Gramont, Antoine III., duc de, souverain de Bidache, comte de Guiche et de Louvigny

Gramont, Antoine III., duc de, souverain de Bidache, comte de Guiche et de Louvigny; Generalleutnant [1604 Schloss Hagemaut-12.7.1678 Bayonne]

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Antoine III. duc de Gramont,  souverain de Bidache, comte de Guiche et de Louvigny [1604 Schloss Hagemaut-12.7.1678 Bayonne] war französischer Generalleutnant und Gesandter. Er war verheiratet mit Clemence de Maillé de Brézé, einer Nichte Richelieus. Er hatte unter Tilly in der Ligaarmee gedient, war teilweise in Wallensteins Umgebung gewesen und wurde 1641 französischer Marschall.

Am 14.7.1642 schrieb Ferdinand III. aus Wien an Adrian von Enckevort: Er habe seine Relation vom 12.6. aus Valenciennes[1] erhalten und sei zufrieden mit seiner Tätigkeit, insbesondere mit der Tapferkeit, die er in der Schlacht gegen die von Gramont befehligte französische Armee an den Tag legte.[2]

1645 bei Alerheim[3] gefangen, wurde Gramont gegen Geleen ausgetauscht.

„Ich werde in aller Ewigkeit nicht vergessen, was ich da anschauen und anhören mußte. Die Toten lagen dicht aufeinander in ihrem Blut; Verwundete haben nach Hilfe geschrien, Sterbende haben geseufzt; – grausam waren anzuschauen die Wunden und die abgerissenen Glieder der Toten und Sterbenden, und daneben war helle Lustbarkeit, Schlemmen, Fluchen und Gesang der Sieger; – nein ! ich werde es in aller Ewigkeit nicht vergessen !“[4]

Das schrieb der Pfarrer Philipp Holl aus Kirchheim,[5] der als Gefangener der bayerischen Truppen die Schlacht bei Alerheim miterleben musste.

Der Habsburg-Anhänger und Historiograph Wassenberg berichtet in seinem 1647 wieder aufgelegten „Florus“: „Vnterdessen dieses in Catalonien vnd Lothringen vorgangen / haben die conjungirte Frantzösisch-Hessischen vnd Chur-Beyerische einander keine seiden gesponnen / dann nach Eroberung Wimpffen[6] / (davon wir droben gesagt:) durch den Marschall Grammont mit dem Vortrab beschehen / haben die Confœderirten Armeen daselbst eine Brücke über den Neckar geschlagen / sind am folgenden Tag über das Wasser nach der Tauber gegangen / vnd sich vieler Oerter bemächtiget / weiln sich keine Garn. im gantzen Lande zur gegenwähr gesetzt als zu Rotenburg[7] / welches doch in einer Nacht übergieng / mit 200 Mann / so dienste genommen. Den tag zuvor / ehe die Confederirten Armeen ankommen / bekam der H. G. L. Königmarck Zeitung / daß sich die Chur-Säxische sehr stärckten / weßwegen er seinen Abschied genommen / vnd noch selben Tags gegen Thüringen abgangen. Die Chur-Beyerischen giengen inmittelst ihrem Feind stets an der Seiten her / kamen nach Schwäbischen Hall[8] / von dar auff Krelsheim[9] vnd Feuchtwangen[10] / an welchem Ort vnterschiedliche Scharmützel zwischen der Reuterey vorgangen / worbey vnter den Frantzosen vnd Hessen beschlossen / die Chur-Beyerischen entweder zu einer Feldschlacht zu bringen / oder biß an die Donaw zu treiben / vnd alsdann auff Heilbrunn[11] zu gehen.

