Bleymann [Bleimann, Pleymann], Hubert Freiherr von

Bleymann [Bleimann, Pleymann], Hubert Freiherr von; Reichspfennigmeister [ – 1657] Hubert Freiherr von Bleymann – die Erhebung zum Freiherrn erfolgte am 15.6.1653 – war Kaufmann, Pfennigmeister des Herzogtums Jülich, kaiserlicher Reichspfennigmeister[1] und Kriegskommissar.

1635 sah sich der damalige Mainzer Kurfürst Anselm Casimir[2] gezwungen, zur Abdeckung der Kosten der schwedischen Besatzung des Rheingaus im Dreißigjährigen Krieg den Johannisberg[3] zu verpfänden. Die Klosterkirche war 1634 zum ersten Mal zerstört worden. Bleymann erhielt die gesamten Weineinkünfte als Verzinsung des von ihm gewährten Darlehens über 20.000 Reichstaler. Die Schuldsumme wurde 1641 um 10.000 Taler erhöht.[4]

„So läßt ein Bericht des Pfennigmeisters Bleimann aus Düren[5] Anfang 1636 erkennen, daß das Ausmaß der Schrecken auch nach Jahren und Jahrzehnten der Militärpräsenz immer wieder einen routinierten Umgang mit den Phänomenen des Krieges verhindern konnte: ‚Es gehet dergestalt zu, dass mirs unmoeglich, ihme [dem Schultheiss Caspars in Düsseldorf;[6] BW] zu beschreiben. In diesem Ambt gehet das unterst oben, kein Haus bleibe uff den Doerferen, wie gross sie auch sein und das Ambt ist. Mich jammert es dergestalt, dass wollte, hie von dan were; kann auch nit sicher nach Haus kommen, thue mich des Proviantwesens heut ab, weilen ohne bar Geld kein Korn mehr haben kann, und weiss sonst nicht mehr zu bekommen. Solch Brennen, Plünderen, Rauben mit adelichen Häusseren und Kirchen ist es, dass nicht wol zu beschreiben ist; hausen unchristlich, arger als Turken,[7] und werden taglich arger. Als heud werden 6, 8, 10 hingericht – schrecklich, aber hilft nicht. Zeit ich hie gewesen, ist wol ein halb Compagnie Volk gericht, aber hilft nicht. Kommen ich einmal wieder nach Collen,[8] 20 Pferde trecken mich nit daraus’ “.[9]

Caretto schrieb am 18.5.1639 aus Köln an Piccolomini:[10] Die Erhebung der Kontribution für die Armee gestalte sich in Westfalen immer schwieriger. Noch im Vorjahr sei die Lage besser, das Land reicher und die kaiserlichen Anordnungen seien klarer gewesen. Piccolominis Abwesenheit habe zur Folge, dass hier kein Kommandant mit Autorität herrsche. Die Unterhandlungen mit den Delegierten, besonders mit Bleymann, der im Namen Wolfgang Wilhelms von Pfalz-Neuburg[11] spreche, seien sehr mühevoll. Bleymann habe den Mund voll Ausreden, habe das Zustandekommen einer Zusammenkunft mit Vertretern der Armee aufgehalten, Aachen[12] als Sammelplatz habe ihm nicht konveniert, dann habe er wieder die Kontributionsauszahlung an einen Besuch bei der Armee gebunden, wo eine Zusammenkunft der Delegierten stand finden sollte. Die Offiziere verlören langsam die Geduld, die Delegierten redeten sich mit der Armut der Landbevölkerung heraus, diese wieder warte auf Anweisungen, in welchen Gemeinden sie das Getreide abzuführen habe.[13]

Piccolomini unterrichtete Trauttmansdorff vom 27.1.1640 aus Wlašim,[14] die Bestrebungen des Kurfürsten von Köln[15] und Wolfgang Wilhelms von Pfalz-Neuburg seien nicht nur auf eine Schwächung des Kaisers, sondern auf eine Schädigung des Römischen Reiches gerichtet. Jene hätten einen gewissen Bleymann, eine berüchtigte Person, ausgesandt, der angeblich in Vertretung der Stände von Jülich und Kleve spreche; er wohne in Köln und sei allgemein als Intrigant bekannt, als einer, der sich mehr für den eigenen Vorteil als für das Gemeinwohl interessiere. Gegen Lamboys Werbungen und die Truppeneinquartierungen hätten jene eine aus Holland drohende Gefahr erfunden und ihr Ziel sei die Vertreibung der Spanier aus den Niederlanden. Sie gäben vor, im Interesse der Untertanen zu sprechen, in Wahrheit aber trachteten sie danach, diese des kaiserlichen Schutzes zu berauben, um sie ihren Fürsten völlig zu unterjochen. Mittels Neutralitätsproklamationen wollten sie Hatzfeldt aus Westfalen vertreiben. Alle diese Bestrebungen würden von den Franzosen bezahlt; diese möchten auch die Holländer bestechen und zur Aufstellung eines Heeres bewegen, alles zu einem einzigen Ziel, ihrer Machtergreifung in den Niederlanden. Die Neutralitätsfreunde dienten wohl Jahre lang Holländern und Schweden, nie aber dem Wohl des Reiches und des Hauses Habsburg.[16]

