Bodendieck [Bodendick, Poppendieck, Bodenteich], Oswald von

Bodendieck [Bodendick, Poppendieck, Bodenteich], Oswald von; Obristwachtmeister [1595-24.12.1666] Oswald von Bodendieck [Bodendick, Poppendieck, Bodenteich][1595-24.12.1666][1] war lutherischer Edelmann, Hauptmann unter Friedrich von Sachsen-Altenburg, Obristleutnant und Obristwachtmeister im Regiment Colloredo.[2] Er lag ab Oktober 1625 in Osterwieck[3] im Quartier, 1626 war er Kommandant von Osterwieck, Domherr und Senior der Stiftskirche in Verden.[4] Er stand im Kampf gegen die Harzschützen,[5] eine bäuerlich-bürgerliche Widerstandsbewegung im Harz gegen die kaiserlich-ligistische Besatzung während des Niedersächsisch-Dänischen Krieges.

Der schwarzburg-sondershausische Hofrat Happe[6] erwähnt Bodendieck in seiner „Thüringischen Chronik“: „Anno 1622 den Tag vor Nicolaj ist etzlich geworbenes Volck, Hertzog Fritzen von Sachsen-Altenburg zustendig, in Greußen[7] einquartiret worden, deren Capitan Oßwalt von Bodendieck geheißen. Die haben mit der Stadt sehr übel gehauset und unter andern auch meinen lieben Bruder Valtin Happen zu Greußen in seinem Haus gegen abends überlaufen und jämmerlichen erstochen, der sich aber tapfer gewehret und mit einer Hellebarten vier Soldaten dermaßen beschediget hat, dass man sie auf Wagen hinweg führen müssen, die davon auch alle 4 gestorben seyn sollen. Gott sey die Rache befohlen. Aus Greußen ist diese ehrliche Rotte in die Erfurter[8] Dörfer gerücket, da Hertzog Fritz mit etzlichen tausend Mann gelegen, etzliche hundert arme Bauren jämmerlich erschlagen und sehr unchristlich tyrannisch sonderlich iin dem Dorfe Udestedt[9] gehandelt bis zu Ende dieses Jahres. Dahero große Furcht, Angst und Noth in der Herrschaft Schwartzburg gewesen, hat sich also dies Jahr mit großen Trauren geendiget“.[10]

„Die 13 Kompanien des Obristen [Hieronymus v.; BW] Colloredo, [1625; BW] in Osterwieck, Abbenrode,[11] Stapelburg[12] und anderen Ortschaften stationiert, hatten sich auf die Verbreitung von Unruhe verständigt. In Osterwieck kommandierte der Obristwachtmeister Oswald von Bodendieck; auf seinen Befehl hörten auch Kroaten,[13] während deren im Kloster Riechenberg[14] einquartierten Landsleute der Fuchtel Tillys[15] unterstanden. Weshalb die Angehörigen der beiden Heere sich das Amt Harzburg[16] für ihre Beutezüge aussuchten, ist wohl nur mit deren Witterung für Lohnendes zu erklären. All diese herumstreifenden Söldner wagten sich bis an den Stadtrand von Goslar[17] vor; wenn die Gelegenheit günstig schien, griffen sie zu, stahlen, was nicht niet- und nagelfest war; sie raubten Vieh und lebten, leichten Herzens, in den Tag hinein. Ein solcher Krieg brauchte nie zu enden“.[18]

„Am 3. Juni desselben Jahres [1626; BW] erregte sich Wallenstein[19] in Aschersleben[20] vor dem Goslarer Johann Reck und dem Oberstleutnant Bodendieck über die schlimmen Bauern auf der Harzburg und in Seesen,[21] die nicht nur bekämpft, vielmehr »gänzlich vertilgt« werden müßten. Der gute Reck geriet sichtlich in Verlegenheit, als er ein probates Mittel nennen sollte, die Männer auf der Harzburg auzuheben. Gegen die Seesener würde gewiß eine erneute Belegung des Klosters Riechenberg mit Kroaten helfen“.[22]

„Unterdessen mieden die Harzschützen, durch die Tillyschen Söldner irritiert, die Nähe Goslars, ohne jedoch ihre Aktivitäten einzuschränken. Weiterhin nahmen sie Männer gefangen und bedrohten sie oder raubten, wie in Veckenstedt,[23] wo sie sich einer Hammelherde bemächtigten, was den machtlosen Friedrich Ulrich schockierte, so daß er einen Drohbrief nach Harzburg sandte. Aber zu diesem Zeitpunkt war die Nacht über das Gebiet gefallen. Denn Wallenstein, dem Feinsinnigkeit nicht nachgesagt werden sollte, beauftragte den in Osterwieck residierenden Oberstleutnant Bodendieck, die Dörfer des Amtes Harzburg zu zerstören. Gesagt, getan ?