Zu welchem Ende die Confœderirten sich rectà gegen Dünckelspiel[12] gezogen / welchen Ort sie zwar stracks anzugreiffen vermeinten / weiln man aber Kundschafft bekam / daß die Chur-Beyerische die gantze Nacht fortgiengen / eine Stund Wegs von dar / liesse man den Troß stehen vnd zog ihnen entgegen. Kurtz hierauff kriegten beyde Theil einander ins Gesichte / Vnd wurden die Confœderirten gewahr / daß sich die Chur-Beyerische gar vortheilhafftig gestellt / nemblich an einen Moraß mit Weyern verwahrt / die von einem Flügel biß zum andern reichten / also daß nur ein einiger Durchgang war / ihnen beyzukommen / worüber man einen gantzen Tag zugebracht / vnd in 2. biß 300. Mann beyderseits durch den Canon erlegt worden. Weil nun die Chur-Beyerische an diesem Ort zu keinem schlagen zu bringen / nahmen die Confœderirten ihren Weg auff Nördlingen[13] / die Beyerischen aber auff Donawerth[14] / da inmittelst Bericht einkommen / die Chur-Beyerischen giengen nur anderthalb Stund von denen Confœderirten / wie man dann auch befunden / daß sie sich disseits deß Flusses Wernitz gestellet / weßwegen Duc de Anguin [d’Enghien = Condé II.; BW] die gantze Armee in Eil fort zu rucken ermahnete / vnd allda in einem flachen Feld in Ordnung gestellt würde. Der Frantzosen Schlachtordnung ward also formirt / der Marschall de Grammont führete den gantzen rechten Flügel / in welchem die völlige Frantzösische Reutterey. Der Marschall de Touraine den gantzen lincken / bey welchen die gantze Teutsche Reutterey. Das gesampte Fußvolck (so zwischen beyden Flügeln stunde) ward vom Herrn von Bellenave / von Marsin vnd Casteleau [Castelnau; BW] commandirt. Der Hessische General Herr Geyß [Geyso; BW] / vnd Herr Obrister Oehm [Ehm; BW] / führeten die gantze zweyte Ordnung / welche bestund in Hessen vnd 2. Turainischen Regim. als ein Reserve hinder dem lincken Flügel. Mons. de Chabot führete den Hinderhalt / der Marquis de Monsaye aber beneben dem Duc de Anguin ritten vmbher / vnd gaben Ordre / wo es schiene Noth seyn. In Vorgang dessen legten sich die Chur-Beyerische auff eine Höhe / daran nicht leicht zu kommen / hatten auch noch einen andern Berg vnd Felsen zur rechten Hand / sehr hoch vnd schwerlich zu ersteigen / auff welchen sie Fußvolck gelegt / daselbsten sie angefangen sich zu verschantzen. Etwas herabwarts lag das Dorf Allerheim / vnd gerad gen der Seiten das Schloß gleichen Namens / so die Chur-Beyerischen mit Fußvolck besetzt. Darauff ließ der Duc de Anguin das Dorff mit der Frantzösischen Infanterie angreiffen / welches bey einer halbē Stund canonirt / vnd darauff zwischen den Fußvölckern so hart gegeneinander getroffen worden / daß neben vielen andern der Chur-Beyerische Herr General Feld-Marschall Freyherr von Mercy ein treflich berühmter vnd wolversuchter Soldat / allda todt geblieben.[1] Nach dem nun das Dorff in Brand gerathen / muste das Fußvolck weichen in die Kirchen / vnd 2. Adeliche von Stein erbawte Hauser / darauß ein grosser Widerstand geschehen / massen daselbst der Herr von Marsin / Herr von Casteleau / Marggraff von Monßloye vnd Herr von Bellenave verwundet worden. Vnter dessen giengen die Chur-Beyerische auff der Frantzosen lincken Flügel / mit Reutterey vnd Fußvolck / denen der Duc de Anguin mit Curassirern vnd Fußvolck begegnete / vnd sie wider zurück triebe / allda im ein Pferd erschossen / vnd er selbst in den Oberschenkel verwund ward / darauß etwas vnordnung ent-stunde / in welcher occassion der Marschall de Grammont gleichsfalls einen Schuß auf den Helm empfangē. Solchem nach begab sich der Duc de Anguin zur lincken / da dann noch ein Pferd im vorüber reiten vnter im erschossen worden / worauff die Beyerischen mit der Reuterey vnd Fußvolck einen gewaltigen Angriff gethan / also dz nach einē grossen Widerstand das Frantzös. Fußvolck vnd Cürassirer auß dem Dorff getrieben wurden / allda Mr. de la Rabastelerie / Leutn. vnter den Anguinischen Cürassirern / Mr. de Montaret / Obr. Leut. de Conty / Obr. Leut. de Montausier / vnd andere hohe Officirer mehr geblieben. Mr. de Beufalmy / so die Mazarinischen Welschen geführt / wurd verwund vnd gefangen / in dem er sein Gebühr wol gethan. Gremonville vnd Morses Gen. Maj. Leut. blieben auch tod / vnd eben zur Srund gieng die Beyerische Reutterey auff die Frantzös. welche der Marschall de Grammont vnd Mr. Arnoult führeten / da die erste Ordnung der Frantzos. getrennt wurde. In dem nun Mr. de Grammont sich wider zu stellen Platz suchte / hat er mit der zweyten Ordnung auch ansetzen lassen / wurden aber ebenmessig getrennt / vnd er gefangen / vnd beneben ihm der Marquis de Chastre: Mr. de Lyruy Feld-Marschall deß Anguinischen Regim. blieb auch tod / der Marschall de Pienne Feldm. deß Mazarinischen Regim. verwundt / der Obr. Chambre tod. Mons. de Islebonne deß Duc de Elbeuf Sohn / vnd Rittmeister vnter dem Mazarin hat im ersten Treffen sich wol gehalten / vnd empfieng 2 Pistol-Schüsse / doch ohne Lebens Gefahr: der Marquis Pisany tod / der Vicomte de Aubeterre gefangen / Obr. Truchseß [v. Wetzhausen; BW] vnd Sourzat Obr. Leutn. die der Marschall de Grammont mit ihren Reg. hatte befohlen anzuziehen / die Reutterey zu beschützen / wie auch deß Faberts / seynd alle tod geblieben. Der Chevalier de Chabot kam mitlerweilen an mit seinem grossen Hauffen Reserve / vnd hielte die Beyerischen lang auff / weiln aber die Reutterey sich hinter ihm nit wider gestellt / nach dem er alle Möglichkeit gethan / ward er endlich auch getrent / Mr. de Baron de Poty / Obr. Leut. deß New-Ros. Regim. verwundt / Mons. Lamberti / Obr. Leut. vnterm Fußvolck gefangen. Vnter dessen drungen die Chur-Beyerischen weit ins flache Feld / auff der Confœderirten Bagage / weil der gantze Flügel zertrennt war / wurden doch von deß Marquis Regim. so bey dem Troß gestanden / abgetrieben. Hingegen hat der Marschall de Touraine mit seiner ersten Ordnung der Beyerischen rechten Flügel durchbrochen / darauff der Hertzog von Anguin mit der zweyten Ordnung angezogen / da sich die Hauffen von der ersten Ordnung wider gesamlet. Als nun der Duc vnd Marschall de Touraine zugleich vnd auff einmal auff die Beyerische gegangen / vnd alsobald etliche hauffen getrennet / haben sich etliche vor / etliche nach / widerumb gestellt / nach dem jeder 4. oder 5. mal angesetzt / da dem Duc de Anguin sein Pferd getroffen / vnd er selbst von einer Pistol-Kugel am Arm verwundt worden. Inzwischen liessen die Beyerisch. ihren lincken Flügel / wie auch den grossen Hauffen deß Hinderhalts herbey kommen / weßwegen auch die gantze Hessische Armee herbey / vnd die reutterey ins gesampt in gleicher Ordnung neben einander / den letzten Gewalt zu versuchen / da dann das Treffen erst recht angangen / beyderseits mit so grimmigem Ernst / biß endlich die Chur-Beyerischen Reichs-Völcker getrennet vnd flüchtig worden. Weilen aber in ermeldtem Dorff noch etlich Beyerisch Fußvolck vnd Reutterey / so der Frantzosen rechten Flügel geschlagen / vnd die Nacht mit Gewalt eingebrochen / hat man sich auff der Confœderirten Seiten gleichfalls zusammen gezogen / vnd das Beyerische Fußvolck / 1. Regim. auff dem Kirchhof gefangen[1] / auch 12. Stück Geschütz sampt der Munition / vnd 40. Fahnen / etc. erhalten. Hierbey ward gefangen / Herr Graff von Geleen / Keyserl. Succurs General, Herr General Freyherr von Mercy tod. Der Hertzog [Philipp Ludwig; BW] von Hollstein / Obr. Royer / Kolb vnd Hüller [Hiller; BW] / gefangen / Obr. Pucher [Puech; BW] tod blieben / neben viel Obristen / Obr. Leut. vnd Hauptleute / 3. in 4000. gemeine Knechte todt; 1500. biß in 2000. gefangen / auff Beyerischen Seiten. Frantzösischen Theils seynd ebenen falls in 3000. Mann / beneben vielen Officirern vmbkommen / auch eine grosse Menge verwundet worden.

