Goldacker, Burkard [Buchard, Burchardt] von

Goldacker, Burkard [Buchard, Burchardt] von; Obrist [ -1648] Burkard [Burchard, Burchardt] von Goldacker [ -1648], Komtur von Werben, und Vetter des Dietrich von Kracht[1] und des Hartmann von Goldacker, stand als Obristleutnant von dessen Fußregiment in kurbrandenburgischen, dann als Obrist in kaiserlichen Diensten.[2]

Johann Stellmacher, brandenburgischer Geheimer Rat und Kriegssekretär, schrieb am 24.12.1636 aus Peitz[3] an den kursächsischen Geheimen Rat und Kanzler Adam von Schwarzenberg: Kommandant Goldacker habe ihn bei einem persönlichen Besuch über die Lage im Lande genau unterrichtet. Der schwedische Obrist Herman Wrangel brach mit der Truppe aus Berlin gegen Frankfurt a. d. Oder[4] auf, bemächtigte sich dieser Stadt und ließ eine neue Brücke über diesen Fluss schlagen. Einer seiner, Stellmachers, ehemaligen Schreiber stehe als dortiger Statthalter in schwedischen Diensten und erteile strenge Befehle.[5] Am 1.12.1636 berichtete Stellmacher Adam von Schwarzenberg von den Forderungen und Drohungen Wrangels.[6] Adam von Schwarzenberg beklagte sich am 11.3.1637 aus Küstrin[7] bei G. L. von Schwarzenberg, der schwedischen Gefahr entronnen sei er glücklich in Küstrin eingetroffen. Der Kurfürst von Brandenburg befinde sich noch immer verlassen und hilflos in der Festung Peitz; das gesamte Kurfürstentum sei in der Hand der Schweden. Das sächsische Heer stehe in Meißen,[8] das kaiserliche in Schlesien und der Lausitz. Wrangel habe persönlich den Befehl zur Brandschatzung seines, Schwarzenbergs, Guts und Amtes Neuendorf an der Oder[9] erteilt und der Befehl sei durchgeführt worden.[10]

1640 unterstand ihm eine Freikompanie zu Fuß.[11]

Das „Theatrum Europaeum“ konstatiert für 1641: „Nachdem dann die Käiserl. unterm General [Martin Maximilian von der; BW] Goltzen Anfangs meistentheils im Groß-Glogauischen[12] die Winter-Quartier und zwar zu Groß-Kotzen[13] / darnach auch zur Neyß[14] daß Haupt-Quartier genommen / und also General-Major Stalhans die seine zu Beuten[15] gehabt : doch seynd sie auch zu beyden theilen / wie es die Gelegenheit geben und leiden wollen / hin und wieder gezogen / und hat Stalhans diß Jahr so viel als voriges nicht verrichtet / sondern nur abgenommen : theils Chur-Sächs. seynd bey den Käiserl. gewesen / denen man ihre Winter-Quartier im Oppelischen[16] und Ratiborischen[17] gemacht.

Die Käiserl. unter dem Gen. Goltzen haben auß Preslau[18] dieses Lob und Zeugnüß gehabt / daß sie unerhörten grossen Schaden gethan / keines Menschen verschonet / wie sie dann im Eingang deß Jan. einen vom Adel / deß Geschlechts ein Sauerman / auff seinem Schloß Zöllditsch[19] / darum daß er sein Pferd nicht alsbalden hergeben wollte / todt geschossen. Die Goltzischen verstärckten sich mit 13. Regim. auß Böhmen / und Stalhans gieng auff sie mit desto stärckern Parteyen / bißweilen auch mit vollem Marche / und schwächte sie sehr / brachte auch seine Beuten nach Beuten meistentheils ungehindert. Er suchte auch die 3 Brandenburgischen Comp. in Cotbuß[20] heim / die vor ihm wichen / und nahme auch Winter-Quartier eine Zeitlang zu Sagan.[21] Ob nun wol Berlin und Cölln[22] an der Spren mit Volck ziemlich wol besetzet war / darinnen der Obrist Kracht und Obrister Volckman sampt den Goldackerischen und Burgsdorffischen Reutern / auch die Kruringische Tragoner lagen : So wollte doch Herr Stadthalter Graff von Schwarzberg nicht trauen / sondern begab sich nach Spandau[23] / deme die andern vornehmste von Räthen und Handelsleuthen mit ihren Gütern folgten“.[24]

Zossen[25] wurde Mittelpunkt militärischer Auseinandersetzungen. Im „Theatrum Europaeum“ heißt es dazu: „Die Winter-Quartier musten für die Käis. erweitert werden / darum lagen sie folgends von Lignitz[26] bis nach Troppau[27] / auff ungefehr 25 Meil Wegs in die Länge / so schön war allbereit dieses fruchtbare Land zugerichtet.

Es muste auch Stalhans dem stück Brodt zu Ehren seine Quartier weiter / und theils zu Luckau[28] in Nied. Lausitz suchen / daselbsten er gegen dem Ende Januarii sein Haupt-Quartier nahme / und den Obr. Tollen Wrangler [Herman Wrangel;[29] BW] in die Marck nach Britzen[30] streiffen liesse / den Rittmeister Straussen / und die andere aus Cotbuß[31] gewichene zu suchen. Weilen sie nun auch von dannen nach Pritzen gewichen waren / und ohne das nicht mehr viel in diesem Städtlein zu finden war / plünderte sein Volck Kirchen und Schulen / prügelten die Leuthe / schlugen darüber einen Bürgermeister todt / schändeten das Weibsvolck / und hauseten grausam. Von dannen giengen sie auf Mittelwalda[32] und Zossen / brenten im Städtlein Zossen / und wollten sich deß besetzten vesten Schlosses mit aller Gewalt bemeistern / zu welchem Ende sie kleine Stücke bey sich hatten. Es war fast überall um schweres Brandschätzen uñ Gelt zu thun / deßwegen sie auch den Ober-Lands-Hauptman im N. Laußnitz Seyfrieden von der Dame mit sich nahmen. Sie thaten und litten Schaden : Inmassen ihnen die Goldackerische ofters einfielen / und nur allein für dißmal bey 200. ruinirten. Die Stalhansischen aber griffen auff das Schloß Zossen mit Ernst / beschossen es / und bliebe von einem Canon-Schuß der darinnen ligende Hauptman Centemeyr / dessen Lieutenant sich mit etlichen auff einen Thurn salvirte / und noch etwas wehrte / aber doch im Januario auff Gnad und Ungnad ergeben muste. Worüber die in Berlin / auß Furcht / daß sie die nächsten am Reyen werden seyn müssen / die 3. Vorstädte zu Cöllen an der Sprey[33] theils einrissen / und darunter das Churfürstl. und andere andere Vorwercke ansteckten / auch an der Kirchen zu S. Gertraut etwas anfingen abzubrechen : daß also fast nichts als das Churfürstl. Reit- und Ballen-Hauß diß Orts stehend geblieben / welche beyde zur Defension verschanzt wurden / um welcher Defension willen man sich also menagiret hat : und kamen doch die Stalhansischen weiter nicht / als biß an dieses Zossen / allda sie den gefundenen Vorrath zuvorn verzehrten / die Thor verbrenneten / bey ungefehr 800. Mann über dieser Expedition im Stich liessen / worauff sie wieder / wo sie herkommen waren / hinkehreten : zuvorn aber aus dem Teltawischen[34] / und andern Orten herum / das Geträyde / Vieh und Pferd weg holten“.[35]

