer in der Stadt gelegen / sind derer viel wegen Mangel des Brods gestorben / und haben einige den Hunger mit Pferdefleisch zu stillen gesuchet / und das Fleisch des verreckten Viehes gegessen“. Ein schottischer Obrist erhielt jährlich 380 £ u. hatte Anspruch auf einen Wagen als Teil seiner Ausrüstung. Ein Obristleutnant bekam 190 £, ein Hauptmann 128 £, die Musketiere u. Pikeniere erhielten 6 d (Pence) täglich, der Kürassier 11 d. (Pence). 1 £ = 240 Pence. GRANT, Memoiren, S. 33. Das Werbegeld für einen Soldaten betrug 1 £; FALLON, Scottish Mercenaries, S. 187.
[196] ENGERISSER, Von Kronach, S. 341.
[197] David Leslie [Lesle], 1st Lord Newark [1601 Lindores, Fife, Schottland-1.2.1682 Schottland], schwedischer Obristleutnant.
[198] Johann Christoph Reichsfreiherr v. der [van der] Grün [Green, Cruen] [18.3.1603 Pressath-21.121666 Nonnenweier], schwedisch-weimarischer Generaladjutant, Obrist. Vgl. GRÜN, Christoph von der, Des durchlauchtigsten Fürsten und Herrn Bernharden des Grafen Hertzogen zu Sachßen, Jülich, Cleve und Bergk höchst preißwürdigste Helden Thaten, welche Derselbe nach tödtlichen Abgang des Ehrwürdigsten Königs der Schweden, Gustavi Adolphi, biß an sein Seel. Ende, von Ao: 1632 biß 1639, verübet, wie solche von H. Johann Christoph von der Grün, Seel:; bey Höchstgedacht Sr. Fürstl. Durchl: gewesenen General Adjudanten, mit allen Fleiß auffgezeichnet, und auß dessen Annotatis in dieß Compendium verfaßet worden. Unveröffentlichtes Manuskript, Forschungsbibliothek Gotha, Handschrift Chart. B 67. Eine vollständige Internet-Edition wäre ein Gewinn.
[199] Magdeburg; HHSD XI, S. 288ff.
[200] TOEGEL, Der Schwedische Krieg, Nr. 1059, S. 333.
[201] Ernst Roland, Baron de Grysort [Grisart, Chrisom], Graf v. Suys [Soise, Soisse, Sois, Suis, Suise, Suisi, Soy, Suse, Suy, Suyss, Duys] u. Tourabel [vor 1600-1645], kaiserlicher Generalfeldzeugmeister.
[202] Johann Gottfried v. Rauchhaupt [Rauhaupt] [1598-1635], kaiserlicher Obrist.
[203] Johann Freiherr v. Lissau [Liesau, Lisau, Lissan, Lißan] [ – ], kaiserlicher Obrist.
[204] TOEGEL, Der Schwedische Krieg, Nr. 1061, S. 333f.
[205] Melchior Friedrich Gottfried Reichsgraf Hatzfeldt [Hartzefeld] v. Gleichen [20.10.1593 Crottorf-9.11.1658 Schloss Powitzko bei Trachenberg/Schlesien], Bruder des Würzburger Bischofs Franz v. Hatzfeldt, für den geistlichen Stand bestimmt, kaiserlicher bzw. kurbayerischer Feldmarschall-Leutnant, Generalfeldzeugmeister u. Feldmarschall. Am 6.8.1623 Teilnahme am Kampf bei Stadtlohn, 1625 Wechsel ins Heer Wallensteins als Obristleutnant unter Franz Albrecht v. Sachsen-Lauenburg, 1627 Teilnahme am Feldzug gegen die Dänen, 1629 Marsch nach Mantua, am 17.9.1631 Teilnahme an der Schlacht bei Breitenfeld, 1632 Obrist u. Kommandeur eines eigenen Regiments, 1633 Beförderung zum Feldmarschallleutnant, 1634 wurde er Generalfeldzeugmeister u. 1635 Feldmarschall wegen der Verdienste um die Eroberung Kaiserslauterns, am 4.10.1636 Niederlage in der Schlacht bei Wittstock gegen Johan Banér als militärischer Ratgeber Johann Georgs I. von Sachsen, 1637 Venichtungsfeldzug in Sachsen, am 17.10.1638 Sieg bei Vlotho über Ruprecht v. der Pfalz, 1639 Belehnung mit der Herrschaft Gleichen (Thüringen) durch den Kurfürsten v. Mainz (diese Belehnung zwang Johan Banér 1640 zur Aufhebung der Belagerung Leipzigs), 1641 Erwerb der Herrschaft Trachenberg in Schlesien aus dem Besitz des hingerichteten Wallenstein-Anhängers Hans Ulrich v. Schaffgotsch, Kommandeur der kaiserlichen Armee in Westfalen, 1641 Eintritt in kurbayerische Dienste wegen Differenzen mit Matthias Gallas, am 24.11.1643 Erfolg in der Schlacht bei Tuttlingen über die Franzosen unter Josias von Ranzau, 1644/1645 Ernennung zum Kommandeur der kaiserlichen Hauptarmee, am 6.3.1645 Gefangennahme in der Schlacht bei Jankau. Am 30.8.1657 zum kaiserlichen Heerführer gegen die Schweden in Polen ernannt, eroberte Hatzfeldt Krakau.
[206] Philipp (V.) Graf v. Mansfeld-Vorderort zu Bornstedt [1589-8.4.1657 Raab], kaiserlicher Feldmarschall. Vgl. die Erwähnungen bei SEIDEL, Die Grafen von Mansfeld; GRÄF, Von ungleichen Paaren und gierigen Erben.
[207] Rudolf [Rudolfo] Graf Colloredo [Coloredo, Coloreto, Coleredo, Colredo, Kolloredo]-Waldsee [Wallsee] [2.11.1585 Budweis-24.2.1657 Prag], kaiserlicher Generalwachtmeister u. Feldmarschall. 1617 Teilnahme am Uskokenkrieg gegen Venedig, 1618 Beförderung zum Hauptmann, am 27.8.1626 unter Tilly Teilnahme an der Schlacht bei Lutter am Barenberge, 1627 Feldzug in Mähren, Eintritt in den Orden des Hl. Johannes von Jerusalem, Ernennung zum Großprior Böhmens durch den Kaiser, 1629 Erhebung in den Reichsgrafenstand, im Juni 1631 in Salzungen einquartiert, 1632 Beförderung zum Generalwachtmeister, am 15.11.1632 Erfolg gegen Gustav II. Adolf von Schweden an der Rippach. Im Januar 1634 plädierte Colloredo-Waldsee für Wallensteins Ermordung, 1634 wurde er Feldmarschall u. Oberbefehlshaber der kaiserlichen Truppen in Böhmen, 1636 Belehnung mit konfiszierten Gütern Trčkas, 1643 zusammen mit Gallas Feldzug nach Holstein, Ende 1648 nach erfolgreicher Verteidigung Prags gegen Königsmarck u. Ernennung zum Gouverneur der Stadt.
[208] Bad Hersfeld [LK Hersfeld-Rotenburg]; HHSD IV, S. 20ff.
[209] TOEGEL, Der Schwedische Krieg, Nr. 1087, S. 340.
[210] Tribuliersoldat: Soldat, der Schatzung u. Steuer aus der Bevölkerung zu pressen hat; auch Executor; sinngleich mit Fress- u. Pressreiter: Vgl. WINTER, Möser, S. 16: „Den 15. August [1626], da wir ungefähr ein acht oder neun Tage ohne sonderliche Einquartierung gewesen, zeucht der Oberste Altringer herein, nimmt sein Quartier bei Berendt von Werdensleben, der ihn nicht so gequälet wie der [Johann Ernst] von Scharffenberg [Scherffenberg; BW], gleichwohl aber thun ihm hernach seine Diener auch Dampfs genug an. (Scharffenberg hat ihn auf einmal zur Aengstigung eine ganze Compagnie seiner Reiter ins Haus gelegt, die Tag und Nacht gesoffen und gefressen, welchen er Wein und Bier geben müssen, ungeachtet es des Obersten eigenes Quartier gewesen, haben ihn auch sonst mit Zerschlagen der Tische, Bänke etc. nicht geringen Schaden gethan. Den andern Tag hat er sie wieder herausgenommen). Altringer war Oberster zu Fuß, hat 16 Compagnien, jede zu 300 stark gehabt, endlich ist sein Regiment in die 5000 stark worden“. Generallandesarchiv Karlsruhe 77/3607 (Kopie): Ritterschaft in Schwaben an J. Fr. v. Württemberg, 1627 III 19. Am 30.12. 1630 v. Tilly abberufen, nahm Cronberg viele Tonnen Beute mit u. hat doch „ein Gestank von etlich Preßreitern hinterlassen, damit sie noch mehr Geld von den armen in Grund verderbten Bauren herauszwingen“ konnten. ZILLHARDT, Zeytregister, S. 133: Sie „sind in das landt komen wie die lumpige und laußige bettler und sündt hinauß geriten wie lauter fürsten und graffen“. In den pfälzischen Gebieten hatten sie die Bevölkerung mit Misshandlungen u. Erpressungen drangsaliert, bis sie Anfang Mai 1627 nach Franken abgezogen wurden; MAIER, Unterpfalz, S. 77. Ende 1627 musste Maximilian I. den Ständen die Abführung zusagen; a. a. O., S. 86f. Nach EHMER, Grafschaft Wertheim, S. 169, hatte Tilly im November angekündigt, wegen der Erschöpfung des Niedersächsischen Kreises Cronbergs Regiment in die Grafschaft Wertheim verlegen zu müssen; 1627/28 lagen unter Berlo cronbergische Reiter dort, was der Abt v. Bronnbach im Mai dazu benutzte, die Dörfer Nassig, Dörlesberg u. Reicholzheim einzunehmen, die evangelischen Pfarrer zu vertreiben u. den katholischen Gottesdienst einzurichten. Vgl. das Auftreten Schönburg’scher Reiter im Kitzinger Raum; ZIMMERMANN, Schönburger Reiter;  das Kirchenbuch Buchbrunn; Jahrbuch des Landkreises Kitzingen 2, 1980, S. 19: „Den 28. May um 2 Vhr mittags haben 30 Reuther ihre Quartier hier genommen und viel Geld den Leuthen abgenöthiget. Wer nicht Geld hat haben können, dem haben sie Ofen, Fenster hineingeschlagen, die Tische, Bänke, Truhen und Bettladen, auch die Ziegel von den Häusern und Dächern herabgeschlagen, das Getäfel aus der Stuben gehauen und die Betten zerschmieden, diese dann ausgeschüttet und die Pferde darauf getümmelt. Da sie mich (den Pfarrer) dann hin- und widergezogen, sonderlich um 6 Reichsthaler gebrandschatzt. Gott gebe ihnen den Lohn“. Der Widerstand der Einwohnerschaft wurde durch »Dragonaden«, zu denen die schlimmsten Elemente der Armee herangezogen wurden, gebrochen; BELLINKCHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabruggischenn handlung, S. 36 (1630): „Was denn inquartirten soldaten bey uns thut anlangen, ist ein gottloß diebesch und mordrisch volck, stehlenn heymlich und rauben offenbar, saufen und fressen, dominirn tag und nacht, spielen und doblen, parten und beuten, ruffen und jauchtzen, schießen und morden sich unter andern, schlagen sich mit den burgern, verfuhrn der burger weiber und kinder und haben maning magd zur hurn gemacht. Die burger konnen bey abendts oder nacht zeyt nicht uber die straßen gehen. Sie schlagen dieselben, habe auch solchs zweymall von dem gesind leyden mußen. Ich gelaubs warlich, es mag kein boser volck auf erden gefunden werdenn, dan unse inquartirten soldaten”. Vgl. dagegen die Ordnung Wallensteins (1629); JESSEN, Dreißigjähriger Krieg, S. 217f.: „Über dieses sollen die Bürger den Befehlshabern und Soldaten anders nichts vor die Servicen als allein die Liegestatt, Holz, Salz und Licht zu geben schuldig sein, welches doch dahin zu verstehen, daß die gemeinen Befehlshaber und Soldaten sich mit des Wirtes Feuer und Licht behelfen und ihre Sachen dabei verrichten sollen . […] Dafern die Obersten und andere Officiere Reformierte und Aufwärter bei sich haben, sollen dieselben nicht von den Bürgern, sondern denjenigen, bei welchen sie sich aufhalten, unterhalten werden. […] An Kirchen, Schulen, Hospitälern, geistlichen Personen soll sich keiner vergreifen und dieselben in einigerlei Wege weder mit Einquartierungen oder Schatzungen beschweren. Auch keinen in seinem Gottesdienst hindern oder ärgerlich sein, bei Leib- und Lebensstrafe. […] Die fürstlichen und adeligen Häuser, welche Feindes Gefahr halber nicht notwendig müssen besetzt werden, sollen von der Einquartierung gantz exempt und befreit sein. […] Der reisende Mann oder andere, so ihrer Geschäften halber in der Garnison zu verrichten, sollen in keinem Wege aufgehalten, beleidigt noch mit einer Schatzung beschweret werden. Den Ackermann sollen die Officiere bei ihrem Feldbau schützen und in keine Wege sie davon zu verhindern gestatten“. Vgl. dagegen die Klagen der Pommern’schen Gesandten; JESSEN, Dreißigjähriger Krieg, S. 218ff.: „48. Ferner wann Officiere oder Soldaten über Land reisten, mußten die Inwohner des Landes, da noch ein Bissen Brot vorhanden, nicht allein solches, gleich [als] wäre alles gemein, ohne Bezahlung, sondern auch ihre Pferde oft auf 15 und mehr Meilen hergeben, welche sie entweder ganz nicht oder ja bis auf den Grund verderbt wiederbekämen; es geben auch nunmehr an etlichen Orten Unter- als Ober-Officiere Pässe aus, daß die Soldaten bemächtigt wären, Pferde wegzunehmen, wo sie anzutreffen. 49. Sonst wäre gar gemein, daß die Reiter und Soldaten aus den Garnisonen täglich ausritten oder liefen, die Dörfer fast alle Nacht spolierten und plünderten, den Bauern ihre Wägen, Pflüge und andere zum Ackerbau gehörige Instrumenta entweder weggeführten oder mutwillig verbrennten, die Leut prügelten und verwundeten, also daß dieselbige bisweilen wohl gar ums Leben kämen, die Häuser, woraus die armen leut mit solchen Prügeln und anderm barbarischen Procedieren […] vertrieben, niederrissen und das Hausgerät zerschlügen und verbrennten. Es wäre auch endlich mit Sengen und Brennen dahin geraten, daß ganze Zimmer […] gleichsam zum Lustfeuer gebraucht worden“. Zu Soldaten als Agenten der Sozialdisziplinierung PRÖVE, Dimension.
