Arteta, [Artete, Artetta], Johann [San Joann] d’

Arteta, [Artete, Artetta], Johann [San Joann] d’; Hauptmann [ -18.10.1631 Würzburg] Der kaiserliche Hauptmann[1] San Joann d’Arteta, ein Spanier,[2] war beim Aufbruch Aldringens[3] am 7.9.1631 als kaiserlicher Kommandant in Schweinfurt[4] zurückgelassen worden.

Er hatte, nachdem ein Hilfeersuchen an Fürstbischof Franz von Hatzfeldt[5] abschlägig beschieden worden war, in der Nacht vom 9. auf den 10.10. die Stadt „ohn einig Trumelschlag zum Spitaltor hinaus uf Würzburg“[6] verlassen.[7] Auch der kaiserliche Generalkriegskommissar Ossa hatte ihm Wallenstein gegenüber am 18.10.1663 unterstellt: „der Aldringische hauptmann,i so mit 2 Compn. in Schweinfurt gelegen, die Statt quittirt,ii ehe er ein feind gehört oder gesehen“.[7a]

Aus Schweinfurt wird dazu berichtet: „Schon am 30. Sept. kam die Nachricht hier an, daß die ganze Schwedische Armee[8] sich Schweinfurt nähere; welches man aber wegen der unglaublichen Geschwindigkeit nicht für wahr halten wollte, bis man es durch das viele Flüchten und Fliehen[9] zu Wasser und zu Land des Würzburgischen Landvolkes gewahr wurde.

Der hiesige Kaiserliche Commandant, Johann von Artetta, Hauptmann vom Altringerischen Regimente,[10] lief nach eingeholter sicherer Nachricht auf das rathhaus, zeigte E. E. Rath[11] an: ‚Daß die Annäherung der Schweden gewiß seye; er aber einer so starken Armee mit seinen wenigen Soldaten (200 Mann) nicht zu widerstehen vermöchte, und auch keinen Entsatz zu erwarten hätte; es wäre also seine Pflicht, die unter sich habende Mannschaft zu retten: Er bäte daher E. E. Rath, daß er, als ein getreuer Stand des Reichs, ihm des Nachts das Thor öffnen und seinen Abzug geheim halten sollte, damit er nebst seinen Leuten von den feindlichen Vortruppen nicht verfolgt und eingeholt würde’. Hierzu wollte sich der Rath anfänglich nicht verstehen und vermahnte ihn zur Standhaftigkeit, er sollte die Stadt bey einem feindlichen Einfalle nach Möglichkeit vertheidigen, damit dem hiesigen Rathe die Kaiserliche Allerhöchste Ungnade nicht unverdient zuwachsen möge. Allein er war nicht zu bereden, sondern blieb bey seinem Vorhaben und bat inständigst, seinen Abzug zu beschleunigen. Weil nun bey einer so verantwortlichen Sache der Rath, ihn wider Willen aufzuhalten, auch Bedenken getragen hatte, so willigte er endlich, jedoch auf des Hauptmanns Verantwortung, und zwar unter dieser Bedingung, ein: Daß der Hauptmann einen Revers (Versicherung) unter seiner Hand und seinem Siegel von sich geben sollte, damit der Rath im Nothfalle solchen Ihrer Kaiserl. Majestät oder Dero Generälen vorzuzeigen hätte, welches er sogleich verwilligte. Der Revers lautet also:

Zu vernehmen, demnach der WohlEdel und Gestrenge,[12] Herr Johann von Artetta, des Freyherrl. Altringischen regiments zu Fuß bestellter Hauptmann, mit zwoe compagnien[13] deßelben regiments, bei den Ehrenvesten,[14] Fürsichtigen und weisen Herrn Bürgermeistern und rath des H. Reichs Statt Schweinfurtt, eine Zeit hero das wirkliche Quartier commendirt, gleichwohlen aber nach den Schwedischen und Chur-Sächsischen anzihenden armaden allenthalben erschollener occupation der benachbarten Stätt und ortt, darob nicht allein das gemeine Landvolk daherumb, sondern auch der umblagerte bewehrte ausschuß[15] flüchtig worden, bey dieser Stattguarnison so viel befunden; daß dieselbe, alß von so geringer anzahl zwoer unvollkommener compagnien jener annahenden und erkundigten starcken Kriegsmacht, da sie diese Statt berühren sollte, wegen der verfallenen Mauren, im wenigsten nicht, obgleich mit allgemeiner gesicherter beytrettung der gesambten Burgerschaft allhier, würden widerstehen können, und derohalben, zu salvirung beydes der Fähnlein und des Volcks, die retirada genommen.

Solchem nach und gleichwie vorwohlbesagter Herr Hauptmann und seine unterhabende soldatesca Gemeiner Statt löbl. magistrat und Bürgerschaft von ihrer gegen der Röm. Keiß. Majestät, unserm Allergnädigsten Herrn bißhero mit eußerst willigster uffsetzung des Ihrigen in alle möglichste Weg Allerunterthänigst bewiesener getreu hiemit das warhaffte Zeugnus geben; Also und nicht wenigers wißen die von E. E. rath und der Bürgerschaft hingegen von ihm herrn Hauptmann und seinen untergebenen soldaten mit gleichem grund der warheit zu zeugen, daß dieselbe biß hiehero ihre Kriegsdienst sich befürderlich angelegen seyn lassen, auch gewißlich bey weiterer zutragenheit nicht würden unterlaßen haben, da mehrwohlgedachter Herr hauptmann oder andere Kriegserfahrne hetten befinden können, daß dieser Statt gemäuer und Wäll zur defension reparirt und tüchtig, auch wegen so öder und volcksloser nachbarschafft einiger succurs[16] were zu hoffen gewest, Mitt urkund beidertheils eigenhändiger subscription und angedrucktem innsiegel. Actum Schweinfurt den 30. Sept. Anno 1631.

(L. S.) San Ioann von Artetta, Hauptmann.

(L. S.) Bürgermeister und rath der Statt Schweinfurt.

Nach geschehener Ausfertigung dieses Reverses kam mehr besagte Garnison von 200 Mann des Nachts in aller Stille auf dem Markte zusammen, marschirte ohne Trommelschlag an das Hospital-Thor, das ihr geöffnet wurde, und von da zog sie in aller Stille nach Würzburg[17] in das dasige Schloß, wo sie bey kurz erfolgter Eroberung dieser Vestung nebst der übrigen Besatzung sämtlich niedergehauen wurden“.[18]

Der Fürstbischof selbst floh mit erheblichen Geldvorräten und einem Großteil der ligistischen Bundeskasse nach Köln,[19] wo er Exil fand.

[1] Hauptmann: Der Hauptmann (schwed. Kapten) war ein vom Obristen eingesetzter Oberbefehlshaber eines Fähnleins der Infanterie, das er meist unter Androhung einer Geldstrafe auf eigene Kosten geworben und ausgerüstet hatte. Der Hauptmann warb daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. In der Kompanie-Stärke wurden sogenannte „Passevolants“ mitgerechnet, nichtexistente Söldner, deren Sold ihm zustand, wenn er Deserteure und verstorbene Soldaten ersetzen musste. Der monatliche Sold eines Hauptmanns betrug 160 fl. (Nach der Umbenennung des Fähnleins in Kompanie wurde er als Kapitän bezeichnet.) Der Hauptmann war verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Er musste die standesgemäße Heirat seiner Untergebenen bewilligen. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Kapitänleutnant, übernommen. Der Hauptmann marschierte an der Spitze des Fähnleins, im Zug abwechselnd an der Spitze bzw. am Ende. Bei Eilmärschen hatte er zusammen mit einem Leutnant am Ende zu marschieren, um die Soldaten nachzutreiben und auch Desertionen zu verhindern. Er kontrollierte auch die Feldscher und die Feldapotheke. Er besaß Rechenschafts- und Meldepflicht gegenüber dem Obristen, dem Obristleutnant und dem Major. Dem Hauptmann der Infanterie entsprach der Rittmeister der Kavallerie. Junge Adlige traten oft als Hauptleute in die Armee ein. Jedoch muss man wohl davon ausgehen, dass nicht alle Offizierschargen in gleichem Umfang an diesen lukrativen Geschäften beteiligt waren. Die bei DAMBOER, Krise, S. 150, dargestellte „Schatzkammer“ eines Hauptmanns ist nicht unbedingt typisch.

[2] BECK, Chronik 1. Bd. 2. Abt., Sp. 17, 20f.

[3] Johann Graf v. Aldringen [10.12.1588 Diedenhofen-22.7.1634 Landshut], ligistischer Obrist, später kaiserlicher Feldmarschall. Vgl. HALLWICH, Gestalten aus Wallenstein’s Lager II. Johann Aldringen; DUCH, Aldringen (Aldringer), Johann Frhr.

[4] Schweinfurt; HHSD VII, S. 686ff.

[5] Franz v. Hatzfeldt [13.9.1596 Schloss Crottorf-30.7.1642 Würzburg], Fürstbischof v. Würzburg u. Bamberg. Vgl. WEBER, Würzburg und Bamberg.

[6] Würzburg; HHSD VII, S. 837ff.

[7] Staatsarchiv Würzburg Reichsstadt Schweinfurt 109 (X); DEINERT, Schwedische Epoche, S. 49f.; MÜLLER, Schweinfurt, S. 502.

[7a] HALLWICH, Briefe und Akten 2. Bd., 539.

[8] schwedische Armee: Trotz des Anteils an ausländischen Söldnern (ca. 85 %; nach GEYSO, Beiträge II, S. 150, Anm., soll Banérs Armee 1625 bereits aus über 90 % Nichtschweden bestanden haben) als „schwedisch-finnische Armee“ bezeichnet. Die Unterscheidung zwischen der „Royal-Armee“, die v. Gustav II. Adolf selbst geführt wurde, u. den v. den Feldmarschällen seiner Konföderierten geführten „bastanten“ Armeen erscheint angesichts der Operationen der letzteren überflüssig. Nach LUNDKVIST, Kriegsfinanzierung, S. 384, betrug der Mannschaftsbestand (nach altem Stil) im Juni 1630 38.100, Sept. 1631 22.900, Dez. 1631 83.200, Febr./März 1632 108.500, Nov. 1632 149.200 Mann; das war die größte paneuropäische Armee vor Napoleon. Schwedischstämmige stellten in dieser Armee einen nur geringen Anteil der Obristen. So waren z. B. unter den 67 Generälen und Obristen der im Juni 1637 bei Torgau liegenden Regimenter nur 12 Schweden; die anderen waren Deutsche, Finnen, Livländern, Böhmen, Schotten, Iren, Niederländern und Wallonen; GENTZSCH, Der Dreißigjährige Krieg, S. 208. Vgl. die Unterredung eines Pastors mit einem einquartierten „schwedischen“ Kapitän, Mügeln (1642); FIEDLER, Müglische Ehren- und Gedachtnis-Seule, S. 208f.: „In dem nun bald dieses bald jenes geredet wird / spricht der Capitain zu mir: Herr Pastor, wie gefället euch der Schwedische Krieg ? Ich antwortet: Der Krieg möge Schwedisch / Türkisch oder Tartarisch seyn / so köndte er mir nicht sonderlich gefallen / ich für meine Person betete und hette zu beten / Gott gieb Fried in deinem Lande. Sind aber die Schweden nicht rechte Soldaten / sagte der Capitain / treten sie den Keyser und das ganze Römische Reich nicht recht auff die Füsse ? Habt ihr sie nicht anietzo im Lande ? Für Leipzig liegen sie / das werden sie bald einbekommen / wer wird hernach Herr im Lande seyn als die Schweden ? Ich fragte darauff den Capitain / ob er ein Schwede / oder aus welchem Lande er were ? Ich bin ein Märcker / sagte der Capitain. Ich fragte den andern Reuter / der war bey Dreßden her / der dritte bey Erffurt zu Hause / etc. und war keiner unter ihnen / der Schweden die Zeit ihres Lebens mit einem Auge gesehen hette. So haben die Schweden gut kriegen / sagte ich / wenn ihr Deutschen hierzu die Köpffe und die Fäuste her leihet / und lasset sie den Namen und die Herrschafft haben. Sie sahen einander an und schwiegen stille“.

Zur Fehleinschätzung der schwedischen Armee (1642): FEIL, Die Schweden in Oesterreich, S. 355, zitiert [siehe VD17 12:191579K] den Jesuiten Anton Zeiler (1642): „Copey Antwort-Schreibens / So von Herrn Pater Antoni Zeylern Jesuiten zur Newstadt in under Oesterreich / an einen Land-Herrn auß Mähren / welcher deß Schwedischen Einfalls wegen / nach Wien entwichen/ den 28 Junii An. 1642. ergangen : Darauß zu sehen: I. Wessen man sich bey diesem harten und langwürigen Krieg in Teutschland / vornemlich zutrösten habe / Insonderheit aber / und für das II. Was die rechte und gründliche Ursach seye / warumb man bißher zu keinem Frieden mehr gelangen können“. a. a. O.: „Es heisst: die Schweden bestünden bloss aus 5 bis 6000 zerrissenen Betellbuben; denen sich 12 bis 15000 deutsche Rebellen beigesellt. Da sie aus Schweden selbst jährlich höchstens 2 bis 3000 Mann ‚mit Marter und Zwang’ erhalten, so gleiche diese Hilfe einem geharnischten Manne, der auf einem Krebs reitet. Im Ganzen sei es ein zusammengerafftes, loses Gesindel, ein ‚disreputirliches kahles Volk’, welches bei gutem Erfolge Gott lobe, beim schlimmen aber um sein Erbarmen flehe“.

[9] Flucht: Überlebensstrategie in Kriegszeiten. Der Schuhmacher Hans Heberle listet in seinem „Zeytregister“ 30 Fluchten nach Ulm auf. ZILLHARDT, Heberle, S. 225; DEMURA, Flucht, S. 187ff. Der Bieberauer Pfarrer  Johann Daniel Minck; KUNZ; LIZALEK, Südhessische Chroniken, S. 253f.: „Viele verkrochen und versteckten sich zwar in Wälder, Höhlen, Klippen etc., waren aber ausgespähet, denn die [kaiserlich-bayerischen] Soldaten hatten bei sich menschenspürige Hunde, welche, wann sie an Mensch und Vieh kamen, mit ihrem Bellen die Leute verrieten und den Räubern Anzeig gaben. Darumb flohe alles auf die Schlösser. Da lagen alle Gassen, Höfe und Winkel voller Leute, besonders zu Lichtenberg, welches ein kleiner Behelf. Und derhalben auch viele im Regen, Schnee und Kälte unter dem freien Himmel lagen, teils lagen in Fässern und Bütten. Die Stuben waren Winterszeit so voll, dass wegen der Menge keines sitzen, sondern dicht ineinander stehen müssen. War ein groß Jammer und Elend anzusehen, zu geschweigen, selbst mit darin begriffen sein“. BENTELE, Protokolle, S. 192 (1634): „Des andern Tags, als man vernommen, dass die ganze Armee marchiere, haben sich Mann und Weib mit den Kindern in das Feld, Weinberg, Hülen, Klüften und Wäld mehistentails begeben, in Hoffnung, daselbsten sicher zue sein, bis das Ungewitter fürübergieng. Aber die wurden allerorten durch die Hund der Soldaten ausgespürt, gehetzt, gejagt, gefangen, ranzioniert, übel tractiert, und tails erbärmlich ermordet. War auch zu solcher Zeit Tag und Nacht schön und warm Wetter auf vierzehn Tag aneinander, daß doch also mancher dessentwegen desto besser in einem verborgenen Winkel durch Gottes väterliche Obacht bewahret gewesen, und sein Leben wie eine Ausbeut darvon gebracht hat“. Abt Veit Höser (1577 – 1634) von Oberaltaich bei Straubing berichtet; SIGL, Wallensteins Rache, S. 142f.: „In diesen Tagen [Dezember 1633; BW] trieben es die Schweden überall ganz arg. Sie streiften in alle Richtungen und Gegenden herum, durchstöberten sogar die menschenleeren Ödnisse und Wälder, alle Berghänge, jedes Tal, jede Schlucht, jeden Schlupfwinkel, daß die Menschen sich vor Todesängsten überhaupt nicht mehr auskannten, sich nicht mehr helfen und raten konnten. Unter dem eigenen Dache gab es ja ohnehin keine Sicherheit. In ihrer Bedrängnis flohen alle aus ihren Wohnungen, als wären das selbst Räuberhöhlen, flüchteten in die Berge, versteckten sich in Hecken, im Dickicht, in der Wildnis, obgleich sie auch dort nirgends bleiben konnten wegen der Winterkälte, die in unserer Waldgegend noch viel ärger ist. Wenn sie sich überhaupt ein Feuer machen konnten, verriet sie schon von weitem der aufsteigende Rauch bei Tag und bei Nacht der Feuerschein; ja, die Flucht in ein Versteck verriet sie selbst schon wieder durch die unvermeidlich im Schnee hinterlassenen eigenen Spuren. Die schlauen Spürhunde folgten mit ihrer Nase diesen tiefen Fußstapfen und spürten den Flüchtlingen fleißig nach, ohne deren Todesängste zu spüren. Schau, laß dir sagen, was diese ungemein scharfsinnigen Bösewichte nicht alles aushecken, damit ihnen ja kein einziger Mensch entwischt. Überall in den Wäldern, in Dickichten, auf Viehtriften, wo sich einer geflissentlich verstecken könnte, veranstalteten sie blutige Treibjagden (veneticam tragediam). Sie stellten Reihen von Scharfschützen in einem größeren Abstand voneinander auf und durchstreiften so das vom Eingang her das Gelände, indem sie obendrein noch abgerichtete Jagd- und Spürhunde vor sich herhetzten. Diese reizten sie mit ihrem Hussa-Hussa zum Bellen, ließen sie durchs Dickicht und Gebüsch stöbern, nach Feuerstellen schnüffeln, schickten sie in unzugängliche Stellen, damit sie überall die versteckten Menschen ausmachen, mit ihrem Verbellen verraten und heraustreiben. In undurchdringliches Heckengestrüpp (truteta) schossen sie mit ihren Gewehren hinein, um die allenfalls darin verborgenen Menschen zu zwingen, dass sie herauskriechen oder herausspringen. Wollten solche arme „Angsthasen“ jedoch sofort bei dem Hussa-Geschrei der Jäger und dem Hundegebell der unausbleiblichen Flucht zuvorkommen und davonlaufen, wurden sie dort von den Musketieren zur Strecke gebracht, die den Wald von draußen in regelmäßigen Abständen voneinander umzingelt hatten, sodaß die ohnehin schon zu Tode geängstigten Menschen, wohin sie auch immer flüchten wollten, in die Fänge und Fallen dieser Menschenjäger fielen“. Auch die Heranziehung zu schwersten Schanzarbeiten veranlasste Bürger zur Flucht. Das Einfliehen in die nächsten Städte war allerdings nicht umsonst. Im März 1636 verlangte die Reichsstadt Nordhausen von hereingeflüchteten Adligen über 20 Jahren 2 Reichstaler, von Bürgern und Bürgerinnen 1 Reichstaler, von einem Bauern je nach Vermögen 12 oder 6 Groschen. Für ein fremdes Pferd waren 12 Groschen zu zahlen. KUHLBRODT, Clara von Heringen, S. 82. Dazu kamen in der Regel auch Abgaben für Ochsen, Kühe etc. In Weimar hielten sich 1640 außer 2863 Einwohnern 4103 Fremde auf. PFISTER, Bevölkerungsgeschichte, S. 14. Zum Teil ließ der Rat wie in Augsburg die Flüchtlinge aus der Stadt bringen (SIGL, Geschichte, S. 47) oder verweigerte die Aufnahme. Zur Migration allgemein ASCHE, Krieg, Militär und Migration, S. 11ff. Die Flucht in die nächsten Städten war nicht umsonst. Im März 1636 verlangte die Reichsstadt Nordhausen von hereingeflüchteten Adligen über 20 Jahren 2 Reichstaler, von Bürgern und Bürgerinnen 1 Taler, von einem Bauern je nach Vermögen 12 oder 6 Groschen. Für ein fremdes Pferd waren 12 Groschen zu zahlen. KUHLBRODT, Clara von Heringen, S. 82. Dazu kamen in der Regel auch Abgaben für Ochsen, Kühe etc. KLUGE, Hofer Chronik, S. 180 (1641): „Den 11. januarii wurde der sächßischen von adel hier eingeflehet rindt- und schaafvieh, so theils zum thor hinaus, alles wieder hereingetrieben und aufs neue verarrestiret, und solten von einem stück rindvieh 1 thaler, von einem schaaf aber 1 groschen geben, unangesehen, daß das liebe vieh zum theil dermassen verhungert, daß es kaum gehen konnte, wie dann auch viel dahingefallen und aus mangel futters umkommen müßen“. In Weimar hielten sich z. B. 1640 außer 2863 Einwohnern 4103 Fremde auf. PFISTER, Bevölkerungsgeschichte, S. 14.

[10] Regiment: Größte Einheit im Heer: Für die Aufstellung eines Regiments waren allein für Werbegelder, Laufgelder, den ersten Sold und die Ausrüstung 1631 bereits ca. 135.000 fl. notwendig. Zum Teil wurden die Kosten dadurch aufgebracht, dass der Obrist Verträge mit Hauptleuten abschloss, die ihrerseits unter Androhung einer Geldstrafe eine bestimmte Anzahl von Söldnern aufbringen mussten. Die Hauptleute warben daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. Wegen der z. T. immensen Aufstellungskosten kam es vor, dass Obristen die Teilnahme an den Kämpfen mitten in der Schlacht verweigerten, um ihr Regiment nicht aufs Spiel zu setzen. Der jährliche Unterhalt eines Fußregiments von 3.000 Mann Soll-Stärke wurde mit 400- 450.000 fl., eines Reiterregiments von 1.200 Mann mit 260.-300.000 fl. angesetzt. Zu den Soldaufwendungen für die bayerischen Regimenter vgl. GOETZ, Kriegskosten Bayerns, S. 120ff.; KAPSER, Kriegsorganisation, S. 277ff. Ein Regiment zu Fuß umfasste de facto bei den Kaiserlichen zwischen 650 und 1.100, ein Regiment zu Pferd zwischen 320 und 440, bei den Schweden ein Regiment zu Fuß zwischen 480 und 1.000 (offiziell 1.200 Mann), zu Pferd zwischen 400 und 580 Mann, bei den Bayerischen 1 Regiment zu Fuß zwischen 1.250 und 2.350, 1 Regiment zu Roß zwischen 460 und 875 Mann. Das Regiment wurde vom Obristen aufgestellt, von dem Vorgänger übernommen und oft vom seinem Obristleutnant geführt. Über die Ist-Stärke eines Regiments lassen sich selten genaue Angaben finden. Das kurbrandenburgische Regiment Carl Joachim v. Karberg [Kerberg] sollte 1638 sollte auf 600 Mann gebracht werden, es kam aber nie auf 200. Karberg wurde der Prozess gemacht, er wurde verhaftet und kassiert; OELSNITZ, Geschichte, S. 64. Als 1644 der kaiserliche Generalwachtmeister Johann Wilhelm v. Hunolstein die Stärke der in Böhmen stehenden Regimenter feststellen sollte, zählte er 3.950 Mann, die Obristen hatten 6.685 Mann angegeben. REBITSCH, Gallas, S. 211; BOCKHORST, Westfälische Adlige.

[11] E. E. Rat: ein ehrenfester Rat.

[12] gestreng: lat. „strenuus“, als ehrenvoller Titel des Ritterstandes, dann auf hohe fürstliche Beamte übertragen, später auch auf niedere Beamte und Offiziere.

[13] Kompanie: Eine Kompanie zu Fuß (kaiserlich, bayerisch und schwedisch) umfasste von der Soll-Stärke her 100 Mann, ihre Ist-Stärke lag jedoch bei etwa 70 Mann, eine Kompanie zu Pferd bei den Bayerischen 200 Mann, den Kaiserlichen 60 Mann, den Schwedischen 80 Mann. Geführt wurde die Fußkompanie von einem Hauptmann, die berittene Kompanie von einem Rittmeister. Vgl. TROUPITZ, Kriegs-Kunst. Vgl. auch „Kornett“, „Fähnlein“, „Leibkompanie“.

[14] ehrenfest: lat. „honoratus, constans honore, fortis“, „mannhaft“, traditionelle Anrede edler Männer.

[15] Ausschuss: Bürgerwehr: (zumeist relativ wirkungslose, unzuverlässige und aufsässige) Miliz zur selbstständigen Landesverteidigung (vgl. Landwehr), die teilweise schon beim ersten Musketenschuss auseinanderlief oder als Kanonenfutter diente, wenn sie nicht unter dem Schutz von Soldaten eingesetzt wurde. Zum Dienst im Ausschuss konnten sowohl Bürger – meist kleine Handwerker und ärmere Bürger, reichere Bürger drückten sich vor diesem Dienst – als auch Bauern der städtischen Dörfer herangezogen werden. Üblich war die Stellung des 5. oder 10. Mannes. Die Erfurter Bürgerwehr soll aus 1.200 Mann bestanden haben; BEYER; BIEREYE, Geschichte, S. 537. Zur Nutzlosigkeit des Bürgerausschusses vgl. die Äußerungen des brandenburgischen Kanzlers Friedrich Pruckmann [1562-1630]; FADEN, Berlin, S. 144: Sie wurden „von ihrer zween angeführt, die ihr Lebetage wohl keinen toten Menschen im Felde gesehen. Da war ein Trommelschlagen, Platzen und Schießen, auch Schreien in beiden Städten [Berlin und Cölln] die ganze Nacht hindurch, dass ihrer wohl wenige dieselbe Nacht werden geschlafen haben. Denn es war alles besoffen, was da war. Da hätte man wohlbeschossene Musketiere sehen sollen; der eine schoß die Lunte mit hinweg; dem andern entfiel der Ladestecken, dem dritten die Forschett [Gabelstock]; dem vierten versagte die Muskete zwei- bis dreimal; der fünfte steckte die Nase gar in den Ärmel, wenn er schießen wollte, gleich den Mönchen, Pfaffen und Jesuiten, die vor etlichen Jahren zu Paris gassatim gingen, Die dann losgeschossen hatten, konnten zu keiner Ladung wieder kommen, also voll waren sie. Die Pikeniere trugen die Pike auch gar musterlich, zu geschweigen, dass sie solche sonsten zu gebrauchen sollten gewusst haben. Summa, man hat nur lauter Schimpf gehabt“. FADEN, Berlin, S. 153f. Vgl. auch die Einschätzung Herzog Friedrichs III. von Schleswig-Holstein-Gottorp; RATHJEN, Soldaten im Dorf, S. 39: „das landtvolckh ohngeubet zu fechten, kleinmüthig und verzagt sein, ihr hertz und muth zurück bei ihren hinterlassenen Eltern, Weib undt Kindern gelassen“. SCHMIDT, Chronica Cygnea, S. 507 (1632): „Bald darauff sind die Bauern bewehret / und hinauff an Wald und Gräntzen verleget worden. Unter diesen waren ihr viel / die aus Mangel anderer Gewehr / Sensen an Stangen liesen machen / und darmit fort zogen / sie wurden aber zuvor am hindern Theil anders gerichtet / daß sie gerade wie Spiesse standen“.

Der niederrheinische katholische Chronist von Kempen und Dekan des Stifts Kaiserswerth, Johannes Wilmius [1585-1655]; WILMIUS, Chronicon, S. 115, über die Ernsthaftigkeit von Verteidigungsmaßnahmen: „Im gleichen Jahr [1641; BW], als vorher im September in Deutschland alles vom Krieg verwüstet wurde und das kaiserliche Heer in Hessen gegen den Schwedengeneral Johannes Banèr lagerte, nahmen die Hessen unter Rabenhaupt [Karl Rabenhaupt von Sucha (1602-1675); BW] Kalkar im Klevischen zu nachtschlafender Zeit. Sie bedrohten uns schwer und kündigten feindselige Handlungen an. In panischem Schrecken befestigten die Kempener den Ort und widersetzten sich dem Amtmann [Johann Konstantin v. Neukirch, gen. Nievenheim; BW], der Soldaten aus ihrer Mitte ausheben wollte. Mit welchem Erfolg, wird die Zeit lehren. Jedoch auf einen Befehl des Fürsten hin, den der Amtmann unter Hinweis auf die Gefahr von ihm erwirkt hatte, wurden einige Abteilungen und Gruppen von Soldaten mit großem Aufwand der gesamten Gemeinde ausgehoben. Als Hauptmann wurde der Sohn des Amtmanns an ihre Spitze gestellt, ein Junge von neun oder zehn Jahren. Er sollte 60 Taler Sold monatlich bekommen. Hieraus kann man schließen, was die einfachen Soldaten erhalten werden. Gegen diese Aushebung erhoben die Vierter und die Gemeinde Einspruch, jedoch der Rat und die Schöffen wagten den Mund nicht aufzutun. Lieber wollten sie den Interessen ihres Vorgesetzten nachkommen, wenn auch die Stadt darüber zu Grunde ginge“.Teilweise wurde schon aus Kostengründen der Ausschuss von Städten abgelehnt; BRUNS, Hallenberg, S. 258f.; WALLHAUSEN, Defensio Patriae. „Daß die angestellte Landesdefension Erfolg haben konnte, wenn es sich bei den Übergriffen um kleinere Gruppen von Plünderern handelte, zeigte sich in unmittelbarer Nähe der Landeshauptstadt, als man in (Düsseldorf-)Gerresheim eine Gruppe brabantischer Soldaten gefangennahm, die ‚die Gerresheimer Kirch spoliert’ (geplündert) hatten. Dreizehn von ihnen wurden am 27. Januar 1625 gehenkt und sechs enthauptet“. STOMMEL, Johann Adolf Freiherr Wolff, S. 78.

[16] Sukkurs: Hilfe, Ersatz; Beistand, Nachschub.

[17] Würzburg; HHSD VII, S. 837ff.

[18] HAHN, Chronik 2. Theil, S. 387f. (Datierung nach dem a. St.). Vgl. ENGERISSER, Von Kronach, S. 24 (die zurzeit beste kriegsgeschichtliche Darstellung).

[19] Köln; HHSD III, S. 403ff.

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Ebelin, Tobias

Ebelin, Tobias; Hauptmann [ – ] Ebelin stand als Hauptmann in würzburgischen Diensten. Ihm wurde die schnelle Kapitulation der Festung Königshofen im Grabfeld[1] vor den Schweden am 10.10.1631 zu Unrecht zur Last gelegt. „Am Dienstag, den 7.10. war Gustav Adolfs Vorhut bereits in der Gegend der würzburgischen Grenzfestung Königshofen angelangt und hatte die Stadt zur Übergabe aufgefordert. Der dortige Kommandant, der würzburgische Hauptrmann Tobias Ebelin, hatte die Stadt bereits mit einem Teil der Besatzung in Richtung Würzburg[2] verlassen, angeblich um sich dort Instruktionen zu holen und den Ausschuß zu mobilisieren. Nach Angabe des Chronisten Rost hatte er sich nach der Burg Trimberg[3] (nahe Hammelburg[4]) zurückgezogen und dort verschanzt. Ein Manuskript im Stadtarchiv Königshofen berichtet, daß in der Stadt ‚keine Besatzung dahier gelegen, auch der Commandant alß ein zaghafter Mann sich auß dem Staub gemacht […]‘. Die zurückgebliebene Besatzung, nach den Einträgen der schwedischen Feldkanzlei (bei Pleiss, S. 24) nicht mehr als 100 Soldaten und 200 Bürger, hatte versucht, die Stadt nach besten Möglichkeiten in einen verteidigungsfähigen Zustand zu bringen“.[5] Nach der Wiedereroberung der Festung wurde Ebelin dort erneut Kommandant. 1646 erscheint er als Kommandant von Trimberg.

[1] Bad Königshofen im Grabfeld [Stadt Bad Königshofen i. Grabfeld]; HHSD VII, S. 368.

[2] Würzburg; HHSD VII, S. 837ff.

[3] Trimberg [Gem. Elfershausen, LK Bad Kissingen]; HHSD VII, S. 753f.

[4] Hammelburg [LK Bad Kissingen]; HHSD VII, S. 268ff.

[5] ENGERISSER, Von Kronach, S. 20f. (die zurzeit beste kriegsgeschichtliche Darstellung).

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Vitinghof [Vietinghoff, Vittinghoff, Fitinghof, Wittenhof, Wittinghoff], gen. „Scheel [Schell] v. Livlanden“, Leonhard von

Vitinghof [Vietinghoff, Vittinghoff, Fitinghof, Wittenhof, Wittinghoff], gen. „Scheel [Schell] v. Livlanden“, Leonhard von; Generalmajor [1590-1657] Der Livländer Leonhard von Vitinghof stand 1632 als Generalmajor[1] in schwedischen Diensten.[2]

Aus der Reichsstadt Bad Wimpfen[3] wird berichtet: „1632. 20. April bekamen die so entsetzlich bedrängten und mißhandelten Evangelischen[4] Luft, durch Hilfe der Schweden, so an diesem Tag in Biberach[5] einrukten.

Nun wandte sich das Blatt, wie es die Kaiserlichen und die Rathsherren gemacht, so wurde es ihnen jetzt vergolten. Die Evangelischen bekamen die Kirchen wieder und alle Stellen, im Hospital[6] mußte alles was katholisch war weichen. Drauf hat man seiner Majestät dem König von Schweden Gustav Adolphs gehuldigt, hernach blieb nur eine Compagnie[7] Schweden hier. Der schwedische Generalmajor hat geheißen Leonhard v. Vittinghoff, war aus Liffland.

Damals starb ein Evangelischer Burgermeister Namens ‚Eckstein’, welchen mit allen Gloken wieder das erste Mal ist geläutet worden, welches in vielen Jahren keinem Evangelischen wehr ist worden.

16. Mai hat man den schwedisch Soldaten auf dem Markt beim rothen Ochsen eine Bettstund gehalten, sammt einer Predigt, und ist die Bettstund sodann auch alle Tag gehalten worden, so lang die Schweden seind hier gewesen. Nun verlangte der schwedische Befehlshaber zu wissen, ob man wenn die Landvögteischen[8] Bauren etlich tausend Mann anruken werden, was die Bürgerschaft alsdann zu thun entschloßen seyn; worauf dieselbe solches dem Rath anheim stellte, der sofort beschloß, daß man dem König in Schweden treu bleiben wolle bis in den Tod.

Nun hat der Commandant der ganzen Bürgerschaft befohlen, in das Gewehr zu stehen, und wurde dieselbe in 9 Korporalschaften getheilt, und unter die Soldaten gestoßen, die Wachten zu versehen, zur selbigen Zeit haben die Kapuziner[9] ihr Kloster verlaßen, und sind von dannen gewichen, es ist aber all ihr Sach inventiret worden, das Kirchengut, die Altäre, die Tafeln, haben die katholischen selbst weggenommen und in den Pfarrhof gethan, worauf die Schweden, die Dragoner[10] das Kloster samt dem Garten dergestalt verwüstet, daß man sich darüber hat verwundern müßen.

Den 24. sind die Schweden abgezogen, und haben nur etlich Mann da gelassen. Gleich den andern Tag kam von dem Kaiserlichen Commißär[11] Oß[12]a ein Schreiben, und von ihm begehrt, daß man kaiserlich Volk hier einnehme, was ohne Verzug geschehen mußte, man hat aber gleich den Christoph Wern und Hans Layen nach Ulm[13] geschikt, Raths zu holen, dieser war: man solle den Schweden treu bleiben, der sie nicht verlaßen werde. Nun ist man dem General Oßa muthig entgegen gezogen, und hat seine Leut fort über Berkheim,[14] Ehretheim[15] und Leutkirch[16] zu gejagt, die Burger haben auch sehr scharf Wacht gehalten.

Den 28. seind Nachts 12 Uhr wieder Schweden hier einmarschirt, es waren 5 Compagnien. Der katholische Rath wurde wiederum abgesetzt und auf dem Rathhaus arretirt, die Soldaten bei den katholischen Bürgern einquartirt, so ist der Christoph Brandenburg auf dem Markt wohnhaft, wegen seiner Soldaten aufs Siechenthor gefänglich eingelegt worden“.[17]

[1] Generalmajor: Der Generalmajor nahm die Aufgaben eines Generalwachtmeisters in der kaiserlichen oder bayerischen Armee war. Er stand rangmäßig bei den Schweden zwischen dem Obristen und dem General der Kavallerie, bei den Kaiserlichen zwischen dem Obristen und dem Feldmarschallleutnant.

[2] schwedische Armee: Trotz des Anteils an ausländischen Söldnern (ca. 85 %; nach GEYSO, Beiträge II, S. 150, Anm., soll Banérs Armee 1625 bereits aus über 90 % Nichtschweden bestanden haben) als „schwedisch-finnische Armee“ bezeichnet. Die Unterscheidung zwischen der „Royal-Armee“, die v. Gustav II. Adolf selbst geführt wurde, u. den v. den Feldmarschällen seiner Konföderierten geführten „bastanten“ Armeen erscheint angesichts der Operationen der letzteren überflüssig. Nach LUNDKVIST, Kriegsfinanzierung, S. 384, betrug der Mannschaftsbestand (nach altem Stil) im Juni 1630 38.100, Sept. 1631 22.900, Dez. 1631 83.200, Febr./März 1632 108.500, Nov. 1632 149.200 Mann; das war die größte paneuropäische Armee vor Napoleon. Schwedischstämmige stellten in dieser Armee einen nur geringen Anteil der Obristen. So waren z. B. unter den 67 Generälen und Obristen der im Juni 1637 bei Torgau liegenden Regimenter nur 12 Schweden; die anderen waren Deutsche, Finnen, Livländern, Böhmen, Schotten, Iren, Niederländern und Wallonen; GENTZSCH, Der Dreißigjährige Krieg, S. 208. Vgl. die Unterredung eines Pastors mit einem einquartierten „schwedischen“ Kapitän, Mügeln (1642); FIEDLER, Müglische Ehren- und Gedachtnis-Seule, S. 208f.: „In dem nun bald dieses bald jenes geredet wird / spricht der Capitain zu mir: Herr Pastor, wie gefället euch der Schwedische Krieg ? Ich antwortet: Der Krieg möge Schwedisch / Türkisch oder Tartarisch seyn / so köndte er mir nicht sonderlich gefallen / ich für meine Person betete und hette zu beten / Gott gieb Fried in deinem Lande. Sind aber die Schweden nicht rechte Soldaten / sagte der Capitain / treten sie den Keyser und das ganze Römische Reich nicht recht auff die Füsse ? Habt ihr sie nicht anietzo im Lande ? Für Leipzig liegen sie / das werden sie bald einbekommen / wer wird hernach Herr im Lande seyn als die Schweden ? Ich fragte darauff den Capitain / ob er ein Schwede / oder aus welchem Lande er were ? Ich bin ein Märcker / sagte der Capitain. Ich fragte den andern Reuter / der war bey Dreßden her / der dritte bey Erffurt zu Hause / etc. und war keiner unter ihnen / der Schweden die Zeit ihres Lebens mit einem Auge gesehen hette. So haben die Schweden gut kriegen / sagte ich / wenn ihr Deutschen hierzu die Köpffe und die Fäuste her leihet / und lasset sie den Namen und die Herrschafft haben. Sie sahen einander an und schwiegen stille“. Zur Fehleinschätzung der schwedischen Armee (1642): FEIL, Die Schweden in Oesterreich, S. 355, zitiert [siehe VD17 12:191579K] den Jesuiten Anton Zeiler (1642): „Copey Antwort-Schreibens / So von Herrn Pater Antoni Zeylern Jesuiten zur Newstadt in under Oesterreich / an einen Land-Herrn auß Mähren / welcher deß Schwedischen Einfalls wegen / nach Wien entwichen / den 28 Junii An. 1642. ergangen : Darauß zu sehen: I. Wessen man sich bey diesem harten und langwürigen Krieg in Teutschland / vornemlich zutrösten habe / Insonderheit aber / und für das II. Was die rechte und gründliche Ursach seye / warumb man bißher zu keinem Frieden mehr gelangen können“. a. a. O.: „Es heisst: die Schweden bestünden bloss aus 5 bis 6000 zerrissenen Bettelbuben; denen sich 12 bis 15000 deutsche Rebellen beigesellt. Da sie aus Schweden selbst jährlich höchstens 2 bis 3000 Mann ‚mit Marter und Zwang’ erhalten, so gleiche diese Hilfe einem geharnischten Manne, der auf einem Krebs reitet. Im Ganzen sei es ein zusammengerafftes, loses Gesindel, ein ‚disreputirliches kahles Volk’, welches bei gutem Erfolge Gott lobe, beim schlimmen aber um sein Erbarmen flehe“. Im Mai 1645 beklagte Torstensson, dass er kaum noch 500 eigentliche Schweden bei sich habe, die er trotz Aufforderung nicht zurückschicken könne; DUDÍK, Schweden in Böhmen und Mähren, S. 160.

