Horrich [Horch], Wilhelm von [de]

Horrich [Horch], Wilhelm von [de]; Obrist [ -4.10.1636 bi Wittstock] Wilhelm von Horrich zu Gangelt[1] stand als Obristleutnant[2] des ehemaligen Kürassierregiments[3] Johann Ernst Freiherr von Scherffenberg in kaiserlichen Diensten.

Der Überlinger[4] Advokat Dr. Johann Heinrich von Pflummern [1595-1655][5] berichtet über den seit Ende Januar 1634 in Überlingen einquartierten Horrich in seinem Tagebuch: „Nachvolgenden 25 Februarij ist obrist leuttenant Wilhelm de Horch mit seinen vnd andern in der statt ligenden reüttern sambt einer starckhen anzahl tragoner[6] vom landtvolckh[7] auf den feind ausgezogen vnd biß in daß gottshauß Salmanßweiler[8] kommen, von dannen wider zu ruckh in die statt sich begeben vnd zwen schwedische vnder weegs aufgefangne reütter mit herein gebracht, welliche ihres vermelldens hiebevor dem kayßer[9] gedient, vnd haben sich also bei ihme von Horn gůttwillig vnderhallten lassen“.[10]

„Martij 27 [1634; BW] gegen abendt wird durch deß obrist leüttenant de Horch musterschreiber[11] herrn burgermaister vnd rath alhie ein zettelin eingelifert, welliches ein kayßerischer rittmaister[12] Lambert Dhal (so von den Schwedischen, alß sie jüngst zu Ravenspurg[13] eingefallen,[14] gefangen vnd bishero zu Saulgen[15] enthallten worden) an sein [S. 131] haußfrawen ( die seitterhero zu Veberlingen sich aufgehalten) bei einem jungen ohne über- oder vnderschrifft von aigner hand gethon, nachstehenden wortlichen inhallts: Freundtlich geliebte fraw. Hiermit habt ihr zu wißen, daß ich von einer vertrauten person so vil verstehe vnd bericht wirdt, daß die schwedische armada,[16] so vf 8000 in allem vnd allem, inner zway tagen, den marsch nach Veberlingen nemmen wirdt, also habt ihr euch vnd meniglich zu richten, khöndt auch sollches der fürstin zu Bůchaw[17] vnd den herrn citissimè[18] avisirn vnd zu wissen thůn, damit die fürsehung gemacht werde.

Zu bestettigung diß aviso berichtet vilbesagter o. leüttenant de Horch daß alle vom feind veberlauffende, wie auch die ihenige, so von seinen reüttern diser tagen auf dem straiff[19] ertapt vnd eingebracht worden, einhellig aussagen, daß des Horns vorhaben wider Veberlingen gericht vnd diß seye vnder der schwedischen armada[20] vox et fama communis[21] so gar daß auch der obengenannte veberlingische caporal[22] Mathiß Dinner auß seiner gefangenschafft von Riedlingen[23] seinem weib hiehero geschrieben, daß er schlechter wacht vnd aufsicht halber zum außreisen bishero mehrmaln gůtte gelegenhaitt gehabt, er hab er nicht flüchtigen fůß setzen wollen, in besorgung, daß er zu Veberlingen wider gefangen werden möchte, weiln er nämblich vor gewiß vnd richtig gehallten, dass der feind sich dieser statt erstens annemmen vnd bemechtigen werde“.[24] „Darauff aber zu noch schlechterem trost der obrist[25] {Wolf Rudolf; BW] von Ossa einem E. Rath veber seine wegen abführung der verderblichen vnnützen horchischen reütter (an den obrist [August v.; BW] Vitzthumb durch gesandten vnd schreiben öffters erhollte lamentationes et supplicationes[26]) in antwort anbevolhen, daß man nicht allein denen beraitt effective vorhandenen reüttern, sonder welliche auch er von Horch weitters annemmen vnd werben werde, den gebürenden vnderhallt zu ihrem genüegen raichen vnd sich also vnd die gantze landtschafft (weiln kaum nothwendiger haber zur sommersaat mehr zu finden) vmb ihretwillen zu grundt richten solle. Welliche veber so öfftere clagen, beschwärungen vnd bitt vnverhoffte resolution einem E. Rath desto schmertz[S. 133]licher vorkommen, weiln man den herrn hauptmann[27] Ferdinand Newmann (den man mit seinen 200 mann zu fůß in guarnison[28] einzunemmen gantz willig geweßt, auch hiervmb vilbesagten herrn Vitzthumb selbst schriftlich ersůcht) nicht erhallten mögen, sonder die vntüchtige cavalleria dargegen mit der statt höchsten beschwärnuß vnd gantz keinem nutzen, nhun so lange zeitt ob dem halß haben müeßen)“.[29]

Unter dem 7.4.1634 hält Pflummern fest: „Aprilis 7 Morgen vor 8 vhren seyn 2 caporal[30] und ein italianischer[31] leüttenant[32] sambt 10 gemainen knechten[33] nach Veberlingen vor die porten ankommen, welliche ihres vermelldens iüngst zu Biberach[34] gefangen, vnder deß Paniers [Johan Banér; BW] regiment vndergestoßen,[35] vnd alß desselbig gestern den 6 dito zu Mößkirch[36] aufgebrochen, mit sollcher gelegenhaitt sich darvon gemacht, willens der kayßerlichen armada wieder zuzuziehen. Vnd sollen noch bei 70 ihrer cameraden sein, welliche auch zu Biberach mit gewallt angehallten vnd nacher Mößkirch [S. 135] geführt vnd vnder die panierischen eingethailt worden, die seyn aber gleicher resolution ihren vorthel zu ersehen vnd auszureißen.

In einer halben stundt nach ankunfft dieser Croaten[37] kombt der haigerlochische[38] leüttenant mit 30 archibusiern[39] zu einem franciscaner der observantia,[40] berichten von der vestung hohenzollern,[41] darinnen sie sich bis daher gehallten, daß der berg darumb mit 7 würtembergischen schantzen[42] beschlossen vnd vmblägert seye. Sie seyen durchgebrochen in mainung waß proviant aufzubringen vnd in die festung einzubringen, dan auß dessen mangell sich selbige veber 14 tage schwärlich mehr erhallten werde. Darauff ist gleichwoln dem o. leüttenant de Horch ordinanz von Lindaw[43] zukommen sich deß succurß[44] vnd proviantierung dises vesten hauß einzunemmen, zu wellichem end ihme dan auch ein anzahl reütter vnd der leüttenant Bach mit seinem costantzischen tragonern[45] zugeschickht worden. Die haben aber, obwoln ihr vorhaben meniglich au der gaßen offen vnd kundtbar geweßt, anders nicht verricht, alß daß sie die statt Veberlingen mit quartiern noch ferners geschwärt, die mühlinen vor der statt angegriffen vnd zu spolirn[46] vnderstanden, auch den armen baurßmann auf dem landt an seiner veldarbaitt vnd füetterung (so vil vorm feind salvirt worden) große hindernuß, abbruch vnd schaden gethon haben“.[47] „Den 10 Aprilis gegen abendt ist zu Veberlingen ein curier eingelassen worden, den general Horn zum o. leüttenant de Horch sub praetextu[48] einer auswechßlung der gefangnen abgeschickht, der bringt, daß gemellter general mit völliger belägerung der stadt Memmingen[49] begriffen, verhoffe in wenig tagen darmit zu eind zu kommen[50] vnd werde alßdan wider an Bodensee gehen vnd [S. 137] seine vorgehabte gedanckhen wider Veberlingen erstens reassumirn,[51] müeße aber Memmingen vorderist gewallt haben, den kayßerischen oder bayerischen succurs[52] dem Bodensee dardurch gäntzlich abzuschneiden“.[53]

Der Salemer[54] Zisterziensermönch Sebastian Bürster [? – 1649][55] schreibt in seiner Chronik anlässlich der Belagerung Überlingens im April 1634: „Dieweilen aber die unsrige durch beharrliche arbeit ermattet, ettliche auch von dem unnachläßlichen schießen, stain und fer werfen beschädigt und insonderheit nachdem der feind an mütte deß Mühlbergs nahend dem stattgraben eine hohe bateria[56] (darab er ainen jeden in der statt biß zue unserm rathauß sehen und treffen, auch uff die verbawte bresica[57] gar gewiß spilen[58] mögen) uffgeworfen, dahero zue besorgen gewest, daß er nach erweiterter bresica abermahligen sturmb anlaufen werde: so hat herr Wilhelm von Horch, obrister leitenant deß Scherffenbergischen regiments zu pferd, so ain zeit lang bey unß quartier gehabt, gar wohl und loblich gethan, daß er disen norgen nach Costanz umb mehrern succurs[59] sich bemüehet und gegen abend mit 200 soldaten vom graf Wolfeggischen regiment[60] zueruck komen, welche herr obrist wachtmayster[61] Niclaß Weiß mit seiner underhabenden schüffarmada hiehero conducirt[62] und dem feind, so daß anlenden mit schüeßen verwöhren wöllen, auß seinen schüffen dapfer geantwortet. Bald nach ankunft dieser newer hülf hat der feind sturm geloffen[63] und auf ain stund lang durch die erweiterte bresica durchzuebrechen allen gewalt gebraucht, von den unsrigen aber so mannliche restenz[64] gefunden, daß er mit zimmlichem verlurst abgewichen [166] und über die todte noch 9 gefangne zueruck laßen müeßen, darunder deß generalmajor[65] Tubadelß [Taupadel; BW] leitenant gewest, welcher aber von empfangenen tödtlichen wunden bald sein leben geendet. Nach dem sturmb ist von außen daß fewr und stein werfen sambt dem schüeßen uff die bresica widerumb angangen und durch die ganze nacht continuirt, daß wir in stätter sorg und angst begrüffen zuer natürlichen rueh kein zeit und zue vorhabendem morderigem haubtsturm desto weniger craft und vermöglichhait hetten.

Sambstag den 29. Aprilis mit anbrechendem tag seind unß wider 50 früsche knecht[66] von Lindow zuekomen, gegenseits aber daß schießen, stain und kugel werfen auß stucken, mörsern[67] und bolern[68] unaufhörlich fortgangen, dergleichen furia nit bald bey ainer belägerung, wie vil alte erfahrne soldaten bezeugen, von ainem feind erzaigt worden. Benantlich kundschaften die gefangne, daß nun innerhalb 8 stunden 748 metalline kuglen auß großen stucken hereingespült worden, und wüßen die umbsäßen deß Bodensees, daß von disem erschröcklichen schüeßen die gemaurte veste heyßer 9 stund von hinnen gleich als von ainem erdbidem erschüttert worden. Zue dieser gewaltigen feindlichen verfolgung und vor augen scheinenden eyßersten gefahr daß unglück geschlagen, daß heutigen vormüttag unser commandant herr capitän[69] Newman von ainem schuß in den rechten arm verlezt worden und sich curirenß halb in die insul Mainow[70] überfüeren lassen. Eß hat aber der allmächtige gott zue unserm trost wunderbarlich geordnet, daß obernanter herr Wilhälm von Horich, alß ihme herr Newman beim abschaiden sein hinderlaßende soldatesca recommandirt,[71] er, von Horich, sich auch hierauf zue unß auf daß rathauß begeben und auß unser antwortlichen erclärung sich unserer buorgerschaft unverzagten gemüets und bestandhaftigkeit vorgewüst und versichert befunden, daß commando in dieser statt E. K. M. zue allerunderthänigsten ehren und diensten guotwillig ubernohmen und durch die wehrende belägerung ruehmblich gefüehrt.  Nachdeme nun mit oberwehntem grausamen schüeßen, fewrwerfen und stainhaglen die statt den ganzen tag vor- und nachmüttag über all maßen jämerlich geängstiget, die heyßer nahend beim Höllthor fast alle zerrüßen, die tächer zerschmettert, der pulverthurn durchschossen, die mauren viler orten durchbrochen und sonderlich von der obgedachten batteria an dem Mühlinberg, alß welche der presica uberlegen, die unsrige uff das bollwerkk und uff den gaßen, so ernstlich geplagt worden, dass nirgends mehr (auch sogar in der [167] kirchen, weilen ettliche kuglen eingefallen) kein sicherhait zue finden gewest, hat den veldmarschalk Horn gedunkt, die rechte zeit zu sein, unß abermahligen schrecken einzuejagen und zur ergebung zue vermögen; schreibt derowegen an herren von Horich und unß bey einem trompenschlager,[72] und haben wir diß schreiben deß commendanten beantworten laßen; uff dass wir aber deß feinds truz nur gnuog zue verspeyren, fahrt er, under einlüferung seines schreibens und verfaßung der antwurt, mit unabläßlichem schießen immerzue fort, laßet auch das volk zum sturmb anziehen, welcher nach ersehung der unerhofften widerigen antwort dermaßen zornig und furiosisch angangen, ut plane foenum in cornu Hornius videretur,[73] und hetten ohne göttlichen beystand unsere wenige forze gegen sollicher macht und ernst schwerlich bestehen mögen“.[74]

„Donnerstag den 4. May [1634; BW] mit anbrechendem tag hat daß abermalige spülen[75] auf den Roßenobelthurn[76] auß dreyen großen stücken[77] anfang genohmen, deme die unsrige mit ainer halben carthaunen[78] und ainer feldschlangen[79] ain end geschafft und deß feinds batteria so weit ruiniert, daß er sich derselben diß tags nit gebrauchen können. Damit aber derselb nun ainest unsern muoth (dergleichen er villeicht bey anderen seinen vorgenohmnen impresen[80] nit bald erfahren) zue verspüren, daß man ihme nit allain zur defension in der statt, sonder auch zuer offension genuogsamb gewacksen (uneracht man nachrüchtung bekomen, daß die nechst vergangne nacht bei 800 mann frisches volk mehreren thails auß dem Schweizerland in deß feinds läger ankomen), so hat unser commandant, herr von Horich [Wilhelm v. Horrich; BW], nachmittag bei 300 mann von der buorgerschaft und soldatesca außerlesen lassen, denen ain anzahl früscher, fraidiger pawren beygeordnet, welche mit großen schmidhämmern, axten und ettlichen hierzu insonderhait gemachten stähelinen nägeln, theils auch mit strow, bäch und dergleichen fewrigen materien außgerüst, an bestümbten ort erschinen, darunter mit büllichem ruemb zue bedänken, und zu benennen ist herr Matthaeus Bach, auß unser nachparschaft deß Hägew gebürtig, capitänleutenant[81] über die Costanzische tragoner,[82] welcher vor dem außfal seine underhabende, uff offnem plaz also angeredt: ob sie bey iez vorstehender occasion ihr leib und leben, wie ohnedaß rechtschaffnen soldaten wohl anständig, aufsezen wöllen ? Darüber alle mit ja geantwurtet und er zue beschluß: So geschehe eß in dem namen der allerhayligsten dreyfaltigkeit ! gesprochen und gehaißen, daß jeder mit gebognen knieen dass haylig Vatter unser betten solle; wie geschehen, und herr leitenant ihnen hierauf den hayligen namen Jesus zuer losung geben“.[83]

Anlässlich seiner Bemühungen während der Belagerung der Stadt schreibt Pflummern: „Hierveber mich ein E. Rath den 5. May beantwortet, habe mein schreiben vnd gůtte verrichtung mit mehrerm vernommen, dieweiln aber herr commandant de Horch vnd andere officieri vermainen, wan sie in die 1000 geworbne soldaten hetten, sie ihnen getrawen wollten mit göttlichem beistandt den feind abzutreiben, alß soll ich neben herrn Georg Leüthin, so mihr daß schreiben gelifert, an gebrenden orten vmb fernere volckhhilff, wie auch vmb 2 halbe carthaunen vnd darzu gehörige munition anhallten“.[84] „Es hatt sich aber herr obrist [Maximilian Willibald Graf zu Wolfegg, Freiherr zu Waldburg; BW] nicht weniger, alß vorgehendten abendt beschehen, entschuldigt, daß ob zwar zu Costantz[85] noch 4 halbe carthaunen, so seyn iedoch 2 schadhafft vnd nicht gebrauchen, die 2 aber erst new gegossen vnd nicht auf die lavetten gestellt. Er wolle aber die, welliche gestrigen tags neben einer schlangen[86] auf einem großen schiff in die Mainow geführt worden den feind zu waßer darmit zu verfolgen, der statt Veberlingen zukommen lassen, darmit seye man genügsamb versehen, vnd werde die andere nhur veberflüssig vnd zu keinem besonderen effect dienlichsein, vnd wa man deren bedörfftig oder so großen nutzen darmit schaffen köndte, würde obrist leüutenant de Horch ihme deßhalb zugeschriben haben, dan er mit ihme veranlaßt, daß wa zu Veberlingen waß ermangle, deßen aviso zu thůn, mit erbietten mitzuthailen, waß immer vorhannden vnd zu geben möglich sein werde. So würde auch die burgerschafft vebel content sein, wan noch ein halbe carthaune von der statt genommen vnd verführt werden sollte, dan gestern bei abführung der einen allerhand vngleiche reden vnd clagen gehört worden. Dargegen ich replicirt, ich hab von den herrn der statt so vil verspürt, daß es ihrer [S. 147] seits an der willfahrung nicht ermangeln würde, auf den gemainen pöfel habe man kein acht zu haben, so hab ich auch meiner herrn mihr nhun zum zwayten mahl wegen der zwayen halben carthaunen veberschribnen bevelch nicht zu examinirn, ich will aber erachten, sie werden mit rath der kriegsverstendigen handlen, vnd wan sie die zway stuckh nicht zu gebrauchen wüssten, derselben so instendig nicht begern. Weiln aber herr obrist neben seinem o. leüttenant hauptsächlich mit deme entschuldiget, daß khein dergleichen stuckh mehr vorhanden, vnd dißmal fertig, so hab ichs darbei verbleiben lassen müeßen“.[87] „May 24 [1634; BW] ist zwischen beeden obrist leüttenanten Wilhelm von Horrich vnd Joh. Wilhelm Keyer so daß gräflich archische [Gerardo Graf d’Arco (1611 – 1655); BW] regiment commandirt, schwäre irrungen der vrsachen entstanden, daß herr Keyer sich von deme von Horrich nicht commandirn lassen, noch bei abführung der nachtwacht daß wort oder die losung annemmen, sonder den archischen knechten sein wort geben, daß aber herr von Horrich, alß commandant in der statt nicht gestatten wollen, hierauff auch gegen angehender nacht seine reütter vor sein quartier erfordert vnd durch die trummel lermen schlagen lassen, darmit die andere alhie ligende soldaten, wie auch die burgerschaft in die wehr zu bringen vnd den gräflichen archischen o. leüttenant, wan er güettlich nit cedirn[88] wollte, mit gewallt zu bezwingen, daß er sein wort annemmen oder aber von der wacht vnd ab den posten abziechen solle. Es hatt aber ein E. Rath nicht thůnlich befunnden sich einer oder andern parthey anzuhenggen, sonder durch abordnung meiner vnd anderer herrn sich angelegnen flaiß bearbaittet diese differenz zu vergleichen, welliche auch letzstlich also verglichen worden, daß obrist leuttenant Keyer seine soldaten ab den posten in die quartier abgeordnet. Darmit dan besorglicher großer aufstandt verhüettet worden, dan herr von Horrich mit seinen reüttern berait im anzug geweßt auf den salmanßweilischen[89] hof, worinnen herr Keyser losirt, vnd hatt sich gegen des Kayers[90] beichtvatter,[91] einem P. Societatis Jesv, rund vernemmen lassen, daß die archische alle in einer viertel stund alle todt sein sollen; hatt auch den herrn Kheyser weder auß der statt nach Costantz (wie er begert) erlassen, noch zugeben wollen, daß er schreiben oder pottschaft anderstwohin ohne sein vorwißen [S. 154] verschickhen möge. Wegen völliger hinlegung dieser strittigkhaitt hatt ein E. Rath volgenden morgen herrn Georg Leüthin nach Lindaw[92] zu herrn obrist [August; BW] Vitzthumb mit einem memorial, waß er deßen vnd anderß halb anbringen solle (wie sollches bei den acten zu finden) abgefertiget, der sich zwar diser verrichtung beschwärt mit vermellden, daß er von obrist leuttenant de Horrich großer offens vnd verfolgung zu besorgen, sintemaln derselb sich hiebevor betrowlicher reden wider die ihenige, so iüngst bei dem obrist von Ossa geweßt vnd ihne (wie er sagte) mit vngrundt verclagt vnd verschwetzt, verlautten lassen, auch gar sagen dörffen, dass er ainem ein kugel durch den kopf iagen wolle. Er (Leüthin) hab sich gleichwoln durch die mittelsperson entschuldigen laßen, daß er niehmaln bei herrn von Ossa : noch zu ihme verschickht geweß. Mit wellicher excusation er aber mich in die schuldgeben, alß der neben ihme nach Lindaw abgeordnet vnd von dannen nach Reüthin[93] zu dem herrn von Ossa verraiß geweßt, vnd der mit geclagten vngründtlichen verschwetzen den danckh einer kugel verdient haben solle. Noch ferners alß volgendem morgen, festo ipso Ascensionis Domini,[94] vnder der früemeß gehaimber rath gehallten worden, hatt bemellter herr Leüthin[95] öffentlich bericht gethon, waß maßen, alß man vorgehender nacht biß vmb 12 vhren wegen oberzehlter differenz zwischen beiden obristen leüttenanten auf dem rathauß beisammen geweßt, daselbsten ich oberregtes memorial für ihne herrn Leüthin concipirt vnd einem E. Rath abgelesen, darauff  auch die herrn mehrern thailß nach hauß vnd in die růhw gangen, währe herr von Horrich ein viertel stundt hernach in die stuben, darinnen der cancellist neben ettlichen verblibnen herrn geweßt, vnd besagt memorial ingrossirn[96] sollen, kommen, vnd alß er gesehen, daß man waß schreiben vor der hannd hette, hab er gesagt, man schickhe, verschwetze und verschreibe ihme immerdar gegen dem von Ossa, wolle noch an dem ihenigen, so sollches gethon vnd an seinen [S. 155] khindtßkhindtern sich rechen, werde auch nicht gestatten, daß ein E. Rath fürterhin schreiben ausfertige, die er von Horrich nicht zuvor ersehen, wolle in gleichem auch seine schreiben sehen laßen. Dieweiln ich dan leichtlich erachten können, daß solliche so runde vnd offne auf leib vnd leben gehende betrowung mich vnd die meinige berühre (alß der die schreiben an herrn von Ossa in namen eines E. Raths bishero gestellt vnd die aufgetragne gesandtschafft verrichtet) so hab ich mich nicht vnbillich beschwärt vnd gebetten, mich vnd die meinige vor so harten troworten vnd deren besorglichen effectuirung (weiln deßen von von Horrich humor vnd geschwindes procedere ab gestrigen verlauff zimblich bekandt) zu beschirmen vnd zu versichern; sonsten ich mich selbsten in acht nemmen vnd der occasion mich zu belaidigen, welche bei jetzt tragendem seinem alhiesigen commando leichtlich ergreiffen möchte, mich subducirn[97] vnd mir selbst von schaden sein müeße vnd werde. Ich möge leiden, daß herr von Ossa selbst kundtschaft gebe, ob vnd waß ich wider den von Horrich geclagt vnd gesagt, so ich nit in außtruckhenlichem bevelch von einem E. Rath gehabt, vnd da ich wißen sollte, wa er von Ossa dieser zeitt anzutreffen, wollte ich selbst zu ihme raißen, mich beclagen vnd vrkundt meiner vnschuld abholen. – Meines erachtens ist diese suspicio vnd offensio dem herrn von Horrich wegen deßen von Ossa an einen E. Rath iüngst sub dato … ausgangnen schreibens erwachßen, in wellichem herr von Ossa sich erbiettet ihne von Horrich mit seinen reüttern abzufordern vnd an seine statt den capitan[98] Ferdinand Newmann mit fůßvolckh (wie sollches ein E. Rath öfftermalß bei herrn Vitzthumb gesůcht vnd begert) in die statt Veberlingen zu legen, weiln ohne daß die burgerschaft  vnd der von Horrich sich mit einander nit recht betragen könnden. Ich hab aber an disem schreiben wißentlich nicht coperirt, noch mit meinen reden oder clagen einige materiam darzu geben [S. 156] können, dan damaln, alß ich und herr Leüthin zu Lindaw geweßt vnd ehe ich nach Reüthin zu herrn von Ossa verraißt, herr Vitzthumb daß berührt schreiben an einen rath abgangen beraitt noch vnverschloßen bei hannden gehabt, mihr auch vnd herrn Leüthin ein sollches zu lesen geben. Ich hab disen deß herrn von Horrich auf mich vnverschuldter dingen gelegenen vnwillen desto schmertzlicher zu empfinden, weiln ich glaublich berichtet vnd gesichert geweßt, daß der feind mihr mehrers. Dan einigem andern burger zu Veberlingen, wegen meiner der kirchen gottes, der kayß. Mst vnd dem gebiebten[99] vatterlandt bishero gelaisteter vilfeltiger landtkündig trewer diensten, vebel gewogen, vnd ich also von freund vnd feinden die eüßeriste verfolgung gewarten sollen. Gestallt herrn Dr. Hanß Haanen [Hahn; BW] medici alhie hausfraw, so auf deme vom feind intercipirten[100] veberlingischen schiff gefangen und ettlich zeitt in deßen läger aufgehallten worden, mihr nach ihrer lediglaßung selbsten referirt, daß sie neben andern vorgehalltenen interrogatorijs veber die statt Veberlingen sonderbar auch befragt worden, ob doctor Pflaumern der zeitt in der statt seye dan man zweiffelsfrey vermaint mich darinnen zu ertappen vnd darmit einen gůten fang zu thun“.[101]

Am 15.7. wurde Horrich von Obrist August Vitzthum von Eckstädt abberufen, am 16.7. verließ er die Stadt und verehrte ihm die Stadt ein silbernes Handbecken mit Gießkännchen.[102] Pflummern berichtet jedoch noch am 18.7.: „Von den horichischen reüttern kombt auch pro valete die clag ein, daß gestern ettlich zu fůß vor die statt gangen, vnd einen wagen dem P. Prior zu Mengen[103] gehörig angefallen, die roß außgespannt vnd biß an see gebracht willenß, wie zu erachten, darmit veberzustzen. Seyn aber außkundtschafftet vnd die roß wider erobert worden. – Ein horichischer reütter hat auch zum abschied Damiam Freyen einem kauffmann in seinen cramladen gebrochen vnd vmb 150 fl. allerley seydin vnd andere waaren entfremdet“.[104]

Einen Tag später zog Horrich zunächst ab. Über Tirol sollte er zur kaiserlichen Armee in Bayern stoßen. In der Nacht des 22.7. kamen sie wieder zurück, da der Feind ihnen den Weg verlegt. Bis zu ihrem endgültigen Aufbruch sollten sie die Ernte sichern. Am 24.7. unternahmen sie einen Streifzug gegen Markdorf. In Bermatingen fielen ihnen 3 feindliche Reiter in die Hände, die bei Salem erschossen wurden.[105]

Pflummern  berichtet unter dem 1.8.1634 in seinem Tagebuch: „Den 1 Augusti ist abermaln ein hauff schwedischen volckhs[106] von Bůchhorn[107] oder Ravenspurg[108] in daß gottshauß Salmanschweiler[109] kommen, haben ettlich wägen mitgebracht, die sie mit allerhand mobilien beladen vnd weggeführt, sonderlich daß kupfer, darmit die althanen[110] ob dem creutzgang an der kirchen bedeckht geweßt, wie auch die kupferinen rinnen oder küener, welliche sie durch die außgebrochene tächer abgehebt vnd ledig gemacht. Es seyn auch die amboß vnd schmidtbälg nicht sicher geweßt, sonder auf die wägen aufgeladen vnd fortgeführt worden. Allem vermůthen nach haben sich bei disen räubern vil handtwerckhleütt, kupferschmidt vnd dergleichen befunnden, welliche der peütt nachgezogen oder wegen fürderlichem abledigen deß kupfferwercks von Ravenspurg oder andern luthrischen stätten mitgenommen worden. Ist jedoch diß volckh veber 250 mann nicht geweßt: vnd vngeacht der feind von 8 vhr morgen biß nach Mittag vmb 2 vhren im closter dem peütten obgelegen vnd gar sicher vnd behůttsamb sich gehallten, dessen auch vnsere commandanten zu roß vnd fůß als obrist leüttenant von Horrich vnd capitan Johan Friedrich Sednitzki bei rechter zeitt avisirt worden, hatt sich jedoch niemandt movirt, obwoln der gemaine knecht zum außfall willig vnd begierig geweßt. Die wenige diener, so im closter verbliben, haben sich versteckht vnd seyn durch die gnaden gottes, obwoln der feind sie fleißig gesůcht, behüettet vnd sicher gebliben: die bauren, so im veld daß korn geschnitten, von der arbaitt veriagt, ettliche auch vebereilet vnd gefangen, aber bald widerumb ohne entgellt ledig gelassen worden“.[111]

Da Scherffenberg wegen der Wallenstein-Affäre im Arrest saß, wurde Horrich dessen Regiment als Obrist übertragen, mit dem er am 5./6.9.1634 an der Schlacht bei Nördlingen teilnahm.[112] Er fiel in dieser Schlacht.

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[1] Gangelt [Kr. Heinsberg].

[2] Obristleutnant: Der Obristleutnant war der Stellvertreter des Obristen, der dessen Kompetenzen auch bei dessen häufiger, von den Kriegsherrn immer wieder kritisierten Abwesenheit – bedingt durch Minderjährigkeit, Krankheit, Badekuren, persönliche Geschäfte, Wallfahrten oder Aufenthalt in der nächsten Stadt, vor allem bei Ausbruch von Lagerseuchen – besaß. Meist trat der Obristleutnant als militärischer Subunternehmer auf, der dem Obristen Soldaten und die dazu gehörigen Offiziere zur Verfügung stellte. Verlangt waren in der Regel, dass er die nötige Autorität, aber auch Härte gegenüber den Regimentsoffizieren und Soldaten bewies und für die Verteilung des Soldes sorgte, falls dieser eintraf. Auch die Ergänzung des Regiments und die Anwerbung von Fachleuten oblagen ihm. Zu den weiteren Aufgaben gehörten Exerzieren, Bekleidungsbeschaffung, Garnisons- und Logieraufsicht, Überwachung der Marschordnung, Verproviantierung etc. Der Profos hatte die Aufgabe, hereingebrachte Lebensmittel dem Obristleutnant zu bringen, der die Preise für die Marketender festlegte. Um all diese Aufgaben bewältigen zu können, waren umfangreiche Kenntnisse und Erfahrungen notwendig. Nicht selten lag die eigentliche Führung des Regiments in der Verantwortung eines fähigen Obristleutnants, der im Monat je nach Truppengattung zwischen 120 und 150 fl. bezog. Voraussetzung war allerdings in der bayerischen Armee die richtige Religionszugehörigkeit. Maximilian hatte Tilly den Ersatz der unkatholischen Offiziere befohlen; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Dreißigjähriger Krieg Akten 236, fol. 39′ (Ausfertigung): Maximilian I. an Tilly, München, 1629 XI 04: … „wann man dergleich officiren nit in allen fällen, wie es die unuorsehen notdurfft erfordert, gebrauchen khan und darff: alß werdet ihr euch angelegen sein lassen, wie die uncatholischen officiri, sowol undere diesem alß anderen regimentern nach unnd nach sovil muglich abgeschoben unnd ihre stellen mit catholischen qualificirten subiectis ersezt werden konnde“. Von Piccolomini stammt angeblich der Ausspruch (1642): „Ein teutscher tauge für mehrers nicht alß die Oberstleutnantstell“. HÖBELT, „Wallsteinisch spielen“, S. 285.

[3] Kürassier: Kürisser, Kyrisser, Corazzen (franz. Cuirasse für Lederpanzer (cuir = Leder). Die Kürassiere waren die älteste, vornehmste – ein gerade daher unter Adligen bevorzugtes Regiment –  und am besten besoldete Waffengattung. Sie gehörten zu den Eliteregimentern, der schweren Reiterei, deren Aufgabe im Gefecht es war, die feindlichen Linien zu durchbrechen, die Feinde zur Flucht zu nötigen und damit die Schlacht zu entscheiden. Sie trugen einen geschwärzten Trabharnisch (Brust- und Rückenharnisch, den „Kürass“), Ober- und Unterarmzeug, eiserne Stulphandschuhe, Beinschienen und Stulpstiefel mit Sporen, Schwert oder Säbel und zwei lange Reiterpistolen, die vor dem Aufsitzen gespannt wurden. Im späten 16. Jahrhundert wurde es in der schweren Reiterei üblich, einen knielangen Küriss ohne Unterbeinzeug zu tragen. Der Kürass wurde mit 15 Rt. veranschlagt. SKALA, Kürassiere; WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd. Nach LICHTENSTEIN, Schlacht, S. 42f., musste ein dänischer Kürassier mit einem mindestens16 „Palmen“ [1 Palme = 8, 86 cm] hohen Pferd, Degen u. Pistolen antreten. Der Kürass kostete ihn 15 Rt. Er durfte ein kleineres Gepäckpferd u. einen Jungen mitbringen. Der Arkebusier hatte ebenfalls Pferd, Degen u. Pistolen mitzubringen, durfte aber ein 2. Pferd nur halten, wenn er v. Adel war. Für Brust- u. Rückenschild musste er 11 Rt. zahlen. Der Infanterist brachte den Degen mit u. ließ sich für das gelieferte Gewehr einen Monatssold im ersten halben Jahr seines Dienstes abziehen. Bei der Auflösung des Regiments erhielten die Soldaten sämtl. Waffen mit einem Drittel des Ankaufspreises vergütet, falls der Infanterist noch nicht 6 Monate, der Kavallerist noch nicht 10 Monate gedient hatte; andernfalls mussten sie die Waffen ohne jede Vergütung abliefern. Der Kürassier erhielt für sich u. seinen Jungen täglich 2 Pfd. Fleisch, 2 Pfd. Brot, 1/8 Pfd. Butter oder Käse u. 3 „Pott“ [1 Pott = 4 Glas = 0, 96 Liter] Bier. Arkebusier u. Infanterist bekamen die Hälfte. Die tägliche Ration betrug 12 Pfd. Heu, Gerste oder Hafer je nach den Vorräten. An das Kommissariat musste der Kürassier für Portion u. Ration monatlich 7 Rt., an den Wirt im eigenen oder kontribuierenden Land musste der Kürassier 5, der Unteroffizier 4, der Sergeant 3, Arkebusier u. Infanterist 2 1/2 Rt. zahlen. Im besetzten Land, das keine Kontributionen aufbrachte, wurde ohne Bezahlung requiriert. Ein Teil des Handgeldes wurde bis zum Abschied zurückbehalten, um Desertionen zu verhüten, beim Tode wurde der Teil an die Erben ausbezahlt. Kinder u. Witwen bezogen einen sechsmonatlichen Sold.  Zu den schwedischen Kürassierregimentern vgl. die Bestimmun-gen in der Kapitulation für Efferen, Adolf Theodor [Dietrich], genannt Hall => „Miniaturen“. Des Öfteren wurden Arkebusierregimenter in Kürassierregimenter umgewandelt, falls die notwendigen Mittel vorhanden waren. – Regiment: Größte Einheit im Heer: Für die Aufstellung eines Regiments waren allein für Werbegelder, Laufgelder, den ersten Sold und die Ausrüstung 1631 bereits ca. 135.000 fl. notwendig. Zum Teil wurden die Kosten dadurch aufgebracht, dass der Obrist Verträge mit Hauptleuten abschloss, die ihrerseits unter Androhung einer Geldstrafe eine bestimmte Anzahl von Söldnern aufbringen mussten. Die Hauptleute warben daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. Wegen der z. T. immensen Aufstellungskosten kam es vor, dass Obristen die Teilnahme an den Kämpfen mitten in der Schlacht verweigerten, um ihr Regiment nicht aufs Spiel zu setzen. Der jährliche Unterhalt eines Fußregiments von 3.000 Mann Soll-Stärke wurde mit 400- 450.000 fl., eines Reiterregiments von 1.200 Mann mit 260.-300.000 fl. angesetzt. Zu den Soldaufwendungen für die bayerischen Regimenter vgl. GOETZ, Kriegskosten Bayerns, S. 120ff.; KAPSER, Kriegsorganisation, S. 277ff. Ein Regiment zu Fuß umfasste de facto bei den Kaiserlichen zwischen 650 und 1.100, ein Regiment zu Pferd zwischen 320 und 440, bei den Schweden ein Regiment zu Fuß zwischen 480 und 1.000 (offiziell 1.200 Mann), zu Pferd zwischen 400 und 580 Mann, bei den Bayerischen 1 Regiment zu Fuß zwischen 1.250 und 2.350, 1 Regiment zu Roß zwischen 460 und 875 Mann. Das Regiment wurde vom Obristen aufgestellt, von dem Vorgänger übernommen und oft vom seinem Obrist-Leutnant geführt. Über die Ist-Stärke eines Regiments lassen sich selten genaue Angaben finden. Das kurbrandenburgische Regiment Carl Joachim von Karberg [Kerberg] sollte 1638 sollte auf 600 Mann gebracht werden, es kam aber nie auf 200. Karberg wurde der Prozess gemacht, er wurde verhaftet und kassiert; OELSNITZ, Geschichte, S. 64. Als 1644 der kaiserliche Generalwachtmeister Johann Wilhelm von Hunolstein die Stärke der in Böhmen stehenden Regimenter feststellen sollte, zählte er 3.950 Mann, die Obristen hatten 6.685 Mann angegeben. REBITSCH, Gallas, S. 211; BOCKHORST, Westfälische Adlige.

[4] Überlingen [Bodenseekr.]; HHSD VI, S. 807f. Vgl. MÖLLENBERG, Überlingen.

[5] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 179f.

[6] Dragoner (frz. dragon): leichter Reiter, der auch zu Fuß focht, benannt nach den mit Drachenkopf (dragon) verzierten Reiterpistolen, nach KEITH, Pike and Shot Tactics, S. 24, aus dem Holländischen „dragen“ bzw. „tragen“. Der Dragoner war ein berittener Infanterist (der zum Gefecht absaß), da das Pferd zu schlecht war, um mit der Kavallerie ins Gefecht reiten zu können. Berneck, Geschichte der Kriegskunst, S. 136. Auch äußerlich war der Dragoner nicht vom Infanteristen zu unterscheiden. Zudem verfügte in der schwedischen Armee 1631/32 etwa nur die Hälfte der Dragoner überhaupt über ein Pferd. Oft saßen daher zwei Dragoner auf einem Pferd. Falls überhaupt beritten, wurden die Dragoner als Vorhut eingesetzt, um die Vormarschwege zu räumen und zu sichern. Zum Teil wurden unberittene Dragoner-Einheiten im Kampf auch als Musketiere eingesetzt. „Arbeiter zu Pferd“ hat man sie genannt. Eine Designation vom 13.7.1643 über die Verwendung des Werbegeldes bzw. die Abrechnung für einen Dragoner stellt 44 Gulden 55 Kreuzer in Rechnung. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd.

[7] Landesverteidigung: Milizen aus von Offizieren angeleiteten Stadtbürgern und Bauern zum Schutz gegen Durchzüge marodierender Heere und Soldaten; Anlage zum Schutz von Gebietsgrenzen: mit dichten Hecken bestandener oder mit Palisaden gesicherter Wall in Kombination mit einem Graben. „Daß die angestellte Landesdefension Erfolg haben konnte, wenn es sich bei den Übergriffen um kleinere Gruppen von Plünderern handelte, zeigte sich in unmittelbarer Nähe der Landeshauptstadt, als man in (Düsseldorf-)Gerresheim eine Gruppe brabantischer Soldaten gefangennahm, die ‚die Gerresheimer Kirch spoliert’ (geplündert) hatten. Dreizehn von ihnen wurden am 27. Januar 1625 gehenkt und sechs enthauptet“. STOMMEL, Johann Adolf Freiherr Wolff, S. 78.

[8] Salem [Bodenseekr.]; HHSD VI, S. 684f.

[9] Vgl. BROCKMANN, Dynastie.

[10] SEMLER, Tagebücher, S. 131f.

[11] Musterschreiber: Schreiber, der bei der Musterung der künftigen Söldner deren Name, Alter, Herkunft, Gewerbe und bereits unter anderen Kriegsherren abgeleistete Dienstjahre in der Musterrolle verzeichnete.

[12] Rittmeister (Capitaine de Cavallerie): Oberbefehlshaber eines Kornetts (später Esquadron) der Kavallerie. Sein Rang entspricht dem eines Hauptmannes der Infanterie (vgl. Hauptmann). Wie dieser war er verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Leutnant, übernommen. Bei den kaiserlichen Truppen standen unter ihm Leutnant, Kornett, Wachtmeister, 2 oder 3 Korporale, 1 Fourier oder Quartiermeister, 1 Musterschreiber, 1 Feldscherer, 2 Trompeter, 1 Schmied, 1 Plattner. Bei den schwedischen Truppen fehlten dagegen Sattler und Plattner, bei den Nationalschweden gab es statt Sattler und Plattner 1 Feldkaplan und 1 Profos, was zeigt, dass man sich um das Seelenheil als auch die Marsch- und Lagerdisziplin zu kümmern gedachte. Zudem wurde der Rittmeister, der in einer Kompanie Kürassiere 150 fl. Monatssold beanspruchte,  bei seiner Bestallung in der Regel durch den Obristen mit Werbe- und Laufgeld zur Errichtung neuer Kompanien ausgestattet. Junge Adlige traten oft als Rittmeister in die Armee ein.

[13] Ravensburg [LK Ravensburg]; HHSD VI, S. 644ff.

[14] Gemeint ist hier der Überfall des in schwedischen Diensten unter dem Befehl Horns stehenden Obristen Bogislav Berndt von Plato am 27.1.1634, bei dem Kellers gesamtes Regiment in Gefangenschaft geriet.

[15] Saalgau [LK Sigmaringen]; HHSD VI, S.  694f.

[16] schwedische Armee: Trotz des Anteils an ausländischen Söldnern (ca. 85 %; nach GEYSO Beiträge II, S. 150, Anm., soll Banérs Armee 1625 bereits aus über 90 % Nichtschweden bestanden haben) als „schwedisch-finnische Armee“ bezeichnet. Die Unterscheidung zwischen der „Royal-Armee“, die v. Gustav II. Adolf selbst geführt wurde, u. den v. den Feldmarschällen seiner Konföderierten geführten „bastanten“ Armeen erscheint angesichts der Operationen der letzteren überflüssig. Nach LUNDKVIST, Kriegsfinanzierung, S. 384, betrug der Mannschaftsbestand (nach altem Stil) im Juni 1630 38.100, Sept. 1631 22.900, Dez. 1631 83.200, Febr./März 1632 108.500, Nov. 1632 149.200 Mann; das war die größte paneuropäische Armee vor Napoleon.

[17] Katharina v. Spaur, Pflumb u. Valor [1580-1650 Biberach an der Riß], auch Katharina v. Spaur, Pflaum u. Vallier genannt, ab 1610 als Katharina II. die 27. Fürstäbtissin des freiweltlichen Damenstifts Buchau im heutigen Bad Buchau am Federsee.

[18] citissimè: schnellstens.

[19] Streifkorps: I. Reiterabteilung, die entweder zur Aufklärung oder zu überraschenden Handstreichen vom zuständigen Kommandeur ausgesandt wurde oder eine auf eigene Rechnung oder mit Wissen des an der Beute beteiligten Kommandeurs herumstreifende Abteilung, um Beute zu machen, Nahrung zu beschaffen oder die Bevölkerung zu terrorisieren. Am 9.5.1643 schrieb Ferdinand III. an Gallas: „auch die Streifparteien gehören bestrafft […], da sy die unterthanen unerhörter barbarischer weiß tractirn, denenselben wan sy nit gleich alles nach ihrem willen thuen, löcher durch die nasen bohren, strick dardurch ziehen und sie die [wie ?] unvernünfftigen thiere mit herumben ziehen, theils gar pulver in die nasenlöcher, auch mundt und ohren stecken und dasselbe anzünden, oder aber haisses bley hinein gießen, auch wohl ihre händt und fueß abhacken, ganze dörffer außplendern, und viel pferdt und viech mit weckh treiben“. REBITSCH, Gallas, S. 218f. II. Kriegspartei: reguläre Truppenabteilung.

Vgl. KROENER, Kriegsgurgeln. III. Banden aus Deserteuren, Straftätern, vertriebenen Bauern, die z. T. in Stärke von 400 Mann bevorzugt Dörfer überfielen.

[20] schwedische Armee: Trotz des Anteils an ausländischen Söldnern (ca. 85 %; nach GEYSO Beiträge II, S. 150, Anm., soll Banérs Armee 1625 bereits aus über 90 % Nichtschweden bestanden haben) als „schwedisch-finnische Armee“ bezeichnet. Die Unterscheidung zwischen der „Royal-Armee“, die v. Gustav II. Adolf selbst geführt wurde, u. den v. den Feldmarschällen seiner Konföderierten geführten „bastanten“ Armeen erscheint angesichts der Operationen der letzteren überflüssig. Nach LUNDKVIST, Kriegsfinanzierung, S. 384, betrug der Mannschaftsbestand (nach altem Stil) im Juni 1630 38.100, Sept. 1631 22.900, Dez. 1631 83.200, Febr./März 1632 108.500, Nov. 1632 149.200 Mann; das war die größte paneuropäische Armee vor Napoleon.

[21] dem allgemeinen Hörensagen und Gerücht nach.

[22] Korporal: Der Korporal war der unterste Rang der Unteroffiziere, der einen Zug als Teil der Kompanie führte. Er erhielt in der kaiserlichen Armee (1630) 12 fl. Sold monatlich.

[23] Riedlingen [LK Biberach]; HHSD VI, S. 661f.

[24] SEMLER, Tagebücher, S. 139f.

[25] Obrist: I. Regimentskommandeur oder Regimentschef mit legislativer und exekutiver Gewalt, „Bandenführer unter besonderem Rechtstitel“ (ROECK, Als wollt die Welt, S. 265), der für Bewaffnung und Bezahlung seiner Soldaten und deren Disziplin sorgte, mit oberster Rechtsprechung und Befehlsgewalt über Leben und Tod. Dieses Vertragsverhältnis mit dem obersten Kriegsherrn wurde nach dem Krieg durch die Verstaatlichung der Armee in ein Dienstverhältnis umgewandelt. Voraussetzungen für die Beförderung waren (zumindest in der kurbayerischen Armee) richtige Religionszugehörigkeit (oder die Konversion), Kompetenz (Anciennität und Leistung), finanzielle Mittel (die Aufstellung eines Fußregiments verschlang 1631 in der Anlaufphase ca. 135.000 fl.) und Herkunft bzw. verwandtschaftliche Beziehungen (Protektion). Der Obrist ernannte die Offiziere. Als Chef eines Regiments übte er nicht nur das Straf- und Begnadigungsrecht über seine Regimentsangehörigen aus, sondern er war auch Inhaber einer besonderen Leibkompanie, die ein Kapitänleutnant als sein Stellvertreter führte. Ein Obrist erhielt in der Regel einen Monatssold von 500-800 fl. je nach Truppengattung. Daneben bezog er Einkünfte aus der Vergabe von Offiziersstellen. Weitere Einnahmen kamen aus der Ausstellung von Heiratsbewilligungen, aus Ranzionsgeldern – 1/10 davon dürfte er als Kommandeur erhalten haben – , Verpflegungsgeldern, Kontributionen, Ausstellung von Salvagardia-Briefen – die er auch in gedruckter Form gegen entsprechende Gebühr ausstellen ließ – und auch aus den Summen, die dem jeweiligen Regiment für Instandhaltung und Beschaffung von Waffen, Bekleidung und Werbegeldern ausgezahlt wurden. Da der Sold teilweise über die Kommandeure ausbezahlt werden sollten, behielten diese einen Teil für sich selbst oder führten „Blinde“ oder Stellen auf, die aber nicht besetzt waren. Auch ersetzten sie zum Teil den gelieferten Sold durch eine schlechtere Münze. Zudem wurde der Sold unter dem Vorwand, Ausrüstung beschaffen zu müssen, gekürzt oder die Kontribution unterschlagen. Vgl. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabrugischen handlung, S. 277: „Wir burger mußen alle wochen unse contribution zahlen, die obristen nehmmens geldt zu sich, und die gemeinen soldaten mußen hunger leyden“. Der Austausch altgedienter Soldaten durch neugeworbene diente dazu, ausstehende Soldansprüche in die eigene Tasche zu stecken. Zu diesen „Einkünften“ kamen noch die üblichen „Verehrungen“, die mit dem Rang stiegen und nicht anderes als eine Form von Erpressung darstellten, und die Zuwendungen für abgeführte oder nicht eingelegte Regimenter („Handsalben“) und nicht in Anspruch genommene Musterplätze; abzüglich allerdings der monatlichen „schwarzen“ Abgabe, die jeder Regimentskommandeur unter der Hand an den Generalleutnant oder Feldmarschall abzuführen hatte; Praktiken, die die obersten Kriegsherrn durchschauten. Zudem erbte er den Nachlass eines ohne Erben und Testament verstorbenen Offiziers. Häufig stellte der Obrist das Regiment in Klientelbeziehung zu seinem Oberkommandierenden auf, der seinerseits für diese Aufstellung vom Kriegsherrn das Patent erhalten hatte. Der Obrist war der militärische ‚Unternehmer‘, die eigentlich militärischen Dienste wurden vom Major geführt. Das einträgliche Amt – auch wenn er manchmal „Gläubiger“-Obrist seines Kriegsherrn wurde – führte dazu, dass begüterte Obristen mehrere Regimenter zu errichten versuchten (so verfügte Werth zeitweise sogar über 3 Regimenter), was Maximilian I. von Bayern nur selten zuließ oder die Investition eigener Geldmittel von seiner Genehmigung abhängig machte. Im April 1634 erging die kaiserliche Verfügung, dass kein Obrist mehr als ein Regiment innehaben dürfe; ALLMAYER-BECK; LESSING, Kaiserliche Kriegsvölker, S. 72. Die Möglichkeiten des Obristenamts führten des Öfteren zu Misshelligkeiten und offenkundigen Spannungen zwischen den Obristen, ihren karrierewilligen Obristleutnanten (die z. T. für minderjährige Regimentsinhaber das Kommando führten; KELLER, Drangsale, S.388) und den intertenierten Obristen, die auf Zeit in Wartegeld gehalten wurden und auf ein neues Kommando warteten. Zumindest im schwedischen Armeekorps war die Nobilitierung mit dem Aufstieg zum Obristen sicher. Zur finanziell bedrängten Situation mancher Obristen vgl. dagegen OMPTEDA, Die von Kronberg, S. 555. Da der Obrist auch militärischer Unternehmer war, war ein Wechsel in die besser bezahlten Dienste des Kaisers oder des Gegners relativ häufig. Der Regimentsinhaber besaß meist noch eine eigene Kompanie, so dass er Obrist und Hauptmann war. Auf der Hauptmannsstelle ließ er sich durch einen anderen Offizier vertreten. Ein Teil des Hauptmannssoldes floss in seine eigenen Taschen. Ertragreich waren auch Spekulationen mit Grundbesitz oder der Handel mit (gestohlenem) Wein (vgl. BENTELE, Protokolle, S. 195), Holz, Fleisch oder Getreide.  II. Manchmal meint die Bezeichnung „Obrist“ in den Zeugnissen nicht den faktischen militärischen Rang, sondern wird als Synonym für „Befehlshaber“ verwandt. Vgl. KAPSER, Heeresorganisation, S. 101ff.; REDLICH, German military enterpriser; DAMBOER, Krise; WINKELBAUER, Österreichische Geschichte Bd. 1, S. 413ff.

[26] Klagen und Bittschriften.

[27] Hauptmann: Der Hauptmann (schwed. Kapten) war ein vom Obristen eingesetzter Oberbefehlshaber eines Fähnleins der Infanterie, das er meist unter Androhung einer Geldstrafe auf eigene Kosten geworben und ausgerüstet hatte. Der Hauptmann warb daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. In der Kompanie-Stärke wurden sogenannte „Passevolants“ mitgerechnet, nichtexistente Söldner, deren Sold ihm zustand, wenn er Deserteure und verstorbene Soldaten ersetzen musste. Der monatliche Sold eines Hauptmanns betrug 160 fl. (Nach der Umbenennung des Fähnleins in Kompanie wurde er als Kapitän bezeichnet.) Der Hauptmann war verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Er musste die standesgemäße Heirat seiner Untergebenen bewilligen. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Kapitänleutnant, übernommen. Der Hauptmann marschierte an der Spitze des Fähnleins, im Zug abwechselnd an der Spitze bzw. am Ende. Bei Eilmärschen hatte er zusammen mit einem Leutnant am Ende zu marschieren, um die Soldaten nachzutreiben und auch Desertionen zu verhindern. Er kontrollierte auch die Feldscher und die Feldapotheke. Er besaß Rechenschafts- und Meldepflicht gegenüber dem Obristen, dem Obristleutnant und dem Major. Dem Hauptmann der Infanterie entsprach der Rittmeister der Kavallerie. Junge Adlige traten oft als Hauptleute in die Armee ein. Jedoch muss man wohl davon ausgehen, dass nicht alle Offizierschargen in gleichem Umfang an diesen lukrativen Geschäften beteiligt waren. Die bei DAMBOER, Krise, S. 150, dargestellte „Schatzkammer“ eines Hauptmanns ist nicht unbedingt typisch.

[28] Garnison: Besatzung in einer Festung (Kavallerie und Infanterie). Der Garnisonsdienst wurde wegen der geringeren Aussicht auf Beute, Hunger und Krankheiten bei längerer Einquartierung immer unbeliebter, so dass man dazu überging, neugeworbene Söldner im Felddienst einzusetzen. Der französische Diplomat François Ogier [um 1597-1670] 1635 über die schwedische Garnison in Marienburg [Malbork]: „Ich betrachtete das Lager und die Unterkünfte der Schweden und sah ein Bild von menschlichem Elend und Wahnsinn. Ich sah in die Gesichter der Männer, und da ich nicht erkennen konnte, dass sie sich unterhielten, zweifelte ich daran, ob sie überhaupt Männer waren, so barbarisch, schmutzig und krank waren sie. Alle waren in Lumpen gekleidet und barfuß, und zum größten Teil handelte es sich um unhöfliche, junge Bauern“. BRZEZINSKI; HOOK, Armee, S. 52.

[29] SEMLER, Tagebücher, S. 140f.

[30] Korporal: Der Korporal war der unterste Rang der Unteroffiziere, der einen Zug als Teil der Kompanie führte. Er erhielt in der kaiserlichen Armee (1630) 12 fl. Sold monatlich. Das entsprach immerhin dem Jahreslohn eines Ochsenknechtes.

[31] Italiener: „italienische Truppen“: Die „italienischen“ Truppen in der kaiserlichen Armee genossen einen schlechten Ruf. So berichtet ZEITHOFF, Stolberg, S. 277: „Ja es wurde auch zu Erpressung solcher Gelder eine gantze Compagnie zu Fuß unteutscher Italiänischer Völcker den 17. Maji huius anni [1628] hieher gelegt / welche / weil man sie nicht verstehen konnte / grossen Frevel übeten / die Leute sehr quäleten / sich auf freyer Strasse prostituirten / Mägde und Knaben schändeten /ja (ich erstaune über solcher Erzehlung) gantz Sodomitisch mit dem unvernünftigen Vieh / sonderlich mit den Ziegen zuhielten / dass deren etliche sturben / und kein Bürger in einem Jahre fast kein Ziegenfleisch essen wollte“. Unter Sodomie, dem abscheulichsten Sittlichkeitsverbrechen im Verständnis der Zeit überhaupt, verstand man Homosexualität wie „bestialitas“, d. h. Unzucht mit Tieren. Die Delinquenten wurden mit dem betreffenden Tier bei lebendigem Leib verbrannt, wenn nicht der Täter gnadenhalber vor der Verbrennung stranguliert wurde. Im ländlichen Bereich oder in den Heeren war sie alltäglich und weitverbreitet. In der „Constitutio Criminalis Carolina“ Karls V. hieß es unter Art. 116: „Item so eyn mensch mit eynem vihe, mann mit mann, weib mit weib, vnkeusch treiben, die haben such das leben verwürckt, vnd man soll sie der gemeynen gewonheyt nach mit dem fewer vom leben zum todt richten“. [CCC; online verfügbar unter: llv.li/pdf-llv-la-recht-1532_peinliche_halsgerichtsordnung_carolina_pdf].

[32] Leutnant: Der Leutnant war der Stellvertreter eines Befehlshabers, insbesondere des Rittmeisters oder des Hauptmanns. Wenn auch nicht ohne Mitwissen des Hauptmannes oder Rittmeisters, hatte der Leutnant den unmittelbarsten Kontakt zur Kompanie. Er verdiente je nach Truppengattung monatlich 35-60 fl.

[33] Knecht, gemeiner: dienstgradloser einfacher Soldat. Er hatte 1630 monatlich Anspruch auf 6 fl. 40 kr. Ein Bauernknecht im bayerischen Raum wurde mit etwa 12 fl. pro Jahr (bei Arbeitskräftemangel, etwa 1645, wurden auch 18 bis 24 fl. verlangt) entlohnt. Doch schon 1625 wurde festgehalten; NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 92: „Ihme folgete der obrist Blanckhardt, welcher mit seinem gantzen regiment von 3000 fueßknechte sechß wochen lang still gelegen, da dann die stath demselben reichlich besolden muste, wovon aber der gemeine knecht nicht einen pfennig bekommen hatt“.

[34] Biberach an der Riß [LK Biberach]; HHSD VI, S. 80ff.

[35] Bei der Einnahme Biberachs am 25.3.1634 wurde den Kaiserlichen zwar freier Abzug gewährt, doch traten 1500 Mann [nach ENGERISSER, Von Kronach, S. 287, hatte der Kommandant Obrist Orfeo conte di Strassaldo nur 1200 Mann in 10 Kompanien kommandiert] zu Fuß und ein Fähnlein Reiter in schwedische Dienste. „unterstoßen“ kann wohl nicht die Rede sein. => Untersteckung, Unterstoßung: Eingliederung von (insbesondere gefangen genommenen) Soldaten in bestehende unvollständige Verbände. „Die ‚Untersteckung’ von gefangenen Soldaten des Kriegsgegners war in der frühen Neuzeit allgemein üblich, wurde für gewöhnlich von den Betroffenen ohne Widerstände akzeptiert und scheint gar nicht selten die Zusammensetzung eines Heeres erheblich verändert zu haben“ (BURSCHEL, Söldner, S. 158). In der kurbayerischen Armee – Maximilian I. von Bayern war grundsätzlich gegen die Untersteckung wegen der Unzuverlässigkeit in Schlachten – wurden sie als Kugelfang beim Angriff vorausgeschickt. Franz von Mercy hatte nach seinem Sieg bei Tuttlingen (24.11.1643) an die 2000 Franzosen untergesteckt. HEILMANN, Kriegsgeschichte, S. 69f. Doch wurden schon seit dem Böhmischen Krieg Gefangene, die die Untersteckung verweigerten, oft hingerichtet (vgl. HELLER, Rothenburg, S. 158). Teilweise beschaffte man über sie Informationen; SEMLER, Tagebücher, S. 70f. (1633): „Wie beschehen vnd seyn nahendt bei der statt [Überlingen; BW] vier schwedische reütter, so auf dem straiff geweßt, von vnsern tragonern betretten [angetroffen; BW], zwen darvon alsbald nidergemacht, zwen aber, so vmb quartier gebeten, gefangen in die statt herein gebracht worden. Deren der eine seines angebens Christian Schultheß von Friedland [S. 57] auß dem hertzogthumb Mechelburg gebürtig vnder der kayßerlichen armada siben jahr gedient vnd diesen sommer zu Newmarckht gefangen vnd vndergestoßen [am 30.6.1633; BW] worden: der ander aber von Saltzburg, vnderm obrist König geritten vnd zu Aichen [Aichach; BW] in Bayern vom feind gefangen vnd zum dienen genötiget worden. Vnd sagte der erste bei hoher betheurung vnd verpfändung leib vnd lebens, dass die schwedische vmb Pfullendorff ankomne vnd noch erwartende armada 24 regimenter starck, vnd werde alternis diebus von dem Horn vnd hertzogen Bernhard commandirt; führen 4 halb carthaunen mit sich vnd ettlich klainere veld stückhlin. Der ander vermainte, daß die armada 10.000 pferdt vnd 6.000 zu fůß starckh vnd der so geschwinde aufbruch von Tonawerd [Donauwörth; BW] in diese land beschehen seye, weiln man vernommen, dass die kayserische 8000 starckh in Würtemberg eingefallen“. Vgl. auch Gefangene.

[36] Meßkirch [LK Sigmaringen]; HHSD VI, S. 523ff.

[37] Kroaten: (kroatische Regimenter in kaiserlichen und kurbayerischen Diensten), des „Teufels neuer Adel“, wie sie Gustav II. Adolf genannt hatte (GULDESCU, Croatian-Slavonian Kingdom, S. 130). Mit der (älteren) Bezeichnung „Crabaten“ (Crawaten = Halstücher) wurden die kroatischen Soldaten, die auf ihren Fahnen einen Wolf mit aufgesperrtem Rachen führten führten [vgl. REDLICH, De Praeda Militari, S. 21], mit Grausamkeiten in Verbindung gebracht, die von „Freireutern“ verübt wurden. „Freireuter“ waren zum einen Soldaten beweglicher Reiterverbände, die die Aufgabe hatten, über Stärke und Stellung des Gegners sowie über günstige Marschkorridore und Quartierräume aufzuklären. Diese Soldaten wurden außerdem zur Verfolgung fliehender, versprengter oder in Auflösung begriffener feindlicher Truppen eingesetzt. Diese Aufgabe verhinderte eine Überwachung und Disziplinierung dieser „Streifparteyen“ und wurde von diesen vielfach dazu genutzt, auf eigene Rechnung Krieg zu führen. Zum anderen handelte es sich bei „Freireutern“ um bewaffnete und berittene Bauern, die über Raubzüge Verwirrung hinter den feindlichen Linien schufen. Sie taten dies entweder mit Erlaubnis ihrer Kommandierenden, als integraler Bestandteil der kaiserlichen Kriegsführung, oder aber unerlaubter Weise – nicht ohne dabei z. T. drakonische Strafen zu riskieren. Diese „Freireuter“ stahlen und plünderten auf Bestellung der eigenen Kameraden sowie der Marketender, die ihrerseits einen Teil ihrer Einnahmen an die Obristen und Feldmarschälle abzuführen hatten. An Schlachten nahmen sie in der Regel nicht teil oder zogen sogar auch in der Schlacht ab. Zudem war „Kroaten“ ein zeitgenössischer Sammelbegriff für alle aus dem Osten oder Südosten stammenden Soldaten. Ihre Bewaffnung bestand aus Arkebuse, Säbel (angeblich „vergiftet“; PUSCH, Episcopali, S. 137; MITTAG, Chronik, S. 359, wahrscheinlich jedoch Sepsis durch den Hieb) und Dolch sowie meist 2 Reiterpistolen. Jeder fünfte dieser „kahlen Schelme Ungarns“ war zudem mit einer Lanze bewaffnet. SCHUCKELT, Kroatische Reiter; GULDESCU, Croatian-Slavonian Kingdom. Meist griffen sie Städte nur mit Überzahl an. Die Hamburger „Post Zeitung“ berichtete im März 1633: „Die Stadt Hoff haben an vergangenen Donnerstag in 1400. Crabaten in Grundt außgeplündert / vnnd in 18000 Thaller werth schaden gethan / haben noch sollen 1500. fl. geben / dass sie der Kirchen verschonet / deßwegen etliche da gelassen / die andern seind mit dem Raub darvon gemacht“. MINTZEL, Stadt Hof, S. 101. Zur Grausamkeit dieser Kroatenregimenter vgl. den Überfall der Kroaten Isolanis am 21.8.1634 auf Höchstädt (bei Dillingen) THEATRUM EUROPAEUM Bd. 3, S. 331f.; bzw. den Überfall auf Reinheim (Landgrafschaft Hessen-Darmstadt) durch die Kroaten des bayerischen Generalfeldzeugmeisters Jost Maximilian von Gronsfelds im Mai 1635: HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 148ff.; den Überfall auf Reichensachsen 1635: GROMES, Sontra, S. 39: „1634 Christag ist von uns (Reichensächsern) hier gehalten, aber weil die Croaten in der Christnacht die Stadt Sontra überfallen und in Brand gestecket, sind wir wieder ausgewichen. Etliche haben sich gewagt hierzubleiben, bis auf Sonnabend vor Jubilate, da die Croaten mit tausend Pferden stark vor Eschwege gerückt, morgens von 7-11 Uhr mittags mit den unsrigen gefochten, bis die Croaten gewichen, in welchem Zurückweichen die Croaten alles in Brand gestecket. Um 10 Uhr hats in Reichensachsen angefangen zu brennen, den ganzen Tag bis an den Sonntags Morgen in vollem Brande gestanden und 130 Wohnhäuser samt Scheuern und Ställen eingeäschert. Von denen, die sich zu bleiben gewaget, sind etliche todtgestoßen, etlichen die Köpfe auf den Gaßen abgehauen, etliche mit Äxten totgeschlagen, etliche verbrannt, etliche in Kellern erstickt, etliche gefangen weggeführet, die elender gewesen als die auf der Stelle todt blieben, denn sie sind jämmerlich tractirt, bis man sie mit Geld ablösen konnte“. LEHMANN, Kriegschronik, S. 61, anlässlich des 2. Einfall Holks in Sachsen (1632): „In Elterlein haben die Crabaten unmanbare Töchter geschendet und auf den Pferden mit sich geführet, in und umb das gedreid, brod, auf die Bibel und bücher ihren mist auß dem hindern gesezt, In der Schletta [Schlettau] 21 bürger beschediget, weiber und Jungfern geschendet“. LANDAU, Beschreibung, S. 302f. (Eschwege 1637). Auf dem Höhepunkt des Krieges sollen über 20.000 Kroaten in kaiserlichen Diensten gestanden haben. In einem Kirchturmknopf in Ostheim v. d. Rhön von 1657 fand sich ein als bedeutsam erachteter Bericht für die Nachgeborenen über den Einfall kroatischer Truppen 1634; ZEITEL, Die kirchlichen Urkunden, S. 219-282, hier S. 233-239 [Frdl. Hinweis von Hans Medick, s. a. dessen Aufsatz: Der Dreißigjährige Krieg]. Vgl. BAUER, Glanz und Tragik; neuerdings KOSSERT, „daß der rothe Safft hernach gieng…“ http://home.arcor.de/sprengel-schoenhagen/2index/30jaehrigekrieg.htm: „Am grauenhaftesten hatte in dieser Zeit von allen Städten der Prignitz Perleberg zu leiden. Die Kaiserlichen waren von den Schweden aus Pommern und Mecklenburg gedrängt worden und befanden sich auf ungeordnetem Rückzug nach Sachsen und Böhmen. Es ist nicht möglich, alle Leiden der Stadt hier zu beschreiben.
Am ehesten kann man sich das Leid vorstellen, wenn man den Bericht des Chronisten Beckmann über den 15. November 1638 liest: ‚… Mit der Kirche aber hat es auch nicht lange gewähret, sondern ist an allen Ecken erstiegen, geöffnet und ganz und gar, nicht allein was der Bürger und Privatpersonen Güter gewesen, besonders aber auch aller Kirchenschmuck an Kelchen und was dazu gehöret, unter gotteslästerlichen Spottreden ausgeplündert und weggeraubet, auch ein Bürger an dem untersten Knauf der Kanzel aufgeknüpfet, die Gräber eröffnet, auch abermals ganz grausam und viel schlimmer, als je zuvor mit den Leuten umgegangen worden, indem sie der abscheulichen und selbst in den Kirchen frevelhafter und widernatürlicher Weise verübten Schändung des weiblichen Geschlechts, selbst 11- und 12-jähriger Kinder, nicht zu gedenken – was sie nur mächtig (haben) werden können, ohne Unterschied angegriffen, nackt ausgezogen, allerlei faules Wasser von Kot und Mist aus den Schweinetrögen, oder was sie am unreinsten und nächsten (haben) bekommen können, ganze Eimer voll zusammen gesammelt und den Leuten zum Maul, (zu) Nase und Ohren eingeschüttet und solch einen ‚Schwedischen Trunk oder Branntwein’ geheißen, welches auch dem damaligen Archidiakonus… widerfahren. Andern haben sie mit Daumschrauben und eisernen Stöcken die Finger und Hände wund gerieben, andern Mannspersonen die Bärte abgebrannt und noch dazu an Kopf und Armen wund geschlagen, einige alte Frauen und Mannsleute in Backöfen gesteckt und so getötet, eine andere Frau aus dem Pfarrhause in den Rauch gehängt, hernach wieder losgemacht und durch einen Brunnenschwengel in das Wasser bis über den Kopf versenket; andere an Stricken, andere bei ihren Haaren aufgehängt und so lange, bis sie schwarz gewesen, sich quälen lassen, hernach wieder losgemacht und andere Arten von Peinigung mit Schwedischen Tränken und sonsten ihnen angeleget. Und wenn sie gar nichts bekennen oder etwas (haben) nachweisen können, Füße und Hände zusammen oder die Hände auf den Rücken gebunden und also liegen lassen, wieder gesucht, und soviel sie immer tragen und fortbringen können, auf sie geladen und sie damit auf Cumlosen und andere Dörfer hinausgeführt, worüber dann viele ihr Leben (haben) zusetzen müssen, daß auch der Rittmeister der Salvegarde und andere bei ihm Seiende gesagt: Sie wären mit bei letzter Eroberung von Magdeburg gewesen, (es) wäre aber des Orts so tyrannisch und gottlos mit den Leuten, die doch ihre Feinde gewesen, nicht umgegangen worden, wie dieses Orts geschehen’ „. Vgl. auch die Beschreibung des Kroateneinfalls in Neustadt a. d. Aisch am 18.7.1632 => Kehraus [Kerauß, Kehrauß], Andreas Matthias in den „Miniaturen“.