[211] WAGNER, Pforr, S. 131.
[212] Michael Urbanowitz [ – ], kaiserlicher Rittmeister.
[213] Hamburg; HHSD I, S. 83ff.
[214] WAGNER, Pforr, S. 131.
[215] [Bad] Homburg v. d. Höhe [Obertaunuskreis]; HHSD IV, S. 23ff.
[216] Friedrich I. Landgraf v. Hessen-Homburg [5.3.1585 Schloss Lichtenberg-9.5.1638 Homburg vor der Höhe], der erste Landgraf v. Hessen-Homburg [1622-1638] u. Gründer des gleichnamigen Hauses.
[217] Feldzeugmeister war Isolano nie.
[218] LOTZ, Geschichte der Stadt Homburg vor der Höhe, S. 47.
[219] Barchfeld [Wartburgkreis]; HHSD IX, S. 40.
[220] Vogtei: 1. Schutzvogtei über ein Bistum, Stift oder Kloster auf deren Besitz, 2. Unterbezirk eines landesherrlichen Amtes.
[221] Wasungen [LK Schmalkalden-Meiningen]; HHSD IX, S. 468f.
[222] WAGNER, Pforr,  S.132.
[223] WAGNER, Pforr, S. 133.
[224] Hans Georg v. Arnim-Boitzenburg [Arnheim] [1583 Boitzenburg-28.4.1641 Dresden], polnische, dann schwedische Dienste, 1627 kaiserlicher Obrist, Feldmarschall, 1630 kurbrandenburgischer u. kursächsischer Feldmarschall, 1635 Ausscheiden wegen Prager Frieden, 1637 Verschleppung nach Schweden u. Flucht, ab 1641 Reorganisation der kursächsischen Armee. Vgl. STADTMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermark, S. 30ff.; ARNIM, Jaspar von: http://www.vonarnim.com/portraits/Hans-Georg/Lebenslauf HansGeorg.pdf.
[225] Trompeter: Eigener, mit 12 fl. monatlich – teilweise wurden in besetzten Städten 12 Rt. (18 fl.) herausgepresst; HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermark, S. 15); Nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm 16 Rt. monatlich zu; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 461 – wie der Trommelschläger recht gut bezahlter, aber auch risikoreicher Berufsstand innerhalb des Militärs u. bei Hof mit wichtigen Aufgaben, z. B. Verhandlungen mit belagerten Städten, Überbringung wichtiger Schriftstücke etc., beim Militär mit Aufstiegsmöglichkeit in die unteren Offiziersränge. Vgl. dazu etwa Siedeler in den „Miniaturen“.
[226] TOEGEL, Der Schwedische Krieg, Nr. 1129, S. 354.
[227] Vivers: Lebensmittel.
[228] Bad Neustadt/Saale [LK Rhön-Grabfeld], HHSD VII, S. 59f.
[229] WAGNER, Pforr, S. 133.
[230] Arheiligen, heute Stadtteil von Darmstadt, unter HHSD IV, S. 84, 186.
[231] Darmstadt; HHSD IV, S. 79ff.
[232] Otto Ludwig Wild- u. Rheingraf v. Salm in Kirburg, Mörchingen u. Tronecken [13.10.1597-16.10.1634 Speyer], mansfeldischer Obrist, dänischer, dann schwedischer General. [Abb. Stein11]
[233] David Bouillon [Bullion, Bullian, Bullier, Bullio] [ – ], schwedischer Obrist.
[234] Generalmajor [schwed. generalmajor, dän. generalmajor, tschech. generalmájor]: Der Generalmajor nahm die Aufgaben eines Generalwachtmeisters in der kaiserlichen, bayerischen, dänischen u. schwedischen Armee wahr. Er stand rangmäßig bei den Schweden zwischen dem Obristen u. dem General der Kavallerie, bei den Kaiserlichen zwischen dem Obristen u. dem Feldmarschallleutnant.
[235] Sir James Ramsey [Ramsay, Rammsey] „the Black“ [1589-28.6.1639 auf Schloss Dillenburg], schwedischer Obrist. Vgl. MURDOCH, SSNE ID: 3315.
[236] Hanau; HHSD IV, S. 199ff.
[237] Alzenau => Freigericht [hess. Kr. Gelnhausen und bayr. Kr. Alzenau]; HHSD IV, S. 143f.; Alzenau i. Ufr. [LK Aschaffenburg]; HHSD VII, S. 19f.
[238] Freigericht [hess. Kr. Gelnhausen und bayr. Kr. Alzenau]; HHSD IV, S. 143f.
[239] Gelnhausen [Main-Kinzig-Kreis]; HHSD IV, S. 164ff.
[240] Aschaffenburg; HHSD VII, S. 33ff.
[241] Miltenberg [LK Miltenberg]; HHSD VII, S. 448ff.
[242] Hans [Johann] Ludolf [Rudolf] Freiherr v. Breda [Bredaw, Bredau, Brettau, Brede, Breda, Bredon] [um 1595-14.11.1640 bei Riebelsdorf], kaiserlicher Feldmarschall.
[243] Markus v. Corpes [Corpus, Corpitz, Corps, Cörber, Coepus, Korpus, Korbitz] [ -29.7.1638 bei Benfeld], kaiserlicher Kroaten-Obrist.
[244] Wetterau; HHSD IV, S. 457ff.
[245] Marköbel, heute Ortsteil von Hammersbach [Main-Kinzig-Kreis]; HHSD IV, S. 323f.
[246] Büdingen [Wetterau-Kreis]; HHSD IV, S. 66f.
[247] Wächtersbach [Main-Kinzig-Kreis]; HHSD IV, S. 443f.
[248] Tross: Der Tross war der gesamte Begleitzug eines Heeres (ohne Anspruch auf Verpflegungsrationen) u. bildete sich, neben den Offiziers- u. Soldatenfamilien, aus Dienstpersonal, Feldpredigern, Feldchirurgen, Feldschern (vgl. s. v.), „Zigeunern“ als Kundschaftern u. Heilkundigen, Köchen u. Handwerkern, Händler/innen u. Marketender/innen, Invaliden u. Entwurzelten, Glaubensflüchtlingen, Soldatenwitwen u. Kriegswaisen, Hunger leidenden Zivilisten und Bauern, Gefangenen, behördlicher Strafverfolgung Entflohenen u. zum Dienst bei der Artillerie verurteilten Straftätern sowie Gauklern, Wahrsagern und in 4 Klassen eingeteilte Prostituierten („Mätressen“, „Concubinen“, „Metzen“ und „Huren“). Nach der Kapitulation der Kaiserlichen 1632 in Zwickau rückten angeblich 1150 Infanteristen, 800 Kavalleristen (zumeist Kroaten), 2100 Huren u. Troßbuben ab; HERZOG, Chronik von Zwickau 2. Bd., S. 427. Der schwer bewegliche Tross („Geschlaif und Geschlepp“: Bezeichnung aus Württemberg; SIEBER, Oberamt Besigheim, S. 43) und die ambulante Lagergesellschaft waren z. T. doppelt bis viermal so groß wie das Heer, dem er folgte, u. war somit zahlenmäßig größer als eine Großstadt wie etwa Köln. Der Aufwand für die eigenen Bedürfnisse Erzherzog Leopold Wilhelms u. seinen Hofstaat scheint ziemlich groß gewesen zu sein. HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 230: „Bei dem Durchzug durch Heilbronn am 10. Oktober [1645; BW] hatte das Heer Leopolds so viel Troß bei sich, daß ‚2 Tage lang eine Kutsche ein Wagen, ein Troß auf den anderen folgte, und das Gesindel so zahlreich war, wie man es noch bei keinem Heere gesehen hatte‘ „. PASTORIUS, Kurtze Beschreibung, S. 119 (Bad Windsheim 1635), S. 119: „1635. den 11. Martii zogen die beede Schwäbischen Compagnien unterm Hauptmann Rödeln und Richtern aus der Stadt / solten 421. Mann seyn / aber als man sie unter dem Thore zehlete / warens 1800. Köpffe in allem mit Weib und Kindern“.[248] Christian II. v. Anhalt-Bernburg am 22.2.1637 anlässlich der Kämpfe um Leipzig 1637; http://diglib.hab.de/edoc/ed000228/start.htm (1637): „Jtem: daß die Kayserlichen sehr vbel hausen, ärger alß Türcken, mitt schendungen, vndt grawsamkeitten, weil viel Barbarische vndißciplinirte völcker vndter ihnen. Mitt dem droß seyen sie 100 mille Menschen starck, darundter 40 mille combattans“.[248] Während zu Anfang des Krieges der Tross etwa 30 % größer war als die kämpfende Truppe, war er am Kriegsende nach Aussage des bayerischen Feldmarschalls Gronsfeld unkontrollierbar angewachsen. Er erinnerte daran, dass man „in disen beiden armaden sicherlich über 180 000 seelen hat, welche, es sein gleich jungen, fuhrknecht, weiber und künder, doch alle sowoll alß soldaten leben müssen. Nun werden die beeden armaden ungefähr uf 40 000 mann proviantirt, und mehrer nicht, alß ein mensch in 24 stundt nöthig hat. Wie nun die übrige 140 000 menschen leben können, wan sie nicht hin und her ein stuckh brott suchen thun, solches ist über meinen verstandt“. Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kasten Äußeres Archiv 2961, fol. 29 (Ausfertigung): Gronsfeld an Maximilian I. v. Bayern, Thierhaupten, 1648 III 31. In der Werbeinstruktion (1639 VII 04; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kasten Äußeres Archiv 2624, fol. 4-5) war bestimmt worden, dass „taugliche knecht und nit solche, wie zum theil bei vorigen werbungen geschehen, geworben werden, die mit zu villen kindern beladen und sich allein wegen der quartier underhalten lassen, khonfftig aber wanns zum veldzug khombt, wider dauongehn, also werb: und lifergelt umb sonst angewendt wirdet“. Zum Teil wurden sogar Schiffsbrücken im Tross mitgeführt. Zudem unterlag der gesamte Tross der Militärjustiz, vgl. GROßNER; HALLER, Zu kurzem Bericht, S. 35 (1633): „Haben 4 von dem Troß ins Feuer geworfen, wie man denn nach geschehenem Brand 2 Köpf, etliche Finger und einen halben gebratenen Menschen noch übrig gefunden“.Zur „Lagergesellschaft“ vgl. KROENER,  „ … und ist der jammer nit zu beschreiben“, S. 279-296; LANGER, Hortus, S. 96ff.; WAGNER, Ars Belli Gerendi. In Notsituationen wurden Trossangehörige, wenn auch erfolglos, als Kombattanten eingesetzt; BRNARDIC, Imperial Armies 1, S. 19.