In der historischen Darstellung des R. Wieris liest sich die Ausführung des Befehls so: »Am 22. April 1626, dem Sonnabend nach Quadimodogeniti war es, als diese fremdländischen Söldner über unsere Dörfer kamen. Die Männer, die nicht mehr in die Wälder entrannen, wurden niedergemacht, bis auf wenige, denen, wie in Bettingerode[24] und Harlingerode,[25] das Leben nur geschenkt wurde, damit sie zu abschreckender, martervoller Hinrichtung nach Halberstadt[26] getrieben werden konnten. Aber selbst Frauen, Greise und Kinder fanden keine Schonung. Nachdem der Feind alles, was des Mitnehmens wert schien, zusammengerafft und sämtliches Vieh fortgetrieben hatte, wurde an alle Wohnwesen im ganzen Amte planmäßig die Brandfackel gelegt. Das von Herzog Julius erbaute Amtshaus in Bündheim,[27] die beiden Amtsvorwerke, alle die blühenden Hüttenwerke in Neustadt,[28] das Salzwerk Juliushall und die neuerrichtete Kirche in Harlingerode gingen in Flamen auf. Zwei Tage und zwei Nächte währte das Wüten des kaiserlichen Volks … Als die Wallensteiner endlich am 24. April, beutebeladen und das Vieh vor sich hertreibend, abzogen, ließen sie nichts zurück als Jammer und Elend« „.[29]

„Nachdem Wallenstein am 19. Juni 1626 Bodendieck nochmals befohlen hatte, gegen die Harzburger vorzugehen, setzte sich dieser mit Oberhauptmann Meyer in Goslar in Verbindung, um das konkrete Vorgehen zu erörtern. Der erste entscheidende Angriff Bodendiecks auf die Harzburger, von denen eine größere Anzahl getötet wurde, erfolgte am 22. Juni. Dabei erbeuteten die Kaiserlichen das Vieh der Harzburger, das diese außerhalb der Burg auf der Weide hatten. Die zweite erfolgreiche Aktion führte der Obristleutnant am 26. Juni 1626 durch. Als die Harzburger am Morgen dieses Tages ihr Vieh aus der Burg trieben, wurden sie von den Kaiserlichen überrascht und von diesen das gesamte Vieh erbeutet. Ein Ausfall der Harzburger aus der Burg, bei dem das Vieh zurückerobert werden sollte, schlug fehl. Mit erheblichen Verlusten mußten sie sich wieder auf die Burg zurückziehen. Etwa 20 Mann waren im Kampf gefallen. Weitere 16 wurden durch Bodendieck als Gefangene mit nach Osterwieck genommen.[30] Anscheinend betrachteten die Kaiserlichen ihre Aktionen als ausreichend zur Eindämmung der Bewegung, weshalb sie von einer Blockierung der Burg Abstand nahmen. Nur so ist es auch zu erklären, daß am 27. Juni ‚ … der Kapitain auf der Harzburg Georg Wolf von Wildenstein alle Rinder bei 64 Häupter, so den Bürgern (von Wernigerode[31] .. F. B.) allhie gehören, außen Harze …‘ erbeuten konnte. Außerdem war es möglich, daß durch die Gemeinde Ilsenburg[32] noch am 29. Juni und an einem der folgenden Tage jeweils 100 Brote als Kontribution auf die Har[z]burg gebracht werden konnten. Obwohl die Burg selber scheinbar nicht von den Kaiserlichen angegriffen wurde, verließen sie die Dänen mit großer Wahrscheinlichkeit im Juli 1626″.[33]

In der Chronik von Beelitz[34] heißt es: „Sobald Kurfürst Durchlaucht 1627 nach Preußen gezogen war wegen der Kriegsunruhe, die zwischen Polen und Schweden sich erhob, – um die Sache in Güte zu behandeln, – wollte man aller Orten, wo es Noth sein möchte, die märkischen Pässe besetzen, daher denn auch mit 10 Musketiren der Golzowsche[35] Paß von unsern Bürgern mußte besetzt werden und ward immer Abwechselung gehalten.

