Groot, N de

Groot, N de; Offizier [ – ] Groot stand als Offizier in französischen Diensten und war ab Oktober 1647 bis Juli 1650 Kommandant von Lauingen[1] (Herzogtum Neuburg).

„Im September [1647; BW] zog endlich auch das zweite (Montos’sche) [Montausier; BW] Regiment ab und es blieb in Lauingen nur mehr eine kleine Garnison unter dem Kommando des Monsieur de Laubergatt und Commissarius Baussbach, welche dafür desto unverschämter in ihren Forderungen waren. Ersterem mussten täglich 12 Reichstaler gereicht werden, während der andere sich mit 4 Reichstaler begnügte. An Stelle des vorgenannten Kommandanten trat anfangs Oktober Monsieur de Groot. Auch wurde um dieselbe Zeit die Garnison wieder bedeutend verstärkt. Es kam das Regiment des Obersten Rauchhaupt in die Stadt und ausserdem noch 3 Kompagnien. Die Verpflegungsgelder, welche die Stadt infolgedessen monatlich aufzubringen hatte, stiegen wieder über 2000 fl. ohne die Summen, welche die Stadt für Servis, Futter und Befestigungen aufwenden musste. Es wurde daher eine neue Gesandtschaft von seiten der Bürgerschaft nach Heilbronn[2] geschickt, welche dem Marschall Turenne den Vorschlag machte, man möchte das Rauchhaupt’sche Regiment nach Dillingen[3] verlegen, da ja diese Stadt auch unter der Protektion Seiner Allerchristlichsten Majestät stehe. (16. Okt.). Herzog Wolfgang Wilhelm unterstützte diese Bemühungen seiner Untertanen mit einem persönlichen Schreiben an den Kardinal Mazarin. Allein alles war umsonst.

Als am 1. Dezember die fällige Contribution zu Lauingen noch nicht beisammen war, wurden etliche Musketiere und 1 Sergeanten dem Herrn Amtsbürgermeister in das Haus gelegt mit dem Auftrage, solange darin zu bleiben und sich mit Essen und Trinken unterhalten zu lassen, bis das Geld beisammen wäre. Der Stadtschreiber, der den Kommandanten zur Zurücknahme dieser Maßregel bewegen wollte, wurde gar nicht vorgelassen und erst am folgenden Abende die Mannschaft, die sich »sehr hitzig und zornig« benahm, abberufen.

Wie sehr die Vermögensverhältnisse der einzelnen Bürger unter dem Drucke dieser Kriegslasten litten, erhellt daraus, dass von der herzoglichen Regierung im Dezember 1647 ein eigener Erlass über Vergantungen herausgegeben wurde. Vom 8. Mai bis zum Ende des Jahres 1647 hatte die Stadt an barem Geld, ohne Futter, Servis, Botengelder und Fortificationskosten dem unersättlichen Moloch des Krieges über 22,000 fl. in den Rachen geworfen. […]

Am 10. Januar [1648; BW] betrug die Garnison zu Lauingen im ganzen 948 Mann, für welche nach einer Ordre des Kommandanten die Verpflegung in natura gereicht werden musste. Dies bedeutete für die Stadt einen täglichen Aufwand von 2744 Pfd. Brot, 2064 Pfd. Fleisch und 1584 Mass Bier. – Die Truppen wurden in den Quartieren verpflegt. – Zu gleicher Zeit, nämlich vom 8. Januar bis 31. März, war Lauingen von den Bayern blockiert. Infolgedessen blieben die auswärtigen Hilfsgelder aus und in der Stadt gingen die Lebensmittel auf die Neige. Schon am 16. Januar musste bei der selbst notleidenden Bürgerschaft eine Kornanlage erhoben werden. Die Stadt musste in diesen 3 Monaten insgesamt 18000 fl. aufbringen. Das Militär beging manche Gewalttätigkeiten. Wegen des Feldbaus war man sehr im Ungewissen. Der Kommandant verlangte, dass die Bewohner von Dillingen und Höchstädt[4] behufs Bebauung ihrer Felder (wahrscheinlich wegen Stellung von Sauvegarden) sich an ihn wendeten.

