Efferen, Adolf Theodor [Dietrich], genannt Hall [Haalß, Hal]

Efferen, Adolf Theodor [Dietrich], genannt Hall [Haalß, Hal]; Obrist [ -17.9.1631 bei Breitenfeld] Efferen stand als Obrist eines Kürassierregiments in schwedischen Diensten. Die „Capitulation zu Pferdt“ stammte vom 30.7.1630 aus dem königlichen Feldlager bei Stettin:[1]

„Wir, Gustaf Adolph von Gottes Gnaden etc., thun kund hiemit, dass Wir für Unsern Obristen über ein Regiment Cuirassier bestellt und angenommen, thun auch in Kraft dieses den wohlgebornen, Unsern Obristen über ein Regiment Hoch-Deutscher Soldaten zu Fuss und besonders lieben Adolph Dietrichen, Baronen von Effern, also dass er Uns zu gut zwölf Companien, jede von einhundertfünfundzwanzig Reutern, deren jeder mit einem guten Pferde samt aller Zubehör, nebst zweien guten Pistolen und einem Seitengewehr, wie auch Rück- und Bruststück versehen sei, werben, richten und in Unsern Diensten führen und commandiren solle. Wann nun die Companien in jetztgedachter Bereitschaft in der Musterung (darzu Wir ihnen hiermit die Commenterei Sonnenburg[2] und Amt Seeden,[3] als einen gewissen Lauf- und Musterplatz ernennen) befinden werden, so wollen Wir ihnen einen gewissen Tractament monatlichen (so zu dreissig Tagen gerechnet) dem Rittmeister 250 Rth., dem Lieutenant 90 Rth., dem Cornet 70 Rth., dem Quartiermeister 40 Rth., 3 Corporalen jedem 25 Rth., auf 3 Trompeter 60 Rth., auf einen Musterschreiber, Balbierer, Schmidt und Sattler, jedem insonderheit 15 Rth., und dann auf einen Reuter monatlich 11 Rth., dabeinebens dem Rittmeister auf einen Wagen, dem Lieutenant und Cornet auf einen Wagen, und dann auf die ganze Companie einen Wagen, auf jeden 40 Rth., aus Unserer Königl. Kammer entrichten und bezahlen lassen. Dem Rittmeister wollen Wir in der Musterung 6 Pferde, dem Lieutenant 4 Pferde, dem Cornet 4 Pferde, Quartiermeister 2 Pferde, und dann einem jeden Reuter 1 Pferd gut thun.

Nach geschehener Musterung soll von einem jeden Uns und dem Cornets der Eid allermassen, derselbige ihnen von Unsern Commissarien, so vorgehalten werden, geleistet, und auf das ganze Regiment ein Monat Sold gegeben werden, wie sie sich dann alle Monat regiments- und truppenweis sich mustern zu lassen schuldig sein sollen.

Da nun im Fall einem Reuter in Unsern Diensten sein Pferd sollte geschossen werden oder bleiben, wollen Wir ihm drei Monat dafür gut thun, dergestalt dass er zwei Monat sich jederzeit mit seinem Gewehr und Rüstung bei der Companie präsentire, zum dritten Monat aber mit einem guten Pferd stoffiret[4] sei. Wofern auch ein Reuter stürbe oder vor dem Feind bliebe, so soll der Rittmeister zwei Monat Zeit haben, einen andern an seinen Platz einzunehmen und die monatliche Besoldung darauf bekommen. Im Fall aber die Companie vor dem Feinde oder durch Krankheit grossen Abbruch litte, so wollen Wir neue Antrittgelder geben; die Reuter wollen Wir mit Waffen versehen, und für jedes Stück, so viel deren dem Obristen geliefert worden, einen Monatsold, oder 11 Rth. Nach der Hand abziehen, bei der Abdankung aber solche Waffen, dafern sie complett und ganz, für 8 Rth. wieder annehmen lassen. Da aber ein Reuter von dem Feinde redlich gefangen und darüber seine Waffen verlieren würde, soll ihm ein anderes ohne Bezahlung gegeben werden. Sonsten was er von den Sachen verlieren oder verderben lässt, soll ihm an seinem Monatsold abgekürzt werden. Solches Regiment und Companie sollen auf 6 Monate bestellet und angenommen werden, jedoch da Wir ihrer länger von Nöthen, sollen sie, so lange es Uns beliebet, für die einmal gemachte Bestallung dienen und schuldig sein, so lange sie in Unseren Diensten, in allem Unseren Vortheil zu suchen, Schaden abzuwenden, dem Articulsbrief gehorsam und redlich nachzuleben, auch zu welcher Zeit es sei, oder zum Feinde in Schlachten, Scharmützeln, Zügen und Wachten, Anschlägen und Belagerungen, Besatzungen, wie ein jeder entweder mit ganzen Fahnen oder truppenweis von Uns oder Unserem Feldherrn commandirt würde. Dermassen willig und unverdrossen, sich ungespartes seis Leibes und Lebens zu bezeugen, wie solches ehrlichen und redlichen Reutern wohl anstehet.