Auf so hitzige Action / ward der Teutschen Retterey ein sonderlicher Ruhm ihres erwiesenen Valors zugeschrieben / vnd bevorab neben dem Duc de Anguin / vnnd Marschall de Tauraine / der Herr General Major Geyß / vñ Junge Landgraff  [Ernst v. Hessen-Rheinfels-Rotenburg; BW] / als Obr. Leut. vnterm Obr. Schwert [Sweerts; BW] / so geblieben / hoch gepriesen daß sie ihr eusserstes gethan; vnnd könne man den Hessischen ins gemein ihre ehre nicht nehmen / weil sie ein grosses verrichtet haben. Der Herr Graff von [Sayn-; BW] Witgenstein wurde gleich anfangs mit einem Stück getroffen / darob er tod geblieben / Herr Obr. [Friedrich Wolfgang von, BW] Fleckenstein an einem Arm verwundt. Herr Obr. Rußwurm / Herr Obr. Oehm [Ehm; BW] / welcher bey den Hessischen gefochten / der Obr. Leutn. deß Tupadelischen [Taupadel; BW] Regiments / vnd in Summa alle / so die Teutsche Regimenter geführt / nemblich Nichius / Berchen / deß Chanoffskyschen [Chanovský von Langendorf; BW] Reg. Obr. Leut. so verwundet / haben das Lob / daß sie sich tapffer gehalten. Mr. Trahi [Tracy; BW] ist zweymal verwundt worden / in dem er sein Reg. angeführt. Mr. de Tourville verwundt / Ma. de Meilles / de Bocquet / de Fors / de Canisy / vnnd de Grammont General Major bey Duc de Anguin haben sich alle woll gebrauchen lassen. Mr. de Allegre / de Cherisy / de Villemontee vnd Fombert / welche das Persanische / Anguinische / Mazarinische Regim. geführt / wie auch Haute / vnnd andere mehr verwundt / wie dann in gleichem der Marquis de Bourry / so die Frantzösische Reutterey geführt / tod geblieben. Den Chur-Bäyerischen hat der Herr Mar. de Tauraine mit 1000. Pferden nachgesetzt / vnd ein Schloß / Henneberg genannt / anderthalb Stunden von dar eingenommen. Die Chur-Bäyrischen aber haben sich in selbiger Nacht zusammen gezogen / vnnd weil sie sich auß Mangel Munition nicht mehr praesentiren können / ihren Weg auff Donawerth zu genommen / auff dem Schellenberg allda sich wider gesetzt / vnnd auß Bäyern verstärckt. Die Confœderirten Armeen hingegen haben sich gegen Nördlingen gewendt / selbige Statt mit Accord eingenommen“.