[3] Bad Wimpfen [LK Heilbronn]; HHSD VI, S. 51f.

[4] Vgl. OSTERMAYER, Kronik, S. 64ff.

[5] Biberach an der Riß [LK Biberach]; HHSD VI, S. 80ff.

[6] Spital: meist Krankenanstalten, Pflegeheime oder Altersheime, denen ein eigenes Kirchengebäude angehörte. Die Bürgerspitalkirchen in größeren Städten waren dabei nur jenen Einwohnern vorbehalten, die das Bürgerrecht der Stadt besaßen, in solchen Städten gab es dann auch weitere Spitäler und Spitalskirchen für Nichtbürger. Das Spital hatte zumeist a) Oberpfründner mit Vermögen, das ganz oder teilweise zugewandt wurde und die sich durch eine bestimmte Summe einkauften; b) Unterpfründner, deren eingebrachtes zu ihrer Verpflegung nicht ausreichte und die daher teilweise aus dem Spitalvermögen ernährt werden mussten, und c) Arme, die vollständig unterhalten werden mussten, was im Laufe des Krieges zu einem immer größeren Problem wurde. Die Verwaltung oblag dem Spitalmeister, der für die Ordnung im Haus sorgte. Er führte mit seiner Frau die Wirtschaft, verwaltete die Einkünfte und erhielt dafür freie Station, Kleidung einen Jahreslohn, seine Frau erhielt einen „Jahr- und Backlohn“.

[7] Kompanie: Eine Kompanie zu Fuß (kaiserlich, bayerisch und schwedisch) umfasste von der Soll-Stärke her 100 Mann, ihre Ist-Stärke lag jedoch bei etwa 70 Mann, eine Kompanie zu Pferd bei den Bayerischen 200 Mann, den Kaiserlichen 60 Mann, den Schwedischen 80 Mann. Geführt wurde die Fußkompanie von einem Hauptmann, die berittene Kompanie von einem Rittmeister. Vgl. TROUPITZ, Kriegs-Kunst. Vgl. auch „Kornett“, „Fähnlein“, „Leibkompanie“.

[8] Landvogtei Schwaben: Die Landvogtei Schwaben, ab 1750 Oberamt Altdorf, gehörte zu Vorderösterreich und war somit ein Teil des Habsburgerreichs. Sie kam nach Ende des Herzogtums Schwaben als „Reichslandvogtei in Ober- und Niederschwaben“ 1541 an Österreich und verblieb dort bis 1805. Die Landvogtei umfasste Gebiete vom östlichen Nordufer des Bodensees über das Schuissental bis zur Ostalb (Schelkingen, die Stadt Riedlingen), außerdem im Werstallgäu das Umland der Reichsstadt Leutkirch im Allgäu. Die Landvogtei war in eine Obere Landvogtei und eine Untere Landvogtei geteilt. Sitz der Oberen Landvogtei war Altdorf.

[9] Kapuziner: Angehöriger des Ersten Ordens der Franziskaner; die Franziskaner-Oberservanten (Minoriten oder „Minderbrüder vom eremitischen Leben“) gingen barfuß in Sandalen und trugen eine braune Wollkutte mit Schulterkragen und Kapuze, daher auch „braune Kapuziner“ genannt. Dieser Bettelorden versuchte auch Askese, besonders durch Armut und apostolische Arbeit in der Seelsorge und Mission das Evangelium zu verwirklichen. Besondere Verdienste erwarben sie sich in der Pflege der Pestkranken. Diese strenge Observanz ist bei Franziskaner-Konventualen abgemildert. Diese trugen eine schwarze Kutte mit Mozetta und Kapuze und wurden daher „schwarze Kapuziner“ genannt.

[10] Dragoner (frz. dragon): leichter Reiter, der auch zu Fuß focht, benannt nach den mit Drachenkopf (dragon) verzierten Reiterpistolen, nach KEITH, Pike and Shot Tactics, S. 24, aus dem Holländischen „dragen“ bzw. „tragen“. „Arbeiter zu Pferd“ hat man sie genannt. Der Dragoner war im Prinzip ein berittener Musketier (der zum Gefecht absaß), da das Pferd zu schlecht war, um mit der Kavallerie ins Gefecht reiten zu können. Berneck, Geschichte der Kriegskunst, S. 136. Auch äußerlich war der Dragoner nicht vom Infanteristen zu unterscheiden. Zudem verfügte in der schwedischen Armee 1631/32 etwa nur die Hälfte der Dragoner überhaupt über ein Pferd. Oft saßen daher zwei Dragoner auf einem Pferd. Falls überhaupt beritten, wurden die Dragoner als Vorhut eingesetzt, um die Vormarschwege zu räumen und zu sichern. Teilweise führten die Dragoner am Sattelknopf kleine Äxte mit, um Hindernisse entfernen oder sich auch zeitweise selbst verteidigen zu können. Zum Teil wurden unberittene Dragoner-Einheiten im Kampf auch als Musketiere eingesetzt. Zu ihren Aufgaben gehörte auch Sicherung und Deckung von Konvois, Patrouillen, Angriffe aus dem Hinterhalt, Bildung der Vor- und Nachhut. Ausführlich dargestellt bei ENGERISSER, Von Kronach, S. 468ff., FLIEGER, Die Schlacht, S. 123ff.  Eine Designation vom 13.7.1643 über die Verwendung des Werbegeldes bzw. die Abrechnung für einen Dragoner stellt 44 Gulden 55 Kreuzer in Rechnung. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd. Zu den Waffen vgl. auch http://www.engerisser.de/Bewaffnung/Bewaffnung.html.

[11] Kriegskommissar: Bevollmächtigter des Kriegsherrn zur Eintreibung von Kriegssteuern (Kontribution). Als Quartierkommissarius legte er darüber hinaus die Einquartierungen der Soldaten fest. (Der Quartiermeister bzw. Fourier sorgte dann für deren praktische Umsetzung; vgl. s. v. „Fourier“.) Der „Musterkommissarius“ führte in landesherrlichem Auftrag die Musterungen durch und überwachte die Zusammensetzung des Heeres. Musterkommissare waren bei gemeinen Soldaten wie Offizieren gleichermaßen verhasst, da sie Manipulationen und Betrügereien auf den Musterplätzen zu unterbinden suchten: Söldner erschlichen sich vielfach Sold, indem sie sich unter verändertem Namen mehrfach mustern ließen, Offiziere führten zuweilen mehr Männer in den Soldlisten, als tatsächlich vorhanden waren, um die eigene Tasche mit den überschüssigen Löhnungen zu füllen (vgl. BURSCHEL, Söldner, S. 120ff.). Auch hatten sie die Abdankungen und die Zusammenlegung und Neuformierung kleiner Einheiten zu überwachen. Der Anteil der Kontributionsgelder an den Einkünften der Generalkriegskommissare und Kriegskommissare betrug bis zu 30 %. So erhielt z. B. der kurbayerische Kriegskommissar Christoph von Ruepp vom 18.1.1621 bis 30.4.1633 95.341 fl., davon 30.347 fl. Kontributionsgelder. DAMBOER, Krise, S. 51; vgl. auch PFEILSTICKER, Lang. In einer Landtagsbeschwerde des Gerichtes Hörtenberg wird geklagt, daß bei Durchzügen „auch tails beglaitcommissari den unntertonnen mehr sched- als nutzlich sein, in deme sy mer dem soldaten beifallen, unnd in ansuechenden unerzeuglichen sachen recht geben, als den unnderthonnen obhabennden gebierennden schutz erweisen“. SCHENNAT, Tiroler Landesverteidigung, S. 63. Zum Teil wurden Kriegskommissare wie Johann Christoph Freiherr v. Ruepp zu Bachhausen zu Obristen befördert, ohne vorher im Heer gedient zu haben; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2398, fol. 577 (Ausfertigung): Ruepp an Maximilian I., Gunzenhausen, 1631 XI 25.

[12] Wolf Rudolf Freiherr v. Ossa [Oßen] [ca. 1574-16.9.1639 Regensburg], kaiserlicher Generalkriegskommissar, Feldmarschall.

[13] Ulm; HHSD VI, S. 808ff.

[14] Berkheim [LK Biberach].

[15] Erolzheim [LK Biberach]. ?

[16] Leutkirch [LK Ravensburg].

[17] OSTERMAYER, Kronik, S. 69f.

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Someda [Sommeda] de Chiaramont [Chiaromonte], Ferdinand

Someda [Sommeda] de Chiaramont [Chiaromonte], Ferdinand; Obrist [ – ]

Someda[1] war kaiserlicher Obrist und Kommandeur der 1645 errichteten Someda-Dragoner.

„Über weitere Gewalttätigkeiten berichtet dann wieder ein Schreiben der Stadt Boxberg[2] vom 25. November 1645 an den Kurfürsten Maximilian von Baiern. ‚Vom Horstschen Regiment sind am 16. Nov. etliche Offiziere und 24 Mann in Boxberg angekommen, um den Sommerverpflegungsausstand, nach ihrer Angabe ein Betrag von 6000 fl., vom Amt zu fordern, exequiren und abzuholen, unangesehen wir inzwischen durch feindliche Gewalt überfallen, alle Kirchen sowohl als die Dörfer rein ausgeplündert, viel Wohnhäuser, insonderheit das Dorf Bobstadt,[3] halb abgebrannt, auch viel Mannspersohnen jämmerlich geschädigt, teils gar tot gemacht. Was nun die Feinde gelassen, hat des Herrn General Galassen [Gallas; BW] Leibregiment neben dem Somadischen Regiment, so 14 Tage lang im Amt gantz unbarmhertzig logirt, durch Geldpressuren, die übrigen Früchte und Hausmobilien umbs halbe Geld verführt und dazu 29 Stück Rindvieh und Pferdt zum Vorspann, davon nicht eines zurückkommen, weggenommen‘. Die Amtsgemeinden erboten sich, der Horstschen Abteilung 1000 fl. zu geben; diese war aber damit nicht zufrieden, und die Gemeinden sahen sich gezwungen, den Kurfürsten um Nachlaß des Restbetrags zu bitten. Eine Antwort scheint darauf nicht erfolgt zu sein, denn gegen Ende des Jahres 1640 [1645 ?, BW], besetzten die Franzosen das Amt wieder, das sie dann vom Frühjahr 1648 an wieder bis zum Frieden im Besitz hatten“.[4]

Someda schrieb am 27.10.1646 aus Brünn[5] an Gallas, er sei von Raimondo Montecuccoli nach Mähren und Österreich abkommandiert worden, um die dort liegenden Soldaten zu dessen Regiment zu führen. Da aber die Feinde nahe und ihre Reihen nicht zu durchbrechen seien, könne er dem Befehl nicht nachkommen. Der Feind habe eine Garnison in Landskron[6] und verstärke sie ständig, während Montecuccoli, wie gewöhnlich, nur Hoffnungen und Befehle vom Kaiserhof, aber wenig Militär habe. Woher auch Soldaten nehmen, wenn jetzt, zur Zeit der Regimentsergänzungen, nur vom Frieden die Rede sei ! Bei seinem Regiment und in Prag spreche man von Gallas‘ Rückkehr zur Armee; er könne nicht glauben, dass dies in der gegenwärtigen Lage so leicht wäre, aber der Wiener Hof rufe nach ihm und brauche ihn unbedingt.[7]

Seine Dragoner waren im Sommer 1648 unter Puchheims Befehl in Böhmen gegen den schwedischen Reichszeugmeister Wittenberg eingesetzt.

[1] Vgl. die Erwähnungen bei KELLER; CATALANO, Tagebücher.

[2] Boxberg [Main-Tauber-Kreis]; HHSD VI, S. 106f.

[3] Bobstadt, heute Stadtteil von Boxberg [Main-Tauber-Kreis].

[4] HOFMANN, Eroberung, S. 105f.

[5] Brünn [Brno]; HHSBöhm, S. 68ff.

[6] Landskron [Lanškroun, Bez. Wildenschwert]; HHSBöhm, S. 317ff.

[7] TOEGEL; KOČĺ, Der Kampf, Nr. 912.

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Ferrari [Ferrara, Ferar], Pietro Graf de

Ferrari [Ferrara, Ferar], Pietro Graf de; Obrist [ – ] Pietro Graf de Ferrari [Ferrara, Ferar] stand als Obristleutnant bzw. Obrist[1] in kaiserlichen Diensten.

In dem Schreiben der Fürstin Dorothea von Anhalt-Dessau an ihren Sohn Johann Kasimir von Anhalt-Dessau heißt es 1626 über die Ereignisse an der Dessauer Brücke[2]: „Zu Kleutsch[3] nicht niemand logiert worden, aber es sind 12 Reiter vor des Obristleutnants Ferarri Kompagnie, so Wiedenhorst [Wittenhorst; BW] Oberstleutnant ist, ist von Scholitz[4] (da er auf meinem Hofe gelegen und alle Kälber totstechen und auf seinen Wagen werfen und mitführen lassen) fortgezogen und auf E. F. B. Hof gefallen und haben 2 Wispel Hafer, neben etlichen Speckseiten, Würsten, Hühnern und dergl. essenden Speisen mitgenommen, das Vieh hatte ich zuvor alles wegtreiben lassen. Zu Scholitz sind mir 4 Pferde, zu Mosigkau[5] 5, allhier die beiden Karrenspferde ausgespannt worden, an die 200 Schafe sind mir auch totgeschossen und weggenommen worden“.[6]

In der Chronik der Stadt Beelitz[7] ist festgehalten: „Als nun dieser Schwarm [1627 Kaiserliche unter Johann Wangler d. Ä.; BW] vorbei war, meinte man, sich ein wenig wieder erholen zu können; aber da kam bald wieder Befehl vom Hofe, weil der Graf von Ferar zu Brandenburg mit seiner Armee anlangen würde, wir sollten 50 Tonnen[8] Bier dahinschicken, konnten kaum mit 14 Tonnen loskommen“.[9]

Zu 1627 heißt es: „Dem kaiserlichen Rgt. Ferrari – Franzosen, Spanier, Italiener und Polen – ging schon ein schlechter Ruf voraus, den es durch unglaubliche und Plünderungen und Verwüstungen [in der Oberen Pfalz; BW] rechtfertigte“.[10]

Im Oktober 1627 informierte Heinrich Graf Schlick Melchior von Hatzfeldt von der Übertragung des Oberbefehls von Ålborg[11] und Vendsyssel[12] an Ferrari.[13] Ferrari berichtete Hatzfeld im November über das Erscheinen von über 50 holländischen Kriegsschiffen bei Ringköbing.[14] Zudem ging es um die Winterquartiere der Regimenter Collalto und Ferrari im Amt Ålborg und die Beschaffung von Wein. Im Dezember ging es um 20 Kriegsschiffe bei Sæby,[15] die Entdeckung von 2 Tonnen Pulver in einer Kirche, den eigenen Mangel an Pulver und den Überfall eines Kapitäns aus dem Winterquartier bei Leuchsteur[16] auf eine Witwe.[17]

Die Verstärkung der dänischen Armee war Thema ihrer Korrespondenz im Februar 1628. Im April dieses Jahres berichtete er vom Rückzug geflüchteter dänischer Bauern von Ålborg auf die Insel Gull[18] in Vendsyssel. Um die Durchfahrt von 12 Kriegsschiffen aus dem Sund über Skagen in Richtung Holland.[19]

Im März 1629 ging es um die Verlegung des Hauptquartiers von Ålborg nach Århus[20] sowie das Verbot der Ausfuhr von Vieh, Getreide und Kupfer. Im Juni erhielt Hatzfeldt seinen Abmarschbefehl aus dem Land Vendsyssel nach Radersleben.[21]

[1] Vgl. auch Slg. 15: Autographensammlung des Königlichen Hausarchivs der Niederlande. Online verfügbar unter: sachsen-anhalt.de/fileadmin/Elementbibliothek/Bibliothek_LHA/FB/Slg_15_00_Findbuch.pdf.: Pietro de Ferrari an den anhaltischen Rat Friedrich von Schölling, 1626 (Nr. 60).

[2] In der Schlacht an der Dessauer Brücke am 25.4.1626 besiegte Wallenstein die mansfeldisch-weimarischen Truppen unter Ernst von Mansfeld und die dänischen Kontingente unter Johann Ernst von Sachsen-Weimar und drängte sie über Schlesien und Mähren bis nach Ungarn ab. Vgl. WESELOH, Die Schlacht, S. 135ff.; WÜRDIG, HEESE, Dessauer Chronik, S. 197ff.

[3] Kleutsch, heute Stadtteil von Dessau-Roßlau.

[4] Scholitz, heute Ortsteil von Mildensee [heute Stadtteil von Dessau-Roßlitz].

[5] Mosigkau, heute Stadtteil von Dessau-Roßlau.

[6] WÜRDIG; HEESE, Die Dessauer Chronik, S. 214.

[7] Beelitz [LK Potsdam-Mittelmark].

[8] Tonne: (Hohlmaß), für Bier: 1 Tonne = 114,5 Liter (Preussen).

[9] SCHNEIDER, Chronik der Stadt Beelitz, S. 27.

[10] HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 61.

[11] Ålborg [Nordjyllands A, Jütland]; HHSDän, S. 1ff.

[12] Vendsyssel, (zusammen mit Thy) eine Landschaft auf der mittelgroßen Insel Vendsyssel-Thy (oder Nordjütländische Insel), nördlich des Limfjords im nördlichen Dänemark. Das ungefähr 3000 km² große Gebiet liegt zwischen Kattegat und Skagerrak.

[13] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 3.

[14] Ringkøbing [Amtskommune Ringkøbing, Nordjyllands A, Jütland]; HHSDän, S. 166f.

[15] Sæby [Nordjyllands A, Jütland]; HHSDän, S. 175f.

[16] Leuchsteur: nicht identifiziert.

[17] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 4.

[18] Gull: nicht identifiziert.

[19] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 4.

[20] Århus [Jütland], HHSDän, S. 4ff.

[21] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 4; Radersleben: bisher nicht identifiziert.

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Offenburg, Hans [Johann] Heinrich von

Offenburg, Hans [Johann] Heinrich von; Obervogt, Generalkommissar [15.2.1581 Liestal-1636] Hans [Johann] Heinrich von Offenburg [1634 oder 1636] war Obervogt[1] zu Laufen[2] und Nagold[3] und stand als württembergischer Generalkommissar[4] in schwedischen Diensten.[5] 1604 muss er am berühmten Tübinger „Collegium Illustre“, einer Ritterakademie für junge Adelige, studiert haben. Aus diesem Jahr datiert sein Stammbucheintrag für Ludwig Friedrich Herzog von Württemberg-Mömpelgard,[6] der ab 1601 das „Collegium Illustre“ besuchte.

In den Aufzeichnungen des Benefiziaten[7] Franz Andreas Rogg [1712-1777] aus der Reichsstadt Pfullendorf[8] heißt es unter dem 14.7.1632: „Dis Tags ist ein schreiben von hl.[9] Hans Heinrich von Offenburg ahn einen Ehrsammen Rath von Ravenspurg[10] eingeliferet worden mit begehren, das man alsbaldt jemandt zur Vergleichung der künfftigen Contribution[11] zu ihme hinauf nacher Ravenspurg abordnen und den hinterstelligen Rest erstatten solle. Dieweill dan hl.[12] obrist Zunfftmstr.[13] Martin Schneller[14] und Stattschreiber[15] sich noch bey der Weinmarischen Armee befinden, als hat ein Ehrsammer Rath solches darbey bewenden und unbeantwortet gelassen in hoffnung, das, wan sie verstehen werden, das alle Ständt beschriben, sie sich auch ungezweifflet anmelden, die Handlung und Begehren anzuehören.

Hl. obrist Zunfft-Mstr. undt hl. Stattschreiber haben sich bey dem von Offenburg gemelt und zu Vernemmung begehrt, weil sie etwas weitleufiges berichtet worden, das neben anderen ständen auch die statt Pfullendorf beschrieben, sie beede aber anjezo schon den 3ten Tag [S. 428] bey der Armee sich befunden, als haben sie nit unterlassen wollen, von eines Ehrsammen Raths wegen anzuhören, was das begehren sein möchte, solches haben gehorsamblich zue referieren, beynebens bittend, das ein Salva Guardia[16] auf gemeine Statt ertheilt werden möchte. worauf sich hl. General-Commissarius erklärt, das Ihr Fürstl. gnaden[17] des hl. generals ernstlichen Befelch wäre, das fürterhin die Statt Pfullendorff monatlichen zur Königl. Casa 600 Reichsthaler[18] einschütten[19] solle, den hinterstelligen Rest aber gleich paar zu erlegen. Als beide abgeordnete darvor flehentlich undst zum öfftermahlen gebetten, die gemeine Statt gäntzlich erarmt und bis auf das marckht durch die langwürige Kriegs, -Pressuren ersogen und ausgemathet, auch allererst durch den hl. obrist Leutenant[20] Marx Anthoni Rählingeren[21] in vihl 1000 fl. Schaden empfangen. Dahero solches unmöglich, mit unterthenigster Bitt, uns bey der ersten gleichung[22] des monats per 80 fl. in gnaden verbleiben zu lassen. Er hette unser weesen genugsam verstanden undt angehört, kenne vor seine Persohn nichts anderes machen, er habe seinen gemesnen Befelch von Ihro Fürstl. Gnaden, darvon er nit schreiten dürffe. Wan man aber bey Ihro Fürstl. gnaden etwas zuwegen bringen kenne, wohl er uns ein solches wohl gonnen und darzue helffen. Die Salva Guardia seye er zu ertheillen wohl zufriden. Bey welcher erklärung es dismahl verbleiben solle.

Actum den 8ten Aug. 1632

Hl. Amtsburger-Mstr. proponiret,[23] das gestern ein schreiben von Herzog Bernhard von Sachsen-Weinmar ahn einen Ehrsamen Rath abgangen und eingelifert worden des Innhalts, das die Contributionsabführung[24] inner 6 oder lengstens 8 Tagen, von Dato angerechnet, nacher Ulm[25] unfeh(l)bar erlegt werde in der anzahl, wie solche von seinem Verordneten, General-Commissario Hans Heinrich von Offenburg, jedem Standt auferlegt worden. im fahl sie nit erscheine, er die würckhliche Execution[26] mit feur und Schwerdt wider die ungehorsame Ständt fürnemmen wolle. Was dis orths zue thuen, weil sich die gefahr erzeig, entgegen wür kein einige hülff zue gewarten haben. Zur Abwendung der vor Augen schwebenden gefahr und ermanglenden hilff, damit nit das gantze gemeine Weesen in euseristes Verderben gerathen und kommen mechte, in erwegung, das sich gemeine Statt anfänglich sich starckh gewehrt, selbiges mahl aber wohl hindurchkommen, außer was der schaden ahn ihnen selbsten gewesen, das wür die augenscheinliche hülff gottes empfunden, anjezo, da man sich saumseelig zeigen sollte, mechten die letste Ding ärger werden als die [S. 430] erste, das der alte ausstandt, als der alte ausstandt, als der Monath Majus und Junius, so sich in 160 fl. belauffen thue, neben noch einem halben Monath, als 40 fl.vor den Monath July ehrist[27] zusammen gericht und nacher Ulm[28] verschickht, zumahlen auch 2 ausführliche schreiben, das eine ahn Ihro Fürstl. gnaden selbst, das andere ahn den hl. Commissarium von Offenburg, darinnen man des seinen armmen Weesens bishero erlittenen Trangsalen, schaden und Verderbungen fleißig einbringen und bitten solle, das Ihro Fürstl. gnaden uns bey der alten monathlichen Contribution in gnaden verbleiben lassen wollte.

Bis auf erfolgende antwort möchte vielleicht der allmechtige gott andere mittel praesentiren lassen.

Weil der Bau-Säckhel bey disen großen Beschwernusen, Contributionen und Ranzionen[29] nun mehr also erschöpft, das kein möglichkeit mehr ist, einige Ding, will geschweigen der Stadt Wochenlöhn abzuezahlen, als werde man nothwendig mießen eine gantze schatzung[30] so vihl so vihl auf die Burgerschafft als auf des gottshaus Spithalls[31] legen mießen, und zwar der Burgerschafft von morgen über 3 Wochen, denen Unterthanen auf dem landt bis auf Michaele“.[32]

Unter dem 5.10.1632 wird Offenburg von Rogg wieder erwähnt: „gestrigen Tags ist ein Citationsschreiben[33] vom General-Commissario Offenburger einkhommen des Innhalts, das die contribuierende Ständt theils nacher Riedlingen[34] und theils nacher Biberach[35] beschriben[36] werden, die alldorten wegen erlittenen schäden undt erlegten Contributionen Rechnung thuen sollen. Derowegen hiesige Statt bis künfftigen Freytag bescheiden. Ist beschlossen worden, das, weil man noch nit außer gefahr, könne man die Schickhung nit unterlassen, und umb Verschonung stärckherer Contribution bitten, beynebens ein Rechnung aufsezen, was das arme Weesen nunmehr erlitten undt contribuiret, ihme, hl. von Offenburg, zu übergeben. Zu welcher Schickhung hl. obrister Zunfftmstr., Martin Schneller, und hl. Stattschreiber Trauttenmüller sollen gebraucht werden“.[37]

9.10.1632: „Als die obige 2 abgeordnete von Biberach widerumb anheimb kommen, haben in ihrer Relation[38] mitgebracht, das sie bey dem schwedischen General-Commissario, dem hl. von Offenburg, gewesen, ihreer Beschwerden halber die Rechnung übergeben und ferner gebetten, das man doch das erarmte weesen, als welches mehr schuldig als es im Vermögen habe, bey der alten Contribution verbleiben lassen wolte, dessen man dan der unterthänigen hoffnung gelebe, weil Ihr Fürstl. gnaden auf Beschehenes untertheniges Solicitiren[39] kein Resolution ertheillt haben. Bitten also nochmahlen höchsten fleißes, dem armen Weesen mit solchem ansuchen zu verschonen, weil ohnmöglich solches aufzuebringen.

Worüber er in antworth ertheillt, Ihr Fürstl. gnaden hetten ihm solches und in der Zeit kein anderes befohlen, mießte deroselben Befelch nachkommen, glaube wohl, das solcher schaden, als die übergebne Rechnung zue erkhennen geben thüe, also beschaffen. Kenne aber seiner Persohn halber deswegen nichts abziehen lassen, doch wohl ersehen, das die dem herren General gegebne 500 Reichsthaller möchten abgezogen werden. Und dieweil wür uns also starck beschwehren, so sollen wür sehen, das 150 fl. oder 200 fl. ehrist nacher Ulm ihme überschickht, damit der monath auf 100 Reichthaller mechte gericht werden, wellches doch nit wolle versprochen haben. Darumben wür ihne nochmahlen gehorsamb gebetten“.[40]

Nach der Schlacht bei Nördlingen[41] war Offenburg in hoher Begleitung auf dem Hohenasperg[42] erschienen. Der Markgröninger[43] Dekan Wendel Bilfinger, der zu Beginn der Belagerung durch die Kaiserlichen auf die Festung Hohenasperg geflüchtet war, berichtet in seinen Tagebuchaufzeichnungen unter dem 30.8.1634: „Eod. ist Ihro Fürstl. Gnaden Herzog Bernhard von Sachsenweimar,[44] Herr General Rheingrav Ott Ludwig,[45] (welcher hernacher zu Speyr[46] Todes verfahren) Johann Heinrich von Offenburg, und Ludwig Rösch,[47] Commissarii, uf Asperg ankommen, und weil diser platz also qualificirt, daß Herzogs Bernhards Aussag nach ein gantze Armée darvor könntte auffgehalten werden, als haben Sie Rudigern von Waldo,[48] Obersten Leütenant über die Schwedische Artollery alhier zu einem Commendanten hinderlaßen, solches hauß vor den Kaiserischen zu defendiren“.[49]

Um weitere Hinweise unter Bernd.Warlich@gmx.de wird gebeten !

[1] Obervogt: zur Verwaltung gefährdeten Reichsgut eingesetzter landesherrlicher Beamter für die gesamte Verwaltung einschließlich Finanzen und Militärwesen der Landvogtei. Er besaß die hohe Gerichtsbarkeit, zumeist vergleichbar mit der Stellung eines Oberamtmanns.

[2] Laufen, heute Stadtteil von Sulzburg [LK Breisgau-Hochschwarzwald].

[3] Nagold [LK Calw]; HHSD VI, S. 546.

[4] General(kriegs)kommissar: Der General(kriegs)kommissar war das oberste Aufsichts- und Kontrollorgan für das gesamte Kriegswesen, Bevollmächtigter des Kriegsherrn zur Eintreibung von Kriegssteuern (Kontributionen), zur Kontrolle der Kriegskommissare und übernahm auch militärische Aufgaben. Nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630) erhielt er monatlich 600 fl. Als Quartierkommissarius legte er darüber hinaus die Einquartierungen der Soldaten fest. (Der Quartiermeister bzw. Fourier sorgte dann für deren praktische Umsetzung). Der Generalkommissar, der entweder erfahrener Heeresverwaltungsbeamter oder selbst Obrist war, war der Dienstvorgesetzte aller dieser Kommissare, der wiederum seinen Anteil bei seinen untergebenen Kommissaren einforderte. Zudem waren die oft korrupten Generalkriegskommissare verpflichtet, alle Vorkommnisse im Feld und in der Garnison an den obersten Kriegsherrn einzuberichten, weshalb sie nicht zu Unrecht als die „Augen und Ohren“ etwa Maximilians I. bei der Truppe bezeichnet wurden. Sie besuchten bzw. kontrollierten die vom Hauptquartier entfernt operierenden oder liegenden Regimenter. Bei der Truppe waren sie aufgrund ihrer umfangreichen Kontrollfunktionen im Allgemeinen verhasst. Zudem hatten sie die Weisung, die Kosten der Kriegs- und Truppenfinanzierung zu senken und Reduktionen durchzuführen, was zu ständigen, teilweise handfesten Konflikten mit den Obristen als Kriegsunternehmern führen mussten, da die Generalkriegskommissare auch für den Transport und die Auszahlung des Soldes zuständig waren. Bei besonders unruhigen Truppenteilen waren sie auch für die Ausgabe der Munition zuständig. Der Generalkriegskommissar hatte zudem die Aufgabe, in den besetzten Gebieten nach lohnender Beutekunst (Altäre, Gemälde, Bücher etc.) Ausschau zu halten und gemäß seinen Weisungen zu beschlagnahmen. Der Generalkriegskommissar trat als Militärsachverständiger bei Liga-, Kurfürsten- und Reichstagen auf und war bei Friedensverhandlungen (z. B. beim Abschluss des Lübecker Friedens 1629) und Gesandtschaften beteiligt. Zum Teil kam er durch seine vielfältigen Aufgaben, Einnahmen (Sold etwa 5000 fl., Anteil an Kontributionen ca. 1800 fl. pro Jahr ohne diverse andere Einnahmen) und Belohnungen zu einem beträchtlichen Vermögen. Der Anteil der Kontributionsgelder an den Einkünften der Generalkriegskommissare und Kriegskommissare betrug bis zu 30 %. So erhielt z. B. der kurbayerische Kriegskommissar Christoph von Ruepp vom 18.1.1621 bis 30.4.1633 95.341 fl., davon 30.347 fl. Kontributionsgelder. DAMBOER, Krise, S. 51. Da die Generalkriegskommissare den Schriftverkehr mit der Kriegskanzlei bzw. dem obersten Kriegsherrn führten, gaben sie oft anders lautende, kritische oder auch gefälschte Berichte weiter. DAMBOER, Krise, S. 27:  „Im Schreiben des Generalkommissars Schäfer an Maximilian vom 13. Dezember 1644 schrieb dieser, die Generalkommissare suchten nichts als des Kurfürsten und der Armada Interesse und würden trotzdem immer verfolgt, gehasst und beneidet“.

[5] schwedische Armee: Trotz des Anteils an ausländischen Söldnern (ca. 85 %; nach GEYSO, Beiträge II, S. 150, Anm., soll Banérs Armee 1625 bereits aus über 90 % Nichtschweden bestanden haben) als „schwedisch-finnische Armee“ bezeichnet. Die Unterscheidung zwischen der „Royal-Armee“, die v. Gustav II. Adolf selbst geführt wurde, u. den v. den Feldmarschällen seiner Konföderierten geführten „bastanten“ Armeen erscheint angesichts der Operationen der letzteren überflüssig. Nach LUNDKVIST, Kriegsfinanzierung, S. 384, betrug der Mannschaftsbestand (nach altem Stil) im Juni 1630 38.100, Sept. 1631 22.900, Dez. 1631 83.200, Febr./März 1632 108.500, Nov. 1632 149.200 Mann; das war die größte paneuropäische Armee vor Napoleon. 9/10 der Armee Banérs stellten deutsche Söldner; GONZENBACH, Der General Hans Ludwig von Erlach von Castelen II, S. 130. Schwedischstämmige stellten in dieser Armee einen nur geringen Anteil der Obristen. So waren z. B. unter den 67 Generälen und Obristen der im Juni 1637 bei Torgau liegenden Regimenter nur 12 Schweden; die anderen waren Deutsche, Finnen, Livländern, Böhmen, Schotten, Iren, Niederländern und Wallonen; GENTZSCH, Der Dreißigjährige Krieg, S. 208. Vgl. die Unterredung eines Pastors mit einem einquartierten „schwedischen“ Kapitän, Mügeln (1642); FIEDLER, Müglische Ehren- und Gedachtnis-Seule, S. 208f.: „In dem nun bald dieses bald jenes geredet wird / spricht der Capitain zu mir: Herr Pastor, wie gefället euch der Schwedische Krieg ? Ich antwortet: Der Krieg möge Schwedisch / Türkisch oder Tartarisch seyn / so köndte er mir nicht sonderlich gefallen / ich für meine Person betete und hette zu beten / Gott gieb Fried in deinem Lande. Sind aber die Schweden nicht rechte Soldaten / sagte der Capitain / treten sie den Keyser und das ganze Römische Reich nicht recht auff die Füsse ? Habt ihr sie nicht anietzo im Lande ? Für Leipzig liegen sie / das werden sie bald einbekommen / wer wird hernach Herr im Lande seyn als die Schweden ? Ich fragte darauff den Capitain / ob er ein Schwede / oder aus welchem Lande er were ? Ich bin ein Märcker / sagte der Capitain. Ich fragte den andern Reuter / der war bey Dreßden her / der dritte bey Erffurt zu Hause / etc. und war keiner unter ihnen / der Schweden die Zeit ihres Lebens mit einem Auge gesehen hette. So haben die Schweden gut kriegen / sagte ich / wenn ihr Deutschen hierzu die Köpffe und die Fäuste her leihet / und lasset sie den Namen und die Herrschafft haben. Sie sahen einander an und schwiegen stille“. Vgl. auch das Streitgespräch zwischen einem kaiserlich und einem schwedisch Gesinnten „Colloquium Politicum“ (1632). Zur Fehleinschätzung der schwedischen Armee (1642): FEIL, Die Schweden in Oesterreich, S. 355, zitiert [siehe VD17 12:191579K] den Jesuiten Anton Zeiler (1642): „Copey Antwort-Schreibens / So von Herrn Pater Antoni Zeylern Jesuiten zur Newstadt in under Oesterreich / an einen Land-Herrn auß Mähren / welcher deß Schwedischen Einfalls wegen / nach Wien entwichen / den 28 Junii An. 1642. ergangen : Darauß zu sehen: I. Wessen man sich bey diesem harten und langwürigen Krieg in Teutschland / vornemlich zutrösten habe / Insonderheit aber / und für das II. Was die rechte und gründliche Ursach seye / warumb man bißher zu keinem Frieden mehr gelangen können“. a. a. O.: „Es heisst: die Schweden bestünden bloss aus 5 bis 6000 zerrissenen Bettelbuben; denen sich 12 bis 15000 deutsche Rebellen beigesellt. Da sie aus Schweden selbst jährlich höchstens 2 bis 3000 Mann ‚mit Marter und Zwang’ erhalten, so gleiche diese Hilfe einem geharnischten Manne, der auf einem Krebs reitet. Im Ganzen sei es ein zusammengerafftes, loses Gesindel, ein ‚disreputirliches kahles Volk’, welches bei gutem Erfolge Gott lobe, beim schlimmen aber um sein Erbarmen flehe“. Im Mai 1645 beklagte Torstensson, dass er kaum noch 500 eigentliche Schweden bei sich habe, die er trotz Aufforderung nicht zurückschicken könne; DUDÍK, Schweden in Böhmen und Mähren, S. 160.

[6] KREKLER (Bearb.), Die Autographensammlung des Stuttgarter Konsistorialrats Friedrich Wilhelm Frommann, S. 705. – Ludwig Friedrich Herzog v. Württemberg, Graf v. Mömpelgard [29.1.1586 Mömpelgard-26.1.1631 Mömpelgrad]. LORENZ; MERTENS; PRESS (Hg.), Das Haus Württemberg, S. 178–180.

[7] Benefiziat: geistlicher Inhaber eines Benefiziats (Pfründe).

[8] Pfullendorf [LK Sigmaringen]; HHSD VI, S. 631.

[9] hl.: hochlöblich, später Anrede „Herr“.

[10] Ravensburg [LK Ravensburg]; HHSD VI, S. 644ff.