Vom 1. April an liess der Kommandant de Groot wieder die Geldverpflegung in Kraft treten, welche auf täglich 100 fl. festgesetzt wurde. Alle 10 Tage mussten 1000 fl. erlegt werden. In diesem Frühjahre wandte sich die Bürgerschaft wiederholt mit Gesandtschaften an den Marschall Turenne, jedoch ohne Erfolg. Am 26. März hiess es, der Marschall werde in zwei Tagen selbst hier durchkommen. Es wurden ihm zwei Ratsherrn entgegengeschickt; sie brachten ein Schreiben an den Kommandanten mit, aber die Lasten wurden nicht gemildert. Vielmehr musste die Contribution von täglich 100 fl. bis in den Monat Juli bezahlt werden. Zuletzt war die Bürgerschaft so ausgesogen, dass von den gewöhnlichen Leuten kein Kreuzer mehr zu erhalten war. Deshalb wurden die Beiträge der Reicheren erhöht, was diese trotz alles Jammerns und Protestierens sich gefallen lassen mussten, »weilen vorkommt, dass sie noch in ziemlicher Nahrung und Hantierung, als sollen sie sich darob um soviel weniger beschweren«. am 4. August wurde endlich die Contribution um 500 fl. ermässigt. Die Bürgerschaft beschwerte sich nun beim Rate, dass die Anlage nicht vermindert worden sei. Der Rat entschuldigte sich damit, dass nunmehr ja die Extraordinari (Anlage) aufgehoben sei.

Vom 14. Juli an musste Dillingen einen Beitrag für die im Lauinger Schloss und Spital liegenden kranken Mannschaften leisten. In Lauingen selbst mehrten sich von Tag zu Tag die Klagen der Bürgerschaft über die masslosen Forderungen und Ansprüche der französischen Offiziere und Mannschaften. Diese Klagen brachte wahrscheinlich Herzog Wolfgang Wilhelm zur Kenntnis der französischen Regierung und da er ein Vetter des jungen Königs Ludwig XIV. war, so liess dieser am 18. Septbr. einen Befehl an Turenne ergehen, die die genaue Einhaltung der dem Herzogtum Neuburg erteilten Salvaguardien vorschrieb, sowie Satisfaction für alle Mehrforderungen und Erpressungen.

Von einer wirklichen Ausführung dieses Befehles war natürlich keine Rede. Am 19. September musste Lauingen 60 Malter Mehl nach Neuburg[5] zur Verproviantierung liefern. Anfangs Oktober zog Turenne mit seiner Armee nach Donauwörth.[6] Der Rat zu Lauingen beschloss, den Herrn Dechant und Bürgermeister Mayr an ihn zu schicken, damit sie ihm die Beschwerden der Stadt vortrügen.

Daraufhin wurde über die Verpflegung des Rauchhaupt’schen Regimentes in der Weise verfügt, dass Lauingen demselben täglich 100, Höchstädt 40, Dillingen 60 und Gundelfingen[7] 50 Rationen Brot zu liefern hatte. – Am 23. Oktober befand sich Turenne im Hauptquartier zu Dillingen und legte der Stadt Lauingen aufs neue eine nicht unbeträchtliche Summe zum Unterhalte der kranken und verwundeten Soldaten auf. Die Garnison kostete die Stadt vom 1. April bis 31. Oktober 1648 22674fl.

Auf dem umliegenden Lande, das von seinen Bewohnern fast ganz verlassen war, verübten die Soldaten manche Räubereien. So wurden in Faimingen[8] sogar die Glocken aus dem Turme gestohlen und in Stücke zerschlagen. Einige Bürger von Lauingen fanden die in einem Gebüsch versteckten Trümmer, ungefähr im ganzen 2 Zentner und verkauften sie um 20 fl. an einen Juden.

Am 27. November erliess der Kommandant de Groot, der eben zur Generalität abreiste, für Lauingen eine Eventual-Verpflegungs-Ordre, worin er seinen Offizieren und Mannschaften alle Ausschreitungen und Mehrforderungen auf das strengste untersagte. Durch seine Verwendung wurde anfangs Dezember das Rauchhaupt’sche Regiment auch wirklich abgeführt, wofür die Stadt ihm eine Renumeration verehrte.