[38] Haigerloch [Zollernalbkreis].

[39] Arkebusier: Leichter, mit einer Arkebuse bewaffneter Reiter, eigentlich berittener Infanterist (der zum Gefecht absaß). Die Arkebuse (später Karabiner genannt) war ein kurzes Gewehr, eine Waffe für bis zu über 100 g schwere Kugeln, die in freiem Anschlag verwendbar war; bei der Infanterie als Handrohr, Büchse oder Arkebuse, bei der Kavallerie als Karabiner oder Faustrohr (Pistole mit Radschloss). Sie erhielt ihren Namen vom hakenförmigen Hahn der Luntenklemme, der das Pulver in der Zündpfanne entzündete. Gerüstet war der Arkebusier mit einem Kürass aus schussfreiem Brust- und Rückenstück (dieses wurde mit 11 Rt. veranschlagt) oder auch nur dem Bruststück. Seitenwehr war ein kurzer Haudegen, in den Sattelhalftern führte er 1 – 2 Pistolen. Er wurde zumeist in kleineren Gefechten oder für Kommandounternehmen eingesetzt. In den Schlachten sollten sie die Flanken der eigenen angreifenden Kürassiere decken und in die von ihnen geschlagenen Lücken eindringen. Er erhielt als Verpflegung die Hälfte dessen, was dem Kürassier zustand, zudem auch weniger Sold. Vgl. ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 464 ff. Des öfteren wurden Arkebusierregimenter, wenn die Mittel vorhanden waren, in Kürassierregimenter umgewandelt.

[40] Franziskaner-Observanten: 1517 wurde die Teilung des Franziskaner-Ordens in die Konventualen (Minoriten), denen gemeinschaftlicher Besitz gestattet wurde, und die Observanten (Franziskaner), die eine enge Befolgung der Regel des Franziskus von Assisi 1181/82-3.10.1226) anstrebten, durch Papst Leo X. vorgenommen. Der auf sechs Jahre gewählte „Generalminister“ leitet den Orden, da Franziskus nicht wollte, dass die Oberen seines Ordens „Äbte“ oder Priore“ genannt würden.

[41] Hohenzollern; HHSD VI, S. 354ff.

[42] Schanze: geschlossenes, auf dem Feld angelegtes Erdwerk, zur Belagerung und zur Verteidigung. Schanzgräber waren für die Anlage von Belagerungs- und Verteidigungswerken zuständige Arbeiter (Schanzbauern), die im Tross des Heeres mitzogen (vgl. Schanze) und dem Schanzmeister unterstanden. Sie waren weitgehend verachtete Menschen, die in der sozialen Hierarchie der Heere nur wenig über den Prostituierten standen und schlecht bezahlt wurden. Auch verurteilte Straftäter wurden zu Schanzarbeiten herangezogen. Diese „Condemnatio ad opera publica“, die Verurteilung zu Schanzarbeiten, war als Todesstrafe in absehbarer Zeit gedacht. Bürger und Geistliche der besetzten Städte, die zu diesen Arbeiten verpflichtet wurden, empfanden diese schwere Arbeit als ehrenrührig und entzogen sich ihr durch die Flucht. Um seine eigenen Truppen zu schonen, zwang Johann von Götz bei der Belagerung der Feste Marienberg (Würzburg) eine große Anzahl von Bauern der Umgebung, Schanzarbeiten zu verrichten, ‚vnd die Stücke, die Er mit Pferden nicht dahin bringen konnte, hinauffzuziehen: Worüber dan viele todt geblieben, vnd daher die Bauren aller orten sich häuffig absentiret vnd verlauffen‘ (CHEMNITZ, Königlich Schwedichen […] II, S. 581). Im schwedischen Heer wurden dazu bevorzugt die ohnehin sozial deklassierten Finnen eingesetzt (vgl. auch TOEPPEN, Hoppes Chronik, S. 77). Im 17. Jahrhundert wurden zunehmend auch Soldaten durch die Aufnahme der Schanzpflicht in die Artikelbriefe für Schanzarbeiten herangezogen; ein Versuch der Fürsten, ein bisher ungenutztes Reservoir an billigen Arbeitskräften zu erschließen, eine Reaktion auf die neuen militärischen Erfordernisse (Belagerungs- und Grabenkrieg, Ausbreitung der Festungen) und Ausdruck des fürstlichen Willens, die Soldaten körperlich, geistig und sittlich zu disziplinieren (vgl. BURSCHEL, Söldner, S. 138, 255). Bürger und Geistliche der besetzten Städte, die zu diesen Arbeiten verpflichtet wurden, empfanden diese schwere Arbeit als ehrenrührig, da verurteilte Straftäter, Huren und Trossangehörige etc. zu diesen schweren Schanzarbeiten herangezogen wurden. Schon 1625 waren umfangreiche Verstärkungen der Wallanlagen durchgeführt worden, wobei die Erfurter umfangreiche Frondienste leisten mussten. Oxenstierna hatte auch den Frankfurtern die Verpflichtung der Bettler zum Festungs- bzw. Schanzenbau empfohlen.

[43] Lindau (Bodensee); HHSD VII, S. 414ff.

[44] Sukkurs: Hilfe, Ersatz; Beistand, Nachschub.

[45] Dragoner (frz. dragon): leichter Reiter, der auch zu Fuß focht, benannt nach den mit Drachenkopf (dragon) verzierten Reiterpistolen, nach KEITH, Pike and Shot Tactics, S. 24, aus dem Holländischen „dragen“ bzw. „tragen“. Der Dragoner war ein berittener Infanterist (der zum Gefecht absaß), da das Pferd zu schlecht war, um mit der Kavallerie ins Gefecht reiten zu können. Berneck, Geschichte der Kriegskunst, S. 136. Auch äußerlich war der Dragoner nicht vom Infanteristen zu unterscheiden. Zudem verfügte in der schwedischen Armee 1631/32 etwa nur die Hälfte der Dragoner überhaupt über ein Pferd. Oft saßen daher zwei Dragoner auf einem Pferd. Falls überhaupt beritten, wurden die Dragoner als Vorhut eingesetzt, um die Vormarschwege zu räumen und zu sichern. Zum Teil wurden unberittene Dragoner-Einheiten im Kampf auch als Musketiere eingesetzt. „Arbeiter zu Pferd“ hat man sie genannt. Eine Designation vom 13.7.1643 über die Verwendung des Werbegeldes bzw. die Abrechnung für einen Dragoner stellt 44 Gulden 55 Kreuzer in Rechnung. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd.

[46] spolieren: berauben, plündern.

[47] SEMLER, Tagebücher, S. 141f.

[48] sub praetextu: unter dem Vorwand.

[49] Memmingen; HHSD VII, S. 439ff.

[50] Der Kommandant Memmingens, Gerardo d’Arco übergab die Stadt am 14.4. und zog am 15.4. ab. ENGERISSER, Von Kronach, S. 287.

[51] reassumieren: wieder aufnehmen.

[52] Sukkurs: Hilfe, Ersatz; Beistand, Nachschub.

[53] SEMLER, Tagebücher, S. 143.

[54] Salem [Bodenseekr.]; HHSD VI, S. 684f.

[55] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 59f.

[56] Batterie: Geschütze wurden zu Gruppen zusammengefasst. Diese Gruppen nannte man Batterie.

[57] Bresche, brescia: durch Geschützfeuer erreichte Sturmlücke in der Stadtmauer.

[58] spielen [mit den Stücken]: Einsatz, Abfeuern (der Feldgeschütze) als Terminus technicus: „mit den Geschützen spielen“, um die Moral des Gegners zu schwächen.

[59] Sukkurs: Hilfe, Ersatz; Beistand, Nachschub.

[60] Maximilian Willibald Graf zu Wolfegg, Freiherr zu Waldburg [12.10.1604 -30.1.1667]. Vgl. EITEL, Truchsess Max Willibald.

[61] Obristwachtmeister: Der Obristwachtmeister mit einem monatlichen Sold von 50 fl. entsprach vom Rang her dem Major in der schwedischen Armee. Er sorgte für die Ausführung der Anordnungen und Befehle des Obristen und Obristleutnants. Im Frieden leitete er die Ausbildung der Soldaten und war verantwortlich für die Regimentsverwaltung. Im Krieg sorgte er für Ordnung auf dem Marsch und im Lager, beaufsichtigte die Wach- und Patrouillendienste und stellte die Regimenter in Schlachtordnung. Zudem hatte er den Vorsitz im Kriegs- und Standgericht.

[62] conducieren: versammeln, zusammenführen.

[63] Sturm laufen: heftiger, schnell vorgetragener Angriff mit dem Ziel, den [völlig unvorbereiteten] Gegner zu überraschen, seine Verteidigung zu durchbrechen. Zum Teil wurden für die Erstersteigung der Mauern oder des ersten Eindringens in die Stadt, Festung etc. Geldprämien ausgesetzt.

[64] restenz: Resistenz: Widerstand.

[65] Generalmajor: Der Generalmajor nahm die Aufgaben eines Generalwachtmeisters in der kaiserlichen oder bayerischen Armee war. Er stand rangmäßig bei den Schweden zwischen dem Obristen und dem General der Kavallerie, bei den Kaiserlichen zwischen dem Obristen und dem Feldmarschallleutnant.

[66] Knecht, gemeiner: dienstgradloser einfacher Soldat. Er hatte 1630 monatlich Anspruch auf 6 fl. 40 kr. Ein Bauernknecht im bayerischen Raum wurde mit etwa 12 fl. pro Jahr (bei Arbeitskräftemangel, etwa 1645, wurden auch 18 bis 24 fl. verlangt) entlohnt. Doch schon 1625 wurde festgehalten; NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 92: „Ihme folgete der obrist Blanckhardt, welcher mit seinem gantzen regiment von 3000 fueßknechte sechß wochen lang still gelegen, da dann die stath demselben reichlich besolden muste, wovon aber der gemeine knecht nicht einen pfennig bekommen hatt“. Versorgung:  In einem Bericht des Obristleutnants des Regiments Kaspar von Hohenems (25.8.1632) heißt es; SCHENNACH, Tiroler Landesverteidigung, S. 336: „daß sie knecht gleichsam gannz nackhent und ploß auf die wachten ziehen und mit dem schlechten commißbroth vorlieb nemmen müessen, und sonderlichen bey dieser kelte, so dieser orten erscheint, da mich, als ich an ainem morgen die wachten und posti visitiert, in meinem mantl und guetem klaidt geforn hat, geschweigen die armen knecht, so übel beklaidt, die ganze nacht auf den wachten verpleiben müessen. So haben sie auch gar kain gelt, das sie nur ain warme suppen kauffen khönnen, müessen also, wegen mangl der klaiser und gelt, mit gwalt verschmachten und erkhranken, es sollte ainen harten stain erbarmen, daß die Graf hohenembsische Regiment gleich von anfang und biß dato so übel, und gleichsam die armen knecht erger alß die hundt gehalten werden. Es were gleich so guet, man käme und thete die armen knecht […] mit messern die gurgel abschneiden, alß das man sie also lenger abmatten und gleichsam minder als einen hundt achten thuett“. => Verpflegung.

[67] Mörser, Mortier (frz.): Steilfeuergeschütz zum Werfen von Brand- oder Sprengkugeln (Bomben) mit einem Kugelgewicht zwischen 25 Pfund (1/16 Mörser) und mehreren Zentnern (ganzer Mörser, Kaliber 5-15 Zoll).

[68] Böller: kleiner Mörser; GRIMM; GRIMM, DWB Bd. 2, Sp. 233: „boler, doch heute im sinne von mörser, aus dem feuerkugeln geworfen werden, auch kleiner kanonen. Man schreibt auch pöller“.

[69] Kapitän (schwed. Kapten): Der Hauptmann war ein vom Obristen eingesetzter Oberbefehlshaber eines Fähnleins der Infanterie, das er meist unter Androhung einer Geldstrafe auf eigene Kosten geworben und ausgerüstet hatte. Der Hauptmann warb daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. In der Kompanie-Stärke wurden sogenannte „Passevolants“ mitgerechnet, nichtexistente Söldner, deren Sold ihm zustand, wenn er Deserteure und verstorbene Soldaten ersetzen musste.  Der monatliche Sold eines Hauptmanns betrug 160 fl. (Nach der Umbenennung des Fähnleins in Kompanie wurde er als Kapitän bezeichnet.) Der Hauptmann war verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Er musste die standesgemäße Heirat seiner Untergebenen bewilligen. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Kapitänleutnant, übernommen. Der Hauptmann marschierte an der Spitze des Fähnleins, im Zug abwechselnd an der Spitze bzw. am Ende. Bei Eilmärschen hatte er zusammen mit einem Leutnant am Ende zu marschieren, um die Soldaten nachzutreiben und auch Desertionen zu verhindern. Er kontrollierte auch die Feldscher und die Feldapotheke. Er besaß Rechenschafts- und Meldepflicht gegenüber dem Obristen, dem Obristleutnant und dem Major. Dem Hauptmann der Infanterie entsprach der Rittmeister der Kavallerie. Junge Adlige traten oft als Hauptleute in die Armee ein.

[70] Mainau [Konstanz, LK Konstanz], HHSD VI, S. 498f. ROTH VON SCHRECKENSTEIN, Die Insel Mainau.

[71] recommandiren: empfehlen, ans Herz legen.

[72] Trommelschläger: Trommler (Tambour) wurden bei der schwedischen Armee auch als Boten eingesetzt, deren Aufgabe darin bestand, im feindlichen Lager als Kundschafter zu fungieren.

[73] dass Horn völlig bösartig wie ein stößiger Stier schien.

[74] WEECH, Sebastian Bürsters Beschreibung, S. 64ff.

[75] spielen [mit den Stücken]: Einsatz, Abfeuern (der Feldgeschütze) als Terminus technicus: „mit den Geschützen spielen“, um die Moral des Gegners zu schwächen.

[76] WEECH, Sebastian Bürsters Beschreibung, S. 69f. Der Rosenobel war der nördlichste Punkt der alten Stadtbefestigung vor Einbeziehung des Dorfes.

[77] Grobe Stücke: große Geschütze, meist: Kartaunen [Belagerungsgeschütz mit einer Rohrlänge des 18-19-fachen Rohrkalibers [17, 5 – 19 cm], verschoß 40 oder 48 Pfund Eisen, Rohrgewicht: 60-70 Zentner, Gesamtgewicht: 95-105 Zentner, zum Vorspann nötig waren bis zu 32 Pferde nötig: 20-24 Pferde zogen auf einem Rüstwagen das Rohr, 4-8 Pferde die Lafette]; halbe Kartaunen [langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge des Kalibers (15 cm), schoss 24 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 22-40-45 Zentner, das Gesamtgewicht 70-75 Zentner. Als Vorspann wurden 20-25 Pferde benötigt.

[78] Kartaune: Belagerungsgeschütz mit einer Rohrlänge des 18-19-fachen Rohrkalibers [17, 5 – 19 cm], verschoss 40 oder 48 Pfund Eisen, Rohrgewicht: 60-70 Zentner, Gesamtgewicht: 95-105 Zentner, zum Vorspann nötig waren bis zu 32 Pferde nötig: 20-24 Pferde zogen auf einem Rüstwagen das Rohr, 4-8 Pferde die Lafette. ENGERISSER, Von Nördlingen, S. 579. „Vom Nürnberger Stückegießer Leonhard Loewe ist die Rechnung für die Herstellung zweier jeweils 75 Zentner schwerer Belagerungsgeschütze erhalten, die auf den heutigen Wert hochgerechnet werden kann. An Material- und Lohnkosten verlangte Loewe 2.643 Gulden, das sind ca. 105.000 bis 132.000 Euro. Das Material und der Feuerwerker-Lohn für den Abschuss einer einzigen 24-pfündigen Eisenkugel aus den „Halben Kartaunen“ kostete fünf Reichstaler – mehr als die monatliche Besoldung eines Fußsoldaten“. EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 81.

[79] Feldschlange: Meist als Feldschlange bezeichnet wurde auch die „Halbe Schlange“: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 32-34faches Kaliber (10, 5-11, 5 cm), schoss 8-10 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 22-30 Zentner, das Gesamtgewicht 34-48 Zentner. Als Vorspann wurden 10-16 Pferde benötigt.

[80] impressa: Angriffe, Einwirkungen, Kriegszug.

[81] Kapitänleutnant: Der Kapitänleutnant war der Stellvertreter des Kapitäns. Der Rang entsprach dem Hauptmann der kaiserlichen Armee. Hauptmann war der vom Obristen eingesetzte Oberbefehlshaber eines Fähnleins der Infanterie. (Nach der Umbenennung des Fähnleins in Kompanie wurde er als Kapitän bezeichnet.) Der Hauptmann war verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig und die eigentlichen militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Kapitänleutnant übernommen. Der Hauptmann marschierte an der Spitze des Fähnleins, im Zug abwechselnd an der Spitze bw. am Ende. Bei Eilmärschen hatte er zusammen mit einem Leutnant am Ende zu marschieren, um die Soldaten nachzutreiben und auch Desertionen zu verhindern. Er kontrollierte auch die Feldscher und die Feldapotheke. Er besaß Rechenschafts- und Meldepflicht gegenüber dem Obristen, dem Obristleutnant und dem Major. Dem Hauptmann der Infanterie entsprach der Rittmeister der Kavallerie. Junge Adlige traten oft als Hauptleute in die Armee ein.

[82] Dragoner (frz. dragon): leichter Reiter, der auch zu Fuß focht, benannt nach den mit Drachenkopf (dragon) verzierten Reiterpistolen, nach KEITH, Pike and Shot Tactics, S. 24, aus dem Holländischen „dragen“ bzw. „tragen“. Der Dragoner war ein berittener Infanterist (der zum Gefecht absaß), da das Pferd zu schlecht war, um mit der Kavallerie ins Gefecht reiten zu können. Berneck, Geschichte der Kriegskunst, S. 136. Auch äußerlich war der Dragoner nicht vom Infanteristen zu unterscheiden. Zudem verfügte in der schwedischen Armee 1631/32 etwa nur die Hälfte der Dragoner überhaupt über ein Pferd. Oft saßen daher zwei Dragoner auf einem Pferd. Falls überhaupt beritten, wurden die Dragoner als Vorhut eingesetzt, um die Vormarschwege zu räumen und zu sichern. Zum Teil wurden unberittene Dragoner-Einheiten im Kampf auch als Musketiere eingesetzt. „Arbeiter zu Pferd“ hat man sie genannt. Eine Designation vom 13.7.1643 über die Verwendung des Werbegeldes bzw. die Abrechnung für einen Dragoner stellt 44 Gulden 55 Kreuzer in Rechnung. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd.

[83] WEECH, Sebastian Bürsters Beschreibung, S. 69f.

[84] SEMLER, Tagebücher, S. 150.

[85] Konstanz [LK Konstanz]; HHSD VI, S. 419ff.

[86] Feldschlange: Meist als Feldschlange bezeichnet wurde auch die „Halbe Schlange“: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 32-34faches Kaliber (10, 5-11, 5 cm), schoss 8-10 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 22-30 Zentner, das Gesamtgewicht 34-48 Zentner. Als Vorspann wurden 10-16 Pferde benötigt.

[87] SEMLER, Tagebücher, S. 151f.

[88] cedieren: weichen, sich fügen, weggehen.

[89] Salem [Bodenseekr.]; HHSD VI, S. 684f.

[90] Vgl. BROCKMANN, Dynastie.

[91] Wilhelm Lamormaini SJ [29.12.1570-22.2.1648].

[92] Lindau (Bodensee); HHSD VII, S. 414ff.

[93] Reutte [BH Reutte], HHSÖ II, S. 523f.

[94] Himmelfahrt.

[95] Georg Leuthin, 1629 Vogt von Ittendorf, 1633 Richter aus der Fischerzunft, 1634 Zunftmeister der Fischerzunft. Am 25.4.1634 war er in Konstanz und erhielt 50 Bürger und 100 Soldaten [RODER, Tagebuch, S. 124]. 1637 war er Bürger und Mitglied des Rats zu Markdorf.

[96] ingrossieren: mit großer, dicker Schrift (franz. grosse) ins Reine schreiben, mundieren; in die gerichtlichen Grund- und Hypothekenbücher eintragen.

[97] subducieren: heimlich wegnehmen.

[98] Kapitän (schwed. Kapten): Der Hauptmann war ein vom Obristen eingesetzter Oberbefehlshaber eines Fähnleins der Infanterie, das er meist unter Androhung einer Geldstrafe auf eigene Kosten geworben und ausgerüstet hatte. Der Hauptmann warb daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. In der Kompanie-Stärke wurden sogenannte „Passevolants“ mitgerechnet, nichtexistente Söldner, deren Sold ihm zustand, wenn er Deserteure und verstorbene Soldaten ersetzen musste.  Der monatliche Sold eines Hauptmanns betrug 160 fl. (Nach der Umbenennung des Fähnleins in Kompanie wurde er als Kapitän bezeichnet.) Der Hauptmann war verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Er musste die standesgemäße Heirat seiner Untergebenen bewilligen. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Kapitänleutnant, übernommen. Der Hauptmann marschierte an der Spitze des Fähnleins, im Zug abwechselnd an der Spitze bzw. am Ende. Bei Eilmärschen hatte er zusammen mit einem Leutnant am Ende zu marschieren, um die Soldaten nachzutreiben und auch Desertionen zu verhindern. Er kontrollierte auch die Feldscher und die Feldapotheke. Er besaß Rechenschafts- und Meldepflicht gegenüber dem Obristen, dem Obristleutnant und dem Major. Dem Hauptmann der Infanterie entsprach der Rittmeister der Kavallerie. Junge Adlige traten oft als Hauptleute in die Armee ein.

[99] geliebten.

[100] intercipiert: abgefangen.

[101] SEMLER, Tagebücher, S. 158ff.

[102] SEMLER, Tagebücher, S. 168.

[103] Mengen [LK Sigmaringen]; HHSD VI, S. 521f. In Mengen bestand ein Wilhelmitenkloster.

[104] SEMLER, Tagebücher, S. 169.

[105] SEMLER, Tagebücher, S. 169.

[106] Nach dem Salemer Mönch Sebastian Bürster war es Schaffalitzky [Schafelitzky] zu Mukadel [„Mückenthal“], Bernhard; Generalmajor [1591-1641] siehe den Beitrag von Jörg Wöllper in den Miniaturen. WEECH, Sebastian Bürsters Beschreibung, S. 82f.

[107] Buchhorn, unter Friedrichshafen [Bodenseekreis]; HHSD VI, S. 228f.

[108] Ravensburg [LK Ravensburg]; HHSD VI, S. 644ff.

[109] Salem [Bodenseekr.]; HHSD VI, S. 684f.

[110] Altan: ein flaches Dach oder auch ein freier Platz auf einem Dache, auf dem man herum gehen kann.

[111] SEMLER, Tagebücher, S. 170f.

[112] ENGERISSER; HRNČIŘÍK, Nördlingen (die umfassendste und detaillierteste Darstellung der Schlacht), S. 276, 278.

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Benninck von Blumow, Johann Wilhelm von

Benninck von Blumow, Johann Wilhelm von; Rittmeister [ – ] Johann Wilhelm Benninck von Blumow [ – ] stand 1634 als Rittmeister[1] in kaiserlichen Diensten.[2]

Aus Aussig[3] wird überliefert: „Die sächs. Grenzorte scheinen in ganz bestimmter Weise den Regimentern[4] zugewiesen gewesen zu sein; so hören wir, daß der Fürst Lobkowitz[5] Altenberg[6] den in Aussig liegenden Offizieren ‚zur täglichen Kontribution[7] angesetzt‘ hatte. Der Lobkowitzische Rittmeister J. Wilh. [S. 59] Benninck von Blumow forderte daher am 10. November den Hauptmann[8] und den Bürgermeister des genannten Städtchens auf, sie sollten ungesäumt zu ihm nach Aussig kommen und die Kontribution für eine Woche in vorhinein mitbringen, dann würden sie eine Salva Guardia[9] erhalten und dadurch ‚vor aller Feindseligkeit defendiret werden‘ “.[10]

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[1] Rittmeister [schwed. ryttmåstere, dän. kaptajn, tschech. kapitán]: Oberbefehlshaber eines Kornetts (später Schwadron, Esquadron) der Kavallerie. Sein Rang entspricht dem eines Hauptmannes der Infanterie (vgl. Hauptmann). Wie dieser war er verantwortl. für Werbung u. Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung u. Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, u. die eigentl. militär. Aufgaben wurden v. seinem Stellvertreter, dem Leutnant, übernommen. Bei den ksl. Truppen standen unter ihm Leutnant, Kornett, Wachtmeister, 2 oder 3 Korporale, 1 Fourier oder Quartiermeister, 1 Musterschreiber, 1 Feldscher, 2 Trompeter, 1 Schmied, 1 Plattner. Bei den schwed. Truppen fehlten dagegen Sattler u. Plattner, bei den Nationalschweden gab es statt Sattler u. Plattner 1 Feldkaplan u. 1 Profos, was zeigt, dass man sich um das Seelenheil als auch die Marsch- u. Lagerdisziplin zu kümmern gedachte. Der Rittmeister beanspruchte in einer Kompanie Kürassiere 150 fl. Monatssold, d. h. 1.800 fl. jährl., 175 fl. bei den Kürassierern (1640), den Arkebusieren, Dragonern u. Kroaten 150 fl.; SCHMID, Quellen, S. 157f., während ein bayer. Kriegsrat 1637 jährl. 792 fl. erhielt, 1620 war er in der brandenburg. Armee als Rittmeister über 50 Pferde nur mit 25 fl. monatl. dotiert gewesen, in der kursächs. Armee dagegen mit 174 fl.; MÜLLER, Das Söldnerwesen, S. 13. Nach Wallensteins Verpflegungsordre (1628) erhielt er im besetzten Kurbrandenburg 200 fl. im Winterquartier; SCHWARTZ, Die Neumark I, S. 94, 250fl. Im Fürstentum Anhalt; KRAUSE, Urkunden, 1. Bd., Nr. 5, S. 9 (1628). Nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm 200 Rt. monatl. zu; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 460. Nach Gallas‘ Verpflegungsordnung, Zabern, 25.11.1635, waren es 250 fl.; MÜLLER, Schicksale, S. 70. Als kommandierender Rittmeister einer Streifschar einer Besatzung erhielt er auf 1.000 Rt. Beute u. Ranzionierungen quasi als Gefahrenzuschlag 59 Rt. 18 Alb. 4 Heller; HOFMANN, Peter Melander. Nach Banérs Verpflegungsordnung vom 4.10.1634 empfing bei der Kavallerie ein Rittmeister 20 Rt. 20 Gr. zehntätige Lehnung, bei der Infanterie 1 Rt. 12 Gr. 11. Pf., BLÖTHNER, Der Dreißigjährige Krieg, Östlicher Teil, S. 129f. In der Leipziger Garnison erhielt ein schwed. Rittmeister 1642/43 monatl. 62 Rt. 12 Gr. u. 33 Rt. für 6 Pferde, 1644 65 Rt. u. 10 Rt. Servis; ZIRR, Die Schweden, S. 802ff. Bei seiner Bestallung wurde er in der Regel durch den Obristen mit Werbe- u. Laufgeld zur Errichtung neuer Kompanien ausgestattet. Junge Adlige traten oft als Rittmeister in die Armee ein. Nach GANTZER, Archivalische Quellen, S. 40, waren 1645 200 Rt. Ranzion (Lösegeld) für ihn aufzubringen. Ein verletzter Rittmeister erhielt nach der Schlacht bei Lützen (1632) auf Weisung Wallensteins 300 fl.; HALLWICH, Briefe und Akten 3. Bd., Nr. 1666, S. 598.

[2] Ksl. Armee: Vgl. auch BRNADIC, Imperial Armies (1) u. (2); HÖBELT, Von Nördlingen bis Jankau; REBITSCH; ÖHMAN; KILÍAN, 1648; ALLMAYER-BECK, Die kaiserlichen Kriegsvölker; SCHREIBER, Des Kaisers Reiterei; WREDE, Geschichte; SCHMIDT-BRENTANO, Die kaiserlichen Generale.

[3] Aussig [Ústí nad Labem, Bez. Ústí nad Labem, Tschechien]; HHSBöhm, S. 13ff.

[4] Regiment [schwed. regimente, dän. regiment, tschech. pluk]: Größte Einheit im Heer, aber mit höchst unterschiedl. Stärke: Für die Aufstellung eines Rgts. waren allein für Werbegelder, Laufgelder, den ersten Sold u. die Ausrüstung 1631 bereits ca. 135.000 fl. notwendig. Zum Teil wurden die Kosten dadurch aufgebracht, dass der Obrist Verträge mit Hauptleuten abschloss, die ihrerseits unter Androhung einer Geldstrafe eine bestimmte Anzahl v. Söldnern aufbringen mussten. Die Hauptleute warben daher Fähnriche, Kornetts u. Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute v. ihren Besitzungen mit. Wegen der z. T. immensen Aufstellungskosten kam es vor, dass Obristen die Teilnahme an den Kämpfen mitten in der Schlacht verweigerten, um ihr Rgt. nicht aufs Spiel zu setzen. Der jährl. Unterhalt eines Fußrgts. v. 3.000 Mann Soll-Stärke wurde mit 400-450.000 fl., eines Reiterrgts. v. 1.200 Mann mit 260-300.000 fl. angesetzt. Die Aufwendungen Prags für die 23monatige Einquartierung des Rgts. Anton v. Weveld u. eine Fähnlein Maximilians v. Waldstein betrugen 206.235 fl. 30 kr.: HALLWICH, Ungedruckte Briefe 2. Bd., S. 264f. Teilweise wurden Rgtr. auch v. ihren Inhabern weiterverkauft, so Christian II. v. Anhalt-Bernburg, 2.8.1628; http://diglib.hab.de/edoc/ed000228/start.htm: [17r] „Farensbeck [Farensbach; BW] hat sein Regiment, vmb 10 m[ille], Tahler, weggegeben, dem Jungen herr Max von Wallstein [Waldstein; BW]“. Richelieu hielt fest; Vertrewlich freundlich Gespräch: „Wir erhalten ein Regiment zu Fuß in 3000. Mann complet, mit 22000 fl monatlich ordentlicher Bezahlung“. Das entsprach 264.000 fl. Zu den Soldaufwendungen für die bayer. Rgtr. vgl. GOETZ, Kriegskosten Bayerns, S. 120ff.; KAPSER, Kriegsorganisation, S. 277ff. Ein Rgt. zu Fuß umfasste de facto bei den Ksl. zwischen 650 u. 1.100, ein Rgt. zu Pferd zwischen 320 u. 440, bei den Schweden ein Rgt. zu Fuß zwischen 480 u. 1.000 (offiziell 1.200 Mann), zu Pferd zwischen 400 u. 580 Mann, bei den Bayer. 1 Rgt. zu Fuß zwischen 1.250 u. 2.350, 1 Rgt. zu Roß zwischen 460 u. 875 Mann. Das Rgt. wurde vom Obristen aufgestellt, vom Vorgänger übernommen u. oft v. seinem Obristleutnant geführt. Über die Ist-Stärke eines Rgts. lassen sich selten genaue Angaben finden. Das kurbrandenburg. Regiment Carl Joachim v. Karberg [Kerberg] sollte 1638 sollte auf 600 Mann gebracht werden, es kam aber nie auf 200. Karberg wurde der Prozess gemacht, er wurde verhaftet u. kassiert; OELSNITZ, Geschichte, S. 64. Als 1644 der ksl. Generalwachtmeister Johann Wilhelm v. Hunolstein die Stärke der in Böhmen stehenden Rgtr. feststellen sollte, zählte er 3.950 Mann, die Obristen hatten 6.685 Mann angegeben. REBITSCH, Gallas, S. 211; BOCKHORST, Westfälische Adlige. Selbst in Zeitungsmeldungen gab es etwa am 3.4.1633 aus Franken Zweifel an den Angaben; BÖNING, Dreißigjähriger und Öffentlichkeit, S. 395: „Die Friedländische Armee ligit hin vnnd wieder vmb Schlackenwald / Schlackenwert / Dachaw / etc. ist aber bey weitem nicht so starck / alß man es außgeschryen / seyn wol viel Regimenter / aber sehr Schwach / vnd theils vber 400. Mannn nicht starck / mehrentheils Genötigte vnd Gezwungene“. Georg Wilhelm v. Brandenburg an Ferdinand II., 3.5.1630; HALLWICH, Briefe u. Akten 1. Bd., Nr. 13, S. 15f.: „Meine Arme Lande aber mußenn nicht alleinn daß Volck, so im Lande sich befindet, unnderhalten, sondern auch dennen, so inn andere Lande einquartiret, den Soldt unndt swart ann Reichsthalernn in specie oder mit großem auffgeldt nachschickenn. Ja sie mußen zu behueff der Servicen sderer, so ausserhalb Landes ihre Quartier habenn, viel tausent Thaler auffbringen, auch muß der Soldt gantz ubermäßig unndt nicht nach Monaten, wie soonst bey allenn Kriegenn gebräuchlich, sondernn nach wochenn gereichet werdenn, nicht allein denen, so nurt etliche wenig wochen in den Quartieren verbleiben, sondern auch denen, welche zu 12, 18, 20 unndt mehr Monaten ihre Quartier behalten, daß also der Soldat im Jahr auff 13 Monat dienet, da doch bey wenigen Kriegen erfahrenn wordenn, daß volle 12 Monat im Jahr außgezahlet worden weren. Der soldt wirdt auch dergestaldt, alß wann alle Regimenter complet werenn, gemahnet, da doch die recreuten offters kaum inn 6 Monatenn erfolgenn. Ich will geschweigenn, daß vielleicht wol derer Regiment köndten gefunden werden, welche niemahl, auch auff gegenwertige stunde, nicht complet wordenn, muß also der Soldt vom 1. Novembris ann den Soldaten vor voll gegeben werdenn, da doch derer viel allererst im Martio oder Aprili oder wol nimmer zum Regiment kommen. Es werdenn auch nicht allein starcke summen zu behueff der Artillerie erhobenn, sondern noch darzu vor iedere Companie Rüstwagen, Pferde, Lunten, Karrenn, Schuppen unndt waß des dinges viel mehr begehret. Dieß alles wirdt auch mit solcher indiscretion unndt scharffer militarischer Exe-[S. 16]cution unndt dabey vorgehendenn Excessen, derer gegen Euer Kay. Mayt. erwehnung zu thuen Ich fast bedenckenn trage, von den armen Leuten erzwungen unndt darüber viel seuffzenn unndt bittere threnen außgepreßet. Eß geschiehet auch solches mit seiner solchen manier, daß wol Niemandt, der eß sonst nicht wuste, sollte glauben können, daß noch ein Churfürst im Lande. Theilß der Soldaten sagen ungescheuet, sie fragten nichtes nach mir, unndt wiße mann noch nicht, wie lange Ich Chuerfürst unndt Herr im Lande bleiben werde. Geschiehet eß aber einmahl, daß mann etwaß, so im Lande zu suchen, ann mich gelangen leßet, so stehet so baldt die commination [Strafandrohung; BW] dabey, wolle Ich eß nicht anordnen, so wolle mann eß selbst suchenn, wo mann eß findet, unndt dieses alles wierderfähret mir von frembden nationen, theilßs vonn geringen officirern unndt wol gemeinen Soldaten“. Richelieu gegenüber Beichtvater Père Joseph über die mangelhafte Organisation der ksl.-bayer. Armeen u. zum Zustand der frz. Armee (1638); Vertrewlich freundlich Gespräch: „Zum andern ist das Teutschland vor Zeiten wohl ein mächtig Land gewest / aber die langwürige Krieg vnd so wohl Freund als Feind haben es also verderbt / daß es jhme nicht mehr gleich vnd nicht der dritte Theil am Volck vbrig vnd selbiges also erarmet ist / daß der Arm dem Reichen gleich / das grosse / breite vnd weite Land öd ligt / vnd niemand bey seinem wohnen kann. So haben wir gut wider ein so verderbt Reich / vnd wider einen solchen Fund zu kriegen / der gleich wohl eine erfahrne tapffere Soldatesca in Anzug bringen kann / aber ohne Ordnung / ohne Bezahlung / ohne Disciplin, das gantze Teutschland ist fast ein Quartier vnd stehet dem Soldaten preiß / allda noch er / noch der Inwohner zu leben hat / vnd wann er in das Feld ziehet / keinen Proviant / oder andere Nothwendigkeit sind / daß er also in Mangel dessen von seinen eygnen Vnordnungen sich verzehrt. Die Regiment vnd Compagnien seynd viel in Anzahl / aber mit wenig gemeinen Knechten ersetzt / vnd die Officier erpressen doch die Contributiones für völlig. Bey den Regimenten befinden sich wenig Obristen in Person / also wann Fehler vorüber gehen / so wohl im Feld als in Quartieren / ist niemand der helffen / der den man zu red stellen köndte. Wo ein Corpus beysam̃en / commandiren vnterschiedene Generales, der ein will für sich / der ander hindersich / der ein es auff Welsch / der ander auff Teutsch haben. Vnd das gemeine Wesen gehet vnter dessen zu Scheitern. Die höchste Häupter sehen von weitem zu / vermeynen es mit Ordinantzen, Commissarien, Currieren, Botten vnd Brieffen zu erbesseren / ziehen doch niemand schuldigen zu gebührender Straff / lassen allein das gute Glück walten. Aber bey solcher manier zu kriegen ohne ein rechtes General Haupt / ohne Geld vnd Disciplin, ohne Vorsehung vnd Rath / mit verderbung eygener Land vnd Leuth / allda denen Soldaten alles preiß stehet / vnd sie sich selber vntereinander spoliren, plündern / vnd auffreiben auch alle Vnbild / Vnfugsamkeit / vnd Laster gleichsam gestattet wirdt / kann weder Göttlicher Segen / noch menschlich Glück bestehen. Wann Gott vnsern Feinden nit bessern Sinn gibt / so haben wir ein gewunnes Spiel. Wann sie aber wolten kriegen wie wir / mit ordentlicher Bezahlung / daß der Vnderthan beym Feldbaw erhalten / vnd dardurch der Soldat sein Nahrung haben würde / so möchte sich leichtlich das Glück vmbschlagen / vnd ein Armee von 12000 also disciplinirten Soldaten Vns mehr Abbruch thun als jetzund 24000. Mann / welche wo sie in jhrem aignen Land hinkommen / entweder gar nichts zu leben finden / oder wan sie einen Vorrath antreffen / verderben und verwüsten sie in einem tag was auff etliche Wochen erklecken köndte / ruiniren vnd machen zu Schanden vnd Vnnutz / alles so sie hernach zu jhrem selbst aignem vnentbärlichen Gebrauch mit vil Gelt nit repariren mögen / daß also in wenig tagen jhr Anzal ohne Schwerdtstreich für sich selbst mercklich geschwächt wird / vnd viel einen Absprung zu vns nem̃en / vnd sich bey vns vnterhalten lassen. So seind sie mit Waffen / Schantzzeug / vnd andern Beraitschafften zu einem Feldzug nothwendig auß Vnvorsehung / vnd Mangel Geltes schlecht gerüst / jhr Cavalleria vbel montirt, vnd welche annoch bey allen Treffen die erste geweßt / so durchgangen. Betten wir also nun Gott / daß er sie nit besser kriegen lerne / darzu sie noch viel Mittel haben / wann sie an jhnen selber nit verzweiffleten. Wir erhalten ein Regiment zu Fuß in 3000. Mann complet, mit 22000 fl monatlich ordentlicher Bezahlung. Solten dann die gegen vns gelegene Craiß mit concurrirung der Spanier / welche sonst das Geld außmessen / vñ nit zehlen/ nit vermögen mit solch richtiger Bezahlung bey 12. in 15000. Mann zu erhalten / darbey widerumb gute Disciplin gestifft / vnd der Vnterthan vnuerhindert bey seinem Feldbaw beschirmet / vnd jhme die Mittel gemacht würden / sein ordentliche aufferlegte Contribution zu lieffern. Ich muß bekennen / weil einem versuchten teutschen Soldaten 3. vnserer Frantzosen kaum gewachsen sind / daß wir wider ein solche Armee gnugsam zu schaffen haben würden / dann Hertzog von Weimar am teutschen Volck zimblich abkommen / muß sich fast der Frantzosen bedienen. Wann es aber gehet wie bißhero / wirdt er bald widerumb teutsche Knecht bekommen / vnd bey vns die Noth nit seyn / daß weder ich noch E. Ehrw. auff die Post sitzen / nach Cöln zu reysen / vnd Frieden zu machen / wie wir sonst im widrigen Fall thun müsten“.

[5] Wenzel [Václav] Eusebius Fürst v. Lobkowitz [z Lobkovic], Herzog v. Sagan [30.1.1609 Prag-22.4.1677 Raudnitz], Sohn des Sidonius Albrecht Popel v. Lobkowitz [1568-1628], ab 1628 Fürst, ksl. Obrist (1631), Generalfeldwachtmeister (1636) u. Feldmarschall (1647), seit 1627 ksl. Kämmerer; ab 1646 Herzog v. Schlesien-Sagan; seit 1647 Geheimer Rat, 1650-1665 Hofkriegsratspräsident, 1665-1674 Obersthofmeister, ab 1670 erster Minister Leopolds I., seit 1644 Ordensritter vom Goldenen Vlies. Vgl. WOLF, Lobkowitz; GMELINE, Histoire; BARKER, Army, S. 112-117; SCHMIDT-BRENTANO, Die Generale, S. 274ff.

[6] Altenberg [Sächsische Schweiz-Osterzgebirge]; HHSD VIII, S. 2f.

[7] Kontribution [„Geldsteuer“, „Beisteuer“, schwed. „penningehjelp“]: Kriegssteuern, die ein breites Spektrum an Sach- oder Geldleistungen umfasste, wurden im Westfäl. als „Raffgelder“ bezeichnet; SCHÜTTE, Dreißigjähriger Krieg, Nr. 45, S. 127; auch „Pressgeld“ genannt. LEHMANN, Kriegschronik, S. 34, Anm. (1632): „Contribution eine große straffe, Sie erzwingt alles, was sonst nicht möglich ist“. Sie wurde auf Grundlage einer Abmachung zwischen Lokalbehörden (zumeist Städten) u. Militärverwaltung erhoben. Teilweise wurde den Juden eine Sondersteuer auferlegt (HOCK, Kitzingen, S. 92), um sich selbst einer zusätzl. Belastung zu entziehen. Die Kontribution wurde durch speziell geschultes, z. T. korruptes Personal (vgl. WAGNER; WÜNSCH, Staffel, S. 122ff.) zumeist unter Androhung militär. Gewalt oder des Verlusts des Bürgerrechts (das in Erfurt seit 1510 ab dem 16. Lebensjahr erworben werden konnte), des Braurechts, der Benutzung der Allmende, den säumigen Bürgern „das Handwerk zu legen“ etc. (vgl. NÜCHTERLEIN, Wernigerode), u. der Zunagelung der Haustüren (JORDAN, Mühlhausen, S. 76 (1633)) eingetrieben. Den Zahlenden wurde als Gegenleistung Schutz gegen die Übergriffe des Gegners in Aussicht gestellt. Nicht selten mussten an die beiden kriegführenden Parteien Kontributionen abgeführt werden, was die Finanzkraft der Städte, Dörfer u. Herrschaften sehr schnell erschöpfen konnte. Auch weigerte sich z. T. die Ritterschaft wie im Amt Grimma erfolgreich, einen Beitrag zu leisten; LORENZ, Grimma, S. 667. Vgl. REDLICH, Contributions; ORTEL, Blut Angst Threnen Geld, der diese Euphemismen für Erpressungen, erwartete oder erzwungene „Verehrungen“ etc. auflistet. Zudem wurde zumeist unterschieden zwischen einer Sommer- u. einer doppelt so hohen Winterkontribution. Der Anteil der Kontributionsgelder an den Einkünften der Generalkriegskommissare u. Kriegskommissare betrug bis zu 30 %. So erhielt z. B. der kurbayer. Kriegskommissar Christoph v. Ruepp vom 18.1.1621 bis 30.4.1633 95.341 fl., davon 30.347 fl. Kontributionsgelder. DAMBOER, Krise, S. 51. TEGEDER; KREIENBRINK, … der osnabrugischen handlung, S. 268, über die schwed. Einquartierung Dezember 1633 in Osnabrück: Die Soldaten „sagen und klagen, sie bekommen kein geld, da doch stets alle wochen die burger ihr contribution ausgeben mußen, dan das kriegsvolck sagt, das ihr obristen und befehlhaber das geldt zu sich nehmmen und sie mußenn hunger und kummer haben, werden zum stehlen verursacht“. Der Flussmeister u. Advokat Johann Georg Maul [? -nach 1656)] (1638), WAGNER; WÜNSCH, Staffel, S. 121: „Weil ich nun zu dieser Contribut[ion] wöchentlich 7 f geben müssen und nicht allemahl sogleich bezahlet habe, bin ich und die Meinigen zu verschiedenen mahlen ohngewarneter Weisse überfallen worden, und man hat mich dermaasen gequälet und gemartert, dass es einen Steine in der Erdte erbarmen möchte, sonderlich in der Heilgen Zeit, am 5. Jan[uar] 1638, da ich eines kleinen Resto wegen von 6 vollgesoffenen Soldaten, der einer, der Berth genannt unter dem Obristen [Heinrich; BW] von Schleiniz, den Degen über mich gezogen, mein Weib, so dazwischen gelaufen, am Arme verwundet, den Gürtel von Leibe in drey Stücken gerissen und solche Grausamkeit verübet, dass es nicht zu beschreiben, vielweniger von Christlichen Menschen geglaubet werden kann, mitler weile, als dieser Berth also mit mir chargierte, haben die andern 5 Bösewichter gemauset, was sie angetroffen, unter andern mir einen Fisch Otter, so man an die Arme stecket, mein Kamm Futter mit aller Zugehör vor 5 f, allerhand Geräthe ohngefähr 8 f, so ich nicht wieder bekommen können“. Aus der Stausenbacher Chronik des Caspar Preis für 1648, ECKHARDT; KLINGELHÖFER, Bauernleben, S. 69: „Im Jahr 1649 in dem Monadt October seind wir einmal der Hessischen Conterbutzion erleitigt worden. Dem allmächtigen, ewigen, barmhertzigen, liben, trewen Gott, dem Vatter aller Gnaden, sey ewigen Lob, Ehr und Preiß gesagt in alle ewigkeit. Amen. In dem schweren Joch der hesischen Conterbutzion seind wir gemartert, gepeinigt und gequället worden zwantzig gantzer Jahr. Ach du mein Gott und mein Herr, wie mancher armer redtlicher ehrlicher Man hatt doch das Seinige musen verlasen und mit dem Rück ansehen und sich in die Fremde begeben musen wegen der Conterbutzion und des gemarterten Bludtgelts. Es ist doch in Wharheit nichts anders dan der armen Leuth Schweiß und Blutt“. Vgl. VOGEL, Leipzigisches Geschicht-Buch, S. 443: „Den 11 Junii [1631; BW] zur Nacht hat sich eines vornehmen Doctoris Frau im Brühl / welches mit schwermüthigen Gedancken beladen aufm Gange im Hembde an eine Quele erhencket / weil sie / wie man sagte / denen Soldaten Quartier und Geld geben müssen / welche 2 alte Weiber loßgeschnitten / von Todtengräbern abgehohlet / und den 13. dieses mit einer kleinen Schule begraben worden“. „Von einem tragischen Fall berichtet der Bentheimer Pfarrer in dem ‚Buch der Begrabenen‘ unter dem 25. Dezember 1624 (= 4. Januar 1625): Verstorben war ein Einwohner von Bentheim, welcher darüber, daß er ‚bei der Kaiserlichen Einlagerung so viel gleichsam über Vermogen geben und contribuiren mußen‘, den Verstand verloren hatte“. Vgl. STEINWASCHER, Krieg, S. 42ff. DAMBOER, Krise, S. 51. Die Kontribution wurde oft auch zweckentfremdet; vgl. SEMLER, Tagebücher, S. 23 (1633): „Man sagt, daß die von Bodman ohngefahr 30 thaler für ihre contribution dem obrist leüttenant [Edlinstetten; BW] alhie, alß ihrem vettern, zu hannden gestellt, darmit sie ihme genůgsambe satisfaction geben, er aber diß gellt dem apotegger zutragen laßen mit begeren, solle ihme darumb confect schickhen. Da man vnß aber bereden wollen, auß disem contribution gellt werde man die soldaten beklaiden vnd in daß veld ausstaffieren“. Die ausführlichste Darstellung der Erpressung v. Kontributionen durch Besatzungstruppen findet sich bei NÜCHTERLEIN, Wernigerode, S. 73ff. => Hrastowacky in den „Miniaturen“. In den bei Angriffen u. Belagerungen ohnehin gefährdeten Vorstädten waren die Kontributionsleistungen geringer. Allerdings bestand hier auch immer die Gefahr, dass die Vorstädte entweder vom Feind abgebrannt oder seitens der Stadtkommandanten abgerissen oder abgetragen wurden, um dem Feind keine Verstecke zu bieten u. um ein freies Schussfeld zu haben.

[8] Stadthauptmann, Stadtmajor: auch Stadtoffizier, gewöhnl. ein Offizier aus der Bürgerschaft, zuständig für die Bürger-Soldaten. Vor Beginn des Dreißigjährigen Krieges waren die Hauptleute u. Leutnante Berufssoldaten. Dann übernehmen Bürger die Führung des Bürgeraufgebotes für Wachen, Bollwerk u. den Feuerlöschdienst selbst als Offiziere. Zum Teil wurde dieses Stadtaufgebot wie in Schweinfurt durch Besatzungssoldaten ersetzt. [9] Salvaguardia: Ursprüngl. ksl. Schutzbrief, durch den der Empfänger mit seiner Familie u. seiner ganzen Habe in des Kaisers u. des Reichs besonderen Schutz u. Schirm genommen wurde; zur öffentl. Bekräftigung dieses Schutzes wurde dem Empfänger das Recht verliehen, den kaiserl. Adler u. die Wappen der ksl. Königreiche u. Fürstentümer an seinen Besitzungen anzuschlagen. Der Schutzbrief bedrohte jeden Angreifer mit Ungnade u. Strafe. Im DK militär. Schutzwache; Schutzbrief (Urkunde, die, indem sie geleistete Kontributionen u. Sonderzahlungen bestätigte, gegen weitere Forderungen schützen sollte, ggf. durch militär. Gewalt des Ausstellers); auch: sicheres Geleit; eine oft recht wirkungslose Schutzwache durch abgestellte Soldaten, in schriftl. oder gedruckter Form auch Salvaguardia-Brief genannt, die meist teuer erkauft werden musste – je nach Größe einer Stadt konnte sich das auf 200 Rt. belaufen – , u. ein einträgl. Geschäft für die zuständigen Kommandeure darstellten. Teilweise wurden entsprechende Tafeln an Ortseingängen aufgestellt, „Salvaguardia“ an die Türen der Kirchen (HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 55) geschrieben oder für die ausländischen Söldner ein Galgen angemalt. Die 1626 v. Tilly erlassene Schultheißen-Ordnung hatte festgelegt: „Wer salua Guardia mit wortten oder that violirt, den solle niemandt zu verthädigen understehen, sonder welcher hoch oder nider Officir ein dergleichen erfahren mag, der solle den muthwilligen verbrecher sobalden zu dem Provosen schaffen, dem Schultheysen neben einandtwortung bey sich unrecht befundenen sachen und guetter hiervon berichten ohn einred, die Restitution und was bey der sachen underlauffen möcht dass Gericht entscheiden lassen, und welcher einem andern sein gewonnen beuth abnimbt oder an seinem freyen verkauff nachtheilig verhindert, den solle Schultheyss zur Restitution anhalten und noch darzu mit straffen hart belegen“. ZIEGLER, Dokumente II, S. 986. So hieß es z. B. im Art. 23 im Reichstagsabschied vom 10.10.1641 unmissverständl.; SCHMID, Quellen, S. 170: „Item, wo Salvaguardien angeschlagen wurden, da soll keiner nichts plündern oder beschädigen, bey Leibes-Straffe“. Abt Veit Höser [1577-1634] v. Oberaltaich bei Straubing; SIGL, Wallensteins Rache, S. 140f.: „Da die Schweden so grausam wüteten und sich wie eine Seuche immer weiter ausbreiteten, alle Dörfer mit Raub, Mord und Jammer heimsuchten, erbaten die Bürger ab und zu von den Kapitänen der Weimaraner eine Schutzwache, die bei ihnen meist Salva Guardia heißt. Erhielten sie diesen Schutz zugesagt, so wurde jeweils ein Musketierer zu Fuß oder zu Pferd in das betreffende Dorf, die Ortschaft, den Markt abgestellt. Dieser sollte die herumstreifenden Soldatenhorden, kraft eines vom Kapitän ausgehändigten schriftlichen Mandats, im Zaume halten, ihre Willkür beim Rauben und Plündern einschränken. […] Es ist aber nicht zu bestreiten, dass eine solche Schutzwache unseren Leuten oder den Bewohnern anderer Orte, denen auf ihre Anforderung eine Salva Guardia zugestanden wurde, keinen Vorteil brachte. Im Gegenteil, sie schlugen ihnen vielmehr zum Schaden aus und waren eine Belastung. Offensichtlichen Nutzen dagegen hatten nur die Kapitäne, denn ihnen mussten die Leute gleich anfangs die ausgehandelte Geldsumme vorlegen oder wenigstens wöchentlich die entsprechende Rate (pensio) entrichten. Kurz, wie Leibeigene oder Sklaven mussten sie blechen, was die Kapitäne verlangten. Ich habe nur einen Unterschied zwischen den Orten mit und denen ohne Salva Guardia festgestellt: Die Dörfer ohne Schutzgeleit wurden früher, jene mit einer Salva Guardia erst später ausgeplündert. Da nämlich die Schweden vom Plündern nicht ablassen konnten, solange sie nicht alles geraubt hatten, so raubten und plünderten sie entweder alles auf einmal (sodaß sie nicht mehr zurückkommen mußten) oder sie ließen allmählich und langsam bei ihren Raubzügen alles mitgehen, bis nichts mehr zu holen war. Obendrein haben diese eigentlich zum Schutze abkommandierten Musketiere und Dragoner gewöhnlich die Ortschaften, ihre Bewohner und deren Habseligkeiten – als Beschützer – ausspioniert und dann verraten. Wurde nämlich der bisherige Beschützer – und Spion – unvermutet abberufen, dann brachen seine Kameraden, Raubgesellen und Gaunerbrüder ein und raubten alles, was bislang durch den Schutz der Salva guardia verschont geblieben war, was sie in Wirklichkeit aber für sich selbst hinterlistig und heimtückisch aufbewahrt hatten, und wüteten um so verwegener (pro auso suo) gegen die jämmerlich betrogenen und enttäuschten Menschen, beraubten sie nicht menschlicher und marterten sie“. Vgl. auch LOPER, Laniena, S. 8, über die Kaiserlichen 1630 in Pasewalk: „Die Fändriche vnd Capitäin / in welches Hauß sie kamen / sagten Salva Guardy zu / wo Geldt da war. Hatte ein Haußwirt oder Haußwirtin / einen Knecht oder Magdt / Sohn oder Tochter / vnter 9. Schlössern etwas gehabt / sie hetten auff ein solch tröstlich wort / alles herfür gegeben / Aber wann sie alles dar gelanget / war die Salva Guardij im letzten vnnd kahmen nicht 7. sondern wol 10. andere noch ergere vnsaubere Geister / die zerschlugen alles im Hause / da muste keine Schüssel / kein Topff / kein Hembde / Summa kein Feßerlein bleiben / vnd worden einem jeden die Schuh vnd Strümpffe außgezogen / die Hüte / Hauben vnd Mützen vom Häupte / die Kleider vom Leibe gerissen. Ging man für die Thürschnelle / lag baldt hie / baldt da / ein guter bekandter / mit zehen vnd mehr Wunden beschediget / Ja wol gantz erschlagen: Warff man jhnen ein Mäntelchen zu / ward es jhnen bald genommen: Sprach man jhnen zu / muste man neben jhnen gleich so viel haben. War es schon ein Priester / der jhnen für kam / vnd hielte jhnen Gottes Gerichte für / vnnd bath sie sie möchten Christlich handeln / Ward es alles mit hohn vnd Lachen auffgenommen / vnd er muste die schärffe schmecken / vnd diese wort hören: Waß sollten wir Christen seyn ? Wir sind lebendige Teuffel / vnd auch deine Teuffel. Ja sie haben einen krancken Prediger / auß dem Siechbette gehoben / jhme Hände vñ Füsse gebunden / jhn Torquirt vnd gemartert / er solte anzeigen / wo er Geldt hette / Gab er etlichen / waß vorhanden / thaten andere mit jhm eben also / Wann die ersten weg wahren / vnd wolten jhn endtlich gar verbrennen“. Der Naumburger Domprediger Johann Zader [19.10.1612 Zeitz-17.3.1685 Naumburg] zu Zeitz 1639; OPEL, Die Städte Naumburg und Zeiz, S. 54: „Den 7. Aprilis ist General Banner mit all seinem Volck wieder auffgebrochen nach Chemniz vndt dann in Behmen hinein gangen. Nach diesem abzuge ist Rittmeister Ilte von Graf Hodizer Regiment in der Stadt zur Salva Guardi blieben mit etlichen Reütern, biß auff den 15. April, da er fortgezogen, mann hatt Ihnen aber etliche hundert Thaler geben mußen, dazu hatt er durch seine Soldaten alle häuser aussuchen vndt die Pferde nehmen laßen, vndt als Sie dergleichen auch thuen wollen bei Capitain Breutigam, damals der Stadt Hauptmann, er aber sich gewegert, ist er von einem Reuter durchs lincke bein unter dem Knie geschoßen, davon er des nachts gestorben“.Auch war das Leben als Salvaguardist nicht ungefährl. Der Überlinger Ratsherr Dr. Plummern berichtete (1633); SEMLER, Tagebücher, S. 65: „Eodem alß die von Pfullendorff avisirt, daß ein schwedischer reütter bei ihnen sich befinnde, hatt vnser rittmaister Gintfeld fünf seiner reütter dahin geschickht sollen reütter abzuholen, welliche ihne biß nach Menßlißhausen gebracht, allda in dem wald spolirt vnd hernach zu todt geschoßen, auch den bauren daselbst befohlen in den wald zu vergraben, wie beschehen. Zu gleicher zeit haben ettlich andere gintfeldische reütter zu Langen-Enßlingen zwo schwedische salvaguardien aufgehebt vnd naher Veberlingen gebracht, deren einer auß Pommern gebürtig vnd adenlichen geschlächts sein sollen, dahero weiln rittmaister Gintfeld ein gůtte ranzion zu erheben verhofft, er bei leben gelassen wird“. BLÖTHNER, Apocalyptica, S. 49f. (1629): „Eine Eingabe des Bauern Jacob Löffler aus Langenwetzendorf [LK Greiz] wegen der bei ihm einquartierten »Schutzgarde« schildert die Heldentaten der derselben ungemein plastisch: »Was ich armer Mann wegen anhero zweijähriger hiesigen Einquartierung für groß Ungemach ausstehen müssen, gebe ich in Unterthänigkeit zu vernehmen: Denn erstlichen habe berührte Zeit über 42 ganze 42 Wochen Tag und Nacht bei den Soldaten ich aufwarten, nicht allein viel Mühe und Wege haben, sondern auch welches zum Erbarmen gewesen, Schläge gewärtig zu sein und geprügelt werden zu müssen, 2. habe ich meine geringe Haushaltung wegen jetziger Unsicherheit beiseits setzen, meine Felderlein wüst, öd und unbesamt liegen lassen, daß seither ich im geringsten nichts erbauen, davon samt den Meinigen ich mich hätte alimentieren mögen, 3. haben die Soldaten mir die Gerste, so zu einem Gebräulein Bier ich eingeschüttet, aus den Bottichen genommen, zum Teil mutwilligerweise zerstreut, zum Teil mit sich hinweggenommen, verfüttert und verkauft, 4. haben sie mir das wenige Getreidig, so noch unausgedroschen vorhanden gewesen, mit dem Geströhde aus der Scheune in andere Quartiere getragen, ausgeklopft und ihres Gefallens gebraucht, 5. weil sie an meiner geringen Person sich nicht allzeit rächen können, haben sie mir die Bienen und derselben Stöcke beraubet, umgestoßen und zu Grund und Tode gerichtet, 6. sind von ihnen mir alle Hühner, Gänse und ander Federvieh erschossen, genommen und gefressen worden, meine Wiesen, Raine und Jagen mir dermaßen verödet, daß ich nicht eine einzige Bürde Heu und Grummet von denselben genießen kann, 7. endlich ist von ihnen mir eine Kuh aus dem Stalle, so meinen Geschwistern zuständig gewesen, gezogen, in ein anderes Losament getrieben, geschlachtet und gefressen worden.« HASSELBECK, dan der krig ist ein wüdtentes thir, S. 363: „Auch neigten Offiziere eher Sympathien für einen Gegner, wenn er der eigenen Konfession angehörte; weniger jedoch die einfachen Soldaten, für die das Gegenüber von Militär und Zivilgesellschaft eventuelle Verbindungen aufgrund gemeinsamer Konfession überlagerte. Ein gutes Beispiel hierfür bietet die lobende Erwähnung des Verhaltens des französischen Befehlshaber Guébrant durch die Jesuiten während der Besetzung Bambergs im Jahr 1641, dessen französische Schutzwachen des Kollegium gewissenhaft beschützt hätten, ‚während die deutschen Schutzwachen der übrigen Klöster, meistentheils Apostaten oder Häretiker oder Überläufer, alle Winkel durchstöberten und fortschleppten, was den Klöstern gehörte und nicht gehörte‘. [WEBER, Bamberg im Dreißigjährigen Krieg, S. 95] Jedoch ist in diesem Fall die klare konfessionelle Färbung der Quelle zu bedenken, die einem Katholiken grundsätzlich wohlgesonnener war“. Teilweise „kauften“ sich begüterte Bürger Offiziere als Salvaguardia, um sich gegen Übergriffe zu schützen; SUTORIUS, Die Geschichte von Löwenburg. 1. Teil, S. 266. Teilweise wurde nur ein einzelner Salvagardist einquartiert, teilweise aber stieg die Zahl je nach Kriegs- u. Ortslage erhebl. 1635 hielt Heinrich Graf Schlick 100 Mann zum Schutz seiner Herrschaft Plan für notwendig; SENFT, Geschichte, S. 124.

[10] JAHNEL, Der dreißigjährige Krieg, S. 68f.

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Kortenbach [Curtenbach], R. von

Kortenbach [Curtenbach], R. von; Rittmeister [ -13.1.1628 Arnstadt] R. von Kortenbach [Curtenbach] [ -13.1.1628 Arnstadt], möglicherweise ein Verwandter des damals noch in Ligadiensten[1] stehenden Cortenbach,[2] stand 1628 als Rittmeister[3] des Regiments[4] Jean II. de Mérode-Waroux[5] in kaiserlichen Diensten[6] als der gewaltbereite Obristleutnant[7] Bornival[8] ihn erstechen ließ.