[11] Kontribution: Kriegssteuern, die ein breites Spektrum an Sach- oder Geldleistungen umfasste, wurden im Westfälischen als „Raffgelder“ bezeichnet; SCHÜTTE, Dreißigjähriger Krieg, Nr. 45, S. 127; LEHMANN, Kriegschronik, S. 34, Anm. (1632): „Contribution eine große straffe, Sie erzwingt alles, was sonst nicht möglich ist“. Sie wurde auf Grundlage einer Abmachung zwischen Lokalbehörden (zumeist Städten) und Militärverwaltung erhoben. Teilweise wurde den Juden eine Sondersteuer auferlegt (HOCK, Kitzingen, S. 92), um sich selbst einer zusätzlichen Belastung zu entziehen. Die Kontribution wurde durch speziell geschultes, z. T. korruptes Personal (vgl. WAGNER; WÜNSCH, Staffel, S. 122ff.) zumeist unter Androhung militärischer Gewalt oder unter Androhung des Verlusts des Bürgerrechts (das in Erfurt seit 1510 ab dem 16. Lebensjahr erworben werden konnte), des Braurechts, der Benutzung der Allmende, den säumigen Bürgern „das Handwerk zu legen“ etc. (vgl. NÜCHTERLEIN, Wernigerode), und der Zunagelung der Haustüren (JORDAN, Mühlhausen, S. 76 (1633)) eingetrieben. Den Zahlenden wurde als Gegenleistung Schutz gegen die Übergriffe des Gegners in Aussicht gestellt. Nicht selten mussten an die beiden kriegführenden Parteien Kontributionen abgeführt werden, was die Finanzkraft der Städte, Dörfer und Herrschaften sehr schnell erschöpfen konnte. Auch weigerte sich z. T. die Ritterschaft wie im Amt Grimma erfolgreich, einen Beitrag zu leisten; LORENZ, Grimma, S. 667. Vgl. REDLICH, Contributions; ORTEL, Blut Angst Threnen Geld, der diese Euphemismen für Erpressungen, erwartete oder erzwungene „Verehrungen“ etc. auflistet. Der Anteil der Kontributionsgelder an den Einkünften der Generalkriegskommissare und Kriegskommissare betrug bis zu 30 %. So erhielt z. B. der kurbayerische Kriegskommissar Christoph von Ruepp vom 18.1.1621 bis 30.4.1633 95.341 fl., davon 30.347 fl. Kontributionsgelder. DAMBOER, Krise, S. 51. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, S. 268, über die schwedische Einquartierung Dezember 1633 in Osnabrück: Die Soldaten „sagen und klagen, sie bekommen kein geld, da doch stets alle wochen die burger ihr contribution ausgeben mußen, dan das kriegsvolck sagt, das ihr obristen und befehlhaber das geldt zu sich nehmmen und sie mußenn hunger und kummer haben, werden zum stehlen verursacht“. Der Flussmeister und Advokat Johann Georg Maul [? – nach 1656)] (1638), WAGNER; WÜNSCH, Staffel, S. 121: „Weil ich nun zu dieser Contribut[ion] wöchentlich 7 f geben müssen und nicht allemahl sogleich bezahlet habe, bin ich und die Meinigen zu verschiedenen mahlen ohngewarneter Weisse überfallen worden, und man hat mich dermaasen gequälet und gemartert, dass es einen Steine in der Erdte erbarmen möchte, sonderlich in der Heilgen Zeit, am 5. Jan[uar] 1638, da ich eines kleinen Resto wegen von 6 vollgesoffenen Soldaten, der einer, der Berth genannt unter dem Obristen [Heinrich; BW] von Schleiniz, den Degen über mich gezogen, mein Weib, so dazwischen gelaufen, am Arme verwundet, den Gürtel von Leibe in drey Stücken gerissen und solche Grausamkeit verübet, dass es nicht zu beschreiben, vielweniger von Christlichen Menschen geglaubet werden kann, mitler weile, als dieser Berth also mit mir chargierte, haben die andern 5 Bösewichter gemauset, was sie angetroffen, unter andern mir einen Fisch Otter, so man an die Arme stecket, mein Kamm Futter mit aller Zugehör vor 5 f, allerhand Geräthe ohngefähr 8 f, so ich nicht wieder bekommen können“. Aus der Stausenbacher Chronik des Caspar Preis für 1648, ECKHARDT; KLINGELHÖFER, Bauernleben, S. 69: „Im Jahr 1649 in dem Monadt October seind wir einmal der Hessischen Conterbutzion erleitigt worden. Dem allmächtigen, ewigen, barmhertzigen, liben, trewen Gott, dem Vatter aller Gnaden, sey ewigen Lob, Ehr und Preiß gesagt in alle ewigkeit. Amen. In dem schweren Joch der hesischen Conterbutzion seind wir gemartert, gepeinigt und gequället worden zwantzig gantzer Jahr. Ach du mein Gott und mein Herr, wie mancher armer redtlicher ehrlicher Man hatt doch das Seinige musen verlasen und mit dem Rück ansehen und sich in die Fremde begeben musen wegen der Conterbutzion und des gemarterten Bludtgelts. Es ist doch in Wharheit nichts anders dan der armen Leuth Schweiß und Blutt“. Vgl. VOGEL, Leipzigisches Geschicht-Buch, S. 443: „Den 11 Junii [1631; BW] zur Nacht hat sich eines vornehmen Doctoris Frau im Brühl / welches mit schwermüthigen Gedancken beladen aufm Gange im Hembde an eine Quele erhencket / weil sie / wie man sagte / denen Soldaten Quartier und Geld geben müssen / welche 2 alte Weiber loßgeschnitten / von Todtengräbern abgehohlet / und den 13. dieses mit einer kleinen Schule begraben worden“. Der Anteil der Kontributionsgelder an den Einkünften der Generalkriegskommissare und Kriegskommissare betrug bis zu 30 %. So erhielt z. B. der kurbayerische Kriegskommissar Christoph von Ruepp vom 18.1.1621 bis 30.4.1633 95.341 fl., davon 30.347 fl. Kontributionsgelder. DAMBOER, Krise, S. 51. Die Kontribution wurde oft auch zweckentfremdet; vgl. SEMLER, Tagebücher, S. 23 (1633): „Man sagt, daß die von Bodman ohngefahr 30 thaler für ihre contribution dem obrist leüttenant [Edlinstetten; BW] alhie, alß ihrem vettern, zu hannden gestellt, darmit sie ihme genůgsambe satisfaction geben, er aber diß gellt dem apotegger zutragen laßen mit begeren, solle ihme darumb confect schickhen. Da man vnß aber bereden wollen, auß disem contribution gellt werde man die soldaten beklaiden vnd in daß veld ausstaffieren“. Die ausführlichste Darstellung der Erpressung von Kontributionen durch Besatzungstruppen findet sich bei NÜCHTERLEIN, Wernigerode, S. 73ff. => Hrastowacky in den „Miniaturen“. VOGEL, Leipzigisches Geschicht-Buch, S. 443: „Den 11 Junii [1631; BW] zur Nacht hat sich eines vornehmen Doctoris Frau im Brühl / welches mit schwermüthigen Gedancken beladen aufm Gange im Hembde an eine Quele erhencket / weil sie / wie man sagte / denen Soldaten Quartier und Geld geben müssen / welche 2 alte Weiber loßgeschnitten / von Todtengräbern abgehohlet / und den 13. dieses mit einer kleinen Schule begraben worden“. In den bei Angriffen und Belagerungen ohnehin gefährdeten Vorstädten waren die Kontributionsleistungen geringer. Allerdings bestand hier auch immer die Gefahr, dass die Vorstädte entweder vom Feind abgebrannt oder seitens der Stadtkommandanten abgerissen oder abgetragen wurden, um dem Feind keine Verstecke zu bieten und um ein freies Schussfeld zu haben.

[12] hl.: hochlöblich, später Anrede „Herr“.

[13] Oberzunftmeister: Vorgesetzter einer Zunft oder mehrerer Zünfte.

[14] Johann Martin Schneller [ -21.10.1642 bei Friedingen (Singen) von Kaiserlichen erschossen] , Zunftmeister und Amtsbürgermeister in Pfullendorf. GRONER, Die Chroniken der Stadt Pfullendorf, S. 568.

[15] Benedikt Trautmüller [ -13.11.1635], Stadtschreiber in Pfullendorf, Rentmeister in Salem.

[16] Salvaguardia: Ursprünglich kaiserlicher Schutzbrief, durch den der Empfänger mit seiner Familie und seiner ganzen Habe in des Kaisers und des Reichs besonderen Schutz und Schirm genommen wurde; zur öffentlichen Bekräftigung dieses Schutzes wurde dem Empfänger das Recht verliehen, den kaiserlichen Adler und die Wappen der kaiserlichen Königreiche und Fürstentümer an seinen Besitzungen anzuschlagen. Der Schutzbrief bedrohte jeden Angreifer mit Ungnade und Strafe. Im 30jährigen Krieg militärische Schutzwache; Schutzbrief (Urkunde, die, indem sie geleistete Kontributionen und Sonderzahlungen bestätigte, gegen weitere Forderungen schützen sollte, ggf. durch militärische Gewalt des Ausstellers); auch: sicheres Geleit; eine oft recht wirkungslose Schutzwache durch abgestellte Soldaten, in schriftlicher oder gedruckter Form auch Salvaguardia-Brief genannt, die meist teuer erkauft werden musste, und ein einträgliches Geschäft für die zuständigen Kommandeure darstellten. Teilweise wurden entsprechende Tafeln an Ortseingängen aufgestellt, „Salvaguardia“ an die Türen der Kirchen (HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 55) geschrieben oder für die ausländischen Söldner ein Galgen angemalt. Die 1626 von Tilly erlassene Schultheißen-Ordnung hatte festgelegt: „Wer salua Guardia mit wortten oder that violirt, den solle niemandt zu verthädigen understehen, sonder welcher hoch oder nider Officir ein dergleichen erfahren mag, der solle den muthwilligen verbrecher sobalden zu dem Provosen schaffen, dem Schultheysen neben einandtwortung bey sich unrecht befundenen sachen und guetter hiervon berichten ohn einred, die Restitution und was bey der sachen underlauffen möcht dass Gericht entscheiden lassen, und welcher einem andern sein gewonnen beuth abnimbt oder an seinem freyen verkauff nachtheilig verhindert, den solle Schultheyss zur Restitution anhalten und noch darzu mit straffen hart belegen“. ZIEGLER, Dokumente II, S. 986. Der Abt Veit Höser (1577 – 1634) von Oberaltaich bei Straubing; SIGL, Wallensteins Rache, S. 140f.: „Da die Schweden so grausam wüteten und sich wie eine Seuche immer weiter ausbreiteten, alle Dörfer mit Raub, Mord und Jammer heimsuchten, erbaten die Bürger ab und zu von den Kapitänen der Weimaraner eine Schutzwache, die bei ihnen meist Salva Guardia heißt. Erhielten sie diesen Schutz zugesagt, so wurde jeweils ein Musketierer zu Fuß oder zu Pferd in das betreffende Dorf, die Ortschaft, den Markt abgestellt. Dieser sollte die herumstreifenden Soldatenhorden, kraft eines vom Kapitän ausgehändigten schriftlichen Mandats, im Zaume halten, ihre Willkür beim Rauben und Plündern einschränken. […] Es ist aber nicht zu bestreiten, dass eine solche Schutzwache unseren Leuten oder den Bewohnern anderer Orte, denen auf ihre Anforderung eine Salva Guardia zugestanden wurde, keinen Vorteil brachte. Im Gegenteil, sie schlugen ihnen vielmehr zum Schaden aus und waren eine Belastung. Offensichtlichen Nutzen dagegen hatten nur die Kapitäne, denn ihnen mussten die Leute gleich anfangs die ausgehandelte Geldsumme vorlegen oder wenigstens wöchentlich die entsprechende Rate (pensio) entrichten. Kurz, wie Leibeigene oder Sklaven mussten sie blechen, was die Kapitäne verlangten. Ich habe nur einen Unterschied zwischen den Orten mit und denen ohne Salva Guardia festgestellt: Die Dörfer ohne Schutzgeleit wurden früher, jene mit einer Salva Guardia erst später ausgeplündert. Da nämlich die Schweden vom Plündern nicht ablassen konnten, solange sie nicht alles geraubt hatten, so raubten und plünderten sie entweder alles auf einmal (sodaß sie nicht mehr zurückkommen mußten) oder sie ließen allmählich und langsam bei ihren Raubzügen alles mitgehen, bis nichts mehr zu holen war. Obendrein haben diese eigentlich zum Schutze abkommandierten Musketiere und Dragoner gewöhnlich die Ortschaften, ihre Bewohner und deren Habseligkeiten – als Beschützer – ausspioniert und dann verraten. Wurde nämlich der bisherige Beschützer – und Spion – unvermutet abberufen, dann brachen seine Kameraden, Raubgesellen und Gaunerbrüder ein und raubten alles, was bislang durch den Schutz der Salva guardia verschont geblieben war, was sie in Wirklichkeit aber für sich selbst hinterlistig und heimtückisch aufbewahrt hatten, und wüteten um so verwegener (pro auso suo) gegen die jämmerlich betrogenen und enttäuschten Menschen, beraubten sie nicht menschlicher und marterten sie“. Auch war das Leben als Salvaguardist nicht ungefährlich. Der Ratsherr Dr. Plummern berichtet (1633); SEMLER, Tagebücher, S. 65: „Eodem alß die von Pfullendorff avisirt, daß ein schwedischer reütter bei ihnen sich befinnde, hatt vnser rittmaister Gintfeld fünf seiner reütter dahin geschickht sollen reütter abzuholen, welliche ihne biß nach Menßlißhausen gebracht, allda in dem wald spolirt vnd hernach zu todt geschoßen, auch den bauren daselbst befohlen in den wald zu vergraben, wie beschehen. Zu gleicher zeit haben ettlich andere gintfeldische reütter zu Langen-Enßlingen zwo schwedische salvaguardien aufgehebt vnd naher Veberlingen gebracht, deren einer auß Pommern gebürtig vnd adenlichen geschlächts sein sollen, dahero weiln rittmaister Gintfeld ein gůtte ranzion zu erheben verhofft, er bei leben gelassen wird“. BLÖTHNER, Apocalyptica, S. 49f. (1629): „Eine Eingabe des Bauern Jacob Löffler aus Langenwetzendorf [LK Greiz] wegen der bei ihm einquartierten »Schutzgarde« schildert die Heldentaten der derselben ungemein plastisch: »Was ich armer Mann wegen anhero zweijähriger hiesigen Einquartierung für groß Ungemach ausstehen müssen, gebe ich in Unterthänigkeit zu vernehmen: Denn erstlichen habe berührte Zeit über 42 ganze 42 Wochen Tag und Nacht bei den Soldaten ich aufwarten, nicht allein viel Mühe und Wege haben, sondern auch welches zum Erbarmen gewesen, Schläge gewärtig zu sein und geprügelt werden zu müssen, 2. habe ich meine geringe Haushaltung wegen jetziger Unsicherheit beiseits setzen, meine Felderlein wüst, öd und unbesamt liegen lassen, daß seither ich im geringsten nichts erbauen, davon samt den Meinigen ich mich hätte alimentieren mögen, 3. haben die Soldaten mir die Gerste, so zu einem Gebräulein Bier ich eingeschüttet, aus den Bottichen genommen, zum Teil mutwilligerweise zerstreut, zum Teil mit sich hinweggenommen, verfüttert und verkauft, 4. haben sie mir das wenige Getreidig, so noch unausgedroschen vorhanden gewesen, mit dem Geströhde aus der Scheune in andere Quartiere getragen, ausgeklopft und ihres Gefallens gebraucht, 5. weil sie an meiner geringen Person sich nicht allzeit rächen können, haben sie mir die Bienen und derselben Stöcke beraubet, umgestoßen und zu Grund und Tode gerichtet, 6. sind von ihnen mir alle Hühner, Gänse und ander Federvieh erschossen, genommen und gefressen worden, meine Wiesen, Raine und Jagen mir dermaßen verödet, daß ich nicht eine einzige Bürde Heu und Grummet von denselben genießen kann, 7. endlich ist von ihnen mir eine Kuh aus dem Stalle, so meinen Geschwistern zuständig gewesen, gezogen, in ein anderes Losament getrieben, geschlachtet und gefressen worden.« Teilweise „kauften“ sich begüterte Bürger Offiziere als Salvaguardia, um sich gegen Übergriffe zu schützen; SUTORIUS, Die Geschichte von Löwenburg. 1. Teil, S. 266.

[17] Bernhard Herzog v. Sachsen-Weimar [16.8.1604 Weimar-18.7.1639 Neuenburg am Rhein], schwedischer, dann französischer General. Vgl. JENDRE, Diplomatie und Feldherrnkunst; RÖSE, Herzog Bernhard der Große.

[18] Reichstaler: Rechnungsmünze, dem im Norden ein Wert von 24 Guten Groschen, 36 Mariengroschen oder 48 lübischen Schillingen, im Süden ein Wert von 90 Kreuzern oder 1½ Gulden zukam.

[19] wahrscheinlich doch: einschücken.

[20] Obristleutnant [schwed. Överstelöjtnant]: Der Obristleutnant war der Stellvertreter des Obristen, der dessen Kompetenzen auch bei dessen häufiger, von den Kriegsherrn immer wieder kritisierten Abwesenheit – bedingt durch Minderjährigkeit, Krankheit, Badekuren, persönliche Geschäfte, Wallfahrten oder Aufenthalt in der nächsten Stadt, vor allem bei Ausbruch von Lagerseuchen – besaß. Meist trat der Obristleutnant als militärischer Subunternehmer auf, der dem Obristen Soldaten und die dazu gehörigen Offiziere zur Verfügung stellte. Verlangt waren in der Regel, dass er die nötige Autorität, aber auch Härte gegenüber den Regimentsoffizieren und Soldaten bewies und für die Verteilung des Soldes sorgte, falls dieser eintraf. Auch die Ergänzung des Regiments und die Anwerbung von Fachleuten oblagen ihm. Zu den weiteren Aufgaben gehörten Exerzieren, Bekleidungsbeschaffung, Garnisons- und Logieraufsicht, Überwachung der Marschordnung, Verproviantierung etc. Der Profos hatte die Aufgabe, hereingebrachte Lebensmittel dem Obristleutnant zu bringen, der die Preise für die Marketender festlegte. Um all diese Aufgaben bewältigen zu können, waren umfangreiche Kenntnisse und Erfahrungen notwendig. Nicht selten lag die eigentliche Führung des Regiments in der Verantwortung eines fähigen Obristleutnants, der im Monat je nach Truppengattung zwischen 120 [nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630)] und 150 fl. bezog, in der brandenburgischen Armee sogar 300 fl. Voraussetzung war allerdings in der bayerischen Armee die richtige Religionszugehörigkeit. Maximilian I. hatte Tilly den Ersatz der unkatholischen Offiziere befohlen; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Dreißigjähriger Krieg Akten 236, fol. 39′ (Ausfertigung): Maximilian I. an Tilly, München, 1629 XI 04: … „wann man dergleich officiren nit in allen fällen, wie es die unuorsehen notdurfft erfordert, gebrauchen khan und darff: alß werdet ihr euch angelegen sein lassen, wie die uncatholischen officiri, sowol undere diesem alß anderen regimentern nach unnd nach sovil muglich abgeschoben unnd ihre stellen mit catholischen qualificirten subiectis ersezt werden konnde“. Der Obristleutnant war zumeist auch Hauptmann einer Kompanie, so dass er bei Einquartierungen und Garnisonsdienst zwei Quartiere und damit auch entsprechende Verpflegung und Bezahlung beanspruchte oder es zumindest versuchte. Von Piccolomini stammt angeblich der Ausspruch (1642): „Ein teutscher tauge für mehrers nicht alß die Oberstleutnantstell“. HÖBELT, „Wallsteinisch spielen“, S. 285.

[21] Marx [Anton] v. Rehlingen [Rehling, Rählingen] [1606-26.1.1633 Gera] schwedischer Obrist-leutnant.

[22] Gleichung: Abmachung.

[23] proponiert: erklärt, erläutert, stellt vor.

[24] Ravensburg [LK Ravensburg]; HHSD VI, S. 644ff.

[24] Kontribution: Kriegssteuern, die ein breites Spektrum an Sach- oder Geldleistungen umfasste, wurden im Westfälischen als „Raffgelder“ bezeichnet; SCHÜTTE, Dreißigjähriger Krieg, Nr. 45, S. 127; LEHMANN, Kriegschronik, S. 34, Anm. (1632): „Contribution eine große straffe, Sie erzwingt alles, was sonst nicht möglich ist“. Sie wurde auf Grundlage einer Abmachung zwischen Lokalbehörden (zumeist Städten) und Militärverwaltung erhoben. Teilweise wurde den Juden eine Sondersteuer auferlegt (HOCK, Kitzingen, S. 92), um sich selbst einer zusätzlichen Belastung zu entziehen. Die Kontribution wurde durch speziell geschultes, z. T. korruptes Personal (vgl. WAGNER; WÜNSCH, Staffel, S. 122ff.) zumeist unter Androhung militärischer Gewalt oder unter Androhung des Verlusts des Bürgerrechts (das in Erfurt seit 1510 ab dem 16. Lebensjahr erworben werden konnte), des Braurechts, der Benutzung der Allmende, den säumigen Bürgern „das Handwerk zu legen“ etc. (vgl. NÜCHTERLEIN, Wernigerode), und der Zunagelung der Haustüren (JORDAN, Mühlhausen, S. 76 (1633)) eingetrieben. Den Zahlenden wurde als Gegenleistung Schutz gegen die Übergriffe des Gegners in Aussicht gestellt. Nicht selten mussten an die beiden kriegführenden Parteien Kontributionen abgeführt werden, was die Finanzkraft der Städte, Dörfer und Herrschaften sehr schnell erschöpfen konnte. Auch weigerte sich z. T. die Ritterschaft wie im Amt Grimma erfolgreich, einen Beitrag zu leisten; LORENZ, Grimma, S. 667. Vgl. REDLICH, Contributions; ORTEL, Blut Angst Threnen Geld, der diese Euphemismen für Erpressungen, erwartete oder erzwungene „Verehrungen“ etc. auflistet. Der Anteil der Kontributionsgelder an den Einkünften der Generalkriegskommissare und Kriegskommissare betrug bis zu 30 %. So erhielt z. B. der kurbayerische Kriegskommissar Christoph von Ruepp vom 18.1.1621 bis 30.4.1633 95.341 fl., davon 30.347 fl. Kontributionsgelder. DAMBOER, Krise, S. 51. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, S. 268, über die schwedische Einquartierung Dezember 1633 in Osnabrück: Die Soldaten „sagen und klagen, sie bekommen kein geld, da doch stets alle wochen die burger ihr contribution ausgeben mußen, dan das kriegsvolck sagt, das ihr obristen und befehlhaber das geldt zu sich nehmmen und sie mußenn hunger und kummer haben, werden zum stehlen verursacht“. Der Flussmeister und Advokat Johann Georg Maul [? – nach 1656)] (1638), WAGNER; WÜNSCH, Staffel, S. 121: „Weil ich nun zu dieser Contribut[ion] wöchentlich 7 f geben müssen und nicht allemahl sogleich bezahlet habe, bin ich und die Meinigen zu verschiedenen mahlen ohngewarneter Weisse überfallen worden, und man hat mich dermaasen gequälet und gemartert, dass es einen Steine in der Erdte erbarmen möchte, sonderlich in der Heilgen Zeit, am 5. Jan[uar] 1638, da ich eines kleinen Resto wegen von 6 vollgesoffenen Soldaten, der einer, der Berth genannt unter dem Obristen [Heinrich; BW] von Schleiniz, den Degen über mich gezogen, mein Weib, so dazwischen gelaufen, am Arme verwundet, den Gürtel von Leibe in drey Stücken gerissen und solche Grausamkeit verübet, dass es nicht zu beschreiben, vielweniger von Christlichen Menschen geglaubet werden kann, mitler weile, als dieser Berth also mit mir chargierte, haben die andern 5 Bösewichter gemauset, was sie angetroffen, unter andern mir einen Fisch Otter, so man an die Arme stecket, mein Kamm Futter mit aller Zugehör vor 5 f, allerhand Geräthe ohngefähr 8 f, so ich nicht wieder bekommen können“. Aus der Stausenbacher Chronik des Caspar Preis für 1648, ECKHARDT; KLINGELHÖFER, Bauernleben, S. 69: „Im Jahr 1649 in dem Monadt October seind wir einmal der Hessischen Conterbutzion erleitigt worden. Dem allmächtigen, ewigen, barmhertzigen, liben, trewen Gott, dem Vatter aller Gnaden, sey ewigen Lob, Ehr und Preiß gesagt in alle ewigkeit. Amen. In dem schweren Joch der hesischen Conterbutzion seind wir gemartert, gepeinigt und gequället worden zwantzig gantzer Jahr. Ach du mein Gott und mein Herr, wie mancher armer redtlicher ehrlicher Man hatt doch das Seinige musen verlasen und mit dem Rück ansehen und sich in die Fremde begeben musen wegen der Conterbutzion und des gemarterten Bludtgelts. Es ist doch in Wharheit nichts anders dan der armen Leuth Schweiß und Blutt“. Vgl. VOGEL, Leipzigisches Geschicht-Buch, S. 443: „Den 11 Junii [1631; BW] zur Nacht hat sich eines vornehmen Doctoris Frau im Brühl / welches mit schwermüthigen Gedancken beladen aufm Gange im Hembde an eine Quele erhencket / weil sie / wie man sagte / denen Soldaten Quartier und Geld geben müssen / welche 2 alte Weiber loßgeschnitten / von Todtengräbern abgehohlet / und den 13. dieses mit einer kleinen Schule begraben worden“. Der Anteil der Kontributionsgelder an den Einkünften der Generalkriegskommissare und Kriegskommissare betrug bis zu 30 %. So erhielt z. B. der kurbayerische Kriegskommissar Christoph von Ruepp vom 18.1.1621 bis 30.4.1633 95.341 fl., davon 30.347 fl. Kontributionsgelder. DAMBOER, Krise, S. 51. Die Kontribution wurde oft auch zweckentfremdet; vgl. SEMLER, Tagebücher, S. 23 (1633): „Man sagt, daß die von Bodman ohngefahr 30 thaler für ihre contribution dem obrist leüttenant [Edlinstetten; BW] alhie, alß ihrem vettern, zu hannden gestellt, darmit sie ihme genůgsambe satisfaction geben, er aber diß gellt dem apotegger zutragen laßen mit begeren, solle ihme darumb confect schickhen. Da man vnß aber bereden wollen, auß disem contribution gellt werde man die soldaten beklaiden vnd in daß veld ausstaffieren“. Die ausführlichste Darstellung der Erpressung von Kontributionen durch Besatzungstruppen findet sich bei NÜCHTERLEIN, Wernigerode, S. 73ff. => Hrastowacky in den „Miniaturen“. VOGEL, Leipzigisches Geschicht-Buch, S. 443: „Den 11 Junii [1631; BW] zur Nacht hat sich eines vornehmen Doctoris Frau im Brühl / welches mit schwermüthigen Gedancken beladen aufm Gange im Hembde an eine Quele erhencket / weil sie / wie man sagte / denen Soldaten Quartier und Geld geben müssen / welche 2 alte Weiber loßgeschnitten / von Todtengräbern abgehohlet / und den 13. dieses mit einer kleinen Schule begraben worden“. In den bei Angriffen und Belagerungen ohnehin gefährdeten Vorstädten waren die Kontributionsleistungen geringer. Allerdings bestand hier auch immer die Gefahr, dass die Vorstädte entweder vom Feind abgebrannt oder seitens der Stadtkommandanten abgerissen oder abgetragen wurden, um dem Feind keine Verstecke zu bieten und um ein freies Schussfeld zu haben.

[25] Ulm; HHSD VI, S. 808ff.

[26] Exekution: (notfalls gewaltsame) Umsetzung von Bestimmungen und Auflagen; Zwangsvollstreckung, Zwangseintreibung von Kontributionen. Das Militär setzte dafür gern die allseits gefürchteten Kroaten ein; LEHMANN, Kriegschronik, S. 68f., 70. Die Bürger hatten den zwangsweise bei ihnen einquartierten Soldaten Wohnung, Holz, Licht, Salz und Lager zu gewähren und für jeden Tag und Mann z. B. ein Kopfstück zu zahlen, bei halben Tagen dementprechend ein halbes Kopfstück und bei einzelnen Stunden im Verhältnis weniger, bis die fragliche Summe aufgebracht war. Der Memminger Arzt Christoph Schorer [2.12.1618 Memmingen-12.2.1671 Memmingen] schreibt in seiner „Chronick“ eine derartige Exekution, SCHORER, Memminger Chronick, S. 146f.: „Was die Soldaten / im Hornung / Merzen vnd April [1637; BW] / vor grewliche Tyranney geübet / die Thor gesperret / den vornembsten Burgern eingefallen / eine grosse Summa gelt zuerpressen / ist vnbeschreiblich. Zu diesem Elend kam noch ein Verbott / vnd Ringerung etlicher Müntzsorten im Römischen Reich / also daß der arme Mann vmb sein gering übrigs Geltlen kein bissen Brodt bekom̃en konnte. O deß grossen Elendts ! über diesen grossen Jam̃er / kam im Mayen Ordinantz / daß die Stadt 1 ½ Regiment vom Piccolominischen Volck verpflegen solle: Darzu man Monatlich 3200. Gulden geben muste. Als man den 10. May durch einen Commissarium mit den Officirern rechnete / war die Stadt gezwungẽ der Officirer Rechnung / welche sie nach ihrem Beliebẽ gemachet / zu vnderschreiben. Den 31. May waren Herrn Burgermeister vnd Geheimbde [Ratsherren; BW] in Arrest / in deme die Officirer viel tausent Gulden begehrten. Den 2. Junii haben die Officirer die vornehmbste Häusser bezogen / vnd sich mit Gewalt eingelegt / Geld zu erpressen / wehrete biß auff den 7. Junii. Man forderte das Gericht und Rath zusamen / vmb Mittel zu sehen Gelt auffzubringen / aber es scheinete vnmöglich / also weil nunmehr die Burgerschafft vmb ihr baares Gelt / Gold /Silbergeschirr vnd Kleinodien gäntzlich gekommen / hat man sich resolvirt / den Soldaten Zin / Kupffer vnd Kleider anzubieten. Darauff gieng den 10. Junii das Exequiren widerum an. War ein kläglicher Tag / konnte kein Burger dem andern helffen / bald hörte man wie die Soldaten da / bald dort eingefallen / vnd Gelt presseten. Den 13. Junii war der Rath widerumb arrestirt / vnd Soldaten in der Burger Häuser geschicket / von manchem 200/300/400 biß in 500 fl. zuerpressen: Da man sich dann mit ihnen vergleichen / oder so lang zu Essen vnd zu Trincken geben müssen. Wie sich dann befunden / dass sie auff die 2049. fl. von den Burgern in ihren Häusern erpresst: auch 160. Kühe vñ 60. Pferdt ihnẽ weg genom̃en / solches auch vnder grossem heulen vnd wehklagen der armen Burger / vnd ihren kleinen Kindern fort biß nach Ochsenhausen getriben / doch hernacher widerumb allher gebracht / vnd auff 30. Stuck an ihrer Forderung in behalten. Als man ihnen nun satisfaction gegeben / an Vieh / Gelt / Geltswerth vnd Obligationen / etlich tausent Gulden betreffent / seyn sie (die vom Beckischen Regiment) den 17. Junii weggezogen / worauff die Stadt widerumb etwas Lufft / vnd die Schlüssel zu den Thoren bekommen. Es befande sich nach ihrem Abzug / als die Rechnungen von Biberach / Ravenspurg / Kauffbeuren / Leutkirch vnd vnserer Stadt zusamen getragen wurden / daß die Beckische [Johann Freiherr v. [der] Beck [Bec]; BW] Soldaten / diese bemelte Stätt innerhalb 5. Monaten auff die 130000. fl. gekostet“.

[27] ehrist: baldmöglichst.

[28] Ulm; HHSD VI, S. 808ff.

[29] Ranzion, Rançon, ranzionieren: Lösegeld zahlen, (sich) auslösen, (sich) freikaufen, auslösen von Personen, Gegenständen oder Vieh. Teilweise wurde Offizieren gestattet, zum „Rekompens“ drei bis Häuser zu ranzionieren; FRITSCH, Tagbuch, S. 129. Der organisierte Vieh-, vor allem aber Menschenraub stellte neben der Plünderung angesichts der fehlenden Soldauszahlung die wichtigste Einnahmequelle gerade auch der unteren Chargen dar, wurden doch pro Person je nach Stand und Beruf oft 300 Rt. und mehr erpresst. Vgl. WAGNER; WÜNSCH, Gottfried Staffel, S. 116; GROßNER; HALLER, Zu kurzem Bericht, S. 29. Dieses Lösegeld erreichte trotz der zwischen den Kriegsparteien abgeschlossenen Kartelle z. T. enorme Höhen: So bot der ehemalige Kommandant von Hanau, Sir James (Jacob) Ramsay „the Black“ [1589-1639], 70.000 Rt. für seine Freilassung, die aber vom Kaiserhof abgelehnt wurde (KELLER, Drangsale, S. 357), da man von ihm wissen wollte, wo er die bei der Einnahme Würzburgs und Bad Mergentheims erbeuteten Schätze (KELLER, Drangsale, S. 355) verborgen hatte. Ramsays Kriegsbeute wurde auf 900.000 Rt. beziffert; KELLER, Drangsale, S. 361; GAIL, Krieg, S. 28f.; MURDOCH (Hg.), SSNE ID: 3315. Auch die Leichname gefallener Offiziere mussten je nach Rang in der Regel vom Gegner ausgelöst werden. Im Mai 1633 war die kaiserliche Garnison in der Festung Lichtenau (bei Ansbach) so schlecht verproviantiert, dass Nürnberger Untertanen gefangen genommen wurden, die sich dann gegen Kartoffeln auslösen mussten; SODEN, Gustav Adolph III, S. 450. SEMLER, Tagebücher, S. 137 (1634): „Hierauff die Schwedische ihre gewohnliche straiff vnd raubereyen noch ferner vnd ernstlicher continuirt, also daß nicht allein auf dem land vnd dörffern sich niemandt betreffen, sonder auch gar in die reben (außerhalb was gegen Sipplingen hinab gelegen, dahin der feind niehmaln kommen) niemandt blicken lassen dörffen, inmaßen ettliche burger vnd salmanßweilische vnderthonen, so in den reben bei vnd gegen Nußdorf und Burgberg schaffen wollen, von denen hin vnd wider vagierenden reüttern aufgehebt, vnd nach Pfullendorf geführt, deren jeder biß auf 60 vnd mehr reichsthaler ranzion angezogen, vnd weilen sie, alß arme rebleütt sollche zu bezahlen nicht vermögt, volgendts mit der armada fortgeführt worden, wie benantlich ein veberlingischer gmainder vmb 68 thaler vnd zwen Nußdorffer jeder vmd 58 thaler ranzioniert, vnd vneracht diese bede für sich 40 thaler angebotten, ein mehrers auch im vermögen nit gehabt, seyn sie doch bei sollchem nicht gelassen worden“.

[30] Schatzung: zusammenfassender Ausdruck für direkte Steuern, besonders für die Bede und den städtischen Schoß.

[31] Spital: Gebäude zur Aufnahme von Fremden, das Pilgerhaus, Hospiz (Herberge), meist Krankenanstalt, Pflegeheim oder Altersheim, dem ein eigenes Kirchengebäude angehörte. Zum Teil wurden auch ledige Mütter aufgenommen, um eine mögliche Kindstötung zu verhindern. Die Bürgerspitalkirchen in größeren Städten waren dabei nur jenen Einwohnern vorbehalten, die das Bürgerrecht der Stadt besaßen, in solchen Städten gab es dann auch weitere Spitäler und Spitalskirchen für Nichtbürger. Das Spital hatte zumeist a) Oberpfründner mit Vermögen, das ganz oder teilweise zugewandt wurde und die sich durch eine bestimmte Summe einkauften; b) Unterpfründner, deren eingebrachtes zu ihrer Verpflegung nicht ausreichte und die daher teilweise aus dem Spitalvermögen ernährt werden mussten, und c) Arme, die vollständig unterhalten werden mussten, was im Laufe des Krieges zu einem immer größeren Problem wurde. Die Verwaltung oblag dem Spitalmeister, der für die Ordnung im Haus sorgte. Er führte mit seiner Frau die Wirtschaft, verwaltete die Einkünfte und erhielt dafür freie Station, Kleidung einen Jahreslohn, seine Frau erhielt einen „Jahr- und Backlohn“. Riedlingen [LK Biberach]; HHSD VI, S. 661f.

[32] GORNER, Die Chroniken der Stadt Pfullendorff, S. 426, 428, 430.

[33] Citation: Vorladung.

[34] Riedlingen [LK Biberach]; HHSD VI, S. 661f.

[35] Biberach an der Riß [LK Biberach]; HHSD VI, S. 80ff.

[36] beschreiben: zu sich kommen lassen, schriftlich auffordern zu kommen, einberufen.

[37] GRONER, Die Chroniken der Stadt Pfullendorf, S. 436.

[38] Relation: I. Bericht, Meldung. II. Auch für Zeitung verwandt. Vgl. KNAUER, Magdeburg, S. 251: „Auch wenn so manches Zeitungsunternehmen nur kurze Zeit überdauerte, lassen sich um die Mitte des 17. Jahrhunderts gleichzeitig etwa 40 bis 60 deutschsprachige Zeitungen nachweisen, mit einer durchschnittlichen Auflage von ca. 350 bis 400 Exemplaren. Der Preis für das Jahresabonnement einer wöchentlichen Zeitung betrug, nach Belegen aus der zweiten Jahrhunderthälfte, etwa 2 Gulden; für ein Blatt, das zweimal wöchentlich erschien, waren im Durchschnitt 3 Gulden (bzw. 2 Reichstaler) zu ‚berappen‘. Das entsprach ungefähr dem Wocheneinkommen eines Handwerksgesellen der oberen Lohnskala und ließ zumindest ttheoretisch den gelegentlichen Erwerb von Zeitungsblättern zu“. => Zeitung.

[39] sollicitieren: anhalten, erinnern, nachfragen; aufreizen, beunruhigen, nachsuchen, dringend fordern.

[40] GRONER, Die Chroniken der Stadt Pfullendorf, S. 438.

[41] Schlacht bei Nördlingen am 5./6.9.1634 zwischen den kaiserlich-ligistischen Truppen unter Ferdinand (III.) von Ungarn und spanischen Kontingenten unter dem Kardinal-Infanten Fernando auf der einen Seite und dem schwedischen Heer unter Feldmarschall Gustav Horn, der in eine 7 Jahre dauernde Gefangenschaft geriet, und Bernhard von Weimar auf der anderen. Die Schwedisch-Weimarischen verloren nicht allein die Schlacht, etwa 8.000-10.000 Tote und 3.000-4.000 Verwundete – auf kaiserlicher Seite waren es 1.200 Tote und 1.200 Verwundete – , sondern mit ihr auch den Einfluss in ganz Süddeutschland, während der französische Einfluss zunahm. Vgl. die ausführliche Darstellung bei ENGERISSER; HRNČIŘĺK, Nördlingen 1634 (die detaillierteste Darstellung der Schlacht); STRUCK, Schlacht, WENG, Schlacht. Vgl. den lat. Bericht »Pugna et victoria ad Nordlingam«, der den protestantischen Ständen zuging; Staatsarchiv Bamberg B 48/145, fol. 74 (Abschrift). Zur französischen Sicht vgl. den Avis Richelieus, 1634 IX 11; HARTMANN, Papiers de Richelieu, Nr. 288.

[42] Asperg [LK Ludwigsburg]; HHSD VI, S. 29ff. Vgl. SAUER, Der Hohenasperg.

[43] Markgröningen [LK Ludwigsburg]; HHSD VI, S. 513f.

[44] Bernhard Herzog v. Sachsen-Weimar [16.8.1604 Weimar-18.7.1639 Neuenburg am Rhein], schwedischer, dann französischer General. Vgl. JENDRE, Diplomatie und Feldherrnkunst; RÖSE, Herzog Bernhard der Große.

[45] Otto Ludwig Wild- u. Rheingraf v. Salm in Kirburg, Mörchingen u. Tronecken [13.10.1597-16.10.1634 Speyer], dänischer, dann schwedischer General.

[46] Speyer; HHSD V, S. 350ff.

[47] Ludwig Rösch [ – ], württembergischer Kriegskommissar.

[48] Rüdiger [Rötcher] v. Waldow [Waldau, Woldau] zu Bernstein [ – ], kaiserlicher, württembergischer, braunschweig-lüneburgischer Obrist.

[49] BILFINGER, Wahrhaffte Beschreibung, S. 200.

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Ossa [Oßa, Oßen], Wolf Rudolf Freiherr von

Ossa [Oßa, Oßen], Wolf Rudolf Freiherr von; Feldmarschall [1574-16.9.1639 Regensburg] Ossa [Oßa,Oßen], verheiratet mit Elisabeth von Meerscheid gen. Hillesheim, war kaiserlicher Obristleutnant, Obrist, Generalkriegskommissar, Feldmarschallleutnant und Feldmarschall.[1] Er wurde von Wallenstein sehr geschätzt. Der Historiker Golo Mann nennt ihn einen, „wie seine Rapporte zeigen, ehrlich-rauhen und klugen Mann“.[2]

Er stammte ursprünglich aus Sachsen, wo das elterliche Gut Ossa in der Nähe von Rochlitz[3] lag. Wallensteins Protektion ermöglichte ihm umfangreiche Gütererwerbungen im Elsass, wie in der zu Strassburg[4] gehörigen Stadt Barr,[5] in Hagenau[6] und in Neuweiler.[7]

Ossa wird seit 1626 als Obrist in den kaiserlichen Kriegslisten geführt, jedoch ohne eigenes Regiment.

