Colloredo [Coloredo, Coloreto, Coleredo, Colredo, Kolloredo], Freiherr von Waldsee [Wallsee], Frà Rudolf [Rodolfo] Hieronymus Eusebius Graf (I); Feldmarschall [2.11.1585 Budweis-24.1.1657 Prag]
Rudolf Graf Colloredo[1] gehörte nicht zum Kreis der Favoriten Wallensteins.[2] „Es waren zwei Brüder Colloredo, Rudolf und Hieronimus, germanisierte Italiener, bevor sie, dank Kriegs-Schicksalen, von welchen sie begünstigt wurden, aber andere nicht, sich in Böhmen prunkvoll niederließen“.[3] Über ihn und seine sehr guten höfischen Beziehungen schrieb Wallenstein an seinen Schwiegervater und diplomatischen Interessenvertreter bei Hofe, Karl Graf Harrach: „Daß sich Ihre Majestät wegen des Colloredo, daß er General-Wachtmeister sein sollte, nicht resolviert haben, sondern mein Gutachten begehrt, sag ihnen untertänig Dank, denn hätte er sein sollen, so wäre ich gewiß nicht geblieben, dieweil die Armada mit ihm wär versehen worden wie ein Dorf mit einem unsinnigen Pfaffen, denn ich kann schwören, daß ich die Zeit meines Lebens keinen größeren Sancuragine als ihn gesehen hab und sein Regiment ist in einer solchen Unordnung und gibt mir mehr zu schaffen als die ganze Armada“.[4] Colloredo hat es trotzdem im Laufe der Jahre geschafft, die ursprünglich von Wallenstein sabotierte Position einzunehmen. Ferdinand III. ernannte ihn zum kaiserlichen Geheimrat und Feldmarschall, 1637 wurde er Großprior des Malteser-Ordens zu Strakonitz,[5] 1647 Botschafter des Ordens am kaiserlichen Hof und Landeskommendant in Böhmen. Was blieb, war Colloredos Hass gegen Wallenstein.
1617 hatte er wie viele, die später in habsburgischen Diensten Karriere machten, am Uskoken-Krieg[6] Erzherzog Ferdinands von Innerösterreich gegen Venedig teilgenommen, 1618 stand er als Hauptmann in Friaul.[7] Colloredo war bestimmt kein einfacher Charakter. „Der schon von Jugend an im Dienst der Habsburger stehende Colloredo galt zwar als tapferer Soldat, hatte aber als Kommandant immer wieder unglückliche bis problematische Auftritte. Im Uskokenkrieg Ferdinands gegen Venedig stach Hauptmann Colloredos Einheit, die in Pettau/Ptuj (heute Slowenien)[8] stationiert war, durch besondere Disziplinlosigkeit hervor. Alle Disziplinierungsmaßnahmen der Landesbehörden scheiterten und Colloredo wurde sogar persönlich gegen den Landprofos der Steiermark handgreiflich, wobei er ihn schwer verletzte“.[9] 1619 erhielt er ein Patent für die Anwerbung eines Regiments, mit dem er am Böhmischen Krieg teilnahm.
Wie der Zeitzeuge Jost Maximilian von Gronsfeld in seinen Anmerkungen zu Wassenbergs[10] 1647 erneut aufgelegten „Florus“ festhielt, war Colloredo auch beim bekannten Sturm kaiserlicher Truppen auf Pressburg[11] dabei. Nachdem der Plan Dampierres, Pressburg schon am 28.9.1620 durch Zerstörung der Schiffsbrücke anzugreifen, nicht zu verwirklichen war, hatte er vor, seine Streitkräfte zu verstärken[12] und Stadt und Schloss nicht durch eine aufwendige Belagerung,[13] sondern durch einen nächtlichen Überraschungsangriff einzunehmen. Er teilte das Heer in zwei Abteilungen: Den linken Flügel kommandierte er, den rechten Collalto. Die Hauptgruppe fuhr „vom Closter Newburg[14] mit dem gantzen anholtschen Regiment / ohne Schiffleute die Donau hinunter“.[15] Die mit Geschützen und Lebensmitteln be- und wahrscheinlich auch überladenen Schiffe sollen bis Theben[16] gebracht worden sein. Von dort aus sollten die Truppen des linken Flügels unter Dampierres Kommando nach Pressburg vorstoßen. Der Plan misslang allerdings, da die Schiffe sanken.[17] Sehr anschaulich wird von dem Augenzeugen Gronsfeld die Fahrt beschrieben. Es gab keine erfahrenen Schiffsleute, so dass „noch bey hellem Tage / gegen Abend / wie man unter der Wiener Brücken durchfahren sollen / daß alsbald das Schif / da die Ingenieurs Munition und mehrerntheils Petarden[18] eingewesen / an die Brücken gescheitert / und alles ersoffen / vnd daß stracks darauf ein ander Schif mit 100 Mann beladen / vnter der Brücken auf die schiffmühlen getrieben / das Schiff gleichfalls zu grund gangen / vnd der grössere theil der Soldaten ersoffen / vnd weil die Thonau sich dorten in vnterschiedene Insuln vnd Stamge zertheilet / deren etliche gar vmb die grosse S. Andreae Insul oder Schutte herumber gehen / vnd nicht ehender den rechten Flügel wieder erreichen / biß naher Raab[19] vnd Comorra[20] / vnd den Soldaten / so die Schiff auß mangel der Schiffleuten guberniret / dieses nicht wissend gewesen / ist erfolget / daß mehrentheils Schiffe hin vnnd her auff dem Sand bestecken blieben also daß der Graff Dampier endlich gar allein mit seinem Schiff / darinnen der Graff [Ernst; BW] Montecuculi / Coleredo [Rudolf Graf Colloredo; BW], Don Pietro Aldobrandini, Graf Ernst von Hohenzollern[21] / der Obrister Wachtmeister Matthias Gallas[22] / vnd ich auch gewesen / fortgefahren“.[23] Gronsfeld beschrieb hier die damaligen geographischen Verhältnisse, dass sich die Donau teilt und dass ein linker Arm, die Kleine Donau, die Große Schütt umfasst, durchaus zutreffend; nur trennt sich die Kleine Donau erst einen Kilometer hinter Pressburg vom Hauptstrom und erreicht ihn erst wieder hinter Komorn.[24] Doch darf bei seinen Berichten nicht vergessen werden, dass er sie erst ein Vierteljahrhundert nach dem Sturm auf Pressburg niederschrieb.[25]
Die Stabsoffiziere baten Dampierre, oberhalb des von Bethlen vergeblich belagerten Hainburgs[26] so lange zu warten, bis weitere Kähne nachfolgten. Ein Teil kam wirklich noch und Gronsfeld nahm auch auf der anderen Donauseite die Kavallerie des rechten Flügels wahr. Dieser Flügel, „das Colaldische vnd Coloredische Regiment zu Fuß / vnd etliche Truppen zu Pferdt / vnterm Commando des damaligen Obristen Leutenanten / hernacher aber gewesenem General Wachtmeister de Four,[27] das Fußvolck etwa ein par stunde zuvor zu Lande herunter gewesen / alles mit dieser außgetheilter Ordre / daß wann gedachter de Four vmb 1. Vhr nach Mitternacht auff der andern seyten bey der Stadt Lermen machen würde / daß alsdann Schloß / Vorstadt / stadt vnd Schiffbrücke auf dieser seyten zugleich angefallen werden sollte“.[28] Der rechte Flügel ging weisungsgemäß vor, doch konnte Dampierre wegen der verunglückten Zillen[29] den Angriffstermin nicht einhalten. Es dämmerte bereits und man bat Dampierre, den Angriff zu verschieben; die Schlossbesatzung sei bereits durch den Kavallerieangriff gewarnt. Dampierre lehnte dies ab, da er auf die Unterstützung des kaisertreuen Pálffy hoffte, der die Krone verwaltete und Bethlen über seine Einstellung zu täuschen glaubte. Nach seiner eigenen Darstellung hatte Gronsfeld 200 Musketiere unter seinem Kommando.[30] Abermals, so berichtet er weiter, bestieg man zwei Zillen; diese kenterten, und die Mehrzahl der Soldaten ertrank. Als man dennoch die Angriffsvorbereitungen fortsetzte, geriet man vom Kastell ‚Kitze'[31] her unter Geschützfeuer, was Gronsfeld als „Schickungen Gottes des Allmächtigen“ ansah.[32] Mit dem Erschießen Dampierres und dem Abschneiden seines Kopfes enden im Wesentlichen die ungarischen Quellen über den Sturm auf Pressburg; in einigen wird noch ergänzend berichtet, wie Bethlen den Toten in der Franziskaner-Kirche prächtig aufbahren ließ.[33] Gronsfeld selbst teilt mit, wie er Dampierres Tod gemeldet und den ligistischen Obristleutnant Ernst Georg von Zollern um Verstärkung und Munition gebeten habe. Daraufhin erhielt er den Befehl, sich zurückzuziehen und Dampierres Leichnam mitzunehmen, „darüber der Feind mit 400 Mann außgefallen / mir dermassen (dz ich mich / auß obgedachte mangel / nicht defendiren können) zugesetzet / daß ich den Cörper zuverlassen gezwungen worden / den der Feind gleich bekommen / hinein geschleppet / den Kopff abgehawen / vnd über die Mawren herauß gezeiget / in welcher Occasion ich 3. schüsse auf meine Rundtaschen[34] / zwey durch den Federbusch vnd einen so mir die Backen gestreiffet / bekommen“.[35]
Ende 1625 standen Colloredos Truppen im Harz, um gegen die Widerstandsbewegung der Harzschützen[36] vorzugehen: „Die 13 Kompanien des Obristen Colloredo, in Osterwieck,[37] Abbenrode,[38] Stapelburg[39] und anderen Ortschaften stationiert, hatten sich auf die Verbreitung von Unruhe verständigt. In Osterwieck kommandierte der Obristwachtmeister Oswald von Bodendieck;[40] auf seinen Befehl hörten auch Kroaten, während deren im Kloster Riechenberg[41] einquartierten Landsleute der Fuchtel Tillys[42] unterstanden. Weshalb die Angehörigen der beiden Heere sich das Amt Harzburg[43] für ihre Beutezüge aussuchten, ist wohl nur mit deren Witterung für Lohnendes zu erklären. All diese herumstreifenden Söldner wagten sich bis an den Stadtrand von Goslar[44] vor; wenn die Gelegenheit günstig schien, griffen sie zu, stahlen, was nicht niet- und nagelfest war; sie raubten Vieh und lebten, leichten Herzens, in den Tag hinein. Ein solcher Krieg brauchte nie zu enden“.[45] „Heinrich Drees notierte über Wernigerode:[46] »Lorenzo di Medici, Altringer [Aldringen] und Colloredo bleiben mit ihren wilden Scharen in der Stadt, in der Grafschaft und auf dem Schloß; Kontributionen, Plünderungen, Gewalt sind an der Tagesordnung; Spanier, Italiener, Panduren und Kroaten überboten sich in Greueln, besonders zeichnete sich darin der irische Hauptmann Robertus Viti aus, vor dessen Raubgier die Kanonen auf dem Burgwall mit Mühe gerettet werden konnten.«“[47]
Im Tagebuch des Wernigerode[48] Kantors und Sechsmanns[49] Thomas Schmidt ist unter dem 18.4.1626 festgehalten: „Den 18. forte ist Colloredo hiedurch nach dem Tilly verreiset, welcher aus jedem Kornet bei 20 Reiter (waren 72 Mann) mit sich weggenommen. Diese sind den 24. wiederkommen, ohne etliche wenige“.[50] Juli 1626: „Den 7. haben sich die Reddeberschen[51] Bauern und Gemeine durch 6 gevollmächtigte Abgefertigte neben ihren aedituo so aufs Rathhaus kommen, gütlich erklärt, in der Kontribution dem Oberst[52] Colloredo versprochen, der Stadt zu Hülf zu kommen und geboten, wöchentlich 1 ½ Wispel eiteln Rocken[53] zu bringen, wenn oder eingeerndtet, wollen sie wöchentlich ½ Wisp. Malzen,[54] ½ Wisp. Rocken,[55] und ½ Wisp. Gerste[56] geben. (Es wurde spargirt) Wallenstein[57] wisse von der Kontribution nichts, es sei ein Blanquet genommen, baten Graf Henrich Ernst[58] möge doch Linderung erbitten. U. g. H.[59] erklärte dann das Schreiben für ächt: hätten die Unterthanen eine oder zwei Kontributionen erlegt, alsdann könnte sein Herr Sohn beim General[60] um Linderung anzuhalten abgefertigt werden. Der Herr Kanzler[61] ist consulirt worden, ob auch ein Rath die 5 Adelhöfe, weil sie in der Stadt gelegen, nach Billigkeit[62] schätzen könnte zu dieser Kontribution (denn Schulenburgs[63] wie auch Gadenstedts[64] Hof wohl 4 Malter Korn[65] die Woche geben[,] könnte man es zuvor in die Kanzlei gen Stolberg[66] (weil keine bestellte Kanzlei alhier) gelangen lassen, daß es denen von Adel schriftlichen zu wissen gethan würde. Den 8. E. E. Rath dem Korporal, der Komando hat, zugesagt zu geben, täglich 12 Gr. dem andern 9 Gr., einem Gefreiten 6 G., einem Musketier aber 3 Gr. Heut sind vor Altenrode[67] die Schweine, wie auch ihr Kuhvieh hinweggetrieben worden von Soldaten. – Den 10. ist die Garnison vom Obersten Kolloredo als 40 Personen, darunter ein Hauptmann, ein Feldwebel, 2 Korporale, 2 Gefreite, 2 Landbusaten mit 2 Pauken ankommen. (von den 32 Musketieren wurden 15 aufs Land als Salvagarde gelegt, die übrigen blieben auf dem Schloß.)“.[68]
„Anfang August hatte er [Nikolaus Des Fours; BW] mit seinem Regiment und den Scharen der Obristen Cerboni und Colloredo die Grafschaften Regenstein[69] und Stolberg[70] zu decken, mit dem Befehl, sich im Notfall mit Tilly zu vereinigen, während Wallenstein mit der Hauptarmee nach Schlesien aufbrach, um Mansfeld[71] zu verfolgen, der in dänische Dienste getreten war. Auf Ordre des Generals Aldringen wurde am 17. August des Fours mit 32 Reiterkompanien und zwei Infanterieregimentern von Blankenburg[72] nach Göttingen[73] geschickt; am 22. August vereinigte sich des Fours bei Geismar[74] mit der Liga-Armee des Grafen Tilly“.[75]
Colloredo nahm an der Schlacht bei Lutter am Barenberge teil.[76]
Der schwarzburg-sondershausische Hofrat Volkmar Happe[77] erinnert sich in seiner „Thüringischen Chronik“: „Den 17. [27.; BW] November eine Compagnie Crabaten hier durch nach Tonna[78] gezogen. […] Eodem [die] [1.12.; BW] der Oberste Isolano vor 4 Regiment Crabaten auch in der Herrschaft Schwartzburg[79] um Quartier angesuchet. Den 22. November [2.12.; BW] kommet Bericht ein, dass 4 Regimenter Crabaten umb Artern[80] liegen sollen. Die haben ihre Ordinanzen, dass sie perhyenniren[81] sollen. Als zu Witzenhausen,[82] Allendorf[83] und Hessisch-Lichtenau[84] Herr Oberster Avantagio mit einem Regiment, zu Mühlhausen[85] Herr Oberster Colloredo mit einem Regiment. Wernigerode,[86] Regenstein,[87] Artern Herr Oberster Isolan. Im Stift Hirschfeld[88] Herr Oberster Dragi [Stefano Mille Draghi;[89] BW]. Davon werden die drey Regiment, so nach den Mühlhausischen Gerichten, Stift Hirschfeld und Heßen ziehen, alle durch die Grafschaft Schwartzburg marchiren. Werden wir also über unsere tägliche Last hierbey auch noch ein großes leiden müssen“.[90] Happe schreibt weiter: „Den 3. [13.1.1628; BW] ist ein Cornet Reuter hierdurch gezogen nach Mühlhausen, dem Keyserischen Obersten Colloredo zustendig“.[91] In der Mühlhäuser Chronistik ist festgehalten: „Den 19. [29.; BW] Januar sind 5 Cornet kaiserliches Volk allhier von den Dörfern hinweggezogen; sie sind (?) Wochen allhier gewesen und hat kein Mensch aus der Stadt vor das Thor gehen können. Es hat der Rittmeister Stetthausen (Neuhausen ?[92]) die Kirche in Ammern[93] zusiegeln lassen und bewachen, weil die Leute viel Gut in selbige in Sicherheit getragen haben; da er nun den 18. wieder abgezogen, haben sie ihm eine Verschreibung geben müssen, daß er die Kirche nicht spoliret. Diesen Tag sind wieder Kroaten auf die Dörfer gekommen, welche, nachdem sie fast alle Häuser verwüstet hatten, den 10. [20.; BW] März abgezogen sind“.[94] Bei Happe ist noch vermerkt: „Den 20. [30.; BW] Januar der Oberste Colloredo aus den Mühlhäusischen Gerichten in das Fürstenthum Altenburg[95] mit seinem Regiment verrücket“.[96]
Der Rudolstädter[97] Landrichter Michael Heubel [1605 – 1684][98] schreibt in seinen „Anmerkungen“, dass er Colloredo in Schweinfurt[99] bei Generalkriegskommissar Ossa angetroffen habe.[100]
Colloredo wird in der Hannoverschen[101] Chronik unter 1629 erwähnt: „Als nach dem Dänischen zu Lübeck[102] gemachten Frieden die Kayserischen aus Holstein geführet, sein den 21. Julii 1629 4 Regimenter Wallensteinische Völker zu Fuß unter dem Obristen Coloredo dieser Oerter vor Hannover angekommen und auf den Dörfern vor Hannover herum Quartier genommen, und in angehender Erndte großen Schaden gethan, die Hausleute[103] von dem Ihrigen verjaget, geschlagen, geprügelt und heftig gepresset. Zu Linden[104] haben sie Capitain Bartold Knusten auf seinem Hofe daselbst in Arrest und fast gefänglich genommen und übel tractiret mit Prügeln und demselben alle Verdrießlichkeit gethan, ohnangesehen derselbe immer gut Kayserisch und Spanisch gewesen. Den 28. Julii sein die Wallensteinische hier aufgebrochen, vor dem Leinthore her, über die Neustadt[105] nach Hildesheim[106] marchiret. Als nun vor dem Leinthore viel Hausleute gestanden, die aus ihren Häusern gewichen und sehen wollen, ob sie etwas wieder bekommen könnten, so ihnen abgenommen, da sein etliche Soldaten unter sie gerannt und haben sie geprügelt, daß die Leute, Bürger und Hausleute, so daraußen vor dem Thore gestanden, auf das Leinthor gedrungen, daß man schwerlich das Thor hat zubekommen können, darüber das Geschrey in der Stadt erschollen, die Stadt wäre schon eingenommen. Solch Geschrey ist auch in S. Georgii Kirche, dar eben Betstunde gehalten worden, kommen und jedermann aus der Kirchen gelaufen. Es ist zwar nicht ohne, wenn Gott der Allmächtige damahls unser Schutz auch nicht gewesen wäre, und die Wallensteinische nachgedrungen hätten, sie hätten die Stadt, weil kein Widerstand in Bereitschaft war, besondern man sicher lebete, überrasseln und weg bekommen können. Auf der Neustadt, in dem über marchiren, durfte sich kein Mensche außerhalb Hauses auf der Gassen sehen lassen, den prügelten und schlugen sie, schossen aus nach dem Walle, da Bürger auf standen. Durch das Stift Hildesheim, nach dem Rhein, und ferner in Italien marchiret, zu dem Mantuanischen Kriege“.[107]
Colloredo zeichnete sich 1630 bei Mantua aus, auch wenn er meist wegen der bekannteren Gallas,[108] Aldringen[109] und Piccolomini[110] nicht erwähnt wird.
„Im Juli, 1630, erstürmen seine Generale die Festung Mantua. Mit feinster Höflichkeit wird der Herzog [Karl I. Gonzaga; BW] von Nevers an seines Landes Südgrenze escortiert, in Ritterseite [Rittersitte ? BW] und in Rücksicht auf die Kaiserin, welche seine Cousine ist. Aber dann. Gallas, Aldringen, Piccolomini lassen den Feenpalast von 3000 Mann umstellen, um sich ungestört in ihm zu ergehen, trunkenen Auges. Die in 300 Jahren gesammelten Schätze werden geteilt wie unter Brüdern: die Gemälde und Statuen, die Prunkmöbel, Teppiche, Tapisserien, die Juwelen, das goldene Service, das Silberzeug – alles auf Wagen, die angeblich für den Kaiser bestimmt sind; aber sie gehen anderswohin. Das, wozu die Transportmittel der Oberen nicht ausreichen, nehmen am nächsten Tag die Unteren; tanzen in den Gewändern der Gonzaga-Damen um Feuer, werfen die kostbaren Manuskripte der Bibliothek hinein oder verhökern sie um ein paar Pfennige an solche, die es besser wissen – ein Vetter Aldringens soll der glücklichste Käufer gewesen sein – , geilen in den Weinkellern sich zu noch Schlimmerem auf; die Kirchen, die Klöster, die reichen Privathäuser, die Banken, das Ghetto geben Zeugnis davon … Nie hat Wallenstein selber dergleichen getan. Er hätte es nicht getan, auch wenn die Gelegenheit gewesen wäre. Ein tadelndes Wort über das Verhalten seiner Offiziere besitzen wir jedoch nicht. Als ihn die Nachricht Ende Juli in Memmingen[111] erreicht, hat er andere Sorgen. Auch macht er sich keine Illusionen über das, was seine Kommandanten vom Kriegführen erwarten. Unsererseits merken wir uns immerhin die drei von Mantua: Gallas, Aldringen und Piccolomini“.[112]
Der Schweriner[113] Dompropst und Ratzeburger[114] Domherr, Otto von Estorf [1566 – 29.7.1637], berichtet in seinem „Diarium belli Bohemici et aliarum memorabilium“: „3. April [1631; BW] hat Rex Sueciae Frankfurt an der Oder[115] ohne einige pressa mitt stürmender Handt eingenohmen darin der Feltmarschalk [Rudolf v.; BW] Tiefenbach, G. [Hannibal; BW] von Schauenburgk, [Ernst v.; BW] Montecuculi vnd bei 6000 Tillysche gewesen, der alte Schauenburger ist todt, Sparr [zu Trampe auf Greifenberg, Ernst Georg Graf v.; BW], Heiden, [Walter; BW] Butler vnd viele Obristen gefangen. Obrist [Johann v.; BW] Götz[116] und [Rudolf Graf; BW] Coloredo sollen auch niedergehawen sein. Die Besatzung ist in vindictam[117] der Brandenburgischen[118] meist niedergehawen; haben darin bekommen 16 Fahnen, 6 Cornet, 600 Tonnen Pulver, 20 ganze, 4 halbe Carthaunen, 1,200 Centner Blei und bleierne Musqueten Kugeln, 700 Centner Lunten, 1,000 Stücke eiserne Kugeln, 70 Stücke Geschützes, an Getraide einen ziemlichen Vorrath. Die Kaisersche haben nichts von ihre pagage wegbringen können, rechnen ihren Schaden uf 300,000 Rthlr. Vber 1,000 Soldaten haben sie nach der ersten Furie gefangen, darvnter Obristen Sparr vnd der von Walde [Mohr v. Wald, Franz Wilhelm; BW] sein Obrist Lieutenant, 10 Capitaine und andere fürnehme Offiziere gewesen. Die Gefangenen, darunter viele Crabaten, sollen in Sweden in die Kupferbergwerke gebracht werden und allda arbeiten“.[119]
Hofrat Happe notiert, dass am 9./19.6.1631 etliche Reiter Colloredos in der Grafschaft Schwarzburg-Sondershausen einquartiert wurden.[120] Am 18./28. seien die Reiter aus den Ämtern Keula[121] und Ebeleben[122] weggezogen und Musketiere des Regiments Adolph von Schleswig-Holstein eingelegt worden.[123] Der Schmalkaldener[124] Chronist und Organist Johann Georg Pforr [1612 – 1687] berichtet: „Den 29. Jun: sint ein trupp Keys: reutter vom Obrist[en Colredo, so damalß zu Saltzungen[125] gelegen, zum Truses[126] eingefallen und daßselbe geblündert. Den 3. Jul: haben etzliche Colredische reutter Heßleß[127] geplündert. Wegen solcher blünderung hat man den Jegermeister Wechmar zum Obristen Colredo geschicket, demselben obbemelte Keyserliche befreyung [durch Tilly; BW] andeuten und umb abschaffung solcher einfelle bitten zu lassen. Daruff sint uff des obristen befelch etzliche abgenommene pferd wieder zurückgegeben worden“.[128]
„Die nach Böhmen abberufenen kaiserlichen Truppen zogen, wie schon früher erwähnt, vom 3. Dezember 1631 unter [Rudolf] Colloredo und Gallas aus der Gegend südlich Nürnberg[129] unter entsetzlichen Plünderungen ab. Während des Durchmarsches durch Sulzbach,[130] der über einen Tag dauerte, erhielt Gallas am 6. Dezember die Order, mit 3 Rgt. z. Pf. und 3 000 Mann z. F. Hersbruck,[131] Lauf[132] und Altdorf[133] zu besetzen, offenbar in Genehmigung des vorhin erwähnten Auftrags der Amberger[134] Regierung. Hiermit wurde Graf Sulz betraut, der mit den bereits bei Hahnbach[135] befindlichen Regimentern am 7. Dezember an Sulzbach vorbei gegen Hersbruck marschierte. Von da berichtete er am 17. Dezember an Oberst Lintelo, daß er einen Überfall der Nürnberger, die von den Schweden unterstützt würden, befürchte: ‚Ich sitze wie ein Vogel auf dem Zweig, der alle Augenblicke nit weiß, wann man ihn herunterschießt‘ „.[136] „Mit dem Durchzug Colloredos Anfang Dezember 1631 wurde die Pest in Amberg eingeschleppt, jedoch nicht sogleich erkannt“.[137]
„Der kaiserliche Generalwachtmeister Gallas, welcher den Krieg in Italien geführt hatte und mit 21 000 Mann – darunter Colloredo – zu Tilly[138] gestoßen war, marschierte mit 28 Rgt. – 10 000 – 12 000 Mann – am 6. Dezember morgens von Hartmannshof ab, zog über Hahnbach, Schnaittenbach,[139] Waidhaus[140] (Sulzbach und Hirschau[141] hielten die Tore geschlossen) nach Pilsen[142] und hauste womöglich noch schlimmer als Colloredo. Gallas erzählte dem Kommissär, Landrichter [Christoph; BW] von Lerchenfeld, daß seine Leute vor Nürnberg 4 Tage kein Brot erhalten hätten und das Plündern nicht mehr zu verhindern sei, man solle ‚alles auf die Seite thun‘, denn der ‚Teufel sei in diesen Leuten‘.
Es half nichts, daß die Einwohner mit ihrem Vieh in die Wälder geflohen waren; die Soldaten führten ganze Hundemeuten mit, welche darauf abgerichtet waren, das Vieh in den Wäldern aufzusuchen. Durch Reiter Isolanis [Isolano; BW] erlitt der Hammermeister Hans Wilhelm Heber in Hammergänlas[143] bei Auerbach[144] einen Schaden von 1 000 fl, sein Vater einen solchen von 3 000 fl. Die Amberger Regierung beklagte sich am 10. Dezember bei Gallas und Colloredo über die Plünderungen mit folgenden Worten: ‚ … hat man den unterthanen alles getroschene traid aufgefresset, das ungetroschene den Pferden untergestreut, alle victualien abgenommen‘ … ‚alles spoliert (geraubt), die leithe mit straichen und Raithlen[145] anderst nicht denn feindlichen tractiirt und wann bey dem auf[b]ruch in den quartieren noch etwas so die unterthanen hetten genießen mögen, übrig verblieben, selbis schädlich boßhaftiger weiß verderbt, und dabei fenster auch öfen eingeschlagen, alles vieh und Pferde mit hinweg geführt‘ … (Nun folgt eine Schilderung, wie das in die Wälder getriebene Vieh mit den Hunden abgesucht und herausgetrieben wurde) … ‚die lieben samen auf dem felde hat man mit abhieten, darüber fahren, reiten, gehen und treiben gar elendiglich zu schanden gemacht, die weibsbilder geschendet, häuser u. Mühlen in Prand gesteckt‘ „.[146]
„Als Maximilian[147] am 16. Juni [1632; BW] von Burglengenfeld[148] nach Schwandorf[149] marschierte, wurde Ensdorf[150] wiederum von 4 Reiterkomp. geplündert; das gleiche Schicksal erfuhren Freudenberg[151] am 16. und 17. Juni, Kastl[152] und Lauterhofen[153] durch 1 Reiterkomp. von Colloredo am 18. Juni; der Torwart in Kastl[154] und der Bürgermeister Bruckmüller in Lauterhofen wurden hierbei erschossen“.[155]
Im November 1632 unterrichtete Colloredo Melchior von Hatzfeldt über die Streifzüge Hatzfeldt’scher Truppen nach Torgau,[156] die Anwesenheit Gustav II. Adolfs in Naumburg[157] und den Anmarsch Arnims aus Schlesien zu Gustav II. Adolf.[158]
In der Schlacht bei Lützen[159] war Colloredo bereits Generalwachtmeister und Kommandeur einiger Kompanien Infanterie und der berüchtigten Kroatenregimenter. Im Kampf wurde Colloredo durch einen Kopfschuss schwer verwundet.
„Vor Nürnberg war der Siegeszug des Schwedenkönigs 1632 jäh unterbrochen worden. Wallensteins befestigtes Lager hatte allen Stürmen der Protestanten getrotzt, und schwere Verluste durch Kämpfe und Seuchen geboten Gustav Adolf mehr denn, seine Kräfte zusammenzuhalten und Verstärkungen an sich zu ziehen. Deshalb hätte es der König gern gesehen, wenn Kursachsen sein Heer mit dem schwedischen vereinigt hätte. Aber Arnim, dem nichts daran lag, sich dem unbequemen Könige unterzuordnen, beeinflußte den Kurfürsten im gegensätzlichen Sinne. Dazu kam, daß auch Johann Georgs Bewunderung für den Schwedenkönig herabgemindert war. Einmal sind ihm wohl die wenig schmeichelhaften Äußerungen zu Ohren gekommen, die der König in seinen Briefen an Johann Casimir von Polen über den Kurfürsten – wie wir sahen zu unrecht – , getan hatte. Dann machte ihn vor allem das seltsame Auftreten des Königs im Reiche bedenklich. Wenn schon der Ausländer nach der Kaiserkrone greifen wollte, war es da nicht besser, man verdiente sich den ‚Dank vom Hause Österreich’ und willfahrte dem Fremden nicht ? So hielt man sich den Weg offen, – falls das schwedische Abenteuer fehlschlug – , auf dem man mit Anstand zum Kaiser zurückkehren konnte.
Arnim, der alte Freund Waldsteins, hatte wohl auch eine Abneigung dagegen, seinem früheren Waffenbruder im Felde entgegen zu treten; nicht daß er schon damals heimlich mit ihm verhandelt hätte, aber er wußte: dem Friedländer kreuzte man den Weg besser nicht: So gingen nur zwei Regimenter zu Roß: Hofkirchen und Herzog von Anhalt und drei zu Fuß: von der Pfordten (früher Starschedel), von Bose (früher Arnim) und von Vitzthum nach Nürnberg ab. Die sächsische Hauptarmee zog sich unter Arnim nach Schlesien. In Torgau standen zwei Regimenter zu Roß: Friedrich Wilhelm von Altenburg (früher Steinau) und Friedrich Wilhelm von Vitzthum (erst im Dezember 1631 errichtet) = 2000 Mann und Loeser zu Fuß. In Mühlberg[160] sammelte sich ein neues Dragonerregiment: von Kalkstein.
Nach dem ergebnislosen Kampfe vor Nürnberg wandte sich Gustav Adolf nach Würzburg,[161] Waldstein aber nach Sachsen zu. Der Friedländer rechnete damit, daß dieses Land seit einem Jahre vom Kriege verschont geblieben war, also gute Quartiere geben mußte. Der Kurfürst war aufs äußerste bestürzt.[162] Schon während des Spätsommers war Sachsen, besonders das Erzgebirge[163] und das Vogtland,[164] von kaiserlichen Scharen bedrängt worden. Am 19. und 20. August sprach der Rat zu Leipzig[165] sogar die Besorgnis aus, Graf Holck[166] möchte mit seinen 7/8000 Mann auf Leipzig anrücken, wo die Pest so wütete, daß die Stadtdefension auf 500 Mann zusammengeschmolzen war. Bis gegen Dresden[167] stießen die Kaiserlichen vor und brannten Gorbitz[168] nieder; doch wagte Holck nicht, die Hauptstadt oder Leipzig anzufallen.
Ende September erschienen nun auch noch der General Jakob Gallas[169] mit 4 Regimentern zu Roß und zu Fuß (rund 10000 Mann) in Plauen,[170] schwenkte aber dann ins Altenburgische ab, wo er sich mit Holck vereinte. Dazu kamen noch kleinere Verbände: Generalwachtmeister Graf Strozzi mit den Regimentern zu Roß Colloredo, Coronino, Marsilen,[171] [Johann II. v.; BW] Merode und Bernecol[172] und Obristleutnant Adelshofen mit einer Kompagnie Dragoner und einer Kompagnie Musketiere.
Nun trafen Schlag auf Schlag Hiobsposten ein. Am 25. September entsetzte der kaiserliche Oberst Merode Wolfenbüttel[173] und schlug den belagernden Lüneburger [Georg v. Braunschweig-Lüneburg; BW], dessen ganzes Regiment von Mitzlaff verloren ging, so daß ‚der Obrist durch Haxte[174] selbander geritten’. Zwar lag Pappenheim noch immer verwundet ‚zur Alefelde’,[175] seine Truppen wurden aber auf 13000 Mann veranschlagt.
