Gamarra y Contreras, Esteban

Gamarra y Contreras, Esteban; Diplomat [1593-1671], spanischer Gesandter von 1655 bis 1671 in Den Haag; 1652 Gesandter in Schweden; Kriegsrat in Flandern und Feldmarschall; Statthalter von Gent.

Der spanische Diplomat Gamarra y Contreras gamarra-esteban teilte Piccolomini am 21.4.1638 mit, er sei vom Kardinal-Infanten entsandt worden, um ihm dafür zu danken, dass er die Ausführung des kaiserlichen Befehls zur Abkommandierung einiger seiner Truppenteile nach Westfalen suspendiert habe. Gleichzeitig richtete er weitere Botschaften des Kardinal-Infants aus. Letzterer sei der Meinung, Piccolomini sollte gegen die in Lüttich[1] stehenden französischen Truppen, die aus ihrem befestigten Lager unterhalb der Wälle von Maastricht[2] Ausfälle unternehmen, militärisch einschreiten. Diese Soldaten erhöben dabei Kontributionen in Flandern und auf Reichsgebiet. Ihr Vorgehen stehe im Widerspruch zum Waffenstillstand zwischen Holland und dem Reich, und das in noch größerem Maße als vor Piccolominis im Namen Ferdinands III. an die Holländer gerichteten warnenden Worten – nach der Verbreitung der ersten Nachrichten über die geplante Übergabe Maastrichts an die Franzosen – , dass ihr Vorgehen ein offenes Zerwürfnis mit dem Kaiser nach sich ziehen könnte. Piccolomini sollte von den Holländern verlangen, die Existenz des erwähnten französischen Feldlagers nicht zu gestatten, und sollte ihnen im Falle, dass sie die Franzosen nicht zum Rückzug zwingen, den Krieg erklären (!). Für den Fall, dass Piccolomini keine Zeit verlieren und das französische Lager angreifen wollte, ohne allein stark genug zu sein, biete ihm der Kardinal-Infant Hilfstruppen an. Dieser rüste sich für den Beginn seines Feldzugs für Anfang Mai und wolle wissen, wann Piccolomini marschbereit sein werde, mit wie viel Infanterie und Reiterei er ins Feld ziehen könne und wie stark seine Armee gegenwärtig sei. Auch wüsste er gern das Datum der Truppenkonzentration in Aachen, um die Versorgung sichern zu können. – Es wäre vorteilhaft, der marschierenden Truppe Lebensmittel für längere Zeit mitzugeben. Zu diesem Zweck empfehle der Kardinal-Infant, mit den Obristen zu besprechen, ob sie willens wären, gegen Bezahlung auf den Wagen ihrer Regimenter eine gewisse Menge an Brot und Getreide zu befördern. – Die Offiziere des flandrischen Heeres beschwerten sich darüber, dass viele Soldaten in die unter Piccolominis Kommando stehenden Truppenteile übergingen, womit die Disziplin untergraben werde. Er möge ihre Aufnahme streng verbieten. Das nicht datierte Konzept enthält Piccolominis Antwort: An Friedrich Heinrich von Oranien habe er bereits entsprechend geschrieben. Hinsichtlich einer Kriegserklärung an die Generalstaaten auf Grund der gegenwärtigen Vorwände werde er den Befehlen des Kaisers sowie den Umständen gemäß vorgehen, dabei aber stets auf das Wohl des Hauses Habsburg bedacht sein – was nichts anderes als ein verklausuliertes Nein war – . Jene französischen Soldaten würde er ohne Aufschub angreifen, doch zögen sie sich nachts nach Maastricht zurück. Sollte sich ein Weg finden, wie er militärisch gegen sie einschreiten könnte, würde er die Gelegenheit nicht versäumen. Der Kardinal-Infant sollte Befehle zur Sicherung alles für einen solchen Fall Notwendige erlassen. – Er, P., sei bereit, ins Feld zu ziehen, wann immer es die Umstände erfordern. Er rechne damit, dass sich die Neurekrutierungen und Truppenauffüllungen bis zum 20.5. hinzögen. Außerdem erwarte er den Beschluss des Kaisers in der Frage, ob die wichtigsten Posten in den gegenwärtigen Quartieren bewacht bleiben sollten. Man müsse auch die Entwicklung der Dinge in Deutschland berücksichtigen. Der wirkliche Stand der unter seinem Kommando stehenden Truppen (ohne Rekruten, deren Anzahl vorläufig nicht genau angegeben werden könne) gehe aus der Gamarra übergebenen Liste hervor. Das Datum des Rendezvous der Truppen könne er aus den oben genannten Gründen vorläufig nicht mitteilen, halte es aber für notwendig, dass unverzüglich Lebensmittelvorräte am Ort der Zusammenkunft vorbereitet würden. – Nicht alle Regimenter hätten Wagen zur Lebensmittelbeförderung zur Verfügung, er wolle jedoch die Frage prüfen und über das Ergebnis Bericht erstatten. – Er wisse um die schädlichen Folgen des Wechselns der Soldaten von einer Armee in die andere und habe diesbezüglich seinen Offizieren bereits strenge Befehle erteilt.[3]