„Am 6.1.1628 setzte der kaiserliche Kriegskommissar Wolf Reinhard von Ossa die Regierung des Bistums Speyer in Philippsburg[8] vom Befehl des Generals über die kaiserlichen Truppen am Rhein, Graf Wolf von Mansfeld, in Kenntnis, daß die Regimenter zu Pferd zu Pferd und zu Fuß des Obersten Kratz [Cratz; BW] über den Rhein gesetzt werden und mit drei weiteren kaiserlichen Regimentern aus der Wetterau[9] ihren Weg weiter hinauf ins Reich nehmen sollten. Er bat die Philippsburger Regierung, dem kratzischen Kriegsvolk die Überfahrt bei Rheinhausen[10] zu gestatten, wofür dann die speyerischen Dörfer von Einquartierungen verschont werden sollten, und setzte hinzu: ‚Falls aber wieder verhoffen solches abgeschlagen werden sollte, und man selbsten daß überfahr suchen müste, will ich der ungelegenheitten, so darauß entstehen möchten, entschuldigt sein‘. Trotz dieser unverhüllten Drohung verweigerte die Philippsburger Regierung den Kaiserlichen die Überfahrt und ordnete an, alle Kähne, außer dem Postschiff zu Rheinhausen, von den Fährstellen abzuführen und zu versenken. Weil der Landesherr des Bistums Speyer, der Trierer Kurfürst Philipp Christoph von Sötern, seiner Regierung zu Philippsburg befohlen hatte, in solchen Fällen gemeinsam mit der Heidelberger[11] Regierung und anderen umliegenden Herrschaften vorzugehen, informierten die Philippsburger Räte am 10.1. Heidelberg von ihren Maßnahmen und äußerten die Hoffnung, daß auch [Heinrich v.; BW] Metternich die Rheinfähren in seinem Gebiet einstellen und ihnen im Notfall zu Hilfe kommen werde. Um einen Rheinübergang der kaiserlichen Regimenter zu verhindern, schloß sich neben der Heidelberger Regierung auch noch die hessische Regierung in Darmstadt[12] den von Philippsburg getroffenen Maßnahmen an, wodurch die Sperrung der Rheinübergänge bis hinunter zur Einmündung des Mains verlängert wurde“.[13]

„Im April 1628 legte der kaiserliche Kommissar Johann Rudolf von Berken im Namen des Generals Wolf von Mansfeld und des Generalkommissars Ossa der Stadt Wimpfen[14] auf, zwei Kompanien des Reiterregiments [Rudolf Maximilian v. Sachsen-; BW] Lauenburg innerhalb ihrer Mauern aufzunehmen. Etliche lauenburgische Reiter waren bereits vorher gewaltsam in die schon mit bayerischen Reitern des Regiments Courtenbach [Cortenbach; BW] belegten Wimpfener Dörfer eingedrungen. Weil der Reichsstadt 1622 im Übergabeakkord zugesichert worden war, daß sie nur mit bayerischen Truppen belegt würde, ließ [Heinrich v.; BW] Metternich den Kommissar Berken auffordern, von der Einquartierung Abstand zu nehmen. Trotzdem zogen die kaiserlichen Reiter nicht ab und versuchten mehrmals, zur Nachtzeit die Stadtmauern von Wimpfen im Tal zu übersteigen. Die Bürgerschaft der Reichsstadt bat Metternich unter Berufung auf die pfälzische Schutz- und Schirmherrschaft um Hilfe, woraufhin die bayerische Garnison im Wimpfen verstärkt wurde. Nachdem wegen dieser Angelegenheit sowohl Metternich als auch die Wimpfener an Maximilian geschrieben hatten, befahl dieser dem Statthalter am 14.5., keine kaiserliche Einquartierung in Wimpfen zu gestatten und notfalls die dortige Garnison noch weiter zu verstärken. Obwohl Metternich umgehend Mansfeld, Ossa und den Herzog von Lauenburg von diesem Befehl des bayerischen Kurfürsten in Kenntnis setzte, blieben die kaiserlichen Truppen um Wimpfen liegen und begannen sogar eine regelrechte Belagerung der Stadt. Auf Befehl des Herzogs von Lauenburg legten sich 70 Reiter vor den Stadttoren auf die Lauer, beschossen die Wachen an den Toren, hieben einige Wimpfener Untertanen, die auf den Feldern vor der Stadt arbeiteten, nieder und verwüsteten die Felder. Bei Gefechten zwischen ihnen und den bayerischen Garnisonssoldaten gab es auf beiden Seiten etliche Verwundete und zwei Tote. In der Stadt wurden bereits die Lebensmittel knapp. Alles deutete darauf hin, daß die kaiserlichen Truppen, die täglich Verstärkungen erhielten, Wimpfen mit Gewalt einnehmen wollten.

Der Herzog von Lauenburg lud den Syndikus und den Schultheißen von Wimpfen zu einer gütlichen Beilegung des Konflikts nach Heilbronn ein. Als diese jedoch dort ankamen, wurden sie kurzerhand gefangengenommen und am 25.5. unter starker Bewachung nach Memmingen[15] zum General [Philipp v.; BW] Mansfeld abgeführt.

Obwohl die benachbarten Reichsstädte, wie zum Beispiel Heilbronn,[16] sich ebenfalls weigerten, Reiterei aufzunehmen, wurde ihnen von den Kaiserlichen nicht so zugesetzt. Wie Metternich nach München berichtete, lagen ihm Erkenntnisse vor, daß der Herzog von Lauenburg zu diesem Vorgehen von den Württembergern aufgehetzt worden sei, die der Stadt Wimpfen noch nicht verziehen hatten, daß sie sich im Jahr 1622 gleich zu Anfang des pfälzischen Feldzuges Tillys[17] den Bayern ergeben und damit der protestantischen Sache schweren Schaden zugefügt hatte. Dafür wollte man sich jetzt an den Wimpfenern rächen und ihnen zugleich die Wertlosigkeit des bayerischen Schutzes, unter den sie sich gestellt hatten, vor Augen führen.

Angesichts dieser Vorgänge unterstellte Maximilian[18] Ende Mai 1628 die bayerischen Regimenter in Franken, Schwaben und am Oberrhein dem einheitlichen Kommando des Obersten Schönberg [Schönburg; BW] (in Franken), mit dem Metternich korrespondieren sollte. Der bayerische Kurfürst schrieb persönlich zweimal an den kaiserlichen Generalkommissar Ossa, der schließlich die Aufhebung der Blockade von Wimpfen veranlaßte, nachdem klargeworden war, daß Maximilian wegen dieser Stadt notfalls auch eine größere militärische Konfrontation mit den kaiserlichen Streitkräften in Kauf nehmen würde“.[19]

Der schwarzburg-sondershausische Hofrat Happe[20] erwähnt ihn in seiner „Thüringischen Chronik“: „Den 29. Dezember [8.1.1629; BW] Mein Gnädiger Herr bey dem Keyserischen Commissario Herrn von Ossa zu Erfurt[21] wegen Enderunge der Quartier gewesen. Den 30. Dezember ein Soldat zu Haßleben,[22] einer von Adel, sich im Brandtwein todt gesoffen, wird dem Pyragmon eine feine nasse Seele bracht haben. Den 31. Dezember [10.1.1629; BW] hat der Keyserliche Commissarius Herr von Ossa einen Wallonen zu Erfurt an Gack hencken lassen wegen Räuberey. Der hat also mit den Stricke dis Jahr und sein Leben zugleich beschlossen“.[23] „Den 6. Januar [16.1.1629; BW] haben wir auf Befehl des Keyserlichen Commissarij Herrn von Oßa aus der gantzen Grafschaft Schwartzburg auf 3 Compagnien, die abgedancket worden, über die Ordinari Contribution geben müssen. Auf jede Compagnien 440 fl, worüber wir den[n] gantz erschöpfet in die eußerlich Armuth gerathen. Den 7. Januar [17.1.1629; BW] hat der Keyserlich Commissarius Herr von Oßa den sieben Grafen von Schwartzburg [Günther XLII. von Schwarzburg-Sondershausen, Anton Heinrich von Schwarzburg-Sondershausen, Johann Günther II. von Schwarzburg-Sondershausen, Christian Günther I. von Schwarzburg-Sondershausen, Karl Günther von Schwarzburg-Rudolstadt, Ludwig Günther I. von Schwarzburg-Rudolstadt, Albrecht Günther von Schwarzburg-Rudolstadt] in dero Herrschaft einquartiret 2 ½ Compagnien Wallonen und einhalb Compagnie Crabaten“.[24] 1629 stellte Ossa in seiner Funktion als Kriegskommissar gegenüber Erzherzog Leopold fest, dass das Abmähen und Ausdreschen von Getreide durch Soldaten in befreundetem Gebiet zwar verboten, aber notfalls doch zu akzeptieren sei.[25]

Ossas spätere Äußerungen zeigen deutlich den Kompetenzstreit Anfang der dreißiger Jahre: „Wäre gut, daß die Sachen dahin gerichtet, daß forthin man allein von Herrn General-Lieutenant die Ordre zu empfangen hätte, an welchen es Ihre kaiserliche Majestät gelangen lassen könnten; dann am kaiserlichen Hof bericht Jeder was sein Gutachten ist; dort weiß man nicht, wie es an anderen Orten beschaffen, und befiehlt darauf, welches bisweilen schädlich; aber der, so das General-Commando hat, siehet, wo es nöthig  ist; soll man den kaiserlichen Befehl kurfürstlichen Gutachten hintansetzen, und entstehet hernach etwas, das man nit verhofft, so ladet man eine schwere Verantwortung auf sich; thut man nit, was die befohlen, auf welche man gewiesen, hat man’s abermal zu verantworten“.[26]

„Im Jahre 1630 aber mußte sich der Markgraf [Christian v. Brandenburg-Kulmbach/Bayreuth; BW], der wie immer den Rechtsstandpunkt unverbrüchlich wahrte und gewahrt wissen wollte, wieder an den Kaiser und auch an das kurfürstliche Kollegium wenden, weil ihm der kaiserliche Kriegskommissar von Ossa 2 Kompanien Reiter zur Eintreibung der rückständigen Kontribution ins Land legen wollte und nicht gewillt war, diese Einlagerung auf die zu zahlende Kontribution anzurechnen. Wieder schilderte der Fürst in seinen Schreiben ausführlich, wie sehr das Land schon unter den Folgen des Krieges gelitten habe. Wenn er versicherte, daß die Rückstände an Kontributionszahlungen nicht auf bösen Willen, sondern einfach auf Unvermögen zurückzuführen seien, so erscheint dies durchaus glaubhaft, da er wirklich alles in seiner Macht Stehende tat, um seinen finanziellen Verpflichtungen nachzukommen und Repressalien abzuwenden“.[27] 1630 waren Truppen des Regiments Julius von Witzleben unter Ossas Führung zur Belagerung Hanaus[28] eingesetzt.[29]

Um die Moral seiner Truppen zu stärken, setzte der mit den Ligisten verbündete Neffe des bayerischen Kurfürsten, Karl IV. von Lothringen,[30] der wegen seiner Ambitionen auf den Oberbefehl von Wien und München jedoch weitgehend ignoriert wurde,[31] auf baldmöglichste Kampfhandlungen, wie Ossa Questenberg hinterbrachte.[32]

Gegen Ende dieses Kriegsjahres 1631 hatte Ludwig XIII. versucht, Maximilian I. von Bayern, der unter dem Einfluss seines francophilen Beichtvaters Adam Contzen stand,[33]  zu Neutralitätsverhandlungen mit Schweden zu bewegen,[34] obwohl Maximilian I. nach wie vor die Offensive gegen Gustav II. Adolf wünschte,[35] zumal 18.000 Mann auf schwedischer Seite nach Ossas Einschätzung fast 40.000 – wenn auch bedingt einsatzfähig – auf kaiserlich-ligistischer Seite gegenüber standen.[36]

Ossa war vor allem für den württembergisch-schwäbischen Raum zuständig: „Der bayerische Amtsschultheiß von Bretten Kilian Raab versuchte, eine auf die Orte Gochsheim[37] und Kürnbach[38] verlegte kaiserliche Kompanie gewaltsam zu entfernen, womit er allerdings seine Kompetenzen überschritt. Diese beiden Orte lagen zwar nahe bei der pfälzischen Amtsstadt Bretten,[39] doch Gochsheim gehörte dem Grafen [Jost Maximilian; BW] von Gronsfeld, Kürnbach war gemeinsamer Besitz von Hessen-Darmstadt und Württemberg. Auf eine Beschwerde Ossas hin befahl Maximilian dem Heidelberger Statthalter deswegen auch, solche ‚ungebührlichen Attentate‘ abzustellen und den Amtsschultheißen allen Ernstes zu verweisen“.[40]

Ab 1632 kommandierte Ossa unter Johann von Aldringen im Elsass und in Oberschwaben als Generalkriegskommissar im Rang eines Generalwachtmeisters. Ossa, ein „sehr tätiger, aber äußerst ehrgeiziger und daher mit sich und der Welt ewig unzufriedener Mann, der leicht zu verletzten und zu Übergriffen geneigt war“,[41] ging mit seinen Untergebenen und unterworfenen Städten äußerst hart um. Aldringen schrieb am 5.6.1632 an Wallenstein, Ossa habe einen Kommissar, der mit etwas Geld ausreissen wollte, zu Lindau[42] spießen lassen, was zu den brutalsten Strafen der damaligen Zeit gehörte. „Zu diesem Zeitpunkt war Ernst Graf von Montecuccoli Oberbefehlshaber über die kaiserlichen Truppen am Oberrhein, im Elsass und in Oberschwaben. Als dessen Vertreter und Kommandeur der oberschwäbischen Truppen fungierte der kaiserliche Generalkommissar Wolfgang Rudolph von Ossa, welcher von einigen Regimentern des Erzherzogs Leopold von Tirol unterstützt wurde, Das strategische Ziel Gustav Adolfs war zunächst einmal die Einnahme der festen Orte und Pässe Oberschwabens sowie die Kontrolle der Aktivitäten der tirolischen Truppen Erzherzogs Leopolds und der des Generalkommissärs Ossa an der Grenze zu Vorderösterreich. Am 15. April rückte Ruthvens Korps in Oberschwaben ein und nahm innerhalb von 16 Tagen das ganze Oberland, mit Ausnahme der Stadt Lindau (dem kaiserlichen Hauptstützpunkt für diese Region) in Besitz. Bereits am 16. April besetzte ein Teil seiner Truppen, 1000 Mann zu Fuß unter Oberstleutnant William Gunn und eine Kompanie Reiter, die Stadt Memmingen.[43] [Schilling, S. 146f., Löffler, S. 164].

Oberst Taupadel wurde mit seinen Dragonern als Avantgarde nach Leutkirch[44] kommandiert. Dazu brach er mit 800 Dragonern am 17. April abends gegen 4 Uhr in Memmingen auf. Als die kaiserliche Besatzung Leutkirchs, darunter die Leibkompanie Ossas unter Rittmeister von Rehmingen, die Annäherung der Schweden bemerkte, wollte sie über einen einvernehmlichen Akkord verhandeln, was die Schweden jedoch ablehnten. Leutkirch wurde am 18. April eingenommen, dabei die Leibkompanie Ossas komplett gefangen genommen, die Stadt mit einer Kontribution von 20.000 Gulden belegt. ‚Als dieser Verlauf dem Ossa vorkommen, vnnd der kayerl. Commissarius Fuchs, als wann er besagte Leib Compagny den schwedischen verrathen hette, bezüchiget worden, hat er ihn deswegen lebendig spießen lassen’. [Theatrum Europ., Bd. 2, S. 560].“[45] Der Befehl zur „Spießung“ kam aber von Franz Peter König, genannt von Mohr, dem damaligen Kommandanten von Lindau.[46] „Im Oktober 1632 erhält er von Wallenstein,[47] der unterdessen wieder den Oberbefehl des kaiserlichen Heeres übernommen hatte, den Hinweis, die Bürgerschaft plane, die Stadt an die Schweden zu verraten. Der Rat ist überrascht, kann sich aber durchaus vorstellen, dass es unter den Bürgern solche Elemente gibt. Allerdings lässt sich nicht herausfinden, wer. Oberst König droht, beim kleinsten Hinweis auf Verrat die ganze Stadt in Asche zu legen. Die Bürger dürfen ihre Häuser von jetzt an nicht mehr abschliessen, damit die Soldaten im Fall eines Aufstands ihre Quartiere überhaupt verlassen können. Der Rat erstellt eine Liste der Leute, die sich beim Feind aufhalten, und beschliesst, Nachforschungen über deren Verbleib zu machen. Dass König es mit seinen Drohungen ernst meint, zeigt der Fall des unglücklichen Kommissars Fuchs. Diesen lässt er kurzerhand bei lebendigem Leib aufspiessen, weil er anscheinend mit den Schweden «gewisse Intelligenz» gehabt hat. Was ihm genau vorgeworfen wird, ist unklar. Die Lindauer Stadtchronik jedenfalls berichtet, Kommissar Fuchs habe mit Heinrich Keller von Zürich (genannt der böse Heinrich) und seinen Kumpanen geplant, Oberst von Ossa, der im April in die Schweiz geritten war, um seine Kleinodien in Luzern in Sicherheit zu bringen, gefangen zu nehmen und den Schweden tot oder lebendig auszuhändigen. Der Befehl zur Verhaftung von Fuchs kam somit von Oberst Ossa. Eine faire Verhandlung gibt es nicht, der Gouverneur macht kurzen Prozess mit dem «Verräter»“.[48]

Im württembergisch-schwäbischen Gebiet versuchte Ossa auch den Widerstand der Bauern gegen die schwedischen Invasoren zu organisieren, wie der schwäbische Chronist Heberle[49] berichtet: „Da der graff von Oßen, ein keysserisch oberst, deß Schweden ankunfft vernumen, welcher damal zu Biberin [Biberach/Riß[50]] gelegen, ist er alsbaldt auffgebrochen mit seinem volckh, und dene von Büberin alles genomen, was er hatt kenden mitnemen. Und hat sich zu denen oberlendischen bauren gethaun, die selbig rebellisch gemacht, das sie von dem Schweden sindt abgefalen. Da aber der von Oßi ein grossen hauffen bauren zusamen gebracht, und er ir genneral und oberste gewessen, da haben sie sich in ein walt gemacht, den selbigen wald verhawen und verschantzet, das iemand [niemand] ihnen kundt beykomen und sich nicht mehr vor den Schwedischen zu befohren. Da haben sie angefangen außzufallen und die Schwedischen auß allen quartieren zu verjagen und niedermachen“.[51]

Monro schreibt weiter: „Am 1. Juni brach unsere Armee von München in Bayern nach Donauwörth[52] auf, nachdem wir in Schwaben eine 8 000 Mann starke Abteilung zurückgelassen hatten, die von Herzog Bernhard von [Sachsen-; BW] Weimar[53] und Generalmajor Ruthven befehligt wurde. Sie hatte den Auftrag, auf Oberst Ossa aufzupassen“.[54]

Am 24.8.1632 war Bretten von Ossa erobert worden. Ab dem 24.8.1632 hatte Wilhelm V. von Baden-Baden auf Befehl Wallensteins den Oberbefehl über die am Oberrhein stehenden Truppen übernommen.[55] Doch schon am 21.12.1632 wurde er wegen einer Verleumdung Ossas bei Wallenstein durch Ernesto Montecuccoli abgelöst.[56]

1633 wurde Ossa Kommissar in Vorderösterreich. „Besonders intensiv betreibt er [Franz Peter König;[57] Gouverneur v. Lindau; BW] sein Geschäft [neue Werbungen; BW] im Reich und in der angrenzenden Eidgenossenschaft zu Beginn des Jahres 1633, wie ein Brief von Gerhard Freiherr von Questenberg, kaiserlicher Hofkriegsrat, an Wallenstein vom 18. Mai 1633 beweist. Darin berichtet dieser, wie er von Oberst von Ossa erfahren hat, dass der Oberst König bereits fünf Kompanien zu Fuss und ebenso viele zu Pferd geworben habe und auch weiterhin Truppen rekrutiere. Gemäss Ossas Bericht betreibt König einen beträchtlichen finanziellen Aufwand. Offenbar will er sich zu diesem Zeitpunkt einen Namen als besonders eifriger und loyaler Offizier machen, was ihm, wie es dieser Brief beweist, auch gelingt. Oberst von Ossa, der später ein erbitterter Gegner von König wird, fügt in seinem Bericht an Questenberg an, dass Königs Bemühungen vor allem darauf abzielten, sich die lukrative Position als Gouverneur der Garnisonsstadt Lindau langfristig zu sichern. Zu Beginn des Jahres 1633 weist aber nichts auf eine Missstimmung zwischen den beiden hin, und Ossa ist König anscheinend noch gut gesinnt, denn er bezeichnet ihn als den richtigen Mann am richtigen Ort, da er als Schweizer über einen guten Draht zur Eidgenossenschaft verfügt und von dort auch Truppen bekommen kann“.[58]

Mit Aldringen kam Ossa schlecht zurecht. An seine in Besançon[59] lebende Frau schrieb Ossa im März 1633, Aldringen sei ihm zu witzig (gerissen) und zu stolz, er könne sich nicht mehr mit ihm stellen. Seine Frau solle durch ihre Freunde, „so sie bei Frankreich hat, ihm Schutz zuwegebringen, wolle er alsdann seine Charge quitteren, denn doch kein Glück auf des Kaisers Seite mehr zu hoffen“ sei.[60] In seinen abgefangenen Briefen beklagte er sich über seine schlechte Gesundheit und dass man ihn in seinen alten Tagen so schlecht behandle. Er diene jedermann nur zum Spott: „Meine Leibeskräfte […] wollen mir nicht mehr zulassen, solch Arbeit im Schnee und Regen, Tag und Nacht zu Pferd zu vollziehen“.[61]

„Den kaiserlichen Truppen unter Feldmarschall Aldringen, welche auf Befehl Wallensteins das seit Ende Juni von den Schweden blockierte Breisach[62] und das von Herzog Eberhard III. von Württemberg belagerte Villingen[63] entsetzen sollten, war es inzwischen gelungen, über den Lech zu setzen und nach Schwaben vorzudringen. Feldmarschall-Leutnant Johann Ernst von Scherffenberg [Scharffenberg; BW] mit 20 Kompanien Reitern und der kaiserliche Generalkommissär Wolf Rudolf von Ossa mit 3 Regimentern zu Fuß waren in Richtung Oberschwaben vorgerückt und hatten Kaufbeuren[64] eingenommen. Von Italien her war der Herzog von Feria im Anzug, um sich mit Aldringen zu vereinigen. Angesichts dieser Bedrohung brach Gustav Horn, nachdem er den Obersten Christoph Martin von Degenfeld in Richtung Villingen vorausgeschickt hatte, am 28. August mit seiner Armee von Donauwörth auf [und; BW] beschloß Konstanz[65] einzunehmen. Erfolglos verwickelte er sich in die Belagerung der Stadt, welche ihm 300 Tote und 600 Verwundete kostete. Am 3. Oktober brach er die Belagerung erfolglos ab und zog sich wieder an die Donau zurück. (Chemnitz II, S. 195ff.)„.[66]

Am 11.1.1634 wurde der Obrist und Kommandant von Lindau, Franz Peter König, auf Betreiben Ossas in Lindau verhaftet und in Ketten nach Tirol verbracht.[67] Nach der Anklage habe er Ossa ermorden wollen. Zudem habe er Kontributionsgelder von 800 000 Gilden unterschlagen, die Festung Lindau den Schweden oder Franzosen zu überlassen und alle Orte am Bodensee dem Feind zu übergeben. Auf Hochverrat stand die Todesstrafe. Schließlich wurde König aufgrund der Intervention seiner Freunde begnadigt und in Regensburg unter Hausarrest gestellt, aus dem er im Oktober 1635 flüchten konnte.

Nach der Ermordung Wallensteins wurde Ossa, auch wegen der Äußerungen in seinen Briefen, jedoch als unschuldig wieder freigelassen.

Im Juni 1634 sollte Ossa, der als Hardliner im Umgang mit Soldaten galt, Erzherzogin Claudia von Tirol raten, den nach besserer Verpflegung begehrenden hohenemsischen Soldaten gegebenenfalls durch das Landvolk „die Hälse entzwei schießen“ zu lassen, was Claudia nicht tat, um eine weitere Eskalation der Lage zu vermeiden.[68]

In seinem Auftrag schrieb Ossas Beauftragter Valentin Lange an Ferdinand II.,[69] in dem er daran erinnerte, dass die Garnison in Lindau seit einem Jahr keine Besoldung mehr erhalten hätte, „besonders sowohl officieri, alß soldaten sich bloß mit dem commissbrodt contentiren mussen, und ob sie sich wohl zu vielen mahlen bey gedachten obristen deßwegen beschwährt, er auch augenscheinlich befunden, das die soldaten nackent und bloß, die officier auch keine mittel haben, ihnen etwas vorzustrecken, ihme gedachten obriste auch bey jetzigen zeitten alle mittel benommen, ihnen zu helfen, besondern sie iedes mahl zur gedult ermahnen müssen, weil aber gleichwohl zubesorgen, es möchten die soldaten endlich schwierich werden, wordurch die vestung leichtlich ungelegenheit zuestehen möchte“. Eine Summe von 200.000 Rt., „wormit man vermaint sie auf ein monathsoldt zu contentiren, möchte geholffen und fürderlich übermacht werden“.[70] Dies scheint dies auch erfolgt zu sein, wahrscheinlich um eine Meuterei zu verhindern.[71]

Im September 1634 wurde er Feldmarschall-Leutnant.

Als nach der Schlacht bei Nördlingen[72] kaiserlich-bayerische Truppen in Württemberg, das „lutherische Spanien“, einfielen, soll Ferdinand II. geäußert haben: „Ich werde in Württemberg ein Feuer anzünden, darob die Engel im Himmel die Füße einziehen müssen“.[73] Nach anderer Darstellung sollen kaiserliche Soldaten schon 1632 gedroht haben, man werde ein Feuer anzünden, dass „die Engel im Himmel die Füße an sich ziehen müssen“.[74] Dagegen soll ein kaiserlicher General (Gallas ?) gesagt haben: „Ossa und Montecuccoli werden ein Feuer in Württemberg machen, daß die Engel im Himmel die Füße an sich ziehen werden“. Ein schwedischer General habe gekontert, man würde „nicht einmal eine Laus verschonen“.[75]

„Am gleichen Tag [29.9.1634; BW] noch zogen die Spanier mainaufwärts in Richtung Aschaffenburg[76] und machten einen Anschlag auf ein 500 Pferde starkes Kürassier- und Arkebusierregiment des Herzogs Georg von Lüneburg, welches der schottische Generalmajor James King herangeführt hatte und welches in Kleinwallstadt[77] logierte. Der Major des King’schen Regiments, Per Andersson, konnte die Angreifer jedoch zurückschlagen. Am nächsten Morgen, 30.9., versuchten die Spanier mit Verstärkung einen erneuten Angriff, die Lüneburgischen Kürassiere hatten sich aber bereits nach Dörnigheim[78] bei Hanau[79] zurückgezogen. (Chemnitz II, (S. 547).

Nach dem Originalbericht Wolfgang Rudolf von Ossas erfolgte die Einnahme Aschaffenburgs am 3.10.1634. Er schreibt mit Datum 3.10. an Matthias Gallas, er habe die Spanier vorausgeschickt, damit sie sich Aschaffenburgs bemächtigten, doch die hätten nur Spott geerntet. Am Vorabend (2.10.) habe er mit 4 kaiserlichen Regimentern die Stadt angegriffen. Aus der Stadt seien 9 Fahnen Dragoner in Richtung Hanau ausgeritten, er habe sie etwa eine Meile vor der Stadt angefallen und geschlagen. Ebenso die aus Hanau entsandte Hilfstruppe. Am heutigen Morgen (3.10.) habe er mit 400 deutschen Knechten und 150 Dragonern den Angriff auf Aschaffenburg wiederholt, die Stadt erobert und den Rest der Besatzung im Schloß eingesperrt; nach kurzem Kampf habe auch das Schloß kapituliert. Die Offiziere hätten sich entfernt und an die 200 Knechte seien in kaiserliche Dienste getreten. Soeben erhalte er vom Jägermeister in Darmstadt[80] die Nachricht, daß der Feind an die 14.000 Mann habe, daß das hessische und Lüneburger Heer mit etwa 8000 Reitern in der Umgebung von Friedburg (s. h. Friedberg[81]) gesehen worden sei; die Spanier hielten diese Nachricht für erfunden. (StA Leitmeritz, RA Clam-Gallas XVIII/5, DBBTI V/1005).

Die Annäherung des spanisch-italienischen Korps sorgte bei den in und um Frankfurt[82] versammelten protestantischen Truppen, zu denen sich jetzt auch die von Nördlingen versprengten Einheiten gesellt hatten, für nicht geringe Aufregung. Der schwedische Reichskanzler Oxenstierna war deshalb gezwungen, sich mit seinen Beamten nach Mainz[83] zu begeben, welches die um Frankfurt liegenden schwedischen Truppen ebenfalls zum Anlaß nahmen, über den Rhein zu setzen, wo sie der Reichskanzler notgedrungen einquartieren mußte. Die Lage in Frankfurt selbst war in diesem Moment äußerst unsicher, und es stand zu befürchten, daß sich die Stadt auch nur beim geringsten Versuch des Infanten ergeben würde. Man bereitete sich auf einen Akkord vor. Sogar der berittenen Squadron des Grafen (Johann) von Wittgenstein, die Oxenstierna zur Bedeckung der Stadt abkommandiert hatte, wurde die Aufnahme verweigert, mit der Vorgabe, sich selbst verteidigen zu wollen. Die Reiter mußten schließlich unter freiem Himmel nächtigen und zogen sich nach Höchst[84] zurück. Ossa und der Kardinalinfanten hatten jedoch überhaupt nicht die Absicht, Frankfurt anzugreifen. Im Grunde genommen waren sie froh, wenn sie die Truppen ungeschoren nach den Niederlanden bringen konnten, denn im spanischen Heer war die Moral mittlerweile stark gesunken und ‚dessen Italiäner und Spannier so gar matt und furchtsam, daß, wo Ossa mit den Teutschen Regimentern nicht bei Ihnen gewesen, man Sie mit einer geringen anzahl volcks schlagen mögen‘. (Chemnitz II, S. 548)„.[85]

„Der Kardinalinfant, welcher zu dem Erfolge der Kaiserlichen in der Schlacht bei Nördlingen mit seiner von Süden gekommenen Armee wesentlich beigetragen hatte, brach nach dieser Schlacht in nördlicher Richtung auf, um auf dem kürzesten Wege nach den Niederlanden zu marschieren. Zu seiner Begleitung war Oberst Ossa mit einigen Kavallerieregimentern beauftragt, während die Generäle Piccolomini, Isolani [Isolano; BW] und [Johann v.; BW] Götz[86] dazu bestimmt waren, seine rechte Flanke durch ausgebreitete Kolonnen weithin zu decken und sich des ganzen Frankenlandes zu bemächtigen. Damit drohte auch für das angrenzende Gebiet der Wetterau[87] die schlimmste Periode des Krieges zu kommen.

Am 19. September 1632 [1634; BW] war der Kardinalinfant mit seiner in Marsch befindlichen Armee in Miltenberg[88] am Maine angelangt, worauf er nach Einnahme und Ausplünderung dieses Ortes nach Kleinheubach[89] vorrückte und hier in nächster Nähe am 20. und 21. auf Barken und Pontons den Main überschritt. Er sammelte am rechten Mainufer seine Armee und hielt eine Revue, bei der sich ein Bestand von 12 000 Mann Infanterie und 4900 Reitern ergab. Am 23. September zog der Kardinalinfant in Aschaffenburg ein. Einen größeren Angriff der mittlerweile in Frankfurt a. M. gesammelten weimarischen Truppen befürchtend, formierte er hier seine sämtliche Infanterie zu 7 Schlachtenbataillonen und rückte am 24. September durch den Spessart und das Freigericht[90] in das Kinzigtal vor, während die streifenden Reiterabteilungen Ossa’s als Avantgarde schon vorausgeeilt waren. In Gelnhausen[91] befand sich an diesem Tage das Hauptquartier; der Kardinalinfant übernachtete jedoch in Rückingen,[92] war am nächsten Tag in Windecken[93] und am 27. in Dorchheim[94] bei Friedberg,[95] woraus zu schließen ist, daß der Durchmarsch ziemlich beschleunigt wurde. Zu einem Kampfe kam es nicht, dagegen waren die Plünderungen und Greueltaten der Durchziehenden barbarisch“.[96] In der Friedberger Chronik des Dr. Jeremias Molther heißt es: „1634 nach der Schlacht bei Nördlingen [27. Aug. = 6. Sept.] hat im Sept. [25.] General-Feldmarschallleutnant Ossa den Kardinal-Infant [Prinz Ferdinand von Spanien] nach Köln[97] neben Friedberg hin convoyiret [geleitet], und uff Intercession [Fürsprache] des Generalleutnants Becken [Johann v. Beck; BW], in die Stadt einen Rittmeister zur Salvaguarde gelegt, weil sie der Zeit keine inliegende Guarnsison gehabt und der angedrohten Plünderung halben in sehr großer gefahr gestanden. Jedoch hat man die vom Land in Burg und Stadt geflehete Pferd und andere Viehe mit Geld ranzioniren [zurückkaufen] und etzlich tausend Pfund Brot, Mehl, Wein und Bier ins Läger bei Nauheim[98] schicken müssen“.[99]

„Als der Kardinalinfant auf seinem Marsche am 30. September Diez[100] erreicht hatte, entließ 1500 Reiter von der Ossa’schen Begleitung, welche wieder durch die Wetterau nach Süddeutschland zurückkehrten und auf diesem Wege das noch plündernd mitnahmen, was auf dem Hinweg übrig geblieben war“.[101] Der Pfarrer Johannes Cervinus [um 1579 – 1659][102] aus Wetterfeld[103] in Oberhessen erinnert sich:  „ist oberster Ossa mit Cardinal Infant durch die Wetterau gezogen, grausam allenthalben gebrant“.[104]

Vom 10.10.1634 stammt ein Privatbrief an seine Gattin, der abgefangen wurde und sogar im Druck erschien, der Ossas Unzufriedenheit mit seiner persönlichen Lage wiedergibt: „Hertzliebes Hertz: Ich hab dein Schreiben von dem alten Boten von Ravenspurg[105] gestern zu recht empfangen / darauß mit Frewden eurige Gesundheit vernommen / GOtt wolle vns lange Zeit gesund erhalten. Ich hab dir wol sechs mahl in zehen Tagen geschrieben / vnd seynd die Brieff vff Inßbrück[106] kommen / hoffe du wirst sie kriegen. Sonsten gehen vnser züge Gott lob noch wol ab: Allein daß diese Spanische vnd Italianische Nation solchen vnerhörten schaden thun / mit brennen / Weiber schenden vnd Kirchen spoliren / daß nicht zu schreiben ist / Ich hab mich schon biß vffs rauffen mit den Leuten abgeworffen / hilfft aber alles nichts / Ich glaub nicht daß der Teuffel in der Höll könn ärger als diese Leuthe sein / Gott hilff [Ende S. 2] mir von Ihnen. Wir seind noch nur 4. Meil von Limburg[107] vnd 11. Meilen vom Rhein. Vnser Leuth imaginiren sich es sey alles gewonnen / Ich aber halts noch nit für halb gewonnen / GOtt gebe gnad / daß wir so bald ein Frieden kriegen. Ich bin müde vnd werds alle Tag müder bey solchem Gottlosen wesen zu sein / vnd nicht können remediren: Ich wil viel lieber Todt sein / als also zu sehen / wie es hergehet / Ich hab noch gantz willens vff Cöllen[108] zu ziehen / vnd diesen Winter alda zu verbleiben / dardurch hoff Ich zu erlangen / was Ich so lang gebeten habe / nemblich meine erlösung / dann die sachen / wie man mich diesen Winter in Tyrol tractirt / vnd am Käyserl. Hoff wegen deß Schelms deß Peter Königs / kömpt mir mein lebtag nicht auß meinem Hertzen / Ich habs vmb den Käyser noch Hauß Osterreich nicht verdienet. Hab alles was Ich in dieser Welt hab / ihrentwegen verlohren / Ietzo / da man mich recompensiren soll / hette man mir gern das vbrige auch geuommen / darzu mein Ehr vnd Leben / GOtt [Ende S. 3] wird mich an meinen Feinden rechnen / Aber Ich wil nicht mehr dienen / ob Ich schon arm bleiben muß / biß in mein Todt. Mann hatt mich ietzo zum General Feldmarschalck Läutenant gemacht / damit Ich die 4. Batzen / die Ich noch habe / auch verzehre. Wie Ich dann vor 3. Pferd 1000. Thal. geben müssen / daß Ich mich wol beritten gemacht / so viel bekom[m] Ich nicht in eim Jahr. In Summa Ich bin also disgustirt, daß Ich nit wohl weiß was ich thue. Mann schreibt mir schöne Brieff giebt mir gute Wort / aber wie es gemeinet ist / muß Ich von andern hören. Wenn Ich zu Cöllen bin / werde Ich dir schreiben / wie Ich was Geld bekommen kan. Ich hab ein 60. Wagen vnd ReitPferdt / die mein sein / wil sie alle biß vff 12. verkauffen / oder wegschencken / das Ich ihr nur loß werde. Die Spannier haben mir kein Heller geben / wollen mir mit viel recommendation schreiben so abfertigen / begehr auch von Ihnen nichts / wann Ich nur von Ihnen mit Ehren komme. Ich hoff in 5. Tagen wollen wir vffm Rhein sein. [Ende S. 4] Bey Friedburg[109] hab Ich ein Beut vff viel tausent gemacht / aber nicht fort oder zu Nutz bringen können / Wein / Stockfisch / Hering / allerhand Zien / Glockenspeiß / Porlehanff[110] vnd sonsten Seiden werck / damit 60. Karren beladen / angetroffen / Ich hab alles den Soldaten gelassen. Vsingen[111] den 10. Octob. Wolff Rudl. von Ossa“.[112]

Am 10.6.1635 schrieb der Kardinal-Infant aus Löwen[113] an den kaiserlichen Kommandierenden Gallas:[114] Durch die Vermittlung von Cristóbal de Wehr, seinen Agenten, werde er seine Antwort auf den Brief vom 31.5. erhalten. Zum gleichen Zwecke benütze er aber auch die mit Ossa übliche Chiffre. Letzterer solle ihn, Gallas, informieren und ihn ersuchen, in kürzerster Frist die Erfüllung  des Wunsches des Kardinal-Infanten zu betreiben.[115] Der Staats- und Kriegssekretär in den Spanischen Niederlanden, Martin de Axpe, schrieb am gleichen Tag an Ossa und wies mit Nachdruck auf die Notwendigkeit militärischer Hilfe aus Deutschland hin; auf Anweisung des Kardinal-Infanten sollte der Inhalt des Briefes auch Gallas bekannt gemacht werden.[116]

In diesem Juni kündigte Ossa eine Lieferung von Pulver, Seilen und Geschützen aus Heilbronn und Lindau für Melchior von Hatzfeldt an und erwähnte eine militärische Unterstützung der kalvinistischen Schweizer im Engadin.[117] Im August dieses Jahres – Ossa hielt sich in Heilbronn auf[118] – ging es um die Einquartierung in Franken und Schwäbisch Hall.[119] Im September weilte er in Stuttgart,[120] um die Frage der Kontributionen zu regeln.[121]

Der dem Grafen Jost Maximilian von Gronsfeld und Kommandanten des bayerischen Armeekorps im Württembergischen – möglicherweise seit den Lübecker Verhandlungen 1629 – und vor allem Maximilian I. ohnehin nicht gewogene Kriegskommissar und Gallas-Anhänger Reinhard von Walmerode schrieb Ferdinand von Ungarn[122] am 13.8.1635 aus Heimsheim,[123] dass der Obrist Bamberger, der von Philippsburg aus das Stift Speyer auspressen und zum reichsten Mann im Fürstbistum werden sollte,[124] sich beklage, dass Gronsfeld das Bistum Speyer und alle jenseits des Rheins gelegenen Städte, Flecken und Dörfer, die zum Unterhalt der Festung Philippsburg und ihrer Garnison den Winter über Kontributionen geleistet hätten, nun ganz für sich beanspruche. Außerdem habe er dem Obristen d’Espaigne, einem der wirklich großen Schurken dieses Krieges, zur Erneuerung seiner bei Schwaigern[125] geschlagenen Reiterei das Bistum Speyer, die Markgrafschaft Durlach und die adligen Herrschaften des Kraichgaus[126] als Rekrutierungs- und Sammelplatz angewiesen. Ferdinand wurde ersucht, Gronsfeld die Aufhebung der Plätze zu befehlen und ihm weitere derartige Anweisungen in Zukunft zu untersagen.[127] Auf Weisung des Kaisersohns vom 29.8.1635 aus Philippsburg für Rudolf von Colloredo wurde Kriegsrat und Feldmarschallleutnant Ossa am Oberrhein eingesetzt, wo er vor allem im Hinblick auf den Prager Frieden die Militärdisziplin heben, Übertretungen untersuchen und die Bestrafung der Schuldigen betreiben sollte.[128]  Walmerode selbst galt als ausgesprochener Hardliner, von dem der Ausspruch überliefert ist, „es wäre besser / dass alle Bürger verhungerten, / als daß des Kaysers Dienste nachblieben“.[129] Wie schwierig die Aufgabe Ossas z. T. war, zeigt der Beschwerdebrief Ossas bei Stadion, dass der in hoher Gunst stehende Walter Leslie seine Befehle zur Dislozierung ignoriere.[130] Tatsächlich scheint Leslie die ihm zugewiesenen Ämter zur Rekrutierung behalten zu haben.

„Der Kanzleidirektor und die übrigen Räte zu Langenburg[131] berichteten im Jahre 1635 [September; BW] dem kaiserlichen Verwalter zu Verwalter zu Weikersheim,[132] Maximilian von Walz, daß sie nit underlassen [hätten], die nun eingerissene Und noch Unaufhörliche Landplünderung dem diesseits Rhein verordneten Herrn General Commendanten von Ossa zu representiren Und umb Remediirung zu bitten. Dieser Schilderung folgte eine Einladung zu einer Konferenz in Langenburg, auf der über die weitere Abwehr der Übergriffe kaiserlicher Soldaten mit benachbarten Herrschaften wie dem Deutschen Orden, Brandenburg-Ansbach, den Reichsstädten Rothenburg[133] und Schwäbisch Hall[134] sowie den Reichsrittern gesprochen werden sollte.

