Carrasco [Carrasco, Carssos, Carasko, Korasko] Cisnero [Dessineros], Don Felipe de [Philippo die]

Carrasco [Carrasco, Carssos, Carasko, Korasko] Cisnero [Dessineros], Don Felipe de [Philippo die]; Obrist [ – November 1646] Carrasco, angeblich ein gebürtiger Franzose, war kaiserlicher Obrist und Kommandant in Hamm,[1] Paderborn[2] und Obermarsberg[3] Er gehörte zu den Mitunterzeichnern des „Pilsener Schlusses“ vom 13.1.1634.

Im April 1637 ging es in der Korrespondenz mit Melchior von Hatzfeldt um die Besetzung von Bornitz[4] und die Eroberung von Schloss Riesa.[5]

Der Hildesheimer[6] Arzt und Chronist Dr. Jordan schreibt in seinem Tagebuch unter dem 9./19.4.1638: „Diese Nacht fallen die Schwedische aus Minden[7] u. Lutken[8] Hein, schlagen des Don Philippo die Carssos 6. Compagnia Kaeyserl. – Dragoner ni fallor – , haben sich tapfer darein gehalten, da so darüber ein Obrist-Leitnand von (den) Finnen geblieben, nebest wohl 50 Todte und gequetscheten, und als den Obristluitenand von den Kaiserl. die Fraw zue accordiren gebeten, hat er sein eigen weib erschossen“.[9] Das Ende findet sich auch bei Jordan unter dem 18./28.4.1638: „Eodem gehet in Minden ein Fewr an in der gefangen Kayserl. Stockhause, daß an die 6 Häuser darüber eingeäschert, worauf die gefangenen Kayserlichen von der Schwedischen Guarnison niedergehawen“.[10]

Der kaiserliche Obrist Deveroux rückte Richtung Wolfsburg[11] vor. Mangel an Verpflegung veranlassten ihn, nach Braunschweig [12] zu ziehen. Dort wurde er im Mai 1638 von der aufständischen Bevölkerung zunächst nach Hannover,[13] zuletzt in die Grafschaft Schaumburg abgedrängt. Im Verlauf dieser Ausweichmanöver wurde die Truppe Deverouxs und mit ihm Carrasco vom schwedischen General King attackiert und nach 12-stündiger Schlacht in die Flucht geschlagen. In den Kriegserinnerungen des William Forbes liest sich das so: „Item mein ander Bruder Johann Forbes, Baron de Puittachie, ist anno 1633 überkommen undt Obrist Leutenant geworden, in dem Nördlinger[14] Treffen mit gewesen, welches geschehn den 6. Septembris anno 1634 neuen Styls. Daselbst ubel verwundet, doch das Glück gehabt, daß er davon kommen. Darnach sich bey der Westphälischen Armee aufgehalten, bis die Wittstocker[15] Schlacht geschehen. Als ist er, wie wir nach Torgouw[16] marchiret, mit Generalleutnant King nach Minden kommen. Daselbst sich wiederumb als Obrister Leutenant bey seinem Regiment in Dienst eingelassen. Dazumahl lage Don Carasko, Kayserlicher Obrister, mit seinem Regiment auf Rotenburgk[17] im Braunschweiger Lande. Als sie aber merckten, daß sie solten attacquiret werden, verließen sie das Haus undt gingen darvon. General Leutenant King folgete sie undt traff sie an in einem Dorff Hageburg,[18] da sie sich auf Discretion ergeben müssen. Mein Bruder aber ist im ersten Anfall todt geblieben undt von allen zum Höchsten beklagt, auch zu Minden begraben worden“.[19]

Am 25.6. schrieb Gallas an Ferdinand III.: Seiner Meinung nach sei Westfalen augenblicklich nicht übermäßig gefährdet; man sollte abwarten, wie sich die Gesamtlage der kaiserlichen Armee und der Truppen der Verbündeten entwickeln werde, und auch abwarten, wie viele Streitkräfte der Gegner konzentrieren und was für Stellungen er beziehen werde. Um aber nichts zu versäumen, habe er befohlen, folgende Abteilungen nach Westfalen in Marsch zu setzen: Götz mit seinen fünfzehn Kompanien, das Regiment Hatzfeldt, Hatzfeldts Leibkompanie und das westfälische Regiment, die insgesamt an die 1.500 Kavalleristen zählten und kampffähig in Quartieren lagen; ferner seien 600 Deveroux’sche Dragoner und 100 Mann von Carrasco nach Westfalen kommandiert – letzterer hätte die Mittel erhalten, seine gefangen genommenen Soldaten loszukaufen und aufs Neue auszurüsten.[20]

In dem Reisebericht des katholischen Feldgeistlichen Thomas Carve, der ab 1636 ein kaiserlich-irisches Regiment begleitete, hieß es: „1638 sind in dem Regiment Caroschi 8 Weiber ergriffen worden, welche man Zauberinnen oder Hexen zu nennen pflegt. Eine von diesen wurde ernstlich verhört, ja in die Folter nackend ausgespannt. Wollte aber nichts bekennen, bis man sie stärker aufzog. Da sagte sie rundheraus, sie hätte sich dem Teufel verheißen und mit ihm in Mannsgestalt oft zu tun gehabt. Erzählte auch viel vollbrachte Laster, Mordtaten und andere böse Stücke, samt ihren Gespielinnen, welche alle nach Gebühr gestraft worden“.[21] Dabei handelte es sich wahrscheinlich um das Regiment Carrascos, der 1646 in Obermarsberg[22] kommandieren sollte.

