Cornis, Caspar

Cornis, Caspar; Obrist [ – ] Cornis führte im Böhmischen Krieg die ungarischen Hilfstruppen auf der Seite der böhmischen Stände, mit denen er auch in die Schlacht am Weißen Berg[1] zog. „Gegen 8 Uhr Morgens hatte Christian von Anhalt den in Prag befindlichen älteren Grafen von Thurn zu sich in’s Feld berufen. Derselbe kam eine Stunde später auf dem weissen Berge an und fand den grössten Theil des Heeres schon in Schlachtordnung gestellt. Er war mit der Aufstellung der Truppen durchaus einverstanden und äusserte: Wenn man an einen zur Schlachtordnung bequemen Ort hätte sollen vom Himmel fallen, so würde es nirgends besser als eben da haben geschehen können. Thurn erkannte bei näherer Besichtigung des Schlachtfeldes die Absicht des Feindes, um jeden Preis eine Schlacht zu erzwingen und begab sich persönlich zu dem Anführer der ungarischen Hilfstruppen, Caspar Cornis, welcher in Vertretung des verwundeten, in Prag liegenden Generals Bornemissa das Oberkommando führte. Cornis’ Leibcompagnie hielt in der Stärke von 300 Mann unmittelbar neben den mährischen Reitern unter [Hans v., BW] Stubenvoll am äussersten rechten Flügel des zweiten böhmischen Treffens. Die übrigen Ungarn standen auf einem Haufen hinter der Front und verlangten zunächst eine Aufstellung ausserhalb des feindlichen Geschützfeuers. Thurn stellte dem ungarischen Anführer durch Vermittlung des der ungarischen Sprache mächtigen Obersten von Stubenvoll vor, dass er, Cornis, als General und Anführer über eine so ansehnliche Truppenmacht des Königs Bethlen Gabor, so gut wie jeder andere böhmische General das Recht habe, sich die ‚angeordnete Bataille’[2] zu besehen und, falls er dabei Mängel entdecken werde oder Aussetzungen zu machen, sein Gutachten abzugeben. Seine Ehre wie sein Leben komme ja bei der Schlacht nicht weniger in Betracht als die der anderen Generäle. Um der Eitelkeit des Ungarn noch mehr zu schmeicheln, bat ihn Thurn, das Schlachtfeld mit ihm zu bereiten, damit er als alter erfahrener General selbst den Ort auslesen könne, von dem aus die löbliche ungarische Reiterei dem Feinde den grössten Abbruch thun könne. Thurn fügte ferner hinzu: er habe zwar Herrn Caspar Cornis nicht zu commandiren, wolle ihm jedoch aus treuherzigem Gemüthe einen Platz zur Aufstellung der ungarischen Reiter vorschlagen. Thurn führte den ungarischen Obersten darauf an den linken Flügel der Böhmen und zeigte ihm dort ‚einen überaus schönen ebenen Acker (die sanfte Abflachung des südlichen Hügels nach Rep hin), wo die ungarn ‚ganz sicher vor des Feindes Stücken gestanden’. Cornis war in der That mit dem Platze, wie mit Thurn’s Ansicht, dass die Reiter von da aus in Form eines halben Mondes in den Feind einbrechen sollten, einverstanden. Graf Thurn begab sich dann zu Christian von Anhalt und Hohenlohe und schlug ihnen vor, auch auf dem rechten böhmischen Flügel eine Abtheilung Ungarn aufzustellen. Da er den linken Flügel, wie es wirklich der Fall war, für den schwächsten Theil der böhmischen Aufstellung hielt, so ordnete er an, wenn wir seiner Versicherung Glauben schenken dürfen, dass das Thurn’sche, seit dem Abmarsche von Rakonitz[3] in Prag einquartierte und eben von dort auf dem Schlachtfelde anlangende Regiment auf den linken Flügel gesandt wurde; er selbst begab sich zur Avantgarde. Christian von Anhalt schickte mehrfach Dolmetscher zu Cornis, um diesen zu bewegen, 1500 ungarische Reiter auf einen Platz etwa 500 Schritte vom linken böhmischen Flügel abzuordnen. Ob nun der ungarische Oberst durch diese vielen sich kreuzenden Ansichten und Befehle verwirrt wurde, oder ob hinterher noch eine Verständigung in anderem Sinne erfolgte, genug, die ungarischen Reiter erschienen auf dem bezeichneten Punkte nicht, sondern wurden in Cornis in der Stärke von etwa 5000 Mann und in einem Abstande von 5-800 Schritt halbmondförmig hinter dem zweiten böhmischen Treffen aufgestellt. Sie waren nach dem Ueberfalle der vorigen Nacht in übelster Stimmung; entscheidend wirkte auf ihre spätere Haltung wohl auch der Umstand ein, dass keiner ihrer anwesenden Obersten die nöthige Autorität bei ihnen besass und dass die neuen einige tausend Mann betragenden Verstärkungen, bei welchen sich der Bethlen’sche Kanzler Simon Pechy befand, erst bis in die Gegend von Schwarz-Kosteletz,[4] etwa 5 Meilen südöstlich von Prag, gelangt waren“.[5]

„Fast um dieselbe Zeit wird auch der Oberbefehlshaber der Ungarn das Schlachtfeld verlassen haben. Er hielt, wie wir uns erinnern, mit seiner Leibwache von 300 Mann ganz nahe der Parkmauer. Herzog Wilhelm von Weimarverliess sein innerhalb des Parkes stehendes Regiment und sprengte auf den nur von wenigen Ungarn umgebenen Obersten zu, um ihn zum Ausharren zu bewegen. Germani currunt, antwortete Cornis, gleichsam als Entschuldigung für die feige Flucht der Seinen. Der Herzog entgegnete ihm: Nolo esse Germanus hac die, ero Hungarus. Maneas tatum mcum !. Cornis kehrte einen Augenblick um, wandte sich dann aber, ‚da er dieses Latein nicht verstehen wollte von neuem und floh. Die Gesammthaltung der Ungarn an diesem Tage wird am besten durch den Ausspruch Anhalt’s charakterisirt: Wenn ich ihrer 100 zu sehen bekommen habe, so sollen es 10,000 gewesen sein“.[6]

[1] 8.11.1620: Maximilian I. von Bayern schlägt das böhmische Ständeheer unter Christian I. von Anhalt. Friedrich V. von der Pfalz geht nach Den Haag in die Niederlande. Vgl. KREBS, Schlacht.

[2] Schlachtordnung.

[3] Rakonitz [Rakovník]; HHSBöhm, S. 508f.

[4] Schwarzkosteletz [Kostelec nad Černými Lesy, Bez. Kolin]; HHSBöhm, S. 560f.

[5] KREBS, Schlacht, S. 88f.

[6] KREBS, Schlacht, S. 116f.

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