Wolfersdorf, Siegmund von

Wolfersdorf, Siegmund von; Obrist, Generalwachtmeister [6.12.1588 Bornsdorf – 1.4.1651 Bornsdorf] Wolframsdorf, Herr auf Bornsdorf,[1] Gleichau[2] und Gollnitz,[3] stand als Obrist und Generalwachtmeister in kursächsischen Diensten.[4]

Johann Georg Graf zu Solms wurde am 20.7.1631 zum Obristen bestallt, die Musterung seines Fußregiments erfolgte am 5.9.1631 vor Torgau.[5] Bereits am 18.3.1632 wurde das Regiment jedoch an Sigmund von Wolfersdorf übertragen.

„Bereits am 11. Mai 1632 hatte Arnim Hofkirchen und Hans Adam von Putlitz befohlen, mit ihren Regimentern Prag zu verlassen und den zurückgebliebenen Obersten Siegmund von Wolfersdorf und Dietrich von Starschedel angewiesen, sich mit den restlichen 2.000 Mann auf das Äußerste zu verteidigen. Als er nun bei Wallenstein[6] in Rakonitz[7] erschien, überbrachte er Johann Georg[s] I. Hauptforderung für einen allgemeinen Frieden: Alle vor und nach dem Passauischen Vertrag[8] eingezogenen geistlichen Güter sowie die Freiheit der Religion ungehindert zu belassen und zu versichern.

Anschließend ging er mit seiner übrigen Reiterei nach Raudnitz,[9] wo bereits Hofkirchen und Putlitz eingetroffen waren. Gemeinsam wollte man Prag befreien. Auf dem Marsch erreichte sie bei Melnik[10] die Nachricht vom Fall der Stadt. Nach Wallensteins Ankunft am Abend des 24. Mai und der Aufforderung zur Übergabe wollten sich die Sachsen bis zum letzten Mann verteidigen. Zwar gelang es ihnen, den ersten Ansturm abzuschlagen, doch legten sie wenig später die Waffen nieder und zogen am anderen Tag ab. Alle kaiserlichen Zimmer und Gemächer wiesen noch das unversehrte Siegel des Kurfürsten auf“.[11]

Am 16.10.1635 hatte Johann Georg I. seine ehemaligen schwedischen Verbündeten zu Feinden erklärt. „Auf der anderen Seite der Elbe stand der mittlerweile zum Generalwachtmeister erhobene Siegmund von Wolfersdorf vor der Werber[12] Schanze und forderte den schwedischen Kommandanten Georg Putkul (Patrulius) [Paykull; BW] zur Übergabe auf. Nach seiner Ablehnung erstürmten die Sachsen die Schanze und nahmen die gesamte Besatzung gefangen“.[13]

„Derweil befanden die sich von Hatzfeld und Uhlfeld geführten 18.000 Kaiserlichen auf dem Weg zur sächsischen Hauptarmee. Angesichts dessen zogen sich die Schweden am 14. März [1636; BW] von Halle[14] zurück und erstürmten Bernburg.[15] Wolfersdorf folgte ihnen und eroberte die Stadt zurück. Anschließend verteilten sich die Sachsen jenseits der Saale und warteten auf dieVereinigung mit den heranziehenden kaiserlichen Truppen“.[16]

„Währenddessen hatte der Kurfürst von Sachsen [1636; BW] aus seinem bei Egeln[17] errichteten Hauptquartier die Belagerung von Magdeburg vorbereitet. In Wittenberg[18] wurde eine Schiffsbrücke errichtet, deren Befestigung bei Schönebeck[19] Oberst Adam von Pfuel auch durch einen Beschuss nicht verhindern konnte. Wolfersdorf marschierte am 11. Juni 1636 über die Schiffsbrücke nach Magdeburg und begann, die dortige Neustadt zu belagern. Die Verteidiger wehrten sich erbittert. Ihre verbissenen, mit kurzen Gewehren, Morgensternen, Schlachtschwertern und Handgranaten geführten Ausfälle fügten der Reichsarmee immer wieder große Verluste zu. Besonders schwere Verletzungen fügten die Böhmischen Ohrlöffel[20] mit ihren runden Kugeln und langen eisernen Zacken. Baudissin wurde durch den Oberschenkeldurchschuss schwer verletzt und nach Aken[21] zur Behandlung gebracht. Da er sich kaum noch am Stock fortbewegen konnte, entließ ihn Johann Georg I. auf dessen Wunsch. Im Nachhinein beklagte Baudissin sich allerdings immer wieder, weder eine Belohnung noch seine ausstehende Besoldung erhalten zu haben. Drake und Salomon Adam ersuchten den Kurfürsten, die Bürger Magdeburgs zu schonen und baten um einen guten Vergleich. Schließlich kapitulierten sie am 10. Juli.