Im Februar 1639 ging es in der Korrespondenz mit Melchior von Hatzfeld um die Eskortierung des im Gefecht bei Vlotho[23] gefangenen Pfalzgrafen Ruprecht von der Pfalz und der eroberten Standarten nach Wien, der übrigen Gefangenen nach Königshofen.[24] Im April hielt er sich noch in Wien auf und unterrichtete Hatzfeldt von der Belagerung Freibergs[25] durch Banér und der Gefangennahme Bruays.[26]

Im April 1640 informierte Felipe de Carrasco Hatzfeldt über die Beendigung der Belagerung Freibergs und die Gefangennahme Bruays.[27] Im Dezember dieses Jahres weilte er in Hamm und berichtete Hatzfeldt von der Ablösung Rudolf von Bünaus als Kommandanten.[28]

Carrasco beschwerte sich im Februar 1640 bei Hatzfeldt über die schlechte Verpflegung in Hamm und die Auseinandersetzungen mit Wahl und Kriegskommissar Düssen über die Kontribution.[29]

Im Juli 1640 waren die Beschwerden über Carrasco Gegenstand der Korrespondenz zwischen Erzherzog Leopold Wilhelm und Hatzfeldt.[30] Auch Ferdinand III. hatte sich wegen der Beschwerden des Obristen Albrecht von Loen und anderer Offiziere über Carrascos Verhalten in Hamm an Hatzfeldt gewandt.[31] Hofkriegsratspräsident Schlick unterrichtete Hatzfeld in diesem Monat über die gegen Carrasco und Kriegszahlmeister Peverelli eingeleiteten Untersuchungen.[32]

Im März 1641 rechtfertigte sich der Kriegskommissar Düssen bei Hatzfeldt wegen der Klagen über ihn und der Zuweisung der völlig verödeten Ämter Dülmen[33] und Bocholt.[34] Carrasco berichtete Hatzfeldt im Juni aus Dortmund über den Überfall auf Lünen.[35]

„Aus Hamm schrieb Anfang Oktober [1641] der dortige Kommandant Don Felipe Carasco Cesinero an den Soester[36] Rat und bat ihn um die Lieferung eines Hasen, eines Rebhuhnes oder eines anderen Stücks Wild, da der Feldmarschall Graf von Hatzfeld und andere Offiziere während eines Durchmarsches bei ihm essen wollten. Er versprach, sich erkenntlich zu zeigen. Die Soester befürchteten nach dieser Information, daß Hatzfeld mit seinen Truppen in die oder durch die Börde ziehen könnte. Wenn sie noch einen Hasen gefunden haben, werden sie ihn dem Kommandanten sicher gern geschickt haben“.[37] In diesem Oktober ging es in der Korrespondenz mit Hatzfeldt um die Vorbereitung eines Überfalls auf die hessen-kasselische Garnison in Lippstadt[38] und um den hessen-kasselischen Überfall auf Hamm.[39]

Im Februar 1642 ging es wieder einmal um die Auseinandersetzungen mit Düssen,[40] der allerdings selbst als korrupt galt. Ferdinand III. wandte sich im März wegen des Verhaltens Carrascos in Hamm wieder an Melchior von Hatzfeldt.[41]Im März 1643 wandte sich Alexander von Velen wegen des Prozesses gegen Carrasco an Hatzfeldt.[42] Ferdinand III. wandte sich im Oktober 1643 wegen der kriegsgerichtlichen Untersuchung gegen Carrasco an Hatzfeldt.[43]

Bournonville wandte sich im April 1644 an Hatzfeldt wegen des Anspruchs Carrascos auf die Kommandantur in Hamm.[44]Im Mai 1644 korrespondierte Carrasco mit Hatzfeldt wegen der beabsichtigten Einsetzung Bournonvilles als Kommandant in Hamm.[45] Wie aus dem Schreiben des Kriegskommissars Düssen an Hatzfeldt in diesem Mai hervorgeht, waren die Streitigkeiten mit Carrasco noch immer nicht beigelegt.[46] Um den Tod Otto Christoph von Sparrs im Duell ging es im Juli dieses Jahres. Auch ersuchte er Hatzfeldt um die Übertragung des Regiments Arco.