In der „Begründten Summarischen Relation“[15] über die Schlacht heißt es: „Nachdeme eingangs ermelte zwo widrige Armaden den 3. Augusti Anno 1645. fast zugleich im Rieß eingetroffen / seynd sie noch darüber selbigen Tags bey dem Dorff Allershaimb zur Hauptaction kommen / die Bayrische haben ermeltes Dorff Allershaimb zu ihrem Vortel gehabt / vnnd anfangs mit ihren Stucken den Französischen vil schaden gethon / Nach welchem die Französische ihr maiste sforza von der Infanteria auff besagtes Dorff Allershaimb / welches von den Bayrischen auch mit Fueßvolck starck besetzt gewest / angeführt / da dann zwischen beederseits Infanteria vber zwey Stund lang ein hartes treffen geschehen / warunder die Französische das Dorff in Brandt gesteckt / die Bayrische aber vngeacht dessen / vnnd daß sie auff einer Seyten / wie auch thails im Rucken das Fewr: auff der andern Seyten / vnd vor sich die Französische zum Feind gehabt / ihren Posto in solchem Dorff ein als den andern weeg manutenirt, vnnd eines thails durch dapfferes antreiben deß Bayrischen Feldmarschalln Freyherrn von Mercy / wie auch deß Kayerischen Feldtmarschalln Graffen von Geleen / welcher den Feldmarschall von Mercy secundirt, andern thails durch anführung deß Bayrischen General Zeugmaisters Freyherrn von Ruischenberg [Reuschenberg; BW] den Französischen mit continuierlichen Mußquetaten ernstlich begegnet / daß also die Französische endtlich von dem Bayrischen / wie auch Gelenischen im Dorff fechtenden Fueßvolck / vnnd etlichen Esquadronen Reutern / mit grossem ihrem der Französischen verlurst zuruck geschlagen: aber darüber der FeldtMarschall Freyherr von Mercy / welcher das Volck Ritterlich vnnd eyferig angeführt / Todt geschossen worden / vnnd wiewol hinnach / als beederseyts Caualleria zum treffen kommen / vnd der Feldmarschall Graf von Geleen bey solchem Reutertreffen gefangen in der Französischen gwalt kommen / sie die Französische mit maistenthails Infanteria, vnnd thails Reuterey auffs new in besagtem Dorff Allershaimb angesetzt / seynd sie doch durch den General Zeugmaister von Ruischenberg / welcher ihnen mit dem Bayrischen Fueßvolck vnnd etlich dabey gestandenen Esquadronen Reutern testa gemacht / mit ihrem der Französischen grossen verlurst nochmaln zuruck geschlagen worden.