Baner, der mit 9.000 Mann bei Werben lag, beschloss wegen fehlender Lebensmittel in der Altmark, Magdeburg zu entsetzen. Allerdings wusste er sich mit Gustav Gustavson von Wasaborg (außerehelicher Sohn von Gustav II. Adolf) im Anmarsch befindende Feldmarschall nicht, dass die Stadt bereits gefallen war. Drake und Adam rechtfertigten das mit fehlendem Pulver. Da jedoch die Besatzung ziemlich stark, die Außenanlagen noch nicht erobert und kein Generalsturm erfolgt war, wurden sie nach Werben gebracht, um die vorschnelle Übergabe zu erklären. Trotz der Anordnung der schwedischen Regierung, hart gegen sie vorzugehen, blieben beide am Leben. Johann Georg I. selbst hielt am 20. Juli feierlichen Einzug in die Stadt. Wenig später verließ das Reichsheer wegen der Nahrungs- und Futterprobleme Magdeburg nach Tangermünde“.[22]

„Anschließend [Januar 1637; BW] belagerte der Feldmarschall Torgau.[23] Die von Wolfersdorf verteidigte Stadt ging dann am 15. Januar einen Vergleich ein. Die Offiziere konnten unter Zurücklassung ihrer Wadden nach Dresden[24] abziehen, die Soldaten mussten in schwedische Dienste treten“.[25]

Sein Regiment wurde am 21.7.1637 in Dresden reformiert, in fünf Kompanien eingeteilt und mit dem Leibregiment vereinigt.[26]

[1] Bornsdorf: nicht identifiziert. Heute Ortsteil von Heideblick [LK Dahme-Spreewald]. VD 17 1:026895E: HUTTEN, Johann Georg, Vera Sapientia docens 1.Tristem Piorum in hoc mundo statum, 2. Infelicem Impiorum Exitum, 3. Optatum Piorum Praemium. das ist Christliche LeichPredigt Auß dem fünfften Capitel des Buchs der Weißheit / darinnen gehandelt wird 1. Von dem Betrübten und elenden zustand der Frommen in dieser Weld / 2. Von dem Unglückseligen Außgange der Gottlosen/ 3. Von dem gewünschten Lohn der Gerechten : Bey Christ-Adelichen Leichbegängnüß Des … Herren Sigmundts von Wolfferßdorff/ auff Bornsdorff / Glichaw und Golmitz / GeneralWachtmeisters/ und Obristens zu Fuß / Welcher im Jahr Christi 1651. den 11. April. St. Nov. in Gott selig entschlaffen/ und hernach den 26. Julii zu Bornßdorff Christ- und Adelich beygesetzet worden. Wittenberg 1652. Online unter: http://digital.staatsbibliothek-berlin.de/dms/werkansicht/?PPN=PPN715315226&PHYSID=PHYS_0016.

[2] Nicht identifiziert.

[3] Nicht identifiziert. Gollmitz (Calau) [LK Oberspreewald-Lausitz]. ?

[4] Vgl. SENNEWALD, Das Kursächsische Heer (ab März 2012). Vgl. Slg. 15: Autographensammlung des Königlichen Hausarchivs der Niederlande. Online verfügbar unter: sachsen-anhalt.de/fileadmin/Elementbibliothek/Bibliothek_LHA/FB/Slg_15_00_Findbuch.pdf, Nr. 140, Oberst Sigismund von Wolfersdorf an Fürst August von Anhalt-Plötzkau, Halle 1636.

[5] Torgau [Kr. Torgau]; HHSD XI, S. 467ff.

[6] Vgl. REBITSCH, Wallenstein; MORTIMER, Wallenstein; SCHUBERTH; REICHEL, Die blut’ge Affair’.

[7] Rakonitz [Rakovník]; HHSBöhm, S. 508f.

[8] Passauer Vertrag (1552): Der Passauer Vertrag vom 2. August 1552 zwischen dem römisch-deutschen König Ferdinand I. und den protestantischen Reichsfürsten unter der Führung Moritz’ von Sachsen nach dem Fürstenaufstand stellte die formale Anerkennung des Protestantismus dar, die mit dem Augsburger Religionsfrieden von 1555 reichsrechtlich festgeschrieben wurde.

[9] Raudnitz [Roudnice nad Labem, Bez. Leitmeritz]; HHSBöhm, S. 511ff.

[10] Melnik [Mělník]; HHSBöhm, S. 370f.

[11] KUNATH, Kursachsen, S. 85f.

[12] Werben (Elbe) [LK Stendal].

[13] KUNATH, Kursachsen, S. 200.

[14] Halle a. d. Saale [Kr. Halle]; HHSD XI, S. 177ff.

[15] Bernburg [Kr. Bernburg]; HHSD XI, S. 37ff.

[16] KUNATH, Kursachsen, S. 206.

[17] Egeln [Kr. Wanzleben/Staßfurt]; HHSD XI, S. 98f.

[18] Wittenberg [Kr. Wittenberg]; HHSD XI, S. 504ff.

[19] Schönebeck [Kr. Calbe/Schönebeck]; HHSD XI, S. 420ff.

[20] böhmischer Ohrlöffel: Partisane: „spießartige, vom 15.-18. Jahrh. gebräuchliche Stoßwaffe mit breiter, zweischneidiger Hauptspitze und zwei geraden oder wenig gekrümmten Nebenspitzen, im Gegensatz zur Korseke, deren Nebenspitzen stark gekrümmt sind“. [http://www.zeno.org/Meyers-1905/A/Partisane] „Die böhmischen Bauern trugen früher starke Prügel, die unten einen dicken Knorren hatten, und wegen ihrer Gestalt mit einem Ohrlöffel verglichen werden konnten“. [http://www.zeno.org/Wander-1867/A/Ohrloeffel].

[21] Aken [Kr. Calbe/Köthen]; HHSD XI, S. 2ff.

[22] KUNATH, Kursachsen, S. 212f. Tangermünde [LK Stendal]; HHSD XI, S. 458ff.

[23] Torgau [Kr. Torgau]; HHSD XI, S. 467ff.

[24] Dresden; HHSD VIII, S. 66ff.

[25] KUNATH, Kursachsen, S. 2

[26] SCHERER, Sächs. Regimenter, Fußreg. Nr. 10.

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