Es kam auch Befehl damals, 25 Musketire nach Brandenburg[36] zu schicken. Als nun am 12. April etliche mit dem Stadtschreiber dahin von hier marschieren wollten, befand sich’s, daß eben der Herzog von Lüneburg schon beide Städte Brandenburg eingenommen, wie gemeldet wurde: der Obrist-Quartiermeister Wurm war mit etlichen 100 Soldaten von Tangermünde[37] fortgerückt und hatte sich mit dem Altringer[38] verbunden, und nachdem sie mit Gewalt den Paß zu Plaue[39] eingenommen, waren sie bald darauf nach Brandenburg gerückt; als sie nun hier eingelassen wurden, besetzten sie die Stadt mit wenig Volk und zogen auf Fähre Bellin,[40] um den Paß auch zu erobern. Man hat aber dürfen vorgeben, daß sie nicht als Feinde, sondern als Freunde gekommen wären: und dazu gleichsam auf Erfordern Kurfürstliche Duchlaucht, welche ihr Land in kaiserlichen Schutz gegeben.

Gleichwohl ist dieser Einfall dem Herzog von Lüneburg vom Kurfürsten zu Sachsen doch hoch verwiesen worden, worüber er in Brandenburg über der Tafel nicht wenig erschrocken ist. Sonst aber ist Oberlieutenant dieser Völker Ostwald von Bodendick gewesen, welcher auch Rathenow[41] mit besetzte. Dieselben sind auf 17 Compagnien zu Fuß und 1 zu Roß, ohne die Befehlshaber geschätzt worden, wie im Ausschreiben an den Landreuter[42] zu finden war. Weil nun die Städte genöthigt wurden, diese Völker einzunehmen, hat man eine monatliche Taxe zu ihrem Unterhalte gemacht, als:

8079 Thaler am Gelde, 158 ½ Wispel Roggen, 1054 ½ Ochsen, 3295 Tonnen Bier und 58 Wispel Hafer.

Davon ist dieser Stadt verhältnißmäßiger Antheil gewesen: 66 Thaler, 17 Tonnen Bier, 18 Scheffel Roggen,