Am 25.5.1646 hatte Wrangel Obermarsberg[47] beschießen lassen: „Anschließend forderte Wrangel den Kommandanten der Festung, den Oberst Korasko (Corasco), einen gebürtigen Franzosen, zur freiwilligen Übergabe der Festung an die Schweden auf. Während der Kommandant durchaus zu einem Vertrag mit dem schwedischen Feldmarschall neigte, war die Bürgerschaft keineswegs zu einer Kapitulation zu bewegen. Der Drohung, ihn an Händen und Füssen zu fesseln und den steilen Berghang hinunterzuwerfen, mußte er sich schließlich beugen. So war er gezwungen, die Aufforderung Wrangels abzuweisen und die Stadt, an der ihm wohl nicht viel gelegen war, dennoch zu verteidigen“.[48] In der Chronik des Hermann Schmidt las sich das so: „Anno 1646 namen die Swedischen Statberg ein, und verbrannten es in grundt; dero zeit lagen wir sieben wochen mit weib und kindern erbarmlich im waldt. Das Jungholtz wardt ausgeplündert, pferdt und vieh weggenommen, die stat vielmals durchsucht, und, was fänden, weggeraupt, stundt ad 8000 thlr“.[49] Carrasco selbst schrieb am 2.6.1646 aus Dortmund[50] entschuldigend an Piccolomini: Die Schweden seien in Westfalen eingefallen und selbst zehn kaiserliche Regimenter hätten sie nicht aufhalten können. Schwedische Korps hätten Paderborn[51] blockiert. Er selbst sei von den Bürgern zur Übergabe von Paderborn genötigt worden. Auch die Soldaten hätten nicht weiter kämpfen wollen. Zumindest habe er den Abzug der Offiziere sichern können, während die Soldaten insgesamt in schwedische Dienste getreten seien.[52]

Im April dieses Jahres unterrichtete Carrasco Ferdinand von Köln u. a. von der Belagerung Brakels.[53] Im November 1646 meldeten Hans Fargel[54] und Bournonville[55] Hatzfeldt den Tod Carrascos.

[1] Hamm; HHSD III, S. 286ff.

[2] Paderborn; HHSD III, S. 601ff.

[3] Marsberg; HHSD III, S. 494ff.

[4] Bornitz [Kr. Oschatz].

[5] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 108; Riesa; HHSD VIII, S. 301f.

[6] Hildesheim; HHSD II, S. 228ff.

[7] Minden [LK Minden]; HHSD III, S. 517ff.

[8] Lüdge [LK Höxter]; HHSD III, S. 485f.

[9] SCHLOTTER, Acta, S. 283.

[10] SCHLOTTER, Acta, S. 284.

[11] Wolfsburg; HHSD II, S. 508f.

[12] Braunschweig; HHSD II, S. 63ff.

[13] Hannover; HHSD II, S. 197ff.

[14] Nördlingen; HHSD VII, S. 525ff.

[15] Wittstock; HHSD X, S. 394ff.

[16] Torgau; HHSD XI, S. 467ff.

[17] Schloß Rodenberg (Stadt Rodenberg, Amt Rodenberg, Grafschaft Schaumburg), das sicherste Schloss der Grafschaft und praktisch uneinnehmbar. Frdl. Hinweis von Herrn Ulrich Biesterfeld.

[18] Hagenburg (Kr. Schaumburg-Lippe); HHSD II, S. 192.

[19] PLEISS, Forbes, S. 152.

[20] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf,, Nr. 641.

[21] MILGER, Gegen Land und Leute, S. 315.

[22] Marsberg, Ober- und Nieder- [LK Brilon]; HHSD III, S. 494ff.

[23] 17.10.1638: Pfälzisch-schwedische Truppen unter Ruprecht von der Pfalz und James King of Birness and Dudwick werden von den Kaiserlichen unter Melchior von Hatzfeldt geschlagen. Ruprecht von der Pfalz gerät in Gefangenschaft.

[24] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 108; Bad Königshofen im Grabfeld [Stadt Bad Königshofen i. Grabfeld]; HHSD VII, S. 368.

[25] Freiberg; HHSD VIII, S. 99ff.

[26] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 108.

[27] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 108.

[28] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 108.

[29] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 108.

[30] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 150.

[31] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 287.

[32] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 137.

[33] Dülmen [LK Coesfeld]; HHSD III, S. 180f.

[34] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 112; Bocholt; HHSD III, S. 87ff.

[35] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 137; Lünen; HHSD III, S. 486f.

[36] Soest [LK Soest]; HHSD III, S. 692ff.

[37] WIDDER, Soest Bd. 3, S. 826f.

[38] Lippstadt [LK Lippstadt]; HHSD III, S. 474f.

[39] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 108.

[40] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 108.

[41] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 289.

[42] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 144.

[43] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 290.

[44] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 168.

[45] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 108.

[46] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 111.

[47] Marsberg, Ober- und Nieder- [LK Brilon]; HHSD III, S. 494ff.

[48] STOLZ, Marsberg, S. 126; PADBERG, Ein Jahrtausend, S. 17f.

[49] BAUSEN, Medebach, S. 198.

[50] Dortmund; HHSD III, S. 166ff.

[51] Paderborn; HHSD III, S. 601ff.

[52] Statní oblastní archiv v Zamrsku Rodinny archiv Piccolominiové Nr. 24914.

[53] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 236; Brakel [LK Höxter]; HHSD III, S. 112f.

[54] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 252.

[55] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 247.

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