[249] Würzburg; HHSD VII, S. 837ff.
[250] Generalstab: die Summe aller ranghohen Offiziere, die der obersten militärischen Führung zuarbeiten. Der Generalstab umfasste das Quartieramt, die Kriegskanzlei, die Generaladjutantur, das Kriegskommissariat, das Kriegszahlamt, die Generalauditoren, den Generalprofos, die Feldapotheke, das Feldpostamt u. die Generalwagenmeister. 1640 sollen der General- u. Hofstab Piccolominis 1.200 Personen umfasst haben; PASTORIUS, Kurtze Beschreibung, S. 123.
[251] Artillerie: Zur Wirksamkeit der Artillerie vgl. ENGLUND, Verwüstung Deutschlands, S. 424f.: „Sowohl bei sogenannten Kernschüssen als auch bei Visierschüssen zielte man mit dem Geschützrohr in mehr oder weniger waagrechter Position. Ein in dieser Position eingestellter Neunpfünder hatte eine Reichweite von etwas über 350 Metern. Dann schlug die Kugel zum erstenmal auf dem Boden auf, wonach sie regelmäßig einen Sprung machte und noch einmal 350 bis 360 Meter flog, bevor sie kraftlos erneut aufprallte – acht von zehn Kugeln sprangen mindestens dreimal auf. (Der Abprall hing davon ab, ob der Boden eben oder buckelig und uneben war.) Die Kugel flog die ganze Zeit in Mannshöhe. Sie konnte also auf ihrer gesamten Bahn töten und verwunden, und wenn sie im rechten Winkel durch eine dünne Linie von Männern schlug, pflegte sie im Durchschnitt drei Mann zu töten und vier oder fünf zu verwunden, aber es kam auch vor, daß eine einzige Kugel 40 Menschen auf einen Schlag tötete. Menschen und Tiere wurden meistens mit einem hohen und entsetzlichen Reißgeräusch zerfetzt. Es gibt Beschreibungen von Schlachten dieses Typs – wie es aussah, wenn brummende Vollkugeln in die von Pulverdampf eingehüllten und dicht gestaffelten Reihen aufrecht stehender Männer einschlugen: In der Luft über den Verbänden sah man dann eine kleine Kaskade von Waffenteilen, Rucksäcken, Kleidern, abgerissenen Köpfen, Händen, Beinen und schwer identifizierbaren menschlichen Körperteilen. Der tatsächliche Effekt beruhte in hohem Grade auf der Größe der Kugel. Leichte wie schwere Geschütze schossen im großen und ganzen ihre Kugeln mit der gleichen Anfangsgeschwindigkeit ab, etwas unter 500 Meter in der Sekunde, doch je größer die Kugel war – das Kaliber in Pfund bezeichnet das Kugelgewicht – , desto höhere Geschwindigkeit und Durchschlagskraft hatte sie, wenn sie ihr Ziel erreichte: die Beine und Muskeln und Zähne und Augäpfel eines Menschen auf der anderen Seite des Feldes“. Der technische Aufwand war beträchtlich, bei 60-Pfündern rechnete man für 8 Tage à 30 Schuss 3 Ztr. Pulver, 13 Wagen mit 99 Pferden, dazu 3 Knechte u. 2 Büchsenmeister sowie deren Zubehör. „Vom Nürnberger Stückegießer Leonhard Loewe ist die Rechnung für die Herstellung zweier jeweils 75 Zentner schwerer Belagerungsgeschütze erhalten, die auf den heutigen Wert hochgerechnet werden kann. An Material- und Lohnkosten verlangte Loewe 2.643 Gulden, das sind ca. 105.000 bis 132.000 Euro. Das Material und der Feuerwerker-Lohn für den Abschuss einer einzigen 24-pfündigen Eisenkugel aus den „Halben Kartaunen“ kostete fünf Reichstaler – mehr als die monatliche Besoldung eines Fußsoldaten“. EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 81. Vgl. ENGERISSER, Von Kronach, S. 575ff. Deswegen ließ man sich auch den Kostenaufwand bei Belagerungen ersetzen. Zabern musste 1636 8.000 fl. „für den canon“ bezahlen; DROYSEN, Bernhard v. Weimar, 2. Bd., S. 214. Bei den Schweden führte eine Kompanie die Regimentswaffen, drei Kompanien führten die schweren Waffen, während eine Kompanie die „Feuerwerker“ transportierte u. eine weitere die für eine Belagerung erforderlichen Bergleute bzw. Mineure. Zu jeder Kompanie gehörte ein Schütze („konstapel“) u. ein Assistent („handlangere“), größere Geschütze erforderten zwei Assistenten u. ein „styckjungere“, die sich in zwei Kanonen teilten, im Bedarfsfall wurden Musketiere ausgeliehen. Zudem war die Tätigkeit bei der Artillerie nicht nur schwer, sondern hochgefährlich, da des Öfteren in Schlachten (etwa bei Wimpfen 1622) die Munitionswagen explodierten.
[252] Darmstadt; HHSD IV, S. 79ff.
[253] Bergstraße; HHSD IV, S. 43f.
[254] KREUTER, Gelnhausen III, S. 69f.
[255] Höchstädt a. d. Donau [LK Dillingen]; HHSD VII, S. 301f.
[256] Kaltennordheim [Wartburgkreis]; HHSD IX, S. 229f.
[257] Windecken, heute Stadtteil von Nidderau [Main-Kinzig-Kreis], HHSD IV, S. 475f.
[258] Friedberg [Wetteraukreis], HHSD IV, S. 145ff.
[259] Ober- u. Nieder-Mörlen [LK Wetteraukreis].
[260] Oppershofen, heute Ortsteil von Rockenberg [Wetteraukreis].
[261] WAAS, Chroniken, S. 193f.
[262] Reinhold v. Rosen [Rosa, Rossa, Rosau, Roß], der „Gute“, Herr v. Bollweiler u. Herrenstein [nach 1595, um 1604 Ninigall, Livland-8./18.12.1667 Schloss Dettweiler], schwedisch-französischer Obrist, Generalmajor
[263] Vol[l]mar [Wolmar, Woldemar] v. Rosen [ -1645 in Basel erstochen], französisch-weimarischer Obrist.
[264] Johann v. der Brink [Brinck, Princk, Brinken, Brincken] [ – ], schwedischer Obrist.
[265] Kapitänleutnant [schwed. kaptenslöjtnant, dän. kaptajnløjtnant]: Der Kapitänleutnant war der Stellvertreter des Kapitäns. Der Rang entsprach dem Hauptmann der kaiserlichen Armee. Hauptmann war der vom Obristen eingesetzte Oberbefehlshaber eines Fähnleins der Infanterie. (Nach der Umbenennung des Fähnleins in Kompanie wurde er als Kapitän bezeichnet.) Der Hauptmann war verantwortlich für Werbung u. Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig u. die eigentlichen militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Kapitänleutnant, übernommen. Der Hauptmann marschierte an der Spitze des Fähnleins, im Zug abwechselnd an der Spitze bzw. am Ende. Bei Eilmärschen hatte er zusammen mit einem Leutnant am Ende zu marschieren, um die Soldaten nachzutreiben u. auch Desertionen zu verhindern. Er kontrollierte auch die Feldscher u. die Feldapotheke. Er besaß Rechenschafts- u. Meldepflicht gegenüber dem Obristen, dem Obristleutnant u. dem Major. Dem Hauptmann der Infanterie entsprach der Rittmeister der Kavallerie. Junge Adlige traten oft als Hauptleute in die Armee ein.
[266] Christoph Schultheiß-Schulze [ – ], weimarischer Kapitänleutnant.
[267] WAAS, Chroniken, S. 142f.
[268] Banse: bezeichnet in der Scheune alter Bauernhöfe die Räume, die sich in dreizelligen Scheunen auf beiden Seiten der Tenne befinden u. vom Erdboden bis zum Dachfirst durchgehen. Darin wurde das geerntete Getreide in Garben aufgeschichtet.
[269] BÖTZINGER, Leben und Leiden, S. 31f.
[270] Leutnant [schwed. Löjtnant, dän. Løjtnant, tschech. poručik]: Der Leutnant war der Stellvertreter eines Befehlshabers, insbesondere des Rittmeisters oder des Hauptmanns. Wenn auch nicht ohne Mitwissen des Hauptmannes oder Rittmeisters, hatte der Leutnant den unmittelbarsten Kontakt zur Kompanie. Er verdiente je nach Truppengattung monatlich 35-80 fl. – zumindest wurden in den besetzten Städten monatlich 80 Rt. (120 fl.) erpresst; HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermark, S. 15 -, was etwa dem Sold eines bayerischen Kriegsrats entsprach. Nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm bei der Infanterie 60  Rt. monatlich zu; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 460. Als einer Leutnant einer Streifschar aus einer Garnison erhielt er quasi als Gefahrenzuschlag pro 1.000 Rt. Beute u. Ranzion 28 Rt. 54 Alb. 6 Heller; HOFMANN, Peter Melander, S. 156. LAVATER, KRIEGSBüchlein, S. 52f.: „Ein Leutenant wird von dem wörtlein Lieutenant, quasi locum tenens, Ort / Platz / Stell- oder Statthalter eines Capitains genant / diweil er in abwesen seines Capitains desselben Stell  verwaltet / er könnte auch der Unterhaubtmann geheissen werden. Ein solcher sol ein dapferer / aufrichtiger / Kriegsgeübter / und praver Cavalier seyn / und ist dem Capitain der nächste: in dessen abwesen commandiert er follkommen / und hat auch in gegenwart des Capitains den gantzen Befehl über die Compagnie: dann wann dem Capitain von dem Regiment etwas anbefohlen wird / so gibt er dem Leutenant Ordre / wie er sich in einem und anderem verhalten solle / der dann durch seine nachgesetzte Officier den Befehl follstrecken laßt: Dieser sol auch des Capitains guten Namen / Ehr / und Reputation lieb haben und schirmen / alß sein eigen Leben und Ehr / und sich sonderlich dem Capitain um dapfere und versuchte Soldaten umschauen / auch wie er die Soldaten logiren und wol einquartieren möge: Darneben soll er fleissig achtung geben / daß alles gleich zugehe / nach guter ordnung und ohne klag. Alle Abend sol er sich auf der Parade finden lassen / und sehen / wo mangel erscheine: ob auch die Parade / Wacht / und Ordre wol angestellet und gehalten werden: dagegen sol er sich in seinem Commandement gravitetisch und ernsthaft erzeigen / daß ihn seine untergebene Officier und Soldaten ehren / und so wol alß den Capitain fürchten. Die Soldaten werden auch durch ihn gestraft / und ligt ihme aller Last auf dem hals: dann so er die Compagnie nicht versehen müßte / mangelte man keinen Leutenant. Sein Oberwehr ist eine Partisane / er thut keine Wacht / alß die Haubtwacht / da die Compagnie wachet. Er sol auch die Corporalschaften an Mannschaft gleich außtheilen / und keiner mehr versuchte Soldaten geben alß der anderen / daß einer die besten / ein anderer aber die schlechtesten Soldaten habe / woran in einer Occassion vil gelegen ist: Er sol den strafwürdigen streng / den gehorsamen aber gutthätig seyn: Er sol auch aller Soldaten humores erkennen. In summa / er sol wüssen in abwesen des Capitains die Compagnie mit satsamer genugthuung zuregieren / alß wann der Capitain selbst zugegen were / und beyde Officia unklagbar zuverwalten“.