12 Scheffel Hafer und ¾ Ochsen“.[43]

„Die Kaiserlichen kamen eher, als man erwartet hatte. Schon am 10. April 1627 griff der kaiserliche Obristlieutenant von Bodendiek mit einigen ausgesuchten Korporalschaften des Regiments [Rudolf v.; BW] Colloredo überraschend Plaue[44] an. Die Märker konnten unter der Leitung des schnell herbeigeeilten Kommandeurs der Lehnpferde Kapitän [August Moritz; BW] von Rochow erfolgreich abwehren, da die Kaiserlichen kein Geschütz mit sich führten. Bodendiek aber gab seine Sache nicht verloren. Er schloß sich nun mit dem Obristquartiermeister von Wurm und dem Obristen Altringen[45] zusammen und zog wol mit 4000 Mann und 5 Stücken am 11. April erneut auf Plaue. Auf die Kunde hiervon hielt Rochow jeglichen Widerstand auf dem linken Ufer der Havel für nutzlos. Er ließ Plaue räumen und auch die jenseits der Havel liegende neuerbaute Schanze, die den Zugang zur Havelbrücke hatte sperren sollen. Dann ließ er 4 Joch der Holzbrücke abwerfen und den Rest abbrennen. Trotz dieser Vorsichtmaßnahme und trotz des von den Märkern geleisteten Widerstandes gelang es den Kaiserlichen, noch am 11. April den Übergang über die Havel zu erzwingen. Ein Teil der Verteidigungsmannschaften, darunter 40 Berliner, wurden gefangen genommen und entwaffnet, darunter der Kapitän von Rochow mit seinen Lehnpferden, suchten ihr Heil in der Flucht nach der Neustadt Brandenburg.[46] Plaue wurde geplündert. Noch am gleichen Tage ließ Bodendiek von Plaue aus, wo er Quartier genommen hatte, die Städte Brandenburg und Rathenow[47] auffordern, sich zu ergeben. In unverhofften wiedrigena Fall aber, und daß solches nicht erfolgen, wollte er sich ihrer mit Gewalt bemächtigen. Diese Aufforderung verfehlte bei den Räten der Städte ihre Wirkung nicht. Als Bodendiek darauf in der Frühe des folgenden Tages mit seiner Armee vor Brandenburg erschien, und den Magistrat beider Städte hinnauß begehrt, folgten sie willig seinem Geheiß. Bodendiek verlangte von ihnen kampflose Übergabe der Städte und die sofortige Zahlung von 6000 Talern Kontribution. Die Räte der Altstadt nahmen die Forderungen Bodendieks bedingungslos an. Nicht so die Räte der Neustadt. Sie wollten sich vorher erst mit ihren Bürgern unterreden. Nachdem er zwei Mitglieder des Neustädter Rates als Geiseln zurückbehalten hatte, schickte Bodendiek die Räte wieder heim. Zurückgekehrt, verschlossen die Räte der Altstadt das Rathaus, in dem die Bürger ihre Waffen niedergelegt hatten, und öffneten die Tore. Als die Kaiserlichen in die Altstadt einzogen, erhielt das Domkapitel einen Schutzbrief. Bei der Neustadt aber wiederholte sich das gleiche Spiel wie im Jahr vorher. Die Räte der Neustadt hatten sofort nach ihrer Rückkehr die Lange Brücke zwischen beiden Städten zerstören und die Tore verrammeln lassen, im Einverständnis mit den Bürgern. Als sich nun die Kaiserlichen der Neustadt näherten, erhielten sie, obgleich sie die Geiseln vor sich her führten, aus einem Falkonet Feuer. Das war das Signal zu einem heftigen Kampf, in welchem es auf beiden Seiten Tote und Verwundete gab. Die Kaiserlichen eröffneten darauf ein kurzes Artilleriefeuer auf die Neustadt und gingen zum Sturmangriff über. Sie nahmen die Stadt, nachdem die Bürgermeister Freund und Zieritz, die die Bürgerschaft zum Widerstand angefeuert hatten, schwer verwundet worden waren. Rochow sowie sämtliche Lehnpferde gerieten in Gefangenschaft. Nun folgte eine Plünderung der Stadt, der Bodendiek nur mit Mühe Einhalt gebieten konnte. Danach wurden die märkischen Soldaten in die Reihen der Kaiserlichen eingereiht. Bodendiek schickte darauf 500 Mann nach Rathenow. Zwei Rathenower Ratsmitglieder eilten, als die davon hörten, zu Bodendiek und suchten bei ihm um Dilation nach, bis ihnen Verhaltensmaßregeln von der Regierung zugegangen wären; aber Bodendiek ließ sich nicht darauf ein. Schnell reisten nun die beiden Rathenower in ihre Stadt zurück und veranlaßten die Bürger und Soldaten zur kampflosen Übergabe. Am 13. April nahmen die Kaiserlichen von Rathenow Besitz. Bürger und Soldaten wurden entwaffnet und die Waffen im Rathaus niedergelegt. Nachdem Bodendiek die Verpflegung seiner Truppen geregelt und das höchste Kommando über die bei Brandenburg stehenden Truppen dem Obristquartiermeister v. Wurm übertragen hatte, fuhr er am 14. April im Wagen des Brandenburger Dompropstes v. Bredow nach Rathenow. Von dort begab er sich nach kurzer Rast unter Mitnahme von 90 Mann kaiserlichen Volks nach Havelberg,[48] um dieses befestigungen zu lassen. Sicher hatte Bodendiek davon Nachricht erhalten, dass König Christian IV.[49] seinem Generalwachtmeister Schlammersdorf[50] und den Obristen [Konrad; BW] Nell und Bernhard v. Weimar[51] Befehl gegeben hatte, daß sie … nach der Marck Brandenburch sich begeben, und allda sich der Passen bemechtigen sollen an die Streume, so nach dem Land Holstein sich wenden. Zur Schanzenarbeit in Havelberg zog Bodendiek alle verfügbaren Kräfte der Umgebung mit heran, selbst an die entfernter liegenden Städte Rathenow und Brandenburg erging am 23. April seine Aufforderung, je 200 Mann mit Schippen, Spaten und Karren nach Havelberg zu schicken. Auch der Herzog [Georg; BW] von Lüneburg erschien jetzt an der Havel und überprüfte den Verteidigungszustand der Pässe. Am 23. April war der Herzog in Rathenow, am 25. treffen wir ihn in Brandenburg, wo er übernachtete. Von hier aus fuhr er am 26. April gen Plaue, überschritt dort die Havel und nahm seinen Weg nach Sandau,[52] das er zu seinem Hauptquartier ausersehen hatte“.[53]

Um weitere Hinweise unter Bernd.Warlich@gmx.de wird gebeten !