Im übrigen wollen Wir solche Reuter und Regiment, der Cornet, Trompeter-Fahnen und Abdanken halber, so wohl allen andern, was sonsten bei Unserer Expedition vorfallen möchte, zu jeder Zeit Unsern alten Deutschen Reutern gleich halten und tractiren, und das Justici-Werk über alle Officiere und unterhabende Reuter hiemit dem Obristen dieselben einen jeden dem Verbrechen nach zu strafen, und unter ihrem Gehorsam zu halten, anbefohlen haben“.[5]

„Während der größte Teil der Truppen Banérs an der Befestigung der havelländischen Pässe arbeitete, unternahmen kleinere Abteilungen Kavallerie Streifzüge in die noch von den Kaiserlichen besetzten Elbgebiete. So machte die in der Gegend von Fehrbellin[6] liegende Reiterei unter Baudissin, dem Grafen von Ortenburg und dem Obristen Hall en kavalkad öfver Ele, som af den starka värmen var nästan uttorkad, och öfverrumplat staden Werben“.[7]

Efferen nahm an der Schlacht bei Breitenfeld[8] am 17.9.1631 teil, wie der schottische Söldner Monro berichtet: „Nachdem wir die ganze Nacht in Schlachtordnung eine Meile von Tillys Armee entfernt gestanden hatten, riefen uns am Morgen des 7. September 1631 beim ersten Ruf der Lerchen die Trompeten zu Pferd und die Trommeln zum Marsch. Wir standen unter Waffen in Bereitschaft, und nachdem wir schon zuvor in der Nacht und unser Gewissen erforscht hatten, begannen wir den Morgen damit, Gott unseren Leib und unsere Seele als lebendiges Opfer darzubieten. Indem wir unsere Sünden bekannten, unsere Herzen und Hände zum Himmel erhoben, erflehten wir in Christi Namen in unserem öffentlichen Gebet und in geheimen Seufzern Vergebung. Wir befahlen uns, unseren Erfolg und die künftigen Ereignisse des Tages Gott an, unserem Vater in Christo. Nachdem das geschehen war, marschierten wir in Gottes Namen ein wenig voran und hielten dann wieder an, bis die ganze Armee, sowohl die des Herzogs von Sachsen als auch unsere, in guter Ordnung aufgestellt war.

Unsere Armee marschierte auf der rechten Seite, die des Herzogs links von uns, und die abkommandierten Musketiere marschierten in einer geschlossenen Formation als Vorhut vor der Armee. Sie bestand aus drei Regimentern, zwei schottischen und einem deutschen, alles Musketiere, die von drei schottischen Obristen geführt wurden, Männern von Tapferkeit und Erfahrung, die für das Kommando, das man ihnen anvertraut hatte und für das sie ausgewählt worden waren, als Leute geeignet erschienen, die anderen im Kampf ein Vorbild sein konnten: Sir James Ramsey, genannt der Schwarze, Sir John Hamilton und Robert Monro, Baron von Foulis. So marschierten beide Armeen in Schlachtaufstellung mit Infanterie, Reiterei und Artillerie etwa bis neun Uhr morgens voran. Wir hielten dann eine halbe Meile vor der kaiserlichen Armee, die uns schon in Schlachtaufstellung erwartete. Sie zählte 40 000 Mann zu Fuß und zu Pferd, während unsere Armee aus 30 000 Mann bestand, wovon nach meinem Urteil die Armee des Königs (II, 64) 8 000 Mann zu Fuß und 7 000 Mann Kavallerie stark war. Die Sachsen hatten 11 000 Infanteristen und 4 000 Reiter.

