Bose, N

Bose, N; Obristleutnant [ – 25.9.1647] Bose stand 1646 als Obristleutnant in hessen-kasselischen Diensten und war an der Zerstörung von Obermarsberg[1] beteiligt.

„Die Gelderpressungen der höheren Offiziere nahmen kein Ende. Ein hartes Vorgehen, zu dem aber wohl die Marsberger durch ihre erneuten Befestigungsmaßnahmen selbst Anlaß gegeben hatten. Der Landgräfin, der auch Gerüchte von einer begonnenen Befestigung der gefürchteten Oberstadt zu Ohren gekommen waren, war sehr daran gelegen dies zu verhindern. Sie beschloß nun die Stadt selbst vollständig zu zerstören und die Bürger zu deren Verlassen zu zwingen. Hierzu legte sie der Stadt eine schwere Kontribution von monatlich 20 Talern auf und befahl am 24. September (14.9.) ihrem Oberstleutnant von Uffeln die Tore und letzten Mauerreste der Stadt zu schleifen. Desweiteren sollte dieser die Stiftskirche zumindest auf einer Seite zerstören. Die Bürger[n] sollten entweder innerhalb von 8 Tagen in die Altenstadt ziehen oder bei dem Kurfürsten und der kaiserlichen Generalität die Bürgerschaft erwirken, daß in Zukunft kein Kriegsvolk mehr auf die Oberstadt gelegt werde.

Mit dem Eintreffen des Oberstleutnants und seiner beiden Brüder in der Oberstadt begann erneut das Verwüstungswerk. Die letzten Mauerreste und die starken Tore wurden von den Regimentern abgebrochen. Dem Auftrag entsprechend wurden die Chöre der Stiftskirche mit 3 Tonnen Pulver ‚bey die Thür, wo man oben auf den Thurm geht‘, gesprengt. Bei dem Einsturz der drei Chöre sprangen die 16 Fenster mitsamt dem Maßwerk aus den Mauern. Auch der Kirchturm wurde auf einer Seite gesprengt. Hierbei zerschlugen die Trümmer der 2 1/2 Meter dicken Mauern einen Teil des Langhauses. Verwundern mag es hierbei, daß die Glocken, die mehrere Stunden nach der Sprengung herabfielen, dennoch unbeschädigt blieben. 1686 waren noch 3 Glocken erhalten, darunter die kleinste und älteste, im Jahre 1406 am Lucientage gegossen. Die Chronik berichtet hierzu: ‚Am 14. hujus (September) ist obrist leutn. Bose mitt ohngefehr sechs Compagn. zu Ross und fues von Warburg[2] an der Dimel derauff kommen, zu Westheimb[3] in der nacht ettlich stunde logiret, am 15. forder uff Stattberg[4] gezogen, vermög gehapter ordre die pforten abbrennen, den Stifts Kirchthurm sprengen lassen, welches man alhir gehöret, vermeinend, es seyen groben geschütz, einerseits mawer ist stehen blieben, des nachts ist alles in gebew von holtz mit der glocken herunder gefallen‘.

Nicht einmal vor den Friedhofsmauern und den Mauern des Stifts machte man Halt. Was die Bürger nach der Belagerung und Zerstörung an Vieh und Lebensmitteln noch retten konnten, wurde ihnen nun genommen, viele Schweine und Ziegen noch vor Ort geschlachtet. Vor allem das Stift wurde arg in Mitleidenschaft gezogen. Die Mönche waren gezwungen, ihr letztes Schweinund ihr einziges Pferd abzuliefern. Auch die Kühe wurden ihnen genommen, allerdings später vom hessischen Obristleutnant wieder zurückgegeben. Die Räubereien wurden begünstigt durch die Abwesenheit des Propstes Neuhoff. Sie geschahen gegen den Willen und ohne Wissen der Führer, die ihre Truppen wohl nicht mehr in der Hand hatten.

Nur durch unterwürfige Bitten der Bevölkerung und eine schwere Kontribution von 1000 Talern konnten die Bürger die Hessen von der Zerstörung ihrer letzten Häuser abhalten. Genau an dieser Kontribution aber war dem Oberstleutnant mehr gelegen, als an der Zerstörung der wenigen, nach dem großen Brand noch übrig gebliebenen Häuser der Stadt“.[5]

Am 25.9.1647 wurde er bei einem nächtlichen Überfall Lamboyscher Soldaten erschlagen. In der Chronik des Adolff Wilhelm Moerbecke zu Stevening [1611 -1675] heißt es: „Des volgenden nachts sint die keiserschen den Schweden gelickfals ingefallen, kommende erst an up’t quateer van die Wymarschen soldren, indien sie van’t gecommenderde voetvolck (wie belast wass) na behoeren gesecondert waren gewest, ‚t Schwedesche ende Hessesche leger in confusie gebracht ende groten schaeden togefoget hebben. Echter heeben sie voele van diesolve doot geslagen, warunder waren die oversten leuitenantz Benneman ende Bose ende einige andere rittmeisteren ende andere officeren, bekommende ungefehr 60 a 70 perden ende (so gesacht wierde) 2 standarden“.[6]

[1] Marsberg [Hochsauerlandkr.]; HHSD III, S. 494ff.

[2] Warburg [LK Warburg]; HHSD III, S. 752ff.

[3] Westheim, heute Ortsteil von Marsberg [Hochsauerlandkr.].

[4] Marsberg [Hochsauerlandkr.]; HHSD III, S. 494ff.

[5] STOLZ, Marsberg, S. 128f.

[6] STROTHMANN, Westfalen, S. 173.

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