Heußlin [Heußlein, Heuß] von Eusenheim, Georg Erasmus

Heußlin [Heußlein, Heuß] von Eusenheim, Georg Erasmus; Rittmeister [1612 – 1634 gefallen vor Regensburg] Heußlin von Eusenheim, ein fränkischer Reichsritter des Kantons Gebürg, stand als Rittmeister in kurbayerischen Diensten.

„Von einem andern Offizier, ‚einem gueten, zimblich wol begütterten Fränkischen vom Adel‘, namens Georg Erasmus Heußlin von Eusenheim, der sich den Sommer 1632 bei [Hans Wolf v.] Salis aufgehalten, und in dessen Person ‚kein Zweifel zusetzen‘ sei, schreibt letzterer (4. Dez. 1632) beim Kurfürsten, er habe sich anerboten, ‚gegen Darreichung (von) 2000 Reichsthaler eine Compagnia von 100 gueten Pferden, maistentheils bekannter Personen, inn weniger Zeit complet aufzubringen‘. Wenn Heußlins Antrag zu Sr. Kurfürstl. Dhlt. ‚gnedigstem intent gereiche‘, so bitte er (Salis), die Patente ausstellen und die notwendigen Gelder verabreichen lassen zu wollen. Unterm 30. Dezember wird die Anwerbung der neuuen Kompagnie Heußlin unter der Bedingung genehmigt, d´aß Salis ‚um solche Werbung und das Werbegelt selbst hafte‘ und das hiefür vorgestreckte Geld wieder zurückerstatte; er solle sich darum bei den kurfürstl. Hofkammer-Räten melden. Als ‚Muster- und Sammelpatz‘ wird ihm wie für die übrigen Anwerbungen das Bistum Eichstädt angewiesen, aber nur für 6 Wochen, in welcher Zeit die Werbung voraussichtlich abgeschlossen sein dürfte. […]

Dieser Termin erwies sich jedoch als bei weitem zu enge bemessen. Erst im Mai des folgenden Jahres (1633) war die Werbung der Kompagnie so weit gediehen, daß die Musterung derselben vor sich gehen konnte. Der Kurfürst schärft hiebei den die mit beauftragten Beamten nachdrücklichst ein, ‚fleissige aufsicht zu haben, daß khein blunder möchte einkommen oder solche Knecht, die nicht unter diser Compagnia wirkhlich underhalten werden‘ “.[1]

„[Hans Wolf v.] Salis erlebte jedoch an der Kompagnie desselben [Fugger-Zinnenberg; BW] nicht viel Freude. Unterm 2. Februar 1633 teilte er dem Kurfürsten mit, sie habe bei einem eben ‚bey der Armee mit dem Feindt in Schwaben vorübergegangenen Scharmützel‘ ihren ‚Standort‘ verloren und sei stark mitgenommen worden. Die noch übriggebliebenen 60 ‚Reuter‘ hätten dann, weil sie ‚anjetzten auch herrenlos weren, einer nach dem andern sich davon gemacht, (so-)daß diser Zeit von genannter Compagnia Niemandß mehr an der stell vorhanden‘ sei. ‚Weilen nun, schreibt Salis, ‚die aufrichtung (der Kompagnie Fugger) vor diesem alhier im Land Bayern geschehen und meistentheils solche Reuter Lands Inwohner sein, Alß hab ich gemeltem Herrn Grave Fuggern, der sich anjetzten zu Landshut[2] befindet, zuegeschrieben und bevolchen, allerorten ins Landt auszuschickhen und mehr besagte Reuter alhero (nach München) zu mir zueverschaffen … und gegen solche Gesellen eine Exemplarisch gebürende straff vornehmen (zu) lassen‘. […]

Fugger verzichtete übrigens im März (1633) auf seine Kompagnie, die alsdann dem Oberst-Wachtmeister Fleckhammer, ehemaligem ‚Hofmeister‘ Tillys übertragen wurde. Ueber der Kompagnie scheint indessen ein eigener Unstern gewaltet zu haben.

Nachdem sie im Februar 1633 bei jenem unglücklichen ‚Scharmüzel‘ ihren ‚Standort verloren‘ hatte und auseinander gesprengt worden war, gelang es erst Ende März etwa ’50 Pferde‘ wieder zu sammeln. Während die übrigen neuangeworbenen Mannschaften zwar ‚etwas schlecht mundirt‘ [montirt) seien, sonst aber in gutem Zustande sich befänden, sei diese Kompagnie, klagt Salis, viel schlechter beschaffen, indem man bei derselben nicht ‚über 20 gerüste Kerlß‘ zählen könne, welche ‚vor dem Feinde recht zu gebrauchen‘ wären. Den Uebrigen gehe noch sehr Vieles ab, dem einen die Pistole, dem andern der Sattel, dem dritten ’sonsten dergleichen.

