Gayling [Gehling, Geiling, Geyling, Gailing, Geling, Gähling, Gölling] von Altheim zu Hauenstein und Bobenhausen, Heinrich Christoph

Gayling [Gehling, Geiling, Geyling, Gailing, Geling, Gähling, Gölling] von Altheim zu Hauenstein und Bobenhausen, Heinrich Christoph; General [1604-20.12.1650]

Gayling von Altheim, Heinrich ChristophGayling von Altheim, Heinrich Christoph

Heinrich Christoph Gayling [Gehling, Geiling, Geyling, Gailing, Geling, Gähling] von Altheim [1604-20.12.1650][1] zu Hauenstein und Babenhausen entstammte dem Maingauer Uradel (ab 1223 urkundlich belegt) und gehörte zur fränkischen (Kanton Odenwald), unterelsässischen und schwäbischen Reichsritterschaft (Kanton Ortenau).[2]OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Er hatte in der Liga-Armee im ligistischen Eliteregiment Cronberg gedient.

Am 25.5.1635 schrieb Maximilian I. an Johann von Werth: „Weil der Oberst Keller in Tyrol Dienst angenommen und jetzt, da er in dem Winterquartier den Beutel gespickt, bei angehendem Feldzug zu quittieren vorhabens, wäre man wohl befugt ein anderes gegen ihn vorzunehmen, man habe aber resolviert, und dem Herzog [Karl IV.; BW] von Lothringen geschrieben, ihn Keller alsogleich zu cassieren und bei dessen Regiment dem Oberstleutnant Gayling [v. Altheim; BW] anzustellen“. Gayling von Altheim übernahm das Regiment Kellers am 20.9.1635 als Obrist.[3]

1635 nahm Franz von Mercy auf den Feldzug nach Lothringen sein Leibregiment und das Kürassierregiment Gayling mit. Gayling kämpfte dann unter dem Befehl Werths, bis Gallas‘ missglückter Feldzug in Lothringen die dezimierten und halb verhungerten Truppen in die Winterquartiere zwang.

Im Winter 1635/1636 lag er zusammen mit dem Regiment Pappenheim in Münstermaifeld[4] im Winterquartier.

Anfang Januar 1637 muss das Regiment Gayling im Amt Kaster[5] gelegen haben.

„Auf die ihm [Werth; BW] vorgetragenen Beschwerden des Pfalzgrafen [Wolfgang Wilhelm v. Pfalz-Neuburg; BW] entschuldigte er sich am 25. Januar schriftlich und gab an, es sei ihm schmerzlich, daß seine Söldner im Herzogtum Jülich mit Gelderpressung und Brand geschädigt hätten; ‚dergleichen Insolentien‘ seien ohne sein Wissen, Willen und Belieben geschehen. Den angeschuldigten Obristen Gayling habe er gleich in Arrest gesetzt; dieser gestehe, etliche Gelder empfangen zu haben, die er ‚unter die Soldaten auch höchster Armut ausgeteilt“; jeder Reiter habe zwei Talrer bekommen, um ein Paar Stiefel ‚reparieren‘ zu lassen. Seine alten, guten Regimenter, die dem Reich solch getreue Dienste geleist, hätten in zwei Jahren ’nit ein einzigen Heller‘ gesehen, seien daher verarmt und ‚reverendo nackhendt und bloß‘; Kleider, Schuhe und Stiefel seien verschlissen; barfüßig, wie der Augenschein ausweise, könnten sie sich der Kälte nicht mehr erwehren. In Hoffnung, sich in den Winterquartieren in etwa ‚auszustaffiren‘, fänden sie nun nicht einen Bissen Brot“.[6]

„Werth war wegen Ehrenbreitsteins[7] baldiger Kapitulation so zuversichtlich, weil er durch Überläufer hinreichend über die Not der französischen Besatzung unterrichtet war. Auf Entsatz hatten sie nicht zu hoffen; keine verbündete Armee war in der Nähe, um die Belagerer zu vertreiben, so dünn deren Postenkette auch sein mochte, da die kalte Jahreszeit die Bayern in die Quartiere trieb. Im Auftrage des Kardinals Richelieu versuchte der französische Gesandte Marquis de Saint-Chamont, der sich in Wesel[8] aufhielt, einen bedeutenden Lebensmitteltransport in die Festung zu werfen. ‚Die Holländer gaben Rat und Wagen, die Franzosen Gold und Unkosten, die Hessen Volk zu diesem Zuge‘. Der hessische Generalleutnant Melander [Holzappel; BW] stellte dem französischen Diplomaten zum Entsatz von Ehrenbreitstein elf Kornetts Reiter und 400 Musketiere zur Verfügung, die der hungernden Besatzung einen großen Wagenzug von über 100 Karren mit Lebensmitteln, die z. T. in Holland gekauft worden waren, zuführen sollten. Zum Transportführer wurde der hessische Obristleutnant Durmenstein bestimmt, der sich am 23. Januar von Dorsten[9] aus in Bewegung setzte, nachdem sich Melander von Saint-Chamont die Zusicherung hatte geben lassen, daß alle Unkosten, auch die eventuelle Auslösung hessischer Gefangener, von Frankreich getragen würden. Aber Jan von Werth hatte rechtzeitig von dem Anschlag Kunde bekommen und nahm sich vor, den hessischen Konvoi ungesäumt abzufangen. Mit geringer Bedeckung verließ er Köln, zog das Regiment ‚Neu-Werth‘ und Gaylings Reiter an sich, nahm 350 Musketiere mit und marschierte stromaufwärts; der Rhein, auf dem Eisschollen trieben, wurde überquert, die Nacht des 31. Januar hindurch marschiert. Durch Kundschafter benachrichtigt, daß der hessische Geleitzug in der Nähe sei, legte er im Morgengrauen zwischen Grenzhausen[10] und Ehrenbreitstein einen Hinterhalt. Die Hessen, deren Marsch durch Regenwetter und schlechte Wege verzögert worden war, hatten bereits in der Nähe der Festung ein Nachtlager bezogen und warteten, daß französische Führer ihnen, wie verabredet, den Weg wiesen. Doch der Kommandant de La Saludie wollte von seiner zusammengeschmolzenen Mannschaft keine Leute aufs Spiel setzen und verwarf den Vorschlag des Colonels Montaigu, mit 50 Musketieren den Wagen sicher in die Festung zu geleiten. So sahen die Hessen im Angesicht Ehrenbreitsteins ‚eine halbe Stunde vor der Festung‘ die bayerischen Reiter unter persönlicher Führung Werths anreiten. Ihr Führer ließ eiligst eine Wagenburg bilden und aus zwei Geschützen feuern. Die erste Attacke Werths wurde zwar abgewiesen, doch die zweite drang in die Wagenburg ein und die hessischen Reiter wandten sich zur Flucht. Durmenstein, der das Fußvolk kommandierte, fiel, der Anführer der hessischen Reiter, Obristleutnant Andreas Haumann, zwei Kapitänleutnants und der französische Begleitkommissar wurden gefangen, alle 117 Karren und Wagen erbeutet. Auf bayerischer Seite war Werths Obristleutnant gefallen, auch Gayling empfing eine Schußwunde, ebenso drei Kornetts, deren einer daran starb“.[11]

„Aber auch Werths Reiterregimenter litten Not und wurden schwierig; ein Symptom war, daß am 8. März [1637; BW] im Regiment Gayling eine ernsthafte Meuterei ausbrach. Die Reiter lagen in Quartieren im Amte Ahrweiler,[12] in Bodendorf[13] und um Breisig.[14] Der Tumult entstand in der Kompanie des Rittmeisters Ley, der einen Plünderer hatte verhaften lassen. Seine Kameraden rotteten sich zusammen und suchten ihn mit Gewalt zu befreien. Als der Regimentsführer, der Obristleutnant von Cronenburg, der für den verwundeten Gayling das Kommando führte, energisch einschritt und einen Reiter insultierte, wurde er mit etlichen Schüssen niedergestreckt. Seine Leibkompanie geriet mit den Meuterern ins Feuergefecht, wobei es auf beiden Seiten Tote und Verletzte gab. Am 12. März umstellten Reiter der Regimenter Werth und Lothringen, die eiligst aufgeboten worden waren, mit 600 Musketieren das meuternde Regiment. Mit Strenge wurde durchgegriffen: sechs Reiter wurden im Angesicht ihrer entwaffneten Kameraden gehenkt, einer sprang aus Verzweiflung in den Rhein und ertrank, sechs wurden arretiert. Vorher waren bereits fünf Mann gefallen, drei weitere desertiert“.[15]

„Der Pfalzgraf untersagte die Belegung der Stadt Sinzig[16] durch vier Kompanien des Regiments Gayling und hielt bereits angewiesene Lieferungen zurück – Werth möge endlich seine Truppen abführen, schon stünden ganze Kirchspiele leer“.[17]

Am 14.8.1637 wurde Gayling bei dem Sturm auf die Schanzen bei Wittenweier[18] erneut verwundet. „Schon am 14. August aber führte er [Werth; BW] die Kavallerie wieder ins Feld. Um 6 Uhr früh rückte er gegen die Schanzen, zerschlug eine weimarsche Partei von 60 Pferden und nahm ihren Rittmeister gefangen, worauf Bernhards Reiterei aus dem Lager rückte, befehligt durch den Herzog persönlich. Aber Werths Kürassiere waren erfolgreicher, trieben ihre Gegner zurück, die 40 Tote verloren, und brachten den Herzog selbst in große Gefahr. Anderntags erfuhr Werth durch einen Überläufer, die gegnerischen Regimenter Rosen und Caldenbach, ‚des Herzogs beste Regimenter‘, seien ‚vast ganz ruinirt und vernichtiget, Herzog Bernhard seye auch selbsten biß ahn Halß ins Wasser gesprungen, jedoch widerumb errettet worden‘. Bei dem Scharmützel wurde der bayerische Obrist von Gayling durch beide Beine geschossen“.[19] Gayling war zusammen mit den ebenfalls verwundeten Obristen Lüdinghausen und Opel nach Tübingen[20] gebracht worden.

Für den Winter 1637 wird sein Regiment in Zusammenhang mit den relativ selten bekannt gewordenen Hexenprozessen im Heer erwähnt.

Der Benediktiner-Abt Gaisser[21] hielt unter dem 27.1.1638 in seinen Aufzeichnungen fest: „Der 80jährige Greis O. T. aus Rohrbach,[22] ein F. aus Neukirch,[23] eine G. aus Furtwangen[24] und eine weitere, ein armes Weiblein, aus dem Kinzigtal, werden wegen des schrecklichen Verbrechens der Hexerei in Trimberg[25] hingerichtet. Ihre Schandtaten sind bei folgender Gelegenheit entdeckt worden. Als im letzten Sommer der Krieg zwischen der kaiserlichen und der französischen Partei, einerseits unter der Führung des Herzogs von Weimar, andererseits unter der des Joh. von Werth, diesseits und jenseits des Rheins geführt wurde, befiel eine erbarmungslose und furchtbare Seuche die Pferde in beiden Lagern, so daß sie allenthalben nicht (nur) einzeln, sondern fast schwadronenweise tot zusammenbrachen (umstanden); jedenfalls verlor Graf Isolani von seinem Regiment in Zeit von 14 Tagen über 200. Einen ähnlichen Verlust erlitten auch die andern Obersten, und die einen gaben der Luft- und Wasserveränderung die Schuld, die andern schrieben den Schaden dem mangelhaften Futter, und besonders dem Hafer zu, viele aber den Hexenkünsten, die sie einigemale durch unverkennbare Anzeichen entdeckt hatten. Wie dem auch sei, diesen [diese ?] Verluste bedrückte[n ?] das Heer dermaßen, daß die Weimaraner zuerst sich genötigt sahen, das Lager zu verlassen und sich in eine sichere Gegend zurückzuziehen. Auch die Kaiserlichen, die (damit) eine erwünschte Gelegenheit gefunden hatten, entfernen die ihnen noch übrig gebliebenen Truppen zu Pferd vom Ufer des Rheins und verlegen sie in die Talkessel des Schwarzwaldes hinein, in der Vermutung, es würde Roß und Reitern besser gehen, wenn sie durch Verpflegung und Futter aus frischer Ernte gefördert würden. Bei dieser Verlegung fiel der Triberger Bezirk dem Reiterregiment Geilings, eines hervorragenden Reiters, zu, von dem ein in Furtwangen einquartierter Soldat ein schon vorher angestecktes (enectum) Pferd verlor, bevor er es krank glaubte, dessen Verlust er Göttern und Menschen unaufhörlich klagte. Er belastete zuletzt damit ein ärmliches Weiblein, das das Spitalhaus (hospitii aedes) besuchte. Diese, durch Gefälligkeiten und Schenkungen des Soldaten erweicht, hatte wohl in der Unbedachtsamkeit ausgeplaudert, sie kenne den Anstifter des Pferdemordes, was sie aber gerade nach der Art derartiger Menschen als im Ernste gesagt ableugnete. Aber der Soldat beharrte zuletzt allen Einwohnern gegenüber darauf, daß er ausschwatzte, die Spitälerin sei durch Giftmischerei berüchtigt und von ihr sei das Pferd vergiftet worden. Auf die Bitte des Soldaten, den Hergang ordnungsgemäß zu berichten, und auf das Versprechen von strengstem Stillschweigen, gibt sie alles an. Der Soldat zeigt die Sache dem Gebietsherrn Philipp Nikolaus von Leyen an und erreicht soviel, daß die Spitälerin und die Frau selbst, die als Helfershelferin bei dem Verbrechen entlarvt wurde, verhaftet wurden und von jener, die das Verbrechen gestand, ihm der Preis für das Pferd ersetzt wurde. Als dann das Gayling’sche Regiment anderswohin in das Winterlager abzog, wurden noch andere, deren Namen ich oben erwähnte, verhaftet, und nachdem sie desselben Verbrechens der Hexerei sowohl durch eigenes als durch fremdes Geständnis überführt worden waren, werden sie zuletzt heute, durch die Sakramente fromm versehen, bei stürmischem Wetter hinausgeführt, zuerst enthauptet, dann verbrannt und büßten so ihre Schuld“.[26]

Breisach[27] wurde von den Schweden und den mit ihnen verbundenen und an der Festung interessierten Franzosen als die Schlüsselstellung im südlichen Deutschland angesehen. Auch am Wiener Hof verdrängten die strategischen Spekulationen im Jahre 1637/1638 alle anderen möglichen militärischen Alternativen. Um Breisach, das von den kaiserlichen Truppen verteidigt wurde, zu erobern, war die Überquerung des Rheins notwendig. Die einzige strategische Brücke bei Rheinfelden[28] wurde von den Kaiserlichen unter dem Kommando Savellis und Werths verteidigt. Im Januar 1638 belagerte Bernhard von Sachsen-Weimar und unter seinem Kommando Taupadel Rheinfelden. Zunächst ohne Erfolg, denn die Angriffe Werths und Savellis zwangen sie zum Rückzug. Drei Tage später gelang es Bernhard allerdings die beiden Feldherren in einer großen Feldschlacht zu besiegen.

„Ein Schreiben des Grafen [Wratislaw v.; BW] Fürstenberg, der den Rheinübergang des Herzogs meldete, erreichte Werth in Augsburg,[29] wo er einen namhaften Chirurgen konsultieren wollte; er reiste sofort ab. Am 8. Februar [1638; BW] traf er in Tübingen ein und hielt dem kaiserlichen Generalwachtmeister von Enckevort Kriegsrat. Die verfügbaren Regimenter wurden alarmiert. Mehr oder minder einsatzbereit waren von der ‚Reichsarmada‘, also den Bayern, die Fußregimenter Gold, Pappenheim und Wahl, zusammen 2000 Mann, die Dragoner des Obristen Wolff und die Reiterregimenter Neu-Werth, Neuneck, Fallois [Vallois; BW], [Johann v. der; BW] Horst, Lothringen und Gayling, die aber nur 200-250 pro Regiment zählten. Dann die Kaiserlichen: das Fußregiment [Thomas; BW] Henderson von fünf Kompanien, die Reiterregimenter Lamboy, [Heinrich v.; BW] Metternich und Sperreuter, zusammen etwa 800 Mann, und die Kroaten (Isolani, Beygott, Draghi), deren Kopfstärke auf 300-800 Berittene geschätzt wurde. Pessimistisch meldete Werth dem Kurfürsten: ‚Obschon die Kayserische ihre Regimenter und Compagnien alßo eingeben, so will ich doch meinen Kopff verloren haben, daß nicht achthundert Mann in Allem ins Velt pringen können, wiewoll sie zwantzighmall mehr Quartier haben alß wir‘ „.[30]

„Am 24. Februar brachen acht schwache Reiterregimenter und drei zu Fuß, zu denen noch der kaiserliche Obrist [Thomas; BW] Henderson mit etwa 250 Mann stieß, von Villingen[31] auf, ohne jede Artillerie, nur mit soviel Pulver, wie die Fußsoldaten in ihren Bandolieren trugen. In viertätigem Marsch zog das kleine Heer durch den Schwarzwald, auf dem nächsten, aber beschwerlichsten Wegen; es wurden nur kurze Marschpausen eingelegt, der Obrist Wolff führte die Vorhut. Am 28. Februar etwa um 10 Uhr vormittags stießen die Spitzen auf den Feind, der sie hinter dem Dorf Karsau[32] in Schlachtordnung erwartete.

Herzog Bernhard von Weimar hatte auf Meldungen vom Herannahen der Gegner seine Truppen – nach Werths Angaben sechs Reiterregimenter, 400 Musketiere und fünf Geschütze – auf einer Anhöhe postiert und erwartete ruhig den Angriff. Da das bayerische Fußvolk noch nicht heran war, dauerte es zwei Stunden bis zur Eröffnung des Gefechts, so daß das weimarsche Fußvolk unter dem Obristen Hattstein Zeit fand, das Dorf Karsau vor seiner Front in Brand zu setzen; auch brachten Fähren eiligst weitere Streitkräfte über den Rhein.

Als die Infanterie angelangt war, rückte sie durch das brennende Dorf beherzt dem Gegner entgegen, warf die weimarschen Musketiere zurück und eroberte die Geschütze. Aber die bayerische Kavallerie des linken Flügels, auf dem Werth selbst das Kommando führte, schlug sich schlecht; dem Anritt des weimarschen Generalmajors Taupadel hielten das Regiment Fallois [Vallois; BW], die Hälfte von Werths Regiment und zwei Kompanien von Gayling nicht stand. Sie wandten ihre Pferde und ’sind ohne Schuß und Charge durchgegangen, auch nicht wieder zurückgekommen‘. Bei den Ausreißern befanden sich auch die Offiziers-Handpferde, mit denen die Diener und Burschen fortjagten, so daß selbst Jan von Werth später nur noch sein ‚Leibroß‘ besaß. Ein böses Beispiel gab der bayerische Generalkriegskommissar von Lerchenfeldt, der unter den ersten die Flucht ergriff. Der standhaltende Rest geriet ins Handgemenge. Herzog Henri de Rohan, der Anführer der französischen Hugenotten, der sich als Freiwilliger bei Herzog Bernhard eingefunden hatte, wurde im Getümmel verwundet und gefangen; schon hatte ein Quartiermeister Werths ihn hinter sich aufs Pferd genommen, als man ihm die kostbare Beute wieder abjagte. Der von Reitern des Regiments Neuneck umringte Rheingraf Johann Philipp von Salm wies den angebotenen Pardon ab und starb den Reitertod, mehrere Obristen und Regimentsführer der Armee Bernhards wurden überwältigt und gerieten in Gefangenschaft. ‚Weil aber unsere Reiter aus Begierde der Beute und – die Wahrheit zu melden – großer Armut halber gleichsam dahin gedrungen wurden, etwas zu erobern, so sind sie auf des Feindes Bagage gefallen, haben bei 1500 Pferde von ihnen bekommen, sind mit selben während des Gefechts fortgegangen‘. Bernhard gewann Zeit, seine Scharen zu sammeln, ordnete die Reihen und erneuerte den Kampf. Weil inzwischen bayerische Reiter ihn umgangen hatten, ‚der Rhein ihm an die Seite gekommen, also hat er sich wieder gewendet und ein neues Raillement gemacht, so daß wir bis in die Nacht gegeneinander gehalten‘. Die Söldner im französischen Dienst hatten höhere Verluste gehabt, weshalb Herzog Bernhard die Belagerung von Rheinfelden aufhob und sich während der Nacht auf Laufenburg[33] zurückzog, während Savelli und Werth abends um 10 Uhr in die befreite Festung einritten.

Was nun für die Sieger zu tun sei, war schwierig zu entscheiden. Zur Verfolgung zu schwach und zu ermüdet, mußte man sich entweder mit dem einstweiligen Entsatz der Verteidiger Rheinfeldens begnügen, frische Besatzung in die Stadt legen und mit der Reiterei in den Schwarzwald zurückkehren, wo in den Tälern auch Pferdefutter vorhanden war, oder man mußte vorläufig rasten, um die Ankunft der Artillerie, Munitionswagen und Proviantlieferungen abzuwarten. Werth drang auf Abzug, da man nach dem glücklichen Gefecht ‚Ehre genug‘ gehabt habe. Aber Savelli entschloß sich, die Streitkräfte um Rheinfelden ruhen zu lassen, nahm selbst Quartier in der Stadt und verteilte die Regimenter in drei Dörfer zwischen Basel und Rheinfelden, ‚allwo sie weder Brot noch Futter hatten und durch die Not gedrungen alle jene, so noch bei der Stell und nicht mit den am Sonntag (28. Februar) eroberten Pferden zur Bagage abgegangen, um Futter ausritten‘. Diese Sicherheit, in der sich Savelli wiegte, war das Verderben der Armee, die für den Leichtsinn ihres Anführers bitter büßen mußte.

Denn Herzog Bernhard tat das Unerwartete: von der fahrlässigen Sicherheit seiner Gegner unterrichtet, faßte er den kühnen Plan, rasch umzukehren und die Sorglosen zu überraschen. Er brach am 2. März von Laufenburg auf, rückte auf Säckingen,[34] übernachtete bei Oberschwörstadt[35] ohne Feuer in freiem Feld und erschien in der Morgendämmerung des 3. März unvermutet vor Rheinfelden. Die unzuverlässigen Kroaten hatten unterlassen, in der Nacht die Straßen zu patrouillieren.

Die Überraschung der bayerisch-kaiserlichen Armee gelang vollständig. Das Fußvolk noch in die Festung Rheinfelden zu retten, war nicht mehr möglich, nicht einmal mehr möglich, nicht einmal mehr Zeit, eine regelrechte Schlachtordnung zu bilden. Die Musketiere hatten kaum noch Pulver für ein paar Schüsse, jede Artillerie fehlte. So gut man vermochte, ordnete man sich zum Widerstande, den Rhein zur rechten Hand, einen Wald zur linken, ‚darin sich Jean de Werth mit etzlichem Fußvolk stellete‘, vor der Front gedeckt durch einen Graben, der in Eile mit kommandierten Musketieren besetzt wurde. Es befremdet, daß sich der Reitergeneral nicht an die Spitze der Reiterei setzte; aber deren Glieder waren dünn, da viele Reiter zum Fouragieren entsandt worden waren. ‚Mit allen Standarten sind wir mit 500 Pferden auf der Walstatt gewesen‘, schrieb Werth später in seinem Gefechtsbericht. Mag sich die Zahl der Berittenen durch Zuzählung der Kroaten um einige Hundert mehr erhöhen, so war doch die gegnerische Kavallerie weit überlegen. Alle Anführer befanden sich in freiem Feld, aus Furcht, in Rheinfelden eingeschlossen zu werden.