Wir stärkten uns erst mit Speise und ließen dann unsere Kutschen zurück. Die ganze Armee erhielt grüne Laubzweige als Erkennungszeichen an der Kopfbedeckung. Der Schlachtruf ‚Gott mit uns‘ wurde ausgegeben, und der König hielt eine kurze Rede. Als wir in Schlachtordnung standen, rückten wir gegen den Feind vor, der schon die Vorteile des Geländes genützt und seine Armee an einem Ort namens Gottesgrund aufgestellt hatte, wo ihr General das Gelände höchst vorteilhaft für die Aufstellung seiner Infanterie, der Reiterei und der Artillerie ausgesucht hatte. Dragoner und Kroaten hatten auch die Dörfer besetzt, die um jenen Teil des Schlachtfeldes lagen, der uns zur Aufstellung noch zur Verfügung stand. Sie umklammerten so unsere Flügel mit ihrer wenig angenehmen Nachbarschaft. Trotz aller Vorteile jedoch, die der Feind durch das Gelände, die Windrichtung und den Sonnenstand hatte, war unser großmütiger König und Führer nächst Gott, der keinem Heerführer, von dem man je gelesen hat, an Weisheit, Mut, Rechtschaffenheit und vorbildlichem Leben nachsteht, nicht entmutigt, sondern er gab mit Edelmut und christlicher Entschiedenheit sich selbst, seine Armee und seinen Erfolg in die Hand Gottes, des Herrn der Engel und der Menschen, der auch wenigen den Sieg über viele verleihen kann. Bei der Befehlsausgabe wies er jeden höheren Offizier in sein Kommando und in seine Stellung ein, die ihm für diesen Tag anvertraut war, wie er die Offiziere auch wiederholt mit seinem Schlachtplan vertraut machte. Er stellte Pelotons von je 50 Musketieren zusammen, die von einer hinreichenden Anzahl von Offizieren kommandiert wurden, damit sie den verschiedenen Reiterregimentern beistünden. Er instruierte dazu die Offiziere, wie sie dabei vorgehen müßten, wie er auch die Artillerie in ihre Aufgaben einwies. Als das ordnungsgemäß geschehen war, wurden die abkommandierten Musketiere in ihre Kampfstellungen eingewiesen, und S. M. übernahm dann das Kommando über die vier Infanteriebrigaden, die für das erste Treffen in der Schlachtaufstellung der Armee ausgewählt worden waren. Zwischen den Brigaden war Platz gelassen worden, so daß ein Kavallerieregiment in voller Formation zwischen den Infanteristen hinausreiten konnte.

Alle vier Brigaden standen in einer Front, die Ordonnanzgeschütze waren vor ihnen in Stellung gegangen, je vier große und acht kleine, wobei vier mit der Munition und den Konstablern jeweils vor den Fahnen im Zentrum der Brigaden standen. Rechts vor den Pikenieren, die vor den Fahnen standen, waren vier Kanonen aufgestellt, und links vier weitere auf der selben Höhe. In entsprechender Entfernung hinter diesen vier Brigaden standen drei Reservebrigaden mit ihrer Artillerie. Wie die Brigaden des ersten Treffens hatten auch sie Abstände zwischen den Formationen. Die Kavalleriebrigaden, denen Pelotons von Musketieren zur Unterstützung beigegeben waren, lehnten sich auf dem rechten und dem linken Flügel an die Infanterie an, einige standen auch zwischen dem ersten Treffen der Infanterie und der Reserve, um der Infanterie beizustehen, wenn es nötig sein sollte. Andere Reiterbrigaden wurden hinter der Infanteriereserve zusammengezogen. Feldmarschall Horn, General Baner und Generalleutnant Baudissin erhielten den Befehl, sich um die Reiterei zu kümmern, Baron Teuffel und Graf Nelen kommandierten die Schlachtreihe der Infanterie, Sir James Ramsey hatte als ältester Oberst das Kommando über die Vorhut der abkommandierten Musketiere, und Sir John Hepburn kommandierte als ältester Oberst die drei Reservebrigaden.