Der Chronist und Bürgermeister Georg Leopold [1603 – 1676][17] aus dem von Eger[18] abhängigen Marktredwitz[19] erinnert sich an den 1. August 1645: „Den 1. August ist der kaiserliche Generalfeldmarschall Graf von Hatzfeld, welcher neulich durch die Erlegung einer Rantion von 25000 Reichstalern von den Schwedischen ledig worden ist, aus Franken hie[r]hero [ge]kommen. Er hatte den Reichspfennigmeister H[errn] Pleymann [Bleymann; BW], H[errn] von Stadian [Franz Konrad v. Stadion ?; BW], Oberst Königseck und nicht viel über 30 Pferd[e] bei sich. Er ist über Nacht hier verblieben und am andern Morgen, nachdem er vorher(o) zur Kirche(n) gewesen, wieder fort und zu Fuß hinaus bis über den Galgenberg [ge]gangen. Er wollte nach Eger, um (all)da den Sauerbrunnen[20] zu gebrauchen“.[21] […] „Den 29. September – am Tag Michaelis also – ist der Reichspfennigmeister, H[err] Pleymann, mit etlich[en] Karreten[22] und Pferden von Eger heraus hie[r]her(o) [ge]kommen. Er hat auch berichtet, daß der Feldmarschall von Hatzfeld bald folgen würde. Sie haben Mittagsmahl gehalten, [und] H[err] Feldmarschall aber, ist neben Oberst Königseck [Königsegg, Ernst Graf v.; BW] und anderen eine Stunde danach [ge]kommen. Er hat nit herein [gewollt, sondern] nur einen Boten begehrt und sich außenherum(b) auf Kemnath[23] weisen lassen“.[24]

Bleymann soll 1657 verstorben sein. Allerdings existiert eine Akte des Reichshofrats mit einer Auseinandersetzung zwischen Ernreich Harrer, Reichshofratsagent gegen Bleymann, „in puncto salarii 1655-1659“.[25]

[1] Vgl. die Erwähnung bei HARRACH, Diarien, bzw. die vielen Erwähnungen bei ENGELBERT, Hatzfeldt.

[2] Vgl. BRENDLE, Reichserzkanzler.

[3] Johannisberg, heute Stadtteil der Stadt Geisenheim [Rheingau-Taunus-Kreis].

[4] Nach wikipedia.

[5] Düren [LK Düren]; HHSD III, S. 182ff.

[6] Düsseldorf; HHSD III, S. 185ff.

[7] Türken: Für die Christenheit des 16. und 17. Jahrhunderts waren die Türken der Erzfeind schlechthin, nicht nur als militärischer Gegner während der Türkenkriege, sondern auch und vor allem im religiösen Sinne: als Antichrist. Wie die Tataren (vgl. s. v.) galten sie als grausam und gewalttätig. Vor diesem Hintergrund ließ sich dieser Feind – und seine europäischen Verbündeten – auch als rhetorische Kontrastfolie einsetzen, um eigene Verhältnisse besonders scharf zu kritisieren. Vgl. auch KAISER, „Ärger als der Türck“, zur Türken-Metapher zusammenfassend S. 161: „Durch ‚türkenhafte‘ Gewalt stellte sich der Soldat abseits der christlichen Werteordnung. Dazu musste gar nicht erläutert werden, was denn das ‚Türkische‘ sein sollte: Das Schlagwort allein evozierte eine Welt, die als Gegenentwurf zu der eigenen verstanden wurde und die für maßlose Grausamkeit stand.

[8] Köln; HHSD III, S. 403ff.

[9] KAISER, Überleben im Krieg, S. 211.

[10] Vgl. BARKER, Generalleutnant. Eine befriedigende Biographie existiert trotz des umfangreichen Archivmaterials noch immer nicht.

[11] Wolfgang Wilhelm war wohl doch ein „offenbar recht beschränkter und unbeweglicher Geist, starr an einmal bezogenen Positionen festhaltend und von einem durch nichts zu erschütternden Bewußtsein wirklicher oder vermeintlicher Rechtspositionen durchdrungen, auf deren buchstäblicher Einhaltung er zu bestehen pflegte, ohne sich zu fragen, ob die Erreichung dieses Zieles nach Lage der Dinge möglich sei oder nicht“. SCHMIDT, Philipp Wilhelm, Bd. 1, S. 25f.  KÜHN-STEINHAUSEN, Korrespondenz, S. 9, charakterisiert ihn wohl zu positiv.

[12] Aachen; HHSD III, S. 1ff.

[13] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 819.

[14] Wlašim [Vlašim; Bez. Beneschau]; HHSBöhm, S. 668f.

[15] Vgl. FOERSTER, Kurfürst Ferdinand von Köln.

[16] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 977.

[17] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 151f.

[18] Eger [Cheb]; HHSBöhm, S. 119ff.

[19] Marktredwitz; HHSD VII, S. 429f.

[20] Franzensbad [Františkovy Lázně, Bez. Eger]; HHSBöhm, S. 144f.

[21] BRAUN, Marktredwitz, S. 241. Braun datiert nach dem alten Stil.

[22] Karrete: [schlechte] Kutsche, Karre.

[23] Kemnath; HHSD VII, S. 351f.

[24] BRAUN, Marktredwitz, S. 245.

[25] Österreichisches Staatsarchiv Wien Reichshofrat Antiqua 32/1.

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