Aus dem thüringischen Arnstadt[9] ist überliefert: „Hat den Rittmeister Kortenbach in der güldenen Gans erstechen lassen. Der hat ihm 600 Thaler[10] leihen sollen; das hat er nicht wollen thun und hat auch eine schöne Dirne[11] gehabt, die hat er ihm nicht wollen[12] geben“.[13] „Aus dieser Zeit ist besonders ein Vorfall der Erwähnung werth, welcher am 1. Sonntag Ephiphani 1628 [13.1.1628; BW] im hiesigen Gasthofe zur Gans Statt fand. Es wurde nämlich an diesem Tage ein Rittmeister vom Merodischen Regiment R. von Curtenbach von dem Stabe[14] des Obristen Roberti von Bornival daselbst mit 5 Stichen rücklings ermordet. Der Thäter, welcher sich nach dieser mörderischen Handlung sogleich aus dem Staube gemacht hat, soll des Bornivals Schwager gewesen sein“.[15]

Um weitere Hinweise unter Bernd.Warlich@gmx.de wird gebeten !

[1] Liga: Die Liga war das Bündnis kath. Reichsstände vom 10.7.1609 (vgl. ERNST; SCHINDLING, Union und Liga) zur Verteidigung des Landfriedens u. der kath. Religion, 1619 neu formiert, maßgebl. unter Führung Maximilians I. v. Bayern zusammen mit span. u. österreich. Habsburgern an der Phase des DK bis zum Prager Frieden (1635) beteiligt, danach erfolgte formell die Auflösung. Das bayer. Heer wurde Teil der Reichsarmada. Zur Liga-Politik vgl. KAISER, Politik, S. 152ff.; KAISER, Angstgetriebene Politik, S. 101ff.

[2] Adrian Freiherr v. Cortenbach [Courtenbach, Curtenbach, Cordebach, Kurtenbach, Kurthenbach, Cartenbach, Cürtenbach] v. Helmond [5.11.1592 Brüssel-15.9.1630 Gartz], niederrhein. Adliger, Herr auf Helmond, ligist. Rittmeister (1620), Obristleutnant u. Obrist (1624), seit 1629 ksl. Generalfeldwachtmeister, starb an der Pest. SCHMIDT-BRENTANO, Die kaiserlichen Generale, S. 111f.

[3] Rittmeister [schwed. ryttmåstere, dän. kaptajn, tschech. kapitán]: Oberbefehlshaber eines Kornetts (später Schwadron, Esquadron) der Kavallerie. Sein Rang entspricht dem eines Hauptmannes der Infanterie (vgl. Hauptmann). Wie dieser war er verantwortl. für Werbung u. Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung u. Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, u. die eigentl. militär. Aufgaben wurden v. seinem Stellvertreter, dem Leutnant, übernommen. Bei den ksl. Truppen standen unter ihm Leutnant, Kornett, Wachtmeister, 2 oder 3 Korporale, 1 Fourier oder Quartiermeister, 1 Musterschreiber, 1 Feldscher, 2 Trompeter, 1 Schmied, 1 Plattner. Bei den schwed. Truppen fehlten dagegen Sattler u. Plattner, bei den Nationalschweden gab es statt Sattler u. Plattner 1 Feldkaplan u. 1 Profos, was zeigt, dass man sich um das Seelenheil als auch die Marsch- u. Lagerdisziplin zu kümmern gedachte. Der Rittmeister beanspruchte in einer Kompanie Kürassiere 150 fl. Monatssold, d. h. 1.800 fl. jährl., 175 fl. bei den Kürassierern (1640), den Arkebusieren, Dragonern u. Kroaten 150 fl.; SCHMID, Quellen, S. 157f., während ein bayer. Kriegsrat 1637 jährl. 792 fl. erhielt, 1620 war er in der brandenburg. Armee als Rittmeister über 50 Pferde nur mit 25 fl. monatl. dotiert gewesen, in der kursächs. Armee dagegen mit 174 fl.; MÜLLER, Das Söldnerwesen, S. 13. Nach Wallensteins Verpflegungsordre (1628) erhielt er im besetzten Kurbrandenburg 200 fl. im Winterquartier; SCHWARTZ, Die Neumark I, S. 94, 250fl. Im Fürstentum Anhalt; KRAUSE, Urkunden, 1. Bd., Nr. 5, S. 9 (1628). Nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm 200 Rt. monatl. zu; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 460. Nach Gallas‘ Verpflegungsordnung, Zabern, 25.11.1635, waren es 250 fl.; MÜLLER, Schicksale, S. 70. Als kommandierender Rittmeister einer Streifschar einer Besatzung erhielt er auf 1.000 Rt. Beute u. Ranzionierungen quasi als Gefahrenzuschlag 59 Rt. 18 Alb. 4 Heller; HOFMANN, Peter Melander. Nach Banérs Verpflegungsordnung vom 4.10.1634 empfing bei der Kavallerie ein Rittmeister 20 Rt. 20 Gr. zehntätige Lehnung, bei der Infanterie 1 Rt. 12 Gr. 11. Pf., BLÖTHNER, Der Dreißigjährige Krieg, Östlicher Teil, S. 129f. In der Leipziger Garnison erhielt ein schwed. Rittmeister 1642/43 monatl. 62 Rt. 12 Gr. u. 33 Rt. für 6 Pferde, 1644 65 Rt. u. 10 Rt. Servis; ZIRR, Die Schweden, S. 802ff. Bei seiner Bestallung wurde er in der Regel durch den Obristen mit Werbe- u. Laufgeld zur Errichtung neuer Kompanien ausgestattet. Junge Adlige traten oft als Rittmeister in die Armee ein. Nach GANTZER, Archivalische Quellen, S. 40, waren 1645 200 Rt. Ranzion (Lösegeld) für ihn aufzubringen. Ein verletzter Rittmeister erhielt nach der Schlacht bei Lützen (1632) auf Weisung Wallensteins 300 fl.; HALLWICH, Briefe und Akten 3. Bd., Nr. 1666, S. 598.

[4] Regiment [schwed. regimente, dän. regiment, tschech. pluk]: Größte Einheit im Heer, aber mit höchst unterschiedl. Stärke: Für die Aufstellung eines Rgts. waren allein für Werbegelder, Laufgelder, den ersten Sold u. die Ausrüstung 1631 bereits ca. 135.000 fl. notwendig. Zum Teil wurden die Kosten dadurch aufgebracht, dass der Obrist Verträge mit Hauptleuten abschloss, die ihrerseits unter Androhung einer Geldstrafe eine bestimmte Anzahl v. Söldnern aufbringen mussten. Die Hauptleute warben daher Fähnriche, Kornetts u. Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute v. ihren Besitzungen mit. Wegen der z. T. immensen Aufstellungskosten kam es vor, dass Obristen die Teilnahme an den Kämpfen mitten in der Schlacht verweigerten, um ihr Rgt. nicht aufs Spiel zu setzen. Der jährl. Unterhalt eines Fußrgts. v. 3.000 Mann Soll-Stärke wurde mit 400-450.000 fl., eines Reiterrgts. v. 1.200 Mann mit 260-300.000 fl. angesetzt. Die Aufwendungen Prags für die 23monatige Einquartierung des Rgts. Anton v. Weveld u. eine Fähnlein Maximilians v. Waldstein betrugen 206.235 fl. 30 kr.: HALLWICH, Ungedruckte Briefe 2. Bd., S. 264f. Teilweise wurden Rgtr. auch v. ihren Inhabern weiterverkauft, so Christian II. v. Anhalt-Bernburg, 2.8.1628; http://diglib.hab.de/edoc/ed000228/start.htm: [17r] „Farensbeck [Farensbach; BW] hat sein Regiment, vmb 10 m[ille], Tahler, weggegeben, dem Jungen herr Max von Wallstein [Waldstein; BW]“. Richelieu hielt fest; Vertrewlich freundlich Gespräch: „Wir erhalten ein Regiment zu Fuß in 3000. Mann complet, mit 22000 fl monatlich ordentlicher Bezahlung“. Das entsprach 264.000 fl. Zu den Soldaufwendungen für die bayer. Rgtr. vgl. GOETZ, Kriegskosten Bayerns, S. 120ff.; KAPSER, Kriegsorganisation, S. 277ff. Ein Rgt. zu Fuß umfasste de facto bei den Ksl. zwischen 650 u. 1.100, ein Rgt. zu Pferd zwischen 320 u. 440, bei den Schweden ein Rgt. zu Fuß zwischen 480 u. 1.000 (offiziell 1.200 Mann), zu Pferd zwischen 400 u. 580 Mann, bei den Bayer. 1 Rgt. zu Fuß zwischen 1.250 u. 2.350, 1 Rgt. zu Roß zwischen 460 u. 875 Mann. Das Rgt. wurde vom Obristen aufgestellt, vom Vorgänger übernommen u. oft v. seinem Obristleutnant geführt. Über die Ist-Stärke eines Rgts. lassen sich selten genaue Angaben finden. Das kurbrandenburg. Regiment Carl Joachim v. Karberg [Kerberg] sollte 1638 sollte auf 600 Mann gebracht werden, es kam aber nie auf 200. Karberg wurde der Prozess gemacht, er wurde verhaftet u. kassiert; OELSNITZ, Geschichte, S. 64. Als 1644 der ksl. Generalwachtmeister Johann Wilhelm v. Hunolstein die Stärke der in Böhmen stehenden Rgtr. feststellen sollte, zählte er 3.950 Mann, die Obristen hatten 6.685 Mann angegeben. REBITSCH, Gallas, S. 211; BOCKHORST, Westfälische Adlige. Selbst in Zeitungsmeldungen gab es etwa am 3.4.1633 aus Franken Zweifel an den Angaben; BÖNING, Dreißigjähriger und Öffentlichkeit, S. 395: „Die Friedländische Armee ligit hin vnnd wieder vmb Schlackenwald / Schlackenwert / Dachaw / etc. ist aber bey weitem nicht so starck / alß man es außgeschryen / seyn wol viel Regimenter / aber sehr Schwach / vnd theils vber 400. Mannn nicht starck / mehrentheils Genötigte vnd Gezwungene“. Georg Wilhelm v. Brandenburg an Ferdinand II., 3.5.1630; HALLWICH, Briefe u. Akten 1. Bd., Nr. 13, S. 15f.: „Meine Arme Lande aber mußenn nicht alleinn daß Volck, so im Lande sich befindet, unnderhalten, sondern auch dennen, so inn andere Lande einquartiret, den Soldt unndt swart ann Reichsthalernn in specie oder mit großem auffgeldt nachschickenn. Ja sie mußen zu behueff der Servicen sderer, so ausserhalb Landes ihre Quartier habenn, viel tausent Thaler auffbringen, auch muß der Soldt gantz ubermäßig unndt nicht nach Monaten, wie soonst bey allenn Kriegenn gebräuchlich, sondernn nach wochenn gereichet werdenn, nicht allein denen, so nurt etliche wenig wochen in den Quartieren verbleiben, sondern auch denen, welche zu 12, 18, 20 unndt mehr Monaten ihre Quartier behalten, daß also der Soldat im Jahr auff 13 Monat dienet, da doch bey wenigen Kriegen erfahrenn wordenn, daß volle 12 Monat im Jahr außgezahlet worden weren. Der soldt wirdt auch dergestaldt, alß wann alle Regimenter complet werenn, gemahnet, da doch die recreuten offters kaum inn 6 Monatenn erfolgenn. Ich will geschweigenn, daß vielleicht wol derer Regiment köndten gefunden werden, welche niemahl, auch auff gegenwertige stunde, nicht complet wordenn, muß also der Soldt vom 1. Novembris ann den Soldaten vor voll gegeben werdenn, da doch derer viel allererst im Martio oder Aprili oder wol nimmer zum Regiment kommen. Es werdenn auch nicht allein starcke summen zu behueff der Artillerie erhobenn, sondern noch darzu vor iedere Companie Rüstwagen, Pferde, Lunten, Karrenn, Schuppen unndt waß des dinges viel mehr begehret. Dieß alles wirdt auch mit solcher indiscretion unndt scharffer militarischer Exe-[S. 16]cution unndt dabey vorgehendenn Excessen, derer gegen Euer Kay. Mayt. erwehnung zu thuen Ich fast bedenckenn trage, von den armen Leuten erzwungen unndt darüber viel seuffzenn unndt bittere threnen außgepreßet. Eß geschiehet auch solches mit seiner solchen manier, daß wol Niemandt, der eß sonst nicht wuste, sollte glauben können, daß noch ein Churfürst im Lande. Theilß der Soldaten sagen ungescheuet, sie fragten nichtes nach mir, unndt wiße mann noch nicht, wie lange Ich Chuerfürst unndt Herr im Lande bleiben werde. Geschiehet eß aber einmahl, daß mann etwaß, so im Lande zu suchen, ann mich gelangen leßet, so stehet so baldt die commination [Strafandrohung; BW] dabey, wolle Ich eß nicht anordnen, so wolle mann eß selbst suchenn, wo mann eß findet, unndt dieses alles wierderfähret mir von frembden nationen, theilßs vonn geringen officirern unndt wol gemeinen Soldaten“. Richelieu gegenüber Beichtvater Père Joseph über die mangelhafte Organisation der ksl.-bayer. Armeen u. zum Zustand der frz. Armee (1638); Vertrewlich freundlich Gespräch: „Zum andern ist das Teutschland vor Zeiten wohl ein mächtig Land gewest / aber die langwürige Krieg vnd so wohl Freund als Feind haben es also verderbt / daß es jhme nicht mehr gleich vnd nicht der dritte Theil am Volck vbrig vnd selbiges also erarmet ist / daß der Arm dem Reichen gleich / das grosse / breite vnd weite Land öd ligt / vnd niemand bey seinem wohnen kann. So haben wir gut wider ein so verderbt Reich / vnd wider einen solchen Fund zu kriegen / der gleich wohl eine erfahrne tapffere Soldatesca in Anzug bringen kann / aber ohne Ordnung / ohne Bezahlung / ohne Disciplin, das gantze Teutschland ist fast ein Quartier vnd stehet dem Soldaten preiß / allda noch er / noch der Inwohner zu leben hat / vnd wann er in das Feld ziehet / keinen Proviant / oder andere Nothwendigkeit sind / daß er also in Mangel dessen von seinen eygnen Vnordnungen sich verzehrt. Die Regiment vnd Compagnien seynd viel in Anzahl / aber mit wenig gemeinen Knechten ersetzt / vnd die Officier erpressen doch die Contributiones für völlig. Bey den Regimenten befinden sich wenig Obristen in Person / also wann Fehler vorüber gehen / so wohl im Feld als in Quartieren / ist niemand der helffen / der den man zu red stellen köndte. Wo ein Corpus beysam̃en / commandiren vnterschiedene Generales, der ein will für sich / der ander hindersich / der ein es auff Welsch / der ander auff Teutsch haben. Vnd das gemeine Wesen gehet vnter dessen zu Scheitern. Die höchste Häupter sehen von weitem zu / vermeynen es mit Ordinantzen, Commissarien, Currieren, Botten vnd Brieffen zu erbesseren / ziehen doch niemand schuldigen zu gebührender Straff / lassen allein das gute Glück walten. Aber bey solcher manier zu kriegen ohne ein rechtes General Haupt / ohne Geld vnd Disciplin, ohne Vorsehung vnd Rath / mit verderbung eygener Land vnd Leuth / allda denen Soldaten alles preiß stehet / vnd sie sich selber vntereinander spoliren, plündern / vnd auffreiben auch alle Vnbild / Vnfugsamkeit / vnd Laster gleichsam gestattet wirdt / kann weder Göttlicher Segen / noch menschlich Glück bestehen. Wann Gott vnsern Feinden nit bessern Sinn gibt / so haben wir ein gewunnes Spiel. Wann sie aber wolten kriegen wie wir / mit ordentlicher Bezahlung / daß der Vnderthan beym Feldbaw erhalten / vnd dardurch der Soldat sein Nahrung haben würde / so möchte sich leichtlich das Glück vmbschlagen / vnd ein Armee von 12000 also disciplinirten Soldaten Vns mehr Abbruch thun als jetzund 24000. Mann / welche wo sie in jhrem aignen Land hinkommen / entweder gar nichts zu leben finden / oder wan sie einen Vorrath antreffen / verderben und verwüsten sie in einem tag was auff etliche Wochen erklecken köndte / ruiniren vnd machen zu Schanden vnd Vnnutz / alles so sie hernach zu jhrem selbst aignem vnentbärlichen Gebrauch mit vil Gelt nit repariren mögen / daß also in wenig tagen jhr Anzal ohne Schwerdtstreich für sich selbst mercklich geschwächt wird / vnd viel einen Absprung zu vns nem̃en / vnd sich bey vns vnterhalten lassen. So seind sie mit Waffen / Schantzzeug / vnd andern Beraitschafften zu einem Feldzug nothwendig auß Vnvorsehung / vnd Mangel Geltes schlecht gerüst / jhr Cavalleria vbel montirt, vnd welche annoch bey allen Treffen die erste geweßt / so durchgangen. Betten wir also nun Gott / daß er sie nit besser kriegen lerne / darzu sie noch viel Mittel haben / wann sie an jhnen selber nit verzweiffleten. Wir erhalten ein Regiment zu Fuß in 3000. Mann complet, mit 22000 fl monatlich ordentlicher Bezahlung. Solten dann die gegen vns gelegene Craiß mit concurrirung der Spanier / welche sonst das Geld außmessen / vñ nit zehlen/ nit vermögen mit solch richtiger Bezahlung bey 12. in 15000. Mann zu erhalten / darbey widerumb gute Disciplin gestifft / vnd der Vnterthan vnuerhindert bey seinem Feldbaw beschirmet / vnd jhme die Mittel gemacht würden / sein ordentliche aufferlegte Contribution zu lieffern. Ich muß bekennen / weil einem versuchten teutschen Soldaten 3. vnserer Frantzosen kaum gewachsen sind / daß wir wider ein solche Armee gnugsam zu schaffen haben würden / dann Hertzog von Weimar am teutschen Volck zimblich abkommen / muß sich fast der Frantzosen bedienen. Wann es aber gehet wie bißhero / wirdt er bald widerumb teutsche Knecht bekommen / vnd bey vns die Noth nit seyn / daß weder ich noch E. Ehrw. auff die Post sitzen / nach Cöln zu reysen / vnd Frieden zu machen / wie wir sonst im widrigen Fall thun müsten“.

[5] Jean [Johann] II. Comte de Mérode-Waroux [Meroda, Merodi, Myrdo, Merodo, u. Worau, Ellerode] [um 1589 Schloß Osso(i)gne bei Lüttich-26.7.1633 Köln], Sohn des Jean-Pierre de Mérode-Waroux [gest. 1633]; zunächst span. Soldat, ksl. Hauptmann (1619), Obristleutnant (1621), Obrist (1623), Generalfeldwachtmeister (1631) u. Feldzeugmeister (1632); seit 1622 ksl. Kämmerer; 1622 Erhebung in den Grafenstand. Vgl. HALLWICH, Merode; SCHMIDT-BRENTANO, Die kaiserlichen Generale, S. 320ff.

[6] Ksl. Armee: Vgl. auch BRNADIC, Imperial Armies (1) u. (2); HÖBELT, Von Nördlingen bis Jankau; REBITSCH; ÖHMAN; KILÍAN, 1648; ALLMAYER-BECK, Die kaiserlichen Kriegsvölker; SCHREIBER, Des Kaisers Reiterei; WREDE, Geschichte; SCHMIDT-BRENTANO, Die kaiserlichen Generale.

[7] Obristleutnant [schwed. överstelöjtnant, dän. oberstløjtnant, tschech. podplukovník]: Der Obristleutnant war der Stellvertreter des Obristen, der dessen Kompetenzen auch bei dessen häufiger, v. den Kriegsherrn immer wieder kritisierten Abwesenheit – bedingt durch Minderjährigkeit, Krankheit, Badekuren, private Geschäfte, Heirat, Wallfahrten oder Aufenthalt in der nächsten Stadt, vor allem bei Ausbruch v. Lagerseuchen – besaß. Meist trat der Obristleutnant als militär. Subunternehmer auf, der dem Obristen Soldaten u. die dazu gehörigen Offiziere zur Verfügung stellte. Verlangt waren in der Regel, dass er die nötige Autorität, aber auch Härte gegenüber den Rgtsoffizieren u. Soldaten bewies u. für die Verteilung des Soldes sorgte, falls dieser eintraf. Auch die Ergänzung des Rgts u. die Anwerbung v. Fachleuten oblagen ihm. Zu den weiteren Aufgaben gehörten Exerzieren, Bekleidungsbeschaffung, Garnisons- u. Logieraufsicht, Überwachung der Marschordnung, Verproviantierung etc. Der Profos hatte die Aufgabe, hereingebrachte Lebensmittel dem Obristleutnant zu bringen, der die Preise für die Marketender festlegte. Um all diese Aufgaben bewältigen zu können, waren umfangreiche Kenntnisse u. Erfahrungen notwendig. Nicht selten lag die eigentl. Führung des Rgts. in der Verantwortung eines fähigen Obristleutnants, der im Monat je nach Truppengattung zwischen 120 [nach der Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630)] u. 150 fl. bezog – in besetzten Städten (1628) wurden z. T. monatl. 320 Rt. (SCHWARTZ, Die Neumark I, S. 94) oder 400 Rt. (1626) erpresst (HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermark, S. 15 – , in der brandenburg. u. dän. Armee sogar 300 fl. KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 460. Nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm bei der Infanterie 320 Rt. monatl. zu. 1632/33 musste Prag für einen Obristleutnant des Regiments Anton v. Weveld 600 fl. monatl. aufwenden; HALLWICH, Wallenstein‘s Tod 2. Bd., S. 264. Lt. Verpflegungsordonnanz Gustav II. Adolfs standen ihm 8 Essen im Wert v. Je 1/8 Rt., 8 Pfd. Brot, 6 Maß Wein u. Servis zu; PLEISS, Die Werber I, S. 295. Nach Gallas‘ Verpflegungsordnung, Zabern, 25.11.1635, hatte die jeweilige Stadt 160 fl. aufzubringen; MÜLLER, Schicksale, S. 70. 1636 standen ihm bei der ksl. Kavallerie 100 fl. an „Vivers“ zu; SCHMID, Quellen, S. 153; bei der Infanterie 90 fl.; SCHMID, Quellen, S. 154. 1640 bei der ksl. Kavallerie 120 fl.; SCHMID, Quellen, S. 156. In der Leipziger Garnison erhielt er bei der Kavallerie 1642/43 100 Rt., zu Fuß 61 Rt., 1644 70 Rt. bzw. 30 Rt. u. 18 Rt. Servis; ZIRR, Die Schweden, S. 802ff. In der Winterverpflegung waren es 1645 120 fl.; KUHLBRODT, Nordhausen 2. Bd., S. 294. Dazu kam sein Anteil an der Beute, der pro 1.000 Rt. 16 Rt. 39 Albus betrug; HOFMANN, Melander, S. 156. Zudem unterhielt er einen eigenen Hofstaat mit Hofmeister, Koch, Aufwärter, Jäger, Dienern u. manchmal sogar einem Narren. Voraussetzung für den Aufstieg war allerdings in der bayer. Armee die richtige Religionszugehörigkeit. Maximilian I. hatte Tilly den Ersatz der „unkath.“ Offiziere befohlen; Bayer. Hauptstaatsarchiv München Dreißigjähriger Krieg Akten 236, fol. 39′ (Ausfertigung): Maximilian I. an Tilly, München, 4.11.1629: … „wann man dergleich officiren nit in allen fällen, wie es die unuorsehen notdurfft erfordert, gebrauchen khan und darff: alß werdet ihr euch angelegen sein lassen, wie die uncatholischen officiri, sowol undere diesem alß anderen regimentern nach unnd nach sovil muglich abgeschoben unnd ihre stellen mit catholischen qualificirten subiectis ersezt werden konnde“. Der Obristleutnant war zumeist auch Hauptmann oder Rittmeister einer Kompanie, wofür er ein zusätzl. Einkommen bezog, so dass er bei Einquartierungen u. Garnisonsdienst zwei Quartiere u. damit auch entsprechende Verpflegung u. Bezahlung beanspruchte oder es zumindest versuchte. Von Piccolomini stammt angebl. der Ausspruch (1642): „Ein teutscher tauge für mehrers nicht alß die Oberstleutnantstell“. HÖBELT, „Wallsteinisch spielen“, S. 285. Nach der Schlacht bei Lützen (1632) gab es für einen verletzten Obristleutnant 500 fl. Belohnung; HALLWICH, Briefe und Akten 3. Bd., S. 598. Nach GANTZER, Archivalische Quellen, S. 40, waren für einen Obristleutnant nach der Schlacht bei Jankau (1645) 500 Rt. Ranzion (Lösegeld) aufzubringen.

[8] Jacques (Jacob) [Robert; Karl ?] d’Arlin [v. Arling, Erlin, Barrli] Freiherr v. Bornival [Bornifal, Bornefal, Borneval, Bornaval, Bonnival, B(o)urnevelli, Bornuel, Bornevika, Burnabel, Bornewall, Barnival, Barneval, Bornwald, Borne valle, Bonell, Boreck] [ -1643 Wien], geboren in Brabant oder im Hochstift Lüttich; Erbherr auf Adersbach (Adršpach, Bez. Náchod, Tschechien; HHSBöhm, S. 2), ksl. Rittmeister (spätestens 1620), Obristleutnant (spätestens 1625), Obrist (1634) u. Generalwachtmeister (spätestens 1639); Erhebung in den Freiherrenstand. SCHMIDT-BRENTANO, Die kaiserlichen Generale, S. 65f.

[9] Arnstadt [Ilm-Kreis]; HHSD IX, S. 18ff.

[10] Reichstaler (Rt.)/Gulden (fl.): 1 Rt. = 1,5 fl.; 1 Rt. = 18 Batzen = 72 Kreuzer = 288 Pfennige, 1 Rt. = 21 Schillinge (ß) = 252 Pfennige (δ); 1 fränk. Rt. = 1, 2 fl. (1632), 1 fl. = 50 Liter Bier, = 5 Paar junge Hühner, Entgelt für die Säuberung zweier Wachtlokale. Reichsgulden: 1 Reichsgulden = 60 leichte oder rhein. Kreuzer (kr.) = ⅔ Rt. = 16 gute Groschen = 24 Mariengroschen. Zur Umrechnung v. Rt./fl. in €: Wie problemat. eine derartige Umrechnung ist, zeigt www.mhoefert.de/PDFs/30_jaehriger_Krieg.pdf, der 30.000 fl. in ca. 3 Mill. € umrechnet (!). 1 fl. dürfte maximal 50 € entsprochen haben. Nach einer anderen ebenfalls problemat. Umrechung würde 1 Rt. heute etwa 27, 3 € entsprechen. Nach WILDGRUBER, Die feste Stadt Wasserburg, S. 74, entspräche 1 Rt. 60 DM, also etwa 30 €. Eine Umrechnung v. 1 fl. über den heutigen Feinsilbergehalt v. 15 g in 8 € ist ebenso angreifbar; MÜLLER, Die Belagerungen, S. 450. Wenn selbst Bauernstiefel schon mit 20 fl. aufgelistet sind, würde das 540-1.000 € entsprechen. Nach BLÖTHNER, Apocalyptica, S. 262, soll 1 fl. einen Wert v. 150 € besessen haben. PFENNINGER, 1622, S. 191, nimmt sogar ein Wertverhältnis v. 700-1.000 € pro Rt. an, d. h. eine Muskete für 3-4 Rt. würde heute 3.125 € kosten ! Sinnvoller wäre es, mit den Preisen für Gebrauchsgüter, Löhne etc. in den betreffenden Jahren zu verfahren, die in den einzelnen Gebieten je nach Kriegslage sehr unterschiedl. Sind. => Kaufkraft des Guldens: „Anfang 17. Jahrhundert verdiente ein Maurer- oder Zimmermannsgeselle im Monat 5 fl. Der vergleichsweise hohe Betrag diente den Bauhandwerkern zur Schaffung einer finanziellen Rücklage für die Winterarbeitslosigkeit. Staatliche Unterstützungen gab es keine. Der Jahreslohn eines Schulmeisters, Wachtmeisters oder herzoglichen Kammerdieners betrug etwa 20 fl, zuzüglich Unterkunft und Verpflegung. Der Harnisch für einen Landsknecht kostete im Dreißigjährigen Krieg 7 fl. und ein schwerer Reiterharnisch 35 fl. Für ein Reitpferd musste man etwa 30 fl. bezahlen, und ein Ochse kostete am Markt zirka 15 fl. Dabei ist zu bedenken, dass das Durchschnittsgewicht eines Ochsen zu der Zeit nur etwa 150 kg betrug. (Heute zwischen 500 und 1000 kg.) 1 kg Fleisch kostete im Geschäft durchschnittlich 10 kr.“ nach: https://www.gebenbach.de/fileadmin/Dateiverzeichnis/Gemeinde_Gebenbach/Chronik/K-O/Landwirtschaftliche_Loehne_Masse.pdf. Wie sehr hier Preisangaben auch heute noch differieren, zeigt der Preis für einen schweren Harnisch (1635) an: Am 10.5.1635 boten die Nürnberger Plattner Piccolomini einen ganzen Harnisch für 10 bis 11 Rt., einen hinten u. vorn kugelsicheren Brustharnisch für 3 Rt. an; TOEGEL, Der Schwedische Krieg, Nr. 1239, S. 383.

[11] Hure, Dirne: Eine Infamie mit der schandbarsten Wirkung überhaupt, da die Betreffende als außerhalb der ehrbaren christl. Gesellschaft stehend diffamiert wurde. Vgl. DANCKERT, Unehrliche Leute, S. 146ff. Bei allen Heeren fand sich in der Regel eine große Anzahl Huren oder Gelegenheitsprostituierte aus den unteren sozalen Schichten, die aus Existenznot in den Feldlagern lebten, was aber nicht die zahllosen Vergewaltigungen verhinderte. Der Rothenburger Chronist Dehner 1629; HELLER, Rothenburg, S. 44: „3. May sind 5000 Sold. ankommen von Schweinfurt; hatten 200 Huren und viel Buben und Troß bey sich, sind unter der Predigt beim Galgenthor fürübergezogen, je 5 in einem Glied und allemahl 5 Fahnen miteinander, die Weiber und Trossen haben auch ihrenn sondern Fahnen gehabt, dass ganze Volck ist alles in grün Cosacken gangen, sind aufs Schwabenland zu gezogen in Italiam“. Vgl. die Darstellung des Marktbreiter Pfarrers Ammon (15.8.1633): „15. Aug., da ist der deutschen Amman Tochter öffentlich zur Huren gemacht und mit Steinen ausgeworfen zu Obernbreit und hierdurch, mit Weiden gepeitschet, ins Wasser gesprenget und ist ganz nakkend in der Bulleiten zum ärgerlichen Spectacul, unwissend der Geistlichen, gesessen“. DANCKERT, Unehrliche Leute, S. 146ff. Vgl. die Chronik des Johann Philipp Mohr; WAAS, Chroniken, S. 246: „Haben meine Herrn durch Kaspar Drappen und dem Herrn Schultheißen seine Richter [Gerichtsbüttel] Lorenz Doppels, Apodeckers seine Wittib, aus der Stadt geboten Hurerei halben, und auch hat sie die Franzosen [Syphilis] gehabt. Item Meister Eckhardt, Neilschmitt [Nagelschmied], hat man aus der Stadt getrieben Hurerei halben. Item einer Wittfrau (des Weißbender, der Pfördner am äußersten Mainzer Thor war, der bei Petterweil ist erschlagen worden), daß sie Hurerei mit Soldaten getrieben hat, ist ihr der Stadt verwiesen worden“. Wernigerode (Nov. 1626): NÜCHtERleiN, Der Harz 2. Bd., S. 217: „Des Leutnants Hure aufm Markte um den Galgen 3 Mal mit Ruten gestrichen worden, weil sie mit andern Soldaten zugehalten“. „Staupbesenhure“ (1766) vereinigte gleich zwei Diffamien in sich; TITZ-MATUSZAK, Starke Weibs-Personen, S. 19. Vgl. die Beschwerden der Stadt Konstanz (1633) über die kaiserliche Garnison; BEYERLE, Konstanz, S. 28: „Das unnütze Gesindel der Huren und Buben wird nit abgeschafft, sondern bei täglicher Annehmung neuer Soldaten, so mit vielen Weibern und Kindern behängt sind, wird der Burger genötigt, neben den einquartierten Soldaten auch diese zu verköstigen, wie dann von solchen verarmten Untertanen mit ihren Weib und Kindern zu allhiesiger Stadt samt ihren gesamten Haushaben großer Zulauf ist, so dass sich zur Zeit uf die 350 Personen an Soldatenweibern und Kindern salvo honore Huren und Buben unter allhiesiger Garnison aufhalten“. Der v. Gustav Karlsson Horn af Kanckas mit der Abfassung dieses „Discurs“ beaufragte Ulmer Superintendent DIETERICH, Discurs Vom Kriegs-Raub, S. 200: „DAs vbrige Lumpengesind / Huren vnd Buben / belangend / so dem Krieg ohne Bestall- vnd Besoldung / nur vmb raubens vnnd stehlens willen / nach ziehen / seind Diebe vnd Diebsgenossen / drumb sie mit dem rechtmäßigen Kriegsraub / der ein ehrlicher Soldatēraub / vnd kein Huren vnd Diebsraub / nichts zuschaffen / sondern / wie sie Dieb vnd Diebesgenossen seind / also verbleiben sie dergleichen / wann sie schon auch in rechtmässigen Kriegen mit rauben. Ist ihnen auch deßwegen jhr Diebsrecht zuertheilen / wie diß die Kriegs-Articul vnd Rechte in formali mit sich bringen. In ansehung dessen seind sonderlich der vnnütze Troß vnd Huren / weder im Zug noch im Läger / noch in Guarnisonen zudulden / sondern den Obri-[S. 201]sten vnd Hauptmannen / bey eines jeden Eyd vnd Ehren / solche abzuschaffen / ernstlich befohlen worden / wie im Keys. 68 Artic. Im Königl. Schwedisch. 70. Articul. Im Holländisch 4. Art. zuersehen / darinn sonderlich befohlen / daß die Huren das erste mahl mit Schand auß dem Läger getrieben / fürs andermahl mit Ruthen außgestrichen vnd verbannet werden solten. Welches heylsame / löbliche Ordnungen / an welchen nichts mangelt / als nur allein diß / daß sie nicht mit solchem Ernst exequirt werden / als sie promulgirt worden. Dann was nutzt I. Der Troß / Huren vnnd Buben auff bey einer Armee / als daß sie nur die Proviand vnnutzlich verzehren / vnschuldigen Leuthen das jhre rauben vnd stehlen / verderben vnd zu nicht machen ?“ Der Hurenwebel führte die Aufsicht über die zahlreichen Prostituierten des Trosses, die sich in 4 Klassen einteilen lassen: „Mätressen“, „Concubinen“, „Metzen“ u. „Huren“. Teilweise wurden Bürger, die sich als „Hurenführer“ betätigten, mit Ruten ausgestrichen. SCHORER, Memminger Chronick, S. 135 (März 1629). Die in den Städten zurückgebliebenen Prostituierten wurden zumeist vom Rat aus der Stadt geschafft; MÜHLICH; HAHN, Chronik, S. 543. WÜRDIG, Chronik der Stadt Dessau, S. 263, für 1629: „In der Rathsrechnung findet sich eine Ausgabe von 1 Thlr. „für die Leine, damit die schlechten Weibsbilder zu binden, wenn sie der Büttel über die Stadtgrenze bringt“. In der span. Flandern-Armee gab es pro Kompanie v. 200 Mann 4-8 Prostituierte, die als Waschfrauen geführt wurden; PARKER, The Army of Flanders, S. 175f. Nach der Kapitulation der Kaiserlichen 1632 in Zwickau rückten angebl. 1.150 Infanteristen, 800 Kavalleristen (zumeist Kroaten), 2.100 Huren u. Trossbuben ab; HERZOG, Chronik von Zwickau 2. Bd., S. 427. In Hepburns Memoiren wird über die ksl. Garnison in Landsberg/Warthe 1631 berichtet, wobei er die Bezeichnung „Huren“ vermeidet; GRANT, Memoiren, S. 84: „Derart war die Beschaffenheit der Sittlichkeit unter den Kaiserlichen, dass mit dieser Garnison nicht weniger als zweitausend weibliche Marketenderinnen ausrückten“. Vgl. FALLON, Scottish Mercenaries, S. 358f.: „Female companionship was also sought by the troops in order to satisfy sexual needs. Von Wallhausen estimated that prostitues as numerous as the German soldiers themselves followed 3,000 men in 1617. The fact that special officiers, the ‚Hurenweibel‘ and ‚Rumormeister‘, had to be appointed to control these camp-followers indicates the size of the problem. These women must have put military authorities in a perplex dilemma. These ‚leaguer-lasses‘, as Dugald Delgetty termed them, constitutted a tiresome encumbrance on the movement of armies while on the march and can hardly have contributd to formal discipline inside a camp. Yet these women were providing various services for the military authorities of the time could not cater and which were probably conducive to a more contented soldiery. From time to time purges to drive off camp-followers ware carried out. For example the Scanion Commissaries in December 1628 were ordered to direct all captains under severest penalty to disperse all loose folk. It is doubtful whether such regulations would have been enforced for long. Officially no loose women were permitted to be associated with the Swedish armies and therefore no ‚Hurenweibel‘ was chosen, bit it may be questioned whether this made much difference to the promiscuity of the troops“. Die Aufsicht führte der Hurenwebel (Hurenweibel), der als Führer des Trosses, bei entsprechender Größe desselben, Hauptmannssold erhielt. Zu seiner Unterstützung standen ihm dann ein Leutnant u. ein Fähnrich zur Verfügung, mit deren Hilfe er die innere Ordnung im Tross aufrechtzuerhalten hatte u. dessen takt. Führung er sichern musste. Auch hatte er die Aufsicht über die zahlreichen Prostituierten des Trosses. Nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm bei der infanterie 5 Rt. monatl. zu; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 460.

[12] Konflikte unter der Truppe: Konflikte unter Armeeangehörigen, zwischen Konföderierten oder zwischen Garnisons- u. Stadtsoldaten bis hin zum Totschlag oder Mord waren an der Tagesordnung. WAGENER, Denkwürdigkeiten der Churmärkischen Stadt Rathenow, S. 236: Zum 3./13.9.1636 wird aus dem bis dahin schwed. besetzten Rathenow überliefert: „Wie barbarisch es an diesem unglücklichen Tage des Sturms für die Bürger hergegangen seyn müsse, läßt sich aus der Schurkerei beurteilen, womit das Militair sich selbst untereinander behandelte. General Klitzingk hatte dem unter ihm dienenden HauptManne Hans Sam. v. Uplitz, Erbherrn auf Tempellauen in Preußen, den Befehl gegeben, mit einem kleinen Commando die KirchThür zu besetzen, und die Plünderung derselben zu verhindern. Allein die Kaiserlichen erschossen ihren verbündeten Vorgesetzten im Dienste, auf der hohen KirchThürTreppe. Uplitz ward ein Opfer der Insurbordination, des AllirtenHasses und der PlünderSucht“. Vgl. die Beschwerden Isolanis bei Piccolomini [TOEGEL, Der Schwedische Krieg, Nr. 1148, S. 359] über die schlechte Militärzucht u. gegenseitige Angriffe der ksl. Soldaten, die nach seiner Ansicht durch eine mangelhafte Aufteilung u. schlechte Quartiere verursacht seien. Bei Hanau sei es zu Schlägereien zwischen Kroaten u. Soldaten Bredas gekommen. Letztere hätten wie Räuber den Tross des Kroatenrgts. Révay geplündert u. einen kroat. Leutnant erschlagen. Die kursächs. Soldaten lägen in Eisenach u. verhielten sich nicht feindselig. Aber zwischen dt. Dragonern u. Kroaten fänden Raufereien in den Gassen der Städte statt, wo sie einquartiert seien. TOEGEL, Der schwedische Krieg, Nr. 1135, S. 356: Vom 17.1. bis zum 21.5.1635 gingen fünf Briefe Alessandro Borros aus Wertheim an Piccolomini mit Berichten über die schlechten Quartiere u. die elende Moral der hungerleidenden Truppe sowie über Scharmützel u. Kämpfe unter den ksl. Einheiten um Versorgungsräume. Philipp v. Mansfelds Soldaten belästigten seine eigenen in deren Quartieren u. hätten ihnen sogar welche weggenommen. Jetzt müssten siebzig Musketiere Suys‘ Quartiere schützen u. vor zwei Tagen hätten Strozzis Soldaten 40 Mansfeld. niedergemacht, um die eigenen Quartiere zu verteidigen. SCHMIDT, Chronica Cygnea, S. 606 [Zwickau 1640]: „Den 29. May [1640] ist bey früer Tagzeit / ein Troupp Reuter / etwan von 25. Pferden / vor dem Frauenthor ankommen / die haben in die 800. Schaffe zu verkaufen mitbracht. Als aber die Reuter gegen Abend in trunckener Weise davon geritten / hat einer den andern / wegen eines Hundes / welchen er verwundet / vom Pferde geschossen / daß er noch zeitlicher als der Hund / auff dem ersten Stück Acker am Frauen-Anger gestorben. So hoch achteten diese Leute einen Menschen / auch ihres eigenen Volcks“. Christian II. v. Anhalt-Bernburg 21./31.3.1643 über Konflikte unter der schwed. Besatzung Bernburgs; http://diglib.hab.de/edoc/ed000228/start.htm: Bl. 457v-458r. „Die Soldaten hausen noch sehr v̈bel, vndt vergreiffen sich sehr, schätzen, schlagen, vndt hawen die leütte. Die officirer theils können nicht, Theilß wollen nicht remediiren. Gott arbarm sich der armen leütte. […] Diß ist ia eine rechtschaffene zeitt des leydens. Weil der Oberste Löben, vndt Obrist leutnant Barß, mir tacite zu erkennen geben laßen, das sie mir gerne zur Mahlzeitt kommen wollten, habe jch sie beyde invitiren laßen, aber vergebens, weil Sie mitt crackeelen verwirrt gewesen, zwischen einem Rittmeister, vndt 20 Reüttern, so [Bl. 458r] ihn herauß gefordert, weil derselbe sie gestern gestrafet v̈ber ihren exceßen, vndt in die 20 verwundet. Es sollen auch gestern 3 Soldaten, v̈ber einen den Obersten hehr, mit bloßem degen, gewesen sein, weil er einen gehawen, vndt sie sich von ihm nicht commandiren laßen wollen, dann er zwar daß commando alhier bekommen, als Generalmajor Königsmarck hinweg gezogen“. Konflikte gab es auch etwa wegen der Bevorzugung schwed.-finn. Truppen durch Banér bei der Versorgung gegenüber den D., wie am 21.6.1637 aus Torgau gemeldet wird; Gewisser Bericht auß Torgaw / Wann und welcher gestalt der General Banner daselbsten abgezogen / und seinen March weiter genommen. o. O. 1637 [VD17 3:604249T], S. 2: „Vor 12. Tgen kamen Zeitungen / wie daß die Käyserlichen so starck anzögen / da würden viel Teutsche Obristen / sonderlich vnter der Cavallery bestürtzt / vnd vnwillig vnnd schwürig / sonderlich weil er der Deutschen Obristen jhr Geträydig genommen / vnnd den Schwedischen Chur- vnnd Finnländischen gelassen / vnd kriegeten dieselbe auch allezeit eher vnd jm̃er mehr Commiß als die Deutschen / dahero dann die Gefahr grösser wurde / vnnd scheinete fast / als wann eine Meuterey vnter der Cavallery werden wolte; dann viel gefangen / vnd jhnen auff der Futterasch viel Pferde genommen / dann am Freytag vnd Sonnabend seynd jhnen in 2. Tagen vber 1200. Pferde genom̃en worden / hierauff setzte die gantze Cavalleri hinnach / wolten sie widerholen / kamen aber ledig wider / mit vermelten / der Feind were zu starck gewesen / da war jederman vnwillig / vnnd sagten viel von Officirern / wenn sie hier warteten / würde es jhnen nicht anders / als vor Nördlingen [1634; BW] gehen“.

[13] EINERT, Thüringer Landpfarrer, S. 15.

[14] Stab: die Gesamtheit der höheren Offiziere eines Heeres (Generalstab) oder Heeresteils (Regimentsstab). Die Bedeutung ergibt sich metonym.: Der Stab war das Zeichen der Amts- u. insbesondere der militär. Obergewalt. Der „Unterstab“ umfasste dagegen die rangniedrigeren Dienstränge. Dazu gehörte auch der Feldgeistl. des Rgts. Je nach Rang wuchsen auch der Umfang des Stabes u. damit die Belastung bei Einquartierungen. Vgl. die Lebensmittelmengen, die der Stab Piccolominis 1635 in Dülken beanspruchte; ARBEITSGRUPPE VIERSEN, S. 90. Der Stab eines schwed. Infanterie- u. Kavalleriergts. bestand aus dem Obristen, dem Obristleutnant, einem Obristwachtmeister, einem Regimentsquartiermeister, einem Sekretär mit seinen Schreibern, einem Feldgeistlichen, vier Chirurgen, einem Profos mit seinen Gehilfen. 1636 wurde der ksl. Stab aus Obrist, Obristleutnant, Obristwachtmeister, Regimentsquartiermeister, Regimentsschultheiss („Blutrichter“), Kaplan, Sekretär, Profos, Wagenmeister, Freimann (Scharfrichter), Stockmeister u. Steckenknecht gebildet; SCHMID, Quellen, S. 153. Die Aufwendungen für den Stab mit zusätzl. Anforderungen für anreisende Obristen etc. waren allgemein gefürchtet. Nach den Nordhausener Ratsakten hatten 1636 der schwed. Obrist Zdenĕk Hodický Graf v. Hodic u. sein Major wöchentl. 500 Rt. an Tafelgeldern verbraucht, so dass die Ausgaben allein für den Stab die Kosten für das Rgt. überstiegen; KÜHLBRODT, Die Reichsstadt Nordhausen 1. Bd., S. 429. BALCK, Mecklenburg, S. 100: Für einen Regimentsstab, nämlich Oberst, Oberstleutnant, Major, Quartiermeister, Wagenmeister, Prediger, Barbier, Profoß, Stockknecht, Scharfrichter – letztere damals vielbeschäftigt und zuweilen selbst schon einzelnen Kompagnien zugetheilt -, wurden alle 10 Tage beansprucht: 3 Rinder, 10 Schafe, 2 Schweine, 1 Scheffel Salz, viel Geflügel, und dazu täglich 1/4 Tonne Hering, 2 [S. 101] 1/4 Tonne Dorsch, 1 Faß Neunaugen, 2 Scheffel Erbsen, 1 Scheffel Rüben, 24 Stübchen Essig, 1 Ohm Wein, 15 Tonnen Bier, 2 Pf. Pfeffer, 16 Loth Zimmt, 6 Pfund Rosinen, 3 Pfund Mandeln, 9 Pfund Kirschen, 3 Pfund Reis, 4 Pfund Kapern, 1 Zuckerhut, 2 Pfund Oliven, viele Fische – und wöchentlich baar für Oberst 180 Thlr., Oberstleutnant die Hälfte, Major 30 Thlr., Leutnant 8 Thlr., Gemeinen 1 1/2 Thlr. Gerechnet war hierbei auf die überaus zahlreiche Dienerschaft der Offiziere, wie denn z. B. ein Oberstwachtmeister (Major) 1 Leibschützen, 1 Koch, 7 Kutscher, 4 Reitknechte, 1 Stalljungen, 2 Aufwärter um sich hatte, welche Anzahl bei den obersten Befehlshabern ins Ungemessene stieg. Dazu kamen bei den Offizieren ihre Frauen, Kinder, selbst Schwiegereltern, Hofmeister, Erzieher, Gouvernanten, bei den Gemeinen wenigstens Frauen oder Dirnen. Dazu endlich viele Pferde für die zahlreichen Equipagen und Transportwagen. So befanden sich z. B. in Schwerin bei 2 Kompagnien Kaiserlicher von zusammen 250 Mann noch 113 Weiber, 56 Kinder, 38 Pferde. Das Feldlager war eben damals die Heimath der ganzen Familie“.

[15] HATHAM, Arnstadt, S. 41f.

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Dewitz [Devitz], Georg von

Dewitz [Devit], Georg von; Obrist [1591-1650] Georg von Dewitz [Devitz, Döbitz] auf Miltzow[1] stand als Obrist[2] in schwedischen Diensten.[3]

In schwieriger Lage besiegte Báner[4] am 4.10.1636 bei Wittstock[5] überraschend die siegessicheren Sachsen und Brandenburger. „Einen solchen unerwarteten Gegenstoß arrangierte er jetzt im nördlichen Brandenburg. Elf Tage lang spielte sich dort ein merkwürdiges Schauspiel ab. Wie zwei Boxer umkreisten die zwei Heere einander; die schwedische Armee wie ein verbissener und selbstbewußter Fliegengewichtler, der immer wieder den Schlagabtausch sucht, während der großgewachsene Widersacher – verwirrt und nicht wenig verängstigt durch seinen aggressiven Gegner – immer wieder ausweicht. Aber am Samstag, dem 24. September, stellte Banérs Heer seinen Gegner in dem hügeligen, bewaldeten Terrain unmittelbar südlich der kleinen Stadt Wittstock. Die Kaiserlichen und die Sachsen hatten beschlossen, ihre Gegner auf einigen sandigen Höhen, dem Scharfenberg, zu empfangen; der Sicherheit halber hatten sie einen Teil der Front mit sechs in aller Hast gegrabenen Schanzen[6] und einer Mauer zusammengeketteter Troßwagen gedeckt. Ihre Befehlshaber warteten lange darauf, daß sich die schwedischen Truppen auf den offenen, sumpfigen Feldern vor ihrer Front offenbarten, um sich wie bei Nördlingen[7] in geordneten Formationen von der zahlreichen Artillerie[8] niedermähen zu lassen. Aber statt dessen kam die Meldung, daß die schwedischen Truppen völlig unvermutet und gegen herkömmlichen Brauch durch einen Wald aufmarschiert waren, an den sich der linke Flügel der vereinigten Armeen anschloß, und daß sie schon gut geordnet bereitstanden, um die kaiserlichen und sächsischen Truppen zu überflügeln ! Letztere waren daher gezwungen, ihre schönen Schanzen und ihre feine Wagenburg zu verlassen und gegen die angreifenden Schweden umzuschwenken. Dann begann die Schlacht.[9]

Sie dauerte Stunde um Stunde. Wie gewöhnlich war es kein richtig geordneter Kampf, sondern eher nur ein rhapsodischer Wirrwarr von Schwadronen[10] und Brigaden,[11] die ein ums andere Mal im Rauch aufeinanderprallten. Beide Seiten verfügten über große Kavallerieverbände, und diese waren bald in eins der blutigsten und ausgedehntesten Reitergefechte des ganzen Krieges verbissen – Schwadronen prallten für einige kurze, verwirrte Augenblicke aufeinander, während die wogenden Reiter (die Gesichter schwarz von Pulverstaub und weiß vor Schrecken) wild mit den Degen in die Luft hieben und ihre schweren Pistolen aufeinander abfeuerten: dann kämpften sie sich frei, wie Ringer, ordneten ihr Glied und ritten aufs neue an. Oft entschieden die Pferde über die Dauer der Schlacht. Sie hielten in der Regel nicht länger als vier, fünf Stunden Kampf durch, dann mußte der Verband aus dem Feuer genommen werden. Über dem Ganzen waren das Dröhnen der Schüsse, das Klappern der Harnische, das Splittern von Piken,[12] das Wirbeln von Trommeln und die Silbertöne von Trompeten und Pfeifen zu hören, gemischt mit den Schreien der Verwundeten und Rufen der Kämpfenden. […] Banér selbst schrieb später in einem Brief, einen so »grausamen« Kampf habe er bis dahin noch nie gesehen.

Es fehlte nicht viel, und es wäre für die Schweden schlecht ausgegangen. Nicht genug damit, daß sie zahlenmäßig unterlegen waren: Banér hatte auch noch kurz vor der Schlacht seinen gesamten linken Flügel unter King[13] auf einen langen und unerhört gewagten Flankenmarsch durch morastiges und waldiges Gelände geschickt; er sollte nach einiger Zeit im Rücken der Vereinigten auftauchen. Nur selten hatte ein General die Nerven, im Kampf ein so riskantes Manöver zu versuchen, aber Banér wagte es. Das Problem war nur, daß der linke Flügel ausblieb. Währenddessen wurden Banérs Verbände langsam von dem überlegenen Feind zermürbt. Die aus Nationalschweden bestehende Schwedische Brigade wurde schwer in Mitleidenschaft gezogen und »fast ganz ruiniert«; von den 892 Männern des Verbands wurden fast zwei Drittel getötet oder verwundet. Die schwedischen Streitkräfte standen kurz vor dem Zusammenbruch, als ferner Kampflärm verkündete, daß King und die Männer des linken Flügels schließlich wieder zum Schlachtfeld gefunden hatten. Der Druck ließ sogleich nach, die Kaiserlichen wichen zurück, doch der einbrechende Abend setzte weiteren Kämpfen ein Ende.

Die beiden Heere biwakierten auf dem Schlachtfeld und entzündeten nur wenige hundert Meter voneinander entfernt ihre Lagerfeuer. Die Nacht wurde ruhig – nur vereinzelte Schüsse waren aus dem Dickicht zu hören; das waren die ständigen Begleiter der Schlachten, die Marodeure,[14] die umherstreiften und die Toten und Verwundeten ausplünderten. Die anderen warteten auf den Tag und den Tod. In der Frühe des kalten Sonntagmorgens nahmen die schwer mitgenommenen schwedischen Verbände Aufstellung und rückten – sicher mit einem inneren Beben – aufs neue gegen die Höhen vor, die sie am vorhergehenden Tag vergebens zu erstürmen versucht hatten. Zu ihrer Verwunderung begegnete ihnen Schweigen. Die Sachsen und die Kaiserlichen hatten während der Nacht das Schlachtfeld verlassen. Sie fanden nur Reihen von verlassenen Kanonen (alles in allem 33 Geschütze; eins davon ein Dreipfünder, den Gustav Adolf 1631 seinen damaligen Verbündeten geschenkt hatte, der aber nun gegen die Schweden verwendet worden war; 24 der anderen waren schön gegossene Stücke mit Abbildungen von Wilden auf den Rohren), 180 Munitionswagen (ein Teil davon in tausend Stücke gesprengt, andere unbeschädigt und vollbeladen mit hochwillkommenem Pulver) sowie natürlich unglaubliche Mengen von Toten und Verwundeten. Ein Augenzeuge beschreibt das Grauen des Schlachtfeldes wie folgt: Die Erde, deren Gewohnheit ist, die Toten zu bedecken, war damals am selbigen Ort selbst mit Toten überstreut, welche auf unterschiedliche Manier gezeichnet waren, Köpf lagen dorten welche ihre natürlichen Herren verloren hatten, und hingegen Leiber, die ihrer Köpf mangleten; etliche hatten grausam- und jämmerlicher Weis das Ingeweid herauß, und andern war der Kopf zerschmettert und das Hirn zerspritzt; da sah man, wie die entseelten Leiber ihres eigenen Geblüts beraubet und hingegen die lebendigen mit fremdem Blut beflossen waren, da lagen abgeschossene Arm, an welchen sich die Finger noch regten, gleichsam als ob sie wieder mit in das Gedräng wollten, hingegen rissen Kerles aus, die noch keinen Tropfen Blut vergossen hatten, dort lagen abgelöste Schenkel, welche ob sie wohl der Bürde ihres Körpers entladen, dennoch viel schwerer worden waren, als sie zuvor gewesen; da sah man zerstümmelte Soldaten um Beförderung ihres Tods, hingegen andere um Quartier und Verschonung ihres Lebens bitten. Summa summarum: da war nichts anders als ein elender jämmerlicher Anblick ![15]

Die nachsetzende schwedische Reiterei brauchte nur der Spur von verwundeten Soldaten, fortgeworfenen Kleidern, liegengelassenen Waffen und zu Bruch gefahrenen Troßwagen zu folgen, die nach Südwesten führte. Innerhalb weniger Stunden wurden große Teile des fliehenden Heeres zersprengt und auf den schmalen Wegen, die von Wittstock wegführten, niedergeritten; als man später die Beute zusammenzählte, waren unter anderem 151 Fahnen und Feldzeichen – die Ablieferung eines eroberten Feldzeichens wurde mit zwischen 10 und 30 Reichstalern belohnt, die Kanzlei des Kurfürsten,[16] seine vergoldete Karosse sowie sein gesamtes Tafelsilber darunter“.[17]

Dewitz forderte 1637 von Leisnig[18] 30.000 Rt. und nahm den Bürgermeister als Geißel mit nach Torgau,[19] wo dieser wie ein Hund unter einem Bagagewagen angeschlossen wurde und nach wenigen Tagen verstarb.[20]

„Im Jahre 1638 hauste der Oberst Dewitz mit zwei Reiter-Regimentern[21] vierzehn Tage lang in dem von Unglück verfolgten Schwedt;[22] und was bis dahin sogar wiederholten Plünderungen[23] entgangen war, wurde jetzt durch fortgesetzte Last der Einquartierung[24] erpreßt. Und so grausam verfahren diese Gäste, daß noch späterhin die Bürger behaupteten, solche Einquartierung sei ihnen verderblicher gewesen, als eine allgemeine Plünderung. Was dem Hungertode[25] entging, fiel ansteckenden Seuchen[26] als Opfer, welchem Schicksale zu entgegen viele Einwohner sich von den Ihrigen trennten und auswanderten“.[27]

Im April 1639 gab es einen Anschlag kurbrandenburgischer Truppen auf Dewitz: „Den 25. Aprilis hat sich eine starcke parthey von etlich hundert Pferden Brandenburgischen Volcks / zusammen gethan / und einen Anschlag ober Cüstrin[28] auff Dramburg[29] gemacht / in Hoffnung solchen Ort zu überrumpeln / und den Obr. Dewitzen / so mit seinem Regiment und 100. Mußquetirern[30] darinn gelegen / auffzuschlagen; welche aber dergestalt abgewiesen / daß sie mit ziemlichen Verlust davon gangen / und noch darzu von dem Schwed. General Major[31] zu Ancklam[32] (welcher in höchster Eyl bey etlich hundert Pferden zusammen gebracht / ihnen Spornstreichs nachgehauen) in grosser Confusion biß auff Driesen[33] und Landsberg[34] zu rück gejagt werden“.[35]

Das „Theatrum Europaeum“[36] hält für den Mai 1639 fest: „Die Schwedische in der Mittelmarck[37] gelegene Völcker brauchten sich nicht wenig tapffer. Dann nachdem der Obrist Burgsdorff[38] mit seiner Reuterey den Schwedischen Obristen Dewitzen (welcher mit seinem Regiment / Obristen Trotzen[39] / Obr. Lieutenant[40] Forby[41] / Obristen Lieutenant Helwy[42] / Obr. Lieutenant Joachim Radecken[43] / samt andern untergebnen Trouppen etliche Tag in der Neustadt[44] gelegen) in 2. oder 3. mal vor der Stadt bravirt[45] / seine Schildwacht biß ans Thor gelegt / doch nichts mehr tentirt, sondern nur versuchen wollen / was die Schwedische thun würden: hat Dewitz solche Bravade[46] länger nicht vertragen können / sich mit den andern Officirern hierauff beredet und geschlossen / den Obristen Burgsdorff (welcher eben nach Berlin / 3. Meil[47] wegs von Bernau[48] / zum Grafen von Schwartzenburg[49] sich verfüget / mit denselben wie die Schweden in der Neustatt anzugreifen / sich befragt / 150. Mußquetirer[50] / 4 Stück[51] / darunter 2. halbe Carthaunen[52] / und 2. Mittel-Stück[53] erfordert / bekommen / und biß auff 1. Meil von Bernau / am 20. 30. May gebracht) zu überfallen / und sein Regiment zu ruiniren / welches dann glücklich abgangen. Massen / als deß Obristen Dewitzen seine / und obgedachter Officirer Völcker am 20. 30. diß um 2. Uhr deß Morgens vor Bernau / der Obriste Burgsdorff aber etwan ein halb viertel Stunde vor wolgedachtem Obristen Dewitzen in Bernau mit gar wenigen Reutern ankommen / dann er die obbemeldte 1500. Mußquetirer 1. Meil von Bernau etwas ruhen lassen / haben die Schweden gleich bey ihrer Ankunfft das Berlinische Thor berennt / eine Petarden[54] daran geschraubt / welche guten Effect gathan / darauff der Obriste Dewitz mit etlichem Volck durchs Thor in die Stadt getrungen / zuvor aber vor das andere Thor in eine Scheuer / und auff den Damm / 200. seiner unberittenen Reuter mit gezogenen Feuerörhren [Feuerröhren;[55] BW] / so sie aus der Rüstkammer[56] zu Stetin[57] bekommen / gelegt / welche die heraußkommende Burgsdorffische / nebenst 4. Trompetern[58] / so da Marsch geblasen und durchgehen wollen / dergestalt empfangen / daß in die 40. und mehr Personen von den Pferden gefallen und todt blieben / worunter Rittmeister Weiher[59] / welcher neben dem Rittmeister Osten[60] die eine Parthey geführet / gewesen: Der Major[61] aber Marx Ludicke[62] / hat sich durchgehauen / welchen deß Obristen Dewitzen Major Sack[63] biß auff eine halbe Meil verfolget / aber Osten ein frisches Pferd gehabt / deß Major Sacks Pferd hingegen der Marche halber müde war / ist er / und etlich wenig mehr mit ihme in der Flucht entkommen / der Obriste Burgsdorff aber / sein Obrister Lieutenant / Johann von Mahl[64] / und andere Ober- und Unter-Officirer in 37. beneben 295. gemeinen Soldaten[65] seynd gefangen[66] nach Stetin gebracht worden / woselbsten sich die meisten unterhalten[67] lassen“.[68]

„Während die Bürgerschaft über das Vorhaben des Grafen[69] noch nicht zur Ruhe gekommen war, traf eine neue Schreckenskunde ein. Im Nachbarstädtchen Bernau, drei Meilen von Berlin entfernt, wurde plötzlich das Reiterregiment des Obersten [Georg; BW] Ehrentreich von Burgsdorff,[70] eines Bruders des früheren Berliner Kommandanten, nachdem es kurz zuvor einen feindlichen Angriff auf die Oderberger[71] Schanze hatte abwehren helfen, am 10. Juni [1639; BW] von den Schweden überfallen, wobei der Oberst in Gefangenschaft geriet. Bis Guben[72] und Lübben waren die Schweden gekommen, dann war es ruhig geworden. Aber man hatte sich getäuscht. Ganz unerwartet – es waren kaum zwei Wochen seit dem Bernauer Unglück vergangen – erschien der schwedische Oberst Dewitz mit einigen Truppen auf der cöllnischen Seite. Er begnügte sich damit, einen Teil der Stadtherde von den Wiesen als leichte Beute mitzuführen. Sofort befahl Schwartzenberg eine Verstärkung der Besatzung“.[73]

Der Erzgebirgschronist Christian Lehmann [11.11.1611-11.12.1688][74] erwähnt Dewitz anlässlich des schwedischen Marsches durch Meißen und das Obererzgebirge[75] 1639: „Weil Sich die keyßerlichen in Böhmen also stercketen, zog der Baner auch mehr Volck an sich, und nach deme Sie zue Erfurt[76] 5 Regiementer versamlet hatten, marchirten Sie auf Zwicka[77] durchs Ertzgebirge des graden Wegs auf Zweniz,[78] Elterlein,[79] Annenberg,[80] Schletta,[81] Sehm,[82] Cranzal[83] auf den Presnitzer Paß[84] hinein. Die kahmen alß der Herzog von Holstein,[85] Herzog Franz Heinrich von Sachsen,[86] Obrist Debitz, Obrist Winzenhausen,[87] Obrist Eberstein[88] mit ihren Völckern den 22. Maji an Festag der Himmelfahrt Christi ungewarnet von der Zwenitz auf Elterlein, daß die leute auß der kirchen entlauffen musten umb 9 Uhr, und zum Scheibenberg[89] die Communicanten kaum kundten abgespeiset werden. Die theilten Sich in Unsern gebirge auß, daß alle städte, Dörfer und winckel vor ihnen Unsicher wahren, sezten den leuten nach uff die Wälde, schändeten[90] Frauen und Jungfrauen, erbrachen alle kirchen und Sacristeyen,[91] raubten Pferde, Viehe, Menschen, zehreten auf brod, fleisch, bier und was sie funden, ließen theils in koth lauffen und handelten so barbarisch, daß das gebirg dergleichen Teuffel noch nicht gehabt; in Scheibenberg Plünderten Sie 6 stunden und theten nicht wie Menschen. Den 23. Maii wurden 4 regiementer unter den Obristen Eberstein und Herzog von Holstein in Annenberg einquartiert, Die es so arg gemacht alß uff den lande, also daß mancher armer Land-Mann in gebirg nicht einen leffel wieder funden, und viel feine bürger musten nach den lieben brod gehen, weil es sehr teuer, und doch nichts zuerwerben wahr“.[92]

Im „Theatrum Europaeum“ heißt es weiter: „Die Landsbergische aber gingen im Augusto von dañen nach Frankfurt an der Oder[93] / welche Stadt sich ihnen gar bald ergabe / und mit 7000. Reichsth. Brandschatzung loßkauffte / worauff sie auch dem Hn. Grafen von Schwartzenberg sein Residentzhauß Sonnenberg[94] in selbiger Gegend gelegen / weggenommen“.[95] Wie aus den Ratsunterlagen hervorgeht, trat Liliehöök[96] am 6.8.1639 mit dem Rat Frankfurts a. d. Oder in Verhandlungen. Als Unterhändler kam Lilieström.[97] Am 8.8. erfolgte dann die schwedische Besetzung unter den Obristen Debitz, Steinberg[98] und Schulman.[99]

„Der Feind, um den sich Berlin nur kümmern wollte, wenn er in nächster Nähe erschien, eroberte Ende Juli nach heftigem Kampfe Landsberg an der Warthe[100] und zog sich von da nach Süden in den Sternberger[101] Kreis. Darauf wurde Frankfurt von der brandenburgischen Besatzung aufgegeben, wie es im Falle eines Angriffs vorgeschrieben war. So konnten die Schweden, die dort übrigens von der Bürgerschaft mit auffälligem Entgegenkommen eingeholt wurden, die Oder überschreiten. Die Berliner beeilten sich nun, Abgeordnete an den General Lilliehök mit der Bitte um eine Salvaguardia[102] zu schicken. Aber dieser setzte seinen Marsch fort. Die kurfürstlichen Abteilungen in Fürstenwalde[103] und auf der Neuen Mühle bei Wusterhausen[104] flüchteten sich nach Berlin bis an den Tiergarten und zogen auch die Berliner Besatzung mit sich nach Spandau. Die Bürger gerieten in große Bestürzung, als es hieß, ‚daß der Feind mit etzliche Tausend auf beiden Seiten in vollem Anzug begriffen’. Sechs Regimenter stark, zwei zu Fuß und vier zu Roß, so rückten die Schweden vor Berlin. Der Führer, Oberst v. Dewitz, derselbe, der im Juni den Cöllnern[105] ihr Vieh abgenommen, hatte den Befehl, wenn die Stadt sich nicht zur Güte verstünde, ‚feindlich’ anzugreifen. Doch ohne Garnison[106] war jeder Widerstand unnütz. Die ‚gütlichen Traktate’ verliefen aber diesmal sehr viel ungütlicher als vor drei Jahren. Zunächst quartierte Dewitz seine sechs Regimenter in der Stadt ein. Der Feind forderte und forderte, unzählige Faß Bier mußten die Bürger hergeben und gewaltige Mengen Korn. Der Rat mußte noch vom Amtsschreiber des Mühlenhofes zwölf Wispel[107] Gerste entleihen, um die unersättlichen Gäste einigermaßen zufriedenzustellen. Am 20. August [1639; BW] schloß dann der Oberst mit Berlin und Cölln einen seiner Meinung nach sehr milden ‚Akkord’,[108] nachdem er sich ‚hiesiger Städte Jammerstand zu Herzen gehen lassen’. Die Städte sollten zusammen zum Unterhalt der sechs Regimenter 11 700 Taler zahlen. Außerdem mußten sie sich zu einer besonderen Geldleistung von 13 200 Talern verstehen. Falls die Leute nicht in Reichstalern oder Dukaten zahlen könnten, wollte der Oberst auch ungemünztes Metall nehmen, wobei er natürlich den Preis machte. Schließlich verlangte er noch für seine Soldaten Tuch in verschiedenen Farben im Werte von 1000 Talern. Um nun die Erfüllung des Abkommens nicht durch die Einquartierung zu hindern, führte Dewitz seine Truppen ab und ließ nur eine Anzahl Fußvolk zurück, das für die Posten und die Beitreibung bis zur völligen Bezahlung in der Stadt bleiben sollte. Als Gegenleistung nahm Dewitz alle Einwohner, auch ‚die arme eingeflogene[109] Exulanten’, die Flüchtlinge vom Lande, in der Krone Schweden sicheren Schutz, damit sie ungestört Handel und Wandel zu Wasser und zu Lande treiben könnten.