Nachdem unsere Armee aufgestellt war und der Herzog von Sachsen (II, 65) und sein Feldmarschall Arnim ihre Truppen auch in Ordnung gebracht hatten, ich weiß aber nicht im Detail auf welche Weise, erhielten die Sachsen den Befehl, links bei uns aufzuschließen, und als beide Armeen wie befohlen in einer durchgehenden Schlachtreihe standen, rückten wir etwas vor und hielten dann wieder an, da der König auf den Flügeln einige Reiter abkommandiert hatte, weit draußen vor den Formationen das Feld von den Kroaten zu säubern. Wir rückten dann in Schlachtaufstellung unter Trompetengeschmetter, Trommelklang und fliegenden Fahnen weiter vor, bis wir in den Feuerbereich der Artillerie des Feindes kamen. Dann führte der herrliche und edle Gustav, der Unbesiegbare, die Kavalleriebrigaden mit ihren Musketierpelotons eine nach der anderen auf ihren Platz, wie er auch die Infanteriebrigaden eine nach der anderen auf ihren Platz stellte. Die ganze Zeit über, in der wir unter Kanonendonner und dem Heulen und Jaulen der heranfliegenden Kanonenkugeln nach dem Schlachtplan aufmarschierten, feuerte der Feind in unsere Reihen, wo die Geschosse, wie man sich vorstellen kann, große Verluste hervorriefen. Diese, wie ich zugeben muß, kriegerische Musik war nicht wert, daß man ihr zuhörte, doch wenn Sie soviel Geduld haben, diese Zeilen ohne jede Gefahr zu Ende zu lesen, werden Sie finden, daß wir für diese Musik gut bezahlten, und zwar mit solcher Münze, daß die Musiker nicht um alles in der Welt bis zum Ende dablieben, um ihre Bezahlung zu empfangen, sondern überglücklich davonrannten.

An diesem Donnerstag, dem 7. September 1631 zogen wir dann gegen 12 Uhr trotz des wütenden Feuers der feindlichen Artillerie und des Geländevorteils, den der Feind hatte, unsere Geschütze vor, bis sie vor dem Feind standen. Dann brüllten unsere Kanonen los, große und kleine, und zahlten dem Feind mit gleicher Münze zurück. Dieses Artilleriefeuer dauerte dann auf beiden Seiten etwa zweieinhalb Stunden. Während dieser Zeit standen unsere Schlachtreihen der Infanterie und der Kavallerie fest wie eine Mauer, obwohl die Kanonenkugeln ab und zu große Lücken in die Formationen unserer Leute rissen. Aber durch die Wachsamkeit der Offiziere und dadurch, daß alle Hände mit anpackten, wurden die Lücken sofort wieder geschlossen, und die Verwundeten wurden auf die Seite zu den Feldschern gebracht. So standen die Offiziere fest, überblickten ihren Kommandobereich, und einer trat für den ein, wenn sich eine Gelegenheit dazu ergab.

Als um halb drei Uhr unsere Artillerie das Feuer für kurze Zeit einstellte, griffen die Kavallerieabteilungen auf beiden Flügeln einander wütend an, wobei unsere Reiter große Entschlossenheit zeigten. Sie feuerten ihre Pistolen erst ab, wenn der angreifende Feind seine zuvor abgefeuert hatte. Dann begrüßten unsere Musketierpelotons die feindliche Reiterei auf eine kürzere Distanz mit einer Salve. Unsere Reiter schossen nun ihre Pistolen ab und griffen den Feind mit ihren Säbeln an. Als sie zurückkamen, waren unsere Musketiere schon wieder fertig, eine zweite Musketensalve auf die feindliche Reiterei abzugeben.

Auf diese Weise leisteten unsere Reiter dem Feind tapfer Widerstand, der dazu vom Feuer der Musketierpelotons hart mitgenommen wurde. Man kann sich kaum vorstellen, wie schnell der Feind nach zwei auf diese Weise abgeschlagenen Angriffen den Mut sinken ließ. Als die Reiterei unseres rechten Flügels, die aus Finnen und Hagapellern bestand und vom tapferen Feldmarschall Horn kommandiert wurde, sah, daß die Reiterei des Feindes durcheinandergebracht worden war, griff sie den linken Flügel des Feindes entschlossen an und zwang ihn, sich in völliger Unordnung auf die Schlachtreihe ihrer Infanterie zurückzuziehen, was wiederum diese durcheinanderbrachte und sie zwang, nach rechts auszuweichen.