[271] Konflikte unter der Truppe: Konflikte unter den Armeeangehörigen waren an der Tagesordnung. Vgl. SCHMIDT, Chronica Cygnea, S. 606 [Zwickau 1640]: „Den 29. May [1640] ist bey früer Tagzeit / ein Troupp Reuter / etwan von 25. Pferden / vor dem Frauenthor ankommen / die haben in die 800. Schaffe zu verkaufen mitbracht. Als aber die Reuter gegen Abend in trunckener Weise davon geritten / hat einer den andern / wegen eines Hundes / welchen er verwundet / vom Pferde geschossen / daß er noch zeitlicher als der Hund / auff dem ersten Stück Acker am Frauen-Anger gestorben. So hoch achteten diese Leute einen Menschen / auch ihres eigenen Volcks“.
[272] TOEGEL, Der Schwedische Krieg, Nr. 1148, S. 359.
[273] WERTHER, Sieben Bücher 1. Bd., S. 228.
[274] Resident: Diplomatischer Vertreter zweiten bzw. dritten Ranges im Gegensatz zum Legaten oder Ambassador, der teilweise auch aus dem Land gejagt werden konnte, da er nicht den Schutz des Ambassadors besaß. Residenten waren selten adlig, an den Höfen der Souveräne waren sie in der Regel Gelehrte.
[275] Nicolaes van Reigersberch [ca. 1584-1654], Schwager Grotius‘, 1619-1625 Advokat in Den Haag, Ratsherr im Hohen Rat v. Holland in Zeeland.
[276] Hugo Grotius [Huigh oder Hugo de Groot] [10.4.1583 Delft (Niederlande)-28.8.1645 Rostock], politischer Philosoph, reformierter Theologe, Rechtsgelehrter u. früher Aufklärer, schwedischer Gesandter in Amsterdam.
[277] Diest [Prov. Flämisch-Brabant; Belgien].
[278] Ballaert: nicht identifiziert, um Hinweise wird gebeten !
[279] GROOT, Briefwisseling 5. Teil, S. 444.
[280] Reichskreis, Niedersächsischer: Der 1512 gebildete Reichskreis umfasste die Gebiete zwischen Weser, Harz u. Elbe einschließlich Magdeburgs, Mecklenburgs u. Holsteins. Kreisausschreibende Fürsten waren die Erzbischöfe v. Magdeburg u. der Herzog v. Braunschweig-Lüneburg. Die wichtigsten Mitglieder waren das Erzstift Magdeburg (seit 1648 Brandenburg), Erzstift Bremen, Lüneburg, Grubenhagen, Calenberg-Göttingen, Wolfenbüttel, Hochstift Halberstadt mit Grafschaft Regenstein (seit 1648 Brandenburg), Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Güstrow, Hochstift Schwerin (Mecklenburg-Schwerin), Holstein-Glückstadt (Dänemark), Holstein-Gottorp (Dänemark), Grafschaft Rantzau (Dänemark), Hochstift Hildesheim u. die Reichsstädte Bremen, Goslar, Hamburg, Lübeck, Mühlhausen u. Nordhausen.
[281] Wilhelm V. Landgraf v. Hessen-Kassel [14.2.1602 Kassel-21.9.1637 Leer]. Vgl. ALTMANN, Wilhelm V.; KEIM, Landgraf Wilhelm V. v. Hessen-Kassel I, II; PETRI, Das Militärwesen von Hessen-Kassel; GEYSO, Beiträge I-III.
[282] Neustadt am Rübenberge [Region Hannover]; HHSD II, S. 343ff. Vgl. REESE, Neustadt bzw. WINKEL, Geschichte.
[283] Steinhuder Meer.
[284] Hildesheim; HHSD II, S. 228ff. Zu den Kriegsereignissen in Hildesheim vgl. auch PLATHE, Konfessionskampf.
[285] Johann Jacob Karpsen [Carpen] [ – ], kaiserlicher Obrist.
[286] Philipp (V.) Graf v. Mansfeld-Vorderort zu Bornstedt [1589-8.4.1657 Raab], kaiserlicher Feldmarschall. Vgl. die Erwähnungen bei SEIDEL, Die Grafen von Mansfeld; GRÄF, Von ungleichen Paaren und gierigen Erben.
[287] GROOT, Briefwisseling 5. Teil, S. 450.
[288] Friedrich Heinrich v. Nassau-Dillenburg, Prinz v. Oranien [29.1.1584 Delft-14.3.1647 Den Haag], Statthalter der Vereinigten Niederlande.
[289] Roermond [Niederlande, Prov. Limburg].
[290] GROOT, Briefwisseling 6. Teil, S. 125.
[291] Otto II. Wild- u. Rheingraf v. Salm-Kyrburg [1578-3.4.1637], General des Rheingräflichen Armeekorps.
[292] GROOT, Briefwisseling 6. Teil, S. 129.
[293] Antoine III. duc de Gramont,  souverain de Bidache, comte de Guiche et de Louvigny [1604 Schloss Hagemaut-12.7.1678 Bayonne], französischer Generalleutnant.
[294] Henri de La Tour d’Auvergne, vicomte de Turenne [11.9.1611 Sedan-27.7.1675 Sasbach], Marschall v. Frankreich.
[295] Connétable: Der Stallmeister hatte zunächst die Aufsicht über den Stall, dann über die königliche Reiterei. Später dehnte sich sein Verantwortungsbereich aus: Nach der Abschaffung des Seneschalls v. Frankreich (Sénéchal de France) 1191 als oberstes Hofamt wurde er nach dem König der Oberbefehlshaber der königlichen Armee (Kronfeldherr). Der Connétable u. sein militärischer Stellvertreter, der General-Marschall (Maréchal général des camps et armées du roi), fungierten zudem als oberste Gerichtsherren. Sie befehligten die Polizeitruppe der Connétablie u. Maréchaussée, ein 1373 gegründeter Vorläufer der französischen Gendarmerie. Die Connétablen fügten ihrem Wappen links und rechts je eine aus einer Wolke kommende schwerttragende Hand hinzu. Unter Kardinal Richelieu wurde das Amt des Connétable v. Frankreich per königlichem Dekret im Januar 1627 abgeschafft, da es mit zu viel Macht verbunden war, was im Konflikt mit dem Allmachtsanspruch der absolutistischen Herrscher stand. Seine Befugnisse gingen mit Unterbrechungen auf den Stellvertreter, das im späten 16. Jahrhundert neu geschaffene Amt des General-Marschalls über [Wikipedia].
[296] Jean Louis de Nogaret de La Valette [Mai 1554 Schloss Caumont-13.1.1642 Loches], französischer Colonel général.
[297] Saarbrücken; HHSD V, S. 315ff.
[298] Fatiguen: Anstrengungen, Strapazen.
[299] Bingen am Rhein [LK Mainz-Bingen]; HHSD V, S. 43ff.
[300] Am 13.8.1635.
[301] Muskete [schwed. musköt, dän. musket]: I. Die Muskete war die klassische Feuerwaffe der Infanterie. Sie war ein Gewehr mit Luntenschloss, bei dem das Zündkraut auf der Pulverpfanne durch den Abzugsbügel u. den Abzugshahn mit der eingesetzten Lunte entzündet wurde. Die Muskete hatte eine Schussweite bis zu 250 m. Wegen ihres Gewichts (7-10 kg) stützte man die Muskete auf Gabeln, den Gabelstock, u. legte sie mit dem Kolben an die Schulter. Nach einem Schuss wichen die Musketiere in den Haufen der Pikeniere zurück, um nachladen zu können. Nach 1630 wurden die Waffen leichter (ca. 5 kg) u. die Musketiere zu einer höheren Feuergeschwindigkeit gedrillt; die Schussfolge betrug dann 1 bis 2 Schuss pro Minute (vgl. BUßMANN; SCHILLING, 1648, 1. Bd., S. 89). Die zielfähige Schussweite betrug ca. 300 Meter, auf 100 Meter soll die Kugel die damals übliche Panzerung durchschlagen haben. Die Treffsicherheit soll bei 75 Metern Entfernung noch 50 % betragen haben. Die Aufhaltewirkung war im Nahbereich sehr hoch, die Getroffenen haben sich angeblich förmlich überschlagen. Je nach Entfernung hatten jedoch im Normalfall nur 5-7% aller abgegebenen Schüsse eine Wirkung im Ziel. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß. Zudem rissen sie auf etwa 10 Meter Entfernung etwa dreimal so große Wundhöhlen wie moderne Infanteriegeschosse. Im Nahkampf wurde auch Schrot verwendet. Ausführlich beschrieben wird deren Handhabung bei ENGERISSER, Von Kronach, S. 544ff. Eine einfache Muskete mit Forquette (Stützgabel), Bandelier u Kugelform kostete etwa 3 ¼ fl., die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Die Muskete löste das Handrohr ab. Die ab 1630 im thüringischen Suhl gefertigte schwedische Muskete war etwa 140 cm lang bei einer Lauflänge v. 102 cm und wog etwa 4,5-4,7 kg bei einem Kaliber v. zumeist 19,7 mm [vgl. auch GROTHE, Auf die Kugeln geschaut, S. 386, hier 16, 8-19,5 mm]. Sie konnte bereits ohne Stützgabel geschossen werden, wenngleich man diese noch länger zum Lade- u. Zielvorgang benutzte. Die Zerstörung Suhls durch Isolanos Kroaten am 16./26.10.1634 geschah wohl auch in der Absicht, die Produktionsstätten u. Lieferbetriebe dem Bedarf der schwedischen Armee endgültig zu entziehen. BRNARDÍC, Imperial Armies I. Bis 220 Meter konnte man noch unter günstigen Voraussetzungen eine Trefferquote von 25 % erzielen. ENGERISSER, Von Kronach, S. 552: „Ab ca. 200 m Entfernung waren Musketenschüsse unter normalen Feldbedingungen gegen gepanzerte Soldaten praktisch ohne Effekt und ab 300 m verursachten sie gegen Ungepanzerte auch nur noch Prellschüsse. Die maximalen Schussweiten mit einer gut passenden und verdämmten Kugel lagen bei 350-400 m, d. h. nach spätestens 400 m senkte sich eine waagrecht abgeschossene Kugel in den Boden“. Vgl. „Luntenschloßmuskete, Suhl um 1630“. Online verfügbar unter: engerisser.de/Bewaffnung/Luntenschlossmuskete.html. Da die Treffgenauigkeit der Musketen mit glattem Lauf auf die übliche Kampfentfernung v. maximal 150 Metern unter 20 Prozent lag, wurde Salvenschießen bevorzugt. II. Es gab auch Jagdmusketen mit kleinem Kaliber u. langem Lauf, die v. Scharfschützen verwendet wurden. Zum Teil machte man aus Unberittenen Dragoner, indem man ihnen Musketen gab. SCHWARTZ, Die Neumark, S. 52. Der Preis für eine Muskete lag je nach Qualität zwischen 4 u. 6 Rt., also zwischen 6 u. 9 fl.