Am 29.1.1641 brach Stålhandske von Cottbus auf und ging über Calau[36] und Luckau nach Zossen. 2.000 Mann zu Fuß und 1.500 Reiter mit Kanonen hatte der schwedische General dabei an seiner Seite, als er mit dem strategischen Fernziel Berlin und Cöln zunächst in Zossen einzog. Die Schweden hatten die zur Sicherung Berlins nach Südosten verschobenen kaiserlichen Reiterkompanien schon langsam zurückgedrängt, so dass neue Kräfte aufgeboten werden mussten. Auf schnellsten Wege wurde deshalb die in Beeskow[37] stehende Dragonerkompanie des Hauptmanns Zehntmehner nach Zossen verlegt, um den dort wichtigen Notteübergang zu sichern und durch hartnäckigen Widerstand, den bedrohten Residenzstädten Berlin und Cöln Zeit für notwendige Verteidigungsmaßnahmen zu geben. Die Burg Zossen hatte schon Kurfürst Joachim II. zur Verteidigung der Landesgrenze strategisch genutzt. In aller Eile ließ Hauptmann Zehntmehner das Schloss zur Verteidigung rüsten. Die kleine Besatzung zählte nur 130 Dragoner. An schweren Waffen gab es lediglich Doppelhaken, Gewehre mit großem Kaliber, die auf einem Block befestigt waren und wie Geschütze zur Sturmabwehr verwendet wurden. Der Kommandant sah vom Burgturm, wie die Schweden in dichten Reihen das Schloss von allen Seiten eng umzingelten. Die ersten Kugeln drangen in die Festung ein. Zwar war das „feste Haus Zossen“ durch die umgebenden Sumpfgebiete schwer zugänglich und die Besatzung durch die Wälle, den mächtigen Festungsturm und die starken Kellergewölbe gegen die einschlagenden Geschosse notdürftig geschützt – doch als drei Tage lang schwere Artillerie- und Musketenfeuer auf die Verschanzungen niedergeprasselt war, wies die Besatzung manche Lücke auf. Am vierten Tag der Belagerung riefen dröhnende Trommeln und schmetternde Trompeten im schwedischen Lager zum Sturmangriff auf die erschütterte Festung auf. Schnell wurden die Burggräben mit Steinen aufgefüllt, als die Stürmenden auch schon mit lautem Siegesgeschrei auf die angelegten Leitern über die Mauern drangen. Hauptmann Zehntmehner erlag einem Kugelregen. Sofort übernahm sein Leutnant seine Aufgabe und schlug mit seinen Dragonern die schwedischen Truppen mit schweren Verlusten zurück. Er versuchte den Tod des beliebten Kommandanten zu verheimlichen, doch vergebens. Die Nachricht über das Unglück drang zu den Reitern und löste Mutlosigkeit aus. Resignation begleitete die Aktionen der Brandenburger in den nächsten Tagen. Zwar gelang es ihnen, noch einmal alle Sturmversuche zurückzuschlagen, doch als General Stålhandske seine Truppen zum dritten Male gegen die Schlosswände anrennen ließ, durchbrachen sie die Wände. Es gelang nur wenigen Reitern, nach Berlin zu reiten und die schreckliche Nachricht zu übermitteln. Der Leutnant flüchtete, als die Schweden ins Schloss einbrachen. Die Schweden belagerten den Turm mit einem Scharfschützen, der jeden erschoss, der über den Marktplatz ging. Der Leutnant konnte aber durch den Morast verschwinden.

Nach dem Fall des „festen Hauses Zossen“ war der Weg nach Berlin für die Schweden frei. „Doch der erwartete Angriff von General Stålhandske blieb aus. Die hartnäckigen Verteidigungen des Schlosses Zossen durch den tapferen Hauptmann Zehntmehner und seine Dragoner hatte Schweden die Luft genommen, einen Angriff auf die stärkste kurfürstliche Hauptstadt zu wagen. Die ungebetenen Gäste zogen zehn Tage nach Zossens Eroberung, nachdem sie „allen Vorrat verzehrt“ und alle strategisch wichtigen Anlagen des Schlosses samt dem starken Festungsturm in Mitleidenschaft gezogen hatten, in die Lausitz zurück, wobei Wrangel in Cottbus noch bis Mitte Mai blieb. Die eigenen brandenburgischen Soldaten, die nun noch in Zossen blieben, erwiesen sich unter ihrem Führer Goldacker als ebenso lästig wie die Schweden, da sie mindestens genauso erbärmlich wie die Feinde hausten. Dem damaligen Zossener Amtmann, Hans von Waldow, gelang es angesichts des leidgeprüften Ortes, beim Kurfürsten Erleichterung hinsichtlich der Kontributionen zu erlangen.