Unsere Reiter zogen sich zurück, da S. M. das Durcheinander beim Feind und ließ mit den Ordonnanzgeschützen in seine Formationen hineinfeuern. Während dieser Zeit hatte sich die Hauptmacht der feindlichen Schlachtaufstellung auf den Herzog von Sachsen geworfen und dessen Truppen zunächst im Zentrum der Schlachtaufstellung mit der Reiterei angegriffen. Dann feuerte die feindliche Infanterie zwei Musketensalven in die Sachsen, die sich nun mit der Infanterie und der Reiterei zur Flucht wandten, wobei sie der Feind verfolgte, bereits Viktoria rief (II, 66), als sei die Schlacht schon gewonnen, und so noch vor dem Sieg triumphierte. Aber unsere Kavallerie und Infanterie griff den Rest der feindlichen Reiterei und Infanterie dort an, wo ihr General seinen Posten hatte. Sie wurden gezwungen, sich in völliger Unordnung nach der anderen Seite gegen Leipzig[9] zu zurückzuziehen, während die Infanterie der schwedischen Armee noch immer stand und bisher nicht einen einzigen Musketenschuß abgefeuert hatte. Über dem Schlachtfeld lagen dichte Wolken, vor allem, weil soviel Staub aufgewirbelt worden war, so daß wir lange Zeit nicht umherblicken konnten. Als es etwas aufklarte, sahen wir zur Linken unserer Reserve zwei große Kampfgruppen von Infanterie, die wir zunächst für Sachsen hielten, die gezwungen worden seien, zurückzuweichen. Wir hatten zwar den Kampflärm gehört, den Kampf selber aber nicht gesehen. Wir fanden aber rasch heraus, daß es der Feind war, der bereits sehr viel näher bei uns stand als vorher die Sachsen. Der König schickte daher den Baron Teuffel los, damit er Gewißheit erhalte. Der kam vor unsere Brigade, und ich bestätigte ihm, daß es der Feind sei. Als er zum König zurückkehrte, wurde er erschossen. S. M. kam nun selbst und wies Oberst Hepburn an, seine Brigade mit dem linken und rechten Flügel zu schwenken und dann den Feind anzugreifen. Als der Befehl erteilt war, zog sich der König zurück und versprach, uns Verstärkung zu schicken.

Die Schlachtformation des Feindes stand unerschüttert und blickte auf uns aus nächster Nähe, als unsere Brigade und die anderen einschwenkten und Front gegen sie machten. Sie waren darauf vorbereitet, uns mit fester Entschlossenheit mit einer Salve aus ihren Kanonen und Musketen zu empfangen. Aber unsere kleinen Ordonnanzgeschütze feuerten zweimal in sie hinein, und ehe wir sie angriffen, feuerten wir eine Musketensalve auf sie ab, die sie erwiderten. Doch dann rückten unsere Brigaden unaufhaltsam gegen sie mit einem Pikenangriff vor, brachten eine ihrer Schlachtformationen in Unordnung, fielen über sie her und schlugen sie in die Flucht. Ich kommandierte den rechten Flügel der Musketiere der Regimenter Reay und Lumsdale. Wir rückten gegen die andere feindliche Formation vor, die bereits ihre Kanonen verteidigen mußte. Wir bemächtigten uns ihrer Geschütze und des Schlachtfeldes, aber da die Wolken des aufgewirbelten Staubes so dicht waren, war es uns, als stünden wir in einer dichten Wolke, so daß wir nicht die Hälfte des Kampfgeschehens sehen konnten, auch nicht, welchen Weg unsere Feinde genommen hatten, ja nicht einmal unsere übrigen Brigaden. Da ich einen Trommler bei mir hatte, befahl ich ihm, den Schottenmarsch zu schlagen, bis es aufklarte. Das bewirkte, daß sich unsere Freunde bei uns sammelten, und wir konnten unsere Feinde, die wir schon geschlagen hatten, ganz zerstreuen. Als die Brigade sich sammelte, suchten die Lebenden ihre toten und verwundeten Kameraden. Oberst Lumsdale war gleich am Anfang verwundet worden, auch Oberstleutnant Musten. Verschiedene Fähnriche waren tot oder verwundet, und einige Fahnen waren die ganze Nacht über weg, wurden aber am nächsten Tag wieder gefunden. Da der Feind floh, verfolgte ihn unsere Kavallerie bis zum Ein-bruch der Dunkelheit. Der König schickte uns die Blaue Brigade [Winckel; BW] und die abkommandierten Musketiere zu Hilfe, aber schon vor ihrem Eintreffen wurde unserer Brigade der Sieg und der Ruhm des Tages zugesprochen, da wir bis zuletzt eingesetzt waren. Der König dankte uns, der Reserve, für unseren Einsatz in einer öffentlichen Audienz im Anblick der ganzen Armee und versprach, uns zu belohnen.