[302] Charles de Valois-Angoulême, duc de Angoulême, comte d’Auvergne [28.4.1573 Schloss Le Fayet in Barraux-24.9.1650 Paris], maréchal de camp.
[303] Jacques Nompar duc de Chamont de La Force [30.10.1558-10.5.1652 Bergerac], maréchal de camp.
[304] Karl IV. Herzog v. Lothringen [5.4.1604 Nancy-18.9.1675 Allenbach (bei Birkenfeld)]. Vgl. BABEL, Zwischen Habsburg und Bourbon.
[305] FASSMANN, Gespräche, S. 691f.
[306] Adrian Graf v. Enckevort [Enckevoer, Enckfurth, Enckefurt, Enquenfort, Enkevörn, Enckenfurth] [20.8.1603 Diest-3.6.1663 Ledeč], kurbayerischer Feldmarschall.
[307] Zabern [Saverne; Elsass, heute Frankreich, Dép. Bas-Rhin].
[308] Generalstaaten: Die protestantische Republik der Vereinigten Niederlande, die sich nach dem Zerfall der Niederlande 1581 in einen nördlichen (protestantischen) u. einen südlichen (katholischen) Teil [Spanische Niederlande] konstituiert hatte, v. Anfang an in den Krieg mit Söldnern u. finanzieller Unterstützung involviert war u. am 15.5.1648 in Münster durch Friedensschluss mit Spanien offiziell den „Aufstand der Niederlande“ beendete.
[309] Jülich [LK Jülich]; HHSD III, S. 367ff.
[310] Kürassier, Kürisser, Kyrisser, Corazzen (franz. Cuirasse für Lederpanzer (cuir = Leder) [schwed. kyrassiär, dän. kyrassér]: Die Kürassiere waren die älteste, vornehmste – ein gerade daher unter Adligen bevorzugtes Regiment –  u. am besten besoldete Waffengattung. Sie gehörten zu den Eliteregimentern, der schweren Reiterei, deren Aufgabe im Gefecht es war, die feindlichen Linien zu durchbrechen, die Feinde zur Flucht zu nötigen u. damit die Schlacht zu entscheiden. Sie trugen einen geschwärzten Trabharnisch (Brust- u. Rückenharnisch, den „Kürass“), Schwert, Ober- u. Unterarmzeug, eiserne Stulphandschuhe, Beinschienen u. Stulpstiefel mit Sporen, Schwert oder Säbel u. zwei lange Reiterpistolen, die vor dem Aufsitzen gespannt wurden. Im späten 16. Jahrhundert wurde es in der schweren Reiterei üblich, einen knielangen Kürass ohne Unterbeinzeug zu tragen. Der Kürass wurde mit 15 Rt. veranschlagt. SKALA, Kürassiere; WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd. Nach LICHTENSTEIN, Schlacht, S. 42f., musste ein dänischer Kürassier mit einem mindestens 16 „Palmen“ [1 Palme = 8, 86 cm] hohen Pferd, Degen u. Pistolen antreten. Der Kürass kostete ihn 15 Rt. Er durfte ein kleineres Gepäckpferd u. einen Jungen mitbringen. Der Arkebusier hatte ebenfalls Pferd, Degen u. Pistolen mitzubringen, durfte aber ein 2. Pferd nur halten, wenn er v. Adel war. Für Brust- u. Rückenschild musste er 11 Rt. zahlen. Der Infanterist brachte den Degen mit u. ließ sich für das gelieferte Gewehr einen Monatssold im ersten halben Jahr seines Dienstes abziehen. Bei der Auflösung des Regiments erhielten die Soldaten sämtl. Waffen mit einem Drittel des Ankaufspreises vergütet, falls der Infanterist noch nicht 6 Monate, der Kavallerist noch nicht 10 Monate gedient hatte; andernfalls mussten sie die Waffen ohne jede Vergütung abliefern. Der Kürassier erhielt für sich u. seinen Jungen täglich 2 Pfd. Fleisch, 2 Pfd. Brot, 1/8 Pfd. Butter oder Käse u. 3 „Pott“ [1 Pott = 4 Glas = 0, 96 Liter] Bier. Arkebusier u. Infanterist bekamen die Hälfte. Die tägliche Ration betrug 12 Pfd. Heu, Gerste oder Hafer je nach den Vorräten. An das Kommissariat musste der Kürassier für Portion u. Ration monatlich 7 Rt., an den Wirt im eigenen oder kontribuierenden Land musste der Kürassier 5, der Unteroffizier 4, der Sergeant 3, Arkebusier u. Infanterist 2 1/2 Rt. zahlen. Im besetzten Land, das keine Kontributionen aufbrachte, wurde ohne Bezahlung requiriert. Ein Teil des Handgeldes wurde bis zum Abschied zurückbehalten, um Desertionen zu verhüten, beim Tode wurde der Teil an die Erben ausbezahlt. Kinder u. Witwen bezogen einen sechsmonatlichen Sold.  Zu den schwedischen Kürassierregimentern vgl. die Bestimmungen in der Kapitulation für Efferen, Adolf Theodor [Dietrich], genannt Hall => „Miniaturen“. Des Öfteren wurden Arkebusierregimenter in Kürassierregimenter umgewandelt, falls die notwendigen Mittel vorhanden waren.
[311] Ferdinand v. Bayern, Kurfürst v. Köln [7.10.1577-13.9.1650 Arnsberg]. Vgl. FOERSTER, Kurfürst Ferdinand von Köln.
[312] Hessen-kasselische Armee: „Armee ohne Land“: PRESS, Hessen, S. 312, über die Armee der Landgrafschaft Hessen-Kassel. Nach den Zahlen bei BETTENHÄUSER, Die Landgrafschaft Hessen, S. 17, müsste jeder 4. Einwohner der Landgrafschaft Soldat gewesen sein. Hessen-Kassel unterhielt bei einer Einwohnerzahl v. 70.-80.000 eine Armee v. insgesamt 18.000 Mann, die nur durch Kontributionen in den besetzten Gebieten erhalten werden konnte; ein typischer Fall v. Überrüstung. Laut Dorstener Vertrag hatte Amalie v. Hessen-Kassel eine Armee v. 7.000 Mann zu Fuß u. 3.000 Reitern zu unterhalten; dafür zahlte Frankreich jährlich 200.000 Rt.; Staatsarchiv Marburg 4 f Frankreich Nr. 55; Bibliothèque Nationale Paris Manuscrit français Nr. 17885. Vgl. auch SODENSTERN, Die Anfänge.
[313] Wolfgang Wilhelm v. Pfalz-Neuburg [4.11.1578 Neuburg a. d. Donau-20.3.1653 Düsseldorf]. Vgl. KÜCH, Die Politik des Pfalzgrafen Wolfgang Wilhelm. Wolfgang Wilhelm war wohl doch ein „offenbar recht beschränkter und unbeweglicher Geist, starr an einmal bezogenen Positionen festhaltend und von einem durch nichts zu erschütternden Bewußtsein wirklicher oder vermeintlicher Rechtspositionen durchdrungen, auf deren buchstäblicher Einhaltung er zu bestehen pflegte, ohne sich zu fragen, ob die Erreichung dieses Zieles nach Lage der Dinge möglich sei oder nicht“. SCHMIDT, Philipp Wilhelm, Bd. 1, S. 25f. KÜHN-STEINHAUSEN, Korrespondenz, S. 9, charakterisiert ihn wohl zu positiv. Vgl. LEFFERS, Neutralitätspolitik. „Sein Hof, der Unsummen verschlang, zählte zeitweise etwa 300 Personen. […] Die Hofmusik, darunter acht Musiker und 20 Sänger, kostete 1638 rund 5.000 Reichstaler. Sophie von der Pfalz bemerkte in ihren Memoiren über den Hof Wolfgangs, als sie 1650 Düsseldorf besuchte, dass die Dienerschaft am Düsseldorfer Hofe verbrauchte Kleidung trage, und dass die Tapisserien, Betten und Stühle alt seien. Der brandenburgische Gesandte Georg Ehrentreich von Burgsdorff bescheinigte ihm boshaft die Schwäche zum Wein, indem er feststellte, dass sein Weinbecher mit zwei Maß (Liter) einst als Taufbecken für die Mutter und Großmutter Wolfgangs gedient hatten“ [Wikipedia-Artikel].
[314] Johann [Hans] Wilhelm Blan(c)kart [Blanchart, Plankart] v. Ahrweiler zu Enzen [ -1636], ligistischer Generalwachtmeister.
[315] Düsseldorf; HHSD III, S. 185ff.
[316] Andernach [LK Mayen-Koblenz]; HHSD V, S. 12f.
[317] Düren [LK Düren]; HHSD III, S. 182ff.
[318] Philipp Wilhelm v. Pfalz-Neuburg [4.10.1615 Neuburg-12.9.1690 Wien], Herzog v. Pfalz-Neuburg [1653-1690], Hg. v. Jülich u. Berg [1653-1690], Pfalzgraf-Kurfürst v. der Pfalz [1685-1690]. Vgl. SCHMIDT, Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg.
Christian August v. Pfalz-Sulzbach [26.7.1622 Sulzbach, Oberpfalz-23.4.1708 Sulzbach, Oberpfalz], Pfalzgraf u. erster Herzog v. Pfalz-Sulzbach.
[319] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 159, S.  75f.
[320] Neustädtel bei Schneeberg [Erzgebirgskreis]; HHSD VIII, S. 248.
[321] Magdeburg; HHSD XI, S. 288ff.
[322] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 269, S. 113.
[323] Schlacht bei Wittstock am 24.9./4.10.1636: Schwedische Truppen (9150 Berittene u. 7228 Infanteristen) unter Johan Banér schlagen die kaiserlich-kursächsischen Truppen (9000 Berittene u. 9000 zu Fuß) unter Melchior v. Hatzfeldt. Dadurch konnten die schwedischen Kontributionsgebiete wieder ausgeweitet werden; Banér hatte bewiesen, dass mit Schweden als Militärmacht in dieser Kriegsphase wieder zu rechnen war. Vgl. Eigentlicher Verlauff Des Treffens bey Wittstock / etc. vorgangen den 4. October / 24. September 1636 [VD17 23.313240S]. Vgl. die hervorragende Edition von EICKHOFF; SCHOPPER, 1636; MURDOCH; ZICKERMANN; MARKS, Battle of Wittstock; ferner HÖBELT, Wittstock; HEßELMANN, Simpliciana XXXIII. Vgl. Quellen 32, 33. – Wittstock [LK Ostprignitz/Wittstock]; HHSD X, S. 394ff.
[324] Rajoch, heute Ortsteil von Lödderitz [Salzlandkreis].
[325] Calbe/Saale [Salzlandkreis]; HHSD XI, S. 65ff. Vgl. HERTEL, Geschichte der Stadt Calbe.
[326] Bad Wimpfen [LK Heilbronn]; HHSD VI, S. 51f.
[327] michls.de/mauern-von-wimpfen/30jaehrigerkrieg.html.
[328] Georg Christoph v. Taupadel [Tupadel, Tupadell, Tupatell, Taubadel, Taubendell, Toupadel, Tubal, Taubald, Thobadel, Tobartel, Dupadel, Dubald, Dubadell, Dubalt, Dubold, Dubartle, Duc Bartel, Dewbattel, Duc Bartel, „Raubartl“, „Raupartel“, Teupold, Dewbatle, Zubadel] [um 1600 Fichtenberg-12.3.1647 Basel], schwedisch-französischer Generalleutnant.