„Am 18. Januar zeigten sich die Spitzen der Schweden an den cöllnischen Weinbergen. Sofort gab Kracht der Reiterei den entscheidenden Befehl. Als wenn eine wilde Meute losgelassen wurde, so brachen die Soldaten in die Cöllner Vorstadt ein. Sie arbeiteten gründlicher als die Krachtschen Musketiere das Jahr zuvor. Sogar die Offiziere beteiligten sich daran, an ihrer Spitze Kracht und die drei Herren von Goldacker [Burkhard, Caspar und Hartmann von Goldacker; BW], die persönlich brennende Fackeln in die kurfürstlichen Häuser auf dem Werder warfen. Fast alle Gebäude brannten bis auf den Grund nieder, nur wenige blieben, die geringeren Schaden litten. Die Vorräte auf dem Cöllnischen Holzgarten wurden zum großen Teil vernichtet, die Ostbäume ein Raub der Flammen. Selbst das Hospital verschonte man nicht. Die Soldaten gingen bei ihrem Werk ohne jede Rücksicht vor; sogar jenseits des ‚Kirchleins Jerusalem’ wurde ein Wohnhaus angezündet, das wegen der großen Entfernung die Verteidigung der Mauern nicht im geringsten hindern konnte. Inzwischen hatte der Kommandant einen Teil der Reiter gegen den Feind aufsitzen lassen. Der Ritt glückte: über 360 Gefangene und ebensoviel Pferde brachten die Brandenburger ein. Die übermütigen Reiter feierten ihren Sieg auf Kosten der Bürger, die angesichts dieses leichten Erfolges um so mehr überzeugt sein mußten, daß die Abbrennung der Vorstädte völlig überflüssig und geradezu unverantwortlich war. Die Reiter beuteten das fette Quartier gehörig aus. Es muß ein wüstes Treiben gewesen sein. Die Städte haben sich später bitter über ‚der Cavallerie Schwelgerei’ beklagt, ‚welche sie ungescheuet ihre Berlinische Hochzeit öffentlich genannt haben’. Nicht bloß in den Bierschenken und auf den Gassen machten sich Wut und Empörung Luft,, ‚auch auf allen Kanzeln war ein solch Schelten und vermaledeien zu hören’, daß es schien, als würden sich die Berliner der Fortführung der Schwartzenbergschen Defensionspolitik mit Gewalt widersetzen. Der Diakon M. Krautheim sollte bei der Predigt in der Petrikirche sogar gesagt haben, daß ‚der armen Spittelleute ihr Gebet viel thätiger als der Brenner ihre Karthaunen, denn es doch dazu kommen würde, daß sie den Degen in die Scheide und die Trommel in den Sack stecken und zu dem Loch, das der Zimmermann am größten gelassen, hinauslaufen würden’. Sofort begab sich der Oberstleutnant des Regiments Kracht, der Komtur von Goldacker, ein Vetter des Reiterführers, zum Propst und beschwerte sich in aller Form. Die Offiziere ‚könnten ferner nicht leiden, für böse Leute und Landesverderber ausgerufen zu werden’, sie seien auch Christen und kurfürstliche Untertanen. Der Propst wandte ein, es sei doch wohl ‚etwas geschwinde mit solchem Band verfahren worden’, und überdies würden seine ‚Pfarrkinder von einesteils übel disziplinierten Reitern und Soldaten mit Einquartierung, übermäßigem Fressen und Saufen, ja wohl gar harten Schlägen, Prügeln, nächtlich ungestraften Einbrechen und ehrenrührigen Worten, samt wären die Bürger Schelme, Diebe und Rebellen, übel traktiert’. Darum ‚haben wir uns unseres Strafamtes, weil sie in unsere Gemeine kommen, billig angenommen und mit dem feuerbrennenden Eifer göttlicher Rache sie angeschrien’. Er versprach aber, auf seine Kollegen einzuwirken, und als sich dann Besuch einstellte – der Propst musste wegen Krankheit das Zimmer hüten – , endete die Unerredung sehr friedlich; Goldacker blieb noch eine Stunde, und die Herren haben ‚ihr Kurzweil und Zeit im Brettspiel miteinander vertrieben’“.[38]

Der Magistrat versuchte natürlich auf jede Weise, die drückenden Lasten zu mindern, und ging dabei ebenso bedenkenlos vor, wie die Soldaten in den Quartieren ihre Forderungen übertrieben. Schon 1640 hatte Georg Wilhelm die Obersten dazu bewogen, während des Sommers, Mai bis Oktober, mit dem halben Sold vorlieb zu nehmen. Von November ab wurde wieder das volle ‚Wintertractament gereicht. Im Januar 1641 fanden Verhandlungen zwischen Ständen und Offizieren unter Krachts Vermittlung statt: es sollte bei allen Regimentern im November, Dezember und Januar das volle Tractament gegeben werden, dafür sollten die Offiziere den Februar über nichts verlangen und auf die kurfürstliche Entscheidung aus Königsberg warten. Die Stände betrieben nämlich den Plan, schon vom Februar an das Sommertraktament einzuführen. Anfang Februar traf eine kurfürstliche Verfügung ein, daß die Soldateska ‚bei dem Sommertraktament friedlich sein solle’, und zwar galt die Entscheidung mit rückwirkender Kraft, auch für Dezember; die Hälfte des damals gezahlten Soldes, den natürlich jeder längst ausgegeben hatte, sollten sich also die Soldaten auf den Februar anrechnen, d. h. sie bekamen im Februar gar nichts. Das rief nun eine gefährliche Gährung in der Garnison hervor. Berlin war schon mit dem halben November im Rückstand. Wegen der Reitereinquartierung bat der Magistrat den Obersten Kracht, sich für Januar mit der Hälfte zu begnügen. Der Oberst willigte ein, natürlich in der Voraussetzung, dass im Februar wieder der volle Sold weiter bezahlt würde. Bald darauf reiste Kracht in persönlichen Angelegenheiten nach Dresden.[39] Als am nächsten Tage der Regimentssekretär im Rathause erschien, um wegen der weiteren Zahlung zu verhandeln, kam der Rat mit der kurfürstlichen Verfügung heraus und verlangte, das Regiment solle sich die anderthalb Monate Wintertraktament, Dezember und den halben Januar, gleichzeitig für die zweite Hälfte des Januar und Februar anrechnen. Von der rückständigen Novemberhälfte war nicht die Rede. Der stellvertretende Kommandant, Oberstleutnant Burchardt v. Goldacker, versuchte nun vom Rat wenigstens die Reste von November und Januar zu bekommen; die Offiziere wollten das Sommertraktament annehmen, wenn der Rat durch eine neue Taxe die Lebensmittelpreise auf die Hälfte herabsetzen würde. Es half alles nichts. Auf dem Rathaus berief man sich auf die kurfürstliche Verfügung. Da wandten sich der Oberstwachtmeister und die Kapitäne des Regiments an den Kurfürsten. Die Offiziere hätten von der letzten Löhnung ihre Schulden bezahlt; niemand habe sich auf diese Neuerung einrichten können. Wenn jetzt die Kompagnien kein Geld bekämen, wären die Soldaten genötigt, ‚zu nehmen und zu stehlen’. Goldacker bat dringend um einen kurfürstlichen Befehl an den Rat, daß zum wenigsten für den Rest des Januar das Wintertraktament und für Februar das Sommertraktament gereicht würde. Bis die Antwort zurück sein konnte, verging viel Zeit. Die Stimmung der Soldaten war höchst erbittert; auch die Offiziere hielten mit ihrem Unwillen nicht zurück. Die Zucht lockerte sich sichtlich, die Leute drückten auf die Bürger, und schließlich mußte Schwartzenberg seinem Herrn von einer bedenklichen Ausschreitung berichten: ‚Vorgestern 16. Februar sind in Berlin die gemeinen Knechte vor des Krachtschen Secretarius Logier in großer Anzahl erschienen, haben um Geld gerufen oder das Haus erbrechen und stürmen wollen, welche zu diesem Mal noch mit dreißig Talern, die der Secretarius noch im Vorrat gehabt und unter sie geteilet, gestillet, aber dabei von denselben allerhand nachdenkliche und gefährliche Reden gehöret worden, daß man also allenthalben sehr übel dran ist’“.[40]

„Es war ein Irrtum, wenn die Berliner annahmen, daß nach Schwartzenbergs Tode sofort über den Frieden verhandelt würde. Gerade jetzt zogen die Schweden von allen Seiten heran, so dass die Mittelmark und so auch die Residenz förmlich eingekreist wurden. Es war zugleich eine Probe auf die Ehrlichkeit der neuen kurfürstlichen Politik.