Dieses Vorhaben wurde sogar indirekt von General Ossa empfohlen. Insbesondere 1635, im Jahr nach der Schlacht bei Nördlingen, war es offenbar besonders schwierig, die Disziplin der Soldaten aufrechtzuerhalten. Ossa hatte den Langenburger Beamten gegenüber sein Bedauern und seine eigene Einflußlosigkeit bekundet: Daß die Reütter auß der Armada der Orthen so starck streiffen, ist mir Laidt, und weil die Armada disseits Rhein liget, und ihren Underhalt suechen mueß, weiß ich nit, wie solches zu währen, will aber hoffen, die Sachen werden sich in Kürz in einen andern Standt richten, under dessen müssen die Underthanen zusteurn thun und ihnen alß welche nit auß Ordnung der Generalität komen, begegnen so guet sie können. Diese Worte des kaiserlichen Generals sind durchaus nicht zynisch zu verstehen. Er mußte ein ausgeprägtes Interesse daran haben, daß sie Soldaten Ordnung hielten. Nach der für die kaiserliche Partei gewonnenen Schlacht bei Nördlingen und der erfolgreichen militärischen Besetzung jener lutherischen und reformierten Territorien, die auf der Seite der Schweden gestanden und mit ihnen kooperiert hatten, konnten Exzesse der siegreichen Soldaten nicht zur Konsolidierung der neu gewonnenen Macht beitragen.

Ungeachtet der Tatsache, daß der auch von Ossa befürwortete, von Untertanen ausgehende Widerstand gegen ungezügelte Soldaten Erfolge zeitigen konnte, scheint die Reise der hohenlohe-langenburgischen Beamten zum kaiserlichen General durchaus nicht völlig sinnlos gewesen zu sein. Denn Ossa schickte eigens Soldaten zur Verhinderung weiterer Plünderungen nach Mergentheim,[135] die tatsächlich zur Festnahme einzelner Soldaten schritten, welche Gewalt geübt hatten. Aus Weikersheim wurden diese Erfolge bei der Wiederherstellung der Ordnung in der kaiserlichen Armee sogleich nach Langenburg gemeldet“.[136]

Am 29.10.1635 legten Ossa und Gallas, der „Heeresverderber“, wie er später genannt wurde, ein Gutachten über die Erhaltung der Reste der kaiserlichen Armeen vor, nachdem sie Mittel und Wege zu deren Schutz vor dem einbrechenden Winter und der drohenden Vernichtung erwogen hatten. Beide hielten es für unmöglich, hinreichende Hilfe aus den Ländern zu erhalten, in denen man das Militär einzuquartieren beabsichtigte: Aus Burgund und Luxemburg sei nichts anderes zu erwarten als Fourage und falls sich, was wünschenswert wäre, Piccolominis Feldzug ausdehne, würden diese Länder für die Spanier mehr als notwendig sein. Ossa meinte, dass außerordentlich schwere Fälle auch außerordentlicher Hilfsmaßnahmen bedürften – besser sei es ein Glied zu opfern als den ganzen Körper zu gefährden. Die Infanterie sollte auf beiden Rheinufern logieren und Ossa bot an, auf dem Rückweg die in Betracht kommenden Orte persönlich zu inspizieren und Gallas Bescheid zu geben. Doch sei es unerlässlich, dass Gallas Vollmachten zu raschem Handeln und so zur Beseitigung der Hindernisse erhalte und dass der Herzog von Lothringen vor die Alternative gestellt werde, entweder die gesamte kaiserliche Armee aus den eigenen Landen zu versorgen oder mit seinen und den bayerischen Truppen sein eigenes Gebiet sowie das Saarland zu besetzen, um auf diese Weise zu ermöglichen, dass die Kaiserlichen zur Erneuerung ihrer Kräfte die wenigen Orte benützen, die sie vorfänden. Die Reiterei würde günstig im Unterelsass und an der Mosel untergebracht werden, vorausgesetzt, die Stadt Strassburg kehre zur kaiserlichen Botmäßigkeit zurück und es würde dort, ebenso wie in Worms,[137] ein Magazin errichtet, wozu die Unterstützung der Stadt Frankfurt erforderlich wäre, da die umliegenden Quartiere nur mit Hilfe der dortigen Handelsleute und Bürger verproviantiert werden könnten. Bezüglich ihres Vorschlags, eine so wichtige Stadt zu gewinnen, beriefen sich beide auf ihr Hauptconsultum. Der Gegner könne seine Truppen auf eine Hauptentfernung von 6 Meilen von Metz[138] zwischen den Städten Toul,[139] Pont-à-Mousson,[140] Nancy,[141] St. Nicolas,[142] Nomény,[143] Vic,[144] Marsal,[145] Dieuze[146] und Lunéville zusammenziehen, während die Kaiserlichen keinen einzigen Ort besäßen, den der Gegner nicht binnen vierundzwanzig Stunden erobern könnte; auch wenn dem nicht so wäre, müsste schon der Proviantmangel eine Zusammenziehung der kaiserlichen Truppen unmöglich machen – die einzige Abhilfe wäre die Errichtung von Magazinen in der Nähe und die Unterstützung der Soldaten mit Geld, dann könnte man sich im Notfall vereinigen und sich dem Gegner stellen. Man darf keine Zeit verlieren, keinen allenfalls zum Ziel führenden Weg für zu schwer halten. Gewisse Leute würden zwar einwenden, dass der Krieg – so wie in der Vergangenheit – ohne Beihilfe des Hofes, nur mit den von den Quartieren gebotenen Mitteln geführt werden sollte; das sei aber jetzt nicht mehr möglich, da man in den meisten Orten nicht einmal ein Stück Brot, geschweige denn andere Lebensmittel auftreiben könne. Es werde wohl auch Leute geben, die fragen, warum man den Gegner nicht angreife, wenn die kaiserliche Armee beisammen sei. Solchen müsse geantwortet werden, dass die kaiserliche Armee die einzige Waffe zum Schutz von Reich und Ständen sei; der Gegner sei, wenn auch nicht stärker, wie die Kundschafter bestätigten, so doch ebenso stark wie die kaiserliche Armee, überdies habe der König von Frankreich Patente zur Werbung von 40 weiteren Regimentern erlassen; zwischen der kaiserlichen und der gegnerischen Reiterei bestehe ein großer Unterschied – unter diesen Umständen dürfe durch einen Hauptstreich nicht alles aufs Spiel gesetzt werden, was mit großer Mühe und unerschwinglichen Kosten jahrelang aufgebaut worden sei. Damit nun einerseits dieser äußerste Fall nicht eintrete und andererseits mit größerer Sicherheit das

gegen den Gegner getan werde, was geboten scheine, müsse darauf gedrungen werden, dass sowohl Piccolomini seinen Feldzug gegen Frankreich fortsetze als auch der Kardinal-Infant den seinen gegen Artois[147] weiterführe, und dass von dorther die Armeen finanzielle Unterstützung erhielten. Der Kardinal-Infant sollte daran erinnert werden, dass das kaiserliche Kriegsvolk wegen des spanischen Unternehmens im Erzstift Trier in diesem Jahr um zwei Monate früher als üblich ausgerückt sei und man Piccolomini mit den besten Truppen zur Unterstützung der Niederlande ausgeschickt habe. Erhielte die kaiserliche Armee keine Hilfe, würde sich der Gegner in voller Stärke gegen die Spanischen Niederlande wenden. Wäre der Kardinal-Infant, wie zu hoffen sei, mit den genannten Schritten zufrieden, verbliebe noch die Suche nach einer geeigneten Art und Weise, wie die noch übrige Zeit zur Niederwerfung des Gegners zu nützen wäre. Gallas schlug vor, die Armee so lange wie möglich im Felde zu lassen, jedenfalls bis zur Ankunft der Polen. Damit würde auch eine gewisse Unruhe in Frankreich gestiftet und so mancher Edelmann sich heimwärts wenden. Der Einwand, die Armee könne nicht so lange im Felde bleiben, sei hinfällig, denn diese Schäden könnten nicht mit denen vergleichen werden, die aus einem vollständigen Abzug entstünden.[148] Dass das weitere Verweilen im Hungerlager vor Dieuze diese kaiserliche Armee ruinieren sollte, zeigte die folgende Zeit.

Für die Verbindung der am Mittelrhein sowie in Westfalen und im Kölner Erzstift operierenden kaiserlichen Truppen war es von größter Wichtigkeit, dass der Pass bei Koblenz[149] und die Feste Ehrenbereitstein[150] der französischen Armee entrissen wurden. Am 1.2.1636 ließ Gronsfeld daher dem Rat der Reichsstadt Köln durch Ossa mitteilen, dass er, „weil an dem Paß Coblenz und Ehrenbreitstein sehr viel gelegen sei, und die Eroberung desselben durch Blockirung allein sich nicht werde erreichen lassen, zumal dem Berichte gemäß die genannten Orte auf Jahr und Tag hinlänglich verproviantiert sein sollen, entschlossen sei, die beiden Orte mit Gewalt anzugreifen, und zu dem Ende das Ansuchen stelle, zur Ausführung der Belagerung einige Kanonen, Mörser, Proviant und Munition herzuleihen, mit dem Versprechen, die Geschütze und Mörser nach vollendeter Belagerung wieder zurückzuliefern“.[151] Als am 10.3. der Stadtsyndikus Bulderen dem Rat vortrug, dass Schnetter im Auftrag des kurbayerischen Feldmarschalls Götz den Rat erneut ersucht habe, Kriegsmaterial für den Angriff auf Koblenz bereitzustellen, ließ man lediglich die Bereitschaft erkennen, einige Zentner Pulver in Anrechnung auf die Reichssteuer von 120 Römermonaten zu liefern. Auch schien man weiterhin nicht geneigt zu sein, die kaiserlichen Truppen mit Kriegsmaterial zu unterstützen, um die Neutralität nicht aufs Spiel zu setzen. Koblenz konnte daher auch erst am 6.5. eingenommen werden.

1636 wurde Ossa zum Feldmarschall befördert.

Erzherzogin Claudia wandte sich am 1.7.1636 an Gallas: Die Festung Breisach[152] müsse unter allen Umständen gehalten und mit Proviant versorgt werden. Das betreffe nicht nur die Festungsgarnison selbst, sondern auch alle übrigen Garnisonen in diesem Raum. Ossa, der Kommandant der oberen Kreise, der Stadt Offenbach und sämtlicher dortiger Garnisonen, bedürfe ebenfalls der Unterstützung, ähnlich wie Feldzeugmeister Hans Heinrich von Reinach und das bayerische Heer. Um die Verproviantierung, Geschütze und Munition für alle genannten Truppen zu sichern, dürften keine Quartiere in ihre eigenen Städte gelegt werden.[153]

Am 12.9.1636 beschwerte Ossa aus Esslingen[154] bei Gallas: Viele preussische Soldaten seien an den Rhein gekommen; in welcher Zahl sie nach Heilbronn[155] marschieren sollten, überlasse er ihm. Befehlsgemäß habe er von der bei Memmingen[156] liegenden Kompanie 100 Mann nach Augsburg[157] abkommandiert. Er beschwerte sich über Loyers, der sich auf dem Marsch nicht nach den Befehlen richte. Er sei am Vortag mit der Truppe in Boxberg[158] angerückt und diese wolle weiter nach Wertheim,[159] Bischofsheim,[160] Krautheim[161] und Bondorf[162] marschieren. Er selbst sei noch krank und bettlägerig und könne nicht mit seinen Soldaten gehen.[163] Gallas schrieb am 23.10.1636 aus seinem Feldlager bei Mirebeau[164] an Ferdinand III.:[165] Er habe während der Nacht auf den 20. dieses Monats und des folgenden halben Tages seine Armee hierher verschoben und gar nicht erst auf den Anmarsch der nach Champlitte[166] ziehenden spanischen Abteilungen gewartet, weil er erfahren hatte, dass sie in sehr schlechtem Zustand seien. Ferner habe er Ossa angewiesen, ihm aus dem Herzogtum Württemberg 300 Pferde zu schicken.[167] Ossa teilte Gallas am 28.10.1636 aus Heilbronn mit: Hans Heinrich von Reinach, der Kommandant von Breisach, könne niemanden aus seinen Garnisonen ent-behren, denn er stehe weiterhin gegen die Hanauer[168] im Feld, die Offenbach[169] besetzt hätten. Über die bayerischen Soldaten wisse er nur aus des Kurfürsten Schreiben, dass sie in einer Stärke von 400 Mann in Worms[170] lägen und über die aus Sachsen kommenden unglücklichen Nachrichten beunruhigt seien. Aus den übrigen Garnisonen könne man nicht mehr als 800 Mann nehmen. Er selbst habe nur 200 Reiter und 40 Pferde aus der Kompanie des Generalwachtmeisters, so dass er über keine eigene Reiterei verfüge. Nicht einmal genug Knechte habe er, die, wie er meinte, die Reichsstädte hergeben sollten. Die Kontributionen aus Württemberg betrugen monatlich 6.000 fl. und würden für Proviant verbraucht. Über den Gegner sei mit Sicherheit bekannt, dass er 4.000 Mann zu Fuß und 700 Reiter aus seinen Garnisonen in Elsass gelegt habe; diese aber wurden in ihren Quartieren überfallen und geschädigt. Gemäß dem Bericht von Hunolstein legte er eine Liste der gegnerischen Garnisonen vor: Hagenau[171] 1.200, Zabern[172] 600, Benfeld[173] 600, Dachstein[174] 150, Obernheim[175] 200, Schlettstadt[176] 700, Colmar[177] 800, die übrigen Orte 2.000.[178]

Die Bietigheimer[179] Stadtchronik hält fest: „Den 14. Novembris laufenden Jahrs [1636; BW] wurden wegen prätendierender usständiger 900 Gulden von General Commissario Ossa 32 Reuter allhero uff die Preß gelegt, welche grausam gehauset und im Abzug auf der Bruck einen Mann erschossen haben“.[180]

Gallas schrieb am18.1.1637 aus Breisach an den Kaiser, von Ossa sei er darüber informiert worden, dass die Marschälle Hatzfeldt und Götz aufs Neue beschlossen hätten, gemeinsam gegen den Gegner zu ziehen. Er selbst habe starke Einwände dagegen, den Relationen konnte er entnehmen, dass Feldzeugmeister Geleen[181] sein Territorium nicht allein verteidigen könne.[182]

Nach 1637 trat Ossa nicht mehr in Erscheinung. Anscheinend war er wirklich kriegsmüde. Er verstarb am 16.9.1639 in Regensburg.[183]

In den Erinnerungen des irischen Feldkaplans Thomas Carve [1590 Mobernan, Co. Tipperary, Irland – 1672 ?] heißt es: „Ohnlängst darnach ist auch zu Regenspurg der Käyserliche General Commissarius Ossa gestorben / welcher einen sehr schweren Fall gehabt / vnd 4. Tag vor seinem endtlichen hintritt Sprachlos gelegen / hat allen Reliosen ein stattlich Baarschafft per testamentum legirt, vnnd ist sein todter Leichnamb mit grosser Pompp zu Regenspurg in der Herrn Dominicaner Kirch / biß dass er zu gelegener zeit abgeholet wurde / beygesetzt worden“.[184]

[1] Vgl. auch SCHÖPPL, Der kaiserliche Feldmarschall-Leutnant Wolf Rudolf von Ossa.

[2] MANN, Wallenstein, S. 669. Vgl. die Erwähnungen bei ENGERISSER, Von Kronach (die zurzeit beste kriegsgeschichtliche Darstellung).

[3] Rochlitz; HHSD VIII, S. 303ff.

[4] Straßburg [Strasbourg, Dép. Bas-Rhin].

[5] Barr [Dép. Bas-Rhin].

[6] Hagenau [Dép. Bas-Rhin].

[7] Neuweiler [Neuwiller-lès-Saverne; Dép. Bas-Rhin].

[8] Philippsburg [LK Karlsruhe]; HHSD VI, S. 632f.

[9] Wetterau; HHSD IV, S. 457ff.

[10] Rheinhausen, heute Ortsteil von Oberhausen-Rheinhausen [LK Karlsruhe].

[11] Heidelberg; HHSD VI, S. 302ff.

[12] Darmstadt; HHSD IV, S. 79ff.

[13] MAIER, Unterpfalz, S. 84f.

[14]  [Bad] Wimpfen [LK Heilbronn]; HHSD VI, S. 51f.

[15] Memmingen; HHSD VII, S. 439ff.

[16] Heilbronn; HHSD VI, S. 315ff.

[17] Vgl. KAISER, Politik; JUNKELMANN, Der Du gelehrt hast; JUNKELMANN, Tilly.

[18] Vgl. ALBRECHT, Maximilian I.

[19] MAIER, Unterpfalz, S. 88f.

[20] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 111f.

[21] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.

[22] Haßleben [Kreis Sömmerda].

[23] HAPPE I 131 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.

[24] HAPPE I 133 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.

[25] WELTI, Graf Caspar von Hohenems, S. 281.

[26] HALLWICH, Merode, S. 51. Juan de Ossa, Mitglied der spanischen Botschaft in Wien u. zuständig für die Chiffrierung (vgl. die Erwähnungen bei ERNST, Madrid), war augenscheinlich ein Verwandter v. ihm.

[27] STICHT, Markgraf Christian, S. 86f.

[28] Hanau; HHSD IV, S. 199ff.

[29] KELLER, Drangsale, S. 125.

[30] Vgl. BABEL, Zwischen Habsburg und Bourbon.

[31] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2398, fol. 531 (Ausfertigung): Ruepp an Maximilian I., Rothenburg o. d. Tauber, 1631 XI 10.

[32] Österreichisches Staatsarchiv Wien Kriegsarchiv Alte Feldakten 1631/10/20 (Ausfertigung): Ossa an Questenberg, Worms, 1631 X 12.

[33] BIRELEY, Maxmilian, S. 181.

[34] In Richelieus Instruktion für Charnacé, 1631 X 27, hieß es: «La neutralité sera considérée par les Catholiques et les Protestans comme le principal instrument de la consideration de leur liberté». FAGNIEZ, Le père Joseph, S. 580f.

[35] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2396, fol. 265 (Entwurf): Maximilian I. an Tilly, o. O., 1631 IX 29; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2293, fol. 400 (Entwurf): Maximilian I. an Bischof v. Bamberg, o. O., 1631 X 23.

[36] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2324, fol. 400 (Abschrift): Ossa an Maximilian I., Tauberbischofsheim, 1631 X 28.

[37] Gochsheim [Kraichtal, LK Karlsruhe]; HHSD VI, S. 257f.

[38] Kürnbach [LK Karlsruhe]; HHSD VI, S. 437f.

[39] Bretten [LK Karlsruhe]; HHSD VI, S. 116.

[40] MAIER, Unterpfalz, S. 90.

[41] KREBS, Hatzfeld, S. 103.

[42] Lindau (Bodensee); HHSD VII, S. 414ff.

[43] Memmingen; HHSD VII, S. 439ff.

[44] Leutkirch im Allgäu [LK Ravensburg]; HHSD VI, S. 466ff.

[45] ENGERISSER, Nördlingen 1634, S. 38f. (die umfassendste und detaillierteste Darstellung der Schlacht).

[46] VILLIGER; STEINAUER, BITTERLI, Im Galopp.

[47] Vgl. REBITSCH, Wallenstein; MORTIMER, Wallenstein; SCHUBERTH; REICHEL, Die blut’ge Affair’.

[48] VILLIGER; STEINAUER; BITTERLI, Im Galopp, S. 159ff.

[49] Vgl. KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 115f.

[50] Biberach an der Riß [LK Biberach]; HHSD VI, 80ff.

[51] ZILLHARDT, Zeytregister, S. 141 [1632].

[52] Donauwörth [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 147ff.

[53] Vgl. JENDRE, Diplomatie und Feldherrnkunst.

[54] MAHR, Monro, S. 176.

[55] ELLERBACH, Dreißigjähriger Krieg, Bd. 2, S. 349.

[56] ELLERBACH, Dreißigjähriger Krieg, Bd. 2. 398. Vgl. die negative Beurteilung Wilhelms V. durch Wallenstein; HURTER, Wallenstein, S. 61f.

[57] Vgl. VILLIGER; STEINAUER; BITTERLI, Im Galopp durchs Kaiserreich.

[58] VILLIGER; STEINAUER; BITTERLI, Im Galopp durchs Kaiserreich, S. 118f.

[59] Besançon [Frankreich; Dép. Doubs].

[60] SODEN, Von Gustav Adolphs Tode, S. 40.

[61] SODEN, Von Gustav Adolphs Tode, S. 51.

[62] Breisach am Rhein [LK Breisgau-Hochschwarzwald]; HHSD VI, S. 110ff.

[63] Villingen im Schwarzwald [Villingen-Schwenningen, Schwarzwald-Baar-Kr.]; HHSD VI, S. 834ff.

[64] Kaufbeuren; HHSD VII, S. 348f.

[65] Konstanz [LK Konstanz]; HHSD VI, S. 419ff.

[66] ENGERISSER, Von Kronach, S. 194.

[67] Ausführlich dargestellt bei VILLIGER; STEINAUER; BITTERLI, Im Galopp durchs Kaiserreich, S. 170f.

[68] SCHENNACH, Soldat, S. 71. Zu Claudia von Tirol vgl. BRUGGER, Regierungszeit.

[69] Vgl. BROCKMANN, Dynastie.

[70] Österreichisches Staatsarchiv Wien Kriegsarchiv Alte Feldakten 1634/8/94 a (Ausfertigung): Valentin Lange an Ferdinand II., 1634 VIII 21.

[71] Österreichisches Staatsarchiv Wien Kriegsarchiv Alte Feldakten 1634/8/94 1/2 (Ausfertigung): Ferdinand II. an Ferdinand von Ungarn, 1634 VIII 21.

[72] Nördlingen; HHSD VII, S. 525ff. Schlacht bei Nördlingen am 5./6.9.1634 zwischen den kaiserlich-ligistischen Truppen unter Ferdinand (III.) von Ungarn und spanischen Kontingenten unter dem Kardinal-Infanten Fernando auf der einen Seite und dem schwedischen Heer unter Feldmarschall Gustav Horn, der in eine 7 Jahre dauernde Gefangenschaft geriet, und Bernhard von Weimar auf der anderen. Die Schwedisch-Weimarischen verloren nicht allein die Schlacht, etwa 8.000-10.000 Tote und 3.000-4.000 Verwundete – auf kaiserlicher Seite waren es 1.200 Tote und 1.200 Verwundete – , sondern mit ihr auch den Einfluss in ganz Süddeutschland, während der französische Einfluss zunahm. Vgl. die ausführliche Darstellung bei  ENGERISSER; HRNČIŘĺK, Nördlingen 1634 (die detaillierteste Darstellung der Schlacht); STRUCK, Schlacht, WENG, Schlacht. Vgl. den lat. Bericht »Pugna et victoria ad Nordlingam«, der den protestantischen Ständen zuging; Staatsarchiv Bamberg B 48/145, fol. 74 (Abschrift). Zur französischen Sicht vgl. den Avis Richelieus, 1634 IX 11; HARTMANN, Papiers de Richelieu, Nr. 288.

[73] ROEMER, Geschichte, S. 132.

[74] FEIL, Geschichte, S. 92.

[75] Nach WINKLE, Kulturgeschichte der Seuchen, S. 639.

[76] Aschaffenburg; HHSD VII, S. 33ff.

[77] Kleinwallstadt [LK Miltenberg], HHSD VII, S. 361f.

[78] Dörnigheim, unter Bücherthal [Kr. Hanau]; HHSD IV, S. 65f.

[79] Hanau; HHSD IV, S. 199ff.

[80] Darmstadt; HHSD IV, S. 79ff.

[81] Friedberg; HHSD IV, S. 145ff.

[82] Frankfurt/M.; HHSD IV, S. 126ff.

[83] Mainz; HHSD V, S. 214ff.

[84] Höchst [Stadt Frankfurt/M.]; HHSD IV, S. 226ff.

[85] ENGERISSER, Von Kronach, S. 350ff.

[86] Vgl. ANGERER, Aus dem Leben des Feldmarschalls Johann Graf von Götz.

[87] Wetterau; HHSD IV, S. 457ff.

[88] Miltenberg [LK Miltenberg]; HHSD VII, S. 448ff.

[89] Heubach [Kr. Dieburg], HHSD IV, S. 363.

[90] Freigericht [Hess. Kr. Gelnhausen und bayr. Kr. Alzenau]; HHSD IV, S. 143f.

[91] Gelnhausen; HHSD IV, S. 164ff.

[92] Rückingen [Kr. Hanau]; HHSD IV, S. 389.

[93] Windecken [Kr. Hanau], HHSD IV, S. 475f.

[94] Dorheim, heute Stadtteil von Friedberg [Wetteraukreis].

[95] Friedberg [Wetteraukreis]; HHSD IV, S. 145ff.

[96] KREUTER, Gelnhausen II, S. 66. Kreuter datiert nach dem alten Stil.

[97] Köln; HHSD III, S. 403ff.

[98] Nauheim [Kreis Groß-Gerau].

[99] WAAS, Chroniken, S. 142.

[100] Diez [Unterlahnkr.], HHSD V, S. 75f.

[101] KREUTER, Gelnhausen II, S. 68.

[102] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 64f.

[103] Wetterfeld, heute Ortsteil von Laubach [LK Gießen].

[104] WÖRNER; BENOIT, Wetterfelder Chronik, S. 61.

[105] Ravensburg [LK Ravensburg]; HHSD VI, S. 644ff.

[106] Innsbruck; HHSÖ II, S. 500f.

[107] Limburg; HHSD IV, S. 292ff.

[108] Köln; HHSD III, S. 403ff.

[109] Friedberg [Wetteraukr.], HHSD IV, S. 145ff.

[110] Unbekannter Begriff.

[111] Usingen [Kr. Usingen]; HHSD IV, S. 437.

[112] COPIA Intercipirten Schreibens vom General Feldmarschalck Leutenand von Ossa / [et]c. an seine Haußfraw subdato Vsingen 10. Octobris Anno 1634. Gedruckt im Jahr 1634 [VD17 1:067091Y].

[113] Löwen [Louvain; Belgien].

[114] Vgl. REBITSCH, Matthias Gallas.

[115] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 20.

[116] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 21.

[117] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 26.

[118] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 26.

[119] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 25; Schwäbisch Hall; HHSD VI, S. 723ff.

[120] Stuttgart; HHSD VI, S. 768ff.

[121] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 26.

[122] Vgl. HÖBELT, Ferdinand III.

[123] Heimsheim [Enzkr.]; HHSD VI, 323f.

[124] BAUR, Fürstbistum Speier, S. 3ff., 22f., 28, 30f., etc. Nach BAUR, Fürstbistum Speier, S. 117f., hatte er sich am Ende seiner Philippsburger Laufbahn zum reichsten Mann im Fürstbistum emporgeschwungen. Sötern ließ nach seiner Restitution dessen Güter beschlagnahmen, die dieser jedoch durch die Amnestie v. 1648 zurückerhielt. Jedoch wagte es Bamberger nicht, das Stift zu betreten, angeblich aus Angst, gelyncht zu werden. Vgl. die Erwähnungen bei ENGELBERT, Hatzfeldt.

[125] Schwaigern [LK Heilbronn], HHSD VI, S. 729f.

[126] Kraichgau; HHSD VI, S. 427.

[127] Österreichisches Staatsarchiv Wien Kriegsarchiv Alte Feldakten 1635/8/62 (Ausfertigung): Walmerode an Ferdinand III., Heimsheim, 1635 VIII 13.

[128] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 87: Ferdinand III. an Rudolf v. Colloredo, Philippsburg, 1635 VIII 29.

[129] Nach Pufendorf zit. bei FULDA, Gewalt, S. 162.

[130] Österreichisches Staatsarchiv Wien Kriegsarchiv Alte Feldakten 1635/8/27: Ossa an Stadion, 1635 VIII 06.

[131] Langenburg [LK Schwäbisch Hall]; HHSD VI, S. 448f.

[132] Weikersheim [Main-Tauber-Kr.]; HHSD VI, S. 860ff.

[133] Rothenburg o. d. Tauber [LK Ansbach]; HHSD VII, S. 637ff.

[134] Schwäbisch Hall [LK Schwäbisch Hall]; HHSD VI, S. 723ff.

[135] Bad Mergentheim [Main-Tauber-Kr.]; HHSD VI, S. 41ff.

[136] KLEINEHAGENBROCH, Hohenlohe, S. 193f.

[137] Worms; HHSD V, S. 410ff.

[138] Metz, Bistum u. Stadt, Frankreich [Dép. Moselle].

[139] Toul [Frankreich, Dép. Meurthe-et-Moselle].

[140] Pont-à-Mousson (alter dt. Name: Moselbruck; Lothringen, Dép. Meurthe-et-Moselle).

[141] Nancy [Frankreich, Dép. Meurthe-et-Moselle].

[142] Saint-Nicolas-du-Port [Frankreich, Dép. Meurthe-et-Moselle].

[143] Nomény [Herzogtum Lothringen, h. Frankreich, Dép. Meurthe-et-Moselle].

[144] Vic-sur-Seille [Herzogtum Lothringen, h. Frankreich, Dép. Moselle].

[145] Marsal [Frankreich, Dép. Moselle].

[146] Dieuze [Herzogtum Lothringen, h. Frankreich, Dép. Moselle].

[147] Artois (ndl. Artesië; dt. auch Artesien), frühere Provinz im Norden Frankreichs. Artois liegt im Inneren des Département Pas-de-Calais, dessen westlicher Teil das frühere Boulonnais bildete.

[148] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 130.

[149] Koblenz; HHSD V, S. 178ff.

[150] Ehrenbreitstein [Stadt Koblenz]; HHSD V, S. 86f.

[151] Historisches Stadtarchiv Köln Ratsprotokolle R 82, fol. 9 (nach dem allerdings nicht immer zuverlässigen ENNEN, Köln V, 672).

[152] Breisach am Rhein [LK Breisgau-Hochschwarzwald]; HHSD VI, S. 110ff.

[153] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 243.

[154] Esslingen; HHSD VI, S. 191ff.

[155] Heilbronn; HHSD VI, S. 315ff.

[156] Memmingen; HHSD VII, S. 439ff.

[157] Augsburg; HHSD VII, S. 44ff.

[158] Boxberg [Main-Tauber-Kreis]; HHSD VI, S. 106f.

[159] Wertheim [Main-Tauber-Kreis]; HHSD VI, S. 880ff.

[160] Bischofsheim: OT von Tauberbischofsheim [Main-Tauber-Kr.]; HHSD VI, S. 788ff.

[161] Krautheim [Hohenlohekr.]; HHSD VI, S. 429f.

[162] Bondorf [LK Böblingen]; HHSD VI, S. 103.

[163] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 304.

[164] Mirebeau-sur-Bèze [Frankreich; Dép. Côte-d’Or].

[165] Vgl. HÖBELT, Ferdinand III.

[166] Champlitte [Frankreich, Dép. Haute-Saône].

[167] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 330.

[168] Hanau; HHSD IV, S. 19ff.

[169] Offenbach; HHSD IV, S. 360f.

[170] Worms; HHSD V, S. 410ff.

[171] Hagenau [Elsass, Frankreich, Dép. Bas-Rhin].

[172] Zabern [Saverne; Elsass, heute Frankreich, Dép. Bas-Rhin].

[173] Benfeld [Elsass; Frankreich, Dép. Bas-Rhin].

[174] Dachstein [bei Molsheim, Frankreich, Dép. Bas-Rhin].

[175] Oberehnheim [Obernai, Elsass; heute Frankreich, Dép. Bas-Rhin].

[176] Schlettstadt/Sélestat, Reichstadt (Elsass, h. Frankreich, Dép. Bas-Rhin; vgl. STEIN, Protéction.

[177] Colmar, Reichstadt [Ober-Elsass, h. Frankreich, Dép. Haut-Rhin]; vgl. STEIN, Protéction.

[178] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 335.

[179] Bietigheim [Bietigheim-Bissingen, LK Ludwigsburg], HHSD VI, S. 83f.

[180] BENTELE, Protokolle, S. 199.

[181] Vgl. SCHRIJNEMAKERS; CORSTJENS, Graaf Godfried Huyn van Geleen (eine in der deutschen Fachliteratur kaum bekannte Biographie).

[182] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 383.

[183] Regensburg; HHSD VII, S. 605ff.

[184] CARVE, Reyßbüchlein Bd. 2, S. 162.

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Schönau [Schonau, Schinawer], N Freiherr von

Schönau [Schonau, Schinawer], N Freiherr von; Obrist [ – ] N Freiherr von Schönau [Schonau] stand als Obrist[1] in kaiserlichen Diensten.

Der Diplomat und Annalist Khevenhüller[2] hält in seinen „Annales Ferdinandei“ unter dem 13.8.1633 fest: „Den 13. dieses hat Rheingraf Johann Philipp[3] vor Brisach[4] Breisach_meriandie Aussen-Wercke angegriffen, eines erobert, 300. Mann daraus geschlagen, und auf die 100. gefangen,[5] gleichwohl haben sie heraussen durch ihre Unacht- und Unwachsamkeit nicht verhindert, daß nicht Obrister von Schonau mit 50. Pferden aus Brisach geritten, übern Rhein gesetzt, und durch alle Schwedischen[6] Quartiere, biß Pfeffingen[7] kommen, und allda sein Nacht-Quartier genommen“.[8]

„Neben den zur Tagesordnung gewordenen Ausfällen [der Besatzung v. Villingen;[9] BW] Villingenwar das hauptsächlichste Ereignis des Monats Juni [1634; BW] die Entsendung eines Hilfskorps an den Generalmajor[10] Rheingrafen Johann Philipp, der im Verein mit seinem Bruder Otto Ludwig[11] die von dem tapfern Obersten Mercy,[12] dem spätern kurbayerischen Feldmarschall,[13] standhaft vertheidigte Waldstadt[14] Rheinfelden[15] belagerte und einen Entsatz fürchtete, welchen die Breisacher[16] Garnison mit einem Theil der Villinger Reiterei und den zahlreichen, den Kaiserlichen ergebenen Schwarzwälder Bauern im Schilde führten, wie denn letztere von einem festungsartigen, zwischen St. Blasien[17] und Villingen gelegenen Verhau aus, verbunden mit Soldatenhaufen, bald den Breisachern, bald den Rheinfeldern Zufuhr und Ersatzmannschaften forderten. (Barthold, Deutscher Krieg. 1842. I, 172.)

Der schwedische Oberst Heinrich von Gaudeckh,[18] Kommandant von Freiburg i. Br.,[19] durch dessen Vermittlung das Ansuchen des Rheingrafen gestellt wurde, berichtet am 7. Juni, dass Hilfe dringend nothwendig, da gestern die ganze Nacht als Zeichen der äussersten Noth ein Feuer auf dem Kirchthurm zu Rheinfelden gebrannt habe und der Feind sich stets verstärke. Vor einigen Tagen seien 150 Pferde Lothringisch[20] Volk aus Burgund zum Feind gestossen, die sie zwar ertappt und von denen sie etlich und dreissig niedergemacht und gefangen, es sei aber zu befürchten, dass wenn Rheinfelden entsetzt werde, nicht allein dem Breisgau,[21] sondern auch dem Herzogthum Württemberg Gefahr und Schaden erwachsen möchte. Genau beschreibt er den Weg, den das Detachement[22] zu nehmen habe, beifügend, dass zu grösserer Sicherheit demselben von Freiburg aus der Major[23] Nothaft[24] mit einem starken Reiterkonvoi vom Zyllenhardt’schen[25] Regiment[26] entgegengeschickt werden soll.

Das Hilfsvolk, bestehend aus 100 Reitern und 400 Musketiren,[27] zu dessen Führung anfänglich Holtz,[28] dann der Oberstlieutenant[29] Pflaumer[30] vom Herzog[31] beordert war, marschirte am 13. gegen Freiburg zu ab. Als Ersatz sollten in den nächsten Tagen der Major[32] Widerholt[33] mit 6 Compagnien[34] zu Fuss aus dem Leonberger[35] Oberamt und später 4 Landkompagnien des Holtz’schen Regiments abgeben, welch letztere am 19. in Metzingen[36] und Ofterdingen[37] ihr Rendezvous haben würden.

Schon nach einigen Tagen jedoch kehrte die Hilfstruppe zurück, indem, wie ein Ueberläufer Namens Hans Ankhelin von Tiefenbach,[38] Maulbronner[39] Amts, der zuvor unter dem Schaffalitzky’schen[40] Regiment untergestellt, dann wieder gefangen und übergelaufen[41] sei, am 14. mittheilte, dass der kaiserliche Oberst Schönau mit 500 Mann zu Fuss und 600 Reitern zum Entsatz von Rheinfelden zwischen diesem Ort und Breisach von dem Rheingrafen geschlagen und mit mehreren vornehmen Offiziers gefangen worden sei“.[42]

Am 22.6.1634 notiert der Benediktiner-Abt von St. Georgen im Schwarzwald,[43] Georg Gaisser [1595-1655],[44] in seinem Tagebuch: „Unsere Reiter waren am 12. dieses Monats auf Befehl des bad. Markgrafen[45] in der Absicht von hier abgerückt, der Stadt Rheinfelden auf jede Weise Hilfe zu bringen, zu welchem Zwecke auch Freiherr (nobilis) von Schönau von Breisach nicht zu verachtende Kräfte erhalten hatte. Aber diese waren nicht stark genug, um damit den Feind von der Belagerung zu vertreiben oder die notwendige Hilfe in die Stadt hineinzuwerfen. Jedoch versuchten einige Schiffer bei günstigem Rheinwasserstand an die Stadt heranzukommen, und sie erreichten es auch, trotz großer Schwierigkeiten und brachten Geschützpulver, woran starker Mangel war, in die Stadt. Alsdann erschien es vielen gefährlich, daß bei so großer Nähe des sehr tapferen (starken ? fortissimo) Feindes die Unsern in offenen Orten länger verweilten, und es rieten Tanner und andere, die Truppen in die Sicherung zurückzunehmen. Aber es drang die Meinung anderer durch, die immer wieder sagten, der Feind müsse ständig beunruhigt und so sein Eroberungsversuch gestört werden. Der Feind aber, der die Gelegenheit nicht versäumen zu dürfen glaubte, griff die Unsern mit starken Kräften an und zwang sie, ihre Stellung aufzugeben; diese ziehen sich nun zum Kloster St. Blasien zurück, in der Meinung, schon durch das schwierige Gelände gesichert zu werden. Dort mahnte Tanner wieder den von Schönau, den Marsch zu beschleunigen, aber dieser hielt (ihm) in drohender Art seine Schießwaffe vor, und indem er mit der Geschicklichkeit seiner Gewehrschützen, deren er über 300 von besonderer Tüchtigkeit besaß, ruhmredig um sich warf, schlug er die heilsamen Ermahnungen in den Wind. Die Schweden aber bleiben den Unsern auf den Fersen, und bald nach der Ankunft der letzteren erscheinen sie ebenfalls auf den nahen Höhen in übergewaltiger Zahl. Hier erlitten die Unsern schreckliche Verluste, viele wurden niedergemacht, viele gefangen, darunter von Schönau selbst mit allen Offizieren, die die Fußsoldaten befehligten. Tanner und Binder entkamen hierher, nicht ohne schwere Verluste an ihren Sachen.

In ebendieser Nacht hatten Soldaten des Obersten Ascanius Albertinus,[46] die sich nach der Besetzung Freiburgs durch den Feind von dort zu uns zurückgezogen hatten, ohne Kenntnis der Niederlage auf Rückberufung durch ihren Gebieter ihren Marsch angetreten, um zu den andern Truppen zu stoßen. Aber von der Gefahr in Kenntnis gesetzt, kehrten sie eilig hierher zurück“.[47]

Um weitere Hinweise unter Bernd.Warlich@gmx.de wird gebeten !