Am 29.9. wurde Altenburg[176] von 3000 Kaiserlichen mit 4 Stücken überrumpelt. Graf Holck und Jakob Gallas führten persönlich den Handstreich an, erpreßten 5000 Thaler, gingen aber schon am 30. auf Chemnitz[177] zurück. „Unterdessen hatte Wallenstein[178] ein zweites Korps unter Clam-Gallas etwa 10 – 12000 Mann nach Sachsen entsandt, das auf demselben Wege über Zwickau[179] heranzog. Am 27. September kam von Ronneburg[180] die Meldung, dass die Feinde bei Weida[181] stände, das Fußvolk würde seinen Weg über Ronneburg, Altenburg nach Leipzig[182] nehmen, die Reiterei rücke auf Gera[183] zu. In der Nacht vom 8. auf den 29. September wurde die Stadt von einem Trupp Dragoner vorm Teichtore »angeblasen«. 2000 Dukaten Kontribution verlangte ihr Führer, begnügte sich aber auf Bitten des Rats hin mit 1000 Reichstalern. Die Summe wurde in wenigen Stunden aufgebracht und ausgehändigt, und gegen Morgen bereits verließen die Reiter die Stadt. Doch einige Stunden darauf erschienen auf der Zwickauischen Straße mehrere Kompagnien Fußvolk unter Strozzi und Coloredo mit 2 Geschützen und begrüßten die Stadt mit Schüssen. Einige Beamte ritten hinaus und verhandelten mit dem Obersten Coloredo, dem sie 5000 Reichstaler anboten, wenn er die Soldaten auf den Dörfern einquartiere. Coloredo sagte zu, aber gegen Abend legten sich die Scharen in der Vorstadt unterm Schloß wie auch in die Stadt selbst. Den ganzen Tag und die folgende Nacht wurden die Vorstädte von den Soldaten geplündert. Da der Rat die hohe Kontributionssumme nicht in barem Gelde aufbringen konnte, so mußte er allerhand Gegenstände aus Gold und Silber einfordern, die nach dem Gewicht angerechnet wurden“.[184]
Von Holks und Gallas’ Truppen heißt es: „Es ist ein wohl mundiertes Volck gewesen, vnd von vielen Regimentern auß commandiret“. In den nächsten Tagen ward Rohren[185] und Gnandstein[186] verbrannt, am 8. Oktober Freiberg[187] genommen.
Am 9. Oktober überrannte Graf Hatzfeldt mit 3000 Reitern, die er über Franken herangeführt hatte, die Stadt Lobenstein.[188] Die Burg trotzte ihm. Am folgenden Tag stieß er über Schleitz[189] nach Poßa[190] vor. Am gleichen Tage stand der Friedländer selbst mit 30000 Mann in Hof.[191] Die nächsten Tage zeigten klar, daß Waldsteins Unternehmen Leipzig galt. Am 14. Oktober trafen 14 seiner Regimenter in Altenburg ein, am 15. abends war seine Spitzensicherung ‚an hundert Reiter’ bereits in Connewitz[192] zu sehen.
Auch Pappenheim[193] näherte sich diesem gemeinsamen Ziele. Er erstürmte am 22. Oktober Heldrungen,[194] wobei 3 Offiziere, 8 Amtspersonen, 2 Bürger, 5 Frauen und 84 weitere Leute niedergehauen wurden. Ein Leutnant, ein Kapellan, zwei Frauen und drei Kinder wurden gefangen. Der ‚Kornschreiber’ verschwand dabei. Bis an die Elbe streiften schon die feindlichen leichten Reiter. Am 25. ‚ist das Städtlein Belgern[195] von denen Crabaten in Brandt gestecket worden, … vnd ist fast alles wie auch Kirch vndt Schule in die asche gelegt’. Doch mußten die Kroaten bald umkehren ‚da sie des wassers halber an Torgav[196] nicht kommen könten’ und drei Kompagnien in der ‚Torgavischen Heyden’ durch die sächsischen[197] Dragoner verloren hatten. Inzwischen hatten aber die Kaiserlichen Leipzig erreicht und am 22. die Stadt, am 23. die Pleißenburg besetzt, wobei sich der Rat und der Burghauptmann Vopelius in schönem Wetteifer an Angstmeierei und Pflichtwidrigkeit überboten. Der Rat tat sein übriges noch durch beispiellose Infamie.
Dies war die Lage des Landes, als Gustav Adolf den Kurfürsten dringlichst um ‚Sukkurs’ bat, und zwar sollten die Torgauer Regimenter und [Georg v. Braunschweig-; BW] Lüneburg, der sich mit etwa 2500 Reitern ebenfalls nach Torgau gezogen hatte, zum schwedischen Hauptheere stoßen. (Schreiben aus Arnstadt[198] vom 26. Oktober und aus Naumburg[199] vom 31. Oktober). Georg von Lüneburg war auch sofort bereit, aufzubrechen. Das teilte er am 30. Oktober dem Kurfürsten mit und bat ihn, die sächsischen Regimenter gleichfalls abgehen zu lassen. Aber der Kurfürst forderte erst genauere Nachrichten ein (am 1. November). Dieses Schreiben kreuzte sich mit dem Lüneburgs vom gleichen Tage, der schon Gustav Adolfs Aufforderung aus Naumburg in den Händen hätte. Er erklärte, für seine Person wolle er ‚über heute und morgen aufs langeste’ aufbrechen, bat aber wieder, daß die Sachsen ihn begleiten dürften. Ehe der kurfürstliche Bescheid eintraf, forderte Lüneburg am 2. ‚schleunigst, schleunigst’ des Kurfürsten Entscheidung. Aber Johann Georg schlug am gleichen Tage alle Unterstützung aus, da auf dem rechten Elbufer und in Böhmen bedrohliche Truppenansammlungen stattfanden. Überdies riet er Lüneburg dringend, selbst in Torgau zu bleiben.
Der König war inzwischen unruhig geworden. Trotz der vollständigen Unsicherheit der Wege sandte er seinen Geheimschreiber Laurentius Grubbe nach Dresden,[200] der am 5. November Torgau erreichte und am 6. in Dresden eintraf. Er erreichte es endlich, daß Hoffkirchen angewiesen ward, die sächsischen Regimenter Altenburg und Fr. v. Vitzthum zu Roß gemeinsam mit Lüneburg den Schweden zuzuführen ‚vnd neben den andern, vnsern Regimentern, so bereit bey der Königl. Armee seynd, hiruoriger erteilter Ordinanz nach (zu) commandiren’. Neben Grubbes eindringlichen Vorstellungen hatte wohl auch das ‚Torgauer Protockoll’ vom 3. gewirkt, das die Räte Hanns Caspar von Körbitz, D. Gabriel Tünzel und Heinrich Hildebrand von Einsiedel aufgesetzt hatten, als ‚Ihnen die von Dietrich von Tauben dem Jüngeren anhero gebrachte Konigliche Schreiben communiciret worden’. Sie rieten darin, obschon das ihre Amtsbefugnis eigentlich nicht sei, 1500 Reiter mit Lüneburgs 2500 Reitern abzuschicken, einmal in Rücksicht auf das ‚Ansehen bei Ihrer Königl. Majth., welch diesen Landen zum besten so einen schweren wegk gezogen’ und ferner könne der ‚Torgauer Paß’, d. h. die Schirmenitzer[201] Enge mit den restlichen 500 Reitern auch noch gedeckt werden.
Auch Gustav Adolfs Schreiben vom 2. aus Naumburg war nun in des Kurfürsten Hände gelangt. Der König erklärte darin, er wolle vor dem Anmarsche der Verstärkungen keine Schlacht annehmen. Zum mindesten solle Kursachsen eine fliegende Abteilung vorausschicken sowie ‚ein Paar Hundert Zentner Pulver’ und die ‚Defension’ in dem besetzten Gebiet aufzubieten gestatten. Ohne Kursachsens Bescheid abzuwarten tat der König am 3. November dies auf eigene Faust, was zweifellos einen Eingriff in des Kurfürsten Hoheitsrechte darstellte und in Dresden sehr peinlich vermerkt werden mußte.
Am 6. November ging Dietrich von Taube an den König zurück. Er sollte zunächst mündlich anbringen, Geld – auch darum hatte Gustav Adolf gebeten – , könne Kursachsen auf keinen Fall geben, da es ‚sich des vorraths ziemlich sehr entblöst’ sähe, was übrigens lautere Wahrheit war. Das Schreiben, das Taube gleichzeitig überreichen sollte, sagte: Proviant für die Schweden werde eben zusammengebracht, da aber Gallas von Freiberg[202] nach Böhmen gezogen und zu befürchten sei, er möchte sich nach Schlesien wenden oder bei Leitmeritz[203] über die Elbe gehen und dann auf dem rechten Elbufer gegen Dresden anrücken, könne man nur die beiden Regimenter zu Roß entbehren. Überdies fügte der Kurfürst eine Heeresliste Waldsteins und Gallas bei, die in dem vorliegenden Altenstücke (loc: 9231) leider fehlt und auch sonst nicht zu finden ist. Mit dem Aufgebote der Defension fand man sich in Dresden als mit einer vollendeten Tatsache ab und ernannte am 9. November den Obristen Dam von Vitzthum zum Befehlshaber dieser Truppe. Dessen heftige Klagen über eine solche Ernennung zeigen deutlich, wie man in Soldatenkreisen über diese Waffe dachte.
Über das Verhalten Johann Georgs ist viel Unnützes geschrieben worden. Fast einstimmig verurteilt man in den schärfsten Ausdrücken sein ‚bundesbrüchiges’ Benehmen. Das ist aber sehr ungerecht, wenn man alle Umstände in Betracht zieht, die damals auf Kursachsen einstürmten: da Arnim Sachsen noch immer nicht erreicht hatte, bildete die Abteilung Gallas tatsächlich eine ständige Gefahr für Dresden oder für die Torgauer Pässe. Zudem waren die Zustände in Torgau selbst alles, nur nicht geordnet. Das weist ein Brief des Generalkriegskommissars [Joachim; BW] von Schleinitz aus, in dem es heißt (Bericht vom 29. Oktober 1632, 11 Uhr abends):
‚Sonsten befinde ich allenthalben eine grosse verwirrung vnd confusion, auch wegen der Menge des Volcks grossen mangel an Proviandt vnd sonderlich an bier alhier. – . Die Tragoner zu Mülbergk,[204] welche noch nicht gemustert, desgleichen Stachs [Eustachius; BW] Lösers Knechte alhier begehen gantz grobe Insolentien, lassen sich auch sehr leichtfertiger reden verlauten, weil sie kein geld bekommen’. Zudem machte der Fall von Leipzig einen sehr widrigen Eindruck auf die Truppen, da er in übertriebenen Gerüchten nach Torgau gemeldet gemeldet ward; darnach sollte das Schloß, ‚nach deme zwey Schöße aus den stücken darwieder geschehen’ übergegangen sein ‚und hatte Er, bemelter Vopelius, sich vnter den Keys. vnterhaldten lassen’.
Bei den Hauptheeren nahte die Entscheidung fühlbar heran. Nach der Einnahme von Leipzig war Waldsteins Hauptmacht vor der Stadt in dem Lager zusammengehalten worden. Am 28. Oktober ging Graf Holck ‚in der Thomaskirchen zur Predigt’, wie er sich dann immer wieder auf den treuen Lutheraner hinausspielte, wenn ihm das nützlich schien. Einzelne Abteilungen, die sich doch noch in der Stadt gefunden hatten, wurden am 30. daraus zurück und ins Lager gerufen. Am gleichen Tage erreichte der kaiserliche Vortrab Weißenfels,[205] das samt dem Schlosse geplündert ward. Gustav Adolf erreichte, ebenfalls am 30., Naumburg. So standen die Truppen wie sprungbereite Tiger einander gegenüber.
Friedland erkannte sofort, daß er den Schweden gar nicht erst nach Sachsen hineinlassen dürfe, wenn anders ihm nicht die Winterquartiere verdorben werden sollten. Er mußte die Schlacht also anbieten, nicht annehmen, wo der König sie ihm bot oder aufzwang. Daher ließ er am 31. Oktober das Hauptheer ‚mit Geschütz vnd Bagäsche nach Ranstatt[206] vnd Lützen’[207] aufbrechen. ‚Es war eine vnaußsprechliche Menge Volcks: dessen Marsch von 7 Uhr frühe Morgens an / biß in die sinckende Nacht gewehret hat’. […]
Am 2. November kamen Eilboten durch Leipzig, ‚welche den General Gallam mit seinem Volck haben herbey rufen sollen: vnter dessen wurden alle Häuser umb das Schloß herumb niedergerissen: vnd muste fast die gantze Stadt daran arbeiten’. Waldstein wollte also alle kaiserlichen Truppen in Sachsen vereinigen und die Pleissenburg zu seinem festesten Stützpunkt machen. Da Gustav Adolf sich in Naumburg still hielt, glaubte Waldstein, der König werde der vorgeschrittenen Jahreszeit wegen nicht mehr versuchen, gegen ihn vorzustoßen. Um nun die Lützener und Leipziger Gegend etwas zu entlasten und gleichzeitig seine Flanke zu sichern, sandte er am Morgen des 5. Pappenheim mit dessen Regimentern zu Roß und zu Fuß nach Halle[208] ab.
Weshalb Gustav Adolf bis dahin gezögert hatte, Waldstein anzugreifen, wissen wir: er wartete, daß Kursachsen und Lüneburg zu ihm stoßen würden. Vor allem an Reiterei gebrach es dem Schweden sehr. Er besaß kaum 8000 Mann, und das waren nicht die besten Leute. Waldstein dagegen verfügte über 10000 Reiter, fast alles vorzügliches Volk. Erst als am 4. November noch immer kein Bescheid aus Dresden kam und der König durch gute Kundschafter erfuhr, daß Pappenheim sich vom Hauptheere trennen würde und nach Halle ging, beschloß er mit den vorhandenen Truppen anzugreifen.
Am frühen Morgen des 5. Novembers – ‚drey Stunden vor Tag’ (d. h. vor Sonnenaufgang, also etwa etwa ½ 5 Uhr) brach das schwedische Heer aus Naumburg auf. Da die Landstraße nach Weißenfels etwa 15 km lang und das Gelände sehr durchschnitten ist, können die Schweden Weißenfels erst mit Sonnenaufgang erreicht haben. Sie fanden Stadt und Schloß geräumt. Auch den abziehenden Feind vermochten sie nicht mehr einzuholen. Er war ungestört bei Rippach[209] und Poserna[210] über die Rippach gegangen. Nur die Rückendeckungen der beiden Abteilungen holten sie ein und zwangen sie zum Kampfe.
Es waren Kroaten- und Dragonerabteilungen. In dem Geländeabschnitte der Rippach entwickelte sich ein heftiger Kampf, in den zuletzt sogar die schwedischen Stücke eingriffen. Schließlich mußten die Kaiserlichen weichen, da sie ausschließlich nur leichte Truppen zur Verfügung hatten, und verloren eine Standarte, ‚darinnen die Fortune vnd deß Röm. Reichs Adler gestanden’, ‚vnd hette man noch ein paar Stunden Tag gehabt / wäre der Feind meistentheils ruinirt worden’. So ging die Sonne bereits kurz nach 4 Uhr unter, und der einfallende Nebel zwang die Schweden, diese Nacht auf dem rechten Ufer der Rippach zu lagern.Der König war entschlossen, am nächsten zeitigen Morgen den Stier bei den Hörnern zu packen und anzugreifen. Deshalb ließ er die Truppen gleich ‚in bataglia’[211] lagern. Er war sehr zufrieden: der Rippachübergang, der gut verteidigt den Schweden böse Schwierigkeiten hätte bereiten können, war gewonnen, und die erbeutete Standarte erschien wie ein gutes Vorzeichen.
Dam Vitzthum hatte mit seinem Regimente zu Fuß ‚so ahn die Officirer noch 350 gefunden Mann starck ist, alhir in der Naumburg zu vorbleiben, vnndt alle Disordre, weil sich Ihr Maytth: eine Blünderung von dem Gantzen Droß vnd vieler Canalien besorgt, verhütten zu helffen, auch diese Stadt in beste Verwahrung zu nehmen, Vnndt die Nachschickung der Proviandt zufördern zu helffen’. Hätten die Sachsen im Vorjahr bei Podelwitz[212] tatsächlich die schwedischen Wagen geplündert gehabt, so würde der König wohl ein anderes Regiment mit diesem verantwortungsreichen Posten betraut haben.
Die Regimenter v. d. Pfordten und v. Bose zu Fuß, sowie Hoffkirchen und Anhalt zu Roß waren in der ‚bataglia’ des Königs, so daß es vollständig aus der Luft gegriffen ist, wenn man behauptet, – was noch immer geschieht, – die Sachsen hätten bei Lützen nicht mitgefochten. Die sächsischen Regimenter hatten zwar schwer gelitten, wie wir an dem Vitzthum zu Fuß sehen, aber auch die Schweden waren nicht in bester Verfassung, da auch sie vor Nürnberg durch Pest und Kämpfe und durch die Gewaltmärsche der letzten Wochen viele leute verloren hatten. Im ganzen verfügte Gustav Adolf über rund 30000 Mann. Diese Zahl läßt sich folgendermaßen errechnen:
Nach der Schlacht bei Lützen hatte Weimar noch 23700 Mann
An Toten verloren die Schweden 3000 Mann
An Verwundeten ungefähr 1500 Mann
Die sächsischen Truppen betrugen 2000 Mann
Zusammen rund 30000 Mann.
Nach dem überraschenden Vorgehen Gustav Adolfs am 5. war sich Waldstein darüber klar, daß der König für den folgenden Tag einen ernstlichen Angriff auf das Hauptheer beabsichtigte. Der Friedländer ahnte wohl den ganzen Zusammenhang: der Schwede mußte von Pappenheims Abzug erfahren haben und wollte nun das erheblich geschwächte kaiserliche Heer von Leipzig abdrängen. Einem ernstlichen Angriffe aber war dieses kaum gewachsen. Sechs seiner besten Regimenter zu Fuß und mehrere Reiterregimenter fehlten. Deshalb ließ Waldstein sofort folgenden Handbrief an Pappenheim abgehen: ‚Der Feind marchirt hereinwarths, der Herr lasse alles stehn und liegen und incamiere sich herzu mit allem Volck und Stücken, auf daß er morgen fruh bey uns sich befündet’.
Das war die einzig mögliche und einzig richtige Maßregel, die Waldstein ergreifen konnte. Daß sich in ihr ‚die Unruhe, die Aufregung, die Furcht im Lager der Kaiserlichen’ ausdrücke, wie Droysen meint, ist doch etwas fantasievoll. Im Gegenteile: sie zeigt, daß der Friedländer durchaus Herr der Lage war. Freilich war Pappenheims Rückkehr keine so einfache Sache.
Rechnet man, daß Waldstein vor abends 7 Uhr kaum vollständig über die Vorgänge bei Rippach unterrichtet war, so ist der Kurier schwerlich vor 8 Uhr abgeritten. Er hatte 32 km in Nacht und Nebel – beides wörtlich zu nehmen – auf schlechten Wegen zu reiten, wird also in der Stunde mehr als 8 km nicht haben zurücklegen können. Dann wäre er um 12 Uhr in Halle eingetroffen. Ehe die Regimenter marschfertig waren, – sie hatten mit einem so jähen Alarm gar nicht rechnen können, – vergingen mindestens 6 Stunden, so daß wir Pappenheims Aufbruch auf früh 6 Uhr frühestens ansetzen dürfen. In geschlossener Marschkolonne wird auch die Reiterei – alle Nebenumstände in Anrechnung gebracht – in der Stunde nicht mehr als 4-5 km zurückgelegt haben, darnach war Pappenheim auf dem Schlachtfelde vor 1 Uhr mittags nicht zu erwarten, selbst wenn alles gut ging. Das schwerfällige Fußvolk wird über 3 km in der Stunde nicht hinter sich gebracht haben, hätte also zum Marsche rund 11 Stunden gebraucht und wäre demnach ½ 5 Uhr nachmittags, d. h. nach Einbruch der Dunkelheit, eingetroffen, was wiederum [ Augustin v.; BW] Fritsch[213] bestätigt: ‚Aber wegen der Weite des Weges kamen wir erst gegen Abend an’.
Waldstein konnte in der Nacht nicht viel mehr tun, als die Stellung für den nächsten Morgen schriftlich festlegen und den einzelnen Regimentern zuschicken. Das erzählt auch Diodati. Eins stand jedenfalls im kaiserlichen Hauptquartier unerschütterlich fest: man wollte den Angriff der Schweden abwarten, da bei der geringen Truppenzahl an eine Angriffsschlacht gar nicht zu denken war. Noch in der Dunkelheit, am frühen Morgen, bezogen die Regimenter ihre Stellungen. Dem Zwecke der Verteidigung angemessen mußten sie in erster Linie die Landstraße nach Leipzig decken.
Wiederum tat Waldstein etwas, was gar nicht dem Zustande entspricht, den Droysen bei ihm voraussetzt: er ließ in aller Ruhe die Gräben zu beiden Seiten der Landstraße etwas vertiefen, – viel war nicht nötig, denn noch heute decken diese Gräben einen Mann mittlerer Größe bis zu den Schultern, – mit ‚Brustwehren’ versehen und von Schützen (Musketieren) besetzen.
Mit dem rechten Flügel lehnte sich Waldstein an Lützen, das er zu Beginn des Treffens noch besetzt hielt. Hinter der Stadt, auf der Anhöhe mit den ‚vier Mühlen’ wurde eine Batterie von 14 Stücken gepflanzt. Dahinter hielt der rechte Flügel: eine Brigade zu Fuß, die aus den Regimentern Waldstein und Marques de Grana bestand, außerdem zwei Schlachthaufen Reiter mit kommandierten Schützen, – diese Aufstellung hatte man Gustav Adolf abgesehen, – und als äußerste rechte Flankendeckung Kroaten. Den Befehl über den rechten Flügel führte der ‚junge Waldstein’, Berthold von Waldstein, des Friedländers Neffe.
Mitteltreffen und linker Flügel waren waren nicht getrennt, ja man kann sogar sagen, daß der linke Flügel fehlte. In der Mitte der Aufstellung befand sich das bekannte spanische Vierbrigadenbataillon, das sich vermutlich aus den Regimentern Colloredo, Alt-Sachsen; Terzky, Breuner, Condradas, De Soye; Geiß, Baden zusammensetzte. Die Verbindung mit dem rechten Flügel stellten zwei Schlachthaufen Reiter dar. Den linken Flügel ersetzen zunächst zweimal je drei Schlachthaufen Reiter. In der zweiten Reihe standen die Garderegimenter Piccolomini zu Roß und Götzkürassiere. Auch hier deckten Kroaten die Flanke. 7 Geschütze waren vor den Gräben im freien Felde gepflanzt und beherrschten die Anmarschstraße von Meuchen.[214]
Das Fehlen des linken Flügels ist nicht so wunderbar, wenn man weiß, daß Waldstein mit Pappenheims Anmarsche rechnete. Pappenheim sollte sich einfach an den einstweiligen linken Flügelschutz ansetzen. Daß er dies wußte und auch tat, beweist sein Eingreifen an dieser Stelle. Die Absicht kam nur nicht richtig zur Ausführung, weil Pappenheim bei seiner Ankunft die Schlacht schon im vollen Gange fand und soweit fortgeschritten, daß der linke Flügelstumpf so ziemlich eingedrückt war. Alles in allem war Waldsteins Stellung in einer Art meisterhaft: als Verteidigungsstellung. Den schwächsten Punkt des Ganzen, den linken Flügel, deckte zudem der Floßgraben.
Auch damals kann er nicht viel breiter als heute gewesen sein: etwa 2, 50 m. Heute würde er keiner Kompagnie mehr ein Hindernis sein, obschon er recht reißend und ziemlich tief ist. Damals aber war er auch für ein Heer einfach unüberschreitbar, denn die schwerfälligen Verbände, die des Heeres Stärke ausmachten, mußten dabei rettungslos auseinander gehen. Werden wir doch sehen, daß sogar die beiden trockenen Straßengräben Gustav Adolfs Reiter ernstlich aufhielten. Bedenklich war Waldsteins Stellung nur dadurch, daß man aus ihr von der Verteidigung unmöglich zum Gegenangriff vorgehen konnte. Das wollte aber der Friedländer auch nicht. Ihm schwebte der Gedanke vor, die Schweden sollten sich an seiner Stellung genau so die Köpfe einrennen wie vor Nürnberg. Dabei rechnete er mit dem Feuerkopfe des Königs, der ihm schon in Bayern den gewünschten Erfolg gebracht hatte. Überhaupt lag es Waldstein ganz fern, sein schönes Heer in offener Feldschlacht aufs Spiel zu setzen. Sein Streben war von Anfang dahin gegangen, den Schweden zu ermüden und sich in nutzlosen Angriffen erschöpfen zu lassen. Wenn ihm dies bei Lützen mißlang oder doch nur halb gelang, so lag das an den geringen Streitkräften, über die er bis Sonnenuntergang verfügte.
Über des Friedländers Truppenzahl besitzen wir folgende Liste, die aber Pappenheims Regimenter nicht enthält. Zur Umrechnung können wir den Maßstab anwenden: eine Kompagnie zu Roß = 50 Pferde, ein Fähnlein = 100 Mann.
Regimenter zu Roß:
Holck‚ ohngefähr’ 8 Komp. = 400 Mann
Martsini[215] 10 Komp. = 500 Mann
Piccolomini 10 Komp. = 500 Mann
Terzky (2 Regimenter) 15 Komp. = 750 Mann
Spaar[216] 5 Komp. = 250 Mann
Götz 10 Komp. = 500 Mann
Einaten 5 Komp. = 250 Mann
Pollacken 6 Komp. = 300 Mann
Isolani (4 Regimenter) 20 Komp. = 1000 Mann
Hatzfeldt 5 Komp. = 250 Mann
Bredow 5 Komp. = 250 Mann
Zusammen: 99 Komp. = 4950 Mann
Regimenter zu Fuß:
Colloredo 7 Fähnlein 700 Mann
Marchese de Grana 9 Fähnlein 900 Mann
Waldstein 10 Fähnlein 1000 Mann
Alt-Sachsen 10 Fähnlein 1000 Mann
Terzky 10 Fähnlein 1000 Mann
Breuner 10 Fähnlein 1000 Mann
Zusammen 56 Fähnlein 5600 Mann
Condradas 10 Fähnlein 1000 Mann
De Soye 10 Fähnlein 1000 Mann
Baden 10 Fähnlein 1000 Mann
Geiß 10 Fähnlein 1000 Mann
Übertragung 56 Fähnlein 5600 Mann
Zusammen: 96 Fähnlein 9600 Mann
Im ganzen hatte also Waldstein:
99 Kompanien = 4950 Mann zu Roß
96 Fähnlein 9600 Mann zu Fuß
195 Kompagnien = 14550 Mann[217]
So daß Diodatis Angabe: 12000 Mann nicht so falsch ist, als man früher angenommen hat.
Pappenheims Truppenzahl müssen wir mehr schätzungsweise anführen. Sein Fußvolk war 6 Regimenter stark, als etwa 6000 Mann, nach dem üblichen Verhältnis wird er dazu ungefähr 400 Reiter gehabt haben, alles in allem also 10000 Mann, so daß für das kaiserliche Heer, einschließlich der Geschützbedienungen rund 25000 Mann anzusetzen wären. Wenn Waldsteins Gesamtmacht gelegentlich auf 30 ja 34000 Mann veranschlagt wird, so erklärt sich daraus, daß unter dieser Zahl ‚aber viel Droß vnd Wehrloses Gesindlein / benebens einer großen Menge Pagagi’ mit inbegriffen ist. […] Anfangs hatte Waldstein also eine Übermacht gegen sich, und Pappenheims Reiterei glich am Mittag den Unterschied immer noch nicht aus. Außerdem hatten die Schweden wieder den Vorteil zahlreicher leichter Feldgeschütze, dafür aber eine nicht günstige Stellung, wennschon der dichte Nebel wenigstens ihren Anmarsch verschleierte.Gustav Adolfs Vorteil an Truppenzahl konnte nur wirksam werden, wenn er rasch angriff und Waldstein sofort überrannte. Sein Zögern des Nebels halber hat ihm den entscheidenden Sieg verdorben.
Den Gang der Einzelereignisse der Schlacht darzustellen, fällt ungemein schwer. Einen der Gründe dafür führt bereits Chemnitz an: ‚dan solches richt / vnd wie es eigentlich hergangen / zu beschreiben / auch denjenigen / so dabey gewesen / vnmöglich fällt: Alldieweil der fast vbernatürliche Nebel so groß gewesen; daß kein Regiment von sich selbst / zu geschweigen von andern / berichten können’. Trotzdem sind unendliche Mengen von Schilderungen dieser Schlacht auf uns gekommen, die aber einfach unvereinbar sind, wenn man sich darauf versteift, alles wörtlich hinzunehmen und sie nicht zu vereinigen versucht. Droysen hat eine sehr wissenschaftliche Arbeit über Lützen geschrieben, so wissenschaftlich, daß er am Ende gesteht: von der Schlacht wissen wir so gut wie nichts Genaues. Wenn man aber die Schlußworte seiner Abhandlung liest, so merkt man die Absicht und ist verstimmt. Es scheint, als habe Droysen an einem Schulbeispiel erweisen wollen, daß man Schlachten überhaupt nicht darstellen kann. Daß ihm bei dieser vorgefaßten Meinung alles ‚wie Meersand bei der Kinder Spiel’ in der Hand zerrinnt, ist natürlich nicht wunderbar.
Es sei auch hier nicht verhehlt, daß wir bei dieser Darstellung der Schlacht nicht immer restlos geklärte Tatsachen vor uns haben, sondern daß wir uns oft darauf beschränken müssen, an der Hand guter Berichte das wahrscheinliche Bild des Kampfes zu geben. Bei dieser Betrachtungsweise ist eins natürlich unvermeidlich: wir müssen von vornherein alles ausschalten, was sofort als spätere, romanhafte Zutat erkennbar ist, z. B. die packenden und ergreifenden Schilderungen vom Tode des Königs, der ganze Leubelfingroman u. a. m.
Gustav Adolfs ursprüngliche Absicht am 6. November war: er ‚wollte etliche stunden vor der Sonnen Auffgang den Feind angreiffen, vnd ihn vberfallen / weil aber ein dicker Nebel war / vnd man nicht für sich sehen kunte / erwartete Ihre Mayt. deß Morgens. Als die Kayserischen der vnserigen Anschlag bey zeiten innen worden / haben sie alsbald die am Weg gemachte Lauffgraben noch tieffer gemacht / vnnd dahin etliche hundert Mußquetirer geordnet / welche solche Graben zur Brustwehr gebraucht haben’.
Demnach brach Gustav Adolf erst bei Sonnenaufgang, d. h. ½ 8 Uhr morgens auf. Das Heer hatte auf dem rechten Rippachufer ‚in bataglia’ übernachtet, formierte also nicht erst Marschkolonne, sondern ging in voller Schlachtordnung vor, genau wie bei Podelwitz.[218] Diese Ordnung war wie folgt:
Rechter Flügel
1. Treffen II. Treffen
19 Finnen R. Herzog Wilhelm zu Sachsen-
kleine Musketiere Befehlshaber: Weimar R.
Feldstücke Westgöthar R. Der König Goldstein R.
Musketiere
Sörmanland R. Zorn von Bulach R.
Musketiere
Upland R. Beckermann R.
Musketiere
Ostgöthar R. Hessen
Musketiere
Småland R. von Uslar[219] R.
Das erste Treffen des rechten Flügels zeigt ganz das Bild von Podelwitz, im zweiten fällt das Fehlen allen Fußvolkes auf. Der Grund dazu wird wohl in dem starken Menschenverluste der Schweden zu suchen sein. Bezeichnend für die Meinung, die der König von seinen deutschen Bundesgenossen hatte, ist deren Einordnung ins Hintertreffen.
Mitteltreffen
I. Treffen II. Treffen
20 große 1. Schwedische Brigade Oberst Oberst von Bose
Feld- Erek Handt Keil
Stücke Carl Hårdt Befehlshaber: Herzog Wilhelm
Keil
2. Schwedische Brigade Niclas Dodo von Inn- Burte
Leibkompagnie Graf von und
Leibregiment Brahe Kniphausen Mitschefal Oberst
3. Schwedische Brigade Winckel Öhmes[220]
Blaues Regiment Graf Thurn Schwa-
Weimarsche Brigade Bernhard dron
Grünes Regiment Mitzlaff
Auch im Mitteltreffen stehen die deutschen Truppen im zweiten Treffen.
Linker Flügel
I. Treffen II. Treffen
20 Herzog Bernhard R. Hoffkirchen R
kleine Musketiere Befehlshaber:
Feld- Kalberg R. Herzog Bernhard Anhalt R.
Stücke Musketiere zu Sachsen Löwenstein R.
Kurländer (Wrangel) R. Brandenstein R.
Livländer (Diefenhausen[221]) R. Steinbach R.
Musketiere Stechnitz und
Courville Franzosen R.
Richtspunkt für das Mitteltreffen war das Dorf Meuchen.[222] Ob Gustav Adolf vor dem Aufbruche eine Andacht gehalten hat und dabei eine erbauliche Ansprache hielt, wollen wir dahingestellt sein lassen. Am wahrscheinlichsten ist es, daß er nur gesagt hat: ‚Nun wollen wir dran, das walt der liebe Gott !’,[223] denn das sind Worte ohne alles Theaterhafte, das der gute handfeste Schwede haßte, und klingen im Munde eines Feldherrn vernünftiger und besser als eine halbe Predigt. Daß der König ‚nüchtern / vnd ohne zu sich nehmung Speise oder Trancks auff den Feind’ ging, ist glaublich. Der König wird von früh an im Sattel gewesen sein, immer in der Hoffnung, der Nebel werde sich doch noch lichten. Sicher ist, daß er, wie bei Podelwitz bei der ‚Avantgardi’, d. h. auf dem rechten Flügel ritt. Diesmal war das aber nicht der gefährdetste Punkt.
Vielmehr stand der linke Flügel Lützen ziemlich nahe und kam so zuerst an den Feind. Waldstein ließ nur seine Seitendeckungen, die Kroaten, ausschwärmen und so erklärt es sich, daß Gustav Adolf ‚von beyden Seiten deß Feindes Reuterey Ihme hat entgegen gehabt’. Als nun der linke Flügel ‚nahe bey Lützen kommen, ist von den Mauren etwaß auß Mußqueten gespielet worden, an der seiten der Stadt haben sich 4 Trouppen Reuter sehen lassen, welche ganz stille gehalten – ‚, wohl Aufnahmetruppen für die Kroaten, falls die Schweden diese ernstlich angreifen sollten – , ‚worauff man deß Feindeß spiell von mehr ahnmarchirenden Volck klehrlich vornehmen können, Also haben Ihro Mayt. Ihre bataille zu der rechten Seiten an der Stadt biß gegen den flößgraben avanciret’.
