Dietrichstein-Ebenau-Pulsgau-Hollenburg, Johann Balthasar Graf von

Dietrichstein-Ebenau-Pulsgau-Hollenburg, Johann Balthasar Graf von; Obrist [1598-4.6.1634 vor Regensburg] Dietrichstein,[1] verheiratet mit Eleonora Burggräfin von Dohna [ -12.11.1676], war kaiserlicher Obristleutnant, Obrist und Generalwachtmeister.

Ab März 1628 kommandierte er in Wismar.[2]

„Im Mai [1628; BW] starb Hebron.[2a] Wir können die Erbitterung nachfühlen, mit der der Chronist bei der Erwähnung des Todes dieses habsüchtigen und gewalttätigen Menschen schreibt: „Dieser wirt itzo bey deme ein guth warmeß Winterquartier und Herberg bekommen haben, welchem er die Zeit seineß Lebenß getreulich gedienet hatt.“ Die Leiche ließ Wallenstein mit Beschlag belegen und erst wieder freigeben, als seine Witwe die Verschreibung auf die 21 000 Rtlr. ausgeliefert hatte; male parta male dilabuntur, fügt der Chronist hinzu. Am 11. Juli verließen dann auch die anderen sechs ehemals Hebronschen Kompagnien die Stadt; für sie kamen fünf neue unter dem Obristen=Leutnant Freiherrn von Dietrichstein wieder herein, dem Wallenstein am 3./13. März 1628 das Kommando in der Stadt übertragen hatte“.[3]

Sein Regiment nahm an der Schlacht von Breitenfeld[4] am 17.9.1631 teil und soll bis zum letzten Mann gekämpft haben.

Er fiel am 4.6.1634 vor dem belagerten Regensburg.[5] Nach Wassenbergs[6] Darstellung im 1647 erneut aufgelegten „Florus“ wurde er mit einer Kugel durch den Kopf geschossen.[7]

„Die in Regensburg zurückgelassene schwedische Besatzung bestand, zusammen mit der Bürgerschaft, aus ca. 4000 wehrfähigen Männern unter dem Generalmajor Lars Kagg mit 1100 Mann vom gelben Leibregiment, dem Grafen Johann Jakob von Thurn mit 600 Mann vom schwarzen Regiment, dem Obristen Claus Hastver mit 430 Mann und 450 Mann vom Regiment Wilhelm von den Brinken. Außerdem lagen 200 Reiter aus dem Regiment Berghofer unter Befehl des Obersten Carl Joachim Carberg in der Stadt. (Heilmann II, S. 471; Theatr. Europ. III, S. 285; Skrifter II Bd. 7, S. 193). Die Bürgerschaft, 1200 Mann in 12 Kompanien, wurde, wie berichtet, von Hastvers schottischem Oberstleutnant Affleck angeführt. Kagg hatte in seiner Eigenschaft als Kommandant der Stadt in den vergangenen Monaten Regensburg stark befestigen lassen, unter anderem mit einem großen Hornwerk an der Brücke, mit Contregarde und 3 Redouten. Auch ließ er den Wassergraben zweimal mannshoch aufstauen. (Theatr. Europ. III, S. 267).

– – In der Nr. 25 der „Wochentliche[n] Postzeittungen“ vom 20.6.1634 heißt es unter dem 9.6. in einer Meldung aus der Oberen Pfalz: „Die Belegerung der Stadt Regenspurg wirdt mit grossem Ernst fortgesetzt / man sparet weder Vncosten noch Volck dafür / dann an dessen eroberung nicht wenig gelegen. Herzog Bernhardt / weilen er nicht bastant, den Keyserischen vnd Bäyerischen vnter Augen zu gehen / vnd widerstandt zu thun / ist mit seiner Armee nach Neumarck[8] gangen / vermuthlich / vmb sich mit Gustauo Horn zu Coniungiren. Den 4. Junii hat der Vngarische König mit hundert Canonen vff die Statt Regenspurg zu spielen / den ersten anfang zu machen / befohlen / welches mit solcher Fury exequirt worden / daß man vermeynet / Himmel vnd Erd würde in einander brechen / vnd vbern hauff fallen / also daß selbigen Tags in 400. Schüsse aus groben Stücken / in wenig Stunden auff benente Statt loßgebrandt worden / denen die Granaten gefolget / deren man etliche zu 100. vnd 20. Pfundt wigend / hinein geworffen / da dann der erste Lermen angangen / vnd alles in der Statt so wol Bürgerschafft als Soldaten in Arma gerathen. Hierauff haben die Keyserische Bäyerische das vber der Donaw gemachtes Hornwerck imgleichen mit 100. Canonen hefftig beschossen / bestürmet / im ersten vnd zweyten Sturm zwar nichts effectuirt, jedoch im dritten erobert“.[9] – –