[329] Mirebeau-sur-Bèze [Dép. Côte-d’Or ; Frankreich].
[330] Dole [Dép. Jura; Frankreich].
[331] Karl IV. Herzog v. Lothringen [5.4.1604 Nancy-18.9.1675 Allenbach (bei Birkenfeld)]. Vgl. BABEL, Zwischen Habsburg und Bourbon.
[332] Bar-le-Duc [Dép. Meuse, Frankreich].
[333] Saint-Mihiel [Dép. Meuse, Frankreich].
[334] GROOT, Briefwisseling 7. Teil, S. 293.
[335] GROOT, Briefwisseling 7. Teil, S. 359f.
[336] zahme Tiere als Statussymbole: Viele Obristen u. ihre Gattinnen hielten sich als Statussymbole zahme Tiere: „Den 18. Oktober (21. Sonntag nach Trinitatis) ist durch die große Pfarrkirch ein lebendiger großer Hirsch geloffen, als alles Volk darin versammelt gewesen. Dieser Hirsch war dem Oberst Kaspar zuständig“. DÜRR, Heilbronner Chronik, S. 181. Selbst Rittmeister führten neben 16 Pferden z. T. einen Fuchs, einen Wolf u. etliche Jagdhunde mit sich, die auch zur Jagd auf Flüchtlinge eingesetzt wurden, die sich in den Wäldern, Schluchten, Schächten etc. verbargen, was den jeweiligen Zwangsgastwirten zusätzliche Kosten aufbürdete.
[337] Zabern [Saverne; Dép. Bas-Rhin; Frankreich].
[338] Scharmützel [schwed. skärmytsling, dän. skirmish]: Unter Scharmützel (ital. „scaramuccia“: Geplänkel, Plänkelei, Treffen) verstand man eines der vielen kleineren Gefechte oder Handgemenge, aus denen dieser Krieg bestand. Kleinere Armeeeinheiten oder Streifkorps, z. T. auch größere Verbände v. bewaffneten Bauern (vgl. Harzschützen), traten hier in einen zeitlich wie örtlich begrenzten Kampf ein. Auch Schlachten wurden zumeist mit Scharmützeln oder Plänkeleien eröffnet. Scharmützel waren in der Regel gekennzeichnet durch äußerste Brutalität. Allerdings konnten sie auch Auslöser eines größeren Treffens, einer Schlacht oder eines Krieges werden. Oft wurden Vor- oder Nachhut v. Heeren durch Kroaten angegriffen, die in diesem kleinen Krieg bevorzugt eingesetzt wurden. Zum Teil kam es auch wegen der fehlenden Uniformierung zu verlustreichen Kämpfen mit eigenen oder „neutralen“ Einheiten. Am 15.1.1648 traf die kursächsische Besatzung Annabergs auf eine kaiserliche Streifschar, die man für Schweden hielt: „Beym Stillstand im Lande und instehenden Frieden ist doch im Gebürge beym Städtlein Thum ein seltzamer Scharmützel vorgegangen / indem dem 15. Jan. der in Annaberg liegende Obrist-Wachtmeister / Rudolph von Neitschütz / mit seinen zwo Compagnien auff den so genannten blinden Valentin / einen Kayserl. Rittmeister / welcher eine Raub-Parthie geführet / getroffen / daß bey diesem verwegenen Unternehmen unterderschiedliche geblieben und viel blessiret worden / auch in dieser scharffen Rencontre noch mehr auffgerieben werden sollen / wo nicht angeregter blinder Valten und Rittmeister Hanß Ernst einander erkennet und darauff beyderseits Partheyen von einander abgeführet hätten […]. Und dieser Thumische Scharmützel heisset catachrestice [seit der antiken Rhetorik unlogischer Gebrauch eines verwandten statt des nicht vorhandenen Ausdrucks] die Thumer Schlacht / wie Ihn weyland der gemeine Mann genennet hat“. MELTZER, Historia, S. 1363; ARNOLD, Annaberg, S. 283f.; GROHMANN, Obererzgebirge, S. 208. Der Erzgebirgschronist LEHMANN, Kriegschronik, S. 169f., datiert diesen Vorgang allerdings auf 1647: „Bey dem armistitio zwischen Chur-Saxen und denen Schwedischen wahr auch außbedinget worden, daß der Churfürst die streiffende rotten einfangen und sie verfolgen solte; das befahle der Churfürst allen Seinen regiementern in lande, und musten auch die 2 Compagnien, so auf den Annenberg, die Straßen bereiten und denen Mausparthien wehren. Nun wahr der keyßerliche leutenandt, insgemein der blinde Valtin [Valten Hanke; BW] genandt, mit 80 Pferden, meist Freyreutern auß Lignitz nach Erfurt und Eisenach gegangen den 12. Januarii, hatte bey Eckersberg die leipziger Fuhrleute, welche eine wagenburg gemacht und sich gewehret, theils uberwaltiget, 10 Personen todt geschoßen und 20 beschedigt, dargegen 2 tode gelaßen und ezliche beschedigte mitgenommen, darmit kam er biß nach Burckersdorf ins gebirg, griff do wieder die Leipziger fuhr an auß den gebirg. Alß solches die 2 Compagnien uff den Annenberg untter den Obrist-Wachmeister Rudolph von Neidschiz gehöret, sindt sie Churfürstlichen Befehl zue folge ihm entgegengezogen, derselben auf freyen felde bey den Städtlein Thum auf einer höhe angetroffen. Rittmeister Landtmann [Langmann] nimmt einen Cornet mit 20 Pferden zu sich, jagt voran und fragt, warumb er als freundt in Meißen so raube und streiffe, und weil der Valten kein gut word giebet, greyffen Sie beyde zum gewehr, Landtmann trift den Valten in arm, Valten aber schießt Landtmann auch wundt und den Cornet todt, seine reuter schneiden die beuten und Säcke voll sammet und seiden von Pferden und schoßen Sich mit den Churfürstlichen eine Virtelstunde herumb, daß von Churfürstlichen der Ritmeister (bekam 3 schöße), 1 leutenandt, 1 Cornet und 5 reuter tödtlich, 7 beschedigt. Der blinde Valten hatte 16 beschedigte, ließ 5 reuter und seine beute hinder sich und ging eilendt in Böhmen. Das ist geschehen den 15. Januar Freytag nach den 1. Sontag Epiphanias. Die keyßerlichen waren meist feste [durch magische Praktiken kugelfest, BW] sonst würden sie mehr eingebüst haben. Der Cornet wurde den 3. Februar zum Annenberg in die kirche begraben“.
[339] Substitut: Gehilfe.
[340] Affront: Beleidigung.
[341] FASSMANN, Gespräche, S. 693f.
[342] Otto II. Wild- u. Rheingraf v. Salm-Kyrburg [1578-3.4.1637], General des Rheingräflichen Armeekorps.
[343] Reinhold v. Rosen [Rosa, Rossa, Rosau, Roß], der „Gute“, Herr v. Bollweiler u. Herrenstein [nach 1595, um 1604 Ninigall, Livland-8./18.12.1667 Schloss Dettweiler], schwedisch-französischer Obrist, Generalmajor.
[344] Leibregiment: Als Leibregiment wurde im 17. Jahrhundert im Heiligen Römischen Reich, in Dänemark u. in Schweden diejenigen Regimenter bezeichnet, deren Inhaber der regierende Landesherr war. Ihm standen zudem die sich daraus im Rahmen der Regiments- bzw. Kompaniewirtschaft ergebenden Einnahmen zu. Ein Leibregiment hatte daher eine grundsätzlich andere Funktion als die Leibkompanie eines Obristen. Auch die Oberkommandierenden der jeweiligen Armeen hatten ein eigenes Leibregiment. Zudem waren in der Regel die Ausstattung u. Verpflegung besser als in anderen Regimentern bzw. wurden v. den Neugeworbenen eingefordert.
[345] Johann Bernhard v. Ehm [Ehem, Emb, Öhm, Öhme, Öhn] [26.3.1587 Schlossböckelheim-15.9.1657 Basel], schwedisch-weimarischer, dann französischer Obrist.
[346] Soutien: Unterstützung, Rückenstärkung.
[347] Josias v. Rantzau [Rantzow] [18.10.1609 Bothkamp-14.9.1650 Paris], dänischer, später französischer Generalleutnant. Vgl. VALENTIN, Rantzau, Josias von.
[348] Champlitte [Dép. Haute-Sâone, Frankreich].