Doch wie weit konnte man den Schweden trauen ? Militärische Vorsichtsmaßregeln durften auf keinen Fall versäumt werden. Berlin war augenblicklich keineswegs auf einen Widerstand eingerichtet. Über 80 Soldaten waren auskommandiert, eine große Zahl auf Exekution ausgeschickt. So befahlen die Geheimen Räte dem stellvertretenden Kommandanten Burchardt von Goldacker auf den auf beiden Seiten herumstreifenden Feind mit doppelter Wachsamkeit Acht zu geben. Die Warnung erwies sich als berechtigt. Kaum war eine Woche vergangen, als die Stadt plötzlich alarmiert wurde. Am Nachmittag des 14. März kamen drei adlige Herren ‚mit blutigen Köpfen’ hereingejagt und berichteten, daß sie in der verwichenen Nacht von Stalhans’ Reiterei ausgeplündert worden seien. Goldacker schickte seine wenigen Berittenen – 15 Leute – zur Erkundung hinaus, sie kamen aber bald im wilder Flucht zurückgejagt, nachdem sich drei von ihnen hatten fangen lassen; dann sah man einen Trupp sich den Gärten nähern, die vordersten standen bis an die Kapelle Jerusalem. Noch am gleichen Abend sandte der Oberstleutnant einen Boten nach Spandau, der die Kriegsräte um 12 Uhr nachts aus dem Schlafe weckte. Eilends schrieben diese an den Oberst Volkmann nach Brandenburg,[41] seine zwei Reiterkompanien nach Berlin zu schicken; Hartmann von Goldacker sollte mit der übrigen Kavallerie nach Spandau heranrücken, damit er zur Hilfe bereitstände. Der Rat in Berlin empfing die Benachrichtigung, daß das Vorhaben des Feindes verhindert werden müsse; sie würden demnächst Verstärkung erhalten und sollten sich entscheiden, ob sie es ‚auf eine beharrliche Defension ankommen lassen’ wollten. Es war das letzte Mal in diesem langen Kriege, dass die Frage an Berlin gestellt worden ist. Die Stadt wird sie wie immer verneint haben. Dafür sorgten schon die Schweden. Stahlhans’ Vorhut lag in Jüterbog.[42] Der dort kommandierende Oberst v. Dewitz gab dem Magistrat den guten Rat, Goldackers Reiter nicht einzunehmen. Stalhans würde sie dann so einschließen, ‚dass sie einander auffressen müßten’. Sie täten besser, ‚dafern es den Herrn um den lieben Frieden zu thun ist, sich als neutrale Leute zu halten’. Dewitz hatte von seinem General den Teltowschen Kreis zugewiesen bekommen und ging daran, von Cölln und den kleineren Städten Kontribution einzutreiben“.[43]

Der Hildesheimer[44] Chronist, Arzt und Ratsherr Dr. Jordan notiert in seinem Tagebuch unter dem 14./24.8.1641: „Geschah bey der Asseburg[45] eine starke Recontre, da die Weymarschen 2000 Kayserl. auscommandirte Reuter geschlagen. Der Obrist [Hans Ludwig von; BW] Lowenstein [Löwenstein; BW] , Obr. Goldacker, 2 Obristwachtmeister, 10 Rittmeister, worunter der junge Graf Broy [Bruay; BW], 16 Leutnand, 6 Cornet und viele Gemeine gefangen eingebracht. Übrige bis in Hornburgk[46] verfolget. Von den Weymarschen der Obr. Graf von Nassau [Wilhelm von Nassau[-Katzenelnbogen]-Siegen; BW], Obr. Miller, 2 Rittmeister, der Grãl.-Wachtmeister Broy wird unter den Todten gesucht“.[47]

Das „Theatrum Europaeum“ berichtete dazu: „Gen. Feld-Wachtmeister Graf von Bruay wolte seine Fortune mit 2000. Pferden auch versuchen / er wurde aber rencontrirt / und ihme 2. Rittmeister die sich im Außzug verspätet hatten / abgefangen / die beym Trunck / wie starck die Parthey / und was ihr Intent sey / sich außkundschafften liessen. Man gienge auff die Parthey noch selbige Nacht mit genugsamer Reuterey und einem Regiment zu Fuß / und wurden beyde Theil bey der Asse oder Asseburg / die auff kleiner anderthalb Meilen Hornburg liget / ansichtig. Ob nun nwol die Käiserl. sich starck übermannet gesehen / haben sie doch redlich gefochten / unangesehen  sich endlich der Uberrest nach Hornburg retiriren müssen. Es blieben in dieser Rencontre zwar nicht über 100. Reuter beyderseits / aber wie oben erzehlter massen den Königsmarckischen 400. Pferden widerfahren / also musten auch die jetzige Käiserl. von ihren Pferden springen / dieselben im Stich lassen / und sich ins Gehölze salviren. Der Obriste Löwenstein und 3. Obriste Lieutenant / unter denen der kürzlich noch abgewesene Brandenburgische Obrist-Lieutenant Goldacker sich befunden / wurden neben 10. Rittmeistern / 16 Lieut. und 6. Cornetten mit vielen Unter-Officirern darüber gefangen / deßgleichen ihre meiste Dragoner niedergemacht / über 800. reisiger Pferde bekommen / und viel Dragoner gefangen genommen. Auff der Unirten Seiten blieben Herr Graf Wilhelm Otto von Nassau / Weymarischer Armee Condirector, und Herr Johann Müller Obrister / der Graf an einem Auge / Müller aber oberhalb Gemächtes hineingeschossen worden / und wurden beyde sehr betauret. Die Käiserl. holeten nächsten Tages ihre Revange, und brachten auch bey nahe 800. Fourragier-Pferd davon / Daß also der Adler in mitten deß Unfalls noch einen guten Stern / in dieser seiner Expedition gehabt: Wie dann auch die Käiserl. Alfeld[48] / Gronau[49] und Gandersheim[50] besetzet / und an den ersten zweyen anfiengen gleichsam Real-Vestungen darauß zumachen : davon nächst oben auch angereget“.[51]

Das „Theatrum Europaeum“ hält für den September 1641 fest: „Darauff Stahlhans im Septembris von Beuthen[52] auffgebrochen / und auß Mangel Fourage nach Sagan[53] gezogen / daselbsten er ein Läger formiret / und noch mehr Succurß bekommen hat / dessen Volck aber über Gelt-Mangel sehr geklaget / und zum fechten unwillig gewesen.

Der Obrist Goldacker besuchte ihn diß Orts / und thät ihm Schaden. Der Obriste Wrangel war auff der Jagd schon umbringet gefangen zu werden / seine Polacken aber machten ihn wieder loß : Doch wurden dem Stalhansen 200. Fouragiers weggenommen weggenommen. Er aber liesse das Geträyd überal herum wegnehmen / und nach Crossen[54] führen“.[55]

Das „Theatrum Europaeum“ berichtete: „Der Obr. de Four, Pacholry [Pachonhay; BW] und Goldacker lagen um diese Zeit [April 1642; BW] noch zu Mörsburg[56] an der Saal / und sollten an die Unstrut gelegt werden. Indessen kame das Städtlein Buttelstatt[57] / anderthalb Meylen von Weymar[58] / in Brand / und gienge fast halb in Rauch auff“. [59]

Das Theatrum Europaeum hält weiter fest: „Hergegen hatte ein Kaiserl. Parthey um den 26. dieses 3. Burger von Erfurt[60] / samt etlichen Pferden weggeholet / und nur einem Crabaten im Nachsetzen gefangen dahinden gelassen.