Ohne Zögern rückte Herzog Bernhard heran; seinen rechten Reiterflügel kommandierte Taupadel; den linken mit Fußvolk und Geschütz leitete er selbst. Seine Artillerie gab in kurzer Feuerfolge einige Batteriensalven ab, die das kaiserliche Fußvolk in Verwirrung brachten, das sich zur Flucht wandte, als Bernhards Söldner den Graben durchklettert hatten und ihm ‚mit gesparter Kugel‘ auf den Leib rückten. Als die Reiter das sahen, jagten sie davon, ihre Offiziere im Stich lassend, die fast sämtlich auf der Verfolgung gefangen wurden oder im Handgemenge fielen, wie der bewährte Obrist de Fallois und der Kommandeur des Regiments Horst, Obristleutnant von Stubenvoll. Generalwachtmeister von Enckevort, im Gebüsch umringt, mußte seinen Degen überliefern; der leichtverwundete Herzog von Savelli wurde eingeholt und gefangen. Am längsten hielt sich das Fußregiment Wahl, bei dem sich Jan von Werth befand, doch von allen Seiten umgangen, streckten die Überlebenden, die sich mannhaft gewehrt hatten, schließlich die Waffen. Länger als eine Stunde soll auch nach Herzog Bernhards Berichten der Kampf nicht gedauert haben, der den Namen einer Schlacht nicht verdient.

Die Verfolgung der Fliehenden erstreckte sich weit; Generalmajor Taupadel gelangte bis gegenüber Hüningen[36] unterhalb Basel. Auch Sperreuter, den die Furcht, als Verräter der schwedischen Sache lebendig ergriffen zu werden, mit flüchtigen Reitern, andern voraus, bis auf Baseler Gebiet geführt hatte, wurde verwundet gefangen. Gleiches Schicksal hatten die meisten Obristen, so Neuneck, Henderson und Gold, die beiden letzteren ‚bel beschädigt‘, Graf Wratislaw von Fürstenberg und auch Werths Bruder, der Obristwachtmeister Anton von Werth. Entkommen war lediglich der Obristleutnant de Four [de Fours; BW] vom kaiserlichen Reiterregiment Lamboy. Die weimarische Armee hatte nur geringe Verluste, bei der ersten Salve war der Obrist Bodendorff gefallen. Nach dem ‚Journal‘ Herzog Bernhards wurden vom Feinde 281 Tote begraben, 18 Standarten und 18 Fahnen erobert. Die gefangenen Söldner – in der Mehrzahl vom Fußvolk – nahmen freiwillig oder gezwungen Dienst in der Armee des Siegers“.[37]

In der „Relation Oder gründlichen Erzehlung“ über die Schlacht bei Wittenweier[38] am 30.7./9.8.1638 heißt es: „Als Ihre Fürstl. Gn. Herr Bernhardt Herzog von Sachsen / etc. den 27 Julii (6 Augusti) zu Langendenzlingen[39] ohnfern Freyburg[40] im Preyßgaw / general Randevous gehalten / vnd folgenden Tags ihren Zug auff Kenzingen[41] gerichtet / sich auch nahe bey solchem Städtlein gelägert / vnd aber von den vorauß gehabten Partheyen Kundschafft erlangt / daß die Keyserisch- vnd Bäyrische Armeen mit einer grossen menge Wägen von Früchten / Meel / vnd andern Vivers beladen / nahe bey dem Kloster Schuttern[42] / angelangt seyen / so seyn Ihre Fürstl. Gn. noch selbigen Abend mit ihrer Armee wider auffgebrochen / vnd jenen entgegen / die ganze Nacht durch / biß an den Tag / marchirt / da sie dann Sontag Morgens / den 29 Julii (8 Augusti) die beede Herren General Feldmarschallen / als den Signor Duca Savello [Savelli; BW], vnd Herrn Graf Johan von Götzen [Götz; BW] / mit ihrer ganzen Macht / nahend gedachtem Closter / bey dem Dorff Friesenheim[43] angetroffen / die vorauß gesetzte Reuterwacht alsbald angesprengt / den Leutenant so dabey / neben noch 8 Reutern gefangen / vnd etliche nidergemacht / den Rest aber biß vnter die Armee verfolgt / zugleich auch vermittelst etlicher Com̃andirter Troupen zu fuß / sonderlich von Franzosen / zween besetzte Posten erobert / vnd biß in 60 Mann dariñ erschlagen; Deßwegen dañ die Keyserische gut befunden / gemeltes Dorff / zu verhinderung mehrern nachsetzens / an vnterschiedlichen Orten in brand zustecken / weiln hochernanter beeder Herren Feldmarschallen Excell. Excell. ohne das / so bald sie der ohnversehenen Ankunfft Ihr Fürstl. Gn. vnd gleich erfolgten ansprengens / verständigt worden / sich mit der ganzen Armada / der Artilleri vnd allem / auff ein hohen sehr Vortheilhafftigen Berg / nechst dabey / mit guter manier zuziehen / vnd von dar / auff Ihr Fürstl. Gn. Volck / mit Stücken gar starck vnd ohnablässig / jedoch weil dieselbe fast alle zuhoch gegangen / ohne sondern effect vnd schaden / zuspielen angefangen; Denen nun ist von Ihr Fürstl. Gn. Stücken / vnterschiedlich / wiewol so starck vnd offtmals nicht / jedoch mit mehrem effect geantwortet / auch sonst durch die Mußquetirs gegen einander scharmüzirt worden / also daß solchen Vormittag an Keyserisch: vnd Bäyrischer seyten / ihrer selbstbekantnuß nach / gleichwol über 120 Mann todt geblieben / von Ihr Fürstl. Gn. Volck aber / 20. erschossen / vnd bey 30. gequetscht worden; Obwol nun die zugegen gewesene Französische Trouppen / weil es ihnen anfangs wol geglückt / gar den Berg / vnd das Läger darauf / zu stürmen angewolt / so haben doch Ihre Fürstl. Gn. Herzog Bernhard / schon recognoscirt gehabt / daß allda / sonder grosse gfahr vnd schaden / nichts außzurichten war / vnd deßwegen rathsamer befunden / sich in das freye platte Feld dabey / vnd in ein rechte SchlachtOrdnung zustellen / der hoffnung / obgemelter Herren Feldmarschallen Excell. Excell. sich auch eins andern entschliessen / vnd auff Seine Fürstl. Gn. ankom̃en würden. Vorab / weil vermög aller ein zeither spargirter Zeitungen / vnd von Herrn Graf Götzen selbst geführter discours, Ihr Excell. nichts anders / als dergleichen Gelegenheit sollen gewünscht haben. Weil aber beede Herren auß ihrem inhabenden Vortheil weiters vorzubrechen Bedenckens gehabt / vnd also / ausser was mit Canoniren vnd geringẽ scharmuzieren / gemelter massen vorgegangen / an Ihre Fürstl. Gn. ferner nicht gesetzt / haben dieselben sich vmb den Mittag wider etwas zurück nach Mohlburg[44] gezogen / vnd damit den beeden Herren Feldmarschallen desto mehr vrsach gelassen / von dem ingehabten Berg sich ebenmessig zuerheben. Die Nacht darauff / ward beederseyts ohne Alarm zugebracht / vnd liessen Ihre Fürstl. Gn. den folgenden Morgen / war der 30 Julii (9 Augusti) den Gottesdienst vnd die Predigt von den Threnen Christi über Jerusalem / so wegen deß Verlauffs den Tag zuvor eingestelt verblieben / ordentlich verrichten; vnd als zum beschluß derselben / bewegliche außführung geschehen / wie der langmüthige Gott die Verächter vnd Verfolger seines heiligen Worts / wann sie sich schon eine Zeit lang mächtig vnd schröcklich seyen / doch zuletzt stürzen lasse: Haben Ihre Fürstl. Gn. die endliche resolution gefast / auch hernach den vmbstehenden Cavallirn gleich gesagt / daß Sie ohne fernern Verzug an den Feind zugehen / entschlossen werẽ / mit versicherung / daß ihnen Gott noch denselben Tag Heyl verleyhen werde; haben darauff als gleich der ganzen Armee auffbruch befördern lassen / vnd seyn / so bald Sie was wenigs speiß zu sich genommen / stracks zu Pferdt gesessen / auch weiln Sie Kundschafft erlangt hatten / daß offtermelte beede Herrn FeldMarschallen mit all ihren Völckern vnd Proviant-Wägen vnten am Rhein auffwarts zugehen allbereit begriffen seyen / haben Ihre Fürstl. Gn. damit sie nicht vorbey kommen / noch ihr intention mit Proviantierung der Veste Preysach[45] / erlangen möchten / ihnen vorzubiegen / destomehr geeylet. Seyn darauff bald nach 12 Vhren Mittags / nahend Wittenweyher (allda Ihre Fürstl. Gn. nechst verwichenen Jahrs dero Schiffbrück vnd Schanzen gehabt) an sie kommen; Es hatten aber Ihre Excellentien sich dessen schon versehen / vnd derenthalb das Feld mit der schönen SchlachtOrdnung / darein sie sich bald gestellt / wol in acht genommen. Dagegen Ihren Fürstl. Gn. beschwerlich gefallen / durch ein zimlichen Wald / über ein Werte vnd Brucken zwischen zweyen tieffen / vnd mit dicken Hecken überwachsenen Gräben zu filiren, welches dann vermittelst etlicher 100 Mann von der Gegenpart / wo nicht gar verwehrt / jedoch ein geraume zeit hätte disputirt werden können; Weil aber Ihren Fürstl. Gn. darinn kein widersetzligkeit anbegegnet / haben sie dero übergebrachte Trouppen sampt der Artolleri noch vor dem außgang deß gemelten Walds gesetzt / vnd wol enge zusammen gehalten / biß sie zugleich außbrechen / vnd mit rechter Ordnung den angriff thun können; da dañ das Canoniren von beederseyt / bald angangen / mit grossem eyfer stätig continuirt / auch Ihr Fürstl. Gn. rechter flügel (so der Herr General Major Tupadel [Taupadel; BW] geführt), weil der Keyserisch vnd Bayrische lincke flügel / von derselben stärckstem Volck / als nemblich den Curaßiern vnd andern besten Regimentern erlesen gewest / gewaltiglich zurück getriben / vnd sich biß auff die reserve / welche der Obrist Kanoffsky [Chanovsky; BW] gehalten / zu retiriren getrungen worden. Weil nun derselbe noch etwas fern zuruck gestanden / so seyn die Keyserische an solcher seyt / in hoffnung gerahten / schon viel gewonnen zu haben; aber es hat nicht lang gewärt. Dann so bald besagter Herr General Major gemelten Herrn Obristen erlangt / seyn sie in all müglicher eyl wider auff vorerwehnten linckẽ flügel ankommen / vnd haben demselben / so ernstlich zugesetzt / daß er sich nicht weniger als jene zuvorn / nach secundirung vmbsehen müssen. Vnter dessen hat der Obrist Rosa [Reinhold v. Rosen; BW] so neben dem Herrn Grafen von [Wilhelm Otto v. Nassau-Siegen; BW] Nassaw vnd Freyherrn von Puttbuß [Putbus; BW] / deß Herzogen lincke seyten gehalten / den Savellischen vnd Götzischen rechten Flügel / sonder grosse resistenz über Kopff vnd Halß / in ihr eygen Fußvolck gejagt / vnd biß dahin verfolgt / da dann die Keyßerliche Parthei grossen schaden gelidten / vnd alsbald ein theil derselben Infanteri / außzureissen angefangen. Inmittelst aber / seyn die andere Brigaden gar nahe auff einander kom̃en / vnd haben doch die Keyserische Mußquetirs nicht eh Fewer geben wollen / biß der Herzog etlich keine Trouppen auß den seinigen gezogen / solche hart an sie geschickt / vnd das Kugelwechseln anfangen lassen / warüber die grosse hauffen aneinander kommen / vnd bald dieser: bald jener theil / von der Reuterey angesprengt / auch hingegen widerumb entsetzt worden. In welcher vermengung es so weit gelangt / daß sie endlich gar die Mußqueten einander vmb die Köpff geschmissen / die Götzische von deß Herzogs Artolleri 3. zwölfpfündige / vnd 4. der kleinen Regiments Stücklein bekommen / hingegen Ihre Fürstl. Gn. all deß gegentheils Canon sampt darzu gehörigen Kugeln / in ihren gewalt gebracht / da sich dañ ein ieder theil / solcher seines Feinds Stücken nach vermögen: allein mit dieser mercklichen ohngleicheit / bedient / daß die Götzische / weil sie zu den erlangten 7. Stücken / mit tauglichen Kugeln nicht versehen / gar schlechten Vortheil davon gehabt / hingegen aber die Weymarische stetigs fort / vnd mit mercklichem effect schiessen können. Weil es nun zu lang gewärt / vnd das Artolleri Volck ganz darüber erlegen / so seynd theils von deß Herzogs Reutern abgesessen / haben der ermüdeten Constables vnd Handlangere Ampt versehen / vnd das Lob davon getragen / daß sie trefflich wol geschossen. Dessen aber ohnerachtet / weil die Keyserische immer mit mehrerm Volck nachsetzen können / lauter Alte / deß Handels verständige vnd wolgeübte Soldaten von beederseyt / mit einander zuthun gehabt / vnd bald nicht ein Squadron, Er sey dann eusserst bemüssigt worden / das feldt raumen wollen / sondern sie sich so herzhafft mit einander herumb geschlagen / daß ein jeder theil zum zweyten mal auff deß andern vorige stell / zu stehen kommen / vnd also die Victori biß in die fünffte Stund wanckelmütig geblieben; So haben sie endlich nur Squadron: vnd Regimenter weiß auffeinander getroffen / vnd hat dern fast ein jedes absonderlich / auß dem Feld getrungen werden müssen / da dañ in der letzte die Götzische: vnd Savellische mit hauffen durchgegangen / einander nach in ihr eygen Bagage gefallen / vnd solches selbst zu plündern angefangen / die Schwedische es ihnen aber nit gönnen wollen / sondern sie davon gejagt / vñ die guten Beuten lieber vnter sich getheilt, damit aber sich also von einander gethan vnd getrennet / daß der Herzog auff sein meiste cavalleri kein Staat mehr machen können / sondern allein mit der Infanteri vnd etlich wenig Reutern stehen geblieben / vnd an dem Feld / auch all den andern Siegzeichen / so Gott ihren Fürstlichen Gn. zuerhalten gegönt / sich wol vnd Danckbarlich begnügt. Als es nun dahin gelangt / vnd Ihren Fürstl. Gn. die ihrige schon derenthalb glück zu wünschen angefangen / hat den Herrn General Major Tupadeln der eyfer getrieben / den Flüchtigen mit etlich wenig der seinigen ferner nachzuhawen / da Er dann seine Auffwärter vnd Diener hin vnd wider von sich geschickt / vnd als Er solcher gestalt allein wider zu rück gekehrt / in meynung / daß von den Kayserischen oder Bayerischen ganz niemand mehr zu gegen sey / ist Er von einer Troupp / so sich wider zusammen gefunden / ohngefähr angetroffen / vnd also gefangen mitgenommen worden: Wie sich dann auch auff der Wahlstatt / an einem Graben vñ Vortheilhafften Paß / noch endlich 5. Squadrons zu Pferd uvnd 4. zu Fuß / widerumb befunden / welche sich ferner zu wehren zwar ansehen lasse / aber so bald die beynahende Nacht ihnen zu statten kommen / vnd ein wenig blinder alarm gemacht wurde/ in grosser dissordre durch: vnd auff Offenburg[46] gegangen / Allda Ihr Excell. Herr Graf Götz selbsten / nicht über ein halbe Stund geblieben / sondern mit 6 / seiner BagagiWägen / die Er von aller menge daselbst hinderlassen hatte / vnd von all den zusamen gefundnen Trouppen / sich noch dieselbe Nacht / beneben dem Herrn Gener. Wachtmeister Schnettern [Schnetter; BW] / Herr Obrist. Geyling / Truckenmüllern [Druckmüller; BW] vnd Reynach [Melchior v. Reinach; BW] / auff Oberkirch[47] nach demselben Thal reterirt / allda Seine Excell. folgends etlich vnterschiedliche hohe Officirs / so todt auß der Schlacht mit abgeführt waren / oder doch vnterwegs noch / den Geist auffgeben / begraben: Inmittelst die verhawene Wege vber das hohe Gebürg / der Kniebis[48] genandt / durch das Landvolck eröffnen / den Rest Seiner Excell vnd deß Herrn Duca Savello Volcks / als biß in 1400. Reuter vnd 900. Mañ zu Fuß / doch alles in mercklicher confusion / darüber nach dem Würtenbergischen Land gehen / vñ besagte Weg gleich wider hinder sich stärcker als zuvor vergraben vñ verhauen lassen. I. F. G. Herzog Bernhart haben sich dagegen auff der Walstatt vnd eben an dem Orth / wo der Feind anfangs der Schlacht gestanden / vnter den Todten vnd gequetschten gelägert / vnd von dero denselben Tag gehabtẽ überauß grossen müh / mit frewden geruhet / dann Sie nahend alle Squadrons vnd Brigaden selbst angeführt / vnd sich zu mehrmaln mitten vnder der Feinde Trouppen befunden hatten / auch von theils derselben Officirs gekandt / vnd vmb ertheilung Quartiers mit namen angeruffen vnd gebetten worden. Aber der Allmächtige hat I. F. Gn. dermassen beschirmet / daß Sie ganz ohnverletzt geblieben / vnd allein auff dero Waffen 2. Schuß bekommen. Ihr Feldgeschrey in solch hitziger Schlacht / war abermalen / GOTT MIT VNS / aber bey den Franzos: vñ andern beywesenden Nationen / welche das Teutsche nicht wohl aussprechen kunden / Emanuel. Vnter der Götzischen vnd Savellischen aber / rufften sie / FERNANDUS.

Vnd ist im vbrigen der vollkom̃ene Sieg in deme bestanden I. Daß Ihre Fürstl. Gn. nicht allein dero von den Kays. in wehrendẽ Treffen / an sich gebrachte Stück / alle wider erlangt / sondern auch ihnen die ihrige / so viel sie gehabt / als nemlichen 2 halbe Carthaunen / 2 schöne Böhler auff 125. Pfund schiessend / 3 Falckonen / 2 Falckonerlein / vnd 4 Regiments stück / neben aller zugehör / von Kugeln / Granaten / Pulver vnnd Lundten in grosser anzahl / auch viel Wägen mit materialien / 2 Feld Schmitten / vnd aller nothwendigkeit eines wohlbestelten Artolleri Staats / sampt den darzu gehörigen Officiers vnnd anderm Volck / abgewonnen vnd erhalten. II. Daß Ihre Fürstl. Gn. all die Proviant vnd andere namhaffte Vivers / damit Preysach versorgt werden sollen / sampt darzu behörigen Wägen / deren in allem biß in 1000. gewest / erobert. III. Daß Sie neben deme / ihnen den Götzischen vnd Savellischen auch all ihr Bagage / so biß in 2000. Wägen vnd Kärch / vnd darunter viel hübsche Carotschen / mit manch guter Beut / Insonderheit aber der beeden / Herrn Generalen Canzleyen vnd Brieffe mit begriffen / aberhalten. IV. Daß Ihre Fürstl. Gn. ihnen 80 Cornet vnnd Fähnlein genommen / darunter allein von deß Herrn Feldmarschalckẽ Graf Götzens LeibRegiment Curasiers / 7 schöne von Silber vnd Gold gestückte / von andern Regimentern Curasiers aber: auch etlich Cornet / sich befunden. V. Daß von den Keyserisch: vnd Ligistischen nicht allein über 1500 Mann auff dem Platz erschlagen / sondern ihrer auch ein grosse anzahl in den Rhein gejagt vnd ersäufft / viel zu Gnaden vnnd in Dienst auffgenommen / andere gefangen / vnd in Summa solch ansehnliches Corpus von lauter den ältesten Regimentern / zum wenigsten 12000 Mañ effectivè starck / also verringert vñ zerstrwet worden / daß wie obgesagt / dern nicht dritthalb Tausend mehr / zu Roß vnnd Fuß / bey ihrem General sich versamblet / Wie viel aber gequetschte / darunter seyn mögen / das weiß man noch nicht. Der Kayserisch Herr Feldmarschall Duca Savello ist in den Rucken geschossen / kümmerlich davon kommen. Herr Obrist Seneschal ist gefangen / Herr Obrist Meusel / Obrist Hagshausen [Moritz von Haxthausen; BW] / Obrist Soles [Gottfried v. Salis; BW] / so das Prisigellisch [Brisigello; BW]: Obr. Stefan Alber / so das Tyllisch: vnd Obrist du Puis [Puech; BW], der das Eppische [Epp; BW] Regiment hatte / deßgleichen der Obr. Limpach [Limbach; BW] / vnd wie man gewiß darvor hält / auch Herr Obr. Edelstett [Edlinstetten; BW] / seyn Tod / 5 Obriste Leutenant seyn gefangen / vnd deren zum wenigsten 6. oder 7. gleichfals Todt. Von Obrist Wachtmeistern seyn nur 3 gefangen / wie viel aber derselben / so dann auch von Rittmeistern / Capitains / Leutenanten / Cornets / Fenderichen / vñ geringern Officirs eigentlich Todt geblieben / hat man noch der zeit nit allerdings wissen köñen / wiewol deren ein zimliche anzahl bekandt / vnd es auß obigem wohl abzunehmen ist. Obrist Wachtmeister Vivario, ist neben andern zu Oberkirch erst begraben worden: Vnd seynd sonst von erstbenanten Officiers sehr viel: vnd allein bey dem Rosischen Regiment /über 100 gefangen / darunter die geringste / Quartiermeisters seyn / daß man aber die gesampte anzahl von allen Regimentern / nicht zusammentragen tragen vnd hier benambsen können / ist die vrsach; weil die regimenter nicht mehr als einen ganzen Tag zu hauff geblieben / sondern von Ihrn Fürstl. Gn. theils vmb den Feind weiter zufolgen / mehrentheils aber vmb die Fütterung besser zu haben / hin vñ wider Commandirt: vnd auß einander gezogen worden. Gegen all oberzehltem haben Ihre Fürstl. Gn. in dem grossen vnnd ernsten gemenge ihr seyts verlohren / 14. Fähnlein vnd 8 Cornet / 2 Majors / als nemlich Major Weyerheim von den Tupadelischen zu Pferdt / vnnd Major Vizdumb [Eckstätt; BW] von den [Philipp Eustach v.; BW] Hattsteinischen Regiment zu Fuß / beneben 8. oder 9 Rittmeistern vnd Capitains in allem / vnd etlich geringern Officirs / auch nicht über 500. gemeine Reuter vnd Knecht / deren Zahl doch allgleich so reichlich ersetzt worden / daß (wie beweißlich) der grösser Theil Ihrer Fürstl. Gn. Regimenter zu Fuß / vmb etlich 100. Mann stärcker / ab: dann auff die Walstatt gezogen: die gefangene gemeine Soldaten / so sich nicht alsbald gutwillig vntergestellt / vnd dern auch etlich viel 100 seyn / damit nicht eingezehlt. Sonsten aber / so seyn Ihren Fürstl. Gn. abgefangen / vnd in der retirada mit fortgebracht wordẽ / der General Major Tupadel / wie oberzelt / Obrist Leutenant Ruht [Ruuht; BW] von dem Vorbußischen [Forbes; BW] Regiment / 4. Rittmeister / vnd 3. oder 4. Capitains / beneben etlich Leutenant / Cornets vnd Fendrichen / welche dann nechster Tagen sollen wider eingetauscht werden. Vnd seyn bey dieser ernsten occassion, Ihr Fürstl. Gn. seyts / am gefährlichsten gequetscht worden / Herr Obrist Rotenhan / Herr Obrist Leutenant Rheingraf Johann Ludwig [v. Salm; BW] / Obrist Leutenant [Friedrich Wolfgang v.; BW] Fleckenstein / Major Rosa [Johann von Rosen; BW] / vnd Major Prestin / aber nunmehr alle ausser lebensgefahr. Herr Obrist Rosa [Reinhold v. Rosen; BW] / vnd Herr Obrist Graf Wilhelm Otto von Nassaw seyn zwar gleichfalls vom schiessen beschädigt / haben doch einen Weg als den andern / immer mit fortzureiten / vnd ihre Dienst zuthun nicht vnterlassen. Dienstags den 31 Julii hernach / haben Ihre Fürstl. Gn. forderst die von dero Armee gebliebene Soldaten samptlich / vnd was man auch vom Feind für vorneme Officirs erkennen mögen / lassen ordentlich begrabẽ / weil auß mangl deß Volcks solches überal ins Werck zubringen / nicht möglich war, Ingleichem haben Seine Fürstl. Gn. Vorsehung gethan / daß die gequetschte versorgt / vnd hin vnd wider außgetheilt worden / hernach der Soldatesca zur ergetzlichkeit / die eroberte ProviantWägen / sampt allen Vivers so darauff / zum besten gegeben / vnd zumahln dero Bagage von Mohlburg zu sich auf die Wahlstatt kommen lassen. Mitwochs den 1 (11) Augusti / frühe / ward zu Ehren deß Allmächtigen Gottes / welcher so ein reichen Sieg verliehen hatte / bey der ganzen Armee ein solenn Danckfest gehalten / da dann der Lobgesang / Gebet vnd Verkündigung der Wolthaten deß Allerhöchsten / bey jedem Regiment absonderlich / in dem ganzen Feld vmbher / erschallet / bey Ihren Fürstl. Gn. aber / sich alle Obristen vnd Vornehmbste Officiers befunden / vnd sampt denselben / Erstlichen den 124 Psalmen / Wer Gott nicht mit vns diese Zeit / etc. von Herzen gesungen / hernach auff anhörung der Predigt Göttlichen Worts sich vnter dem freyen Himmel vmbher / auf ihre Knie gelegt / vnd Gott durch sonderbahre Gebet / inniglich gedanckt / So dann auch das Te Deum Laudamus etc. mit frewden intonirt, Vnnd hierauff so sein Ihren Fürstl. Gn. von dero Regimentern nacheinander / die eroberte Cornet vnd Fähnlein / vnterthäniglich præsentirt / vnd von dero Zelt plantirt oder auffgesteckt worden / welches dann (weil sonderlich viel schön erneuerte Standarten vnd Fahnen darunter) sehr prächtig vnd magnifi. anzusehen gewest. Nach diesem haben Ihr Fürstl. Gn. erstlich so wol auß dero vorigen / als denen vom Feind new eroberten Stücken / hernach von der gesampten Cavallerie / vnnd so dann von den Mußquetirs zum zweyten mal / in hüpscher Ordnung Salve schiessen vnd also diß allgemeine Frewdenfest beschliessen lassen“.[49]