Hieraus sehen wir zweierlei: der König findet Lützen besetzt, greift es aber nicht an, sondern nimmt sein ganzes Heer im Winkel von 90 Grad nach rechts herum, d. h. er schwenkt um den linken Flügel, einmal um sich der Deckung durch den Floßgraben zu versichern, dann um seine Hauptabsicht zu verwirklichen: den Feind von der Straße nach Leipzig abzudrängen. An dem Besitze der Stadt Lützen lag ihm zunächst nichts. Im Gegenteile: es war ganz gut, wenn man dort dem Feinde ein Tor ließ, durch das er schlüpfen konnte, wenn er geschlagen war.
Wichtig war es, sich zwischen Waldstein und Leipzig zu werfen, denn dann erreichte man ein doppeltes: einmal trennte man dann die Kaiserlichen von ihrer Verpflegungsstelle und dann war Kursachsen und Lüneburg die Hand geboten, denn der König glaubte beide nun bestimmt im Anmarsche. Mit dem Feuer aus Lützen begann das Treffen, gegen ½ 9 Uhr mittags. Eine Stunde später erhielt auch der schwedische rechte Flügel Feuer aus der Grabenbatterie ‚zwischen 9 vnd 10 Uhr’. Damit fing der eigentliche Kampf an.
Zwei Stunden lang schossen sich zunächst die Stücke herum. Dabei sollen von schwedischer Seite 5, von den Kaiserlichen 80 Schüsse gelöst worden sein. Soviel ist jedenfalls sicher: Gustav Adolf zögerte, bei dem dichten Nebel anzugreifen, ehe er sich über des Feindes Stärke ganz klar geworden war. Vielleicht hoffte er auch, Waldstein aus seiner Stellung herauszulocken, wie ihm das im Vorjahr mit Tilly gelungen war. Auch hätte Lüneburgs Auftauchen in der linken kaiserlichen Flanke Waldstein zum Wechsel seiner Aufmarschlinie zwingen können. Aber nichts regte sich dort. Als schließlich der Mittag herankam und von seiten der Kaiserlichen nichts geschah, sagte sich der König, daß weiteres Zögern nur dem Feinde Vorteil bringen könne, d. h. ihm Zeit lassen, seine Verstärkungen – Pappenheim – heranzuziehen. Deshalb entschloß er sich zum Angriffe. Schon zu spät. Die verlorenen zwei Stunden haben den schwedischen Sieg bei Lützen vereitelt, denn sie gestatteten Pappenheim, heranzukommen. Ohne ihn hätten die Schweden den erheblich schwächeren Waldstein überrannt.
Entgegen dem sonstigen Brauche, das Treffen mit der Flügelreiterei zu eröffnen, ließ Gustav Adolf zuerst das Fußvolk des Mitteltreffens vorgehen. Auf die starke Geschützstellung vor ihm mit der Reiterei anzusetzen, schien ihm doch zu gewagt. Gleichzeitig sollte Herzog Bernhard auf dem linken Flügel vorgehen. Dort hatten die Kaiserlichen in dem Glauben, Lützen solle von den Schweden angegriffen werden, die Stadt angezündet und sich langsam nach der Windmühlenanhöhe zurückgezogen. Deshalb hat der Bericht recht, der sagt, der kaiserliche rechte Flügel sei ‚anfangs zimblich gewichen – doch entlich gegen den Windmühlen ferne stehen blieben’. Von einem Erfolg Weimars konnte hier kaum die Rede sein. Waldstein nahm einfach aus rein taktischen Gründen seinen Flügel etwas zurück.
Den Angriff auf die Grabenbatterie begann des Königs Leibregiment. Es war gegen ½ 12 Uhr mittags. Der König wollte die verlorene Zeit einholen, warf deshalb sofort die besten Truppen in den Kampf. Der Erfolg gab seiner Maßnahme recht: die 7 Stücke wurden erobert, die Schützen aus den Gräben geworfen, die Straße war in den Händen der Schweden. Der ganze rechte Flügel der Schweden ging nun an die Straße heran, auch die Reiterei. Waldstein ahnte nichts Gutes, er ließ schleunigst den Fuhrpark hinter seinem linken Flügel auf den rechten hinüberbringen. Im Mitteltreffen hatten sich inzwischen Leibregiment und die vorderste Brigade des ‚Schlachthaufen’ verbissen. Aber das schwedische Regiment war ‚wegen des starcken Fechtens fast ermüdet’ und ward ‚fast umbringet’. Die am weitesten vorgestoßenen Abteilungen wurden einfach niedergemacht, die übrigen hatten alle Mühe, ‚daß sie sich mit genauer Not haben durch arbeiten können’. Im Kampfe erhielt der Regimentskommandeur Niklas Graf von Brahe eine schwere Wunde ‚im Schenckel’, 5 Hauptleute, 3 Leutnants, 3 Fähnriche, 18 Unteroffiziere und 258 Mann blieben tot auf dem Platze (= 287 Mann bei 1100 Mann Bestand). Die ‚Leibkompagnie der Guardi’ verlor einen Leutnant, 8 Fähnriche, 15 Unteroffiziere und 3 Mann an Toten (= 27 Mann bei 150 Mann Bestand). Die Verwundeten sind in beiden Zahlen noch gar nicht inbegriffen.
Daß es den Resten gelang, sich durchzuschlagen, verdankten sie nur dem entschlossenen Vorstoße des Obristen Winckel mit dem blauen Regimente, das zur Aufnahme herbeieilte. Aber auch seine Verluste waren schwer, ja noch schwerer als die vom Leibregiment. Der Oberst selbst fiel,[224] mit ihm 5 Hauptleute, 5 Leutnants, 4 Fähnriche, 18 Unteroffiziere und 381 Mann (413 Mann von 1100 Mann Bestand), auch hier fehlen die Verluste an Verwundeten. Darnach war das blaue Regiment so gut wie vernichtet. Daher flutete denn auch der Rest der Schweden über die Gräben und die Straße zurück.
Was hatte nun plötzlich die Stoßkraft der Kaiserlichen so gestärkt ?
Pappenheim war mit ‚etlichen Regimentern zue Pferd und Dragoner’ auf den kaiserlichen linken Flügel eingerückt (um 12 Uhr). Aber kaum hatte er sich vor sein Reitergeschwader gesetzt, als ihn eine schwedische Stückkugel aus einem Falconet, einer leichten Feldschlange, in die Hüfte traf. Todwund sank er aus dem Sattel und mußte hinter die Linie gebracht werden. Obschon man sich sofort entschloß, ihn nach Leipzig zu bringen, verschied er bereits auf der Fahrt im Wagen, nachmittags um 3 Uhr.
Einen Augenblick stutzten seine Regimenter. Es sah aus, als wollten sie kehrt machen, da setzte sich Graf Piccolomini an die Spitze seines Regiments und des Regiments von Goetz-Kürassiere, die auf dem linken Flügel standen, und brach mit der ganzen Reitermacht in das vorgedrungene schwedische Fußvolk, dem die seitendeckende Reiterei fehlte. Nacheinander überritt er Leibregiment, das ohnehin stark erschöpft war, und Winckel, das wahrscheinlich in dem Augenblicke angegriffen ward, wo es sich nach dem Übergange über den Graben neu ordnete. Dieser bedeutende Erfolg lohnte es schon, daß Graf Piccolomini selbst eine Musketenkugel erhielt, fünf Pferde unter sich zusammenstürzen sah und fast alle Offiziere tot oder verwundet und 200 Reiter auf dem Platze ließ.
Man begreift zunächst nicht recht, warum die schwedische Reiterei des rechten Flügels untätig zusah, wie ihr Fußvolk überritten und niedergehauen ward. Der Grund dafür war: die Reitermassen wagten sich nicht über die Gräben, weil sie dabei in Unordnung zu kommen fürchteten. Der König aber, um seine Garde zu retten, wollte versuchen, ihr mit der Reiterei wenigstens den Rückzug zu decken. Er eilte also auf das nächste Regiment zu Roß zu, – es war Småland, das dicht neben dem Fußvolke hielt, – aber auch er erkannte, daß man die Gräben nicht einfach überreiten konnte. Da entdeckte er eine art Grasbrücke, wie es deren an der Landstraße einige gibt. Zwar konnten die Reiter auf ihr nicht ‚mit dergestalt geschlossener ordre advanciren’, doch kurz entschlossen ließ der König ‚Marschkolonne’ formieren, setzte sich an die Spitze des Regimentes und ging über die Gräben. Drüben aber hielt das vorgestoßene Regiment Goetz-Kürassiere, das zunächst nicht in den Kampf eingegriffen hatte. Es gab auf die anreitenden Schweden eine Salve ab. Die Zügelfaust des Königs sank schlaff herab: sein linker Arm war zerschmettert. Dadurch verlor er die Gewalt über sein erschrockenes Pferd, es machte einen Seitensprung und brach aus.
Der Obristleutnant [Moritz; BW] von Falckenberg von Goetz-Kürassiere sah, daß ein vornehmer Schwede verwundet war und setzte dem Feinde nach. Da er aber das rasende Roß des Königs nicht einholen konnte, und der Reiter fast das Regiment Småland wieder erreicht hatte, brannte Falkenberg auf gut Glück sein Faustrohr ab. Der Schwede sank getroffen nach rückwärts, sein Pferd warf ihn ab und jagte mit fliegenden Bügeln davon. Gustav Adolf war nicht mehr. Über seinen Körper hinweg brauste der Reiterkampf, der mit dem Rückzuge der Schweden hinter die Gräben endete. Aber das kaiserliche Regiment wagte nicht, ihnen hinüber zu folgen, aus Furcht, die eigenen Verbände dadurch zu zerreißen. Es war kurz vor ein Uhr nachmittags.
Die Sage, die sich um Gustav Adolfs Tod gewoben hat, ist zu fesselnd, als daß wir sie hier ganz übergehen können. Wie beim Tode jedes großen Mannes suchte man dieses Ereignis zunächst dichterisch auszuschmücken. Schon bald nach der Schlacht entstanden mehr oder minder unsichere Berichte, deren Verfasser mehr Erfindungsgabe als Wahrheitsliebe besaßen. Wie Kurfürst Moritz[225] bei Sievershausen,[226] so sollte auch der König nicht vom Feinde, sondern von Mörderhand getötet worden sein. Besonders der Umstand, daß die Todeswunde ein Rückenschuß war, schien dafür zu sprechen.[227]
Die Schweden und die Deutschen in Gustav Adolfs Heere spannen schon damals nicht die besten Fäden zusammen. Wenn also einer aus dem protestantischen Heere den König ermordet haben sollte, so konnte es nach schwedischer Ansicht nur ein Deutscher sein. Ferner mußte es eine Persönlichkeit sein, die kurz vor des Königs Tode mit Gustav Adolf zusammen gesehen worden war und deren Treue nicht als zweifelsfrei erprobt galt. Nun hatte das Schicksal gewollt, daß der Herzog [Franz Albrecht; BW] von Sachsen-Lauenburg in der Schlacht im Stabe des Königs war. Er war nicht lange vorher von des Kaisers Partei zu den Schweden übergegangen: so kann es nicht wundernehmen, daß man in ihm den Schuldigen sah. Das Gerücht tauchte zunächst ganz schüchtern auf: man sprach von einem Mörder im allgemeinen, dann von einer ‚vornehmen Person’ mit leiser Andeutung, daß dem Lauenburger so etwas schon zuzutrauen sei (so Chemnitz), bis man den Herzog geradezu des Mordes bezichtigte (Pufendorf). Dieses Gerücht ist sinnlos und sichtlich in der Absicht gepflegt worden, die deutschen Bundesgenossen herabzusetzen, vielleicht auch, um Kursachsen einen üblen Streich zu spielen, denn der Lauenburger trat noch im gleichen Jahre in kusächsische Dienste, was viel dazu beitrug, den Gegensatz zwischen Sachsen und Schweden zu verschärfen.
Anders ist es mit den übrigen Angaben, die gelegentlich über die Person des Mannes gemacht werden, der den König im Kampfe erlegt haben soll. Am wahrscheinlichsten ist Pufendorfs Erwähnung des Obristleutnants von Falckenberg, denn der Kampf zwischen von Goetz und Småland ist ganz aus dem Verlaufe der Schlacht zu erklären. Der Obristleutnant befand sich vor seinem Regimente, der König ebenso. Pentz’[228] Bericht gibt ferner alles Übrige, was wir als Hintergrund brauchen. Bevor man nicht eine zweifellose und besser sich einzuordnende Angabe findet, wird man diese Darstellung schon bestehen lassen müssen.
Nur der Vollständigkeit halber sei folgender Bericht eingefügt: Unter loc: 10839 findet sich im Dresdner Hauptstaatsarchive der ‚Bericht eines gefangenen Capuciner Möchs’. Nach ihm hat ein Pater Glaudorff ‚zum Lauven[229] in Böhmen, kurz nach der Schlacht vor Lützen, von des Alten Breunerß Regiment vber gebliebenen Officirer vber einer Malzeitt verstanden, das ein Keyßl: Rittmeister, welcher ehrst vor der bemelten feldschlacht vnter der Schwedischen Armée gefangen geweßen, Unde do der Rittmeister seine gelegenheit gesehen vnde warnomen, habe er sich auff Vnde darvon zum Keyssh: Volcke gemachtt. Do er alß dan in bestelter feldschlachtt sein heyl Versuchtt, Unde also Ihre Königh: Maytt: so nahe kom̃en, das er denselben, (: wie man gesaget) sol erleget haben’.
Er hieße Amsenrodt ‚außm Lande zu Gülich,[230] sey einer Adel, Will aber nicht Adlich, sondern die Herrn von Amsenrodt genandt, … soll auch auffgangen sein in der selben schlachtt’. Der Bericht stammt vom 19. Juli 1633. Verblüffend sind an ihm die genauen Angaben über die Persönlichkeit des Offiziers. Tatsächlich war nach Breitenfeld-Podelwitz ein Herr von Ambstroth in die schwedische bzw. sächsische Gefangenschaft geraten. Solange man aber nicht weitere Angaben über den Fall besitzt, muß man auch diesen Bericht unter die Abteilung ‚Kriegsklatsch’ einordnen.
Aber mit dem Tode des Königs war das Unglück des schwedischen rechten Flügels noch nicht erschöpft. Als die beiden Garderegimenter zu Fuß geschlagen über den Graben zurückfluteten, wollte Oberst Keil (Kyle) mit seiner Brigade (Erek Hand und Carl Hårdt) = 1250 Mann sie aufnehmen. Er vermochte aber nichts Wesentliches mehr zu retten. Die genommenen Stücke und Gräben gingen verloren, nur hinderte er wenigstens, daß der Rückschlag in eine Niederlage ausartete. Seine Regimenter brachten die Kaiserlichen zwar zum Stehen, bezahlten aber ihre Heldentat mit ungeheuren Verlusten. Der Obristleutnant Gabriel Keil, sein Major, 5 Hauptleute, 5 Leutnants, 4 Fähnriche, 20 Unteroffiziere und 374 Mann (410 Mann von 1250 = 33 %) deckten tot die Wahlstatt. Für den Rest des Tages war der schwedische rechte Flügel hilflos gelähmt, und es wäre ihm und dem zertrümmerten Mitteltreffen wohl noch Schlimmeres geschehen, hätten sich nicht die Brigaden Mitzlaff, Graf Thurn und Kniphausen rechtzeitig in die Bresche geworfen. So sah sich Waldstein einer neuen Mauer gegenüber und, da er ohnehin nicht aus seiner Verteidigung herausgehen wollte, begnügte er sich, seine Stellungen vom Vortage neu zu besetzen.
Er hätte nämlich auch auf seinem rechten Flügel einen kräftigen Vorstoß machen können. Dort sah es für die Schweden übel genug aus. Da die Kaiserlichen anfangs zurückwichen, drückte Herzog Bernhard gleichzeitig mit des Königs großen Mitteltreffensturm nach vorn. Das brennende Lützen hinderte ihn zwar, die Kaiserlichen in der Seite zu fassen, aber er machte doch bedeutende Fortschritte, bis Waldstein seine Windmühlenbatterie aufdeckte. Der Geschoßhagel zwang Weimar ‚mit einem langen Strich biß an deß Müllers Häußlein’ zu weichen, d. h. bis etwa an den Ort, den heute die König-Gustav-Adolf-Gedächtniskirche einnimmt. In diesem Augenblicke allgemeinster Verwirrung hatte der König nur zu recht, wenn er meinte, daß ‚nun alles vnter einander ging’, weshalb er dann den unseligen Reiterangriff ritt, von dem er nicht zurückkehren sollte.
Jetzt hielt sich Graf Forgač, der Kroatenführer, nicht länger zurück. Das zweite Mitteltreffen war zudem nach vorn eingerückt, als es das erste Treffen niederbrechen sah. Dadurch entstand in der Mitte der schwedischen Stellung eine Lücke: gerade vor dem schwedischen Troß, der übrigens nicht sehr zahlreich war, – der König hatte die meisten Wagen in Naumburg gelassen. Also fiel Forgač durch die Bresche hindurch ‚mit großem Geschrey vnd Furi die Pagasche’ an. Die deutschen Regimenter zu Roß des zweiten Treffens gerieten ‚in confusion’, weil sie sich plötzlich von ihrem Vordertreffen getrennt sahen, ‚aber weil eben ein Nebel wieder eingefallen / vnd der Feind solche disordre dahero nicht sehen können / welcher sonst / da er’s innen worden / an einem anderen Orte in vns setzen / vnd mehr confusion hette machen mögen / endlich wieder in Ordnung gebracht worden’.
Die Kroaten wurden ‚von dreyen anderen schwedischen Truppen’ angefallen und mit schweren Verlusten zurückgetrieben, wobei der schwedische Oberstleutnant Rölinger ‚durch einen Arm’ geschossen wurde. Die Kroaten wichen nicht nur, sondern sind vollends durchgangen’, waren also für den Rest der Schlacht nicht mehr zu brauchen. Bei diesem Treffen verlor Uslar zu Fuß einen Leutnant, 4 Unteroffiziere und 10 Mann tot.
Um 2 Uhr stand also die schwedische Schlachtordnung wie folgt:
Flügelreiterei (-Småland) = 1200 Mann Reiterei II. Treffen
Trümmer der Gardebrigaden = 1350 Mann
(-2400 Mann) = 1200 Mann
Kniphausen = 1100 Mann Uslar = 800 Mann
Graf Thurn = 700 Mann von Bosse = 800 Mann
Mitzlaff = 1100 Mann
4. Brigade (Weimar) Reiterei II. Treffen
(-200 Mann) = 1100 Mann (-300 Geflohene)
Flügelreiterei (-100 Mann) = 1500 Mann = 1000 Mann
Die Schweden hatten an Toten, Verwundeten und Flüchtigen bisher rund 3500 Mann verloren, zählten also noch etwa 15000 Kampffähige.
Herzog Bernhard bemühte sich nun, die erschütterten Reihen zu ordnen und seine Leute zu ermutigen. Da sprengte Graf Dodo von Inn- und Kniphausen[231] persönlich zu ihm heran. Nur mühsam brachte er die schreckliche Kunde vor: daß der König vor dem Regiment Småland erschossen worden sei. Weimar übersah sofort die Tragweite dieses Unheils. Der Verkörperer der lutherischen Sache war tot. Wer war sein Erbe ? – Er, der kleine sächsische Herzog, der ‚jüngere Vetter’. Jetzt war er an die Stelle geschoben worden, durch ein wunderbares und grausiges Geschick, die er oft im stillen erträumt hatte. Auf seinen Schultern ruhte die Sache des Luthertums. Sollte er sein Erbe mit einem Rückzuge antreten ? Sollte er mit Fingern auf sich weisen lassen, weil er den Tod seines Meisters, seines großen Vorbildes ungerächt gelassen hatte ?
Nein ! Wenn er jetzt siegte, hatte er mehr getan als Gustav Adolf. Er hatte dann den Friedländer geschlagen, der den König zweimal blutig zurückgeworfen hatte. Aber mit dem halbzertrümmerten Heere ? Nun ja: die Garde lag tot oder verwundet auf dem Felde, aber noch war seine eigene Brigade leidlich kampffähig, noch war die Reiterei fast unerschüttert: Das frische zweite Treffen stand in der neugeordneten Schlachtreihe. Fürs äußerste waren noch Uslar und Bose bereit. Und dann: drüben hatte der erste Sturmangriff das Fußvolk auch schwer geschädigt, die besten kaiserlichen Kürassierregimenter waren kampfunfähig durch die erlittenen Verluste, denn die Garde hatte sich verzweifelt gewehrt. Die Kroaten waren nirgends. – Sei’s drum !
Noch eine halbe Stunde Ruhe, dann ein Angriff auf Siegen oder Sterben. Er war ja ein Wettiner. In seinen Adern rollte das Blut Friedrichs des Freidigen,[232] der auch ein kaiserliches Heer vernichtet hatte. Und rasten seine Leute nicht vor Begier, den Tod des verehrten Königs zu rächen ? – Also !
Er hatte sich gefaßt. Ein paar Worte des Beileids an den Schweden, dann richtete er sich im Sattel auf – ganz der Nachfolger, der Erbe des Königs:
‚Kniphausen ![233] Wir werden unsern Freund rächen. Reiten Sie zu Ihren Brigaden. Wir greifen an !’
Kniphausen senkte den Degen und neigte den Kopf ein wenig: ‚Zu Befehl !’ Dann jagte er davon.
Der Entscheidungsstoß ward auf der ganzen Linie angesetzt. Zunächst griff das Fußvolk des Mitteltreffens die Grabenbatterie an. Nach blutigem Ringen nahm die Brigade Kniphausen die Stücke, wobei sie 3 Hauptleute, 1 Leutnant, 3 Fähnriche, 5 Unteroffiziere und 96 Gemeine an Toten hatte (108 Mann von 1100 Mann Gesamtbestand). Die Brigade Graf Thurn drang neben ihr in die Gräben ein, warf die Kaiserlichen daraus, verlor aber nur 28 Tote (bei 700 Mann Gesamtbestand), nämlich das Regiment Graf Thurn seinen Inhaber,[234] 1 Major, 1 Hauptmann, 1 Fähnrich, 4 Unteroffiziere und 3 Mann = 11 Mann; Regiment von Isenburg seinen Inhaber, seinen Obristleutnant, 1 Leutnant, 4 Unteroffiziere und 10 Mann = 17 Mann. Auffällig ist in beiden Fällen der starke Verlust an hohen Offizieren. Blutiger war der Kampf der Brigade von Mitzlaff. Es verlor Mitzlaff zu Fuß seinen Obristleutnant, 1 Leutnant, 1 Fähnrich, 12 Unteroffiziere und 122 Gemeine tot (137 Mann bei 600 Mann Gesamtbestand) und Rossan seinen Obristleutnant, 4 Fähnriche, 4 Unteroffiziere und 45 Mann (4 Mann bei 500 Mann Gesamtbestand9, im ganzen 327 Mann von 1900 Mann = 17 %. Es scheint also nicht zuviel gesagt, wenn Chemnitz behauptet, die Schweden wären nach dem Fall des Königs ‚ohne allen respect / gleichsamb blinder Weise und wie wütendeThiere auf den Feind loß’ gestürzt.
Noch hitziger und blutiger war der Kampf vor den Windmühlen. Der Herzog selbst ‚mit einem in der Handt bloßhaltenden Schwerdt’ führte den Sturm. Der junge Waldstein und der Marquis de Grana warfen sich ihm an den Spitzen ihrer Regimenter entgegen. Beide wurden schwer verletzt und mußten den Kampfplatz verlassen. Die Kämpfer gerieten so dicht aneinander, ‚daß sie einander die Pistolen an die Köpfe setzen können’, und die Schweden gaben später zu, daß es damals ‚gar besorglich umb die Victoria gestanden’.
Aber die rasenden Rächer ihres Herren waren nicht mehr aufzuhalten. Sie nahmen die Windmühlenbatterie: nur eins der 14 Stücke konnte aufprotzen. Fußvolk und Reiterei der Kaiserlichen wichen. Trotzdem hielten sich noch 3 Regimenter ‚bey der Windmühlen in einer schanz’. Erschöpft machten die Schweden halt. Sie hatten schwere Verluste erlitten: Herzog Bernhard zu Fuß: 1 Major, 2 Hauptleute, 1 Kapitänleutnant, 3 Leutnants, 3 Fähnriche, 7 Unteroffiziere und 94 Mann (= 111 Mann bei 500 Mann Gesamtbestand), das Regiment [Georg Wulf v.; BW] Wildenstein seinen Inhaber, 2 Hauptleute, 3 Leutnants, 1 Fähnrich, 7 Unteroffiziere und 80 Mann (94 Mann bei 400 Mann Gesamtbestand), d. h. 205 Tote auf 900 Mann = 22 %.
Setzen wir den Beginn des großen Angriffs auf ½ 3 Uhr an, so ergibt sich, daß etwa um 4 Uhr, also bei Sonnenuntergang, der rechte kaiserliche Flügel eingedrückt war. Aber Weimar war viel zu erschöpft, um seinen Erfolg auszunützen. Trotzdem hätte er wohl versucht, diesen halben Sieg zu ‚persecutiren’, da stieß er im Nebel auf frische feindliche Truppen: Oberst von Reinach hatte im Augenblicke der höchsten Not doch noch Pappenheims Fußvolk herangebracht. Die weichenden Kaiserlichen stellten sich von neuem, und ein Feuergefecht entbrannte. Nur die sinkende Nacht und der mit ihr sich verdichtenden Nebel machten allen Unternehmungen ein Ende. Zu von Reinach, der zum Kampfe drängte, sagte Waldstein: ‚Herr von Reinach, wir wissen was mehrers; der Kurfürst von Sachsen und Lauenburg (gemeint ist ‚Lüneburg’) kommen mit 16000 Mann (in Wahrheit bekanntlich 4000). Wir werden alsbald marschieren. Der Herr soll hier stehen bleiben’. ‚Das geschah bei einer Windmühle, wo unsere größten Stücke standen. Über drei Stunden blieben wir auf der Walstatt, bis unsere Stücke und alles fortgekommen’.
Noch immer stand Waldsteins Mitteltreffen unerschüttert, sein rechter Flügel war stärker denn je, aber die Kaiserlichen hatten zahlreiche Geschütze eingebüßt. Die meisten ‚Pülverwägen’ waren außerdem ‚zwischen den Wind Mühlen vnd dem Galgen’ zum Entsetzen der Kaiserlichen aufgeflogen, deshalb verwarf Waldstein seinen ursprünglichen Plan, am nächsten Morgen seinerseits anzugreifen und ließ gegen 9 Uhr abends sein Lager anzünden. Dann marschierte er unbehelligt und in bester Ordnung nach Leipzig zurück. Er selbst ritt mit 80 Reitern dem Heere voraus und traf um Mitternacht in Leipzig ein, wo er im Hausenhause Wohnung nahm. Die Schweden blieben auf dem Felde, ‚weil man sonderlich vermeinet / er (Waldstein) würde stehen / vnd den 7. Morgen noch eines Angreiffs (Sic !) erwarten’.
Den Schweden legten ihre Verluste große Zurückhaltung auf. Auch die Regimenter, deren Standort in der Schlacht nicht geklärt ist, die also wahrscheinlich die Musketiere zwischen den Reitern stellten, hatten ebenfalls größere Blutverluste:
Gersdorff[235]: 1 Hauptmann, 2 Leutnants, 12 Unteroffiziere und 90 Mann (= 105 Mann von 500 Mann
Bestand),
Cassel: 1 Kapitänleutnant, 2 Leutnants, 1 Fähnrich, 7 Unteroffiziere und 70 Mann (= 81 Mann von 200
Mann Bestand),
Henderson: 1 Hauptmann, 1 Leutnant, 1 Fähnrich, 4 Unteroffiziere und 47 Mann (= 54 Mann von 180
Mann Bestand),
im ganzen 233 Tote auf 880 Mann Bestand.
Die Gesamtverluste des Fußvolkes waren:
4 Obristen
4 Obristleutnants
3 Majore
25 Hauptleute
36 Mann an Toten
2 Kapitänleutnants
31 Leutnants
35 Fähnriche
145 Unteroffiziere (darunter 6 Feldscheers)
1729 Gemeine
36 Mann Übertragung
1978 Mann an Toten.
Leider fehlt eine genaue Verlustliste der Reiterei. Wir erfahren nur, daß Bernhard, Anhalt, Löwenstein und Brandenstein ‚sehr gelitten’ haben, auch Småland muß viele Leute verloren haben, so daß ein Gesamtverlust von 1000 Toten hier nicht zu hoch gegriffen sein dürfte, wodurch der schwedische Gesamtverlust auf rund 3000 Tote steigt; die Verwundeten sind nicht gezählt worden, doch lagen allein in Weißenfels[236] ‚400 beschädigte Officirer vnd Soldaten’. Ihre wirkliche Zahl wird ungefähr das Dreifache, also 1200 Mann betragen haben, so daß ein schwedischer Gesamtverlust von 4200-4500 Mann zusammenkommt = 15 %.
Die Truppen waren am Ende ihrer Kraft angelangt. So blieb dem Herzoge nichts übrig, als am 7. November mittags das Heer nach Weißenfels zurückzunehmen, um ‚allda ein wenig zu rasten / vnd I. Durchl. des Churfürstl. zu Sachsen vnd Hertzog Georgs von Lüneburgs / welche bey diesem Treffen gar nicht gewesen / mit jhrem Volck zuerwarten / vnd die Victoriam conjunctim zu prosequiren’.
Erreicht war mit dem Siege weit weniger, als man erhofft hatte. Zwar ward Waldstein gezwungen, sich auf Leipzig und in der Folge aus sachsen zurückzuziehen. Aber sein Heer war und blieb bedeutend. Alles, was man von seiner Auflösung geschrieben hat, stammt aus schwedischer Quelle und ist übertrieben. Verloren war allerdings ziemlich viel Geschütz, drei schon halb gerettete große Stücke mußte man aus Mangel an Pferden stehen lassen, so daß sie eine leichte Beute der Sieger wurden: nur 2 Stücke und 6 Feuermörser, ‚die sie noch darvon bracht’, führten die Kaiserlichen am 7. in Leipzig mit sich. Das war aber bestimmt nicht alles.
Der Gesamtverlust Waldsteins ward auf 6000 Tote und 2000 Verwundete veranschlagt. Die Zahl der Toten ist sicher übertrieben. Nach dem Verwundetenverluste zu urteilen, werden es nicht viel über 400 Mann gewesen sein. Wichtig ist die mitteilung, daß Waldstein ‚die meisten’ seiner Verwundeten hatte fortbringen können, wieder ein Beweis dafür, daß er in bester Ordnung zurückging. Allerdings mußte er viele dann in Leipzig lassen, wo ‚die gantze Stadt / fürnemlich aber die Barbier Häuser / dermassen erfüllet / daß man letztlich mit ihnen nicht mehr wohin gewußt’.
Verloren ging in den nächsten Monaten noch die Besatzung der Pleissenburg, die unter dem Pappenheimischen Obristwachtmeister Mosen[237] zurückgeblieben war und aus einem Hauptmann, 4 Leutnants, ‚etlichen Feld- und Gemeinwebeln’ und ‚600. von den eltesten Regimentern commendirten Knechten’ bestand. Viel Verlust an Fahnenflüchtigen haben die Kaiserlichen kaum gehabt, denn Waldstein traf gute Maßregeln, seine Leute beisammen zu halten. Im ganzen hat Waldstein kaum mehr als 7000 Mann verloren.
Sein höheres Offizierskorps aber hatte schwere Verluste erlitten. Gefallen waren: der Oberst Law von Westrum,[238] die Obristleutnants Bordav, Taxheim, Lampert, Kammerhoff. Tödlich getroffen erlagen ihren Wunden: Pappenheim vor Leipzig, Generaloberst der Artillerie Breuner in Prag und Oberst Comargo, der in Chemnitz[239] starb. Verwundet waren die Obristen: Berthold Graf von Waldstein, Marques de Grana, Piccolomini, Colloredo, Isolani und Römer, die Obristleutnants Schott, Bernhard Einhoff, Haßloch[240] und zwei andere, deren Namen in den Verlustlisten hilflos verdorben erscheinen. Der fürwitzige Abt von Fulda,[241] der den Schlachtenbummler gemacht hatte, hatte ebenfalls seinen Tod gefunden“.[242]
Im Leipziger[243] Tagebuch heißt es über den folgenden Tag: „Den 7. [a. St., BW] sind vor Mittag 40 Fahnen Fußvolk, so aber in allem nicht 1 500 Mann stark gewesen, hereingekommen und auf den Markt in Battaglia gestellt, desgleichen auch General Holck, Marquis de Grande [Caretto di Grana; BW], [Rudolf v.; BW] Colloredo, wie auch alle hohen Officiere neben überaus vielen Bagage-Wagen und viel Reiterei hereingekommen, also daß es in allen Häusern und Gassen voll gewesen, daß sich fast niemand regen können, daher sichs zu großer Bedrängnis angelassen, sintemal die einquartierten Soldaten die Wirte und Bürger über alle Massen arg angefangen zu tribulieren und zu ängstigen. Es ist aber unversehens eilende und schleunige Ordinanz vom Herzog von Friedland zum Aufbruch erteilt, daher sich der Aufbruch bald abends nach 6 Uhr angefangen und fast die ganze Nacht durch ohne Unterlaß gewährt, sind alle zum Peterstor hinaus gegen Borna[244] gezogen, wie denn der Herzog von Friedland persönlich halbweg 10 Uhr gefolgt und sind abermals etliche Bürger mitgenommen worden. Abends gegen 6 Uhr ist das Flößholz vor der Stadt angesteckt und ein ziemlich Teil davon verbrannt.
Den 8. dies hat der Hinauszug noch fast den ganzen Tag gewährt, wie denn auch noch viel Volks vor der Stadt vorüber, sonderlich nach Mittag 17 Cornett, so teils weiß, blau, rot und grün gewesen, insgleichen sehr viel Vieh vorüber getrieben worden. Diesen ganzen Tag ist abermals ein überaus starker dichter Nebel gewesen, daß man gar nicht erkennen können, so haben auch die Kaiserlichen alle beschädigten und kranken Offiziere mit hinweggeführt“.[245]
Wegen seiner erwiesenen Tapferkeit wurde Colloredo von Wallenstein als Beisitzer im Prozess gegen die Fahnenflüchtigen von Lützen ernannt.[246] Zwölf Offiziere und fünf Soldaten, die in der Schlacht bei Lützen fahnenflüchtig wurden, erwartete nach dem Willen ihres Oberkommandierenden das Todesurteil.