Die Beschießung der Stadt hatte am Pfingstsonntag den 25. Mai/4. Juni 1634 einen vorläufigen Höhepunkt erreicht. Mit 60 oder 70 Geschützen, darunter die erwähnten 4 ganzen und 16 halben Kartaunen, beschossen die Kaiserlichen die Schanzen von Stadtamhof,[10] so daß selbst langerfahrene Krieger dergleichen noch nicht gehört hatten. Zu diesem Zweck waren die beiden Batterien am Weinberg und der gegenüberliegenden Anhöhe jenseits des Regen, welche vorher zu weit oben standen und ‚keinen rechten effect gethan'[,] etwas tiefer an den Hängen positioniert worden. Den Kanonendonner konnte man bis Weiden[11] hören. Zusätzlich wurden mit Hilfe von Mörsern Granaten von 100 bis 130 Pfund Gewicht in die Stadt geworfen. Als man nun meinte, die Mauern genügend zermürbt zu haben, ging zwischen 3 und 4 Uhr nachmittags der Sturm mit ganzer Gewalt los. 2400 Mann versuchten unter dem Kommando des Obersten Breuner die Schanzen zu gewinnen, wurden jedoch drei Mal von den schwedischen Verteidigern und den Bürgern abgetrieben. Das Theatrum Europaeum (Bd. III, S. 285) erwähnt bei dieser Gelegenheit explizit, daß sich bei der Abwehr des Sturmes ‚der alte Graf [Heinrich Matthias] von Thurn auff seinem Posten sehr wohl gehalten‘. Beim letzten Sturm liefen nur noch 400 Mann an, die anderen weigerten sich zu stürmen. Dabei fiel der kaiserliche Generalmajor Johann Balthasar von Dietrichstein, ’so im Lauffgraben gewesen und dem Volck zugesprochen durch einen unglücklichen Schuss in Kopff‘ (Khevenhiller XII, S. 1182)“.[12]

Christian II. von Anhalt-Bernburg notierte unter dem 2.8.1636 in seinen umfangreichen Tagebuchaufzeichnungen: „Nota: dieser löbliche König,[13] hat auch einen Evangelischen Offizirer, so vor Regenspurg geblieben, ein Obrist leutnant von Dietrichstain, in diese kirche[14] begraben laßen[.]“.[15]

[1] Vgl. die Erwähnung bei KELLER; CATALANO, Tagebücher.

[2] Wismar [Kr. Wismar]; HHSD XII, S. 133ff.

[2a] Daniel [v.] Hebron [16.10.1584 Stargard-8.7.1628 Stargard], Sohn des später in Pommern ansässigen Schotten Alexander Hepburn (aus dem Haus der Earls of Bothwell) auf Damnitz, Benzin u. Karstnitz; Erbherr auf (Deutsch-)Karstnitz, (Hebron-)Damnitz u. Wiltschitz; spätestens ab 1625 kaiserlicher Obrist u. Kriegsrat, führte ein Regiment deutscher Arkebusiere u. ein Regiment Dragoner, seit 1627 Kommandant in Wismar. MURDOCH, SSNE 6871 (unter Daniel Hepburn).

[3] WIEGANDT, Wismar, S. 41.

[4] Breitenfeld [Kr. Leipzig]; HHSD VIII, S. 38f.

[5] Regensburg; HHSD VII, S. 605ff.

[6] Vgl. LAHRKAMP, Everhard Wassenberg.

[7] WASSENBERG, Florus, S. 312.

[8] Neumarkt i. d. OPf.; HHSD VII, S. 505f.

[9] Archives Municipales AA 1065, Strasbourg.

[10] Stadtamhoff [Stadt Regensburg]; HHSD VII, S. 708f.

[11] Weiden; HHSD VII, S. 794ff.

[12] ENGERISSER, Von Kronach, S. 272f. (die derzeit beste kriegsgeschichtliche Darstellung).

[13] Ferdinand III. [13.7.1608 Graz-2.4.1657 Wien], Sohn des Erzherzogs Ferdinand II. v. (Inner-)Österreich [1578-1637], ab 1626 König v. Ungarn, seit 1627 König v. Böhmen, ab 1637 regierender Erzherzog v. Österreich u. Kaiser des Heiligen Römischen Reiches; seit 1625 Ordensritter vom Goldenen Vlies. Ferdinand III. erhielt eine vor allem durch Jesuiten vermittelte streng katholische Erziehung u. wurde ab 1620 auf die Nachfolge seines Vaters Ferdinand II. vorbereitet. Er wurde 1626 zum ungarischen u. 1627 zum böhmischen König gewählt. Nach der von ihm unterstützten Ermordung Wallensteins (25.2.1634) übernahm er als kaiserlicher Generalissimus die kaiserlichen u. kurbayerischen Truppen u. führte sie zusammen mit dem Kardinal-Infanten in die Schlacht bei Nördlingen am 5./6.9.1634, deren Erfolg ihm zugerechnet wurde, der tatsächlich aber Gallas zu verdanken war. Die Schlacht und ihre Folgen ebnete den Weg zum Prager Frieden. Seine Machtpolitik wurde allerdings nicht nur durch die eigenen finanziellen Resourcen, sondern auch durch die weiter nachlassenden Möglichkeiten Spaniens u. die wachsende Macht der Schweden u. Franzosen begrenzt. Nach dem militärischen Zusammenbruch Spaniens bewegte er sich unter dem Druck der Reichsstände, wenn auch nur zögerlich, auf den Frieden zu. Ferdinand III., der „Kaiser des Westfälischen Friedens“, musste 1648 unter dem Druck Maximilians I. v. Bayern der Abtretung des Elsass, v. Metz, Toul u. Verdun an Frankreich u. umfangreicher norddeutscher Gebiete an Schweden sowie der Schwächung der kaiserlichen Zentralgewalt gegenüber den großen Reichsständen zustimmen. Auch verlangte § 3 des Vertrages v. Münster den Verzicht der kaiserlichen Unterstützung für Spanien im noch andauernden spanisch-französischen Krieg [nach MDSZ]. HÖBELT, Ferdinand III.; REPGEN, Ferdinand III. Vgl. HENGERER, Kaiser Ferdinand III.; HÖBELT, Ferdinand III.; HÖBELT, Von Nördlingen bis Jankau; REBITSCH; ÖHMAN; KILÍAN, 1648.

[14] Kartäuser-Kloster Prüll in Regensburg.

[15] http://diglib.hab.de/edoc/ed000228/start.htm: Bl. 154v.

Dieser Beitrag wurde unter Miniaturen abgelegt und mit verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.