Johann von Götz hob lobend hervor, dass Gayling, welcher „an seinem schadhaften Schenkel an dem Calculo[50] und Podagra zu Bett liegen und sich auf der Kutschen führen lassen müssen, diese zwei Tage, da es zum Ernst kommen sollen, sich aus der Kutschen auf das Pferd haben lassen, seinen Küraß angezogen, ritterlich wie ein Löwe gefochten“ habe.[51] Götz schlug Gayling für einen „Recompens“ vor“.[52]

„An demselben Tage [5.3.1639; BW] meldet Oberst Kolb zu Weiden[53] seinem ‚hochgeehrten Herrn Schwagern‘, dem Rentmeister N. zu Amberg,[54] er habe in Erfahrung gebracht, General Salis sei mit den 3 Kavallerie-Regimentern Coloredo, Salis und Altheim und mit 2 Regimentern zu Fuß, deren Namen der Kundschafter ’nicht behalten‘, bei Plauen[55] auf die Schweden gestoßen, ‚deren 8 Regimenter, 600 Tragoner und 6 Veldtstuckh unter dem Commando Frangels [Wrangel; BW] und Schlangs‘ standen. Das Regiment Salis habe 5 Standarten verloren. Von Salis selbst habe noch nicht in Erfahrung gebracht werden können, ‚ob er gesundt, Gefangen, bey leben oder Todt‘ sei; die ‚bagagi von disen 5 Salischen Regimentern‘ habe bei dem raschen Vordringen des Feindes zurückgelassen werden müssen und sei ‚in der Voidtländischen Bauern Handt verblieben‘ „.[56]

Slange nahm auf dem Rückmarsch von der fehlgeschlagenen Belagerung Regensburgs[57] 1641 durch Banér mit dem kleinerem Teil seines Regiments in Burglengenfeld,[58] mit dem größeren in Schwandorf[59] Quartier. Er zog die Besatzung von Burglengenfeld an sich und marschierte am 17.3. abends nach Neunburg vorm Wald[60] ab, wo er am 18.3. um 3 Uhr morgens eintraf. Die ihm unterstellten Nabburger[61] Regimenter wies er an, unverzüglich nach Neunburg zu marschieren. Diese warteten jedoch, bis die Korps von Auerbach[62] und Vilseck[63] eintrafen und brachen erst am 19. 3. nach Neunburg auf. Der Vortrab der Kaiserlichen und Bayerischen, 7.400 Kavalleristen unter Caspar von Mercy am 17.3. Burglengenfeld, das von den Schweden bereits aufgegeben worden war, und brach am 18.3. gegen Cham[64] auf. Slange wartete in Neunburg das Eintreffen der beiden Nabburger Regimenter nicht ab und marschierte am 19.3. nach Cham ab. Bei Neunkirchen-Balbini[65] stieß er auf die Vorhut unter Mercy und wurde nach Neunburg hineingeworfen. Über 600 Wagen, alle Handpferde und die Frauen der Offiziere fielen in Mercys Hände.

Zur Erhöhung der Verteidigungsfähigkeit ließ Slange in Neunburg 41 Häuser niederreißen, alles Vieh aus den Ställen auf die Straße treiben, seine Pferde hineinstellen und verschiedene Bollwerke errichten. Die beiden Nabburger Regimenter hatten sich am 18.3. mit den Garnisonen aus Auerbach und Vilseck vereinigt und marschierten am 19.3. von Nabburg ab. Sie fanden jedoch Neunburg bereits von kaiserlichen und bayeri-schen Truppen eingeschlossen. Ein Ausfall Slanges ermöglichte es ihnen in die Stadt zu gelangen. Am 19.3. zog Báner von Cham über Furth[66] und Taus[67] ab. Geleen traf in der Nacht vom 19./20.3. vor Cham ein und nahm sofort die Verfolgung auf. Erzherzog Leopold Wilhelm leitete den Angriff auf Neunburg, der am 19.3. in Neukirchen-Balbini sein Hauptquartier aufschlug. Der Ort wurde von den Kaiserlichen bis auf sieben Häuser völlig niedergebrannt.

Slange „machte Piccolomini, der an der Spitze seiner Reiterei am Ort erschienen war, sogleich klar, daß er nicht daran denke, aufzugeben. Neunburg lag auf dem Weg nach Cham, und um weiter vorrücken zu können, mußten die Kaiserlichen zuerst Slangs Truppe bezwingen. Die Infanterie der kaiserlichen Hauptmacht wurde herangeführt, und am Morgen des 10. [20.] März war auch die gesamte kaiserliche Artillerie herangefahren und aufgeprotzt. Der Angriff konnte beginnen. […] Die einfachste Methode, eine Festung einzunehmen, war das Zernieren, was ein feineres Wort dafür war, daß man alle Ausgänge der Festung verstopfte und dann einfach wartete, bis der Hunger die Menschen in ihrem Inneren zwang, zu kapitulieren. […] Eine Zernierung konnte hier bei Neunburg nicht in Frage kommen, auch eine regelrechte Belagerung nicht. Die Kaiserlichen hatten keine Zeit. Sie mußten Slang und seine Männer schnell aus dem Weg räumen, um weitermarschieren zu können und das schwedische Heer in Cham einzuschließen. Also blieb ihnen nur eine Erstürmung. Es waren stets blutige und gewagte Operationen, im Kreuzfeuer mit Hellebarden und Äxten und Handgranaten anzustürmen und sich auf unangenehm hohe Leitern zu schwingen oder auf blutig geschrammten Händen und Füßen durch eine mit Sprengsteinen gefüllte Bresche in einer Mauer zu kriechen.

Auch solche Festungskämpfe folgten einem bestimmten Ritual. Zunächst verlangte der Angreifer, daß der Verteidiger sich ergeben solle. Die Antwort war in neunundneunzig von hundert Fällen ein Nein, und zwar ungeachtet der Lage. Ohne Kampf aufzugeben machte einen schlechten Eindruck und tat der Ehre Abbruch.[68] Häufig folgte danach ein verbales Spiel von Drohung und Trotz, in dem die Angreifer schworen, zu stürmen und allen und allem den Graus zu machen, während der Verteidiger stolz gelobte, bis zum letzten Atemzug zu kämpfen. Dann begann der Kampf. Tatsächlich kam es äußerst selten dazu, daß Mann gegen Mann kämpfte. Sobald die Verteidiger keine Möglichkeit mehr sahen, die Angreifer zurückzuhalten, gaben sie auf, aller wackeren Rhetorik zum Trotz. Oft genügte es, daß der Angreifer eine Bresche in die Mauer schoß.

Diese ritualisierten Kämpfe waren immer üblicher geworden, ein weiteres Anzeichen dafür, daß der Konflikt einiges von seiner Hitze zu verlieren begonnen hatte. Viel von dem merkwürdigen, schönen und trügerischen Licht, das die innere Landschaft der Ideologen erhellt, hatte inzwischen angefangen zu verblassen. Der religiöse Bürgerkrieg war fast ganz vorbei, und an seine Stelle war ein Krieg zwischen verschiedenen europäischen Großmächten getreten. Die von brennendem Geist erfüllten Kreuzfahrer und Fanatiker waren einer nach dem anderen von der Bühne abgetreten, und ihr Platz war von den Condottieri, den Landsknechten und geworbenen Haudegen eingenommen worden. Die Leiden und das Elend der Zivilbevölkerung waren unverändert entsetzlich, aber in bestimmten Kriegssituationen war doch eine gewisse Zurückhaltung zu erahnen. Sie entsprang zum Teil dem mittelalterlichen Ritterideal, das in Europa weiterlebte, aber auch der klassen- und berufsmäßigen Gemeinsamkeit der Krieger. Fanatismus ist etwas für ideologisch Überzeugte, nicht für Männer, die den Krieg zu ihrem Beruf und zu einer Lebensart gemacht haben.

Den ganzen Mittwoch über sprühte die kaiserliche Artillerie Projektile gegen Neunburgs Mauern, die rasch in rollenden Explosionswolken von Staub und kantigen Sprengsteinen zermahlen wurden. Die Aufgabe war nicht besonders schwer, denn die Festungswälle waren wie gesagt vom senkrechten, alten Typ und außerdem in einem Zustand fortgeschrittenen Verfalls, und den Verteidigern fehlten zu allem Unglück eigene Geschütze, um das Feuer zu erwidern. Gegen Abend war ein klaffendes Loch in der Mauer entstanden. Der kaiserliche Befehlshaber entsandte zu diesem Zeitpunkt einen seiner Obersten, um, wie der Brauch und das Ritual es verlangten, zu fragen, ob Slang und seine Männer jetzt bereit seien zu kapitulieren. Die Schweden hatten jedoch die Bresche mit Brettern und Balken wieder geschlossen, und Slang wies die Vorschläge des Obersten glatt zurück und drohte stolz, ihn zu erschießen, falls er es noch einmal versuchte. Eine Weile später wurde ein kaiserlicher Trommler vorgeschickt, um einen neuen Vorschlag zu machen, aber kaum hatte er sich gezeigt, als er mit einem gutgezielten Schuß von dem löcherigen Festungswall niedergestreckt wurde. Die Antwort kam auf der Stelle, dichte Sturmkolonnen wälzten sich durch die Frühjahrsnässe heran, erreichten die Mauern, wurden aber mit hohen Verlusten zurückgeschlagen.

Am Tag darauf wurde die kaiserliche Artillerie näher in Stellung gebracht, und zwei der Türme der Stadt zerbröckelten bald unter dem Beschuß grober Kaliber. Gruppen kaiserlichen Fußvolks rückten durch den Staub vor und kamen den Löchern in der Mauer so nahe, daß sie mehrere Straßen der Stadt mit Musketenfeuer bestreichen konnten. Nun wollten einige von Slangs Offizieren aufgeben; sie hatten alles getan, was von ihnen erwartet werden konnte. Doch Slang lehnte ab. Als sie daraufhin klagten, daß ihre Munition nur Neige gehe, hatte der halsstarrige Oberst sogleich die Antwort parat: »Statt Kugeln können wir Steine nehmen. Davon gibt es genug. Laß die Leute suchen  und sammeln !«. Es ist unwahrscheinlich, daß die schwedischen Reiter dazu kamen, Steine auf ihre Feinde zu werfen, denn sogleich richteten sich die Schauer brummender Kanonenkugeln gegen die Mauer zwischen den beiden zusammengeschossenen Türmen, und binnen kurzem sackte auch sie krachend in sich zusammen. Die kaiserlichen Kanoniere konnten jetzt direkt in die Stadt hineinsehen, bis zum Marktplatz. Nun hatte auch Slang genug, und er beugte sich dem gesunden Menschenverstand des Belagerungsrituals. Er ließ Trompeter die Kaiserlichen anblasen und erklärte sich zur Kapitulation bereit, falls seine Offiziere nicht gefangengenommen würden (die gemeinen Soldaten sollten zurückgelassen werden). Die Gegner lehnten ab. Die Schweden mußten sich auf Gnade und Ungnade ergeben, bedingungslos. Aus der zerschossenen Stadt trotteten rund 90 Offiziere, 1600 Reiter und 180 Musketiere. Neunburg war gefallen. Der Weg nach Cham war frei“.[69]

Slange, Rudolf von Berkefeld, Obrist Heuking, der Kommandant von Nabburg, Karl Magnus von BadenDurlach und [Jaroslav Petr] Kinský gerieten in Gefangenschaft, wurden nach Regensburg und weiter nach Wien gebracht.[70]

Das „Theatrum Europaeum“ berichtet über diese Vorgänge: „Der Obrist Schlange lag / wie schon obgemelds / mit seinem Regiment und Volck voran / zu Schwandorff[71] / hatte darvon bey 40. Dragoner im Schloß Burglengenfeld[72] / und mag darvon desselben in der verbrandten Stadt auch etwas herunter gelegen haben / inmassen seine Partheyen von darauß nach Regenspurg[73] / so nur vier kleine Meylen darvon gelegen / wo nicht auch auß dem Regenstauffischen[74] / so halber Weg ist / fast täglich gegangen / die andere Obriste / als Heukhing und Herr Kintzky lagen in Nabburg[75] / und ihres Volcks auch theils an der Vilß zu Vilßeck[76] und Auerbach[77] / so als der weiteste Weg auff sieben guter Meilen von Schwandorff / Nabburg aber nur zwey kleiner darvon ist / ligend hatten / desto bessern Auffenthalt zu haben.

Als nun obenerwehnte drey Brücken[78] / in Eyl darüber zu kommen / fertig und zu vorderst alles Käis. und Bäyr. Fuß-Volck / sampt der Artigleria bey Kelheimb[79] in der Still gesamlet und vorhanden gewesen / wurde die Marche mit völliger Käiserl. und Bäyr. Armada / die man auff 20000. starck geschätzet / Sambstags den 6. 16. Martii von Phöringen[80] an der Donau / eine Meyle oberhalb von Neustatt[81] mit starcker Reuterey und wenigem Fuß-Volck / so Herr General Piccolomini und Mercy im Vorzug geführet / und den Nachzug deß Herrn Ertz-Hertzogen Hochfürstl. Durchl. überlassen / so mit übriger Cavallerie angefangen / und theils fuß-Volck / Sonntags den 7. 17. diß gefolget / darauff Montags das Bagagy in Convoy der 10. dabey gelassenen Regimentern / und Dienstags den 9. 19. diß die Artiglioria in Begleitung deß de Suys Regiment fortgangen : welcher gantzer Zug den Weg bey der Stadt am Hof[82] vorbey / theils auff die lincke Hand nach Burglengenfeld / theils zur Rechten über die Regenbrücke bey Weix[83] gerad gegen Wald-Neuburg[84] / da der Schwedische Obriste von Bürckenfeld [Berkefeld; BW] gelegen / zugenommen / deß Fürhabens / dem Schlangen / daß er zu seinem Herrn Generalen nach Chamb[85] nicht mehr kommen sollte / den Weg zu vorderst abzuschneiden.

Es hatte aber der Obriste schlang dessen zuvorhero schon etwas Nachricht / so er den genenneten beyden Obristen mitgetheilet / sie auch / daß er und sie / die unter seiner Conduite waren / Ordre habe sich nach Chamb zu retiriren / wissen liesse / die dann ihren nächsten Weg dahin / auf Wald Neuburg / so von Nabburg nur drey Meylen entlegen / zu nehmen gehabt.

Als nun der Käiserl. und Bäyr. starcke Vortrab sich Burglengenfeld unversehens / und zwar Sonntags den 7. 17. Martii bemächtiget hatte / welches der Obriste Schlang / in den ersten zweyen Stunden zu Schwandorff wissen konnte / verließ er seinen Befelch gemäß / Schwandorff / avisirte es beyde Obristen zu Nabburg dessen / und kam er Sonntags den 7. 17. dieses / deß Nachts um 3. Uhren nach Wald-Neuburg / kleiner dritthalb Meylen von Schwandorff / vermeynend der andern zweyen daselbsten zu erwarten / alsdann solches billich / weilen sie unter seiner Conduite gewesen / also seyn sollen. Es hatten aber diese beyde Volck / so zu Vilßeck und Auerbach gelegen / nicht dahinden lassen wollen / welches die Hinderungs-Ursach gewesen / daß sie mit einander im Wald-Neuburg hald hernach ertappet worden. Dann ob sie wol um den 9. 19. Martii daselbsten ankommen / haben sich doch die Käyserl. und Bäyr. schon so starck mit ihrem Vortrag diß Orts befunden / daß ihnen Schlang und Bürckenfeld entgegen ziehen / und sie sich gesampter Hand durch und in Neuburg schlagen müssen : darauff man sie plötzlich eingeschlossen / und ihnen weder Tag noch Nacht Ruhe gelassen / biß sie sich zu rantzioniren versprochen / sonst haben sie vermeynet biß auff den Tod sich zu wehren / und nicht nachzulassen / unangesehen ihre letzte Wehr nur mit Steinen gewesen.

In specie, so viel uns möglich / hiervon zu melden / seyn die Käiserl. und Bäyerischen so starck fortgerucket / daß sie den 9. 19. Martii nicht nur allein mit den Schlangischen deß Tags gefochten / sondern auch sie in Wald-Neuburg noch selbigen Tags eingesperret / und umzingelt / die Nacht noch das Geschütz darvor gebracht / und den 10. 20. diß den Ort beschossen / der Schlang aber die Bresse deß Nachts etwas wieder verbauet / das den Tag über beschehene Stürmen abgeschlagen / dardurch die Käiserl. und Bäyrischen von 5. à 600. erleget und beschädiget / unter denen ein Obrister-Lieutenant und etliche andere Officirer geblieben / und der Obriste Herr von Bemmelberg gefährlich verwundet worden / daran er nachmals gestorben : und haben sich die in Neuburg den 11. 21. dieses mit Steinen noch etwas gewehret / doch selbigen Tags mit Vorbehalt der Rantzion auff Discretion ergeben.

Haben demnach diese ergebene alsbalden herauß lieffern müssen / 1500 gerüster Pferd / nach welchen sich die Personen gefangen gestellet / nehmlich vier Obriste : als

Schlang / Schwedischer Leibguardien Commendant.

Jobst Rudolf von Bürckenfeld / sampt seiner Frauen und Kindern.

Wilhelm Heukhing.

Janißlaus Kinßky.

4. Obriste Lieutenant.

3. Obr. Wachtmeister.

23. Rittmeister / worunter Marggraff Cal Magn. von Baden Durlach.

3. Capitän Lieutenant.

23. Lieutenant.

26. Cornet.

3. Regiments Quartiermeister oder Corporalen.

16. Compagnien Quartiermeister.

2. Capitäin zu Fuß.

2. Lieutenant zu Fuß.

26. Standarten.

200. Soldaten zu Fuß.

1800. Montirte Reuter.

400. Dienst und andere Pferd.

500. Roß-Jungen und Knecht / etc.

Welche alle noch selbigen Tag auff Regenspurg fortgeschicket / und über die Steinerne Brücken eingebracht / die vornehmste Officirer / in die Landshüter Herberg / zum Pfauen / und schwarzen Adler eingewissen / die andere zurück herüber nach dem Hoff und Weichs / ins Bäyrische kleine Schlößlein einquartiret / alle Wehrloß gemachet / und fürters daselbsten verwachet worden seyn / von welchen die jenigen / so vor diesem in Käiserl. und Bäyr. Diensten gewesen / sich zu denselben zeitlich wiederum eingestellet / und die vornehmste Officirer / daß sie Wehrloß mit ihrer Wacht in die Kirchen / und / anderswohin nach ihrem Belieben gehen mögen zur Gnad empfangen.