[1] Obrist [schwed. Överste]: I. Regimentskommandeur oder Regimentschef mit legislativer und exekutiver Gewalt, „Bandenführer unter besonderem Rechtstitel“ (ROECK, Als wollt die Welt, S. 265), der für Bewaffnung und Bezahlung seiner Soldaten und deren Disziplin sorgte, mit oberster Rechtsprechung und Befehlsgewalt über Leben und Tod. Dieses Vertragsverhältnis mit dem obersten Kriegsherrn wurde nach dem Krieg durch die Verstaatlichung der Armee in ein Dienstverhältnis umgewandelt. Voraussetzungen für die Beförderung waren (zumindest in der kurbayerischen Armee) richtige Religionszugehörigkeit (oder die Konversion), Kompetenz (Anciennität und Leistung), finanzielle Mittel (die Aufstellung eines Fußregiments verschlang 1631 in der Anlaufphase ca. 135.000 fl.) und Herkunft bzw. verwandtschaftliche Beziehungen (Protektion). Zum Teil wurden Kriegskommissare wie Johann Christoph Freiherr v. Ruepp zu Bachhausen zu Obristen befördert, ohne vorher im Heer gedient zu haben; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2398, fol. 577 (Ausfertigung): Ruepp an Maximilian I., Gunzenhausen, 1631 XI 25. Der Obrist ernannte die Offiziere. Als Chef eines Regiments übte er nicht nur das Straf- und Begnadigungsrecht über seine Regimentsangehörigen aus, sondern er war auch Inhaber einer besonderen Leibkompanie, die ein Kapitänleutnant als sein Stellvertreter führte. Ein Obrist erhielt in der Regel einen Monatssold von 500-800 fl. je nach Truppengattung, 500 fl. zu Fuß, 600 fl. zu Roß [nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630)] in der kurbrandenburgischen Armee 1.000 fl. „Leibesbesoldung“ nebst 400 fl. Tafelgeld und 400 fl. für Aufwärter. Daneben bezog er Einkünfte aus der Vergabe von Offiziersstellen. Weitere Einnahmen kamen aus der Ausstellung von Heiratsbewilligungen, aus Ranzionsgeldern – 1/10 davon dürfte er als Kommandeur erhalten haben – , Verpflegungsgeldern, Kontributionen, Ausstellung von Salvagardia-Briefen – die er auch in gedruckter Form gegen entsprechende Gebühr ausstellen ließ – und auch aus den Summen, die dem jeweiligen Regiment für Instandhaltung und Beschaffung von Waffen, Bekleidung und Werbegeldern ausgezahlt wurden. Da der Sold teilweise über die Kommandeure ausbezahlt werden sollten, behielten diese einen Teil für sich selbst oder führten „Blinde“ oder Stellen auf, die aber nicht besetzt waren. Auch ersetzten sie zum Teil den gelieferten Sold durch eine schlechtere Münze. Zudem wurde der Sold unter dem Vorwand, Ausrüstung beschaffen zu müssen, gekürzt oder die Kontribution unterschlagen. Vgl. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabrugischen handlung, S. 277: „Wir burger mußen alle wochen unse contribution zahlen, die obristen nehmmens geldt zu sich, und die gemeinen soldaten mußen hunger leyden“. Der Austausch altgedienter Soldaten durch neugeworbene diente dazu, ausstehende Soldansprüche in die eigene Tasche zu stecken. Zu diesen „Einkünften“ kamen noch die üblichen „Verehrungen“, die mit dem Rang stiegen und nicht anderes als eine Form von Erpressung darstellten, und die Zuwendungen für abgeführte oder nicht eingelegte Regimenter („Handsalben“) und nicht in Anspruch genommene Musterplätze; abzüglich allerdings der monatlichen „schwarzen“ Abgabe, die jeder Regimentskommandeur unter der Hand an den Generalleutnant oder Feldmarschall abzuführen hatte; Praktiken, die die obersten Kriegsherrn durchschauten. Zudem erbte er den Nachlass eines ohne Erben und Testament verstorbenen Offiziers. Häufig stellte der Obrist das Regiment in Klientelbeziehung zu seinem Oberkommandierenden auf, der seinerseits für diese Aufstellung vom Kriegsherrn das Patent erhalten hatte. Der Obrist war der militärische ‚Unternehmer‘, die eigentlich militärischen Dienste wurden vom Major geführt. Das einträgliche Amt – auch wenn er manchmal „Gläubiger“-Obrist seines Kriegsherrn wurde – führte dazu, dass begüterte Obristen mehrere Regimenter zu errichten versuchten (so verfügte Werth zeitweise sogar über 3 Regimenter), was Maximilian I. von Bayern nur selten zuließ oder die Investition eigener Geldmittel von seiner Genehmigung abhängig machte. Im April 1634 erging die kaiserliche Verfügung, dass kein Obrist mehr als ein Regiment innehaben dürfe; ALLMAYER-BECK; LESSING, Kaiserliche Kriegsvölker, S. 72. Die Möglichkeiten des Obristenamts führten des Öfteren zu Misshelligkeiten und offenkundigen Spannungen zwischen den Obristen, ihren karrierewilligen Obristleutnanten (die z. T. für minderjährige Regimentsinhaber das Kommando führten; KELLER, Drangsale, S. 388) und den intertenierten Obristen, die auf Zeit in Wartegeld gehalten wurden und auf ein neues Kommando warteten. Zumindest im schwedischen Armeekorps war die Nobilitierung mit dem Aufstieg zum Obristen sicher. Zur finanziell bedrängten Situation mancher Obristen vgl. dagegen OMPTEDA, Die von Kronberg, S. 555. Da der Obrist auch militärischer Unternehmer war, war ein Wechsel in die besser bezahlten Dienste des Kaisers oder des Gegners relativ häufig. Der Regimentsinhaber besaß meist noch eine eigene Kompanie, so dass er Obrist und Hauptmann war. Auf der Hauptmannsstelle ließ er sich durch einen anderen Offizier vertreten. Ein Teil des Hauptmannssoldes floss in seine eigenen Taschen. Dazu beanspruchte er auch die Verpflegung. Ertragreich waren auch Spekulationen mit Grundbesitz oder der Handel mit (gestohlenem) Wein (vgl. BENTELE, Protokolle, S. 195), Holz, Fleisch oder Getreide. Zum Teil führte er auch seine Familie mit sich, so dass bei Einquartierungen wie etwa in Schweinfurt schon einmal drei Häuser „durch- und zusammen gebrochen“ wurden, um Raum zu schaffen; MÜHLICH; HAHN, Chronik Bd. 3, S. 504. II. Manchmal meint die Bezeichnung „Obrist“ in den Zeugnissen nicht den faktischen militärischen Rang, sondern wird als Synonym für „Befehlshaber“ verwandt. Vgl. KAPSER, Heeresorganisation, S. 101ff.; REDLICH, German military enterpriser; DAMBOER, Krise; WINKELBAUER, Österreichische Geschichte Bd. 1, S. 413ff.

[2] Franz Christoph v. Khevenhüller [Khevenhiller] [21.2.1588 Landskron-13.6.1650 Baden bei Wien], kaiserlicher Diplomat und Annalist.

[3] Johann Philipp Rheingraf v. Salm-Kyrburg [ -28.2.1638 bei Rheinfelden], schwedischer Generalleutnant.

[4] Breisach am Rhein [LK Breisgau-Hochschwarzwald]; HHSD VI, S. 110ff.

[5] Kriegsgefangene: Nach Lavater, Kriegs-Büchlein, S. 65, hatten folgende Soldaten bei Gefangennahme keinerlei Anspruch auf Quartier (Pardon): „wann ein Soldat ein eysen, zinne, in speck gegossen, gekäuete, gehauene oder gevierte Kugel schiesset, alle die gezogene Rohr und französische Füse [Steinschloßflinten] führen, haben das Quartier verwirkt. Item alle die jenigen, die von eysen geschrotete, viereckige und andere Geschröt vnd Stahel schiessen, oder geflammte Dägen, sollt du todt schlagen“. Leider reduziert die Forschung die Problematik der de facto rechtlosen Kriegsgefangenen noch immer zu einseitig auf die Alternative „unterstecken“ oder „ranzionieren“. Der Ratsherr Dr. Plummern berichtet (1633); SEMLER, Tagebücher, S. 65: „Eodem alß die von Pfullendorff avisirt, daß ein schwedischer reütter bei ihnen sich befinnde, hatt vnser rittmaister Gintfeld fünf seiner reütter dahin geschickht sollen reütter abzuholen, welliche ihne biß nach Menßlißhausen gebracht, allda in dem wald spolirt vnd hernach zu todt geschoßen, auch den bauren daselbst befohlen in den wald zu vergraben, wie beschehen. Zu gleicher zeit haben ettlich andere gintfeldische reütter zu Langen-Enßlingen zwo schwedische salvaguardien aufgehebt vnd naher Veberlingen gebracht, deren einer auß Pommern gebürtig vnd adenlichen geschlächts sein sollen, dahero weiln rittmaister Gintfeld ein gůtte ranzion zu erheben verhofft, er bei leben gelassen wird“. Der Benediktiner-Abt Gaisser berichtet zu 1633; STEMMLER, Tagebuch Bd. 1, S. 415: „Der Bürger August Diem sei sein Mitgefangener gewesen, für den er, falls er nicht auch in dieser Nacht entkommen sei, fürchte, daß er heute durch Aufhängen umkomme. Dieser sei, schon vorher verwundet, von den Franzosen an den Füßen in einem Kamin aufgehängt und so lange durch Hängen und Rauch gequält worden, bis das Seil wieder abgeschnitten worden sei und er gerade auf den Kopf habe herabfallen dürfen“. Soldaten mussten sich mit einem Monatssold freikaufen, für Offiziere gab es je nach Rang besondere Vereinbarungen zwischen den Kriegsparteien. Das Einsperren in besondere Käfige, die Massenhinrichtungen, das Vorantreiben als Kugelfang in der ersten Schlachtreihe, die Folterungen, um Auskünfte über Stärke und Bewegung des Gegners zu erfahren, die Hungerkuren, um die „Untersteckung“ zu erzwingen etc., werden nicht berücksichtigt. Frauen, deren Männer in Gefangenschaft gerieten, erhielten, wenn sie Glück hatten, einen halben Monatssold bis zwei Monatssolde ausgezahlt und wurden samt ihren Kindern fortgeschickt. KAISER, Kriegsgefangene; KROENER, Soldat als Ware. Die Auslösung konnte das eigene Leben retten; SEMLER, Tagebücher, S. 65: „Zu gleicher zeitt [August 1630] haben ettlich andere gintfeldische reütter zu Langen-Enßlingen zwo schwedische salvaguardien aufgehebt vnd nacher Veberlingen gebracht, deren einer auß Pommern gebürtig vnd adenlichen geschlächte sein sollen, dahero weiln rittmeister Gintfeld eine gůtte ranzion zu erheben verhofft, er bei leben gelassen worden“. Teilweise beschaffte man über sie Informationen; SEMLER, Tagebücher, S. 70 (1633): „Wie beschehen vnd seyn nahendt bei der statt [Überlingen; BW] vier schwedische reütter, so auf dem straiff geweßt, von vnsern tragonern betretten [angetroffen; BW], zwen darvon alsbald nidergemacht, zwen aber, so vmb quartier gebeten, gefangen in die statt herein gebracht worden. Deren der eine seines angebens Christian Schultheß von Friedland [S. 57] auß dem hertzogthumb Mechelburg gebürtig vnder der kayßerlichen armada siben jahr gedient vnd diesen sommer zu Newmarckht gefangen vnd vndergestoßen [am 30.6.1633; BW] worden: der ander aber von Saltzburg, vnderm obrist König geritten vnd zu Aichen [Aichach; BW] in Bayern vom feind gefangen vnd zum dienen genötiget worden. Vnd sagte der erste bei hoher betheurung vnd verpfändung leib vnd lebens, dass die schwedische vmb Pfullendorff ankomne vnd noch erwartende armada 24 regimenter starck, vnd werde alternis diebus von dem Horn vnd hertzogen Bernhard commandirt; führen 4 halb carthaunen mit sich vnd ettlich klainere veld stückhlin. Der ander vermainte, daß die armada 10.000 pferdt vnd 6.000 zu fůß starckh vnd der so geschwinde aufbruch von Tonawerd [Donauwörth; BW] in diese land beschehen seye, weiln man vernommen, dass die kayserische 8000 starckh in Würtemberg eingefallen“. Auf Gefangenenbefreiung standen harte Strafen. Pflummern hält in seinem Tagebuch fest: „Martij 24 [1638; BW] ist duca Federico di Savelli, so in dem letzsten vnglückhseeligen treffen von Rheinfelden den 3 Martij neben dem General von Wert, Enckefort vnd andern obristen vnd officiern gefangen vnd bis dahin zu Lauffenburg enthallten worden, durch hilff eines weibs auß: vnd den bemellten 24 Martij zu Baden [Kanton Aargau] ankommen, volgenden morgen nach Lucern geritten vnd von dannen nach Costantz vnd seinem vermellden nach fürter zu dem general Götzen ihne zu fürderlichem fortzug gegen den feind zu animirn passirt. Nach seinem außkommen seyn ein officier sambt noch einem soldaten wegen vnfleißiger wacht vnd der pfarherr zu Laufenburg neben seinem capellan auß verdacht, daß sie von deß duca vorhabender flucht waß gewüßt, gefänglich eingezogen, die gaistliche, wie verlautt, hart torquirt [gefoltert; BW], vnd obwoln sie vnschuldig geweßt, offentlich enthauptet; die ihenige fraw aber, durch deren hauß der duca sambt seinem camerdiener außkommen, vnd noch zwo personen mit růthen hart gestrichen worden“. Der Benediktoner-Abt Gaisser berichtet über die Verschiffung schwedischer Gefangener des Obristen John Forbes de Corse von Villingen nach Lindau (1633); STEMMLER, Tagebücher Bd. 1, S. 319: „Abschreckend war das Aussehen der meisten gemeinen Soldaten, da sie von Wunden entkräftet, mit eigenem oder fremdem Blute besudelt, von Schlägen geschwächt, der Kleider und Hüte beraubt, viele auch ohne Schuhe, mit zerrissenen Decken behängt, zu den Schiffen mehr getragen als geführt wurden, mit harter, aber ihren Taten angemessener Strafe belegt“. Gefangene waren je nach Vermögen darauf angewiesen, in den Städten ihren Unterhalt durch Betteln zu bestreiten. Sie wurden auch unter Offizieren als Geschenk gebraucht; KAISER, Wohin mit den Gefangenen ?, in: http://dkblog.hypotheses.org/108: „Im Frühsommer 1623 hatte Christian von Braunschweig, bekannt vor allem als ‚toller Halberstädter’, mit seinen Truppen in der Nähe Göttingens, also im Territorium seines älteren Bruders Herzog Friedrich Ulrich, Quartier genommen. In Scharmützeln mit Einheiten der Armee der Liga, die damals im Hessischen operierte, hatte er einige Gefangene gemacht. Was sollte nun mit diesen geschehen? Am 1. Juli a. St. wies er die Stadt Göttingen an, die gefangenen Kriegsknechte nicht freizulassen; vielmehr sollte die Stadt sie weiterhin ‚mit nottürfftigem vnterhalt’ versorgen, bis andere Anweisungen kämen. Genau das geschah wenige Tage später: Am 7. Juli a. St. erteilte Christian seinem Generalgewaltiger (d. h. der frühmodernen Militärpolizei) den Befehl, daß er ‚noch heutt vor der Sonnen vntergangk, viertzig dero zu Göttingen entthaltenen gefangenen Soldaten vom feinde, den Lieutenantt vnd Officiers außsgenommen, Laße auffhencken’. Um den Ernst der Anweisung zu unterstreichen, fügte er hinzu, daß dies ‚bei vermeidung vnser hochsten vngnad’ geschehen solle. Der Generalgewaltiger präsentierte daraufhin der Stadt Göttingen diesen Befehl; bei der dort überlieferten Abschrift findet sich auf der Rückseite die Notiz vom Folgetag: ‚Vff diesen Schein seindt dem Gewalthiger 20 Gefangene vff sein darneben mundtlich andeuten ausgevolgtt worden’. Der Vollzug fand also offenbar doch nicht mehr am 7. Juli, am Tag der Ausfertigung des Befehls, statt. Aber es besteht kaum ein Zweifel, daß zwanzig Kriegsgefangene mit dem Strang hingerichtet wurden. (StA Göttingen, Altes Aktenarchiv, Nr. 5774 fol. 2 Kopie; der Befehl an die Stadt Göttingen vom 1.7.1623 a.St. ebd. fol. 32 Ausf.)“. Teilweise wurden Gefangene auch unter den Offizieren verkauft; MÜHLICH; HAHN, Chronik 3. Bd., S. 607 (Schweinfurt 1645). Zur Problematik vgl. KAISER, Kriegsgefangene, S. 11-14.

[6] schwedische Armee: Trotz des Anteils an ausländischen Söldnern (ca. 85 %; nach GEYSO, Beiträge II, S. 150, Anm., soll Banérs Armee 1625 bereits aus über 90 % Nichtschweden bestanden haben) als „schwedisch-finnische Armee“ bezeichnet. Die Unterscheidung zwischen der „Royal-Armee“, die v. Gustav II. Adolf selbst geführt wurde, u. den v. den Feldmarschällen seiner Konföderierten geführten „bastanten“ Armeen erscheint angesichts der Operationen der letzteren überflüssig. Nach LUNDKVIST, Kriegsfinanzierung, S. 384, betrug der Mannschaftsbestand (nach altem Stil) im Juni 1630 38.100, Sept. 1631 22.900, Dez. 1631 83.200, Febr./März 1632 108.500, Nov. 1632 149.200 Mann; das war die größte paneuropäische Armee vor Napoleon. 9/10 der Armee Banérs stellten deutsche Söldner; GONZENBACH, Der General Hans Ludwig von Erlach von Castelen II, S. 130. Schwedischstämmige stellten in dieser Armee einen nur geringen Anteil der Obristen. So waren z. B. unter den 67 Generälen und Obristen der im Juni 1637 bei Torgau liegenden Regimenter nur 12 Schweden; die anderen waren Deutsche, Finnen, Livländern, Böhmen, Schotten, Iren, Niederländern und Wallonen; GENTZSCH, Der Dreißigjährige Krieg, S. 208. Vgl. die Unterredung eines Pastors mit einem einquartierten „schwedischen“ Kapitän, Mügeln (1642); FIEDLER, Müglische Ehren- und Gedachtnis-Seule, S. 208f.: „In dem nun bald dieses bald jenes geredet wird / spricht der Capitain zu mir: Herr Pastor, wie gefället euch der Schwedische Krieg ? Ich antwortet: Der Krieg möge Schwedisch / Türkisch oder Tartarisch seyn / so köndte er mir nicht sonderlich gefallen / ich für meine Person betete und hette zu beten / Gott gieb Fried in deinem Lande. Sind aber die Schweden nicht rechte Soldaten / sagte der Capitain / treten sie den Keyser und das ganze Römische Reich nicht recht auff die Füsse ? Habt ihr sie nicht anietzo im Lande ? Für Leipzig liegen sie / das werden sie bald einbekommen / wer wird hernach Herr im Lande seyn als die Schweden ? Ich fragte darauff den Capitain / ob er ein Schwede / oder aus welchem Lande er were ? Ich bin ein Märcker / sagte der Capitain. Ich fragte den andern Reuter / der war bey Dreßden her / der dritte bey Erffurt zu Hause / etc. und war keiner unter ihnen / der Schweden die Zeit ihres Lebens mit einem Auge gesehen hette. So haben die Schweden gut kriegen / sagte ich / wenn ihr Deutschen hierzu die Köpffe und die Fäuste her leihet / und lasset sie den Namen und die Herrschafft haben. Sie sahen einander an und schwiegen stille“. Vgl. auch das Streitgespräch zwischen einem kaiserlich und einem schwedisch Gesinnten „Colloquium Politicum“ (1632).

Zur Fehleinschätzung der schwedischen Armee (1642): FEIL, Die Schweden in Oesterreich, S. 355, zitiert [siehe VD17 12:191579K] den Jesuiten Anton Zeiler (1642): „Copey Antwort-Schreibens / So von Herrn Pater Antoni Zeylern Jesuiten zur Newstadt in under Oesterreich / an einen Land-Herrn auß Mähren / welcher deß Schwedischen Einfalls wegen / nach Wien entwichen / den 28 Junii An. 1642. ergangen : Darauß zu sehen: I. Wessen man sich bey diesem harten und langwürigen Krieg in Teutschland / vornemlich zutrösten habe / Insonderheit aber / und für das II. Was die rechte und gründliche Ursach seye / warumb man bißher zu keinem Frieden mehr gelangen können“. a. a. O.: „Es heisst: die Schweden bestünden bloss aus 5 bis 6000 zerrissenen Bettelbuben; denen sich 12 bis 15000 deutsche Rebellen beigesellt. Da sie aus Schweden selbst jährlich höchstens 2 bis 3000 Mann ‚mit Marter und Zwang’ erhalten, so gleiche diese Hilfe einem geharnischten Manne, der auf einem Krebs reitet. Im Ganzen sei es ein zusammengerafftes, loses Gesindel, ein ‚disreputirliches kahles Volk’, welches bei gutem Erfolge Gott lobe, beim schlimmen aber um sein Erbarmen flehe“. Im Mai 1645 beklagte Torstensson, dass er kaum noch 500 eigentliche Schweden bei sich habe, die er trotz Aufforderung nicht zurückschicken könne; DUDÍK, Schweden in Böhmen und Mähren, S. 160.

[7] Pfeffingen [Bez. Arlesheim, Kanton Basel-Landschaft]. Vgl. http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D1199.php.

[8] KHEVENHÜLLER, Annales 12. Bd., S. 676.

[9] Villingen im Schwarzwald [Villingen-Schwenningen, Schwarzwald-Baar-Kr.]; HHSD VI, S. 834ff.

[10] Generalmajor: Der Generalmajor nahm die Aufgaben eines Generalwachtmeisters in der kaiserlichen oder bayerischen Armee war. Er stand rangmäßig bei den Schweden zwischen dem Obristen und dem General der Kavallerie, bei den Kaiserlichen zwischen dem Obristen und dem Feldmarschallleutnant.

[11] Otto Ludwig, Wild- und Rheingraf von Salm in Kirburg, Mörchingen und Tronecken; General [13.10.1597 – 16.10.1634]

[12] Franz Freiherr v. Mercy [Merci, Merse], Herr zu Mandre u. Collenberg [zwischen 1580 u. 1590 Longwy (Lothringen)-3.8.1645 Alerheim], kurbayerischer Feldmarschall. Vgl. HERBERT, Franz von Mercy.

[13] Feldmarschall: Stellvertreter des obersten Befehlshabers mit richterlichen Befugnissen und Zuständigkeit für Ordnung und Disziplin auf dem Marsch und im Lager. Dazu gehörte auch die Organisation der Seelsorge im Heer. Die nächsten Rangstufen waren Generalleutnant bzw. Generalissimus bei der kaiserlichen Armee. Der Feldmarschall war zudem oberster Quartier- und Proviantmeister. In der bayerischen Armee erhielt er 1.500 fl. pro Monat, in der kaiserlichen 2.000 fl., die umfangreichen Nebeneinkünfte nicht mitgerechnet, war er doch an allen Einkünften wie Ranzionsgeldern, den Abgaben seiner Offiziere bis hin zu seinem Anteil an den Einkünften der Stabsmarketender beteiligt.

[14] Waldstädte: Rheinfelden, Bad Säckingen, Laufenburg u. Waldshut.

[15] Rheinfelden (Baden) [LK Lörrach]; HHSD VI, S. 659.

[16] Breisach am Rhein [LK Breisgau-Hochschwarzwald]; HHSD VI, S. 110ff.

[17] St. Blasien [LK Waldshut].

[18] Heinrich Burghard v. Gaudeckh [Gaudecker] [ – 2.6.1636 bei Zabern], schwedischer Obrist.

[19] Freiburg im Breisgau; HHSD VI, S. 215ff.

[20] Karl IV. Herzog v. Lothringen [5.4.1604 Nancy-18.9.1675 Allenbach (bei Birkenfeld)]. Vgl. BABEL, Zwischen Habsburg und Bourbon.

[21] Breisgau; HHSD VI, S. 113f.

[22] Detachement: kleinere Truppenabteilung mit der Aufgabe einer selbstständigen Operation.

[23] Major (schwed. Major): Der Major war im Dreißigjährigen Krieg der Oberwachtmeister des Regiments (zunächst nur in der Infanterie). Er sorgte für die Ausführung der Anordnungen und Befehle des Obristen und Obristleutnants. Im Frieden leitete er die Ausbildung der Soldaten, sorgte für die Instandhaltung ihrer Waffen, hatte die Aufsicht über die Munition und war verantwortlich für die Regimentsverwaltung. Im Krieg sorgte der Major für Ordnung auf dem Marsch und im Lager, beaufsichtigte die Wach- und Patrouillendienste und stellte die Regimenter in Schlachtordnung. Zudem hatte er den Vorsitz im Kriegs- und Standgericht.

[24] Werner Nothaft v. Hohenberg; Major [6.3.1602-17.4.1657 Hochberg].

[25] Johann Dietrich Zillhardt [Zillehardt, Zillhart, Zyllenhardt, Zillnhardt, Zyllert, Zilo, Zilertz, Zillartz, Ziller, Zillert, Zölow, Zilow, Zellenhartz, Zilawe] [ – ], schwedischer Obrist.

[26] Regiment: Größte Einheit im Heer: Für die Aufstellung eines Regiments waren allein für Werbegelder, Laufgelder, den ersten Sold und die Ausrüstung 1631 bereits ca. 135.000 fl. notwendig. Zum Teil wurden die Kosten dadurch aufgebracht, dass der Obrist Verträge mit Hauptleuten abschloss, die ihrerseits unter Androhung einer Geldstrafe eine bestimmte Anzahl von Söldnern aufbringen mussten. Die Hauptleute warben daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. Wegen der z. T. immensen Aufstellungskosten kam es vor, dass Obristen die Teilnahme an den Kämpfen mitten in der Schlacht verweigerten, um ihr Regiment nicht aufs Spiel zu setzen. Der jährliche Unterhalt eines Fußregiments von 3.000 Mann Soll-Stärke wurde mit 400- 450.000 fl., eines Reiterregiments von 1.200 Mann mit 260.-300.000 fl. angesetzt. Zu den Soldaufwendungen für die bayerischen Regimenter vgl. GOETZ, Kriegskosten Bayerns, S. 120ff.; KAPSER, Kriegsorganisation, S. 277ff. Ein Regiment zu Fuß umfasste de facto bei den Kaiserlichen zwischen 650 und 1.100, ein Regiment zu Pferd zwischen 320 und 440, bei den Schweden ein Regiment zu Fuß zwischen 480 und 1.000 (offiziell 1.200 Mann), zu Pferd zwischen 400 und 580 Mann, bei den Bayerischen 1 Regiment zu Fuß zwischen 1.250 und 2.350, 1 Regiment zu Roß zwischen 460 und 875 Mann. Das Regiment wurde vom Obristen aufgestellt, von dem Vorgänger übernommen und oft vom seinem Obrist-Leutnant geführt. Über die Ist-Stärke eines Regiments lassen sich selten genaue Angaben finden. Das kurbrandenburgische Regiment Carl Joachim von Karberg [Kerberg] sollte 1638 sollte auf 600 Mann gebracht werden, es kam aber nie auf 200. Karberg wurde der Prozess gemacht, er wurde verhaftet und kassiert; OELSNITZ, Geschichte, S. 64. Als 1644 der kaiserliche Generalwachtmeister Johann Wilhelm von Hunolstein die Stärke der in Böhmen stehenden Regimenter feststellen sollte, zählte er 3.950 Mann, die Obristen hatten 6.685 Mann angegeben. REBITSCH, Gallas, S. 211; BOCKHORST, Westfälische Adlige.

[27] Musketier: Fußsoldat, der die Muskete führte. Für den Nahkampf trug er ein Seitengewehr – Kurzsäbel oder Degen – und schlug mit dem Kolben seiner Muskete zu. In aller Regel kämpfte er jedoch als Schütze aus der Ferne. Deshalb trug er keine Panzerung, schon ein leichter Helm war selten. Eine einfache Muskete kostete etwa 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Im Notfall wurden die Musketiere auch als Dragoner verwendet, die aber zum Kampf absaßen. Der Hildesheimer Arzt und Chronist Dr. Jordan berichtet den einzigen bisher bekannten Fall (1634), dass sich unter den Gefallenen eines Scharmützels auch ein weiblicher Musketier in Männerkleidern gefunden habe. SCHLOTTER; SCHNEIDER; UBBELOHDE, Acta, S. 194. Allerdings heißt es schon bei Stanislaus Hohenspach (1577), zit. bei BAUMANN, Landsknechte, S. 77: „Gemeiniglich hat man 300 Mann unter dem Fenlein, ist 60 Glied alleda stellt man welsche Marketender, Huren und Buben in Landsknechtskleyder ein, muß alles gut seyn, gilt jedes ein Mann, wann schon das Ding, so in den Latz gehörig, zerspalten ist, gibet es doch einen Landsknecht“. Bei Bedarf wurden selbst Kinder schon als Musketiere eingesetzt (1632); so der Benediktiner-Abt Gaisser; STEMMLER, Tagebuch Bd. 1, S. 181f.; WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß; BRNARDÍC, Imperial Armies I, S. 33ff.; Vgl. KEITH, Pike and Shot Tactics;  EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 59ff.

[28] Georg Friedrich v. Holtz zu Niederholtz [1.11.1597-10.8.1666], kaiserlicher Obrist, Generalfeldzeugmeister. WÖLLPER, Georg Friedrich von Holtz, unter: http//www.koni.onlinehome.de; HOLTZ, Generalfeldzeugmeister Georg Friedrich vom Holtz.

[29] Obristleutnant: Der Obristleutnant war der Stellvertreter des Obristen, der dessen Kompetenzen auch bei dessen häufiger, von den Kriegsherrn immer wieder kritisierten Abwesenheit – bedingt durch Minderjährigkeit, Krankheit, Badekuren, persönliche Geschäfte, Wallfahrten oder Aufenthalt in der nächsten Stadt, vor allem bei Ausbruch von Lagerseuchen – besaß. Meist trat der Obristleutnant als militärischer Subunternehmer auf, der dem Obristen Soldaten und die dazu gehörigen Offiziere zur Verfügung stellte. Verlangt waren in der Regel, dass er die nötige Autorität, aber auch Härte gegenüber den Regimentsoffizieren und Soldaten bewies und für die Verteilung des Soldes sorgte, falls dieser eintraf. Auch die Ergänzung des Regiments und die Anwerbung von Fachleuten oblagen ihm. Zu den weiteren Aufgaben gehörten Exerzieren, Bekleidungsbeschaffung, Garnisons- und Logieraufsicht, Überwachung der Marschordnung, Verproviantierung etc. Der Profos hatte die Aufgabe, hereingebrachte Lebensmittel dem Obristleutnant zu bringen, der die Preise für die Marketender festlegte. Um all diese Aufgaben bewältigen zu können, waren umfangreiche Kenntnisse und Erfahrungen notwendig. Nicht selten lag die eigentliche Führung des Regiments in der Verantwortung eines fähigen Obristleutnants, der im Monat je nach Truppengattung zwischen 120 und 150 fl. bezog. Voraussetzung war allerdings in der bayerischen Armee die richtige Religionszugehörigkeit. Maximilian hatte Tilly den Ersatz der unkatholischen Offiziere befohlen; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Dreißigjähriger Krieg Akten 236, fol. 39′ (Ausfertigung): Maximilian I. an Tilly, München, 1629 XI 04: … „wann man dergleich officiren nit in allen fällen, wie es die unuorsehen notdurfft erfordert, gebrauchen khan und darff: alß werdet ihr euch angelegen sein lassen, wie die uncatholischen officiri, sowol undere diesem alß anderen regimentern nach unnd nach sovil muglich abgeschoben unnd ihre stellen mit catholischen qualificirten subiectis ersezt werden konnde“. Von Piccolomini stammt angeblich der Ausspruch (1642): „Ein teutscher tauge für mehrers nicht alß die Oberstleutnantstell“. HÖBELT, „Wallsteinisch spielen“, S. 285.

[30] Peter v. Pflaumer [Pflaumern] [1602 Reichertshofen-2./12.2.1655 Wien], württembergischer Obrist.

[31] Eberhard III. Herzog v. Württemberg [16.12.1614 Stuttgart-2.7.1674 Stuttgart].

[32] Major: Der Major war im Dreißigjährigen Krieg der Oberwachtmeister des Regiments (zunächst nur in der Infanterie). Er sorgte für die Ausführung der Anordnungen und Befehle des Obristen und Obristleutnants. Im Frieden leitete er die Ausbildung der Soldaten, sorgte für die Instandhaltung ihrer Waffen, hatte die Aufsicht über die Munition und war verantwortlich für die Regimentsverwaltung. Im Krieg sorgte der Major für Ordnung auf dem Marsch und im Lager, beaufsichtigte die Wach- und Patrouillendienste und stellte die Regimenter in Schlachtordnung. Zudem hatte er den Vorsitz im Kriegs- und Standgericht.

[33] Conradt Widerholt [20.4.1598 Ziegenhain – 13.6.1667 Kirchheim unter Teck] von Jörg Wöllper siehe unter „Miniaturen“.

[34] Kompanie: Eine Kompanie zu Fuß (kaiserlich, bayerisch und schwedisch) umfasste von der Soll-Stärke her 100 Mann, ihre Ist-Stärke lag jedoch bei etwa 70 Mann, eine Kompanie zu Pferd bei den Bayerischen 200 Mann, den Kaiserlichen 60 Mann, den Schwedischen 80 Mann. Geführt wurde die Fußkompanie von einem Hauptmann, die berittene Kompanie von einem Rittmeister. Vgl. TROUPITZ, Kriegs-Kunst. Vgl. auch „Kornett“, „Fähnlein“, „Leibkompanie“.

[35] Leonberg [Kr. Böblingen]; HHSD VI, S. 463f.

[36] Metzingen [LK Reutlingen]; HHSD VI, S. 525f.

[37] Ofterdingen [Kr. Tübingen].

[38] Tiefenbach, heute Ortsteil von Östringen [LK Karlsruhe].

[39] Maulbronn [Enzkreis].

[40] Bernhard Schaffalitzky [Schafelitzky] zu Mukadel [„Mückenthal“]; Generalmajor [1591-1641] siehe den Beitrag von Jörg Wöllper in den „Miniaturen“.

[41] Desertion: Auf die unerlaubte Entfernung vom Regiment stand in den Kriegsartikeln die Todesstrafe, die nur nicht verhängt wurde, wenn Bedarf an Soldaten herrschte. JÜRGENS, Chronik, S. 514 (für Hannover): „Den 11. Aprilis [1633; BW] ist ein Königsmarkischer Soldate, so entlaufen, und hie unter Caspar von Lühden Stadt-Companien angetroffen, vor Linden bey dem Galgen stigmatisiret und das rechte Ohr abgeschnitten durch unsern Nachrichter Meister David“. Vgl. WINTER, Möser, S. 19f.: „Den 21. März [1628] läßt Hauptmann Föckler einen Reiter, so bei dem Merodischen Regiment, und einen Soldaten, so unter Hauptmann Kestgens, und einen, so unter seiner Compagnie ausgerissen, henken an die Justiz auf dem Markte. Den 2. April aber hat er einem Corporal zu Roß den Kopf, auch der Ursache halben abschlagen lassen“. JORDAN, Mühlhausen, S. 90f., für 1637: „Den 31. März [10.4.; BW] ist der Oberst Spork mit seinen Völkern allhier vor die Stadt gekommen, hat Quartier begehret und daneben angedeutet, wie ihm Nordhausen auch assignirt worden; des andern Tages ist er wieder von hier nach Nordhausen gezogen. Den 4. [14.; BW] April ist er wieder mit etlichen Völkern zurückgekommen und hat sich mit denselben hier einquartiret und seinen Werbeplatz hier gehabt, hat auch viel Volk geworben, wie denn die Eichsfelder und andere benachbarte häufig zuliefen und Dienst nahmen, nur daß sie ins Quartier kamen und die Leute aufzehren konnte. Viele trieb auch der Hunger. Als es aber ans Marchiren gehen sollte, so wurde aus dem Marchiren ein Desertieren“. Der Ausbruch von Lagerseuchen (1626, nach dem Bericht des braunschweig-lüneburgischen Kapitäns Daniel Meyer) führte teilweise zur Massendesertion; Hauptstaatsarchiv Hannover Cal. Br. 16, Nr. 1141. Teilweise ließ man Deserteure um ihr Leben würfeln; DOLZ, Versuch, S. 298; JÜRGENS, Chronik, S. 525. Zur Desertion trug auch die Praxis bei, untergesteckte Söldner „zue disem sturmb, wie andere mehr, wider wüllen […] vornen an die spüz“ als Kugelfang zu stellen, wie ein kaiserlicher Soldat, der bei der Belagerung Überlingens 1634 verletzt wurde, nach Mitteilung Bürsters über seine Dienste nach der zwangsweisen Untersteckung unter die schwedische Armee berichtete; WEECH, Bürster, S. 67. Vgl. KAISER, Ausreißer; KAISER, Lebenswelt der Söldner. Das bayerische Memorial vom 16.4.1643 [Bayerisches Hauptstaatsarchiv Kurbayern Äußeres Archiv 2763, fol. 23, Punkt 9] bestimmte, dass, wenn ein Neugeworbener ausreiße, sofort nachzuforschen sei, welche besonderen Kennzeichen er habe; diese seien alsbald zu notieren. Wenn trotzdem einer nicht mehr aufgefunden werde, so solle sein Namen an den Galgen geschlagen, und wenn er Handwerker sei, ein solches den Zünften alsbald zu notifizieren sei, damit dergleichen meineidige Gesellen über kurz oder lang von Handwerks wegen aufgeschrieben und zur Strafe gezogen werden könnten. Dies sei den Neugeworbenen, insbesondere den Handwerksgesellen, schon bei der Neuwerbung und Eidesleistung zu eröffnen. DAMBOER, Krise, S. 264f. William Crowne [1617 – 1682], Lordsekretär, Offizier, Mitglied des Parlaments und 1636 Reisebegleiter des Thomas Lord Howard, Earl of Arundel and Surrey, berichtet über die Kämpfe Gustav II. Adolfs an der Alten Veste bei Zirndorf: „Der König von Schweden hatte hier drei seiner Soldaten für den Mord an zweien seiner Kommandanten und das Überlaufen zum Feind pfählen [im Original „set upon poles alive“] lassen. Nachdem die Schlacht ausgefochten war, hatte man die Soldaten gefangen genommen und hingerichtet“. RITTER; KEIL (Hgg.), William Crowne, S. 36. Am 28.4.1628 „gab ein Deserteur vor seiner Hinrichtung als Grund für seine Fahnenflucht Überdruß an dem gottlosen Leben der Soldaten an“. WIEGANDT, Wismar, S. 23f. Der Benediktinerabt von St. Georgen im Schwarzwald, Georg Gaisser [1595-1655] berichtet unter 1634; STEMMLER, Tagebuch Bd. 1, S. 569: „Einer von unsern Besatzungstruppen verleitete nach gefaßtem Fluchtplan einen andern zur Teilnahme an dem Verbrechen. Dieser verspricht sich zu beteiligen, eröffnet aber die Sache einigen, während er selbst den morgens Fluchtbereiten, als ob er selbst dazu bereit wäre, begleitet. Die Eingeweihten aber erheben sich aus den Verstecken, andere aber reißen Pferde von der Weide an sich, nehmen die Verfolgung auf, und nachdem sie dem des Fluchtverbrechens Schuldigen vergeblich mit den Schwertern zu Leibe gerückt waren (solche Hiebfestigkeit hatten (ihm) die Zaubermittel verliehen, erschlagen sie ihn mit Prügeln. Dies erschien einigen grausam, weil seine bei demselben Fluchtplan ertappte Frau nach dem Frühstück, von den Soldaten einige Male angeschossen, sterben musste. Milder verfuhr man mit den Töchtern, die man in die Verbannung trieb“. Auch mehrfache Desertion wurden hart bestraft; RICHTER, Historische Nachricht, S. 174 (Chemnitz 1633): „Den 19. Jan. ist ein Schottländischer Soldat, so dreymahl vom Regiment entlauffen, an die Justitz aufn Marckte aufgehencket worden“. Aus Meiningen wird 1646 berichtet, GÜTHEN; SCHAUBACH, Poligraphia Meiningensis, S. 274: „Eben in diesem Monat [August 1646; BW] sind drey Mußquetirer von hiesiger Qvarnison über die Stadt-Mauern hinaus gestiegen, und hinweg gelauffen, aber bey Walldorff wieder vertappt, nieder geschossen, tod herein gebracht, und in der Hocker-Gassen auff dem Graben, an einem auffgerichten Schnapt-Galgen gehängt worden“. BEI DER WIEDEN, Oldendorf, S. 47 (1623): „12. Maii solte ein entlauffener Schelm unter den Soldaten zu Oldendorf auff dem Marckte gehencket werden. Aber der Strik ging loess und der Verurtheilter fiel herab. Derhalben ihm das Leben geschenckt und er diese Graffschafft und das Furstenthumb Braunschweig vorschweren mussen“. HELLER, Rothenburg, S. 308f.: „Die gemeinen Soldaten erachteten eine Fahnenflucht nicht für vorliegend und sich ihres Eides ledig, wenn die Fahne, auf die allein sie geschworen hatten, zerstört war; Ebensowenig hielten sie sich für strafwürdig, wenn ihre Fahne vom Feind erbeutet worden war und sie dann in Massen zu ihm übergingen (sich unterstellen ließen)“. Die Desertionsquote unter den Belagerern vor Bergen-op-Zoom (1625) soll sehr hoch gewesen sein. Im Juli lagen noch 20.600 Mann vor Bergen; im Oktober waren es noch 13.200. Insgesamt betrugen die Verluste der Belagerer ca. 40 %; davon waren mehr als ein Drittel Desertierte.