Nachdem die Schlacht so glücklich gewonnen war, schrieb S. M. den Sieg und Ruhm nächst Gottes Hilfe der schwedischen und finnischen Reiterei zu, die der tapfere Feldmarschall Gustav Horn geführt hatte. Denn wenn sich die deutsche Reiterei an diesem Tage auch mehrmals tapfer geschlagen hatte, so hatte sie doch nicht das Glück gehabt, den entscheidenden Angriff zu reiten, durch den der Feind in die Flucht geschlagen worden war. Und obwohl tapfere Brigaden von Schweden und Deutschen im Kampf standen, erhielten doch die Schotten den Siegespreis der Infanterie (II, 67), und das nicht ohne Grund, denn sie hatten sich tapfer unter der Führung eines erfahrenen Kavaliers von Fortune geschlagen, des edlen Hepburn, nicht weniger unter Oberst Lumsdale, Oberst Musten, unter den Majoren Monypenny und Sinclair, dem Oberstleutnant John Monro sowie verschiedenen anderen Kavalieren von Tapferkeit, Erfahrung und vorbildlicher Haltung, die sofort danach alle zu höheren Dienstgraden befördert wurden.

Der Sieg war unser, und wir lagerten in der Nacht auf dem Schlachtfeld, die Lebenden fröhlich und vergnügt, jedoch ohne Trunk während dieser Nachtwache, ihrer toten Kameraden und Freunde wegen, die auf dem Feld der Ehre lagen. Die Lebenden waren froh, daß der Herr ihre Tage verlängert hatte, so konnten sie sich der letzten ehrenvollen Pflicht unterziehen, ihre toten Kameraden zu begraben. Freudenfeuer aus den Trümmern der feindlichen Munitionswagen und der weggeworfenen Piken des Feindes wurden angezündet, da es an Leuten mangelte, die diese Piken noch brauchen konnten. Die ganze Nacht über aber gaben die Sachsen, unsere tapferen Kameraden, Fersengeld, weil sie dachten, es sei alles verloren. Dafür plünderten sie unsere Wagen und unser Gepäck als gute Belohnung für diese elenden Tröpfe, die ihren Herzog im Stich gelassen und die gute Sache und ihr Land verraten hatten, während wir als Fremde unser Leben für ihre Freiheit einsetzten.

Unsere Verluste einschließlich die der Sachsen gingen über 3 000 Mann nicht hinaus. Die meisten waren durch das Artilleriefeuer des Feindes ums Leben gekommen. Eine Anzahl höherer Offiziere war tot, vor allem der Reiterei, wie Oberst [Pensen von; BW] Caldenbach, Oberst Hall und Oberst Addergest, und von der Infanterie Baron Teuffel, alles tapfere Gentlemen“.[10]

Nach WATTS wurde er durch einen Musketenschuss getötet, da seine Brust-Panzerung fehlerhaft war.[11]

[1] Stettin [Szczecin]; HHSD XII, S. 280ff.

[2] Sonnenburg [Słońsk; LK Sulęcin].

[3] Seeden: noch nicht identifiziert.

[4] stoffiret: ältere Form von (aus)staffiert.

[5] MANKELL, Arkiv 3. Bd., S. 263f.

[6] Fehrbellin [Kr. Osthavelland/Neuruppin]; HHSD X, S. 172.

[7] „eine Kavalkade über die Elbe, welche durch die starke Wärme fast ausgetrocknet war, und überrumpelte die Stadt Werben“. SCHRÖER, Havelland, S. 64. Werben [Kr. Osterburg]; HHSD XI, S. 492f.

[8] Breitenfeld [Kr. Leipzig]; HHSD VIII, S. 38f.

[9] Leipzig; HHSD VIII, S. 178ff.

[10] MAHR, Monro, S. 134f.

[11] WATTS, The Swedish Intelligencer, 3. Teil, S. 21.

Dieser Beitrag wurde unter Miniaturen abgelegt und mit verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.