Berka von Dubá und Lipé, Jindřich Volf [Heinrich Wolf] Graf

Berka von Dubá und Lipé, Jindřich Volf [Heinrich Wolf] Graf [ – 1650] Berka von Dubá und Lipé war kaiserlicher Rat und Kämmerer, Statthalter in Böhmen (1634), Hofrichter (seit 1640) und Inspekteur der königlichen Herrschaften in Böhmen. Seit 1645 amtierte er als Kammerpräsident. 1637 wurde er in den Grafenstand erhoben.[1]

Der Kaiser informierte Rudolf von Colloredo am 17.8.1640 aus Regensburg,[2] er habe zum 28.8. den böhmischen Landtag nach Prag einberufen und als seine kaiserlichen Bevollmächtigten Lobkowitz, J. V. Berka von Dubá und J. J. Chanovský hin entsandt. Colloredo sei gebeten worden, persönlich am Landtag teilzunehmen und mit seinem Einfluss die Forderungen des Kaisers bei den Ständen zu unterstützen.[3]

Am 14.5.1643 informierte der Hauptmann von Melník,[4] Thomas Cornelius, Berka von Dubá: Gestern sei am späten Abend ein Mann aus Jung-Bunzlau[5] mit der Nachricht gekommen, dass sich der Feind bei Münchengrätz[6] zusammenziehe und gegen Poděbrad [7] zu marschieren beabsichtige.[8]

Bei der Besetzung der Prager Kleinseite durch Königsmarck geriet Berka in Gefangenschaft. Leslie schrieb Piccolomini, der das Oberkommando über die kaiserliche Armee übernommen hatte, am 11.8.1648: Die Schuld an dem Verlust Prags werde hierorts Colloredo beigemessen; Adel und Volk seien entrüstet über sein Verhalten und wollten ihn, bis es mit der Zeit möglich sein wird, vor Gericht verklagen. Wittenberg und Königsmarck befestigten die Orte zwischen der Moldau und der Stadt Beraun,[9] damit diese Prag nicht zu Hilfe kommen kann.[10]

Colloredo schrieb sich rechtfertigend am 18.8. aus Prag an Piccolomini: Nach langen Nachforschungen ist die wahre Ursache des schwedischen Erfolgs ermittelt worden. Oberstleutnant Odowalski wurde zum Verräter. Er hat in Eger[11] ein Haus und im Egerland einigen Grundbesitz, hatte vor einem halben Jahr bei Hof um eine Kommandantenstelle angesucht und ihn einige Male bei den Inspektionen der Befestigungen begleitet. Er versprach Königsmarck, ihm für eine Belohnung von 20 000 Rt. das Strahower Tor zu öffnen und verlangte von diesem nur fünfzig bewaffnete Infanteristen. Mit diesen überschritt er den von der St. Margaretenkirche herabrinnenden Bach, hielt sich an der Rückseite des Kapuzinerklosters und erreichte über den Garten des Grafen Schlick das Haus Haugwitz; von dort ging er zur Torwache, überfiel und erschlug sie und öffnete das Strahower Tor. Vor diesem wartete bereits Königsmarck mit seiner gesamten Reiterei, drang ein, stellte rasch eine Wache ans Tor und kam in Person bis zu seinem Haus; dort betrat er den Hof, es erschien der Verräter Odowalski und fragte Königsmarck, ob er jene 20.000 Rt. nun verdient habe. Dieser bestätigte ihm auf seine Kavaliersehre, daß er sie verdient hat. Hierauf trat Königsmarck in sein Haus ein und ließ ihn im Weinberg und der gegenüber liegenden Toreinfahrt suchen, im Glauben, er hätte im Karmeliterkloster Zuflucht gefunden.

Königsmarck ließ dann die Kleinseite, die Burg und die Kaiserliche Galerie völlig ausplündern und nahm sich heraus, mit den Adeligen und Damen derart umzugehen, dass ihnen nicht einmal das Hemd auf dem Leibe blieb; heute könnte man in der Stadt Damen in Leinenkleidern sehen, wie sie die Weiber auf dem Land tragen, ein kläglicher Anblick ! Salvaguardien ließ Königsmarck nur in das Haus des Fürsten Lobkowitz, der Frau von Bilina [Anna Maria v. Sternberg, verehelichte v. Lobkowitz] und des Grafen Berka legen, alle übrigen Häuser überließ er der Plünderung, die mehrere Tage dauerte. Wittenberg selbst sagte, sie hätten nicht ärger hausen können, wenn sich die Kleinseite gewehrt, und Blut, Menschen und Zeit gekostet hätte, und fügte hinzu, all dies sei überhaupt nicht die Absicht der schwedischen Krone gewesen.

Nach einigen Tagen entließ Königsmarck die Damen nach Hause, behielt jedoch die meisten Adeligen als Gefangene auf der Burg und verlangt, außer allem, das er ihnen genommen, noch große Geldsummen von jedem, wobei er ihnen droht, er werde sie ins Jenseits befördern. Er benimmt sich wie ein Barbar und völlig ohne Rücksicht auf Frauen. Die Schweden behalten ihre Beute für sich; Gold, Silber, Schmucksachen und Bargeld übersteigen die Summe von 6 Millionen, andere Mobilien nicht eingerechnet.[12]

Am 20.8. schrieb Leslie Piccolomini aus Linz:[13] Prag warte vergeblich auf Hilfe, die Schlick schicken soll. Derjenige Teil der Stadt, den die Schweden nicht besetzten, leide unter der Blockade und unter Lebensmittelmangel. Die Verteidigung sei umso bewundernswerter, da keine Hoffnung auf Hilfe bestehe; andererseits könne die kaiserliche Armee ohne Rückgewinnung Prags den Krieg nicht weiter führen. Darum verlasse man sich auf die Verhandlungen in Münster,[14] die aber durch die Rücksichten der schwedischen Bevollmächtigten auf die Zustimmung Frankreichs verlangsamt werden. In Linz sei der von den übrigen Gefangenen in Prag abgesandte Graf [Jaroslav von; BW] Bubna erschienen. Königsmarck befestige sich in Prag nicht gegen eine Armee von außen, sondern bloß gegen die Prager Altstadt, um die Flucht aus dem besetzten Stadtteil sowie das Hinaustragen von Wertsachen verhindern. Von den Gefangenen erpresse er Lösegelder.[15] Nur [Oldřich Adam ?] Lobkowitz und Berka durften aus der Stadt gehen.[16]

[1] Vgl. die Erwähnungen bei HARRACH, Tagebücher.

[2] Regensburg; HHSD VII, S. 605ff.

[3] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 1070.

[4] Melnik [Mělník]; HHSBöhm, S. 370f.

[5] Jung-Bunzlau [Mladá Boleslav]; HHSBöhm, S. 237ff.

[6] Münchengrätz [Mnichovo Hradiště], HHSBöhm, S. 383ff.

[7] Poděbrad [Poděbrady, Bez. Nimburg]; HHSBöhm, S. 459ff.

[8] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 1495.

[9] Beraun [Beroun]; HHSBöhm, S. 31f.

[10] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 1153.

[11] Eger [Cheb]; HHSBöhm, S. 119ff.

[12] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 1155.

[13] Linz; HHSÖ I, S. 66f.

[14] Münster; HHSD III, S. 537ff.

[15] Vgl.TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf,  Nr.1152: Vertrag zwischen dem gefangenen Kardinal-Erzbischof von Prag, Harrach, und Königsmarck, betreffend die Erlegung eines Lösegeldes von 25.000 Rt.

[16] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 1158.

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