Noch im April ergab eine von Salis abgehaltene Musterung, wie viel die Montierung und Armierung dieser Kompagnie und deren Brauchbarkeit zu wünschen übrig lasse. Als man sie deßhalb noch für einige Zeit ins Eichstädtische verlegen wollte, erhoben sich neue Schwierigkeiten. Salis schreibt hierüber an den Kurfürsten (20. April 1633): Weil das Stift Eichstädt ‚vom Feindt auch ganz ruinirt und sonsten wegen einziehung der engen Quartir daselbst besagte Compagnie zu etwas refraichirung mit dem Underhalt seher schlecht accomodirt‘ sei, so bitte er, das Kriegs-Commissariat zur Ausbezahlung der etatsmäßigen Unterhaltsgelder anzuhalten. […] Damit hatte es aber bekanntlich auch seine Hacken, wozu dann noch Exzesse kamen, deren die kaum ergänzte Kompagnie Fleckhammer sich schuldig machte und die dem Regimentsinhaber von seiten des Kurfürsten schwere Vorwürfe einbrachten“.[3]

„Ein Punkt beständiger Klagen ist und bleibt auch jetzt die schlechte Verpflegung der Soldaten und die sehr mangelhafte Ausbezahlung des Soldes. Salis sieht sich dadurch veranlaßt, am 18. März (1633) seinen Rittmeister Heußlin mit einem Memorial an den Kurfürsten abzuordnen, worin er besonders betont, es sei ihm unmöglich, der s. Z. von ‚Herzog von Mechelberg (Mecklenburg) und friedlandt, Fürstl. Gnaden‘, in betreff der Armierung der Kavallerie-Regimenter erlassenen Ordonnanz nachzukommen, weil weder die Winterquartiere darnach beschaffen, noch ’sonsten die Mitl dazu vorhanden‘ seien. Er habe auch sein Aeußerstes aufgeboten, um zu den vom Kurfürstl. ‚Zeugmeisterambt‘ empfangenen, ‚an unterschidlichen orthen erhandelten‘ 200 Stück ‚Trabrüstungen‘ den noch fehlenden Bedarf an Waffen und Montierungsstücken zu erhalten, habe aber ‚mehrers nit alß 81 rüstungen von vorder und hinderstuckhen sambt 152 Gaßkheten‘ (Helmen) bekommen können. Se. Kurfürstl. Durchlaucht möge deßhalb dem von Heußlin vorgebrachten Anliegen ’nit allein gnedigste Audienz‘, sondern auch ‚ersprißliche expedition‘ angedeihen lassen; er sei, sagt Salis, des ausgebliebenen Soldes wegen von seinen Offizieren ‚bereits vielfältig angesucht‘ worden und wolle nicht bei den Seinigen ‚also in bösen Verdacht gerathen‘, als ob er die Gelder nicht ’sollicitirt‘ hätte. […] Er habe nun, berichtet er unterm 30. Juni 1634 von Ingolstadt[4] aus dem Kurfürsten, sein Regiment, das ‚bei Verliehrung Regenspurgs [im November 1633) ser ruinirt worden‘, wieder auf 320 ‚Knechte‘ gebracht und ‚jedem, je nach Beschaffenheit der Person‘ 2 bis 3 fl. ‚meistentheils uff die Handt‘ gegeben und zwar ‚aus eigenem säckhl spendiert‘. Für sein Regiment habe er in letzterer Zeit ‚weder Werbegelt noch Monatsoldt‘, auch bis dato für seine ‚Generalwachtmeisters sarge‘ (Charge) noch gar nichts erhalten, obwohl er dessen umsomehr bedürfte, als er bei der Einnahme Regensburgs Alles verloren; auch sei er überhaupt ’nur als ein Privat-Obrister‘ traktiert worden. Er bittet deshalb, daß ihm die von den vorgestreckten fl. 600 Werbegeld noch restierenden fl. 290 erlassen und ‚das Monatsdeputat ohne Abzug passirt werde‘. Unterm 13. Juli vertröstet ihn Kurfürst Max mit der Nachricht, daß Geld unterwegs sei. Doch könne dasselbe erst dann erhoben werden, wenn man über die Pläne des Feindes im Klaren sei; Salis solle seine Leute inzwischen zur Geduld ermahnen. […] Ein schlechter Trost !

