Chamberlain, N [John ?]

Chamberlain, N [John ?]; Hauptmann [ – ] Chamberlain stammte aus Schottland und stand in dänisch-norwegischen Diensten.[1]

Der schottische Kriegsteilnehmer Robert Monro schreibt in seinen Erinnerungen über die Einnahme von Eckernförde[2] am 4.5.1628: „Am 11. April 1628 erhielten wir den Befehl, uns wieder einzuschiffen, und nachdem das geschehen war, segelten wir entlang der Küste von Holstein, bis wir vor Eckernförde kamen, wo eine 500 Mann starke Garnison der Kaiserlichen lag. Sie bestand zur einen Hälfte aus Dragonern, zur anderen aus Soldaten zu Fuß. Während wir ankerten, trafen wir Anstalten zur Landung. Eckernförde war nicht stark befestigt. So zogen die Dragoner ab und überließen es dem Hauptmann der Fußtruppen, den Ort zu verteidigen.

Außerhalb der Stadt lag eine Schanze, und ein Schützengraben führte von dort zum Tor der Stadt hin. Der Hauptmann dachte, wir seien nur eine schwache Streifschar, die nicht lange an Land bleiben würde, wenn sie sähe, daß der Feind mit starken Reiter- und Infanterieverbänden in der Nähe stand. Er hielt es für das beste, die Schanze außerhalb der Stadt zu verteidigen, deshalb zog er auch seine ganze Mannschaft dort zusammen.

S. M. befahl uns, mit den Truppen zu landen und die Schanze zu stürmen, während der König an Bord blieb und uns zusah. Wir (I, 51) landeten in aller Eile. Unsere Streitkräfte bestanden aus 2 000 Mann verschiedener Nationen: aus Engländern, Schotten, Deutschen und Franzosen, alle in etwa gleicher Stärke. Beim Auswürfeln war uns die Aufgabe zugefallen, die Vorhut zu bilden, die zuerst angreifen sollte. Wir hatten ausgemacht, daß diejenigen, die die höchste Punktzahl warfen, vorangehen müßten, während die anderen nach der  die anderen nach der von ihnen gewürfelten Zahl kommen und sich gegenseitig unterstützen sollten. Da wir Sechsen geworfen hatten, fiel die Ehre, als Vorhut anzugreifen, mir und meinen Leuten zu. Die Engländer griffen hinter uns an. Wir stellten uns auf, teilten die Munition aus und befahlen unsere Sache durch unseren Prediger, Herrn William Forbesse,[3] der die Gefahren mit uns teilte, der Hand Gottes.

Ich hatte Fähnrich Allan losgeschickt, für uns die beste Möglichkeit zum Angriff auszukundschaften, und als er zurückkam, befahl ich Kapitänleutnant Carre, mit 500 Musketieren zu einem verfallenen Haus vorzurücken, das auf einer Seite in der Nähe der Schanze stand. Ich wies ihn an, von dort aus den Feind seitlich von hinten zu beschießen, während wir ihn von vorne angriffen. Und wenn der Feind seinen Rückzug in die Stadt nähme, so sollten sie ihm den Rückweg abschneiden oder mit ihm in die Stadt eindringen.

Als unsere Musketiere ihre Stellung bezogen hatten, gab ich meinen Leuten den Befehl, ihren Führern in guter Ordnung zu folgen, aber ja nicht früher einen Schuß abzufeuern, bis ich den Befehl dazu gäbe. Das Gelände, auf dem wir gegen den Feind vorrückten, war bretteben, und da die Wälle der Schanze nicht hoch waren, beschlossen wir, sie zu stürmen, ohne einen Schuß abzugeben. Während wir gegen die Schanze vorrückten, feuerten die Verteidiger drei Musketensalven auf uns ab, daß uns die Ohren vom Knall wehtaten. Hauptmann Mackenyee wurde getroffen, glücklicherweise nur ins Bein; und ich kam noch besser weg mit einem Schuß, der den Griff meines Degens traf, den ich dann später Mackenyee schenkte. Die meisten Verluste erlitten die Engländer, die hinter uns marschierten und von Hauptmann Chamberlain, einem tüchtigen, tapferen Gentleman, geführt wurden.

