Fabritius, N; Obristwachtmeister [ – ] Fabritius stand 1634/1635 als Obristwachtmeister im Regiment Heinrich von Metternich in ligistischen Diensten unter dem Befehl Gronsfelds.
Fabritius hatte am 13.10.1634 Boxberg[1] besetzt, wo er bei seinem Abzug nach Hirschhorn[2] zwölf Soldaten auf dem Schloss hinterließ.[3]
„Am 16.5.[1635] benachrichtigte der Kriegskommissar Beck von Durlach[4] aus die Heidelberger Regierung, daß Graf [Carl Ludwig Ernst von; BW] Sulz und die badischen Räte beabsichtigten, am nächsten Tag die Huldigung für Markgraf Wilhelm im Amt Graben[5] einzunehmen. Die Regierung antwortete hierauf, daß sie dies nicht gestatten wolle; zugleich schickte der Heidelberger[6] Kommandant Haslang an den in Graben liegenden Oberstwachtmeister Fabritius Ordonnanz, dem Kommissar Beck Soldaten zur Verfügung zu stellen, um den Badenern den Zutritt und die Huldigungseinnahme in Graben zu verwehren. Nur den kaiserlichen Kommissar sollte Beck dort einlassen. Doch Becks Warnung und die daraufhin eingeleiteten Maßnahmen kamen zu spät. Am 17.5. nahmen Graf Sulz und die badischen Räte in Graben die Huldigung für Markgraf Wilhelm [V. von Baden-Baden; BW] ein, wogegen Beck öffentlich, aber vergeblich protestierte“.[7]
„Am 24.7.1635 ergaben sich die schwedischen Garnisonen in Heidelberg und Dilsberg[8] dem kaiserlichen Oberst Preuner [Philipp Friedrich v. Breuner]. Obwohl die Kaiserlichen durch den Wiener Vertrag verpflichtet gewesen wären, diese beiden Orte sofort den Bayern zu überlassen, machten sie zunächst keine Anstalten dazu. Sie ließen nicht einmal bayerische Kommissare zur Inventur der Kriegsbeute ein. Zugleich bedrängten sie die Bürger mit unerschwinglichen Geldforderungen. Das bayerische Generalkommissariat in Tübingen[9] wurde auf seine Proteste hin mit bloßen Versprechungen abgespeist.
Erst Mitte August, als Gronsfeld seine Truppen in der Umgebung von Heidelberg versammelte, zogen die Kaiserlichen ab, an deren Stelle bayerische Soldaten vom Regiment Metternich nachrückten. Oberstwachtmeister Fabritius besetzte mit 300 Mann Heidelberg, während Schrott mit 90 Mann mit 90 Mann wieder in Dilsberg einzog. Der bayerische Kommissar Pelkofer [Pelkoven; BW], der sich im Auftrag Gronsfelds am 25.8. von Pforzheim[10] nach Heidelberg begab, traf dort chaotische Verhältnisse an. Unter der Bürgerschaft starben täglich 15 bis 20 Personen an der Pest. In der Stadt war kein Bürgermeister und kein Mitglied des Stadtrats vorhanden, nur ein einziger Beamter, der Landschreiber Jodocus Bürse. Fabritius und seine Offiziere waren der Meinung, wegen der Gefangenschaft ihres Obersten wären sie sonst niemandem besonderen Gehorsam schuldig, solange sie nicht durch den Kurfürsten selbst an jemanden gewiesen würden. Als Pelkofer darangehen wollte, die Post und den Nachrichtendienst zu organisieren und das Umgeld einzubringen, stieß er auf den Widerstand der Offiziere, die befürchteten, daß die Bürgerschaft ihnen nicht gehorchen würde. Pelkofer beschränkte sich also darauf, ihnen 100 Gulden aus der Kriegskasse zu geben, befahl dem Kommandanten Fabritius, gegen ungehorsame Bürger die militärische Exekution vornehmen zu lassen und begab sich wieder zu Gronsfelds Korps“.[11]
„Gegen die noch immer fortdauernden Streifereien kaiserlicher Soldaten von der Armee des Königs von Ungarn, die in Gruppen von bis zu hundert oder noch mehr Soldaten die Unterpfalz durchzogen und schwere Schäden anrichteten, erhielt Hartenberg vom König ein Patent, das die unterpfälzischen Beamten berechtigte, streifende und von ihren Regimentern aussetzende ‚Parteien‘ mit Zusammenziehung genugsamer Macht‘ festzunehmen und zu fernerer Bestrafung ihren Regimentern und ordentlichen Obrigkeiten liefern zu lassen.