Sie feyreten aber nicht / sondern fielen um den 10. Aprilis dem Bäyrischen Regiment Crabaten im Städtlein Greusen[61] ein / schlugen alle nider / und bekamen einen Obr. Wachtmeister / etliche Lieutenante und Cornetten gefangen / welche sie samt 260. Pferden in Erfurt gebracht / darauff 200. Schwein von Elfeld[62] / Landgräfischen Gebiets / weggeholet / und ferners um den 23. dieses / 300 Reuter außgeschickt / denen aber der Obriste Goldacker mit 2. Trouppen Teutschen / und 60. Crabaten begegnet / sie nach Zimmern[63] auff den Kirchhoff getrieben / woselbsten ihnen die Bauren beygestanden / daß mehr nicht als der Lieutenant Franckenhäuser / samt 4. Reutern todt geblieben / und 2. verwundet worden : hergegen sie den jungen Goldacker / deß Obristen Sohn und Rittmeister / samt 2. Crabaten in der Retirada gefangen bekommen : dem dem Herrn Obristen zu Ehren den Sohn alsbalden ohne Rantzion loß gelassen. Hergegen hatte dieser Obriste zur Danckbarkeit den Erfurtern um den 4. Maji 12. Karren Waidfarb abgenommen“.[64]

Dazu heißt es im „Theatrum Europaeum“: „Der Obriste Goldacker lage mit seinem Regiment zu Fuß in Langen Saltza[65] / hatte neben seiner Reuterey noch 50. Croaten / und forderte vom Gothischen Land Monatlich 8000. Reichsthaler die zu geben unmöglich erachtet wurden. Darbey wurde gesagt / daß unter ihme noch 6. Regimenter im Land verbleiben sollten / die Erfurter im Zaum / und als blocquirt zu halten“.[66]

Das „Theatrum Europaeum“ berichtete weiter: „Als nun der von Königsmarck / der von etlich-tägigem marchiren / ermüdete Pferd und Leut / doch wenig verlohren gehabt / etwas hierauff außgeruhet / hat er seinen Weg nach Gandersheim[67] / und fürters mit erlangter Beute zur Armee zurück genommen / welche Pferd-Beute dem General Torstensohn so ferne wol bekommen / daß er darmit seine Artillerie-Wägen bespannen / und das Geschütze fortbringen mögen. Er Königsmarck versuchte nachmals im Ende Martii noch eine Cavalcade, doch mit weniger Reuterey zu thun / und die Guarnison im Schloß Mansfeld[68] abzulösen / es zogen aber die Käiserl. zumal die Croaten / so starck zusammen / daß er es unterlassen muste.

Es hatte hierauff diese Mansfeldische Guarnison durch den gantzen Aprilen und Mayen gute ruhe gehabt / und unangefochten geblieben / nur daß sie selbsten gegen dem Ende Maji einer Compagnie von deß Baron de Four Regim. in Eyßleben eingefallen / 4. Reuter nidergemacht / und 8. gefangen genommen / die übrigen auß- und fortgetrieben.

Hergegen hat Obrister Goldacker auff sie / und bey Eyßleben herum gestreifft / und unterhalb Schloß Berges etwas von Rind- und Schaf-Viehe hinweg genommen / dessen Reuter aber die Guarnison also beschädiget / daß sie mehr Verlust als Gewinn darvon getragen“.[69]

Am 7.6.1642 schrieb Suys aus Prag an Piccolomini: Nach seiner gestrigen Ankunft habe er Soye den Marschbefehl nach Eger,[70] wo er Vorräte vorfinden werde, sowie die Instruktion, wo er zu den Regimentern Goldacker, de Fours und Colombo stoßen solle, übergeben.[71] Am 13.7.1642 schrieb Soye aus Braunschweig[72] an Piccolomini: Während die Lüneburger auf der  einen Seite handelten, hielten sie auf der anderen Seite ihre Truppen beisammen und entsandten überdies Obrist Dallenberg zum französischen Residenten nach Hamburg.[73] Der Generalkommissär sei zu General Schleinitz nach Leipzig[74] gefahren. Inzwischen teilten Colombo und Goldacker bereits die Winterquartiere in Erfurt, Mansfeld und Mühlhausen[75] untereinander auf; diese Orte seien allerdings sämtlich von den Schweden bedroht.[76]

Generalkommissar Blumenthal hatte seinen Schwager Goldacker im Juli 1642 Melchior von Hatzfeldt für die Übernahme in den kaiserlichen Kriegsdienst empfohlen,[77] desgleichen Maximilian von Trauttmansdorff[78] und Hofkriegsratspräsident Schlick im Juni 1643.[79]

Im „Theatrum Europaeum“ heißt es zu den Vorgängen um Zeitz und Naumburg: „Es war deß von Königsmarck Intent unter andern / das Lüneburg. Volck nicht allein an sich zu bringen / sondern auch die Käis. [Philipp Ludwig von Holstein; BW] Hollsteinisch / Pfuhlische / [Christian Penz; BW] Pentzische / uñ andere neue Werbungen zu zerstören / darum war er bald da bald dort / und sein Armee einem fliegenden Corpo gleich: Als man aber außgab / dass Goldacker das Schloß Zeitz mit 2. Regimentern belägert hätte / wollte solches Königsmarck entsetzen; und weilen er etliche tag zuvor mit Volck zu Gandes-heim / vier Meylen von Hildeßheim gewesen war / hielte man darvor / sein Fürhaben sey gewesen / den Hollsteinischen Laufplatz zu Höxter[80] zu verstören / in dessen Verfehlung er nach Duderstatt[81] wieder kommen.

Er war um die Mitten Septembris vor Naumburg / welche Stadt Obrister Goldacker mit ungefehr 600. Mußquetirern defendirte: Worbey abermals das Erfurtische Volck und Munition das beste thun muste / wie er dann seiner Reuterey über 1200. Pferd nicht darvor hatte / aber ein starcke Bagage, wol von 300. Wägen / und vielem Troß mit sich führte.