Auch wegen der Rekruten- und Musterungsplätze gab es immer wieder große Anstände. Als solcher war für das Regiment Salis, wie schon erwähnt, auch das Bistum Eichstädt bestimmt worden. Als aber Rittmeister Heußlin seine neuangeworbenen Reiter dahin brachte und Quartier verlangte, beklagte sich Fürstbischof Joh. Christoff hierüber. ‚Nun wollen wir zwar wünschen‘, schreibt dieser (25. Jan. 1633) an Salis, der ihm die diesbezügliche Ordre des Kurfürsten mitgeteilt hatte, ‚daß euch und euren underhabenden Soldaten hierinnen willfahrt und der nothwendige Underhalt gereicht werden möchte. Es hat aber laiser mit uns und den unsrigen eine solche erbärmliche beschaffenheit genommen, daß wir obhoch ermelts Herrn Churfürsten in Bayern, Gnaden, mit beweglichen Umbständen umb abwendung und anderwärtige verlegung solcher Recrutenpläz‘ ersucht haben. ‚Dies umb so vilmehr, weilen bey Unsers Stüfts erlittenen schäden und augenscheinlicher Armuth, auch vorhin durch angelegte Contributionen und sonsten noch obhabende beschwerden die Pur lauttere Unmöglichkeit vor Augen‘ liegt. Außerdem befinde sich noch viel anderes angeworbenes Kriegsvolk in dem vom Feinde gänzlich ausgesaugten Stiftslande. […] Durch diese Gegenvorstellung in große Verlegenheit versetzt, frägt Salis an (26. Januar 1633), was nun zu tun sei. 80 ‚Pferde‘ seien bereits ins Stift geschickt worden, denen in Kürze weitere folgen sollten. Unter den obwaltenden Umständen mche ‚ein Reuter nach dem anderen sich wieder abwegig‘; das heiße aber nichts anderes ‚als das Geldt umbsonst außgeben‘. Er für seine Person werde hiebei ‚hoffentlich dißfalls einige Schuld nit tragen‘. […] Daraufhin wurde dem Regiment [25. Febr.] die Stadt Mühldorf[5] (damals Salzburgisch, jetzt Oberbayrisch) als Rekrutenplatz angewiesen. […] Später, im März, ist indeß wieder von Musterplätzen im Eichstädtischen die Rede“.[6]

„Der Grund des Abzuges [der weimarischen Truppen vor Kronach[7] am 22.3.1634; BW] wird von etlichen Quellen mit einem drohenden Entsatz Kronachs durch kaiserliche Truppen unter dem General Gallas erklärt. Tatsächlich hatten die Kronacher während der Belagerung den kaiserlichen Rittmeister Georg Erasmus Heuß von Eusenheim mit der Bitte um Hilfe zu Gallas nach Eger[8] geschickt. Dieser schrieb auch am 5. April nach Kronach und sagte Unterstützung zu. Gleichzeitig instruierte er den uns bekannten Kommandanten von Eger, den Obersten Johann Gordon, die Kronacher mit einer Lieferung Pulver zu unterstützen. Dieser berief sich hingegen auf den Generalwachtmeister Rudolf von Morzin (Marazin), welcher gerade dabei war, mit einem Korps von ca. 5000 Mann über Marktredwitz[9] in das Fichtelgebirge vorzurücken, wo er in Waldershof[10] ein Lager bezog. Beider Schreiben, Gordons vom 7. April und Morzins vom 5. bzw. 8. April (n. St.), kamen erst einige Tage später in Kronach an“.[11]

[1] SALIS-SOGLIO, Hans Wolf von Salis, S. 67f.

[2] Landshut; HHSD VII, S. 386ff.

[3] SALIS-SOGLIO, Hans Wolf von Salis, S. 68f.

[4] Ingolstadt; HHSD VII, S. 326ff.

[5] Mühldorf [LK Mühldorf]; HHSD VII, S. 462f.

[6] SALIS-SOGLIO, Hans Wolf von Salis, S. 69ff.

[7] Kronach [LK Kronach]; HHSD VII, S. 375f.

[8] Eger [Cheb]; HHSBöhm, S. 119ff.

[9] Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge]; HHSD VII, S. 429f.

[10] Waldershof [LK Tirschenreuth].

[11] ENGERISSER, Von Kronach, S. 253 (die derzeit beste kriegsgeschichtliche Darstellung).

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