So viel nun auß unterschiedlichen guten Berichten. Es ist uns aber auch über alles dieses eine Delineation deß Orts / sampt etwas mehrern Particularitäten von der Eroberung / durch Beförderung deß Käiserl. Ingeniero Herrn Carolo Cappi, zuhanden kommen / so von obigem nicht sehr discrepirt / darum wir beydes das darüber gefertigte Kupfferstück / und was er zugleich davon berichtet / sampt der darinnen gesetzten Ziffern bedeutung / anhero beyfügen lassen / also lautend:

Als die Käiserliche und Bäyerische armada den 6. 16. Martii von Föringen auffgebrochen / den 7. 17. desselben / über die Nab bey Riglingen / vermittelst einer in sechs Stunden gemachter Schiff-Brücken gegangen / haben noch selbigen Abend Herr Feld-Marschall Piccolomini / und der Bäyrische General Feld-Zeugmeister Herr Franciscus Mercy, mit sechs hundert Pferden / und zwölff hundert commandirten Mußquetirern den Vorzug genommen / und Ihrer Hochfürstl. Durchl. mit übriger Armada den Nachzug gelassen. Den dritten Tag hernach / als den 8. 18. Martii / hat die Avantgarde besagter Trouppen / geführet der General-Wachtmeister Herr Caspar Mercy / den Obristen Schlangen mit dreyen Regimentern zu Roß nahend bey Neuburg an der Schwarzach angetroffen / welcher / als er die Käiserl. Trouppen gesehen / sich in diese Stadt begeben / in deren er von den Käiserlichen umringet worden. Als Ihre Hochfürstl. Durchl. dessen erinnert / und dieselbige mit dem Nachzug / und folgender Armada schon zu Neukirchen[86] ankommen waren / und deren Herr Feld-Marschalck Piccolomini diß Orts erwartet / seynd sie mit mit der Infanteria und Canonen / den 9. 19. Abends für die Stadt geruckt / daselbsten ihre Hochfürstl. Durchl. dem Conte de Suys, General Feld-Zeug-meister Ordnung gegeben / die Artigleria zu plantiren / auff dem Posto mit A. bezeichnet / von dannen man den 10. 20. diß angefangen / die Mauer / an dem Ort / da sie schon vor diesem angegriffen / und mit Holz widerum verwahret war / zu beschiessen. Als man nun innerhalb vier Stunden ein ziemliches daran niedergeworffen / und doch die in der Stadt mit Erden / und allerlei anderer Matery daran wiederum erbauet gehabt / sind etliche Soldaten commandiret worden / die Bresse zu recognosciren / und sich daran / wo möglich zu logiren. Inzwischen aber wurde ein Hauß mit B. bezeichnet / angesteckt / welches die Käiserliche Soldaten beschädigte / es gieng auch folgende Nacht in der Bresse mit C. bezeichnet / ein Feuer auff / so in einem Keller oder Gewölb unter der Bresse sich gezogen / die Bresse aber mit Holz bedecket / und die Mauer darvon eingefallen war / deßwegen man die Canonen an andere Ort gestellet / mit D. bezeichnet / und angehenden Morgens den 11. 21. Martii den Thurn mit E. gezeichnet angegriffen / durch welchen die Käiserliche Soldaten in die Stadt kommen / und auff die Schwedische getroffen / welche als sie alle Bereitschafft zum Sturm gesehen / sich auff Ertzhertzogliche Clementz ergeben / und seyn denselben Tag noch außgezogen der Obriste Schlang / Bürckenfeld / Hekhin / Kintzky / und Herr Marggraff von Durlach / mit 2000. Pferden / 250. Fußknechten / 26. Reuter-Fahnen / unter denen General Banners Leib-Fahnen gewesen / dabeynebens auch drey Carrozzen mit Frauenzimmer und gefangener Officirer Weiber / die alle der Käiserl. Majest. nach Regenspurg zugeführet worden.

Infanteria.

1. Regiment di Caretto

2. Reg. Suys

3. Reg. Savelli.

4. Reg. Happach und Günther.

5. Reg. Haßlang.

6. Reg. Mercy.

7. Reg. Honolstein.

Cavalleria

8. Regiment Gayling.

9. Reg. di Vera.

10. Reg. Rodoan.

11. Reg. Gonzaga.

12. Reg. Nicolas.

13. Reg. Spiegel.

14. Reg. Ester.

15. Reg. Briganza.

16. Das alte Regiment Piccolomini.

17. Ihrer Hochfürstl. Durchl. Guardia.

18. 700. Cavalli so von dem Obristen Kolben und Sporcken commandirt worden.

19. Die Käiserlichen Mußquetirer“.[87]

Piccolomini war 1641 über Bernburg[88] und Germersleben[89] in Richtung Wolfenbüttel[90] gezogen. Er vereinigte sich mit der von Erzherzog Leopold Wilhelm herangeführten Verstärkung und beide beabsichtigten, Wolfenbüttel zu stürmen.

Am 29.6.1641 entbrannte die Schlacht mit den wieder vereinigten Heeren der Schweden und Guébriants. Obwohl die Schweden keinen Feldherrn hatten, wurden die Kaiserlichen unter Piccolomini geschlagen. Ihm selbst wurde – wie so oft – das Pferd unter ihm erschossen. Das „Theatrum Europaeum“ berichtet zur Vorgeschichte und zur Schlacht selbst: „Man gab den 11. 21. Junii vor / daß über dem obgedachten Erbieten / so Hertzog Augustus von Braunschweig aus unlängsten zur Conferentz gethan hatte / Käiserl. und Lüneburgische Gesandten bey Magdeburg beysammen gewesen seyn / einander zu vernehmen / und etwas gewisses / da möglich zu schliessen : davon ohne Zweiffel die Goßlarische Handlung herkommen / von der wir nachfolgend in particulari etwas melden wollen.

Der Damm war um den 14. 24. Junii zugesetzet / das Wasser nunmehr recht zusammen gehalten / es war aber noch zur Zeit höher nicht / als etwa ein paar Ehlen hoch in Wolfenbüttel getrieben / darum die Belägerte noch keine Noth hatten / und muste der Damm höher geführet werden.

Die Weymarischen lagen / wie vor gemeldet / zu Oschersleben[91] / und am Kiwitzer-Damm / die Lüneburgischen an Hessumer / der Graff [Kaspar v.; BW] Eberstein war mit Hessischen im Anzug : die Käiserlichen waren meist zu Egelen[92] und Germersleben / theils aber schon nach Hammers[93]- oder Hadmersleben[94] / anderthalb Meilen von Oschersleben kommen.

Der Ertz-Hertzog war vor dem 14. 24. Junii zuvorn / mit seinem Volck à 300. Mann zu Germersleben beym Piccolomini angelanget / welcher die Resolution, den Entsatz zu thun / schon gefasset / und von Ih. Hochfürstl. Durchl. zuvorn hero an die Hertzogen zu Braunschweig / und Lüneburg Warnungsweise / sich zu accomodiren geschrieben : Darauff der Marche also fortgangen / daß die Käiserl. den 18. 28. dieses nahe bey Scheppenstedt[95] / zwo Meilen von Wolfenbüttel ankommen waren / und andern Tags das Treffen angienge / über welchem im Anfang nach Eigenschafft der passionirten so indiscret berichtet wurde / daß wir nichts davon referiren mögen. Es seyn aber bald darauff von beyder Seiten unterschiedlichen Officirern Schreiben zur Hand gebracht worden / derer keinem wir an seinem Inhalt etwas benehmen / sondern eines und anders in seinem Werth und Unwerth verbleiben / und damit dem Leser sein Judicium von einem und anderem / wer das beste gethan und zum nehesten davon refiret / auch wer das beste Glück gehabt habe / vielmehr frey lassen wollen / nicht zweiffelend / er auß gegeneinander Haltung und Vergleichung der Circumstantien von sich selbsten dem Verlauff den beyläufftigen rechten Außschlag zu geben wissen werde. Folgen demnach erst zwey auß dem Käiserlichen Läger ergangene Schreiben:

Den 29. Junii seynd wir mit der gantzen Käiserlichen und Reichs-Armee bey Wolffenbüttel auffgebrochen / und recta auff den Feind avanciret / der gefasten gäntzlichen Resolution, selbigen zu einerHaupt-Action zu bringen / welchen wir dann in seinen bey dem Damm verfertigten Wercken und Posten stehend befunden / ohnerachtet diesen Vortheil aber dermassen an ihn gesetzt / daß die unserigen alsbald drey Schantzen sich bemächtiget / darinnen sie drey Stück bekommen / und viel nieder gemacht. Indem aber der Feind seine meiste Macht dahin gewendet / haben die Unserigen sich mit ebenmessigen ziemlichen Verlust widerum zurück begeben / also daß bey diesem Scharmützel und Attaque / welche für eine der schärffsten / als in langer Zeit hero / nicht geschehen / gehalten wird / auff beyden Seiten eine ziemliche Anzahl an Officirern und Soldaten geblieben / und gequetscht worden / und wie man gewiß vernimmet / sollen von den Schwedi-schen und Lüneburgischen drey Obristen todt / und General-Major Pfuhl verwundt seyn. Von den unserigen ist nicht mehr als der Obrist-Lieutenant vom Suyischen Regiment / Namens Bergknecht / todt / und der Graff von Suys / wie auch die beiden Obristen-Lieutenant Reyers und Kancaky von dem Gold- und Ranfftischen Regiment verwundet. Die zween Obriste Geyling und Hagenbach / sowohl des Carettischen Regiments Obrister-Lieutenant Pestaluzzi / und der Vernemundische [Fernemont; BW] Obriste-Wachtmeister gefangen worden. Von Fähnlein hat das Carettische Regiment sechs und die Chur-Bäyerische auch etliche verlohren. Entgegen aber haben die unserigen vier Fähnlein / und 12. Standarten gewonnen / und wird erachtet / es erstrecke sich der Verlust deren von beyden Theilen Todten und Gequetschten in allem zu Roß und Fuß auff 4000. Mann“.

„Ein kaiserliches Heer war unter dem Erzherzog Leopold aus dem Magdeburgischen zum Entsatz der blockierten Festung herangerückt. Generalleutnant von Klitzing vereinigte die braunschweig-lüneburgischen Truppen gegen den inneren Wunsch der Herzöge mit dem schwedischen Heere unter den Generalen Phul [Pfuel; BW] und [Helm; BW] Wrangel sowie den Weimaraner Truppen unter dem französischen Marschall Guébriant im Juni vor dem Kiebitzer Damm am Großen Bruchgraben, um die Blockade von Wolfenbüttel zu decken. Da aber die Kaiserlichen nördlich dieses Hindernisses über Germersleben-Schöningen[96] vorrückten, zogen die Alliierten gleichfalls auf Wolfenbüttel, so daß beide Heere parallel miteinander gleichsam in die Wette marschierten und fast gleichzeitig vor der Festung anlangten. Am 17. Juni marschierte die kaiserliche Armee durch Wolfenbüttel, auf das linke Okerufer, wo die schwedisch-deutsche Armee schon stand, und nahm unter den Kanonen der Festung eine Stellung, derjenigen der Alliierten gegenüber. Hier kam es am 19. Juni zu einer blutigen und lange unentschiedenen Schlacht, in der es sich hauptsächlich um Steterburg[97] und den Besitz des dortigen Waldes handelte. Bei den Verbündeten stand das schwedische Heer auf dem rechten, das deutsche Heer auf dem linken Flügel. Die Stärke des verbündeten Heeres betrug 22 000 Mann, die des kaiserlichen 20 000 Mann. Von den Truppen des verstorbenen Herzogs nahmen sein berühmtes Leib-Kavallerie-Regiment, das ebenso berühmte Kürassier-Regiment Anton Meier und die Kürassier-Regimenter v. Warberg, Koch und von Dannenberg, von der Infanterie das rote Regiment v. Schlütter und das blaue Regiment mit je 6 Kompagnien, sowie endlich vom Leib-Infanterie-Regiment v. Bessel und vom gelben Regiment v. Waldow je 2 Kompagnien in der Gesamtstärke von 5400 Mann an der Schlacht teil. Namentlich zeichnete sich Generalleutnant v. Klitzing mit den drei alten Kavallerie-Regimentern Georgs aus. Die gesamte Kavallerie der Verbündeten unter dem General v. Königsmark führte durch einen umfassenden Angriff auf den kaiserlichen rechten Flügel, der diesen zum Weichen brachte, die Entscheidung zugunsten des protestantischen Heeres herbei. Das Leib-Kavallerie-Regiment unter dem Oberstleutnant v. Schönberg drang dabei in zwei bayerische Infanterie-Regimenter ein, nahm 2 Obersten [Gayling v. Altheim und Hagenbach; BW] gefangen und eroberte 6 Fahnen und 4 Kanonen. Die Kaiserlichen wurden bis unter die Wälle Festung getrieben, zogen am 24. durch Wolfenbüttel und setzten den Rückzug bis Schöningen fort“.[98] Wahl schrieb am 1.7.1641 an Maximilian I. aus Wolfenbüttel: „Oberst Gayling, der mit 9 Squadronen 15 Squadronen geschlagen, ist gefangen. E. K. Durchlaucht geruhen, doch diesen tapfern Rittersmann einige Recompens aus, E. K. D. Gnaden zu thun, dann er die Mittel nicht hat, sich selbst zu lösen“.[99]

Nicht besonders rühmlich erscheint Gaylings Rolle in der Affäre Seckendorff. Seckendorff trat im Jahre 1632 als Obrist in das schwedische Heer ein. Sieben Jahre nach Wallensteins Tod, im Jahre 1641, stand Seckendorf mit einem schwedischen Heeresteil vor Wolfenbüttel. Dort schloss Seckendorff Bekanntschaft mit dem in Gefangenschaft[100] geratenen Gayling von Altheim, den er möglicherweise aus der Oberen Pfalz kannte. Ende 1641 machte sich der Wiener Hof Hoffnungen, dass die Front der protestantischen Fürsten weiter zerfallen würde und Feindseligkeiten zwischen Schweden und Dänemark und Spannungen zwischen Brandenburg und Schweden zu einer Schwächung der schwedischen Armeen führen würden. Die Übernahme des Oberbefehls durch den schwedischen Feldmarschall Torstensson machte nunmehr alle Hoffnungen des Kaisers auf eine glückliche Wendung der Dinge zunichte. Torstensson war zwar zu diesem Zeitpunkt bereits so schwer gichtkrank, dass ihn diese Krankheit fast zum Krüppel machte.  Er war herrisch, hatte einen rauhen Umgangston, aber er war ein guter Organisator. Die strukturellen und substanziellen Voraussetzungen im schwedischen Heer waren schlecht: Schon unter Banér, der sich vor seinem Tode wenig um Sold, Verpflegung und Disziplin des Heeres gekümmert hatte, waren erste Anzeichen von Meuterei zu erkennen. Kurz vor der Übernahme des Oberkommandos durch Torstensson brach die Meuterei im schwedischen Heer offen aus, ausgelöst durch ausstehenden Sold. Im konkreten Fall war die Zahlung des Soldes objektiv nicht möglich, weil die französischen Subsidien nie in vereinbarter Höhe und stets verspätet eintrafen. Die französischen Zuwendungen waren aber in dieser Zeit die einzige Einnahmequelle des schwedischen Heeres.

Auf dem Höhepunkt der Meuterei rettete die Ankunft Torstenssons die Lage. Er hatte – wo auch immer – Gelder aufgetrieben und konnte die Meuterer zufriedenstellen. Außerdem entwickelte er eine neue Methode der materiellen Befriedung der Soldaten: Er warb neue Rekruten nicht dadurch an, dass er ihnen Sold versprach. Den verarmten Bauern, die die ständigen Verluste der Truppe auffüllten, bot er Lebensmittel, Kleidung und Waffen an und jede Beute, die sie machen konnten. Damit legalisierte er lediglich die bestehende Situation und musste so bloß Geld für die altgedienten Soldaten auftreiben, die schon vor seinem Eintreffen unter Waffen standen. Kämpfe, Seuchen, Hunger und deren zügelloses Leben verminderten diese finanzielle Verpflichtung mit jedem Tag.

In dieser für das schwedische Heer kritischen Lage versuchte das kaiserliche Oberkommando unter Ottavio Piccolomini unzufriedene schwedische Offiziere ins kaiserliche Lager abzuwerben. Seckendorff wurde durch die ständigen Einflüsterungen Gaylings schwach, zumal Gayling offenbar einen Brief des Erzherzogs Leopold Wilhelm vorweisen konnte, demzufolge der Sold jedes Obristen im kaiserlichen Lager garantiert wurde. Unter dem Vorwand, seine Familie aus dem durch den Feind besetzten Gebiet in das protestantische Erfurt[101] zu holen, erhielt Seckendorff von Torstensson einen Pass für einen seiner Trompeter. Der Trompeter sollte jedoch nicht nur die Familie nach Erfurt begleiten, sondern hatte vor allem Papiere bei sich, die bewiesen, dass Seckendorff konspirativen Kontakt zu Gayling hatte und bereits ein Briefwechsel mit Piccolomini stattfand mit dem Ziel der Abwerbung deutscher Offiziere aus dem schwedischen Heer. Der Trompeter hatte die Kontrollen bereits passiert, als ihn der kommandierende schwedische Offizier zurückholen ließ. Ihm erschien der Pass schon abgelaufen. Dabei fielen dem Trompeter die geheimen Papiere aus der Pistolentasche. Zunächst bemerkte es niemand. Als aber der Trompeter selbst nach diesen Papieren zu suchen anfing und wenig später eine Katze (so berichten es die Quellen) diese Papiere aus einem Düngerhaufen kratzte, war nicht nur die militärische Zukunft Seckendorffs besiegelt. Als sich Seckendorff bei Torstensson über den Rückruf seines Trompeters beschweren wollte, hatte dieser bereits ein Kriegsgericht einberufen, das sich ausschließlich aus deutschen Offizieren zusammensetzte. Seckendorff wurde verurteilt und am 3.2.1642 auf dem Marktplatz von Salzwedel[102] enthauptet.

„Im Februar [1642; BW] mußte dann im Verein mit Schwarzach[103] und Marktbreit[104] der Stab des Regiments Gehling unterhalten werden (319, 13). Für diese Einquartierung wurde auch gleich die Verpflegungsordnung mitgeliefert (319, 15). Pro Monat waren 1 221 Gulden aufzubringen, wovon auf Kitzingen[105] 58 % = 708 Gulden, auf Münsterschwarzach[106] 13 % = 159 Gulden, und auf Marktbreit 29 % = 354 Gulden entfielen. Am 19. März meldete Würzburg den Anzug der kurbayerischen Reichsarmee, die, so nahmen die würzburger Räte an, eine Zeitlang in Franken bleiben wollte“.[107]

„Aus dem Hauptquartier bei Düren[108] meldete Werth am 25. Oktober [1642; BW] nach München, der Kurfürst von Köln begehre, er möge mit neun Regimentern im Lande bleiben; falls Kurfürst Maximilian einwillige, würde er gern sein Regiment samt Kolb und Gayling bei sich behalten, auch bitte er, seine abkommandierten Reiter, die noch bei Mercy und im Nürnbergischen lägen, ‚zu ihren Standarten zu remittiren‘. Velen war nach Westfalen abgerückt, Graf von der Wahl begab sich in Eilmärschen mit dem Fußvolk nach dem bedrohten Franken. Kurfürst Ferdinand legte großen Wert auf das Verbleiben einer kleinen Armee am Niederrhein, um sich gegen die hessischen Garnisonen verteidigen zu können, und auch Jan von Werth wünschte, ‚zum Schutz der lieben Heimat‘ hier zu bleiben. In den nächsten vier Wochen bemühte sich der Feldmarschall-Leutnant in immer wiederholten Briefen nach München, des Kurfürsten Bewilligung für sein Verbleiben am Niederrhein zu erwirken. Maximilian war an sich nicht abgeneigt, dem Wunsch seines Bruders zu folgen, erwiderte aber, Werth sei bei der Hauptarmee noch nötiger“.[109]

Der Söldner Peter Hagendorf hielt in seinem Tagebuch für 1643 fest: „Der Oberst Gayling samt seinem Regiment ist auch hier gelegen, denn zu Meersburg[110] waren sie nicht gar sicher wegen des Feindes. Ravensburg[111] ist fester. Darum ließ mein Oberst [Winterscheid; BW] die Fähnlein da, denn der Feind lag 4 Stunden von ihm in Überlingen[112] am Bodensee“.[113]

1644 stieg Gayling zum Generalwachtmeister auf.

Am 5.3.1645 nahm sein Regiment an der Schlacht von Jankau[114] teil.

„Es sah ohne Zweifel so aus, als sollte ein sehr altes Lied wieder einmal von neuem gesungen werden, als Torstenssons Armee Anfang Januar 1645 aufbrach und in langen, gewundenen Kolonnen in Richtung der Gebirgsgegenden an der Grenze zu Böhmen verschwand. Aber es brauchte seine Zeit, die engen, schneegefüllten Pässe zu überwinden – unter anderem mußten die 60 Kanonen des Heeres auf Schlitten gezogen werden – , und da der Winter in diesem Jahr ungewöhnlich mild war und immer wieder Tauwetter einsetzte, ging es noch langsamer voran. Als die schwedischen Truppen Anfang Februar hochwasserführende, treibeisbedeckte Flüsse überquerten und plündernd und brandschatzend in Böhmen einmarschierten, war der Weg von Süden von einer neuen kaiserlichen Armee versperrt.

