Albert, Simon

Albert, Simon; Obristleutnant [ – ] Albert war ligistischer Obristleutnant und 1628 als Besatzung in der Reichsstadt Dortmund[1] vorgesehen.

„Was aber Pelking ebenso wie [Johann] Klepping in erste Linie erstrebte, war die völlige Restitution in Dortmund. Ende 1627 wandte er sich unmittelbar an den Kaiser mit der Forderung, durch den Erlaß eines Pönalmandates die Restitution zu ermöglichen. Diesem allseitigen Drängen gab der Kaiser endlich nach. Nachdem der Reichshofrat das von Pelking erbetene Mandat zustimmend begutachtet hatte (1628 Jan. 7), wurde dieses in sehr scharfer Form am 13. Februar 1628 gegen Dortmund erlassen und dem Erzbischof von Köln die Durchführung übertragen. Der Kaiser forderte bei Strafe von sechzig Mark lötigen Goldes binnen zwei Monaten nach Empfang des Mandates die Rückgabe aller Dortmunder Kirchen, Kapellen, Schulen und Renten an die Katholiken. Hierdurch wurden die Dortmunder in eine sehr schwierige Lage versetzt. Als Bürger einer Reichsstadt waren sie dem Kaiser Gehorsam schuldig. Das aber bedeutete die Preisgabe ihres protestantischen Glaubens. Fügten sie sich nicht gutwillig, so drohten ihnen die Schrecken der militärischen Exekution. Denn längst hatten die Gegner Dortmunds dieses wirksamste Mittel, die Besetzung durch kaiserliche Truppen, in Erwägung gezogen, so Pelking, der den Bischof von Osnabrück [Franz Wilhelm v. Wartenberg; BW] zu Verhandlungen mit Tilly drängte. Bald zeigte, wie nahe die Gefahr für Dortmund war. Am 19. März erschien ein Unterfeldherr der Tillyschen Arme, Oberst Othmar von Erwitte, der soeben Soest erobert hatte, mit 2-3 Kompagnien zu Pferde vor den Toren der Stadt und verlangte im Namen des Kaisers Einquartierung. Nur weil Dortmund schneller handelte als seine Gegner, gelang es ihm, die Gefahr von der Stadt selbst abzuwenden. Der Rat lehnte die Aufnahme der Soldaten ab und sandte zugleich seinen geschickten Syndikus Dr. Johann Wortmann an den Kaiserhof. Auf Bitten des Rates trat auch der Herzog [Johann Georg I.; BW] von Sachsen beim Kaiser für Dortmund ein. Noch bevor das kaiserliche Mandat vom 13. Februar in Dortmund öffentlich bekannt gemacht worden war, meldete Wortmann aus Wien, daß die Stadt mit kaiserlicher Erlaubnis von Einquartierung freibleiben sollte. Einen entsprechenden Befehl sandte der Kaiser am 9. Mai an Tilly. Die Soldaten blieben jedoch in der Grafschaft liegen und legten nicht nur den Dörfern, sondern auch der Stadt große Lasten auf. Entgegen dem kaiserlichen Befehl sollte die Stadt weiter wie bisher 1300 Rtlr. wöchentlich zahlen. Als die Bürger sich weigerten, fielen die Soldaten in die Felder und Weiden ein und raubten Pferde, Kühe und Feldfrüchte. Dazu sandte Tilly, der soeben Stade erobert hatte, noch neue Truppen nach Dortmund.

– Am 29. Mai schrieb Ferdinand von Köln an Wartenberg, dieser möge dafür Sorge tragen, ‚daß sich der obrister leutenant Simon Albert nit also schlechtlich wie der von Erwitte dießfalß abweisen lassen solle, sondern dahin mit allem Ernst und Eifer dringen werde, damit obbedeute Resolution zu werck gerichtet und das bundesvolk in bemelter Statt endlich eingenommen werden muge‘ “.[2] – –

Am 30. Mai verlangten 3 Kompagnien Fußvolk unter Oberstleutnant Albert Aufnahme in die Stadt. Es ist anzunehmen, dass Tilly sich auf das Drängen des Kurfürsten von Köln und vor allem des Bischofs von Osnabrück von Osnabrück hat bewegen lassen, nach dem mißglückten ersten Versuch trotz kaiserlichen Gegenbefehls doch die Einquartierung in Dortmund zu erzwingen. Der Kurfürst versprach sich davon natürlich eine leichtere Durchführung des Pönalmandates. Aber wiederum glückte es dem Rate, die Truppen abzuweisen, die sich daraufhin zu den zwei Reiterkompanien Erwittes in die Grafschaft legten.