Allerdings mangelte es zu diesem Zweck an geeigneten Truppen in der Unterpfalz. Nach Hartenbergs eigenem Urteil war mit den sieben Kompanien des Regiments Metternich, Oberstwachtmeister Fabritius, hatte den Kurfürsten bereits am 31.8.1635 von Heidelberg aus gebeten, das Regiment mustern und die noch in Pforzheim (von wo aus der größere Teil des Regiments Anfang Februar 1635 nach Speyer[12] kommandiert worden war) liegenden Fähnlein anschlagen zu lassen, weil es sonst in ‚gänzlichen Ruin‘ geraten könnte. Maximilian hätte es jedoch vorgezogen, das Regiment Metternich ganz aufzulösen und dessen Soldaten unter andere bayerische Regimenter einzureihen. Weil er aber befürchtete, daß in einem solchen Fall dessen Offiziere aus der Armee austreten und ihre Soldaten mit sich ziehen könnten, erteilte er Gronsfeld am 15.9. die Anweisung, gemeinsam mit Hartenberg zu versuchen, eine Musterung ohne die dabei übliche Zahlung des Monatssoldes (‚Mustermonat‘) vorzunehmen. Falls dies nicht möglich wäre, sollte das Regiment bis auf weiteres ungemustert bleiben.
Inzwischen steigerte sich die Unzufriedenheit unter den Offizieren des Regiments; Fabritius wollte sich nicht mit der am 16.9. von Hartenberg erlassenen Verpflegungsordnung für das Regiment Metternich zufriedengeben. Als Hartenberg die Rückgabe von sechs Truhen, die Fabritius eigenmächtig aus dem Heidelberger Schloß abtransportiert hatte, fordern ließ, drohte der Oberstwachtmeister damit, seine Kompanie, die er angeblich auf eigene Kosten geworben hatte, in die Dienste des Bischofs von Würzburg [Franz von Hatzfeldt; BW] zu führen. Auch der Hauptmann und Amtskeller Schrofner fragte am 21.9. von Boxberg aus beim Kurfürsten an, ob er die sieben Kompanien mustern solle, wurde aber deswegen an Hartenberg verwiesen.
Am 1.11. schickte Hartenberg auf kurfürstlichen Befehl die zwei in Mannheim[13] liegenden Kompanien des Regiments Schletz zur Armee und ersetzte sie durch 200 Mann vom Regiment Metternich. In Heidelberg verblieben 125 Mann unter Hauptmann Kas-par von Wambach und in Dilsberg 40. Die übrigen Soldaten des Regiments waren auf die anderen unterpfälzischen Orte verteilt, Diemers Kompanie lag zur Hälfte in der Markgrafschaft Durlach zur Einbringung der wöchentlichen Kontribution von 1.000 Gulden. Obwohl diese Kontribution nur für die schletzischen [Friedrich von Schletz; BW] Kompanien in Mannheim bestimmt gewesen war, wurde sie auf Hartenbergs Begehren auch nach deren Abzug zur Heidelberger Rentkasse geliefert. Erst am 9.12.1635 befahl der Kurfürst dem Kommissar Ungelter, sie wieder zur Kriegskasse zu ziehen.
Das Kommando im Mannheim nach dem Abzug der schletzischen Kompanien sollte zunächst Fabritius übernehmen, doch bat dieser den Kurfürsten am 30.10., ihn entweder anderswohin zu kommandieren oder zu entlassen, weil die Festung so ungesund sei, daß alle Offiziere und Soldaten darin erkrankt und zum Teil gestorben seien. Maximilian befahl daraufhin am 6.11. Hartenberg, die Mannheimer Garnison jeden Monat ablösen zu lassen und zu jeder Ablösung einen Kommissar zu verordnen, der die Aufsicht darüber haben sollte, daß bei den Abzügen in den Wohnungen der Festungen nichts zerschlagen oder verunreinigt werde.