[1] VD17: 1:039900E: REHBURG, Martin, Himlische Trost-Quelle Welche alle durch diß dürre Jammerthal reisende Gläubige Christen in ihrer Creutzes-Hitze und Durst kräftig labet / Und dahero Von Ihnen mit sehnlichem Verlangen gesuchet wird: : Gefunden Im 42. Psalm/ vs. 2.3. Wie der Hirsch schreyet nach frischem Wasser / [et]c. Und als Der … Herr Oswald von Bodendieck, Gewesener Thum-Herr und Senior der Hohen Stiffts-Kirchen zu Vehrden … nach seinem am 24. Decembris deß 1666. Jahrs … Abschiede / am 3. Septembris Anno 1667. … in seine Ruhkammer zu Schnega … beygesetzet worden. Wolfenbüttel 1667.

[2] SCHILLER, Harzburg, S. 118f. Siehe die Erwähnungen bei BOBLENZ, Harzschützen, der sich u. a. auf HAPPE stützt, bzw. NÜCHTERLEIN, Wernigerode (hier Poppendieck).

[3] Osterwieck [Kr. Wernigerode/Halberstadt]; HHSD XI, S. 359f.

[4] Verden; HHSD II, S. 464ff.

[5] Harzschützen: Ab 1625 formierte sich im Harzgebiet eine bewaffnete, überwiegend bäuerliche Widerstandsbewegung aus Einwohnern von Städten und Dörfern, desertierten Soldaten und flüchtigen Straftätern zusammen mit regulären Truppeneinheiten Christians von Braunschweig und Christians IV. von Dänemark gegen die das Gebiet mit Krieg und Plünderungen überziehenden Heere Tillys und Wallensteins. Nach den Berichten des kursächsischen Gesandten Friedrich Lebzelter (Hauptstaatsarchiv Dresden Loc. 10.712: FLZ Anno 1625/II, fol. 862 a) rotteten sich im August 1625 „die braunschweigischen bawern in großer anzahl bey sammen, und ezlich stuck geschuz mit viel munition, wieder der obrigkeit willen, aus etlichen städten genommen, sich inn die verhawene wälde und päß begeben, inn den wälden tiefe fallgruben und springminen gemacht“. Hauptstaatsarchiv Dresden Loc. 10.712: FLZ Anno 1625/II, fol. 863 b: „Gestern und heut seint 3 curier vom braunschweigischen volck beym könige gewest, derer annbringen ist noch inn geheim, doch geben ezliche königliche hofgesinde aus, die braunschweigischen hettenn bey Hameln in einem waldt, viel Tyllisch volck erschlagenn und ezliche regiment, so den vorzug gehabt, umbringt“. Philipp Reinhard von Solms-Lich hatte 1627 mit einem umfassenden Aufstand der Harzbauern spekuliert, die Dänemark im Kampf gegen die Kaiserlich-Ligistischen unterstützen sollten; Riksarkiv København TKIA 96 (Ausfertigung): Philipp Reinhard von Solms-Lich an Christian IV. von Dänemark, 1627 V 13: „Ahn dem hartz undt Sulingerwaldt [Soling] thun sich etliche bawren zusamen undt schlagen uf die Tyllische so gut sie können, dörffte dieser orten den bawren leicht zu wincken sein sie sollten ein allgemeinen uffstand machen“. Vgl. BOBLENZ, Harzschützen; BOBLENZ, Aktionen; NÜCHTERLEIN, Wernigerode.

[6] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 111f.

[7] Greußen [Kyffhäuserkreis]; HHSD IX, S. 170f.

[8] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.

[9] Udestedt [Kreis Sömmerda]

[10] HAPPE I 31 r – 31 v; mdsz.thulb.uni-jena.de.

[11] Abbenrode [Kr. Wernigerode]; HHSD XI, S. 1.

[12] Stapelburg [Kr. Wernigerode]; HHSD XI, S. 443.