Es fiel den Städten sehr schwer, die Kontribution[110] aufzubringen. Trotz mehrerer Anleihen mussten sie noch Kramwaren, Pistolen, Pferde, Sättel und Geschirre in Zahlung geben, um den vereinbarten Betrag zu erreichen. Im ganzen hat diese Brandschatzung, die dritte und letzte in dem großen Kriege, die Residenz weit über 30 000 Taler gekostet. Noch ein Jahr später waren 600 Taler von der aufgenommenen Schuld ungetilgt“.[111]

Das „Theatrum Europaeum“ berichtet dazu: „Nach solchem machte sich der Obrist Debitz / mit 4. Regiment zu Pferd / und 2. zu Fuß / im Augusto an die Stadt Berlin / ehe er aber dahin ankam / wich die Guarnison von 400. Mann starck darauß / und reterirte sich in Spandau.[112] Er begehrte bey Aufforderung der Stadt / eine grosse Summa Gelts / welche auff 16000. Rthl. als vor beyde Städte / Berlin und Cölln / und für die Landschafft auff 3000. gemittelt wurden. Nach welchem Accord er mit diesen 6. Regimentern eingelassen / nachmals aber im Sept. über diesen Accord und Einnehmung Schwedischen Volcks von Obrigkeit wegen eine starcke Inquisition zu Berlin gehalten / und Burgermeister Bleichschmied nach Spandau gesetzt worden.

Die Schweden verließen diese Stadt / wie auch Franckfurt an der Oder zeitlich / reparirten allein die Werck an Landsberg / und proviantirten selbigen Ort / dariñen sie 4. Metalline Stück / 5. Fahnen / samt viel gefangene Officirern bekommen / diese nach Stetin schickten / und folgends auff Großglogau[113] in Schlesien giengen / darinn der Käis. Obriste Don Felix[114] commandirte“.[115]

„Es war ein Irrtum, wenn die Berliner annahmen, daß nach Schwartzenbergs Tode [4.3.1641; BW] sofort über den Frieden verhandelt würde. Gerade jetzt zogen die Schweden von allen Seiten heran, so dass die Mittelmark und so auch die Residenz förmlich eingekreist wurden. Es war zugleich eine Probe auf die Ehrlichkeit der neuen kurfürstlichen Politik.

Doch wie weit konnte man den Schweden trauen ? Militärische Vorsichtsmaßregeln durften auf keinen Fall versäumt werden. Berlin war augenblicklich keineswegs auf einen Widerstand eingerichtet. Über 80 Soldaten waren auskommandiert, eine große Zahl auf Exekution[116] ausgeschickt. So befahlen die Geheimen Räte dem stellvertretenden Kommandanten Burchardt von Goldacker[117] auf den auf beiden Seiten herumstreifenden Feind mit doppelter Wachsamkeit Acht zu geben. Die Warnung erwies sich als berechtigt. Kaum war eine Woche vergangen, als die Stadt plötzlich alarmiert wurde. Am Nachmittag des 14. März kamen drei adlige Herren ‚mit blutigen Köpfen’ hereingejagt und berichteten, daß sie in der verwichenen Nacht von Stalhans’[118] Reiterei ausgeplündert worden seien. Goldacker schickte seine wenigen Berittenen – 15 Leute – zur Erkundung hinaus, sie kamen aber bald im wilder Flucht zurückgejagt, nachdem sich drei von ihnen hatten fangen lassen; dann sah man einen Trupp sich den Gärten nähern, die vordersten standen bis an die Kapelle Jerusalem. Noch am gleichen Abend sandte der Oberstleutnant einen Boten nach Spandau, der die Kriegsräte um 12 Uhr nachts aus dem Schlafe weckte. Eilends schrieben diese an den Oberst Volkmann[119] nach Brandenburg,[120] seine zwei Reiterkompanien nach Berlin zu schicken; Hartmann von Goldacker[121] sollte mit der übrigen Kavallerie nach Spandau heranrücken, damit er zur Hilfe bereitstände. Der Rat in Berlin empfing die Benachrichtigung, daß das Vorhaben des Feindes verhindert werden müsse; sie würden demnächst Verstärkung erhalten und sollten sich entscheiden, ob sie es ‚auf eine beharrliche Defension ankommen lassen’ wollten. Es war das letzte Mal in diesem langen Kriege, dass die Frage an Berlin gestellt worden ist. Die Stadt wird sie wie immer verneint haben. Dafür sorgten schon die Schweden. Stahlhans’ Vorhut lag in Jüterbog.[122] Der dort kommandierende Oberst v. Dewitz gab dem Magistrat den guten Rat, Goldackers Reiter nicht einzunehmen. Stalhans würde sie dann so einschließen, ‚dass sie einander auffressen müßten’. Sie täten besser, ‚dafern es den Herrn um den lieben Frieden zu thun ist, sich als neutrale Leute zu halten’. Dewitz hatte von seinem General den Teltowschen Kreis zugewiesen bekommen und ging daran, von Cölln und den kleineren Städten Kontribution einzutreiben“.[123]

Um weitere Hinweise unter Bernd.Warlich@gmx.de wird gebeten !

[1] Miltzow, heute Ortsteil von Sundhagen [LK Nordvorpommern].

[2] Obrist [schwed. Överste, dän. Oberst]: I. Regimentskommandeur oder Regimentschef mit legislativer und exekutiver Gewalt, „Bandenführer unter besonderem Rechtstitel“ (ROECK, Als wollt die Welt, S. 265), der für Bewaffnung und Bezahlung seiner Soldaten und deren Disziplin sorgte, mit oberster Rechtsprechung und Befehlsgewalt über Leben und Tod. Dieses Vertragsverhältnis mit dem obersten Kriegsherrn wurde nach dem Krieg durch die Verstaatlichung der Armee in ein Dienstverhältnis umgewandelt. Voraussetzungen für die Beförderung waren (zumindest in der kurbayerischen Armee) richtige Religionszugehörigkeit (oder die Konversion), Kompetenz (Anciennität und Leistung), finanzielle Mittel (die Aufstellung eines Fußregiments verschlang 1631 in der Anlaufphase ca. 135.000 fl.) und Herkunft bzw. verwandtschaftliche Beziehungen (Protektion). Zum Teil wurden Kriegskommissare wie Johann Christoph Freiherr v. Ruepp zu Bachhausen zu Obristen befördert, ohne vorher im Heer gedient zu haben; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2398, fol. 577 (Ausfertigung): Ruepp an Maximilian I., Gunzenhausen, 1631 XI 25. Der Obrist ernannte die Offiziere. Als Chef eines Regiments übte er nicht nur das Straf- und Begnadigungsrecht über seine Regimentsangehörigen aus, sondern er war auch Inhaber einer besonderen Leibkompanie, die ein Kapitänleutnant als sein Stellvertreter führte. Ein Obrist erhielt in der Regel einen Monatssold von 500-800 fl. je nach Truppengattung, 500 fl. zu Fuß, 600 fl. zu Roß [nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630)] in der kurbrandenburgischen Armee 1.000 fl. „Leibesbesoldung“ nebst 400 fl. Tafelgeld und 400 fl. für Aufwärter. In besetzten Städten (1626) wurden z. T. 920 Rt. erpresst (HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermark, S. 15).Daneben bezog er Einkünfte aus der Vergabe von Offiziersstellen. Weitere Einnahmen kamen aus der Ausstellung von Heiratsbewilligungen, aus Ranzionsgeldern – 1/10 davon dürfte er als Kommandeur erhalten haben – , Verpflegungsgeldern, Kontributionen, Ausstellung von Salvagardia-Briefen – die er auch in gedruckter Form gegen entsprechende Gebühr ausstellen ließ – und auch aus den Summen, die dem jeweiligen Regiment für Instandhaltung und Beschaffung von Waffen, Bekleidung und Werbegeldern ausgezahlt wurden. Da der Sold teilweise über die Kommandeure ausbezahlt werden sollten, behielten diese einen Teil für sich selbst oder führten „Blinde“ oder Stellen auf, die aber nicht besetzt waren. Auch ersetzten sie zum Teil den gelieferten Sold durch eine schlechtere Münze. Zudem wurde der Sold unter dem Vorwand, Ausrüstung beschaffen zu müssen, gekürzt oder die Kontribution unterschlagen. Vgl. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabrugischen handlung, S. 277: „Wir burger mußen alle wochen unse contribution zahlen, die obristen nehmmens geldt zu sich, und die gemeinen soldaten mußen hunger leyden“. Der Austausch altgedienter Soldaten durch neugeworbene diente dazu, ausstehende Soldansprüche in die eigene Tasche zu stecken. Zu diesen „Einkünften“ kamen noch die üblichen „Verehrungen“, die mit dem Rang stiegen und nicht anderes als eine Form von Erpressung darstellten, und die Zuwendungen für abgeführte oder nicht eingelegte Regimenter („Handsalben“) und nicht in Anspruch genommene Musterplätze; abzüglich allerdings der monatlichen „schwarzen“ Abgabe, die jeder Regimentskommandeur unter der Hand an den Generalleutnant oder Feldmarschall abzuführen hatte; Praktiken, die die obersten Kriegsherrn durchschauten. Zudem erbte er den Nachlass eines ohne Erben und Testament verstorbenen Offiziers. Häufig stellte der Obrist das Regiment in Klientelbeziehung zu seinem Oberkommandierenden auf, der seinerseits für diese Aufstellung vom Kriegsherrn das Patent erhalten hatte. Der Obrist war der militärische ‚Unternehmer‘, die eigentlich militärischen Dienste wurden vom Major geführt. Das einträgliche Amt – auch wenn er manchmal „Gläubiger“-Obrist seines Kriegsherrn wurde – führte dazu, dass begüterte Obristen mehrere Regimenter zu errichten versuchten (so verfügte Werth zeitweise sogar über 3 Regimenter), was Maximilian I. von Bayern nur selten zuließ oder die Investition eigener Geldmittel von seiner Genehmigung abhängig machte. Im April 1634 erging die kaiserliche Verfügung, dass kein Obrist mehr als ein Regiment innehaben dürfe; ALLMAYER-BECK; LESSING, Kaiserliche Kriegsvölker, S. 72. Die Möglichkeiten des Obristenamts führten des Öfteren zu Misshelligkeiten und offenkundigen Spannungen zwischen den Obristen, ihren karrierewilligen Obristleutnanten (die z. T. für minderjährige Regimentsinhaber das Kommando führten; KELLER, Drangsale, S. 388) und den intertenierten Obristen, die auf Zeit in Wartegeld gehalten wurden und auf ein neues Kommando warteten. Zumindest im schwedischen Armeekorps war die Nobilitierung mit dem Aufstieg zum Obristen sicher. Zur finanziell bedrängten Situation mancher Obristen vgl. dagegen OMPTEDA, Die von Kronberg, S. 555. Da der Obrist auch militärischer Unternehmer war, war ein Wechsel in die besser bezahlten Dienste des Kaisers oder des Gegners relativ häufig. Der Regimentsinhaber besaß meist noch eine eigene Kompanie, so dass er Obrist und Hauptmann war. Auf der Hauptmannsstelle ließ er sich durch einen anderen Offizier vertreten. Ein Teil des Hauptmannssoldes floss in seine eigenen Taschen. Dazu beanspruchte er auch die Verpflegung. Ertragreich waren auch Spekulationen mit Grundbesitz oder der Handel mit (gestohlenem) Wein (vgl. BENTELE, Protokolle, S. 195), Holz, Fleisch oder Getreide. Zum Teil führte er auch seine Familie mit sich, so dass bei Einquartierungen wie etwa in Schweinfurt schon einmal drei Häuser „durch- und zusammen gebrochen“ wurden, um Raum zu schaffen; MÜHLICH; HAHN, Chronik 3. Bd., S. 504. Die z. T. für den gesamten Dreißigjährigen Krieg angenommene Anzahl von rund 1.500 Kriegsunternehmern, von denen ca. 100 bis 300 gleichzeitig agiert hätten, ist nicht haltbar, fast alle Regimentsinhaber waren zugleich auch Kriegs- bzw. Heeresunternehmer. II. Manchmal meint die Bezeichnung „Obrist“ in den Zeugnissen nicht den faktischen militärischen Rang, sondern wird als Synonym für „Befehlshaber“ verwandt. Vgl. KAPSER, Heeresorganisation, S. 101ff.; REDLICH, German military enterpriser; DAMBOER, Krise; WINKELBAUER, Österreichische Geschichte Bd. 1, S. 413ff.

[3] schwedische Armee: Trotz des Anteils an ausländischen Söldnern (ca. 85 %; nach GEYSO, Beiträge II, S. 150, Anm., soll Banérs Armee 1625 bereits aus über 90 % Nichtschweden bestanden haben) als „schwedisch-finnische Armee“ bezeichnet. Die Unterscheidung zwischen der „Royal-Armee“, die v. Gustav II. Adolf selbst geführt wurde, u. den v. den Feldmarschällen seiner Konföderierten geführten „bastanten“ Armeen erscheint angesichts der Operationen der letzteren überflüssig. Nach LUNDKVIST, Kriegsfinanzierung, S. 384, betrug der Mannschaftsbestand (nach altem Stil) im Juni 1630 38.100, Sept. 1631 22.900, Dez. 1631 83.200, Febr./März 1632 108.500, Nov. 1632 149.200 Mann; das war die größte paneuropäische Armee vor Napoleon. 9/10 der Armee Banérs stellten deutsche Söldner; GONZENBACH, Der General Hans Ludwig von Erlach von Castelen II, S. 130. Schwedischstämmige stellten in dieser Armee einen nur geringen Anteil der Obristen. So waren z. B. unter den 67 Generälen und Obristen der im Juni 1637 bei Torgau liegenden Regimenter nur 12 Schweden; die anderen waren Deutsche, Finnen, Livländern, Böhmen, Schotten, Iren, Niederländern und Wallonen; GENTZSCH, Der Dreißigjährige Krieg, S. 208. Vgl. die Unterredung eines Pastors mit einem einquartierten „schwedischen“ Kapitän, Mügeln (1642); FIEDLER, Müglische Ehren- und Gedachtnis-Seule, S. 208f.: „In dem nun bald dieses bald jenes geredet wird / spricht der Capitain zu mir: Herr Pastor, wie gefället euch der Schwedische Krieg ? Ich antwortet: Der Krieg möge Schwedisch / Türkisch oder Tartarisch seyn / so köndte er mir nicht sonderlich gefallen / ich für meine Person betete und hette zu beten / Gott gieb Fried in deinem Lande. Sind aber die Schweden nicht rechte Soldaten / sagte der Capitain / treten sie den Keyser und das ganze Römische Reich nicht recht auff die Füsse ? Habt ihr sie nicht anietzo im Lande ? Für Leipzig liegen sie / das werden sie bald einbekommen / wer wird hernach Herr im Lande seyn als die Schweden ? Ich fragte darauff den Capitain / ob er ein Schwede / oder aus welchem Lande er were ? Ich bin ein Märcker / sagte der Capitain. Ich fragte den andern Reuter / der war bey Dreßden her / der dritte bey Erffurt zu Hause / etc. und war keiner unter ihnen / der Schweden die Zeit ihres Lebens mit einem Auge gesehen hette. So haben die Schweden gut kriegen / sagte ich / wenn ihr Deutschen hierzu die Köpffe und die Fäuste her leihet / und lasset sie den Namen und die Herrschafft haben. Sie sahen einander an und schwiegen stille“. Vgl. auch das Streitgespräch zwischen einem kaiserlich und einem schwedisch Gesinnten „Colloquium Politicum“ (1632). Zur Fehleinschätzung der schwedischen Armee (1642): FEIL, Die Schweden in Oesterreich, S. 355, zitiert [siehe VD17 12:191579K] den Jesuiten Anton Zeiler (1642): „Copey Antwort-Schreibens / So von Herrn Pater Antoni Zeylern Jesuiten zur Newstadt in under Oesterreich / an einen Land-Herrn auß Mähren / welcher deß Schwedischen Einfalls wegen / nach Wien entwichen / den 28 Junii An. 1642. ergangen : Darauß zu sehen: I. Wessen man sich bey diesem harten und langwürigen Krieg in Teutschland / vornemlich zutrösten habe / Insonderheit aber / und für das II. Was die rechte und gründliche Ursach seye / warumb man bißher zu keinem Frieden mehr gelangen können“. a. a. O.: „Es heisst: die Schweden bestünden bloss aus 5 bis 6000 zerrissenen Bettelbuben; denen sich 12 bis 15000 deutsche Rebellen beigesellt. Da sie aus Schweden selbst jährlich höchstens 2 bis 3000 Mann ‚mit Marter und Zwang’ erhalten, so gleiche diese Hilfe einem geharnischten Manne, der auf einem Krebs reitet. Im Ganzen sei es ein zusammengerafftes, loses Gesindel, ein ‚disreputirliches kahles Volk’, welches bei gutem Erfolge Gott lobe, beim schlimmen aber um sein Erbarmen flehe“. Im Mai 1645 beklagte Torstensson, dass er kaum noch 500 eigentliche Schweden bei sich habe, die er trotz Aufforderung nicht zurückschicken könne; DUDÍK, Schweden in Böhmen und Mähren, S. 160.

[4] Johan Banér [Bannier, Panier, Panner] [23.6./3.7.1596 Djursholm-20.5.1641 Halberstadt], schwedischer Feldmarschall. Vgl. BJÖRLIN, Johan Baner.

[5] Schlacht bei Wittstock am 24.9./4.10.1636: Schwedische Truppen (9150 Berittene und 7228 Infanteristen) unter Johan Banér schlagen die kaiserlich-sächsischen Truppen (9000 Berittene und 9000 zu Fuß) unter Melchior von Hatzfeldt. Dadurch konnten die schwedischen Kontributionsgebiete wieder ausgeweitet werden; Banér hatte bewiesen, dass mit Schweden als Militärmacht in dieser Kriegsphase wieder zu rechnen war. Vgl. Eigentlicher Verlauff Des Treffens bey Wittstock / etc. vorgangen den 4. October / 24. September 1636 [VD17 23.313240S]. Vgl. die hervorragende Edition von EICKHOFF; SCHOPPER, 1636; MURDOCH; ZICKERMANN; MARKS, Battle of Wittstock; ferner HÖBELT, Wittstock; HEßELMANN, Simpliciana XXXIII. – Wittstock [LK Ostprignitz/Wittstock]; HHSD X, S. 394ff.

[6] Schanze: geschlossenes, auf dem Feld angelegtes Erdwerk, zur Belagerung und zur Verteidigung. Schanzgräber waren für die Anlage von Belagerungs- und Verteidigungswerken zuständige Arbeiter (Schanzbauern), die im Tross des Heeres mitzogen und dem Schanzmeister unterstanden. Sie waren weitgehend verachtete Menschen, die in der sozialen Hierarchie der Heere nur wenig über den Prostituierten standen und schlecht bezahlt wurden. Nach DILICH, Krieges-Schule, S. 42, hatte der Rumormeister „Huren und Buben“ zu dieser Arbeit zu zwingen. Auch verurteilte Straftäter wurden zu Schanzarbeiten herangezogen. Diese „Condemnatio ad opera publica“, die Verurteilung zu Schanzarbeiten, war als Todesstrafe in absehbarer Zeit gedacht. Bürger und Geistliche der besetzten Städte sowie Klosteruntertanen, die zu diesen Arbeiten verpflichtet bzw. dafür ausgelost wurden, empfanden diese schwere Arbeit als ehrenrührig und entzogen sich ihr durch die Flucht. Zum Teil wurden Kinder ab 12 Jahren zu dieser harten Arbeit eingesetzt, ganze Schulklassen dazu getrieben. Vgl. auch die Beschreibung der Drangsalierung der Bürger Iglaus 1647 bei STERLY, Drangsale, S. 64f.. Um seine eigenen Truppen zu schonen, zwang Johann von Götz bei der Belagerung der Feste Marienberg (Würzburg) eine große Anzahl von Bauern der Umgebung, Schanzarbeiten zu verrichten, ‚vnd die Stücke, die Er mit Pferden nicht dahin bringen konnte, hinauffzuziehen: Worüber dan viele todt geblieben, vnd daher die Bauren aller orten sich häuffig absentiret vnd verlauffen‘ (CHEMNITZ, Königlich Schwedichen […] II, S. 581). Auch eingeflüchtete Bauern wurden zu diesen schweren Arbeiten gezwungen. Im schwedischen Heer wurden dazu bevorzugt die ohnehin sozial deklassierten Finnen eingesetzt (vgl. auch TOEPPEN, Hoppes Chronik, S. 77). Reichskanzler Oxenstierna hatte auch den Frankfurtern die Verpflichtung der Bettler zum Festungs- bzw. Schanzenbau empfohlen. Im 17. Jahrhundert wurden zunehmend auch Soldaten durch die Aufnahme der Schanzpflicht in die Artikelbriefe für Schanzarbeiten herangezogen; ein Versuch der Fürsten, ein bisher ungenutztes Reservoir an billigen Arbeitskräften zu erschließen, eine Reaktion auf die neuen militärischen Erfordernisse (Belagerungs- und Grabenkrieg, Ausbreitung der Festungen) und Ausdruck des fürstlichen Willens, die Soldaten körperlich, geistig und sittlich zu disziplinieren (vgl. BURSCHEL, Söldner, S. 138, 255). Bei den Schweden wurden bevorzugt die Finnen zu diesen schweren Arbeiten herangezogen. Aus Iglau wird unter 1647 berichtet, wie der schwedische Kommandant Österling die nur noch 299 [von ehemals 13.000) Einwohner fassende Stadt während der Belagerung durch die Kaiserlichen zur Schanzarbeit trieb; STERLY, Drangsale, S. 64f.: „In das kaiserliche Lager langte immer mehr und mehr schweres Geschütz an; als dieses der Kommandant erfuhr; ließ er er voll Grimm die Einwohner wie das mit aller Gewalt auf die Schanzarbeit treiben, und erließ das strengste Verboth, daß außer dieser Arbeit sich keine Manns- noch Weibsperson sehen lasse. Was war dieses für ein Trübsal unter den armen Bürgern ! dieselben hatten ihren geringen Vorrath an den nothwendigsten Lebensmitteln bereits aufgezehrt, und konnten sich bei dem bestehenden strengsten Verbothe, nicht auszugehen, keine andere beischaffen; vom Hunger und Durst gequält, und daher ganz erschöpft, mussten sie sich dennoch den schwersten Arbeiten unterziehen. Der Kommandant war taub gegen alles Bitten und Flehen; verlangten einige die Erlaubniß, sich aus der Stadt zu entfernen, so ließ er sie in den Zwinger einschließen, ihnen des Tags ein bischen Brot und ein wenig Wasser reichen, dafür aber unter Schlägen zur Arbeit anhalten. Als der Kommandant die Deserzion zweier seiner Leute am vorhergehenden Tage erfuhr, und besorgte, daß Mehrere diesem Beispiele folgen dürften, so ließ er den Arbeitenden Fußeisen anlegen“. Augsburg 1632; STETTEN, Geschichte 2. Bd., S. 211: „Den 14. Septembris ließ der Gouverneur Oxenstirn [Bengt Bengtson Freiherr v. Oxenstierna; BW] etliche Bischöfliche, Capitlische und Fuggerische Beamte und Vögte, so ihre Unterthanen bey der Schantz-Arbeit zu erscheinen nicht angehalten hatten, zur Straffe durch den Profosen etliche mal um das höltzerne Roß oder Esel herumführen“. Fehlte es auf Grund von grassierender Pest an zwangsverpflichteten Bürgern, mussten auch Soldatenfrauen Schanzarbeiten leisten. Zur Schanze vgl. auch STUHR, Die Schanze.

[7] Schlacht bei Nördlingen am 5./6.9.1634 zwischen den kaiserlich-ligistischen Truppen unter Ferdinand (III.) von Ungarn und spanischen Kontingenten unter dem Kardinal-Infanten Fernando auf der einen Seite und dem schwedischen Heer unter Feldmarschall Gustav Horn, der in eine 7 Jahre dauernde Gefangenschaft geriet, und Bernhard von Weimar auf der anderen. Die Schwedisch-Weimarischen verloren nicht allein die Schlacht, etwa 8.000-10.000 Tote und 3.000-4.000 Verwundete – auf kaiserlicher Seite waren es 1.200 Tote und 1.200 Verwundete – , sondern mit ihr auch den Einfluss in ganz Süddeutschland, während der französische Einfluss zunahm. Vgl. die ausführliche Darstellung bei ENGERISSER; HRNČIŘĺK, Nördlingen 1634 (die detaillierteste Darstellung der Schlacht); STRUCK, Schlacht, WENG, Schlacht. Vgl. den lat. Bericht »Pugna et victoria ad Nordlingam«, der den protestantischen Ständen zuging; Staatsarchiv Bamberg B 48/145, fol. 74 (Abschrift). Zur französischen Sicht vgl. den Avis Richelieus, 1634 IX 11; HARTMANN, Papiers de Richelieu, Nr. 288.

[8] Artillerie: Zur Wirksamkeit der Artillerie vgl. ENGLUND, Verwüstung Deutschlands, S. 424f.: „Sowohl bei sogenannten Kernschüssen als auch bei Visierschüssen zielte man mit dem Geschützrohr in mehr oder weniger waagrechter Position. Ein in dieser Position eingestellter Neunpfünder hatte eine Reichweite von etwas über 350 Metern. Dann schlug die Kugel zum erstenmal auf dem Boden auf, wonach sie regelmäßig einen Sprung machte und noch einmal 350 bis 360 Meter flog, bevor sie kraftlos erneut aufprallte – acht von zehn Kugeln sprangen mindestens dreimal auf. (Der Abprall hing davon ab, ob der Boden eben oder buckelig und uneben war.) Die Kugel flog die ganze Zeit in Mannshöhe. Sie konnte also auf ihrer gesamten Bahn töten und verwunden, und wenn sie im rechten Winkel durch eine dünne Linie von Männern schlug, pflegte sie im Durchschnitt drei Mann zu töten und vier oder fünf zu verwunden, aber es kam auch vor, daß eine einzige Kugel 40 Menschen auf einen Schlag tötete. Menschen und Tiere wurden meistens mit einem hohen und entsetzlichen Reißgeräusch zerfetzt. Es gibt Beschreibungen von Schlachten dieses Typs – wie es aussah, wenn brummende Vollkugeln in die von Pulverdampf eingehüllten und dicht gestaffelten Reihen aufrecht stehender Männer einschlugen: In der Luft über den Verbänden sah man dann eine kleine Kaskade von Waffenteilen, Rucksäcken, Kleidern, abgerissenen Köpfen, Händen, Beinen und schwer identifizierbaren menschlichen Körperteilen. Der tatsächliche Effekt beruhte in hohem Grade auf der Größe der Kugel. Leichte wie schwere Geschütze schossen im großen und ganzen ihre Kugeln mit der gleichen Anfangsgeschwindigkeit ab, etwas unter 500 Meter in der Sekunde, doch je größer die Kugel war – das Kaliber in Pfund bezeichnet das Kugelgewicht – , desto höhere Geschwindigkeit und Durchschlagskraft hatte sie, wenn sie ihr Ziel erreichte: die Beine und Muskeln und Zähne und Augäpfel eines Menschen auf der anderen Seite des Feldes“. Der technische Aufwand war beträchtlich bei 60-Pfündern rechnete man für 8 Tage à 30 Schuss 3 Ztr. Pulver, 13 Wagen mit 99 Pferden, dazu 3 Knechte u. 2 Büchsenmeister sowie deren Zubehör. „Vom Nürnberger Stückegießer Leonhard Loewe ist die Rechnung für die Herstellung zweier jeweils 75 Zentner schwerer Belagerungsgeschütze erhalten, die auf den heutigen Wert hochgerechnet werden kann. An Material- und Lohnkosten verlangte Loewe 2.643 Gulden, das sind ca. 105.000 bis 132.000 Euro. Das Material und der Feuerwerker-Lohn für den Abschuss einer einzigen 24-pfündigen Eisenkugel aus den „Halben Kartaunen“ kostete fünf Reichstaler – mehr als die monatliche Besoldung eines Fußsoldaten“. EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 81. Vgl. ENGERISSER, Von Kronach, S. 575ff.

[9] Bogislav Philipp v. Chemnitz beschrieb die Schlacht; JESSEN, Dreißigjähriger Krieg, S. 373ff.: „Der Feldmarschall [Banér] mußte durch einen Wald eine halbe Meile lang marschieren, ehe er ein so geraumes Feld angetroffen, da er sich recht in Schlachtordnung stellen können. Diesen Wald, wie er auf den Rücken bekam, ward er des Feindes Bataille erst ansichtig: Welcher hinter einem andern Walde auf einem hohen Berge, der solchen Wald kommandiert, sich gesetzt, mit Reduiten und Ravelinen vorn verwahrt, zwischen denselben seine Wagen vorgeschränkt und seine Stücke gar bequem gepflanzt gehabt. In so trefflichem Vorteil den Feind anzugreifen, […] sandte der Feldmarschall den linken Flügel um den Wald und Berg herum, zur linken Hand auf den Feind, mit dem rechten Flügel aber schwenkte er sich zur rechten Seite des Waldes gegen die Stadt zu, an das Ende eines des Feindes Bataille berührenden Berges, in Meinung den Feind aus seinem Vorteil dadurch zu ziehen, welches auch geschehen und der Feind seinen ersten Stand verändern müssen. Da er dann durch den Wald, welcher etwas weitläuftig mit hohen Eichen bewachsen, also leicht dadurch zu kommen war, dem Feldmarschall anfangs seine ganze Reiterei auf den Hals geworfen, dem das Fußvolk gefolgt und dergestalt die ganze feindliche Macht auf der Königl. Schwedischen rechten Flügel allein gefallen. Worüber es zu einem so hitzigen scharfen grausamen Gefecht gediehen, das der Feldmarschall seinem eignen Bekenntnis nach dergleichen die Zeit seines Lebens nicht beigewohnt. Unangesehen auch die Officiere und Reiter das Ihrige, jeder seines Orts, nach äußerster Möglichkeit getan, wurden sie doch in solche Bedrängnis gesetzt, daß sie schier zu wanken angefangen […]. Ja, sie wären endlich wegen großer Macht des Feindes in gänzliche Unordnung gekommen, wenn nicht Feldmarschall Leslé mit 5 Brigaden zu Fuß eben zur rechten Zeit angelangt und 4 Brigaden von des Feindes Fußvolk mit männlichem Angriff zurückgetrieben und von ihm abgekehrt, daß er etlicher maßen zur Respiration gelangen können. Gleichwohl ward solches des Feindes Fußvolk von dessen Cürassieren entsetzt und darüber diesseits zwo Brigaden als die Schwedische, so aus Magdeburg abgezogen, und die Karrische fast ganz zernichtet, die Schwedischen aber am meisten, als welche auch etliche Fähnlein eingebüßt, so jedoch von denen in der Bataille gestandenen Reitern wieder erobert worden. Diese Extremitäten und Gefahr nun hätte der rechte Flügel und das im ersten Treffen stehende Fußvolk nicht unterworfen sein dürfen, wann der linke Flügel sich etwas ehe an den Feind hängen können und die Reserve nicht so gar langsam nachgefolgt, sondern, da sie die ersten also mit dem Feind verwickelt zu sein vermerkt, eiliger fortgerückt wäre. Allein, wie jener einen gar weiten Umschweif nehmen müssen, so war bei dieser dem Generalleutnant Vitztum, der sie geführt, von unterhabenden Obristen schuld gegeben, daß er ihnen nicht zulassen wollen, geschwinder fortzurücken. […] Dieweil aber endlich bei hereinbrechender Nacht der linke Flügel auf des Feinds erst verlassene vorteilhaftige Post gerückt, derselbe aus die königl. schwedische Reserve, die doch zum Fechten allzu spät angelangt und wegen der eingefallenen dunklen Nacht nicht gebraucht werden können, ungefähr erblickt und ihre Annäherung gewahr worden, so ward er dadurch irre gemacht und ließ den Mut fallen, also daß er eilig in Confusion geraten, die völlige Flucht ergriffen und das Feld mit Hinterlassung aller Stücke geräumt. Von demselben sind auf der Walstatt zwischen vier und fünftausend tot gefunden, ohne die, so im Verfolgen niedergemacht, unter denen von tausend bis elfhundert Reiter, das übrige Fußvolk gewesen, welches dann zum meisten eingebüßt und zumal die Kaiserliche Infanterie fast allerdings darauf gegangen […] Fähnlein verlor der Feind 127 nebst 19 Standarten und 5 Dragoner-Fahnen […] Auf königl. schwedischer Seite war es ebener maßen hart daher gegangen und hatte der Feind gegen die Schläge, so er bekommen, auch hinwieder etwas ausgegeben. Geblieben waren an Reitern 748, an Fußknechten 376, gequetscht 746 zu Roß, 1481 zu Fuß. Die Schwedische Brigade zu Fuß, so in Magdeburg gelegen und vor dem Treffen über 1200 Mann stark gewesen, stellte itz etwa 150 ins Feld, die Karrische Brigade war nicht weniger über die Maßen geschwächt. Die Regimenter zu Pferde, so auf dem rechten Flügel gestanden und nebst dem Fußvolk von der Bataille dieses warme Bad allein aushalten müssen, waren insgemein übel zugerichtet […], daß also dieser Sieg von den königl. Schwedischen ziemlich teuer bezahlt worden. Unter denen gab der Feldmarschall selbst dem Reichszeugmeister H. Leonhard Torstensson das Zeugnis, daß er neben ihm die Armee aufrecht erhalten und durch seine Courage und Tapferkeit, auch mitwaltender Direktion, die Victori dem Feinde abdringen helfen“.

[10] Schwadron, Esquadron [schwed. Skvadron]: Im 16. Jahrhundert bezeichnete Escadre (von lateinisch exquadra Gevierthaufen, Geschwader) eine Stellungsform des Fußvolks und der Reiterei, aus welcher im 17. Jahrhundert für letztere die Eskadron, für ersteres das Bataillon hervorging. Ca. 210 Pikeniere sollten eine Schwadron bilden, 3 eine Brigade. Die Schwadron der Reiterei entsprach der Kompanie der Fußtruppen. Die schwedische Kompanie (Fußtruppen) bestand nach Lorenz TROUPITZ, Kriegs-Kunst / nach Königlich Schwedischer Manier eine Compagny zu richten, Franckfurt 1638, aus drei Schwadronen (zu Korporalschaften, eine Schwadron entsprach daher dem späteren Zug).

[11] Brigade: Anfangs bestand die schwedische Brigade aus 4 Schwadronen (Squadrons) oder Halbregimentern, also 2016 Mann und 256 Offizieren, ab 1631 nur noch aus 3 Schwadronen Fußvolk zu je 504 Mann und 64 Offizieren. Die insgesamt 1512 Mann waren in 648 Pikeniere und 864 Musketiere eingeteilt, die in Rotten zu je 6 Mann aufgestellt waren.

[12] Pike: Landsknechtspieß von 3 bis 5 m Länge, die entscheidende Waffe des in geschlossenen Haufen kämpfenden Fußvolkes. Die Pikeniere bildeten die unterste Klasse des Fußvolks. Bei einem Reiterangriff richteten die ersten beiden Reihen des Fußvolkes die Piken gegen die Angreifer. Die Pike war eher eine Defensivwaffe, da die Pikeniere den Rückhalt für die beweglicheren Musketiere bildeten (vgl. BUßMANN; SCHILLING, 1648, S. 89 f.). Hochrangige Offiziere wie Piccolomini behaupteten gern von sich, sie hätten das Kriegshandwerk „von der Pike auf“ („con una picca“) gelernt.

[13] James [Jakob] King of Birness and Dudwick, Baron Eythin und Baron Sandshult [Kieg, Kinge, Kyng, Kingy, Kink, Kinck, Knige, Kurden] [1589-9.6.1652], schwedischer Generalleutnant. MURDOCH, SSNE ID: 2814; MURDOCH; WALES, James King; BLACKER, Brief Sketches, S. 364f.; BACKHAUS, Brev I, II.

[14] Marodeur: Als Marodeur, eine Begleiterscheinung dieses Krieges, bezeichnete man jemanden, der am Rande des Krieges Verbrechen jeglicher Art verübte. Meist waren es wegen Krankheit oder Verwundung untauglich gewordene, ausgemusterte oder aus der Armee entlassene Soldaten oder um Deserteure. Der Begriff ist abgeleitet vom französischen „maraude“ oder „maraudage“, was „Felddiebstahl“ – besonders durch Soldaten – bedeutet. Verwandt ist das deutsche, heute noch gebräuchliche „marode“, das synonym zu „krank“, „heruntergekommen“, „verfallen“, „verkommen“ verwendet wird. Marodeure traten häufig in Banden auf, die bis zu hundert Mann stark waren. Der Ausdruck „Merode-Brüder“ wird in der germanistischen Forschung meist auf Truppen des braunschweig-lüneburgischen, dann schwedischen Obristen Werner von Merode bezogen, die 1635 an der Elbe meuterten und auseinander liefen, während Grimmelshausen die berüchtigten Wallonen-Regimenter des kaiserlichen Obristen Johann II. von Mérode-Waroux meinte. => Gurgeln, Kriegsgurgeln, Merode-Brüder in den Miniaturen.

[15] Die Schilderung stammt von Grimmelshausen.

[16] Johann Georg I. Kurfürst v. Sachsen [5.3.1585 Dresden-18.10.1656 Dresden].

[17] ENGLUND, Verwüstung, S. 157ff.

[18] Leisnig [Kr. Döbeln]; HHSD VIII, S. 197ff.

[19] Torgau [Kr. Torgau]; HHSD XI, S. 467ff.

[20] HERING, Geschichte Bd. 1, Leipzig 1828, S. 351.

[21] Regiment: Größte Einheit im Heer, aber mit höchst unterschiedlicher Stärke: Für die Aufstellung eines Regiments waren allein für Werbegelder, Laufgelder, den ersten Sold und die Ausrüstung 1631 bereits ca. 135.000 fl. notwendig. Zum Teil wurden die Kosten dadurch aufgebracht, dass der Obrist Verträge mit Hauptleuten abschloss, die ihrerseits unter Androhung einer Geldstrafe eine bestimmte Anzahl von Söldnern aufbringen mussten. Die Hauptleute warben daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. Wegen der z. T. immensen Aufstellungskosten kam es vor, dass Obristen die Teilnahme an den Kämpfen mitten in der Schlacht verweigerten, um ihr Regiment nicht aufs Spiel zu setzen. Der jährliche Unterhalt eines Fußregiments von 3.000 Mann Soll-Stärke wurde mit 400- 450.000 fl. eines Reiterregiments von 1.200 Mann mit 260.-300.000 fl. angesetzt. Zu den Soldaufwendungen für die bayerischen Regimenter vgl. GOETZ, Kriegskosten Bayerns, S. 120ff.; KAPSER, Kriegsorganisation, S. 277ff. Ein Regiment zu Fuß umfasste de facto bei den Kaiserlichen zwischen 650 und 1.100, ein Regiment zu Pferd zwischen 320 und 440, bei den Schweden ein Regiment zu Fuß zwischen 480 und 1.000 (offiziell 1.200 Mann), zu Pferd zwischen 400 und 580 Mann, bei den Bayerischen 1 Regiment zu Fuß zwischen 1.250 und 2.350, 1 Regiment zu Roß zwischen 460 und 875 Mann. Das Regiment wurde vom Obristen aufgestellt, von dem Vorgänger übernommen und oft vom seinem Obristleutnant geführt. Über die Ist-Stärke eines Regiments lassen sich selten genaue Angaben finden. Das kurbrandenburgische Regiment Carl Joachim v. Karberg [Kerberg] sollte 1638 sollte auf 600 Mann gebracht werden, es kam aber nie auf 200. Karberg wurde der Prozess gemacht, er wurde verhaftet und kassiert; OELSNITZ, Geschichte, S. 64. Als 1644 der kaiserliche Generalwachtmeister Johann Wilhelm v. Hunolstein die Stärke der in Böhmen stehenden Regimenter feststellen sollte, zählte er 3.950 Mann, die Obristen hatten 6.685 Mann angegeben. REBITSCH, Gallas, S. 211; BOCKHORST, Westfälische Adlige.

[22] Schwedt/Oder [LK Uckermark]; HHSD X, S. 351ff.

[23] Plünderung: I. Trotz der Gebote in den Kriegsartikeln auch neben der Erstürmung von Festungen und Städten, die nach dem Sturm für eine gewisse Zeit zur Plünderung freigegeben wurden, als das „legitime“ Recht eines Soldaten betrachtet. Vgl. die Rechtfertigung der Plünderungen bei dem ehemaligen hessischen Feldprediger, Professor für Ethik in Gießen und Ulmer Superintendenten Conrad Dieterich, dass „man in einem rechtmässigen Krieg seinem Feind mit rauben vnd plündern Schaden vnd Abbruch / an allen seinen Haab vnd Güttern / liegenden vnd fahrenden / thun könne vnd solle / wie vnd welchere Mittel man jmmermehr nur vermöge. […] Was in Natürlichen / Göttlichen / vnd Weltlichen Rechten zugelassen ist / das kann nicht vnrecht / noch Sünde seyn. Nun ist aber das Rechtmessige Rauben / Beutten vnd Plündern in rechtmessigen Kriegen / in Natürlichen / Göttlichen vnnd Weltlichen Rechten zugelassen“. DIETERICH, D. Konrad Dieterich, S. 6, 19. Vgl. BRAUN, Marktredwitz, S. 37 (1634): „Welcher Teil ehe[r] kam, der plünderte. [Wir] wurden von beiden Teilen für Feind[e] und Rebellen gehalten. Ein Teil plünderte und schalt uns für Rebellen darumb, dass wir lutherisch, der andere Teil, plünderte darumb, dass wir kaiserisch waren. Da wollte nichts helfen – wir sind gut kaiserisch, noch viel weniger beim andern Teil; wir sind gut lutherisch – es war alles vergebens, sondern es ging also: ‚Gebt nur her, was ihr habt, ihr mögt zugehören und glauben wem und was ihr wollt’ “. Dazu kamen noch die vielen Beutezüge durch Marodeure, darunter auch von ihren eigenen Soldaten als solche bezeichnete Offiziere, die durch ihr grausames und ausbeuterisches Verhalten auffielen, die von ihrem Kriegsherrn geschützt wurden. Vgl. BOCKHORST, Westfälische Adlige, S. 16f.; KROENER, Kriegsgurgeln; STEGER, Jetzt ist die Flucht angangen, S. 32f. bzw. die Abbildungen bei LIEBE, Soldat, Abb. 77, 79, 85, 98; das Patent Ludwigs I. von Anhalt-Köthen: „Von Gottes gnaden“ (1635). Vgl. den Befehl Banérs vom 30.5.1639; THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 101f. Vielfach wurden die Plünderungen auch aus Not verübt, da die Versorgung der Soldaten bereits vor 1630 unter das Existenzminimum gesunken war. KROENER, Soldat oder Soldateska, S. 113; DINGES, Soldatenkörper. II. zum Teil aber auch bei Ausschreitungen der Bevölkerung, die sich an den Gütern der Flüchtlinge bereicherte, so z. B. 1629 in Havelberg: „Im Tempel war viel Gut in Kasten und Kisten, wovon die rechtmäßigen Besitzer das Wenigste wiederbekamen. Das meiste wurde den königlichen [Dänen], die während des Brandes darüber hergefallen waren, die Kirche zu plündern, und später den kaiserlichen Soldaten zuteil. Auch einigen Einwohnern und Benachtbarten, die keine Rechte daran hatten. Summa: Ihrer viele wurden arm; etliche mit unrechtem Gut reich“. VELTEN, Kirchliche Aufzeichnungen, S. 76-79, bzw. BRAUN, Marktredwitz, S. 84f., über die auch anderweitig übliche Plünderungsökonomie: „Hingegen ihre Herbergsleute, die sich vor diesem als Tagelöhner bei ihnen erhalten, die haben sich jetzt sehr wohl befunden; denn diese hatten keine Güter, daher gaben sie auch keine Kontribution. Und ein solcher Gesell hat allezeit so viel gestohlen, daß er sich [hat] erhalten können. Wie er ein paar Taler zusammengebracht, hat er gesehen, daß er von den Soldaten eine Kuh [hat] erkaufen können. Oder aber, er hat den Soldaten etwas verraten, do er dann von ihnen eine geschenkt und umsonst bekommen. Do [hat] er dann solche an einen anderen Ort getrieben und soviel daraus erlöst, daß er hernach 3 oder 4 von den Soldaten hat (er)kaufen können. Denn es ward so ein Handel daraus, daß man auch aller christlichen Liebe vergaß; vielweniger fragte man auch mehr nach Ehrbarkeit und Redlichkeit. Wie es dann auch soweit gekommen [ist], daß die Soldaten in einem Dorf das Vieh genommen und hinweg getrieben, und die Bauern als ihre Nach(t)barn in dem nächsten Dorf haben solches Vieh von den Soldaten erkauft und alsbald bei Nacht weiter getrieben und wieder verkauft. Und war schon fast ein allgemeines Gewerbe daraus. Ihrer viel[e] hatten sich auf diesen ehrbaren Handel gelegt, denn wenn ein Soldat eine Kuh gestohlen, wußte er schon seinen gewissen Kaufmann. Und wenn an manchem Ort eine Partei Soldaten mit einer geraubten Herd[e] Vieh ankam, da war bei etlichen gottlosen Menschen ein freudenreiches Zulaufen und Abkaufen, nit anders(t) als wenn zu Amsterdam in Holland eine indianische Flotte anlangte. Ein jeder wollte der nächste sein und die schönste Kuh er(kaufen); ungeachtet der armen Leute, denen das Vieh abgenommen worden, [die] allernächst auf der Seite mit jämmerlichen Gebärden standen und sich wegen der Soldaten nichts (ver)merken lassen durften“. Zum Teil plünderten auch Nachbarn die Hinterlassenschaft ihrer geflüchteten oder abgebrannten Mitbürger; KRAH, Südthüringen, S. 95.: „So berichtete Suhl, daß ‚sich noch etliche volks- und ehrvergessene Leute allhier und anderswo gelüsten lassen, sich an der armen verbrannten Sachen, so nach der Plünderung und Brand in Kellern, Gewölben und sonderlich im Feld und in den Wäldern geflüchtet und übrig geblieben, zu vergreifen und dieblich zu entwenden. Wie dann etliche – auf frischer Tat allzu grob begriffen und darum zu gefänglicher Verhaftung gebracht‘ seien. Auch Benshausen erhielt seine Salvaguardia, um dem täglichen Plündern, nicht nur durch streifende Soldaten zu wehren !“

[24] Einquartierung: Die kostenaufwendige Einquartierung von Truppen versuchten die Betroffenen oder ihre Vertreter nach Möglichkeit durch „Verehrungen“ bei den zuständigen Kommandierenden, Kriegskommissaren und Quartiermeistern abzuwenden. Gelang das nicht, so wurden je nach Rang, Vermögen und Steueraufkommen und auch der Religionszugehörigkeit der Betroffenen Mannschaften und Pferde in die Häuser eingelegt, wobei die Soldaten die besten Räume für sich in Anspruch nahmen. Billette (Einquartierungszettel) sollten zwar Unterkunft, Verpflegung (oder ersatzweise Geldleistungen) der Soldaten und Abgabe von Viehfutter durch ihre „Wirte“ regeln, was aber nicht nur zu Streitigkeiten in der Bürgerschaft selbst, sondern auch unter den Soldaten führen musste. Ausgenommen von der Einquartierung waren in der Regel bei eigenen Truppeneinlagerungen Kleriker (aber nicht deren Klöster), Universitätsangehörige, Bürgermeister, Ratsherrn, Apotheker, Ärzte und Gastwirte. Auf die Beschwerden der Bürgerschaft wurde die Einquartierung durch den Rat der Stadt „als eine gerechte und für eure vielfältigen Sünden wohl verdiente Strafe Gottes“ bezeichnet; BORKOWSKY, Schweden, S. 20. Nach dem Überlinger Dr. Pflummern; SEMLER, Tagebücher, S. 393 (1642); sind „dise völckher zu roß vnd fůß nicht darumb zu vnß kommen, vnß oder daß land vor dem feind zu sichern, oder gegen denselbigen sich im veld sehen zu lassen, sonder allein hinder den mauren oder vnderm tach den bauch vnd seckhel zu füllen vnd alßdan den weeg weitter zu nemmen vnd vnß dem feind zum raub zu hinderlassen“. In den Quartieren gab es zudem Mord und Totschlag unter den Mannschaften, gewalttätige Übergriffe gegen Bürger und Bauern waren trotz errichteter Quartiergalgen und hölzerner Esel alltäglich. Teilweise wurde sogar Quartiergeld für die von Offizieren mitgeführten Hunde verlangt; SODEN, Gustaph Adolph III, S. 359. Teilweise wurde auch der Abzug vorgetäuscht, um Abzugsgelder zu erpressen; TRÄGER, Magister Adrian Beiers Jehnische Chronika, S. 60. Der protestantische Schuhmacher Bellinckhausen über die kaiserlichen Truppen in Osnabrück (1630); BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, S. 36: „Was denn inquartirten soldaten bey uns thut anlangen, ist ein gottlos diebisch und mordrisch volck, stehlenn jeymlich und rauben offenbar, saufen und fressen, dominirn tag und nacht, spielen und doblen, parten und beuten, ruffen und jautzen, schießen und morden sich unter andern, schlagen sich mit den burgern, verfuhrn der burger weiber und kinder und haben manig magd zur hurn gemacht. Die burger konnen bey abendts oder nacht zeyt nicht uber die straßen gehen. Sie schlagen dieselben, habe auch solchs zweymall von dem gesind leyden m mußen“. Beschwerdeschreiben Wernigerodes über Hamiltons Schotten (1632); NÜCHTERLEIN, Wernigerode, S. 108.: „die hier liegenden Schottischen Soldaten wollten mit ihren Wirthen und deren Lägern nicht zufrieden sein, trieben die Leute aus ihren Ehebetten, brächten Gesellschaft mit, gingen mit Sporen und Stiefeln zu Bett, aus denen sie dreitätige Kindbetterinnen jagten. Würde ihnen etwas gesagt, prügelten sie die Leute; sie vernichteten ihrer Wirthe Handwerkszeug. Kein Quartier sei ihnen gut genug, sie wollten stattliche Palatia haben. Wären die Wirthe nicht zu Hause, schlügen sie die Thüren ein. Der Oberste perturbire den Magistrat in seinen, indem er die Preise der Dinge vorschreibe, unter den Vorgeben, der Rath setze sie ihm zum Tort so hoch. Wollte man diese Waren für diese Preise nicht hingeben, so drohte er, sie gerade wegzunehmen“. Eine längere Einquartierung konnte den Ruin ganzer Gemeinden und Städte bedeuten. Zudem wurden die Quartiere verwüstet. So der Abt Friesenegger von Andechs über die einquartierten katholischen „welschen“ Truppen Ferias (Winter 1634): „Das Dorf stand ganz in Unflat, und Wüste, alles zum Grausen, und für Menschen unbegreiflich. In den Häusern wie auf den Gassen lagen nichts als abscheuliche Lumpen, zerschlagener Hausrat, Köpfe, Füße, und Gedärme von verzehrten Pferden, Menschen Unrat, und mehrere Toten Körper. In den Häusern waren nur Stuben, Kammer und Kuchl bewahret, das übrige davon hatte ein Dach, keinen Mantel, keine Mittelwand, keinen Balken, und meistens standen dieselben nur auf vier Säulen. Die Zäune, Planken, und schönste Obstbäume in den Gärten waren alle verbrennet. Auch aller Hausrat von Bänken, Kästen, Bettstätten, Geschirren, und die Baufahrnisse von Wägen, Pflügen, und was immer von Holz war, ging in den Flammen auf. Selbst in beiden Kirchen war ein Greuel zu sehen. Türen, und auch Fenster waren zerbrochen. Alles, was darin aufbewahret, und zum Gebrauch war, wurde geraubet. In der Frauenkirche brannten sie wenigst die letzte Woche eines, und in der Pfarrkirche stets 2 Feuer. Alles hölzerne Kirchengerät mußte hierzu dienen. Das Gemäuer war voll Rauch und Ruß, und der Boden voll Unrat. Auf dem Friedhofe konnte man vor Menschen-Unflat keinen Fuß mit Ehren setzen, und die Sakristei brauchten sie für ihr geheimes Ort. In der Kirche zu U. L. Frau lagen auch 4 unbegrabene Toten-Körper, die man außer der Kirche auf der Nordseite, wo schon mehrere lagen, in ein Grab zusammen warf“. Auch der Abzug musste je nach Vermögen erkauft werden (1644): „Zum Abzuge mußte dem Obristen von jedem Pfluge 20 Rtlr. und das beste Pferd gegeben werden.“ WALCZOK, Barsbüttel, Gott und die Welt. Vgl. den Bericht der Kapitelherren in Zeitz (1635), BORKOWSKY, Schweden, S. 65: „Keine Brauerei, keine Krämerei ist mehr im Stift, keine Feldbestellung, kein Ackerpferd, keine Kuh, kein Kleinvieh. Hie und da müssen sich Manns- und Weibspersonen in die Pflüge und Eggen spannen – was sonst nur als barbarische Grausamkeit aus der Türkei berichtet war. Häuser und Hütten stehen ohne Dach. Die Menschen haben keine Kleidung mehr. Viele sind im Winter erfroren, andere an Hunger, Krankheit und Mangel an Arznei dahingestorben. Die Leichen liegen unbegraben. Weiber und Kinder fallen den Kommunen zur Last. Viele Bürger laufen zu den Soldaten über. Die Kirchen- und Schuldiener können nicht mehr besoldet werden. Die Jugend bleibt unerzogen. Hospitäler und Armenhäuser werden nicht mehr unterstützt. Viele Menschen sind so jämmerlich gekleidet, dass sie sich nicht getrauen, zum Gottesdienst und zum Abendmahl zu gehen …“ VOGEL, Leipzigisches Geschicht-Buch, S. 443: „Den 11 Junii [1631; BW] zur Nacht hat sich eines vornehmen Doctoris Frau im Brühl / welches mit schwermüthigen Gedancken beladen aufm Gange im Hembde an eine Quele erhencket / weil sie / wie man sagte / denen Soldaten Quartier und Geld geben müssen / welche 2 alte Weiber loßgeschnitten / von Todtengräbern abgehohlet / und den 13. dieses mit einer kleinen Schule begraben worden“. Leipzig 1643; VOGEL, Leipzigisches Geschicht-Buch, S. 609: „Den 2 Augusti hat sich ein 70jähriger Mann / Richter zu Zwey Nauendorff / aus Furcht / weil er von dem Käyserlichen Anmarch gehöret / selbst erhencket“.

[25] Hunger: Hungerkrisen traten durch Missernten, Wettereinflüsse, Truppendurchzüge, Einquartierungen, Erntezerstörungen, Pferde- und Viehdiebstahl immer wieder auf. Oftmals blieb nur die Flucht ins Heer oder der Anschluss an den Tross. So hatten sich 2.000 hungernde Eichsfelder Pappenheims Soldaten angeschlossen. Ein Berittener oder Knecht in der Musterung hatte immerhin noch zwei Pfd. Fleisch, drei Pfd. Brot, eine Maß Wein und drei Maß Bier pro Tag zu fordern – drei bis fünf Maß Bier je nach Geschlecht pro Tag galten auch sonst als üblich – , was zur raschen Auszehrung einer Landschaft führte, zumal die eingeforderten Naturalabgaben im Laufe der Zeit noch weiter anstiegen und von Jahr zu Jahr neue Verpflegungssätze erfordern. Vom Verpflegungsansatz her war dies eine gewaltige Kalorienmenge, entsprachen doch drei Pfd. (gutes) Brot allein bereits etwa 3.750 kcal. Rechnet man noch über 2.000 kcal für das Fleisch hinzu, ohne Bier und Wein, so wird eine Kalorienzahl zwischen 6.000-7.000 kcal erreicht, was dem Zweieinhalb- bis Dreifachen eines durchschnittlichen Tagesbedarfs entsprochen hätte. Das war wohl Anfang des 17. Jahrhunderts nur Privilegierten vorbehalten, während die Gemeinen nur unzureichend verpflegt wurden. HIPPEL, Bevölkerung, S. 422, schätzt den täglichen Nahrungsbedarf in Württemberg auf knapp 2.400 kcal pro Tag. Vgl. BEHRENDS, Chronik, S. 145f. (1636): „Man gab den Armen von jedem Backvorgang ein Brot, […] welches damals als Krieg, Pest und Hunger hieselbst gar übel hauseten, von armen Leuten nicht für eine geringe Gabe gehalten ward, sintemal man damals oft weder Brot noch Bier und Geld haben konnte, und viele, meistenteils aber die Soldaten Hunde und Katzen, Pferde- und Menschenfleisch fraßen und nicht einmal bekommen konnten“. 1641 heißt es über die Prignitz: „So sind auch alle Dörfer so gar verwüstet, verödet, universaliter et particulariter in Brand gesteckt, die Untertanen Hungers und des milites immanitet [Unmenschlichkeit, Rohheit] halber gestorben und ins Elend [Ausland] verlaufen, dass man in dem ganzen Kreise nach angestellter fleißiger Inquisition bloß 373 Bauersleute, die doch etliche gar wenig ausgenommen, weder Hunde noch Katzen, weniger etliche Lebensmittel haben, besonderen sich vom Obste und wohl ganz unnatürlichen Speisen aufhalten müssen, gefunden worden“. HERRMANN, Ländliche Bevölkerung, S. 86. Der Bieberauer Pfarrer Minck (1635); KUNZ; LIZALEK, Südhessische Chroniken, S. 261: „Durch diesen Hunger verschmachteten viele Leut dermaßen, daß nichts als Haut und Bein an ihnen war, die Haut hing ihnen am Leib wie ein Sack, waren ganz schwarz-gelb, mit weiten Augen, gepläcketen Zähnen, grindicht, krätzig, gelbsichtig, dick geschwollen, febricht [= fiebrig], daß einem grauete, sie anzusehen“. ZILLHARDT, Dreißigjähriger Krieg, S. 161f. (1635): „Dan auß diser teürung und hungersnot ist entstanden noch ein jamer uber alle jamer, nemlich ein sterbet und pestelentz, das vüll taußendt menschen sind zu grundt gangen durch hunger, krieg und pestelenz. Dan durch den hunger ist von denen armen menschen vüll greüwlich und abscheüliches dings auffgefressen worden. Alls nemlich allerley ungereimbten dings: hundt und katzen, meüß und abgangen vüch, roßfleisch, das der schinder und meister uff dem vassen sein fleisch von dem abgangne vüch, als roß, hundt und andere thier, ist hingenomen worden, und haben dannoch einander drumb gerißen und für köstlich gut gehalten. Es ist auch für gut gehalten worden allerley kraut uff dem feld: die distel, die nesle, schersich, hanefüeß, schmerbel, schertele. In suma allerley kraut ist gut gewessen, dan der hunger ist ein guter koch, wie man im sprichwort sagt“. Vgl. auch die Lebensbeschreibung des Gottfried Andreae (1637); DOLLINGER, Schwarzbuch, S. 321: „Doch im Jahr 1637 stieg das Elend auf’s höchste, nachdem kaum 200 Bauern in der untern Pfalz mehr übrig waren, da die übrigen teils an Hunger und Pest bereits gestorben, teils von den Kaiserlichen erwürgt oder als Soldaten weggeschleppt worden waren … Der Hunger aber zwang die Leute zu den unnatürlichsten Nahrungsmitteln: Gras, Kräuter, dürre und grüne Baumblätter, Felle von Tieren; Hunde, Katzen, Ratzen, Mäuse, Frösche und faulendes Aas waren gesuchte Bissen. Die Hungernden erschlugen einander selbst, verzehrten sie, durchwühlten Gottesäcker, erstiegen Galgen und Rad und nahmen die Toten zur Speise weg“. Notiz aus dem Pfarrbuch von Mauern (LK Neuburg/Donau) für 1648: „Viele haben aus Hunger Roßmist gegessen, der Feind hat alles fort; es ist nichts angebaut worden. Viele sind Hungers gestorben, die Überlebenden nähren sich von Wurzeln und Baumblättern und sind froh um die Häute der gefallenen Pferde“. [frdl. Mitteilung von Herrn Fahmüller, Pfeffenhausen]. Der Kitzinger Pfarrer Bartholomäus Dietwar [1592-1670] über 1649; DIETWAR, Chronik, S. 91: „Etliche tausend bayerische Bauern bettelten mit Weib und Kind durchs Land. Darunter waren auch Mörder. Sie stahlen und raubten was sie konnten. Das war Gottes sichtbare Strafe dafür, dass der Kurfürst von Bayern im 30jährigen Kriege viele Tausend armer Leute gemacht hatte. Darum war sein Land im vorigen Jahre durch die Schweden und Franzosen wieder verdorben worden, also dass seine Leute von München und Landshut her das Frankenland durchliefen, das gebettelte Brot dörrten und heim nach Bayern trugen“. Aus Nördlingen wird anlässlich der Belagerung 1634 berichtet; KESSLER, Belagerung, S. 38: „Um diese Zeit sind die Rosse wegen Mangels an Futter so erkrankt und so matt geworden, daß sie häufig einfach hingefallen und verendet sind. Von dem S. H. Schinder Jörg Schmid sind hinter dem Feilturm 2 große Gruben gegraben und die Pferde darin verscharrt worden. Die Armen und Bettelleute aber haben sich auch dabei befunden und haben, wenn man die Pferde hat vergraben wollen, aus großem Hunger ziemlich große Stücke davon herausgeschnitten, das Selbige gekocht und von solchem ihren Hunger gestillt, und gebüßt. Die armen Leute sind zur Nacht, um 12 Uhr, über solches Aas gekommen und haben es davon getragen“. KESSLER, Belagerung, S. 63: „Die kaiserlichen, spanischen, welschen, französischen und deutschen Soldaten sind gleichsam aus dem ausgebrannten Turm herundergefallen und jämmerlich aufeinander gelegen. Die armen Tagelöhner haben die gebratenen Schulterblätter von den Achseln abgenommen und für gutes Schweinefleisch gefressen“. Auch Regimenter wie das des kurkölnischen Obristen Hugo v. Tyrell[i] lösten sich wegen Hunger auf. Der Salemer Mönch Bürster (1644); WEECH, Sebastian Bürsters Beschreibung, S. 196: „Dan ehe muoß der burger sterben zehen mal, ehe der soldat verderben ainmahl“. HÄVECKER, Chronica und Beschreibung, S. 96 (Calbe 1642): „Uber dieses ist dieser Ort auch mit Theurung und Hungersnoth nicht verschonet geblieben. Denn Ao. 1642. hat ein Scheffel Rocken 3. Thl. und mehr gegolten / und man das Getreyde allhier nicht einmal darum erlangen können / sondern es hat dasselbe von andern Orten müssen geholet werden; Die nun kein Geld gehabt / es so theur zu bezahlen / haben sich mit geschroteten Bohnen / Erbsen- und Gersten-Brod behelffen müssen / so aber auch beynöthig gewesen. Dahero viel arme Leute statt des Korns / mit Knoten-Kafft / Wurtzeln aus der Erden sich sättigen / und das Kraut auf dem Felde kochen und essen müssen. Und weil eben in derselben Zeit die Engel- und Schottländer in der Stadt gelegen / sind derer viel wegen Mangel des Brods gestorben / und haben einige den Hunger mit Pferdefleisch zu stillen gesuchet / und das Fleisch des verreckten Viehes gegessen“. Der Zeitzeuge Hanns Kahn aus Klings/Rhön; LEHMANN, Leben und Sterben, S. 172 (1638): „Das Getreide wurde [von den Soldaten] weggeführt. Kein Bauer hatte mehhr Lust zu säen. Keiner hatte mehr Lust zu arbeiten, weil er es doch nicht genießen konnte. Es kam nur das Nötigste in die Erde, und dieses hatten die Soldaten gestohlen. Es kam eine böse Hungersnot. Viele sind gestorben. Die schwedischen Reiter und die Kroaten mussten sich mit kleinem Brot begnügen. Unser Brot gestand damals aus gemahlenen Eicheln, Wicken und wenigem Korn. Die solches hatten, konnten froh sein. Manch reicher Mann ist aus Hunger gestorben […] Man sieht oft, dass es Menschen in der Not an jeder Erklärung mangelt. Mit gesottenem Gras und Aasfleisch glaubten viele, dem Hunger zu entgehen und starben erst recht an den abscheulichen Sachen, die sie verschlangen“. Vgl. auch die zeitgenössische Darstellung von VINCE, Lamentations, S. 35ff. Z. T. sollen sich die verhungernden Soldaten regelrecht zu Tod gefressen haben; PASTORIUS, Kurtze Beschreibung, S. 117 (1634): „Den 26. Decembris zogen die Soissischen Soldaten hinaus / und kamen dargegen 3. Compagnien Schwaben herein von dem Freybergischen Regiment / die hatten meistenteils alle Weiber und 5. biß 6 Kinder / alle sehr verhungert / die frassen alles aus / was sie bekommen kunten / mit solcher Begierde und in solcher Mäng / daß etlichen der Wanst zersprang. Zween Soldaten hatten 35. Glös und 3. Spital Laiblein Brods uff einen Sitz gessen / hatte der eine noch ½ Glos im Munde / da er starbe“. Der Chronist Georg Friedrich Dhein berichtet über die Zustände in der Festung Hanau (1636); KURZ, Das Leben, S. 132: „Und da unter denen Scharmützel von Freund und Feind ein wohl gehaltenes Pferd erlegt wurde, gingen viele des armen Volks hinaus, rissen sich um das Aas, brachten von dem stinkenden Fleisch so viel als möglich war zu ihrem Unterhalt herein, wie denn auch sonsten Pferde-, Esel- und Hundefleisch gekochet wurde auf dem Markt verkaufet. Katzen estimirte man vor Wildbret und etliche allzu Fleisch begierige Leut handelten dem Scharfrichter gedörrtes Schindfleisch ab zu ihrer Speis“. Als Ersatz nahm man auch Gras oder Kräuter, „da viele hundert Menschen schwere Krankheit, Lähmung, Scharbock und die Mundfaulung bekamen, auch etliche Menschen sind auf der Gassen verschmachtet und niedergefallen, auf welches vielfältige Elend so mancher sehr zu Herzen genommen, sehr viele public und privat Almosen gereichet worden, wiwohl dem Elend nicht zu steuern gewesen“. Hungersnot: BLÖTHNER, Apocalyptica, S. 118f.: „Anno 1638 ist wieder eine Theuerung nach dem vorigen Krieg und der Pest erfolget, so daß ein Leipziger Scheffel [103, 83 Liter; BW] um 10 G[ulden; BW]. Verkauft worden. Dahero weil die Armen es nicht bezahlen, auch vor den Thüren nichts mehr kriegen kunten, so wurden vor großem Hunger Hunde und Katzen geschlachtet, ja das Aas von dem Schindanger [=> Schindanger; BW] geholet und gefressen, und wollte wenig zureichen, deßwegen viel Leute verhungert und in den Misthaufen gestorben, so vorhin auf dem Lande schöne Güter gehabt; daselbst viel arm Volck sich von hier nach dem Altenburgischen gewendet, woselbst sie auch erhalten worden; Es haben sich auch einige gutthätige Hertzen gefunden, die den Armen wöchendlich ein oder zweymahl zu gewissen Tagen Brod haben mitgetheilet, worunter der Herr Superintendent D. Leyser, Herr Archediakonus M. Rinckard, Herr Bürgermeister Müller wie auch andere wohlhabende Bürger sich mit befunden haben, dass iedweder einen oder zwei Scheffel [1 Scheffel = 112, 15 Liter, BW] kauffte und das hiervon gebackene Brod unter die Armen austheilete, so wollte es doch nicht zulangen, denn die Menge war zu groß, weil offt vor einem solchen Hausse 4, 5, 6 bis 800 Menschen an Männern, Weibern und Kindern gestanden, welche einander sehr gedrenget, darunter viel Leute vom Lande, so vor dem Kriege nicht vor 800 oder 1000 Gulden, ja wohl nicht vor 2000 Gulden gegeben hätten. Wenn nun die Leute ein bißgen Brod erhalten, haben sie es nicht flugs gegessen, sondern nur daran gerochen und haben Gelegenheit gesuchet, ob sie einen Hund oder eine Katze damit fangen können. Wenn sie denn einen Hund bekommen, haben sie denselben an einem Strick bey sich geführet, denen wohl 20 oder 30 arme Leute beyher gefolget, gleichsam als wenn sie mit dem Hunde zu Grabe gehen wollten. Wenn sie nun vor die Stadt auf den Graben kommen sind, da haben sie geschlachtet und gebraten, was sie bekommen, da ist auf dem Graben um die Stadt herumb ein klein Feuer nach dem anderen gewesen, darbey die armen Leute gekocht und an hölzernen Spießen gebraten, was sie nur bekommen. Denn wenn der Cavaller [Abdecker, BW] mit dem Karn ein Aas hinausgeführet, ist das arme Volck häuffig nachgelauffen, und haben ein Stück nach dem anderen davon abgeschnitten. Oder wenn eine Kuh verworfen und das Kalb gleich unzeitig gewesen, haben sie es doch geholet, gekocht, gebraten und alles gegessen. Ja es war das arme Volck so abgemattet und verhungert, daß sie gingen, als wie die Schämen (!) [Schemen; BW] war Gottes Strafe so groß, daß sie gleichsam nicht kunten wegkommen oder an andere Oerter lauffen, sondern lieber hier verhungerten, da es doch, wie obgedacht, im Altenburgischen und an anderen Orten nicht so teuer, auch noch eher Brod vors Geld oder vor den Türen zu bekommen war, als hier. Sonderlich aber wenn der Abend herbey kahm, da hätte es oftmals einen Stein erbarmen mögen, wie das arme Volck winselte und die Nacht über in den Misthauffen schrie und bath. Eins rufte hier, das andere dort, tausendmahl um Gottes-Willen umb ein bißgen Brod, oder nur um ein Krümelgen; ein anders etwa umb ein Trünklein Wasser oder Kosent [Kofent = Dünnbier; BW] und dergeleichen, daß man froh war, wenn es wieder Tag wurde; denn das Elend und große Geschrey kunte man ohne hefftige Gemüths-Bewegung nicht ansehen oder anhören“. Hunger führte u. a. zu Kannibalismus; vgl. „Gründtlicher vnnd warhaffter Bericht / vnnd Erzehlung Der Vorhin vnerhörten Thaten vnd abscheulichen Exempel“ (1638), ohne Seitenangabe: „Herman Seidel / ein frommer Mann / von Offenburg / welcher zu Lichtenau eine Schwester / die Ihm sehr lieb gewesen / vnd derhalben seinen Sohn zu hir geschicket / mit ein wenig nahrung / dieser Knabe kömmet vngehindert fort / alß er nach Lichtenaw kömbt / vnd niemand findet / auch schon im widerkehren ist nach hause zugehen / kömmet er ohn gefehr bey ein Fischerhäußlin / da ers rauchen sihet / vnd wie denn die Jugend vorwitzig / lauffet er hinzu / vnd wird eines Weibes gewar / die beim heerde sitzt / vnd kochet / vnd beynebens schrecklich heulet und weinet / neben dem heerde hencket ein Kind an einem stecken / welcher durch beyde Waden gangen / vnd dz Kind den kopff vnter sich gehangen / ist auffgeschnitten vnd geschlachtet / dieser Knabe lauffet mit angst vnd furcht vmbgeben / biß er nach Offenburg kombt / sagts seinem Vater / dieser zeigts der Obrigkeit an / vnd muß dieser Knabe mit einer ziemlich starcken Guarnison dahin / welchs also befunden / vnd das Weib gleich auch essend vnd weinend finden / haben aber vom Kinde noch funden die 2. Vntertheil / den lincken Arm / vnd Kopff / das andere hat sie schon verzehret gehabt: vñ ist diß Weib / nebenst dem Kinde auff Offenburg genommen worden: alß man sie aber gefraget: wie sie solchen Mord vnd Todschlag gleichwol vbers Hertze bringen können ? hat sie darauff geantwortet / sie hette es nicht gethan / sondern der grausame Hunger / dessen quall vnmenschlich were /das vbrige wolte sie der Obrigkeit befehlen zu verantworten. Hat aber nur 16. Tage nach diesem gelebet“.

