Forstenhäuser, Georg

Forstenhäuser, Georg; Kriegskommissar [ – ] Forstenhäuser stand als Kommissar in kurbayerischen Diensten.

„[Heinrich v.; BW] Metternich hatte zwar vor dem Verlust von Heidelberg[1] 1633 die Registratur in Sicherheit gebracht, doch das dortige Kanzleiarchiv war den Schweden zum größten Teil in die Hände gefallen. Nach der Schlacht von Nördlingen[2] 1634 war die pfälzische Regierung unter dem Administrator Pfalzgraf Ludwig Philipp aus Heidelberg über den Rhein nach Frankenthal[3] geflohen und hatte die wichtigsten Archivalien mitgenommen, so daß der wiedereingesetzten bayerischen Regierung in Heidelberg kaum brauchbares Material zur Verfügung stand. Aus diesem Grund befahl der Kurfürst am 15.9.1635 dem Heidelberger Kommandanten Hartenberg, bei der bevorstehenden Eroberung von Frankenthal darauf zu achten, daß die dortigen heidelbergischen Kanzlei- und Rechnungskammerakten und Beamten geliefert würden. Als sich Frankenthal am 19.10.1635 den Kaiserlichen ergab, wurde den dortigen pfälzischen Beamten im Übergabeakkord auferlegt, so lange dort zu verbleiben, bis sie die aus Heidelberg entführten Dokumente gebührend ausgeliefert hätten. Den zur Abholung der Akten abgeordneten Heidelberger Rentamtskommissar Reichmaier wies der Kommandant zu Frankenthal zwar mit der Begründung ab, daß hierzu ein Befehl des Königs von Ungarn vorliegen müsse, aber immerhin bekam der Mannheimer[4] Zollschreiber Gebhard Mayr am 28.10.1635 Gelegenheit zur Inventur der dort vorhandenen Dokumente und Mobilien. Am 23.1.1636 erschien im Auftrag des bayerischen Generalkriegskommissariats der Kommissar Otto Forstenhäuser in Frankenthal, wo am 7.11.1635 wieder eine spanische Garnison eingezogen war, um die Kanzleiakten und andere Dokumente nach Heidelberg zu bringen; der Frankenthaler Gubernator Oberst Andrés de Contreras und der dortige spanische Kommissar César Chamblay wollten jedoch ohne Wissen und Einwilligung ihres Vorgesetzten, des spanischen Botschafters in Wien Oñate, nicht herausgeben. Daran änderte sich auch nichts, als der Heidelberger Kommandant Haslang nach Frankenthal kam und gemeinsam mit Forstenhäuser noch einmal die Auslieferung der Akten begehrte.

Erst nachdem Maximilian wegen dieser Angelegenheit an den Kaiser und an Oñate geschrieben hatte, konnte sich Isselbach Anfang Mai 1636 aus Heidelberg nach Frankenthal begeben, um die Akten abzuholen. Er fand die Heidelberger Akten dort aber so zerstreut und mit anderen vermischt vor, daß Sortierarbeiten von ungefähr zwei Wochen nötig waren. Isselbach kehrte deshalb wieder nach Heidelberg zurück und überließ diese Aufgabe dem Landschreiber Bürse, der sie am 6.6.1636 zum Abschluß brachte und alle Akten, die die vier rechtsrheinischen Ämter der Unterpfalz betrafen, zu Schiff nach Heidelberg brachte. Allerdings hatte Contreras sich geweigert, die Lehensakten, die Akten der Heidelberger Universität und des Stifts Sinsheim[5] sowie die Archivalien, die die Kurpfalz im ganzen betrafen, herauszugeben. Maximilian wies deshalb am 7.10.1636 seinen Vizekanzler Richel an, bei Oñate einen diesbezüglichen Befehl an Contreras zu erwirken“.[6]

[1] Heidelberg; HHSD VI, S. 302ff.

[2] Schlacht bei Nördlingen am 5./6.9.1634 zwischen den kaiserlich-ligistischen Truppen unter Ferdinand (III.) von Ungarn und spanischen Kontingenten unter dem Kardinal-Infanten Fernando auf der einen Seite und dem schwedischen Heer unter Feldmarschall Gustav Horn, der in eine 7 Jahre dauernde Gefangenschaft geriet, und Bernhard von Weimar auf der anderen. Die Schwedisch-Weimarischen verloren nicht allein die Schlacht, etwa 8.000-10.000 Tote und 3.000-4.000 Verwundete – auf kaiserlicher Seite waren es 1.200 Tote und 1.200 Verwundete – , sondern mit ihr auch den Einfluss in ganz Süddeutschland, während der französische Einfluss zunahm. Vgl. die ausführliche Darstellung bei  ENGERISSER; HRNČIŘĺK, Nördlingen 1634; STRUCK, Schlacht, WENG, Schlacht.

[3] Frankenthal; HHSD V, S. 100ff.

[4] Mannheim; HHSD VI, S. 501ff.

[5] Sinsheim [Rhein-Neckar-Kr.]; HHSD VI, S. 745ff.

[6] MAIER, Unterpfalz, S. 311f.

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