[13] Kroaten: (kroatische Regimenter in kaiserlichen und kurbayerischen Diensten), des „Teufels neuer Adel“, wie sie Gustav II. Adolf genannt hatte (GULDESCU, Croatian-Slavonian Kingdom, S. 130). Mit der (älteren) Bezeichnung „Crabaten“ (Crawaten = Halstücher) wurden die kroatischen Soldaten, die auf ihren Fahnen einen Wolf mit aufgesperrtem Rachen führten führten [vgl. REDLICH, De Praeda Militari, S. 21], mit Grausamkeiten in Verbindung gebracht, die von „Freireutern“ verübt wurden. „Freireuter“ waren zum einen Soldaten beweglicher Reiterverbände, die die Aufgabe hatten, über Stärke und Stellung des Gegners sowie über günstige Marschkorridore und Quartierräume aufzuklären. Diese Soldaten wurden außerdem zur Verfolgung fliehender, versprengter oder in Auflösung begriffener feindlicher Truppen eingesetzt. Diese Aufgabe verhinderte eine Überwachung und Disziplinierung dieser „Streifparteyen“ und wurde von diesen vielfach dazu genutzt, auf eigene Rechnung Krieg zu führen. Zum anderen handelte es sich bei „Freireutern“ um bewaffnete und berittene Bauern, die über Raubzüge Verwirrung hinter den feindlichen Linien schufen. Sie taten dies entweder mit Erlaubnis ihrer Kommandierenden, als integraler Bestandteil der kaiserlichen Kriegsführung, oder aber unerlaubter Weise – nicht ohne dabei z. T. drakonische Strafen zu riskieren. Diese „Freireuter“ stahlen und plünderten auf Bestellung der eigenen Kameraden sowie der Marketender, die ihrerseits einen Teil ihrer Einnahmen an die Obristen und Feldmarschälle abzuführen hatten. An Schlachten nahmen sie in der Regel nicht teil oder zogen sogar auch in der Schlacht ab. Zudem war „Kroaten“ ein zeitgenössischer Sammelbegriff für alle aus dem Osten oder Südosten stammenden Soldaten. Ihre Bewaffnung bestand aus Arkebuse, Säbel (angeblich „vergiftet“; PUSCH, Episcopali, S. 137; MITTAG, Chronik, S. 359, wahrscheinlich jedoch Sepsis durch den Hieb) und Dolch sowie meist 2 Reiterpistolen. Jeder fünfte dieser „kahlen Schelme Ungarns“ war zudem mit einer Lanze bewaffnet. SCHUCKELT, Kroatische Reiter; GULDESCU, Croatian-Slavonian Kingdom. Meist griffen sie Städte nur mit Überzahl an. Die Hamburger „Post Zeitung“ berichtete im März 1633: „Die Stadt Hoff haben an vergangenen Donnerstag in 1400. Crabaten in Grundt außgeplündert / vnnd in 18000 Thaller werth schaden gethan / haben noch sollen 1500. fl. geben / dass sie der Kirchen verschonet / deßwegen etliche da gelassen / die andern seind mit dem Raub darvon gemacht“. MINTZEL, Stadt Hof, S. 101. Zur Grausamkeit dieser Kroatenregimenter vgl. den Überfall der Kroaten Isolanis am 21.8.1634 auf Höchstädt (bei Dillingen) THEATRUM EUROPAEUM Bd. 3, S. 331f.; bzw. den Überfall auf Reinheim (Landgrafschaft Hessen-Darmstadt) durch die Kroaten des bayerischen Generalfeldzeugmeisters Jost Maximilian von Gronsfelds im Mai 1635: HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 148ff.; den Überfall auf Reichensachsen 1635: GROMES, Sontra, S. 39: „1634 Christag ist von uns (Reichensächsern) hier gehalten, aber weil die Croaten in der Christnacht die Stadt Sontra überfallen und in Brand gestecket, sind wir wieder ausgewichen. Etliche haben sich gewagt hierzubleiben, bis auf Sonnabend vor Jubilate, da die Croaten mit tausend Pferden stark vor Eschwege gerückt, morgens von 7-11 Uhr mittags mit den unsrigen gefochten, bis die Croaten gewichen, in welchem Zurückweichen die Croaten alles in Brand gestecket. Um 10 Uhr hats in Reichensachsen angefangen zu brennen, den ganzen Tag bis an den Sonntags Morgen in vollem Brande gestanden und 130 Wohnhäuser samt Scheuern und Ställen eingeäschert. Von denen, die sich zu bleiben gewaget, sind etliche todtgestoßen, etlichen die Köpfe auf den Gaßen abgehauen, etliche mit Äxten totgeschlagen, etliche verbrannt, etliche in Kellern erstickt, etliche gefangen weggeführet, die elender gewesen als die auf der Stelle todt blieben, denn