Anhalt-Köthen, Ludwig I. Fürst von

Anhalt-Köthen, Ludwig I. Fürst von [17.6.1579 – 7.1.1650]

Nach ausgedehnten Reisen durch Europa trat Ludwig I., verheiratet mit Amoena Amalia von Bentheim-Tecklenburg, nach der Erbteilung 1606 die Regierung des Landesteils Anhalt-Köthen an. Militärisch und politisch übte Fürst Ludwig Zurückhaltung. Ludwig I. war Gründungsmitglied der „Fruchtbringenden Gesellschaft“ und ihr erstes Oberhaupt. Gustav II. Adolf übertrug Ludwig I. die Statthalterschaft der Diözesen Magdeburg und Halberstadt. Aus diesem Amt wollte ihn Reichskanzler Axel Oxenstierna, der ebenfalls Mitglied der „Fruchtbringenden Gesellschaft“ war, wieder verdrängen.[1]

„Wilhelm [IV. v. Sachsen-Weimar; BW] hatte sich durch die Zurücksetzungen Oxenstiernas nicht entmutigen lassen. Er plante, die sich in Thüringen sammelnden Resttruppen zu einer selbstständigen Armee unter seiner Führung zusammenzuschließen. Obwohl Oxenstierna gegen den Plan war, forderte Wilhelm einige Infanterieregimenter von dem schwedischen Statthalter in Magdeburg,[2] Ludwig von Anhalt (ebd. S. 109/110). Dieser schickte Mitte März 1633 das Regiment Lohausen, welches unter dem Befehl des Oberstleutnants Ilefeld stand. Der Generalmajor Lohausen befand sich ja bekanntlich um diese Zeit bei den Truppen Bernhards in Franken. Außerdem schickte Anhalt das Regiment Tiesenhausen unter dem Obersten Detlof von Tiesenhausen, einem livländischen Edelmann, und das Regiment des Schotten Jakob King, welcher als Generalmajor auch den Oberbefehl über dieses Truppenkontingent hatte“.[3]

„Dem Reichskanzler traute er [Herzog Wilhelm IV. v. Sachsen-Weimar; BW] schon seit langem nicht mehr. Er hatte erkannt, daß dieser ihn mit den Vertröstungen auf das Kommando einer später aufzustellenden Armee nur hinhalten wollte, und beurteilte dessen Vorschlag, unter Umständen das kursächsische Generalat anzunehmen, als einen Versuch, ihn loszuwerden. Oxenstierna habe außerdem ‚noch weiter sein Gemüt erblicken lassen‘, indem er in seinem an Sachsen und Brandenburg vom 25. Oktober datierten Schreiben des Herzogs Bernhard als ‚eines Generaln, I. f. G. aber nur unter dem Nominat Herzog Wilhelms f. G.‘ gedacht und ‚dadurch – indem er den Titel Generalleutnant wegließ – I. f. G. Reputation bei hohen kurfürstlichen Häusern gleichwohl nicht wenig beringert‘ habe. Er war gewillt, die Bildung des Korps, auch ohne ausdrücklichen Befehl Oxenstiernas in die Hand zu nehmen. Dem Reichskanzler teilte er mit, daß sich die Bildung der von ihm, Oxenstierna, vorgeschlagenen Armee als schwierig erweise, da weder Braunschweig noch Hessen zur Abfolgung ihrer Truppen bereit seien, auch ‚möchten diejenigen, so in der überschickten Liste begriffen, auch wohl theils Ausflüchte und Beschwerden suchen‘. Er wolle sich aber nächstens zu mündlichen Verhandlungen zu Baner und Georg Wilhelm begeben. Seine Truppen wolle er zu Baner stoßen lassen, um ‚dem Werke einen Anfang zu geben‘. Wenn er selbst in Norddeutschland war, brauchte er ja nicht zu fürchten, daß ihm seine Truppen ebenso aus den Händen gewunden wurden wie ein halbes Jahr vorher.