Torstensson wollte wie gesagt das militärische Vakuum nutzen, das nach der Vernichtung von Gallas‘ Armee entstanden war, aber dazu kam es nicht. Wieder einmal zeigte es sich, wie schwierig, um nicht zu sagen unmöglich es war, größere koordinierte Operationen durchzuführen; denn zur gleichen Zeit, als die Schweden erneut mitten in Deutschland auftauchten, ließ der Druck auf die Kaiserlichen an den anderen Fronten nach. Die Franzosen am Rhein verschwanden brav in den Winterquartieren, und die Transsilvanier ließen sich mit Hilfe großzügiger Zahlungen aus Wien für einen guten Frieden zum Stillhalten verleiten. Mit bemerkenswerter Energie hatten die Kaiserlichen erneut eine Armee zusammengrbracht: Truppen wurden von den anderen Kriegsschauplätzen zurückgerufen und neue Verbände aufgestellt. Sie hatte zwar einige Schwächen in bezug auf Waffen und Ausrüstung, aber zahlenmäßig war sie Torstenssons Heer überlegen. Den Befehl über die neu aufgestellte Armee führte von Hatzfeld, der, obwohl er bei Wittstock[115] von Banér besiegt worden war, im Vergleich zu Gallas als eine deutliche Verbesserung gelten muß-te. Kaiser Ferdinand trieb jedoch seinen neuen General aggressiv an, mischte sich wiederholt übereifrig in seine Operationen ein und drängte ihn energisch, den Schweden in offener Feldschlacht entgegenzutreten. Um den Kampfwillen seines unschlüssigen Feldherrn ein wenig zu stärken, ließ er mitteilen, daß die Jungfrau Maria ihm erschienen sei und ihm den Sieg versprochen habe. Als von Hatzfeld sich trotz dieser himmlischen Garantieerklärung besorgt und zögerlich zeigte, gab Ferdinand ihm den kurzen Befehl: »Kämpfen und siegen !«

Eine aus bayerischen und kaiserlichen Truppen bestehende Streitmacht zwang Torstensson vor Jankau bei Tábor[116] zur Schlacht. – –  Am 4.3.1645, zwei Tage vor der verhängnisvollen Schlacht bei Jankau, schrieb Walter Leslie noch an Piccolomini: Seit 14 Tagen manövriere Hatzfeldt vor der Front des Gegners, doch sei es zu keinem Treffen gekommen. Torstensson habe geplant, nach Oberösterreich zu ziehen, aber Hatzfeldt konnte es verhindern, hielt ihn stets zur rechten Hand, so dass dem Gegner nichts anderes übrig blieb, als nach Mähren zu marschieren. Einem abgefangenen Brief zufolge forderte Torstensson Rákóczi auf, nach Olmütz[117] zu ziehen, während er selbst der Armee in Böhmen zu schaffen machen wollte. Olmütz sei jedoch so gut versorgt, dass es sinnlos sei, es zu belagern. Der Kommandant von Pilsen,[118] La Corona, habe gemeldet, dass Torstensson die Moldau noch nicht überschritten habe und sich in dem den einflussreichen Eggenberg zugehörigen Mirowitz[119] aufhalte. Der Kaiser habe Hatzfeldt befohlen, eine Schlacht zu suchen, nicht nur aus Gründen des Übergewichts der Kaiserlichen, sondern auch wegen des Kurfürsten von Bayern, der mit Rücksicht auf die Bedrohung des Reichs durch die Franzosen den Abmarsch seiner Truppen nach Mähren nicht wünsche. Gallas sei nach seiner Ankunft in Prag vom Kaiser freundlich empfangen worden, werde aber die Kommandantenstelle kaum wieder einnehmen, wenn Hatzfeldt sie erfolgreich innehat. Nicht verbürgte Nachrichten sprächen von Erfolgen gegen den Gegner; indessen habe jedoch, einer verbürgten Nachricht von Hatzfeldt zufolge, der Gegner in aller Stille und schnell über die Moldau gesetzt und ziehe gegen Neuhaus,[120] Hatzfeldt aber wolle ihm zuvor kommen und ihn zu einer Schlacht zwingen. Abschließend äußerte er den Wunsch, Gott möge einen so notwendigen Sieg bescheren.[121] –

So geschah es. Am 24. Februar 1645 prallten die beiden Armeen in einer Schlacht in der hügeligen, waldbedeckten Landschaft bei Jankau, etwa 50 Kilometer südöstlich von Prag, aufeinander. Die Schlacht führte eine neue Wende des Krieges herbei. Am Vorabend der Schlacht war das kaiserliche Heer in einer starken Position entlang einer langgezogenen waldigen Höhe in Stellung gegangen. Die kalte Nachtluft trug sonderbare Geräusche von dem schwedischen Heer auf der anderen Seite des Tals herüber; die kaiserlichen Wachposten hörten Schreie und Lärm und das Polternm von Rädern, und nach Mitternacht hörten sie, wie die Schweden zweimal boute-selle bliesen – das Signal, daß die Reiterei aufsatteln solle. Im feuchtkalten Morgengrauen kurz vor sechs Uhr […] erkannten die kaiserlichen Truppen auf dem rechten Flügel schwedische Soldaten, die sich auf einigen Höhen direkt gegenüber bewegten. Hatzfeld selbst begab sich dorthin, um Ausschau zu halten. Doch alles schien ruhig zu sein, und nach einer Weile ritt er zurück.

Als er zurückkehrte, fand er den gesamten linken Flügel in Bewegung; lange Kolonnen von Pferden und hutgeschmückten Männern wogten durch das waldige und von Hohlwegen zerfurchte Terrain, dem Geräusch von Schüssen entgegen. Es zeigte sich, daß die schwedische Armee im Schutz einer Talsenke einen riskanten Marsch um die linke Flanke der kaiserlichen Armee durchgeführt hatte. Die schwedischen Truppen waren überraschend aus der Senke heraus auf einen wichtigen Hügel auf dieser Flanke, die Kapellenhöhe, gestürmt und hatten eine Abteilung dort postierter Dragoner vertrieben. Lennart Torstensson verabscheute Schlachten und vermied sie, solange es möglich war. Er sagte unter anderem: Nichts ist schwieriger, als eine Schlacht zu riskieren. Man kann sie durch tausend unvorhergesehene Zufälligkeiten verlieren, selbst wenn man gewissenhaft alle Maßnahmen ergriffen hat, die das vollendetste militärische Können an die Hand gibt. Aber nun hatte er sich entschieden, einen Überrumpelungsangriff auf Hatzfelds Armee zu riskieren.

Als die kaiserliche Reiterei aus dem Wald herausritt, der der soeben eingenommenen Höhe direkt gegenüberlag, explodierten deren Hänge förmlich von schwedischem Feuer. Die Schweden hatten bereits Artilleriegeschütze auf dem Hügel in Stellung gebracht und schossen direkt hinunter in die dicht geschlossenen Reihen der Reiterei. Diese ritt in einer engen Senke zwischen zwei bewaldeten Hügeln und konnte weder nach den Seiten ausweichen noch zurück, und das Vorankommen wurde durch einen Teich erschwert. Der Hauptteil der kaiserlichen Reiterei stand deshalb in der Senke gefangen. Der Effekt des schwedischen Kanonenfeuers unter diesen dichtgedrängten und schwer beweglichen Kolonnen war furchtbar, und er wurde noch schlimmer, denn immer mehr von Torstenssons Kanonen gingen auf der Kapellenhöhe in Stellung, und immer mehr kaiserliche Reiter drängten von hinten in die Senke nach. Ein Sturm heulender Geschosse pflügte tiefe Furchen durch die von Schrecken gelähmten Scharen und riß Tiere und Menschen zu Boden. Nur einem kleinen Teil der heranreitenden kaiserlichen Kavallerie gelang es, sich an dem Teich vorbeizudrängen und sich zu formieren, der Rest blieb im dichten Gewühl stecken und dem dröhnenden schwedischen Feuer ausgeliefert. Dann griff schwedische Reiterei an und warf nach hartem Kampf die Gegner zurück in den Wald.

Kaiserliches Fußvolk und Artillerie wurden rasch durch die Hügel auf die bedrohte linke Flanke herangeführt. Doch bevor sie eingreifen konnten, stießen sie ohne Vorwarnung mit angreifendem schwedischem Fußvolk zusammen. Die etwas weiter entfernt Stehenden konnten sehen, wie aus den Waldhängen zuerst Pulverdampf, dann kaiserliches Fußvolk und Reiterei quollen. (Ein nach der Skizze eines Augenzeugen angefertigter Kupferstich zeigt ein Gewimmel von Menschen, die mühsam mit den Waffen auf den Schultern laufen, die Flut von Pferden, manche mit Reitern im Sattel, andere ohne.) Zwischen den Bäumen blieben nur Gefallene, Gefangene, neun Geschütze und alle Munitionswagen zurück.

Die Schweden fuhren fort, die kaiserliche Schlachtordnung von der linken Seite her aufzurollen. Die Kaiserlichen schwenkten um und machten Front gegen die Angreifer, doch es half nichts. Die ganze Zeit waren sie der zahlreichen schwedischen Artillerie ausgesetzt, die in mehreren beweglichen Gruppen operierte und sich ständig umgruppierte, von einem erhöhten Punkt zum nächsten, und der es teilweise sogar gelang, das Feuer direkt im Rücken der Kaiserlichen zu eröffnen. Das krachende Feuer der schwedischen Kanonen zwang die aufgelösten kaiserlichen Linien zurück, von Höhe zu Höhe.

Torstensson war ursprünglich Artillerist gewesen, und jetzt gewannen seine Kanonen die Schlacht. Er hatte die von Gustav Adolf einst begonnene Erneuerung dieser Waffengattung weitergeführt. Unter anderem hatte der Feldmarschall auch die schweren Geschütze beweglich gemacht; die Lafetten der Geschütze waren leichter und die Gespanne vergößert worden. Bis vor nicht allzu langer Zeit hatten die Feldherren sich damit begnügt, ihre Geschütze in einer Linie in der Mitte der Schlachtordnung aufzustellen, und dort mußten sie für den Rest der Schlacht stehenbleiben. Der große Nachteil dabei – außer daß sie leicht erobert wurden, wenn der Gegner angriff – war, daß sie häufig gezwungen waren, ihr Feuer einzustellen, weil die eigenen Truppen in ihre Schußbahn gerieten. Sowohl bei sogenannten Kernschüssen als auch bei Visierschüssen zielte man mit dem Geschützrohr in mehr oder weniger waagrechter Position. Ein in dieser Position eingestellter Neunpfünder hatte eine Reichweite von etwas über 350 Metern. Dann schlug die Kugel zum erstenmal auf dem Boden auf, wonach sie regelmäßig einen Sprung machte und noch einmal 350 bis 360 Meter flog, bevor sie kraftlos erneut aufprallte – acht von zehn Kugeln sprangen mindestens dreimal auf. (Der Abprall hing davon ab, ob der Boden eben oder buckelig und uneben war.) Die Kugel flog die ganze Zeit in Mannshöhe. Sie konnte also auf ihrer gesamten Bahn töten und verwunden, und wenn sie im rechten Winkel durch eine dünne Linie von Männern schlug, pflegte sie im Durchschnitt drei Mann zu töten und vier oder fünf zu verwunden, aber es kam auch vor, daß eine einzige Kugel 40 Menschen auf einen Schlag tötete. Menschen und Tiere wurden meistens mit einem hohen und entsetzlichen Reißgeräusch zerfetzt. Es gibt Beschreibungen von Schlachten dieses Typs – wie es aussah, wenn brummende Vollkugeln in die von Pulverdampf eingehüllten und dicht gestaffelten Reihen aufrecht stehender Männer einschlugen: In der Luft über den Verbänden sah man dann eine kleine Kaskade von Waffenteilen, Rucksäcken, Kleidern, abgerissenen Köpfen, Händen, Beinen und schwer identifizierbaren menschlichen Körperteilen. Der tatsächliche Effekt beruhte in hohem Grade auf der Größe der Kugel. Leichte wie schwere Geschütze schossen im großen und ganzen ihre Kugeln mit der gleichen Anfangsgeschwindigkeit ab, etwas unter 500 Meter in der Sekunde, doch je größer die Kugel war – das Kaliber in Pfund bezeichnet das Kugelgewicht – , desto höhere Geschwindigkeit und Durchschlagskraft hatte sie, wenn sie ihr Ziel erreichte: die Beine und Muskeln und Zähne und Augäpfel eines Menschen auf der anderen Seite des Feldes Je schwerer die Kugel, desto größer die Wirkung – einfache Arithmetik. So wird beispielsweise berichtet, daß ein 12-Pfünder mindestens doppelt so effektiv war hinsichtlich der Anzahl Getöteter wie ein 3-Pfünder. Und während die Kugel eines 3-Pfünders in der Praxis nur eine Reichweite von 250 Metern hatte, konnten die Geschosse eines 12-Pfünders bis zu einem halben Kilometer weit reichen, und ein 24-Pfünder konnte gegen Ziele eingesetzt werden, die bis zu 800 Meter entfernt waren. (Dann spielte es natürlich eine wichtige Rolle, auf welche Ziele man schoß. In einer Batterie mit 6-Pfündern, die aus weitester Distanz das Feuer auf einen heranreitenden Reiterverband eröffnete, konnte jedes Geschütz vielleicht 11 Schuß abgeben – sowohl Vollkugeln als auch Schrot -, bevor die Degen der Feinde sie erreichten, ein gesammeltes Feuer, das darin resultiert haben dürfte, daß die Angreifer Verluste von rrund 40 Toten und Verwundeten pro Geschütz hatten. Wenn es sich aber um angreifende Infanterie handelte, konnte jedes Geschütz der Batterie nicht weniger als 36 Schuß abgeben, bevor es zu spät war, was mit einem Verlust auf seiten der Angreifer von bis zu 120 Verwundeten und Toten pro Geschützrohr endete.) Da die überwiegend benutzte Munition Vollkugeln waren, wurden die Schlachtfelder dieser Zeit nicht wie in moderner Zeit von Explosionen und Detonationen erfüllt, sondern von diesen hüpfenden Geschossen, die gerade Schneisen durch Menschenreihen und Vegetation schnitten, beim Aufprall Fontänen von Grasbüscheln und Erdklumpen aufwarfen und sehr charakteristische kleine Furchen in den Boden pflügten. Der große Nachteil dieser flachen, von Aufprall zu Aufprall führenden Flugbahnen war also, daß man gezwungen war, das Feuer in dem Augenblick einzustellen, wenn eigene Truppen in die Schußbahn kamen. Man konnte die Geschützrohre aufrichten, aber so schoß man in der Praxis nicht. Es war unglaublich schwer, mit einem in hohem Bogen abgefeuerten Schuß zu treffen, und wenn die Kugeln aufschlugen, blieb das wichtige Hüpfen fast immer aus. Dies bedeutete, daß die Art, wie Geschütze aufgestellt wurden, um möglichst viel schießen zu können, fast wichtiger war als die Anzahl der Geschütze in einer Armee und deren Kaliber. Vier gut gruppierte Geschütze konnten auf diese Weise mehr wert sein als 40 falsch aufgestellte.

Bei Jankau hatten die Schweden entdeckt, daß das Terrain, das zunächst so schwierig und ungeeignet für einen offenen Kampf zu sein schien, faktisch gewisse Vorteile hatte. Torstenssons Kanoniere, alle Konstapel und die Handlanger, die Wachtmeister und die Fähnriche und andere trieben ihre Pferde an und schleppten und schoben ihre Geschütze und Munitionswagen die steilen Hänge hinauf. Es gelang ihnen sogar, einige der großen 24-Pfünder in Stellung zu bringen – diese Kanonen waren so unförmig, daß man die Rohre und die Lafetten einzeln hinter Gespannen von jeweils über 20 Pferden transportieren und sie dann an Ort und Stelle zusammensetzen mußte. (Die Schweden hatten allerdings Glück mit dem Wetter: Der Boden war offenbar hart gefroren.) an bestimmten Punkten stellten sie ihre Geschütze in doppelter Linie hintereinander an den Abhängen auf, so daß die hinteren über die Köpfe der vorderen hinwegschießen konnten, und aus ihrer erhöhten Position konnten sie das ganze Schlachtfeld gut überblicken und, was das Wichtigste war, über die eigenen Truppen hinwegschießen. Als die schwedischen Geschütze erst einmal auf die umgebenden Anhöhen geschleppt worden waren, schufen sie unter sich eine bewegliche Walze von aufprallenden, hüpfenden Geschossen, die der kaiserlichen Infanterie und Kavallerie bei ihrem Rückzug gnadenlos folgte, während ihre schwedischen Gegner zu Fuß und zu Pferde ihnen im Nacken saßen. Ein Teil des Resultats ist auf zeitgenössischen Kupferstichen zu sehen: ein Teppich von verzerrten menschlichen Körpern mit von sich gestreckten Gliedern oder ganz ohne Gliedmaßen, Pferdekadaver auf der dünnen Schneedecke, in den abenteuerlichsten Stellungen und Posen – auf der Seite, eingeknickt, auf dem Bauch liegend, und eins auf dem Rücken liegend, mit den abgeknickten Beinen in der Luft wie ein riesiges Insekt.

Am Ende, irgendwann zwischen 1 und 2 Uhr am Nachmittag, verschwanden die Kaiserlichen aus dem Blickfeld. Das Schießen ließ nach und ebbte ab. Torstensson, der sich so weit von seinem schweren Rheumatismus erholt hatte, daß er den Truppen aufs Schlachtfeld hatte folgen können, fand, daß es jetzt genug war. Der Feind war offenbar geschlagen. Die Verfolgung aufzunehmen hätte nur unnötige Opfer gekostet, und man dachte allmählich daran, ein Lager aufzuschlagen. Der schwedische Feldherr wollte jedoch den Rückzug der Kaiserlichen ausspähen, und zusammen mit einer Anteilung Musketiere ritt er auf die Höhe, hinter der die Kaiserlichen verschwunden waren. Als er die Spitze des Hügels erreichte, erlebte er eine unangenehme Überraschung.

Im Verlauf des Tages war es dem unglücklichen Hatzfeld nicht gelungen, seine Truppen und den Gang der Schlacht zu lenken. Wie Torstensson war er nun darauf eingestellt, den Kampf abzubrechen. Sein Plan war, seine Soldaten wieder zu sammeln und sie zu der nahegelegenen Stadt Prag marschieren zu lassen. Als die kaiserlichen Krieger in die Talmulde hinter dem Hügel gekommen waren, waren sie vor dem mörderischen schwedischen Feuer in Sicherheit, und die schlimmste Unruhe hatte sich gelegt. Es gelang den kaiserlichen Offizieren rasch, die Ordnung in den Verbänden wiederherzustellen und diese für den Abmarsch zu ordnen. Es war also kein Heer in völliger Auflösung, das Torstensson in der Talsenke unter sich erblickte, sondern eine Armee in voller Kampfbereitschaft. Doch nun wurde Hatzfeld durch einen Zufall ein weiteres Mal der Kontrolle über das Geschehen beraubt.

Einige kaiserliche Verbände, die schwedische Musketiere auf der Höhe auftauchen sahen, gingen aus eigenem Antrieb zum Angriff über, den bewaldeten Abhang hinauf, kampflustige Reiterei folgte ihnen, und Hatzfeld sah keine andere Möglichkeit, als die übrigen Einheiten zu ihrer Unterstützung vorrücken zu lassen. Dieser spontan vorgetragene Gegenangriff war überraschend erfolgreich. Das kaiserliche Fußvolk bestätigte seinen guten Ruf, griff »in großer Furie« an, warf die schwedischen Musketiere zurück und eroberte zehn leichte Geschütze. Torstensson selbst mußte sich schnell in Sicherheit bringen. Die Schlacht begann von neuem. Die Angreifer drangen weiter durch das unwegsame Terrain vor, überraschten einige schwedische Verbände, die sich nach den vorausgegangenen Kämpfen noch nicht wieder gesammelt hatten, und warfen sich auf sie. Das kurländische Regiment des Pfalzgrafen Karl Gustav gehörte zu denen, die hier überrumpelt wurden – als die Schlacht vorüber war, waren alle Offiziere des Regiments entweder tot oder verwundet. Der einzige, der noch aufrecht stand, war Karl Gustav selbst, der jedoch ein Einschußloch im Hut, eins im Mantel und eins in seinem Hemd hatte, während eine vierte Kugel eine Haarlocke an seiner Schläfe abgetrennt hatte. Eine große Abteilung der angreifenden Reiterei schwenkte hinüber auf die Flanke und in den Rücken des schwedischen Heeres, stieß aber auf ihrem Ritt durch Talsenken und Wäldchen auf den schwach gesicherten schwedischen Troß. Dieser Versuchung erlagen die kaiserlichen Reiter. Sie vergaßen plötzlich die Schlacht und warfen sich statt dessen über die zusammengedrängte Masse von Fahrzeugen. Kupferstiche zeigen Reihen von Reitern, die mit Pistolen in einen Wirrwarr von Wagen und Karretten schießen – ein Teil angespannt, andere verlassen – , und Menschen, die in Panik in das nahegelegene Dickicht fliehen. Hier veranstalteten die Angreifer sogleich ein föhliches Plünderungsfest, brachen Truhen und Kisten auf, stahlen Gestohlenes und nahmen eine Anzahl von Offiziersfrauen gefangen, unter anderem Torstenssons Gemahlin Beata De la Gardie.

Während sich die Gefahr für die Flanke und den Rücken der schwedischen Armee auf diese Weise wie durch ein Wunder in Luft auflöste, erhielten Torstenssons Verbände eine Atempause, um sich zu ordnen und zum Gegenangriff überzugehen. Der harte Kampf tobte zwischen brennenden Häusern, hügelauf und hügelab, über Felder und Zäune, an vereisten Wasserläufen entlang, durch rauhreifweiße Wäldchen und Dickichte. Die kaiserlichen Reitereiregimenter wurden zunächst zurückgeworfen, dann zum Zurückweichen gezwungen und schließlich in die Flucht geschlagen. Kurz nach 3 Uhr am Nachmittag war nur noch Hatzfelds Fußvolck auf dem Schlachtfeld, und der kaiserliche Befehlshaber war zu seiner eigenen Sicherheit gezwungen, zu ihnen zu reiten, als sie zusammengedrängt auf einer waldigen Anhöhe standen. Dort hielten sie eine Zeitlang stand, obwohl sie keine Unterstützung durch ihre Reiterei und eigene Kanonen hatten und obwohl schwedische Infanterie, Kavallerie und Artillerie sich in einer halbkreisförmigen tödlichen Umklammerung um sie schlossen. Doch dann brachen auch diese Verbände im Kreuzfeuer auseinander und strömten durch den Wald zurück, ohne sich um Rufe und Ermahnungen ihrer Offiziere zu kümmern. Torstenssons Männer stürmten in der Kälte hinterher. Hatzfeld selbst ritt mit im Strom der Fliehenden, doch sein Pferd war erschöpft, und in dem pulverrauchvernebelten Durcheinander zwischen den Bäumen wurde er von zwei schwedischen Korporalen mit gezückten Pistolen eingeholt, die ihn gefangennahmen, als er gerade auf einem schmalen Waldpfad verschwinden wollte. Sie raubten ihm hundert Dukaten und führten ihn durch die Reihen der pulverstaubgeschwärzten Männer vorbei an der erstarrenden Woge zerschossener Körper und auf einen Hügel, wo er zu Torstensson geführt wurde. Beide zogen höflich den Hut und reichten sich die Hand.

Die Schlacht war zu Ende. Torstensson war sehr zufrieden mit seinen Männern, die, wie er sagte, »wie Löwen gekämpft« hatten. Seine Löwen waren jedoch rund 16 Stunden ohne Unterbrechung auf dem Marsch und in der Schlacht gewesen und erschöpft, so daß eine weitere Verfolgung nicht stattfand. Nicht, daß es einer solchen dringend bedurft hätte. Oft erlitt eine aus der Schlacht fliehende Armee während des Rückzugs mindestens ebenso hohe Verluste wie in der Schlacht. Das war der große Augenblick der leichten Reiterei. Sie konnte ohne größere Anstrengung die angstgetrieben, ermatteten und verwirrten Menschen niederreiten, die verzweifelt versuchten, den grausigen Schreckensbildern der Schlacht zu entkommen. Daher hatte die Verliererseite in einer Schlacht stets höhere Verluste als der Sieger. Gegen 5 Uhr am Nachmittag des 24. Juni [?] gab es jedoch bei Jankau nicht mehr viel zu verfolgen. Die Feldkanzlei, die ganze Artillerie und die gesamte Munition waren den Schweden in die Hände gefallen. Scharen kaiserlicher Gefangener wurden zusammengetrieben – außer dem Befehlshaber Hatzfeld selbst noch 5 weitere Generale, 7 Obersten, 14 Oberstleutnants und mehr als 4 000 Soldaten und Unteroffiziere – , und überall lagen Leichen, die aber schwer zu zählen waren, weil sie, wie Torstensson später in einem Brief an Königin Christina schrieb, »im Wald und in den Felsklippen verstreut« lagen, doch er schätzte ihre Zahl auf rund 4 000. Als die kaiserlichen Überlebenden eine Woche nach der Schlacht zur Musterung auf dem Weißen Berg vor Prag aufgestellt wurden, zählte man nur 2 697 Mann – die Offiziere einge- schlossen – , und sie kamen aus 36 verschiedenen Regimentern. Im Durchschnitt waren also von jedem Verband nur 75 Mann übriggeblieben. Noch eine kaiserliche Armee war untergegangen.