[26] Soldatenkrankheiten: Als Soldatenkrankheiten galten Rote Ruhr, Pocken, Grippen, Typhus, „die apokalyptischen Reiter des 17. Jahrhunderts“, sowie Skorbut, Blattern und Syphilis – diese, schon im 16. Jahrhundert gleichbedeutend mit „Landsknecht“ verwandt und meist von den Soldatenhuren übertragen wurde, wurde (IRSIGLER; LASSOTTA, S. 210ff.), nur durch einen Absud aus verschiedenen Baumarten behandelt wurde – traten zusammen mit der Pest auf. Vgl. MÜHE, Gandersheim, S. 66: „Auch scheint die Zahl der Opfer nicht so groß gewesen zu sein, wie man gewöhnlich annimmt. Zwar schreibt der Rat am 12.7.1626 an Obristleutnant Allen nach Bockenem, daß ‚bey uns die eingerissen gewesene Peste, welche in schleuniger eill den einen vnd andern ehe den mans recht gewahr worden hinwegk nimpt, die heuser vnd gassen ledich vnd an der bürger Zahll einen großen riß macht, also gar daß wir auch vor wenig tagen noch einen newen Gottsacker ersehen müssen‘. Das klingt sehr erbärmlich, ist aber aus dem Grunde unzweifelhaft übertrieben, weil man damit eine Kompagnie Einquartierung abhalten wollte“. Das des Öfteren erwähnte Auftreten der Beulenpest hatte jedoch mit den Truppenbewegungen wenig zu tun. Bevölkerungsverluste durch Peste, wie endemische Krankheiten seit dem Mittelalter mit diesem Sammelbegriff bezeichnet wurden, traten vor allem dort auf, wo die einheimische Bevölkerung bereits durch Unterernährung und Überanstrengung ohnehin geschwächt war. Hinter der Kopfkrankheit oder dem Hauptweh verbarg sich angeblich die Enzephalitis, die während des Sommers häufig erkennbar ist. Vgl. dagegen den Eintrag des Pfarrers Lucas, Trusen (1637), der richtig von der „Ungarischen Krankheit“ ausgeht; LEHMANN, Leben und Sterben, S. 151: „[…] großes Hauptweh, hitziges Fieber dazu, danach die Rote Ruhr geschlagen, gehabt und daran gestorben. Man hält das jetzige grassierende hitzige Fieber für die Ungarische Krankheit, so ohne allen Zweifel in dem langwierigen Kriegswesen von den Kroasten und anderen fremden Völkern in Deutschland ist eingeführt und gebracht worden“. 1631/1632 wird aus Bautzen berichtet: „Worauff die Churfl. Armee fortgangen / und mehr dann in die 500. zur Besatzung hier gelassen / unterwelchen / nachdem sie vorhin zu sehr erfroren und verhungert gewesen / hier aber sich zu gehling mit Speiß und Tranck übernommen / sind sie an hitzigen Fieber / Hauptwehe und Soldaten-Kranckheit so häuffig dahin gestorben / daß man sie Fuderweise zu 3/4/5/6/ und mehr hat auf einem bretern Wagen / wie sie gangen und gestanden / in ihrer Kleidung zu begraben / heraus geführet: Solche Einquartirung der krancken Soldaten hat gewähret biß auffs 1632. Jahr hinaus / das es um Johannis zur Pest ausgeschlagen / und die Bürgerschafft / Jung und Alt / angefallen / also daß ihr biß an Weyhnachten heran / viel 100. biß an 1000. die Soldaten zugleich mitgerechnet / gestorben seyn“.MARTINI; ZEIDLER, Kurtzer Anhang und Bericht, in: ZEIDLER; ZEIDLER, Tabeera Budissinae, S. 100. Im Tross mitlaufende, verseuchte Pferde und Rinder verbreiteten die Ansteckung in den umliegenden Bauernhöfen. Auch in Tillys Lager wütete die Pest, die jedoch unter den besser verpflegten und besser untergebrachten Offizieren weniger Opfer forderte. Wohl aus diesen Gründen wurden größere Auseinandersetzungen vermieden, da in den ausgezehrten Quartieren an Leine und Weser Massensterben durch endemische Krankheiten, hervorgerufen durch Unterernährung und Überanstrengung, und Desertion, z. T. liefen die Soldaten vor den Lagerseuchen davon, auftrat. Vgl. auch LAMMERT, Geschichte der Seuchen, S. 258 (1646). Der Ausbruch von Lagerseuchen (1626, nach dem Bericht des braunschweig-lüneburgischen Kapitäns Daniel Meyer) führte teilweise zur Massendesertion; Hauptstaatsarchiv Hannover Cal. Br. 16, Nr. 1141. 20-25 % Ausfälle pro Jahr sind wohl realistisch.

[27] [N N], Geschichte der Stadt Schwedt, S. 180.

[28] Küstrin [Kostrzyn; Kr. Königsberg]; HHSD X, S. 441ff.

[29] Dramburg [Drawsko Pomorskie]; HHSD XII, S. 178f.

[30] Musketier [schwed. musketerare, musketör]: Fußsoldat, der die Muskete führte. Die Muskete war die klassische Feuerwaffe der Infanterie. Sie war ein Gewehr mit Luntenschloss, bei dem das Zündkraut auf der Pulverpfanne durch den Abzugsbügel und den Abzugshahn mit der eingesetzten Lunte entzündet wurde. Die Muskete hatte eine Schussweite bis zu 250 m. Wegen ihres Gewichts (7-10 kg) stützte man die Muskete auf Gabeln und legte sie mit dem Kolben an die Schulter. Nach einem Schuss wichen die Musketiere in den Haufen der Pikeniere zurück, um nachladen zu können. Nach 1630 wurden die Waffen leichter (ca. 5 kg) und die Musketiere zu einer höheren Feuergeschwindigkeit gedrillt; die Schussfolge betrug dann 1 bis 2 Schuss pro Minute (vgl. BUßMANN; SCHILLING, 1648, Bd .1, S. 89). Die zielfähige Schussweite betrug ca. 300 Meter, auf 100 Meter soll die Kugel die damals übliche Panzerung durchschlagen haben. Die Treffsicherheit soll bei 75 Metern Entfernung noch 50 % betragen haben. Die Aufhaltewirkung war im Nahbereich sehr hoch, die Getroffenen sollen sich förmlich überschlagen haben. Je nach Entfernung sollen jedoch im Normalfall nur 5-7% aller abgegebenen Schüsse eine Wirkung im Ziel gehabt haben. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß. Zudem rissen sie auf etwa 10 Meter Entfernung etwa dreimal so große Wundhöhlen wie moderne Infanteriegeschosse. Ausführlich beschrieben wird deren Handhabung bei ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 544ff. Eine einfache Muskete kostete etwa 2 – 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Die Muskete löste das Handrohr ab. Die ab 1630 im thüringischen Suhl gefertigte schwedische Muskete war etwa 140 cm lang bei einer Lauflänge von 102 cm und wog etwa 4,5 – 4,7 kg bei einem Kaliber von zumeist 19,7 mm. Sie konnte bereits ohne Stützgabel geschossen werden, wenngleich man diese noch länger zum Lade- und Zielvorgang benutzte. Die Zerstörung Suhls durch Isolanos Kroaten am 16./26.10.1634 geschah wohl auch in der Absicht, die Produktionsstätten und Lieferbetriebe dem Bedarf der schwedischen Armee endgültig zu entziehen. BRNARDÍC, Imperial Armies I. Für den Nahkampf trug er ein Seitengewehr – Kurzsäbel oder Degen – und schlug mit dem Kolben seiner Muskete zu. In aller Regel kämpfte er jedoch als Schütze aus der Ferne. Deshalb trug er keine Panzerung, schon ein leichter Helm war selten. Eine einfache Muskete kostete etwa 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Im Notfall wurden die Musketiere auch als Dragoner verwendet, die aber zum Kampf absaßen. MAHR, Monro, S. 15: „Der Musketier schoß mit der Luntenschloßmuskete, die wegen ihres Gewichtes [etwa 5 kg] auf eine Gewehrgabel gelegt werden mußte. Die Waffe wurde im Stehen geladen, indem man den Inhalt der am Bandelier hängenden hölzernen Pulverkapseln, der sog. Apostel, in den Lauf schüttete und dann das Geschoß mit dem Ladestock hineinstieß. Verschossen wurden Bleikugeln, sog. Rollkugeln, die einen geringeren Durchmesser als das Kaliber des Laufes hatten, damit man sie auch bei Verschmutzung des Laufes durch die Rückstände der Pulvergase noch einführen und mit Stoff oder Papier verdämmen konnte. Da die Treffgenauigkeit dieser Musketen mit glattem Lauf auf die übliche Kampfentfernung von maximal 150 Metern unter 20 Prozent lag, wurde Salvenschießen bevorzugt. Die Verbände waren dabei in sog. Treffen aufgestellt. Dies waren Linien zu drei Gliedern, wobei das zweite Treffen etwa 50 Schritt, das dritte 100 Schritt hinter der Bataille, d. h. der Schlachtlinie des ersten Treffens, zu stehen kamen, so daß sie diese bei Bedarf rasch verstärken konnten. Gefeuert wurde gliedweise mit zeitlichem Abstand, damit für die einzelnen Glieder Zeit zum Laden bestand. Ein gut geübter Musketier konnte in drei Minuten zwei Schuß abgeben. Die Bleigeschosse bis zu 2 cm Kaliber verformten sich beim Aufprall auf den Körper leicht, und es entstanden schwere Fleischwunden. In den Kämpfen leisteten Feldscherer erste Hilfe; doch insgesamt blieb die medizinische Versorgung der Verwundeten mangelhaft. Selbst Streifschüsse führten oft aufgrund der Infektion mit Tetanus zum Tode, erst recht dann schwere Verletzungen“. Der Hildesheimer Arzt und Chronist Dr. Jordan berichtet 1634, dass sich unter den Gefallenen eines Scharmützels auch ein weiblicher Musketier in Männerkleidern gefunden habe; SCHLOTTER, Acta, S. 194. Der Bad Windheimer Chronist Pastorius hält unter 1631 fest; PASTORIUS, Kurtze Beschreibung, S. 100: „1631. Den 10. May eroberte der General Tylli die Stadt Magdeburg / plünderte sie aus / eine Jungfrau hatte ihres Bruders Kleider angezogen / und sich in ein groß leeres Weinfaß verstecket / ward endlich von einem Reuter gefunden / der dingte sie für einen Knecht / deme sie auch drey Monat treulich die Pferde wartete / und als in einem Treffen der Reuter umkam / und sie von denen Schweden gefangen gen Erffurt kam / ließ sie sich für einen Musquetirer unterhalten / dienete fünff Jahr redlich / hatte in etlichen Duellen mit dem Degen obsieget / wurde endlich durch eine Müllerin / wo sie im Quartier lag / verrathen / daß sie ein Weib wäre / da erzehlete sie der Commendantin allen Verlauff / die name sie zu einer Dienerin / kleidete sie / und schenckte ihr 100. Ducaten zum Heyrath-Guthe“. Weiter gibt es den Fall der Clara Oefelein, die schriftliche Aufzeichnungen über ihren Kriegsdienst hinterlassen haben soll. Allerdings heißt es schon bei Stanislaus Hohenspach (1577), zit. bei BAUMANN, Landsknechte, S. 77: „Gemeiniglich hat man 300 Mann unter dem Fenlein, ist 60 Glied alleda stellt man welsche Marketender, Huren und Buben in Landsknechtskleyder ein, muß alles gut seyn, gilt jedes ein Mann, wann schon das Ding, so in den Latz gehörig, zerspalten ist, gibet es doch einen Landsknecht“. Bei Bedarf wurden selbst Kinder schon als Musketiere eingesetzt (1632); so der Benediktiner-Abt Gaisser; STEMMLER, Tagebuch Bd. 1, S. 181f.; WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß, S. 43ff., über die Bedienung; BRNARDÍC, Imperial Armies I, S. 33ff.; Vgl. KEITH, Pike and Shot Tactics;  EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 59ff.

[31] Axel [Achsel] Graf Lille [Lillie, Lilie, Lielie, Axellilly, Lilli] v. Löfstad [23.7.1603 Berga-20.12.1662], schwedischer Generalmajor.

[32] Anklam [Kr. Anklam]; HHSD XII, S. 153ff.

[33] Driesen [Kr. Friedeberg]; HHSD X, S. 429ff.

[34] Landsberg/Warthe [Gorzów Wielkopolski, Brandenburg, h. Polen]; HHSD X, S. 446ff.

[35] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 103f.

[36] Vgl. BINGEL, Das Theatrum Europaeum; SCHOCK; ROßBACH; BAUM, Das Theatrum Europaeum.

[37] Mittelmark: historischer geographischer Begriff, der sich auf das ursprüngliche Kerngebiet der Mark Brandenburg (etwa um 1417) bezieht. Der Name verweist vermutlich auf die Lage in der Mitte zwischen den beiden ehemals brandenburgischen Landschaften Altmark (heute in Sachsen-Anhalt) und Neumark (heute in Polen) [nach Wikipedia].

[38] Georg Ehrentreich v. Burgsdorff [1603-2.3.1656 Küstrin], kurbrandenburgischer Obrist.

[39] N Trotz [ – ], schwedischer Obrist.

[40] Obristleutnant [schwed. Överstelöjtnant, dän. oberstløjtnant]: Der Obristleutnant war der Stellvertreter des Obristen, der dessen Kompetenzen auch bei dessen häufiger, von den Kriegsherrn immer wieder kritisierten Abwesenheit – bedingt durch Minderjährigkeit, Krankheit, Badekuren, persönliche Geschäfte, Wallfahrten oder Aufenthalt in der nächsten Stadt, vor allem bei Ausbruch von Lagerseuchen – besaß. Meist trat der Obristleutnant als militärischer Subunternehmer auf, der dem Obristen Soldaten und die dazu gehörigen Offiziere zur Verfügung stellte. Verlangt waren in der Regel, dass er die nötige Autorität, aber auch Härte gegenüber den Regimentsoffizieren und Soldaten bewies und für die Verteilung des Soldes sorgte, falls dieser eintraf. Auch die Ergänzung des Regiments und die Anwerbung von Fachleuten oblagen ihm. Zu den weiteren Aufgaben gehörten Exerzieren, Bekleidungsbeschaffung, Garnisons- und Logieraufsicht, Überwachung der Marschordnung, Verproviantierung etc. Der Profos hatte die Aufgabe, hereingebrachte Lebensmittel dem Obristleutnant zu bringen, der die Preise für die Marketender festlegte. Um all diese Aufgaben bewältigen zu können, waren umfangreiche Kenntnisse und Erfahrungen notwendig. Nicht selten lag die eigentliche Führung des Regiments in der Verantwortung eines fähigen Obristleutnants, der im Monat je nach Truppengattung zwischen 120 [nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630)] und 150 fl. bezog – in besetzten Städten (1626) wurden z. T. monatlich 400 Rt. erpresst (HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermark, S. 15 – , in der brandenburgischen Armee sogar 300 fl. Voraussetzung war allerdings in der bayerischen Armee die richtige Religionszugehörigkeit. Maximilian I. hatte Tilly den Ersatz der unkatholischen Offiziere befohlen; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Dreißigjähriger Krieg Akten 236, fol. 39′ (Ausfertigung): Maximilian I. an Tilly, München, 1629 XI 04: … „wann man dergleich officiren nit in allen fällen, wie es die unuorsehen notdurfft erfordert, gebrauchen khan und darff: alß werdet ihr euch angelegen sein lassen, wie die uncatholischen officiri, sowol undere diesem alß anderen regimentern nach unnd nach sovil muglich abgeschoben unnd ihre stellen mit catholischen qualificirten subiectis ersezt werden konnde“. Der Obristleutnant war zumeist auch Hauptmann oder Rittmeister einer Kompanie, so dass er bei Einquartierungen und Garnisonsdienst zwei Quartiere und damit auch entsprechende Verpflegung und Bezahlung beanspruchte oder es zumindest versuchte. Von Piccolomini stammt angeblich der Ausspruch (1642): „Ein teutscher tauge für mehrers nicht alß die Oberstleutnantstell“. HÖBELT, „Wallsteinisch spielen“, S. 285.

[41] William Forbes [Forbus, Vorbus, Vorbusch, Forbutz] [2.2.1614 Fiddes, Schottland-14./24.7.1654 an der Schanze Burg], schwedischer Obrist. Vgl. MURDOCH, SSNE ID: 2262.

[42] N Helwy [ – ], schwedischer Obristleutnant.

[43] Joachim v. Radicke [Radecke] [ – ], schwedischer Obristleutnant.

[44] Neustadt (Dosse) [LK Ostprignitz-Ruppin]; HHSD X, S. 295f.

[45] bravieren: (franz. braver) drohen, trotzen, verachten.

[46] bravade (ital. bravata, -e): Angeberei, Prahlerei, Trotz, Verachtung, militärische Schaustellung.

[47] Meile: 1 Meile = ca. 7,420 km, eine schwedische (auch große) wie auch westfälische große Meile wurde mit 10 km bzw. 10, 044 km gerechnet. In der Regel kein bestimmtes Maß, sondern eine Strecke, „die ein Fußgänger ohne Anstrengung in zwei Stunden zurücklegen“ konnte. HIRSCHFELDER, Herrschaftsordnung, S. 192.

[48] Bernau [LK Barnim]; HHSD X, S. 125f.

[49] Adam Graf zu Schwarzenberg [26.8.1583 Gimborn (Bergisches Land)-14.3.1641 Spandau], kurbrandenburgischer Geheimer Rat. Vgl. KOBER, Eine Karriere im Krieg.

[50] Musketier [schwed. musketerare, musketör]: Fußsoldat, der die Muskete führte. Die Muskete war die klassische Feuerwaffe der Infanterie. Sie war ein Gewehr mit Luntenschloss, bei dem das Zündkraut auf der Pulverpfanne durch den Abzugsbügel und den Abzugshahn mit der eingesetzten Lunte entzündet wurde. Die Muskete hatte eine Schussweite bis zu 250 m. Wegen ihres Gewichts (7-10 kg) stützte man die Muskete auf Gabeln und legte sie mit dem Kolben an die Schulter. Nach einem Schuss wichen die Musketiere in den Haufen der Pikeniere zurück, um nachladen zu können. Nach 1630 wurden die Waffen leichter (ca. 5 kg) und die Musketiere zu einer höheren Feuergeschwindigkeit gedrillt; die Schussfolge betrug dann 1 bis 2 Schuss pro Minute (vgl. BUßMANN; SCHILLING, 1648, Bd .1, S. 89). Die zielfähige Schussweite betrug ca. 300 Meter, auf 100 Meter soll die Kugel die damals übliche Panzerung durchschlagen haben. Die Treffsicherheit soll bei 75 Metern Entfernung noch 50 % betragen haben. Die Aufhaltewirkung war im Nahbereich sehr hoch, die Getroffenen sollen sich förmlich überschlagen haben. Je nach Entfernung sollen jedoch im Normalfall nur 5-7% aller abgegebenen Schüsse eine Wirkung im Ziel gehabt haben. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß. Zudem rissen sie auf etwa 10 Meter Entfernung etwa dreimal so große Wundhöhlen wie moderne Infanteriegeschosse. Ausführlich beschrieben wird deren Handhabung bei ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 544ff. Eine einfache Muskete kostete etwa 2 – 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Die Muskete löste das Handrohr ab. Die ab 1630 im thüringischen Suhl gefertigte schwedische Muskete war etwa 140 cm lang bei einer Lauflänge von 102 cm und wog etwa 4,5 – 4,7 kg bei einem Kaliber von zumeist 19,7 mm. Sie konnte bereits ohne Stützgabel geschossen werden, wenngleich man diese noch länger zum Lade- und Zielvorgang benutzte. Die Zerstörung Suhls durch Isolanos Kroaten am 16./26.10.1634 geschah wohl auch in der Absicht, die Produktionsstätten und Lieferbetriebe dem Bedarf der schwedischen Armee endgültig zu entziehen. BRNARDÍC, Imperial Armies I. Für den Nahkampf trug er ein Seitengewehr – Kurzsäbel oder Degen – und schlug mit dem Kolben seiner Muskete zu. In aller Regel kämpfte er jedoch als Schütze aus der Ferne. Deshalb trug er keine Panzerung, schon ein leichter Helm war selten. Eine einfache Muskete kostete etwa 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Im Notfall wurden die Musketiere auch als Dragoner verwendet, die aber zum Kampf absaßen. MAHR, Monro, S. 15: „Der Musketier schoß mit der Luntenschloßmuskete, die wegen ihres Gewichtes [etwa 5 kg] auf eine Gewehrgabel gelegt werden mußte. Die Waffe wurde im Stehen geladen, indem man den Inhalt der am Bandelier hängenden hölzernen Pulverkapseln, der sog. Apostel, in den Lauf schüttete und dann das Geschoß mit dem Ladestock hineinstieß. Verschossen wurden Bleikugeln, sog. Rollkugeln, die einen geringeren Durchmesser als das Kaliber des Laufes hatten, damit man sie auch bei Verschmutzung des Laufes durch die Rückstände der Pulvergase noch einführen und mit Stoff oder Papier verdämmen konnte. Da die Treffgenauigkeit dieser Musketen mit glattem Lauf auf die übliche Kampfentfernung von maximal 150 Metern unter 20 Prozent lag, wurde Salvenschießen bevorzugt. Die Verbände waren dabei in sog. Treffen aufgestellt. Dies waren Linien zu drei Gliedern, wobei das zweite Treffen etwa 50 Schritt, das dritte 100 Schritt hinter der Bataille, d. h. der Schlachtlinie des ersten Treffens, zu stehen kamen, so daß sie diese bei Bedarf rasch verstärken konnten. Gefeuert wurde gliedweise mit zeitlichem Abstand, damit für die einzelnen Glieder Zeit zum Laden bestand. Ein gut geübter Musketier konnte in drei Minuten zwei Schuß abgeben. Die Bleigeschosse bis zu 2 cm Kaliber verformten sich beim Aufprall auf den Körper leicht, und es entstanden schwere Fleischwunden. In den Kämpfen leisteten Feldscherer erste Hilfe; doch insgesamt blieb die medizinische Versorgung der Verwundeten mangelhaft. Selbst Streifschüsse führten oft aufgrund der Infektion mit Tetanus zum Tode, erst recht dann schwere Verletzungen“. Der Hildesheimer Arzt und Chronist Dr. Jordan berichtet 1634, dass sich unter den Gefallenen eines Scharmützels auch ein weiblicher Musketier in Männerkleidern gefunden habe; SCHLOTTER, Acta, S. 194. Der Bad Windheimer Chronist Pastorius hält unter 1631 fest; PASTORIUS, Kurtze Beschreibung, S. 100: „1631. Den 10. May eroberte der General Tylli die Stadt Magdeburg / plünderte sie aus / eine Jungfrau hatte ihres Bruders Kleider angezogen / und sich in ein groß leeres Weinfaß verstecket / ward endlich von einem Reuter gefunden / der dingte sie für einen Knecht / deme sie auch drey Monat treulich die Pferde wartete / und als in einem Treffen der Reuter umkam / und sie von denen Schweden gefangen gen Erffurt kam / ließ sie sich für einen Musquetirer unterhalten / dienete fünff Jahr redlich / hatte in etlichen Duellen mit dem Degen obsieget / wurde endlich durch eine Müllerin / wo sie im Quartier lag / verrathen / daß sie ein Weib wäre / da erzehlete sie der Commendantin allen Verlauff / die name sie zu einer Dienerin / kleidete sie / und schenckte ihr 100. Ducaten zum Heyrath-Guthe“. Weiter gibt es den Fall der Clara Oefelein, die schriftliche Aufzeichnungen über ihren Kriegsdienst hinterlassen haben soll. Allerdings heißt es schon bei Stanislaus Hohenspach (1577), zit. bei BAUMANN, Landsknechte, S. 77: „Gemeiniglich hat man 300 Mann unter dem Fenlein, ist 60 Glied alleda stellt man welsche Marketender, Huren und Buben in Landsknechtskleyder ein, muß alles gut seyn, gilt jedes ein Mann, wann schon das Ding, so in den Latz gehörig, zerspalten ist, gibet es doch einen Landsknecht“. Bei Bedarf wurden selbst Kinder schon als Musketiere eingesetzt (1632); so der Benediktiner-Abt Gaisser; STEMMLER, Tagebuch Bd. 1, S. 181f.; WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß; BRNARDÍC, Imperial Armies I, S. 33ff.; Vgl. KEITH, Pike and Shot Tactics;  EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 59ff.

[51] Stück: Man unterschied Kartaunen [Belagerungsgeschütz mit einer Rohrlänge des 18-19-fachen Rohrkalibers [17,5 – 19 cm], verschoss 40 oder 48 Pfund Eisen, Rohrgewicht: 60-70 Zentner, Gesamtgewicht: 95-105 Zentner, zum Vorspann nötig waren bis zu 32 Pferde: 20-24 Pferde zogen auf einem Rüstwagen das Rohr, 4-8 Pferde die Lafette]; Dreiviertelkartaune: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 16-17faches Kaliber, schoss 36 Pfund Eisen. Vgl. MIETH, Artilleria Recentior Praxis. Halbe Kartaune: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 22-faches Kaliber (15 cm), schoß 24 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 40-45 Zentner, das Gesamtgewicht 70-74 Zentner. Als Vorspann wurden 20-25 Pferde benötigt. ENGERISSER, Von Nördlingen, S. 579. Das Material und der Feuerwerker-Lohn für den Abschuss einer einzigen 24-pfündigen Eisenkugel aus den „Halben Kartaunen“ kostete fünf Reichstaler – mehr als die monatliche Besoldung eines Fußsoldaten“. EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 81. Sie hatte eine max. Schussweite von 720 Meter; DAMBOER, Krise, S. 211. Viertelkartaune: „ein stück, welches 12 pfund eisen treibt, 36 zentner wiegt, und 24 kaliber lang ist. man hält diese stücke in den vestungen für die allerbequemste“ [DWB]. Meist als Feldschlange bezeichnet wurde auch die „Halbe Schlange“: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 32-34-faches Kaliber (10,5-11,5 cm), schoss 8-10 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 22-30 Zentner, das Gesamtgewicht 34-48 Zentner. Als Vorspann wurden 10-16 Pferde benötigt; die „Quartierschlange“: 40-36-faches Kaliber (6,5-9 cm), Rohrgewicht: 12-24 Zentner, Gesamtgewicht: 18-36 Zentner, Vorspann: 6-12 Pferde; Falkone: 39-faches Kaliber Rohrgewicht: 14-20 Zentner, Gesamtgewicht: 22-30 Zentner, Vorspann: 6-8 Pferde; Haubitze als Steilfeuergeschütz, 10-faches Kaliber (12-15 cm), zumeist zum Verschießen von gehacktem Blei, Eisenstücken („Hagel“) bzw. Nägeln verwendet; Mörser als Steilfeuergeschütz zum Werfen von Brand- und Sprengkugeln (Bomben). Angaben nach ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 575ff. Pro Tag konnten etwa 50 Schuss abgegeben werden. „Vom Nürnberger Stückegießer Leonhard Loewe ist die Rechnung für die Herstellung zweier jeweils 75 Zentner schwerer Belagerungsgeschütze erhalten, die auf den heutigen Wert hochgerechnet werden kann. An Material- und Lohnkosten verlangte Loewe 2.643 Gulden, das sind ca. 105.000 bis 132.000 Euro. Das Material und der Feuerwerker-Lohn für den Abschuss einer einzigen 24-pfündigen Eisenkugel aus diesen ‚Halben [?; BW] Kartaunen’ kosteten fünf Reichstaler – mehr als die monatliche Besoldung eines Fußsoldaten“. EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 81; SCHREIBER, Beschreibung, bzw. Anleitung, 3. Kapitel.

[52] Kartaune, halbe: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 32-34-faches Kaliber (10,5 – 11,5 cm), schoß 8-10 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 22-30 Zentner, das Gesamtgewicht 34-48 Zentner. Als Vorspann wurden 10-16 Pferde benötigt.

[53] Mittelstück: vielleicht Viertelkartaune: „ein stück, welches 12 pfund eisen treibt, 36 zentner wiegt, und 24 kaliber lang ist. man hält diese stücke in den vestungen für die allerbequemste“ [DWB].

[54] Petarde: durch Petardiere angebrachte Sprengladung, die am Tor oder an einer Brücke mit einem Brett angeschraubt oder aufgehängt und mit einer Lunte gezündet wird. Dabei kommen auf 50 Pfd. Metall 4 Pfd. Pulver. Damit wurden Festungsringe an Schwachstellen aufgesprengt, ohne die Wehranlage zu zerstören. Durch die Bresche drangen Sturmtruppen ein, während die aufgesprengten Eingänge zum eigenen Schutz schnell wieder geschlossen werden konnten, wenn der äußere Ring u. die Festung oder das Schloss erobert waren.FEIL, Die Schweden, S. 461 Anm.: „Petarden (Pétara Polyclastra, Sprengkessel), zum Aufsprengen von Festungsthoren, Zugbrücken, Fallgittern, Palissaden, Ketten, Minen u. s. w. bestimmt, waren aus Stückgut oder Eisen gegossene Kessel, mit gutem Kornpulver gefüllt, welche mit der breiten Mündung auf einem starken Brett (Mandrill-Brett) befestiget und dann an das zu sprengende Objekt (z. B. Thor) entweder angeschraubt, oder mittels eines Balkens mit starkem Stachel angestemmt, oder auf einem Karren soweit angetrieben wurden, bis sie hafteten. Losgebrannt wurden sie mittels Lauffeuers oder Lunten“. „Sie dienten zum Zerstören von solchen Objekten, denen man durch direkten Kanonenschuss nichts anhaben konnte. Besonders häufig wurden sie zum Sprengen von Toren und Eindrücken von Contre-Escarpen beim Sappe-Durchbruch oder zum Sprengen von Pallisaden etc. verwendet. Die Petarde war ein mörserartiges bronzenes Gefäss, welches mit 0,5 bis 100 kg Pulver geladen [normal waren 6-8 Pfd. Pulver; BW] und nach gehöriger Dämmung mittels Schrauben, Ketten oder Seilen an ein beschlagenes Brett befestigt wurde. Man brachte die Petarde unter Schutz der Dunkelheit an den Ort der Verwendung (meist durch Freiwillige) und hängte sie dort an. Sie wurde dann durch eine lange Feuerleitung durch die im Boden angebrachte Brandröhre zur Explosion gebracht. Die Anwendung soll 1574 von den Franzosen herrühren. Die Kaiserlichen unter FM Adolf v. Schwarzenberg sprengten mit Hilfe zweier Petarden bereits am 29.3.1598 zwei Tore der von Türken verteidigten Festung Raab. Sie waren unter der Leitung des FZM Johann Albrecht v. Sprinzenstein auf seine eigenen Kosten in Wien erzeugt worden. Die Gefäße hielten der Explosion stand und konnten wieder verwendet werden ! Sprinzenstein hatte eine Reihe von Verbesserungen bei der Artillerie eingeführt und eine Reihe von Erfindungen gehen auf sein Konto. Er hatte für Herzog Wilhelm V. v. Baiern ein Geschütz mit gezogenem Rohr als Hinterlader hergestellt. (Der Herzog schenkte es späte Kaiser Rudolf II.) Die Petarden hatten ein großes Gewicht. Auf 5 kg Ladung wurden 40 kg Metall gerechnet, eine leere Petarde für 100 kg Ladung wog 2,5 Zentner !“ [http://www.kuk-wehrmacht.de/regiment/artillerie/artgesch.html].

[55] Feuerrohr, gezogenes: Büchse mit Luntenschloss und mit gezogenem Lauf für bessere Treffsicherheit.

[56] Rüstkammer: Raum zur Aufbewahrung von Waffen und Rüstungen, um sie bei Bedarf an die militärische Besatzung einer Burg oder Festung oder auch an die Bürger einer Stadt auszugeben. Manchmal wurden ganze Gebäude als „Rüstkammer“ bezeichnet, in diesem Fall ist der Begriff synonym mit Zeughaus. Die Besetzung der Rüstkammer sollte der Entwaffnung der Bürger dienen und auch der Neubewaffnung der einquartierten Soldaten.

[57] Stettin [Szczecin]; HHSD XII, S. 280ff.

[58] Trompeter: Eigener, mit 12 fl. monatlich – teilweise wurden in besetzten Städten 12 Rt. (18 fl.) herausgepresst; HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermark, S. 15) – der Trommelschläger recht gut bezahlter, aber auch risikoreicher Berufsstand innerhalb des Militärs und bei Hof mit wichtigen Aufgaben, z. B. Verhandlungen mit belagerten Städten, Überbringung wichtiger Schriftstücke etc., beim Militär mit Aufstiegsmöglichkeit in die unteren Offiziersränge.

[59] N Weiher [ – ], kurbrandenburgischer Rittmeister.

[60] Joachim Friedrich v. der Osten [1618 ?-5.2.1673 vor Hering], kurbrandenburgischer Obrist.

[61] Major [schwed. Major]: Der Major war im Dreißigjährigen Krieg der Oberwachtmeister des Regiments (zunächst nur in der Infanterie). Er sorgte für die Ausführung der Anordnungen und Befehle des Obristen und Obristleutnants. Im Frieden leitete er die Ausbildung der Soldaten, sorgte für die Instandhaltung ihrer Waffen, hatte die Aufsicht über die Munition und war verantwortlich für die Regimentsverwaltung. Im Krieg sorgte der Major für Ordnung auf dem Marsch und im Lager, beaufsichtigte die Wach- und Patrouillendienste und stellte die Regimenter in Schlachtordnung. Zudem hatte er den Vorsitz im Kriegs- und Standgericht. Er erhielt 1633 monatlich 200 Rt. bei der Infanterie und 300 fl. bei der Kavallerie.

[62] Marcus [Marx] v. der Lütke [Lüdicke, Ludicke] [1603-26.2.1686], kurbrandenburgischer Generalwachtmeister.

[63] Salomon v. der Osten, genannt Sack [Osten-Sack, Sacken] [ – ], schwedischer Obrist.

[64] Johann v. Mahl [ – ], kurbrandenburgischer Obristleutnant, Obrist.

[65] Knecht, gemeiner: dienstgradloser einfacher Soldat. Er hatte 1630 monatlich Anspruch auf 6 fl. 40 kr., in der brandenburgischen Armee auf 8 fl. 10 gr. = 7 Rtl. 2 Gr; nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630) 6 fl. 40 kr. Ein Bauernknecht im bayerischen Raum wurde mit etwa 12 fl. pro Jahr (bei Arbeitskräftemangel, etwa 1645, wurden auch 18 bis 24 fl. verlangt) entlohnt. Ein Paar Bauernstiefel kostete bereits 20 fl. Schon 1625 wurde festgehalten; NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 92: „Ihme folgete der obrist Blanckhardt, welcher mit seinem gantzen regiment von 3000 fueßknechte sechß wochen lang still gelegen, da dann die stath demselben reichlich besolden muste, wovon aber der gemeine knecht nicht einen pfennig bekommen hatt“. In einem Bericht des Obristleutnants des Regiments Kaspar von Hohenems (25.8.1632) heißt es; SCHENNACH, Tiroler Landesverteidigung, S. 336: „daß sie knecht gleichsam gannz nackhent und ploß auf die wachten ziehen und mit dem schlechten commißbroth vorlieb nemmen müessen, und sonderlichen bey dieser kelte, so dieser orten erscheint, da mich, als ich an ainem morgen die wachten und posti visitiert, in meinem mantl und guetem klaidt gefrorn hat, geschweigen die armen knecht, so übel beklaidt, die ganze nacht auf den wachten verpleiben müessen. So haben sie auch gar kain gelt, das sie nur ain warme suppen kauffen khönnen, müessen also, wegen mangl der klaider und gelt, mit gwalt verschmachten und erkhranken, es sollte ainen harten stain erbarmen, daß die Graf hohenembsische Regiment gleich von anfang und biß dato so übel, und gleichsam die armen knecht erger alß die hundt gehalten werden. Es were gleich so guet, man käme und thete die armen knecht […] mit messern die gurgel abschneiden, alß das man sie also lenger abmatten und gleichsam minder als einen hundt achten thuett“. Gallas selbst schrieb am 25.1.1638 dem Kaiser; ELLERBACH; SCHERLEN, Der Dreißigjährige Krieg Bd. 3, S. 222: „Mochte wohl den Stein der erd erbarmen zuzuschauen, wie die arme knecht kein kleid am leib, keine schuh am fuße, die reiter keine stiefel oder sattel haben, auch den mehrerteil sich freuen, wenn sie nur die notdurft an eichelbrot bekommen können“. => Verpflegung. In den Feldlagern (über)lebte er unter den schwierigsten Bedingungen bei einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 3, 4 Jahren. Bei Gefangennahme oder Stürmen auf eine Stadt lief er immer Gefahr, getötet zu werden, da für ihn keine Ranzion (Lösegeld) zu erwarten war, oder wenn eine Untersteckung unter die eigenen Truppen nicht notwendig erschien. Generell wurden jedoch „teutsche Knechte“ gegenüber etwa den „Welschen“ bevorzugt übernommen.

[66] Kriegsgefangene: Nach Lavater, Kriegs-Büchlein, S. 65, hatten folgende Soldaten bei Gefangennahme keinerlei Anspruch auf Quartier (Pardon): „wann ein Soldat ein eysen, zinne, in speck gegossen, gekäuete, gehauene oder gevierte Kugel schiesset, alle die gezogene Rohr und französische Füse [Steinschloßflinten] führen, haben das Quartier verwirkt. Item alle die jenigen, die von eysen geschrotete, viereckige und andere Geschröt vnd Stahel schiessen, oder geflammte Dägen, sollt du todt schlagen“. Leider reduziert die Forschung die Problematik der de facto rechtlosen Kriegsgefangenen noch immer zu einseitig auf die Alternative „unterstecken“ oder „ranzionieren“. Der Ratsherr Dr. Plummern berichtet (1633); SEMLER, Tagebücher, S. 65: „Eodem alß die von Pfullendorff avisirt, daß ein schwedischer reütter bei ihnen sich befinnde, hatt vnser rittmaister Gintfeld fünf seiner reütter dahin geschickht sollen reütter abzuholen, welliche ihne biß nach Menßlißhausen gebracht, allda in dem wald spolirt vnd hernach zu todt geschoßen, auch den bauren daselbst befohlen in den wald zu vergraben, wie beschehen. Zu gleicher zeit haben ettlich andere gintfeldische reütter zu Langen-Enßlingen zwo schwedische salvaguardien aufgehebt vnd naher Veberlingen gebracht, deren einer auß Pommern gebürtig vnd adenlichen geschlächts sein sollen, dahero weiln rittmaister Gintfeld ein gůtte ranzion zu erheben verhofft, er bei leben gelassen wird“. Der Benediktiner-Abt Gaisser berichtet zu 1633; STEMMLER, Tagebuch Bd. 1, S. 415: „Der Bürger August Diem sei sein Mitgefangener gewesen, für den er, falls er nicht auch in dieser Nacht entkommen sei, fürchte, daß er heute durch Aufhängen umkomme. Dieser sei, schon vorher verwundet, von den Franzosen an den Füßen in einem Kamin aufgehängt und so lange durch Hängen und Rauch gequält worden, bis das Seil wieder abgeschnitten worden sei und er gerade auf den Kopf habe herabfallen dürfen“. Soldaten mussten sich mit einem Monatssold freikaufen, für Offiziere gab es je nach Rang besondere Vereinbarungen zwischen den Kriegsparteien. Das Einsperren in besondere Käfige, die Massenhinrichtungen, das Vorantreiben als Kugelfang in der ersten Schlachtreihe, die Folterungen, um Auskünfte über Stärke und Bewegung des Gegners zu erfahren, die Hungerkuren, um die „Untersteckung“ zu erzwingen etc., werden nicht berücksichtigt. Frauen, deren Männer in Gefangenschaft gerieten, erhielten, wenn sie Glück hatten, einen halben Monatssold bis zwei Monatssolde ausgezahlt und wurden samt ihren Kindern fortgeschickt. KAISER, Kriegsgefangene; KROENER, Soldat als Ware. Die Auslösung konnte das eigene Leben retten; SEMLER, Tagebücher, S. 65: „Zu gleicher zeitt [August 1630] haben ettlich andere gintfeldische reütter zu Langen-Enßlingen zwo schwedische salvaguardien aufgehebt vnd nacher Veberlingen gebracht, deren einer auß Pommern gebürtig vnd adenlichen geschlächte sein sollen, dahero weiln rittmeister Gintfeld eine gůtte ranzion zu erheben verhofft, er bei leben gelassen worden“. Teilweise beschaffte man über sie Informationen; SEMLER, Tagebücher, S. 70 (1633): „Wie beschehen vnd seyn nahendt bei der statt [Überlingen; BW] vier schwedische reütter, so auf dem straiff geweßt, von vnsern tragonern betretten [angetroffen; BW], zwen darvon alsbald nidergemacht, zwen aber, so vmb quartier gebeten, gefangen in die statt herein gebracht worden. Deren der eine seines angebens Christian Schultheß von Friedland [S. 57] auß dem hertzogthumb Mechelburg gebürtig vnder der kayßerlichen armada siben jahr gedient vnd diesen sommer zu Newmarckht gefangen vnd vndergestoßen [am 30.6.1633; BW] worden: der ander aber von Saltzburg, vnderm obrist König geritten vnd zu Aichen [Aichach; BW] in Bayern vom feind gefangen vnd zum dienen genötiget worden. Vnd sagte der erste bei hoher betheurung vnd verpfändung leib vnd lebens, dass die schwedische vmb Pfullendorff ankomne vnd noch erwartende armada 24 regimenter starck, vnd werde alternis diebus von dem Horn vnd hertzogen Bernhard commandirt; führen 4 halb carthaunen mit sich vnd ettlich klainere veld stückhlin. Der ander vermainte, daß die armada 10.000 pferdt vnd 6.000 zu fůß starckh vnd der so geschwinde aufbruch von Tonawerd [Donauwörth; BW] in diese land beschehen seye, weiln man vernommen, dass die kayserische 8000 starckh in Würtemberg eingefallen“. Auf Gefangenenbefreiung standen harte Strafen. Pflummern hält in seinem Tagebuch fest: „Martij 24 [1638; BW] ist duca Federico di Savelli, so in dem letzsten vnglückhseeligen treffen von Rheinfelden den 3 Martij neben dem General von Wert, Enckefort vnd andern obristen vnd officiern gefangen vnd bis dahin zu Lauffenburg enthallten worden, durch hilff eines weibs auß: vnd den bemellten 24 Martij zu Baden [Kanton Aargau] ankommen, volgenden morgen nach Lucern geritten vnd von dannen nach Costantz vnd seinem vermellden nach fürter zu dem general Götzen ihne zu fürderlichem fortzug gegen den feind zu animirn passirt. Nach seinem außkommen seyn ein officier sambt noch einem soldaten wegen vnfleißiger wacht vnd der pfarherr zu Laufenburg neben seinem capellan auß verdacht, daß sie von deß duca vorhabender flucht waß gewüßt, gefänglich eingezogen, die gaistliche, wie verlautt, hart torquirt [gefoltert; BW], vnd obwoln sie vnschuldig geweßt, offentlich enthauptet; die ihenige fraw aber, durch deren hauß der duca sambt seinem camerdiener außkommen, vnd noch zwo personen mit růthen hart gestrichen worden“. Der Benediktoner-Abt Gaisser berichtet über die Verschiffung schwedischer Gefangener des Obristen John Forbes de Corse von Villingen nach Lindau (1633); STEMMLER, Tagebücher Bd. 1, S. 319: „Abschreckend war das Aussehen der meisten gemeinen Soldaten, da sie von Wunden entkräftet, mit eigenem oder fremdem Blute besudelt, von Schlägen geschwächt, der Kleider und Hüte beraubt, viele auch ohne Schuhe, mit zerrissenen Decken behängt, zu den Schiffen mehr getragen als geführt wurden, mit harter, aber ihren Taten angemessener Strafe belegt“. Gefangene waren je nach Vermögen darauf angewiesen, in den Städten ihren Unterhalt durch Betteln zu bestreiten. Sie wurden auch unter Offizieren als Geschenk gebraucht; KAISER, Wohin mit den Gefangenen ?, in: http://dkblog.hypotheses.org/108: „Im Frühsommer 1623 hatte Christian von Braunschweig, bekannt vor allem als ‚toller Halberstädter’, mit seinen Truppen in der Nähe Göttingens, also im Territorium seines älteren Bruders Herzog Friedrich Ulrich, Quartier genommen. In Scharmützeln mit Einheiten der Armee der Liga, die damals im Hessischen operierte, hatte er einige Gefangene gemacht. Was sollte nun mit diesen geschehen? Am 1. Juli a. St. wies er die Stadt Göttingen an, die gefangenen Kriegsknechte nicht freizulassen; vielmehr sollte die Stadt sie weiterhin ‚mit nottürfftigem vnterhalt’ versorgen, bis andere Anweisungen kämen. Genau das geschah wenige Tage später: Am 7. Juli a. St. erteilte Christian seinem Generalgewaltiger (d. h. der frühmodernen Militärpolizei) den Befehl, daß er ‚noch heutt vor der Sonnen vntergangk, viertzig dero zu Göttingen entthaltenen gefangenen Soldaten vom feinde, den Lieutenantt vnd Officiers außsgenommen, Laße auffhencken’. Um den Ernst der Anweisung zu unterstreichen, fügte er hinzu, daß dies ‚bei vermeidung vnser hochsten vngnad’ geschehen solle. Der Generalgewaltiger präsentierte daraufhin der Stadt Göttingen diesen Befehl; bei der dort überlieferten Abschrift findet sich auf der Rückseite die Notiz vom Folgetag: ‚Vff diesen Schein seindt dem Gewalthiger 20 Gefangene vff sein darneben mundtlich andeuten ausgevolgtt worden’. Der Vollzug fand also offenbar doch nicht mehr am 7. Juli, am Tag der Ausfertigung des Befehls, statt. Aber es besteht kaum ein Zweifel, daß zwanzig Kriegsgefangene mit dem Strang hingerichtet wurden. (StA Göttingen, Altes Aktenarchiv, Nr. 5774 fol. 2 Kopie; der Befehl an die Stadt Göttingen vom 1.7.1623 a.St. ebd. fol. 32 Ausf.)“. Teilweise wurden Gefangene auch unter den Offizieren verkauft; MÜHLICH; HAHN, Chronik 3. Bd., S. 607 (Schweinfurt 1645). Zur Problematik vgl. KAISER, Kriegsgefangene, S. 11-14.

[67] „sich unterhalten lassen“, d. h., in die Dienste des Gegners zu treten, geschah bei Gefangennahme entweder freiwillig oder auch gezwungenermaßen (=> Untersteckung), wenn man nicht genügend Ranzion stellen konnte oder Gefahr lief, getötet zu werden. Der häufige Fahnenwechsel konnte natürlich aiuch insofern Folgen haben, als gerade die Offiziere gute Detailkenntnisse mit ins gegnerische oder in das Lager von Verbündeten nahmen. OMPTEDA, Die von Kronberg, S. 538: „Diesesmal gehörte auch Adam Philipp zu den Unsicheren. Um ihn zu halten, stellte ihm der Kurfürst folgendes Ultimatum, vom 4. März 1632: ‚Ir sollt die Ursache schreiben, aus welcher ir merfach geäussert habt, dass ir in unseren und des katholischen Bundes Kriegsdiensten zu continuiren wenig Lust habt oder, eurem Vorgeben nach, gedrungen werdet, ander Resolution zu fassen. Wir haben euch vor anderen zum General-Wachtmeister gemacht. .. Andere hohe und niedere Officirs, auch gemeine Soldatesca würde von euch ein bös und schädlich Exempel nehmen … Ihr habt versprochen zu continuiren und ist das in der jetzigen allgemeinen necessitet eure Schuldigkeit‘. … Der Kurfürst will sich versehen ‚Ir werdet furtherhin einer mehreren discretion und dankbahrkeit bezeigen. Wenn aber ir andere resolution zu fassen gedenket, so begehren Wir, zuvor zu vernehmen: wohin Ir eure Resolution gestelt und ob ir die euch anvertraute charge und das Regiment zu resigniren gemeint wäret‘. Gleichzeitig soll er berichten: ob er endlich den Tross und die pigage [Bagage; BW] reduzirt habe ? Die Antwort Adam Philipps auf diese ernste Mahnung zur Fahnentreue liegt nicht vor. Dass der Verdacht des Kurfürsten gegen ihn wohlbegründet war, wird sich später erweisen; wie auch, dass einige seiner Offiziere ihren jungen Obristen drängten“.

[68] THEATRUM EUROPAEUM 4. Bd., S. 103f.

[69] Adam Graf zu Schwarzenberg [26.8.1583 Gimborn (Bergisches Land)-14.3.1641 Spandau], kurbrandenburgischer Geheimer Rat. Vgl. KOBER, Eine Karriere im Krieg.

[70] Georg Ehrentreich v. Burgsdorff [1603-2.3.1656 Küstrin], kurbrandenburgischer Obrist.

[71] Oderberg [Kr. Angermünde/Eberswalde]; HHSD X, S. 300f.

[72] Guben [Gubin, Niederlausitz]; HHSD X, S. 210ff.

[73] FADEN, Berlin, S. 212f. Am 11.6.1639 schrieb A. von Schwarzenberg an den kaiserlichen Kommandierenden Gallas: Der schwedische Generalmajor Lillehöök habe Truppen konzentriert und Landsberg belagert, sei jedoch zurückgeschlagen worden und über die Oder gegen Gartz zurückgewichen. Dann habe der Gegner versucht, Oderberg mit der Brücke zu nehmen, sei am 31.5. dort angerückt, seine Angriffe seien wieder abgewehrt worden, so dass er am 4.6. nach Neustadt-Eberswalde abzog, wo er sein Lager aufschlug. Dann habe er die Stadt Bernau angegriffen, wo Burgsdorff die Garnison befehligte. Dieser musste, nachdem der Gegner mit einer Petarde das Stadttor zerschlagen hatte, mit seiner Reiterei aus der Stadt in die Felder hinausreiten, seine Leute gerieten jedoch in einen Sumpf und wurden dort teils erschlagen, teils gefangen genommen. Burgsdorff selbst, sein Obristleutnant, zwei Rittmeister und andere Offiziere wurden auch gefangen genommen. Die ganze Sache sei ein großer Verlust für den Kurfürsten von Brandenburg. BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 842.

[74] SCHMIDT-BRÜCKEN; RICHTER, Der Erzgebirgschronist Christian Lehmann.

[75] Erzgebirge; HHSD VIII, S. 90ff.

[76] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.

[77] Zwickau; HHSD VIII, S. 380ff.

[78] Zwönitz [Kr. Aue]; HHSD VIII, S. 385f.

[79] Elterlein [Kr. Annaberg]; HHSD VIII, S. 89.

[80] Annaberg; HHSD VIII, S. 5ff.

[81] Schlettau [Kr. Annaberg]; HHSD VIII, S. 319f.

[82] Sehma, heute Ortsteil von Sehmatal [LK Erzgebirgskreis].

[83] Cranzahl, heute Ortsteil von Sehmatal [LK Erzgebirgskreis]; HHSBöhm, S. 650.

[84] Pressnitzer Pass: Der Pressnitzer Pass stellt eine der ältesten Pfadanlagen dar, die aus dem Zentrum Mitteldeutschlands über den dichten Grenzwald nach Böhmen führte. Sein ursprünglicher Verlauf ging von Halle (Saale) kommend über Altenburg, Zwickau, Hartenstein, Grünhain und Zwönitz nach Schlettau. Hier wurde die obere Zschopau gequert. Anschließend führte der Weg über Kühberg am Blechhammer vorbei nach Weipert (Vejprty) und erreichte dann östlich schwenkend über Pleil (Černý Potok) mit Pressnitz (Přísečnice) die älteste Bergstadt des Erzgebirges. Von hier aus verlief der sogenannte Böhmische Steig vermutlich über Kaaden (Kadaň) und bis nach Saaz (Žatec). Die Passhöhe selbst befand sich auf böhmischer Seite nahe Pleil (Černý Potok) auf ca. 800 m ü. NN. Damit war der Pressnitzer Pass deutlich niedriger als die sich nach Westen hin anschließenden Pässe über Wiesenthal, Rittersgrün, Platten, Hirschenstand und Frühbuß. Dies war einer der Gründe für seine häufige Benutzung während des Dreißigjährigen Krieges. [wikipedia]

[85] August Philipp Herzog v. Holstein-Sonderburg-Beck [11.11.1612 Sønderborg-6.5.1675 Beck], schwedischer Obrist, Generalmajor.

[86] Franz Heinrich v. Sachsen-Lauenburg [9.4.1604-26.11.1658], schwedischer Obrist.

[87] N Winzenhausen [ – ], schwedischer Obrist.

[88] Kaspar Graf v. Eberstein [Everstein] [6.1.1604-18./28.10. oder 11./21.10.1644 Oldersum], hessen-kasselischer Generalleutnant.

[89] Scheibenberg; HHSD VIII, S. 316ff.

[90] Vergewaltigung: Vergewaltigung war in den Kriegsartikeln aller Armeen ausdrücklich verboten und mit der Todesstrafe bedroht. Auf Vergewaltigung stand schon in den Kriegsartikeln Gustav II. Adolfs von 1621 die Todesstrafe. Sie war aber von Anfang an eines der häufigsten Delikte, wenngleich z. T. in den offiziellen Kriegsberichten an den Kriegsherrn absichtlich unterschlagen, aber auch in den Taufregistern immer wieder auftauchend. Zuweilen vermerkte der Pfarrer beim Vater „drey Soldaten“, „zweene Soldaten“, um auch Mehrfachvergewaltigungen zu dokumentieren; UHLIG, Leidenszeiten, S. 11; vgl. die kirchlichen Zweifel bei GROßNER; HALLER, Zu kurzem Bericht, S. 14, 66; „Balgstedt im Besitz der Herren von Heßler und von Schieck 1616 – 1744“: „1634 läßt Frau Thiele Zwillinge taufen; ihr Mann Hans Thiele hatte sie verlassen und war in den Krieg gezogen. In dem selben Jahre wird der außereheliche Sohn der Anna Schild getauft, welche sagt, sie sei voriges Jahr nach Pfingsten nach Laucha gegangen und auf dem Heimwege unterm Hain beim Spillingsgarten von einem Reiter überfallen worden, weshalb das Kind ‚Hans Reuter’ getauft wird“. Zur Schändung auch von Schwangeren vgl. HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 54. Teilweise waren selbst Reiterjungen daran beteiligt; BLUME; RUNZHEIMER, Gladenbach, S. 323: „2 Jungen / Reiterjungen / habenn Cuntzen heintzgenn Hansenn metgen notzüchtigen wollen, habens uff die Erde geworffen undt das Maul zu gehalten. Sey ohngefehr 13 Jahr alt. Der Hoffmeister aber hab diese Jungen der maßen gezüchtigt, das sies nit wohl leugnen können“. Die Dunkelziffer von Vergewaltigungen mag aus verständlichen Gründen um ein Vielfaches höher gelegen haben. THEATRUM EUROPAEUM Band 3, S. 617: „So ist auch ein Polnischer Edelmann / welcher sampt seinem Knecht / ein Weibsbild geschändet / und deßwegen bey seinem Obristen angeklagt gewesen / zur Rede gestellt / unangesehen er eine grosse Summa Gelts für sein Leben geboten / gleichwol anfangs der Knecht in Gegenwart und Ansehen deß Edelmanns / enthauptet / und hernach er folgenden Tags auch mit dem Schwerd hingerichtet worden“. Bei der Nonne Maria Anna Junius aus Bamberg, HÜMMER, Bamberg, S. 222, heißt es dagegen ausdrücklich, dass die Schweden in der ganzen Zeit sich „züchtig und ehrerbittig“ verhalten hätten. Vgl. JANSSON, Soldaten und Vergewaltigung, S. 197; THEIBAULT, Landfrauen; BERG, Administering justice. Vgl. auch MAHR, Monro, S. 56f. Daus Verfahren wurde sehr unterschiedlich gehandhabt, vgl. etwa die Aufzeichnungen des Schmalkaldener Chronisten Pforr; WAGNER, Pforr, S. 141: „Den 22. 9br: [1636] sollte ein [schwedischer] cornet gerichtet werden, weil er eine magd genotzüchtiget. Weil aber sein knegt die magd geehligt, dem er 2 pferd geben und 20 thlr in die kirchen gebüst, ist ihme das leben geschenckt worden“. Auf Klagen bei Kommandieren hieß es z. T.; HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 122: „es sei aus unterschiedenen regimentern kommandiert volk und unter denselben Spanier, Neapolitaner, Burgunder, Italiener etc., die man nicht also in zaum halten könnte“.Vergewaltigung gehörte z. T. zur üblichen Topik in zeitgenössischen Berichten oder bei Geburt unehelicher Kindern; vgl. GROßNER; HALLER, Zu kurzem Bericht, S. 52. Bei der Nonne Maria Anna Junius aus Bamberg, HÜMMER, Bamberg, S. 222, heißt es ausdrücklich, dass sich die Schweden in der ganzen Zeit „züchtig und ehrerbittig“ verhalten hätten. Vgl. JANSSON, Soldaten und Vergewaltigung, S. 197; THEIBAULT, Landfrauen; BERG, Administering justice; die Beschwerden der Pommern’schen Gesandten (1630); THEATRUM EUROPAEUM Bd. 2, S. 190, CONRAD; TESKE, Sterbzeiten, S. 309f.; HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 108ff. SEMLER, Tagebücher, S. 212f. (1635): „es ist kein wunder, daß wir kein glückh haben könnden, daß vnser aigen volckh mit den gaistlichen sachen so vebel vmbgehet, daß ein erschröckhen ist. Diser tagen haben vnser reütterey daß stätlin Gebweiler [Guebweiler; Frankreich, Dép. Haut-Rhin], so doch kein feind darinnen wahre, veberfallen, dem priester, so eben consecrirte, den kelch auß der hand genommen, die closterfrawen noth gezwungen, andere weiber auf dem heiligen altar geschändt und geschmächt [geschwächt !; BW]“. Vgl. auch die Orgien der Gewalt gegen Frauen durch Kaiserliche in Pasewalk (1630); METEREN, Newer Niederländischen Historien Vierdter Theil, S. 43.