[42] HOLTZ, Generalfeldzeugmeister Georg Friedrich vom Holtz, S. 45f.

[43] St. Georgen im Schwarzwald [LK Schwarzwald-Baar-Kreis].

[44] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 93f. Vgl. auch SCHULZ, Strafgericht.

[45] Wilhelm V. Markgraf v. Baden-Baden [30.7.1593 Baden-Baden-22.7.1677 Baden-Baden], regierte 1622-1677, 1633 kaiserlicher Generalstatthalter am Oberrhein, 1635 Generalfeldzeugmeister u. erhielt die untere Markgrafschaft, Berater Ferdinands III. u. Apologet der katholischen Sache, 1672 Reichskammerrichter in Speyer.

[46] Ascanio [Ascanius] Albertini [Albertinus] von Ichtersheim, Ascanio [Ascanius] [um 1580-1639], kaiserlicher Obrist.

[47] STEMMLER, Tagebuch Bd. 1, S. 567f.

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Weidenbach, Wolf Albrecht von

Weidenbach, Wolf Albrecht von; Rittmeister [10.11.1623 Altenburg-16.11.1664 Komotau]

Weidenbach stand  1639 bereits als Rittmeister[1] in schwedischen Diensten.[2]

Der schwarzburg-sondershausische Hofrat Volkmar Happe [1587 – nach 1642][3] erinnert sich in seiner „Thüringischen Chronik“: „Den 29. Juli hat uns der Commendant aus Erfurt,[4] Goltz,[5] hart geplaget, indeme er uns die Pfuelischen[6] Reuter und etzliche Musquetier[7] einquartiret und darüber noch den 30. Juli den Rittmeister Weidenbachen mit etzlichen Reutern“.[8]

„Den 6. September sind die Weidenbachischen Reuter von Greußen[9] hinweg gezogen“.[10]

Der Memminger[11] Arzt Christoph Schorer [2.12.1618 Memmingen-12.2.1671 Memmingen] schreibt in seiner „Chronick“: „Den 19. Mertzen [1647; BW] kam Herr Obrister Priemsky[12] ein geborner Polack[13] mit 500. commandirten Schwedischen Völckern hier an / vnd besetzte die Thor / darauff zogen die Bayerische Sambstag Vormittag den 20. Mertzen 1700. starck zu Roß vnd Fuß sampt dem Troß[14] / in guter Ordnung ab. Nachmittags zogen die Schweden mit zwelf alten Fahnen ein: Die Officier waren Herr Obrister Priemsky als Commandant / zwen Major[15] / Kolb vnd Weidenbach / Capitain[16] Aureb / Schißler / Vnger / Paul / Harras Anger / Israel / Carl Götz / vnd Reichart Creutz / auch ein Rittmeister Eberstein“.[17]

[1] Rittmeister (Capitaine de Cavallerie): Oberbefehlshaber eines Kornetts (später Esquadron) der Kavallerie. Sein Rang entspricht dem eines Hauptmannes der Infanterie (vgl. Hauptmann). Wie dieser war er verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Leutnant, übernommen. Bei den kaiserlichen Truppen standen unter ihm Leutnant, Kornett, Wachtmeister, 2 oder 3 Korporale, 1 Fourier oder Quartiermeister, 1 Musterschreiber, 1 Feldscherer, 2 Trompeter, 1 Schmied, 1 Plattner. Bei den schwedischen Truppen fehlten dagegen Sattler und Plattner, bei den Nationalschweden gab es statt Sattler und Plattner 1 Feldkaplan und 1 Profos, was zeigt, dass man sich um das Seelenheil als auch die Marsch- und Lagerdisziplin zu kümmern gedachte. Zudem wurde der Rittmeister, der in einer Kompanie Kürassiere 150 fl. Monatssold beanspruchte,  bei seiner Bestallung in der Regel durch den Obristen mit Werbe- und Laufgeld zur Errichtung neuer Kompanien ausgestattet. Junge Adlige traten oft als Rittmeister in die Armee ein.

[2] schwedische Armee: Trotz des Anteils an ausländischen Söldnern (ca. 85 %; nach GEYSO, Beiträge II, S. 150, Anm., soll Banérs Armee 1625 bereits aus über 90 % Nichtschweden bestanden haben) als „schwedisch-finnische Armee“ bezeichnet. Die Unterscheidung zwischen der „Royal-Armee“, die v. Gustav II. Adolf selbst geführt wurde, u. den v. den Feldmarschällen seiner Konföderierten geführten „bastanten“ Armeen erscheint angesichts der Operationen der letzteren überflüssig. Nach LUNDKVIST, Kriegsfinanzierung, S. 384, betrug der Mannschaftsbestand (nach altem Stil) im Juni 1630 38.100, Sept. 1631 22.900, Dez. 1631 83.200, Febr./März 1632 108.500, Nov. 1632 149.200 Mann; das war die größte paneuropäische Armee vor Napoleon. Schwedischstämmige stellten in dieser Armee einen nur geringen Anteil der Obristen. So waren z. B. unter den 67 Generälen und Obristen der im Juni 1637 bei Torgau liegenden Regimenter nur 12 Schweden; die anderen waren Deutsche, Finnen, Livländern, Böhmen, Schotten, Iren, Niederländern und Wallonen; GENTZSCH, Der Dreißigjährige Krieg, S. 208. Vgl. die Unterredung eines Pastors mit einem einquartierten „schwedischen“ Kapitän, Mügeln (1642); FIEDLER, Müglische Ehren- und Gedachtnis-Seule, S. 208f.: „In dem nun bald dieses bald jenes geredet wird / spricht der Capitain zu mir: Herr Pastor, wie gefället euch der Schwedische Krieg ? Ich antwortet: Der Krieg möge Schwedisch / Türkisch oder Tartarisch seyn / so köndte er mir nicht sonderlich gefallen / ich für meine Person betete und hette zu beten / Gott gieb Fried in deinem Lande. Sind aber die Schweden nicht rechte Soldaten / sagte der Capitain / treten sie den Keyser und das ganze Römische Reich nicht recht auff die Füsse ? Habt ihr sie nicht anietzo im Lande ? Für Leipzig liegen sie / das werden sie bald einbekommen / wer wird hernach Herr im Lande seyn als die Schweden ? Ich fragte darauff den Capitain / ob er ein Schwede / oder aus welchem Lande er were ? Ich bin ein Märcker / sagte der Capitain. Ich fragte den andern Reuter / der war bey Dreßden her / der dritte bey Erffurt zu Hause / etc. und war keiner unter ihnen / der Schweden die Zeit ihres Lebens mit einem Auge gesehen hette. So haben die Schweden gut kriegen / sagte ich / wenn ihr Deutschen hierzu die Köpffe und die Fäuste her leihet / und lasset sie den Namen und die Herrschafft haben. Sie sahen einander an und schwiegen stille“. Zur Fehleinschätzung der schwedischen Armee (1642): FEIL, Die Schweden in Oesterreich, S. 355, zitiert [siehe VD17 12:191579K] den Jesuiten Anton Zeiler (1642): „Copey Antwort-Schreibens / So von Herrn Pater Antoni Zeylern Jesuiten zur Newstadt in under Oesterreich / an einen Land-Herrn auß Mähren / welcher deß Schwedischen Einfalls wegen / nach Wien entwichen/ den 28 Junii An. 1642. ergangen : Darauß zu sehen: I. Wessen man sich bey diesem harten und langwürigen Krieg in Teutschland / vornemlich zutrösten habe / Insonderheit aber / und für das II. Was die rechte und gründliche Ursach seye / warumb man bißher zu keinem Frieden mehr gelangen können“. a. a. O.: „Es heisst: die Schweden bestünden bloss aus 5 bis 6000 zerrissenen Betellbuben; denen sich 12 bis 15000 deutsche Rebellen beigesellt. Da sie aus Schweden selbst jährlich höchstens 2 bis 3000 Mann ‚mit Marter und Zwang’ erhalten, so gleiche diese Hilfe einem geharnischten Manne, der auf einem Krebs reitet. Im Ganzen sei es ein zusammengerafftes, loses Gesindel, ein ‚disreputirliches kahles Volk’, welches bei gutem Erfolge Gott lobe, beim schlimmen aber um sein Erbarmen flehe“.

[3] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 111f.

[4] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.

[5] Christoph Heinrich v. der Goltz [1.1.1600 Klein Mellen – 9.9.1643 Damitz], schwedischer Obrist.

[6] Adam v. Pfuel [Pfull, Pfuhls, Phuell, Pfuell] [1604 – 5.2.1659 Helfta], schwedischer Generalleutnant.

[7] Musketier: Fußsoldat, der die Muskete führte. Die Muskete war die klassische Feuerwaffe der Infanterie. Sie war ein Gewehr mit Luntenschloss, bei dem das Zündkraut auf der Pulverpfanne durch den Abzugsbügel und den Abzugshahn mit der eingesetzten Lunte entzündet wurde. Die Muskete hatte eine Schussweite bis zu 250 m. Wegen ihres Gewichts (7-10 kg) stützte man die Muskete auf Gabeln und legte sie mit dem Kolben an die Schulter. Nach einem Schuss wichen die Musketiere in den Haufen der Pikeniere zurück, um nachladen zu können. Nach 1630 wurden die Waffen leichter (ca. 5 kg) und die Musketiere zu einer höheren Feuergeschwindigkeit gedrillt; die Schussfolge betrug dann 1 bis 2 Schuss pro Minute (vgl. BUßMANN; SCHILLING, 1648, Bd .1, S. 89). Die zielfähige Schussweite betrug ca. 300 Meter, auf 100 Meter soll die Kugel die damals übliche Panzerung durchschlagen haben. Die Treffsicherheit soll bei 75 Metern Entfernung noch 50 % betragen haben. Die Aufhaltewirkung war im Nahbereich sehr hoch, die Getroffenen sollen sich förmlich überschlagen haben. Je nach Entfernung sollen jedoch im Normalfall nur 5-7% aller abgegebenen Schüsse eine Wirkung im Ziel gehabt haben. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß. Zudem rissen sie auf etwa 10 Meter Entfernung etwa dreimal so große Wundhöhlen wie moderne Infanteriegeschosse. Ausführlich beschrieben wird deren Handhabung bei ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 544ff. Eine einfache Muskete kostete etwa 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Die Muskete löste das Handrohr ab. Die ab 1630 im thüringischen Suhl gefertigte schwedische Muskete war etwa 140 cm lang bei einer Lauflänge von 102 cm und wog etwa 4,5 – 4,7 kg bei einem Kaliber von zumeist 19,7 mm. Sie konnte bereits ohne Stützgabel geschossen werden, wenngleich man diese noch länger zum Lade- und Zielvorgang benutzte. Die Zerstörung Suhls durch Isolanos Kroaten am 16./26.10.1634 geschah wohl auch in der Absicht, die Produktionsstätten und Lieferbetriebe dem Bedarf der schwedischen Armee endgültig zu entziehen. BRNARDÍC, Imperial Armies I. Für den Nahkampf trug er ein Seitengewehr – Kurzsäbel oder Degen – und schlug mit dem Kolben seiner Muskete zu. In aller Regel kämpfte er jedoch als Schütze aus der Ferne. Deshalb trug er keine Panzerung, schon ein leichter Helm war selten. Eine einfache Muskete kostete etwa 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Im Notfall wurden die Musketiere auch als Dragoner verwendet, die aber zum Kampf absaßen. MAHR, Monro, S. 15: „Der Musketier schoß mit der Luntenschloßmuskete, die wegen ihres Gewichtes [etwa 5 kg] auf eine Gewehrgabel gelegt werden mußte. Die Waffe wurde im Stehen geladen, indem man den Inhalt der am Bandelier hängenden hölzernen Pulverkapseln, der sog. Apostel, in den Lauf schüttete und dann das Geschoß mit dem Ladestock hineinstieß. Verschossen wurden Bleikugeln, sog. Rollkugeln, die einen geringeren Durchmesser als das Kaliber des Laufes hatten, damit man sie auch bei Verschmutzung des Laufes durch die Rückstände der Pulvergase noch einführen und mit Stoff oder Papier verdämmen konnte. Da die Treffgenauigkeit dieser Musketen mit glattem Lauf auf die übliche Kampfentfernung von maximal 150 Metern unter 20 Prozent lag, wurde Salvenschießen bevorzugt. Die Verbände waren dabei in sog. Treffen aufgestellt. Dies waren Linien zu drei Gliedern, wobei das zweite Treffen etwa 50 Schritt, das dritte 100 Schritt hinter der Bataille, d. h. der Schlachtlinie des ersten Treffens, zu stehen kamen, so daß sie diese bei Bedarf rasch verstärken konnten. Gefeuert wurde gliedweise mit zeitlichem Abstand, damit für die einzelnen Glieder Zeit zum Laden bestand. Ein gut geübter Musketier konnte in drei Minuten zwei Schuß abgeben. Die Bleigeschosse bis zu 2 cm Kaliber verformten sich beim Aufprall auf den Körper leicht, und es entstanden schwere Fleischwunden. In den Kämpfen leisteten Feldscherer erste Hilfe; doch insgesamt blieb die medizinische Versorgung der Verwundeten mangelhaft. Selbst Streifschüsse führten oft aufgrund der Infektion mit Tetanus zum Tode, erst recht dann schwere Verletzungen“. Der Hildesheimer Arzt und Chronist Dr. Jordan berichtet den einzigen bisher bekannten Fall (1634), dass sich unter den Gefallenen eines Scharmützels auch ein weiblicher Musketier in Männerkleidern gefunden habe. SCHLOTTER; SCHNEIDER; UBBELOHDE, Acta, S. 194. Allerdings heißt es schon bei Stanislaus Hohenspach (1577), zit. bei BAUMANN, Landsknechte, S. 77: „Gemeiniglich hat man 300 Mann unter dem Fenlein, ist 60 Glied alleda stellt man welsche Marketender, Huren und Buben in Landsknechtskleyder ein, muß alles gut seyn, gilt jedes ein Mann, wann schon das Ding, so in den Latz gehörig, zerspalten ist, gibet es doch einen Landsknecht“. Bei Bedarf wurden selbst Kinder schon als Musketiere eingesetzt (1632); so der Benediktiner-Abt Gaisser; STEMMLER, Tagebuch Bd. 1, S. 181f.; WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß; BRNARDÍC, Imperial Armies I, S. 33ff.; Vgl. KEITH, Pike and Shot Tactics;  EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 59ff.

[8] HAPPE II 280 v-281 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.

[9] Greußen [Kyffhäuserkreis]; HHSD IX, S. 170f.

[10] HAPPE II 283 v; mdsz.thulb.uni-jena.de.

[11] Memmingen; HHSD VII, S. 439ff.

[12] Sigismund Przyemski [Priemski] [ – ], schwedischer Obrist.

[13] Polen, Polacken: Die übliche, zunächst nicht pejorative Bezeichnung für die im kaiserlichen Heer wenig geschätzten polnischen Truppen, die hauptsächlich von Spanien besoldet und in habsburgischen Diensten standen. Die Kampfkraft dieser Truppen galt als gering. Einerseits galt ihre Führung als schwierig, andererseits waren sie wegen ihrer Tapferkeit und Geschicklichkeit im Umgang mit Muskete, Pistole, Säbel, Lanze und Wurfspeer gesuchte Söldner. Von Philipp Graf von Mansfeld-Vorderort stammt die negative Beurteilung: „Sie fressen wohl weder Samstag noch Freitag Butter oder Eier; sich aber sonsten für den katholischen Glauben, das Romische Reich oder auch ihr eigenes Vaterland einige Ungelegenheiten zu machen, seind sie ganz keine Leut. Wahrheit oder Ehr hat bei ihnen nicht länger Bestand, als wan es ihnen zum Profit dient; wan der aufhört, schwören sie für fünf Groschen einen Eid, dass Gott nie zur Welt geboren!“ HALLWICH, Wallensteins Ende, S. I51f. Vgl. auch LEHMANN, Kriegschronik (Oktober 1636), S. 89: Die polnischen Reiter „soffen sehr viel bier auß, machten es mit Plündern, schenden erger denn alle feinde, ritten uff die welde, durchschändeten die Weibsbilder, dass Sie nicht gehen kundten, nötigten die Steinalten Weiber, dass Sie starben, zernichteten alles in heußern, weil ihrethalben alles uff die Welder und in die Städte gewichen wahr, haben viel vergrabene sachen aufgesucht, vermaurete keller gefunden, zien und kupfer mitgenommen, kirchen erbrochen, kelche, leichen- und Altartücher mitgenommen. Den 31. October s. n. fiel das Fest aller heiligen ein, drumb blieben Sie liegen, feyerten es mit fasten und speisen nur von öhl, Eßig und fischen, wo sies haben kundten, wahren aber nichts desto frömmer und brachen an Sontag frühe auf und marchirten auf Presnitz und Wiesenthal. Das ärgste und grausambste an ihnen wahr, dass Sie schöne kinder, gleich wehren Sie Turcken oder Tartarn, mitgenommen“. WAGNER, Pforr, S. 129.

[14] Tross: Der Tross war der gesamte Begleitzug eines Heeres (ohne Anspruch auf Verpflegungsrationen) und bildete sich, neben den Offiziers- und Soldatenfamilien, aus Dienstpersonal, Feldpredigern, Feldchirurgen, Feldschern (vgl. s. v.), „Zigeunern“ als Kundschaftern und Heilkundigen, Köchen und Handwerkern, Händler/innen und Marketender/innen, Invaliden und Entwurzelten, Glaubensflüchtlingen, Soldatenwitwen und Kriegswaisen, Hunger leidenden Zivilisten und Bauern, Gefangenen, behördlicher Strafverfolgung Entflohenen und zum Dienst bei der Artillerie verurteilten Straftätern sowie Gauklern, Wahrsagern und in 4 Klassen eingeteilte Prostituierten („Mätressen“, „Concubinen“, „Metzen“ und „Huren“). Der schwer bewegliche Tross („Geschlaif und Geschlepp“: Bezeichnung aus Württemberg; SIEBER, Oberamt Besigheim, S. 43) und die ambulante Lagergesellschaft waren z. T. doppelt bis viermal so groß wie das Heer, dem er folgte, und war somit zahlenmäßig größer als eine Großstadt wie etwa Köln. Der Aufwand für die eigenen Bedürfnisse Erzherzog Leopold Wilhelms und seinen Hofstaat scheint ziemlich groß gewesen zu sein. HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 230: „Bei dem Durchzug durch Heilbronn am 10. Oktober [1645; BW] hatte das Heer Leopolds so viel Troß bei sich, daß ‚2 Tage lang eine Kutsche ein Wagen, ein Troß auf den anderen folgte, und das Gesindel so zahlreich war, wie man es noch bei keinem Heere gesehen hatte‘ „. Während zu Anfang des Krieges der Tross etwa 30 % größer war als die kämpfende Truppe, war er am Kriegsende nach Aussage des bayerischen Feldmarschalls Gronsfeld unkontrollierbar angewachsen. Er erinnerte daran, dass man „in disen beiden armaden sicherlich über 180 000 seelen hat, welche, es sein gleich jungen, fuhrknecht, weiber und künder, doch alle sowoll alß soldaten leben müssen. Nun werden die beeden armaden ungefähr uf 40 000 mann proviantirt, und mehrer nicht, alß ein mensch in 24 stundt nöthig hat. Wie nun die übrige 140 000 menschen leben können, wan sie nicht hin und her ein stuckh brott suchen thun, solches ist über meinen verstandt“. Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kasten Äußeres Archiv 2961, fol. 29 (Ausfertigung): Gronsfeld an Maximilian I. von Bayern, Thierhaupten, 1648 III 31. In der Werbeinstruktion (1639 VII 04; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kasten Äußeres Archiv 2624, fol. 4-5) war bestimmt worden, dass „taugliche knecht und nit solche, wie zum theil bei vorigen werbungen geschehen, geworben werden, die mit zu villen kindern beladen und sich allein wegen der quartier underhalten lassen, khonfftig aber wanns zum veldzug khombt, wider dauongehn, also werb: und lifergelt umb sonst angewendt wirdet“. Zum Teil wurden sogar Schiffsbrücken im Tross mitgeführt. Zudem unterlag der gesamte Tross der Militärjustiz, vgl. GROßNER; HALLER, Zu kurzem Bericht, S. 35 (1633): „Haben 4 von dem Troß ins Feuer geworfen, wie man denn nach geschehenem Brand 2 Köpf, etliche Finger und einen halben gebratenen Menschen noch übrig gefunden“.Zur „Lagergesellschaft“ vgl. KROENER,  „ … und ist der jammer nit zu beschreiben“, S. 279-296; LANGER, Hortus, S. 96ff.; WAGNER, Ars Belli Gerendi. In Notsituationen wurden Trossangehörige, wenn auch erfolglos, als Kombatanten eingesetzt; BRNARDIC, Imperial Armies 1, S.19.

[15] Major: Der Major war im Dreißigjährigen Krieg der Oberwachtmeister des Regiments (zunächst nur in der Infanterie). Er sorgte für die Ausführung der Anordnungen und Befehle des Obristen und Obristleutnants. Im Frieden leitete er die Ausbildung der Soldaten, sorgte für die Instandhaltung ihrer Waffen, hatte die Aufsicht über die Munition und war verantwortlich für die Regimentsverwaltung. Im Krieg sorgte der Major für Ordnung auf dem Marsch und im Lager, beaufsichtigte die Wach- und Patrouillendienste und stellte die Regimenter in Schlachtordnung. Zudem hatte er den Vorsitz im Kriegs- und Standgericht.

[16] Kapitän (schwed. Kapten): Der Hauptmann war ein vom Obristen eingesetzter Oberbefehlshaber eines Fähnleins der Infanterie, das er meist unter Androhung einer Geldstrafe auf eigene Kosten geworben und ausgerüstet hatte. Der Hauptmann warb daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. In der Kompanie-Stärke wurden sogenannte „Passevolants“ mitgerechnet, nichtexistente Söldner, deren Sold ihm zustand, wenn er Deserteure und verstorbene Soldaten ersetzen musste.  Der monatliche Sold eines Hauptmanns betrug 160 fl. (Nach der Umbenennung des Fähnleins in Kompanie wurde er als Kapitän bezeichnet.) Der Hauptmann war verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Er musste die standesgemäße Heirat seiner Untergebenen bewilligen. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Kapitänleutnant, übernommen. Der Hauptmann marschierte an der Spitze des Fähnleins, im Zug abwechselnd an der Spitze bzw. am Ende. Bei Eilmärschen hatte er zusammen mit einem Leutnant am Ende zu marschieren, um die Soldaten nachzutreiben und auch Desertionen zu verhindern. Er kontrollierte auch die Feldscher und die Feldapotheke. Er besaß Rechenschafts- und Meldepflicht gegenüber dem Obristen, dem Obristleutnant und dem Major. Dem Hauptmann der Infanterie entsprach der Rittmeister der Kavallerie. Junge Adlige traten oft als Hauptleute in die Armee ein.

[17] SCHORER, Memminger Chronick, S. 154.

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Melzi [Melze], Antonio Maria [de]

Melzi [Melze], Antonio Maria [de]; Obrist [7.9.1604 Milano-Juni 1640 bei Friedewald] Antonio Maria [de] Melzi [Melze], „ein Herr vornehmen Geschlechts am Comer-See“,[1] stand 1636 noch als Hauptmann[2] in kaiserlichen Diensten. Der Memminger[3] Arzt Christoph Schorer [2.12.1618 Memmingen-12.2.1671 Memmingen] schreibt in seiner „Chronick“: „Nach den 4. Compagnien[4] / sampt dem Stab[5] von dem Graff Archischen[6] Regiment[7] / seither den 1. Februarij dieses Jahrs allhier vnder dem Com̃ando Antonij Mariæ Melzi im Quartier gelegen / vnd man verhofft sie werden aufbrechen / ist den 4. Mertzen noch ein anderer Hauptmann / von deß Gallas[8] Leib-Compagni[9] hier mit Schreiben ankommen / daß man neben deß Gallas Leib-Compagni / noch 2. Compagnien zu Pferdt einnemmen vnd Quartir geben solle. Wie sie dann auch den 25. Mertzen eingezogen. In diesem Monath wurde der gantze Rath auff dem Rathhauß Arrestirt / vnd ihnen weder Essen noch Trincken zu gelassen / muste eine grosse Summa Gelt den Soldaten versprechen und bezahlen: Da dann eine grosse Noth entstunde: Weil die Burgerschafft durch Krieg / Thewrung vnd Pest[10] / schon zuvor übel verderbet war. Die Insolentien[11] der Soldaten seyn nicht außzusprechen. Sie nahmen die Schlüssel zu den Thoren mit Gewalt / vnd thaten nach ihrem Wolgefallen. Es ist nicht zu glauben / was die erarmete Burgerschafft außgestanden: Were ein gantzes Buch darvon zuschreiben. Mancher der in der Pest übergebliben / wünschete daß er auch vnder den Todten lege / so erbärmlich gieng es her !“[12]

Er stand 1640 bereits als Obrist[13] der Dragoner[14] unter dem Befehl von Gill de Haes.[15]

„In dem Städtchen Ostheim[16] hatte der Dragoneroberst Melzi Quartier bezogen und das Städtchen so stark belegt, dass auch in der kleinsten Hütte wenigstens 4 Mann unterkommen mußten“.[17]

„Gilli hielt mit seinen Truppen immer noch die Grafschaft Henneberg besetzt und sog das Land vollständig aus. Alle Vorstellungen der Gemeinschaftsregierung konnten den Feldherrn nicht zum Abzug bewegen.

Da rückte am 19. März 1640 Graf Wilhelm Otto von Nassau[18] mit 2000 Mann Reiterei über Fulda,[19] Wiesenthal[20] durch die Ämter Fischbach[21] bis Maßfeld[22] vor. Diese Wasserburg verproviantierte er mit 100 Malter[23] Korn und 6 Malter Erbsen. Rasch war nun Gilli nach Mellrichstadt[24] und Römhild[25] abgezogen. Nach dem Rückzug des Nassauers ließ Gilli die armen Henneberger Lande wieder besetzen. Der kaiserliche Befehlshaber Melzi lag mit seinen Dragonern wieder in Ostheim. Am 12. Mai verlangte Gilli von den gänzlich ausgeplünderten Ämtern Salzungen[26] und Lichtenberg[27] wiederum 200 Malter Korn. Als diese Menge nicht abgeliefert werden konnte, ließ er durch seine Offiziere und Soldaten Haussuchungen vornehmen, wodurch den armen Bewohnern noch der letzte Bissen Brot geraubt wurde. 70 Malter Korn wurden durch diese Grausamkeit in den Häusern des Amtes Lichtenberg aufgespürt und nach Römhild geschafft. – Besonders übel hausten die Kaiserlichen auch in Themar,[28] wo sie die Einwohner schrecklich mißhandelten und viele zum ‚Schwedentrunk’[29] zwangen. Die Orte Sachsendorf,[30] Hirschendorf,[31] Schirnrod,[32] Crock,[33] Eisfeld,[34] Heldburg[35] und Rodach[36] wurden vollständig ausgeplündert. Besonders schlimm erging es Ummerstadt,[37] wo die ‚Krieger’ 20 Zentner Glockenspeise und sämtliche Altargeräte stahlen. Unterdessen waren einzelne schwedische Abteilungen über den Thüringer Wald vorgedrungen und trafen am 31. Mai bei Barchfeld[38] auf 50 Reiter des Generals Gilli. Die Schweden[39] siegten in dem Treffen und nahmen 26 Mann als Gefangene[40] und 39 Pferde mit. Der Bedrücker von Ostheim, Oberst Melzi, war in einem Gefecht gegen die Hessen bei Friedenwald[41] durch einen Kopfschuss gefallen“.[42]

Aus Meiningen[1] wird berichtet: „Den 2. Junii ging Gilli de Hase umb den Feind eine Diversion[2] zu machen, mit ihnen in Hessen, marchirte erstlich auf Saltzungen, wendete sich darauff gegen das feste Hauß Fridewald, davor er aber nichts schaffte, sondern mit Verlust des Obristen Melze wieder zurück kam“.[43] Melzi wurde in Mellrichstadt[3] begraben.

[1] Meiningen [LK Schmalkalden-Meiningen]; HHSD IX, S. 269ff.

[2] Diversion: Ablenkungsmanöver, Vorstoß auf einem Nebenkriegsschauplatz, unerwarteter Angriff.

[3] Mellrichstadt [LK Rhön-Grabfeld]; HHSD VII, S. 438f.

[1] GÜTHEN; SCHAUBACH, Poligraphia Meiningensis, S. 262.

[2] Hauptmann [schwed. Kapten]: Der Hauptmann war ein vom Obristen eingesetzter Oberbefehlshaber eines Fähnleins der Infanterie, das er meist unter Androhung einer Geldstrafe auf eigene Kosten geworben und ausgerüstet hatte. Nach der Umbenennung des Fähnleins in Kompanie wurde er als Kapitän bezeichnet. Ein halbes Jahr Militärdienst galt als ausreichend für die Übernahme einer Hauptmannsstelle. Der Hauptmann warb daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. In der Kompanie-Stärke wurden sogenannte „Passevolants“ mitgerechnet, nichtexistente Söldner bzw. Anwärter auf eine Stelle, deren Sold ihm zustand, wenn er Deserteure und verstorbene Soldaten ersetzen musste. Der monatliche Sold eines Hauptmanns betrug 160 fl., was dem Gehalt des Zahlmeisters in der spanischen Botschaft in Wien entsprach, nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630), in der brandenburgischen Armee soll er dagegen 300 fl. erhalten haben. Der Hauptmann war verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Er musste die standesgemäße Heirat seiner Untergebenen bewilligen. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Kapitänleutnant, übernommen. Der Hauptmann marschierte an der Spitze des Fähnleins, im Zug abwechselnd an der Spitze bzw. am Ende. Bei Eilmärschen hatte er zusammen mit einem Leutnant am Ende zu marschieren, um die Soldaten nachzutreiben und auch Desertionen zu verhindern. Er kontrollierte auch die Feldscher und die Feldapotheke. Er besaß Rechenschafts- und Meldepflicht gegenüber dem Obristen, dem Obristleutnant und dem Major. Dem Hauptmann der Infanterie entsprach der Rittmeister der Kavallerie. Junge Adlige traten oft als Hauptleute in die Armee ein. Jedoch muss man wohl davon ausgehen, dass nicht alle Offizierschargen in gleichem Umfang an diesen lukrativen Geschäften beteiligt waren. Die bei DAMBOER, Krise, S. 150, dargestellte „Schatzkammer“ eines Hauptmanns ist nicht unbedingt typisch.

[3] Memmingen; HHSD VII, S. 439ff.

[4] Kompanie [schwed. Kompani]: Eine Kompanie zu Fuß (kaiserlich, bayerisch und schwedisch) umfasste von der Soll-Stärke her 100 Mann, ihre Ist-Stärke lag jedoch bei etwa 70 Mann, eine Kompanie zu Pferd bei den Bayerischen 200, den Kaiserlichen 60, den Schwedischen 80, manchmal bei 100-150, zum Teil allerdings auch nur ca. 30. Geführt wurde die Fußkompanie von einem Hauptmann, die berittene Kompanie von einem Rittmeister. Vgl. TROUPITZ, Kriegs-Kunst. Vgl. auch „Kornett“, „Fähnlein“, „Leibkompanie“.

[5] Stab: die Gesamtheit der höheren Offiziere eines Heeres (Generalstab) oder Heeresteils (Regimentsstab). Dazu gehörte auch der Feldgeistliche des Regiments. Die Bedeutung ergibt sich metonymisch: Der Stab war das Zeichen der Amts- und insbesondere der militärischen Obergewalt. Der „Unterstab“ umfasste dagegen die rangniedrigeren Dienstränge. Je nach Rang wuchs auch der Umfang des Stabes Stab: die Gesamtheit der höheren Offiziere eines Heeres (Generalstab) oder Heeresteils (Regimentsstab). Dazu gehörte auch der Feldgeistliche des Regiments. Der „Unterstab“ umfasste dagegen die rangniedrigeren Dienstränge. Je nach Rang wuchsen auch der Umfang des Stabes und damit die Belastung bei Einquartierungen. Vgl. die Lebensmittelmengen, die der Stab Piccolominis 1635 in Dülken beanspruchte; ARBEITSGRUPPE VIERSEN, S. 90.

[6] Gerardo Graf d’Arco [1611-1655], kaiserlicher Obrist.

[7] Regiment: Größte Einheit im Heer, aber mit höchst unterschiedlicher Stärke: Für die Aufstellung eines Regiments waren allein für Werbegelder, Laufgelder, den ersten Sold und die Ausrüstung 1631 bereits ca. 135.000 fl. notwendig. Zum Teil wurden die Kosten dadurch aufgebracht, dass der Obrist Verträge mit Hauptleuten abschloss, die ihrerseits unter Androhung einer Geldstrafe eine bestimmte Anzahl von Söldnern aufbringen mussten. Die Hauptleute warben daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. Wegen der z. T. immensen Aufstellungskosten kam es vor, dass Obristen die Teilnahme an den Kämpfen mitten in der Schlacht verweigerten, um ihr Regiment nicht aufs Spiel zu setzen. Der jährliche Unterhalt eines Fußregiments von 3.000 Mann Soll-Stärke wurde mit 400- 450.000 fl. eines Reiterregiments von 1.200 Mann mit 260.-300.000 fl. angesetzt. Zu den Soldaufwendungen für die bayerischen Regimenter vgl. GOETZ, Kriegskosten Bayerns, S. 120ff.; KAPSER, Kriegsorganisation, S. 277ff. Ein Regiment zu Fuß umfasste de facto bei den Kaiserlichen zwischen 650 und 1.100, ein Regiment zu Pferd zwischen 320 und 440, bei den Schweden ein Regiment zu Fuß zwischen 480 und 1.000 (offiziell 1.200 Mann), zu Pferd zwischen 400 und 580 Mann, bei den Bayerischen 1 Regiment zu Fuß zwischen 1.250 und 2.350, 1 Regiment zu Roß zwischen 460 und 875 Mann. Das Regiment wurde vom Obristen aufgestellt, von dem Vorgänger übernommen und oft vom seinem Obristleutnant geführt. Über die Ist-Stärke eines Regiments lassen sich selten genaue Angaben finden. Das kurbrandenburgische Regiment Carl Joachim v. Karberg [Kerberg] sollte 1638 sollte auf 600 Mann gebracht werden, es kam aber nie auf 200. Karberg wurde der Prozess gemacht, er wurde verhaftet und kassiert; OELSNITZ, Geschichte, S. 64. Als 1644 der kaiserliche Generalwachtmeister Johann Wilhelm v. Hunolstein die Stärke der in Böhmen stehenden Regimenter feststellen sollte, zählte er 3.950 Mann, die Obristen hatten 6.685 Mann angegeben. REBITSCH, Gallas, S. 211; BOCKHORST, Westfälische Adlige.

[8] Matthias [Matteo] [di] Gallas [Galas, Galasso], Graf v. Campo, Herzog v. Lucera] [17.10.1588 Trient-25.4.1647 Wien], kaiserlicher Generalleutnant. Vgl. REBITSCH, Matthias Gallas; KILIÁN, Johann Matthias Gallas.

[9] Leibkompanie: Mit Leibkompanie oder Obrist-Kompanie wurde im 17. und 18. Jahrhundert die erste Kompanie eines Regiments bezeichnet. Der Obrist und Inhaber des Regiments war gleichzeitig Inhaber der Leibkompanie, was ihm durch die Kompaniewirtschaft zusätzliche Einnahmen verschaffte. Das gleiche galt für die Kompanie (Oberstleutnants-Kompanie), deren Inhaber sein Stellvertreter (Obristleutnant) war, später auch für die Kompanie eines Majors (Majors-Kompanie). Diese Kompanien wurden aber tatsächlich geführt von einem Kapitänleutnant oder StabsKapitän, die im Rang unter einem Hauptmann standen, der gleichzeitig Inhaber einer Kompanie war [wikipedia].