Seine Reiterei unter Oberst Brandenstein ließ er aus dem Rudolstädtischen[4] gegen die untere Unstrut rücken und bei Wiehe[5] quartieren, das Fußvolk unter Oberstleutnant Günther marschierte von Erfurt nach Frankenhausen.[6] Nur geringe Dragonerabteilungen ließ er zum Schutz vor feindlichen Streifscharen bei Schleiz,[7] Leutenberg[8] und Saalfeld[9] zurück, eine Kompanie blieb auf dem Eichsfeld.

Dem Kurfürsten Johann Georg, der ihm den Fall von Görlitz[10] und Bautzen[11] und den Rückzug Arnims nach Torgau[12] zur Deckung der Elbpässe mitgeteilt und um Nachricht gebeten hatte, wo Bernhard sich befinde und ‚wie es um die von dem Herrn Reichskanzler E. Ld. aufgetragene Formierung eines corporis eigentlich beschaffen‘ sei, meldete er ebenfalls den Entschluß, sich zu Baner zu begeben, sich mit diesem und mit Kurbrandenburg zu besprechen und zu sehen, was bereits für Truppen an der Hand und welche von den geschlagenen und anderen Truppen zusammenzuziehen möglich sei, damit man nach dem Vorschlag des Reichskanzlers ‚ein zeimliches [ziemliches; BW] corpus formieren und conjunctis viribus dem Feinde begegnen könne‘. Dem General Baner kündigte er seine Ankunft in Magdeburg für den 24. November an.

Am 22. November brach er von Erfurt[13] auf und begab sich über Oldisleben[14] nach Sangerhausen.[15] Seine Regimenter ließ er zunächst in ihren Quartieren bei Frankenhausen und Wiehe zurück. Von Sangerhausen aus sandte er an Arnim und Franz Albrecht Schreiben, in denen er ihnen die Absicht kundtat, sich mit der sächsischen Armee zu verbinden. Er bat Arnim oder, wenn dieser nicht von der Armee abkommen könnte, Franz Albrecht zu einer Unterredung nach Wittenberg.[16] Am Abend des 25. November traf er in Magdeburg ein. Am 26. hatte er eine Unterredung mit Fürst Ludwig und Baner. Er verlangte von Baner, sich seinem Kommando unterzuordnen, versicherte aber, daß er selbst nur den Titel des Oberbefehlshabers, Baner dagegen die eigentliche Führung haben sollte. Dieser erklärte, sich dem Herzog gern unterordnen zu wollen, wenn der Reichskanzler damit einverstanden sei. Einen Revers zu unterschreiben, wie Wilhelm es forderte, lehnte er ab, weigerte sich auch, Truppen zu Arnim zu senden. Er hoffe, es werde ihm nichts ‚anderes zugemutet werden, als was zu meines Vaterlandes und dero mitalliiierten evangelischen Kurfürsten und Stände Respect, Dienst und Wohlfahrt gereicht und auch meiner vorigen Charge und bisher wohlerlangten Reputation gemäß‘ sei. Auch mit dem Obersten von der Heyden, den Kurfürst Georg Wilhelm ihm nach Magdeburg entgegengeschickt hatte, und der ihn und Baner zur Eile antreiben sollte, traf er zusammen. Mit diesem und Baner hoffte er nach Brandenburg zu reisen, doch wurde Baner durch Krankheit davon abgehalten und gab ihm nur ein Schreiben mit, in dem er sich auf Wilhelm bezog und die getroffene Unterredung andeutete.