Trotz beschwörender Beschwichtigungsversuche führender Offiziere ließ Wallenstein am 14.2.1633 in Prag dreizehn Offiziere, darunter auch solche von angesehenem Adel, und fünf Reiter öffentlich mit dem Schwert hinrichten.[247] Die Namen von 50 fahnenflüchtigen Offizieren wurden mit allen Zeremonien militärischer Entehrung an einen Galgen genagelt; ein Todesurteil in Abwesenheit. Auch in dem „Relationbericht des Wallensteinischen und seines anhang tods verlauf“ vom 25.2.1634 hieß es: „Zum fünften ist auch zue merken, daß dieser armselige mensch, der Fridtlender, ist eben in dem monat, in der wochen und auf die jarzeit, da er die unbarmherzige execution zue verdeckung seiner schand, die er vor einem jare in der schlacht von Lützen mit den Schweden, da er dieselbige verloren, begangen hat, als wann die junge officier, die er hat hinrichten lassen, durch ir vorzeitige flucht wären daran schuldig gewesen, umb welcher ursach willen sie doch gleichsamb unschuldig gestorben, sonderlich der obrist Hagen und der graf Grogla [Broglia; BW] sambt einem jungen herrn [Staitz; BW] von Wobersnau welche für gott und der ganzen welt protestirt und umb iren tod rechenschaft zue geben citirt haben, alweil er sich durch fürneme potentaten fürbitt und ersuchen, noch der billigkeit nach nicht hat wollen erweichen lassen“.[248]
Während aber Bönninghausen wohl durch Fürsprache Holks dem Todesurteil entging – Wallenstein verweigerte ihm dafür später die Beförderung – , wurde sein Kapitänleutnant hingerichtet. Piccolomini[249] und die anderen „welschen“ Beisitzer des Kriegsgerichts, Rudolf von Colloredo und Annibale Gonzaga, waren verärgert, dass sie ihren jungen Landsmann nicht vor der Hinrichtung hatten bewahren können.
„Er [Wallenstein; BW] blieb in Prag bis in den Mai, über fünf Monate, mit der Routine neuer Rüstungen beschäftigt. Noch war seine Korrespondenz scharf und vielfältig. Aber er schloß sich ein im Friedländer-Haus und überließ nach außenhin dem starken Heinrich Holk den Großteil der Last. Ein bayerischer Agent an Maximilian: »Seine Fürstliche Gnaden lassen sich gar wenig sehen; auch gelangen die vornehmsten Offiziere nur selten zur Audienz, wie z. B. der Colloredo in etlichen Wochen niemals vorkommen konnte. Der Holk ist factotum, versieht Alles, Artillerie, Proviant und was sonst vorlaufen mag.« „.[250] Im Mai stand Colloredo in Pilsen; in der Korrespondenz mit Hatzfeldt ging es um die Anfertigung von Pulver in Pulvermühlen.[251]
Der Erzgebirgschronist Christian Lehmann [11.11.1611 – 11.12.1688][252] berichtet: „Der keyßerliche Genral Holcke hatte in seinen Comitat Herrn General-Feltzeugmeister Coloredo,,[253] Herrn General Feldmarschal-Leutenandt Graf [Melchior; BW] von Hatzfeld, Herrn Ernst Baron von Suys, Herrn Obrist von Wagler [Johann Wangler d. Ä.; BW] etc. Der March ginge von Jochimsthal[254] uff die förstern, güldene Höhe,[255] Böhmische Mühle, durch die Rittersgrün,[256] uff Crandorf,[257] Schwartzenberg,[258] Awe[259] und Schneeberg.[260] Sein Vortropf verirrte Sich bey der Gottesgab[261] und ritte die straße uffn Wiesenthal[262] zue biß an die Gränzsteine. Do muste er umbkehren durch Gottesgab, durch den Seiffen[263] hienunder und den gereumbten Weg paßiren. Der kam am Sontag frühe umb 8 Uhr in der Rittersgrün an und uberraschte untter andern auch einen Breutigam, der vorgerichtet hatte und auf denselben tag wolte hochzeit machen, plünderte und verzehrete alles. Darvon bekahmen Sie lerm in Schwartzenberg durch einen Schneider, der die brautleute gekleidet hatte und entsprungen wahr. Der brachte die Post in die kirche, daß die Leute auß der Predigt entliefen, und die Communicanten ungespeist blieben. Peter Burckart, der Ampt-Schößer[264] lest vor erschrecknuß eine Post gelt auf den tisch und einen brief, drinnen Er auß Böhmen gewarnet worden, in den fenster liegen, reißet auß und mit ihm das gantze Schwartzenberg und laßen den feindt thür und thor offen.
Den keyßerlichen General mit seinen Comitat muste Paulus Stecher, förster uff der Platta,[265] ubern Walt führen biß an die Meisner Gräntze, und alß Sie untter die Böhmische Mühle an die Gränzsteine kahmen, sagte der förster, hier scheidet sich Böhmen und Meißen, drauf der General andtwordete: So bin ich nun ins Churfürsten lande, er mag zuesehen, wie er mich wieder hinauß bringe. Das erste Nachtlager hielte er in Schwartzenberg[266] in Hans Adams Lengefelders hauße, besezte das Schloß mit 3 Compagnien zue fuß und 1 Compagnie Croaten untter einem Hauptmann Wilhelm Otto von Ullersdorf, einen Mehrischen von Adel, und steckte das gefundene Warnungsschreiben aus dem Ampthause zue Sich und zog den 5. August fruhe auf Zwicke[267] zue und logirte der Pest wegen in Dorf Mergenthal[268] die andere Nacht. Zweene gefangene bürger auß Schwartzenberg, der eine Martin Hertzog, ein Schuster, der andere Samuel Sachs, ein Goltschmidt, haben ihn nach Zwicke führen sollen, die hat er, weil sie ihn den Steig nach Wiesenburg[269] und nicht die landtstraße, drinnen die Armee marchiret, geführet, untterwegens mit der Carbatschzen[270] uber die köpfe gehauen, hernacher von Zwicke auß durch Sie mit schriftlichen salvaguardien und Contributionszetteln an Annen[271]- und Marienberg[272] mit 3 Crabaten zurückegesendet, und wahr außer diesen kein ortt in gebirg alß Wiesenthal versalvaguardirt, darein der General auf Interceßion eines Fürsten den Rit-Meister Maleschitzky mit 30 reutern geleget hatte, der den gantzen March uber alda liegen und uber die Verpflegung nicht mehr den 15 thl. bekommen. Der March wehrete 5 tage lang durch das gebirg, in welchen alle Städte, Flecken und Dörfer, die an March lagen, und die sie erreichen und bezwingen kundten, außgeplündert, theils niedergehauen, verbrennet, die leute gefangen, ranzionirt und mitfortgeschleppet worden. Den anfang machten sie mit morden und brennen, kein lebendiger Mensch durfte sich sehen laßen, bey Nacht sahe mann oft 3 und 4 feuer uff gehen. Den 4. August in anritt schoßen Sie in der groß-Pöle[273] nieder Merten Graubner, der blieb den gantzen March also todt liegen und branden ab in Dorf Adam Düringers hauß. Den 6. August branden Sie ab das Erb-Richtergut mit Scheun und Ställen in der groß-Pöle, darüber des Richters tochter von 18 jahren uff den Walt so erschrack, daß Sie gestorben, und weil man ins Grünstädtel[274] nicht gedurft, muste (sie) nach Crotendorf[275] begraben werden. Den 7. August schoßen Sie todt in der Rittersgrün uff Arnoldtsfeld[276] Hans Fischern, einen köhler, der uff Wald gehen wolte. Den 11. August Plünderten Musquetirer in Breittenbrunn.[277] Den begegnete Christoph Hemann, ein frommer bergmann, hatte eine axt an arm und wolte Sich mit weib und kindt uff den Walt salviren, den schoßen Sie das hertz entzwey, daß er augenblicklich starb, Plünderten und schendeten Weib und Kindt und wüdeten ärger den die reißenden Wölffe, die doch auch grimmig gnug sindt in diesen gebirge.
Den 4. August wahr des Feindes Artollerey biß ins Städtlein Awe kommen und mit vielen Fußvolck des Nachts stehen blieben, darvon ezliche frühe uffn raub in Walt laufen und von denen wohlbeschossenen Hammerschmieden nicht zum besten empfangen worden. Diese pralen zuerücke, rechnen [rächen] Sich an Stedtlein und brennen es ab mit kirche, Schule, Pfarr, Rathhauß und allen biß auf 3 kleine heußerlein. Eben diesen tag flohen die Croaten durch das gebirg in alle winckel, Plünderten auß Rittersgrün, Breittenbrun, Crandorf, Groß- und klein-Pöhle,[278] Grünstedtel, Bermansgrün,[279] Schwartzenberg, Rascha,[280] Mipe,[281] Grünhein,[282] Behrfeld,[283] Berensbach,[284] Wildenaw,[285] Ober- und Nieder-Saxenfeld,[286] Lauter, Awe, Lößnitz[287] etc. Do wurden alle kirchen aufgehauen und geplündert, die Weibsbilder geschendet, die Männer geradelt,[288] die heußer eingebrandt, die betten außgeschüttet und alles zernichtet, daß es mit der feder nicht grausam gnung kan beschrieben werden. Den 4. August fielen Sie in Schneberg[289] ein, durchplünderten die gantze Stadt, schoßen ezliche bürger todt mit sambt den Statt-Richter M(agister) … Cardinal, Brandschazten die Stadt, zerhieben das bier in kellern und erfüllten alle winckel mit schendereien und grausamkeit, daß ezliche schwangere Matronen zum Schnee- und Schwartzenberg sindt todt in kellern gefunden worden, obgleich die Pest aller ortten regierte, daß darvon 2000 in Schneeberg, 4000 in Chemnitz[290] und 1500 in Marienberg[291] gestorben.
Den 5. August uberfielen 2 Esquadronen zue Roß Die Stadt Stolberg,[292] brandtschazten Sie umb 700 thl., dran sie halbgelt und halbtuch bekahmen; alß Sie aber uber den parten in Niederdorf[293] Uneins worden, ging eine starcke parthei zuerück und zündeten die Statt ungeacht ihrer Salvaguardien an 3 ortten an, daß darvon 100 heußer* mit kirche, geistlichen und Rathsgebeuden niederbrandten, sengeten eines theils Raths-Herrn, die ihnen vorhin das gelt zue zahlen helffen, mit strohe, daß Sie gestorben, zogen drauf nach der Zschopa,[294] brandtschazten es auch und legten Sich darein in (Schloß) und auf Schloß Scharfenstein,[295] den Pas Reizenhain[296] Desto beßer in acht zue haben.
Den 5. August kam der Holcke mit 12000 nach Zwicke, und weil von der Pest und furcht wegen die meisten bürger geflohen, und sonsten die Pest grimmig drinnen regierte, daß darvon alle 7 Geistliche, der Bürge-Meister, beyde Stattvogte, 5 ratsherrn und 2 Collegen an der Schulen gestorben, muste die stadt ohne ceremonien accordiren auf die form des jehrigen accords, den Baron de Suys ezliche 100 thl. zur discretion spendiren, die er auß den Waßer nahme, 100 Soltaten auffs Schloß einnehmen und uber den accord sich, ungeacht alle heußer, Marckt, gaßen und winckel voller toden und krancken lagen und oft einen tag 40, 50 biß 100 leichen zue begraben wahren, den 6. und 7. August ungescheuet außplündern laßen, Darüber sich die Soltaten selbst angestecket und an der Bauern-Pestilenz, den So Nante Sie der General Holcke verrecken mußen“.[297]
„Am 4. August 1633 war der Befehl Wallensteins an den Feldmarschall ergangen, ‚allda dem Feind eine diversion zu machen‘, damit der ‚Kurfürst zu Sachsen desto ehender den Frieden zu suchen verursacht werden wird‘ (Droysen/Holcks Einfall in Sachsen etc.; Hallwich, ADB 12, S. 743, nennt den 11. August als Datum des Einmarschbefehls). Einer der Hauptgründe war freilich, daß die Verpflegungssituation der in Böhmen um Eger,[298] Pilsen[299] und Brüx[300] liegenden kaiserlichen Regimenter unhaltbar geworden war, und man sich von einem Zug nach Sachsen Verbesserung erhoffte. Tatsächlich stand auch der Plan, die Expedition nach Leipzig[301] auszudehnen und dort reiche Beute zu machen, von Anfang an fest. Holk beeilte sich deshalb, die an der Grenze Böhmens stehenden Regimenter zusammenzuziehen, um auf Wallensteins Befehl hin ‚unversehener Weise etwas zu tentiren, Chemnitz,[302] Freiberg[303] und Zwickau berennen zu lassen, dass wir zu leben können haben und, ehe Volk dahin einkommt, sie zu überraschen‘ (ebd.).
Der Angriff auf Sachsen begann am Sonntag, dem 14.8., in drei Hauptstoßrichtungen mit drei getrennten Truppenabteilungen, welche sich am 15. und 16.8. in Zwickau vereinigen sollten, um dann über Altenburg[304] weiter nach Leipzig zu ziehen. Während das Korps unter dem Feldmarschall-Leutnant Melchior von Hatzfeld über Hof[305] und Plauen[306] Zwickau erreichen sollte, hatte der östliche Heeresteil unter dem Obersten Franz von Ulfeld die Aufgabe, auf Freiberg, die Gebiete vor Dresden und Chemnitz vorzudringen, während das Hauptheer unter Holk von Joachimsthal (Jáchymov),[307] wo ‚Rendezvous‘ gehalten worden war, auf direktem Wege über Schwarzenberg,[308] Aue[309] und Schneeberg[310] Zwickau erreichen sollte. Hatzfeld, welcher die leichte Reiterei und die Kroaten befehligte, war in Eger aufgebrochen und zog zunächst über Hof nach Adorf:[311] ‚[…] zu Hof, Wunsiedel[312] und andern Orten haben sie alle Thor zerhauen, dann keine Stadt mehr versperrt sein soll‘. Am 15. August rückte Hatzfelds Korps von Adorf gegen Oelsnitz[313] vor, welches am 16.8. kapitulierte, woraufhin das dortige Schloß in Brand gesteckt wurde, schließlich nach Plauen, welches am gleichen Tag besetzt, die Stadt geplündert und die Tore ausgebrannt wurden. Weiter ging die Spur der Verwüstung nach Mylau[314] und Reichenbach[315] und schließlich über Reichenbach nach Werdau.[316] Werdau, ‚wo sie die Rathspersonen und sonderlich Bürgermeister Sausen mit Radeln[317] heftig marterten, wurde gänzlich ausgeplündert, Stollberg von einem Reiterhaufen erst gebrandschatzt, dann doch in Brand gesteckt. Mehrere Rathsherren, die kurz zuvor das Geld beigeschafft hatten, wurden mit Stroh verbrannt‘. (Droysen/Holck etc.). In Zwickau, welches, von der Pest entvölkert, widerstandslos eingenommen wurde, war die Vorhut bereits am 16.8. eingetroffen, während die letzten Kompanien erst am 17.8. Plauen verließen.
Der Oberst Franz Graf von Ulfeld war am 14.8. mit 24 Kompanien Reitern, den Dragonern und einem Kroatenregiment aus dem Gebiet von Dux (Duchcov)[318] und Brüx (Most) in Böhmen aufgebrochen. Bereits am 15.8. zeigten sich einige seiner Reitertruppen vor Freiberg, allen voran die Kroaten unter dem Obersten Daniel Beygott, ‚eine fast längliche Person mit einem rotgülbligten Barte, so doch gut Deutsch geredt‘. Freiberg weigerte sich aber, seine Tore zu öffnen, weshalb Ulfeld, der sich nicht zu lange verweilen wollte, seinen Weg weiter nach Chemnitz nahm, welches am 16.8. aufgefordert und eingenommen wurde.
Altenburg[319] wurde am Abend des 17.8. (Mittwoch) von einem 3000 Pferde starken Reiterkorps, bestehend aus den Regimentern Hatzfeld, Neu-Piccolomini, Bredau [Breda; BW] und Orossy [Orosi; BW] unter dem Hatzfeldischen Obersten Hans Rudolf von Bredau überfallen, welcher mit seinen Regimentern von Plauen über Reichenbach und Crimmitschau[320] gleich weiter in Richtung Altenburg vorgedrungen war: ‚[…] da ging alsobalden die schreckliche Plünderung an allenthalben. In welchen Häusern niemand vorhanden, denen haben sie zehn Mal so arg mitgefahren; wo Bier in Keller gewesen, ist dasselbe weggelassen worden; der Hausrath zerstümmelt auf die Gassen geworfen und zertreten […]. Wohl in die hundert Leichen sind anitzo zu begraben, weil gestern und vorgestern niemand hat begraben werden können. Vorgestern ist auch dem Lazaristen[321] das Pferd, so die Leichen hinaus geschafft, auch gestohlen und dessen Wärter entlaufen. Jetzo hat man mit grosser Mühe ein anderes geschafft‘. (Droysen/Holcks Einfall in Sachsen etc.). Nach der Aussage des Theatrum Europaeum (Bd. III, S. 109), welches den Einfall in Altenburg drastisch, jedoch in üblicher Manier etwas propagandistisch übersteigert schildert, waren die kaiserlichen Truppen ‚gantz plötzlich und unversehens mit vier Tausend Pferdten allda ankommen / alles geplündert / die Weibs-Personen zu todt geschändet / und die Mannspersonen zu todt geschraufft[322] / geprügelt / und auff allerley Marter und Weis getödtet. Kirchen / Schulen / Pfarrhäuser wurden geplündert […], die Todten wurden aus den Särcken geworffen / die Weiber ranzioniert und geschändet / Tafeln und Flügel aus der Kirchen genommen / der Syndicus erschlagen / die Apothecken in grund verderbet [usw.]‘.
Leipzig erreichte man bereits in der Frühe des 18. August. Nachdem am 21.8. der Feldmarschall Holk und Feldzeugmeister Rudolf Colloredo mit der Artillerie eingetroffen waren, wurde die Stadt von Mitternacht an 12 Stunden lang heftig beschossen, so daß am 22.8. ein Akkord abgeschlossen und die Stadt übergeben wurde. Leipzig mußte 70.000 Reichstaler Ranzion erlegen und eine große Menge an Handelswaren, welche die Kaufleute in der Stadt zurücklassen mußten, fiel in die Hände der kaiserlichen Truppen. Lediglich die Pleissenburg, auf welcher der kursächsische Oberstleutnant Christoph von Trandorf befehligte, konnte sich den Eindringlingen widersetzen. (Chemnitz II, S. 121; Krebs/Hatzfeld, S. 271 nennt August Adolf von Trandorf)“.[323]
Wahrscheinlich ist Colloredo für die Verwüstungen und Schäden in der Schneeberger St. Wolfgangskirche verantwortlich. „Holcks Artillerie, die bei Aue zunächst aufgehalten worden war, wurde von dem inzwischen [am 23.12.1632; BW] zum Generalfeldzeugmeister beförderten Colloredo kommandiert. Wenige Stunden nachdem ein großer Teil der Reiterei und der Infanterie Schneeberg schon passiert hatte, traf dieser mit den Geschützen und Truppen in der Bergstadt ein, die wohl von Holck schon verlassen war. Es ist nicht sicher, wohl aber anzunehmen, daß es Colloredo war, der die Plünderung der Schneeberger St. Wolfgangskirche – einer der großen erzgebirgischen Hallenkirchen im Stile der Spätgotik – veranlaßte, die Sakristei der Kirche erbrechen, lebensgroße Bilder Luthers und Melanchthons, die sich im Altarraum befanden, zerstören und auch das berühmte Altarbild von der Hand Lucas Cranachs des Älteren aus dem Rahmen schneiden ließ. Nach dem Zustand, in welchem sich das die Kreuzigung Christi darstellende Bild befand, als es ein Jahr nach dem Westfälischen Frieden in die Kirche zurückkam, erfolgte dessen Abtransport aus der Bergstadt mit einiger Sorgfalt. Und daß es Colloredo war, dem der Raub anzulasten ist, ergibt sich wohl allein daraus, daß das Gemälde 1637 in dessen Prager Kunstkammer entdeckt wurde. Die Stadt Schneeberg war zu arm, um zu dieser Zeit das Bild für die geforderte Summe von 3 000 Dukaten zurückzuerwerben.
Offenbar eine Legende ist die im Zusammenhang mit dem Schneeberger Kirchenraub von einem späteren Chronisten[324] mitgeteilte Geschichte von der Folterung und dem Tag des betagten Kirchendieners Andreas Horlemann, der sich angeblich geweigert hatte, den Soldaten die Kirchenschlüssel auszuhändigen. Die zeitgenössischen Quellen berichten davon nichts, auch nicht Christian Lehmann in seiner um das Jahr 1670 niedergeschriebenen Kriegschronik des Erzgebirges. Ein Bericht aus Schneeberg, der im Dresdener Hauptstaatsarchiv überliefert ist und der sich auf die Truppendurchzüge am 14. und 15. August bezieht, enthält über das Verhalten der Soldaten in der Stadt die Feststellung: ‚Wo sie zukommen, plündern sie, aber den Leuten am Leben thun sie nichts“.[325]
Mit Holk konferierte Colloredo im September dieses Jahres über die Befestigungsanlagen von Eger.[326] Am 9.9.1633 informierte er Wallenstein und Aldringen über den Tod Holks.[327]
Wie er Melchior von Hatzfeldt schrieb, seien schwedische Truppen bei Lichtenfels[328] erschienen. Zudem ging es um die leidige Quartierfrage und die Versorgung der Artillerie, die Beschießung der Wülzburg[329] und einen befristeten Waffenstillstand mit Schweden.[330] Colloredo weilte im Oktober in Leitmeritz[331] und informierte Hatzfeldt – durch ein Schreiben des Maximilian Martin von der Goltz aus Zittau[332] – vom Abmarsch der schwedischen Truppen aus Schlesien.[333] Der Chronist und Bürgermeister Georg Leopold[334] aus dem von Eger[335] abhängigen Marktredwitz[336] erinnert sich: „Den 1. Novemb[er] [1633; BW] haben bei 150 coloredische Musketiere(r) in der Nacht Wunsiedel erstiegen in aller Still[e]. Sobald sie hinein[ge]kommen [waren], haben sie Lärm(en) geschlagen, die Häuser auf[ge]brochen und geplündert bis an den Tag. Sie haben nit allein einen großen Schaden getan, sondern auch viel Leut [so hart] geschlagen, daß sie bald gestorben sind. Die Bauern zu Ho(h)lenbrunn[337] haben die Leitern[338] – damit die Stadt zu ersteigen [war] – mit hintragen müssen. Auf [sie waren] die Wunsiedler viel übler zu finden als auf die Soldaten“.[339] In diesem November unterrichtete Colloredo Hatzfeldt über die Zusammenziehung kaiserlicher Verbände bei Teplitz[340] gegen feindliche Truppen, auch bei Neuschloss.[341]
Das Verhältnis Colloredos zu Wallenstein war sichtlich gespannt. „So berichte der Kriegskommissar Heinrich Rogge seinem Herrn, dem Kurfürsten Maximilian von Bayern. ‚Seine Fürstliche Gnaden lassen sich gar wenig sehen; auch gelangen die vornehmsten Offiziere nur selten zur Audienz, wie z. B. der Colloredo in etlichen Wochen niemals vorkommen konnte’ “.[342]
„Als Piccolomini[343] Anfang Dezember [1633; BW] in einem Schreiben an Gallas jenen Rückzug nach Böhmen in diskreten Untertönen verurteilt hatte – man könne die Reaktion in Wien und Bayern leider sich vorstellen – antwortete Gallas nach seiner Art, gutmütig vermittelnd. Das Wetter sei miserabel, unleugbar, und zum Kriegführen ungeeignet. Wenn die Herren Kritiker wüßten, was es kostete, eine solche Heeresmaschine zusammenzuhalten angesichts solcher Feinde, so würden sie anders reden. Was hülfen passionierte Gehässigkeiten da und dort ? – Octavios erste, zarte Andeutung hatte keinen Erfolg.
Den 3. Januar [1634; BW] sah er im Auftrag Wallensteins den Generalleutnant in Großglogau.[344] – Aus Glogau informierte er Melchior von Hatzfeldt über die Bewegungen feindlicher Truppen und die feindliche Haltung der Stadt Breslau gegenüber den Kaiserlichen.[345] – Der General der Artillerie Rudolf Colloredo kam hinzu; ein Gespräch zu dreien. Was Piccolomini hier vorbrachte, weiß man ungefähr, aus seinem im März niedergeschriebenen Bericht. Und zwar dieses. Wallenstein ging um mit Verrat und Rebellion solchen Ausmaßes, wie er in der Welt Geschichten bisher unbekannt war. Octavio hatte es aus seinem eigenen Munde. Er wolle, so der Herzog, die Armee zum Feinde hinüberführen, die Erblande erobern, den Kaiser gefangennehmen, das Erzhaus ausrotten, nicht bloß in Deutschland, sondern überall und zumal in Italien. Dann werde er schier das ganze Europa neu ordnen: Neapal dem Nepoten des Papstes, Monferrat dem Herzog von Savoyen, Lucca und Siena dem Großherzog von Toskana, Mailand vielleicht an Venedig, vielleicht an Savoyen; für Frankreich Burgund und Luxemburg, Unabhängigkeit für Flandern. Dem König von Polen ein Teil Schlesiens, um ihn zu locken, machte er aber nicht mit, so würde man seine eigenen Calviner gegen ihn hetzen; ferner dann dem Grafen Trčka die Markgrafschaft Mähren, die Herzogtümer Glogau und Sagan, samt allen Gütern des Fürsten Eggenberg, dem Grafen Gallas, Friaul dem Grafen Colloredo, die Herrschaft Glatz,[346] das Herzogtum Teschen[347] und die Besitzungen Wilhelm von Slawatas aber ihm selber, Piccolomini.[348] »So rasch war die Welt verteilt«. Ein äußerst gewagtes, schwieriges Unternehmen, hatte Piccolomini eingewendet, Wallenstein geantwortet: Nur der Anfang. Es gehöre nichts als Mut und Selbstvertrauen dazu; ginge es anders nicht, so würde er an der Spitze von tausend Pferden sein Glück versuchen. – Solches alles hatte Wallenstein leichthin geplaudert an einem jener Dezembertage, während derer er, nach Piccolominis eigener Aussage, an schwerer Trauer des Gemütes litt; während derer er übrigens krank lag und ein Pferd gar nicht besteigen konnte, jetzt nicht und nie mehr.
Es scheint, daß Gallas den Ausführungen Piccolominis gewisse Zweifel entgegenbrachte; nicht, vermutlich, weil er ihn für einen Lügner hielt, sondern weil die gewichtlosen Improvisationen Wallensteins ihm vertraut waren. Es scheint, daß Rudolf Colloredo glaubte, ganz und sofort, denn er bemerkte, man sollte »diesen Schelm[349] geschwind erwürgen«. Der Rat blieb ungehört. Die drei Herren fanden zum Schluß es besser, oder behaupteten voreinander, daß sie es besser fänden, den Kaiser zunächst gar nicht zu unterrichten, damit nicht etwa überstürzte Maßnahmen die Katastrophe beschleunigten, die zu verhindern sie bestimmt wären; und daß Gallas versuchen sollte, den Herzog von seinen verworfenen Plänen abzubringen. Piccolomini kehrte nach Pilsen[350] zurück. Als er nun dort von Wilhelm Kinsky erfuhr, was mit Frankreich, mit Schweden, mit den evangelischen Kurfürsten schon auf den Weg gebracht worden war, als er ferner zu bemerken glaubte, daß Wallenstein sich von ihm distanzierte und nicht so, wie er versprochen hatte, ihn auf dem laufenden hielt, erkannte er seine Pflicht anders als in Glogau. Geheime Boten schwärmten aus, um den Kaiser Ferdinand, den Grafen Oñate, den Nuntius Rocci zu informieren. Rocci fügte das Eine hinzu, was in Piccolominis eigener Relation fehlt, nämlich, daß Böhmen für Wallenstein selber bestimmt war. Was die Verteilung der Welt betrifft, so erhielt sie demnächst einige Zusätze und Korrekturen, zumal Piccolomini sich an das Erfundene im Detail unmöglich erinnern konnte; so daß dann Tirol dem Feldmarschall Ilow zugedacht war, Luxemburg nicht dem König von Frankreich, sondern dem Kardinal Richelieu perönlich, Salzburg dem Herzog Franz Albrecht [v. Sachsen-Lauenburg; BW] und so weiter fort. – Um den 10. Januar wußte man in Wien Bescheid“.[351]
„Eine Beteiligung von Feldmarschall Colloredo am direkten Vorgehen gegen Wallenstein schloß Gallas von vornherein aus, da der Generalissimus alle Unternehmungen des Feldmarschalls mißtrauisch zu beobachten schien“.[352]
In diesem Februar unterrichtete Colloredo Hatzfeldt von der Verstärkung für Steinau[353] und der Einquartierung im Schloss Liegnitz[354] sowie der Flucht der Bevölkerung nach Polen.[355]
Nach der Exekution Wallensteins schrieb der kaiserliche Beichtvater Lamormaini am 3.3.1634 an den Ordensgeneral Mutio Vitelleschi: „Die geheimen Machinationen des Friedländers mündeten schließlich am 12. Januarii in eine Verschwörung. Er wollte den Kaiser verderben, das Haus Österreich auslöschen, die Königreiche und österreichische Lande in seine eigene Hand bekommen und die Güter und Herrschaften der getreuen Diener des Kaisers unter seine Mitverschworenen verteilen. So hatte er Heerführern, Hassern des Kaisers und hartnäckigen Ketzern und denen, die wegen ihrer Empörungen in den letzten Jahren und wegen ihres Ketzertums Böhmen und die Erblande verlassen hatten hatten, weitestgehende Hoffnungen gemacht, allerdings so vorsichtig, daß er nur wenigen die Umtriebe seines Herzens darlegte und auch nur denen, mit deren Treue er rechnen zu können glaubte, falls er ihnen ganze Fürstentümer verspräche. Mit der Heiligen Kaiserlichen Majestät verkehrte jedoch inzwischen in der Weise, daß er alles anders vortäuschte. Sobald der Kaiser ganz insgeheim durch die, denen er sich geoffenbart hatte, die Tücke des argen und undankbaren Mannes durchschaut hatte, trachtete er ganz im stillen, alle seine Ränke zu vereiteln und zunichte zu machen. Fürs erste nahm er selber fromme Zuflucht zur Hilfe Gottes, desgleichen ließ er auch, ohne Bekanntgabe des Anlasses beim Klerus darauf hinwirken, daß sie Gott zu versöhnen suchten. Ich habe den Leuten unseres Hauses außerordentliche Gebete und Werke der Abtötung vorgeschrieben, das gleiche erbat ich vom Kolleg und dem Noviziat, und ich bat den Hochwürdigen Herrn Provinzial und Euch, Vater, daß man die gegenwärtigen Fährlichkeiten, die zwar höchst bedrohlich waren, aber nicht näher dargelegt werden könnten, durch das fromme Gebet der gesamten Sozietät abzuwenden versuche. Fürs zweite gab er einigen ganz Getreuen – Gallas, Aldringer, Piccolomini, Coloredo – , die taten, als ob sie für den Friedländer agierten, Vollmacht und Auftrag, Hauptleute und Gemeine je nachdem von Abirrung zurückzuhalten, die die meisten gar nicht merkten, oder sie in der Ergebenheit gegen den Kaiser und in ihrer Pflicht zu halten, und, wenn irgend möglich, das Haupt und die vornehmlichsten Anhänger der Verschwörung gefangenzunehmen und nach Wien zu schaffen, oder sie, nachdem man sie beweiskräftig überführt hätte, aus der Zahl der Sterblichen zu elimieren. Diese Weisungen wurden am 24. Januarii gegeben, und es gefiel der göttlichen Majestät, die Pläne des Kaisers zu segnen. Denn das Vorgehen blieb zur Gänze bis zum 22. Februarii geheim. An jenem Tage erfuhr der Fried-länder […], daß in Prag ein Patent bezüglich der Vollmachten, die Gallas eingeräumt wurden, veröffentlicht worden war, waren doch damals schon alle Soldaten dem Kaiser gehorsam und in solcher Zahl nach Prag verlegt worden, daß man nichts mehr zu fürchten brauchte, denn Piccolomini, dem sich der Tyrann immer ganz anvertraut hatte, bedrohte auf Befehl des Kaisers mit starker Reiterei, die er aus Oberösterreich herangeführt hatte, Pilsen,[356] um den Tyrannen und seine Anhänger zu überwältigen. Damals merkte der zum erstenmal, daß sich gegen ihn Unheil zusammenziehe. Deshalb verließ er selbigen Tags und selbiger Stund, da er das begriffen, mit den weiter unten zu nennenden Freunden und 10 Reiterabteilungen Hals über Kopf Pilsen, die ganze Kriegsausrüstung und die Besatzung ließ er in Pilsen mit der Weisung zurück, daß die Feldgeschütze gegen Eger, wohin er selbst ging, gebracht würden. Daß dies nicht geschah, dafür sorgten die, denen die Verantwortung für das Ganze aufgetragen war. Die Pferde, welche dafür vorgesehen waren, wurden nämlich von ihnen zurückgehalten. Sobald das kaiserliche Heer Tags darauf aus Oberösterreich vor Pilsen anlangte, ließ die Besatzung es in die Stadt ein. Der Friedländer blieb mit Illo [Ilow; BW], mit Graf Trczka und Wilhelm Kinsky, dem Schwager Trczkas, in Eger und wartete auf die Hilfstruppen der Feinde (mit diesen konspirierte er nämlich bis dahin). Wie die Getreuen in der kaiserlichen Stadt erfahren, daß diese kämen, drangen sie mit bewaffneter Hand in den Raum ein, in welchem der Friedländer mit den Seinen über die gesamte Lage Rates pflog, und erschlugen am 26. dieses ihn selber, Illo, Trczka und Kinsky. An diesem Tag nahm der Kaiser mit der Kaiserin, dem König und drei Erzherzögen in der Kirche dieses unseres Hauses vor- und nachmittags am Gottesdienst teil und auch am Frühstück. An diesem Tage hatten auch alle gebeichtet, um die göttliche Verzeihung zu erringen, und communiciert, obschon sie dasselbe am 24., am Tage des hl. Matthias, getan hatten. Das Ende der Friedländischen Komödie ist sicherlich tragisch, und sobald heute die Kunde davon eintraf, schickte der Kaiser an alle Kirchen der ganzen Stadt, um Messen zu erbitten, und zwar gegen Zusicherung eines Entgelts. Von unserem Hause erbat er 50 Messen, die ich auch anordnete. Bevor das gemeldet wurde, hatte der Kaiser schon angeordnet, daß im Namen des Fiscus alle Güter des Friedländers, Trczkas und Kinskys, die sehr groß sind, außerdem noch die Fürstentümer Glogau[357] und Sagan[358] in Schlesien eingezogen würden, die der Kaiser jenem noch vor gar nicht langer Zeit geschenkt hatte. Dem Heere in Schlesien hatte der Friedländer einen gewissen Schaffgotsch, einen nichtkatholischen, aber tüchtigen Heerführer, als Kommandanten gegeben, der bislang tatkräftig für den Kaiser gegen den mächtigen Sachsen gekämpft hatte. Diesen hatte er durch zweifellos glänzende Versprechen dazu gebracht, sich mit zusammen gegen die Kaiserliche Majestät zu verschwören, und er hatte ihm aufgetragen, Coloredo gefangen zu nehmen, von dem er annahm, daß er dem Kaiser verbissen anhange. Andererseits aber hatte der Kaiser Coloredo aufgetragen, Schaffgotsch zu fangen und in Gewahrsam setzen zu lassen, wenn er ihn nicht zur Treue gegen den Kaiser zurückführen könne. Während jener nach Glogau kam, um im Auftrag des Friedländers Coloredo zu verhaften, nahm Coloredo, der die Truppe durch die Bloßstellung der Verschwörung schon für die Treue zum Kaiser gewonnen hatte, seinerseits Schaffgotsch gefangen“.[359]
„Über Prag hinaus ging der Rettung suchende Blick nach Schlesien, der alten, Wallenstein so genau vertrauten Kriegslandschaft. Seit Gallasens Abberufung kommandierten dort der Feldmarschall Colloredo, der General Graf Schaffgotsch. Rudolf Colloredo galt als der Feindlichste von Anfang an; Schaffgotsch, reicher schlesischer Magnat, Schwager der Herzöge von Brieg[360] und Liegnitz,[361] zeigte sich bereit, mitzuspielen. Er sollte die schlesischen Regimenter in Form bringen für die Kraftprobe zwischen Kaiser und General, die wichtigsten Orte sichern, Glatz,[362] Neiße,[363] Troppau,[364] Glogau;[365] sollte auch Quartier machen für kaiserliche Reiterei aus Brandenburg, die Wallenstein unter einem Vorwand näher an sich heranzuziehen wünschte. Am 19. wurde Oberst Schlieff, der Sachse, mit geheimer Botschaft nach Schlesien geschickt. Am 23. Schreiben Schaffgotschs an Trčka: Er tue, was er kann, er sucht, das überwiegend protestantische Land freundlich zu stimmen, aber er fühlt sich gehindert durch Colloredo. »Wie unsere Sachen jetzt stehen, darüber bitt ich um Nachricht, besonders wie die Tractaten mit dem Kurfürsten und den Schweden stehen, denn sind wir da richtig, hat es mit den anderen keine Not.« PS. »Daß der Diodati so fort ist, macht mir viel Gedanken. Er hat es nicht von sich aus getan. Ist Zeit, die Augen aufzumachen und nit zu feiern …« Am folgenden Tag ließ Colloredo den Grafen Schaffgotsch gefangennehmen. Sein Brief kam nie in Trčkas Hand; er kam, zum Unglück des Schreibenden, in anderer Leute Hände“.[366]
Im Intrigenspiel um die Ermordung Wallensteins kann Colloredo keine wirklich aktive Rolle nachgewiesen werden. Aber er gehörte zum engsten Kreis der Treuen, denen Ferdinand II. seinen Entschluss mitteilen ließ, Wallenstein und dessen Mitverschworene gefangen zu nehmen oder als überführte Schuldige zu töten. Colloredo fiel dabei die Aufgabe zu, nach der Ermordung des Generalissimus gemeinsam mit Aldringen und Marradas die Regimenter in Südböhmen-Mähren und Schlesien erneut auf den Kaiser einzuschwören. Im März lag Colloredo in Steinau und Liegnitz und informierte Hatzfeldt von den Bewegungen feindlicher Truppen in Schlesien und Böhmen. Zugleich teilte er ihm die Belagerung von Kronach[367] und Amberg mit. Auch warf die Versorgung von Landsberg[368] – das im April von schwedischen Truppen erobert wurde – und Frankfurt/Oder[369] erhebliche Probleme auf.[370]
„Zwischen dem 15. und dem 30. April 1634 fand in Wien die Konferenz der Generäle Gallas, Aldringen und Colloredo mit den kaiserlichen Räten zur Planung des bevorstehenden Feldzugs statt. Hinzugezogen wurden Vertreter Spaniens [Oñate; BW] und Kurbayerns [Wolkenstein u. Ruepp; BW]. Noch während der Konferenz wurde offiziell mitgeteilt, daß der älteste Sohn des Kaisers, König Ferdinand von Böhmen[371] und Ungarn, zum neuen General-Haubt der Armee erhoben worden sei. Unmittelbar nach Abschluß der Beratungen, am 2. Mai, brach der Kaisersohn nach Böhmen auf“.[372]
Als Belohnung für seine „treuen Dienste“ erhielt Colloredo nach der Ermordung Wallensteins aus der konfiszierten Immobilienmasse Trčkas Schloss und den Güterkomplex Opočno.[373] Es gab übrigens zwei Brüder Colloredo: Rudolf und Hieronymus, beide so unfähig wie arrogant. Golo Mann bezeichnet sie als „germanisierte Italiener“,[374] die sich, vom Kriegsverlauf begünstigt, prunkvoll in Böhmen niederließen.