[349] Musketier [schwed. musketerare, musketör, dän. musketeer, tschech. mušketýr]: Fußsoldat, der die Muskete führte. Die Muskete war die klassische Feuerwaffe der Infanterie. Sie war ein Gewehr mit Luntenschloss, bei dem das Zündkraut auf der Pulverpfanne durch den Abzugsbügel u. den Abzugshahn mit der eingesetzten Lunte entzündet wurde. Die Muskete hatte eine Schussweite bis zu 250 m. Wegen ihres Gewichts (7-10 kg) stützte man die Muskete auf Gabeln, den Gabelstock, u. legte sie mit dem Kolben an die Schulter. Nach einem Schuss wichen die Musketiere in den Haufen der Pikeniere zurück, um nachladen zu können. Nach 1630 wurden die Waffen leichter (ca. 5 kg) u. die Musketiere zu einer höheren Feuergeschwindigkeit gedrillt; die Schussfolge betrug dann 1 bis 2 Schuss pro Minute (vgl. BUßMANN; SCHILLING, 1648, 1. Bd., S. 89). Die zielfähige Schussweite betrug ca. 300 Meter, auf 100 Meter soll die Kugel die damals übliche Panzerung durchschlagen haben. Die Treffsicherheit soll bei 75 Metern Entfernung noch 50 % betragen haben. Die Aufhaltewirkung war im Nahbereich sehr hoch, die Getroffenen sollen sich förmlich überschlagen haben. Je nach Entfernung sollen jedoch im Normalfall nur 5-7% aller abgegebenen Schüsse eine Wirkung im Ziel gehabt haben. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß. Zudem rissen sie auf etwa 10 Meter Entfernung etwa dreimal so große Wundhöhlen wie moderne Infanteriegeschosse. Ausführlich beschrieben wird deren Handhabung bei ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 544ff. Eine einfache Muskete kostete etwa 2 – 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Die Muskete löste das Handrohr ab. Die ab 1630 im thüringischen Suhl gefertigte schwedische Muskete war etwa 140 cm lang bei einer Lauflänge v. 102 cm u. wog etwa 4,5–4,7 kg bei einem Kaliber v. zumeist 19,7 mm. Sie konnte bereits ohne Stützgabel geschossen werden, wenngleich man diese noch länger zum Lade- u. Zielvorgang benutzte. Die Zerstörung Suhls durch Isolanos Kroaten am 16./26.10.1634 geschah wohl auch in der Absicht, die Produktionsstätten u. Lieferbetriebe dem Bedarf der schwedischen Armee endgültig zu entziehen. BRNARDÍC, Imperial Armies I. Für den Nahkampf trug er ein Seitengewehr – Kurzsäbel oder Degen – u. schlug mit dem Kolben seiner Muskete zu. In aller Regel kämpfte er jedoch als Schütze aus der Ferne. Deshalb trug er keine Panzerung, schon ein leichter Helm war selten. Eine einfache Muskete kostete etwa 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Im Notfall wurden die Musketiere auch als Dragoner verwendet, die aber zum Kampf absaßen. MAHR, Monro, S. 15: „Der Musketier schoß mit der Luntenschloßmuskete, die wegen ihres Gewichtes [etwa 5 kg] auf eine Gewehrgabel gelegt werden mußte. Die Waffe wurde im Stehen geladen, indem man den Inhalt der am Bandelier hängenden hölzernen Pulverkapseln, der sog. Apostel, in den Lauf schüttete und dann das Geschoß mit dem Ladestock hineinstieß. Verschossen wurden Bleikugeln, sog. Rollkugeln, die einen geringeren Durchmesser als das Kaliber des Laufes hatten, damit man sie auch bei Verschmutzung des Laufes durch die Rückstände der Pulvergase noch einführen und mit Stoff oder Papier verdämmen konnte. Da die Treffgenauigkeit dieser Musketen mit glattem Lauf auf die übliche Kampfentfernung von maximal 150 Metern unter 20 Prozent lag, wurde Salvenschießen bevorzugt. Die Verbände waren dabei in sog. Treffen aufgestellt. Dies waren Linien zu drei Gliedern, wobei das zweite Treffen etwa 50 Schritt, das dritte 100 Schritt hinter der Bataille, d. h. der Schlachtlinie des ersten Treffens, zu stehen kamen, so daß sie diese bei Bedarf rasch verstärken konnten. Gefeuert wurde gliedweise mit zeitlichem Abstand, damit für die einzelnen Glieder Zeit zum Laden bestand. Ein gut geübter Musketier konnte in drei Minuten zwei Schuß abgeben. Die Bleigeschosse bis zu 2 cm Kaliber [vgl. auch GROTHE, Auf die Kugeln geschaut, S. 386, hier 16, 8-19,5 mm] verformten sich beim Aufprall auf den Körper leicht, und es entstanden schwere Fleischwunden. In den Kämpfen leisteten Feldscherer erste Hilfe; doch insgesamt blieb die medizinische Versorgung der Verwundeten mangelhaft. Selbst Streifschüsse führten oft aufgrund der Infektion mit Tetanus zum Tode, erst recht dann schwere Verletzungen“. Der Hildesheimer Arzt u. Chronist Dr. Jordan berichtet 1634, dass sich unter den Gefallenen eines Scharmützels auch ein weiblicher Musketier in Männerkleidern gefunden habe; SCHLOTTER, Acta, S. 194. Der Bad Windheimer Chronist Pastorius hält unter 1631 fest; PASTORIUS, Kurtze Beschreibung, S. 100: „1631. Den 10. May eroberte der General Tylli die Stadt Magdeburg / plünderte sie aus / eine Jungfrau hatte ihres Bruders Kleider angezogen / und sich in ein groß leeres Weinfaß verstecket / ward endlich von einem Reuter gefunden / der dingte sie für einen Knecht / deme sie auch drey Monat treulich die Pferde wartete / und als in einem Treffen der Reuter umkam / und sie von denen Schweden gefangen gen Erffurt kam / ließ sie sich für einen Musquetirer unterhalten / dienete fünff Jahr redlich / hatte in etlichen Duellen mit dem Degen obsieget / wurde endlich durch eine Müllerin / wo sie im Quartier lag / verrathen / daß sie ein Weib wäre / da erzehlete sie der Commendantin allen Verlauff / die name sie zu einer Dienerin / kleidete sie / und schenckte ihr 100. Ducaten zum Heyrath-Guthe“. Weiter gibt es den Fall der Clara Oefelein, die schriftliche Aufzeichnungen über ihren Kriegsdienst hinterlassen haben soll. Allerdings heißt es schon bei Stanislaus Hohenspach (1577), zit. bei BAUMANN, Landsknechte, S. 77: „Gemeiniglich hat man 300 Mann unter dem Fenlein, ist 60 Glied alleda stellt man welsche Marketender, Huren und Buben in Landsknechtskleyder ein, muß alles gut seyn, gilt jedes ein Mann, wann schon das Ding, so in den Latz gehörig, zerspalten ist, gibet es doch einen Landsknecht“. Bei Bedarf wurden selbst Kinder schon als Musketiere eingesetzt (1632); so der Benediktiner-Abt Gaisser; STEMMLER, Tagebuch 1. Bd., S. 181f.; WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß, S. 43ff., über die Bedienung; BRNARDÍC, Imperial Armies I, S. 33ff.; Vgl. KEITH, Pike and Shot Tactics;  EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 59ff.
[350] Handpferd: Reservepferd, das für einen möglichen Gebrauch sofort zur Hand sein soll [DWB].
[351] Ludwig [Lodovico, Lukasch, Lugatz] v. Perwast [Pervast, Prevost, Premast],  genannt „Ludwig“ [ – ], kaiserlicher Obrist.
[352] James [Johann] Christian Butler [Butlar, Buttler, Buthler, Putler] [ – ], polnischer, kaiserlicher Obrist.
[353] Drusenheim [Dép. Bas-Rhin; Frankreich].
[354] Dijon [Dép. Côte-d’Or; Frankreich].
[355] Mirebeau-sur-Bèze [Dép. Côte-d’Or; Frankreich].
[356] DROYSEN, Bernhard von Weimar 2. Bd., S. 241ff.
[357] Soldatenkrankheiten: Die meisten Opfer des Krieges forderten Krankheiten u. Epidemien wie Pest, Pocken, Blattern, Ruhr, Grippen, Ungarische Krankheit etc., die v. den Soldaten eingeschleppt wurden. Als typische Soldatenkrankheiten galten dabei Rote Ruhr, Pocken, Grippen, Typhus, „die apokalyptischen Reiter des 17. Jahrhunderts“, sowie Skorbut, Blattern u. Syphilis – diese, schon im 16. Jahrhundert gleichbedeutend mit „Landsknecht“ verwandt u. meist von den Soldatenhuren übertragen wurde, (IRSIGLER; LASSOTTA, Bettler und Gaukler, S. 210ff.), die nur durch einen Absud aus verschiedenen Baumarten behandelt wurde – traten zusammen mit der Pest auf. Vgl. MÜHE, Gandersheim, S. 66: „Auch scheint die Zahl der Opfer nicht so groß gewesen zu sein, wie man gewöhnlich annimmt. Zwar schreibt der Rat am 12.7.1626 an Obristleutnant Allen nach Bockenem, daß ‚bey uns die eingerissen gewesene Peste, welche in schleuniger eill den einen vnd andern ehe den mans recht gewahr worden hinwegk nimpt, die heuser vnd gassen ledich vnd an der bürger Zahll einen großen riß macht, also gar daß wir auch vor wenig tagen noch einen newen Gottsacker ersehen müssen‘. Das klingt sehr erbärmlich, ist aber aus dem Grunde unzweifelhaft übertrieben, weil man damit eine Kompagnie Einquartierung abhalten wollte“. Das des Öfteren erwähnte Auftreten der Beulenpest hatte jedoch mit den Truppenbewegungen wenig zu tun. Bevölkerungsverluste durch Peste, wie endemische Krankheiten seit dem Mittelalter mit diesem Sammelbegriff bezeichnet wurden, traten vor allem dort auf, wo die einheimische Bevölkerung bereits durch Unterernährung u. Überanstrengung ohnehin geschwächt war. Hinter der Kopfkrankheit oder dem Hauptweh verbarg sich die Enzephalitis, die während des Sommers häufig erkennbar ist. Im Tross mitlaufende, verseuchte Pferde u. Rinder verbreiteten die Ansteckung in den umliegenden Bauernhöfen. Auch in Tillys Lager wütete die Pest, die jedoch unter den besser verpflegten u. besser untergebrachten Offizieren weniger Opfer forderte. Wohl aus diesen Gründen wurden größere Auseinandersetzungen vermieden, da in den ausgezehrten Quartieren an Leine u. Weser Massensterben durch endemische Krankheiten, hervorgerufen durch Unterernährung u. Überanstrengung, u. Desertion, z. T. liefen die Soldaten vor den Lagerseuchen davon, auftrat. Der Ausbruch v. Lagerseuchen (1626, nach dem Bericht des braunschweig-lüneburgischen Kapitäns Daniel Meyer) führte teilweise zur Massendesertion; Hauptstaatsarchiv Hannover Cal. Br. 16, Nr. 1141. 20-25 % Ausfälle pro Jahr sind wohl realistisch. Die Krankheiten wurden zudem durch Witterungsbedingungen wie Frost etc. begünstigt. Der Erzgebirgschronist Lehmann unter 1645, LEHMANN, Kriegsschronik, S. 160: „Diese Schwedische Armada ließ nichts hinder sich den krancke und giftige Seuchen in den Quartiren, darvon die leute angestecket in ziemlicher anzahl allenthalben in gebirge hinstarben, darneben viel koth und Unflat, das das gift in 10 jahren nicht aus dem gebirg und heußern hat können gebracht werden. Erschrecklich wahr zue sehen zum Scheibenberg, daß von denen 4 regiementern ein ansehlicher starcker reuter, der Sich zum Annenberg in Brandewein hatte zue tode gesoffen, wie ein todes vieh hergeschleift und ohne gepräng auf den Gottesacker begraben wurde mit den Nachspruch seines Feldpredigers: Hastu wohl gelebt, wirstus wohl erfinden: wehe deiner Seelen. Desgleichen, daß ein knecht vom regiement, der die Colicam an sich hatte, in der Wütung aufgestanden, von eines Marquetenders ledigen faß, weil kein bier mehr vorhanden, in des Bösen nahmen den Zapfen außgezogen, die klaren hefen eingelaßen und außgesoffen, darauf mit grausamer Gotteslesterung niedergefallen, sich gekrümmet und die Seele außgespien; es sindt auch sonsten 11 Soltaten und ihre jungen in Quartiren, Scheunen und Spittal gestorben, liegen blieben und begraben worden, etliche krancke Sindt nachgelauffen, aber meist den bauern in die hände gekommen“. In einem zeitgenössischen Bericht heißt es: „Imgleichen wahr unleugbars das etzliche und viele todte Corper in den heußeren gefunden so eins theils thodt geschlagen, andertheils vonn Kranckheit und Armodt gestorben, die denoch vonn den Kriegsleutten durch arme und beine gestochen, uhme zuersehen, ob sie den doet fingirten, sonder ob es auß Kranckeit oder anderer Gestalt beschehe“. SÖNNERT, Lembeck, S. 167. Der Rat v. Osnabrück lehnte 1642 die Aufnahme ruhrkranker schwedischer Soldaten des in schwedischen Diensten stehenden schottischen Stadtkommandanten J. Lumbsdain ab; STEINWASCHER; RÖTRIGE, Krieg, S. 79. Vgl. EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 53ff. u. a. 75 % der Kriegsverluste sollen auf Krankheiten zurückzuführen sein.