Trotz dieses Mißerfolgs gab der Herzog seinen Plan nicht auf. Er befahl seinen Truppen, aus ihren thüringischen Quartieren aufzubrechen, nach Halle[17] zu marschieren, dort über die Saale zu gehen, den Weg, ohne die Fürstentümer Anhalt zu berühren, nach Wittenberg zu nehmen und sich diesseits der Elbe zu lagern. Er selbst reiste in Begleitung von der Heydens am 28. November von Magdeburg ab und traf am Abend desselben Tages in Brandenburg beim Kurfürsten ein. Hier kam am 30. November zwischen beiden ein Abkommen zustande. Herzog Wilhelm erklärte sich bereit, seine und die Truppen, die Baner schicken werde, an die Oder zu führen und sie zur Rückeroberung Frankfurts[18] und Landsberg[19] mit denen Arnims zu verbinden. Nach gemeinsamem Beschluß sollten die kriegerischen Maßnahmen getroffen werden, jeder Heerführer seine Truppen aber selbst befehligen und keiner dem andern untertan sein. Zunächst aber sollten Wilhelms Truppen sofort nach Brandenburg zur Deckung der Havel- und Spreepässe marschieren. Die brandenburgischen Truppen unter Oberst Volkmann, die später dem Kommando des Herzogs unterstellt werden sollten, sollten inzwischen an die Oder zur Belagerung Frankfurts vorangehen. Wilhelm hatte außerdem gefordert, auch alle übrigen, jetzt noch Arnims Befehl unterstehenden brandenburgischen Regimenter von Sachsen abzuziehen und ihm zu unterstellen. Georg Wilhelm ließ sich aber darauf nicht ein. Er meinte, es würde Sachsen befremden, zumal die sächsische Armee schon in brandenburgischen Landen stehe und diese vom Feind befreien wolle. Dagegen war er bereit, diese Regimenter bei sich zurückzubehalten, wenn Arnim nach Sachsen zurückgehe, und sie neben dem Obersten Volkmann zu den schwedischen Truppen und ihren Verbündeten zu stoßen. Er behielt sich jedoch das Oberkommando darüber vor. Auch Wilhelm sollte seine Truppen jederzeit, wenn er sie nötig hätte, abfordern zu können.

Diese Abmachungen waren von großer Tragweite. Georg Wilhelm, dessen Truppen bisher immer den Befehlen der Schweden oder Sachsen hatten gehorchen müssen, erlangte dadurch in militärischen Dingen die Selbständigkeit. Dagegen hatte Wilhelm die Zusicherung bekommen, daß die unter sächsischem Kommando stehenden Brandenburger der schwedischen Führung untergeben werden sollten.

Seine Zusagen zu erfüllen, eilte Herzog Wilhelm nach Wittenberg, wo er am 2. Dezember anlangte. Hier verhandelte er wegen des Durchmarschs seiner Truppen durch sächsisches Gebiet mit dem Obersten Christoph Vitztum von Eckstädt. Auch den Kurfürsten Johann Georg bat er um Erlaubnis zum Durchzug, da er wegen des Eises seine Regimenter nur bei Wittenberg über die Elbe bringen könnte. Den Fürsten Ludwig und Baner aber bat er zu einer Unterredung nach Dessau,[20] wohin er selbst eilte. Hier traf er jedoch nur Ludwig an, den er bewog, einige Werbungen durchzuführen und mit dem Oberstleutnant Ilefeld vom Regiment Lohausen, den er besonders schätzte, zu diesem Zweck in Verbindung zu treten. Er selbst bestallte den bisherigen Obestleutnant Pierre de Brossard zum Obersten über das Leibregiment zu Roß und gab ihm den Auftrag, von 12 Kompanien Reiter und 6 Kompanien Dragoner zu werben. Der Oberst mußte sich verpflichten, dem Herzog auch dann zu gehorchen, wenn er Schweden und den protestantischen Ständen nicht mehr folgen wollte“.[21]