Den 14. Septembr. liesse er die Stadt beschiessen / und nach geschossener Bresse Sturm anlauffen. Der Obriste Goldacker hatte hinter der Bresse einen Graben auffwerffen / Pallisaden setzen / und Fußangel legen lassen / darüber Capitain Graffort vom Schloß Mansfeld samt 90. Mann todt bliebe: deme der Erfurtische Obrist-Lieuten. Lorentz von der Linden im Anlauffen mit 400. Mann folgete / aber auch 116. Todte hinterliesse / deme 1. Capitain / 2. Lieutenannt / 15. Unter-Officirer / und 50. Gemeine gequetscht wurden / ein überladenes Geschütz zersprange / das übrige Volck / samt 2. Stücken wurde nach Erfurt abgeführet / worbey Goldacker über fünffzehen Mann kaum verloren hatte / und dem Königsmarck so tapfer nachzoge / dass er sich zum dritten mal setzen muste zu fechten. Doch kame der von Königsmarck mit dem Rest / den 20. Septembr. nach Erfurt / und name nechsten Tags seinen Weg nach Saalfeld“.[82]

„Seit Anfang Mai galt Naumburg[83] als Standort des kaiserlich Goldackerschen Regiments von 600 Musketieren, das nun von hier zu raschen Stößen in die Landschaft ausfiel. In einem solchen Moment der Entblößung der Stadt tauchte am 21. August Königsmarck im Eilmarsch vor den Mauern auf und erpreßte 16 000 Pfund Brot und 20 Faß[84] Bier. Am 24. August war Goldacker wieder da. Diesmal hob er auf eine Order des Generals von Schleinitz sogleich an, den Wehrring Naumburgs auzubauen. Er wollte sich ‚feste legen’. Soldaten und Bürgersleute mußten schaufeln und schanzen, hämmern und zimmern. Tagelang wurden mit städtischen Vorspann Holzfuhren aus dem Walde geholt. An Mauern und Toren, Gräben und Zwingern rammte man Pallisaden ein, legte man spanische Reiter aus. Der Drechsler Hans Weyhe mit seinen Gesellen konnte kaum genug Morgensterne liefern. Die Bürger mußten Wassertonnen und Feuerlöscheimer bereit halten. Und auf dem Marktplatze schlugen die Zimmerleute eine Alarmwache auf. ‚Gott wende alles zum Besten !’ seufzte der Ratsschreiber. Am 28. August rückte  auch Kavallerie ein, der Kapitänleutnant Balthasar mit 50 Pferden. Der Rat quartierte ihn in den „Drei Schwanen“ ein, die Verpflegung sollte von der Kommune der Freiheit[85] kommen. An demselben Tage zog draußen Königsmarck vorüber auf Zeitz[86] zu, wo die schwedische Besatzung von den Kaiserlichen blockiert wurde. Man wechselte ein paar Schüsse ohne rechten Sinn. Die Schweden drohten Rache mit Schwert und Feuer, wenn sie wiederkämen. Und sie ließen in der Tat nicht lange warten. Am 1. September kamen sie am Morgen von Zeitz zurück, über Weißenfels;[87] sie gingen bei Freyburg[88] über die Unstrut und bei Roßbach[89] über die Saale, schwenkten um 1 Uhr durch die Aue zum Spechsart hinauf und zu der Windmühle, die dort stand. Es waren 1200 Mann Infanterie, wenig Reiterei, aber starker Troß mit Artillerie und mit einer Bagage von dreihundert Wagen, um die Beute zu schleppen. Damit begann die Belagerung Naumburgs, das einzige unmittelbare Schlachtenerlebnis des ganzen langen Krieges. So ist es auch als abenteuerliches Kapitel in die Chroniken übergegangen, in die persönlichen Erinnerungsschriften und in den Druck des Domschul-Konrektors Johann Gottlieb Biedermann, der hundert Jahre später eine Jubiläumsdissertation verfaßte. Alle Darstellungen stimmen im wesentlichen mit der Relation des Theatrum Europäum überein, das seine genaue Kenntnis ohne Zweifel aus einer heimischen Quelle zog. Das Ratsprotokoll ist diese Quelle nicht, denn das begnügt sich mit der Notiz der wesentlichsten Daten und Zahlen. Aber es fand sich nun in den Akten als Konzept und als Reinschrift ein amtlicher ‚Eigentlicher Bericht, welchergestalt die Stadt Naumburg den 1. September 1642 bis zu dem 6. ejusdem vom schwedischen Generalmajeur Hans Christoph von Königsmarckt belägert, mit Kanonen beschossen, bestürmt und mit Granaten beworffen, der Feind durch Gottes Gnade aber und durch stattliche Gegenwehr des Löblich Goldackerischen Regiments mit großem Verluste wiederumb abgetrieben worden’. So muß man sich nun die Folge der Szenen denken. 1. September: Goldacker und Balthasar formieren nach dem Anmarsch der Schweden einen starken Trupp, ziehen hinaus, den Feind abzuwerfen. Der ist zu stark, und so müssen sie nach einem Scharmützel vor dem Jakobstore ihre Soldaten gegen Abend zurücknehmen. 2. September: Die Schweden besetzen die Vorstadt vor dem Salztore und die Freiheit  und fangen hier ein Feuergefecht mit den Posten auf den Mauern und Türmen an. Nachts 11 Uhr machen siebzehn Goldackersche Musketiere einen Ausfall, verwunden viele verschlafene Feinde, schlagen auch viele mit Morgensternen tot und bringen drei Gefangene ein. Bald darauf werden zum Jakobstore fünf kaiserliche Reiter hinausgelassen, und sie fangen eine Feldwacht der schwedischen Kavallerie. 3. September: Königsmarck legt eine Abteilung seiner Musketiere in die Feldmeisterei, die dicht vor dem Salztore zwischen Stadt und Vorstadt liegt, da, wo heute das Schwurgerichtsgebäude steht; und in deren Schutz postiert er, zweihundert Meter von der Stadtmauer entfernt, einen Feuermörser. Um 1 Uhr nachmittags wirft der Schwede vier Granaten in die Stadt; die beschädigen zwar etliche Personen, zünden aber nicht. – Die Zadersche Chronik ergänzt hier, dass in der Salzstraße ein Geschoß vier Menschen verletzte und ein anderes Geschoß einem Goldschmiedejungen ein Bein zerschlug. – Da läßt um 2 Uhr der Oberst Goldacker die Glocken und Schlaguhren anhalten. Es ist das alter Kriegsbrauch; unterläßt man ihn, muß nach der Eroberung alles Glockengut als Beute der feindlichen Artillerie zufallen. In der Nacht heben die Schweden einen Laufgraben an der Meisterei aus und treiben ihn vorwärts nach der Stadt, obwohl die Goldackerschen scharf dazwischen feuern. 4. September, ein Sonntag: Früh um 9 Uhr stoßen vierzig Kaiserliche hinaus, treiben die Schweden  aus dem Laufgraben, töten etliche Feinde und bringen zwei Gefangene mit. Nachmittags 4 Uhr wiederholen sie den Ausfall. Aber in der Nacht baut Königsmarck eine Batterie auf dem Felde am Jenaischen Wege auf und bringt seine Stücke an, zwei Halbkanonen und vier Zwei- und Vierpfünder. 5. September: Morgens um halb sechs Uhr beginnen die Geschütze zu spielen. 87 Schüsse werfen die Halbkanonen und 124 die anderen Stücke gegen die Stadtmauern, um eine Bresche zum Sturm zu legen. Die Kanonade dauert fast sechs Stunden. Ein Geschütz zerspringt dabei. Und der Mörser wirft fünf Feuerkugeln in die Stadt. Gegen elf Uhr laufen 500 Mann in drei Sturmkolonnen vor und beginnen durch die Bresche in den Zwinger zu dringen. Aber Goldacker hat die Mauerlücke schnell mit Palisaden, Fässern und allerhand Gerät gesperrt, und er schlägt die Feinde mit so großen Verlusten zurück, dass sie da wohl dreißig Tote lassen, unter ihnen den Kapitän Grafforth, den Kommandanten des Mansfelder[90] Schlosses, und andere Offiziere. Königsmarck treibt seine Soldaten zum neuen Sturm an, allein sie versagen. Er soll in seiner Wut drei mit dem Degen niedergestoßen haben. Von anderen Angriffen, bei denen nach der Darstellung des Theatrum Europäum der Erfurter Oberstleutnant Lorenz von der Linden mit 116 Mann gefallen ist,[91] weiß der Bericht des Rates nichts. … Der Feind ließ in der Nacht seine Geschütze abführen, und am Tage darauf zog er von dannen nach Erfurt. Um sieben Uhr abends ließen die Bürger die ‚Seiger’ wieder schlagen, und von allen Glocken klang ein Dankgeläut über das Land. Man sagt, es seien auf der Seite der Feinde vier Kapitäne und zweihundert Soldaten gefallen, von den Kaiserlichen aber nur ‚etliche tot geblieben und gequetscht worden’. ‚Die Bürger’, heißt es im Protokoll, ‚hielten gute Wachordnung wegen der Feuersgefahr, warteten treulich hin und wieder, taten dem Herrn Obersten nützliche und notwendige Verschaffung’. Und die Ratsrechnungen sagen, daß man den Goldackerschen Soldaten, die im Kampfe standen, ein Faß[92] Bier schickte, und dass man nachher auch die Pflege der blessierten Königsmarckischen Musketiere nicht vergaß. Am 7. September wurden nach der Meldung des Kirchenbuches von St. Wenzel neun Goldackersche Tote begraben“.[93]