Als am folgenden Tag (31. Mai) endlich das kaiserliche Mandat vom 13. Februar in Dortmund bekannt gemacht wurde, sah sich Kurfürst Ferdinand allein auf die Geschicklichkeit einer zivilen Kommission angewiesen. Aber noch lagen die kaiserlichen Truppen in bedrohlicher Nähe der Stadt, so daß diese es nicht wagte, gegen das Mandat ohne weiteres Widerstand zu leisten. Durch den noch in Wien weilenden Syndikus Wortmann erbat und erhielt Dortmund einen kaiserlichen ‚Dilationsbescheid‘ (9. Juni), und erst dann trat der Rat mit den kurfürstlichen Kommissaren in Verhandlungen ein, die sich durch die zwei folgenden Monate hinzogen. Hierbei zeigte sich, daß die Dortmunder nicht leicht einzuschüchtern waren, weil sie längst eingesehen hatten, daß sich durch schnelles Vorgehen am Kaiserhof und durch Verzögerung der eigenen Entscheidung viel erreichen ließ. Der Rat setzte es sogar durch, daß unter seinem Zwang vier katholische Geistliche an den Kurfürsten schrieben, sie seien mit dem gegenwärtigen Religionszustand zufrieden und begehrten keine Kirche mehr. Im Geheimen aber schrieben sie nach Köln, sie wünschten nichts lieber, als daß endlich die Restitution in Dortmund durchgeführt würde. Wenn der Rat seinerseits wirklich anfangs den Katholiken Zugeständnisse gemacht hat, wie Schultheß, eines der Delegationsmitglieder nach Köln berichtete, so war das mehr Berechnung.

Der Kurfürst mußte bald einsehen, daß die Durchführung des Mandates ohne den Druck einer militärischen Besetzung un-möglich war, und er bat den Kaiser dringend, Truppen nach Dortmund zu legen, zumal da, wie er schrieb, auch Tilly bei seiner Meinung bliebe, daß Dortmund die drei ‚Fähnlein‘ [Alberts] aufnehmen müßte.

Der Rat benutzte indessen die gewonnene Zeit, um beim Kaiser schriftlich gegen das Mandant zu protestieren. Er betonte, daß der Religionszustand in Dortmund nicht dem Religionsfrieden von 1555 widerspreche, daß die Reformation lange vorher begonnen und sich langsam und ohne Gewalt durchgesetzt habe. Im Juli wurde Dr. Wortmann zum zweitenmal nach Wien gesandt, um, unterstützt von der Fürsprache des Herzogs von Sachsen und des Landgrafen Georg von Hessen-Darmstadt, mit dem Kaiser über das Mandat zu verhandeln. Seinem diplomatischen Geschick, das er u. a. in gewandt abgefaßten Verteidigungsschriften bekundete, war es zu danken, daß der Kurfürst von Köln auf Anraten des Kaisers durch seine Kommissare mildere Bedingungen stellen ließ und zunächst nur die Rückgabe der Hauptkirche St. Reinoldi forderte. Wahrscheinlich war es auch Wortmann, der veranlaßte, daß die Dortmunder in einem Punkte, allerdings nur vorübergehend, nachgaben, denn Superintendent Scheibler unterbrach die Ordination junger Geistlicher von 1628-31.

Die Bevölkerung Dortmunds befand sich indessen in höchster Not, denn die Einquartierung in der Grafschaft hatte sich all-mählich in eine förmliche Belagerung gewandelt. Alle Stadttore waren besetzt. Die Bürger konnten weder ihr Vieh auf den Weiden versorgen, noch die Felder bestellen und Getreide einfahren. Sie mußten mit einer baldigen Hungersnot rechnen, zumal da für die Verpflegung der Soldaten wöchentlich größere Mengen Korn und Brot geliefert werden mußten. – – Allein die drei Kompagnien Fußvolk erhielten wöchentlich außer 1150 Rtlr. noch 18 000 Pfund Brot und 30 Ohm Bier.[3] – – Dazu kam eine Kontribution von 2500 Rtlr. in der Woche. Erst infolge der Vermittlung Wortmanns besserte sich die bedrängte Lage der Dortmunder. Tilly erhielt den Befehl bessere Manneszucht in seinem Heere zu halten und die Belagerung der Reichsstadt aufzugeben, bis der Kaiser die Angelegenheit reiflicher erwogen habe. Am 16. September konnten die Bürger endlich ihr Getreide einfahren. Die Reitertruppen Erwittes verließen die Grafschaft, während die drei Kompagnien Fußvolk noch bis in den Januar des nächsten Jahres blieben. Aber Tilly ließ sich auch durch nochmaliges Bitten des sehr unbefriedigten Kurfürsten von Köln nicht dazu bewegen, noch einmal mit Gewalt gegen Dortmund vorzugehen. So sah denn der Kurfürst keine Möglichkeit zur Durchführung des Mandates auf dem bisherigen Wege mehr und entließ seine Kommission.

Im Reichshofrat wurde die Dortmunder Angelegenheit jedoch weiter erörtert. Der Kurfürst ließ sich durch seinen Agenten Dr. Krane regelmäßig über den Stand der Verhandlungen unterrichten. Zunächst war es wieder Dr. Wortmann, der einen Erfolg erzielte. Er erwirkte ein Dekret, durch das der Kaiser seine Entscheidung in dem Prozeß noch hinausschob, und bis dahin sollte ‚dem Religionsfrieden gemäß gelebt werden‘. Wohl infolge dieses Dekrets zogen am 25. Januar 1629 die letzten kaiserlichen Truppen aus der Grafschaft ab, und die Dortmunder feierten in der Freude über diesen Erfolg einen Dankgottesdienst in St. Reinoldi. Diese 10 Monate währende Belagerung hatte eine ungeheure wirtschaftliche Anstrengung für die Stadt bedeutet. Man berechnete die Unkosten auf rund 80 000 Rtlr“.[4]

[1] Dortmund; HHSD III, S. 166ff.

[2] FORST, Korrespondenz Wartenbergs, S. 248, 250.

[3] STEFFEN, Dortmund, S. 39, Anm. 5.

[4] STEFFEN, Dortmund, S. 36ff.

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