Rudolf Colloredo wurde als Generalfeldwachtmeister bei Liegnitz[375] 1634 von Arnim geschlagen, was ihm eine kürzere Haft in Ödenburg[376] einbrachte. Manchmal wird allerdings auch Hieronimus von Colloredo genannt. „Oxenstierna was determined to eliminate the threat to Pomerania and distract Johann Georg from his peace talks. Alexander Leslie retook Landsberg on the Warthe[377] on 16 March while Hieronymus Colloredo was busy blockading Breslau[378] far to the south. It was not until May that Banér rebuilt the wreck of Thurn’s army to 14,000 men. Georg Wilhelm sent 3,000 Brandenburgers, while Arnim arrived with 14,000 Saxons. The combined army routed Hieronymus von Colloredo [!; BW] at Liegnitz on 8 May in a hard-fought battle decided by the better-disciplined Saxon infantry.[379] The imperial army disintegrated, lossing over 5,000 troops. Colloredo was court-martialled and briefly imprisoned”.[380]
In den „48. Ordentliche[n] Wochentliche[n] Nachrichten. 1634“ ist die „Relation eines auß Prag kommenden Bottens auß dem Voigtland vom 25. Julii/4. Augusti“ abgedruckt: „In Prag were Colloredo vnd Don Balthasar [Marradas; BW], hetten darinn bey sich 12. Regimenter zu Roß / vnd 7. Regim. zu Fuß / vnd also 2. Theil Reuterey / vnd ein Theil Fußvolck / von vngefehr zwölff biß in 14000 Mann starck / wiewol sie sich auff 20000. schätzten / hetten sich verschanzet vons Lorenzenberg nach dem Weisenberg / vñ vom Strohoff biß an die höhe / auch allda ihr Geschütz. Dienstags den 15. Julii weren die ChurSächsische vñ Bannierische Armeen vor Prag ankommen / Ihre Excellenz Arnheim [Arnim; BW] hetten sich in dem einen Thiergarten / Ihre Excell. Bannier aber an die seiten gelegt: den 16. diß hetten sich beyde Läger zusammen gethan / vnd das Geschütze gerichtet: Hingegen hetten sich die Keyserischen auch zur Gegenwehr / sonderlich mit Geschütze gerüstet / vnd were den 16. 17. vnd 18. diß / von beyden Theilen grosser Ernst mit schiessen vorgegangen / vnd scharmuziert worden: Von beyden Armeen hauffen weren von 8. biß 900. Mann / vnd deren drinnen in 600. todt blieben / dann sie darinnen grossen Vortheil auff der Höhe innen / vnd ziemlichen Schaden gethan / auch sich verschossen hetten / daß sie keine Kugeln mehr zum Geschütz gehabt / vnd deßwegen in 40. Centner Zien von den Juden erpreßt / vnd Kugeln darauß gegossen. Weil nun bey solcher starcken Gegenwehr / vnd gar grossen Vortheil nicht viel zuthun / vnd beyde Armeen auff anderthalb Tag zu spät angelangt / sonsten die Keyserischen Ihre Macht nicht also hetten zusammen vnd hinein bringen können / weren beyde Armeen mit Fußvolck / Geschütz vnd Pagagi / den 18. diß / gegen Abend wider darvor auffgebrochen / vnd den 19. die Reuterey gefolgt. Ihre Excellenz Arnheim [Arnim; BW] weren auf Leutmaritz gangen / Ihr Excellenz Bannier aber nach Schlan[381] / Laun[382] / Satz[383] / vnnd Commethau[384] / vnd hette solche Ort eingenommen: dem Verlaut nach / solte Ihr: Excell: Intent auff Eger stehen / doch wüßte man es nicht eigentlich / sondern muthmaßte vielmehr / daß beyde Armeen wider vor Prag auff der andern seiten nach dem Weissen Berg zu rücken würden: die fürnembste Leute zu Prag weren hinweg gewichen / deren Häusser die Soldaten aufschlügen / vnd alles plünderten“.[385] „Fortan wurde Generalleutnant Gallas ein unentbehrlicher Offizier und Feldherr für die Habsburger. Bester Beweis dafür war die Anforderung Ferdinands II.[386] [bei Ferdinand v. Ungarn; BW], der Gallas unbedingt nach Schlesien schicken wollte, da der dortige Oberbefehlshaber – wie er befürchtete – dem verschlagenen Arnim nicht gewachsen sei und er zudem kein Vertrauen bei den eigenen Soldaten genießen würde. Nach der für die kaiserlichen Truppen verlorenen Schlacht von Liegnitz/Legnica[387] (Niederschlesien; heute Polen) am 13. Mai gegen die kursächsischen Verbände Arnims, die eine massive Gefährdung der böhmischen Länder mit sich brachte, wollte das Reichsoberhaupt seine Truppen in Schlesien und ebenso die Armeeführung in Böhmen verstärken. Die Befürchtungen des Habsburgers waren gerechtfertigt, denn schon im Sommer marschierte der schwedische Feldmarschall Johann Banér, der am 2. Juni Frankfurt an der Oder[388] eroberte, verstärkt durch kurbrandenburgische Verbände über Schlesien nach Böhmen, wo er schließlich auch Leitmeritz/Litomĕřice nehmen konnte. Ein grobes Zerwürfnis zwischen Arnim und Banér, die schon bis vor die Tore Prags vorgestoßen waren, und die unkoordinierte Kriegsführung der Verbündeten verhinderte wohl Schlimmeres für die Habsburger“.[389]
In den „Wochentliche[n] Postzeittungen Nr. 32“ vom 8.8.1634 wird aus Wien unter dem 16.7. gemeldet: „Des Feindts Anzug auff Böhmen continuirt / vnd solle derselb nicht weit von Prag sich sehen lassen / verhoffentlich aber / weilẽ Herr General Feldmarschalck Gallas mit 28. Regimentern vor Regenspurg[390] auffgebrochen / vnnd ihme vnter Augen zu gehen vorhabens / als möchte er wol nicht lang daherumb quartieren können / derselb ist anfangs auff Leutmeritz[391] gangen / daselbst Don Balthasar de Marradas / vnnd Herr General Major Lamboy mit etlichen Regimentern zu Roß vnd Fuß / vnnd vielen Commandirten Tragonern / sich verspüren lassen / mit welchen der Sächsische Vortrab scharmuziert / aber gar vnfreundlich von den Keyserischen empfangen / vnd zurück gewiesen worden. Weil nun nach eingebrachter Kundtschafft vernommen / daß beyde Armeen / nemblich die Sächsische vnd Bannierische / iunctis viribus auff gedachter Statt Leutmeritz im anzug begriffen weren / als haben die Keyserische nach reiffer erwegung / vnnd gehaltenem Kriegsraht / rahtsamb befunden / die Statt zu verlassen / vnnd die Brücken hinder sich abzuwerffen / dahero der Feindt / weil er allda nicht vber die Elbe kommen können / hat er auß Mangel der Brücken / seinen Marsch änderen / vnd nacher Melnick[392] / allda die Besatzung imgleichen sich vbers Wasser saluirt / mit den Armeen fortgehen müssen. Coloredo vnd Gallas gehen nunmehr auff den Feindt recht zu / vnd vermeynet man / daß innerhalb wenig Tagen etwas wichtiges werde fürlauffen“.[393]
Der Erzgebirgschronist Lehmann schreibt für das Jahr 1634: „Der keyßerliche General Graf Colloredo ließ noch einen streif ins landt thun uber Presnitz[394] und Frauenstein[395] Durch den Obristen Abraham Schönnickel, von Chemnitz gebürtig, der den 18. October frühe umb 8 Uhr vor Freyberg[396] kommen mit 1 Regiement zue fuß, 1 Regiement Curißirer und 2 Regiementer meist Trajoner, deme ie mehr und mehr Volck auß Böhmen gefolget, Die Stat feindtseelig und güttlich uffgefordert, das Hospital mit Pfarrhause, Rathsscheunen, Gießhause, ezlichen Vorwercken und 44 heußern in der Vorstatt abgebrandt, das darvon die Stadt selber in großer gefahr gestanden. Weil sie sich aber tapfer gewehret und nichts den kraut und loth gewilliget, ist er des tages nachts umb 10 uhr in der eil aufgebrochen und darvon gezogen. Der Churfürst zue Sachsen schickte den 26. October der Statt 1 Compagnie Reuter untter den Rit-Meister Hans Georg Löwen und 4 Compagnien Trajoner unter dem Obristen Unger zum Succurs zue; von den Trajonern ist also balt eine starcke parthie auf Recognition außgeritten, die zue Lauterbach[397] bey Marienberg[398] 40 Pferde von keyßerlichen angedroffen, chargirt und den rest gefangen genommen. Der Rit-Meister darvon ist zue Fuß, ohne Pferd und stifel kümmerlich nach Marienberg kommen“.[399] […] „Die Keyßerlichen fuhren mit streiffen fort und achteten der Friedenstractaten, die zue Pirn[400] gehandelt wurden, wenig, sondern bemächtigten Sich aller Päße in gebirge und fielen von allen orten ein, es halffen nichts die Salvaguardien“.[401]
Lehmann berichtet weiter zum Jahr 1634: „Der Reitzenhainer Paß[402] wahr ins dritte jahr zue und verhauen gewesen, den ließe der General und Obrist-Wach-Meister Johann de Bec [Beck; BW] den 21. October des Nachts uffhauen, eine schantze dran bauen und sie starck besezen, dardurch oft von kayßerlichen 2, 3 biß 10 Regiementer auß Böhmen in Meißen[403] gangen, alles in die Contribution gesezt und darneben mächtigen schaden gethan. Dahin solte geben Marienberg,[404] die vorhin untter ihrer Contribution wahr, 20.000 Pfd. brod, weils aber nit muglich wahr, den die armen burger hatten selbst weder gedreit, mehl, mehlwasser noch brod, und der Rath darfür bate, Nahmen Sie den 31. October 170 thl. Contribution, von dem Rath zum Annenberg[405] uff die Schantze 2 faß bier, 400 pfd. brod, Den 10. November dohin wieder 1 faß bier, 200 pfd. Brod und vor den General Colloredo 2 Eimer Wein, item den Croaten Obristen Johann Tischlern dohin den 12. November 1 faß bier, 400 pfd. brod, den 13. November 160 thl. contribution auf die Schantze, und wahr des streifens und raubens auß der Schantze in gebirg weder Maß noch Weise“.[406] […] „Den 31. October musste Marienberg[407] die 170 thl. den Obristen Schuzen [Schütz v. Schützky; BW] versprochen an gelt, hering und stockfischen liefern. Weil die Chur-Sächsischen Regiementer in der Zschopa[408] denen keyßerlichen so auf den halß und viel Volck zernichteten, trachteten die keyßerlichen Generalspersonen drauf, wie Sie denen Chur-Sächsischen einfallen und das Nest auf einmahl reumen möchten. Deshalb ritten die 3 Generales Colloredo, Götz und Sparr selbst durch den Reitzenheiner Paß herauß uff recognition und speiseten in Marienberg, die Sie musten außlösen. Den 8. November besazten die keyßerlichen die Reitzenheiner Schantze, denen muste Marienberg Bergleute, Negel und allerhandt sachen uffn wald schicken, mit 1 Compagnie zue Fuß und begehrte ihr Capitan Gunther [Günther; BW] von der Statt Marienberg aufs regiement bier, brod und fleisch, disarmirte die burger, ließ das gewehr auf einen Wagen mit 2 Ochsen nach Satz[409] führen und behielte wagen und viehe vorgebendt, es hette ein bürger eine Musquete getragen, der wolte den Senat in Arrest nehmen in Curia“.[410]
Die Kaiserlichen holten unvermittelt zum Gegenschlag gegen die Kursächsischen aus: „Worauf die keyßerlichen lange gelauert hatten, das wagten Sie endlich und gelunge ihnen. Den 21. November brachen die Regiementer auf und vor den Walt bey Marienberg auf, 4 derselben gingen in der stille und eill Marienberg vorbey und 4 Regiementer uber den großen teich zue Rückerswalde[411] auf die Stadt Zschopa zue, uberfielen mit ofnen Spiel und keßel-Drummeln des abendts zwischen 4 und 5 in der Stadt die 4 regiementer, daß Sie außreißen, viel pferde und alle pagagi musten in stiche laßen. Das Hanauische [Augustin v. Hanau; BW] Regiement alleine kam zue fechten und des Obristen Ungers Tragoner hielten Sich eine Weile, musten doch zueletzt der gewalt weichen und durchgehen, das er den 23. November mit 100 Pferden zue Ronneburg[412] gelegen, die andern Regiementer Des nachts uff Freyberg[413] sporenstreichs außgerißen und ihre Sicherheit mit schaden beklagen müßen. Der feindt plünderte erstlich alles, ließ aufladen und anspannen, zündeten drauf an Schloß erst an und dann die Stad, daß ettliche 100 heußer mit kirche, geistlichen und Rathsheußern in und vor der Stadt sindt abgebrandt; viel bürger und leute vom landtvolck, so sich hinein retterirt hatten, sindt gefangen mit weggeführet, weib und kinder in kellern zue 5, 10, 15, 20 ersticket, viel verbrandt, niedergehauen, zue tod geschendet und ezliche 100 Menschen vermißet worden. Denn die Nacht gings bundt uber, und was der feindt an raub und Pagagi nicht darvon bringen können, das alles ist in brandt verdorben. Sehr viel Soltaten und ihr gesindel mitsambt den Inwohnern hat die darvon geholfen und der Walt und berge erhalten, daß Sie den feindt sind entgangen. Gewiß ist, daß die Chur-Sächsischen über 500 Pagagi-Pferde verloren ohne die Reuter und was von ihren gesindte in brandt umbkommen und mit fortgeschleppet worden. Den 22. November morgens frühe vor tage umb 3 Uhr ging der March wieder fort, die beladenen Wagen ubern teich, die andern Regiementer Marienberg vorbey mit grosen triumpf und eroberten 8 Standarten und zogen wieder nach Sotz[414] und ihren quartiren in Böhmen, ließen die Schantze hinter sich besetzt, drauß ferner groser schaden durch streifen geschehen.Die Generals-Personen Coloredo, Götz,[415] [Ernst Georg v.; BW] Sparr, Schütz und die Crabaten-Obristen ritten in Marienberg und ließen Sich durch den Rath speißen, legten Sich nieder und rasteten. Die Reuterey stunde vor der stat, theils erstiegen die Mauern, suchten brod und funden keins. Die gemeinen von regiementern waren auch verhungert und wehren mit gewalt in die Stad getrungen, wofern die Genralspersonen nicht ihr eigen Volck untter die Thore commandirt und sie hetten abtreiben laßen. Nach ihren abzug muste des Coloredo Hof-Meister die Statt selbst Personlich versalvaguardiren, und hiergegen die Stat in Böhmen zue contribuiren versprechen. Mit diesem einfall verrichteten die Keyßerlichen ein großes. 1. Schlugen Sie ihren feindt auß den Quartiren; 2. profiantirten Sie die besatzung zue Chemnitz;[416] 3. theten Sie einen streif nach Leißnig[417] und die ortt und kahmen aller ortt ohne wiederstandt durch und mit reichen beuten wieder in Böhmen. Das geschah alles unter wehrenden Friedenstractaten zue Pirn,[418] daß auch der Coloreto, nachdeme der Churfürst von Sachsen sich darüber beschwert hat, von Wien auß einen starcken Verweiß bekommen, sonderlich darumb, daß Er zue Franckenberg[419] und zue Tschopa[420] also gebrennet hette, welcher aber sich darmit entschüldigt hat, daß er von stille stand der Waffen nichts gewust hette. Darmit hatte die Statt Zschopa den Schaden“.[421]
Breda informierte Hatzfeldt im Dezember von der Eroberung von Chemnitz durch Colloredo, in der Anlage fand sich ein Bericht des Obristen Steinheim für Piccolomini.[422]
„Nunmehr suchte Colloredo erneut das Erzgebirge heim. Über das Preßnitztal[423] und Frauenstein[424] erreichte er am 28. Oktober Freiberg.[425] Da die Stadt seine Forderung nach einer Übergabe ablehnte, ließ er mehrere Vorwerke und 44 Häuser in der Vorstadt abbrennen. Wegen heftiger Gegenwehr zogen sich dann die Kaiserlichen aber wieder zurück.
Eine Woche später hatte der kaiserliche Oberst Abraham Schönnickel (ein gebürtiger Chemnitzer) mit 5.000 Mann Zwickau[426] erreicht und dessen Übergabe verlangt. Erneut äußerte sich der Rat, nicht ohne Befehl des Kurfürsten handeln zu können. Als die Truppen dann am 6. Oktober abzogen, brannten sie sechs Dörfer in der Umgebung nieder, trieben alles Vieh zusammen und nahmen es über das Preßnitztal und Reitzenhain[427] nach Böhmen mit.
Doch ließen die Kaiserlichen von Sachsen nicht ab und brannten am 3. November Glashütte[428] vollständig nieder. Um Raub und Feuer Einhalt zu gebieten, berief Johann Georg I. mehrere Garnisonen aus Böhmen u. a. die zu Tetschen[429] zurück. Davon schickte er vier Regimenter unter Dehn-Rothfelser nach Zschopau.[430] Zehn Tage später zog er in die Gegend von Marienberg[431] und Annaberg.[432] Zwar konnten die Kaiserlichen vorerst abgedrängt werden, doch bekämpften sich beide Parteien mit wechselndem Erfolg weiter. Da beide Seiten überall Kontributionen und Lebensmittel verlangten, wurde das obere Erzgebirge noch mehr ausgesaugt.
Schließlich suchte Colloredo die Entscheidung. Am 1. Dezember brach er bei Marienberg auf und überfiel die in Zschopau liegenden sächsischen Regimenter. Die Stadt wurde geplündert und durch Schönnickel in Flammen gesetzt. Wer ihnen in die Hände fiel, wurde niedergemacht oder mitgeschleppt, um das Geraubte zu tragen, Frauen zu Tode vergewaltigt. Tags darauf kehrten die Kaiserlichen über Marienberg nach Böhmen zurück. Wenig später erreichte Dehn-Rothfelser mit den restlichen Truppen Freiberg.
Weil sich Johann Georg I. in Wien bei Ferdinand II.[433] über Colloredos Raubzug beschwerte, erhielt dieser einen Verweis. Der Oberst selbst rechtfertigte sich wenig glaubhaft damit, nichts vom Waffenstillstand gewusst zu haben“.[434]
Lehmann berichtet weiter: „Gleich wie sie mit brennen und feuer eingezogen wahren, also zogen Sie auch mit brennen auß [Oberwiesenthal;[435] BW]. Den 18. December branden durch ihre verwahrlosung ab 3 heußer am Marck mit einen Malzhauß, den 19. December, an welchen der aufbruch und zug geschah nach Jochimsthal[436] und Lichtenstadt,[437] zundeten Sie an eine Mahl-Mühle, damit Sie ein gedächtnuß hinder sich ließen und den tag vor ihren aufbruch ließ der General Colloredo von Annenberg[438] 200 thl. Contribution abhohlen. Von Jochimsthal haben Sie nach Eger marchiren müßen und sindt an ihre statt einquartirt worden in Jochimsthal das Montefliesische[439] Regiement zue fuß ohne Zweiffel vermittelst der Friedenstractaten, damit die Reuter in gebirg nicht solchen schaden theten, welche 20 wochen liegen blieben“.[440]
Bei dem Marktredwitzer Chronisten Leopold wird Colloredo sehr ausführlich charakterisiert: „Den 9. Juni [1635; BW] ist Graf Colloredo mit einer [kai]serischen Armee von 16 Regimentern zu Roß und [zu] Fuß zu Eger an[ge]kommen. Wir holten uns vorher(o) – ehe er dann zu Eger an[ge]kommen – bei dem Herrn Kommandanten Rat, wessen wir uns zu verhalten und wie wir es bei diesem Marsch angreifen sollten. Der sagte, wir hätten uns nit zu fürchten. Wir sollten nur zu Haus[e] verbleiben; auf welches wir dann auch gebauet und zu Hause sämtlich verblieben sind.
Den 10. dito ist das Volk zu Eger auf[ge]brochen und gegen Thiersheim[441] marschieret. Doselbsten und [in] selber Gegend [hat es] Quartier genimmen. Auch [ist es] am 11. und 12. still gelegen; wie denn am 11. dito, sobald der Tag an[ge]brochen [war], viele starke Truppen von dem götz(ischen) [Johann v. Götz;[442] BW] Regiment aus ihren Quartieren herüber gesprenget [sind]. Und als vor dem Unter[e]n Tor die steinheimischen [Veit Dietrich v. Steinheim auf Seeberg zu Haslau; BW], Soldaten – so wir zur Salva Guardi[a] [hatten] – , ihnen zusprechen wollten, daß sie sich an dem Markt nit vergreifen und keine(n) Gewalt brauchen sollten, achteten sie alles nicht(s), sondern hieben Schranke und Tore auf und sprengten grimmig(lich) mit bloßem Degen und Geschrei herein.
Nun hatte man zu solchen Zeiten gemeiniglich Rathaus und Kirche(n) eröffnet, damit die Leute darinnen zusammenlaufen konnten.
Wie ich mich denn damals auch in dem Fieber todkrank in der Kirche(n) befunden, da fielen diese alsbald auch in die Kirche(n) hinein, zerschmüssen den Gotteskasten, nahmen die Pfennig[e] heraus [und] zerschlugen [den] Altar und Predig[t]stuhl, [da sie] meineten, Geld darinnen zu finden. Sie gruben auch unter die Beichtstein[e], hin und wieder [auch] unter die Stühle, huben viel[e] Stein[e] und Ziegel auf [und] erwischten auch die Kelch[e], welche versteckt gewesen [waren]. Wie sie dieses alles zusammengerichtet und fleißig durchsucht [hatten], da machten sie sich an uns [und] zogen einen nach dem anderen aus, was er anhatte. Wie dieses geschehen, führeten sie einen nach dem anderen hinaus, damit man ihnen in den Häusern auch [alles] sollte. Da wurden die Leut[e] alle von einander zerstreuet. Ich selbst(en) als ein Kranker, der auch nichts mehr anhatte als Hemd und Hose(n), kam aus der Kirche(n) und über die Mauer hinaus, machte mich durch das Getreid[e] und die Thöla[uer] Gasse hinunter auf Wunsiedel zu, hatte weder Schuhe an den Füßen, noch einen Hut auf dem Haupt, sondern [nur] ein kleines Kißlein. Damit bedeckte ich mein Haupt vor dem heißen Sonnenstrahl. Wann mir gleich Reiter begegneten, achteten sie meiner nit groß, denn sie sahen wohl, daß ich schon auf der Mess[e] gewesen und daneben auch [noch] krank war. Und so krank als ich gewesen, dass ich des Morgens mit großer Mühe aus dem Bette und in die Kleider gebracht worden [bin], ebenso hübsch und geschwind hab ich [am] Nachmittag wieder gehen gelernt. Und es ist ganz gewiß, daß ich in diesem Einfall und Schrecken von meiner Krankheit [ge]kommen und gar gesund worden [bin].
Dieses Plündern hat nun bei uns gewähret den ganzen langen Tag; denn [so haben] sich die Reiter je mehr und mehr herbei gefunden, in der Kirche(n) mit den Pferden herum(b) gesprenget, viel[e] Leut[e] mit den Pistolen und ihren Spitzhämmern,[443] (so wohl) auch unsere Salva Guardi[a] ausgezogen und jämmerlich geschlagen, daß sie endlich auch über die Mauern springen und entlaufen mußten. Und obwohl sie ihnen viel abgenommen, haben sie dadurch doch nichts verloren, sondern wir haben ihnen hernach(er) viel ein mehrers wieder zahlen und gutmachen müssen. Als es aber Nacht und finster [ge]worden, (da) haben sich die Leut[e] alle – bis auf etlich wenig Bürger, die noch ein wenig zusehen, wo es hinauslaufen wollte – nach Wunsiedel begeben.
Des andern Tags, als Graf Colloredo um(b) Mittag mit dem Stab nach Wunsiedel [ge]kommen und das Hauptquartier allda genommen, kamen die Hinterbliebenen nach Wunsiedel geloffen, daß das Rauben und Plündern heut[e] ebenso groß, als es gestern gewesen. Dahero fanden wir uns [beim] Colloredo ein. Weil er aber schlief, mußten wir etwas (auf)warten, bis der Ober[st] Götz und ander[e] Oberste(n) kamen. Da machte er sich auf. Wir klagten ihm unser[e]n Zustand, wie es bei uns gestern und heut[e] her[ge]gangen. Überdies hatten wir auch verstanden, daß man auch Quartier bei uns machen wollte. Deswegen, weil wir ohnedies [schon] verderbte Leute, baten [wir] ihn, er sollte doch durch seine Reiter oder durch einen Trompeter sowohl das plündern abschaffen, [als] auch die Quartierung diesmal von uns abwenden. Dieser Graf Colloredo war ein feiner, diskreter Herr, hörete uns gar mitleidentlich [an und] sagte auch, daß es ihm nit lieb [wäre], zu hören, dass dieses bei uns vorgegangen [sei]. Wir sollten uns billig zu Eger bei ihm angemeldet haben, da wollte er diesem Unheil schon vorgebauet und uns mit Salva Guardi[a] versehen haben. So [aber] könnte auch das Quartier nit mehr geendet werden, denn das marotzinische [Morzin; BW] Regiment zu Fuß hatte heut[e] früh auf dem Rendezvous Ordonanz erlanget, bei uns übernacht zu logieren; [es] würde auch ohne Zweifel schon da sein. Und weil die ander[e]n Regimentern auf den Dörfern um(b) uns schon bereit[s] in die Quartiere gerucket, könnte solches nunmehr ohne große Konfusion nimmer geendet werden. Doch wollte er dem Oberstleutnant, welcher das marotzinische Regiment kommandier(t)e, zuschreiben, dass er bei uns gut Kommando hielte. Wir sollten nach Haus[e] [gehen]. Er wollte uns Konvoi mitgeben. Und do wir die geringste Klag[e] wider ihn hätten, sollten wir ihm fröhlich zusprechen, er wollte es ändern.