In diesem Monat wurden auch die neuen Befestigungswerke der Stadt vollendet. Früher war Lauingen nur von einer einfachen Ringmauer mit davor liegendem Graben und Wall umgeben. Schon in den Schwedenjahren waren diese Werke mit bedeutenden Kosten dadurch vergrössert worden, dass man rings um die Stadt 8 grosse sternförmige Schanzen aufwarf, die ebenfalls wieder mit Graben und Pallisadenwall versehen waren. Diese Befestigungswerke hatten der Stadt grosse Summen Geldes gekostet; (im November 1648 z. B. 2500 fl., im Dezember noch 100 fl.); nach dem Kriege wurden sie auf Befehl des Landesherrn wieder abgetragen. – In diesem Jahre starben zu Lauingen 60 französische Soldaten, die verwundet aus Bayern gekommen waren. – […]

Inzwischen war der seit einem Menschenalter so heiss ersehnte Friede ins Land gezogen. Am 24. Oktober 1648 war zu Münster der westphälische Friedensschluss unterzeichnet worden. Aber an Lauingens Toren ging der Friedensengel vorüber. Die französische Besatzung machte keine Miene, den Platz zu räumen.

Die Garnison muss trotz der Abführung des Rauchhaupt’schen Regimentes noch beträchtlich gewesen sein. Die Bürgerschaft musste im November eine sechsfache Anlage aufbringen (= 3000 fl.), im Dezember eine zehnfache (= 6000 fl.), im Januar 1649 eine zwölffache (= 7000 fl.), im Februar ebenso. Als daher die Regierung zu Neuburg im Januar an die Stadt das Ansuchen stellte, für die fürstliche Kammer ein Anlehen von 3000 fl. zu bewerkstelligen, musste man antworten, es seien weder Mittel noch Wege dazu vorhanden. Am 25. Februar wurde das Herzogtum Neuburg der Stadt Lauingen zur Beihilfe assigniert. Im März und April war der Stadtschreiber bald in Ulm bei den schwäbischen Kreisständen, um die ausständigen Beihilfegelder einzutreiben, bald in Heilbronn bei Generalfeldmarschall Schmidberger, um die Beschwerden der Stadt vorzubringen. Man wurde vertröstet, dass im Mai die »evacuation« der Völker erfolgen werde. Infolgedessen wurde dem Kommandanten eine silberne vergoldete Kanne mit 400 Dukaten verehrt (= 1380 fl.) und seinem secretari 50 Reichstaler (= 75 fl.).

Die Freude war leider etwas verfrüht, an die Entfernung der französischen Okkupationstruppen konnte vorläufig noch nicht gedacht werden. Im April entstand sogar ein heftiger Streit zwischen dem Kommandanten und dem Rat der Stadt. Ersterer blieb trotz der Gegenbefehle des Marschalls Schmidberger auf seinen alten Forderungen stehen. Als der Rat deren Erfüllung verweigerte, liess der Kommandant sofort die Exekution in Kraft treten. Die 4 Stadttore wurden gesperrt und den Ratsherren das Betreten des Rathauses verboten. Der Dekan Pistorius vermittelte dahin, dass wenigstens die Exekution wieder aufgehoben wurde. Im Laufe der Verhandlungen wurde auch eine Verpflegungsordre vereinbart, welche am 21. April in Kraft trat. Von den bereits eingenommenen Tractmentsgeldern gab der Kommandant nichts mehr heraus. Gundelfingen hatte in diesem Monat 600 fl. Contribution zu leisten.

In Lauingen stieg die Not immer höher. Schon anfangs Mai betrug der Ausstand von Contributionsgeldern seitens leistungsunfähiger Bürger bei 1200 fl. Es wurden deshalb einige Personen in Haft genommen. – Wegen Mangel an Lebensmitteln wurde den Pfründnern im Spital die Hälfte ihres Brotes entzogen. Die Stadt konnte ihre Beamten und Lehrer nicht mehr besolden. Die Ernte dieses Sommers (1649) fiel sehr spärlich aus. Der Zehent zu Dattenhausen[9] und Unterbechingen[10] brachte kaum ein Sechstel des normalen Ertrages ein. Am 17. September wurde zur Verhütung einer Teuerung verboten, Getreide nach auswärts zu verkaufen. – Die Strassen waren noch so unsicher, dass man die Nördlinger[11] Messe nicht besuchen konnte.