Der Schweriner Dompropst und Ratzeburger Domherr, Otto von Estorf [1566 – 29.7.1637], berichtet zu 1632 über die Rache von Frauen; DIARIUM BELLI BOHEMICI ET ALIARUM MEMORABILIUM 3, S. 22: „Im Dorff Kienblad [Kühnblatt; BW] im Stift Wirtzburgk, wie ein Kais. Soldat mitt eines bauern Tochter zue grob scherzen wollen, ist Er von ihr vnd andern Weibern vbermeistert, castriret vnd in ein Teich erseufft worden“. Zum Teil wird diese Gewalt gegen Frauen auch mit „schwechen“ umschrieben.

[91] Kirchenraub: Kirchenraub galt als eines der abscheulichsten Verbrechen, in den Kriegsartikeln zumindest mit der Todesstrafe bedroht, und wurde nach Art. 172 der „Constitutio Criminalis Carolina“ generell mit dem Tode durch Verbrennung bei lebendigem Leibe bestraft, im Militärstrafrecht mit dem Tod durch den Strang. Mithin war die Bezeichnung „Kirchenräuber“, mit der die kaiserlich-kursächsischen Soldaten bei HAPPE apostrophiert werden, nach dem „Schelm“ eines der schlimmsten Schimpfworte. Mit Befriedigung stellte z. B. der Stassfurter Pfarrer Möser fest, wie Banér Kirchenraub bestrafen ließ; WINTER, Möser, S. 50. Theatrum Europæum Band 3, S. 616f.: „Unter diesen Crabaten und Polacken ward eine scharpffe Kriegs-Disciplin und gute Ordnung halten / wie dann drey ihrer Soldaten / welche in einem Dorff auß einer Kirchen etwas gestohlen / und darüber ergriffen worden / eine harte Straff haben außstehen müssen / in deme sie alle drey an Pfählen angebunden / und lebendig im Feuer verbrandt worden“. Der Erzgebirgschronist Lehmann über schwedische Truppen (1640); LEHMANN, Kriegschronik, S. 117: „Darbei haben Sie keiner Kirchen geschonet, alle Sacristeyen zerhauen, die Altare gestümmelt, die Orgeln zerrißen, den Ornat, Leich- und Altartücher, kelche weggenommen. Den do ist alles Preiß gewesen, kirchen, kirchengeräthe, Gottesäcker, Epitaphia, Crucifixe, die Sie verstümmelt und verbrandt; in ezlichen kirchen ist die strew von Pferden ellenhoch gelegen. In kirchen haben Sie die verborgenen löcher gefunden, drin die alten die Pepstlichen Kirchengeräthe, Monstrantzen, becken, weihkeßel vermauret hatten, und darvon kein einwohner gewust, und mitgenommen, Die Libreyen der Priester geraubet und aufgeladen“. MORGENSTERN, Chronik von Olbernhau, S. 39f.: Pfarrer Pistorius schreibt unter dem 15.1. 1646 über die Plünderung durch Schweden: „Sonntag post circumcisionis Christi festum, d. 4. Jan. umb 10 Uhr vormittag sein ettliche 60 furagierende Pferde u. Knecht in die Pfarr Albernhayn plötzlich eingefallen, in die 56 Scheffel Haber eingesackt, gänss, Hüner undt Endten, von allerlei victualien, Butter, Käse, Bettgeräde und weisse Wäsche, kleider und was sie nur auf Pferde und schlitten aufladen können, weggenommen. Andre in die kirch gebrochen, die Sacristei eröffnet und darinnen sehr viel Sachen, dess Pfarrers kleider, victualien, ettlich fässlein Butter u. viel leinwand hinweggenomben : und biss gegen 3 uhr Abend geplündert, worauf umb 4 Uhr ein andre Parthy wieder in die Pfarr komben, meel und korn eingesacket und gegen die Saigerhütte damit verrucket, also dieses ersten einfalls Schaden sich über die 130 thaler belaufet. Folgender Tage von 6., 7. biss 15. Januar sein zu 200 biss in die 500 Pferde, Mussquetierer und viel räuberische rotten stetig in Dorf Albernhayn logiret, die kirchen, sacrarium, und Heiligthumb sacrilegistice (d. h. tempelräuberisch) beraubet, welches zuvor von ihnen als Feinden nicht beschehen: zwei kostbare Missgewandt, eines von gold gewirkt und gestickt auf die 90 thaler werth, das andre, ein rot Sammets, beide mit sehr schönen von Seid und gold gestückten Crucifix Bildern, und dieses auf 60 thaler werth, neben zwei übergüldenen kelch und Patenen (Hostienteller), ein grosen und kleinen, in den einen gienge 2 seitel, in den andern 1 seitel, was sie werth sein, kann jetzo nit gesagt werden. Was mitt zerbrochen und durchgraben am altar und kirchengebeut, item am Pfarrhauss vor Schaden geschehen, wird ehist kläglich besehen werden: Ohne was dem Pfarrer, alles was er gehabt, verwahret, vergraben zu hauss, in der kirch, an allen Orten und enden, am ettlichen geld, an kleidern, Betten, garn, leinwand, an getrait und gänzlicher nahrung, an seiner Bibliotheca vor schaden geschehen, denn alles kleines und grosses weggenomben und panolethrice (alles zerstörend) verderbet worden ist: weil er blos und übelbekleidet kaum ihren Händen entkomben, alles, alles hinterlassen und den Barbarischen Scythen und Mohametischen Räubern und Unmenschen, recht höllischen, meineidigten bestien zur beut und beraubung all sein Hauss und haab umb rettung des lebens dargeben müssen und von diesen Freibeutern dermassen beschädigt und verderbet ist, als nicht zu schreiben, als nit zu glauben, als nicht wohl mag der schaden geschätzet werden und derselbe über die 200 thaler (ohn das getrait, Pienstöcke und kleinen vieh) sich belaufet. Gott der gerechte, dem wir allein und nicht diesen Türkischen Heiden gesündiget, der wird solches richten und rechnen undmitt zeitlicher und ewiger Bestrafung diese unchristen verdamben und verwerfen“. SCHMIDT, Chronica Cygnea, S. 541 (Zwickau 1633): „Ein anderer [Kaiserlicher; BW] hatte ein grün Taffendes Meßgewandt gestolen / und ihm etliche Sachen / unter andern ein paar Kniebänder daraus machen lassen / dem bekam sein Kirchen-Raub übel. Denn im hinaus ziehen ist er gefallen / und ist ihm ein Wagen über die Beine gangen / der hat ihm beyde Beine / eben an dem Ort / wo die KnieBänder herumb gebunden / zerknirscht / und ihn sonst so übel zugericht / daß er in grossen Schmertzen sterben müssen“.

[92] LEHMANN, Kriegschronik, S. 107f. Lehmann datiert nach dem alten Stil.

[93] Frankfurt a. d. Oder [Stadtkr.]; HHSD X, S. 177ff.

[94] Sonnenburg [Kr. Oststernberg]; HHSD X, S. 464.

[95] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 71.

[96] Johan Nilsson Liliehöök [Lillie-Höck, Lilli Hökh, Lillie Höck] af Fårdala [1598-2.11.1642], schwedischer Generalmajor, Reichszeugmeister.

[97] Johan Nicodemi [Lillieström] [1597-1657], Generalkommissar in Preußen 1632, Staatssekretär 1636, Assistenzrat in Pommern 1636. Vgl. SBL 23. Bd., S. 147ff.

[98] Gemeint ist hier wahrscheinlich Fredrik [Friedrich] Stenbock [Steenbock, Steinbock] [22.9.1607-29.7.1652], schwedischer Obrist.

[99] Otto Schulmann [Schulman, Schullmann] [ – ], schwedischer Obrist. – GRIESA, Frankfurt (Oder), S. 34, Anm. 14.

[100] Landsberg/Warthe [Gorzów Wielkopolski, Brandenburg, h. Polen]; HHSD X, S. 446ff. Im „Theatrum Europaeum“ heißt es dazu: „Was nun den Schwedischen im May an Landsberg mißlungen / haben sie im Ende deß Juli daran wiederum hereingebracht / in deme der Stetinische Commendant Lilli Hökh in 6000 starck / neuer Schweden / den 24. desselben / mit Canonen und Feuermörsern darfür gezogen / den Ort 2. Tag lang beschossen / mit Stein- und Feureinwerffen geplagt / und den 27. ejusd. gestürmet / auch dardurch in die Stadt kommen / aber wieder darauß getrieben worden / und doch auff einer Seitten nochmals darein kommen / von dannen die Brandenburgischen über eine Brücken in die Schantz gewichen / und die Brücke abgeworffen / aber doch endlich aus Mangel Nothdurfft sich ergeben müssen / deren in 340. Mann samt ihren Offiziren / nemlich 4. Hauptleute / 3. Lieutenant / 3. Fendrich gefangen / 70. nidergemacht / und 14. Stück Geschütz darinn erlangt worden. Nach Eroberung der Stadt / als sie darinn etliche Häuser abgetragen / Stück darauff gebracht / und am 29. Julii die Schantz über der Brücke beschossen / mit Granaten beängstiget / und zum Accord vermahnet / haben die Soldaten darinnen das Gewehr nieder geworffen / daß der Com̃endant Obr. Lieutenant Knörring solcher Gestalt sich zuergeben bezwungen worden. Und wiewol sie mit Sack und Pack abzuziehen verglichen / die Schwedische aber nach Hineinkunfft etlich verdeckte Granaten gefunden / als ist der Accord nicht gehalten / sondern die Soldaten alle untergestellet / und neben 15. Officirern nach Stetin geführet worden / daß also von den Brandenburgischen Völckern ohngefehr auff 1000. in bemeldtem Platz zu scheitern gangen“. THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 70f. „Die Landsbergische aber gingen im Augusto von dañen nach Frankfurt an der Oder / welche Stadt sich ihnen gar bald ergabe / und mit 7000. Reichsth. Brandschatzung loßkauffte / worauff sie auch dem Hn. Grafen von Schwartzenberg sein Residentzhauß Sonnenberg in selbiger Gegend gelegen / weggenommen“.THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 71.

[101] Sternberg [Torzym; Kr. Oststernberg]; HHSD X, S. 467f.

[102] Salvaguardia: Ursprünglich kaiserlicher Schutzbrief, durch den der Empfänger mit seiner Familie und seiner ganzen Habe in des Kaisers und des Reichs besonderen Schutz und Schirm genommen wurde; zur öffentlichen Bekräftigung dieses Schutzes wurde dem Empfänger das Recht verliehen, den kaiserlichen Adler und die Wappen der kaiserlichen Königreiche und Fürstentümer an seinen Besitzungen anzuschlagen. Der Schutzbrief bedrohte jeden Angreifer mit Ungnade und Strafe. Im 30jährigen Krieg militärische Schutzwache; Schutzbrief (Urkunde, die, indem sie geleistete Kontributionen und Sonderzahlungen bestätigte, gegen weitere Forderungen schützen sollte, ggf. durch militärische Gewalt des Ausstellers); auch: sicheres Geleit; eine oft recht wirkungslose Schutzwache durch abgestellte Soldaten, in schriftlicher oder gedruckter Form auch Salvaguardia-Brief genannt, die meist teuer erkauft werden musste, und ein einträgliches Geschäft für die zuständigen Kommandeure darstellten. Teilweise wurden entsprechende Tafeln an Ortseingängen aufgestellt, „Salvaguardia“ an die Türen der Kirchen (HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 55) geschrieben oder für die ausländischen Söldner ein Galgen angemalt. Die 1626 von Tilly erlassene Schultheißen-Ordnung hatte festgelegt: „Wer salua Guardia mit wortten oder that violirt, den solle niemandt zu verthädigen understehen, sonder welcher hoch oder nider Officir ein dergleichen erfahren mag, der solle den muthwilligen verbrecher sobalden zu dem Provosen schaffen, dem Schultheysen neben einandtwortung bey sich unrecht befundenen sachen und guetter hiervon berichten ohn einred, die Restitution und was bey der sachen underlauffen möcht dass Gericht entscheiden lassen, und welcher einem andern sein gewonnen beuth abnimbt oder an seinem freyen verkauff nachtheilig verhindert, den solle Schultheyss zur Restitution anhalten und noch darzu mit straffen hart belegen“. ZIEGLER, Dokumente II, S. 986. Der Abt Veit Höser (1577 – 1634) von Oberaltaich bei Straubing; SIGL, Wallensteins Rache, S. 140f.: „Da die Schweden so grausam wüteten und sich wie eine Seuche immer weiter ausbreiteten, alle Dörfer mit Raub, Mord und Jammer heimsuchten, erbaten die Bürger ab und zu von den Kapitänen der Weimaraner eine Schutzwache, die bei ihnen meist Salva Guardia heißt. Erhielten sie diesen Schutz zugesagt, so wurde jeweils ein Musketierer zu Fuß oder zu Pferd in das betreffende Dorf, die Ortschaft, den Markt abgestellt. Dieser sollte die herumstreifenden Soldatenhorden, kraft eines vom Kapitän ausgehändigten schriftlichen Mandats, im Zaume halten, ihre Willkür beim Rauben und Plündern einschränken. […] Es ist aber nicht zu bestreiten, dass eine solche Schutzwache unseren Leuten oder den Bewohnern anderer Orte, denen auf ihre Anforderung eine Salva Guardia zugestanden wurde, keinen Vorteil brachte. Im Gegenteil, sie schlugen ihnen vielmehr zum Schaden aus und waren eine Belastung. Offensichtlichen Nutzen dagegen hatten nur die Kapitäne, denn ihnen mussten die Leute gleich anfangs die ausgehandelte Geldsumme vorlegen oder wenigstens wöchentlich die entsprechende Rate (pensio) entrichten. Kurz, wie Leibeigene oder Sklaven mussten sie blechen, was die Kapitäne verlangten. Ich habe nur einen Unterschied zwischen den Orten mit und denen ohne Salva Guardia festgestellt: Die Dörfer ohne Schutzgeleit wurden früher, jene mit einer Salva Guardia erst später ausgeplündert. Da nämlich die Schweden vom Plündern nicht ablassen konnten, solange sie nicht alles geraubt hatten, so raubten und plünderten sie entweder alles auf einmal (sodaß sie nicht mehr zurückkommen mußten) oder sie ließen allmählich und langsam bei ihren Raubzügen alles mitgehen, bis nichts mehr zu holen war. Obendrein haben diese eigentlich zum Schutze abkommandierten Musketiere und Dragoner gewöhnlich die Ortschaften, ihre Bewohner und deren Habseligkeiten – als Beschützer – ausspioniert und dann verraten. Wurde nämlich der bisherige Beschützer – und Spion – unvermutet abberufen, dann brachen seine Kameraden, Raubgesellen und Gaunerbrüder ein und raubten alles, was bislang durch den Schutz der Salva guardia verschont geblieben war, was sie in Wirklichkeit aber für sich selbst hinterlistig und heimtückisch aufbewahrt hatten, und wüteten um so verwegener (pro auso suo) gegen die jämmerlich betrogenen und enttäuschten Menschen, beraubten sie nicht menschlicher und marterten sie“. Auch war das Leben als Salvaguardist nicht ungefährlich. Der Ratsherr Dr. Plummern berichtet (1633); SEMLER, Tagebücher, S. 65: „Eodem alß die von Pfullendorff avisirt, daß ein schwedischer reütter bei ihnen sich befinnde, hatt vnser rittmaister Gintfeld fünf seiner reütter dahin geschickht sollen reütter abzuholen, welliche ihne biß nach Menßlißhausen gebracht, allda in dem wald spolirt vnd hernach zu todt geschoßen, auch den bauren daselbst befohlen in den wald zu vergraben, wie beschehen. Zu gleicher zeit haben ettlich andere gintfeldische reütter zu Langen-Enßlingen zwo schwedische salvaguardien aufgehebt vnd naher Veberlingen gebracht, deren einer auß Pommern gebürtig vnd adenlichen geschlächts sein sollen, dahero weiln rittmaister Gintfeld ein gůtte ranzion zu erheben verhofft, er bei leben gelassen wird“. BLÖTHNER, Apocalyptica, S. 49f. (1629): „Eine Eingabe des Bauern Jacob Löffler aus Langenwetzendorf [LK Greiz] wegen der bei ihm einquartierten »Schutzgarde« schildert die Heldentaten der derselben ungemein plastisch: »Was ich armer Mann wegen anhero zweijähriger hiesigen Einquartierung für groß Ungemach ausstehen müssen, gebe ich in Unterthänigkeit zu vernehmen: Denn erstlichen habe berührte Zeit über 42 ganze 42 Wochen Tag und Nacht bei den Soldaten ich aufwarten, nicht allein viel Mühe und Wege haben, sondern auch welches zum Erbarmen gewesen, Schläge gewärtig zu sein und geprügelt werden zu müssen, 2. habe ich meine geringe Haushaltung wegen jetziger Unsicherheit beiseits setzen, meine Felderlein wüst, öd und unbesamt liegen lassen, daß seither ich im geringsten nichts erbauen, davon samt den Meinigen ich mich hätte alimentieren mögen, 3. haben die Soldaten mir die Gerste, so zu einem Gebräulein Bier ich eingeschüttet, aus den Bottichen genommen, zum Teil mutwilligerweise zerstreut, zum Teil mit sich hinweggenommen, verfüttert und verkauft, 4. haben sie mir das wenige Getreidig, so noch unausgedroschen vorhanden gewesen, mit dem Geströhde aus der Scheune in andere Quartiere getragen, ausgeklopft und ihres Gefallens gebraucht, 5. weil sie an meiner geringen Person sich nicht allzeit rächen können, haben sie mir die Bienen und derselben Stöcke beraubet, umgestoßen und zu Grund und Tode gerichtet, 6. sind von ihnen mir alle Hühner, Gänse und ander Federvieh erschossen, genommen und gefressen worden, meine Wiesen, Raine und Jagen mir dermaßen verödet, daß ich nicht eine einzige Bürde Heu und Grummet von denselben genießen kann, 7. endlich ist von ihnen mir eine Kuh aus dem Stalle, so meinen Geschwistern zuständig gewesen, gezogen, in ein anderes Losament getrieben, geschlachtet und gefressen worden.« Teilweise „kauften“ sich begüterte Bürger Offiziere als Salvaguardia, um sich gegen Übergriffe zu schützen; SUTORIUS, Die Geschichte von Löwenburg. 1. Teil, S. 266.

[103] Fürstenwalde; HHSD X, S. 193f.

[104] Wusterhausen [Kr. Ruppin/Kyritz]; HHSD X, S. 398ff.

[105] Berlin-Neuköllln; HHSD X, S. 86ff.

[106] Garnison: Besatzung in einer Festung (Kavallerie und Infanterie). Die monatliche Löhnung der Soldaten, der Servis und die Fourage mussten von der betreffenden Garnisonsstadt aufgebracht werden und waren genau geregelt; vgl. die „Königlich Schwedische Kammer-Ordre“ Torstenssons vom 4.9.1642 bei ZEHME, Die Einnahme, S. 93ff. Der Garnisonsdienst wurde wegen der geringeren Aussicht auf Beute, Hunger und Krankheiten bei längerer Einquartierung immer unbeliebter, so dass man dazu überging, neugeworbene Söldner im Felddienst einzusetzen. Der französische Diplomat François Ogier [um 1597-1670] schrieb 1635 über die schwedische Garnison in Marienburg [Malbork]: „Ich betrachtete das Lager und die Unterkünfte der Schweden und sah ein Bild von menschlichem Elend und Wahnsinn. Ich sah in die Gesichter der Männer, und da ich nicht erkennen konnte, dass sie sich unterhielten, zweifelte ich daran, ob sie überhaupt Männer waren, so barbarisch, schmutzig und krank waren sie. Alle waren in Lumpen gekleidet und barfuß, und zum größten Teil handelte es sich um unhöfliche, junge Bauern“. BRZEZINSKI; HOOK, Armee, S. 52. KELLER, Drangsale, S. 401ff.: „Ein Zeitgenosse, der in Philippsburg gezwungen als Garnisonssoldat zubringen mußte, gibt uns darüber folgende interessante Notizen, die auf jede Garnison passen dürften. ‚So mußte ich denn’, erzählt er uns, ‚Musquetirer werden wider meinen Willen. Das kam mir aber sauer an, weil der Schmalhanz da herrschte und das Commißbrod schrecklich klein war. Ich sage nicht vergeblich: schrecklich klein – denn ich erschrack auch alle Morgen, wenn ich’s empfing, weil ich wußte, daß ich mich den ganzen Tag damit behelfen mußte, da ich es doch ohne Mühe auf einmal aufreiben konnte. Und die Wahrheit zu bekennen, so ist’s wohl ein elend Creatur um einen armen Musquetiren (Garnisonssoldaten), der sich solcher Gestalt mit seinem Brod und noch dazu halb satt, behelfen muß, denn da ist keiner anders, als ein Gefangener, der mit Wasser und Brod sein armseliges Leben verzögert. Ja ein Gefangener hat’s noch besser, denn er darf seiner Ruhe pflegen und hat mehr Hoffnung, als so ein elender Garnisoner, mit der Zeit einmal aus solchem Gefängniß zu kommen. Zwar waren auch Etliche, die ihr Auskommen umb ein kleines besser hatten von verschiedener Gattung, doch keine einzige Manier, die mir beliebte, um solcher Gestalt mein Maulfutter zu erobern, anständig sein sollte. Denn Etliche nehmen, und sollten es auch verlaufene Personen gewesen sein, in solchem Elend keiner anderen Ursach halber Weiber, als daß sie durch solche entweder mit Arbeiten als Nähen, Waschen, Spinnen oder mit Krämpeln und Schachern oder wohl gar mit Stehlen ernähret werden sollen. Da war ein Fähndrich unter den Weibern, die hatte ihre Gage wie ein Gefreiter, eine andere war Hebamme und brachte sich dadurch selbsten und ihrem Manne manch guten Schmauß zuwege; eine andere konnte stärken und waschen, diese wuschen den ledigen Officieren und Soldaten Hemden, Strümpfe, Schlafhosen und ich nicht weiß nicht, was mehr, davon sie ihren besonderen Namen kriegten; andere verkiefen Taback und versahen den Kerlen ihre Pfeifen, die dessen Mangel hatten; andere handelten mit Brandtwein und waren im Rufe, daß sie ihn mit Wasser verfälschten; eine andere war eine Näherin und konnte allerhand Stich und Nadel machen, damit sie Geld erwarb; eine andere wußte sich blößlich aus dem Feld zu ernähren, im Winter grub sie Schnecken, im Frühling graste sie Salat, im Sommer nahm sie Vogelnester aus und im Herbst wußte sie tausenderlei Schnabelweid zu kriegen; etliche trugen Holz zu verkaufen, wie die Esel. Solchergestalt meine Nahrung zu haben, war für mich nichts. Etliche Kerl ernährten sich mit Spielen, weil sie es besser, als die Spitzbuben konnten und ihren einfältigen Cameraden das ihrige mit falschen Würfeln und Karten abzuzwacken wußten, aber solche Profession war mir ein Eckel. Andere arbeiteten auf der Schanz und sonsten, wie die Bestien, aber hierzu war ich zu faul; etliche konnten und trieben ein Handwerk, ich Tropf hatte aber keins gelernt. Zwar wenn man einen Musicanten nöthig gehabt hätte, so wäre ich wohl bestanden, aber dasselbe Hungerland behalf sich nur mit Trommeln und Pfeiffen; etliche schulderten vor andern und kamen Tag und Nacht nicht einmal von der Wacht. Ich aber wollte lieber hungern, als meinen Leib so abmergeln’ “.

[107] 1 Wispel = 24 Scheffel = 1348, 224 Liter (Mark Brandenburg).

[108] Akkord: Übergabe, Vergleich, Vertrag: Vergleichsvereinbarungen über die Übergabebedingungen bei Aufgabe einer Stadt oder Festung sowie bei Festsetzung der Kontributionen und Einquartierungen durch die Besatzungsmacht. Angesichts der Schwierigkeiten, eine Stadt oder Festung mit militärischer Gewalt einzunehmen, versuchte die militärische Führung zunächst, über die Androhung von Gewalt zum Erfolg zu gelangen. Ergab sich eine Stadt oder Festung daraufhin ‚freiwillig‘, so wurden ihr gemilderte Bedingungen (wie die Verschonung von Plünderungen) zugebilligt. Garnisonen erwarteten je nach Lage der Dinge meist einen ehrenvollen Abzug und zogen in der Regel gegen die Verpflichtung ab, die nächsten sechs Monate keine Kriegsdienste beim Gegner zu leisten. Auch wurde festgelegt, z. B. 1634 Landsberg/Warthe beim Abzug der kaiserlichen Garnison; THEATRUM EUROPAEUM 3. Bd., S. 196: „Ingleichen sollen sie vor- vnd bey dem Abzug einigen Einwohner / Bürger vnnd Schutzverwandten / er sey Geist- oder Weltlich / im geringsten nicht beleydigen / vielmehr aber / was jedweder Officierer vnnd Soldat der Burgerschafft schuldig / so entlehnet / oder mit Gewalt abgenommen / vorm Abzug richtig bezahlen“. Vgl. auch die genauen Festlegungen im Akkord von Dömitz (26.12.1631; THEATRUM EUROPAEUM 2. Bd., S. 497ff.). Zumeist wurden diese Akkorde vom Gegner unter den verschiedensten Vorwänden, z. B.. wegen der Undiszipliniertheit ihrer Truppen oder weil die Abziehenden gegen den Akkord verstießen, nicht eingehalten. CHEMNITZ über durch Wallenstein gewährten Akkord für die Besatzung von Glogau (1633), Königlichen Schwedischen [ …] Krieg, 1. Buch, 60. Kap., S. 273: „Schrieten also die / darin gelegene / hohe Officirer zum accord / Den der Hertzog von Friedland / mit sack vnd pack / brennenden lunten / fliegenden Fähnlein auszumachiren / vnd gerade auf Landsberg begleitet zu werden / bewilliget / doch schlecht gehalten, in deme Er sie bald vor / bald hinter sich zurücke geführet / dadurch den Soldaten abgemattet / vnd dergestalt schwierig gemacht / das letztlich erst im WinterMonat fast weinig vnd ohngefehr dreyhundert mann davon in Pommern überkommen“. Der Markgröninger Dekan Wendel Bilfinger unter dem 3.12.1634; BILFINGER, Wahrhaffte Beschreibung, S. 233: „Und seind disen tag uf dem Asperg ankommen 3. Stuckh Officiers, ein Leutenant, Fendrich und Corporal, welche von dem Tubadelischen [Georg Christoph v. Taupadel; BW] Volckh, so von Schorndorff außgezogen [25.11. war Schorndorf gefallen; BW], entrunnen, dann ihnen die kaiserische den accord nit gehalten, Sie betrüglicher weiß 6. Tag umbgefüert, hernacher erst gezwungen sich underzustellen, oder sollten nidergemacht werden: Und seind alle Officier dabey gefangen genommen worden“.

[109] wahrscheinlich: „eingeflohene“.

[110] Kontribution: Kriegssteuern, die ein breites Spektrum an Sach- oder Geldleistungen umfasste, wurden im Westfälischen als „Raffgelder“ bezeichnet; SCHÜTTE, Dreißigjähriger Krieg, Nr. 45, S. 127; LEHMANN, Kriegschronik, S. 34, Anm. (1632): „Contribution eine große straffe, Sie erzwingt alles, was sonst nicht möglich ist“. Sie wurde auf Grundlage einer Abmachung zwischen Lokalbehörden (zumeist Städten) und Militärverwaltung erhoben. Teilweise wurde den Juden eine Sondersteuer auferlegt (HOCK, Kitzingen, S. 92), um sich selbst einer zusätzlichen Belastung zu entziehen. Die Kontribution wurde durch speziell geschultes, z. T. korruptes Personal (vgl. WAGNER; WÜNSCH, Staffel, S. 122ff.) zumeist unter Androhung militärischer Gewalt oder unter Androhung des Verlusts des Bürgerrechts (das in Erfurt seit 1510 ab dem 16. Lebensjahr erworben werden konnte), des Braurechts, der Benutzung der Allmende, den säumigen Bürgern „das Handwerk zu legen“ etc. (vgl. NÜCHTERLEIN, Wernigerode), und der Zunagelung der Haustüren (JORDAN, Mühlhausen, S. 76 (1633)) eingetrieben. Den Zahlenden wurde als Gegenleistung Schutz gegen die Übergriffe des Gegners in Aussicht gestellt. Nicht selten mussten an die beiden kriegführenden Parteien Kontributionen abgeführt werden, was die Finanzkraft der Städte, Dörfer und Herrschaften sehr schnell erschöpfen konnte. Auch weigerte sich z. T. die Ritterschaft wie im Amt Grimma erfolgreich, einen Beitrag zu leisten; LORENZ, Grimma, S. 667. Vgl. REDLICH, Contributions; ORTEL, Blut Angst Threnen Geld, der diese Euphemismen für Erpressungen, erwartete oder erzwungene „Verehrungen“ etc. auflistet. Der Anteil der Kontributionsgelder an den Einkünften der Generalkriegskommissare und Kriegskommissare betrug bis zu 30 %. So erhielt z. B. der kurbayerische Kriegskommissar Christoph von Ruepp vom 18.1.1621 bis 30.4.1633 95.341 fl., davon 30.347 fl. Kontributionsgelder. DAMBOER, Krise, S. 51. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, S. 268, über die schwedische Einquartierung Dezember 1633 in Osnabrück: Die Soldaten „sagen und klagen, sie bekommen kein geld, da doch stets alle wochen die burger ihr contribution ausgeben mußen, dan das kriegsvolck sagt, das ihr obristen und befehlhaber das geldt zu sich nehmmen und sie mußenn hunger und kummer haben, werden zum stehlen verursacht“. Der Flussmeister und Advokat Johann Georg Maul [? – nach 1656)] (1638), WAGNER; WÜNSCH, Staffel, S. 121: „Weil ich nun zu dieser Contribut[ion] wöchentlich 7 f geben müssen und nicht allemahl sogleich bezahlet habe, bin ich und die Meinigen zu verschiedenen mahlen ohngewarneter Weisse überfallen worden, und man hat mich dermaasen gequälet und gemartert, dass es einen Steine in der Erdte erbarmen möchte, sonderlich in der Heilgen Zeit, am 5. Jan[uar] 1638, da ich eines kleinen Resto wegen von 6 vollgesoffenen Soldaten, der einer, der Berth genannt unter dem Obristen [Heinrich; BW] von Schleiniz, den Degen über mich gezogen, mein Weib, so dazwischen gelaufen, am Arme verwundet, den Gürtel von Leibe in drey Stücken gerissen und solche Grausamkeit verübet, dass es nicht zu beschreiben, vielweniger von Christlichen Menschen geglaubet werden kann, mitler weile, als dieser Berth also mit mir chargierte, haben die andern 5 Bösewichter gemauset, was sie angetroffen, unter andern mir einen Fisch Otter, so man an die Arme stecket, mein Kamm Futter mit aller Zugehör vor 5 f, allerhand Geräthe ohngefähr 8 f, so ich nicht wieder bekommen können“. Aus der Stausenbacher Chronik des Caspar Preis für 1648, ECKHARDT; KLINGELHÖFER, Bauernleben, S. 69: „Im Jahr 1649 in dem Monadt October seind wir einmal der Hessischen Conterbutzion erleitigt worden. Dem allmächtigen, ewigen, barmhertzigen, liben, trewen Gott, dem Vatter aller Gnaden, sey ewigen Lob, Ehr und Preiß gesagt in alle ewigkeit. Amen. In dem schweren Joch der hesischen Conterbutzion seind wir gemartert, gepeinigt und gequället worden zwantzig gantzer Jahr. Ach du mein Gott und mein Herr, wie mancher armer redtlicher ehrlicher Man hatt doch das Seinige musen verlasen und mit dem Rück ansehen und sich in die Fremde begeben musen wegen der Conterbutzion und des gemarterten Bludtgelts. Es ist doch in Wharheit nichts anders dan der armen Leuth Schweiß und Blutt“. Vgl. VOGEL, Leipzigisches Geschicht-Buch, S. 443: „Den 11 Junii [1631; BW] zur Nacht hat sich eines vornehmen Doctoris Frau im Brühl / welches mit schwermüthigen Gedancken beladen aufm Gange im Hembde an eine Quele erhencket / weil sie / wie man sagte / denen Soldaten Quartier und Geld geben müssen / welche 2 alte Weiber loßgeschnitten / von Todtengräbern abgehohlet / und den 13. dieses mit einer kleinen Schule begraben worden“. Der Anteil der Kontributionsgelder an den Einkünften der Generalkriegskommissare und Kriegskommissare betrug bis zu 30 %. So erhielt z. B. der kurbayerische Kriegskommissar Christoph von Ruepp vom 18.1.1621 bis 30.4.1633 95.341 fl., davon 30.347 fl. Kontributionsgelder. DAMBOER, Krise, S. 51. Die Kontribution wurde oft auch zweckentfremdet; vgl. SEMLER, Tagebücher, S. 23 (1633): „Man sagt, daß die von Bodman ohngefahr 30 thaler für ihre contribution dem obrist leüttenant [Edlinstetten; BW] alhie, alß ihrem vettern, zu hannden gestellt, darmit sie ihme genůgsambe satisfaction geben, er aber diß gellt dem apotegger zutragen laßen mit begeren, solle ihme darumb confect schickhen. Da man vnß aber bereden wollen, auß disem contribution gellt werde man die soldaten beklaiden vnd in daß veld ausstaffieren“. Die ausführlichste Darstellung der Erpressung von Kontributionen durch Besatzungstruppen findet sich bei NÜCHTERLEIN, Wernigerode, S. 73ff. => Hrastowacky in den „Miniaturen“. VOGEL, Leipzigisches Geschicht-Buch, S. 443: „Den 11 Junii [1631; BW] zur Nacht hat sich eines vornehmen Doctoris Frau im Brühl / welches mit schwermüthigen Gedancken beladen aufm Gange im Hembde an eine Quele erhencket / weil sie / wie man sagte / denen Soldaten Quartier und Geld geben müssen / welche 2 alte Weiber loßgeschnitten / von Todtengräbern abgehohlet / und den 13. dieses mit einer kleinen Schule begraben worden“. In den bei Angriffen und Belagerungen ohnehin gefährdeten Vorstädten waren die Kontributionsleistungen geringer. Allerdings bestand hier auch immer die Gefahr, dass die Vorstädte entweder vom Feind abgebrannt oder seitens der Stadtkommandanten abgerissen oder abgetragen wurden, um dem Feind keine Verstecke zu bieten und um ein freies Schussfeld zu haben.

[111] FADEN, Berlin, S. 214f.

[112] Berlin-Spandau; HHSD X, S. 97ff.

[113] Glogau [Głogów]; HHSSchl, S. 127ff.

[114] Don Felix Conde de Zúñiga [Cuninga], „Don Felix“] y Guzmán [ – ], kaiserlicher Feldmarschall-Leutnant.

[115] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 71.

[116] Exekution: (notfalls gewaltsame) Umsetzung von Bestimmungen und Auflagen; Zwangsvollstreckung, Zwangseintreibung von Kontributionen. Das Militär setzte dafür gern die allseits gefürchteten Kroaten ein; LEHMANN, Kriegschronik, S. 68f., 70. Die Bürger hatten den zwangsweise bei ihnen einquartierten Soldaten Wohnung, Holz, Licht, Salz und Lager zu gewähren und für jeden Tag und Mann z. B. ein Kopfstück zu zahlen, bei halben Tagen dementprechend ein halbes Kopfstück und bei einzelnen Stunden im Verhältnis weniger, bis die fragliche Summe aufgebracht war. Der Memminger Arzt Christoph Schorer [2.12.1618 Memmingen-12.2.1671 Memmingen] schreibt in seiner „Chronick“ eine derartige Exekution, SCHORER, Memminger Chronick, S. 146f.: „Was die Soldaten / im Hornung / Merzen vnd April [1637; BW] / vor grewliche Tyranney geübet / die Thor gesperret / den vornembsten Burgern eingefallen / eine grosse Summa gelt zuerpressen / ist vnbeschreiblich. Zu diesem Elend kam noch ein Verbott / vnd Ringerung etlicher Müntzsorten im Römischen Reich / also daß der arme Mann vmb sein gering übrigs Geltlen kein bissen Brodt bekom̃en konnte. O deß grossen Elendts ! über diesen grossen Jam̃er / kam im Mayen Ordinantz / daß die Stadt 1 ½ Regiment vom Piccolominischen Volck verpflegen solle: Darzu man Monatlich 3200. Gulden geben muste. Als man den 10. May durch einen Commissarium mit den Officirern rechnete / war die Stadt gezwungẽ der Officirer Rechnung / welche sie nach ihrem Beliebẽ gemachet / zu vnderschreiben. Den 31. May waren Herrn Burgermeister vnd Geheimbde [Ratsherren; BW] in Arrest / in deme die Officirer viel tausent Gulden begehrten. Den 2. Junii haben die Officirer die vornehmbste Häusser bezogen / vnd sich mit Gewalt eingelegt / Geld zu erpressen / wehrete biß auff den 7. Junii. Man forderte das Gericht und Rath zusamen / vmb Mittel zu sehen Gelt auffzubringen / aber es scheinete vnmöglich / also weil nunmehr die Burgerschafft vmb ihr baares Gelt / Gold /Silbergeschirr vnd Kleinodien gäntzlich gekommen / hat man sich resolvirt / den Soldaten Zin / Kupffer vnd Kleider anzubieten. Darauff gieng den 10. Junii das Exequiren widerum an. War ein kläglicher Tag / konnte kein Burger dem andern helffen / bald hörte man wie die Soldaten da / bald dort eingefallen / vnd Gelt presseten. Den 13. Junii war der Rath widerumb arrestirt / vnd Soldaten in der Burger Häuser geschicket / von manchem 200/300/400 biß in 500 fl. zuerpressen: Da man sich dann mit ihnen vergleichen / oder so lang zu Essen vnd zu Trincken geben müssen. Wie sich dann befunden / dass sie auff die 2049. fl. von den Burgern in ihren Häusern erpresst: auch 160. Kühe vñ 60. Pferdt ihnẽ weg genom̃en / solches auch vnder grossem heulen vnd wehklagen der armen Burger / vnd ihren kleinen Kindern fort biß nach Ochsenhausen getriben / doch hernacher widerumb allher gebracht / vnd auff 30. Stuck an ihrer Forderung in behalten. Als man ihnen nun satisfaction gegeben / an Vieh / Gelt / Geltswerth vnd Obligationen / etlich tausent Gulden betreffent / seyn sie (die vom Beckischen Regiment) den 17. Junii weggezogen / worauff die Stadt widerumb etwas Lufft / vnd die Schlüssel zu den Thoren bekommen. Es befande sich nach ihrem Abzug / als die Rechnungen von Biberach / Ravenspurg / Kauffbeuren / Leutkirch vnd vnserer Stadt zusamen getragen wurden / daß die Beckische [Johann Freiherr v. [der] Beck [Bec]; BW] Soldaten / diese bemelte Stätt innerhalb 5. Monaten auff die 130000. fl. gekostet“.

[117] Burkard [Buchard, Burchardt] v. Goldacker [ – ], kaiserlicher Obristleutnant, Obrist.

[118] Torsten Stålhandske [Stolhanscha, Stahlhandschuh, Stahlhanndtschuch, Stalhans, Stallhans, Stalhansch, Stallhuschl, Stalhanß, Stall-Hanß, Stallhaus, Stallhausen, Stolhanski, Starrhase, Lo Stallo, Lo Stallans, Statehornes] [1594 Porvoo/Borgå (Finnland)-21.4./1.5.1644 Haderslev/Nordschleswig], schwedischer Generalmajor. Vgl. http://www.kansallisbiografia.fi/english/?id=2342.

[119] Georg Volkmann [ – ], kurbrandenburgischer Obrist.

[120] Brandenburg [Stadtkr.]; HHSD X, S. 135ff.

[121] Hartmann v. Goldacker [ -25.3.1648 bei Geseke], brandenburgischer Obristleutnant, dann kaiserlicher Obrist.

[122] Jüterbog [LK Teltow-Fläming]; HHSD X, S. 229ff.

[123] FADEN, Berlin, S. 229f.

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Königsegg [Königseck, König-Eck, Königsreck], Ernst Graf von

Königsegg [Königseck, König-Eck, Königsreck], Ernst Graf von; Obrist [um 1620 Aulendorf-um 1660]

Königsegg, Ernst FreiherrErnst Graf von Königsegg [Königseck, König-Eck, Königsreck][1] [um 1620 Aulendorf-um 1660] stand als Obrist[2] und Generaladjutant[3] Melchiors von Hatzfeldt[4] in kaiserlichen Diensten.

Im Januar 1637 weilte Königsegg in Wipperfürth[5] und sorgte für umfangreiche Lieferungen an Kleidung und Waffen nach Köln.[6]

Im Juli 1638 wurde Königsegg von Hatzfeldt zu Herzog Georg von Braunschweig-Lüneburg[7] wegen der Gestellung von Reitern und Fußvolk gesandt.[8] In Wolfenbüttel[9] weilte er im August dieses Jahres. Von dort berichtete er Melchior von Hatzfeldt von kaiserlichen Truppen bei Dömitz,[10] den ständigen Beschwerden des Kurfürsten Georg Wilhelm von Brandenburg[11] und die Schwierigkeiten, Winterquartiere im Niedersächsischen Kreis[12] zu finden, und von der Lage in Pommern. Im September informierte er ihn über die Beschießung Demmins.[13] Im Oktober wurden nach der erfolgreichen Schlacht Hatzfeldts bei Vlotho[14] gegen die pfalzgräflich-schwedischen Truppen eroberte Standarten nach Warendorf[15] verbracht: Ruprecht von der Pfalz[16] und sein Feldmarschall Ferenz[17] seien bei Alexander II. von Velen.[18] Im Dezember berichtete Hermann von Hatzfeldt[19] seinem Bruder Melchior von der Reise Königseggs von Bamberg[20] über Köln[21] nach Dortmund.[22]

Im Januar 1639 scheint Königsegg sich nach Darstellung des Generalkriegskommissars[23] Böhmer[24] um Lübbecke[25] aufgehalten zu haben.[26] Am 24.2.1639 schrieb Ferdinand III.[27] aus Wien an den kaiserlichen Kommandierenden Gallas[28] und erläuterte ihm seine Vorstellungen von einem konzentrierten Vorgehen gegen den ins Stift Halberstadt[29] eingefallenen Banér[30] und dessen möglichen Vorhaben, nach Erfurt[31] und vielleicht noch weiter vorzudringen. Königsegg, den er eilends zu ihm sende, bringe ihm, Gallas, seinen kaiserlichen Befehl, persönlich mit seinen Regimentern[32] gegen Holzminden,[33] Höxter[34] und Witzenhausen[35] vorzurücken, falls Banér zwischen Minden[36] und Nienburg[37] einen Durchbruch versuchen sollte, damit dem Gegner von beiden Armeen ein Schlag versetzt werde, Piccolomini[38] werde vom Niederrhein und aus Westfalen mehrere tausend Mann heran führen. Gallas möge dies alles geheim gehalten.[39] Im April dieses Jahres weilte Königsegg in Korbach[40] und Lich[41] und berichtete Hatzfeldt von den ständigen Verpflegungssorgen. Im April ist er jedenfalls nach Auskunft von Georg II. von Hessen-Darmstadt[42] aus Lich wieder abgezogen.[43]

Abt Hermann von Kornelimünster[44] bat um August 1640 Hatzfeldt um Abzug der Soldaten des Obristleutnants[45] Königsegg wegen der Unmöglichkeit ihrer weiteren Versorgung.[46] Im November 1640 berichtete Hermann von Westerholt von Verhandlungen um die Freilassung des von Slang[47] in Wunsdorf[48] gefangen gehaltenen Königsegg,[49] doch erfolgte diese erst im Januar 1641.[50]

Kornelius, Abt der Zisterzienserabtei Lilienfeld,[51] informierte Hatzfeldt im November von der Abreise Königseggs nach Wien.[52] Ende November 1641 weilte Königsegg in Wien und war wegen der schlechten Finanzlage der kaiserlichen Kassen in ernster Besorgnis.[53]

Im Februar 1642 wurde er zum Obristen ernannt.[54]

Anfang 1642 lag eine halbe Kompanie[55] seines Regiments[56] unter Rittmeister[57] Braun[58] in Kitzingen.[59] 159 Mann seines Kavallerieregiments waren unter dem Kommando seines Obristleutnants Wolbaum[60] am 20.12.1642 in Schweinfurt[61] einquartiert.[62]

„Auch in diesem Winter lagen in Kitzingen[63] Soldaten. Der bei Tuttlingen[64] siegreiche Hatzfeld war aus Gründen der Verpflegung mit 11 Regimentern wieder nach Franken gezogen. Kitzingen erhielt seinen Anteil mit den Königseckschen. Die Soldaten lagen von November 1643 bis April 1644 in der Stadt. Eine Unkostenrechnung vom 19. April 1644 gibt über diese Gäste nähere Auskunft (319, 33)“.[65]

Aus Schweinfurt wird 1642 berichtet: „Der Lodronische[66] Oberstlieutenant, Robert Grichton,[67] ein Schotte,[68] schickte am 16. Dec. eine Ordre, die er von General Hatzfeld erhalten hatte, an den hiesigen Commandanten, worin stand, daß er sich mit seinem Regimente, welches zu Kitzingen und Haßfurt[69] lag, nach Schweinfurt begeben und da einquartiert werden sollte.

Zugleich ließ er dabey ein Bischöflich-Würzburgisches[70] Schreiben aufweisen, worin ihm angezeigt wurde, daß er mit seinem Regimente in die hiesige Stadt marschiren und die drey Königseckischen Compagnien Reuter auch mit dahin nehmen sollte. Der Commandant ließ sie aber an diesem Tage nicht ein, besonders auch deswegen, weil sie die Anzahl ihrer Mannschaft nicht angeben wollten.

Und doch kamen die Lodronischen am 17. Dec. von Sennfeld[71] herein, welchen bald darauf die zu Haßfurt gelegenen folgten. Die Anzahl der gemeinen Soldaten[72] war zwar gering; aber die der Officiere desto größer. Sie hatten eine große Menge Weiber[73] bey sich und 40 Pferde, auch wurden sie ohne Verpflegung einquartiert.

Kaum waren diese hier angelangt, so kam schon ein Königseckischer Trompeter[74] in die Stadt, zeigt eine Ordre auf, welche der Bischof zu Würzburg seinem Oberstlieutenant, sich in Schweinfurt mit seinen Reutern einquartieren zu lassen, gegeben hatte, diese Soldaten waren bereits zu Gochsheim angekommen. Weil aber der Befehl nur von dem Bischofe und nicht von dem General Hatzfeld war, ließ sie der Commandant nicht herein.

Der Bischof versprach die Lodronischen zu verpflegen. Deßwegen schrieb der Kaiser[75] an den hiesigen Commandanten: Daß

der Bischof von Würzburg nicht nur für Lebensmittel sorgen, und die Völker, welche hereingelegt würden, verpflegen wollte, sondern es sollten auch Würzburgische Räthe (schon war ein Logis für sie bestellt) hieher kommen. Weil nun aber dieses nicht geschahe, wurden Dr. Höfel[76] und Martin Geißler[77] zum Bischofe und Johann Zimmermann[78] zu dem General Hatzfeld geschickt.

Der Obristlieutenant Grichton wollte 2 Quartiere haben, eines als Obristleutnant und das andere als Hauptmann,[79] er spannte auch das Servis[80] sehr hoch, welches man ihm an Geld bezahlen sollte; aber weder das eine, noch das andere wurde ihm bewillihet. Die Königseckische Reuter kamen am 19. d. wieder an das Thor; aber sie wurden von dem Commandanten, der vom General Hatzfeld Ordre hatte, sie nicht eher einzunehmen, bis der Feind bereits vor der Städte wäre, nicht eingelassen.

In der Stadt wurden jezt alle Fremde und Eingeflüchtete mit ihrem Viehe, Getreide etc. etc. aufgeschrieben.

Die Königseckischen Reuter, 159 Pferde stark, kamen doch am 20. Dec. herein. Diesen band ihr Oberstlieutenant Wolbaum[81] auf dem Markte scharf ein, daß sie sich gut und so verhalten und betragen sollten, damit ja keine Klage gegen sie einliefe.

Sie wurden hierauf ohne Verpflegung einquartiert; führten sich aber in ihren Quartieren sehr schlecht auf, schlugen die Leute, preßten ihnen Essen, Trinken und Futter ab, da man ihnen doch nichts zu geben schuldig war.

Dr. Höfel, Martin Geißler und Johann Zimmermann, welcher leztere den General Hatzfeld nicht angetroffen hatte, kamen von Würzburg wieder zurück. Der Bischof bewilligte die Verpflegung[82] der Reuter, auch der Gallasischen[83] und Lodronischen, die auf dem Lande Fourage[84] holen sollten, und sagte dabey: Die Stadt  sollte aber auch das Ihrige thun und den Hatzfeldischen den Commiß[85] geben, womit sie sich müßten begnügen laßen. Den andern hier liegenden Soldaten waren gewisse Dörfer im Bisthume angewiesen, woher sie ihre Verpflegung erheben sollten, wenn sie nicht von dem Feinde besezt würden.

In dieser Nacht blieben die meisten Officiere und Soldaten wegen des Feindes in Bereitschaft.

Jeder Hauptmann behielt seine Compagnie bey sich in seinem Quartiere, welches ihnen leicht möglich war, da die meisten Compagnien aus 6, 7, 8, höchstens 12 gemeinen Soldaten bestanden.

Auch wurden die Posten ausgetheilt, den vom Oberthore bis zum Spitalthore erhielt der Oberstlieutenant, und den vom Oberthore biß zum Mühlthore der Oberstwachmeister.[86]

Weil aber der Commandant Weitz[87] und die übrigen Officiere meynten, daß noch zu wenig Volk in der Stadt wäre, um sich mit Vortheil gegen den Feind wehren zu können, wenn er sich der Stadt nähern sollte, so wollten sie sehen, wie stark die Bürgerschaft wäre. Der Rath ließ also die Bürger am 21. Dec. auf dem Rossmarkte unter 2 Fahnen versammeln – bey 400 Mann stark – und vor das Haus des Commandanten führen. Nun trat er mit seinen Officieren und mit etlichen Abgeordneten des Raths hinzu, lobte die Treue und guten Dienste der Bürger und fragte sie: Ob sie mit ihm und seinen Soldaten Leib und Leben, Ehre und Gut daran setzen wollten, wenn der Feind sich der Stadt zu bemächtigen Willens wäre ? Darauf sie alle mit Ja antworteten; aber hinzusezten, wenn die Soldaten die Bürger so hielten, daß sie bleiben könnten. Der Commandant und die Officiere versprachen ihnen gutes Regiment zu halten.

Indessen wurde an den Befestigungswerken mit der größten Thätigkeit gearbeitet, die sich hieher geflüchteten Bauern mußten fronen und Dörner[88] herbey führen, welche man zwischen die Palisaden steckte.

Unsere Reuter brachtem am 23. d. zwanzig Fouragirpferde ein, welche sie den Weimarischen zu Waßerlosen[89] abgenommen hatten.

Da nun die Stadt eine sehr große und drückende Last auf dem Halse liegen hatte, so wurden auch die Rathsherren, Pfarrer, Schuldiener und Doctoren, die keine würkliche Einquartierung vorher bekommen hatten, um der Bürgerschaft nur in etwas Erleichterung zu verschaffen, mit Soldaten belegt. Die Pfarrer gaben eine freywillige Beysteuer. So belegte man auch die Dorfschaften, die ihre beßten Sachen hieher geführt hatten, mit einem wöchentlichen Beytrage an Haber, Heu, Korn und Fleisch; weßwegen sich der Bischof zu Würzburg in einem Schreiben an den Rath beschwerte, und dabey drohte, sich zweyfach an der Stadt wieder zu erholen“.[90]

Aus der dem Hochstift Würzburg zugehörigen Stadt Gerolzhofen[91] wird berichtet: „Am 12. Dezember [1642; BW] wurde endlich der Oberst Königseck mit seinem ganzen Stabe[92] einquartiert. Auffallend ist, wieviele Unkosten diese Einquartierung der Stadt verursachte. Anfangs lag zwar nur eine Compagnie[93] von 150 Pferden unter Commando des Rittmeisters [Andreas; BW] Westphalen[94] hier, allein sie verzehrte doch z. B. vom 17. bis 25. Mai 1643 nur an Wein, Bier, Fleisch, Brod und Hafer 862 fl. Hierbey mußte die Stadt noch 900 fl. Brandschatzung[95] an den Fürsten[96] bezahlen, welches Geld sie auch bis auf 75 fl. zusammengebracht hatte. Da sie nun diesen Rückstand aus Mangel des Gelds mit Früchten bezahlen wollte, weigerte sich der vom Fürsten als Commissar[97] aufgestellte Jude Mayer, solche anzunehmen, brach in allerley Drohungen aus, und behandelte überhaupt die Unterthanen wie Sklaven. Sie berichtete also am 1. September dieses dem Fürsten, und bath ihn, statt des rückständigen Gelds Getraid anzunehmen. – Und ungeachtet eines solchen Geldmangels mußte sie dennoch am 30. Oktober dem Hauptmann Anthoni 200 fl. bezahlen.

Das folgende Jahr war noch härter. Denn da betrugen vom ersten December 1643 bis zum letzten April 1644 die Küchenwaren für den Oberst Königseck allein 27 Rthr. 5 1/2 Batzen, und die Lichter kosteten 26 Rthr. 3 Batzen. Schon am 11. Januar hatte daher der Rath an den Fürsten geschrieben, und ihm die Unmöglichkeit vorgestellt, das Königseckische Regiment ferner zu verpflegen, indem die Stadt in zween Monathen 600 Rthr. hätte bezahlen müssen, und daß die Bürger lieber Haus und Hof verlassen wollten. Demungeachtet mußte die Stadt solche Einquartierungen behalten, und dem Obersten nebst angehörigen Officieren vom 15. November 1643 bis zum letzten April 1644 über 2368 Rthr. an baarem Gelde bezahlen. Diese große Anlage wurde besonders dadurch vermehrt, daß der Oberste gegen Erlegung monathlicher 100 fl. seine Diener selbst verkösten wollte, aber nach Empfang solcher monathlicher Geldanlage seine Diener nicht wirklich verpflegte, sondern einem jeden derselben wöchentlich einen Thaler zahlte, um sich bey den Bürgern zu verkösten, wodurch nebst der Erlegung monathlicher 100 fl. von neuem die Last der Verpflegung für die Diener auf die Bürger abgewälzt wurde. Hierzu kam, daß die Stadt noch über die Assignation einen Heerpaucker, zwey Feldscherer,[98] zwey Trompeter,[99] einen Reitschmitt, einen Sattler, drey Reuter ohne Pferde, und sechs Gefangene mit Awicen[100] und rauhen Futter[101] verpflegen und dem Marquententer[102] wider den fürstlichen Befehl monathlich 4 Rthr. Service[103] nebst glatten[104] und rauhen Futter reichen mußte, daß der Regimentsquartiermeister[105] ungeachtet seiner Anweisung nach Ebrach[106] seine monathlichen Servicegelder nebst glattem Fuder von der Stadt verlangte, und daß der Adjudant[107] sich mit 10 Pferden, 4 Dienern, und seinem Weib und zwey Kindern bey den Bürgern einquartirt hatte, und noch nebst den 5 Rthr. monathlich forderte, wobey die vielen Absteigequartiere der rapportirenden Officiere, die sämtlich im Gasthause für Zehrung nichts bezahlten, und die vielen Mißhandlungen der Bürger durch Fenstereinschlagen und Schlägeausteilen nicht zu vergessen sind.

Eben erwähnter Regimentsquartiermeister hatte sich auch während seines Aufenthalts verschiedene Regalien[108] angemaßt, und dadurch eine Protestation des Fürsten Johann Philipp vom 15. April verursacht, wobey ihm zugleich ein ansehenliches Geschenk angebothen wurde, um von weitern Unordnungen abzusehen. In diesem Protestations Schreiben hatte auch der Fürst den Befehl ertheilt, zwölf Reuter zur Erleichterung der Stadt bey den abtei-ebrachischen Unterthanen einzuquartiren. Allein einem einem fürstl. Befehl vom 12. Mai zufolge mußte die Stadt den übrigen Königseckischen Soldaten bis zum völligen Aufbruche Brod, Quartier und Pferdefutter abreichen, und nach einem fürstl. Befehl vom 19. Mai mußte sie den in ihr altes Quartier zurückkehrenden Soldaten beym Durchmarsche auf einen Tag für einen Mann 2 Pfund Brod, 1 Maas Wein oder zwey Maas Bier, nebst dem nöthigen Pferdefutter hergeben, und als nachher die Bürger die Königseckische Pagage[109] bey Hersprück[110] vorbey führten, nahmen einige Soldaten dieses Regiments ihnen neun Pferde hinweg“.[111]

Im Juli 1643 berichtete Königsegg Johann Philipp von Schönborn von einem Gefecht mit französischen Truppen unter Guébriant[112] und Taupadel[113] bei Kloster Salem[114] und hielt sich in Markdorf[115] auf.[116] In Weißenburg[117] weilte er im Oktober. Von dort informierte er Hatzfeldt von angeblichen Verhandlungen des im kaiserlichen Lager ohnehin als notorisch unzuverlässig geltenden Karl IV. von Lothringen[118] mit Frankreich und beklagte die schlechten Quartiere in Durlach.[119] Bürgermeister und Rat von Villingen[120] berichteten im November dieses Jahres von der Eroberung von Aldingen[121] durch Königsegg.[122] Im Dezember 1643 hielt er sich wieder in Wien auf und führte dort erneut schwierige Verhandlungen wegen der Versorgung der kaiserlichen Truppen.[123] In diesem Monat gab es auch Beschwerden wegen seiner Truppe: Johann Schweikard von Sickingen, mainzischer Rat und Oberamtmann zu Tauberbischofsheim,[124] beklagte bei Hatzfeldt den Diebstahl von Pferden durch Reiter des bei Schillingstadt[125] logierenden Königsegg in Großrinderfeld[126] und Impfingen.[127]

„Fünf ruinirte Regimenter, als: drey zu Fuße, das de Mersische,[128] Sparrische[129] und Spickische,[130] und zwey zu Pferde, das Königseckische und Knigeische,[131] die alle fast 1000 bey sich hatten, kamen am 24. April nach Gochsheim, am folgenden Tag nach Rheinfeld.[132] Der Oberste Knige begehrte Quartier in der Stadt, und Lodron[133] 1000 Pf. Brod und 60 Mltr.[134] Haber für die Völker zu Rheinfeld; beydes wurde ihnen nicht bewilligt. Die Völker zu Rheinfeld brachen am 29. d. wieder auf, welchen die Stadt 5 Mltr. Haber gab“.[135] Im Mai 1645 stellte Torstensson Hatzfeldt und Königsegg einen Pass für ihre Reise von Iglau[136] nach Franken zur Kur aus.[137] „Zu Bamberg wurde am 20. Mai ein Kreistag gehalten, dahin der Stadt wegen Johann Glock[138] und der Consulent Dr. Joh. Höfel geschickt wurden. Vom Kaiser wurde auf diesen Kreistag der Oberste Mißling[139] abgeordnet. Daselbst hatte man hiesiger Stadt eine halbe Compagnie Königseckische Reuter angewiesen, welchen sie für 5 Monate 1500 fl. geben sollte“.[140]

„Auf strengen Befehl des Generals Hatzfeld an Lodron (da doch ersterer als Gefangener keine schriftliche Ordre austheilen konnte) kamen am 29. Mai die Reuter von Oberndorf[141] herein, 36 Mann stark, sie wurden in die Wirtshäuser gelegt“.[142]

„Das wiedererwachende und allmählich erstarkende Selbstgefühl der Bürger [Bad Salzungens;[143] BW] konnte im Jahre 1645 sogar daran denken, dem Rittmeister Funck[144] vom Königseckischen Regiment, das zur kaiserlichen Besatzung der ehemaligen Grafschaft Henneberg[145] gehörte, die Zahlung der auferlegten Kontribution zu verweigern. Funck lag ab dem 28. Oktober 1644 [a. St.; BW] mit seiner Kompanie[146] in Meiningen.[147] Um die Bürgerschaft zur Raison zu bringen, ritt er mit seinen Leuten am 1. Juli 1645 nach Salzungen und trieb das vor den Toren weidende Vieh hinweg. Da man sich solche Gewaltmaßnahme nicht gefallen lassen und den Funckschen Reitern das geraubte Vieh wenn nicht anders, so durch Waffengewalt, wieder abnehmen wollte, setzten bewaffnete Bürger vom Ausschuß[148] unter Führung des Stadtleutnants Fulda [Fuld(t)] den Kaiserlichen nach. Am folgenden Tage zwischen 4 und 5 Uhr morgens erreichte man sie zwischen Fambach[149] und Herrenbreitungen.[150] Der Rittmeister Funck soll nun durch Absendung eines Trompeters an den Führer der Salzunger sich bereit erklärt haben, das Unrecht durch Zahlung einer Entschädigungssumme wieder gut zu machen. Als jedoch bei währender Verhandlung ein Salzunger auf Funck Feuer gab und ihm das Pferd unter dem Leibe wegschoß, umringten seine Reiter die Salzunger, die sich in unglücklicher Stellung befanden und überdies an Zahl unterlegen waren, und hieben sie erbarmungslos nieder. Der Stadtleutnant Fulda wurde nach tapferer Gegenwehr tödlich verwundet, außer ihm fielen nach der Meininger Chronik 21, nach dem Salzunger Chronisten jedoch 28 Bürger, während 31 bzw. 36 verwundet wurden, die insgesamt 146 Wunden gehabt haben sollen. Der verhängnisvolle Ausgang des Scharmützels, das auf Salzunger Seite jedenfalls die rechte Besonnenheit und Überlegung vermißen ließ, machte allerorten einen tiefen Eindruck.

Groß war die Trauer in Salzungen selbst, an der Herzog Ernst[151] solch innigen Anteil nahm, dass er, als ihn die Kunde von dem Vorgefallenen ereilte, den ganzen Abend auf den Knien gelegen und zu Gott geseufzt haben soll“.[152]

Der Schmalkaldener[153] Chronist Johann Georg Pforr [1612 – 1687] hält dazu fest: „Den 2. Jul: hat der Keyßerliche Rittmeister Funck mit 60 reutter<n> den Saltzungern das vieh vor der statt wechgetrieben, deßwegen der Stattleutnant N. Fuld mit 40 bürgern solchen reutter<n> nachgangen in meinung, ihnen daß viehe wiederumb abzujagen. Alß sie nun beyderßeits vorm dorff [Herrn]breitungen zusammenkommen, haben sie fewr uffeinander geben. Weil aber die bürger zu schwach geweßen, auch kein rettirat[154] gehabt, alß sind sie von den reuttern umbgeben und ohne barmhertzichkeidt niedergehauben worden /:darvon 20 bürger todt geblieben:/ auch der Leutenand Fuldt, welcher seine Bürger alßo ubel angeführt, wiewol er sich vor seine person tapfer gewehrt, ist er doch mit vielen wund[en fast uff den todt gehauben worden“.[155]

Der Chronist und Bürgermeister Georg Leopold[156] aus dem von Eger[157] abhängigen Marktredwitz[158] erinnert sich an den 1. August 1645, als Königsegg in der Entourage Hatzfeldts auftauchte: „Den 1. August ist der kaiserliche Generalfeldmarschall Graf von Hatzfeld, welcher neulich durch die Erlegung einer Rantion[159] von 25000 Reichstalern von den Schwedischen ledig worden ist, aus Franken hie[r]hero [ge]kommen. Er hatte den Reichspfennigmeister[160] H[errn] Pleymann,[161]  H[errn] von Stadian,[162] Oberst Königseck und nicht viel über 30 Pferd[e] bei sich. Er ist über Nacht hier verblieben und am andern Morgen, nachdem er vorher(o) zur Kirche(n) gewesen, wieder fort und zu Fuß hinaus bis über den Galgenberg [ge]gangen. Er wollte nach Eger, um (all)da den Sauerbrunnen[163] zu gebrauchen“.[164]

Johann Hilmar Freiherr von Knigge und Königsegg brachten am 1.9.1645 in Schweinfurt[165] 8 hessische Soldaten ein, die sie bei Neckarsulm[166] gefangen genommen hatten. Da diese sich nicht unterstecken[167] lassen wollten, „wurden sie in die rote Kappe[168] gesteckt und daselbst schlecht gehalten“. Sie erhielten deshalb die Erlaubnis zum Betteln. Endlich verkaufte sie der Stadtkommandant Hieronymus Graf Lodron an Knigge, einen davon um 8 Rt“.[169]

Unter dem 28.8.1645 hielt der Rothenburger Chronist Sebastian Dehner [25.8.1612 Rothenburg-13.6.1679] fest: „28. Sept. haben 24 Königseckisch Bayr. Reuter, so bey Schweinfurt im Quartier liegen, allhero gestreift und die gantze Stattherd Seu weggetrieben, auf 100 Stückh Viehe, 6 Paar Oxen. 30. Sept. habenß sie wieder zu lösen geben, haben auf die vierthalb hundert Thlr. müßen geben. Haben gedrohet, sie wollten öfters kommen“.[170]

Weiter heißt es bei Leopold: „Den 29. September – am Tag Michaelis also – ist der Reichspfennigmeister, H[err] Pleymann, mit etlich[en] Karreten[171] und Pferden von Eger heraus hie[r]her(o) [ge]kommen. Er hat auch berichtet, daß der Feldmarschall[172] von Hatzfeld bald folgen würde. Sie haben Mittagsmahl gehalten, [und] H[err] Feldmarschall aber, ist neben Oberst Königseck und anderen eine Stunde danach [ge]kommen. Er hat nit herein [gewollt, sondern] nur einen Boten begehrt und sich außenherum(b) auf Kemnath[173] weisen lassen“.[174]

Danach muss Königsegg wieder den Schweden in die Hände gefallen sein, denn im Dezember 1645 hoffte er auf seine baldige Entlassung aus schwedischer Gefangenschaft.[175]

Generalquartiermeister Pauer[176] meldete im Januar 1646 Hatzfeldt Königseggs Ankunft in Eger.[177] In diesem Januar hielt sich Donop in Gerolzhofen auf, wo er seinen Marschbefehl nach Eger bekam und wo er sich bei seinem Freund Königsegg über die schlechte Kriegsführung der Kaiserlichen beklagte.[178]

Von Eger aus unterrichtete Königsegg Hatzfeldt von der geplanten Weiterreise nach Würzburg.[179] Für den Februar 1646 hält Leopold fest: „Obwohl Mitterteich[180] aufs ärgste verwüstet [war], so hat doch das Königseckische Regiment zu Roß am selben Abend [14.2.; BW] noch das Quartier dort genommen. Weil sie aber im Quartier nichts gefunden, haben sie [es] sich viele Meilen Wegs [weit] eingeholt.