Weil dann der General sich den Konvoi und alles Gute entbot, sind unser etliche mit nach Haus[e] [und] nahmen von Wunsiedel Fleisch, Brot, Eier, Schmalz und was wir haben konnten mit. Als wir nach Haus[e] [ge]kommen, fanden wir die Quartiermeister [vor]; das Regiment aber war noch nit eingezogen. [Es] kam aber alsbald(en). Wir gingen ihm (hinaus) entgegen, eröffneten ihm unser[e]n Zustand [und] klagten unser[e]n Jammer und [unsere] Not, dass auch nit über 6 Häuser sein würden, darinnen Brot zu finden sei und Leute vorhanden wären. Und da wir auch (gleich) seine Person gerne nach Würden traktieren wollten, so wäre doch wenig und gar nichts vorhanden. [Wir] gaben ihm auch des Generals Schreiben. Dieser war wohl auch ein guter Mann [und] hätte uns lieber was [ge]geben als genommen. [er] war ein Österreicher und evangelisch. Er erbot sich, gut Kommando zu halten. [Er] ist seinen Worten auch nach[ge]kommen. Dieses Regiment ist auf das wenigste doch – sam(b)t dem Troß – (in) 1500 Mann stark gewesen“.[444]
„Während der Verteidigung der böhmischen Länder im Jahre 1634 erhob Ferdinand III. schwere Vorwürfe gegen den als Korpskommandanten in den Ländern der Wenzelskrone eingesetzten kaiserlichen Feldmarschall: Nachlässigkeit, Befehle wurden weder bestätigt noch ausgeführt, versäumte Gelegenheiten für einen durchaus möglichen Gegenangriff, schwere Disziplinlosigkeit in seinen Truppen, Zugrunderichtung der eigenen Artillerie, usw. insgesamt brachte der Oberbefehlshaber der kaiserlichen Armada 17 Punkte gegen den General vor. Der König dachte bereits an eine Festnahme seines Offiziers in Böhmen und Matthias Gallas musste zu dieser Causa Stellung beziehen. Das Gutachten des Trientiners über seinen Offizierskameraden fiel jedoch positiv, zumindest verstädnisvoll aus, so dass Colloredo bedingt rehabilitiert und an die Westfront versetzt wurde. Der Kaiser, der ihn ohnedies nicht besonders schätzte, gab den Feldmarschall in die bayerische Reichsarmada zu [Karl IV.; BW] Lothringen,[445] mit dem er sich offenbar sofort zerstritt – insonderheit der von Coloredo, der sich in allen mir widersezet, so meldete der über die kaiserliche Generalität enttäuschte Herzog an Ferdinand III.“[446]
Am 22.6.1635 konnte Piccolomini dem Kardinal-Infanten Fernando aus Andernach[447] melden, dass er mit der Armee den Rhein überschritten habe und gegen Namur[448] vorrücken werde, im Einverständnis mit Feldmarschall Colloredo und Obrist Beck, gemäß den kaiserlichen und den königlichen Befehlen.[449]
Aus Speyer[450] hatte sich Colloredo am 25.6.1635 an Gallas gewandt: Hier in Speyer habe er erfahren, dass Gallas samt der Armee in unbekannter Richtung abgezogen sei; um nicht in die Hand des Feindes zu fallen, wolle er ihm nicht folgen, sondern nach Heilbronn[451] zurückkehren. Der Kaiser und der König hätten ihm, C., befohlen, sich zur lothringischen Armee zu begeben – er wisse um die vielen damit verbundenen Schwierigkeiten. Laut kaiserlicher und königlicher Anweisung solle er Gallas‘ Rat darüber einholen, ob er das Eintreffen der Hilfstruppen abwarten oder Lothringen wiedererobern oder in Frankreich einfallen solle. Seiner Meinung nach werde Frankreich alle Kräfte an die Pforte des Königreichs werfen, nämlich nach Burgund und Lothringen. Er wolle seine Befehle abwarten und zur Armee Karls IV. von Lothringen gegen Breisach[452] vorrücken.[453] Vom 25.6. bis 19.10. gingen 23 Berichte Colloredos vom lothringischen Kriegsschauplatz an Gallas.[454] In seinem Schreiben an Piccolomini aus dem Feldlager vor Worms[455] vom 14.7. informierte der kaiserliche Generalleutnant Piccolomini über Colloredos Vormarsch.[456]
Aus Heilbronn hatte Ferdinand von Ungarn Colloredo am 26.7. mitgeteilt: Gallas ziehe mit starker Kavallerie ins Saarland: Colloredo solle Gallas durch die Zusammenarbeit beider Armeen unterstützen. Bassompierre werde als Vermittler mit Karl IV. von Lothringen über die Friedensbedingungen verhandeln. Für Getreideankauf stehe kein Geld zur Verfügung; Colloredo möge in Burgund nach guten Getreidevorräten Umschau halten und etwa vorhandene sicherstellen; er, F., wolle ihm das zur Bezahlung notwendige Geld aus den dann fälligen Kontributionen im September überweisen. Aus der kommenden Ernte müssten Getreide beschafft und Speicher errichtet werden. An Graf Gronsfeld, den Führer des kurbayerischen Armeekorps, das nunmehr Teil der „Reichsarmada“ war, sollten 2 Halbkartaunen, 100 Artilleriepferde sowie Munition geschickt werden.[457]
Am 27.7.1635 schrieb Colloredo aus dem am 11.7. von lothringischen Truppen[458] unter Karl IV. von Lothringen eingenommenen Remiremont[459] an den Generalleutnant: In seinem letzten Brief habe er ihm gemeldet, dass der Feind im Begriffe sei, Épinal[460] zu verlassen und dass er diesem 1.000 Reiter nachgeschickt habe. Nun stelle er fest, dass sich der Feind bei Charmes[461] an der Mosel zusammenziehe; er wisse nicht, aus welchen Gründen: entweder will der Feind die Kaiserlichen aus Remiremont hervorlocken oder er fürchtet, von dem in Pont-à-Mousson[462] stehenden Kardinal La Valette abgeschnitten zu werden oder es zwinge ihn der Umstand, von Versorgungsmöglichkeiten abgeschnitten zu sein. In Épinal habe er 4 Regimenter gelassen, Werth aber mit Arkebusieren und Kroaten in den Hennegau[463] kommandiert.[464] „Um nicht die Verbindung mit Nancy[465] zu verlieren, sah sich La Force gezwungen, Épinal zu räumen und auf Lunéville[466]zurückzugehen. Der alte schon 84jährige Marschall, gebeugt durch den Tod seines Enkels, der im Geplänkel mit Werths Reitern den Tod gefunden hatte, bat den König um seinen Abschied, in den Ludwig XIII. aber nicht einwilligte. Er sandte ihm den Herzog von Angoulême, Charles de Valois, als Mitfeldherrn zu, der als Heerführer über große Erfahrung erfügte. Richelieu hatte ihm größte Strenge gegen die ‚abtrünnigen‘ Lothringer empfohlen“.[467] Am 30.7. wandte sich Colloredo aus Remiremont erneut an Gallas: Von einem vertrauten Freund wisse er, dass sich Ludwig XIII. im Bassigny,[468] zehn Wegstunden entfernt, aufhalte, und La Force vier Wegstunden weit stehe. Er bitte um Anweisungen, wie er sich zu verhalten habe.[469] Am 4.8. schrieb der Thronfolger aus Heilbronn an Rudolf Graf Colloredo: Er habe erfahren, dass sich Kardinal La Valette zusammen mit Bernhard von Weimar und wahrscheinlich auch mit La Force zu einem Ausfall gegen Gallas‘ Armee rüste. In Zusammenarbeit mit Karl IV. von Lothringen solle Colloredo verschiedene Diversionen gegen die vereinigte franzöische Armee vornehmen.[470]
Am 9.8. hatte sich der Kardinal-Infant aus Goch[471] wieder an Gallas gewandt: Er sei im Besitz von Nachrichten, dass die Franzosen mit 20.000 Mann aus Artois vorrücken. Gallas möge mit der Armee an die Grenzen Frankreichs vormarschieren, da er selbst nicht an so vielen Orten gleichzeitig sein könne. „Con ocasión de tener avisos ciertos de que por la parte de Artois entran franceses en estos estados con 14 mil infantes y seis mil caballos, vuelvo de nuevo a deciros de cuanta conveniencia seria que vuestra persona con las tropas de vuestro cargo se avanzase a las fronteras de Francia, y el Conde Colredo con las suyas marche en la conformidad que teniades dadas las órdenes, porque hallándome y empeñado tan adentro, así para municionar y dar calor a que el fuerte Schenke[472] se conserve, como también en oposición de los dos ejércitos de holandeses y franceses, tendré gran difficultad el acudir a tantas partes, y por la vuestra tengo muy segura confianza que en cosa que tanto importa os governareis ajustándos a esto, pues es de tanta conveniencia. Y al señor Rey de Ungria, mi hermano, escribo en la misma conformidad”.[473]
An diesem 9.8.1635 waren auch neue Meldungen Colloredos aus Deycimont[474] eingetroffen: Von Obrist Enckevort sei er über die Wünsche Ferdinands von Ungarn unterrichtet worden. Er habe seine Truppen hierher nach Deycimont verlegt, morgen wolle er an Bruyères[475] vorbei marschieren:, wo eine Besatzung von 100 Mann liegt. Er werde versuchen, sich Rambervillers[476] zu bemächtigen, um die Übergänge ins Elsass im Rücken zu haben und um sich auf diese Weise wann auch immer mit Gallas zu verbinden und gegenseitig helfen zu können. Der Feind rücke aus Épinal[477] gegen die französische Grenze vor, der Herzog von Angoulême werde sich wohl mit La Force vereinigen. Er selbst wolle den Ort einer Kontaktaufnahme mit Gallas aussuchen.[478] An diesem Tag schickte Colloredo aus St. Hélène[479] ein weiteres Schreiben an den Generalleutnant: Die Truppen des Marschalls La Force hätten wegen Proviantmangels Épinal verlassen, er selbst habe 1.000 Reiter unter Werth hinter ihnen hergeschickt. Zwei gefangene Kapitäne hätten behauptet, La Valette habe mit Bernhard von Weimar die Saar überschritten. Verschiedenen Nachrichten zufolge habe La Valette keine 12.000 Soldaten. Angeblich soll La Force gehen und das Kommando vom Herzog von Angoulême übernommen werden; dieser sei mit 2.000 Infanteristen und 8 Kompanien nach Nancy[480] gekommen. Er selbst habe mit der Truppe hier Quartier genommen, da er nicht genug Proviant besitze und Gallas näher sein wolle.[481]
Am 14.8.1635 schrieb Ferdinand III. aus Heilbronn[482] an Colloredo und legte einen vom 3.8. datierten Brief der Erzherzogin Claudia aus Innsbruck[483] bei, in dem diese die Beschwerden der Städte und Bergleute von Oberösterreich über das Hausen der Soldateska und Vernichtung von Gütern vorlegte und um Abhilfe bat.[484] In einem zweiten Schreiben vom selben Tag teilte er Colloredo mit, die Stände von Oberösterreich klagten darüber, dass auf Graf Rappolsteins Gütern im Elsass die Reiterregimenter Tilly [Montigny; BW] und Suys lägen, ferner ein Vernier’sches Dragonerregiment in Thann,[485] Sulz,[486] Gebweiler[487] und Rufach[488] sowie im Bistum Basel, wo sie Kontributionen eintrieben und Musterplätze errichteten; diesseits des Rheins liege das Regiment des Giovanni Bastista Bracciolini und alle verwüsteten das Land. Mit Rücksicht aber auf den Friedensschluss aber sollten sämtliche Musterungsplätze liquidiert werden. Er, Ferdinand, befehle ihm, diese Liquidierung mit Karl IV. von Lothringen zu besprechen und die Regimenter Vernier und Suys samt der Reiterei Bracciolinis zur Armee zu kommandieren. Mit dem Bischof von Basel möge er sich über die Verproviantierung der Festung Breisach[489] einigen.[490] Ein weiteres Schreiben Ferdinands von Ungarn ging am 21.8. aus Heilbronn an Colloredo: Auf Grund des Friedensschlusses und der damit verbundenen Liquidierung sämtlicher Musterungsplätze befahl er, Colloredo solle mit Karl IV. von Lothringen Kontakt aufnehmen und die Auflösung seines Musterungsplatzes in Würzburg, wo dieser 4 Dragonerkompanien stehen habe, besprechen, um so dem Gesuch der Stadt zu willfahren.[491]
Am 23.8. schrieb Colloredo aus Rambervillers an Gallas: Die Regimenter Rantzau mit 2.000 Mann, Obrist Straf mit 1.000 Reitern und das französische, das in Marsal[492] gestanden sei, seien auf dem Marsch, um zu La Valette zu stoßen. In Frankreich, der Schweiz und in Lothringen fänden ausgedehnte Rekrutierungen statt, der Herzog von Angoulême habe mit seiner Reiterei zwischen zwei Flüssen in Lunéville[493] sein Lager aufgeschlagen.[494]
Am 26.8. wandte sich der Kaisersohn aus Philippsburg[495] erneut an Colloredo: Der Bischof von Basel habe sich darüber beschwert, dass Karl IV. von Lothringen Vernier gewisse Orte des Bistums als Mustrerungsplätze angegeben habe. Da infolge des Friedensschlusses sämtliche Musterungsplätze im Reich aufgelöst werden sollen, möge Colloredo diese Angelegenheit mit Karl IV. abhandeln, mit dem Vorbehalt, dass die Festung Breisach[496] vom Bistum Basel verproviantiert würde.[497] Auf Weisung des Kaisersohns vom 29.8.1635 aus Philippsburg für Colloredo wurde Kriegsrat und Feldmarschallleutnant Ossa am Oberrhein eingesetzt, wo er vor allem im Hinblick auf den Prager Frieden die Militärdisziplin heben, Übertretungen untersuchen und die Bestrafung der Schuldigen betreiben sollte.[498]
Karl IV. von Lothringen hatte sich am 31.8. aus Rambervillers bei Ferdinand von Ungarn über die kaiserliche Heeresleitung beschwert: Nach jahrelangen aufwändigen Diensten für Kaiser und Reich, in denen er sein Leben aufs Spiel gesetzt habe, um es im Kampf schließlich zu verlieren, diene er weiter als General und benutze dazu sämtliche eigenen Mittel sowie die seiner im Exil lebenden Verwandten. Jetzt aber seien seine Möglichkeiten erschöpft, er habe weder Munition noch Proviant oder andere Vorräte und wisse nicht, wovon er bei den gegenwärtigen Verzögerungen und Aufschüben seine Armee ernähren solle. Darüber habe er schon in seinen Briefen vom 9. und 11.8. geschrieben, auch seinen Kommissär in dieser Angelegenheit zum König entsandt. Nichts aber hätte sich geändert, die Ordonnanzen gingen nicht an ihn, den General, sondern an Rudolf Graf Colloredo, der ihm nur mitteile, was er für nötig halte. Die kaiserlichen Generäle hätten jene Verzögerungen, die nun ihm zugeschoben würden, selbst verschuldet. Obristleutnant Pienzenau, den er mit diesem Schreiben zu ihm, F., schicke, werde ihm seine Meinung auch mündlich bekanntgeben. Dem Grafen Colloredo, der ihm in allem zuwider sei, möge befohlen werden, ihn als General zu respektieren sowie alle günstigen Gelegenheiten zu Angriffen auf den Feind zu nützen.[499]
„Tatsächlich leistete sich der Feldmarschall wiederum einen schweren taktischen Fehler, wie auch Gallas in seinem Bericht an Ferdinand [v. Ungarn; BW] zugeben musste. So verunglückte ein Angriff Colloredos gegen französische Truppen an der Saar dermaßen, dass seine ganze Armeeabteilung in Konfusion geriet wie es selbst der Generalleutnant noch nie gesehen hat. Nach diesem Debakel intervenierte sogar der Kaiser, in dem er seinen Sohn aufforderte, diese unbedachten und leichtsinnigen Angriffe abzustellen“.[500]
Am 1.9. hatte Colloredo, der wohl mehr zur Führung des Kleinen Krieges[501] geeignet schien,[502] in einem Schreiben aus dem Lager bei Rambervillers Ferdinand von Ungarn seine Vorstellungen über den weiteren Verlauf des Feldzugs entwickelt,[503] falls dieser entschlossen sein sollte, die Franzosen zum Abzug aus dem Reich zu zwingen. Da Gallas mit seiner Armee noch immer am Rhein stehe und der Winter sich nähere, lege er Ferdinand zwei Überwinterungsvorschläge vor. Die erste Möglichkeit sei der Rückzug aus Rambervillers nach Saarburg,[504] Blâmont,[505] das „Provianthaus“ der Armee,[506] und Deneuvre,[507] die Eroberung der Stadt Zabern[508] und die Sicherung des Rheinübergangs bei Rheinau.[509] Die zweite Möglichkeit, falls Ferdinand die Franzosen aus dem Reich zu vertreiben beabsichtige: Er, C., bemächtige sich der Orte Bayon,[510] Charmes,[511] Toul[512] und Vaucouleurs,[513] der Herzog von Lothringen erobere Pont-à-Mousson.[514] Dadurch müsste sich das jetzt in Luneville[515] liegende französische Heer gegen Metz[516] zurückziehen und die französische Armee den Rückzug aus dem Reich antreten. Gallas könne dadurch an die Saar gehen und „seine quartier, weiln des Weimar macht hoffentlich nicht also starckh, daß sie ihme widerstehen und dieses vornem[en] hindern kan, bis auf Blâmont und selbige gegend nehmen und extendiren. […] Dieses zu volziehen und also in das werckh zu setzen, begert ich nicht mehr alß 2.000 küraß, 2.000 teutsche archibusier, 2.000 croaten, hungarn oder polacken, 7.000 zu fueß und die bei dem grafen von Gronsfeld vorhandene artigleria und hoffe also, mit Gottes hülfe diese armee zu überwintern, auch diesen posto wol zu erhalten, dardurch dan auch I. Durchl., in ihren landen etwas volckh zu samblen, luft und gelegenheit erwachsen würde, mit welchen dieselbe also mechtig gelassen werden könte, daß sie auf allen fahl in ihrem land verbleiben könne“. – Viele Reichsstände hatten die Zahlung der hundertzwanzig Römermonate verweigert bzw. um Erlassung ersucht, so dass der Kaiser seinem Sohn schrieb, er möge sich bei Erhebung der Kontributionen „nach gelegenheit, umbständt und beschaffenheit der sachen“ richten.[517] – Gleichzeitig wies Colloredo jedoch darauf hin, dass Karl IV. unerfahren sei, und die „bei derselben anwesende personen und seine vasallen alles nur zu ihren privatnutzen distrahiren, wird derohalben aller behuef überall entzogen, maßen dan alhir und aller orthen beschehen, und dardurch alle officier disgustirt werden“.[518] Diese Kritik an dem Herzog – der während des Feldzuges am 2.9. für vier Wochen die Bäder von Luxueil[519] aufsuchte und Werth das Kommando übertrug – und seinem aufwendig-repräsentativen Hofstaat muss wohl im Zusammenhang mit den ständigen Versuchen Gallas‘ gesehen werden, die Niederlegung des Generalats durch den Lothringer zu erreichen, um ohne jede Einschränkung oder Rücksichtnahme selbstständig das Kommando führen zu können, dadurch den Einfluss des kritischen Maximilian I. zu schwächen und den formalen Bruch mit Frankreich vorerst zu vermeiden. Nicht zuletzt wegen dieser weitreichenden Pläne der kaiserlichen Heeresleitung wurde die Abordnung des kurbayerischen Kommandierenden Gronsfeld an Karl IV. schon am 8.9. erneut widerrufen,[520] so dass er zunächst, wenn auch wohl sehr widerwillig, bei Gallas verblieb, während dieser andere kurbayerisch-kaiserliche Truppen an Karl IV.[521] und Colloredo abordnete.[522]
Am 2.9. hatte sich wieder Colloredo aus dem Lager von Rambervillers bei Gallas gemeldet: Seit dem 5.8. sei er ohne Nachricht von ihm. Nun nütze er die Gelegenheit und sende ihm einen Lagebericht: Er halte sich gegen den Feind, dieser aber falle ihm jetzt auch in den Rücken und da seien seine Kräfte zu schwach. Träfen die versprochenen Hilfstruppen ein, könnte er zwischen Mosel und Maas vorrücken, um einerseits Proviant zu beschaffen und andererseits die sich nähernden Franzosen aufhalten. Gallas solle zur Saar vordringen, wo er genügend Proviant vorfände. Er selbst brauche die Gewissheit ständigen Kontakts mit ihm. Aus seinem ausführlichen Brief an Ferdinand von Ungarn könne Gallas seine eigenen Möglichkeiten ersehen. Dem auf dem Weg hierher befindlichen Ligaheer solle aufgetragen werden, seine Reiterei über Markirch[523] und St. Dié[524] vorauszuschicken, Infanterie und Bagage sollten den gleichen Weg nehmen. Er selbst habe die die verlässliche Nachricht, dass die Stadt Zabern[525] in Bedrängnis sei. Gallas solle 1.000 Reiter und 1.000 Dragoner zwecks Vertreibung der Besatzung und Öffnung des Verbindungsweges nach Saarburg entsenden. Auf diesem Wege könne er ihm, C., sofort 2.000 Ungarn, Polen und Kroaten zu Diversionen gegen die Franzosen senden.[526] Colloredo informierte Gallas am 5.9. über Aufstellung und Bewegungen der französischen Armee: „Aldieweilen nunmehr gewiss, dass auf funfzehn Standarrn des franzoischen Adel und zehn Companien Dragoner, so sambtlich auf 6 000 Mann geachtet werden, aus Frankreich ankomen, als habe E. E. ich solches, wie auch dass derselbe sich zwischen Fu[527] und Ponte Moson[528] logiert, und dass etlicher Aussage nach gemeldter Adel und Dragoner von aldort hinab zu den Cardinal de Valleta passiren, wie aber andere melden, gesagter della Valleta das bei ihme habende deutsche Volk von den Weinmar verlassen und mit den ubrigen Franzosischen auch herauf zu den della Forza [de la Force; BW] sich begeben solle, zu berichten nicht umbegehen können. Im Fall nun ernanter della Valleta mit seinen Volke heraufkomben und neben den Adel zu der della Forza, welcher sich mit seiner Arme zwischen denen beiden Stromben verschanzet, und auch noch immer mehr und mehr befestigen tuet, stossen möchte, werden E. E. meinen jüngsten Schreiben, noch hoch vernünftig ermessen, wie ich dieser Orten bestehen wurde, sintemalen auch die jüngste avenirte heimbliche Correspondenz I. Dt mit der Burgerschaft zu Ponte Moson nicht verschwigen, sondern lautbar worden; als ist das Schotische Regiment wieder zuruckmarschirt, und in erwegter Stadt selbigen Posten zu versichern sich logiert. Ein heut fruhe eingebrachter Gefangener, so nur vor acht Tagen aus Paris komben, berichtet, dass der König in Frankereich mit dem Adel aus Poitu,[529] (welcher 6 000 stark geschezet wird), seinen Leibregiment und den Schweizern nacher Picardia sich begeben und dass in Frankreich sonsten von keiner andern Werbung das wenigste nicht gehöret wird“.[530]
[1] ALLMAYER-BECK, Colloredo-Waldsee; BENZONI, Colloredo; REBITSCH, Matthias Gallas; vgl. die häufigen Erwähnungen bei HARRACH, Tagebücher; HÖBELT, Ferdinand III.
[2] Vgl. REBITSCH, Wallenstein; MORTIMER, Wallenstein (2012 auch in dt. Übersetzung).
[3] MANN, Wallenstein, S. 310f.
[4] TADRA, Briefe, S. 301.
[5] Strakonitz [Strakonice]; HHSBöhm, S. 587f.
[6] MATSCHKE, Das Kreuz und der Halbmond, S. 254ff.
[7] Friaul [Friuli; Norditalien].
[8] Pettau, Ptuj; Bez. Maribor [Slowenien]; vgl. VALENTINITSCH, Ferdinand II., S. 525.
[9] REBITSCH, Gallas, S. 132.
[10] Vgl. LAHRKAMP, Everhard Wassenberg.
[11] Pressburg [Bratislava], Königreich Ungarn.
[12] Nach WASSENBERG, Florus, S. 42, waren es 6.000 Mann; BOHATCOVÁ, Irrgarten, Nr. 50. Nach LUKINICH, Bethlen Gábor, S. 189, 8.000 Mann; ferner MAKKAI, Bethlen Gábor emlékezete, S. 265. In der Flugschrift „Le champ de Bataille“ (Országos Széchényi Könyvtar Budapest Röpl. 516, 6) wird Dampierres Armee mit 12.000 Fußsoldaten, 1.800 Musketieren zu Pferd u. mehr als 3.000 Reitern angegeben. KRAUS, Siebenbürgische Chronik, S. 62, nennt nur „etlig taussend mann“; Rákóczys Truppenstärke betrug angebl. 6.000 Haiducken u. 1.000 Fußsoldaten.
[13] Zur Belagerungstechnik vgl. allgem. die Darstellung bei DUFFY, Siege Warfare.
[14] Klosterneuburg [BH Wien-Umgebung]; HHSÖ I, S. 355ff.
[15] WASSENBERG, Florus, S. 47.
[16] Theben [ung. Devény, slow. Dévin; Oberungarn, h. Slowakei]., auf dem linken Ufer der March bei ihrer Mündung in die Donau gelegen; ursprüngl. meist dt. Einwohnerschaft, heute n: gelegener Stadtteil Pressburgs.
[17] LUKINICH, Bethlen Gábor, S. 189.
[18] durch „Petardiere“ angebrachte Sprengladung, die am Tor oder an einer Brücke mit einem Brett angeschraubt oder aufgehängt und mit einer Lunte gezündet wird. Dabei kommen auf 50 Pfd. Metall 4 Pfd. Pulver. Damit wurden Festungsringe an Schwachstellen aufgesprengt, ohne die Wehranlage zu zerstören. Durch die Bresche drangen Sturmtruppen ein, während die aufgesprengten Eingänge zum eigenen Schutz schnell wieder geschlossen werden konnten, wenn der äußere Ring u. die Festung oder das Schloss erobert waren.
[19] Raab [Györ; Ungarn].
[20] Komorn [Komárno; Oberungarn; h. Slowakei].
[21] Ernst Georg v. Hohenzollern (Zollern), Pfleger zu Wemding, bayr. Kämmerer u. OL unter Anholt, bei Wimpfen u. Höchst dabei, Bruder des einflussreichen J. zu Hohenzollern-Sigmaringen, † 1625; FERCHL, Bayerische Behörden und Beamte 2. Teil, S. 1294.
[22] Vgl. REBITSCH, Matthias Gallas; KILIÁN, Johann Matthias Gallas.
[23] WASSENBERG, Florus, S. 42. BARKER, Piccolomini, S. 333, vermutet die Teilnahme Piccolominis beim Sturm auf Pressburg; sollte dies der Fall gewesen sein, hätte Gronsfeld seinen alten Bekannten sicher im „Florus“ erwähnt. Das gilt übrigens auch für Geleen; zu dessen Teilnahme SCHRIJNEMAKERS; CORSTJENS, Geleen, S. 39. Nach ELSTER, Piccolomini-Studien, S. 62, war dagegen Piccolomini beteiligt.
[24] Komorn [Komárno; Oberungarn; h. Slowakei].
[25] Im bethlenfreundl. Flugblatt (BOHATCOVÁ, Irrgarten, Nr. 50) wird der Anmarsch so dargestellt: Nach der Niederlage, die Dampierre mit „cossagen, Crabaten vnd Deutschen Knechten in die 6.000 starck gewesen“, am 14.9.1620 erlitten hatte, zog er sich nach Wien zurück u. warb in Wien u. Umgebung neue Truppen an, so dass er „zu den vorigen vberbliebenen in 5000. Mann zusammen gebracht / dieselbe vor dem rodten Thurn zu Wien auff die lange Salzillen gesetzt / vnd sie samptlichen einer stattlichen Beut vertröstet / mit welchen er den 8. diß gegen Abend gar still / die Thonaw hinab geschwummen / die Reuterey aber auff dem Land durch die Schwechet / Vischa / Petronell vnd Haimburgk biß nahend vnter dem Schloß in der Awen gehalten“. »Warhafftiger unnd Eigentlicher Bericht« (Országos Széchényi Könyvtar Budapest Röpl.. 531) stellt die Anfahrt so dar: „Sonsten ist der Feind mit Sprengwercken / Petarden / vnd Mörseln zimblich wol versehen gewesen / vnangesehen er desselben Feuerwercks ein gantze Schillen voll sampt den Knechten / im herabfahren / an der Wolffsbrücken bey Wien in der Nacht zerscheitert / vnd ertrencket / Also seind auch zu Haimburg zwo schillen mit Knechten vntergangen / vnd vber die 150. ertruncken“. Gegenüber Gronsfelds Darstellung fehlt es hier an Details; ledigl. die Örtlichkeiten (Wolfsbrücke in Wien) werden genauer bezeichnet. „Eigentliche Abbildung vnd Contrafactur“ (Országos Széchényi Könyvtar Budapest Röpl. 508; bethlenfreundl.) schreibt: „Vnd von Preßburg auß / als der Königlichen Residentz sich bemeldter Gabor mit einem mächtigen Kriegsheer herauff begeben / vnnd zu Schiff hinab gefahren / auch oberhalb von Preßburg angeländet / deß Bergs bey dem Schloß sich impatronirt / dergestalt den Schloß auff 40 Schritt sich genähert / in meynung solches ehest zuerobern. Als der Tampier nun mit seinem Band Degen ein Zeichen geben / darauff den Schloßschantzen durch sein volck starck zulauffen lassen / hat die Guardia im schloß tapffer Fewer geben / vnnd mit grossen Stücken vnter das Kayserisch Volck geschossen / auch die Musquetirer im Schloß mit schiessen starck angehalten / vnter andern begibt es sich / daß der Tampier / der sich gar zu bloß geben / von einem Hungarn in das Genick mit einer Kugel geschossen wird / davon er nider gefallen“. Von einem Schiffsunglück weiß der unbek. Verf. nichts; auch fehlt ein Hinweis auf die strateg. Vorbereitung des Sturms. Hier sollte wohl nur das Bild Dampierres auf dem Totenbett kommentiert werden, das dem Stich im Theatrum Europaeum Bd. 1 entspricht.
[26] Hainburg [BH Bruck an der Leitha]; HHSÖ I, S. 302ff.
[27] Nikolaus Freiherr (später Graf) Des Fours, 1618 Kommando einer Arkebusierkompanie, 1618 in Nieder-Österreich, dann unter Dampierre in Böhmen, 1619/20 mit Bucquoy in Österreich u. Böhmen, Teilnahme an der Schlacht v. Lackenbach, später ksl. Generalwachtmeister; WREDE, Wehrmacht III/2, S. 377, 413f. u. 814.
[28] WASSENBERG, Florus, S. 41; „Warhafftiger unnd Eigentlicher Bericht“ (Országos Széchényi Könyvtar Budapest Röpl. 531), S. 2.
[29] Zille: „einfach konstruierte, zwischen fünf und 30 m lange Boote. Kleinere Zillen waren grundsätzlich ungedeckt, die größeren Zillen zum Fracht- oder Passagiertransport verfügten über hausähnliche Aufbauten mittschiffs. Zillen haben einen flachen Boden und gerade Seitenwände, die vorne zumeist spitz zulaufen. Je nach Zillentyp läuft auch das Heck entweder spitz zu, ist breit oder (seit einigen Jahrzehnten) sogar als Spiegel für den Motorbetrieb angelegt. Die Zille liegt mit geringem Tiefgang im Wasser und ist relativ kippstabil. Kleine Zillen werden mit sogenannten „Stechrudern“, Paddeln mit einer gegabelten Eisenspitze, gelenkt und angetrieben. Große Zillen verfügten vorn und achtern über längs der Fahrtrichtung angebrachte lange Ruderbäume sowie seitlich über sogenannte „Nauzüge“, die vor allem beim An- und Ablegen gebraucht wurden. Historische Frachtzillen wurden darüber hinaus auch meist getreidelt oder gesegelt“. [wikipedia]
[30] WASSENBERG, Florus, S. 43; nach LUKINICH, Bethlen Gábor, S. 190, kommandierte Dampierre sie selbst. Zum Musketier BEAUFORT-SPONTIN, Harnisch, S. 119; JUNKELMANN, Gustav Adolf, S. 212ff.
[31] Kitze, auch Kotze, heute Kittsee [BH Neusiedl am See]; HHSÖ I, S. 734f., Dorf u. Festung ca. 5 km n: Pressburg im Burgenland, an der Grenze zu NÖ u. der Slowakei; heute ca. 10 km v. der Donau entfernt, damals Wasserburg, v. einem Nebenarm der Donau umflossen. 1570 ließen die Puchheim als Besitzer v. Kittsee die Straße Hainburg-Pressburg u. die Brücke über den Donauarm, das „Gerinne“ zerstören u. hier eine Brücke auf der Straße nach Pressburg bauen, weshalb es Streit mit Hainburg gab. Die dt. Bewohner des Ortes waren fast alle lutherisch; möglicherweise stand deswegen Puchheim auf Bethlen Gábors Seite; HHSÖ I, S. 754f.
[32] BOHATCOVÁ, Irrgarten, Nr. 50: „Wie nun Tampier vnterhalb den Marck / auff dem Wasser herabgeflossen / vnd den 9. diß frühe zwischen 6. vnd 7. Vhr nahend Oberhalb des Schlosses kommen / haben die Vngarn so wol auch des Hauptmanns Pindt 300. Mußquetirer / als des Vngarischen Königs hinterlassene Leib Guardi, nicht anderst / dann das es Herr Ragötzy seyn möcht / vermeynt / vnd solches durch einen Schuß wahrnehmen wollen. Da aber die Tampierschen starck gegen die Schantzen vnter dem Schloß geschossen / haben die Vngarn alsbald / das es Feind seyn werden / wahrgenommen / Derowegen sie geschwind ihre Stück auff den Feind loß gehen lassen / von welchen sie drey Schiff zu Grund geschossen / vnd die Knecht darin ersäufft. Der Tampier aber / welchem das Streiten zu Wasser nicht so wol / als auff dem Land gefallen wollen / hat sich eilends gegen dem Schloß Berg zu Land begeben“. Im Gegensatz zu Gs. Annahme wurde das Geschütz zur Begrüßung der erwarteten Truppen Rákóczys (KRAUS, Siebenbürgische Chronik I, S. 62) abgefeuert. »Warhafftiger unnd Eigentlicher Bericht« (Országos Széchényi Könyvtar Budapest Röpl.531) beginnt mit dem eigentl. Sturm; erst danach begründet er – inhaltl. gleich mit Gronsfelds Bericht -, warum der Sturm wegen der Unfähigkeit der Soldaten zur Führung der Schiffe scheitern musste: „Den 10. Oktobris / zwischen 7. vnnd 8. Vhr / hat sich der Feind auf dem Berge / der Freund genandt / sehen lassen / die Leser im Gebirge verjaget / welche sie angetroffen / theils beschädiget vnd nidergehawen / vnd seynd die Kosacken / weil man deß Feindes gar keine Kundschafft gehabt / nechst an das Thor bey Preßburg kommen / vnnd vnter dessen von Wien vnnd Haimburg acht Schillen mit Soldaten / vnter acht newen Fenlein angestanden / sich losiret / der Schiffbrucken zugeeylet / Hew vnd Stroh darauff getragen / vnd bey 10. Schiffen vertrebet vnd verbrennet / Vnd weil der General Tampir diese Impressa geführet / als hat er sich des Bergs / vnd consequenter deß des Schlosses zu impatroniren starck angenommen vnd commendirt, vnd von der einen Seiten von Zeben her / nechst an das Gangerische Hauß losiret / auff der anderen seiten biß auff 40. Schritt an das Schloß kommen / vnd in simili sich zu losieren begehret. Danhero man dann vom Schlosse vnd der Schantze / vnd auß der Stadt 6. stund an einander / auß Stücken / vnd sonsten starck Fewer gegeben / welches dann deß Feindes Musquetirer nicht gesparet / vnnd weil der General Tampiro so sicher / vnd mit blossem Schwert nechts Schloß die Musquetirer angetrieben / als hat ein gemeiner Heyducke auß einer Musqueten auff ihn Fewer gegeben oben nechst durch das Ohr / vnd durch den Halß geschossen / daß der gute General an der stelle bleiben müssen“. Im Bericht fehlt, dass Dampierre die Truppen geteilt hatte; der Angriff ist so, wie er im »Wahrhafftigen unnd Eigentlichen Bericht« (OSKB Röpl. 531), wiedergegeben ist, wohl nicht abgelaufen. Der Sturm der Soldaten Collaltos auf die Schiffsbrücke ist dagegen richtig dargestellt; nicht erwähnt werden die Barrikade vor dem Tor u. der Einsatz deutscher Söldner (darunter wahrscheinl. auch engl.-schott. Söldner). Wie im Bericht der »Magyar kronika«, S. 190, wird Dampierre v. einem Haiducken getötet, aber nur durch einen Musketenschuss; der Schütze ist unbekannt. Zeben: Theben, Deveny, Devín; nicht zu verwechseln mit Szeben im Komitat Saros (WAGNER, Delineatio, 16). Wie bei LUKINICH, Bethlen Gábor, kommen im »Bericht« (OSKB Röpl. 531) die Schiffe v. Theben.
