Abensberg und Traun-Meissau, Ernst Graf

Abensberg und Traun-Meissau, Ernst Graf; Obrist, Generalkommissar, Generalwachtmeister [26.3.1608-18.11.1668]

Ernst Graf Abensberg und Traun-Meissau [26.3.1608-18.11.1668][1] stand als Obrist, Generalkommissar, Generalwachtmeister, Hofkriegsrat und Stadtkommandant von Wien in kaiserlichen Diensten.

1634 soll er an der Belagerung und Einnahme Kulmbachs[2] am 18./28.10.1634 beteiligt gewesen sein.[3]

Ferdinand III.[4] instruierte am 7.4.1643 Matthias Gallas:[5] Aus seinem Brief habe er die Zusammenführung der Armee bei Jung-Bunzlau[6] und die Dispositionen zum weiteren Vormarsch gegen den Gegner zur Kenntnis genommen. Oberfeldwachtmeister Puchheim habe er angewiesen, die im Erzherzogtum Österreich unter der Enns gesammelten Reiter zusammen mit den Traunschen und Fernbergerschen Regimentern der Armee zuzuführen. Die Werbungen in den österreichischen Ländern ob der Enns seien noch nicht abgeschlossen; in wenigen Wochen aber sollten diese Soldaten den Regimentern Pallavicini, Montecuccoli[7] und der Leibgarde Piccolominis[8] angegliedert und dann in die Hauptarmee aufgenommen werden. Die eingeschickten 33.000 fl. sollten nach Torstenssons Vorschlägen und Gallas‘ Gutdünken zum Loskauf von Kriegsgefangenen verwendet werden. Für Feldapotheken ständen bereits 3.000 fl. zur Verfügung. Könnte die Festung Dömitz[9] nicht gehalten werden, so könnte sie demoliert werden.[10]

W. E. von Lobkowitz informierte am 30.4.1644 B. I. von Martinitz, Gallas habe gewisse Punkte vorgelegt, deren Erfüllung angeblich Voraussetzung für den Beginn des Feldzugs sei. Auf Grund der Beschlüsse des Kaisers werde er aber nun keinen Vorwand für einen Aufschub mehr vorbringen und Anfang Mai mit der Armee ausrücken können, wie er versprochen hatte. Melchior von Hatzfeldt sei weiter vorgerückt und er, L., hoffe, die Hilfstruppen wurden den König von Dänemark[11] rechtzeitig erreichen. Aus Ungarn erwarte man in Folge des Vormarsches der Kaiserlichen mit jeder Stunde gute Nachrichten. Die Türken verlangten, der kaiserliche Gesandte möge sich so bald wie möglich nach Konstantinopel begeben; die Wahl des Kaisers sei auf Hans Christoph von Puchheim gefallen, der am 10.6. abreisen solle. Kriegsrat Traun begebe sich morgen zu den Vorbereitungen der Kriegsoperationen nach Köln.[12]

Montecuccoli wandte sich aus dem Lager bei Grünberg[13] am 9.1.1648 an Piccolomini: Holzappel sei [bei der Belagerung Marburgs;[14] BW] schwer verwundet worden und noch nicht außer Lebensgefahr. Die Armee sei ohne Kommandanten und daher forderten er und Generalkommissar Traun ihn, P., zur unverzüglichen Rückkehr auf. Er selbst würde mit ihm über Angelegenheiten reden, die er der Feder nicht anvertrauen könne.[15]

Wie misstrauisch man am Kaiserhof Maximilians I.[16] Aktivitäten interpretierte und missverstand, zeigt das Schreiben Schlicks an Piccolomini vom 27.6. aus Linz[17] an Piccolomini: Der kurbayerische Kriegsrat Kütner sei zu den Schweden und Franzosen entsandt worden. Dies unliebsame Ereignis habe ohne Wissen und Willen des Kaisers stattgefunden. Traun und Haslang hätten sich zum Kurfürsten von Bayern aufgemacht und er, Schl., hoffe, sie würden jenen dazu bewegen, auf dem gemeinsamen Weg zu bleiben.[18] Die Sachlage selbst war de facto völlig anders: Als Vertreter Maximilians I. verhandelten zwar Kurz, der Bruder des Reichskanzlers,[19]  und Kütner mit Wrangel,[20] um Kurbayern von den Verheerungen und Brandschatzungen freikaufen zu können, doch hatte dieser zwei Millionen Rt.[21] gefordert und sich geweigert, auf Maximilians Bedingung der Räumung Bayerns einzugehen, bevor die von ihm verlangte Summe aufgebracht worden sei.[22]

