Graß [Graass, Graas, Gras, Groß], Heinrich

Graß [Graass, Graas, Gras, Groß], Heinrich; Generalauditor [ – ]  Graß war zunächst Auditor unter Piccolomini und nach der Schlacht bei Lützen Beisitzer beim Prager Kriegsgericht.

Er war dann kaiserlicher Generalauditor, d. h. Vorgesetzter der Regimentsauditoren, der Rechtsspezialisten, die aber dem betreffenden Regiment nicht angehörten.

Christian IV. hatte sich am 4.6.1638 aus Glücksburg[1] bei dem kaiserlichen Generalauditor Graß über das wüste Hausen der Kaiserlichen auf den Gebieten Holsteins, des Erzbistums Bremen und des Bistums Verden beschwert. Die Schanzen bei Warnemünde seien auf seinen königlichen Befehl hin abgerissen worden, um den Lebensmitteltransport zu sichern. Er selbst sei bereit, alles für das Wohl des Reiches zu tun, auch seinen Sohn zu weiteren Verhandlungen zu delegieren.[2]

Der Kaiser schrieb am 12.7. aus Prag an seinen Generalleutnant: Zu den neuen dänischen Beschwerden über den Generalauditor Graß im Erzstift Bremen wolle er, F., sich gerecht verhalten und verlange eine strenge Bestrafung der Schuldigen, selbst wenn Herzog Georg von Braunschweig-Lüneburg, der den feindlichen Einfall in Minden verschuldet habe, davon betroffen würde. Er, der Kaiser, wünsche der Welt zu erkennen zu geben, wie widerwärtig ihm derartige Gräueltaten seien.[3]

Er regelte den Austausch der in der Schlacht bei Jankau[4] am 6.3.1645 gefangenen Offiziere.

Graß schrieb am 31.3.1645 aus Tábor[5] an Gallas: Torstensson stehe bei Krems[6] und halte die Stadt bereits zwei Tage lang unter Feuer; sein Hauptquartier samt Bagage stehe angeblich in Langenlois;[7] Znaim[8] solle ohne einen einzigen Schuss gefallen sein.[9] Am 3.4.1645 schrieb er erneut aus Tábor an Gallas: Diie Schweden stünden bei Krems. Auf Torstenssons Wunsch begebe er sich nach Waidhofen, von wo er einen Trompeter mit einem Geleitbrief für den schwedischen Generalauditorund mit Schreiben für Torstensson auf den Weg schicken und den Beginn der Verhandlungen abwarten wollte.[10] In einer zeitgenössischen Chronik heißt es: Um den 1. April brachte man die entseelte Cörper des Feld-Marschalls Götze [Johann v. Götz; BW], Generals von Bruay, Obersten [Christian; B. W.] von Waldeck, und des jungen Piccolomini [Guiseppe; B. W.] nach Prag, allwo der erste bey St. Emaus, der zweyte aber balsamirt bey den Capucinern niedergesetzt wurde. Hiernächst verglich man sich durch den General-Auditor Groß mit dem Schwedischen General Torstenson dahin, daß alle gefangene Generals, Obersten und andere Officirers, gegen baare Erlegung 120000. Rthlr. ihre Freyheit erhalten solten.[11]

Der Historiograph und Habsburg-Anhänger Wassenberg schreibt in seinem 1647 erneut aufgelegten Florus: Vnter wehrender Belägerung haben Ihre Keyserl. Maj. nichts vnterlassen / was da dienen möcht / dem Feind seine Macht in Zeiten zu vnter-brechen. Sintemal Ihr. Maj. nicht allein mit deß Herrn Graffen von Gallas Excellentz fleissig zu Rath gienge / zu welchen auch Ihre Hochfürstliche Durchl. der Herr Ertzhertzog Leopoldus [Leopold Wilhelm] mit 6. Pferden von Lintz[12] auff der Post zu Wien / als Generalissimus kommen / wegen der Kriegsrüstung einen Schluß zu machen. Wie daß auch alsobald die Keyserliche General / Obristen vnd andere Officirer so in der Janckawer Schlacht gefangen worden / widerumb gegen Erlegung hundert vnd zweytausend Reichsthaler Rantzion / den Keys. Herrn General Auditorn / Grossen / ledig zu lassen / tractirt / zu dem ließ man auch zu Wien / Prag / vnnd auff dem Land / die Trummel wacker hören / vnnd weil zu Wien es mit den Lebens Mittel zimlich schmal anfieng herzugehen / wurden etliche hundert arme Bürger vnd Handwercksgesellen gezwungen / Kriegsdienste anzunehmen / daß sich endlich ein schön Corpus wider zu Feld præsentiren können“.[13]