[33] LUKINICH, Bethlen Gábor, S. 190; MAGYAR KRONIKA, S. 190. Es fällt auf, dass in den beiden Flugblättern (Országos Széchényi Könyvtar Budapest Röpl. 508 u. 531, 4) der kaisertreue Pálffy, im Gegensatz zur MAGYAR KRONIKA u. zum Flugblatt (BOHATCOVÁ, Irrgarten, Nr. 50) die ehrenvolle Beisetzung veranlasst haben soll.
[34] Eiserner Rundschild einer nach spanischem Muster aufgestellten Spezialeinheit des Fußvolkes, Gewicht: ca. 7800 g, Durchmesser ca. 60 cm. Vgl. BEAUFORT-SPONTIN, Harnisch, S. 160.
[35] WASSENBERG, Florus, S. 45.
[36] Ab 1625 formierte sich im Harzgebiet eine bewaffnete, überwiegend bäuerliche Widerstandsbewegung aus Einwohnern von Städten und Dörfern, desertierten Soldaten und flüchtigen Straftätern zusammen mit regulären Truppeneinheiten Christians von Braunschweig und Christians IV. von Dänemark gegen die das Gebiet mit Krieg und Plünderungen überziehenden Heere Tillys und Wallensteins. Nach den Berichten des kursächsischen Gesandten Friedrich Lebzelter (Hauptstaatsarchiv Dresden Loc. 10.712: FLZ Anno 1625/II, fol. 862 a) rotteten sich im August 1625 „die braunschweigischen bawern in großer anzahl bey sammen, und ezlich stuck geschuz mit viel munition, wieder der obrigkeit willen, aus etlichen städten genommen, sich inn die verhawene wälde und päß begeben, inn den wälden tiefe fallgruben und springminen gemacht“. Hauptstaatsarchiv Dresden Loc. 10.712: FLZ Anno 1625/II, fol. 863 b: „Gestern und heut seint 3 curier vom braunschweigischen volck beym könige gewest, derer annbringen ist noch inn geheim, doch geben ezliche königliche hofgesinde aus, die braunschweigischen hettenn bey Hameln in einem waldt, viel Tyllisch volck erschlagenn und ezliche regiment, so den vorzug gehabt, umbringt“. Philipp Reinhard von Solms-Lich hatte 1627 mit einem umfassenden Aufstand der Harzbauern spekuliert, die Dänemark im Kampf gegen die Kaiserlich-Ligistischen unterstützen sollten; Riksarkiv København TKIA 96 (Ausfertigung): Philipp Reinhard von Solms-Lich an Christian IV. von Dänemark, 1627 V 13: „Ahn dem hartz undt Sulingerwaldt [Soling] thun sich etliche bawren zusamen undt schlagen uf die Tyllische so gut sie können, dörffte dieser orten den bawren leicht zu wincken sein sie sollten ein allgemeinen uffstand machen“. Vgl. BOBLENZ, Harzschützen; BOBLENZ, Aktionen; NÜCHTERLEIN, Wernigerode.
[37] Osterwieck [Kr. Wernigerode/Halberstadt]; HHSD XI, S. 359f.
[38] Abbenrode [Kr. Wernigerode]; HHSD XI, S. 1.
[39] Stapelburg [Kr. Wernigerode]; HHSD XI, S. 443.
[40] Vgl. die Erwähnungen bei NÜCHTERLEIN, Wernigerode.
[41] Riechenberg [Stadt Goslar]; HHSD II, S. 392f.
[42] Vgl. KAISER, Politik; JUNKELMANN, Der Du gelehrt hast; JUNKELMANN, Tilly.
[43] Harzburg, ehemalige Kaiserburg am Harz-Nordrand oberhalb von Bad Harzburg, Stützpunkt der sogenannten „Harzschützen“. Vgl. BRÜCKNER, Grafen zu Stolberg, S. 91; SPIER, Geschichte der Harzburg. Vgl. auch WIERIS, Amt Harzburg, S. 180-240.
[44] Goslar; HHSD II, S. 174ff.
[45] HOFFMANN, Harzschützen, S. 38.
[46] Wernigerode [Kr. Wernigerode]; HHSD XI, S. 493ff.
[47] HOFFMANN, Harzschützen, S. 95f.
[48] Wernigerode [LK Harz]; HHSD XI, S. 493ff.
[49] Beisitzer der Ratsherren. Als Kontrollorgan war die Einrichtung der „Sechsmänner“ in Wernigerode ins Leben gerufen worden. Sie waren ein Zugeständnis an die Forderungen der städtischen Mittel- und Unterschichten, der Unmäßigkeit des Patriziats einen Riegel vorzuschieben.
[50] NÜCHTERLEIN, Wernigerode, S. 33.
[51] Reddeber [Harz/Sachsen-Anhalt].
[52] Obrist: Manchmal meint die Bezeichnung „Obrist“ in den Zeugnissen nicht den faktischen militärischen Rang, sondern wird als Synonym für „Befehlshaber“ verwandt.
[53] 1 Wispel Roggen = 24 Scheffel = 1440 Pfund.
[54] 1 Wispel Malz = 24 Scheffel = 960 Pfund.
[55] 1 Wispel Roggen = 24 Scheffel = 1440 Pfund.
[56] 1 Wispel Gerste = 24 Scheffel = 960 Pfund.
[57] Vgl. REBITSCH, Wallenstein; MORTIMER, Wallenstein; SCHUBERTH; REICHEL, Die blut’ge Affair’.
[58] Heinrich Ernst zu Stolberg, Graf [20.7.1593-4.4.1672] Stifter des älteren Hauptlinie des gräflichen Hauses Stolberg und ältester Sohn des Grafen Christoph zu Stolberg. Seit 1639 war er gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Johann Martin zu Stolberg regierender Graf über die stolbergischen Besitzungen. Am 31. Mai 1645 teilten beide den Besitz. Heinrich Ernst erhielt die Grafschaft Wernigerode und den Hohnsteiner Forst. Er verlegte die Residenz von Wernigerode nach Ilsenburg. Am 2.5.1649 Heirat mit Gräfin Anna Elisabeth [getauft 6.8.1624-17.10.1668], die Tochter des Grafen Heinrich Volrad zu Stolberg, mit der er die beiden Söhne Ernst und Ludwig Christian hatte, die ihm nach seinem Tod aufgrund fehlender Primogeniturordnung in der Regierung folgten. ZEITFUCHS, Stolberg, S. 99.
[59] Christoph II. von Stolberg-Wernigerode; Graf [1.12.1567 – 21.11.1638] verheiratet mit Hedwig von Reinstein und Blankenburg [20.11.1572-20.11.1634]. 1593 wurde der Titel „Graf von Stolberg, Königstein, Rochefort, Wernigerode und Honstein, Herr zu Eppstein, Münzenberg, Breuberg, Agimont, Lohra und Klettenberg“ vom Kaiser bestätigt. 1631 erlischt bereits in der dritten Generation die Harzlinie wieder. Christoph II. aus der Rheinlinie vereinigt daher fast die gesamten Besitzungen wieder in einer Hand. 1645/57: Erneute Teilung der Besitzungen unter den beiden Söhnen des Grafen Christoph II.: Heinrich Ernst begründet die ältere Hauptlinie und übernimmt Wernigerode, Gedern und Schwarza. Johann Martin stiftet die Jüngere Hauptlinie mit den Besitzungen in der Grafschaft Stolberg und Herrschaft Ortenberg. Vgl. BRÜCKNER, Grafen zu Stolberg; ZEITFUCHS, Stolberg, S. 95ff.
[60] Wallenstein
[61] Jordan, Dr. Heinrich [ – ] gräflich-stolbergischer, dann halberstädtischer Kanzler.
[62] Billigkeit: natürliche Gerechtigkeit.
[63] Schulenburg, N. von der [ – ] Adelsgeschlecht. Möglicherweise ist Levin von der Schulenburg [9.11.1581-23.12.1640] gemeint. Er war Landrat im Fürstentum Anhalt und Angehöriger des weit verzweigten Adelsgeschlechts derer von der Schulenburg.
[64] Gadenstedt, N [ – ] Adelsgeschlecht in Wernigerode. Oberpfarrkirchhof 13: Als Oberpfarrkirchhof werden das Gelände und die Häuser rund um die Sylvestrikirche benannt. Er gehört zusammen mit dem Klint und der Klintgasse zu den ältesten Siedlungsgebieten der Stadt. Südlich der Sylvestrikirche befindet sich das 1582 von Dietrich von Gadenstedt erbaute und nach ihm benannte Haus Gadenstedt. Dietrich von Gadenstedt war der gräfliche Schloßhauptmann. Der Bau aus der Hochrenaissance hat ein massives Untergeschoss, auf welchen sich das Fachwerk aufbaut. Hier trifft die Bedeutung des Wortes „steinreich“ wirklich zu, denn nur wer reich war, konnte sich in der damaligen Zeit ein Erdgeschoss aus Stein bauen lassen. Jedes Brüstungsfeld ist mit einer Fußstrebe versehen, welche von Feld zu Feld seine Richtung ändert. Am rechten Teil des Hauses, bei welchem der First etwa zwei Meter höher gebaut worden ist, befindet sich ein markanter Erkervorbau mit einem Spitzdach, welcher von drei reich profilierten Kopfbändern gestützt wird. Der Erker ist an allen drei Seiten mit Fenstern versehen, die mit Butzenscheiben verglast sind. [haus-geschichte-wernigerode.de]
[65] 1 Malter Korn = 12 Scheffel = 1272 Liter.
[66] Stolberg [Mansfeld/Südharz-Sachsen-Anhalt].
[67] Altenrode, heute Ortsteil von Darlingerode [Harz/Sachsen-Anhalt].
[68] NÜCHTERLEIN, Wernigerode, S. 39.
[69] Regenstein [Gem. Blankenburg/Kr. Wernigerode]; HHSD XI, S. 386f.
[70] Stollberg; HHSD VIII, S. 337ff.
[71] Vgl. KRÜSSMANN, Ernst von Mansfeld.
[72] Blankenburg am Harz; HHSD XI, S. 46f.
[73] Göttingen; HHSD II, S. 178ff.
[74] Geismar; HHSD II, S. 164f.
[75] LAHRKAMP, Bönninghausen, S. 246.
[76] 27.8.1626: Sieg der kaiserlichen Truppen unter Tilly über das dänische Heer unter König Christian IV. und seine protestantischen Verbündeten, die bis auf die Herzöge von Mecklenburg von ihm abfielen. Die Dänen verloren etwa 6.000 Mann, 2.500 gerieten in Gefangenschaft. Zu Beginn der Schlacht waren beide Armeen etwa 19.000 Mann stark. Die genauen Verluste sind nicht mehr feststellbar. Die Dänen dürften etwa 4.000 Tote und Verwundete, 3.000 Gefangene, etwa 100 Fahnen und Standarten, dazu die gesamte Artillerie und einen Großteil ihrer Bagage verloren haben. LAHRKAMPS Angaben, Bönninghausen, S. 246 (8.000 Tote), liegen eindeutig zu hoch. Das zeitgenössischen Flugblatt »Kurtze[r] vnd einfältige[r] […] Bericht« spricht von 6.000 Toten und 2.000 Gefangenen. Tillys Verluste lagen wohl deutlich unter 1.000 Mann. MELZNER, Schlacht bei Lutter am Barenberge; VOGES, Schlacht bei Lutter am Barenberge; VOGES, Neue Beiträge, Chronik; KLAY, 27./17. August.
[77] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 111f.
[78] Gräfentonna [Kr. Langensalza]; HHSD IX, S. 162ff.
[79] Schwarzburg [Kr. Rudolstadt]; HHSD IX, S. 395ff.
[80] Artern [Kr. Sangerhausen/Artern]; HHSD XI, S. 23.
[81] überwintern.
[82] Witzenhausen; HHSD IV, S. 478f.
[83] Allendorf; HHSD IV, S. 33f. [unter Bad Sooden-Allendorf (Kr. Witzenhausen)].
[84] Hessisch-Lichtenau [Kr. Witzenhausen]; HHSD IV, S. 218f.
[85] Mühlhausen [Kr. Mühlhausen]; HHSD IX, S. 286ff.
[86] Wernigerode [Kr. Wernigerode]; HHSD XI, S. 493ff.
[87] Regenstein [Gem. Blankenburg/Kr. Wernigerode]; HHSD XI, S. 386f.
[88] Bad Hersfeld; HHSD IV, S. 20ff.
[89] Vgl. BEYER, Stefano Mille Draghi.
[90] HAPPE I 121 r – 121v; mdsz.thulb.uni-jena-de.
[91] HAPPE I 126 v; mdsz.thulb.uni-jena-de.
[92] Richtig ist hier Neuhausen.
[93] Ammern [Unstrut-Hainich-Kreis].
[94] JORDAN, Mühlhausen, S. 44.
[95] Altenburg [Kr. Altenburg]; HHSD IX, S. 6ff.
[96] HAPPE I 126 v; mdsz.thulb.uni-jena-de.
[97] Rudolstadt [Kreis Saalfeld-Rudolstadt].
[98] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 118.
[99] Schweinfurt; HHSD VII, S. 686ff.
[100] HEUBEL S. 63; mdsz.thulb.uni-jena-de.
[101] Hannover; HHSD II, S. 197ff.
[102] Lübeck; HHSD I, S. 153ff.
[103] Bauern.
[104] Linden (Stadt Hannover); HHSD II, S. 298f.
[105] Neustadt am Rübenberge; HHSD II, S. 343ff.
[106] Hildesheim; HHSD II, S. 228ff.
[107] JÜRGENS, Chronik, S. 485f.
[108] Vgl. REBITSCH, Matthias Gallas; KILIÁN, Johann Matthias Gallas.
[109] Vgl. HALLWICH, Gestalten aus Wallenstein’s Lager II. Johann Aldringen.
[110] Vgl. BARKER, Piccolomini. Eine befriedigende Biographie existiert trotz des reichhaltigen Archivmaterials bis heute nicht.
[111] Memmingen; HHSD VII, S. 439ff.
[112] MANN, Wallenstein, S. 548.
[113] Schwerin; HHSD XII, S. 114ff.
[114] Ratzeburg [Kr. Herzogtum Lauenburg]; HHSD I, S. 216f.
[115] Frankfurt a. d. Oder [Stadtkr.]; HHSD X, S. 177ff.
[116] Vgl. ANGERER, Aus dem Leben des Feldmarschalls Johann Graf von Götz.
[117] Rache, Strafe.
[118] Gemeint ist hier das Massaker Tillyscher Truppen am 19.3.1631 in Neubrandenburg [Kr. Neubrandenburg]; HHSD XII, S. 69ff.
[119] DUVE, DIARIUM BELLI BOHEMICI ET ALIARUM MEMORABILIUM 3, S. 3f.
[120] HAPPE I 266 r, mdsz.thulb.uni-jena.de.
[121] Keula, Amt: 1620: Grafschaft Schwarzburg-Sondershausen (Unterherrschaft)
[122] Ebeleben, Amt: 1620: Grafschaft Schwarzburg-Sondershausen (Unterherrschaft)
[123] HAPPE I 266 v; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[124] Schmalkalden [Kr. Schmalkalden]; HHSD IX, S. 387ff.
[125] Bad Salzungen; HHSD IX, S. 36ff.
[126] Trusen, Ortsteil von Trusetal [LK Schmalkalden-Meiningen].
[127] Heßles, heute Ortsteil von Fambach [LK Schmalkalden-Meiningen].
[128] WAGNER, Pforr, S. 106.
[129] Nürnberg; HHSD VII, S. 530ff.
[130] Sulzbach-Rosenberg [LK Sulzbach-Rosenberg]; HHSD VII, S. 728ff.
[131] Hersbruck [LK Nürnberger Land]; HHSD VII, S. 289ff.
[132] Lauf (Pegnitz) [LK Nürnberger Land]; HHSD VII, S. 393.
[133] Altdorf bei Nürnberg [LK Nürnberger Land]; HHSD VII, S. 8.
[134] Amberg; HHSD VII, S. 20ff.
[135] Hahnbach [LK Amberg-Sulzbach].
[136] HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 80.
[137] HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 122.
[138] Vgl. KAISER, Politik; JUNKELMANN, Der Du gelehrt hast; JUNKELMANN, Tilly.
[139] Schnaittenbach [LK Amberg-Sulzbach].
[140] Waidhaus [LK Neustadt/Waldnaab]; HHSD VII, S. 781.
[141] Hirschau [LK Amberg-Sulzbach].
[142] Pilsen [Plzeň]; HHSBöhm, S. 444ff.
[143] Hammergänlas, durch die Anlage des Truppenübungsplatzes Grafenwöhr verschwundener Ort.
[144] Auerbach i. OPf. [LK Amberg-Sulzbach]; HHSD VII, S. 41f.
[145] zügeln, züchtigen, quälen, insbesondere foltern. Bei dieser Foltermethode wurde ein Strick um die Stirn oder den Unterleib gelegt und mittels eines Holzpflocks zusammengezogen. Am Unterleib traten auf diese Weise die Gedärme hervor. Am Kopf traten die Augen aus den Höhlen, die Kopfhaut wurde eingeschnitten und am Ende brach, so wird berichtet, die Schädeldecke. Eine zeitgenössische Beschreibung liefert der Abt Veit Höser (1577 – 1634) von Oberaltaich bei Straubing: „Diese ‚Tortur’ besteht darin, dass sie ihrem Opfer den Kopf bis zur Stirnhöhe (cerebrotinus) mit einem Bündel Seiden- oder Leinenfäden, die sie zu einer Schnur drehen, umwinden. Dabei pressen sie durch immer strafferes und strengeres Herumdrehen die Hirnschale immer fester und so lange zusammen, bis die Augäpfel mehr und mehr aus den Augenhöhlen hervorquellen und in abscheulicher Weise herausgetrieben werden“. SIGL, Wallensteins Rache, S. 151.
[146] HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 86.
[147] Vgl. ALBRECHT, Maximilian I.
[148] Burglengenfeld [LK Schwandorf]; HHSD VII, S. 117f.
[149] Schwandorf i. Bay. [LK Schwandorf]; HHSD VII, S. 684.
[150] Ensdorf [LK Amberg-Sulzbach].
[151] Freudenberg [LK Amberg-Sulzbach].
[152] Kastl [LK Amberg-Sulzbach]; HHSD VII, S. 346f.
[153] Lauterhofen [LK Neumarkt]; HHSD VII, S. 397f.
[154] Kastl [LK Amberg-Sulzbach]; HHSD VII, S. 346f.
[155] HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 121.
[156] Torgau [Kr. Torgau]; HHSD XI, S. 467ff.
[157] Naumburg [Kr. Naumburg]; HHSD XI, S. 341ff.
[158] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 21.
[159] Lützen; HHSD XI, S. 286f. Schlacht bei Lützen am 16.11.1632 zwischen den Schweden unter Gustav II. Adolf (18.000 Mann) und den Kaiserlichen (16.000 Mann) unter Wallenstein. Die für die Schweden siegreiche Schlacht endete mit dem Tod Gustav Adolfs und dem Rückzug Wallensteins, der etwa 6.000 Mann verloren hatte, nach Böhmen. Nach Lützen schlug Wallenstein keine Schlacht mehr. Vgl. dazu HAPPES ausführliche Schilderung und Reflexion der Ereignisse [HAPPE I 295 v – 302 r; mdsz.thulb.uni-jena]. Vgl. SIEDLER, Untersuchung; STADLER, Pappenheim, S. 729ff.; WEIGLEY, Lützen; BRZEZINSKI, Lützen 1632; MÖRKE, Lützen als Wende; WALZ, Der Tod, S. 113ff.
[160] Mühlberg [Kr. Liebenwerda]; HHSD XI, S. 338ff.
[161] Würzburg; HHSD VII, S. 837ff.
[162] RUDERT, Kämpfe, S. 84ff.
[163] Erzgebirge; HHSD VIII, S. 90ff.
[164] Vogtland; HHSD VIII, S. 350ff.
[165] Leipzig; HHSD VIII, S. 178ff.
[166] Vgl. ARENDT, Wallensteins Faktotum.
[167] Dresden; HHSD VIII, S. 66ff.
[168] Gorbitz, heute Stadtteil von Dresden.
[169] Matthias Gallas !
[170] Plauen [Vogtland]; HHSD VIII, S. 279ff.
[171] Morzin [Marazin], Johann Rudolf von.
[172] Bornival d’Erlin.
[173] Wolfenbüttel; HHSD II, S. 503ff.
[174] Hatten [LK Oldenburg].
[175] Alfeld; HHSD II, S. 5f.
[176] Altenburg [Kr. Altenburg]; HHSD IX, S. 6ff.
[177] Chemnitz; HHSD VIII, S. 43ff.
[178] Vgl. REBITSCH, Wallenstein; MORTIMER, Wallenstein (2012 auch in dt. Übersetzung).
[179] Zwickau; HHSD VIII, S. 380ff.
[180] Ronneburg [Kr. Schmölln]; HHSD IX, S. 356f.
[181] Weida [LK Gera]; HHSD IX, S. 471ff.
[182] Leipzig; HHSD VIII, S. 178ff.
[183] Gera; HHSD IX, S. 134ff.
[184] FRITZSCHE, Stadt Altenburg, S. 16f.
[185] Rohren
[186] Gnandstein [Kr. Geithain]; HHSD VIII, S. 118.
[187] Freiberg; HHSD VIII, S. 99ff.
[188] Lobenstein; HHSD IX, S. 261f.
[189] Schleiz [Kr. Schleiz]; HHSD IX, S. 380ff.
[190] Großpösna [LK Leipzig].
[191] Hof; HHSD VII, S. 302f.
[192] Connewitz, seit 1891 Stadtteil von Leipzig.
[193] Vgl. STADLER, Pappenheim.
[194] Heldrungen [Kr. Eckartsberga/Artern]; HHSD XI, S. 205f.
[195] Belgern [Kr. Torgau]; HHSD XI, S. 35f.
[196] Torgau [Kr. Torgau]; HHSD XI, S. 467ff.
[197] Vgl. SENNEWALD, Das Kursächsische Heer (ab November 2012).
[198] Arnstadt [Kr. Arnstadt]; HHSD IX, S. 18ff.
[199] Naumburg [Kr. Naumburg]; HHSD XI, S. 341ff.
[200] Dresden; HHSD VIII, S. 66ff.
[201] Schirmenitz, heute Ortsteil von Cavertitz [LK Nordsachsen/Sachsen].
[202] Freiberg; HHSD VIII, S. 99ff.
[203] Leitmeritz [Litoměřice]; HHSBöhm, S. 324ff.
[204] Mühlberg [Kr. Liebenwerda]; HHSD XI, S. 338ff.
[205] Weißenfels [Kr. Weißenfels]; HHSD XI, S. 487ff.
[206] Altranstädt, heute Ortsteil von Großlehna [Kr. Merseburg/Leipzig]; HHSD XI, S. 13.
[207] Lützen [Kr. Merseburg/Weißenfels]; HHSD XI, S. 286f.
[208] Halle a. d. Saale [Kr. Halle]; HHSD XI, S. 177ff.
[209] Rippach [Burgenlandkreis].
[210] Poserna [Burgenlandkreis].
[211] in Schlachtordnung.
[212] Podelwitz, heute Ortsteil von Rackwitz [LK Nordsachsen].
[213] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 92f.
[214] Meuchen, heute Ortsteil von Lützen.
[215] Morzin (Marazin).
[216] Sparr, Ernst Georg von.
[217] Es findet sich z. B. in der Stockholmer Kartensammlung (www.ra.se/kra/0425.html; 0425 a Sveriges krig, kartsamling) unter 0425:03:107 „Keÿserliche Schlacht Ordnung Wie solche durch den General Walenstein ist gestellet vnd gehalten worden den 6. Novembris Anno 1632. vnd diese Schlachtordnung ist bestanden in nachfolgenden Nehmlichen 26,000 Mann Zue Fues, 2000. Dragons, 8000 Curassier, 5000 Herquebuss: 3000 Croat: insumma 44,000 Mann, die Fronte ist breit 979 Ruthen Reinlandisch macht 4895 Pass“.
[218] Breitenfeld [Kr. Leipzig]; HHSD VIII, S.38f.
[219] Georg von Uslar.
[220] Johann Bernhard Ehm.
[221] Tiesenhausen.
[222] Meuchen, heute Ortsteil von Lützen.
[223] Der schwarzburg-sondershausische Hofrat Volkmar Happe erinnert sich in seiner „Thüringischen Chronik“: [HAPPE I 301 v – 302 r; mdsz.thulb.uni-jena.de] „Bey dieser Relation kan ich nicht vorbey nachfolgende Wort [anzuführen], welche der Höchstseligste König oftmals und 3 Tage vor der Schlacht zu Doctor Fabricius in der Naumburg geredet: Mein Herr Doctor, die Sachen stehen alle wohl und gehet alles nach Wuntsch. Aber ich sorge, weil mich jedermann so hoch veneriret und gleichsam vor einen Gott hält, es werde mich Gott strafen. Aber Gott weiß, dass ichs nicht begehret. Nu, es gehe wie der liebe Gott will, so weiß ich, dass die Sache zu seines Nahmens Ehre gereichet, wirds auch helfen hinaus führen“. Weiter heißt es bei Happe über die Schlacht selbst: [I 295 v] „Haben Ihre Königliche Majestet also bald vor Naumburg ein Lager und Retragament verfertigen lassen, und des Feindes ferner Intentation ein wachendes Auge zu haben. Der hat sich aber gleichsam flüchtig den 4. November zu Weißenfels weg gemacht, zu Nacht aber Stadt und Schloss geplündert und sich nach Lützen, 2 Meilen von Leipzig, gewendet. Darauf Ihre Majestät sobald den 5ten, drey Stunde vor Tage, zu Naumburg mit der Armee aufgemacht und den Feind noch selbigen Tag nach Mittage umb 2 Uhr refrontiret und mit Spilunge der kleinen Stücke zurücke getrieben, etzlich Volck erleget und eine Standarta, darauf die Fortuna und der Römische Adler gestanden, von des Feindes Tragoner [I 296 r] überkommen, welches wir auf unser Seiten vor ein gutes Inticium gehalten, und hätte mann noch ein bar Stündlein Tag gehabt, wäre der Feind gäntzlich ruiniret worden. Dieweil aber die Nacht und ein starcker Nebel eingefallen, ist es bey[d]seits stille worden. Königliche Majestet haben die gantze Nacht in Bataille im Felde gehalten und willens gewesen, den glücklichen Anfang fortzusetzen und den Feind 2 Stunde vor Tag anzugreifen. Es ist aber wieder Verhoffen ein dicker Nebel gewesen, dass nichts Fruchtbarliches auszurichten, mussten also Ihre Königliche Majestet den hellen Tag, bis der Nebel von der Sonne untertrück[t], erwarten. Hierzwischen hat der Feind die Nacht durch an den Flussgraben eine Brustwehre angeworfen und sich in seinem Vortheil unser zu warten gelegt. Nachdem nun Königliche Majestet das Morgengebeth durch Doctor Fabricium thun lassen und algemach der Nebel durch die Sonne untertrückt und sich zu einem schönen Tage angesehen, haben sie alles Volck zu Ross und Fuß mit beweglichen Worten redlich zu fechten vermahnet und zu den Schweden und Finnen gesagt, ihr redlichen Brüder, haltet euch heute wohl, fechtet redlich um Gottes Wort und euren König. Werdet ihrs thun, so werdet ihr vor Gott und der Welt Genade und Ehre haben und wils euch redlich belohnen. Werdet ihrs aber nicht thun, so schwehre ichs, dass euer kein Gebein wiederum soll in Schweden kommen. Zu den Teutschen sagt Ihre Majestet: Ihr redlichen teutschen Brüder, Officirer und alle gemeine Soldaten, ich bitte euch alle, haltet euch männlich, fechtet redlich mit mir, weichet nicht, wie ich denn mein Leib und Blut euch zum besten mit [I 297 r] aufsetzen will. Werdet ihr bey mir stehen, so wird uns Gott hoffentlich Sieg geben und werdet ihr und eure Posteritet solches zu genießen haben. Werdet ihr es aber nicht thun, so ist umb eure Religion und Liberte geschehen. Nach solchem sagt Ihre Königliche Majestet: Nu wollen wir dran. Das walt der liebe Gott. Und rufte darauf mit heller Stimme Jesus, Jesus, Jesus und sahe gen Himmel, hilf mir heute streiten zu deines Nahmens Ehre“. HAPPE I 295 v – 297 r; mdsz.thulb.uni-jena.de. Diese Worte Gustav Adolfs stammen aus der Flugschrift „Eigentliche vnd warhaffte Beschreibung Der Siegreichen Victori“, S. 7: „nachfolgende Wort / welche höchstselige Kön. Maj. offtmals vnd 3. Tag vor der Schlacht zu einem vornehmen Theologiæ D zu Naumb. geredt / mein Herr Doctor / die Sachen stehen alle wol / und gehet alles nach Wunsch / aber ich sorg / ich sorg / weil mich jederman so sehr venerirt, vnd fast vor einen Gott helt / es werde mich Gott deßwegen einmal straffen / aber Gott weiß / dass es mir nicht gefellt / nun es gehe wie der liebe GOtt will / so weiß ich doch / daß er die Sach / weil es zu seines Namens Ehre gereichet / folgends hienauß führen wird: Hucusq; verba Regis“. Der Verleger der Flugschrift, Gregor Ritzsch (1584-1643), war Buchdrucker und Autor in Leipzig, seine vor den Stadtmauern Leipzigs gelegene Druckerei war während der Schlacht in Mitleidenschaft gezogen worden und wurde 1633 wieder eröffnet. Diese Worte werden auch bei dem Ulmer Superintendenten Konrad Dieterich in seiner „Leich-Klag“, Bl. 9r, zitiert. Nach BORKOWSKY, Schweden, S. 49, ist diese „Aussage“ sinngemäß dem „Theatrum Europaeum“ Band 2 von 1637 [im Folgenden nach der Ausgabe 1643, Bd. 2, S. 750], entnommen: „Was dem König damals begegnet / hat demselben zweiffels ohn sein Herz zuvor gesagt / dann nicht allein offtmals / sondern auch etliche wenige Tag vorher / hat er zu seinem Hoffprediger / Herrn Doct. Fabricio, diese Wort geredet / er sehe dass er aller Orthen / wo er hinkäme / mit grossem Frolocken empfangen / vnnd in grossen Ehren gehalten würde / es vergeß aber das Volck darbey deß Gebets / würde sicher vnnd trawete auff Menschen mehr / dann auff Gottes Hülffe: welches dann im sehr missfällig wäre / hielte derohalben davor / dass Gott wohl in kurzem seiner Armee ein Vnglück begegnen lassen / oder auch ihn selbsten durch den zeitlichen Tod hinweg nehmen dörffte“. Vgl. auch RADLACH, Das zeitgenössische Urteil, S. 257ff.; LIEMANDT, Tod des Königs Gustav II. Adolf, S. 56. Die „digitale.bibliothek.uni-halle.de/content/ pageview“ verzeichnet weitere 14 Berichte von 1632 über diese Schlacht. Zur Verwendung von Flugschriften etc. vgl. MORTIMER, Models of Writing, S. 634ff.
[224] Das ist nicht richtig; Winkel war später Stadtkommandant von Augusburg.
[225] Moritz von Sachsen [21. März 1521 in Freiberg- 11. Juli 1553 bei Sievershausen] war ein aus dem Hause der albertinischen Wettiner stammender Fürst, er war ab 1541 Herzog des albertinischen Sachsens und ab 1547 auch Kurfürst des Heiligen Römischen Reiches. Er war einer der wichtigsten Gegenspieler Kaiser Karls V. bei der Reformierung des Reiches.
[226] Sievershausen, heute Ortsteil von Lehrte [Region Hannover].
[227] FINDEISEN, Gustav II. Adolf, S. 13ff.
[228] Adam Heinrich Pentz, Hofmeister Gustav Adolfs.
[229] Laun [Louny]; HHSBöhm, S. 319f.
[230] Jülich [LK Jülich]; HHSD III, S. 367ff.
[231] Vgl. SATTLER, Reichsfreiherr Dodo zu Innhausen und Knyphausen.
[232] Friedrich I. [1257 – 1323] Markgraf von Meißen und Landgraf von Thüringen (1307-1323), nach dem Tod seines Vetters Konradin der letzte männliche Staufer.
[233] Vgl. SATTLER, Reichsfreiherr Dodo zu Innhausen und Knyphausen.
[234] Johann Jakob Graf Thurn fiel nicht in dieser Schlacht.
[235] Hans Eberhard von Gersdorf.
[236] Weißenfels [Kr. Weißenfels]; HHSD XI, S. 487ff.
[237] Melchior Adam Moser
[238] Johann von Westrum
[239] Chemnitz; HHSD VIII, S. 43ff.
[240] Haslang ?
[241] Johann Bernhard Schenk von Schweinsberg
[242] RUDERT, Kämpfe, S. 84ff. Rudert datiert nach dem alten Stil.
[243] Leipzig; HHSD VIII, S. 178ff.
[244] Borna; HHSD VIII, S. 34ff.
[245] JESSEN, Dreißigjähriger Krieg, S. 319f.
[246] ARENDT, Wallensteins Faktotum, S. 198.