Reichsvizekanzler Kurz wandte sich am 20.8. aus Linz auch an Generalkriegskommissar Traun, eine Kopie des Schreibens ging an Piccolomini: Es sei wichtiger, die Prager Altstadt und Neustadt zu bewahren, als Soldaten von der Hauptarmee abzukommandieren, um sie in eine Schlacht mit den Schweden zu schicken. Man werde die Schweden nicht zu einer Entscheidungsschlacht zwingen können und selbst wenn es gelänge und die Kaiserlichen siegten, würde nichts gewonnen als der Friede, dem sich jene bereits in Münster[23] und zu einer Zeit verpflichtet hatten, da sie Prag in ihrer Hand wussten. Die Schweden aber seien durch diesen Friedensschluss nicht so gebunden wie die Kaiserlichen, da sie ihre Signaturen mit der Forderung verknüpften, auch mit Frankreich Frieden zu schließen, und könnten dann mit Hilfe der Franzosen weitere Forderungen durchsetzen. Somit gebe es keinen Grund zu einem Treffen mit dem Feind, in einer Lage, da man nichts zu gewinnen habe, aber alles verlieren könne. Einzig sinnvoll sei es, feste Orte nicht zu schwächen, Tabor[24] zu helfen und eine schwedische Besetzung weiterer Orte zu verhindern. Eine Abkommandierung von Soldaten von der Hauptarmee würde auf den Widerstand des Kurfürsten von Bayern stoßen, der für sein Land das Schicksal Böhmens fürchte; außerdem würden weitere Donauländer bedroht. Traun möge ihm von der Hauptarmee eine informierte und qualifizierte Person, Generalkriegskommissar Blumenthal oder wen auch immer schicken, da die Verhandlungen in Salzburg mit Maximilian I. sich sehr schwierig gestalten würden. Der Kurfürst von Bayern sehe sein Heil in der Verstärkung der Hauptarmee, der Kaiser dagegen das seine in der Schwächung und teilweisen Abkommandierung nach Böhmen, wo Arvid Wittenbergs Vormarsch zum Stehen gebracht werden solle. Die zu schickende Person müsse Kopfzahl und Dislozierung der feindlichen Truppen sowie die Stärke der Bayern kennen und auch wissen, wie viele Truppen Maximilian I. aus den befestigten Städten abziehen könne, ohne diese allzu sehr zu schwächen. Dabei dürfe man die Gefahr nicht aus den Augen verlieren, die entstünde, wenn der Kurfürst zur Verzweiflung und zu falschen Entscheidungen getrieben würde.[25]

Am 18.11. teilte Formarini Piccolomini aus Wien mit: Der Hof bereite sich auf seinem Empfang vor. Schlick habe vor dem Kaiser von ihm wie ein Vater von seinem teueren Sohn gesprochen, seine Verlässlichkeit und Einsatz für Böhmen gerühmt; ähnlich hätten sich Traun und auch Kurz geäußert. Leslie habe ihm, Formarini, Geld für die Einrichtung von Piccolominis Haus in Wien geliehen.[26]

Zwischen dem 21.11. und 27.11.1648 gingen aus Klattau vier Schreiben Piccolominis an F. S. Kurz: Er habe Blumenthal nach Prag entsandt, um mit Pfalzgraf Karl Gustavs Bevollmächtigten über die Erfüllung der von den Schweden bereits angenommenen Punkte zu verhandeln, in erster Linie über den Abmarsch ihrer Armeen aus den kaiserlichen Ländern. Die Schweden zögen die Verhandlungen hin und der Kaiser sollte seinen Delegierten in Münster auferlegen, dort Beschwerde zu führen, damit das ganze Reich von der Schuld der Schweden an der Verzögerung des wahren Friedens wisse. Zur Konferenz nach Prag entsende er Traun.[27]

Traun schrieb am 21.11. aus Wien an Piccolomini: Der Kaiser sei mit Piccolominis Unternehmungen und Vorschlägen sehr zufrieden. Die aus Lobkowitz und Kurz bestehende Kommission zur Beurteilung des Vorschlags der Armeereduzierung neige zur Annahme seiner Auffassung.[28] Schwierig sei nur die Frage der Höhe der Entschädigung für die entlassenen Offiziere, wenn die Reduzierung der Armee vor dem Zusammenziehen der Truppen in die Winterquartiere vorgenommen werde oder erst nachher. Die Zufriedenstellung der Soldaten werde auf einmal viel Geld erfordern. Pfalzgraf Karl Gustav habe den Waffenstillstand geschlossen und sollte er Prag verlassen, wäre es nicht angezeigt, dass er, P., dorthin führe, um die Verhandlungen abzuschließen, da Königsmarck nicht die Person sei, mit der er als einer ihm ebenbürtigen verhandeln könnte. Bei den Erwägungen über die Regierungslinie nach Friedensschluss legten die einen größeren Wert auf die eigenen Herrschaften und Länder und dächten mehr an ihre Bauern als an den Kaiser und dessen Armee, die anderen seien besserer Meinung träten dafür ein, nach schwedischem Beispiel eine 15.000 starke Armee zu unterhalten. In dieser Frage verlange der Kaiser von beiden eine Stellungnahme.[29]

