Courval [Corval], Charles Christoph de Mazencourt, vicomte de

Courval [Corval], Charles Christoph de Mazencourt, vicomte de; Statthalter [ – ] Courval war 1643 Kommandant in Überlingen[1] am Bodensee, wie der Historiograph und Habsburg-Anhänger Wassenberg in seinem 1647 wieder aufgelegten „Florus“ berichtet: „Der zeit [März 1643] ist der Graff von Corval vom König in Franckreich zum Statthalter in Vberlingen gemacht / vnd ihme hundert tausend pfund Francken zugeschicket worden / allda 500. zu Pferd / 800. zu Fuß / vnd 6. gerüstete Schiffe auf dem Bodensee vnterhalten“.[2]

Wassenberg schreibt weiter: „In denselben Tagen / vnd zwar den 8. dieses [8.11.1643] / als der Frantzösische Ober-Befehlhaber der Statt Vberlingen / Graff von Courval vernommen / daß die Chur-Beyerischen willens / die auff de[n] Schloß Heiligenberg[3] liegende Tragoner von dannen ab- vnd an deren statt 50. Musquetierer hinein zu legen, hat er einen Anschlag gemacht / wie er entzwischen diesem verlauf sein Heyl an solchem Ort versuchen möchte.

Ist derwegen mit 200. ausserlesener Manschaft zu Fuß / wie auch 50. Pferden / vnd 3. Petarden vnversehens an die eusserste Pforten deß Castells kommen / sich dero ohn Mühe versichert / vnd weiters an die zweyte geeilet / daran die Petard dergleichen Würckung gethan / daß die darin nicht erwaten wollen / biß selbige noch einmal gesprungen / sondern haben sich mit sampt dem Hause ergeben / worinnen der Feind einen schönen Vorrath an Korn / Mehl / vnd andern Lebensmitteln / wie auch viel Vieh zur Beute bekommen.

Kurtz hernach hat ermeldter von Courval sich auch auff dem Boden-See frisch gehalten / seinem Gegenpart 2. Schiffe abgenommen; hingegen ein grosses außgerüstet / selbiges mit 14. Stücken versehen / vnd mittelst desselben zu vnterschiedenen mahlen biß in die Menaw[4] gestreifft / auff die Belägerten einen Außfall gethan / etliche erlegt / vnd 2. Gefangene einbracht“.[5]

Von 1644 bis 1650 amtierte er als Kommandant von Mainz.[6]

Wassenberg berichtet weiter für das Jahr 1645: „Nicht also ist es den Frantzosen mit dem wolverbawten Flecken Ober-Ursel[7] geglücket. Solchem nach dem der Frantzosische Befehlshaber zu Mäyntz Viconte de Courval zu zwey vnterschiedlichen malen berennen vnd auffordern lassen / auch / vngeachtet erfolgter abschlägigen Antwort / mit vnablässigem schiessen darvor angehalten / vnd inmittelst bey 200. vom Obristen Mandelslo auß Höchst[8] abgefärtigte Reutter sampt der Munition ohne männigliches vermerckung hinein kommen; als seynd solche nebenst einem hauffen zu Fuß auß dem Flecken gefallen / vnd die Frantzosen schon mit all ihrem Volck vnd den Stücken in dem Abzuge begriffen gewesen / 2. gute Musquetenschüssen von dar tapfer angegriffen / also daß daß Viconte de Courval gar kümmerlich mit zween hohen Officirern vnd theils Reuttern entkommen / dahingegen aber 1. Rittmeist. 2. Hauptleute / etl. Leut. vnd Fändriche / sampt vngefähr 100. Mann aufm Platz geblieben / wie auch bey 200. gefangen worden; da auff der ander seiten mehr nicht dann 4 beschädiget“.[9]

„Ohne vorherige Befragung der Landgräfin [Amalie Elisabeth] von Hessen, die erst am 1. August [1645] von der Werbung Bönninghausens in Kenntnis gesetzt wurde, war Bönninghausen der Titel eines hessischen Generalleutnants versprochen worden. Eine Umkehr der früheren Verhältnisse ! Melander [Holzappel], der solange die Hessen befehligt hatte, war in kaiserliche Dienste getreten und hatte 1642 das Feldmarschallspatent erhalten. Bönninghausen, der so oft in Hessen eingefallen war und dessen Name hier in schlimmsten Andenken stand, sollte dort Werbungen anstellen und mit den hessischen Truppen vereint gegen den Kaiser fechten. Die Landgräfin, die der französische Resident in Kassel,[10] Sieur de Beauregard, über die geplante Werbung informierte, sah sich zwar nicht in der Lage, etwas gegen dieselbe zu unternehmen, äußerte aber schwere Bedenken in einem ausführlichen Memorandum vom 12. August. Mißtrauen gegen Bönninghausens Person machte ihr die Einwilligung schwer. Aber sie war auf französische Subsidien und den guten Willen der Gesandten angewiesen, die sie gegen Kaiser und Reich in Schutz nahmen, zumal das alte vertraute Verhältnis zum schwedischen Kanzler Oxenstierna nicht mehr bestand.