Weil nun beide Armeen etwas [zu] nahe beisammen [waren], hat sich die churbayerische gegen Bayreuth[181] gewendet und das Hauptquartier zu Creussen[182] genommen.

Den 16. Februar sind über 300 Reiter, meist vom Königseckischen Regiment, zu Thiersheim[183] eingefallen. Obwohl sich die Bürger und ihre Salva Guardi[a][184] zur Wehr gestellt und Feuer [ge]geben hatten, haben sie dennoch ihrer Gewalt nit widerstehen und sie nit aufhalten können. Nachdem der Richter einen gefährlichen Schuß [bekommen hatte] und der vornehmste Salvaguardist totgeschossen war, sind sie an etlichen Orten durch die Gärten eingebrochen, haben alles breitgemacht,[185] die Leute geschlagen, abgezogen und verjagt. Dann hat das Plündern so überhandgenommen, daß dann, wenn eine Partei sich beladen hatte und hinaus ist, die andere, weit größere, hineingezogen ist. Das hat nun Tag und Nacht solange gewährt als noch etwas vorhanden war. Vieh, Getreid[e], Bier, Kleidung, alles war hinweggeführt worden. Letz[t]lich sind auch noch die Fußvölker dorthin [ge]kommen. Die haben die Öfen eingeschlagen, die Fenster mitgenommen, auch alles Eisenwerk von den Türen und Truhen – wie Angeln, Bänder, Schlösser – abgeschlagen, die Gräber in der Kirche(n)[186] eröffnet und so gut türkisch[187] gehaust, daß sich kein Mensch mehr betreten lassen hat“.[188]

„Auch der Kapitänleutnant[189] Niclas Schwarzenberger,[190] der vor 2 Jahren das Winterquartier mit den Kroaten[191] bei uns gehabt, focht uns, wie ebenergestalt der Oberst Lubeditz,[192] an und forderte von uns 200 Taler, die wir ihm – seiner Meinung nach – von Rechts wegen schuldig (verblieben) wären, und die er nunmehro bezahlt haben, andernfalls er alles niederschießen und -hauen wolle, was er anträfe. Weil er nun mit uns diesmal wegen der starken Salva Guardia nichts anfangen konnte, hat er uns deswegen bei der Generalität im Hauptquartier verklagt. Daher sind wir in Schriften zur Verantwortung dahin begehrt worden.

Den 23. (dieses) mußte ich mich deswegen aufmachen und mit einer Konvoi nach Tirschenreuth[193] reiten. Als ich nach Mitterteich kam, wurde ich mit meiner Konvoi von dem Königseckl. Oberstleutnant angehalten. Mein Reiter wurde in das Stockhaus[194] gelegt, weil er vorhero von diesem Regiment entwichen war. Mich ließ er letz[t]lich passieren, weil ich General[s]paß hatte. Er gab mir auch einen anderen Reiter zur Konvoi mit. Zu Tirschenreuth habe ich mich bei der Generalität wegen der Anklag[e] des Kapitänleutnants im Namen eines e[hrbaren] Rates verantwortet. Später habe ich es auch noch schriftlich tun müssen. Daraufhin ist dann der Bescheid gefallen und mir schriftlich zugestellt worden, dem Kapitänleutnant nichts [weiter] zu geben. Dem Kläger wurde bei hoher Strafe geboten, uns von allen Sprüchen und Forderung[en] frei zu lassen. Wie er das hörte – er war aus Dalmatien und konnte nicht recht deutsch – , sagte er: ‚Ich, guter Soldat ! Dem Kaiser redlich gedient und mir nit will helfen. Aber Rabitz sind alle Rebellen ! Kontribuieren Erfurt[195] ! Schicken Tag und Nacht Boten zum Feind ! Verraten gut Kaiser Soldaten ! Man sollte alle an Galgen henken !’ Ich widersprach seinem fälschlichen Vergeben und habe mich erboten, Leib und Leben zu verfallen, wenn er uns nur das Geringste [nach]weisen würde; ausgenommen, daß es schon lange Zeit her ist, daß wir – zu unserem größten Schaden – nach Erfurt kontribuieren mußten. Ich bat, man wolle ihn zum Beweis anhalten, aber der Generalkommissar Zaharadesky [Zahrádecký, BW], der wohl merkte, daß der Kapitänleutnant aus Ungeduld gehandelt habe, wies uns beide ab. Es wurde auch weiter nichts getan“.[196]

Der Schmalkaldener[197] Chronist Johann Georg Pforr [1612 – 1687] berichtet: „Im monat Februario ist die Schwedische hauptarmee auß Böhmen zurückgangen und sich in Thüringen bis an walt zu recognosciren gangen, ist ihnen doch inhibirt[198] geweßen, in hießigen ambtsdörffern niemand zu beleidig[en od[er zu plündern, dargegen es die Keyßerlichen es desto schlimmer gemacht, wie folgen wird, indeme die Keyßerlichen gleichfalß aus Böhmen zurückkommen und sich oberhalb Coburg[199] logiret, von welcher armee der Obriste Königseck mitt 2 regiment reutter nach Ostheimb[200] geleget, welchem statt und ambt Schmalkalden, nebent andern orthen mehr, zum unterhaldt assignirt worden, derowegen ihme statt und ambt in 2 monaten 1200 thlr an contribution bezahlet.

Über dießes ist uff die alhier gelegene Königseckische salvaquard und uff die ab: und zureitende officirer an verpflegung und discretiongelder uber 400 thlr uffgewendet worden, worbey es nicht geplieben, sondern es hat noch darzu dießer ubel geplagte ortt in des Ertzhertzoch Leopoldi von Osterreich[201] küchen lieffern sollen 20 rinder und 100 schaff, worvor man 200 thlr bezahlet.

Item Vor 12 artollereypferd zu der Keyß: armee haben wir 500 thlr geben und geben müssen, item haben wir 900 hufeyßen und 11000 huffnegel, so uber 69 thlr gekostet, bey die armee schaffen und lieffern müssen, haben alßo abermalß uff die Keyßerliche völcker in 2 monat verwendet – 2360 thlr.

Unerachtet solcher geltpreßuren sint die Königseckische reutter teglich in hießige ambtsdörffer gefallen, darin daß viehe genommen und die armen baursleuht noch darzu ubel geschlagen, auch wol etliche gar zu todt gemartert, wie sie dan allein in der vogthey Herrnbreidung[en] uber 1500 thlr wehrt [an] rindvihe genom[m]en, doch haben sie jederzeit daß viehe wierumb zu lößen geben. Den 4. Maii [1646; BW] trieben die Keyß: 2 hert schaff gleich vor der statt wech. Und ob ihnen [woll] der außschuß nachgesetzet, ihnen die schaff wiederumb abzunehmen, haben sie doch nicht mehr außgericht, alß daß ein bürger, Frantz Meß, darüber todtgeschoßen worden und die schaff mit 160 thlr wiederumb lößen müßen, darvon fast alle junge lemmer zurückgeplieben, darbey sich die bürger zu Waßungen[202] wol befunden. Uber solchen rauberischen einfellen sint den 2. Maii 8 Keyß: reutter zum Wahleß[203] todtgeschoßen worden“.[204]

In der Mühlhausener[205] Chronistik heißt es: „D. 12. Mai ist des Obersten Freiherr von Königsecken von der kaiserlichen Generalität Assignation auf 15000 Rtlr. auf 3 Monate vom Erzherzoge Leopold und Kommissar Sarratesci[206] von Eisenach[207] anhero gekommen, darauf hat der Rat von den Senioren 200 Rtlr. bar und über 3 Wochen aber 200 Rt. einzuschicken geboten“.[208]

In diesem Mai meldete Landgraf Hermann von Hessen-Rotenburg[209] den Überfall Königseggs auf Eschwege[210] und ersuchte Hatzfeldt um eine lebende Salvaguarde.[211] Im Juli 1646 war Königseck im ansbachischen Mainbernheim[212] und unterrichtete Hatzfeldt von der Lage bei Elfeld[213] sowie von seinen Verhandlungen auf dem fränkischen Kreistag wegen der Verpflegung.[214]

Für den Januar 1647 hält Leopold fest: „Eodem [18.1.; BW] sind Reiter nach Pfaffe[n]reuth,[215] Manze[n]berg[216] und Lenge[n]feld[217] [ge]kommen. Nachts um(b) 9 Uhr schickt der Kölner[218] zu Lenge[n]feld herfür [und] läßt uns sagen, daß daselbst 120 Reiter lägen, die willens wären, [den] hiesigen Markt oder das Schloß zu Waldershof[219] anzufallen. Bei uns lag daher jedermann in Bereitschaft.

Den 19. Januar kamen früh 3 Reiter von denen, die zu Pfaffe[n]reuth losiert hatten, brachten einen Kranken, baten, wir sollten ihn einnehmen und bis zu seiner Gesundheit Unterhalt verschaffen. Weil sie vom Regiment des Oberst Königseck waren, haben wir den Kranken [her]eingekommen, ihn in die Unterstube(n) in Hans Keglers Haus vor dem Badtor getan und [ihm] seine Notdurft verschafft“.[220]

Für den Februar bzw. März 1647 schreibt Leopold in seiner „Hauschronik“: „Weil am 18. Februar das kaiserliche Hauptquartier samt der ganzen Armada aufgebrochen ist, um sich gegen Böheim(b) zu wenden, sind die hier eingeflohenen[221] Leute den 25., 26. und 27. dito wieder nach Hause gezogen. Es hat aber nit lange dauern wollen, indem uns im jüngst gesetzten Datum ein edler Rat der Stadt Eger in der Nacht durch einen eigenen Boten andeuten ließ, daß der kaiserliche Generalwachtmeister Graf Lacron[222] mit den nassauischen[223] und königseckischen Regimentern zu Roß im Egerkreis angelangt [wäre]. Sie würden samt der Garnirischen[224] Eskadron,[225] die bisher im Egerland gelegen habe, ihren nächsten Weg nach Franken nehmen, um daselbst ihre Winterquartiere zu beziehen.

Wir sollten daher die hierum(b)gelegenen Dorfschaften durch Boten warnen und zum Zeichen, daß Kriegsvolk vorhanden sei, unsere Dopppelhacken[226] auf dem Kirchturm losbrennen lassen. Daraufhin ist dann alles Volk wieder hereingeflohen“. […]

Um 1 Uhr [am 28.2.; BW] nachmittags kamen die Quartiermeister von diesen Völkern vor das Tor. Sie hatten Order von H[errn] Oberst Paradeiser[227] aus Eger, daß es die kaiserlichen Dienste jetzt nit anders leiden wollten und er unumgänglich wider seinen Willen befehlen müsse, daß wir dem kaiserlichen Generalwachtmeister,[228] Ihro Gräfl. Gnaden von Lacron,[229] ferner H[errn] Generalwachtmeister Günther,[230] dazu Graf Deuring[231] als auch H[errn] Oberstleutnant Cappell[232] vom königseckischen Regiment das Nachtquartier hier im Markt, ihren Völkern aber das Quartier außerhalb – in den Vorstädten – geben sollten. Als wir das bewilligt [hatten] und ans Austeilen der Quartiere gingen, wollten die Quartiermeister damit keineswegs zufrieden sein, sondern begehrten auch für die vollen Regimenter – samt Troß[233] und Bagage – die Quartiere im Ort, was wir gänzlich abgeschlagen haben. Wir erklärten uns [aber] bereit, dem H[errn] Grafen entgegenzugehen, um deswegen mit ihm zu reden. Sie wollten aber darauf nit antworten und einwilligen, sondern begehrten, wir sollten die Bilette[234] ausgeben, Quartier machen oder sie wollten es selbst(en) tun, wie sie es ja bereits begonnen hatten. Wir haben darwider protestiert und ihnen (auch) die schwere Verantwortung freigestellt. Als sie aber [mit dem Quartiermachen] fortfuhren, bin ich [zusammen] mit H[errn] Richter, dem Grafen entgegen[ge]gangen, in der Hoffnung, solches [doch noch] abzuwenden. Als wir auf den Anger hinauskamen, sind [dort] die Völker alle in Bataglia[235] gestanden, die Generalspersonen aber waren noch hinterstellig und in Eger beim Trunk geblieben. Dahero konnten wir nichts anderes richten, als daß sie uns für gefangene Leute annahmen und uns solange nit frei lassen wollten, bis wir ihnen vorher die Quartierung bewilligten. Wir (be)warfen uns auf die Order und sagten, daß wir nit darwider handeln dürften. Wir baten sie auch, sie sollten sich gedulden, bis der Graf herbeikäme. Es war aber alles vergebens, denn unser Kapitänleutnant [Uchatz von Abschütz; BW] hatte neben den Quartiermeistern zu viel Offiziere(r) und Reiter hereingelassen, die nit wieder hinauszubringen [waren]. Als sie daher die Quartiere nach ihrem (eigenen) Belieben gemacht hatten und damit fertig waren, machten sie die Tor[e] und Schranken auf und zogen alle – außer 2 Kompagnien, die zu(m) Dörflas[236] lagen – mit Heerpauken und Trompetenschall ein.

Als sie in die Häuser gekommen waren, fingen sie alsobald(en) nach ihrem Gefallen zu hausen an, schatzten die Bürger um Geld und plagten sie deswegen sehr. Geld sollten und mußten sie ihnen schaffen, das übrige, das sie sonst(en) in den Häusern fänden, wäre ohnedies von Rechts wegen ihnen. So machten diese Leut(e), die wir auf Befehl und Order als Freund(e) in den Markt und in die Vorstädt(e) [her]einnehmen sollten, unseren Leuten großen Jammer und [großes] Herzeleid. Um 9 Uhr nachts kamen dieGeneralspersonen. Wir brachten viel[e] Klagen vor. Es wurde auch alsobald(en) versprochen, alles abzuschaffen, was aber doch nur ein Spiegelfechten[237] war.

Es wurde mit großer Gewalt vorgegangen. Unsere Leute wurden die ganze Nacht über um(b) Geld und allerhand Sachen [angegangen] und hart geängstigt. Und obwohl wir am nötigsten der Hilfe bedurften, haben wir [dennoch] den Grafen Lacron, der das Kommando hatte, im Schlaf nit anschreien und beunruhigen dürfen.

Früh morgens – am 1. Martii also – hat der Graf auf unser Anschreien hin zwar den Aufbruch befördert und zu Pferd blasen lassen, doch sind bei diesem Lärm(en) noch viel[e] gute Leute in ihren Häusern spoliert,[238] ausgezogen und sehr übel tractiert worden. Man hat ihnen auch auf ihre Wagen und Pferd[e] Fleisch, Kälber, Hühner, Butter(n) und Fässer Bier und auf den Weg 8 bis zu 10 Meßlein Hafer(n) mitgeben müssen. H[err] B[ürgermeister] Christof Miedel ist bei dem Aufbruch so geängstigt worden, daß er oben, von seinem Erkerfenster herauß auf den Misthaufen gesprungen ist. Obwohl die Offiziere(r) die Reiter an etlich[en] Orten mit Prügeln und bloßem Degen abgewehrt haben, so konnten sie aber doch nit überall sein. [Vielfach] kamen sie auch zu spät.

Dieses ein[z]ige Nachtquartier hat sehr viel gekostet [und] hat auch mehr einer feindlichen Plünderung als einer Quartierung gleichgesehen. Wir haben dies alsobald(en) nach ihrem Abreisen sowohl H[errn] Oberst Paradeiser, als auch einem redlichen Magistrat berichtet und dabei auch – weil wir sie nit mehr verpflegen und besolden konnten – um(b) Abforderung unserer Salva Guardi[a] angehalten, worauf in der Nacht Schreiben an den Grafen kamen, worin sich die Stadt und der Kommandant wider unseren zugefügten Schaden hoch beschwerten. Wir haben sie (hi)nachgeschickt, haben aber den Schaden behalten müssen“.[239]

Im Juni 1647 hielt sich Königsegg in Graz[240] auf und beklagte den Verlust seines Eigentums in Schweinfurt, das der kaiserliche Obrist Hieronymus von Lodron bei der Kapitulation der Stadt zu rasch an Wrangel übergeben hatte, und äußerte Entlassungsabsichten.[241] In diesem Juni 1647 erwähnt der Chronist Leopold das Regiment zum letzten Mal: „Die vom Königseckischen Regiment aber, die vor einem Jahr ihr Quartier zu Mitterteich hatten, sind damals täglich bei uns aus- und eingeritten, und wenn sie etwas von uns haben wollten, haben sie alles mit barem Geld bezahlen müssen ! Auch hat man sie oftmals, wenn sie sich vollgesoffen und lose Händel angefangen hatten, [so]gar abgeschmiert und zum Tor hinausgestoßen; denn damals hatten wir Schutz und brauchten uns selbst vor etlichen Regimentern nit zu fürchten. Obwohl sie uns oft gedroht, sich das eine oder andere zu merken, so haben wir das doch niemals beachtet. Nachdem sie aber von jetzt an unter die schwedischen Völker geraten sind und ihnen die schwedische Obr[igkeit] auch ab und zu etwas übersah, haben sie bei solcher Veränderung leider Gelegenheit, ihren Mutwillen und ihre Tyrannei (obgedachtermaßen) bei uns sehen lassen“.[242]

Im Dezember 1648 hielt Königsegg sich in Siebitz[243] auf und verhandelte wegen des Abmarsches schwedischer Truppen.[244] Für seine weitere Tätigkeit finden sich entsprechende Dokumente im Hatzfeldt-Archiv.

Um weitere Hinweise unter Bernd.Warlich@gmx.de wird gebeten !

[1] Vgl. die Erwähnung bei KELLER; CATALANO, Diarien.

[2] Obrist: I. Regimentskommandeur oder Regimentschef mit legislativer und exekutiver Gewalt, „Bandenführer unter besonderem Rechtstitel“ (ROECK, Als wollt die Welt, S. 265), der für Bewaffnung und Bezahlung seiner Soldaten und deren Disziplin sorgte, mit oberster Rechtsprechung und Befehlsgewalt über Leben und Tod. Dieses Vertragsverhältnis mit dem obersten Kriegsherrn wurde nach dem Krieg durch die Verstaatlichung der Armee in ein Dienstverhältnis umgewandelt. Voraussetzungen für die Beförderung waren (zumindest in der kurbayerischen Armee) richtige Religionszugehörigkeit (oder die Konversion), Kompetenz (Anciennität und Leistung), finanzielle Mittel (die Aufstellung eines Fußregiments verschlang 1631 in der Anlaufphase ca. 135.000 fl.) und Herkunft bzw. verwandtschaftliche Beziehungen (Protektion). Der Obrist ernannte die Offiziere. Als Chef eines Regiments übte er nicht nur das Straf- und Begnadigungsrecht über seine Regimentsangehörigen aus, sondern er war auch Inhaber einer besonderen Leibkompanie, die ein Kapitänleutnant als sein Stellvertreter führte. Ein Obrist erhielt in der Regel einen Monatssold von 500-800 fl. je nach Truppengattung. Daneben bezog er Einkünfte aus der Vergabe von Offiziersstellen. Weitere Einnahmen kamen aus der Ausstellung von Heiratsbewilligungen, aus Ranzionsgeldern – 1/10 davon dürfte er als Kommandeur erhalten haben – , Verpflegungsgeldern, Kontributionen, Ausstellung von Salvagardia-Briefen – die er auch in gedruckter Form gegen entsprechende Gebühr ausstellen ließ – und auch aus den Summen, die dem jeweiligen Regiment für Instandhaltung und Beschaffung von Waffen, Bekleidung und Werbegeldern ausgezahlt wurden. Da der Sold teilweise über die Kommandeure ausbezahlt werden sollten, behielten diese einen Teil für sich selbst oder führten „Blinde“ oder Stellen auf, die aber nicht besetzt waren. Auch ersetzten sie zum Teil den gelieferten Sold durch eine schlechtere Münze. Zudem wurde der Sold unter dem Vorwand, Ausrüstung beschaffen zu müssen, gekürzt oder die Kontribution unterschlagen. Vgl. RUDOLF VON BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, S. 277: „Wir burger mußen alle wochen unse contribution zahlen, die obristen nehmmens geldt zu sich, und die gemeinen soldaten mußen hunger leyden“. Der Austausch altgedienter Soldaten durch neugeworbene diente dazu, ausstehende Soldansprüche in die eigene Tasche zu stecken. Zu diesen „Einkünften“ kamen noch die üblichen „Verehrungen“, die mit dem Rang stiegen und nicht anderes als eine Form von Erpressung darstellten, und die Zuwendungen für abgeführte oder nicht eingelegte Regimenter („Handsalben“) und nicht in Anspruch genommene Musterplätze; abzüglich allerdings der monatlichen „schwarzen“ Abgabe, die jeder Regimentskommandeur unter der Hand an den Generalleutnant oder Feldmarschall abzuführen hatte; Praktiken, die die obersten Kriegsherrn durchschauten. Zudem erbte er den Nachlass eines ohne Erben und Testament verstorbenen Offiziers. Häufig stellte der Obrist das Regiment in Klientelbeziehung zu seinem Oberkommandierenden auf, der seinerseits für diese Aufstellung vom Kriegsherrn das Patent erhalten hatte. Der Obrist war der militärische ‚Unternehmer‘, die eigentlich militärischen Dienste wurden vom Major geführt. Das einträgliche Amt – auch wenn er manchmal „Gläubiger“-Obrist seines Kriegsherrn wurde – führte dazu, dass begüterte Obristen mehrere Regimenter zu errichten versuchten (so verfügte Werth zeitweise sogar über 3 Regimenter), was Maximilian I. von Bayern nur selten zuließ oder die Investition eigener Geldmittel von seiner Genehmigung abhängig machte. Im April 1634 erging die kaiserliche Verfügung, dass kein Obrist mehr als ein Regiment innehaben dürfe; ALLMAYER-BECK; LESSING, Kaiserliche Kriegsvölker, S. 72. Die Möglichkeiten des Obristenamts führten des Öfteren zu Misshelligkeiten und offenkundigen Spannungen zwischen den Obristen, ihren karrierewilligen Obristleutnanten (die z. T. für minderjährige Regimentsinhaber das Kommando führten; KELLER, Drangsale, S.388) und den intertenierten Obristen, die auf Zeit in Wartegeld gehalten wurden und auf ein neues Kommando warteten. Zumindest im schwedischen Armeekorps war die Nobilitierung mit dem Aufstieg zum Obristen sicher. Zur finanziell bedrängten Situation mancher Obristen vgl. dagegen OMPTEDA, Die von Cronberg, S. 555. Da der Obrist auch militärischer Unternehmer war, war ein Wechsel in die besser bezahlten Dienste des Kaisers oder des Gegners relativ häufig. Der Regimentsinhaber besaß meist noch eine eigene Kompanie, so dass er Obrist und Hauptmann war. Auf der Hauptmannsstelle ließ er sich durch einen anderen Offizier vertreten. Ein Teil des Hauptmannssoldes floss in seine eigenen Taschen. Ertragreich waren auch Spekulationen mit Grundbesitz oder der Handel mit (gestohlenem) Wein (vgl. BENTELE, Protokolle, S. 195), Holz, Fleisch oder Getreide. II. Manchmal meint die Bezeichnung „Obrist“ in den Zeugnissen nicht den faktischen militärischen Rang, sondern wird als Synonym für „Befehlshaber“ verwandt. Vgl. KAPSER, Heeresorganisation, S. 101ff.; REDLICH, German military enterpriser; DAMBOER, Krise; WINKELBAUER, Österreichische Geschichte Bd. 1, S. 413ff.

[3] Generaladjutant: Der Generaladjutant war ein dem Stab des Regiments bzw. dem Generalquartiermeister oder dem Feldmarschall zugeordneter Adjutant und für die mündliche Befehlsübermittlung zuständig.

[4] Melchior Reichsgraf Hatzfeldt v. Gleichen [20.10.1593 Crottorf-9.11.1658 Schloss Powitzko bei Trachenberg/Schlesien], kaiserlicher Feldmarschall.

[5] Wipperfürth [Rhein.-Berg.-Kr.]; HHSD III, S. 789ff.

[6] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 121.

[7] Georg Herzog v. Braunschweig-Lüneburg [17.2.1582 Celle -2.4.1641 Hildesheim], kaiserlicher Obrist, 1631 schwedischer General.

[8] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 34.

[9] Wolfenbüttel [LK Wolfenbüttel]; HHSD II, S. 503ff.

[10] Dömitz [LK Ludwigslust-Parchim]; HHSD XII, S. 21ff.

[11] Georg Wilhelm Kurfürst v. Brandenburg [13.11.1595 Kölln-1.12.1640 Königsberg].

[12] Niedersächsischer Reichskreis: Der seit 1512 existierende Niedersächsische Reichskreis wurde seit 1522 von den Erzbischöfen von Magdeburg und dem Herzog von Braunschweig-Lüneburg geführt. Seine wichtigsten Mitglieder waren Erzstift Magdeburg, Erzstift Bremen, Lüneburg, Grubenhagen, Calenberg-Göttingen, Wolfenbüttel, Hochstift Halberstadt mit der Grafschaft Regenstein, Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Güstrow, Hochstift Schwerin, Holstein-Glückstadt, Holstein-Gottorp, Grafschaft Rantzau, Hochstift Hildesheim sowie die Reichsstädte Bremen, Goslar, Hamburg, Lübeck, Mühlhausen und Nordhausen. Vgl. Reichskreis.

[13] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 121; Demmin; HHSD XII, S. 175ff.

[14] Vlotho; HHSD III, S. 738f. 17.10.1638: Pfälzisch-schwedische Truppen unter Ruprecht von der Pfalz und James King of Birness and Dudwick werden von den Kaiserlichen unter Melchior von Hatzfeldt geschlagen. Ruprecht von der Pfalz gerät in Gefangenschaft.

[15] Warendorf [LK Warendorf]; HHSD III, S. 754ff.

[16] Rupert Pfalzgraf v. der Pfalz [17./27.12.1619 Prag-29.11.1682 London] Vgl. REBITSCH, Rupert.

[17] Thomas [v.] Ferenz [Ferentz, Ferens, Verentz, Verens] [1594-1647], mansfeldischer, kurpfälzischer Generalleutnant.

[18] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 121.

[19] Hermann Graf v. Hatzfeldt [Holtzfelt] [12.7.1603-23.10.1673], kaiserlicher Obrist.

[20] Bamberg; HHSD VII, S. 66ff.

[21] Köln; HHSD III, S. 403ff.

[22] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 604; Dortmund; HHSD III, S. 166ff.

[23] General(kriegs)kommissar: Der General(kriegs)kommissar war das oberste Aufsichts- und Kontrollorgan für das gesamte Kriegswesen, Bevollmächtigter des Kriegsherrn zur Eintreibung von Kriegssteuern (Kontributionen) und zur Kontrolle der Kriegskommissare. Als Quartierkommissarius legte er darüber hinaus die Einquartierungen der Soldaten fest. (Der Quartiermeister bzw. Fourier sorgte dann für deren praktische Umsetzung). Der Generalkommissar, der entweder erfahrener Heeresverwaltungsbeamter oder selbst Obrist war, war der Dienstvorgesetzte aller dieser Kommissare, der wiederum seinen Anteil bei seinen untergebenen Kommissaren einforderte. Zudem waren die oft korrupten Generalkriegskommissare verpflichtet, alle Vorkommnisse im Feld und in der Garnison an den obersten Kriegsherrn einzuberichten, weshalb sie nicht zu Unrecht als die „Augen und Ohren“ etwa Maximilians I. bei der Truppe bezeichnet wurden. Sie besuchten bzw. kontrollierten die vom Hauptquartier entfernt operierenden oder liegenden Regimenter. Bei der Truppe waren sie aufgrund ihrer umfangreichen Kontrollfunktionen im Allgemeinen verhasst. Zudem hatten sie die Weisung, die Kosten der Kriegs- und Truppenfinanzierung zu senken und Reduktionen durchzuführen, was zu ständigen, teilweise handfesten Konflikten mit den Obristen als Kriegsunternehmern führen mussten, da die Generalkriegskommissare auch für den Transport und die Auszahlung des Soldes zuständig waren. Bei besonders unruhigen Truppenteilen waren sie auch für die Ausgabe der Munition zuständig. Der Generalkriegskommissar hatte zudem die Aufgabe, in den besetzten Gebieten nach lohnender Beutekunst (Altäre, Gemälde, Bücher etc.) Ausschau zu halten und gemäß seinen Weisungen zu beschlagnahmen. Der Generalkriegskommissar trat als Militärsachverständiger bei Liga-, Kurfürsten- und Reichstagen auf und war bei Friedensverhandlungen (z. B. beim Abschluss des Lübecker Friedens 1629) und Gesandtschaften beteiligt. Zum Teil kam er durch seine vielfältigen Aufgaben, Einnahmen (Sold etwa 5000 fl., Anteil an Kontributionen ca. 1800 fl. pro Jahr ohne diverse andere Einnahmen) und Belohnungen zu einem beträchtlichen Vermögen. Der Anteil der Kontributionsgelder an den Einkünften der Generalkriegskommissare und Kriegskommissare betrug bis zu 30 %. So erhielt z. B. der kurbayerische Kriegskommissar Christoph von Ruepp vom 18.1.1621 bis 30.4.1633 95.341 fl., davon 30.347 fl. Kontributionsgelder. DAMBOER, Krise, S. 51. Da die Generalkriegskommissare den Schriftverkehr mit der Kriegskanzlei bzw. dem obersten Kriegsherrn führten, gaben sie oft anders lautende, kritische oder auch gefälschte Berichte weiter.

[24] Arnold Freiherr v. Böhmer [ -ca. 1645], kaiserlicher Generalkriegskommissar.

[25] Lübbecke [LK Lübbecke]; HHSD III, S. 481f.

[26] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 327.

[27] Vgl. HENGERER, Kaiser Ferdinand III.; HÖBELT, Ferdinand III.

[28] Matthias [Matteo] [di] Gallas [Galas, Galasso], Graf v. Campo, Herzog v. Lucera] [17.10.1588 Trient-25.4.1647 Wien], kaiserlicher Generalleutnant. Vgl. REBITSCH, Matthias Gallas; KILIÁN, Johann Matthias Gallas.

[29] Halberstadt [LK Harz]; HHSD XI, S. 169ff.

[30] Johan Banér [Bannier, Panier, Panner] [23.6./3.7.1596 Djursholm-20.5.1641 Halberstadt], schwedischer Feldmarschall.

[31] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.

[32] Regiment: Größte Einheit im Heer: Für die Aufstellung eines Regiments waren allein für Werbegelder, Laufgelder, den ersten Sold und die Ausrüstung 1631 bereits ca. 135.000 fl. notwendig. Zum Teil wurden die Kosten dadurch aufgebracht, dass der Obrist Verträge mit Hauptleuten abschloss, die ihrerseits unter Androhung einer Geldstrafe eine bestimmte Anzahl von Söldnern aufbringen mussten. Die Hauptleute warben daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. Wegen der z. T. immensen Aufstellungskosten kam es vor, dass Obristen die Teilnahme an den Kämpfen mitten in der Schlacht verweigerten, um ihr Regiment nicht aufs Spiel zu setzen. Der jährliche Unterhalt eines Fußregiments von 3000 Mann Soll-Stärke wurde mit 400- 450.000 fl., eines Reiterregiments von 1200 Mann mit 260.-300.000 fl. angesetzt. Zu den Soldaufwendungen für die bayerischen Regimenter vgl. GOETZ, Kriegskosten Bayerns, 120ff.; KAPSER, Kriegsorganisation, S. 277ff. Ein Regiment zu Fuß umfasste de facto bei den Kaiserlichen zwischen 650 und 1.100, ein Regiment zu Pferd zwischen 320 und 440, bei den Schweden ein Regiment zu Fuß zwischen 480 und 1.000 ((offiziell 1.200 Mann), zu Pferd zwischen 400 und 580 Mann, bei den Bayerischen 1 Regiment zu Fuß zwischen 1.250 und 2.350, 1 Regiment zu Roß zwischen 460 und 875 Mann. Das Regiment wurde vom Obristen aufgestellt, von dem Vorgänger übernommen und oft vom seinem Obrist-Lieutenant geführt. Über die Ist-Stärke eines Regiments lassen sich selten genaue Angaben finden. Das kurbrandenburgische Regiment Carl Joachim von Karberg [Kerberg] sollte 1638 sollte auf 600 Mann gebracht werden, es kam aber nie auf 200. Karberg wurde der Prozess gemacht, er wurde verhaftet und kassiert; OELSNITZ, Geschichte, S. 64. Als 1644 der kaiserliche Generalwachtmeister Johann Wilhelm von Hunolstein die Stärke der in Böhmen stehenden Regimenter feststellen sollte, zählte er 3.950 Mann, die Obristen hatten 6.685 Mann angegeben. REBITSCH, Gallas, S. 211; BOCKHORST, Westfälische Adlige.

[33] Holzminden [LK Holzminden]; HHSD II, S. 240f.

[34] Höxter [LK Höxter]; HHSD III, S. 346ff. Bei OLZHEIMB, Leiden, S. 90, steht der lapidare Satz: „In nachfolgenden beeden Jharen als 1638 und 1639 ist nichts denkwürdiges vorgangen“.

[35] Witzenhausen [Werra-Meißner-Kr.]; HHSD IV, S. 478f.

[36] Minden [LK Minden-Lübbecke]; HHSD III, S. 517ff.

[37] Nienburg/Weser [LK Nienburg/Weser]; HHSD II, S. 346f.

[38] Ottavio Fürst Piccolomini-Pieri d’Aragona, Herzog v. Amalfi [11.11.1599 Florenz-11. 8.1656 Wien], kaiserlicher Feldmarschall. Vgl. BARKER, Piccolomini. Eine befriedigende Biographie existiert trotz des reichhaltigen Archivmaterials bis heute nicht. Hingewiesen sei auf die Arbeiten von ELSTER (=> Literaturregister).

[39] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 753.

[40] Korbach [LK Waldeck-Frankenberg]; HHSD IV, S. 275ff.

[41] Lich [LK Gießen]; HHSD IV, S. 288ff.

[42] Georg II. Landgraf v. Hessen-Darmstadt [17.3.1605 Darmstadt-11.6.1661 Darmstadt]; „Hessen-Darmstadt, Georg II. Landgraf von“, in: Hessische Biografie <http://www.lagis-hessen.de/pnd/118884352> (Stand: 8.3.2012). Vgl. DIEHL, Georg II.; BECK, Die Neutralitätspolitik Landgraf Georgs II.; WACHENDORFER, Möglichkeiten und Grenzen.

[43] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 63.

[44] Kornelimünster [LK Aachen]; HHSD III, S. 426f.

[45] Obristleutnant: Der Obristleutnant war der Stellvertreter des Obristen, der dessen Kompetenzen auch bei dessen häufiger, von den Kriegsherrn immer wieder kritisierten Abwesenheit – bedingt durch Minderjährigkeit, Krankheit, Badekuren, persönliche Geschäfte, Wallfahrten oder Aufenthalt in der nächsten Stadt, vor allem bei Ausbruch von Lagerseuchen – besaß. Meist trat der Obristleutnant als militärischer Subunternehmer auf, der dem Obristen Soldaten und die dazu gehörigen Offiziere zur Verfügung stellte. Verlangt waren in der Regel, dass er die nötige Autorität, aber auch Härte gegenüber den Regimentsoffizieren und Soldaten bewies und für die Verteilung des Soldes sorgte, falls dieser eintraf. Auch die Ergänzung des Regiments und die Anwerbung von Fachleuten oblagen ihm. Zu den weiteren Aufgaben gehörten Exerzieren, Bekleidungsbeschaffung, Garnisons- und Logieraufsicht, Überwachung der Marschordnung, Verproviantierung etc. Der Profos hatte die Aufgabe, hereingebrachte Lebensmittel dem Obristleutnant zu bringen, der die Preise für die Marketender festlegte. Um all diese Aufgaben bewältigen zu können, waren umfangreiche Kenntnisse und Erfahrungen notwendig. Nicht selten lag die eigentliche Führung des Regiments in der Verantwortung eines fähigen Obristleutnants, der im Monat je nach Truppengattung zwischen 120 und 150 fl. bezog. Voraussetzung war allerdings in der bayerischen Armee die richtige Religionszugehörigkeit. Maximilian hatte Tilly den Ersatz der unkatholischen Offiziere befohlen; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Dreißigjähriger Krieg Akten 236, fol. 39′ (Ausfertigung): Maximilian I. an Tilly, München, 1629 XI 04: … „wann man dergleich officiren nit in allen fällen, wie es die unuorsehen notdurfft erfordert, gebrauchen khan und darff: alß werdet ihr euch angelegen sein lassen, wie die uncatholischen officiri, sowol undere diesem alß anderen regimentern nach unnd nach sovil muglich abgeschoben unnd ihre stellen mit catholischen qualificirten subiectis ersezt werden konnde“. Von Piccolomini stammt angeblich der Ausspruch (1642): „Ein teutscher tauge für mehrers nicht alß die Oberstleutnantstell“. HÖBELT, „Wallsteinisch spielen“, S. 285.

[46] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 97.

[47] Erik Klarson Slang [Slange, Schlange, Schlang, Schleng] [1600-2.11.1642 Breitenfeld], schwedischer Generalmajor.

[48] Wunstorf [LK Region Hannover]; HHSD II, S. 513ff.

[49] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 150.

[50] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 288.

[51] Lilienfeld [BH Lilienfeld]; HHSÖ I, S. 385ff.

[52] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 307.

[53] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 121.

[54] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. N 152.

[55] Kompanie: Eine Kompanie zu Fuß (kaiserlich, bayerisch und schwedisch) umfasste von der Soll-Stärke her 100 Mann, ihre Ist-Stärke lag jedoch bei etwa 70 Mann, eine Kompanie zu Pferd bei den Bayerischen 200 Mann, den Kaiserlichen 60 Mann, den Schwedischen 80 Mann. Geführt wurde die Fußkompanie von einem Hauptmann, die berittene Kompanie von einem Rittmeister. Vgl. auch „Kornet“, „Fähnlein“, „Leibkompanie“.

[56] Regiment: Größte Einheit im Heer: Für die Aufstellung eines Regiments waren allein für Werbegelder, Laufgelder, den ersten Sold und die Ausrüstung 1631 bereits ca. 135.000 fl. notwendig. Zum Teil wurden die Kosten dadurch aufgebracht, dass der Obrist Verträge mit Hauptleuten abschloss, die ihrerseits unter Androhung einer Geldstrafe eine bestimmte Anzahl von Söldnern aufbringen mussten. Die Hauptleute warben daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. Wegen der z. T. immensen Aufstellungskosten kam es vor, dass Obristen die Teilnahme an den Kämpfen mitten in der Schlacht verweigerten, um ihr Regiment nicht aufs Spiel zu setzen. Der jährliche Unterhalt eines Fußregiments von 3.000 Mann Soll-Stärke wurde mit 400- 450.000 fl., eines Reiterregiments von 1.200 Mann mit 260.-300.000 fl. angesetzt. Zu den Soldaufwendungen für die bayerischen Regimenter vgl. GOETZ, Kriegskosten Bayerns, S. 120ff.; KAPSER, Kriegsorganisation, S. 277ff. Ein Regiment zu Fuß umfasste de facto bei den Kaiserlichen zwischen 650 und 1.100, ein Regiment zu Pferd zwischen 320 und 440, bei den Schweden ein Regiment zu Fuß zwischen 480 und 1.000 (offiziell 1.200 Mann), zu Pferd zwischen 400 und 580 Mann, bei den Bayerischen 1 Regiment zu Fuß zwischen 1.250 und 2.350, 1 Regiment zu Roß zwischen 460 und 875 Mann. Das Regiment wurde vom Obristen aufgestellt, von dem Vorgänger übernommen und oft vom seinem Obristleutnant geführt. Über die Ist-Stärke eines Regiments lassen sich selten genaue Angaben finden. Das kurbrandenburgische Regiment Carl Joachim v. Karberg [Kerberg] sollte 1638 sollte auf 600 Mann gebracht werden, es kam aber nie auf 200. Karberg wurde der Prozess gemacht, er wurde verhaftet und kassiert; OELSNITZ, Geschichte, S. 64. Als 1644 der kaiserliche Generalwachtmeister Johann Wilhelm v. Hunolstein die Stärke der in Böhmen stehenden Regimenter feststellen sollte, zählte er 3.950 Mann, die Obristen hatten 6.685 Mann angegeben. REBITSCH, Gallas, S. 211; BOCKHORST, Westfälische Adlige.

[57] Rittmeister: (Capitaine de Cavallerie). Oberbefehlshaber eines Kornets (später Esquadron) der Kavallerie. Sein Rang entspricht dem eines Hauptmannes der Infanterie (vgl. Hauptmann). Wie dieser war er verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Leutnant, übernommen. Bei den kaiserlichen Truppen standen unter ihm Leutnant, Kornett, Wachtmeister, 2 oder 3 Korporale, 1 Fourier oder Quartiermeister, 1 Musterschreiber, 1 Feldscherer, 2 Trompeter, 1 Schmied, 1 Plattner. Bei den schwedischen Truppen fehlten dagegen Sattler und Plattner, bei den Nationalschweden gab es statt Sattler und Plattner 1 Feldkaplan und 1 Profos, was zeigt, dass man sich um das Seelenheil als auch die Marsch- und Lagerdisziplin zu kümmern gedachte. Zudem wurde der Rittmeister, der in einer Kompanie Kürassiere 150 fl. Monatssold beanspruchte,  bei seiner Bestallung in der Regel durch den Obristen mit Werbe- und Laufgeld zur Errichtung neuer Kompanien ausgestattet. Junge Adlige traten oft als Rittmeister in die Armee ein.

[58] N Braun [ – ]; kaiserlicher Hauptmann.

[59] HOCK, Kitzingen, S. 123f.

[60] N Wolbaum [ – ], kaiserlicher Obristleutnant.

[61] Schweinfurt; HHSD VII, S. 686ff.

[62] MÜHLICH; HAHN, Chronik 3. Teil, S. 564f.

[63] Kitzingen; HHSD VII, S. 357ff.

[64] Schlacht bei Tuttlingen am 24.11.1643: Die kaiserlich-kurbayerischen Truppen unter den Feldmarschällen Melchior von Hatzfeldt, Franz von Mercy und Johann von Werth besiegen die französisch-weimarische Armee unter Generalleutnant Josias von Rantzau, der in Gefangenschaft gerät.

[65] HOCK, Kitzingen, S. 122, 147.

[66] Hieronymus Graf Lodron [Ladron, Latron, Latroe, Fladeron, Catron] [ – ], kaiserlicher Obrist.

[67] Robert v. Crichton [Grichton, Krichton, Krüchten, Kröcher, Krecher, Krescher, Kriegen] [ – ], kaiserlicher Obrist.

[68] Schotten: Von 1626-1632 dienten 25.000 Schotten unter Christian IV. u. Gustav Adolf, was etwa 10 % der Gesamtbevölkerung Schottlands entsprach; PARKER, Military Revolution, S. 200, Anm.17. 1630 hatte Gustav Adolf 13 Schottenregimentern mit fast 1.000 Offizieren unter seinem Kommando; MINHA, Walter Graf Leslie, S. 139, Anm. 23: Damit „wurde das Schwedenheer zur großen Kriegsschule des anglo-schottischen Adels für den späteren Machtkampf zwischen König und Parlament in der Heimat“. Zur Motivation schottischer Söldner MAHR, Oberst Robert Monro, S. 54: „Hier ist auch zu sehen, dass der Baron von Foulis edlen Andenkens es nicht für eine Beeinträchtigung seines Ansehens hielt, zuerst meinem Lord Reay und seinem Regiment als Freiwilliger zu folgen, bis er einige Gefechte gesehen und einige Erfahrung gesammelt hatte. Dann begann er mit einer Kompanie und wurde zuletzt mit Ansehen Obrist eines Regiments zu Fuß und zu Pferd. So ermunterte er andere seines Namens und seiner Verwandtschaft, seinem Beispiel zu folgen und ehrenvoll im Ausland zu leben, anstatt ihren Freunden zu Hause, wie es viele tun, zur Last zu fallen. Dabei müssen sie, wie wir in Schottland sagen, für einen halben Laib Brot springen, während andere aufgrund ihrer Tapferkeit nobel im Ausland leben, sich Diener leisten können und von silbernen Tellern speisen“. In erster Linie heranziehen ist die große Datenbank von Steve MURDOCH, SSNE; dort auch jeweils die neueste Literatur, bzw. dessen Veröffentlichungen => Literaturregister. Bei der Zusammensetzung der schwedischen Armee Gustavs II. Adolf bis Ende 1632 werden folgende Zahlen angenommen: Schweden 8.000 (5, 5 %), Finnen 3.000 (2, 0 %), Deutsche Söldner: Alte Regimenter (vor Juli 1630 aufgestellt) 15.000 (10, 5 %) Neue Regimenter 65.000 (44, 5 %) Britische Söldner 7.000 (5, 0 %) Verbündete: Sachsen 17.000 (11, 5 %) Brandenburg 6.000 (4, 0 %) Hessen-Kassel 6.000 (4, 0 %) Mecklenburg 4.000 (2, 5 %) Stadtmilizen ca. 15.000 (10, 5 %) Gesamtzahl 146.000. Von diesen ca. 150.000 Mann war etwa die Hälfte im Garnisonsdienst eingesetzt, der Rest war auf die verschiedenen Armeekorps aufgeteilt, deren Größe zwischen 3.000 und 20.000 Mann lag. Im Falle einer möglichen Schlacht wurden diese dann vorübergehend zusammengezogen. Angaben nach BRZEZINSKI; HOOK, Armee, S. 69; ENGERISSER, Von Kronach. Je nach Kriegslage schieden nach Gustav II. Adolfs Tod Verbündete wieder aus, der Anteil der Deutschen unter schwedischer Fahne stieg jedoch weiter an. Vgl. MILLER, Swords for hire.

[69] Haßfurt [LK Haßberge]; HHSD VII, S. 273f.

[70] Johann Philipp v. Schönborn [6.8.1605 Laubuseschbach-12.2.1673 Würzburg], Erzbischof v. Mainz, Fürstbischof v. Würzburg. Vgl. WILD, Johann Philipp von Schönborn.

[71] Sennfeld [LK Schweinfurt]. Vgl. WEBER, Geschichte der fränkischen Reichsdörfer Gochsheim und Sennfeld.

[72] Knecht, gemeiner: dienstgradloser einfacher Soldat. Er hatte 1630 monatlich Anspruch auf 6 fl. 40 kr. Ein Bauernknecht im bayerischen Raum wurde mit etwa 12 fl. pro Jahr (bei Arbeitskräftemangel, etwa 1645, wurden auch 18 bis 24 fl. verlangt) entlohnt. Doch schon 1625 wurde festgehalten; NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 92: „Ihme folgete der obrist Blanckhardt, welcher mit seinem gantzen regiment von 3000 fueßknechte sechß wochen lang still gelegen, da dann die stath demselben reichlich besolden muste, wovon aber der gemeine knecht nicht einen pfennig bekommen hatt“. In einem Bericht des Obristleutnants des Regiments Kaspar von Hohenems (25.8.1632) heißt es; SCHENNACH, Tiroler Landesverteidigung, S. 336: „daß sie knecht gleichsam gannz nackhent und ploß auf die wachten ziehen und mit dem schlechten commißbroth vorlieb nemmen müessen, und sonderlichen bey dieser kelte, so dieser orten erscheint, da mich, als ich an ainem morgen die wachten und posti visitiert, in meinem mantl und guetem klaidt gefrorn hat, geschweigen die armen knecht, so übel beklaidt, die ganze nacht auf den wachten verpleiben müessen. So haben sie auch gar kain gelt, das sie nur ain warme suppen kauffen khönnen, müessen also, wegen mangl der klaider und gelt, mit gwalt verschmachten und erkhranken, es sollte ainen harten stain erbarmen, daß die Graf hohenembsische Regiment gleich von anfang und biß dato so übel, und gleichsam die armen knecht erger alß die hundt gehalten werden. Es were gleich so guet, man käme und thete die armen knecht […] mit messern die gurgel abschneiden, alß das man sie also lenger abmatten und gleichsam minder als einen hundt achten thuett“. Gallas selbst schrieb am 25.1.1638 dem Kaiser; ELLERBACH; SCHERLEN, Der Dreißigjährige Krieg Bd. 3, S. 222: „Mochte wohl den Stein der erd erbarmen zuzuschauen, wie die arme knecht kein kleid am leib, keine schuh am fuße, die reiter keine stiefel oder sattel haben, auch den mehrerteil sich freuen, wenn sie nur die notdurft an eichelbrot bekommen können“. => Verpflegung.

[73] Hure: Eine Infamie mit der schandbarsten Wirkung überhaupt, da die Betreffende als außerhalb der ehrbaren christlichen Gesellschaft stehend diffamiert wurde. Vgl. DANCKERT, Unehrliche Leute, S. 146ff. Vgl. die Darstellung des Marktbreiter Pfarrers Ammon (15.8.1633): „15. Aug., da ist der deutschen Amman Tochter öffentlich zur Huren gemacht und mit Steinen ausgeworfen zu Obernbreit und hierdurch, mit Weiden gepeitschet, ins Wasser gesprenget und ist ganz nakkend in der Bulleiten zum ärgerlichen Spectacul, unwissend der Geistlichen, gesessen“. DANCKERT, Unehrliche Leute, S. 146ff.

Vgl.  die Chronik des Johann Philipp Mohr; WAAS, Chroniken, S. 246: „Haben meine Herrn durch Kaspar Drappen und dem Herrn Schultheißen seine Richter [Gerichtsbüttel] Lorenz Doppels, Apodeckers seine Wittib, aus der Stadt geboten Hurerei halben, und auch hat sie die Franzosen [Syphilis] gehabt. Item Meister Eckhardt, Neilschmitt [Nagelschmied], hat man aus der Stadt getrieben Hurerei halben. Item einer Wittfrau (des Weißbender, der Pfördner am äußersten Mainzer Thor war, der bei Petterweil ist erschlagen worden), daß sie Hurerei mit Soldaten getrieben hat, ist ihr der Stadt verwiesen woerden“. „Staupbesenhure“ (1766) vereinigte gleich zwei Diffamien in sich; TITZ-MATUSZAK, Starke Weibs-Personen, S. 19. Vgl. die Beschwerden der Stadt Konstanz (1633) über die kaiserliche Garnison; BEYERLE, Konstanz, S. 28: „Das unnütze Gesindel der Huren und Buben wird nit abgeschafft, sondern bei täglicher Annehmung neuer Soldaten, so mit vielen Weibern und Kindern behängt sind, wird der Burger genötigt, neben den einquartierten Soldaten auch diese zu verköstigen, wie dann von solchen verarmten Untertanen mit ihren Weib und Kindern zu allhiesiger Stadt samt ihren gesamten Haushaben großer Zulauf ist, so dass sich zur Zeit uf die 350 Personen an Soldatenweibern und Kindern salvo honore Huren und Buben unter allhiesiger Garnison aufhalten“. Der Hurenwebel führte die Aufsicht über die zahlreichen Prostituierten des Trosses, die sich in 4 Klassen einteilen lassen: „Mätressen“, „Concubinen“, „Metzen“ und „Huren“. Teilweise wurden Bürger, die sich als „Hurenführer“ betätigten, mit Ruten ausgestrichen. SCHORER, Memminger Chronick, S. 135 (März 1629). Die in den Städten zurückgebliebenen Prostituierten wurden zumeist vom Rat aus der Stadt geschafft; MÜHLICH; HAHN, Chronik 3. Bd., S. 543.

[74] Trompeter: Eigener gut bezahlter, aber auch risikoreicher Berufsstand innerhalb des Militärs und bei Hof mit wichtigen Aufgaben, z. B. Verhandlungen mit belagerten Städten, Überbringung wichtiger Schriftstücke etc., beim Militär mit Aufstiegsmöglichkeit in die unteren Offiziersränge.

[75] Vgl. HENGERER, Kaiser Ferdinand III.; HÖBELT, Ferdinand III.

[76] Dr. jur. utr. Johann Höfel [7.5.1600 getauft-8.12.1683] Vgl. http://www.sw.om-mohr.de/ratsh/hoefeldrj.htm.

[77] Martin Geißler [1590-1.5.1660] Vgl. http://www.sw.om-mohr.de/ratsh/geisslerm.htm.

[78] Johann Zimmermann [ -11.5.1659 beerdigt]. Vgl. http://www.sw.om-mohr.de/ratsh/zimmermannj.htm.

[79] Hauptmann: Der Hauptmann (schwed. Kapten) war ein vom Obristen eingesetzter Oberbefehlshaber eines Fähnleins der Infanterie, das er meist unter Androhung einer Geldstrafe auf eigene Kosten geworben und ausgerüstet hatte. Ein halbes Jahr Militärdienst galt als ausreichend für die Übernahme einer Hauptmannsstelle. Der Hauptmann warb daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. In der Kompanie-Stärke wurden sogenannte „Passevolants“ mitgerechnet, nichtexistente Söldner, deren Sold ihm zustand, wenn er Deserteure und verstorbene Soldaten ersetzen musste. Der monatliche Sold eines Hauptmanns betrug 160 fl. (Nach der Umbenennung des Fähnleins in Kompanie wurde er als Kapitän bezeichnet.) Der Hauptmann war verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Er musste die standesgemäße Heirat seiner Untergebenen bewilligen. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Kapitänleutnant, übernommen. Der Hauptmann marschierte an der Spitze des Fähnleins, im Zug abwechselnd an der Spitze bzw. am Ende. Bei Eilmärschen hatte er zusammen mit einem Leutnant am Ende zu marschieren, um die Soldaten nachzutreiben und auch Desertionen zu verhindern. Er kontrollierte auch die Feldscher und die Feldapotheke. Er besaß Rechenschafts- und Meldepflicht gegenüber dem Obristen, dem Obristleutnant und dem Major. Dem Hauptmann der Infanterie entsprach der Rittmeister der Kavallerie. Junge Adlige traten oft als Hauptleute in die Armee ein. Jedoch muss man wohl davon ausgehen, dass nicht alle Offizierschargen in gleichem Umfang an diesen lukrativen Geschäften beteiligt waren. Die bei DAMBOER, Krise, S. 150, dargestellte „Schatzkammer“ eines Hauptmanns ist nicht unbedingt typisch.

[80] Servis: Servis war das Holz, das Licht und die Liegestatt (Heu und Streu), die ein Hauswirt den bei ihm im Krieg einquartierten Soldaten zu gewähren hatte, sowie die Steuer dafür. Im Niedersächsischen kam noch Salz dazu. Darüber hinaus wurden verbotener Weise auch Kleidung und Ausrüstung sowie zahlreiche Gänge an Essen und Trinken eingefordert bzw. erpresst, da dem einfachen Soldaten von der Verpflegungsordnung her nur 2 Pfd. Brot (zu 8 Pfg.), 1 Pfund Fleisch (zu 16 Pfg.) und 1 Kanne Dünnbier (2,02 Liter zu 8 Pfg.) zustanden. Selbst diese Grundration wurde in Krisensituationen noch gekürzt. In der schwedischen Armee nannte man Servis auch „Tractament“. Der Servis und die Fourage mussten von der betreffenden Garnisonstadt aufgebracht werden und waren genau geregelt; vgl. die „Königlich Schwedische Kammer-Ordre“ Torstenssons vom 4.9.1642 bei ZEHME, Die Einnahme, S. 93ff.

[81] N Wolbaum [ – ], kaiserlicher Obristleutnant.

[82] Verpflegung: PAPKE, Landsknechte, S. 22:Ende 1618 wurden Reiter in Altendresden einquartiert. Ihre Verpflegung regelte ein kurfürstliches Mandat vom 8. November. Es sah für ein Frühstück Butterwecken vor sowie Brot, Butter, Käse und Bier. Zum Mittag sollte Suppe geben mit Rahm, Butter, Eiern, Muskatnelken und Semmeln, danach 5 Pfd. Rindfleisch mit Meerrettich, eine Hammelkeule, Zugemüse, Butter und Käse, Brot und Semmeln und pro Person 2 Kannen »hiehisches« Bier. Dazu wurden Salz, Würze, Essig, Schmalz, Holz für den Herd, Licht für Stuben und Ställe gerechnet, für 9 Personen insgesamt 2 Gulden, 11 Groschen, 6 Pfennige. Unkosten für Bett- und Tischwäsche wurden erwähnt, aber nicht berechnet“. Eigentlich durfte nur der übliche Servis gefordert werden: die dem oder den einquartierten Soldaten zu gewährende Unterkunft und Verpflegung, festgelegt in den jeweiligen Verpflegungsordnungen. „Servis“ definiert sich als die Abgaben des Hauswirts an den/die einquartierten Soldaten an Holz, Licht und Liegestatt (Heu und Streu), im Niedersächsischen kam noch Salz dazu; Kleidung, Ausrüstung etc., wurden verbotenerweise verlangt; Essen und Trinken fielen auch nicht darunter, wurden aber trotzdem eingefordert. Stattdessen konnte auch die sogenannte „Lehnung“ gegeben werden. Alle zehn Tage war diese Lehnung für die schwedischen Truppen zu entrichten, bei den unteren Chargen für Kapitän 12 Rt., Leutnant und Fähnrich 10 Rt., Sergeanten, Fourier, Führer, Musterschreiber und Rüstmeister zusammen 12 Rt., Trommelschläger, Pfeifer zusammen 6 Rt., Korporal 2 Rt., sowie den untersten Dienstchargen gestaffelte Beträge in Groschen. Für die Konstanzer Garnisonstruppen war 1633 festgelegt; BEYERLE, Konstanz, S. 35f.: „Jedem Hauptmann wöchentlich 1 ½ Eimer [1 Eimer = 293,92717 Liter; BW] Wein, 20 fl. Geld, täglich 6 Brote, sowie Unterhalt für 6 Pferde; der Leutnant erhielt wöchentlich 24 Quart Wein und 6 fl., täglich 3 Brote und Unterhalt für 1 Pferd; der Fähnrich wöchentlich 17 Quart Wein und 4 fl. Geld, täglich 2 Brote und Unterhalt für 1 Pferd; dem gemeinen Soldaten waren täglich 2 Pfd. Brot, eine Maß [1, 83 Liter; BW] Wein und wöchentlich 7 Batzen für das Fleisch zu verabreichen. Die große Schar der niederen Offiziere wie Feldwebel, Feldschreiber, Feldscherer, Fouriere und Korporale sollte ‚durch gemeine Bürgerschaft kostiert und nach eines jeden Hausvaters Vermögen unterhalten werden’ “. Nach der Verpflegungsordnung Gustav Adolfs II. vom 13.5.1632 für das Herzogtum Franken hatte ein Obrist Anspruch auf täglich 12 Mahlzeiten, bestehend aus je 12 Gerichten (im Wert von je 1/8 Rt). Im Oktober 1623 hatte Tillys Verpflegungsordnung für die Reiterei festgelegt: Rittmeister 4 Maß Wein, 20 Pfund Brot, 20 Maß Bier, 12 Pfund Fleisch, 2 Hennen und ein halbes Schaf. Ein reformierter Leutnant, Kornett oder Quartiermeister sollten 8 Maß Bier, 8 Pfund Brot und 4 Pfund Fleisch sowie ein Viertel von einem Schaf oder Kalb erhalten. Einem Jungen oder einem Weib standen 1 Pfund Fleisch, 2 Pfund Brot und 1 Maß Bier zu. BARNEKAMP, Sie hausen uebell, S. 42. Dazu kamen für den gemeinen Soldaten in der Regel täglich 2 Pfund Brot (zu 8 Pfennig), 1 Pfund Fleisch (zu 16 Pfennig) und 1 Kanne Einfachbier (2, 02 Liter zu 8 Pfennig). Statt Fleisch konnten auch Fisch, Butter oder Käse gegeben werden. Zwei Heringe entsprachen 1 Pfund Fleisch, eine Henne ersetzte 1, 5 Pfund Fleisch. Selbst diese Rationen wurden oft von den Offizieren noch unterschlagen. Der Erfurter Rat hält am 16.11.1641 die Klagen dreier gefangener Reiter des Regiments Hatzfeldt fest: „[Sie] berichteten [sie] wehren 5 tage von ihrem Regimente gewesen, undt nach einem Stücke brodts geritten, sie bekömen [sic] gantz nichts, wenn ihnen auch gleich Commiß[brot] zugesendet wehre, bekömen sie doch nichts: sondern die officirer behieltten solches alles vohr sich allein, [Sie] wussten auch nicht wo sie hin soltten, sie hetten deswegen von ihren officirern gantz nichts gehöret“. Zitiert bei BERG, Regulating war, S. 15; vgl. auch KUPER, Feuer, S. 104. So der kaiserliche Feldmarschall Melchior von Hatzfeldt 1642: „Denn arm und hungrig zu sein, macht schlechte Curagi – wo nit anderes, davor uns der liebe Gott behüte“. ENGELBERT, Hessenkrieg II, S. 43. Der Salemer Mönch Bürster (1644); WEECH, Sebastian Bürsters Beschreibung, S. 196: „Dan ehe muoß der burger sterben zehen mal, ehe der soldat verderben ainmahl“. Die Verpflegung erforderte dennoch riesige Mengen an Schlachtvieh, zumal die Soldaten nur schieres Fleisch verlangten, keine Innereien oder Füße wollten, und der genießbare Fleischanteil z. B. bei Ochsen zwischen 25 u. 55 % je nach Fütterung lag. Von Oktober bis Dezember sollen kaiserliche Truppen im kaisertreuen Hessen-Darmstadt neben 30 000 Pferden 100.000 Kühe und 600.000 Schafe erbeutet haben; PARKER, Dreißigjähriger Krieg, S. 250. In Tillys Verpflegungsordnung von 1627 wie auch in den anderen Ordnungen dieser Art war dagegen der umsichtige Umgang mit Einwohnern ausdrücklich festgelegt. KLOPP, Tilly, S. 546. Zweimal täglich ein Gericht mit zwölf Gängen für einen Obristen war üblich. Vgl. die kaiserliche Einquartierungsordnung Melchior von Hatzfeldts für Westfalen (1636 III 09): „Wirt ebenmeßigh geklagtt, daß nicht allein die officierer, sondern auch die soldat(en) mitt ubermeßigem banquitier(en), sonderlich mitt verschwendungh vieler weins und geträncks den armen mahn gentzlich außlaugen, derenthalb(en) ein jeder und alle hiemit erinnert, das, was sie dergestalt uppich verzehr(en), ihnen an der contribution abgehe“. SCHÜTTE, Dreißigjähriger Krieg, S. 127. Bürgermeister und Rat von Büren schrieben an die kurfürstlich-kölnischen Beamten in Paderborn und an den Edelherren Moritz von Büren über Vorfälle der am 1.4.1626 erfolgten Einlagerung einer Korporalschaft der Leibgarde des ligistischen Generalwachtmeisters Timon von Lintelo, Büren, 1626 April 15; SCHÜTTE, Dreißigjähriger Krieg, S. 185: „Bey Lübbertt Drevelnn ist ein reformirter corporal, so ein matresse bey sich gehapt, einlogirt gewest. Gleich wie der [Corporal; BW] einkommen, hat ihme der wirt nach zustandtt dieser orther unnd settigungh eines ehrlichen menschenn gnugsame speißenn, alß nemblich saurs krautt mit einer bratt- oder metwurst, ein schaffschinckenn, ein stück gerauchert rindtfleisch, ein außgeweßerten schweinenn potharst, dabei, dabei einen halben schaffenn käß nebenn butter aufgesetztt. Der corporal wirfft die speisenn mehrnntheilß zur dehl hinauß, unnd sagtt mit entrustungh zu seinem wirth, solche speisenn solte er einem hudler gebenn. Ob er meinte, das er ein hudler vor sich hette. (46) Er hette woll beßer speiß dem bettler vor die thuer gebenn etc., unnd will sich nicht stillen laßenn, biß ihme der wirth folgendenn tags nach seinem willenn schincken, hüner, kalbfleisch etc. aufzutragenn verpflichtet“. Nach der schwedischen Kammerordnung, 1635 X 04 (Geheimes Staatsarchiv Berlin-Dahlem I – 34 -179 b) hatte Oxenstierna den Anspruch pro Monat und gemeinen Reiter auf 4 ½ Rt., 60 Pfd. Brot und 60 Feldmaß Bier festgelegt. Im Juni 1634 sollte Generalkriegskommissar Ossa Erzherzogin Claudia von Tirol raten, den nach besserer Verpflegung begehrenden hohenemsischen Soldaten gegebenenfalls durch das Landvolk „die Hälse entzwei schießen“ zu lassen, was Claudia nicht tat, um eine weitere Eskalation der Lage zu vermeiden; SCHENNACH, Soldat, S. 71. In einem Bericht des Obristleutnants des Regiments Kaspar von Hohenems (25.8.1632) heißt es; SCHENNACH, Tiroler Landesverteidigung, S. 336: „daß sie knecht gleichsam gannz nackhent und ploß auf die wachten ziehen und mit dem schlechten commißbroth vorlieb nemmen müessen, und sonderlichen bey dieser kelte, so dieser orten erscheint, da mich, als ich an ainem morgen die wachten und posti visitiert, in meinem mantl und guetem klaidt geforn hat, geschweigen die armen knecht, so übel beklaidt, die ganze nacht auf den wachten verpleiben müessen. So haben sie auch gar kain gelt, das sie nur ain warme suppen kauffen khönnen, müessen also, wegen mangl der klaiser und gelt, mit gwalt verschmachten und erkhranken, es sollte ainen harten stain erbarmen, daß die Graf hohenembsische Regiment gleich von anfang und biß dato so übel, und gleichsam die armen knecht erger alß die hundt gehalten werden. Es were gleich so guet, man käme und thete die armen knecht […] mit messern die gurgel abschneiden, alß das man sie also lenger abmatten und gleichsam minder als einen hundt achten thuett“. PAPKE, Landsknechte, S. 22:Ende 1618 wurden Reiter in Altendresden einquartiert. Ihre Verpflegung regelte ein kurfürstliches Mandat vom 8. November. Es sah für ein Frühstück Butterwecken vor sowie Brot, Butter, Käse und Bier. Zum Mittag sollte Suppe geben mit Rahm, Butter, Eiern, Muskatnelken und Semmeln, danach 5 Pfd. Rindfleisch mit Meerrettich, eine Hammelkeule, Zugemüse, Butter und Käse, Brot und Semmeln und pro Person 2 Kannen »hiehisches« Bier. Dazu wurden Salz, Würze, Essig, Schmalz, Holz für den Herd, Licht für Stuben und Ställe gerechnet, für 9 Personen insgesamt 2 Gulden, 11 Groschen, 6 Pfennige. Unkosten für Bett- und Tischwäsche wurden erwähnt, aber nicht berechnet“. 1619 mussten ins Lager bei Themar geliefert werden: Rindsmäuler, Gelüng, Rindsmagen, Gekröse, Sülze, Zungen, Rindsherz, Rindsfüße, Rehwild geliefert werden. Dazu kamen Konfekt, Mandeln, Rosinen, Feigen, Nürnberger Küchlein (Lebkuchen), Reis, Muskatblüten, Peffer, Nelken geliefert werden. Vgl. ERB, Die ersten Kriegsereignisse, S. 10f.