Die Bedeutung des Massakers bei Jankau ist kaum zu überschätzen. Der Krieg hatte zahlreiche Schlachten gesehen, die ebenso blutig wie belanglos waren, doch das gilt nicht für dieses Treffen südlich von Prag. Dies war eins der bedeutendsten – wenn nicht das bedeutendste – Treffen bis zu diesem Zeitpunkt, und es wahr zweifellos der wichtigste Sieg der Schweden seit Breitenfeld im Jahr 1631. Für die Kaiserlichen war es eine furchtbare Katastrophe, vergleichbar der Niederlage der Spanier bei Rocroi zwei Jahre zuvor. In jener Schlacht wurde der spanischen Armee das Rückgrat gebrochen. Bei Jankau erlittt die kaiserliche Streitmacht das gleiche Schicksal,[122] unter anderem, weil die berühmte bayerische Reiterei zerschlagen wurde – die Streitkräfte der Bayern waren, wie schon gesagt, der harte Kern in Kaiser Ferdinands Armee, und sie waren zudem nur über den Winter ausgeliehen und wurden am Rhein gebraucht, wenn die Franzosen zum Frühjahr hin wieder munter zu werden begannen“.[123]

„Werth hatte am Tag nach der Schlacht mit mündlichem Bericht einen Leutnant vom Regiment Gayling zum Kurfürsten geschickt und ergänzte dessen Meldung am 11. März aus Klattau“.[124]

In der in Augsburg[125] gedruckten „Summarischen Relation“[126] über die Schlacht bei Herbsthausen[127] am 5.5.1645 heißt es: „Demnach der Königliche Französische General Visconte di Tourraine [Turenne; BW] vnlängst mit seiner vndergebnen Armada vermittels der bey Speyr[128] geschlagnen Schiffbrucken vber Rhein: Folgendts auch bey Marpach[129] vber den Neckerstromb gesetzt / die Stadt Schwäbisch Hall[130] / Kreilßheimb[131] / Rottenburg an der Tauber[132] / Mergenthaimb[133] / vnnd andere mehr Orth / so der ChurBayrischen ReichsArmada zum Winterquartier vnd Vnderhalt angewisen worden / occupiert, also ermelter ChurBayrischen ReichsArmada ihren angewißnen Vnderhalt guten theils entzogen / ist der ChurBayrische Feldtmarschall Franz Freyherr von Mercij verursacht worden / ermelte ReichsArmada (wiewol man damaln mit remontirung theils Reutterey im werck begriffen: vnd noch nit am end gewest) sovil seyn könden / zusamen zuführen / vnnd zusehen / wie der General Visconte di Tourraine (welcher fortan ie länger ie mehr Orth occupirt vnd an sich gezogen) an ferrnern Progress behindert: auch zugleich die der Bayrischen ReichsArmada angewißne Quartier vnd nothwendige vnderhalts mitl defendirt vnd manutenirt werden könden.

Zu welchem ende / vnd als der General Visconte di Tourraine das Hauptquartier zu Mergentheimb genommen / sein vndergebne Armada aber in die vmbligende Stätt vnd Quartier logirt, vnnd außgethailt / vorhabens / die Völcker vnnd Pferdt in etwas refrechirn zulassen / vnd alsdann noch ferner in der ReichsArmada Quartieren einzutringen / auch wo müglich gar an die Thonaw zurucken / ist zu Contraminierung dessen / ermelter Herr Veldtmarschall Freyherr von Mercij / sambt denen von der Bayrischen ReichsArmada versambleten Völckern zu Roß vnd Fuß / auch mit gehebter Artilleria biß nach dem Brandenburg:Anspachischen Stättl Feichtwang[134] gezogen / allda biß alles auisirt : vnd zu fernerm Fortgang angestellt worden / etliche Täg still gelegen.

Wiewol nun vnder dessen die Tourrainische in Creilßheimb gelegne newe Rosische [Johann von Rosen ?; BW] Dragoner / die nach der Bayrischen Armada gangne ProviantFuhren bey Dinckelspil[135] angriffen / vnnd dauon eine Anzahl Fuhrpferdt weggenommen / ist jedoch der bayrische Veldtmarschall den 4. May Abendts / allda zu Feichtwang mit der Armada auffgebrochen / vnnd in aller still mit zusamenhaltung der Völcker / damit der Gegentheil hieuon nit Kundtschafft bekomme / zwischen dessen Quartier hinein gangen / selbige Nacht bei Pretfelden[136] / vngefähr halben weg zwischen Feichtwang vnnd Mergentheimb / allwo der Französisch General Visconte di Tourraine angeregter massen das Hauptquartier gehabt / campiert, von dannen den 5. May mit anbrechendem Tag abermaln in höchster still / biß auff ein kleine Meil von Mergentheimb avanziert, da sie bey dem auff der höhe gelegnem Dorff Herbsthausen etliche Esquadronen von dem Gegenthail / in postur stehendt angetroffen.

Als nun beede theil an einander wargenommen / haben sie alsgleich die Battaglia formirt : vnnd ist der ChurBayrischen ReichsArmada die Losung Sancta Maria gegeben: Folgents von ermelter ChurBayrischen Armada die Tourrainische in ihrem ingehabten grossen Vortl mit Heroischer resolution angriffen: Da dann gleich anfangs deß Generaln Visconte di Tourraine Infanteria, welche nechst an einem Waldt: vnd theils gar darinnen gestanden / vber dises noch tieffe Weeg vnnd Gräben zu ihrem avantagio vor sich gehabt / von der Bayrischen Infanteria, so Herr GeneralZeugmaister Freyherr von Ruischenberg sehr wol vnd tapffer angeführt / zuruck / vnd auß ihrem posto geschlagen worden.

Als aber darauff ermelter ReichsArmada rechter Flügel gegen dem Tourrainischen Lincken / welcher ebenmessig auff einer vortelhafftigen höhe gestanden / vber die Wisen Thal avanziert, hat solcher Tourrainische lincke Flügel / als in deme sich damaln die maiste forza ihrer Cavalleria befunden / ermelten ChurBayrischen rechten Flügel guten theils zuruck getriben / vnd weichen machen.

Entzwischen der lincke Bayrische Flügel auff den Tourrainischen rechten Flügel getroffen / vnd gegen demselben besser glück gehabt / ermelter rechte Bayrische etwas gewichene Flügel aber ist von dem Obristen Hanß Jacob Kolben [Kolb; BW] / welcher mit seines Regiments drey Esquadronen noch dahinden gewest / vñ in diser occasion einen sondern Rhum verdient : nachgehends auch durch etliche Esquadronen von der ReichsArmee lincken Flügel / so der General von der Caualleria Freyherr von Wörth [Werth; BW] rechter zeitt auff den ChurBayrischen weichenden rechten Flügel geführt / mit zuthun der Infanteria soccorrirt : also endtlich die Tourrainische ganze Armada / wiewol dern Infanteria in obgemeltẽ Dorff Herbsthausen zum andernmal Posto gefaßt / aber der Bayrischen Infanteria furi nicht länger außstehen köndten / in völlige Flucht gebracht. 4. GeneralPersonen / als Herr Veldtmarschall Schmidtberger [Schmidberg; BW] / General Maior Rosa [Reinhold v. Rosen; BW], Generalmajor Visconte de la met [Bussy-Lameth; BW], vnd General maior Passage, neben andern mehr hohen vnd nidern Officiern / auch vilen gemainen Soldaten / wie hernachfolgende Designation mehrers zuerkennen gibt / gefangen worden.

Herr General Visconte di Tourraine hat sich anfangs nach Mergentheimb reteriert / doselbst zwey Regimenter zu Pferdt / welche zu spat zum treffen kommen : als nemblich sein eigen Regiment / vnd deß General Commissarii vnd Obristen Tracij [Tracy; BW] Regiment zustellen / vnd damit etwas retirada zumachen / vermaint / Es hat aber die Auanquardi der Bayrischen ReichsArmada solche beede Regimenter ebenmessig chargirt, in die Flucht geschlagen / vnnd mehren theil ruinirt.

Herr Veldmarschall Freyherr von Mercii ist nach erhaltner Victori von der Wahlstatt alsgleich mit der ganzen Armada gegen Mergentheimb die Victori zuprosequirn, fortgangen / vnnd die dasel[b]st im Schloß gelegne 200. Mann sich auff discretion zuergeben bezwungen.

Selbige Nacht / als den 5. hat Herr Veldmarschall sambt der ReichsArmada vmb Mergentheimb campirt, jedoch ohne zeit versaumbnuß vil vnderschidliche Troppen den Tourrainischen Flüchtigen nachgeschickt / welche Flüchtlinge vnderschidliche Weeg / wie solchen jedem das Glück oder Vnglück in der Noth vngefähr an die Hand geben / für sich genommen / vnd haben die jenige / welche sich nach Hessen reterirn wollen / theils zu Marckbreit[137] oberhalb Oxenfurth[138] / thails aber ober vnd vnderhalb Wertheimb[139] durch den Mayn (dauon doch vil ersoffen) gesetzt / thails andere aber sich vber den Odenwald durch die Graffschaft Erbach[140] / vnd das Darmstattische auff Gernsheimb[141] am Rhein / theils vber den Necker gegen Philippsburg[142] begeben / also weit auß einander zerstrewet / daß kein Thail wissen können / wo der ander hinkommen / daruon jedoch angeregte von Herrn Veldmarschall Freyherren von Mercii nachgeschickte vnderschidliche Troppen noch gar vil ereylet / nidergemacht / vnnd gefangen.

In specie hat der jetziger zeit in Haydelberg[143] ligende Obrist Leutenandt Pißinger [Pissinger, BW] bei Epping[144] in der vndern Pfalz bey dem Guebrianischen [Guébriant; BW] Regiment bey 100. Reutter ruiniert / von dem Wittgenstainischen [Sayn-Wittgenstein; BW] Regiment eine Anzahl Gefangene bekommen.

Der Nußbaumische Tragoner Obrist Leutenant Gabor aber in Würtenberg in 200. Franzosen zu Fueß / vnd 40. zu Pferdt nidergehawt / auch 88. gefangen.

Vnd weiln eben damahlen von der Kayserl. Armada etliche regimenter auß Böhaimb in Francken in ihre daselbst habende Quartier sich in etwas zu refrechieren geschickt worden / vnd sie alldort in Francken / ehe dann sie sich in ermelte ihre Quartier außgethailt / vnwissent deß fürgangnen HauptTreffens / noch beysamen gestanden / seyen solche Kayserl. Regimenter / der durch den Mayn gesetzten flüchtigen Feindts Völcker gewahr worden / auff selbige loß gangen / deren vil nidergehawt / gefangen / vnd von ihnen 6. Standarten / sambt etlichen geladnen MaulEßlen / vnnd guten Beuthen erobert.

Der Bayrische Tragoner Obriste Creutz / welcher sambt seinem auch dem Sporckischen Regiment zu Pferdt / von Herrn Veldtmarschallen Freyherrn von Mercij auff die Tourranische zu Schwäbischen Hall gelegene Völcker / welche nit bey dem Treffen gewest / commandirt worden / hat solche Tourrainische Völcker / die in 200. zu Pferdt / vnd 200. zu Fuß bestanden / vnd zwo halbe Carthaunen bey sich gehabt / eben in ihrem abzug zu Sindringen[145] am Kocher angetroffen / das Fueßvolck nidergehawt / die Reutter geschlagen / vnd theils gefangen. Also daß gar wenig sich mit der Flucht saluiren könden.

Ist also von ermelter Tourrainischer Armada die Infanteria totaliter : die Reutterey aber mehrern thail ruinirt worden / wie dann von solcher Tourainischer Armada die Wahlstatt bey Herbsthausen voller Todten gelegen / vnd sich darunder der eüsserlichen vmbständen nach / vil vornemme Leuth vnnd hohe Officier befunden / welche man damahlen / weil die Bayrische Armada zu prosequierung der Victori gleich fortgeruckt / noch nicht erkennen könden / doch hernechst erfahren würdet.

Von ermelter ChurBayrischen ReichsArmada / seynd in allem nit vber 300. Mann / darunder von Officiren Obrister Beauuau [Beauvau; BW] / Hauptmann Argentau, Hauptmann Sack / beede von Herrn Veldmarschall von Mercy Regiment / neben dem Creutzischen Tragoner Hauptmann Ruppert / todt gebliben.

Vnd hat in diser Haupt-Occasion ermelter Bayrischer Veldtmarschall Freyherr von Mercy seinen sonderbaren Valor, Eyfer / Vorsichtig: vnd Tapfferkeit löblich erscheinen lassen: Ingleichen die andere Bayrische General-Persohnen / als der General von der Reuterey Johann Freyherr von Wörth / General Zeugmaister Johann Freyherr von Ruischenberg [Reuschenberg; BW] / beede Generalwachtmeister Heinrich Christoph Geyling [Gayling von Altheim; BW] / vnnd Clauß Dietrich Freyherr von Sperreuth [Sperreuter; BW] / sampt andern Obristen vnnd Officiren ihren deuoir vnnd dapffern Valor rühmlich erwisen / dann auch die Bayrische Artigleria in wehrender faction wol gespilt.

Die gefangene gemaine Soldaten von der Tourainischen Armada / haben sich mehren thails vnder die ChurBayrische ReichsArmada gutwillig vnderstelt“.

„Marschall Turenne war am 26. März mit 8000 Mann, größtenteils Deutschen, auf einer Schiffbrücke bei Speyer[146] über den Rhein gegangen und hatte, da Mercy ohne ausdrücklichen Befehl des Kurfürsten ein Treffen scheute, sich mehrerer Orte in Franken und Schwaben bemächtigt; Ende April nahm er sein Hauptquartier zu Mergentheim. Da er der kurbayerischen Armee somit ihre Musterplätze und Unterhaltsmittel weitgehend entzog, erbat und erhielt Mercy von Maximilian den Befehl zum Angriff. Er sammelte seine Truppen um Feuchtwangen[147] und beabsichtigte, wie seinerzeit bei Tuttlingen die Gegner unvermutet zu überfallen. Am Abend des 4. Mai marschierten die Bayern ohne Trommelschlag in tiefer Stille von Feuchtwangen ab, kampierten nachts in freiem Felde, brachen am 5. mit anbrechendem Tag wieder auf und stießen beim Dorfe Herbsthausen unweit Mergentheim auf die Feldwachen des Feindes.

Marschall Turenne hatte rechtzeitig seine Truppen alamieren lassen und Zeit gefunden, mit dem Hauptteil seiner Armee eine Schlachtordnung zu formieren, so daß den Bayern die angestrebte Überraschung nicht völlig gelang. Er selbst stand mit dem Fußvolk auf dem rechten Flügel, angelehnt an ein Wäldchen und vor der Front durch tiefe Gräben gedeckt, während Generalmajor von Rosen mit der weimarschen Kavallerie, die den linken Flügel bildete, auf einer Anhöhe Stellung genommen hatte. Unter dem Losungswort ‚Sancta Maria‘ rückte die bayerische Infanterie unter dem Kommando des Feldzeugmeisters von Reuschenberg auf dem linken bayerischen Flügel, welchen Jan von Werth befehligte, gegen Turennes Infanterie vor, – die Geländeverhältnisse erlaubten keine Kavallerieattacke – warf den Gegner mit Ungestüm über den Haufen und drang bis zum Dorfe Herbsthausen vor. Mit minderem Erfolg focht der rechte kurbayerische Flügel unter Sperreuter und Gayling, der beim Vorrücken durch Rosens Reiter zum Weichen gebracht wurde; in diesem Moment eilte der Obrist Hans Jakob Kolb, der mit drei Reiterkompanien ’noch dahinden gewest und in dieser Occasion einen sondern Ruhm verdient‘, ihm zur Hilfe, verstärkt durch etliche Regimenter, die Jan von Werth geistesgegenwärtig vom linken Flügel heranführte. Unter dem Anprall der bayerischen Reiterei wandten sich auch die weimarischen Regimenter zur Flucht, nachdem das Gefecht nur etwa eine Stunde gedauert hatte. Auf der Verfolgung wurde Rosen gefangen, Turenne, der vergeblich versucht hatte, mit der Infanterie im Dorfe Herbsthausen den Kampf zu erneuern, jagte nach Mergentheim zurück, mit mit zwei Reiterregimentern, die zu spät zur Schlacht gekommen waren, einen geordneten Rückzug zu decken. Beide Regimenter – sein Leibregiment und das des Obristen Tracy – wurden von der bayerischen Avantgarde angegriffen, in die Flucht geschlagen ‚und mehrerntheils ruinirt‘. Mercy ließ sammeln, sandte die Reiterei zur Verfolgung aus und rückte gegen Mergentheim, wo sich die Besatzung des festen Schlosses in Stärke von 200 Mann sogleich ergab.

Noch einmal hatten die Bayern einen großen Erfolg errungen; Turennes Armee bestand nicht mehr. Neben Rosen waren der französische Maréchal-de-Camp Schmidtberg und die Generalmajore de Bussy-Lameth und Marquis du Passage gefangen, dazu 183 Offiziere und etwa 2500 ‚gemeine Reuter und Fußknecht‘; sechs Geschütze sowie 59 Standarten und Fahnen wurden erbeutet. Die ohne allen Zusammenhalt an Rhein und Main flüchtenden Trümmer der Armee wurden auf der Verfolgung ereilt und gefangen, andere gerieten auf einzelne, ohne Kunde der Niederlage marschierende kaiserliche oder bayerische Regimenter und wurden niedergemacht, so Turennes zu Schwäbisch-Hall gelegene Garnison, die nicht am Treffen teilgenommen hatte, bei Sindringen am Kocher, wo sie durch den Dragonerobristen Creutz überfallen wurde. Die moralische Wirkung des Sieges war groß; zumal Werth hatte durch sein rechtzeitiges Eingreifen entscheidend zum Erfolg beigetragen. Von Mercys Armee waren 300 Mann gefallen, darunter der Obrist Beauvau und drei Hauptleute. Die Gefangenen wurden in bayerische Regimenter eingereiht. Feldmarschall Mercy schrieb dem Kurfürsten, sie würden wohl gut tun müssen, ‚denn, wenn sie ausreißen sollten, will ich von ihnen brav aufhängen, auch selbige, wann es vonnöten, schon vorausschicken und totschlagen lassen‘ „.[148]

1647 war Gayling in die Meuterei seines Gönners Werth verwickelt, der nach den Ulmer Verträgen Maximilians I. mit Schweden und Frankreich die kurbayerischen Truppen zum Übergang ins kaiserliche Lager bewegen wollte. „Kurfürst Maximilian hatte unterdessen Schäffer und den Kriegsrat Georg Teisinger nach Landshut[149] gesandt, um die Führer der bayerischen Truppen über die Beschlüsse des Kurfürsten bezüglich des Waffenstillstands zu informieren. Sie trafen dort ein, fanden aber Werth nicht mehr vor und vernahmen mit Erstaunen, daß er sein ganzes Gepäck habe fortschaffen lassen. Sie argwöhnten Verrat und leiteten sofort Gegenmaßnahmen ein, indem sie die Regimenter, die noch nicht zu Werth gestoßen waren, zum Verbleiben in den Quartieren aufforderten, insgeheim Holtz von Werths Abfall Kunde gaben und die Festungskommandanten verständigten. Schon am 3. Juli erließ Kurfürst Maximilian auf die erste noch etwas zweifelhafte Meldung der Kommissare hin ein Patent, die Truppen sollten von niemand Befehle annehmen als von ihm selbst. Tags darauf erklärte der Kurfürst seinen bisherigen General der Kavallerie zum meineidigen, treulosen Verräter und verhieß dem, der ihn lebendig oder tot einbringe, einen Preis von 10 000 Talern; auf den Kopf Sporcks und anderer Rädelsführer wurden 1000 Taler ausgesetzt ! Nach den ‚heuchlerischen Loyalitätsversicherungen‘ Werths in München berührte den Kurfürsten Werths Abfall um so empfindlicher, sein Ingrimm fand keine Grenzen. Am 4. Juli gebot er der Amberger Regierung, Werths Gut Bodenstein[150] in der Oberpfalz sofort zu beschlagnahmen, die Ächtung des ‚Rebellen‘ auf allen Kanzeln bekannt zu machen; ja, durch Schäffer ließ er die französischen und hessischen Kommandanten von Philippsburg,[151] Mainz[152] und Neuß[153] auffordern, auch Werths Besitzungen in Baden, im Rheingau und im Rheinland in Asche zu legen. So tief ging die Erbitterung des Kurfürsten, der mit schwerer Besorgnis den Marsch der nach Nordosten ziehenden Truppen verfolgte und den Verlust aller seiner Streitkräfte befürchten mußte“.[154]

Am 5.7.1647 meldete der in Werths Vorhaben eingeweihte kaiserliche Obrist Jung [Jungen; BW], Kommandant der Feste Oberhaus bei Passau,[155] dem Beauftragten des Statthalter von Oberösterreich, Franz Albrecht Graf von Harrach, und Martin Greysing, Propst des Prämonstratenser-Klosters Schlägl,[156] dass die gesamte (!) bayerische Armee in der Nacht Bayern verlasse und nach Böhmen gehe: „Die ganze bairische Armee wird durchs Bisthum gegen Krumau[157] in Böhmen gehen und heute nachts oder morgen früh das Hochstift schon betreten. Dabei haben E. Hochw. vernünftig zu erachten, wie schwer uns dieser unverhoffte, erst vor zwei Stunden angedeutete Marsch auf die erst ausgestandene starke Quartier fallen thut, und halte ich dafür, dass es nunmehr um das Hochstift gethan sei. Weiter schrieb er dem Propst: 13 Regimenter hat er (Werth) über die Donau albereit gebracht, alle generales bei sich, darunter der Holz und Geling, so nicht gewollt, dabei sein sollen. Ziehen pro maximo an, dass sie Reichsvölker seien und die Clausul des armistitii, dass sie sollen abgedankt werden. Solches ihnen billich vorher hätte zu wissen gemacht werden“. In der Nacht vom 5. auf den 6.7. meldete ein Bote in Schlägl: „Die Regimenter liegen alle um Deggendorf[158] und Vilshofen[159] herum und dürften wohl noch diese Stund aufbrechen, wo nicht, doch morgen gar früh, und General de Werth zwar mit dem Volk stark fortmarschieren, die Bagage aber hernach, und wird mehr Ungelegenheit machen als das Volk. General de Werth hat sich zwar erboten, gut Regiment zu halten, und (aber) haben gemeldte Soldaten über 2000 Pferd in Baiern weggenommen, auch alle bairische Beamte, so sie angetroffen, ausgeplündert; sein ganz kaiserlich geworden“.[160]

„Am 6. Juli – noch immer in Ungewißheit, ob die Gegenmaßregeln seiner Kommissare zu einem Erfolg führen würden – schrieb Maximilian in vorwurfsvollem Tone an seinen kaiserlichen Schwager, dem er eine Aufzeichnung über Werths ‚Revolte‘ beilegte. Es gehe ihm tief zu Herzen, daß Werth, ‚welcher sein Aufnemmen und Wolfart von niemandt alß von mir, auch sovil große Gnaden und Guetthaten empfangen‘, wider ‚gehabte scharpfe Ordinanz‘, wider Pflicht und Eid, wider seine dem Kurfürsten persönlich getane ’starcke sincerationes und contestationes‘ sich unterstanden, ‚dergleichen ungebürliche Sachen‘ am Kaiserhof durch den Grafen [Ernst Salentin v.; BW] Salm[-Reifferscheidt; BW] verhandeln zu lassen, indem er ‚den meisten und besten Theil der Cavallerie‘ zum Abfall verleiten wolle. Jan von Werth habe die Generäle Gayling und Holtz genötigt, ihm zu folgen, und dadurch den Kurfürsten – wegen der Nähe der schwedischen Armee – in höchste Gefahr gebracht, zumal er öffentlich bekanntgegeben habe, der Waffenstillstand mit beiden Kronen sei durch Maximilian gekündigt. Am schmerzlichsten sei ihm, daß man am Kaiserhof Werths ‚Prozedur‘ gutgeheißen und Werth und andere Offiziere durch Verheißungen dazu animiert habe; Werth berufe sich auf ‚expressen Bevelch‘ der Majestät selbst. Man hätte ihm, dem Kurfürsten, berichtet, die Kaiserlichen planten, nach Entsetzung von Eger[161] in Bayern Generalrendezvous zu halten zu halten und sich seiner und seiner Minister lebendig oder tot zu versichern – was er indes nicht glauben wolle. Da er durch seine Gesandten [Jost Maximilian v. Gronsfeld und Dr. Johann Krebs; BW] am französischen Hofe eine Vereinigung der katholischen Häupter und Stände betreibe, müsse sein Werk auf Schwierigkeiten stoßen. Der abgefallene General habe vor wenigen Tagen erst in München versichert, er werde treu bleiben; weil nun gleich darauf das Gegenteil erfolgt, ‚khan ich anderster nicht erachten, alß daß er erst nach solchem von Euer Mayestät Hoff auß zu dieser Desertion de novo mueß aufgefrischt worden sein‘. Da er befürchte, Schweden und Franzosen würden ihm die Schuld an der ‚Revolta‘ beimessen, frage er nach, woher die Ungnade auf hin gefallen und wessen er sich zu versehen ?