Das Reutertreffen aber ist inzwischen mit vngleichem success abgeloffen / dann auff der Bayrischen vnnd Geleenischen seyten / ist der rechte Flügel von dem Französischen lincken in die Confusion gebracht / vnd der Feldmarschall Graf von Geleen / wie gemelt / gefangen worden / hingegen aber hat der Bayrischen lincker Flügel / deme der General von der Reuterey Johann Freyherr von Wörth [Werth; BW] commandirt, den Französischen rechten Flügel völlig in die Flucht geschlagen / zugleich das noch restierende Französische Fueßvolck in Confusion gebracht / vnnd darunder vil schaden gethon / Also daß die Französische Armada ausser ihres lincken Flügels in völliger Flucht vnnd Confusion: Von den Bayrischen aber / noch der lincke Flügel / sambt der ganzen Infanteria in Ordnung: auch es an deme gewest / daß der Französischen Armada lincker Flügel ebenmessig geschlagen / vnd dardurch selbige Armada sambt ihren conjungirten were ruiniert worden / wann es nicht die zu bald eingefallene Nacht verhindert hette / welche den Französischen zeit vnnd lufft geben / daß sie in der Nacht die zersträten guten thails wider versamblen könden. Seynd derowegen die Bayrische selbige Nacht auff der Wahlstatt stehn bliben / solches den Französischen sowol durch loßbrennung ihrer der Bayrischen selbst / als thails der Französischen eroberten Stucken zuuerstehn geben / zugleich ihre Wachten den Französischen vnder die Augen gestelt. Demnach sich aber in solcher Nacht die maiste Bayrische Artigleriaknecht mit den Pferdten verritten / thails in dem beym Tag vorgegangnem treffen / sonderlich / was bey ihrem rechten Reuterflügel gestanden / Todt geschossen worden / vnnd welches das vornembste geweßt / ihnen den Bayrischen wenig Monition vbergebliben / weil sie in besagtem Treffen ein vnglaubliches verschossen / thails Monition aber / welche bey erst besagtem ihrem rechten Reuterflügel geweßt / in selbiger Confusion verlohren gangen / haben sie die Bayrische sich resoluirt, den darauff gefolgten 4. Augusti auff Thonawörth zugehen / damit sie allda die nothwendige Monition vnnd andere requisiten an sich ziehen könden / allermassen solches in guter ordre in Bataglia geschehen / vnnd sie 14. Stuck / darunder 3. eroberte Französische geweßt / mit sich genommen / die vbrige Französische Artigleria vnnd Stuck / welche sie mehrern thail erobert gehabt / wie auch thails der ihrigen selbst / haben sie auß angeregter vrsach der verrittenen Artigleria Pferdt nicht alle bespannen bespannen / sonder stehn lassen müssen / die Französische Armada ist / nach deme sie sich möglichist colligirt, gegen der S[t]att Nördlingen[16] gangen / welche Statt vnderm Prætext einer angenomenen neutralitet ihnen mit aufnem- vnd Curirung der häuffigen geschädigten / (die sonst der Französischen Officier selbst bekennen nach mehrenthail crepirn, vnd zugrund gehen müssen) hergebung Proviant / vnnd in ander weg alle assistentz gethan / auch der Französischen Armada zugelassen / daß sie vnder ihrem Canon logiren könden / ausser dessen / vnd wann die Statt Nördling sich nit so vnzeitig accomodirt, hette die Französische damaln von dem fürgangnen treffen vbel zugerichte Armada sich nechster Tagen mehren thails consumirn müssen / vnd den Bayrischen / welche sich zu Thonauwörth mit Monition versehen / vnnd in etlich Tagen wider ganz außgerüst / in mainung vnnd deß verlangens vnverlengt wider auff die Französische Armada zugehen / weiter nit resistirn könden.