„Große Schwierigkeiten entstanden wegen des vorgesehenen Regiments des Obersten Ilefeld. Ludwig von Anhalt hatte mit Ilefeld verhandelt. Das bisherige Anhaltische Regiment, das jetzt fünf Kompanien stark war, sollte nicht bloß dem Namen nach, sondern tatsächlich ein anhaltisches Regiment sein, jedoch unter dem Kommando Herzog Wilhelms als Generalleutnant stehen. Die Kapitulation sollte Wilhelm auf den Namen des Fürsten Ludwig ausfertigen und auch die Werbeplätze für das Regiment bestimmen. Ilefeld begab sich nach Weimar. Hier wurde die Kapitulation zwischen Ilefeld einerseits, Wilhelm und Ludwig andererseits aufgerichtet. Zu den vorhandenen fünf Kompanien sollten noch drei, davon zwei auf Kosten der Anhalter und eine von Geldern, die Herzog Wilhelm aus den thüringischen Quartieren nehmen wollte, geworben, zwei im Magdeburgischen und Halberstädtischen[22] und eine in Thüringen quartiert werden. Das Regiment des Obersten Werder, das noch im Magdeburgischen und Halberstädtischen lag, sollte das Land verlassen. Diese Kapitulation mußte den Widerspruch Baners erregen. Zwar scheint er vorher nicht abgeneigt gewesen zu sein, die Werbungen der Truppen zu gestatten, doch mochte er weohl geglaubt haben, daß sie ihm unterstellt würden. Jetzt erklärte er dem Fürsten Ludwig schroff, er möge den Kompanien, wenn sie Herzog Wilhelm unterstellt seien, auch in dessen Statthalterbereich Quartier geben. Der Reichskanzler wolle, daß, ‚soviel die Werbungen anlangt, zwischen S. f. G. Herzog Wilhelm und mir nichts gemeines‘ sei, sondern ‚jedes Verrichtung à part geschehen möge‘. Die Armee werde nicht stärker werden, ‚wo der eine werben lassen soll, für den anderen an dem Ort auch Quartiere zu werben gegeben werden‘. Darauf entgegnete Ludwig, Wilhelm sei von Oxenstierna zur Unterstützung Brandenburgs aufgefordert worden; der Reichskanzler werde dem Herzog den Oberbefehl nicht nehmen. Baner wußte natürlich besser, was der Kanzler im Sinne hatte“.[23]

Der schwarzburg-sondershausische Hofrat Happe[24] erwähnt ihn in seiner „Thüringischen Chronik“: „Eodem [die] [18./28.8.1634; BW] Fürst Ludwig von Anhalt abends umb 8 Uhr Lohra[25] einnehmen lassen“.[26]

[1] Vgl. MEUMANN, Schwedische Herrschaft, S. 246ff.; KRAUSE, Ludwig Fürst zu Anhalt-Cöthen; CONERMANN, Ludwig von Anhalt-Köthen.

[2] Magdeburg; HHSD XI, S. 288ff.

[3] ENGERISSER, Von Kronach, S. 167 (die zurzeit beste kriegsgeschichtliche Darstellung).

[4] Rudolstadt [Kreis Saalfeld-Rudolstadt]; HHSD IX, S. 360ff.

[5] Wiehe [Kr. Eckartsberga/Artern]; HHSD VII, S. 499.

[6] [Bad] Frankenhausen [Kyffhäuserkreis]; HHSD IX, S. 29ff.

[7] Schleiz [Saale-Orla-Kr.]; HHSD IX, S. 380ff.

[8] Leutenberg [LKSaalfeld-Rudolstadt]; HHSD IX, S. 256f.

[9] Saalfeld [LK Saalfeld-Rudolstadt]; HHSD IX, S. 369ff.

[10] Görlitz; HHSD VIII, S. 119ff.

[11] Bautzen [Oberlausitz], HHSD VIII, S. 19ff.

[12] Torgau [Kr. Torgau]; HHSD XI, S. 467ff.

[13] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.

[14] Oldisleben [Kr. Artern]; HHSD IX, S. 327f.

[15] Sangerhausen [Kreis Mansfeld-Südharz]; HHSD XI, S. 409f.

[16] Wittenberg [Kr. Wittenberg]; HHSD XI, S. 504ff.

[17] Halle a. d. Saale [Kr. Halle]; HHSD XI, S. 177ff.

[18] Frankfurt a. d. Oder [Stadtkr.]; HHSD X, S. 177ff.

[19] Landsberg/Warthe [Gorzów Wielkopolski, Brandenburg, h. Polen]; HHSD X, S. 446ff.

[20] Dessau [Stadtkr. Dessau]; HHSD XI, S. 77ff.

[21] HUSCHKE, Herzog Wilhelm, S. 157ff.

[22] Halberstadt [LK Harz]; HHSD XI, S. 169ff.

[23] HUSCHKE, Herzog Wilhelm, S. 163f.

[24] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 111f.

[25] Großlohra [LK Nordhausen]; HHSD IX, S. 179f.

[26] HAPPE I 324 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.

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