sie sind jämmerlich tractirt, bis man sie mit Geld ablösen konnte“. LEHMANN, Kriegschronik, S. 61, anlässlich des 2. Einfall Holks in Sachsen (1632): „In Elterlein haben die Crabaten unmanbare Töchter geschendet und auf den Pferden mit sich geführet, in und umb das gedreid, brod, auf die Bibel und bücher ihren mist auß dem hindern gesezt, In der Schletta [Schlettau] 21 bürger beschediget, weiber und Jungfern geschendet“. LANDAU, Beschreibung, S. 302f. (Eschwege 1637). Auf dem Höhepunkt des Krieges sollen über 20.000 Kroaten in kaiserlichen Diensten gestanden haben. In einem Kirchturmknopf in Ostheim v. d. Rhön von 1657 fand sich ein als bedeutsam erachteter Bericht für die Nachgeborenen über den Einfall kroatischer Truppen 1634; ZEITEL, Die kirchlichen Urkunden, S. 219-282, hier S. 233-239 [Frdl. Hinweis von Hans Medick, s. a. dessen Aufsatz: Der Dreißigjährige Krieg]. Vgl. BAUER, Glanz und Tragik; neuerdings KOSSERT, „daß der rothe Safft hernach gieng…“ http://home.arcor.de/sprengel-schoenhagen/2index/30jaehrigekrieg.htm: „Am grauenhaftesten hatte in dieser Zeit von allen Städten der Prignitz Perleberg zu leiden. Die Kaiserlichen waren von den Schweden aus Pommern und Mecklenburg gedrängt worden und befanden sich auf ungeordnetem Rückzug nach Sachsen und Böhmen. Es ist nicht möglich, alle Leiden der Stadt hier zu beschreiben.
Am ehesten kann man sich das Leid vorstellen, wenn man den Bericht des Chronisten Beckmann über den 15. November 1638 liest: ‚… Mit der Kirche aber hat es auch nicht lange gewähret, sondern ist an allen Ecken erstiegen, geöffnet und ganz und gar, nicht allein was der Bürger und Privatpersonen Güter gewesen, besonders aber auch aller Kirchenschmuck an Kelchen und was dazu gehöret, unter gotteslästerlichen Spottreden ausgeplündert und weggeraubet, auch ein Bürger an dem untersten Knauf der Kanzel aufgeknüpfet, die Gräber eröffnet, auch abermals ganz grausam und viel schlimmer, als je zuvor mit den Leuten umgegangen worden, indem sie der abscheulichen und selbst in den Kirchen frevelhafter und widernatürlicher Weise verübten Schändung des weiblichen Geschlechts, selbst 11- und 12-jähriger Kinder, nicht zu gedenken – was sie nur mächtig (haben) werden können, ohne Unterschied angegriffen, nackt ausgezogen, allerlei faules Wasser von Kot und Mist aus den Schweinetrögen, oder was sie am unreinsten und nächsten (haben) bekommen können, ganze Eimer voll zusammen gesammelt und den Leuten zum Maul, (zu) Nase und Ohren eingeschüttet und solch einen ‚Schwedischen Trunk oder Branntwein’ geheißen, welches auch dem damaligen Archidiakonus… widerfahren. Andern haben sie mit Daumschrauben und eisernen Stöcken die Finger und Hände wund gerieben, andern Mannspersonen die Bärte abgebrannt und noch dazu an Kopf und Armen wund geschlagen, einige alte Frauen und Mannsleute in Backöfen gesteckt und so getötet, eine andere Frau aus dem Pfarrhause in den Rauch gehängt, hernach wieder losgemacht und durch einen Brunnenschwengel in das Wasser bis über den Kopf versenket; andere an Stricken, andere bei ihren Haaren aufgehängt und so lange, bis sie schwarz gewesen, sich quälen lassen, hernach wieder losgemacht und andere Arten von Peinigung mit Schwedischen Tränken und sonsten ihnen angeleget. Und wenn sie gar nichts bekennen oder etwas (haben) nachweisen können, Füße und Hände zusammen oder die Hände auf den Rücken gebunden und also liegen lassen, wieder gesucht, und soviel sie immer tragen und fortbringen können, auf sie geladen und sie damit auf Cumlosen und andere Dörfer hinausgeführt, worüber dann viele ihr Leben (haben) zusetzen müssen, daß auch der Rittmeister der Salvegarde und andere bei ihm Seiende gesagt: Sie wären mit bei letzter Eroberung von Magdeburg gewesen, (es) wäre aber des Orts so tyrannisch und gottlos mit den Leuten, die doch ihre Feinde gewesen, nicht umgegangen worden, wie dieses Orts geschehen’ „.