[358] poussieren: scharmutzieren. Unter Scharmützel (ital. „scaramuccia“: Geplänkel, Plänkelei, Treffen) verstand man eines der vielen kleineren Gefechte oder Handgemenge, aus denen dieser Krieg bestand. Kleinere Armeeeinheiten oder Streifkorps, z. T. auch größere Verbände v. bewaffneten Bauern (vgl. Harzschützen), traten hier in einen zeitlich wie örtlich begrenzten Kampf ein. Auch Schlachten wurden zumeist mit Scharmützeln oder Plänkeleien eröffnet. Scharmützel waren in der Regel gekennzeichnet durch äußerste Brutalität. Allerdings konnten sie auch Auslöser eines größeren Treffens, einer Schlacht oder eines Krieges werden. Oft wurden Vor- oder Nachhut v. Heeren durch Kroaten angegriffen, die in diesem kleinen Krieg bevorzugt eingesetzt wurden. Zum Teil kam es auch wegen der fehlenden Uniformierung zu verlustreichen Kämpfen mit eigenen oder „neutralen“ Einheiten. Am 15.1.1648 traf die kursächsische Besatzung Annabergs auf eine kaiserliche Streifschar, die man für Schweden hielt: „Beym Stillstand im Lande und instehenden Frieden ist doch im Gebürge beym Städtlein Thum ein seltzamer Scharmützel vorgegangen / indem dem 15. Jan. der in Annaberg liegende Obrist-Wachtmeister / Rudolph von Neitschütz / mit seinen zwo Compagnien auff den so genannten blinden Valentin / einen Kayserl. Rittmeister / welcher eine Raub-Parthie geführet / getroffen / daß bey diesem verwegenen Unternehmen unterderschiedliche geblieben und viel blessiret worden / auch in dieser scharffen Rencontre noch mehr auffgerieben werden sollen / wo nicht angeregter blinder Valten und Rittmeister Hanß Ernst einander erkennet und darauff beyderseits Partheyen von einander abgeführet hätten […]. Und dieser Thumische Scharmützel heisset catachrestice [seit der antiken Rhetorik unlogischer Gebrauch eines verwandten statt des nicht vorhandenen Ausdrucks] die Thumer Schlacht / wie Ihn weyland der gemeine Mann genennet hat“. MELTZER, Historia, S. 1363; ARNOLD, Annaberg, S. 283f.; GROHMANN, Obererzgebirge, S. 208. Der Erzgebirgschronist LEHMANN, Kriegschronik, S. 169f., datiert diesen Vorgang allerdings auf 1647: „Bey dem armistitio zwischen Chur-Saxen und denen Schwedischen wahr auch außbedinget worden, daß der Churfürst die streiffende rotten einfangen und sie verfolgen solte; das befahle der Churfürst allen Seinen regiementern in lande, und musten auch die 2 Compagnien, so auf den Annenberg, die Straßen bereiten und denen Mausparthien wehren. Nun wahr der keyßerliche leutenandt, insgemein der blinde Valtin [Valten Hanke; BW] genandt, mit 80 Pferden, meist Freyreutern auß Lignitz nach Erfurt und Eisenach gegangen den 12. Januarii, hatte bey Eckersberg die leipziger Fuhrleute, welche eine wagenburg gemacht und sich gewehret, theils uberwaltiget, 10 Personen todt geschoßen und 20 beschedigt, dargegen 2 tode gelaßen und ezliche beschedigte mitgenommen, darmit kam er biß nach Burckersdorf ins gebirg, griff do wieder die Leipziger fuhr an auß den gebirg. Alß solches die 2 Compagnien uff den Annenberg untter den Obrist-Wachmeister Rudolph von Neidschiz gehöret, sindt sie Churfürstlichen Befehl zue folge ihm entgegengezogen, derselben auf freyen felde bey den Städtlein Thum auf einer höhe angetroffen. Rittmeister Landtmann [Langmann] nimmt einen Cornet mit 20 Pferden zu sich, jagt voran und fragt, warumb er als freundt in Meißen so raube und streiffe, und weil der Valten kein gut word giebet, greyffen Sie beyde zum gewehr, Landtmann trift den Valten in arm, Valten aber schießt Landtmann auch wundt und den Cornet todt, seine reuter schneiden die beuten und Säcke voll sammet und seiden von Pferden und schoßen Sich mit den Churfürstlichen eine Virtelstunde herumb, daß von Churfürstlichen der Ritmeister (bekam 3 schöße), 1 leutenandt, 1 Cornet und 5 reuter tödtlich, 7 beschedigt. Der blinde Valten hatte 16 beschedigte, ließ 5 reuter und seine beute hinder sich und ging eilendt in Böhmen. Das ist geschehen den 15. Januar Freytag nach den 1. Sontag Epiphanias. Die keyßerlichen waren meist feste [durch magische Praktiken kugelfest, BW] sonst würden sie mehr eingebüst haben. Der Cornet wurde den 3. Februar zum Annenberg in die kirche begraben“.
[359] Fourier, Fouragier, Fourageur: Der Fourier übte eine ähnliche Aufgabe wie der Quartiermeister aus, indem er vor allem die Verpflegung der Truppe u. die Beschaffung v. Viehfutter in den besetzten Gebieten sicherstellen sollte. Geschickte Fouriere konnten gerade in ausgezehrten Landstrichen wichtig für das Überleben der Einheiten werden. Nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm 24 Rt. monatlich zu; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 460. Die herbei geschafften Nahrungsmittel stammten zum größten Teil aus Plünderungen. Daneben leisteten die z. T. weit herum kommenden Fouriere auch Kundschafterdienste. KELLER, Die Belagerung, S. 80: „Die Fouriere haben blinde Namen gemacht, nämlich von den Reichen Geld genommen, hernach den Armen Geld für das Quartiergeld auferlegt oder einen Soldaten (in sein Haus) eingelegt“.
[360] Musketenschussweite: Bis 220 Meter konnte man noch unter günstigen Voraussetzungen eine Trefferquote v. 25 % erzielen. ENGERISSER, Von Kronach, S. 552: „Ab ca. 200 m Entfernung waren Musketenschüsse unter normalen Feldbedingungen gegen gepanzerte Soldaten praktisch ohne Effekt und ab 300 m verursachten sie gegen Ungepanzerte auch nur noch Prellschüsse. Die maximalen Schussweiten mit einer gut passenden und verdämmten Kugel lagen bei 350-400 m, d. h. nach spätestens 400 m senkte sich eine waagrecht abgeschossene Kugel in den Boden“. Vgl. „Luntenschloßmuskete, Suhl um 1630“. Online verfügbar unter: engerisser.de/Bewaffnung/Luntenschlossmuskete.html. Da die Treffgenauigkeit der Musketen mit glattem Lauf auf die übliche Kampfentfernung v. maximal 150 Metern unter 20 Prozent lag, wurde Salvenschießen bevorzugt.
[361] Muskete [schwed. musköt, dän. musket]: I. Die Muskete war die klassische Feuerwaffe der Infanterie. Sie war ein Gewehr mit Luntenschloss, bei dem das Zündkraut auf der Pulverpfanne durch den Abzugsbügel u. den Abzugshahn mit der eingesetzten Lunte entzündet wurde. Die Muskete hatte eine Schussweite bis zu 250 m. Wegen ihres Gewichts (7-10 kg) stützte man die Muskete auf Gabeln, den Gabelstock, u. legte sie mit dem Kolben an die Schulter. Nach einem Schuss wichen die Musketiere in den Haufen der Pikeniere zurück, um nachladen zu können. Nach 1630 wurden die Waffen leichter (ca. 5 kg) u. die Musketiere zu einer höheren Feuergeschwindigkeit gedrillt; die Schussfolge betrug dann 1 bis 2 Schuss pro Minute (vgl. BUßMANN; SCHILLING, 1648, 1. Bd., S. 89). Die zielfähige Schussweite betrug ca. 300 Meter, auf 100 Meter soll die Kugel die damals übliche Panzerung durchschlagen haben. Die Treffsicherheit soll bei 75 Metern Entfernung noch 50 % betragen haben. Die Aufhaltewirkung war im Nahbereich sehr hoch, die Getroffenen haben sich angeblich förmlich überschlagen. Je nach Entfernung hatten jedoch im Normalfall nur 5-7% aller abgegebenen Schüsse eine Wirkung im Ziel. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß. Zudem rissen sie auf etwa 10 Meter Entfernung etwa dreimal so große Wundhöhlen wie moderne Infanteriegeschosse. Im Nahkampf wurde auch Schrot verwendet. Ausführlich beschrieben wird deren Handhabung bei ENGERISSER, Von Kronach, S. 544ff. Eine einfache Muskete mit Forquette (Stützgabel), Bandelier u Kugelform kostete etwa 3 ¼ fl., die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Die Muskete löste das Handrohr ab. Die ab 1630 im thüringischen Suhl gefertigte schwedische Muskete war etwa 140 cm lang bei einer Lauflänge v. 102 cm und wog etwa 4,5-4,7 kg bei einem Kaliber v. zumeist 19,7 mm [vgl. auch GROTHE, Auf die Kugeln geschaut, S. 386, hier 16, 8-19,5 mm]. Sie konnte bereits ohne Stützgabel geschossen werden, wenngleich man diese noch länger zum Lade- u. Zielvorgang benutzte. Die Zerstörung Suhls durch Isolanos Kroaten am 16./26.10.1634 geschah wohl auch in der Absicht, die Produktionsstätten u. Lieferbetriebe dem Bedarf der schwedischen Armee endgültig zu entziehen. BRNARDÍC, Imperial Armies I. Bis 220 Meter konnte man noch unter günstigen Voraussetzungen eine Trefferquote von 25 % erzielen. ENGERISSER, Von Kronach, S. 552: „Ab ca. 200 m Entfernung waren Musketenschüsse unter normalen Feldbedingungen gegen gepanzerte Soldaten praktisch ohne Effekt und ab 300 m verursachten sie gegen Ungepanzerte auch nur noch Prellschüsse. Die maximalen Schussweiten mit einer gut passenden und verdämmten Kugel lagen bei 350-400 m, d. h. nach spätestens 400 m senkte sich eine waagrecht abgeschossene Kugel in den Boden“. Vgl. „Luntenschloßmuskete, Suhl um 1630“. Online verfügbar unter: engerisser.de/Bewaffnung/Luntenschlossmuskete.html. Da die Treffgenauigkeit der Musketen mit glattem Lauf auf die übliche Kampfentfernung v. maximal 150 Metern unter 20 Prozent lag, wurde Salvenschießen bevorzugt. II. Es gab auch Jagdmusketen mit kleinem Kaliber u. langem Lauf, die v. Scharfschützen verwendet wurden. Zum Teil machte man aus Unberittenen Dragoner, indem man ihnen Musketen gab. SCHWARTZ, Die Neumark, S. 52. Der Preis für eine Muskete lag je nach Qualität zwischen 4 u. 6 Rt., also zwischen 6 u. 9 fl.
[362] Daniel Beygott z Reinderštatu [Beygold, Beygoldt, Beigoldt, Beigolt, Beygoth, Beygotsch, Beycott, Beuchold, Peygott, Peigoldt, Peigolt, Peycott] [ -um 1650 ?], kaiserlicher Obrist.
[363] CHEMNITZ, Königlichen Schwedischen in Teutschland geführten Kriegs 3. Teil, 1. Buch, 30. Kap., S. 86.
[364] Sten [Steno, Fels] Svantesson Bielke [Bielcke, Bielkegatan] [1598-2.4.1638 Stettin], schwedischer Legat. Vgl. BACKHAUS (Hg.), Brev I.
[365] Ludwig Camerarius [22.1.1573 Nürnberg-4.10.1651 vermutlich in Heidelberg], pfälzisch-schwedischer Staatsmann, Rechtsgelehrter, Gesandter u. Chef der Exilregierung Friedrichs V. in Den Haag.
[366] Josias v. Rantzau [Rantzow] [18.10.1609 Bothkamp-14.9.1650 Paris], dänischer, später französischer Generalleutnant. Vgl. VALENTIN, Rantzau, Josias von.
[367] GROOT, Briefwisseling 7. Teil, S. 457.
[368] GROOT, Briefwisseling 7. Teil, S. 459.
[369] Nicolaes van Reigersberch [ca. 1584-1654], Schwager Grotius‘, 1619-1625 Advokat in Den Haag, Ratsherr im Hohen Rat v. Holland in Zeeland.
[370] Lure [Dép. Haute-Saône; Frankreich].
[371] Bellegarde: nicht identifiziert.
[372] Auxonne [Dép. Côte-d’Or; Frankreich].
[373] GROOT, Briefwisseling 7. Teil, S. 463.
[374] Johan Adler Salvius [1590 Strängnäs-24.8.1652 Stockholm], schwedischer Reichsrat u. Gesandter. Vgl. http://sok.riksarkivet.se/sbl/Presentation.aspx?id=5540; LUNDGREN, Johan Adler Salvius; DROSTE, Johan Adler Salvius i Hamburg; DROSTE, Ein Diplomat, ENGSTRÖM, Johan Adler Salvius.
[375] GROOT, Briefwisseling 7. Teil, S. 484.
[376] GROOT, Briefwisseling 8. Teil, S. 5.
Dieser Beitrag wurde unter Miniaturen abgelegt und mit verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.