Um die Regimenter zum Aufbruch zu bestimmen, hatte Werth den früher ergangenen Befehl Maximilians zum Marsch in die Oberpfalz benützt; aber als er Vilshofen zum Sammelpunkt besimmte, mußte er den Generalen und Obristen gegenüber mit offenen Karten spielen. Diese – oder doch die meisten von ihnen – wußten vom ersten Tag des Marsches an, daß es dem Kaiser zugehe und der Einsatz des beginnenden Spieles ein verwegen hoher sei. Holtz folgte nur unter Zwang, aber die Generalwachtmeister Sporck und Gayling waren durchaus mit Werth einverstanden. Aus Vilshofen schrieb Gayling am 6. Juli 1647 an den in der Oberpfalz stehenden Generalwachtmeister Druckmüller, alle Regimenter seien willig, ihrem General der Kavallerie zu gehorchen, und bereits im Marsch begriffen. Der ‚Herr Gevatter und Bruder‘ werde hoffentlich auch den kaiserlichen Befehlen folgen und sich dem Kaiser ‚alß unserm höchsten Haubt alß ein getrewer Vasal und Reichscavalier bezaigen, die Sach nicht länger difficultiren‘ und baldigst aufbrechen. Man werde sich ‚bey der lieben Posteritet nit alein ein unsterblichen Renommé erweckhen, sondern auch von der Römisch Kayserlichen Mayestät alle hohe kayserliche Gnaden und Recompens allergnädigst zu erwarthen haben‘. Aus dem Schreiben des Obristen Jung sei der einzuschlagende Weg ersichtlich. Gayling war also völlig eingeweiht und einverstanden; gleichwohl war sein Verhalten für das Mißlingen der Absicht Werths bestimmend, da er sich wenige Tage später an die Spitze der Gegenbewegung stellte“.[162]

„Die Zahl der unter Werths Kommando über die Donau rückenden bayerischen Regimenter belief sich auf zwölf, je zur Hälfte Kavallerie und Fußvolk. Es waren die Kürassierregimenter Gayling, La Pierre und Fleckenstein, die Arkebusiere Werth, Sporck und Walpott von Bassenheim sowie die Infanterieregimenter Holtz, Marimont, Reuschenberg, Cobb, Jung-Mercy [Heinrich v. Mercy; BW] und Winterscheid. Obwohl Werth gute Disziplin zu halten suchte, ging der Marsch nicht ohne Ausschreitungen ab. Weil wegen des Waffenstillstands die Bagagepferde vermindert worden waren, mußten zur Fortschaffung des Trosses Pferde requiriert werden. Da für die Truppen keinerlei Zufuhr organisiert war – die kurfürstlichen Beamten widersetzten sich oder hatten keine Anweisung – , waren die Regimenter genötigt, sich Lebens- und Futtermittel aus den durchzogenen Gegenden selbst zu besorgen. In einzelnen Fällen wurden Beamte mißhandelt, die ihren Exzessen zu wehren suchten. Die mit Werth einverstandenen Offiziere suchten jede Verbindung ihrer Truppen mit kurfürstlichen Boten und unterrichteten Beamten möglichst zu verhindern, keiner traute dem anderen; einzelne Werth verdächtige Obristen, wie etwa Marimont wurden streng überwacht. Marimont, der insgeheim kurfürstliche Schreiben erhalten hatte, die ihn über Werths Abfall aufklärten, schrieb, er würde durch die Zustellung der Patente an seine Kameraden sein Leben riskieren, da er wie ein Gefangener gehalten werde. Trotzdem gelang es der Entschlos-senheit des Werth nachgeschickten Kommissars Franz Niclas von Königsfeld, nach Vilshofen zu kommen und sich mit Holtz, Gayling und Marimont in Verbindung zu setzen. Der Generalwachtmeister Andreas Kolb von Reindorf war inzwischen dem Beispiel seines Sohnes gefolgt und führte sein Regiment nicht in Werths Lager, sondern nach Cham und weiter auf Amberg, nachdem er Druckmüller von seiner bevorstehenden Ankunft unterrichtet hatte.

Am 7. Juli befand sich Werths Hauptquartier mit der Hauptmasse der Reiterei in dem kleinen passauischen Marktflecken Röhrnbach an der Alz,[163] nur noch ein bis zwei Tagesmärsche von der böhmischen Grenze entfernt. Das Fußvolk stand weiter zurück, noch nicht weit von der Donau entfernt, weil schlechte Wege den Marsch der Bagage behinderten. In der Nacht brach die ‚Gegenrevolte‘ los. Holtz und Marimont, durch die kurfürstlichen Patente längst gewonnen, befahlen die Umkehr über die Donaubrücken, nachdem sie Werths Ächtung bekanntgegeben hatten. Auf die Kunde davon scheint Jan von Werth die Reiterei im Lager von Röhrnbach aufgefordert zu haben, dem Kaiser zu schwören. Aber auch unter diesen waren die Ordres Maximilians bekannt geworden; dessen Anhänger streuten Verdächtigungen gegen Werth aus, als wolle er aus eigensüchtigen Beweggründen die Regimenter in Schlacht und Untergang führen. Werths dreimalige Aufforderung zum Schwur auf Ferdinand III. fand kein Gehör, niemand antwortete. Entscheidend war das Verhalten der Obristen Generalwachtmeister von Gayling war durch den Kommissar von Königsfeld beeindruckt worden, der ihm versprochen hatte, er werde an Werths Stelle bayerischer General der Kavallerie. Sowie sich Gayling, die Obristen La Pierre, Fleckenstein und Walpott von Bassenheim für den Kurfürst erklärt hatten, war es um Werths Autorität geschehen. Sein eigenes Leibregiment und Sporcks Arkebusiere verweigerten den Gehorsam, nur Sporck – der aber offenbar im Moment nicht zugegegen war – blieb ihm treu. Anscheinend ließ ihm Gayling einen Wink geben, er möge die Flucht ergreifen: ‚es sei hohe Zeit‘. Werth, der den völligen Fehlschlag seiner Unternehmung einsah, ließ etliche ihm treu ergebene Leute, wohl von seiner Leibkompanie, mit etwa 50 Pferden abseits reiten. ‚Nachdem er sich gestellt, als gienge er hinaus aufs Feld spazieren‘, ließ er sich sein Pferd bringen, saß auf und ritt davon; es war am 8. Juli um 4 Uhr nachmittags. So groß war doch die Scheu, den General zu verhaften oder zu erschießen, daß niemand die Hand gegen ihn erhob. Erst dann, als Werth genügenden Vorsprung hatte, scheint ein Kornett vom Regiment Walpott mit 30 Reitern zu seiner Verfolgung ausgeschickt worden zu sein; er stieß auf Werths Obristwachtmeister, den Grafen Ernst Salm, der eben von einer Sendung zu den Kaiserlichen zurückkehrte, und brachte ihn als Gefangenen ein“.[164]

Selbst der noch in den Spanischen Niederlanden weilende Piccolomini wurde durch seinen Vertrauten Formarini am 10.7. 1647 aus Budweis[165] „aufgeklärt“: Werth, Sporck und andere bayerische Offiziere hätten 7000 Reiter und 3000 Fußsoldaten [!] zum Übertritt in kaiserliche Dienste verleitet und in aller Stille die Donau überschritten, wo sie, ihrer Erzählung nach, vom kurfürstllich bayerischen Kommissär eingeholt wurden, wonach dessen Zureden in einem großen Streit endete. Jene hätten die Rückkehr verweigert, Werth und Sporck sich mit 50 Reitern hinter die Stadtwälle gerettet. Die Soldaten mussten kehrtmachen nach Passau und seien vor die Wahl gestellt worden, sich entweder im Kampf totschlagen zu lassen oder in die Dienste des Kurfür-sten zurückzukehren. Angeblich habe Maximilian eine Belohnung von 10.000 Rt. für denjenigen ausgeschrieben, der ihm Werth und Sporck lebend vorführt.[166]

Gegenüber dem Kriegszahlmeister Johann Christoph Württinger (Wirttinger) hatte Holtz Werth, Sporck, Salm, Graf Ferdinand Ludwig von Spaur, den Schwager Werths, und Walpott von Bassenheim als Hauptverschwörer bezeichnet; auch Fleckenstein wurde in diesem Zusammenhang genannt, was Holtz allerdings nicht glauben wollte. Nach der Darstellung des Auditors Königsfelds gegenüber Maximilian hatte Werth Puecher (dessen Regiment auf Moosburg,[167] Freising[168] und Berchtesgaden[169] verteilt war), Winterscheid und Beltin nicht getraut, so jedenfalls nach Darstellung von Holtz. Nach Aussage des schwedischen Reichs-zeugmeisters Wittenberg gegenüber Kütner hätten vor allem Gayling von Altheim, La Pierre und Fleckenstein ein schlechtes Verhältnis zu Werth gehabt, was jedoch darauf schliessen lasse, dass Maximilian von dem Vorhaben Werths gewusst habe.[170] Im Schreiben Gaylings an Andreas Kolb von Rhaindorf aus Vilshofen vom 6.7.1647 hieß es noch, dass alle um Vilshofen liegenden Regimenter bereit wären, Werth zu folgen, so auch Sporck, Holtz und Marimont, und dass er Hoffnung habe, dass dieser bald aufbrechen werde.[171]

„Am 10. Juli fand sich abends Werths Stallmeister [Johann Wilhelm v. Harff; BW] mit sechs Reitern und zehn Pferden in Aigen[172] ein, nachdem er arretiert gewesen, aber die Wachen durch ‚einen guten Trunckh von seines Herren Wägen‘ betrunken gemacht hatte. Er berichtete, daß Werths Bagage noch unangegriffen, die Sporcks jedoch ausgeraubt sei; Sporcks Gattin werde beim Generalwachtmeister Gayling in Verwahr gehalten. ‚Er hätte auch mit seinen eigenen Augen gesehen, daß Obristwachtmeister, Rittmeister und andere Offiziere weinend den Herrn von Werth betauret und gesagt, daß sie diesen redlichen Mann verlieren müssen‘. Anstifter der Meuterei seien Holtz, Marimont und Gayling, die noch eine halbe Stunde vor Werths Flucht versprochen hätten, mit ihm zu gehen. Auch Werths Page und Sporcks Leibbarbier flüchteten, denen Propst Martin mit ‚Roß und Boten bestermaßen forthalf‘ „.[173]

Im Schreiben des Propstes von Schlägl an Jungen vom 11.7.1647 hieß es: „Nun wissen E. Hochw. und ist bekannt, dass wenig verruckter Zeit Ihre Kaiserl. Majestät per mandatum avocatorium die Reichsarmee von kurfürstl. Durchlaucht in Baiern mit beigehender Erinnerung ihrer Pflichten lassen abfordern, beinebens auch durch andere Mittel selbe beizubringen sich bearbeitet. Inmassen dann alles bereits in ein solches modell gegossen gewesen, dass die Herrn Generales und Obristen sich dahin vereinigt, mit der Cavalleria und theils Fussvolk herüber zu gehen. Indem aber dies jetzt gehörtermassen incaminierte Werk die Fortstellung erreichen sollen, ist das ganze Wesen wieder in eine Dissolation gerathen. Etliche Obristen haben dasjenige, wozu sie sich verwilligt gehabt, zurückgestossen und den Völkern zu meutinieren Anlass geben, dadurch dann der ganze Handl zu Wasser worden. Als nun beide Generales, Joan de Werth und Sporkh, gesehen, dass ihr volmeinendes Vorhaben rückgängig worden, haben sie nichts desto minder ihre Seiner Majestät und dem hochlöbl. Haus Oesterreich geleistete Pflichten in Obacht nehmen wollen und mit Hinterlassung aller ihrer bagage und vieler Pferde, weil die meutinirer allbereit angefangen, diejenigen Officiere und Reiter, welche herumb zu gehen gewillt gewesen, vor die Köpf zu schiessen, zu Rettung ihres Leibs und Lebens salviren müssen und ist H. General de Werth nächst verwichenen Abend (Montag am 8. Juli) umb 4 Uhr zu Röhrnbach aus dem Hauptquartier, nachdem er sich gestellt, als gienge er hinaus aufs Feld spazieren, unter dessen aber etliche seiner Leut abseits mit ungefähr 50 Pferden reiten lassen, hinter einem Bergl zu Pferd gesessen und eilends sich gegen den Klafterwald gewendet und selbigen Abend umb 9 Uhr noch in meines mir anvertrauten Klosters Markt Aigen an-gelangt. Ich zwar, um diesen Handl nicht wissend, als ichs von Herrn Grafen von Harrach mit ihm zurückkommenden Trom-peter verstanden, habe ihn alsobald durch meine Leut einladen lassen; dessen er sich bedankt und ohne Verlierung einer Zeit dem Pass (von Aigen nach Untermoldau,[174] gewöhnlich Schläglerpass genannt) zugeeilet und in der Nacht umb 12 Uhr nach Wuldau (U. Moldau) kommen und daselbst geblieben, allwo er bis morgens um 6 Uhr gewest und dann nach Krumau fortgeruckt. – Darauf Erchtags (Dienstags) den 9. hujus Herr General Wachtmeister Sporkh sammt 2 Corneten und 3 Dienern früh zwischen 6 und 7 hernach gefolgt deme ich zur Consolation der Benachbarten und des gemeinen Manns, weilen alles in grossem Schrocken gewest, umb die Gewissheit des Hereinmarsch willen ein Feldwegs entgegengeritten, welcher mir dann mit ziemblichen Umbständen den Verlauf dieser Dissolution er-zählet und also ingleichen fort über den Pass und nach Krumau geritten, allwo er Herrn von Werth noch angetroffen. – Gestern (am 10.) abends aber zwischen 5 und 6 Uhr ist mehr besagten Herrn Joh. de Werths Stallmeister mit bei sich habenden 6 Personen und 10 Pferden gefolgt, welcher bericht, dass er Erchtags abends ungefähr um 7 Uhr, nachdeme er zuvor bei vielernannten v. Werths bagage und zurückgebliebenen noch 65 Pferden und Wägen von 2 Lieutenanten und 50 Reitern als Geling- und Lapierischen Regimentern verwacht gewesen, durch diese feinte aber, dass er denen Officieren von seines Herrn Wägen einen guten Trunkh Weins geben, davon sie ziemblich berauscht worden, und er also, seinen Vorthl ersehend, mit gehörten Personen und Pferden eschapiert, und, ob-wohlen verlauten wollen, dass beeder Generalen bagage wäre geplündert worden, so bericht doch dieser, dass Herrn v. Werths noch unangegriffener, jene aber (Sporks) totaliter ausgeraubt seindt, und seine Frau beim Obrist Geling verwahrter angehalten werde, mit angeheftem Vermelden, dass eine Viertelstund hernach, als Joan de Werth fort gewest, beede Herren Grafen von Salmb, Obristwachtmeister vom Werthischen Regiment, und Hans Reichardt von Starhnberg [Starhemberg; BW], – welchen zwar der Stallmeister nit gekannt, doch leider allen erzählten Umbständten nach gemelter H. v. Starhnberg vermutlich muss gewesen sein – , bei der Armee ankommen, in Vorbeireitung aber des Gelings Regiments ihne, Obrist Geling, gefragt, wo das Hauptquartier wäre, welches er ihnen zwar notificiert, ehe sie aber kaum recht dahin gelangt, hat er einen Ritt-meister vom Lapierischen Regiment mit 200 Reitern dahin geschickt, welche alsobalden bedeuten Grafen von Salmb, – eigentlich weiss ich nit, ob Herr von Starhnberg auch mit gewest – , gefangen genomben und nach München geführt. Was nun ferners aus diesem Handl werden wird, lasse Euer Hochw. hierinfalls als hochverständig judiciern. Sonst, wie mir H. Sporkh selbst erzählt, haben Höchsternannt Ihre Churfürstl. Durchlaucht auf seinen Kopf 10, auf Joan de Werths Kopf 20tausend Thaler geschlagen“.[175]

Es scheint sich, wenn man den Aussagen Gaylings von Altheim, der als Protestant wie auch Holtz[176] gewiss keinen leichten Stand in der Armee gehabt haben dürfte, obwohl man sich den konfessionellen Rigorismus früherer Jahre schon längst nicht mehr leisten konnte, als Günstling Werths mit erstaunlicher Schnelligkeit das Lager gewechselt hatte und durch seine Kronzeugenrolle im August in den Generalsrang erhoben wurde, glauben darf,[177] um den Versuch eines Staatsstreichs gegen Maximilian gehandelt zu haben: „So hette er Johann de Wörth ebenmessig Befelch, ime anlegen sein zu lassen, daß er den Churfürsten bey dem Kopf bekhommen und dem Kaiser entweder todt oder lebendig yberbringen solle, alßdan der Röm. Kaiser Ihro Churfrl. Drl. die Tag ihres Lebens in guetter Verwahrung behalten, der Churfürstin aber die Regierung ybergeben wolle“.[178]

„Auf Befehl des Kurfürsten kehrten die Regimenter in ihre alten Quartiere zurück und wurden gemustert; dabei brach Ende Juli im Regiment Sporck noch eine Meuterei los, deren drei Rädelsführer im August in Eggenfelden[179] durch den Strang endeten. Gayling und Holtz hatten das Kommando übernommen und den Obristen Marimont mit mündlichem Bericht an den Kurfürsten gesandt. Sie gaben zunächst vor, sie hätten Werths böse Pläne nicht durchschaut, machten dann aber geltend, der gute Ausgang beweise die Zweckmäßigkeit ihres Verhaltens. Maximilian unterzog die höheren Führer in München selbst einem Verhör und beförderte Gayling zum General der Kavallerie, Holtz, Andreas Kolb und Druckmüller zu Feldmarschall-Leutnants, Marimont, La Pierre und Winterscheid zu Generalwachtmeistern. Generalkriegskommissar Schäffer bekam Werths Landgut Bodenstein sowie ein Belobigungsschreiben und die Versicherung des Schutzes gegen den Kaiser“.[180]

„Am 9. September ließ Maximilian die Aussage eines von dem Feldmarschall-Leutnant von Holtz ins kaiserliche Feldlager geschickten Dieners protokollieren und nach Prag senden. Dieser Diener, der in einer Privatangelegenheit seines Herrn tätig war und Melanders [Holzappels; BW] Leibarzt Dr. Rueff bei der Tafel aufwartete, wußte zu berichten, wie heftig der Generalleutnant und Jan von Werth im Beisein der Generale Fernemont und Sporck gesprächsweise gegen Gayling, Holtz, La Pierre und namentlich Schäffer losgezogen waren, die sie nur als ‚ehrlose, dem Henker gehörige leichtfertige Schelme‘ tituliert hätten. Der Kaiser werde Gayling und Holtz als Angehörigen des Reichsadels Helm und Schild zerbrechen und an den Galgen heften lassen. Wenn man Schäffer erwische, werde der Kaiser ihn sicher vierteilen lassen, weil er zu Heilbronn[181] die kaiserlichen Patente zurückgehalten, den Magistrat zur Einnahme französischer Besatzung disponiert und die Abberufungsschreiben abgefangen und nach München gesandt habe. Werth äußerte, er werde ihn ‚in Stücke hauen‘ ! Nach dem Sieg über Schweden wolle er sich in Bayern revanchieren und dort hausen, daß kein Stein auf dem anderen bleibe, ‚man solle das Land mit Pesen zusammenkheren müssen‘. Ähnlich ließen sich die mit Werth geflüchteten Offiziere vernehmen. Der Kurfürst bemerkte dazu, diese Reden seien Gayling, Holtz und Schäffer bekanntgeworden und hätten sie sehr ‚perplex‘ gemacht; vor der Konjunktion hätten sie Furcht und meinten, sie würden sich nicht ‚also auf die Fleischbank liefern‘, möchten sich ohne genugsame Versicherung kaiserlichen Schutzes dazu nicht brauchen lassen und ‚ihre Köpf anderer Discretion entgegentragen‘ „.[182]

Gayling nahm auch am letzten Feldzug gegen die Schweden und Franzosen teil. Der Erzgebirgschronist Lehmann erwähnt Gayling anlässlich des Durchmarsches der kurbayerischen Truppen im Oktober 1647 durch Scheibenberg:[183] Er „war ein Fränckischer von Adel und guter Lutheraner“.[184]

Im Januar 1648 war Gayling von Maximilian I. zum Kommandanten der Oberen Pfalz ernannt worden.[185]

Der kurbayerische Feldmarschall Jost Maximilian von Gronsfeld hatte wieder einmal einen kritischen Bericht über Führung und Zustand der kaiserlichen Armee verfasst und nach München gesandt. Maximilian hatte diesen – was wahrscheinlich bei der Abfassung ohnehin beabsichtigt war – dem kaiserlichen Hof übermittelt und um entsprechende Abhilfemaßnahmen nachgesucht.[186] Der Hofkriegsrat in Wien hatte daher Holzappel eine Abschrift der kurbayerischen Beschwerden zugehen lassen, weshalb es in Beilngries[187] zu einem dramatischen Auftritt zwischen beiden Feldmarschällen gekommen sein soll. Gronsfeld, der sich wie immer im Recht glaubte und auf die Rückendeckung aus München vertraute, nahm kein Wort zurück und wollte schon den Degen ziehen, als ihn Druckmüller und Gayling gerade noch von einem Duell, dieser durch „gesellschaftliche Sitte aktivierten Form individueller Mordlust“,[188] abhalten konnten. Doch scheint dieser Vorfall, falls er sich wirklich so ereignet hat,[189] symptomatisch für das immer schlechter werdende Verhältnis beider Oberbefehlshaber zu sein.