Fabritius allerdings wurde schon am 5.11. auf kurfürstlichen Befehl von Hartenberg in Arrest genommen, weil er während seiner Stationierung in Hirschhorn die dortige Bevölkerung mit überhöhten Geldforderungen bedrängt und Hausrat aus dem Schloß entfernt hatte. Das Kommando in Mannheim übertrug Hartenberg dem Hauptmann Kraft, der sich ohne eigene Kompanie beim Regiment Metternich aufhielt“.[14]
„Mit dem Tod des Kommandanten Hartenberg [in der Nacht vom 27. auf den 28.11.1635 in Heidelberg an der Pest; BW] erreichte der personelle Notstand bei der bayerischen Administration in der Unterpfalz einen Höhepunkt. Die Regierung in Heidelberg bestand jetzt nur noch aus dem Rat Isselbach und dem Rentsamtskommissar Reichmaier. Der Kriegskommissar und Amtsschultheiß zu Bretten[15] Schütz war ebenfalls erkrankt. Der Kommandeur des Regiments Metternich, Oberstwachtmeister Fabritius, befand sich im Arrest in Mannheim“.[16]
„Auch die Musterung des Regiments [Heinrich v.] Metternich wurde nun endlich vom 4. bis zum 12.2.[1636] durch die Kommissare Pelkofer und Beck in Heidelberg, Mosbach,[17] Boxberg und Sinsheim[18] vorgenommen. Die acht Kompanien wurden in der Stärke von insgesamt 1.217 Mann gemustert, dazu kam noch die Reiterkompanie mit 67 Mann unter dem Kommando des Kapitänleutnants Christoph Schütz. Doch die Mannschaft des Regiments wurde allgemein als nicht sehr schlagkräftig eingeschätzt. Es waren viele ‚kleine Jungen‘ darunter, die zuvor unter anderen Regimentern bei der Bagage gedient hatten. Die Mehrzahl der Soldaten hatte vorher in der schwedischen Armee gedient, viele waren von anderen bayerischen Regimentern entlaufen, um der bei der Armee in Lothringen herrschenden Hungersnot zu entgehen. Diese wurden vorerst trotzdem angenommen, weil man sie leicht durch neugeworbene Soldaten ersetzen konnte, falls sie zu ihren Regimentern zurückgefordert werden sollten. Viele junge Pfälzer sahen angesichts der zusammengebrochenen Wirtschaft ihres Landes keine andere Unterhaltsmöglichkeit mehr, als sich für den Kriegsdienst anwerben zu lassen. Dies führte dazu, daß ungefähr zwei Drittel der Soldaten des Regiments Metternich aus der bayerischen Unterpfalz stammten, weswegen hinsichtlich der Zuverlässigkeit des Regiments Bedenken laut wurden. Man befürchtete, daß die pfälzischen Soldaten bei einem feindlichen Einfall überlaufen würden.
Für besonders wenig tauglich wurden die Kompanien der vier Beamten befunden. Diesen hatte die Heidelberger Regierung auf kurfürstlichen Befehl bereits am 5.12.1635 auferlegt, sich für Kompanie oder Amt zu entscheiden. Zwar hatten daraufhin alle vier Beamten in Supplikationen an die Regierung darum gebeten, sowohl ihre Kompanien als auch ihre Ämter behalten zu dürfen, doch lehnte Maximilian dieses Ansinnen am 14.2.1636 ab. Er wollte nun auch nicht mehr die Entscheidung der vier Hauptleute und Beamten abwarten, sondern wies die Regierung an, diese zur Resignierung ihrer Kompanien aufzufordern und dafür andere Hauptleute, die zu diesem Zweck von der Armee kommen würden, einzusetzen.
Nach der Musterung traf sich Pelkofer am 16.2. mit der Heidelberger Regierung, um die Austeilung der Quartiere und Kontributionen für das Regiment Metternich vorzunehmen. Hierbei kam es zu Differenzen mit dem Oberstleutnant Pienzenau, der in der Tatsache, daß ausgerechnet die Kompanien der vier Beamten in den Ämtern ihrer Hauptleute liegenbleiben sollten, während die anderen Kompanien teilweise verstreut außerhalb der Pfalz logiert werden sollten, eine ungerechtfertigte Begünstigung der Beamten sah. Als Pelkofer und die Regierung am 18.2. trotzdem bei ihrer Quartierausteilung blieben (um unnötiges Hin- und Hermarschieren zu vermeiden), weigerte sich Pienzenau, weiter an den Beratungen teilzunehmen; dafür erschienen Oberstwachtmeister Fabritius und Hauptmann Wambach, um sich ebenfalls über die Austeilung zu beschweren, wobei Wambach sogar wutentbrannt seinen Abschied begehrte“.[19]
[1] Boxberg [Main-Tauber-Kreis]; HHSD VI, S. 106f.
[2] Hirschhorn (Neckar) [LK Bergstraße].
[3] MAIER, Unterpfalz, S. 529, Anm. 3.
[4] Durlach, heute Stadtteil von Baden-Baden.
[5] Graben [Gem. Graben-Neudorf, LK Karlsruhe]; HHSD VI, S. 262.
[6] Heidelberg; HHSD VI, S. 302ff.
[7] MAIER, Unterpfalz, S. 328.
[8] Dilsberg [Neckargemünd, Rhein-Neckar-Kreis]; HHSD VI, S. 147f.
[9] Tübingen [LK Tübingen]; HHSD VI, S. 801ff.
[10] Pforzheim [Stadtkreis]; HHSD VI, S. 627ff.
[11] MAIER, Unterpfalz, S. 285.
[12] Speyer; HHSD V, S. 350ff.
[13] Mannheim; HHSD VI, S. 501ff.
[14] MAIER, Unterpfalz, S. 297f.
[15] Bretten [LK Karlsruhe]; HHSD VI, S. 116.
[16] MAIER, Unterpfalz, S. 299.
[17] Mosbach [Neckar-Oldenwald-Kr.]; HHSD VI, S. 533f.
[18] Sinsheim [Rhein-Neckar-Kr.]; HHSD VI, S. 745ff.
[19] MAIER, Unterpfalz, S. 302ff.