Bey disem vorgangen scharpffen Haupttreffen / ist der französischen Armada Fußvolck mehrernthails zugrund gangen / vnd nidergehaut worden / vnnd würdet die zahl der Todten ihrer seyts wenigst auff 6000. Mann geschetzt / ohne ihre habende häufftige geschädigte / darvon noch täglich vil sterben / in specie seynd vnder der Französischen Armada Todten / sovil man dermal in gewise erfahrung brongen könden / von der Französischen Nation zween Feldmarschall / darunder der Marquis de Borri, zween General Maior, Item der Marquis de Pisani, deß Duca di Anguien [d’Enghien; BW] assistentz Rath / Gubernator de Chatteleu [Castelnau; BW], mehrernthails Obriste deß Französischen Fußvolcks / auch thails von der Französischen Reuterey / vnnd gar vil Obriste Leutenant / Obrist Wachtmaister / Rittmaister / Haubtleut / vnd dergleichen Officier, Insonderheit ist vnder den Französischen Auenturirn, wie man nachricht hat / eine nit geringe anzahl / vnd darunder vil vornemme Leut / Todt gebliben / so ist auch von den Weinmarischen vnd Hessischen Todt / der General Maior Graf von Witgenstein [Sayn-Wittgenstein; BW] / Obrist Truchseß [von Wetzhausen; BW] / Obrist Schwerdt [Sweerts; BW] / Obrist Fabri, Obrist Leutenant Saurzapff [Sauerzapf; BW] / Obrist Leutenant Hailmann / vnd mehr andere Obrist Leutenant / Obrist Wachtmaister / Rittmaister / vnd Haubtleut. Vil hohe Officier, vnder den Französischen / Weinmarischen / vnd Hessischen seynd geschädigt worden / darunder General Marzin [Marsin; BW], Feldmarschall Marchese de Castel nouo [Castelnau; BW], General Maior Lamossè [L’Amoussay; BW], Obrist Lamperti, Obrist vnd General Commissarius Trasi [Tracy; BW], Obrist Fleckenstain [Friedrich Wolfgang v. Fleckenstein; BW] / etliche Obrist Leutenant / vnd vil andere Officier. In gleichem seynd der gefangenen hohen Officirer, nit wenig / darunder der vornembst ist der Französisch General Leutenant vnd Mareschal de France Monsieur Grandmont [Gramont; BW]. An der Bagagi hat die Französische Armada auch vil schaden gelitten deren thails von den Bayrischen erobert / thails von dem Französischen Volck selbst geplündert worden. Auff Seyten der Bayrischen Armada vnnd deß Geleenischen succurs seynd bey 1000. Mann todt gebliben / vnd verlohren gangen / darunder das Royerische Regiment zu Fueß / welches den Posto auff einem Berg negst dem Bayrischen rechten Flügel gehabt / von den Franzosen vnder wehrender Schlacht mit grossem gwalt attacquirt, vnd nach dapfferm widerstand mehrern thails nidergehaut: Von dem Gilli de Hasischen [Haes; BW] Regiment aber in die 300. Mann auff einem Kirchhoff / allda sie sich wol gewört / vbergwältigt : vnd mehrern thail gefangen worden / Von ermelter Bayrischen Armada vnnd dem Geleenischen succurs, hat von hohen Officiern, so todt gebliben wäre / ausser etlichen Rittmaister / Hauptleut / vnd dergleichen Officier fast niemand das Vnglück getroffen / als wie hiebevor angedeut / den Feldmarschall Freyherr von Mercy / welcher bald anfangs im Dorf Allershaim todt gebliben. So ist auff ihrer Seyten gefangen worden / von dem Geleenischen Succurs / als der Herzog [Philipp Ludwig; BW] von Holstain / vnd Obrist Hillen [Hiller; BW] / von den Bayrischen / der Obrist Royer / Obrist Coob [Christoph Cobb; BW] / vnd Obrist Stahl [Johann v. Stahl; BW] / der Royerische Obrist Leutenant Geißler / der Geylingische [Gayling; BW] Obrist Wachtmaister Fabri, etliche Rittmaister vnd Hauptleut. An Fendlen vnnd Corneten hat die Französisch Armada / sambt deren coniungirten in die 70. die Bayrische aber in allem 15. darunder 8. Fändel vnnd 7. Cornet verlohren. Dises ist nun der Hauptsächlich vnpartheyische Verlauff / solchen fürgangnen Treffens / der Allmächtig verleyhe anstatt dergleichen Christlichen Blutvergiessens / nunmehr einest den lieben Friden“.