Während wir vorrückten, feuerten die von Carre geführten Musketiere aus der Flanke auf den Feind, von dem viele verletzt wurden. Ihr Hauptmann, der selbst in den Arm getroffen war, sah nun, daß wir keinen Schuß abgaben, sondern stracks weitermarschierten und uns zum Sturm fertigmachten. Da räumte er die Schanze, erreichte das Tor vor uns und sperrte uns aus. Nur ein paar Verwundete blieben zurück. Da die Stadt nicht ummauert war, rissen wir den Palisadenzaun nieder, brachen in breiter Front ein und verfolgten den Feind bis zum Marktplatz, in der Hoffnung, er würde sich uns dort zum Kampf stellen. Aber der Feind zog sich in die Kirche zurück, schloß die Türen und verteidigte die Kirche. Unsere Soldaten, die die vom Feind bei Breitenburg[4] verübten Grausamkeiten nicht vergessen hatten, beschlossen, ihnen keinen Pardon zu geben. Mit Hilfe einer langen Leiter stießen wir mit Menschenkraft die Kirchentüre ein und drangen in das Innere vor. Ich dachte, ich könnte die Offiziere gefangennehmen, fand sie aber nicht. Plötzlich sah ich eine Menge Pulver, das sich in einer Spur quer durch die Kirche zog, und da ich befürchtete, sie könnten die Kirche in die Luft sprengen, befahl ich bei Todesstrafe, daß sich jedermann sofort aus dem Gebäude zurückziehe. Der Befehl war noch nicht richtig ausgesprochen, als das Pulver losging. Dabei flog der obere Teil der Kirche in die Luft, so daß über 100 Mann getötet wurden, während andere schlimme Verbrennungen davontrugen, darunter auch ich und Leutnant David Monro, der hinter mir stand. Kaum war die Explosion vorüber, da stürmte Hauptmann Chamberlain hinein, fand die Offiziere und gab ihnen als seinen Gefangenen ‚Quartier’`. Von den 250 Soldaten konnten vielleicht einige wenige oder auch gar keine entkommen.

Die Stadt wurde geplündert, und da S. M. befürchtete, die Reiter des Feindes könnten herankommen, bevor wir uns zurückgezogen hätten, erhielten wir den Befehl, uns einzuschiffen, so gut wir könnten“.[5]

Monro berichtet weiter: … „Die Engländer und unsere Nation leisten sich im Ausland gut Beistand, denn gewöhnlich sind sie beide an Unternehmen gegen andere Nationen (I, 61) beteiligt. So geschah es hier in Großenbrode,[6] wo ich sah, daß fünfzig Engländer und Schotten mit dem Säbel in der Hand über hundert Dänen in das Meer hinaustrieben, bis diese über die Hüften im Wasser standen. Sie waren ins Wasser gerannt, um sich in Sicherheit zu bringen. Dies hatte dann eine Beschwerde des Kriegskommissars bei S. M. über meinen Kameraden, Hauptmann Chamberlain, und mich zur Folge, da wir diese unverschämte Tat unserer Soldaten nicht unterdrückt hätten und sie sich auf diese Weise an dänischen Soldaten hätten auslassen können.

Der Grund für diesen Streit war, daß dänische Bauern zum Dienst für den König und für die Verteidigung ihres Landes abkommandiert worden waren. Sie hatten Proviant für vierzig Tage bei sich und waren mit gedörrtem Rindfleisch und Schinken wohl versehen, während unsere Soldaten nichts anderes als trockenen Zwieback und Bier erhielten. So dachten sie sich aus, daß sich einer von hinten an einen Soldaten der Dänen heranmachen sollte, um ihm seinen Proviantsack wegzunehmen und davonzurennen, während ein anderer vorher die Schnur durchschneiden mußte. Diese Kriegslist wurde oft von den Engländern und Schotten gegen die Dänen angewandt. Zuletzt aber beschlossen die Dänen, die im Feld zahlenmäßig stärker waren als die Schotten und Engländer zusammen, um diese Proviantsäcke zu kämpfen. Als sich die Gelegenheit bot, schlossen sie sich mit dem Degen in der Hand und kämpften im Lager, und die Dänen wurden gezwungen, zu weichen und sich zu ihrer Sicherheit ins Meer zurückzuziehen. Nachdem auf beiden Seiten einige verwundet worden waren, dämpften die Offiziere den Tumult.

Hauptmann Chamberlain und ich wurden, obwohl wir beide an diesem Auflauf unschuldig waren, danach von S. M. tüchtig gescholten. Der König versicherte uns, daß wir, wenn sich etwas Derartiges noch einmal ereignen sollte, von ihm bestraft würden, nicht etwa unsere Soldaten. Das veranlaßte uns später, stärker auf das Verhalten und die Führung unserer Leute zu achten und darauf hinzuwirken, daß sie mit ihren Kameraden in Frieden lebeten und sie nicht bedrückten. Denn es ist eine schlimme Zeit, wenn ein Wolf den anderen frisst“.[7]

[1] Wahrscheinlich bei MURDOCH, SSSNE ID: 362 aufgeführt.

[2] Eckernförde; HHSD I, S. 38f.

[3] MURDOCH, SSNE ID: 422.

[4] Breitenburg [Kr. Steinburg]; HHSD I, S. 23f. Vgl. die Ereignisse um Dunbar [Dumbarre]; „Miniaturen“.

[5] MAHR, Monro, S. 61ff.  Monro datiert nach dem alten Stil.

[6] Großenbrode [Kr. Oldenburg]; HHSD I, S. 74f.

[7] MAHR, Monro, S. 68.

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