Die Landgräfin erklärte in einer schriftlichen Stellungnahme, sie wolle ihren Kommandanten in Westfalen und am Rheine schreiben, ob in ihrem Bereich Lauf- und Musterplätze der neuen Völker akkomodiert werden könnten. Fast zweifle sie daran, weil ihr Berichte zugekommen seien, daß wegen vieler abgebrannter und herrenloser Häuser, deren Bewohner entwichen oder verstorben wären, ihre eigene Soldateska nicht Raum und Platz genug habe, namentlich zu Neuß[11] und Lippstadt,[12] wo bereits 12, 15 und mehr Soldaten in ein Haus hätten gelegt werden müssen, worüber sich Bürgermeister und Rat beschwerten. Sie habe den Leuten Erleichterung versprochen; sollte sie ihnen solcher Zusage zuwider neue Lasten aufbürden müssen, zumal nach beendeter Campagne die eigenen Truppen zurückkehrten, so befürchtete sie bei Bürgern und Soldaten ‚großen Widerwillen, Totalverderben und Verlauffen‘, wodurch der Majestät vielleicht mehr Schaden erwachse als durch die neuen Werbungen Vorteil entstehe, zumal auch durch neugeworbene Söldner die Sicherheit ihrer festen Plätze gefährdet werde.

Wenn es aber nun nicht anders sein kann‘, will die Landgräfin lieber in etlichen Städten des Fürstentums Hessen als in den westfälischen Quartieren Lauf- und Musterplätze gestatten, etwa auf ein Regiment zu Fuß. Hierfür stellt sie allerdings Bedingungen. So dürfen weder ihre Soldaten noch ihre Untertanen angeworben werden. Für die neuen Söldner sind genügend Unterhaltsmittel anzuweisen. Zur Verteidigung der ihnen eingeräumten Orte werden diese Söldner bald bewaffnet, damit die Landgräfin bei Bedarf auf sie zurückgreifen kann. Daher sollen die Neugeworbenen ihr einen Eid leisten, dessen sie später wieder entledigt werden können. Hierdurch wird der Schein, es seien hessische Völker, desto glaubhafter und die Werbung besser befördert. Sie ist  willig, die Angeworbenen durch Konvoi nach Mainz geleiten zu lassen, sofern sie das mit ihrem wenigen Kriegsvolk kann. Sie gibt ihre Zustimmung, dem ‚Haupt der Werbung‘ das Prädikat und die Charge eines Generalleutnants zu gestatten, wie sie bereits Beauregard mündlich erklärt habe. Der in Münster[13] anwesende Rat Vultejus werde dem Herzog von Longueville und den anderen Gesandten Erklärungen abgeben. In einem weiteren Brief vom 14. August bat sie, ihren Bedenken Gehör zu geben, beteuerte aber, dieselben entsprängen nicht einem Mangel an gutem Willen, da sie brennenden Eifer für die den Dienst seiner Majestät hege. Die französischen Gesandten gingen auf ihre Vorstellungen nicht weiter ein, dankten für ihre Einwilligung und baten um Zuweisung der Musterplätze. Als Bevollmächtigter und Sonderbeauftragter wurde der Sieur de Bergerac nach Kassel geschickt. Auch der französische Gouverneur von Mainz, Vicomte de Courval, wurde unterrichtet und angewiesen, Bönninghausens Werbung tunlichst zu fördern“.[14]

[1] Überlingen; HHSD VI, S. 807f.

[2] WASSENBERG, Florus, S. 517.

[3] Heiligenberg; HHSD VI, S. 321.

[4] Mainau; HHSD VI, S. 498.

[5] WASSENBERG, Florus, S. 549f.

[6] Mainz; HHSD V, S. 214ff.

[7] Oberursel; HHSD IV, S. 357f.

[8] Höchst; HHSD IV, S. 226ff.

[9] WASSENBERG, Florus, S. 602f.

[10] Kassel; HHSD IV, S. 252ff.

[11] Neuss; HHSD III, S. 556ff.

[12] Lippstadt; HHSD III, S. 474f.

[13] Münster; HHSD III, S. 537ff.

[14] LAHRKAMP, Bönninghausen, S. 338ff.

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