Der niederrheinische Chronist Wilmius aus Kempen[17] notierte in seinen Aufzeichnungen: „Am 3. August brachte der Komman-dant des französischen Heeres Anguines mit dem Marschall Torain und dem General der hessischen Streitmacht Geiß [Geyso; BW] die Bayern in schwere Bedrängnis. Es war das einzige Land, das ihren Siegeslauf in Deutschland aufhielt und ihrem Vordringen hartnäckig Widerstand entgegensetzte. Mit einer Streitmacht von 30.000 Mann kam der Feind bis in die Nähe von Nördlingen, wo das bayerische Heer unter Führung des Franziskus Mercy lagerte. Eine furchtbare Kanonade schwerer Geschütze, die neun Meilen weit zu hören war, gab den Auftakt zu einer mörderischen Schlacht. Gegen zwei oder drei Uhr nachmittags stiessen die Heere mit solcher Wut und Verbissenheit aufeinander, daß der rechte Flügel der Franzosen bedrohlich zu wanken schien. Indes durch die schnelle Hilfe der Hessen wurde er bald wieder stabil. In dem erbitterten Ringen und gefährlichen Kugelregen fiel Mercy, ein sehr tapferer General. Durch seinen Tod geriet der rechte Flügel der Bayern bedrohlich ins Wanken, wurde aber dank der Tapferkeit und Gewandtheit des Reuschenberg, der geschickt und schneidig auf dem linken Flügel operierte, wieder zu einem festen Block zusammengeschweißt. Sein beherzter Angriff auf das (feindliche) Fußvolk führte sozusagen zu seiner vollständigen Vernichtung. Die größeren Geschütze der Franzosen wurden erbeutet. Dieses grausame Spiel des Kriegsgottes dauerte bis in die Abendstunden und wurde schließlich wegen der hereinbrechenden Dunkelheit von beiden Parteien beendet. Freilich warteten die Bayern die Dämmerung des folgenden Tages in geschlossener Formation auf dem Schlachtfeld ab. Sie wollten keineswegs den Eindruck erwecken, sie wären vor dem Feind gewichen und geflohen. Schließlich sahen sie sich aber wegen der ermüdeten Soldaten und Pferde gezwungen, in der benachbarten Stadt Donauwörth Quartier zu beziehen und die Verwundeten zu versorgen. Die erbeuteten Feldgeschütze ließen sie mangels Zugpferde zurück. Eine große Zahl der feindlichen Streitkräfte wurde erschlagen oder gefangengenommen und 60 Fahnen erobert. Von den Bayern sollen 2.000 und von den Franzosen 6.000 Mann gefallen sein“.[18]

Bei Alerheim muss die Verlustquote zwischen 31, 5 bzw. 37, 5 % gelegen haben. „Lapierre [La Pierre; BW] schreibt dagegen am 19. August dagegen am 19. August von Roggenburg[19] aus, die Sache stünde nicht so schlimm. Der Feind habe sich zwar verstärkt und mit grosser Furie angegriffen, aber es sei auch auf kaiserlicher Seite sehr tapfer gekämpft und 3 Tage lang continue gefochten worden, wobei das kaiserliche Fussvolk beträchtlichen Schaden erlitten habe. Allein auf 1 Toten bei ihnen träfen mindestens 3-4 auf Seite des Feindes; dieser habe einen Verlust von 6000 Mann gehabt“.[20] Bei dem Söldner Hagendorf heißt es lapidar: „Hier stillgelegen bis auf den 2. August. Da ist die französische Armee gekommen mit 70 000 Mann, uns in unsern Schanzen angegriffen und auch vertrieben. So sind wir mit der Armee auf einen Berg gezogen, mit dem Feind gefochten Tag und Nacht. Da sind dem Feind an die 6000 Mann geblieben, auf unserer Seite 120 Mann. Den 4. August hat er noch einmal angesetzt, aber auch nichts gerichtet, also ist er wieder fort“.[21]

„Nach seiner Ankunft in Donauwörth hatte Werth befohlen, den Herzog von Gramont zusammen mit den ebenfalls gefangenen Obristen Betz und Sieur de Chambord, Kommandeur des Kavallerieregiments Mazarin, sowie dem Gardeleutnant Enghiens nach Ingolstadt[22] abzuführen, wo sich auch die Gefangenen von Herbsthausen[23] – Schmidtberg, [Reinhold v.; BW] Rosen, Passage, Bussy-Lameth – aufhielten. Im Auftrag des Kurfürsten besuchte der bayerische Kriegsrat Küttner den Marschall, um ihm auf Ehrenwort Bewegungsfreiheit anzubieten; die Kurfürstin schenkte ihm eine weiße gestickte Schärpe. Küttner teilte Gramont mit, man wolle ihn bald gegen Geleen austauschen, da der Kurfürst Schwierigkeiten habe, sein Armeeoberkommando zu besetzen: ‚Der Freiherr von Werth sei sehr geeignet zur Führung der Kavallerie, über die er General sei, doch reichten seine Talente und seine Fähigkeiten nicht aus, um als Oberbefehlshaber eine Armee wie die kurfürstliche zu kommandieren, an deren Spitze der erfahrenste Feldherr nicht zu gut wäre; der Freiherr von Reuschenberg sei am meisten nach dem Geschmack des Kurfürsten, aber er sei nur Generalfeldzeugmeister, also einen Grad geringer als der Freiherr von Werth, der ihm dann notwendigerweise gehorchen müsse; und der Kurfürst möge ihm nicht einen solchen Verdruß zufügen‘. Kurz darauf hatte Gramont in München eine Unterredung mit Maximilian, der seinen Friedenswillen beteuerte und seine Abneigung gegen Spanien zu erkennen gab. Bereits Mitte September wurde bei Rain[24] sein Austausch gegen Geleen in höflichster Form vorgenommen; am 28. September 1645 trat dieser sein neues Amt als Führer der bayerischen Streitkräfte an“.[25]

Am 30.6.1646 schrieb Gallas aus Linz[26] an Ottavio Piccolomini: Er sei von schwerer Krankheit genesen und biete ihm seine Dienste an, wie er sie auch durch Vermittlung des Barons [?] de Gramont dem Kaiser angeboten habe.[27]

Um weitere Hinweise unter Bernd.Warlich@gmx.de wird gebeten !