[247] Vgl. SEIDLER, Prager Blutgericht. In einem Bericht aus Prag vom 4.2.1633 hieß es: „Demnach in der bei Lützen den 6. Nov. gehaltenen Feldschlacht die kaiserische Armada unter Herrn Generalissimo Herzog von Friedland von den Schwedischen aus dem Feld geschlagen und darauf ermeldeter Herzog von Friedland aus Meißen nach Prag in Böhmen sich retiriert, hat er daselbst diejenigen hohen und niederen Officiere und Soldaten, so in ermeldeter Schlacht feldflüchtig geworden und zu der schnöden Flucht und Confusion Ursach und Anlaß gegeben, gefänglich annehmen, wohl verfahren, endlich im Fürstlichen Liechtensteinischen Haus General-Stand-, Malefiz- und Kriegsrecht über sie gehalten und letztlich exequieren lassen. […] Die alle (11 Officiere) sind als abtrünnige, leichtfertige Feldflüchtige sämtlich mit dem Schwert gerichtet auf einem bei dem Rathaus hierzu sonderlich aufgerichteten hohen und mit schwarzem Tuch bedeckten Theatro. Hierauf sind noch andere sieben zum Galgen geführt, vier enthauptet und zween aufgehängt und einer, Jacob Winckler, nachdem ihm sein Degen auf dem Haupt gebrochen, vom Scharfrichter unehrlich gemacht, von der Kaiserlichen Armaden abgeschafft worden, wie dann auch bei 50 hoher und niedriger Officiere Namen, so gleichfalls bei der Lützener Schlacht ausgerissen, an den Galgen geschlagen und also die Execution vollzogen“. JESSEN, Dreißigjähriger Krieg, S. 325f.
[248] LORENZ, Quellen zur Geschichte Wallensteins, S. 415.
[249] Vgl. BARKER, Piccolomini. Eine befriedigende Biographie existiert trotz des reichhaltigen Archivmaterials bis heute nicht.
[250] MANN, Wallenstein, S. 755; vgl. ARENDT, Wallensteins Faktotum.
[251] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 21.
[252] SCHMIDT-BRÜCKEN; RICHTER, Der Erzgebirgschronist Christian Lehmann.
[253] Bei LEHMANN im Anhang fälschlich Hieronymus v. Colloredo. Lehmann datiert nach dem alten Stil.
[254] Sankt Joachimsthal [Jáchymov; Bez. Karlsbad]; HHSBöhm, S. 540ff.
[255] Goldene Höhe: Gohlig, (auch Goldene Höhe) Erhebung unweit von Dresden im Erzgebirgsvorland in Sachsen, zwischen Rittersgrün und Gottesgab [Boží Dar, Bez. Karlsbad]; HHSBöhm, S. 168.
[256] Rittersgrün, heute Ortsteil von Breitenbrunn [Erzgebirgskr.].
[257] Crandorf, eine heute zum Schwarzenberger Ortsteil Erla gehörende Siedlung.
[258] Schwarzenberg; HHSD VIII, S. 328f.
[259] Aue; HHSD VIII, S. 10ff.
[260] Schneeberg; HHSD VIII, S. 320ff.
[261] Gottesgab [Boží Dar, Bez. Karlsbad]; HHSBöhm, S. 168.
[262] Oberwiesenthal [Kr. Annaberg]; HHSD VIII, S. 261.
[263] Seiffen (Erzgebirgskreis].
[264] Amtsschösser: (auch Schösser) Er nimmt die Wirtschaftsverwaltung eines Amtes wahr, vor allem die Einnahmen durch Schoss, Zinsen, Gefällen. Der Schoss war eine allgemeine Vermögensabgabe, die zwar vom Schösser in regelmäßigen Abständen eingezogen wurde, bei Bedarf jedoch extra und auch in vielfacher Höhe erhoben werden konnte. Der Schösser führt das Rechnungswesen des Amtes. Schösser und Amtmann bezeichnen im 17. Jahrhundert häufig den Träger derselben Verwaltungsfunktion, deshalb ist auch der Terminus Amtsschösser gebräuchlich. [mdsz]
[265] Bergstadt Platten [Horní Blatná, Bez. Karlsbad]; HHSBöhm, S. 33.
[266] Schwarzenberg; HHSD VIII, S. 328f.
[267] Zwickau; HHSD VIII, S. 380ff.
[268] Mergenthal [LK Meißen].
[269] Wiesenburg [Kr. Zwickau]; HHSD VIII, S. 360.
[270] Karbatsche: eine aus ledernen Riemen oder Hanfseilen geflochtene Peitsche mit einem kurzen Holzstiel. Der Name kommt entweder von polnisch karbacz „lederne Hetzpeitsche“ oder stammt von der türkischen Bezeichnung kırbaç, ebenfalls mit der Bedeutung „Peitsche“ ab. [wikipedia] Sie wurde für den Viehtrieb benutzt.
[271] Annaberg; HHSD VIII, S. 5ff.
[272] Marienberg; HHSD VIII, S. 215f.
[273] Großpöhla, seit dem 1. Januar 2008 ein Ortsteil von Schwarzenberg/Erzgebirge.
[274] Grünstädtel, Ortsteil von Schwarzenberg, HHSD VIII, S. 328.
[275] Crottendorf [Kr. Annaberg]; HHSD VIII, S. 55.
[276] Arnold’s Feld und Hammer bei Rittersgrün.
[277] Breitenbrunn/Erzgeb. [Erzgebirgskreis/Sachsen].
[278] Kleinpöhla, seit dem 1. Januar 2008 Ortsteil von Schwarzenberg/Erzgebirge.
[279] Bermsgrün, heute Ortsteil von Schwarzenberg, HHSD VIII, S. 328.
[280] Raschau, heute Ortsteil der Gemeinde Raschau-Markersbach im Erzgebirgskreis.
[281] Mittweida [Kr. Hainichen]; HHSD VIII, S. 234.
[282] Grünhain [Kr. Schwarzenberg]; HHSD VIII, S. 140f.
[283] Beierfeld, heute Stadtteil der am 1. Januar 2005 neugebildeten Stadt Grünhain-Beierfeld/Erzgebirgskreis.
[284] Bernsbach [Erzgebirgskreis].
[285] Wildenau bei Schwarzenberg; HHSD VIII, S. 328f.
[286] Sachsenfeld, heute Ortsteil von Schwarzenberg.
[287] Lößnitz [Kr. Aue]; HHSD VIII, S. 208f.
[288] zügeln, züchtigen, quälen, insbesondere foltern. Bei dieser Foltermethode wurde ein Strick um die Stirn oder den Unterleib gelegt und mittels eines Holzpflocks zusammengezogen. Am Unterleib traten auf diese Weise die Gedärme hervor. Am Kopf traten die Augen aus den Höhlen, die Kopfhaut wurde eingeschnitten und am Ende brach, so wird berichtet, die Schädeldecke. Eine zeitgenössische Beschreibung liefert der Abt Veit Höser (1577 – 1634) von Oberaltaich bei Straubing: „Diese ‚Tortur’ besteht darin, dass sie ihrem Opfer den Kopf bis zur Stirnhöhe (cerebrotinus) mit einem Bündel Seiden- oder Leinenfäden, die sie zu einer Schnur drehen, umwinden. Dabei pressen sie durch immer strafferes und strengeres Herumdrehen die Hirnschale immer fester und so lange zusammen, bis die Augäpfel mehr und mehr aus den Augenhöhlen hervorquellen und in abscheulicher Weise herausgetrieben werden“. SIGL, Wallensteins Rache, S. 151.
[289] Schneeberg; HHSD VIII, S. 320ff.
[290] Chemnitz; HHSD VIII, S. 43ff.
[291] Marienberg; HHSD VIII, S. 215f.
[292] Stollberg; HHSD VIII, S. 337ff.
[293] Niederdorf [Erzgebirgskreis].
* Anmerkung Lehmanns: Drinnen wohnen 100 tuchmacher, 40 zeugmacher oder, wie sie sie nennen leinweber; in dem jahr, do es abbrand, starben 600 Personen ab.
[294] Zschopau; HHSD VIII, S. 378f.
[295] Scharfenstein [Kr. Zschopau]; HHSD VIII, S. 315f.
[296] Reitzenhain; heute Ortsteil von Marienberg [Erzgebirgskreis].
[297] LEHMANN, Kriegschronik, S. 63ff.
[298] Eger [Cheb]; HHSBöhm, S. 119ff.
[299] Pilsen [Plzeň]; HHSBöhm, S. 444ff.
[300] Brüx [Most]; HHSBöhm, S. 79ff.
[301] Leipzig; HHSD VIII, S. 178ff.
[302] Chemnitz; HHSD VIII, S. 43ff.
[303] Freiberg; HHSD VIII, S. 99ff.
[304] Altenburg [Kr. Altenburg]; HHSD IX, S. 6ff.
[305] Hof; HHSD VII, S. 302f.
[306] Plauen [Vogtland]; HHSD VIII, S. 279ff.
[307] Sankt Joachimsthal [Jáchymov; Bez. Karlsbad]; HHSBöhm, S. 540ff.
[308] Schwarzenberg; HHSD VIII, S. 328f.
[309] Aue; HHSD VIII, S. 10ff.
[310] Schneeberg; HHSD VIII, S. 320ff.
[311] Adorf [Kr. Oelsnitz]; HHSD VIII, S. 1f.
[312] Wunsiedel [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge]; HHSD VII, S. 836f.
[313] Oelsnitz [Kr. Stollberg]; HHSD VIII, S. 263f.
[314] Mylau [Kr. Reichenbach]; HHSD VIII, S. 240f.
[315] Reichenbach; HHSD VIII, S. 298f.
[316] Werdau; HHSD VIII, S. 357f.
[317] raiteln: zügeln, züchtigen, quälen, insbesondere foltern. Bei dieser Foltermethode wurde ein Strick um die Stirn oder den Unterleib gelegt und mittels eines Holzpflocks zusammengezogen. Am Unterleib traten auf diese Weise die Gedärme hervor. Am Kopf traten die Augen aus den Höhlen, die Kopfhaut wurde eingeschnitten und am Ende brach, so wird berichtet, die Schädeldecke. Eine zeitgenössische Beschreibung liefert der Abt Veit Höser (1577 – 1634) von Oberaltaich bei Straubing: „Diese ‚Tortur’ besteht darin, dass sie ihrem Opfer den Kopf bis zur Stirnhöhe (cerebrotinus) mit einem Bündel Seiden- oder Leinenfäden, die sie zu einer Schnur drehen, umwinden. Dabei pressen sie durch immer strafferes und strengeres Herumdrehen die Hirnschale immer fester und so lange zusammen, bis die Augäpfel mehr und mehr aus den Augenhöhlen hervorquellen und in abscheulicher Weise herausgetrieben werden“. SIGL, Wallensteins Rache, S. 151.
[318] Dux [Duchcov, Bez. Teplitz]; HHSBöhm, S. 118f.
[319] Altenburg [Kr. Altenburg]; HHSD IX, S. 6ff.
[320] Crimmitschau [Kr. Werdau]; HHSD VIII, S. 53ff.
[321] Lazaristen: auch Vinzentiner (lat.: Congregatio Missionis, CM), ein katholischer Männerorden, der 1625 vom heiligen Vinzenz von Paul für den Dienst an den Armen in Paris gegründet wurde.
[322] schrauben: GRIMM; GRIMM, DWB 15, Sp. 1653: „als thätigkeit des henkers: schrauben einen, ist eigentlich eine henkers arbeit, torquere aliquem cochleis adhibitis Frisch 2, 223c; jemanden die daumen schrauben, eine art der tortur Adelung; man wird dich auf die tortur schrauben“. „Dabei werden der Daumen oder andere Finger in eine Zwinge gespannt und deren durch Gewinde miteinander verbundene Backen schraubenförmig zusammengezogen. Dieser Prozess ist äußerst schmerzhaft und nicht selten mit Frakturen verbunden, welche bleibende Schäden an der Hand verursachen können“. [wikipedia].
[323] ENGERISSER, Von Kronach, S. 187ff.
[324] MELTZER, Historia Schneebergensis renovata, S. 991.
[325] ARENDT, Wallensteins Faktotum, S. 226f.
[326] Eger [Cheb]; HHSBöhm, S. 119ff.
[327] ARENDT, Wallensteins Faktotum, S. 245.
[328] Lichtenfels [LK Lichtenfels]; HHSD VII, S. 408.
[329] Wülzburg [Stadt Weißenburg i. Bayern]; HHSD VII, S. 835f.
[330] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 21.
[331] Leitmeritz [Litoměřice]; HHSBöhm, S. 324ff.
[332] Zittau; HHSD VIII, S. 371ff.
[333] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 21.
[334] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 151f.
[335] Eger [Cheb]; HHSBöhm, S. 119ff.
[336] Marktredwitz [LK Wunsiedel im Fichtelgebirge]; HHSD VII, S. 429f.
[337] Holenbrunn, heute Ortsteil von Wunsiedel [LK Wunsiedel].
[338] Holenbrunn, heute Ortsteil von Wunsiedel [LK Wunsiedel].
[339] BRAUN, Marktredwitz, S. 36.
[340] Teplitz [Teplice]; HHSBöhm, S. 604ff.
[341] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 21; Neuschloss [Nový Hrad, Bez. Laun]; HHSBöhm, S. 404f.
[342] ARENDT, Wallensteins Faktotum, S. 196.
[343] Vgl. BARKER, Generalleutnant. Eine befriedigende Biographie existiert trotz des umfangreichen Archivmaterials noch immer nicht.
[344] Glogau [Glogów]; HHSSchl, S. 127ff.
[345] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 21.
[346] Glatz [Klodsko; Grafschaft u. Stadt]; HHSSchl, 116ff.
[347] Teschen [Český Těšín, poln. Cieszyn, Bez. Karwin]; HHSBöhm, S. 607ff.
[348] Vgl. REBITSCH, Gallas, S. 104.
[349] „Schelm“ war früher der Berufsname des Abdeckers. Jemanden einen Schelm (Bösewicht, Betrüger, Verführer, Schinder, Teufel) zu schelten, jemanden zum Schelmen zu machen, galt als eine der ehrenrührigsten Beschimpfungen, eine der größten Ehrverletzungen. Vgl. BERG, Regulating war, S. 55f. „Jemanden zum Schelmen machen“ hieß, in Kriegsgerichtsverfahren einen Straftäter für ehrlos zu erklären, aus der Armee zu verstoßen und der Stadt/des Landes zu verweisen; WAAS, Chroniken I, S. 127. Zur grobianischen Schimpfartistik der Soldaten vgl. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabrugischen handlung, S. 36f.: „Die soldaten thun unse große uberlast, die manß personen mußen ihr dieb, schelm, boßwicht und hunde sein, die weibs personen ihr schand und brand, hurn auch, ihr hexen und zauberinnen. (57v) Ihr fluch und wunsch ist schrecklich, nicht allein die alten fluch der kriegs knecht und marter hansen, sondern neu fluchen, so der sathan herfur gebracht, als das dich der donner, blitz und hagel schlag“.
[350] Pilsen [Plzeň]; HHSBöhm, S. 444ff.
[351] MANN, Wallenstein, S. 887ff.
[352] KAMPMANN, Reichsrebellion, S. 131.
[353] Steinau a. O. [Śinawa, Kr. Wohlau]; HHSSchl, S. 517ff.
[354] Liegnitz [Legnica]; HHSSchl, S. 283ff.
[355] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 21.
[356] Pilsen [Plzeň]; HHSBöhm, S. 444ff.
[357] Glogau [Glogów]; HHSSchl, S. 127ff.
[358] Sagan [Żagań; Kr. Sprottau/Sagan]; HHSSchl, S. 462ff.
[359] JESSEN, Dreißigjähriger Krieg, S. 354ff.
[360] Brieg [Brzeg]; HHSSchl, S. 54ff.
[361] Liegnitz [Legnica]; HHSSchl, S. 283ff.
[362] Glatz [Klodsko; Grafschaft u. Stadt]; HHSSchl, S. 116ff.
[363] Neisse [Nysa]; HHSSchl, S. 331ff.
[364] Troppau [Opava]; HHSBöhm, S. 625ff.
[365] Glogau [Głogów]; HHSSchl, S. 127ff.
[366] MANN, Wallenstein, S. 922.
[367] Kronach [LK Kronach]; HHSD VII, S. 375f.
[368] Landsberg [Gorzów Wielkopolski, Brandenburg, h. Polen]; HHSD X, S. 446ff.
[369] Frankfurt a. d. Oder [Stadtkr.]; HHSD X, S. 177ff.
[370] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 21.
[371] Vgl. HÖBELT, Ferdinand III.
[372] KAMPMANN, Rebellion, S. 178. Vgl. auch REBITSCH, Gallas, S. 104f.
[373] Opočno [Bez. Reichenau an der Kněżna]; HHSBöhm, S. 431ff.
[374] MANN, Wallenstein, S. 310.
[375] Liegnitz [Legnica]; HHSSchl, S. 283ff. Schlacht bei Liegnitz am 13.5.1634: Die kursächsische Armee unter Generalleutnant Hans Georg von Arnim schlug die Kaiserlichen unter Generalmajor Johann von Götz und Feldmarschall Rudolf von Colloredo: Die Kaiserlichen büßten 40 Fahnen, die gesamte Artillerie und 4000 Tote ein. Auch in dem mittlerweile wieder schwedisch besetzten Osnabrück wurde dieser Sieg entsprechend gefeiert, wie der protestantische Chronist Bellinckhausen berichtet; BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, S. 281f.
[376] Sopron [Ödenburg; Komitat Györ-Moson-Sopron].
[377] Landsberg/Warthe [Gorzów Wielkopolski, Brandenburg, h. Polen]; HHSD X, S. 446ff.
[378] Breslau [Wrocław]; HHSSchl, S. 38ff.
[379] Vgl. SENNEWALD, Das Kursächsische Heer (ab August 2012).
[380] WILSON, The Thirty Years War, S. 544.
[381] Schlan [Slaný, Bez. Kladno]; HHSBöhm, S. 550f.
[382] Laun [Louny]; HHSBöhm, S. 319f.
[383] Saaz [Žatec, Bez. Laun]; HHSBöhm, S. 535ff.
[384] Komotau [Chomoutov]; HHSBöhm, S. 282ff.
[385] Archives Municipales de Strasbourg AA 1065.
[386] Vgl. BROCKMANN, Dynastie.
[387] Schlacht bei Liegnitz am 13.5.1634: Die kursächsische Armee unter Generalleutnant Hans Georg von Arnim schlug die Kaiserlichen unter Generalmajor Johann von Götz und Feldmarschall Rudolf von Colloredo: Die Kaiserlichen büßten 40 Fahnen, die gesamte Artillerie und 4000 Tote ein. Auch in dem mittlerweile wieder schwedisch besetzten Osnabrück wurde dieser Sieg entsprechend gefeiert, wie der protestantische Chronist Bellinckhausen berichtet; BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, S. 281f.
[388] Frankfurt a. d. Oder [Stadtkr.]; HHSD X, S. 177ff.
[389] REBITSCH, Matthias Gallas, S. 107.
[390] Regensburg; HHSD VII, S. 605ff.
[391] Leitmeritz [Litoměřice]; HHSBöhm, S. 324ff.
[392] Melnik [Mĕlník]; HHSBöhm, S. 370f.
[393] Archives Municipales Strasbourg AA 1065.
[394] Pressnitzer Pass: der Preßnitzer Pass stellt eine der ältesten Pfadanlagen dar, die aus dem Zentrum Mitteldeutschlands über den dichten Grenzwald nach Böhmen führte. Sein ursprünglicher Verlauf ging von Halle (Saale) kommend über Altenburg, Zwickau, Hartenstein, Grünhain und Zwönitz nach Schlettau. Hier wurde die obere Zschopau gequert. Anschließend führte der Weg über Kühberg am Blechhammer vorbei nach Weipert (Vejprty) und erreichte dann östlich schwenkend über Pleil (Černý Potok) mit Preßnitz (Přísečnice) die älteste Bergstadt des Erzgebirges. Von hier aus verlief der sogenannte Böhmische Steig vermutlich über Kaaden (Kadaň) und bis nach Saaz (Žatec). Die Passhöhe selbst befand sich auf böhmischer Seite nahe Pleil (Černý Potok) auf ca. 800 m ü. NN. Damit war der Preßnitzer Pass deutlich niedriger als die sich nach Westen hin anschließenden Pässe über Wiesenthal, Rittersgrün, Platten, Hirschenstand und Frühbuß. Dies war einer der Gründe für seine häufige Benutzung während des Dreißigjährigen Krieges.
[395] Frauenstein; HHSD VIII, S. 98f.
[396] Freiberg; HHSD VIII, S. 99ff.
[397] Lauterbach [Erzgebirgskreis].
[398] Marienberg; HHSD VIII, S. 215f.
[399] LEHMANN, Kriegschronik, S. 78f.
[400] Pirna; HHSD VIII, S. 276ff.
[401] LEHMANN, Kriegschronik, S. 79.
[402] Reitzenhain; heute Ortsteil von Marienberg [Erzgebirgskreis].
[403] Meißen; HHSD VIII, S. 223ff.
[404] Marienberg; HHSD VIII, S. 215f.
[405] Annaberg; HHSD VIII, S. 5ff.
[406] LEHMANN, Kriegschronik, S. 79f.
[407] Marienberg; HHSD VIII, S. 215f.
[408] Zschopau; HHSD VIII, S. 378f.
[409] Saaz [Žatec, Bez. Laun]; HHSBöhm, S. 535ff.
[410] im Rathaus; LEHMANN, Kriegschronik, S. 81.
[411] Großrückerswalde [Erzgebirgskreis].
[412] Ronneburg [Kr. Schmölln]; HHSD IX, S. 356f.
[413] Freiberg; HHSD VIII, S. 99ff.
[414] Saaz [Žatec, Bez. Laun]; HHSBöhm, S. 535ff.
[415] Vgl. ANGERER, Aus dem Leben des Feldmarschalls Johann Graf von Götz.
[416] Chemnitz; HHSD VIII, S. 43ff.
[417] Leisnig [Kr. Döbeln]; HHSD VIII, S. 197ff.
[418] Pirna; HHSD VIII, S. 276ff.
[419] Frankenberg [Kr. Hainichen]; HHSD VIII, S. 97f.
[420] Zschopau; HHSD VIII, S. 378f.
[421] LEHMANN, Kriegschronik, S. 82f.
[422] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 23.
[423] Pressnitz [Přisečnice; Kr. Chomutov (Komotau)]: Bergstadt im Erzgebirge, bis 1974 an der Stelle, wo sich heute die große Fläche der Pressnitztalsperre (vodní nádrž Přisečnice) erstreckt. Häuser, Kirchen und Schloss von Přisečnice sowie die benachbarten Dörfer Rusová (Reischdorf) und Dolina (Dörnsdorf) wurden abgerissen und an deren Stelle der Fluss Přísečnice (Pressnitz) gestaut.
[424] Frauenstein [LK Mittelsachsen].
[425] Freiberg [LK Mittelsachsen].
[426] Zwickau; HHSD VIII, S. 380ff.
[427] Reitzenhain; heute Ortsteil von Marienberg [Erzgebirgskreis].
[428] Glashütte [Dippoldiswalde]; HHSD VIII, S. 115f.
[429] Tetschen [Děčín]; HHSBöhm, S. 610ff.
[430] Zschopau; HHSD VIII, S. 378f.
[431] Marienberg; HHSD VIII, S. 215f.
[432] Annaberg-Buchholz [Erzgebirgskreis]; HHSD VIII, S. 5ff.
[433] Vgl. BROCKMANN, Dynastie.
[434] KUNATH, Kursachsen, S. 178ff.
[435] Oberwiesenthal [Kr. Annaberg]; HHSD VIII, S. 261.
[436] Sankt Joachimsthal [Jáchymov; Bez. Karlsbad]; HHSBöhm, S. 540ff.
[437] Lichtenstadt [Hroznětín, Bez. Karlsbad]; HHSBöhm, S. 338f.
[438] Annaberg; HHSD VIII, S. 5ff.
[439] Nicht identifiziert.
[440] LEHMANN, Kriegschronik, S. 86.
[441] Thiersheim [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].
[442] Vgl. ANGERER, Aus dem Leben des Feldmarschalls Johann Graf von Götz.
[443] Spitzhammer, auch Kriegshammer (oder Streithammer), ein im Kampf verwendeter langstieliger Hammer. Er wurde bis ins 17. Jahrhundert in Europa und auch im Nahen Osten verwendet und war dazu gedacht, Rüstungen zu deformieren oder zu zerbrechen. Einige Versionen dieser Schlagwaffe sind mit Hammerköpfen ausgestattet, die den Körper penetrieren können. [wikipedia]
[444] BRAUN, Marktredwitz, S. 56ff.
[445] Vgl. BABEL, Zwischen Habsburg und Bourbon.
[446] REBItSCH, Gallas, S. 132.
[447] Andernach [Kr. Mayen]; HHSD V, S. 12f.
[448] Namur [Span. Niederlande, h. Belgien].
[449] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 40.
[450] Speyer; HHSD V, S. 350ff.
[451] Heilbronn [Stadtkr.]; HHSD VI, S. 315ff.
[452] Breisach am Rhein [LK Breisgau-Hochschwarzwald]; HHSD VI, S. 110ff.
[453] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 42.
[454] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 43.
[455] Worms; HHSD V, S. 410ff.
[456] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 57.
[457] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 62.
[458] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 30.
[459] Remiremont [Hgt Lothringen, Dép. Vosges].
[460] Épinal (Frankreich, Dép. Vosges].
[461] Charmes [Frankreich, Dép. Vosges].
[462] Pont-à-Mousson (alter dt. Name: Moselbruck; Lothringen, Dép. Meurthe-et-Moselle).
[463] Hennegau; (französisch Hainaut, niederländisch Henegouwen, wallonisch Hinnot) ist heute eine belgische Provinz. Sie gehört zur Wallonischen Region und zur Französischen Gemeinschaft Belgiens. Der Name leitet sich von dem Fluss Haine (dt. Henne, ndl. Hene) ab.
[464] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 63.
[465] Nancy [Frankreich, Dép. Meurthe-et-Moselle].
[466] Lunéville [Frankreich, Dép. Meurthe-et-Moselle].
[467] LAHRKAMP, Werth, S. 45.
[468] Bassigny [Landschaft in Frankreich], an der oberen Marne, Hauptstadt Langres, größtenteils im Dép. Haute-Marne gelegen, teilweise im Dép. Vosges.
[469] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 65.
[470] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 68.
[471] Artois (ndl. Artesië; dt. auch Artesien), frühere Provinz im Norden Frankreichs. Artois liegt im Inneren des Dép. Pas-de-Calais, dessen westlicher Teil das frühere Boulonnais bildete.
[472] Schenkenschanz [Gem. Salmorth, LK Kleve]; HHSD III, S. 665.
[473] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 69.
[474] Deycimont [Frankreich, Dép. Voges].
[475] Bruyères [Frankreich, Dép. Vosges].
[476] Rambervillers [Frankreich, Dép. Vosges].
[477] Épinal (Frankreich, Dép. Vosges].
[478] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 70.
[479] Sainte-Hélène [Frankreich, Dép. Vosges].
[480] Nancy [Frankreich, Dép. Meurthe-et-Moselle].
[481] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 71.
[482] Heilbronn [Stadtkr.]; HHSD VI, S. 315ff.
[483] Innsbruck; HHSÖ II, S. 500f.
[484] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 74.
[485] Thann [Tann, Elsass, h. Frankreich, Dép. Haut-Rhin].
[486] Sulz [Soultz, Elsass, h. Frankreich, Dép. Haut-Rhin].
[487] Gebweiler [Guebweiler; Frankreich, Dép. Haut-Rhin].
[488] Rufach [Rouffach; Frankreich, Dép. Haut-Rhin].
[489] Breisach am Rhein [LK Breisgau-Hochschwarzwald]; HHSD VI, S. 110ff.
[490] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 75.
[491] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 82.
[492] Marsal [Frankreich, Dép. Moselle].
[493] Lunéville [Frankreich, Dép. Meurthe-et-Moselle].
[494] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 83.
[495] Philippsburg [LK Karlsruhe]; HHSD VI, S. 632f.
[496] Breisach am Rhein [LK Breisgau-Hochschwarzwald]; HHSD VI, S. 110ff.
[497] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 85.
[498] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf: Ferdinand v. Ungarn an R. Colloredo, Philippsburg, 1635 VIII 29.
[499] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 91.
[500] REBITSCH, Gallas, S. 132f.
[501] Gegensatz zum „Gehegten Krieg“: Krieg der kleinen Truppeneinheiten, Streifkorps und verbündeten Bauernhaufen, um dem Gegner den Nachschub zu nehmen und ihn überraschend anzugreifen.
[502] KREBS, Hatzfeld II, S. 48.
[503] Statní oblastní archiv Litomĕřice (Dĕčín) Rodinny archiv XVIII/7 (Ausfertigung): Rudolf v. Colloredo an Ferdinand von Ungarn, Rambervillers, 1635 IX 01; BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 92.
[504] Saarburg [Sarrebourg; Lothringen; heute Frankreich; Dép. Moselle].
[505] Blâmont, Stadt u. ehem. Grafschaft in Lothringen zwischen Meurthe u. Vezouse [Dép. Doubs], als Lehen der Bischöfe v. Metz an die Grafen v. Salm, 1220 an die Nebenlinie der Herren v. Blâmont bis etwa 1500, Ulrich v. Blâmont übergab es an Lothringen, seit 1567 unmittelbares Reichslehen. Nach PETERS, Söldnerleben, S. 149, war Blâmont das „Provianthaus“ der Armee.
[506] So der Söldner Peter Hagendorf; PETERS, Söldnerleben, S. 150.
[507] Deneuvre [Frankreich, Dép. Meurthe-et-Moselle].
[508] Zabern [Saverne; Elsass, heute Frankreich, Dép. Bas-Rhin].
[509] Rheinau [Frankreich, Dép. Bas-Rhin].
[510] Bayon [Frankreich, Dép. Meurthe-et-Moselle].
[511] Charmes [Frankreich, Dép. Vosges].
[512] Toul [Frankreich, Dép. Meurthe-et-Moselle].
[513] Vaucouleurs [Frankreich, Dép. Meurse].
[514] Pont-à-Mousson (alter dt. Name: Moselbruck; Lothringen, Dép. Meurthe-et-Moselle).
[515] Lunéville [Frankreich, Dép. Meurthe-et-Moselle].
[516] Metz [Bistum u. Stadt], [Frankreich; Dép. Moselle].
[517] Österreichisches Staatsarchiv Wien Reichskanzlei Kriegsakten 115, fol. 98 (Ausfertigung): Ferdinand II. an Ferdinand von Ungarn, Wien, 1635 X 23.
[518] Statní oblastní archiv Litomĕřice (Dĕčín) Rodinny archiv XVIII/7, fol. 3 (Ausfertigung): Rudolf v. Colloredo an Ferdinand von Ungarn, Rambervillers, 1635 IX 01; BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 92, S. 49. Vgl. dessen Lageeinschätzung gegenüber Gallas, Rambersvillers, 1635 IX 05; BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 97, S. 51: „Aldieweilen nunmehr gewiss, dass auf funfzehn Standarrn des franzosischen Adel und zehn Compagnien Dragoner, so sambtlich auf 6 000 Mann geachtet worden, aus Frankreich ankomen, als habe E. E. ich solches, wie auch das derselbe sich zwischen Fu [Foug/Lothr. ?] und Ponte Moson [Pont-a-Mousson] logiert, und dass etlicher Aussage nach gemeldter Adel und Dragoner von aldort hinab zu den Cardinal de Valleta passiren, wie aber andere melden, gesagter della Valleta das bei ihme habende Volk von den Weinmar verlassen und mit den ubrigen Franzosischen auch herauf zu den della Forza sich begeben solle, zu berichten nicht umbgehen können. Im Fall nun ernanter della Valleta mit seinem Volke heraufkomben und neben den Adel zu der della Forza, welcher sich mit seiner Armee zwischen denen beiden Stromben verschanzet, und auch noch immer mehr befestigen thuet, stossen möchte, werden E. E. meinen jüngsten Schreiben, noch hoch vernünftig ermessen, wie ich dieser Orten bestehen wurde, sintemal auch die jüngste avenirte heimbliche Correspondenz I. Dt. mit der Burgerschaft zu Ponte Moson nicht verschwigen, sondern lautbar worden; als ist das Schotische Regiment wieder zuruckmarschirt, und in erwegter Stadt selbigen Posto zu ver-sichern sich logiert. Ein heut fruhe eingebrachter Gefangener, so nur vor 8 Tagen aus Paris komben, berichtet, dass der König in Frankreich mit dem Adel aus Poitu (welcher 6 000 stark geschezet wird), seinen Leibregiment und den Schweizern nacher Piccardia sich begeben und dass in Frankreich sonsten von keiner andern Werbung das wenigste nicht gehöret wird“.
[519] Luxeuil [Luxueil-les-Bains; Dép. Haute-Saône; Frankreich].
[520] Statní oblastní archiv Litomĕřice (Dĕčín) Rodinny archiv Clam-Gallasove XVIII/7 (Ausfertigung): Ferdinand von Ungarn an Gallas, Horneck, 1635 IX 08; BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 98, S. 52. Zuvor hatte sich Ferdinand von Ungarn mit Castañeda in Nördlingen u. Donauwörth zur vertraglichen Regelung der militärischen Zusammenarbeit getroffen; der Vertrag, am 30.12.1635 v. Oñate unterzeichnet, findet sich in Kopie unter Österreichisches Staatsarchiv Wien Spanien Kart. 23/Konv. 16, fol. 1-2.
[521] Vgl. die Beschwerden Leopold Wilhelms (7.9.1635) über die Ausschreitungen lothring. Truppen in dem Schreiben Ferdinands III. an R. Colloredo, Horneck, 1635 IX 24; BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 109, S. 55.
[522] Gallas‘ Bericht vom 31.12.1635; BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 163, S. 77. Selbst Bestechungsversuche Spaniens blieben erfolglos; ERNST, Madrid und Wien, S. 173f., vgl. ferner Gallas‘ Instruktion für Walmerode, 1635 XII 31; BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 163; bei ERNST, Madrid und Wien, S. 174f.
[523] Markirch [Sainte-Marie aux Mines; Ober-Elsass, h. Frankreich, Dép. Bas-Rhin].
[524] Saint-Dié [Frankreich; Dép. Vosges].
[525] Zabern [Saverne; Elsass, heute Frankreich, Dép. Bas-Rhin].
[526] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 94.
[527] Foug [Lothringen, h. Frankreich].
[528] Pont-à-Mousson (alter dt. Name: Moselbruck; Lothringen, Dép. Meurthe-et-Moselle).
[529] Poitou, französischer Name für Piktavien, (kelt. Piktavia, altnorw./norm. Peitaland), iLandschaft im Westen Frankreichs und historische Provinz und Grafschaft. Das Gebiet der Grafschaft entsprach ungefähr den heutigen Dép.s Deux-Sèvres, Vienne und Vendée, ausgenommen die alte Seneschallate von Loudun die zur Provinz Anjou gehörte. Hauptstadt der ehemaligen Provinz Poitou war Poitiers.