Schon im Mai wurde von seiten des Rates eine Deputation an die französischen Gesandten nach Nürnberg[12] geschickt, sie erhielt die Vertröstung, »die evacuierung der Stadt werde mit ehistem erfolgen«. Da dieses Versprechen sich gar bald als eitel Dunst erwies, so wurde die Bürgerschaft ungeduldig. Die Kerzenmeister versammelten sich ohne Erlaubnis des Rates und schickten 4 Bürger nach Heilbronn zu Generalfeldmarschall Schmidberger. Es ging unter der Bürgerschaft das Gerücht, der Rat habe an Contributionsgeldern 1500 fl. mehr eingehoben, als nötig gewesen wäre. Rat und Kommandant waren mit diesem eigenmächtigen Vorgehen der Zünfte sehr übel zufrieden. Die vier Gesandten wurden nach ihrer Rückkehr in den Turm gelegt, nach einigen Tagen (15. Juni) aber auf Fürbitte des Dekans wieder ihrer Haft entlassen.

Wiederholt wandte sich der Rat an die französischen Gesandten zu Nürnberg. Diese gaben immer die schönsten Versprechungen, so am 14. und 24. September. Am 8. Oktober teilte die Regierung zu Neuburg mit, die Traktate mit den französischen ambassadors seien abgeschlossen und hoffentlich werde die Stadt in acht Tagen geräumt sein. Am 5. November heisst es, die Traktaten bedürften nur noch der Bestätigung des Kaisers. So schleppte sich die Sache hin und die Bürgerschaft konnte den Winter 1649/50 nicht anders als mit den trübsten Aussichten beginnen und musste ihre letzte Habe den Fremdlingen opfern, deren Unterhalt monatlich beinahe auf 4000 fl. zu stehen kam.

Noch über ein halbes Jahr sass die französische Garnison in einer Stärke von 13 Offizieren, 5 Fähnrichen, 20 Unteroffizieren, 296 gemeinen Soldaten und 47 Dienern in der Stadt und saugte an dem Blute der verarmten Bürgerschaft. In den Monaten Januar, Februar und März des Jahres 1650 mussten je 3865 fl., April, Mai und Juni je 3814 fl. und für den halben Juli noch 1907 fl., sowie 612 fl. zum Abzug bezahlt werden.

Endlich schlug auch für Lauingen die Stunde der Erlösung. »Am 12. Juli 1650 ist die französische Garnison mit guter Ordre abgezogen«. Der Dekan hielt aus diesem Anlass eine Friedenspredigt, welche im Druck herausgegeben und dem Rat am 17. Februar 1651 überreicht wurde. Am 13. Juli berichtete der Rat dem Herzog Wolfgang Wilhelm den Abzug der Franzosen und stellte in einer summarischen Übersicht den ganzen Schaden zusammen, den die Stadt in den 4 Jahren der französischen Okkupation erlitten. Derselbe betrug die für jene Zeiten ganz bedeutende Summe von beinahe 300,000 fl., wovon der Stadt seitens der assignierten Orte kaum der zehnte Teil ersetzt worden war. Ein einziger Mann, Bürgermeister Brotreiß berechnete seinen Schaden an barem Geld, ohne Futter, Servis und andere Reichnisse auf 4301 fl. 44 kr“.[13]

[1] Lauingen (Donau) [LK Dillingen/Donau]; HHSD VII, S. 396f.

[2] Heilbronn [Stadtkr.]; HHSD VI, S. 315ff.

[3] Dillingen a. d. Donau; HHSD VII, S. 140f.

[4] Höchstädt a. d. Donau [LK Dillingen]; HHSD VII, S. 301f.

[5] Neustadt a. d. Donau [LK Kelheim]; HHSD VII, S. 513.

[6] Donauwörth [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 147ff.

[7] Gundelfingen a. d. Donau [LK Dillingen/Donau]; HHSD VII, S. 257ff.

[8] Faimingen, heute Ortsteil von Lauingen (Donau) [LK Dillingen/Donau].

[9] Dattenhausen, heute Ortsteil von Altenstadt [LK Dillingen/Donau].

[10] Unterbechingen, heute Ortsteil von Haunsheim [LK Dillingen/Donau].

[11] Nördlingen [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 525ff.

[12] Nürnberg; HHSD VII, S. 530ff.

[13] RÜCKERT, Lauingen II, S. 38ff.

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