Im Briefwechsel Piccolominis mit Erzherzog Leopold Wilhelm im November/Dezember 1642 ist von dem Abtransport der von Goldacker gemachten Gefangenen nach Freiberg[94] die Rede.[95]

Der Chronist und Bürgermeister Georg Leopold aus dem von Eger abhängigen Marktredwitz[96] erinnert sich ebenfalls an den November/Dezember 1642: „Den 27. dito ist H[err] Oberst Goldacker mit seinem kaiserlichen Regiment zu Fuß nach Eger [ge]kommen, die Stadt zu defendiren“.[97]

Der sächsische Erzgebirgschronist Lehmann erwähnt ihn unter 1643: „Den 26. Februar kam der Obrist Goltacker mit 10 Pferden auß Böhmen in Marienberg[98] und zog der keyßerlichen Armee nach“.[99]

Am 25.4.1643 schrieb Ferdinand III. an seinen Kommandierenden Gallas, für den Fall eines gegnerischen Einfalls nach Böhmen solle das Regiment Goldacker in Prag in Bereitschaft stehen.[100] Rudolf von Colloredo informierte den Kaiser am 1.5. aus Prag: Soeben eingetroffenen Nachrichten nach stehe Torstensson mit der gegnerischen Armee noch immer bei Münchengrätz,[101] sei aber in voller Bereitschaft. Man wisse nichts Bestimmtes über seine nächsten Ziele, denen einen zufolge wolle er weiter ins Gebirge, den andern nach gegen Prag ziehen. Die Elbübergänge seien so gut wie möglich gesichert worden. Das in Eger liegende Regiment Goldacker sei angewiesen worden, sofort 100 Mann nach Prag zu schicken.[102] Im September 1643 schrieb Goldacker aus Siegburg[103] an Alexander von Velen und bedankte sich für seine Beförderung.[104]

Um weitere Hinweise unter Bernd.Warlich@gmx.de wird gebeten !

[1] FADEN, Berlin, S. 225.

[2] MÖRNER, Kriegsobristen, S. 246.

[3] Peitz [Kr. Cottbus]; HHSD X, S. 307f.

[4] Frankfurt a. d. Oder [Stadtkr.]; HHSD X, S. 177ff.

[5] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 354.

[6] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 359.

[7] Küstrin [Kostrzyn; Kr. Königsberg]; HHSD X, S. 441ff.

[8] Meißen; HHSD VIII, S. 223ff.

[9] Neuendorf [Kreis Crossen a. d. Oder (Krosno Odrzański].

[10] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 415.

[11] http://www.grosser-generalstab.de/regiment/bredow/bw001.html.

[12] Glogau [Głogów]; HHSSchl, S. 127ff.

[13] Groß Kotzenau [Chocianowiec, Kr. Lüben]; HHSSchl, S. 154.

[14] Neisse [Nysa]; HHSSchl, S. 331ff.

[15] Beuthen a. d. Oder [Bytom Odrzánski, Kr. Glogau/Neusalz]; HHSSchl, S. 25ff.

[16] Oppeln [Opole]; HHSSchl, S. 378ff.

[17] Ratibor [Racibórz]; HHSSchl, S. 426ff.

[18] Breslau [Wrocław]; HHSSchl, S. 38ff.

[19] Nicht identifiziert.

[20] Cottbus [Stadtkr.]; HHSD X, S. 134ff.

[21] Sagan [Żagań; Kr. Sprottau/Sagan]; HHSSchl, S. 462ff.

[22] Berlin-Neukölln; HHSD X, S. 86ff.

[23] Berlin-Spandau; HHSD X, S. 97ff.

[24] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 576; Fehrbellin [Kr. Osthavelland/Neuruppin]; HHSD X, S. 172.

[25] Zossen [Kr. Teltow/Zossen]; HHSD X, S. 408f.

[26] Liegnitz [Legnica]; HHSSchl, S. 283ff.

[27] Troppau [Opava]; HHSBöhm, S. 625ff.

[28] Luckau [Niederlausitz; Bez. Cottbus]; HHSD X, S. 268ff.

[29] Der kaiserliche Obrist Jung informierte Gallas am 24.6.1638 aus Grünberg, man habe ihm gesagt, Feldmarschall Hermann Wrangel „sey ganz von Sinnen und an Ketten geschmiedet“. BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 640.

[30] Berlin-Britz [Ortsteil Berlin-Neukölln]; HHSD X, S. 39f.

[31] Cottbus [Stadtkr.]; HHSD X, S. 134ff.

[32] Mittenwalde [Kr. Teltow/Königs Wusterhausen]; HHSD X, S. 281f.

[33] Berlin (u. Cölln), HHSD X, S. 21ff.

[34] Teltow [Kr. Teltow/Zossen]; HHSD X, S. 373f.

[35] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 576f.

[36] Calau [Kr. Calau]; HHSD X, S. 151ff.

