Brambach, Johann Christoph von

Brambach, Johann Christoph von; Fürstabt [ – 15.5.1638]  Brambach war Kapitular des Stifts Corvey[1] und Propst zu Marsberg[2] und von 1624 bis 1638 Fürstabt von Corvey.

„Die Übermacht der kaiserlich-ligistischen Truppen nach den Siegen Tillys gegen die protestantischen Heerführer Christian von Braunschweig und Ernst von Mansfeld nützte der Kurfürst Ferdinand von Köln, um sich vom Kaiser Ferdinand II. (1619-37) zum Administrator des Stifts Corvey (1624) ernennen zu lassen. Da die proterstantischen Schutzmächte Corveys Hessen und Braunschweig nicht in der Lage waren, den Abt Christoph von Brambach[3] zu schützen, führte Ferdinand diesen 1624 mit militärischer Gewalt nach Neuhaus,[4] um ihn zum Verzicht auf die Abtei Corvey zu zwingen. Dieser ließ sich darauf aber nicht ein und konnte durch die Hilfe des corveyischen Landdrosten Burkhard von Falkenberg fliehen. Am kaiserlichen Hof erreichte er seine Wiedereinsetzung und hielt am 19. Mai 1629 feierlichen Einzug in die Stadt Höxter.[5] Damit war der Versuch Ferdinands gescheitert, die Reichsabtei in seinen Herrschaftsbereich einzugliedern“.[6] Im Schreiben Kaiser Ferdinands II. an Ferdinand von Köln vom 10.2.1626, dass diesen zur Restitution des Amts aufforderte, wird auch die Rolle des Landdrosten Wilhelm von Westphalen bei der Verschleppung des Abts erwähnt: „Unß hatt wenigh tage nach abreisungh derer liebder an unseren kayserlichen hoff g[e]westen abgesanten, des ersamen unsers lieben andächtigen Arnolden von Bucholtz, thumbprobsten zu Hildesheim,[7] der auch ersamb unser lieber andechtiger Johann Christoff abtt des gotshauses Corvey, in underthenigkeitt zum höchsten clagendt zu erkennen geben, wiewoll derselbe durch eine rechtmeßige einhelligliche fürubergangene wahl der capitularn itz genentes gottshauses Corvey, zu gedachten stiffts abtten ordentlicher weiß erwöhlett und proclamirt, die underthanen in aydt und pflicht genohmen, und hirüber die confirmation so woll von der bäpstlichen heyligkeit durch den Mayntzischen officialn, crafft habenden gewalts, als auch von uns, als dem weltlich oberhaupt, erlangt und zuwegen gepracht, so habe doch deßen ungeachtet dero liebden sich zu ermeltem abtten genötigt, und underm schein, als hette dero liebden diese abttey von dem Römischen stuell in commendam erhalten, seine residentz Corvey durch dero liebden Paderbornischen landdrosten Wilhellm Westphall mitt hundert musquetirern nicht alleine umbgeben, und seinen cantzler Caspar Schoeffen mitt schlägen ubell tractiren, sondern auch ihne selbsten neben zweien anderen seiner capitularn auß gedachter seiner abttey Corvey gefenglich annehmen, auff Newehauß[8] bey Paderborn[9] in custodiam pringen, die andere capitularn in underschiedliche clöster zerstreuen und auftheillen, derselben stell mitt frembden münchen ersetzen, durch den weihebischoff [Johann(es) Pelcking; BW] zu Paderborn von dem gottshause selbsten in großer anzahl allerhand vornehme mobilia und victualia nacher Paderborn wegnehmen, und damitt obbenantar abt mitt niemandt der sach nohturfft nach reden könne, anietzo in arctiorem custodiam verschaffen laßen, mitt andeuttungh, dero liebden wolte ihr derselben nicht quitiren, sondern dahin zwingen, gedachte abttey cum omnibus pertinentiis derer liebsten zu resigniren und gentzlich abzutretten, derowegen er uns dan gantz flehendlich und demühtigst anruffen und pitten laßen, daz wihr ihme diß ortts unser keyßerlichen hülff einsehungh, schutz und rettungh zu ertheillen genedigst g[e]duchen wollten“.[10]

Es wird vermutet, dass der mit Spee befreundete und bis 1631 der Haeresie verdächtigte Brambach den Druck der berühmten „Cautio criminalis“ vermittelte.[11]

Die Eroberung Höxters am 20. April 1634, die Brambach miterleben musste, hat ihren Niederschlag  in den Aufzeichnungen eines anonymen Chronisten aus Höxter gefunden: „bis endtlich im jahr 1634 am grünen donnerstag [13.4.1634] herr Gottfridt Huy freyherr von Gleen [Geleen; BW] mit ohngefehr 7000 pferden undt 3000 zu fueß die statt berennet, an zweyen örteren, alß am Lucas hohle undt in Heistermans campe, wo mann nacher Corbey gehet, ein ordentliches läger machte, mit etzlichen 100 canonen schüßen undt 35 fewr granaten (so alle aber nichts außrichteten) tag undt nacht beschoß. Hierauff both er den belagerten einen accord an, allein der commendant auff vielfältige starcke vertröstung des entsatzes schlug sölchen rundt ab, ging also den 10. [20.] Aprilis daß arme Hüxar mit sturm über. Ach ! daß ich den jammer sölcher blütigen eroberung erzehlen muß ! Alles, waß sich nur blicken ließ, gerieth dem feindt in die händte, über 300 soldaten, 220 bürger undt mehr alß 1000 eingeflüchteter haußleuthen nebst vielen anderen frembden musten erbarmblich herhalten, nichts köndte dem feindt entrinnen. Die bürgere, denen noch auß gnaden daß leben geschencket wurde, musten woll 100, 200, 300 ja 700, 800 undt mehr thaler ranzion dafür erlegen. Die pforten der statt wurden alle zerschleifft, die wälle und mauren gantz verwüstet, kirchen undt schulen verheeret, alle adeliche häuser und höffe geplündert, undt ward auch ihre fürstliche gnaden abbt Johann Christoph nebst dem capitul, so damahls in Hüxar mit waren, auff dem Bruderhoffe gahr nicht verschönet, sondern alles ihres geistlich habiets undt bey sich habenden sachen beraubet“.[12]

[1] Corvey [Stadt Höxter]; HHSD III, S. 146ff.

[2] Marsberg, Ober- und Nieder- [LK Brilon]; HHSD III, S. 494ff.

[3] HUISKING, Beiträge, S. 38-42; WIGAND, Denkwürdige Beiträge, S. 17ff.; zur Absetzung u. Gefangennahme durch Pelcking BECKMANN, Johannes Pelcking, S. 40ff.; zur Wiedereinsetzung vgl. NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 434ff., doch setzte sich Brambach nach dessen Festnahme 1632 für seine Freilassung ein; Beckmann, Johannes Pelcking, S. 75; SCHRÖER, Die Kirche Bd. 2, S. 147ff.

[4] (Schloss) Neuhaus [LK Paderborn]; HHSD III, S. 671f.

[5] Höxter [LK Höxter]; HHSD III, S. 346ff.

[6] NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 434f.

[7] Hildesheim; HHSD II, S. 228ff.

[8] (Schloss) Neuhaus [LK Paderborn]; HHSD III, S. 671f.

[9] Paderborn; HHSD III, S. 601ff.

[10] NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 434f.

[11] SCHORMANN, Hexenprozesse, S. 39.

[12] NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 96.

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