[10] Pest: Eine während des gesamten Krieges immer wieder auftretende Seuche war die Pest (die „zur frühen Neuzeit wie das Amen in der Kirche“ gehörte, ULBRICHT, Seuche, S. 10) als demographische Katastrophe für einzelne Landstriche, von HAPPE [mdsz.thulb.uni-jena.de: I 87r] und seinen Zeitgenossen neben Krieg und Hunger zu den drei Hauptstrafen Gottes gerechnet; vgl. dazu auch LANG, Pestilentz, S. 133 f. Truppenbewegungen, Zerstörungen, Hungerkrisen bzw. chronische Unterernährung, mangelnde Hygiene etc. trugen zur Verbreitung der Pest bei, die in vier Formen auftrat: 1. die abortive Pest als „leichte“ Variante: Symptome waren leichtes Fieber sowie Anschwellen der Lymphdrüsen. War die Infektion überstanden, wurden Antikörper gebildet, die eine etwa 10 Jahre anhaltende Immunisierung gegen die drei anderen Formen bildete. MARX mdsz.thulb.uni-jena.de] starb 10 Jahre nach der Pest von 1625 an der Pest von 1635. 2. die Beulenpest (Bubonenpest nach griech. bubo = Beule), die nach ca. 9 Tagen zum Tod führen konnte, wenn der Erreger ins Blut eintrat, die Letalität konnte zwischen 60-80 % liegen). Die Ansteckungszeit lag zwischen wenigen Stunden und etwa einer Woche, Symptome waren Kopf- und Gliederschmerzen, Fieber, Benommenheit, Schlaflosigkeit, später treten Bewusstseinsstörungen und Ohnmachtsanfälle auf. Im Bereich des Flohbisses bildeten sich stark anschwellende und äußerst schmerzhafte Beulen am Hals, an den Leisten und Achselhöhlen. Diese Beulen erreichten eine Größe von ca. 10 cm und waren durch die die Blutungen in den Lymphknoten dunkelblau bis schwarz eingefärbt. Sie fielen nach Vereiterung in sich zusammen. Die Beulenpest an sich war nicht tödlich, da die Beulen von selbst abheilen konnten. Das Aufschneiden der Beulen war insofern gefährlich, da die Bakterien über das Blut in andere Organe gelangen konnten. Bei den unbehandelten Patienten kam es wohl bei 30-50 %r zur gefährlichen Lungenpest. Die Beulenpest verbreitete sich im Winter kältebedingt langsamer als im Sommer und erreichte ihren Höhepunkt im Herbst. 3. die Pestsepsis (Pestseptikämie), wenn die Bakterien in die Blutbahn eintraten, entweder über offene Wunden oder beim Platzen der Pestbeulen nach innen. Symptome waren hier hohes Fieber, Kopfschmerzen, Anfälle von Schüttelfrost, danach kam es zu größeren Haut- und Organblutungen. Der Tod trat bei Nichtbehandelten wohl spätestens nach 36 Stunden auf. 4. die Lungenpest, bei der die Erreger durch die Pestsepsis in die Lunge kamen oder von Mensch zu Mensch durch Tröpfcheninfektion übertragen wurde, bei der der Tod angeblich in 24 Stunden, zumeist aber unbehandelt in 2 bis 5 Tagen eintrat und die eine Letalität von 95 % hatte. Angeblich konnte man sich in nur 1 bis 2 Tagen anstecken. Symptome waren eine starke Atemnot, Husten, blaue Lippen und blutiger Auswurf. Das führt zu einem Lungenödem, verbunden mit dem Zusammenbruch des Kreislaufs. MARX’ Angaben [mdsz.thulb.uni-jena.de] lassen vermuten, dass es sich bei der Pest von 1625 um die Beulenpest gehandelt haben muss. Geschlecht, sozialer Status und Ernährung waren Determinanten, die über Ansteckung und Abwehrkräfte entschieden. Der Pestbazillus wurde durch Rattenflöhe, Wanzen, Läuse und andere Parasiten übertragen. Das Bakterium blieb z. B. in Flohkot, Staub, Kleidung, Pelzen, Wasser und Erde wochenlang virulent. Zumindest scheint man in Erfurt 1625 recht sorglos mit der Ansteckungsgefahr umgegangen zu sein, HEUBEL, S. 42 [mdsz.thulb.uni-jena.de]. Möglicherweise hatte der Rat jedoch durch eine strenge Quarantäne von vierzig Tagen Versorgungsengpässe befürchtet und wollte die Handelsbeziehungen nicht gefährden. Zur Pest in Wismar (1630) heißt es: BALCK, Wismar, S. 50f.: „Auf Wallensteins Anordnung wurden Gegenmaßregeln getroffen: Der Stadtsyndikus erhielt den Auftrag zur Beschaffung der notwendigen Heilmittel, außerdem wurde ein Pestbarbier angenommen, die infizierten Häuser, Buden und Keller wurden gesperrt, Pflegerinnen und auch besondere Totengräber bestellt. Trotzdem erlosch die Seuche nicht, was man vor allem auf die Fahrlässigkeit und Gleichgültigkeit der Soldaten schob. Sie begruben ihre Toten zum Teil selbst, Kranke stiegen aus den Fenstern ihres Quartiers und besuchten Gesunde, die ihrerseits auch wieder zu den Kranken kamen; ja sie nahmen sogar die Kleider der Gestorbenen an sich. Deshalb wurden auf Wengerskys Befehl vom 4./14. Januar 1630 die Kranken durch besondere Abzeichen kenntlich gemacht, ferner von jedem Regiment ein Feldscherer bestellt und, soweit nötig, die infizierten Häuser durch Posten bewacht. Am 16. August 1630 ordnete schließlich [der kaiserliche Kommandierende; BW] Gramb an, daß 12 wüste Häuser, auf jede Kompagnie eins, bestimmt werden sollten, in denen dann die infizierten Soldaten zu isolieren seien“.Aus Schweinfurt wird 1628 berichtet; HAHN, Chronik 2. Theil, S. 377 (Datierung nach dem a. St.): „Der Rath ließ am 27. December bekannt machen: Daß diejenigen, welche mit der jetzt grassirenden Pest entweder persönlich angesteckt, oder nur aus angesteckten Häusern und Orten wären; sich der gemeinen Badstuben und anderer gemeinen Versammlungen äussern und enthalten sollten“. Auf die seltsamste Weise versuchte man sich übrigens damals vor Ansteckung zu schützen: So legte man frisches, warmes Brot auf die Toten und im Sterbezimmer wurden Zwiebeln aufgehängt, da man glaubte, beides ziehe das Pestgift aus der Luft“ [http://www.schweinfurtfuehrer.de/geschichte/1600-1700]. Die Kurfürsten äußerten im Oktober 1630 ihre Befürchtungen, die aus Italien zurückkehrenden Soldaten würden Pest und Syphilis mitbringen; TOEGEL, Der Schwedische Krieg, Nr. 33, S. 32. Allerdings scheint die in der Forschung vertretene Meinung, dass gerade die unteren Schichten die Angst vor der Pest beiseite geschoben hätten (ULBRICHT, Seuche, S. 44), so nicht stimmig. Mehr als 50 Pestheilige, angeführt von den Heiligen Sebastian und Rochus, wurden angerufen. Gebet, Frömmigkeit, Sittenreinheit und Liebe zu Gott galten aus theologischer Sicht als wirksamer Schutz vor der Pest. Man glaubte sich durch die Umwicklung mit Stroh auch der Leichen vor der Ansteckung mit der Pest schützen zu können. HAHN, Chronik 2. Teil, S. 375 (Schweinfurt 1627): „Von dem Rathe dahier wurde am 4. December beschlossen, dass alle an der Pest Gestorbene bey Nacht und ohne Procession begraben werden sollten“. Pestzeiten boten einen durchaus lukrativen Erwerb für die verachteten Totengräber, der von „ehrlichen“ Berufsgruppen ausgeübt wurde, da z. T. pro Begräbnis bis zu 20 Rt. (BRAUN, Marktredwitz, S. 52f.) verlangt wurde, aber auch von Angehörigen der ärmeren Bevölkerungsschicht. RUTHMANN, „Was damals fruchtbar und gebauet“, S. 78f. II. Zum Teil wurden ansteckende Krankheiten seit dem Mittelalter als „peste“ (z. B. die „Ungarische Krankheit“) bezeichnet. Vgl. die Ausführungen des Arztes Johann Gigas (1582-1635-1638; PRINZ, Johann Gigas), des Leibarztes v. Kurfürst Ferdinand von Köln u. des Osnabrücker Bischofs Franz Wilhelm von Wartenberg, der auch Anholt u. Tilly behandelte; SÖBBING, Eine Beschreibung, S. 13, 15: „10 Unnd weil die pest niemandt leichtlich angreifft, er sei dan dazu disponirt, daß ist, habe viel ungesunde feuchtigkeitenn bei sich, alß ist guet, bei gueter zeitt purgiren, aderlaßen, schwitzen etc., dan diese entwedder frey sein, oder aber lichtlich konnen errette[t] werden. 11 Hiezu ist auch gehoerigh mäßigh unnd zuchtigh lebenn, ordentliche diaet, naturlicher schlaeff, bewegungh des leibs, kunheit unnd zulaßige freuwde, dann die traurigenn unnd forchtsamen ins gemein die ersten sein. 12 Endtlich weill dießes alles von Godt, ist ein christlich eifferigh gebett, godtsehliges lebenn, meidungh der sunden, daß aller wrombste, soll nicht allein hinder, sondern warnen und allenhalben in acht genommen werden“. Vgl. die Beschreibung der Symptome bei dem erzgebirgischen Pfarrer u. Chronisten LEHMANN, der die Pest mehrfach erlebte: „Diese entsetzliche Seuche führt unzählig viel ungewöhnliche Zufälle und Beschwerden mit sich, nachdem das Gift und Patient beschaffen. Sie fället an mit ungewöhnlichem Frost, auch Schrecken und Schwindel, innerlicher Hitze und Unruhe, Mattigkeit in allen Gliedern, Hauptschmerzen, Rücken- und Seitenstechen, schwerem Odem, hitzigen Augen, Vertrocknung des Mundes, brennendem Durst, Blutstürzen, Achsel-, Ohren- und Seitenschmerzen. Sonderlich ist dabei große Herzensangst, Traurigkeit, Ohnmacht, tiefer Schlaf oder stetes Wachen und Rasen. Der Magen empfindet vom giftigen Ferment lauter Unlust, Aufstoßen, Erbrechen, Durchlauf, daher erfolgen oft gefährliche Spasmi, Konvulsionen, Schwindel, Fresel [Krämpfe; BW], Zittern und Schlagflüsse. Es schießen Karfunkel und Branddrüsen auf in den Weichen, unter den Achseln, hinter den Ohren. Die mühlselige Natur ängstigt sich, daß allerhand rote, gelbe, grüne, blaue, dunkelbraune Giftflecken ausschlagen. Das Angesicht wird ungestalt, gilbicht und grünlicht, der Puls schlägt hitzig, zitternd, unordentlich, die Glieder erkalten oft, es bricht die Herzensangst mit großem Schweiß aus, und zeigen die Schmerzen, Stiche, Flecken, Schlag, Wüten, Toben, Drüsen und Schwären, Urin und Exkremente an, welche innerlichen Hauptgliedmaßen am meisten leiden müssen. Ist also kein Wunder, daß die Pest, nachdem sie mit einem und anderm Zufall auf das schrecklichste grassieret, so vielerlei Namen führet“. LEHMANN, Erzgebirgsannalen, S. 96ff. 1624 ließ sich der Stadtmedikus in Neumarkt (Oberpfalz) durch die beiden Nürnberger Pestilentiarii über die Erscheinungsformen der in Nürnberg ausgebrochenen Pest informieren: „Das pestilenzialische Contagium dieser Stadt ist theils ein unmittelbares, theils ein mittelbares. Uebrigens weil bei den praktischen Aerzten das durch Gegenstände verbreitete Kontagium wie das in Distanz wirkende gleichmässige Kontagium genannt wird (denn man gebraucht es sowohl zur Bezeichnung eines Ansteckungsstoffes als auch der infizirten Luft), so ist zu bemerken, dass wir unter demselben nichts anderes verstehen, als einen Krankheits-Herd (Fomes). Das Pest ‚Miasma‘ ist Gott Lob bei uns zur Zeit nicht durch die Luft verbreitet worden. Daher ergreift die Pest die Menschen bei uns entweder durch einen besonderen Zunder (Fomes) oder durch unmittelbare Berührung. Auf die erste Weise nahm die Krankheit ihren Anfang, auf die zweite gewann sie Verbreitung. Was die Kranken selbst betrifft, so werden diese meist gleich vom Anfang an von einer bedeutenden Hinfälligkeit ergriffen mit Gefühl von Frost oder Hitze, Brechreiz, wirklichem Erbrechen und zuweilen von Bewusstlosigkeit, worauf sich in Kürze Anthraces und Bubonen, theils von verschiedener Farbe, theils von der Farbe der Haut selbst bilden. Doch sind diese Symptome nicht bei allen gleich, sondern verschieden, je nachdem diese oder jene Theile zuerst mit dem Ansteckungsstoff in Berührung kommen. Denn einige werden mit Kopfschmerz, Hinfälligkeit, Ohnmacht befallen, andere klagen über unstillbaren Durst, Fieberhitze und Schlaflosigkeit, auf welche bald Delirien folgen, wieder bei anderen erscheinen sogleich die charakteristischen Zeichen der Pest und zwar oft ohne die den Pestbeulen gewöhnlich vorhergehenden heftigen Schmerzen. Bei einigen Pestkranken entstanden unter den Erscheinungen der Euphorie Abscesse, bei anderen war damit unter heftige Ohnmacht verbunden. Bei einigen beobachtete man bloss Anthraces, bei anderen traten Anthraces und Bubonen zugleich auf. Diejenigen, bei welchen in entfernteren Theilen, z. B. der Leistengegend, Bubonen ausbrachen, wurden fast alle geheilt, während die, bei denen sie auf der Schulter oder der Brust ausbrachen, fast alle starben. Nicht selten trat übrigens der Tod plötzlich, unter scheinbar günstigen Symptomen ein, aber eben so oft sah man auch solche, welche durch die Heftigkeit der Erscheinungen in der äussersten Lebensgefahr zu schweben schienen, gegen alle Erwartung der Gefahr entrinnen und genesen. So gross ist die Täuschung und Bösartigkeit dieser Krankheit“. 1631 erhielt der „Pestilential-Chirurgus“ in Zwickau lediglich freie Wohnung und wöchentlich 1 ½ Rtlr.; HERZOG, Chronik von Zwickau 2. Bd., S. 417.

[11] Insolentien: Unverschämtheiten.

[12] SCHORER, Memminger Chronick, S. 145.

[13] Obrist: I. Regimentskommandeur oder Regimentschef mit legislativer und exekutiver Gewalt, „Bandenführer unter besonderem Rechtstitel“ (ROECK, Als wollt die Welt, S. 265), der für Bewaffnung und Bezahlung seiner Soldaten und deren Disziplin sorgte, mit oberster Rechtsprechung und Befehlsgewalt über Leben und Tod. Dieses Vertragsverhältnis mit dem obersten Kriegsherrn wurde nach dem Krieg durch die Verstaatlichung der Armee in ein Dienstverhältnis umgewandelt. Voraussetzungen für die Beförderung waren (zumindest in der kurbayerischen Armee) richtige Religionszugehörigkeit (oder die Konversion), Kompetenz (Anciennität und Leistung), finanzielle Mittel (die Aufstellung eines Fußregiments verschlang 1631 in der Anlaufphase ca. 135.000 fl.) und Herkunft bzw. verwandtschaftliche Beziehungen (Protektion). Der Obrist ernannte die Offiziere. Als Chef eines Regiments übte er nicht nur das Straf- und Begnadigungsrecht über seine Regimentsangehörigen aus, sondern er war auch Inhaber einer besonderen Leibkompanie, die ein Kapitänleutnant als sein Stellvertreter führte. Ein Obrist erhielt in der Regel einen Monatssold von 500-800 fl. je nach Truppengattung. Daneben bezog er Einkünfte aus der Vergabe von Offiziersstellen. Weitere Einnahmen kamen aus der Ausstellung von Heiratsbewilligungen, aus Ranzionsgeldern – 1/10 davon dürfte er als Kommandeur erhalten haben – , Verpflegungsgeldern, Kontributionen, Ausstellung von Salvagardia-Briefen – die er auch in gedruckter Form gegen entsprechende Gebühr ausstellen ließ – und auch aus den Summen, die dem jeweiligen Regiment für Instandhaltung und Beschaffung von Waffen, Bekleidung und Werbegeldern ausgezahlt wurden. Da der Sold teilweise über die Kommandeure ausbezahlt werden sollten, behielten diese einen Teil für sich selbst oder führten „Blinde“ oder Stellen auf, die aber nicht besetzt waren. Auch ersetzten sie zum Teil den gelieferten Sold durch eine schlechtere Münze. Zudem wurde der Sold unter dem Vorwand, Ausrüstung beschaffen zu müssen, gekürzt oder die Kontribution unterschlagen. Vgl. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabruggischenn handlung, S. 277: „Wir burger mußen alle wochen unse contribution zahlen, die obristen nehmmens geldt zu sich, und die gemeinen soldaten mußen hunger leyden“. Der Austausch altgedienter Soldaten durch neugeworbene diente dazu, ausstehende Soldansprüche in die eigene Tasche zu stecken. Zu diesen „Einkünften“ kamen noch die üblichen „Verehrungen“, die mit dem Rang stiegen und nicht anderes als eine Form von Erpressung darstellten, und die Zuwendungen für abgeführte oder nicht eingelegte Regimenter („Handsalben“) und nicht in Anspruch genommene Musterplätze; abzüglich allerdings der monatlichen „schwarzen“ Abgabe, die jeder Regimentskommandeur unter der Hand an den Generalleutnant oder Feldmarschall abzuführen hatte; Praktiken, die die obersten Kriegsherrn durchschauten. Zudem erbte er den Nachlass eines ohne Erben und Testament verstorbenen Offiziers. Häufig stellte der Obrist das Regiment in Klientelbeziehung zu seinem Oberkommandierenden auf, der seinerseits für diese Aufstellung vom Kriegsherrn das Patent erhalten hatte. Der Obrist war der militärische ‚Unternehmer‘, die eigentlich militärischen Dienste wurden vom Major geführt. Das einträgliche Amt – auch wenn er manchmal „Gläubiger“-Obrist seines Kriegsherrn wurde – führte dazu, dass begüterte Obristen mehrere Regimenter zu errichten versuchten (so verfügte Werth zeitweise sogar über 3 Regimenter), was Maximilian I. von Bayern nur selten zuließ oder die Investition eigener Geldmittel von seiner Genehmigung abhängig machte. Im April 1634 erging die kaiserliche Verfügung, dass kein Obrist mehr als ein Regiment innehaben dürfe; ALLMAYER-BECK; LESSING, Kaiserliche Kriegsvölker, S. 72. Die Möglichkeiten des Obristenamts führten des Öfteren zu Misshelligkeiten und offenkundigen Spannungen zwischen den Obristen, ihren karrierewilligen Obristleutnanten (die z. T. für minderjährige Regimentsinhaber das Kommando führten; KELLER, Drangsale, S.388) und den intertenierten Obristen, die auf Zeit in Wartegeld gehalten wurden und auf ein neues Kommando warteten. Zumindest im schwedischen Armeekorps war die Nobilitierung mit dem Aufstieg zum Obristen sicher. Zur finanziell bedrängten Situation mancher Obristen vgl. dagegen OMPTEDA, Die von Kronberg, S. 555. Da der Obrist auch militärischer Unternehmer war, war ein Wechsel in die besser bezahlten Dienste des Kaisers oder des Gegners relativ häufig. Der Regimentsinhaber besaß meist noch eine eigene Kompanie, so dass er Obrist und Hauptmann war. Auf der Hauptmannsstelle ließ er sich durch einen anderen Offizier vertreten. Ein Teil des Hauptmannssoldes floss in seine eigenen Taschen. Ertragreich waren auch Spekulationen mit Grundbesitz oder der Handel mit (gestohlenem) Wein (vgl. BENTELE, Protokolle, S. 195), Holz, Fleisch oder Getreide. II. Manchmal meint die Bezeichnung „Obrist“ in den Zeugnissen nicht den faktischen militärischen Rang, sondern wird als Synonym für „Befehlshaber“ verwandt. Vgl. KAPSER, Heeresorganisation, S. 101ff.; REDLICH, German military enterpriser; DAMBOER, Krise; WINKELBAUER, Österreichische Geschichte Bd. 1, S. 413ff.

[14] Dragoner (frz. dragon): leichter Reiter, der auch zu Fuß focht, benannt nach den mit Drachenkopf (dragon) verzierten Reiterpistolen, nach KEITH, Pike and Shot Tactics, S. 24, aus dem Holländischen „dragen“ bzw. „tragen“. Der Dragoner war ein berittener Infanterist (der zum Gefecht absaß), da das Pferd zu schlecht war, um mit der Kavallerie ins Gefecht reiten zu können. Berneck, Geschichte der Kriegskunst, S. 136. Auch äußerlich war der Dragoner nicht vom Infanteristen zu unterscheiden. Zudem verfügte in der schwedischen Armee 1631/32 etwa nur die Hälfte der Dragoner überhaupt über ein Pferd. Oft saßen daher zwei Dragoner auf einem Pferd. Falls überhaupt beritten, wurden die Dragoner als Vorhut eingesetzt, um die Vormarschwege zu räumen und zu sichern. Zum Teil wurden unberittene Dragoner-Einheiten im Kampf auch als Musketiere eingesetzt. „Arbeiter zu Pferd“ hat man sie genannt. Eine Designation vom 13.7.1643 über die Verwendung des Werbegeldes bzw. die Abrechnung für einen Dragoner stellt 44 Gulden 55 Kreuzer in Rechnung. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd.

[15] Gil [Gilles, Gilli, Chill] de [di] Haes [Hasi, Haas, Haß, Hasa, Hassia, „Schillerhaas“] [22.4.1597-1657], bayerischer, kaiserlicher Feldmarschallleutnant.

[16] Ostheim v. d. Rhön [LK Rhön-Grabfeld]; HHSD VII, S. 565f.

[17] LANG, Der Kleinkrieg, S. 119.

[18] Wilhelm Otto Graf v. Nassau-[Katzenelnbogen]Siegen [1607-24.8.1641], Obrist in staatischen, dann in weimarischen Diensten.

[19] Fulda; HHSD IV, S. 154ff.

[20] Oberwiesenthal [Erzgebirgskreis]; HHSD VIII, S. 261.

[21] Fischbach, heute Ortsteil von Schleusingen [LK Hildburghausen].

[22] Ober- und Untermaßfeld [Kr. Meiningen]; HHSD IX, S. 319ff.

[23] Malter: 1 Malter Korn = 117, 64 Liter (Ostheim).

[24] Mellrichstadt [LK Rhön-Grabfeld]; HHSD VII, S. 438f.

[25] Römhild [Kr. Hildburghausen]; HHSD IX, S. 353ff.

[26] [Bad] Salzungen [Wartburgkreis]; HHSD IX, S. 36ff.

[27] Lichtenburg [Gde. Ostheim v. d. Rhön, LK Rhön-Grabfeld]; HHSD VII, S. 407f.

[28] Themar [LK Hildburghausen]; HHSD IX, S. 436f.

[29] Schwedentrunk: Die Foltermethode des „Schwedischen Trunkes“ (auch „Wasserfüllen“ genannt) wurde erstmals von spanischen Elitetruppen, dann von kaiserlich-ligistischen Soldaten im Dreißigjährigen Krieg praktiziert (der Pfarrer Johann Daniel Minck [1611-1664] aus Groß-Bieberau; KUNZ; LIZALEK, Südhessische Chroniken, S. 253) und von den Schweden übernommen: Die Soldaten flößten ihren Opfern Wasser und/oder Jauche ein und sprangen ihnen anschließend auf den durch Fäulnisgase aufgeblähten Bauch. Dies ließ die inneren Organe zerplatzen und führte nicht selten zum Tod. Eine zeitgenössische Beschreibung liefert der Abt Veit Höser (1577 – 1634) von Oberaltaich bei Straubing: „Dieser Trunk sieht so aus. Sie fesseln ihrem Opfer die Hände auf dem Rücken, binden ihm die Füße zusammen und werfen ihn rücklings auf den Boden. Einen Besenstiel (baculum scopiarium) oder irgendeinen anderen zwei Daumen dicken Stock, den sie gerade zur Hand haben, stoßen sie dem auf der Erde liegenden Opfer in den Mund. Dies geschieht zuweilen mit solcher Wut und Gewalt, dass sie dem sich wehrenden Menschen die Zähne einschlagen oder abbrechen. Haben sie ihm so den Stiel in den Mund getrieben, nehmen sie kaltes oder heißes Wasser, Bier oder Lauge (Waschwasser, Lotium), einfach eine irgendeine vorhandene Flüssigkeit mit einer dicken Jauchebrühe, Menschenkot, wie es ihnen eben gerade ihr Mutwille eingibt. Diesen stinkenden Trunk lassen sie an dem aufrecht stehenden Besenstiel hinabrieseln und in den Mund und den Schlund des auf dem Rücken liegenden Opfers. Sie flößen ihm das Getränk unausgesetzt und so reichlich ein, dass der Bauch wie bei Wassersüchtigen anschwillt. Erst wenn sie sehen, dass ihr Opfer jeden Augenblick ersticken muß, ziehen sie ihm den Stiel wieder heraus. Dann springen sie mit angezogenen Beinen plumpsend auf den aufgeschwollenen Bauch. Durch diesen Druck beim Draufspringen muß der zur Strafe (für den nicht begangenen Verrat) eingeflößte übrige Trunk zur noch größeren Strafe und Marter wie aus einem Springbrunnen aus dem Munde herausspringen. Er wird mit viel Blut vermengt überreichlich erbrochen“ (SIGL, Wallensteins Rache, S. 127; ferner STEGER, jetzt ist die Flucht angangen, S. 51f.; „Der Dreissigjährige Krieg am Oberrhein“. KLUGE, Hofer Chronik, S. 163: hier heisst es z. B. „mit wasser zu todt gefült“. Allerdings wurde der Schwedentrunk auch von Bauern an gefangenen (hier ungarischen) Soldaten wie in Zeitz angewandt; BOTHE, Zeitz, S. 352. Nach der 1. Schlacht bei Breitenfeld nannte man den verwendeten Kot auch „Sächsisch Confect“. ZEITFUCHS, Stolberg, S. 284.

[30] Sachsendorf, heute Ortsteil von Sachsenbrunn [LK Hildburghausen).

[31] Hirschendorf, heute Ortsteil von Eisfeld [LK Hildburghausen].

[32] Schirnrod, heute Ortsteil von Sachsenbrunn [LK Hildburghausen).

[33] Crock, heute Ortsteil von Auengrund [LK Hildburghausen]; HHSD IX, S. 73.

[34] Eisfeld [LK Hildburghausen]; HHSD IX, S. 98f.

[35] Heldburg [LK Hildburghausen]; HHSD IX, S. 192f.

[36] Bad Rodach [LK Coburg, OFr.]; HHSD VII, S. 628.

[37] Ummerstadt [LK Hildburghausen]; HHSD IX, S. 446.

[38] Barchfeld [Wartburgkreis]; HHSD IX, S. 40.

[39] schwedische Armee: Trotz des Anteils an ausländischen Söldnern (ca. 85 %; nach GEYSO, Beiträge II, S. 150, Anm., soll Banérs Armee 1625 bereits aus über 90 % Nichtschweden bestanden haben) als „schwedisch-finnische Armee“ bezeichnet. Die Unterscheidung zwischen der „Royal-Armee“, die v. Gustav II. Adolf selbst geführt wurde, u. den v. den Feldmarschällen seiner Konföderierten geführten „bastanten“ Armeen erscheint angesichts der Operationen der letzteren überflüssig. Nach LUNDKVIST, Kriegsfinanzierung, S. 384, betrug der Mannschaftsbestand (nach altem Stil) im Juni 1630 38.100, Sept. 1631 22.900, Dez. 1631 83.200, Febr./März 1632 108.500, Nov. 1632 149.200 Mann; das war die größte paneuropäische Armee vor Napoleon. 9/10 der Armee Banérs stellten deutsche Söldner; GONZENBACH, Der General Hans Ludwig von Erlach von Castelen II, S. 130. Schwedischstämmige stellten in dieser Armee einen nur geringen Anteil der Obristen. So waren z. B. unter den 67 Generälen und Obristen der im Juni 1637 bei Torgau liegenden Regimenter nur 12 Schweden; die anderen waren Deutsche, Finnen, Livländern, Böhmen, Schotten, Iren, Niederländern und Wallonen; GENTZSCH, Der Dreißigjährige Krieg, S. 208. Vgl. die Unterredung eines Pastors mit einem einquartierten „schwedischen“ Kapitän, Mügeln (1642); FIEDLER, Müglische Ehren- und Gedachtnis-Seule, S. 208f.: „In dem nun bald dieses bald jenes geredet wird / spricht der Capitain zu mir: Herr Pastor, wie gefället euch der Schwedische Krieg ? Ich antwortet: Der Krieg möge Schwedisch / Türkisch oder Tartarisch seyn / so köndte er mir nicht sonderlich gefallen / ich für meine Person betete und hette zu beten / Gott gieb Fried in deinem Lande. Sind aber die Schweden nicht rechte Soldaten / sagte der Capitain / treten sie den Keyser und das ganze Römische Reich nicht recht auff die Füsse ? Habt ihr sie nicht anietzo im Lande ? Für Leipzig liegen sie / das werden sie bald einbekommen / wer wird hernach Herr im Lande seyn als die Schweden ? Ich fragte darauff den Capitain / ob er ein Schwede / oder aus welchem Lande er were ? Ich bin ein Märcker / sagte der Capitain. Ich fragte den andern Reuter / der war bey Dreßden her / der dritte bey Erffurt zu Hause / etc. und war keiner unter ihnen / der Schweden die Zeit ihres Lebens mit einem Auge gesehen hette. So haben die Schweden gut kriegen / sagte ich / wenn ihr Deutschen hierzu die Köpffe und die Fäuste her leihet / und lasset sie den Namen und die Herrschafft haben. Sie sahen einander an und schwiegen stille“. Vgl. auch das Streitgespräch zwischen einem kaiserlich und einem schwedisch Gesinnten „Colloquium Politicum“ (1632). Zur Fehleinschätzung der schwedischen Armee (1642): FEIL, Die Schweden in Oesterreich, S. 355, zitiert [siehe VD17 12:191579K] den Jesuiten Anton Zeiler (1642): „Copey Antwort-Schreibens / So von Herrn Pater Antoni Zeylern Jesuiten zur Newstadt in under Oesterreich / an einen Land-Herrn auß Mähren / welcher deß Schwedischen Einfalls wegen / nach Wien entwichen / den 28 Junii An. 1642. ergangen : Darauß zu sehen: I. Wessen man sich bey diesem harten und langwürigen Krieg in Teutschland / vornemlich zutrösten habe / Insonderheit aber / und für das II. Was die rechte und gründliche Ursach seye / warumb man bißher zu keinem Frieden mehr gelangen können“. a. a. O.: „Es heisst: die Schweden bestünden bloss aus 5 bis 6000 zerrissenen Bettelbuben; denen sich 12 bis 15000 deutsche Rebellen beigesellt. Da sie aus Schweden selbst jährlich höchstens 2 bis 3000 Mann ‚mit Marter und Zwang’ erhalten, so gleiche diese Hilfe einem geharnischten Manne, der auf einem Krebs reitet. Im Ganzen sei es ein zusammengerafftes, loses Gesindel, ein ‚disreputirliches kahles Volk’, welches bei gutem Erfolge Gott lobe, beim schlimmen aber um sein Erbarmen flehe“. Im Mai 1645 beklagte Torstensson, dass er kaum noch 500 eigentliche Schweden bei sich habe, die er trotz Aufforderung nicht zurückschicken könne; DUDÍK, Schweden in Böhmen und Mähren, S. 160.

[40] Kriegsgefangene: Zur Gefangennahme vgl. die Reflexionen bei MAHR, Monro, S. 46: „Es ist für einen Mann besser, tüchtig zu kämpfen und sich rechtzeitig zurückzuziehen, als sich gefangennehmen zu lassen, wie es am Morgen nach unserem Rückzug vielen geschah. Und im Kampf möchte ich lieber ehrenvoll sterben als leben und Gefangener eines hartherzigen Burschen sein, der mich vielleicht in dauernder Haft hält, so wie viele tapfere Männer gehalten werden. Noch viel schlimmer ist es, bei Gefangennahme, wie es in gemeiner Weise immer wieder geübt wird, von einem Schurken nackt ausgezogen zu werden, um dann, wenn ich kein Geld bei mir habe, niedergeschlagen und zerhauen, ja am Ende jämmerlich getötet zu werden: und dann bin ich nackt und ohne Waffen und kann mich nicht verteidigen. Mein Rat für den, der sich nicht entschließen kann, gut zu kämpfen, geht dahin, daß er sich dann wenigstens je nach seinem Rang gut mit Geld versehen soll, nicht nur um stets selbst etwas bei sich zu haben, sondern um es an einem sicheren Ort in sicheren Händen zu hinterlegen, damit man ihm, wenn er gefangen ist, beistehen und sein Lösegeld zahlen kann. Sonst bleibt ihm nichts anderes übrig, als sich zu entschließen, in dauernder Gefangenschaft zu bleiben, es sei denn, einige edle Freunde oder andere haben mit ihm Mitleid“. Nach Lavater, Kriegs-Büchlein, S. 65, hatten folgende Soldaten bei Gefangennahme keinerlei Anspruch auf Quartier (Pardon): „wann ein Soldat ein eysen, zinne, in speck gegossen, gekäuete, gehauene oder gevierte Kugel schiesset, alle die gezogene Rohr und französische Füse [Steinschloßflinten] führen, haben das Quartier verwirkt. Item alle die jenigen, die von eysen geschrotete, viereckige und andere Geschröt vnd Stahel schiessen, oder geflammte Dägen, sollt du todt schlagen“. Leider reduziert die Forschung die Problematik der de facto rechtlosen Kriegsgefangenen noch immer zu einseitig auf die Alternative „unterstecken“ oder „ranzionieren“. Der Ratsherr Dr. Plummern berichtet (1633); SEMLER, Tagebücher, S. 65: „Eodem alß die von Pfullendorff avisirt, daß ein schwedischer reütter bei ihnen sich befinnde, hatt vnser rittmaister Gintfeld fünf seiner reütter dahin geschickht sollen reütter abzuholen, welliche ihne biß nach Menßlißhausen gebracht, allda in dem wald spolirt vnd hernach zu todt geschoßen, auch den bauren daselbst befohlen in den wald zu vergraben, wie beschehen. Zu gleicher zeit haben ettlich andere gintfeldische reütter zu Langen-Enßlingen zwo schwedische salvaguardien aufgehebt vnd naher Veberlingen gebracht, deren einer auß Pommern gebürtig vnd adenlichen geschlächts sein sollen, dahero weiln rittmaister Gintfeld ein gůtte ranzion zu erheben verhofft, er bei leben gelassen wird“. Der Benediktiner-Abt Gaisser berichtet zu 1633; STEMMLER, Tagebuch Bd. 1, S. 415: „Der Bürger August Diem sei sein Mitgefangener gewesen, für den er, falls er nicht auch in dieser Nacht entkommen sei, fürchte, daß er heute durch Aufhängen umkomme. Dieser sei, schon vorher verwundet, von den Franzosen an den Füßen in einem Kamin aufgehängt und so lange durch Hängen und Rauch gequält worden, bis das Seil wieder abgeschnitten worden sei und er gerade auf den Kopf habe herabfallen dürfen“. Soldaten mussten sich mit einem Monatssold freikaufen, für Offiziere gab es je nach Rang besondere Vereinbarungen zwischen den Kriegsparteien. Das Einsperren in besondere Käfige, die Massenhinrichtungen, das Vorantreiben als Kugelfang in der ersten Schlachtreihe, die Folterungen, um Auskünfte über Stärke und Bewegung des Gegners zu erfahren, die Hungerkuren, um die „Untersteckung“ zu erzwingen etc., werden nicht berücksichtigt. Frauen, deren Männer in Gefangenschaft gerieten, erhielten, wenn sie Glück hatten, einen halben Monatssold bis zwei Monatssolde ausgezahlt und wurden samt ihren Kindern fortgeschickt. KAISER, Kriegsgefangene; KROENER, Soldat als Ware. Die Auslösung konnte das eigene Leben retten; SEMLER, Tagebücher, S. 65: „Zu gleicher zeitt [August 1630] haben ettlich andere gintfeldische reütter zu Langen-Enßlingen zwo schwedische salvaguardien aufgehebt vnd nacher Veberlingen gebracht, deren einer auß Pommern gebürtig vnd adenlichen geschlächte sein sollen, dahero weiln rittmeister Gintfeld eine gůtte ranzion zu erheben verhofft, er bei leben gelassen worden“. Teilweise beschaffte man über sie Informationen; SEMLER, Tagebücher, S. 70 (1633): „Wie beschehen vnd seyn nahendt bei der statt [Überlingen; BW] vier schwedische reütter, so auf dem straiff geweßt, von vnsern tragonern betretten [angetroffen; BW], zwen darvon alsbald nidergemacht, zwen aber, so vmb quartier gebeten, gefangen in die statt herein gebracht worden. Deren der eine seines angebens Christian Schultheß von Friedland [S. 57] auß dem hertzogthumb Mechelburg gebürtig vnder der kayßerlichen armada siben jahr gedient vnd diesen sommer zu Newmarckht gefangen vnd vndergestoßen [am 30.6.1633; BW] worden: der ander aber von Saltzburg, vnderm obrist König geritten vnd zu Aichen [Aichach; BW] in Bayern vom feind gefangen vnd zum dienen genötiget worden. Vnd sagte der erste bei hoher betheurung vnd verpfändung leib vnd lebens, dass die schwedische vmb Pfullendorff ankomne vnd noch erwartende armada 24 regimenter starck, vnd werde alternis diebus von dem Horn vnd hertzogen Bernhard commandirt; führen 4 halb carthaunen mit sich vnd ettlich klainere veld stückhlin. Der ander vermainte, daß die armada 10.000 pferdt vnd 6.000 zu fůß starckh vnd der so geschwinde aufbruch von Tonawerd [Donauwörth; BW] in diese land beschehen seye, weiln man vernommen, dass die kayserische 8000 starckh in Würtemberg eingefallen“. Auf Gefangenenbefreiung standen harte Strafen. Pflummern hält in seinem Tagebuch fest: „Martij 24 [1638; BW] ist duca Federico di Savelli, so in dem letzsten vnglückhseeligen treffen von Rheinfelden den 3 Martij neben dem General von Wert, Enckefort vnd andern obristen vnd officiern gefangen vnd bis dahin zu Lauffenburg enthallten worden, durch hilff eines weibs auß: vnd den bemellten 24 Martij zu Baden [Kanton Aargau] ankommen, volgenden morgen nach Lucern geritten vnd von dannen nach Costantz vnd seinem vermellden nach fürter zu dem general Götzen ihne zu fürderlichem fortzug gegen den feind zu animirn passirt. Nach seinem außkommen seyn ein officier sambt noch einem soldaten wegen vnfleißiger wacht vnd der pfarherr zu Laufenburg neben seinem capellan auß verdacht, daß sie von deß duca vorhabender flucht waß gewüßt, gefänglich eingezogen, die gaistliche, wie verlautt, hart torquirt [gefoltert; BW], vnd obwoln sie vnschuldig geweßt, offentlich enthauptet; die ihenige fraw aber, durch deren hauß der duca sambt seinem camerdiener außkommen, vnd noch zwo personen mit růthen hart gestrichen worden“. Der Benediktoner-Abt Gaisser berichtet über die Verschiffung schwedischer Gefangener des Obristen John Forbes de Corse von Villingen nach Lindau (1633); STEMMLER, Tagebücher Bd. 1, S. 319: „Abschreckend war das Aussehen der meisten gemeinen Soldaten, da sie von Wunden entkräftet, mit eigenem oder fremdem Blute besudelt, von Schlägen geschwächt, der Kleider und Hüte beraubt, viele auch ohne Schuhe, mit zerrissenen Decken behängt, zu den Schiffen mehr getragen als geführt wurden, mit harter, aber ihren Taten angemessener Strafe belegt“. Gefangene waren je nach Vermögen darauf angewiesen, in den Städten ihren Unterhalt durch Betteln zu bestreiten. Sie wurden auch unter Offizieren als Geschenk gebraucht; KAISER, Wohin mit den Gefangenen ?, in: http://dkblog.hypotheses.org/108: „Im Frühsommer 1623 hatte Christian von Braunschweig, bekannt vor allem als ‚toller Halberstädter’, mit seinen Truppen in der Nähe Göttingens, also im Territorium seines älteren Bruders Herzog Friedrich Ulrich, Quartier genommen. In Scharmützeln mit Einheiten der Armee der Liga, die damals im Hessischen operierte, hatte er einige Gefangene gemacht. Was sollte nun mit diesen geschehen? Am 1. Juli a. St. wies er die Stadt Göttingen an, die gefangenen Kriegsknechte nicht freizulassen; vielmehr sollte die Stadt sie weiterhin ‚mit nottürfftigem vnterhalt’ versorgen, bis andere Anweisungen kämen. Genau das geschah wenige Tage später: Am 7. Juli a. St. erteilte Christian seinem Generalgewaltiger (d. h. der frühmodernen Militärpolizei) den Befehl, daß er ‚noch heutt vor der Sonnen vntergangk, viertzig dero zu Göttingen entthaltenen gefangenen Soldaten vom feinde, den Lieutenantt vnd Officiers außsgenommen, Laße auffhencken’. Um den Ernst der Anweisung zu unterstreichen, fügte er hinzu, daß dies ‚bei vermeidung vnser hochsten vngnad’ geschehen solle. Der Generalgewaltiger präsentierte daraufhin der Stadt Göttingen diesen Befehl; bei der dort überlieferten Abschrift findet sich auf der Rückseite die Notiz vom Folgetag: ‚Vff diesen Schein seindt dem Gewalthiger 20 Gefangene vff sein darneben mundtlich andeuten ausgevolgtt worden’. Der Vollzug fand also offenbar doch nicht mehr am 7. Juli, am Tag der Ausfertigung des Befehls, statt. Aber es besteht kaum ein Zweifel, daß zwanzig Kriegsgefangene mit dem Strang hingerichtet wurden. (StA Göttingen, Altes Aktenarchiv, Nr. 5774 fol. 2 Kopie; der Befehl an die Stadt Göttingen vom 1.7.1623 a.St. ebd. fol. 32 Ausf.)“. Bericht aus Stettin vom 8.4.1631; Relation Oder Bericht Auß Pommern. o. O. 1631: „Den 27. Martii sind alhier 108 gefangene eingebracht deren nach mehr folgen sollen / die werden alle in Schweden ins bergwerck gesand / das sie etwas redliches arbeiten lernen“. Teilweise wurden Gefangene auch unter den Offizieren verkauft; MÜHLICH; HAHN, Chronik 3. Bd., S. 607 (Schweinfurt 1645). Zur Problematik vgl. KAISER, Kriegsgefangene in der Frühen Neuzeit, S. 11-14. 1633 kostete die Auslösung bei der Kavallerie: Obrist 600 Rt. aufwärts, Obristleutnant 400 Rt., Obristwachtmeister 300 Rt., Rittmeister 200 Rt., Kapitänleutnant 70 Rt., Leutnant 60 Rt. bis 10 Rt. für einen Marketender, nach der Schlacht bei Jankau (1645) Obrist 500 Rt., Obristwachtmeister 300 Rt., Hauptmann 75 Rt., Kapitänleutnant und Leutnant 50 Rt.; GANTZER, Archivalien, S. 40f.

[41] Friedewald [Kr. Hersfeld]; HHSD IV, S. 149.

[42] LANG, Der Kleinkrieg, S. 119ff.

[43] GÜTHEN; SCHAUBACH, Poligraphia Meiningensis, S. 263.

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