[37] Beeskow [Kr. Beeskow-Storkow/Beeskow]; HHSD X, S. 15ff.

[38] FADEN, Berlin, S. 225f.

[39] Dresden; HHSD VIII, S. 66ff.

[40] FADEN, Berlin, S. 226f.

[41] Brandenburg [Stadtkr.]; HHSD X, S. 135ff.

[42] Jüterbog [LK Teltow-Fläming]; HHSD X, S. 229ff.

[43] FADEN, Berlin, S. 229f.

[44] Hildesheim; HHSD II, S. 228ff.

[45] Asseburg [Gem. Wittmar, Kr. Wolfenbüttel], HHSD II, S. 20f.

[46] Hornburg [Kr. Wolfenbüttel]; HHSD II, S. 243f.

[47] SCHLOTTER, Acta, S. 349.

[48] Alfeld; HHSD II, S. 5f.

[49] Gronau; HHSD II, S. 184.

[50] Gandersheim; HHSD II, S. 158ff.

[51] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S.  S. 597.

[52] Beuthen a. d. Oder [Bytom Odrzánski, Kr. Glogau/Neusalz]; HHSSchl, S. 25ff.

[53] Sagan [Żagań; Kr. Sprottau/Sagan]; HHSSchl, S. 462ff.

[54] Crossen [Stadt u. Land]; HSSD X, S. 425ff.

[55] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 579.

[56] Merseburg [Kr. Merseburg]; HHSD XI, S. 322ff.

[57] Buttelstedt [Kr. Weimar]; HHSD IX, S. 65f.

[58] Weimar; HHSD IX, S. 473ff.

[59] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 834.

[60] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.

[61] Greußen [Kr. Sondershausen]; HHSD IX, S. 170f.

[62] Eisfeld [Kr. Hildburghausen]; HHSD IX, S. 98f.

[63] Zimmern, heute Ortsteil von Bad Langensalza [Unstrut-Hainich-Kreis].

[64] THEATRUM EUROPAEUM BD. 4, S.  833.

[65] Bad Langensalza [Unstrut-Hainich-Kreis]; HHSD IX, S. 33ff.

[66] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 834.

[67] Gandersheim; HHSD II, S. 158ff.

[68] Mansfeld [Kr. Mansfelder Gebirgskreis/Hettstedt]; HHSD XI, S. 316ff.

[69] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 835.

[70] Eger [Cheb]; HHSBöhm, S. 119ff.

[71] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 1302.

[72] Braunschweig; HHSD II, S. 63ff.

[73] Hamburg; HHSD I, S. 83ff.

[74] Leipzig; HHSD VIII, S. 178ff.

[75] Mühlhausen [Kr. Mühlhausen]; HHSD IX, S. 286ff.

[76] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 1308.

[77] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 229.

[78] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 209.

[79] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 137.

[80] Höxter [LK Höxter]; HHSD III, S. 346ff.

[81] Duderstadt; HHSD II, S. 123f.

[82] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 836; Saalfeld [LK Saalfeld-Rudolstadt]; HHSD IX, S. 369ff.

[83] Naumburg [Kr. Naumburg]; HHSD XI, S. 341ff.

[84] 1 Fass Bier = 393 Liter.

[85] Domfreiheit: verfassungsrechtlicher und kirchenrechtlicher Sonderstatus von geistlichen Personen bzw. von deren Grund und Boden. Immunität umfasste ganze Kloster-Bezirke oder auch z. B. die sogenannte Dom-Freiheit, in der sich die Domkirche und auch die Höfe der Domherren befanden.

Die Domfreiheit (oder Domimmunität), manchmal auch Domsfreiheit im Mittelalter war der unmittelbare Grund, rund um den Sitz des Bischofs, des Doms mit seinem Domkapitel, dem der Domdechant vorstand. Dieser erstreckte sich zumeist nur wenige hundert Meter außerhalb der Gebäudegrenzen des Dombereichs und war in der Regel mit einer Ummauerung eingefasst (Domburg). Sie beinhaltete nicht den eigentlichen Kirchengrund. Dieser fällt unter den Begriff Hochstift. Der Bereich der sog. Domfreiheit unterstand nicht der städtischen Gerichtsbarkeit, sondern der Dom hatte seine eigene Gerichtsbarkeit. Das betraf nicht nur die Geistlichkeit, sondern auch das Gesinde, welches auf den dem Dom angeschlossenen Wirtschaftsbereichen arbeitete. Dieser Bereich diente den Domherren wie auch ihren Bediensten zugleich als Wohnbereich. Dieser Bereich unterstand demzufolge auch nicht der städtischen Steuerpflicht. Darin bestand seine Freiheit. Innerhalb der Stadtmauern gab es also zwei eigenständige politische Herrschaften. Dies führte in vielen Städten über die Jahrhunderte immer wieder zu Streitereien. Dies lässt sich z. B. in der Speyerer Chronik des Stadtschreibers Christoph Lehmann von 1612 verfolgen. So heißt es dort etwa: „Es hat sich viel und lange Jahr unversöhnliche Widerwärtigkeiten zwischen der Burgerschaft unnd der Clerisey Gesind in der Statt verhalten. Derhalben König Rudolph in obberberührten Vertrag sonderlich verordnet / wie derselben Rhat zu schaffen seyn solt.“ Spätestens mit der Reformation und der damit verbundenen Säkularisierung der Klöster hörte die Domfreiheit auf zu existieren. In den katholischen Gebieten blieb sie noch länger erhalten. Beispiele heute noch relativ guterhaltener Domfreiheiten sind die zu Halberstadt, Hildesheim, Magdeburg, Merseburg, Münster, Naumburg (Saale) und Trier. [wikipedia]

[86] Zeitz [Kr. Zeitz]; HHSD XI, S. 519ff.

[87] Weißenfels [Kr. Weißenfels]; HHSD XI, S. 487ff.

[88] Freyburg a. d. Unstrut [Kr. Querfurt/Nebra]; HHSD XI, S. 125ff.

[89] Roßbach (Naumburg), heute Ortsteil von Naumburg (Saale); Burgenlandkreis/Sachsen-Anhalt.

[90] Ober- und Untermaßfeld [Kr. Meiningen]; HHSD IX, S. 319ff.

[91] Das steht auch nicht im Theatrum Europaeum.

[92] 1 Fass Bier = 393 Liter.

[93] BORKOWSKY, Schweden, S. 93ff.

[94] Freiberg; HHSD VIII, S. 99ff.

[95] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 1352.

[96] Marktredwitz; HHSD VII, S. 429f.

[97] BRAUN, Marktredwitz, S. 176. Braun datiert nach dem a. St.

[98] Marienberg; HHSD VIII, 215f.

[99] LEHMANN, Kriegschronik, S. 148. Lehmann datiert nach dem a. St.

[100] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 1467.

[101] Münchengrätz [Mnichovo Hradiště], HHSBöhm, S. 383ff.

[102] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 1474.

[103] Siegburg; HHSD III, S. 684ff.

[104] WOLF, Landsberg-Velen, S. 94.

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