Forgách [Forgács, Vorgatsch] de Gymeš [Ghymes] und Gács, Adam I. Graf
Forgách [Forgács, Vorgatsch] de Gymeš [Ghymes] und Gács, Adam I. Graf; Obrist [1601-Juni 1681]
Adam I. Graf Forgách [Forgács, Vorgatsch] [160110.6.1681 Rajka, Kom. Wieselburg], am 12.5.1640 zum Grafen erhoben, stand als Obrist und zuletzt als Feldmarschall in kaiserlichen Diensten.[1]
Seine Eltern waren Siegmund Forgách und Zuzana, geb. Gräfin Thurzo. 1627 wurde er zum königlichen Kammerherren und zum Kapitän der Burg Szécsény[2] ernannt. 1640 wurde er in den Grafenstand erhoben und 1644 zum Kapitän der Stadt und Festung Košice[3] ernannt. Während des Aufstandes von Georg I. Rákoczi übergab er die Stadt an die Aufständischen. 1643 wurde er dann Kapitän der Festung Neuhäusel.
Nach den Documenta Bohemica soll es sich aber um Peter Forgách de Gymeš gehandelt haben, während der Historiograph und Habsburg-Anhänger Wassenberg[4] ihn in seinem 1647 erneut aufgelegten „Florus“ als „Adam Vorgatsch“ führt.
Rákóczi war Fürst von Siebenbürgen und Nachfolger von Bethlen Gábor, der aus seiner Sonderstellung als Pufferstaat Ungarn, zwischen dem östlichsten Teil des Habsburger Reiches und den Türken immer seine politischen Vorteile zu ziehen wußte. Rákóczi versuchte, diese Traditionen fortzusetzen und die militärische Schwäche des Kaisers politisch und eventuell territorial auszureizen. Die Belagerung der in seine Hände gefallenen Festung Kaschau durch Götz sollte ihn disziplinieren. Kaschau war von Rákóczis Scharen erobert worden, wie Wassenberg berichtet: „Hierauf hat mehrgenanter Ragotzky das Königreich Ungarn mit einem mächtigen Krieges-Heer biß in 70. tausend Mann so wol geworbenen / als Landvolcks / würcklich bezogen / sich mit 23000 Mann. Vor Kaschaw gelegt / welche Statt der Backos Gabor [Bakos Gábor; BW] / als Commendant Ragotzkyschen Lägers häftig geängstiget / vnangesehen daß Herr Obrister Vorgatsch darinnen mit Keyserl. Besatzung allen möglichen Widerstand gethan“.[5] Am 22.3.1644 berichtete Enckevort W. E. v. Lobkowitz über die Gefangennahme Forgáchs in Kaschau.[6] Wassenberg teilt dazu mit: Mitlerweile hat mehrbenanter Ragotzky theils der Landschafft in Ober-Hungarn / auch an den Hungarischen Gräntzen sich dreyer Keyserlicher Vestungen bemächtiget / vnter andern aber die Haup-Statt Kaschaw (daselbsten die Bürger / wie bericht / den Befehlhaber / Herrn Adam Graffen Vorgatsch / sampt seinem Volcke / so in 400. Hungarn vnd 200. Teutschen bestanden / verrätherischer Weise auß der Statt geschaffet / vnd selbige dem Rakotzky übergeben) erobert.
Dieser Herr Vorgatsch hat zu Wien bey seiner Ankunft berichtet: daß Ragotzky Kriegesvolck bestünde in 30000. Mann / worunter bey 15000. gute wol außgerüstete Hungaren; seye ein schön Volck / so mit Schwedisch- vnd Frantzösischen Officirern wol gespickt; darunter sich auch viel befunden / so hiebevor noch dem Bethlen Gabor bedienet gewesen. Die in der nähe gelegene Türckische Bassen hetten befehl / Ragotzky mit 10. oder 20000. Türcken bey zu springen / ihm auch mit zuführung der Lebensmittel vnnd Kriegesnothturfft allen möglichsten Vorschub zu thun; welches aber Ragotzky noch zur zeit nicht gestehen wollen“.[7]
Ab dem 1.6.1643 war er Feld-Obrist von Ober-Ungarn; ab 27.4.1645 Kreisobrist der bergstädtischen Grenze, am 26.7.1655 wurde er zum Feldmarschall befördert. 1645 und 1655 bewarb er sich um den Posten eines ungarischen Palatins, ohne jedoch Erfolg zu haben.
Am bekanntesten ist seine Teilnahme an der Schlacht von Vezekény[8] 1652 gegen die Osmanen am 26.8.1652, in der er die gesamte kaiserlich-ungarische Streitmacht befehligte. Bekanntlich kamen in dieser Schlacht vier Mitglieder der Familie Esterházy um. Forgách verlor am 6.8.1663 die Schlacht bei Parkány.[9] Neuhäusel[10] übergab er nach 6 Wochen Belagerung an den Großwesir Köprülü. Wegen dieser Übergabe wurde Forgách vor ein Kriegsgericht gestellt, jedoch freigesprochen. Ab 1670 war er Rat der ungarischen Krone. Nach 1673 war er einer der vier Berater des Gouverneurs Ampringen, ein Jahr später auch Richter bei der Pressburger[11] Sedria [Kreisgericht].[12] Er ist in der Kirche des hl. Stephan in Tyrnau,[13] das wegen seiner Kirchen auch das „kleine Rom“ genannt wurde, beigesetzt.
[1] Vgl. die Erwähnungen bei HARRACH, Tagebücher. Das Ölportait Portrait auf Bibersburg [Červený Kameň] wurde freundlicherweise von Herrn Harald Skala zur Verfügung gestellt.
[2] Szécsény, Komitat Nógrád.
[3] Kaschau [Košice]; Königreich Böhmen; ungarisch Kassa, romani Kasha, neulateinisch Cassovia, französisch Cassovie), Stadt in der Ostslowakei, nahe der Grenze zu Ungarn am Fluss Hornád.
[4] Vgl. LAHRKAMP, Everhard Wassenberg.
[5] WASSENBERG, Florus, S. 557.
[6] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 193.
[7] WASSENBERG, Florus, S. 560f.
[8] Vezekény [Vozokany, Bez. Galanta].
[9] Parkány [Štúrovo, Bez. Nové Zámky].
[10] Neuhäusel [Nové Zámky; ung. Érsekujvár; Bez. Nové Zámky].
[11] Pressburg [Bratislava, ungarisch Pozsony].
[12] Diese Informationen verdanke ich Herrn Harald Skala.
[13] Tyrnau [Trnava, Nagysombat; Bez. Trnava].
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