Ähnlich wie Rudolf Colloredo am 22.11. hatte sich Piccolomini am 23.11. aus Klattau[30] auch gegenüber Kurz geäußert: Die Schweden trachteten auch nach den Abmachungen in Prag das von ihnen besetzte Gebiet auszudehnen und das Land arm zu essen. Seiner Meinung nach werde man sie mit Gewalt zur Einhaltung der Vereinbarungen zwingen müssen. Ferner ging es um die ungeklärte Frage der oberen Pfalz und einer kategorischen Entscheidung hinsichtlich der schwedischen Ansprüche. „Il s. Elettor di Bavaria pretende ch’il Palatinato Superiore sia nel circolo di Baviera, gli altri vogliono che sia in quello di Rheno. Sarà ben prevenir la decisione acciò queste dispute non sieno causa di perdere di tempo, che bene vogliono i Suedesi, che sono in posesso della maggior parte dell’imperio.

É necessario che si spedisca quanto prima il s. Baron di Traun a questa volta con categorica risoluzione sopra loggiamente e sostento di questi armi come ancora in che maniera mi dovero governare negli trattati, in caso che li Suedisi non volessero stare suli concertati e tirassero il tempo avanti con doppieza, poiche allora si doveranno pigliar altre risoluzioni”.[31]

Um weitere Hinweise unter Bernd.Warlich@gmx.de wird gebeten !

[1] Bei KELLER; CATALANO, Diarien, Ernst Julius (unter T).

[2] Kulmbach; HHSD VII, S. 379f. ENGERISSER, Von Kronach, S. 395ff. (die zurzeit beste kriegsgeschichtliche Darstellung).

[3] gda.bayern.de/findmittel/pdf/staba_gab_001_2010.pdf: Staatsarchiv Bamberg Geheimes Archiv Bayreuth (GAB) 1603 – 1796, Nr. 4035, S. 514: Besetzung Kulmbachs durch kaiserliche Soldaten. Enthält: 208. Die von des kaiserlichen Feldmarschalls Piccolimini Generalwachtmeister Lamboy in feindlicher Weise besetzte Stadt Kulmbach, deren Ramponierung sowie Kontributionen, Plackereien, Plünderungen und Mordtaten der Rittmeister Bleymann und Frankenstein und der beiden Rittmeister Eggenberg und Rothenhausen vom Regiment Traun (1634, 16./26. Oktober bis 1635, 13./23. Juni). Freundlicher Hinweis von Herrn Jack Bandy.

[4] Vgl. HÖBELT, Ferdinand III.

[5] Vgl. REBITSCH, Matthias Gallas; KILIÁN, Johann Matthias Gallas.

[6] Jung-Bunzlau [Mladá Boleslav]; HHSBöhm, S. 237ff.

[7] Vgl. SCHREIBER, Raimondo Montecuccoli.

[8] Vgl. BARKER, Generalleutnant. Eine befriedigende Biographie existiert trotz des umfangreichen Archivmaterials noch immer nicht.

[9] Dömitz [Kr. Ludwigslust]; HHSD XII, S. 21ff.

[10] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 1446.

[11] Vgl. HEIBERG, Christian 4.

[12] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 227; Köln; HHSD III, S. 403ff.

[13] Grünberg [Kr. Gießen]; HHSD IV, S. 189f.

[14] Marburg; HHSD IV, S. 35ff.

[15] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 1091.

[16] Vgl. ALBRECHT, Maximilian I.

[17] Linz; HHSÖ I, S. 66f.

[18] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 1127.

[19] Nach Aussage v. Lumiares, 1653 II 15 (nach Akten des Archivo General de Simancas) soll Kurz eine Pension des französischen Hofes bezogen haben; MECENSEFFY, Im Dienste dreier Habsburger, S. 364.

[20] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 6, S. 505f.

[21] Zur Frage der Finanzierung bzw. Kontentierung BÖHME, Geld, S. 54-95; S. ferner die umfangreiche Untersuchung von OSCHMANN, Der Nürnberger Exekutionstag.

[22] Zu den Verhandlungen vgl. IMMLER, Kurfürst Maximilian I.

[23] Münster; HHSD III, S. 537ff.

[24] Tabor [Tábor]; HHSBöhm, S. 592ff.

[25] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 1160.

[26] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 1213.

[27] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 1215.

[28] Vgl. auch HOYOS, Ernst von Traun.

[29] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 1216.

[30] Klattau [Klatovy]; HHSBöhm, S. 262ff.

[31] Statní oblastní archív v Zamrsku Rodinný archiv Piccolominové 26.642 (Konzept): Piccolomini an F. S. Kurz, Klattau, 1648 XI 23.

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