[14] Riechenberg [Stadt Goslar]; HHSD II, S. 392f.

[15] Vgl. KAISER, Politik; JUNKELMANN, Der Du gelehrt hast; JUNKELMANN, Tilly.

[16] Bad Harzburg [LK Goslar].

[17] Goslar; HHSD II, S. 174ff.

[18] HOFFMANN, Harzschützen, S. 38.

[19] Vgl. auch CATALANO, Ein Chamäleon; REBITSCH, Wallenstein; MORTIMER, Wallenstein; SCHUBERTH; REICHEL, Die blut’ge Affair’.

[20] Aschersleben [Kr. Aschersleben]; HHSD XI, S. 23ff.

[21] Seesen [Kr. Gandersheim]; HHSD II, S. 425f.

[22] HOFFMANN, Harzschützen, S. 44.

[23] Veckenstedt, heute Ortsteil der Gem. Nordharz [LK Harz].

[24] Bettingerode, heute Stadtteil von Bad Harzburg.

[25] Harlingerode, heute Stadtteil von Bad Harzburg.

[26] Halberstadt [Kr. Halberstadt]; HHSD XI, S. 169ff.

[27] Bündheim, heute Ortsteil von Bad Harzburg.

[28] Neustadt/Harz [LK Nordhausen].

[29] HOFFMANN, Harzschützen, S. 49f.

[30] Osterwieck [Kr. Wernigerode/Halberstadt]; HHSD XI, S. 359f.

[31] Wernigerode [Kr. Wernigerode]; HHSD XI, S. 493ff.

[32] Ilsenburg [Kr. Wernigerode]; HHSD XI, S. 225ff.

[33] BOBLENZ, Aktionen, S. 71f.

[34] Beelitz [LK Potsdam-Mittelmark].

[35] Golzow [LK Potsdam-Mittelmark].

[36] Brandenburg [Stadtkr.]; HHSD X, S. 135ff.

[37] Tangermünde [LK Stendal]; HHSD XI, S. 458ff.

[38] Vgl. HALLWICH, Gestalten aus Wallenstein’s Lager II. Johann Aldringen.

[39] Plaue, heute Stadtteil von Brandenburg [Stadtkr.]; HHSD X, S. 135ff.

[40] Fehrbellin [Kr. Osthavelland/Neuruppin]; HHSD X, S. 172.

[41] Rathenow [Stadtkr. Rathenow/Kr. Rathenow]; HHSD X, S. 333f.

[42] Landreiter: „ein obrigkeitlicher geringer Bedienter zu Pferde, welcher das Land zu bereiten, und auf die Übertreter der Polizey, der Wald- und Forstordnungen, der Zölle u. s. f. ein wachsames Auge hat, und in einigen Gegenden auch Land-Dragoner, Ausreiter, Überreiter genannt wird. In der Mark Brandenburg wird der einem solchen Landreiter angewiesene Bezirk die Landreiterey genannt, mit welchem Worte man zuweilen auch dessen Wohnung und dessen Amt bezeichnet“. ADELUNG Bd. 2, Sp. 1892.

[43] SCHNEIDER, Chronik der Stadt Beelitz, S. 26.

[44] Plaue, heute Stadtteil von Brandenburg [Stadtkr.]; HHSD X, S. 135ff.

[45] Vgl. HALLWICH, Gestalten aus Wallenstein’s Lager II. Johann Aldringen.

[46] Brandenburg [Stadtkr.]; HHSD X, S. 135ff.

[47] Rathenow [Stadtkr. Rathenow/Kr. Rathenow]; HHSD X, S. 333f.

[48] Havelberg [Kr. Westprignitz/Havelberg]; HHSD X, S. 217ff.

[49] Vgl. HEIBERG, Christian 4.

[50] Jakob Balthasar von Schlammersdorff auf Blankenfels und Hopfenohe.

[51] Vgl. JENDRE, Diplomatie und Feldherrnkunst.

[52] Sandau [Kr. Jerichow II/Havelberg]; HHSD XI, S. 407f.

[53] SCHRÖER, Havelland, S. 31ff.

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