Der Historiograph und Habsburg-Anhänger Wassenberg[14] schreibt in seinem 1647 erneut aufgelegten „Florus“: „Vnter wehrender Belägerung haben Ihre Keyserl. Maj. nichts vnterlassen / was da dienen möcht / dem Feind seine Macht in Zeiten zu vnterbrechen. Sintemal Ihr. Maj. nicht allein mit deß Herrn Graffen von Gallas Excellentz fleissig zu Rath gienge / zu welchen auch Ihre Hochfürstliche Durchl. der Herr Ertzhertzog Leopoldus [Leopold Wilhelm] mit 6. Pferden von Lintz[15] auff der Post zu Wien / als Generalissimus kommen / wegen der Kriegsrüstung einen Schluß zu machen. Wie daß auch alsobald die Keyserliche General / Obristen vnd andere Officirer so in der Janckawer Schlacht gefangen worden / widerumb gegen Erlegung hundert vnd zweytausend Reichsthaler Rantzion / den Keys. Herrn General Auditorn / Grossen / ledig zu lassen / tractirt / zu dem ließ man auch zu Wien / Prag / vnnd auff dem Land / die Trummel wacker hören / vnnd weil zu Wien es mit den Lebens Mittel zimlich schmal anfieng herzugehen / wurden etliche hundert arme Bürger vnd Handwercksgesellen gezwungen / Kriegsdienste anzunehmen / daß sich endlich ein schön Corpus wider zu Feld præsentiren können“.[16]

Generalauditor Graß informierte Gallas am 10.4.1645 aus Göllersdorf:[17] Er habe einen Trompeter zu den Schweden entsandt und als Treffpunkt Stockerau[18] vorgeschlagen. Noch am gleichen Tag habe Torstensson seinen Trompeter Jans Jacob mit der Nachricht geschickt, dass sich die Kaiserlichen auf die Insel zurückgezogen hätten. Torstensson habe aus seinem Hauptquartier Stammersdorf[19] Korneuburg[20] als Treffpunkt bestimmt, wohin er, G., sich nun begebe.[21] Ferdinand III. hatte Gallas am 12.4.1645 geschrieben, Generalauditor Graß solle mit dem schwedischen Trompeter nach Wien kommen, da Schlick und Torstensson schriftlich eine Kriegsgefangenenmission vereinbart haben.[22]

Fentzsch stand 1646 als Generalauditor in schwedischen Diensten, als er im März dieses Jahres mit Graß verhandelte.[23]

Am 7.12.1647 hatte der kaiserliche Generalauditor dem Bamberger Bischof Melchior Otto Voit von Salzburg geschrieben, man habe vor, etwas zu unternehmen, „welches vielleicht gegen Marburg[24] beschehen möchte. […] Der winter ist zue baldt auf den halß kommen“, sonst hätte man mehr Fortschritte machen können.[25]

[1] Glücksburg [Kr. Flensburg]; HHSD I, S. 65ff.

[2] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 627.

[3] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 653.

[4] Jankau [Jankov]; HHSBöhm, S. 226.

[5] Tabor [Tábor]; HHSBöhm, S. 592ff.

[6] Krems; HHSÖ I, S. 363ff.

[7] Langenlois; HHSÖ I, S. 376ff.

[8] Znaim [Znojmo]; HHSBöhm, 688.

[9] TOEGEL; KOČĺ, Der Kampf, Nr. 555.

[10] TOEGEL; KOČĺ, Der Kampf, Nr. 558.

[11] Der Schwed‘ ist im Land, S. 54.

[12] Linz; HHSÖ I, S. 66f.

[13] WASSENBERG, Florus, S. 613f.

[14] Vgl. LAHRKAMP, Wassenberg.

[15] Linz; HHSÖ I, S. 66f.

[16] WASSENBERG, Florus, S. 613f.

[17] Göllersdorf [BH Hollabrunn]; HHSÖ I, S. 271ff.

[18] Stockerau [BH Korneuburg]; HHSÖ I, S. 572f.

[19] Stammersdorf [Wien XXI]; HHSÖ I, S. 217, 690.

[20] Korneuburg [BH Korneuburg]; HHSÖ I, S. 359ff.

[21] TOEGEL; KOČĺ, Der Kampf, Nr. 569.

[22] TOEGEL; KOČĺ, Der Kampf, Nr. 571.

[23] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 393.

[24] Marburg; HHS IV, S. 35ff.

[25] Staatsarchiv Bamberg B 48/181 zu 9 (Ausfertigung): Heinrich Graß (Graas) an Melchior Otto von Salzburg, ksl. Hauptquartier Holzhausen (Vorort v. Dieburg), 1647 XII 07.

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