[1] Valenciennes [Frankreich, Dép. Nord].
[2] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1308.
[3] Alerheim [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 6f.
[4] BRUTSCHER, Beschirmung, S. 57.
[5] Kirchheim in Schwaben [LK Unterallgäu]; HHSD VII, S. 356f.
[6] [Bad] Wimpfen [LK Heilbronn]; HHSD VI, S. 51f.
[7] Rothenburg o. d. Tauber [LK Ansbach]; HHSD VII, S. 637ff.
[8] Schwäbisch Hall [LK Schwäbisch Hall]; HHSD VI, S. 723ff.
[9] Crailsheim [LK Schwäbisch Hall]; HHSD VI, S. 133f.
[10] Feuchtwangen [LK Feuchtwangen]; HHSD VII, S. 196f.
[11] Heilbronn [Stadtkr.]; HHSD VI, S. 315ff.
[12] Dinkelsbühl [LK Ansbach]; HHSD VII, S. 142ff.
[13] Nördlingen [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 525ff.
[14] Donauwörth [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 147ff.
[15] Begründte Summarische Relation Deß zwischen der Chur=Bayrischen ReichsArmada / vnd dem auß Westphalen beygestossenen Kays. Succurs eines thails: Dann der Königl. Frantzösischen dem Duca di Anguien vndergebnen Armada / bey deren sich auch die Weinmarische vnd Hessische befunden / andern thails / bey dem Dorff Allershaimb im Rieß den 3. Augusti / Anno 1645. fürgangne Haupttreffens. Gedruckt im Jahr 1645 [Stadtbibliothek Ulm Sch 8227].
[16] Nördlingen [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 525ff.
[17] Kempen [LK Kempen-Krefeld]; HHSD III, S. 384ff.
[18] WILMIUS, Chronicon, S. 151.
[19] Roggenburg [Gem. Meßhofen, LK Neu-Ulm]; HHSD VII, S. 629f.
[20] RÜCKERT, Lauingen II, S. 33f.
[21] PETERS, Söldnerleben, S. 179f. Vgl. TOEGEL; KOČĺ, Der Kampf, Nr. 641: Ferdinand III. an Gallas, St. Pölten, 1645 VIII 17: Der bayr.-fürstliche Kämmerer Maximilian v. Törring habe die Nachricht vom Treffen der bayerischen u. französischen Armee bei Nördlingen (Alersheim) gebracht; der Gegner verlor über 6000 Mann u. Reiter, viele hohe Offiziere fielen oder wurden gefangen genommen; die gegnerische Infanterie sei fast völlig vernichtet u. auf 800 Mann reduziert. Der Gegner erwarte aber Verstärkungen, Anfang August seien solche bereits bei Zabern gesehen gesehen worden. Maximilian glaube, man könnte dem Gegner noch vor dem Heranmarsch französischer Verstärkungen einen Hauptstreich versetzen, wenn die Kaiserlichen mit 1000 bis 2000 Reitern zur Unterstützung der bayerischen Armee aushelfen wollten; dies sei wegen der gegnerischen Kavallerieübermacht notwendig; er verspreche, nicht nur die Truppe in kurzer Zeit zurück zu schicken, sondern sie mit einem Hilfskorps zu ergänzen. Er, Ferdinand, entsende in dieser Angelegenheit Traun u. Törring zum Erzherzog, damit dieser die notwendigen Befehle zur Truppenzusammenziehung erteile. Gallas möge sich auf Befehl des Kurfürsten in Bereitschaft halten, um so schnell wie möglich die bayerische Armee einzuholen.
[22] Ingolstadt; HHSD VII, S. 326ff.
[23] Herbsthausen [Bad Mergentheim, Main-Tauber-Kreis]; HHSD VI, S. 330.
[24] Rain am Lech [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 599f.
[25] LAHRKAMP, Werth, S. 160f.
[26] Linz; HHSÖ I, S. 66f.
[27] TOEGEL; KOČĺ, Der Kampf, Nr. 852.
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