„Am 21. Mai [1649; BW] schrieb General Gayling, der unterdessen nach Sulzbach[190] gekommen war, daß er wieder nach Amberg wolle, da er das Seufzen der armen Leute in Sulzbach nicht anhören könne; Schäffer dagegen wollte bleiben, bis die 2 Viehherden aufgezehrt seien“.[191]

In der evangelischen Stadtkirche St. Nikolaus in Babenhausen[192] befindet sich seine Grabplatte mit dem Text: „DER WOLEDEL GEBORNE GESTRENGE HERR HEINRICH CHRISTOFF GEILING VON ALTHEIM DER ROMISCHE KEISERLICHE MAIESTAT AUCH CHURFURSTL. DURCHLEUCHT IN BAIERN RESPECTIVE CAMMERHERR GENERAL UBER DIE CAVALERI UND OBRISTER IST IN GOTT SELIG VERSCHIEDEN DEN 20. DECEMBER ANNO 1650“.[193]

Um weitere Hinweise unter Bernd.Warlich@gmx.de wird gebeten !

[1] Altheim, heute Ortsteil von Münster [LK Darmstadt-Dieburg].

[2] ADELSLEXIKON Bd. 4, S. 52f.; SPACH, in: ADB 8 (1878), S. 448.

[3] HEILMANN, Kriegsgeschichte Bd. 2, S. 928, 1048, 1121.

[4] Münstermaifeld [Kr. Mayen]; HHSD V, S. 245f.

[5] Kaster [LK Bergheim]; HHSD III, S. 381f.

[6] LAHRKAMP, Werth, S. 69.

[7] Ehrenbreitstein [Stadt Koblenz]; HHSD V, S. 86f.

[8] Wesel [LK Rees]; HHSD III, S. 773ff.

[9] Dorsten [LK Recklinghausen]; HHSD III, S. 165f.

[10] Grenzhausen, heute Stadtteil von Höhr-Grenzhausen.

[11] LAHRKAMP, Werth, S. 70f.

[12] Ahrweiler; HHSD V, S. 2.

[13] Bad Bodendorf [LK Ahrweiler].

[14] Bad Niederbreisig; HHSD V, S. 29.

[15] LAHRKAMP, Werth, S. 71f.

[16] Sinzig [Kr. Ahrweiler]; HHSD V, S. 346f.

[17] LAHRKAMP, Werth, S. 73.

[18] Wittenweier [Kr. Lahr].

[19] LAHRKAMP, Werth, S. 80ff.

[20] Tübingen [LK Tübingen]; HHSD VI, S. 801ff.

[21] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 93f.

[22] Rohrbach, heute Ortsteil von Furtwangen [Schwarzwald-Baar-Kr.]; HHSD VI, S. 233f.

[23] Neukirch, heute Ortsteil von Furtwangen [Schwarzwald-Baar-Kr.]; HHSD VI, S. 233f.

[24] Furtwangen [Schwarzwald-Baar-Kr.]; HHSD VI, S. 233f.

[25] Triberg im Schwarzwald [Schwarzwald-Baar-Kr.]; HHSD VI, S. 797f.

[26] BUCHNER, Anno dazumal, S. 137f.

[27] Breisach am Rhein [LK Breisgau-Hochschwarzwald]; HHSD VI, S. 110ff.

[28] Rheinfelden (Baden) [LK Lörrach]; HHSD VI, S. 659.

[29] Augsburg; HHSD VII, S. 44ff.

[30] LAHRKAMP, Werth, S. 93.

[31] Villingen im Schwarzwald [Villingen-Schwenningen, Schwarzwald-Baar-Kr.]; HHSD VI, 834ff.

[32] Karsau, heute Stadtteil von Rheinfelden.

[33] Laufenburg/Baden [LK Waldshut]; HHSD VI, S. 455f.

[34] Säckingen [LK Waldshut]; HHSD VI, S. 46ff.

[35] Schwörstadt [LK Lörrach].

[36] Hüningen, heute Stadtteil von Basel.

[37] LAHRKAMP, Werth, S. 95ff.

[38] Wittenweier [Kr. Lahr].

[39] Denzlingen [LK Emmendingen].

[40] Freiburg im Breisgau, HHSD VI, S. 215ff.

[41] Kenzingen [LK Emmendingen]; HHSD VI, S. 397f.

[42] Schuttern [Gem. Friesenheim, Ortenaukr.]; HHSD VI, S. 718f.

[43] Friesenheim [Ortenaukr.]; HHSD VI, S. 718f.

[44] Mahlberg [Ortenaukr.]; HHSD VI, S. 496f.

[45] Breisach am Rhein [LK Breisgau-Hochschwarzwald]; HHSD VI, S. 110ff.

[46] Offenburg [Ortenaukr.]; HHSD VI, S. 607ff.

[47] Oberkirch [Ortenaukr.]; HHSD VI, S. 587f.

[48] Kniebis [LK Freudenstadt]; HHSD VI, S. 412.

[49] Relation oder gründliche Erzehlung / Wie die Ernstliche Feldt=Schlacht / so den 30 Julii Alten Calenders / dieses 1638 Jahrs / nahend dem Dorff Wittenweyher in dem Preißgaw am Rheinstrom / vorgegangen / sich Erstlich zugetragen / vnd endlich nach Gottes Willen geendet. Gedruckt im Jahr 1638 [Stadtbibliothek Ulm 1880].

[50] Nieren-, Blasenstein.

[51] HEILMANN, Kriegsgeschichte, S. 600.

[52] Vgl. auch LAHRKAMP, Werth, S. 113; SALIS-SOGLIO, Hans Wolf von Salis, S. 49.

[53] Weiden; HHSD VII, S. 794ff.

[54] Amberg; HHSD VII, S. 20ff.

[55] Plauen [Vogtland]; HHSD VIII, S. 279ff.

[56] SALIS-SOGLIO, Hans Wolf von Salis, S. 92.

[57] Regensburg; HHSD VII, S. 605ff.

[58] Burglengenfeld [LK Schwandorf]; HHSD VII, S. 117f.

[59] Schwandorf i. Bay. [LK Schwandorf]; HHSD VII, S. 684.

[60] Neunburg vorm Wald [LK Schwandorf]; HHSD VII, S. 507f.

[61] Nabburg [LK Nabburg], HHSD VII, S. 491f.

[62] Auerbach i. OPf. [LK Amberg-Sulzbach]; HHSD VII, S. 41f.

[63] Vilseck LK Amberg]; HHSD VII, S. 771f.

[64] Cham [LK Cham]; HHSD VII, S. 124ff.

[65] Neunkirchen, heute Ortsteil von Weiden i. d. OPf.

[66] Furth i. Wald [LK Cham]; HHSD VII, S. 221f.

[67] Taus [Domažlice]; HHSBöhm, S. 598ff.

[68] Für die kampflose Aufgabe einer Festung erfolgte im Regelfall die Hinrichtung des Kommandanten !

[69] ENGLUND, Verwüstung, S. 246ff.

[70] Nach den Mitteilungen Franzins an W. E. v. Lobkowitz, Regensburg, 1641 III 22,  habe sich Slange mit dem Markgrafen von Durlach und 2.000 Reitern Leopold Wilhelm ergeben, sei nach Regensburg und dann nach Wien gebracht worden. Slanges Reiterei bilde angeblich den Kern von Banérs Kavallerie und bestehe größtenteils aus Finnen. BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1176.

[71] Schwandorf i. Bay. [LK Schwandorf]; HHSD VII, S. 684.

[72] Burglengenfeld [LK Schwandorf]; HHSD VII, S. 117f.

[73] Regensburg; HHSD VII, S. 605ff.

[74] Regenstauf; unter Neuburg a. d. Donau, HHSD VII, S. 501.

[75] Nabburg [LK Nabburg]; HHSD VII, S. 491f.

[76] Vilseck [LK Amberg]; HHSD VII, S. 771f.

[77] Auerbach [Vogtland]; HHSD VIII, S. 12f.

[78] THEATRUM EUROPAEUM 4. Bd., S. 607: „Käiserl. Majest. liesse die Stadt Regenspurg mit 2. Regimentern auff 800. Mann zu Fuß geschätzet / alsbalden stärcker besetzen / und die Herren Stände / wie bey obigem Reichstags-Verlauff befunden / zum verharren vermahnen : auch wurde Volck bey Kelheim zusammen geführet / dergleichen auch bey Ingolstatt. Herr General Piccolomini / und der von Geleen reyseten unterschiedlich hin und wieder / und gaben Ordre : auch waren sie und andere / zu forderst deß Herrn Ertz-Hertzogen Hochfürstl. Dl. bey Käiserl. Maj. zu Regenspurg / und wurde Kriegs-Rath gehalten : unter anderm 3. Brücken / eine bey Kelheim / über die alte Mühle / die andere bey Sintzing über die Laber / und die dritte bey Rigling und Ort über die Nab geschlagen / das zusammenziehende Volck in Eyl gegen dem Regen über zu bringen : es wurden auch etlich tausend auß Oesterreich herauff zu kommen erfordert / und nichts was zur Defension / und Resistentz nöthig war / unterlassen“.

[79] Kelheim [LK Kelheim]; HHSD VII, S. 349ff.

[80] Pförring [LK Eichstätt]; HHSD VII, S. 582f.

[81] Neustadt a. d. Donau [LK Kelheim]; HHSD VII, S. 513.

[82] Stadtamhoff [Stadt Regensburg]; HHSD VII, S. 708f.

[83] Weichs [LK Dachau]; HHSD VII, S. 793f.

[84] Neunburg vorm Wald [LK Schwandorf]; HHSD VII, S. 507f.

[85] Cham [LK Cham]; HHSD VII, S. 124ff.

[86] Neunkirchen, heute Ortsteil von Weiden i. d. OPf.

[87] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 607ff.

[88] Bernburg [Kr. Bernburg]; HHSD XI, S. 37ff.

[89] Groß-Germersleben [Kr. Wanzleben]; HHSD XI, S. 155f.

[90] Wolfenbüttel; HHSD II, S. 503ff.

[91] Oschersleben [LK Börde]; HHSD XI, S. 354ff.

[92] Egeln [Kr. Wanzleben/Staßfurt]; HHSD XI, S. 98f.

[93] Hamersleben [Kr. Oschersleben]; HHSD XI, S. 192f.

[94] Hadmersleben [Kr. Wanzleben]; HHSD XI, S. 166ff.

[95] Schöppenstedt [Kr. Wolfenbüttel]; HHSD II, S. 420f.

[96] Schöningen [Kr. Helmstedt]; HHSD II, S. 419f.

[97] Steterburg [Stadt Salzgitter]; HHSD II, S. 442f.

[98] WERSABE, Geschichte der hannoverschen Armee, S. 32ff.

[99] HEILMANN, Kriegsgeschichte, S. 636 Anm.

[100] GONZENBACH, Erlach, Bd. 2, S. 158, Anm. 1 (Bericht R. v. Rosens bzw. Taupadels).

[101] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.

[102] Salzwedel [Kr. Salzwedel]; HHSD XI, S. 404ff.

[103] Schwarzach am Main [LK Kitzingen].

[104] Marktbreit [LK Kitzingen]; HHSD VII, S. 425f.

[105] Kitzingen; HHSD VII, S. 357ff.

[106] Münsterschwarzach [LK Kitzingen]; HHSD VII, S. 487ff.

[107] HOCK, Kitzingen, S. 120, 147.

[108] Düren [LK Düren]; HHSD III, S. 182ff.

[109] LAHRKAMP, Werth, S. 126.

[110] Meersburg [Bodenseekr.]; HHSD VI, S. 519f.

[111] Ravensburg [LK Ravensburg]; HHSD VI, S. 644ff.

[112] Überlingen [Bodenseekr.]; HHSD VI, S. 807f.

[113] PETERS, Söldnerleben, S. 176.

[114] Jankau [Jankov, Bez. Beneschau]; HHSBöhm, S. 226.

[115] Wittstock [Kr. Ostprignitz/Wittstock]; HHSD X, S. 394ff.

[116] Tabor [Tábor]; HHSBöhm, S. 592ff.

[117] Olmütz [Olomouc]; HHSBöhm, S. 420ff.

[118] Pilsen [Plzeň]; HHSBöhm, S. 444ff.

[119] Mirowitz [Mirovice]; HHSBöhm, S. 376.

[120] Neuhaus [Jindřichuv Hradec]; HHSBöhm, S. 398ff.

[121] TOEGEL; KOČĺ, Der Kampf, Nr. 519.

[122] Vgl. den Bericht eines unbekannten Kaiserlichen, Amberg, 1645 III 09; TOEGEL; KOČĺ, Der Kampf, Nr. 521, S. 178: „Nostre arméé est entierment ruinéé. Gotz tué et Hatzfeld pris, Jean de Werth est perdu tellement, qu’on ne scait où il est, l’Empereur s’est sauvé de Prague et est allé vers rivière d’Ems. De l’ennemi sont aussi demeurés beaucoup d’officiers, entre lesquels sont le général Mortagne et Golts [Johann Arndt v. Goldstein ; BW]. Nostre armeé avoit déjà la victoire et tout leur canon en mains mais nostre cavallerie s’ayant amusée auprès la bagaige de l’ennemi, n’a pas poursuivi les Suédois, que se sont ralliés et retournés, et ayant defaict tout nostre infanteria ont obtenu une victoire sanglante, ou sont demeurés plus de dix mille persones sur la place, tant de nostres que de l’ennemi. Ceste bataille s’est donné près de Tabor et a duré depuis les 7 heures du matin jusques à 9 heures de nuit le 6ème de mars. Vien scritto che l’Archiduca Leopoldo se sia salvato accompagnato de due companie de foraggieri”.

[123] ENGLUND, Verwüstung, S. 419ff.

[124] LAHRKAMP, Werth, S. 152; Klattau [Klatovy]; HHSBöhm, S. 262ff.

[125] Augsburg; HHSD VII, S. 44ff.

[126] Summarische Relation Deß zwischen der ChurBayrischen ReichsArmada / vnd der Königklich Französischen / dem General Visconte di Tourraine vndergebenen Armada ( in welcher zugleich das von Herzog Bernharden von Sachsen Weinmar herrührende Corpo begriffen) bey dem nächst Mergentheimb gelegenen Dorff Herbsthausen / den 5. May dises 1645. Jahrs fürgangenen HauptTreffen / darinnen ermeldte Tourrainische Armada geschlagen. Nachgedruckt zu Augspurg / durch Andream Aperger. 1645.

[127] Herbsthausen [Bad Mergentheim, Main-Tauber-Kreis]; HHSD VI, S. 330.

[128] Speyer; HHSD V, S. 350ff.

[129] Marbach am Neckar [Kr. Ludwigsburg]; HHSD III, S. 509f.

[130] Schwäbisch Hall [LK Schwäbisch Hall]; HHSD VI, S. 723ff.

[131] Crailsheim [LK Schwäbisch Hall]; HHSD VI, S. 133f.

[132] Rothenburg o. d. Tauber [LK Ansbach]; HHSD VII, S. 637ff.

[133] Bad Mergentheim [Main-Tauber-Kr.]; HHSD VI, S. 41ff.

[134] Feuchtwangen [LK Feuchtwangen]; HHSD VII, S. 196f.

[135] Dinkelsbühl [LK Ansbach]; HHSD VII, S. 142ff.

[136] Bretzfeld [Hohenlohekr.].

[137] Marktbreit [LK Kitzingen]; HHSD VII, S. 425f.

[138] Ochsenfurt [LK Würzburg]; HHSD VII, S. 557.

[139] Wertheim [Main-Tauber-Kreis]; HHSD VI, S. 880ff.

[140] Erbach [Rheingaukr.]; HHSD IV, S. 111f.

[141] Gernsheim [Kr. Groß-Gerau]; HHSD IV, S. 169f.

[142] Philippsburg [LK Karlsruhe]; HHSD VI, S. 632f.

[143] Heidelberg; HHSD VI, S. 302ff.

[144] Eppingen [LK Heilbronn]; HHSD VI, S. 184f.

[145] Sindringen [Forchtenberg; Hohenlohekr.]; HHSD VI, S. 744.

[146] Speyer; HHSD V, S. 350ff.

[147] Feuchtwangen [LK Feuchtwangen]; HHSD VII, S. 196f.

[148] LAHRKAMP, Werth, S. 153ff.

[149] Landshut; HHSD VII, S. 386ff.

[150] Bodenstein, heute Ortsteil von Nittenau [LK Schwandorf].

[151] Philippsburg [LK Karlsruhe]; HHSD VI, S. 632f.

[152] Mainz; HHSD V, S. 214ff.

[153] Neuss; HHSD III, S. 556ff.

[154] LAHRKAMP, Werth, S. 175f.

[155] Passau; HHSD VII, S. 571ff.

[156] Schlägl [BH Rohrbach]; HHSÖ I, S. 109f.

[157] Böhmisch Krumau [Český Krumlov]; HHSBöhm, S. 53ff.

[158] Deggendorf; HHSD VII, S. 132ff.

[159] Vilshofen [LK Passau], HHSD VII, S. 772f.

[160] PRÖLL, Flucht, S. 312.

[161] Eger [Cheb]; HHSBöhm, S. 119ff.

[162] LAHRKAMP, Werth, S. 176f.

[163] Röhrnbach [LK Freyung-Grafenau].

[164] LAHRKAMP, Werth, S. 178.

[165] Böhmisch Budweis [České Budějovice]; HHSBöhm, S. 46ff.

[166] TOEGEL; KOČĺ, Der Kampf, Nr. 1060: Formarini an Piccolomini., Budweis, 1647 VII 10.

[167] Moosburg [LK Freising]; HHSD VII, S. 461f.

[168] Freising; HHSD VII, S. 209ff.

[169] Berchtesgaden [LK Berchtesgaden]; HHSD VII, S. 83f.

[170] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2921, fol. 523 (Ausfertigung): Kütner an Maximilian I., Feldlager vor Eger, 1647 VII 10.

[171] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2921, fol. 164 (Ausfertigung).

[172] Aigen im Mühlkreis [BH Rohrbach].

[173] LAHRKAMP, Werth, 180.

[174] Dolní Vltavice (Unterwuldau, ab 1918: Untermoldau), Ortsteil von Černá v Pošumaví [Český Krumlov].

[175] PRÖLL, Flucht, S. 314ff.

[176] Das von RIEZLER, Meuterei I, S. 83, erwähnte Schreiben v. Holtz, Geisenhausen, 1647 VII 02 (Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2921, fol. 13 (Ausfertigung)), morgens um 4 Uhr, gerichtet an einen Unbekannten, war augenscheinl. für Gayling v. Altheim bestimmt.

[177] In seinem Schreiben an Andreas Kolb v. Rhaindorf, Vilshofen, 1647 VIII 06 (Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2921, fol. 164 (Ausfertigung)) hieß es noch, dass alle um Vilshofen liegenden Regimenter bereit wären, Werth zu folgen, so auch Sporck, Holtz u. Marimont u. dass er Hoffnung habe, dass dieser bald aufbrechen werde.

[178] Österreichisches Staatsarchiv Wien Staatskanzlei Staatenarchiv Bavarica 2 a (Abschrift): Aussage G. v. Altheims, München, 1647 VII 19; abgedr. bei LAHRKAMP, Werth, S. 238, „alß Herrn Grafen Kurtzen, Herrn Richel, Herrn Mändl, Herrn Kuttner und Herrn Schäffer, so hierzue die maiste Ursach gegeben, sehr disgustirt und alterirt, hetten ihme dahero bevolhen, ieztermelte Ministros deroselben todt oder lebendig zu lifern, ja Ire Churfl. Drl., da es möglich, gar selbsten, wie er dan auf Herrn Schäffer und andere bereits etliche Partheyen außgeschickt und denenselben aufbassen lasset; alßdan müsste in disem Landt eine andere und sichere Anstalt gemacht werden, welches durch Ihrer Churfl. Drl. Gemahlin Drl., alß die hierzu am besten qualifizirt, geschehen khunde“. Vgl. Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2909, fol. 178 (Ausfertigung): Gayling v. Altheim u. Holtz an Maximilian I., Röhrnbach, 1647 VII 08. Mit RIEZLER, Meuterei II, S. 208f., darf angenommen werden, dass die Generäle Werth absichtl. entkommen ließen.

[179] Eggenfelden [LK Rottal-Inn]; HHSD VII, S. 158.

[180] LAHRKAMP, Werth, S. 181.

[181] Heilbronn [Stadtkr.]; HHSD VI, S. 315ff.

[182] LAHRKAMP, Werth, S. 189f.
[183] Scheibenberg [Kr. Annaberg]; HHSD VIII, S. 316ff.
[184] LEHMANN, Kriegschronik, S. 178.
[185] HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 256.
[186] HOFMANN, Melander, S. 310, zit. einen Brief des schwed. Obristen u. Reichsrat Ture Nilsson Bielke an Friedrich III., Hg v. Schleswig-Holstein-Gottorp (1616-1659), der dem zu widersprechen scheint: «Sa Majesté et les grands Ministres dans la cour sont fort contents avec son Exc. le comte de Holtzaphel et tout le monde scayt comme son Altesse le Duc de Bavière a approuvé ses actions, mais on dit que les Ministres se plainct d’estre traictés avec quelque mepris de son Excellence, qui accepte aussi peu leurs conseigls, comme il communicque ses desseings».
[187] Beilngries [LK Eichstätt]; HHSD VII, S. 79f.
[188] So BURCKHARDT, Richelieu Bd. 2, S. 44.
[189] SCHREIBER, Maximilian, S. 935. Weder bei Holzappels Biographen SCHMIDT u. HOFMANN wird dieser Vorgang erwähnt, was beide sicherlich getan hätten, wäre das aus denen ihnen bekannten Archivalien heraus zu belegen gewesen, noch bei SAMBRAUS, Feldzug. Zudem war nach den Kriegsartikeln das Duell zumindest de jure bei Todesstrafe verboten.
[190] Sulzbach-Rosenberg [LK Sulzbach-Rosenberg]; HHSD VII, 728ff.
[191] HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 303.
[192] Babenhausen [LK Darmstadt-Dieburg]; HHSD IV, S. 19f.
[193] Freundliche Mitteilung von Herrn Walter Hannemann.
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