Am 12.5.1638 informierte der Kaiser Piccolomini über die Ankunft Camarras, der als Kurier des Kardinal-Infanten gekommen sei.[4]

Im Dezember hielt sich Piccolomini noch immer in Brüssel auf. Am 6.12.1638 schloss er im Namen des Kaisers mit Gamarra im Namen des Kardinal-Infanten einen 12 Punkte-Vertrag über die gegenseitige Hilfeleistung und Vorbereitung der Kampagne des Jahres 1639 ab:

1. Piccolominis Armee wird auf 24.000 Mann, davon 6.000 Reiter ergänzt. Außerdem verbleiben mehrere Regimenter unter Lamboys Kommando.

2. Mit ihrer Teilnahme am Kampf gegen Frankreich ermöglicht die kaiserliche Armee dem Kardinal-Infanten, die nötige Anzahl von Soldaten zur Verteidigung gegen die Holländer abzukommandieren.

3. Gegen Frankreich wird ein Angriffskrieg, in Deutschland ein Verteidigungskrieg geführt werden.

4. Der Kardinal-Infant stellt das Rekrutengeld für die Regimenter Lamboys sowie für die Ergänzung der Regimenter Piccolominis zur Verfügung.

5. Derselbe stellt die Mittel für Piccolominis Artillerie zur Verfügung und wird dessen Armee vom Beginn der Kampagne an bis zur Rückkehr in die Winterquartiere besolden.

6. Der Kaiser trifft solche Vorkehrungen im Reich, dass kaiserliche Truppen in keinem Fall von Flandern abkommandiert werden müssen.

7. Auf Kosten des Kardinal-Infanten werden bis 2.000 Kroaten oder Polen angeworben und Piccolominis Truppen angegliedert.

8. Die 1.000 Mann zählenden Regimenter Rueblands werden gleichfalls vom Kardinal-Infanten besoldet, jedoch auf Reichsgebiet gelegt und erst zu Beginn der Kampagne Piccolominis Truppen angegliedert.

9. An den günstigsten Orten werden rechtzeitig Magazine für den Vormarsch der Armee errichtet und der Kardinal-Infant besorgt die Distribution der Vorräte.

10. Der Kaiser sorgt für ausreichende Reserven an Proviantwagen und Pferden.

11. Für die mit der Befestigung besetzter Orte und deren Eroberung verbundenen Ausgaben teilt der Kardinal-Infant der Armee Piccolominis Minister zu, die über die nötigen Geldsummen verfügen werden.

12. Das Datum des Beginns der Kampagne wird auf den 1.4. festgesetzt.[5]

Im März 1642 weilte er in Luxemburg. Im Briefwechsel mit Melchior von Hatzfeldt ging es um die spanische Unterstützung der kaiserlichen Armee. Im Juni 1642 korrespondierte er mit Hatzfeldt wegen spanischer Entlastungsangriffe bei Kempen[6] auf die hessen-kasselisch-französischen Konföderierten und deren mögliche Auswirkungen auf die Kriegslage in Flandern.[7]

[1] Lüttich [Liège; Belgien].
[2] Maastricht [Niederlande, Provinz Limburg].
[3] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 594.
[4] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 611.
[5] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 724.
[6] Kempen [LK Kempen-Krefeld]; HHSD III, S. 384ff.
[7] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 219.
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