[83] Matthias [Matteo] [di] Gallas [Galas, Galasso], Graf v. Campo, Herzog v. Lucera] [17.10.1588 Trient-25.4.1647 Wien], kaiserlicher Generalleutnant. Vgl. REBITSCH, Matthias Gallas; KILIÁN, Johann Matthias Gallas.

[84] Fourage: Unterkunft, Verpflegung und Viehfutter für die jeweilige Einheit. Die Fourage  musste von der betreffenden Garnisonsstadt und den umliegenden Dörfern aufgebracht werden und war an sich genau geregelt; vgl. auch die „Königlich Schwedische Kammer-Ordre“ Torstenssons vom 4.9.1642 bei ZEHME, Die Einnahme, S. 93ff. Natürlich wurde gegen die Bestimmungen immer wieder verstoßen.

[85] Commiß: Sammelbegriff für Verpflegung der Soldaten (Brot, Fleisch und Bier bzw. Wein). SCHENNACH, Tiroler Landesverteidigung, S. 314: „Angesichts der unausgesetzten Klagen der Soldaten, daß das Kommißbrot ‚gar schlecht und übel ausgebacken’ werde, wurde im September 1632 ein landesfürstlicher Kriegsrat mit der Behebung dieses Mißstandes beauftragt, ohne daß dies einen langfristigen Erfolg gezeitigt hätte. Fast zeitgleich machte ein Arzt neben dem Umstand, daß die Söldner auß hungersnot alles, waß ihnen unter henden khombt, hinein gegessen hätten, die minderwertige Beschaffenheit des Kommissbrots und das Fehlen warmer Speisen für ihren schlechten Gesundheitszustand verantwortlich. Die Vermutung der Erzherzogin Claudia, daß bei der Herstellung des Brotes für das Militär grosser betrug und vortheilhafftigkheit oder aber unleidliche vorlessigkheit im Spiel sein müsse, dürfte angesichts dieser andauernden katastrophalen Verhältnisse durchaus begründet gewesen sein“.

[86] Obristwachtmeister: Der Obristwachtmeister mit einem monatlichen Sold von 50 fl. entsprach vom Rang her dem Major in der schwedischen Armee. Er sorgte für die Ausführung der Anordnungen und Befehle des Obristen und Obristleutnants. Im Frieden leitete er die Ausbildung der Soldaten und war verantwortlich für die Regimentsverwaltung. Im Krieg sorgte er für Ordnung auf dem Marsch und im Lager, beaufsichtigte die Wach- und Patrouillendienste und stellte die Regimenter in Schlachtordnung. Zudem hatte er den Vorsitz im Kriegs- und Standgericht.

[87] Freiherr Sebastian Wintz [Winsten, Winsen] v. Pühring [ – ], kaiserlicher Obrist.

[88] Dörner: Dornenreisig.

[89] Wasserlos, heute Stadtteil von Alzenau [LK Aschaffenburg].

[90] MÜHLICH; HAHN, Chronik Bd. 3, S. 563ff.

[91] Gerolzhofen; HHSD VII, S. 233f.

[92] Stab: die Gesamtheit der höheren Offiziere eines Heeres (Generalstab) oder Heeresteils (Regimentsstab). Dazu gehörte auch der Feldgeistliche des Regiments. Die Bedeutung ergibt sich metonymisch: Der Stab war das Zeichen der Amts- und insbesondere der militärischen Obergewalt. Der „Unterstab“ umfasste dagegen die rangniedrigeren Dienstränge. Je nach Rang wuchs auch der Umfang des Stabes Stab: die Gesamtheit der höheren Offiziere eines Heeres (Generalstab) oder Heeresteils (Regimentsstab). Dazu gehörte auch der Feldgeistliche des Regiments. Der „Unterstab“ umfasste dagegen die rangniedrigeren Dienstränge. Je nach Rang wuchsen auch der Umfang des Stabes und damit die Belastung bei Einquartierungen.

[93] Kompanie: Eine Kompanie zu Fuß (kaiserlich, bayerisch und schwedisch) umfasste von der Soll-Stärke her 100 Mann, ihre Ist-Stärke lag jedoch bei etwa 70 Mann, eine Kompanie zu Pferd bei den Bayerischen 200 Mann, den Kaiserlichen 60 Mann, den Schwedischen 80 Mann. Geführt wurde die Fußkompanie von einem Hauptmann, die berittene Kompanie von einem Rittmeister. Vgl. TROUPITZ, Kriegs-Kunst.

[94] Andreas Westphal [ – ], kaiserlicher Rittmeister.

[95] Brandschatzung: von der jeweiligen Armee festgelegte Summe, die die Einwohner aufzubringen hatten, um das in Brand Stecken ihrer Stadt, Gemeinde etc. zu verhindern. Bei den Armeen gab es seit dem Mittelalter sogenannte Brandmeister, Spezialisten im Schätzen und bei Nichtbezahlung der Brandschatzung im Feuerlegen. Erzherzog „Leopold Wilhelm musste bereits zwei Monate [20.11.1645; BW] nach seiner ersten Weisung mit einem neuerlichen Befehl die Einhaltung der Disziplin und Abstellung der Exzesse energisch einfordern: Er verhängte ein komplettes Ausgangsverbot in seiner Armee, um Delikte wie Kirchenplünderung, Mord, Brandschatzung und die schendung der weibsbilder zu verhinden“. REBITSCH, Gallas, S. 218.

[96] Johann Philipp v. Schönborn [6.8.1605 Laubuseschbach-12.2.1673 Würzburg], Erzbischof v. Mainz, Fürstbischof v. Würzburg. Vgl. WILD, Johann Philipp von Schönborn.

[97] Kriegskommissar: Bevollmächtigter des Kriegsherrn zur Eintreibung von Kriegssteuern (Kontribution). Als Quartiercommissarius legte er darüber hinaus die Einquartierungen der Soldaten fest. (Der Quartiermeister bzw. Fourier sorgte dann für deren praktische Umsetzung; vgl. s. v. „Fourier“.) Der Mustercommissarius führte in landesherrlichem Auftrag die Musterungen durch und überwachte die Zusammensetzung des Heeres. Musterkommissare waren bei gemeinen Soldaten wie Offizieren gleichermaßen verhasst, da sie Manipulationen und Betrügereien auf den Musterplätzen zu unterbinden suchten: Söldner erschlichen sich vielfach Sold, indem sie sich unter verändertem Namen mehrfach mustern ließen, Offiziere führten zuweilen mehr Männer in den Soldlisten, als tatsächlich vorhanden waren, um die eigene Tasche mit den überschüssigen Löhnungen zu füllen (vgl. BURSCHEL, Söldner, S. 120ff.). Auch hatten sie die Abdankungen und die Zusammenlegung und Neuformierung kleiner Einheiten zu überwachen.

[98] Chirurgus, Wundarzt im Dienst einer Armee, des Generalstabes (hier Hofstabsfeldscherer genannt) bzw. eines Regiments. In der Regel hatten die Feldschere, im Unterschied zu den studierten Medici, ihre Kenntnisse nicht auf Universitäten, sondern auf dem Schlachtfeld oder als Wanderärzte auf Jahrmärkten erworben. Sie waren in erster Linie für die primäre Wundversorgung, darüber hinaus jedoch auch für Knochenbrüche und Amputationen zuständig. Die Verwertung der Menschenhaut bei Delinquenten war ihnen gestattet. Auch waren sie wegen der grassierenden Lagerkrankheiten ständig im Einsatz. Feldschere waren oft schlecht ausgebildet und unzureichend ausgestattet (vgl. BURSCHEL, Söldner, S. 268f.). In der kaiserlichen Armee erhielten sie 60 fl. pro Monat. Die medizinische Versorgung der Soldaten wurde jedoch zum Teil auch von kundigen Ärzten und studierten Medizinern geleistet. Ärztliche Oberaufsicht im Feld hatte der General-Stabs-Chirurgus (neben dem Feld-Medicus). Unter ihm stand der Regiments-Feldscher, seinerseits mit Weisungsbefugnis über die Compagnie-Feldschere. Bei militärischen Einsätzen wurden die Feldscher mitgeschickt. Ihnen oblagen zusammen mit den Führern die Krankenversorgung und die Sorge für die Feldapotheke. Kranke und verwundete Soldaten blieben zumeist in Städten und Orten zurück und fielen diesen zur Last – sofern sie keine Familie als Schutzgemeinschaft im Lager besaßen – , obgleich man dort zum Teil die Aufnahme der Kranken aus Furcht vor der Ausbreitung von Seuchen und vor den Kosten verweigerte. Verwundete erhielten z. B. im Neumarkter (Oberpfalz) Lazarett (1647): ein gemeiner Soldat wöchentlich 1 fl. 30 kr.; ein Feldwebel oder Korporal täglich 18 kr.; RIED, Neumarkt, S. 106. Zudem erhielt ein Angeschossener 18 gr. oder den Gegenwert in Heringen, für einen abgeschossenen Daumen gab es 1 Rt., was etwa 36 Eiern entsprach. Finanziert wurden die Spitalkosten über die erhobenen Kontributionen. Daher liegen die Kosten für die medizinische Notversorgung, für das Feldspital (ein studierter Arzt erhielt etwa 260 fl., der „Chirurgus“ 60 fl. monatlich), in der Hauptkostenrechnung nur bei 1 %.

[99] Trompeter: Eigener gut bezahlter, aber auch risikoreicher Berufsstand innerhalb des Militärs und bei Hof mit wichtigen Aufgaben, z. B. Verhandlungen mit belagerten Städten, Überbringung wichtiger Schriftstücke etc., beim Militär mit Aufstiegsmöglichkeit in die unteren Offiziersränge.

[100] Awicen: unbekannter Begriff.

[101] Raufutter: Futter für Tiere, Heu und Stroh.

[102] Marketender: Dem Heer nachziehende Händlerin oder Händler, der oder die vom Obristen befugt war, den Soldaten Lebensmittel zu verkaufen. Dafür hatten sie ihm z. B. von jedem Eimer Wein oder Bier 2 Maß für die Küche abzugeben und zumeist 10 Prozent ihrer Einkünfte. Sie waren auch zum Kranken- und Munitionstransport verpflichtet, falls die üblichen Rüstwagen nicht ausreichten. Marketender und Marketenderinnen handelten auch mit Beutegut, wobei das Beutegut weit unter Wert angenommen wurde. Die Frauen unter ihnen waren nicht nur Händlerinnen, sondern auch Helferinnen, Partnerinnen, Krankenschwestern, häufig Prostituierte. Bei einem im April 1634 in Dinkelsbühl einquartierten Regiment fanden sich bei 950 Soldaten 11 Maketender, aber 26 Marketenderinnen; HEILMANN, Kriegsgeschichte S. 465 Anm. Obwohl bekannt war, dass kein Heer ohne Marketender existieren konnte, standen diese – wie die übrigen Trosser – in schlechtem Ansehen: Sie traten als Geldverleiher auf, und so mancher Söldner war bei ihnen verschuldet. Sie standen zudem in dem Ruf, für die materielle Not vieler Söldner verantwortlich zu sein, indem sie bei Nahrungsmittelknappheit und Ausbleiben der Soldzahlungen das Heer verließen und ihre Fahne in den Wind besserer Märkte hängten. Gewalttätige Übergriffe auf die Marketender durch Bauern, Bürger und eigene Soldaten waren vielfach die Folge, zumal diese z. T. zum 15fachen Preis Waren an die Bürger verkauften, die von diesen auf den Druck einquartierter Soldaten hin erstanden werden mussten (BRAUN, Markredwitz, S. 45). Vgl. KLUGE, Hofer Chronik, S. 163: „Das rauben und plündern war um diese zeit [April 1640] sehr arg, wie dann die kayßerlichen ihre eigenen marquetener, so zu Culmbach wein und vieh erhandelt und erkauft, ganz ausgeplündert, auch zugleich ein 800 thaler darzu an geld abgenommen“. Häufig wurden sie als Spione verdächtigt. Auch Juden wurden als Marketender geduldet; LOTZE, Geschichte, S. 80f. Die Aussicht auf großen Gewinn ließ Zivilisten oder Amtsträger (vgl. PFEILSTICKER, Tagebuch) häufig für einige Zeit zu Marketendern werden. REDLICH, Marketender; Continuatio Der Siegreichen Victorien, S. 4f.

[103] Servis: Servis war das Holz, das Licht und die Liegestatt (Heu und Streu), die ein Hauswirt den bei ihm im Krieg einquartierten Soldaten zu gewähren hatte, sowie die Steuer dafür. Im Niedersächsischen kam noch Salz dazu. Darüber hinaus wurden verbotener Weise auch Kleidung und Ausrüstung sowie zahlreiche Gänge an Essen und Trinken eingefordert bzw. erpresst, da dem einfachen Soldaten von der Verpflegungsordnung her nur 2 Pfd. Brot (zu 8 Pfg.), 1 Pfund Fleisch (zu 16 Pfg.) und 1 Kanne Dünnbier (2,02 Liter zu 8 Pfg.) zustanden. Selbst diese Grundration wurde in Krisensituationen noch gekürzt. In der schwedischen Armee nannte man Servis auch „Tractament“. Der Servis und die Fourage mussten von der betreffenden Garnisonstadt aufgebracht werden und waren genau geregelt; vgl. die „Königlich Schwedische Kammer-Ordre“ Torstenssons vom 4.9.1642 bei ZEHME, Die Einnahme, S. 93ff.

[104] Glattfutter war statt des üblicheren Hartfutter Körnerfutter, im Unterschied zu Heu und Stroh, dem sogenannten Raufutter.

[105] Regimentsquartiermeister: Der Regimentsquartiermeister war der Dienstvorgesetzte aller Quartiermeister des Regiments, ein einträgliches Amt, da ihm viele „Verehrungen“ zukamen, um die Einquartierungen abzuwenden.

[106] Ebrach [LK Bamberg]; HHSD VII, S. 155f.

[107] Adjutant: Gehilfe des Majors in dessen sämtlichen Funktionen. Der Adjutant hatte insbesondere die Aufgabe, den Hauptleuten und Sergeanten die Befehle der Generalität zu übermitteln und die Schlachtordnung des Regiments zu überwachen. Vgl. Generaladjutant.

[108] Regalien: Hoheits- und Nutzungsrechte: die zahlreichen, der königlichen Gewalt zustehenden oder von ihr beanspruchten Hoheitsrechte, die seit dem 12. Jahrhundert vom König auf die Landesherren übergehen. Es gab niedere, veräußerliche Regalien (Bergbau, Jagd-, Forst- und Fischereirechte, Markt, Mühlen, Münzen, Steuer, Zoll) und höhere, unveräußerliche  Regalien (Heerbann, Blutgerichtsbarkeit), die bald vom Adel beansprucht wurden.

[109] Bagage: Gepäck; Tross. „Bagage“ war die Bezeichnung für den Gepäcktrain des Heeres, mit dem die Soldaten wie Offiziere neben dem Hausrat auch ihre gesamte Beute abtransportierten, so dass die Bagage während oder nach der Schlacht gern vom Feind oder von der eigenen Mannschaft geplündert wurde. Auch war man deshalb darauf aus, dass in den Bedingungen bei der freiwilligen Übergabe einer Stadt oder Festung die gesamte Bagage ungehindert abziehen durfte. Manchmal wurde „Bagage“ jedoch auch abwertend für den Tross überhaupt verwendet, die Begleitmannschaft des Heeres oder Heeresteils, die allerdings keinen Anspruch auf Verpflegungsrationen hatte; etwa 1, 5 mal (im Anfang des Krieges) bis 3-4mal (am Ende des Krieges) so stark wie die kämpfende Truppe: Soldatenfrauen, Kinder, Prostituierte 1.-4. Klasse („Mätresse“, „Concubine“, „Metze“, „Hure“), Trossjungen, Gefangene, zum Dienst bei der Artillerie verurteilte Straftäter, Feldprediger, Zigeuner als Kundschafter und Heilkundige, Feldchirurg, Feldscherer, Handwerker, Sudelköche, Krämer, Marketender, -innen, Juden als Marketender, Soldatenwitwen, invalide Soldaten, mitlaufende Zivilisten aus den Hungergebieten, ehemalige Studenten, Bauern und Bauernknechte („Wintersoldaten“), die während der schlechten Jahreszeit zum Heer gingen, im Frühjahr aber wieder entliefen, Glücksspieler, vor der Strafverfolgung durch Behörden Davongelaufene, Kriegswaisen etc. KROENER, „ … und ist der jammer nit zu beschreiben“; LANGER, Hortus, S. 96ff.

[110] Hersbruck [LK Nürnberger Land]; HHSD VII, S. 289ff.

[111] JÄGER, Geroldshofen, S. 90ff.

[112] Jean Baptiste de Budes comte de Guébriant [Guebrian, Gabrian] [2.2.1602 Plessis-Budes-24.11.1643 Rottweil], französischer Marschall.

[113] Georg Christoph v. Taupadel [Tupadel, Tupadell, Taubadel, Toupadel, Tubal, Taubald, Thobadel, Dupadel, Dubald, Dubadell, Dubalt, „Raupartl“, Teupold] [um 1600 Fichtenberg-12.3.1647 Basel], schwedischer Generalleutnant.

[114] Salem [Bodenseekr.]; HHSD VI, S. 684f. Vgl. BECKER, Salem.

[115] Markdorf [Bodenseekr.]; HHSD VI, S. 511f.

[116] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 121.

[117] Weißenburg [Wissembourg; Elsass, Dép. Bas-Rhin]

[118] Karl IV. Herzog v. Lothringen [5.4.1604 Nancy-18.9.1675 Allenbach (bei Birkenfeld)]. Vgl. BABEL, Zwischen Habsburg und Bourbon.

[119] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 121; Durlach, heute Stadtteil von Baden-Baden.

[120] Villingen im Schwarzwald [Villingen-Schwenningen, Schwarzwald-Baar-Kr.]; HHSD VI, S. 834ff.

[121] Aldingen [LK Tuttlingen]; HHSD VI, S. 12.

[122] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 86.

[123] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 121.

[124] Tauberbischofsheim [Main-Tauber-Kreis]; HHSD VI, S. 788ff.

[125] Schillingstadt [Main-Tauber-Kreis].

[126] Großrinderfeld [Main-Tauber-Kreis].

[127] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 388; Impfingen, heute Ortsteil von Tauberbischofsheim [Main-Tauber-Kreis].

[128] Franz Freiherr v. Mercy [Merci, Merse], Herr zu Mandre u. Collenberg [zwischen 1580 u. 1590 Longwy (Lothringen)-3.8.1645 Alerheim], kurbayerischer Feldmarschall.

[129] Otto Christoph Freiherr v. Sparr [1605 Lichterfelde-9.5.1668 Prenden], kaiserlicher, brandenburg-preußischer  Generalfeldmarschall. Vgl. GÖSE, Der erste brandenburgisch-preußische Generalfeldmarschall.

[130] Lukas Freiherr v. Spieck [Spick, Spieckh] zu Bibergau u. Langenau [ -1664], kaiserlicher Generalwachtmeister.

[131] Friedrich Ulrich Freiherr v. Knigge [Leveste 11.9.1618 – Bredenbeck 25.10.1683], kaiserlicher Obristleutnant, Obrist.

[132] Bergrheinfeld [LK Schweinfurt]; HHSD VII, S. 86f.

[133] Hieronymus Graf Lodron [Ladron, Latron, Latroe, Fladeron, Catron] [ – ], kaiserlicher Obrist.

[134] Malter: 1 Malter = 2 Achtel; 1 Achtel = 4 Metzen; 1 Metzen = 4 Viertel; 1 Viertel = 4 Dreiling. [http://www.schweinfurtfuehrer.de/geschichte/1700-1800/die-reichsstadt-schweinfurt-während-des-letzten-jahrzehnts-ihrer-reichsunmittelbarkeit/].

[135] MÜHLICH; HAHN, Chronik Bd. 3, S. 600. (Datierung nach dem a. St.).

[136] Iglau [Jihlava]; HHSBöhm, S. 214ff.

[137] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 283.

[138] Johann Glock [1.3.1592-10.12.1661] Vgl. http://www.sw.om-mohr.de/ratsh/glockj.htm.

[139] Johann Sigismund [Jan Zigmund] Freiherr Mislík [Myslík, Misslig, Mißling, Mistling, Mislich, Mißlich] v. Hyršov [Mislík z Hyršova] [1606-3.11.1666], kaiserlicher Feldmarschallleutnant.

[140] MÜHLICH; HAHN, Chronik Bd. 3, S. 602 (Datierung nach dem a. St.).

[141] Oberndorf, heute Stadtteil von Schweinfurt.

[142] MÜHLICH; HAHN, Chronik Bd. 3, S. 602. (Datierung nach dem a. St.).

[143] [Bad] Salzungen [Wartburgkreis]; HHSD IX, S. 36ff.

[144] Hans Albrecht v. Funck [Funcke] [ – ], kaiserlicher Rittmeister.

[145] Grafschaft Henneberg: Die Grafschaft Henneberg-Schleusingen wurde nach dem Tod des letzten Grafen auf Grund der Erbverbrüderung von 1554 (de facto seit 1583) von den beiden wettinischen Linien, den sächsischen Albertinern und den thüringischen Ernestinern, bis 1660 gemeinsam verwaltet. Die Grafschaft Henneberg gehörte 1631 zu den von den Truppendurchzügen und Einquartierungen am schlimmsten betroffenen Territorien. An das Aufbringen der Kontribution nach Erfurt war kaum zu denken, das Rentamt in Schleusingen verfügte über keine Mittel. Die Landstände wurden bewogen, innerhalb der nächsten zwei Monate 2.500 Rt. aufbringen zu wollen. Ein weiterer schwerer Schlag wurde nach dem Bericht des kursächsischen Oberaufsehers Marschalk der Grafschaft im Oktober 1634 durch den Einbruch der Truppen Piccolominis versetzt. Vgl. HEIM, Leiden; HUSCHKE, Herzog Wilhelm, S. 255; KÖBLER, Lexikon, S. 247f. [mdsz]

[146] Kompanie: Eine Kompanie zu Fuß (kaiserlich, bayerisch und schwedisch) umfasste von der Soll-Stärke her 100 Mann, ihre Ist-Stärke lag jedoch bei etwa 70 Mann, eine Kompanie zu Pferd bei den Bayerischen 200 Mann, den Kaiserlichen 60 Mann, den Schwedischen 80 Mann. Geführt wurde die Fußkompanie von einem Hauptmann, die berittene Kompanie von einem Rittmeister. Vgl. TROUPITZ, Kriegs-Kunst.

[147] Meiningen [LK Schmalkalden-Meiningen]; HHSD IX, S. 269ff.

[148] Ausschuss: Bürgerwehr: (zumeist relativ wirkungslose, unzuverlässige und aufsässige) Miliz zur selbstständigen Landesverteidigung (vgl. Landwehr), die teilweise schon beim ersten Musketenschuss auseinanderlief oder als Kanonenfutter diente, wenn sie nicht unter dem Schutz von Soldaten eingesetzt wurde. Zum Dienst im Ausschuss konnten sowohl Bürger – meist kleine Handwerker und ärmere Bürger, reichere Bürger drückten sich vor diesem Dienst –  als auch Bauern der städtischen Dörfer herangezogen werden. Üblich war die Stellung des 5. oder 10. Mannes. Die Erfurter Bürgerwehr soll aus 1.200 Mann bestanden haben; BEYER; BIEREYE, Geschichte der Stadt Erfurt, S. 537. Zur Nutzlosigkeit des Bürgerausschusses vgl. die Äußerungen des brandenburgischen Kanzlers Friedrich Pruckmann [1562-1630]; FADEN, Berlin, S. 144: Sie wurden „von ihrer zween angeführt, die ihr Lebetage wohl keinen toten Menschen im Felde gesehen. Da war ein Trommelschlagen, Platzen und Schießen, auch Schreien in beiden Städten [Berlin und Cölln] die ganze Nacht hindurch, dass ihrer wohl wenige dieselbe Nacht werden geschlafen haben. Denn es war alles besoffen, was da war. Da hätte man wohlbeschossene Musketiere sehen sollen; der eine schoß die Lunte mit hinweg; dem andern entfiel der Ladestecken, dem dritten die Forschett [Gabelstock]; dem vierten versagte die Muskete zwei- bis dreimal; der fünfte steckte die Nase gar in den Ärmel, wenn er schießen wollte, gleich den Mönchen, Pfaffen und Jesuiten, die vor etlichen Jahren zu Paris gassatim gingen, Die dann losgeschossen hatten, konnten zu keiner Ladung wieder kommen, also voll waren sie. Die Pikeniere trugen die Pike auch gar musterlich, zu geschweigen, dass sie solche sonsten zu gebrauchen sollten gewusst haben. Summa, man hat nur lauter Schimpf gehabt“. FADEN, Berlin, S. 153f. Teilweise wurde schon aus Kostengründen der Ausschuss von Städten abgelehnt; BRUNS, Hallenberg, S. 258f.; WALLHAUSEN, Defensio Patriae.

[149] Fambach [LK Schmalkalden-Meiningen].

[150] Herrenbreitungen, heute Ortsteil von Breitungen/Werra (LK Schmalkalden- Meiningen].

[151] Ernst I. von Sachsen-Gotha-Altenburg, der Fromme [25.12.1601 Altenburg – 26.3.1675 Gotha].

[152] TENNER, Salzungen, S. 145f.

[153] Schmalkalden [LK Schmalkalden- Meiningen]; HHSD IX, S. 387ff.

[154] rettirat: Rückzugsmöglichkeit.

[155] WAGNER, Pforr, S. 165f.

[156] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 151f.

[157] Eger [Cheb]; HHSBöhm, S. 119ff.

[158] Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge]; HHSD VII, S. 429f.

[159] ranzionieren: Lösegeld zahlen, (sich) auslösen, (sich) freikaufen, auslösen von Personen, Gegenständen oder Vieh. Der organisierte Vieh-, vor allem aber Menschenraub stellte neben der Plünderung angesichts der fehlenden Soldauszahlung die wichtigste Einnahmequelle gerade der unteren Chargen dar, wurden doch pro Person je nach Stand und Beruf oft 300 Rt. und mehr erpresst. Vgl. WAGNER; WÜNSCH, Gottfried Staffel, S. 116; GROßNER; HALLER, Zu kurzem Bericht, S. 29.  Dieses Lösegeld erreichte trotz der zwischen den Kriegsparteien abgeschlossenen Kartelle z. T. enorme Höhen: So bot der ehemalige Kommandant von Hanau, Sir James (Jacob) Ramsay „the Black“ [1589-1639], 70.000 Rt. für seine Freilassung, die aber vom Kaiserhof abgelehnt wurde (KELLER, Drangsale, S. 357), da man von ihm wissen wollte, wo er die bei der Einnahme Würzburgs und Bad Mergentheims erbeuteten Schätze (KELLER, Drangsale, S. 355) verborgen hatte. Ramsays Kriegsbeute wurde auf 900.000 Rt. beziffert; KELLER, Drangsale, S. 361; GAIL, Krieg, S. 28f.; MURDOCH (Hg.), SSNE ID: 3315. Auch die Leichname gefallener Offiziere mussten in der Regel vom Gegner ausgelöst werden. Im Mai 1633 war die kaiserliche Garnison in der Festung Lichtenau (bei Ansbach) so schlecht verproviantiert, dass Nürnberger Untertanen gefangen genommen wurden, die sich dann gegen Kartoffeln auslösen mussten; SODEN, Gustav Adolph III, S. 450.

[160] Reichspfennigmeister: Der Reichspfennigmeister wurde vom Kaiser ernannt und stand der Reichskasse vor. Er berechnete die Reichssteuern der Reichsstände und war zuständig für die Einnahme der Steuern, die zuvor durch die zuständigen Reichskreise in den sogenannten Legstädten Augsburg, Frankfurt am Main, Leipzig, Nürnberg und Regensburg eingesammelt wurden. Diese Abgaben waren hauptsächlich die Kammerzieler genannte Steuer, die der Finanzierung des Reichskammergerichtes diente, und die Römermonate, die der Finanzierung der Reichsarmee dienten. Der Reichspfennigmeister war dem Reichstag rechenschaftspflichtig und galt in einigen Fällen als Währungs- und Finanzexperte seiner Zeit. [nach wikipedia]

[161] Hubert Freiherr v. Bleymann [Bleimann, Pleymann] [ -1657], ksl, Reichspfennigmeister.

[162] Franz Konrad v. Stadion [ – ] ?

[163] Franzensbad [Františkovy Lázně, Bez. Eger]; HHSBöhm, S. 144f.

[164] BRAUN, Marktredwitz, S. 241.

[165] Schweinfurt; HHSD VII, S. 686ff.

[166] Neckarsulm [LK Heilbronn]; HHSD VI, S. 549f.

[167] Untersteckung, Unterstoßung: (zwangsweise) Eingliederung v. (insbesondere gefangen genommenen) Soldaten in bestehende unvollständige Verbände. „Die ‚Untersteckung‘ von gefangenen Soldaten des Kriegsgegners war in der frühen Neuzeit allgemein üblich, wurde für gewöhnlich von den Betroffenen ohne Widerstände akzeptiert und scheint gar nicht selten die Zusammensetzung eines Heeres erheblich verändert zu haben“ (BURSCHEL, Söldner, S. 158). In der kurbayerischen Armee – Maximilian I. von Bayern war grundsätzlich gegen die Untersteckung wegen der Unzuverlässigkeit in Schlachten – wurden sie als Kugelfang beim Angriff oder Sturm auf eine Stadt vorausgeschickt; SEMLER, Sebastian Bürsters Beschreibung, S. 67. Franz von Mercy hatte nach seinem Sieg bei Tuttlingen (24.11.1643) an die 2000 Franzosen untergesteckt. HEILMANN, Kriegsgeschichte, S. 69f. Doch wurden schon seit dem Böhmischen Krieg Gefangene, die die Untersteckung verweigerten, oft hingerichtet. HELLER, Rothenburg, S. 158: (1645): „Die [bayr.] Furir aber haben alle Häußer, wo Franz. oder Weimar. gelegen, außgesucht und was sie hinterlaßen, alles weggenommen. Wie sie denn im güldenen Greifen einen Weimarischen Feldscherer sampt seiner Feldtruhen, welcher allhie geblieben und hernach wollen nach Hauß ziehen in Holstein, ertapt, übel gemartert und geschlagen, endlich mit sich hinweggefürt und, wie man gesagt, weilen er ihnen nit wollen dienen, auf dem Feld erschoßen“. Teilweise beschaffte man über sie Informationen; SEMLER, Tagebücher, S. 70f. (1633): „Wie beschehen vnd seyn nahendt bei der statt [Überlingen; BW] vier schwedische reütter, so auf dem straiff geweßt, von vnsern tragonern betretten [angetroffen; BW], zwen darvon alsbald nidergemacht, zwen aber, so vmb quartier gebeten, gefangen in die statt herein gebracht worden. Deren der eine seines angebens Christian Schultheß von Friedland [S. 57] auß dem hertzogthumb Mechelburg gebürtig vnder der kayßerlichen armada siben jahr gedient vnd diesen sommer zu Newmarckht gefangen vnd vndergestoßen [am 30.6.1633; BW] worden: der ander aber von Saltzburg, vnderm obrist König geritten vnd zu Aichen [Aichach; BW] in Bayern vom feind gefangen vnd zum dienen genötiget worden. Vnd sagte der erste bei hoher betheurung vnd verpfändung leib vnd lebens, dass die schwedische vmb Pfullendorff ankomne vnd noch erwartende armada 24 regimenter starck, vnd werde alternis diebus von dem Horn vnd hertzogen Bernhard commandirt; führen 4 halb carthaunen mit sich vnd ettlich klainere veld stückhlin. Der ander vermainte, daß die armada 10.000 pferdt vnd 6.000 zu fůß starckh vnd der so geschwinde aufbruch von Tonawerd [Donauwörth; BW] in diese land beschehen seye, weiln man vernommen, daß die kayserische 8000 starckh in Würtemberg eingefallen“. => Kriegsgefangene.

[168] Rote Kappe: GUTERMANN, Alt-Schweinfurt, S. 4, nach einer Zeichnung des Reichsvogts Johann Hermann von 1650: „Links von der Mühle stehen die ‚blaue‘ und die ‚rote Kappe‘ (auf dem Stich mit Nr. 9 bezeichnet). Es waren für dies 2 runde Mauertürme, welche ihren Namen nach dem blauen Schieferdach und dem roten Ziegeldach bekommen hatten. Beide Türme dienten als Gefängnis“. Vgl. auch ENDERLEIN,  Reichsstadt Schweinfurt. Frdl. Hinweis von Frau Margarethe Mohr.

[169] HAHN, Chronik 3. Theil, S. 607.

[170] HELLER, Rothenburg, S. 174f.

[171] Karrete: [schlechte] Kutsche, Karre.

[172] Feldmarschall: Stellvertreter des obersten Befehlshabers mit richterlichen Befugnissen und Zuständigkeit für Ordnung und Disziplin auf dem Marsch und im Lager. Dazu gehörte auch die Organisation der Seelsorge im Heer. Die nächsten Rangstufen waren Generalleutnant bzw. Generalissimus bei der kaiserlichen Armee. Der Feldmarschall war zudem oberster Quartier- und Proviantmeister. In der bayerischen Armee erhielt er 1.500 fl. pro Monat, in der kaiserlichen 2.000 fl., die umfangreichen Nebeneinkünfte nicht mitgerechnet, war er doch an allen Einkünften wie Ranzionsgeldern, den Abgaben seiner Offiziere bis hin zu seinem Anteil an den Einkünften der Stabsmarketender beteiligt.

[173] Kemnath; HHSD VII, S. 351f.

[174] BRAUN, Marktredwitz, S. 245.

[175] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 121.

[176] Johann Martin Pauer [ – ], ksl. Generalquartiermeister.

[177] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 266.

[178] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 220.[179] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 349.

[180] Mitterteich [LK Tirschenreuth].

[181] Bayreuth; HHSD VII, S. 77f.

[182] Creussen [LK Bayreuth]; HHSD VII, S. 129.

[183] Thiersheim [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].

[184] Salvaguardia: Ursprünglich kaiserlicher Schutzbrief, durch den der Empfänger mit seiner Familie und seiner ganzen Habe in des Kaisers und des Reichs besonderen Schutz und Schirm genommen wurde; zur öffentlichen Bekräftigung dieses Schutzes wurde dem Empfänger das Recht verliehen, den kaiserlichen Adler und die Wappen der kaiserlichen Königreiche und Fürstentümer an seinen Besitzungen anzuschlagen. Der Schutzbrief bedrohte jeden Angreifer mit Ungnade und Strafe. Im 30jährigen Krieg militärische Schutzwache; Schutzbrief (Urkunde, die, indem sie geleistete Kontributionen und Sonderzahlungen bestätigte, gegen weitere Forderungen schützen sollte, ggf. durch militärische Gewalt des Ausstellers); auch: sicheres Geleit; eine oft recht wirkungslose Schutzwache durch abgestellte Soldaten, in schriftlicher oder gedruckter Form auch Salvaguardia-Brief genannt, die meist teuer erkauft werden musste, und ein einträgliches Geschäft für die zuständigen Kommandeure darstellten. Teilweise wurden entsprechende Tafeln an Ortseingängen aufgestellt, „Salvaguardia“ an die Türen der Kirchen (HERRMANN, Aus tiefster Not, S. 55) geschrieben oder für die ausländischen Söldner ein Galgen angemalt. Die 1626 von Tilly erlassene Schultheißen-Ordnung hatte festgelegt: „Wer salua Guardia mit wortten oder that violirt, den solle niemandt zu verthädigen understehen, sonder welcher hoch oder nider Officir ein dergleichen erfahren mag, der solle den muthwilligen verbrecher sobalden zu dem Provosen schaffen, dem Schultheysen neben einandtwortung bey sich unrecht befundenen sachen und guetter hiervon berichten ohn einred, die Restitution und was bey der sachen underlauffen möcht dass Gericht entscheiden lassen, und welcher einem andern sein gewonnen beuth abnimbt oder an seinem freyen verkauff nachtheilig verhindert, den solle Schultheyss zur Restitution anhalten und noch darzu mit straffen hart belegen“. ZIEGLER, Dokumente II, S. 986. Der Abt Veit Höser (1577 – 1634) von Oberaltaich bei Straubing; SIGL, Wallensteins Rache, S. 140f.: „Da die Schweden so grausam wüteten und sich wie eine Seuche immer weiter ausbreiteten, alle Dörfer mit Taub, Mord und Jammer heimsuchten, erbaten die Bürger ab und zu von den Kapitänen der Weimaraner eine Schutzwache, die bei ihnen meist Salva Guardia heißt. Erhielten sie diesen Schutz zugesagt, so wurde jeweils ein Musketierer zu Fuß oder zu Pferd in das betreffende Dorf, die Ortschaft, den Markt abgestellt. Dieser sollte die herumstreifenden Soldatenhorden, kraft eines vom Kapitän ausgehändigten schriftlichen Mandats, im Zaume halten, ihre Willkür beim Rauben und Plündern einschränken. […] Es ist aber nicht zu bestreiten, dass eine solche Schutzwache unseren Leuten oder den Bewohnern anderer Orte, denen auf ihre Anforderung eine Salva Guardia zugestanden wurde, keinen Vorteil brachte. Im Gegenteil, sie schlugen ihnen vielmehr zum Schaden aus und waren eine Belastung. Offensichtlichen Nutzen dagegen hatten nur die Kapitäne, denn ihnen mussten die Leute gleich anfangs die ausgehandelte Geldsumme vorlegen oder wenigstens wöchentlich die entsprechende Rate (pensio) entrichten. Kurz, wie Leibeigene oder Sklaven mussten sie blechen, was die Kapitäne verlangten. Ich habe nur einen Unterschied zwischen den Orten mit und denen ohne Salva Guardia festgestellt: Die Dörfer ohne Schutzgeleit wurden früher, jene mit einer Salva Guardia erst später ausgeplündert. Da nämlich die Schweden vom Plündern nicht ablassen konnten, solange sie nicht alles geraubt hatten, so raubten und plünderten sie entweder alles auf einmal (sodaß sie nicht mehr zurückkommen mußten) oder sie ließen allmählich und langsam bei ihren Raubzügen alles mitgehen, bis nichts mehr zu holen war. Obendrein haben diese eigentlich zum Schutze abkommandierten Musketiere und Dragoner gewöhnlich die Ortschaften, ihre Bewohner und deren Habseligkeiten – als Beschützer – ausspioniert und dann verraten. Wurde nämlich der bisherige Beschützer – und Spion – unvermutet abberufen, dann brachen seine Kameraden, Raubgesellen und Gaunerbrüder ein und raubten alles, was bislang durch den Schutz der Salva guardia verschont geblieben war, was sie in Wirklichkeit aber für sich selbst hinterlistig und heimtückisch aufbewahrt hatten, und wüteten um so verwegener (pro auso suo) gegen die jämmerlich betrogenen und enttäuschten Menschen, beraubten sie nicht menschlicher und marterten sie“. BLÖTHNER, Apocalyptica, S. 49f. (1629): „Eine Eingabe des Bauern Jacob Löffler aus Langenwetzendorf [LK Greiz] wegen der bei ihm einquartierten »Schutzgarde« schildert die Heldentaten der derselben ungemein plastisch: »Was ich armer Mann wegen anhero zweijähriger hiesigen Einquartierung für groß Ungemach ausstehen müssen, gebe ich in Unterthänigkeit zu vernehmen:Denn erstlichen habe berührte Zeit über 42 ganze 42 Wochen Tag und Nacht bei den Soldaten ich aufwarten, nicht allein viel Mühe und Wege haben, sondern auch welches zum Erbarmen gewesen, Schläge gewärtig zu sein und geprügelt werden zu müssen, 2. habe ich meine geringe Haushaltung wegen jetziger Unsicherheit beiseits setzen, meine Felderlein wüst, öd und unbesamt liegen lassen, daß seither ich im geringsten nichts erbauen, davon samt den Meinigen ich mich hätte alimentieren mögen, 3. haben die Soldaten mir die Gerste, so zu einem Gebräulein Bier ich eingeschüttet, aus den Bottichen genommen, zum Teil mutwilligerweise zerstreut, zum Teil mit sich hinweggenommen, verfüttert und verkauft, 4. haben sie mir das wenige Getreidig, so noch unausgedroschen vorhanden gewesen, mit dem Geströhde aus der Scheune in andere Quartiere getragen, ausgeklopft und ihres Gefallens gebraucht, 5. weil sie an meiner geringen Person sich nicht allzeit rächen können, haben sie mir die Bienen und derselben Stöcke beraubet, umgestoßen und zu Grund und Tode gerichtet, 6. sind von ihnen mir alle Hühner, Gänse und ander Federvieh erschossen, genommen und gefressen worden, meine Wiesen, Raine und Jagen mir dermaßen verödet, daß ich nicht eine einzige Bürde Heu und Grummet von denselben genießen kann, 7. endlich ist von ihnen mir eine Kuh aus dem Stalle, so meinen Geschwistern zuständig gewesen, gezogen, in ein anderes Losament getrieben, geschlachtet und gefressen worden.«

[185] breit machen: verwüsten, ausbreiten.

[186] Begräbnisse in Kirchen: „Die einfachste und folglich am häufigsten vertretene Grabform war ein Erdgrab im Kirchenboden. Gewöhnlich wurden die Bodenplatten dafür aufgenommen, die Grube im gewachsenen Boden ausgehoben und danach legte man die Platten nach Verfüllung wieder an ihren Platz. Die Kirchenbänke wie wir sie kennen, gab es damals nicht, so dass kein Hindernis durch eine eventuell vorhandene feste Bestuhlung entstehen konnte. Eine Kennzeichnung des Grabes erfolgte in der Regel nicht. Dieses Verfahren brachte einige Unannehmlichkeiten mit sich, welche zwar früh erkannt wurden, doch bis man davon abkam, vergingen mehrere Jahrhunderte. Ob man die Verstorbenen mit oder ohne Sarg beisetzte, durch die Verwesung der Leichname, bzw. den allmählichen Zerfall der Särge senkte sich der Boden. Die Platten wurden uneben und dauernd musste daran ausgebessert werden. Aufzeichnungen über die genaue Lage der Gräber gab es weder in den Kirchenbüchern, noch wussten die Hinterbliebenen exakt um die Grabstellen. Man hinterließ ungefähre Angaben wie: „Nahe bei der Kanzel” – „Neben dem Grab des XY” oder wies auf einen Seitenaltar oder auf ein Bildwerk hin. Solche Angaben finden sich in Testamenten, wo z. B. die ungefähre Lage des Grabes eines Elternteiles beschrieben wurde – zusammen mit dem Wunsch, ebenfalls dort bestattet zu werden. Diese Grabstätten kosteten natürlich auch in der einfachsten Form Geld und brachten der Kirchengemeinde einen nicht zu verachtenden Teil ihres Einkommens. Jedoch war die Wiederbelegung nicht wie heutzutage reglementiert, und um Mindestruhezeiten scherte sich niemand. Die Anlage eines neuen Grabes war dem Ermessen und der Ortskenntnis des jeweiligen Totengräbers überlassen. Auf dem umliegenden – meist durch Bebauung nicht erweiterbaren Friedhof war die Situation ebenso – dort konnte man bei Überbelegung allerdings Erde in ausreichender Höhe aufbringen und somit eine neue Fläche schaffen. (Dies geschah im Laufe der Zeit häufig mehrmals – mit dem Ergebnis, dass der Friedhof später höher lag als der Boden der Kirche. Ein gutes Beispiel ist die Marienkirche in Uelzen, welche man heute betritt, indem man mehrere Stufen hinunter geht.) Innerhalb der Kirche war diese Art Lösung nicht durchführbar und so wurde einfach weiter begraben. Oft kamen dabei Gebeine zu Tage oder gar Leichen, die noch nicht verwest waren. Dergleichen warf der Totengräber einfach in eine dunkle Ecke und da blieben sie liegen; der Anblick und der Gestank wurden hingenommen. Beinhäuser zur Aufnahme exhumierter Gebeine gab es lange nicht überall. Für geistliche oder sonstige Personen von Ansehen legte man auch Schachtgräber an, welche zumindest mit Steinsetzungen ausgekleidet oder ausgemauert waren. Diese wurden dann mit einer Grabplatte an Stelle eines Grabsteines verschlossen. Der mehr oder minder durch aufgeschüttete Erde gewährleistete Luftabschluss fehlte hier. Folglich machten sich die bei der Zersetzung des Leichnams entstehenden Verwesungsgase auf verschiedene Art bemerkbar. Unerträglicher Geruch, Geräusche, die von dem aufgeblähten Körper vernehmlich wurden, vermehrte Anwesenheit von Ungeziefer aller Art machten den Kirchenbesuch für jedermann zu einer stark beeinträchtigten “Erbauung”. Es kam mehrfach vor, dass Gottesdienstbesucher fluchtartig die Kirche verlassen mussten. Aus Frankreich wird ein Fall berichtet, bei dem mehrere Kinder während des Kommunionunterrichtes bewusstlos wurden und einige Männer es nur mit mehreren Anläufen schafften, sie dort heraus zu holen. Wie auch immer – unsere Vorfahren waren in Bezug auf unangenehme Gerüche offenbar weniger empfindlich als wir – oder die vermeintliche Versicherung des Seelenheils durch ein Begräbnis im Kirchenraum wurde höher bewertet als das Ertragen der geschilderten Unannehmlichkeiten. Es dauerte bis zum Ende des 18. Jahrhunderts, bis man im inzwischen herangereiften Bewusstsein für Hygiene und zumindest ungefährer Kenntnis der Gefahren für die allgemeine Gesundheit diese Zustände abschaffte“. [http://www.rowane.de/html/kirchenbestattung.htm]. „Am 10. November [1632; BW] notierte der Ratsschreiber [in Naumburg; BW]: ‚Zu Magdeburg sind auch Leute in der Kirche begraben worden, welches man nachher abgeschafft, weil die Dünste von dem Fäulen durch die Erde dringen und die Luft infizieren’. Noch einmal gab der Rat damals die Erlaubnis, dass ein Offizier in St. Wenzel beigesetzt würde, ‚jedoch kann keinem solches mehr bewilligt werden’“. BORKOWSKY, Schweden, S. 55. Es galt als entehrend auch für die Angehörigen, wenn ein Begräbnis mit Sang und Klang auf dem Friedhof verweigert wurde. Der protestantische Osnabrücker Schuhmacher Bellinckhausen berichtet (1633); TEGEDER, KREIENBRINK, S. 237: „Denn 14. Junii ist Juncker Caspar Stahls tochter auf S[anct] Johans kirchof begraben, so im kinder bette gestorben, von Juncker Dumstorf, den cornet, beschlafen. Der Bischof [Franz Wilhelm v. Wartenberg; BW] hat gesagt, man solt sie auf die schingruben [Schindergrube, BW] begrabe[n]“.

[187] Türken: Für die Christenheit des 16. und 17. Jahrhunderts waren die Türken der Erzfeind schlechthin, nicht nur als militärischer Gegner während der Türkenkriege, sondern auch und vor allem im religiösen Sinne: als Antichrist. Wie die Tataren (vgl. s. v.) galten sie als grausam und gewalttätig. Vor diesem Hintergrund ließ sich dieser Feind – und seine europäischen Verbündeten – auch als rhetorische Kontrastfolie einsetzen, um eigene Verhältnisse besonders scharf zu kritisieren. Vgl. auch KAISER, „Ärger als der Türck“, zur Türken-Metapher zusammenfassend S. 161: „Durch ‚türkenhafte‘ Gewalt stellte sich der Soldat abseits der christlichen Werteordnung. Dazu musste gar nicht erläutert werden, was denn das ‚Türkische‘ sein sollte: Das Schlagwort allein evozierte eine Welt, die als Gegenentwurf zu der eigenen verstanden wurde und die für maßlose Grausamkeit stand.[188] BRAUN, Marktredwitz, S. 254f.

[189] Kapitänleutnant: Der Kapitänleutnant war der Stellvertreter des Kapitäns. Der Rang entsprach dem Hauptmann der kaiserlichen Armee. Hauptmann war der vom Obristen eingesetzte Oberbefehlshaber eines Fähnleins der Infanterie. (Nach der Umbenennung des Fähnleins in Kompanie wurde er als Kapitän bezeichnet.) Der Hauptmann war verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig und die eigentlichen militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Kapitänleutnant übernommen. Der Hauptmann marschierte an der Spitze des Fähnleins, im Zug abwechselnd an der Spitze bw. am Ende. Bei Eilmärschen hatte er zusammen mit einem Leutnant am Ende zu marschieren, um die Soldaten nachzutreiben und auch Desertionen zu verhindern. Er kontrollierte auch die Feldscher und die Feldapotheke. Er besaß Rechenschafts- und Meldepflicht gegenüber dem Obristen, dem Obristleutnant und dem Major. Dem Hauptmann der Infanterie entsprach der Rittmeister der Kavallerie. Junge Adlige traten oft als Hauptleute in die Armee ein.

[190] Niclas Schwarzenberger [ – ], kaiserlicher Kapitänleutnant.

[191] Kroaten: (kroatische Regimenter in kaiserlichen und kurbayerischen Diensten), des „Teufels neuer Adel“, wie sie Gustav II. Adolf genannt hatte (GULDESCU, Croatian-Slavonian Kingdom, S. 130). Mit der (älteren) Bezeichnung „Crabaten“ (Crawaten = Halstücher) wurden die kroatischen Soldaten, die auf ihren Fahnen einen Wolf mit aufgesperrtem Rachen führten führten [vgl. REDLICH, De Praeda Militari, S. 21], mit Grausamkeiten in Verbindung gebracht, die von „Freireutern“ verübt wurden. „Freireuter“ waren zum einen Soldaten beweglicher Reiterverbände, die die Aufgabe hatten, über Stärke und Stellung des Gegners sowie über günstige Marschkorridore und Quartierräume aufzuklären. Diese Soldaten wurden außerdem zur Verfolgung fliehender, versprengter oder in Auflösung begriffener feindlicher Truppen eingesetzt. Diese Aufgabe verhinderte eine Überwachung und Disziplinierung dieser „Streifparteyen“ und wurde von diesen vielfach dazu genutzt, auf eigene Rechnung Krieg zu führen. Zum anderen handelte es sich bei „Freireutern“ um bewaffnete und berittene Bauern, die über Raubzüge Verwirrung hinter den feindlichen Linien schufen. Sie taten dies entweder mit Erlaubnis ihrer Kommandierenden, als integraler Bestandteil der kaiserlichen Kriegsführung, oder aber unerlaubter Weise – nicht ohne dabei z. T. drakonische Strafen zu riskieren. Diese „Freireuter“ stahlen und plünderten auf Bestellung der eigenen Kameraden sowie der Marketender, die ihrerseits einen Teil ihrer Einnahmen an die Obristen und Feldmarschälle abzuführen hatten. An Schlachten nahmen sie in der Regel nicht teil oder zogen sogar auch in der Schlacht ab. Zudem war „Kroaten“ ein zeitgenössischer Sammelbegriff für alle aus dem Osten oder Südosten stammenden Soldaten. Ihre Bewaffnung bestand aus Arkebuse, Säbel (angeblich „vergiftet“; PUSCH, Episcopali, S. 137; MITTAG, Chronik, S. 359, wahrscheinlich jedoch Sepsis durch den Hieb) und Dolch sowie meist 2 Reiterpistolen. Jeder fünfte dieser „kahlen Schelme Ungarns“ war zudem mit einer Lanze bewaffnet. SCHUCKELT, Kroatische Reiter; GULDESCU, Croatian-Slavonian Kingdom. Meist griffen sie Städte nur mit Überzahl an. Die Hamburger „Post Zeitung“ berichtete im März 1633: „Die Stadt Hoff haben an vergangenen Donnerstag in 1400. Crabaten in Grundt außgeplündert / vnnd in 18000 Thaller werth schaden gethan / haben noch sollen 1500. fl. geben / dass sie der Kirchen verschonet / deßwegen etliche da gelassen / die andern seind mit dem Raub darvon gemacht“. MINTZEL, Stadt Hof, S. 101. Zur Grausamkeit dieser Kroatenregimenter vgl. den Überfall der Kroaten Isolanis am 21.8.1634 auf Höchstädt (bei Dillingen) THEATRUM EUROPAEUM Bd. 3, S. 331f.; bzw. den Überfall auf Reinheim (Landgrafschaft Hessen-Darmstadt) durch die Kroaten des bayerischen Generalfeldzeugmeisters Jost Maximilian von Gronsfelds im Mai 1635: HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 148ff.; den Überfall auf Reichensachsen 1635: GROMES, Sontra, S. 39: „1634 Christag ist von uns (Reichensächsern) hier gehalten, aber weil die Croaten in der Christnacht die Stadt Sontra überfallen und in Brand gestecket, sind wir wieder ausgewichen. Etliche haben sich gewagt hierzubleiben, bis auf Sonnabend vor Jubilate, da die Croaten mit tausend Pferden stark vor Eschwege gerückt, morgens von 7-11 Uhr mittags mit den unsrigen gefochten, bis die Croaten gewichen, in welchem Zurückweichen die Croaten alles in Brand gestecket. Um 10 Uhr hats in Reichensachsen angefangen zu brennen, den ganzen Tag bis an den Sonntags Morgen in vollem Brande gestanden und 130 Wohnhäuser samt Scheuern und Ställen eingeäschert. Von denen, die sich zu bleiben gewaget, sind etliche todtgestoßen, etlichen die Köpfe auf den Gaßen abgehauen, etliche mit Äxten totgeschlagen, etliche verbrannt, etliche in Kellern erstickt, etliche gefangen weggeführet, die elender gewesen als die auf der Stelle todt blieben, denn sie sind jämmerlich tractirt, bis man sie mit Geld ablösen konnte“. LEHMANN, Kriegschronik, S. 61, anlässlich des 2. Einfall Holks in Sachsen (1632): „In Elterlein haben die Crabaten unmanbare Töchter geschendet und auf den Pferden mit sich geführet, in und umb das gedreid, brod, auf die Bibel und bücher ihren mist auß dem hindern gesezt, In der Schletta [Schlettau] 21 bürger beschediget, weiber und Jungfern geschendet“. LANDAU, Beschreibung, S. 302f. (Eschwege 1637). Auf dem Höhepunkt des Krieges sollen über 20.000 Kroaten in kaiserlichen Diensten gestanden haben. In einem Kirchturmknopf in Ostheim v. d. Rhön von 1657 fand sich ein als bedeutsam erachteter Bericht für die Nachgeborenen über den Einfall kroatischer Truppen 1634; ZEITEL, Die kirchlichen Urkunden, S. 219-282, hier S. 233-239 [Frdl. Hinweis von Hans Medick, s. a. dessen Aufsatz: Der Dreißigjährige Krieg]. Vgl. BAUER, Glanz und Tragik; neuerdings KOSSERT, „daß der rothe Safft hernach gieng…“ http://home.arcor.de/sprengel-schoenhagen/2index/30jaehrigekrieg.htm: „Am grauenhaftesten hatte in dieser Zeit von allen Städten der Prignitz Perleberg zu leiden. Die Kaiserlichen waren von den Schweden aus Pommern und Mecklenburg gedrängt worden und befanden sich auf ungeordnetem Rückzug nach Sachsen und Böhmen. Es ist nicht möglich, alle Leiden der Stadt hier zu beschreiben. Am ehesten kann man sich das Leid vorstellen, wenn man den Bericht des Chronisten Beckmann über den 15. November 1638 liest: ‚… Mit der Kirche aber hat es auch nicht lange gewähret, sondern ist an allen Ecken erstiegen, geöffnet und ganz und gar, nicht allein was der Bürger und Privatpersonen Güter gewesen, besonders aber auch aller Kirchenschmuck an Kelchen und was dazu gehöret, unter gotteslästerlichen Spottreden ausgeplündert und weggeraubet, auch ein Bürger an dem untersten Knauf der Kanzel aufgeknüpfet, die Gräber eröffnet, auch abermals ganz grausam und viel schlimmer, als je zuvor mit den Leuten umgegangen worden, indem sie der abscheulichen und selbst in den Kirchen frevelhafter und widernatürlicher Weise verübten Schändung des weiblichen Geschlechts, selbst 11- und 12-jähriger Kinder, nicht zu gedenken – was sie nur mächtig (haben) werden können, ohne Unterschied angegriffen, nackt ausgezogen, allerlei faules Wasser von Kot und Mist aus den Schweinetrögen, oder was sie am unreinsten und nächsten (haben) bekommen können, ganze Eimer voll zusammen gesammelt und den Leuten zum Maul, (zu) Nase und Ohren eingeschüttet und solch einen ‚Schwedischen Trunk oder Branntwein’ geheißen, welches auch dem damaligen Archidiakonus… widerfahren. Andern haben sie mit Daumschrauben und eisernen Stöcken die Finger und Hände wund gerieben, andern Mannspersonen die Bärte abgebrannt und noch dazu an Kopf und Armen wund geschlagen, einige alte Frauen und Mannsleute in Backöfen gesteckt und so getötet, eine andere Frau aus dem Pfarrhause in den Rauch gehängt, hernach wieder losgemacht und durch einen Brunnenschwengel in das Wasser bis über den Kopf versenket; andere an Stricken, andere bei ihren Haaren aufgehängt und so lange, bis sie schwarz gewesen, sich quälen lassen, hernach wieder losgemacht und andere Arten von Peinigung mit Schwedischen Tränken und sonsten ihnen angeleget. Und wenn sie gar nichts bekennen oder etwas (haben) nachweisen können, Füße und Hände zusammen oder die Hände auf den Rücken gebunden und also liegen lassen, wieder gesucht, und soviel sie immer tragen und fortbringen können, auf sie geladen und sie damit auf Cumlosen und andere Dörfer hinausgeführt, worüber dann viele ihr Leben (haben) zusetzen müssen, daß auch der Rittmeister der Salvegarde und andere bei ihm Seiende gesagt: Sie wären mit bei letzter Eroberung von Magdeburg gewesen, (es) wäre aber des Orts so tyrannisch und gottlos mit den Leuten, die doch ihre Feinde gewesen, nicht umgegangen worden, wie dieses Orts geschehen’ „.

[192] Marco Capilet [Cabalet, Lubedich de, Lubeditz] [ -1700], kaiserlicher Obrist.

[193] Tirschenreuth [LK Tirschenreuth]; HHSD VII, S. 747f.

[194] Stockhaus: http://www.kruenitz1.uni-trier.de/xxx/s/ks34595.htm: „ein Haus oder Gebäude, in welchem sich mehrere Gefängnisse zur Verwahrung der Gefangenen befinden. Von Stock, ein Klotz, ingleichen Gefängniß. Man pflegt gewöhnlich einen Unterschied zwischen Stockhaus und Zuchthaus zu machen. In das Letztere bringt man solche Gefangene, die zur Correktion und Arbeit verurtheilt werden, in das Erstere alle schwere Verbrecher, Straßenräuber, Bandendiebe, Mörder, Mordbrenner etc., daher sind in dem Stockhause auch die Gefängnisse dunkel, und nur durch kleine, mit Stäben verwahrte Fenster kommt so viel Licht und Luft hinein, als man für nöthig hält. In das Stockhaus werden daher boshafte Verbrecher eingesperrt, von denen man wenig oder gar keine Besserung erwartet, und die hier entweder ihre Zeit auf gewisse Jahre absitzen müssen, oder welche zum Tode verurtheilt werden“. Für die Verwahrung der Gefangenen zuständig war der Stockmeister.

[195] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.

[196] BRAUN, Marktredwitz, S. 255f.

[197] Schmalkalden [LK Schmalkalden]; HHSD IX, S. 387ff.

[198] verboten.

[199] Coburg; HHSD VII, S. 127f.

[200] Ostheim v. d. Rhön [LK Rhön-Grabfeld]; HHSD VII, S. 565f.

[201] Leopold Wilhelm Erzherzog v. Österreich [5.1.1614 Wiener Neustadt-20.11.1662 Wien], kaiserlicher Feldherr. Vgl. die ausgezeichnete Dissertation von SCHREIBER, Leopold Wilhelm; BRANDHUBER, Leopold Wilhelm; DEMEL, Leopold Wilhelm.

[202] Wasungen [LK Schmalkalden-Meiningen]; HHSD IX, S. 468f.

[203] Wahles, heute Ortsteil v. Brotterode-Trusetal [LK Schmalkalden-Meiningen].

[204] WAGNER, Pforr, S. 166f.

[205] Mühlhausen [Unstrut-Hainich-Kreis]; HHSD IX, S. 286ff

[206] Wenzel [Václav, Wenzelslaus] Freiherr v. Zahrádecký [Zahradetzky, Saradetzky, Zaredek, Zaro, Zaroatz, Sarratetz, Sarratezca, Sarradeschky, Zaharadesky; Sarratesci, Zaradeck, Zaroatz, Sarradatesky] z Zahrádek [ -1647], kaiserlicher Feldmarschallleutnant.

[207] Eisenach [LK Eisenach]; HHSD IX, S. 88ff.

[208] JORDAN, Chronik, S. 278.

[209] Hermann Landgraf v. Hessen-Rotenburg [15.8.1607 Kassel-25.3.1658 Rotenburg an der Fulda]. Vgl. BETTENHÄUSER, Familienbriefe.

[210] Eschwege [Werra-Meissner-Kr.]; HHSD IV, S. 114ff.

[211] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 155.

[212] Mainbernheim [LK Kitzingen]; HHSD VII, S. 422.

[213] Elfeld bei Mellrichstadt oder möglicherweise Eisfeld ?

[214] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 349.

[215] Pfaffenreuth, heute Ortsteil v. Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].

[216] Manzenberg, heute Ortsteil v. Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].

[217] Lengenfeld, heute Ortsteil v. Waldershof [LK Tirschenreuth].

[218] Kell[n]er.

[219] Waldershof [LK Tirschenreuth].

[220] BRAUN, Marktredwitz, S. 281f.

[221] Flucht: Überlebensstrategie in Kriegszeiten. Der Schuhmacher Hans Heberle listet in seinem „Zeytregister“ 30 Fluchten nach Ulm auf. ZILLHARDT, Heberle, S. 225; DEMURA, Flucht, S. 187ff. Der Bieberauer Pfarrer  Johann Daniel Minck; KUNZ/LIZALEK, Südhessische Chroniken, S. 253f.: „Viele verkrochen und versteckten sich zwar in Wälder, Höhlen, Klippen etc., waren aber ausgespähet, denn die [kaiserlich-bayerischen] Soldaten hatten bei sich menschenspürige Hunde, welche, wann sie an Mensch und Vieh kamen, mit ihrem Bellen die Leute verrieten und den Räubern Anzeig gaben. Darumb flohe alles auf die Schlösser. Da lagen alle Gassen, Höfe und Winkel voller Leute, besonders zu Lichtenberg, welches ein kleiner Behelf. Und derhalben auch viele im Regen, Schnee und Kälte unter dem freien Himmel lagen, teils lagen in Fässern und Bütten. Die Stuben waren Winterszeit so voll, dass wegen der Menge keines sitzen, sondern dicht ineinander stehen müssen. War ein groß Jammer und Elend anzusehen, zu geschweigen, selbst mit darin begriffen sein“. BENTELE, Protokolle, S. 192 (1634): „Des andern Tags, als man vernommen, dass die ganze Armee marchiere, haben sich Mann und Weib mit den Kindern in das Feld, Weinberg, Hülen, Klüften und Wäld mehistentails begeben, in Hoffnung, daselbsten sicher zue sein, bis das Ungewitter fürübergieng. Aber die wurden allerorten durch die Hund der Soldaten ausgespürt, gehetzt, gejagt, gefangen, ranzioniert, übel tractiert, und tails erbärmlich ermordet. War auch zu solcher Zeit Tag und Nacht schön und warm Wetter auf vierzehn Tag aneinander, daß doch also mancher dessentwegen desto besser in einem verborgenen Winkel durch Gottes väterliche Obacht bewahret gewesen, und sein Leben wie eine Ausbeut darvon gebracht hat“. Abt Veit Höser (1577 – 1634) von Oberaltaich bei Straubing berichtet; SIGL, Wallensteins Rache, S. 142f.: „In diesen Tagen [Dezember 1633; BW] trieben es die Schweden überall ganz arg. Sie streiften in alle Richtungen und Gegenden herum, durchstöberten sogar die menschenleeren Ödnisse und Wälder, alle Berghänge, jedes Tal, jede Schlucht, jeden Schlupfwinkel, daß die Menschen sich vor Todesängsten überhaupt nicht mehr auskannten, sich nicht mehr helfen und raten konnten. Unter dem eigenen Dache gab es ja ohnehin keine Sicherheit. In ihrer Bedrängnis flohen alle aus ihren Wohnungen, als wären das selbst Räuberhöhlen, flüchteten in die Berge, versteckten sich in Hecken, im Dickicht, in der Wildnis, obgleich sie auch dort nirgends bleiben konnten wegen der Winterkälte, die in unserer Waldgegend noch viel ärger ist. Wenn sie sich überhaupt ein Feuer machen konnten, verriet sie schon von weitem der aufsteigende Rauch bei Tag und bei Nacht der Feuerschein; ja, die Flucht in ein Versteck verriet sie selbst schon wieder durch die unvermeidlich im Schnee hinterlassenen eigenen Spuren. Die schlauen Spürhunde folgten mit ihrer Nase diesen tiefen Fußstapfen und spürten den Flüchtlingen fleißig nach, ohne deren Todesängste zu spüren. Schau, laß dir sagen, was diese ungemein scharfsinnigen Bösewichte nicht alles aushecken, damit ihnen ja kein einziger Mensch entwischt. Überall in den Wäldern, in Dickichten, auf Viehtriften, wo sich einer geflissentlich verstecken könnte, veranstalteten sie blutige Treibjagden (veneticam tragediam). Sie stellten Reihen von Scharfschützen in einem größeren Abstand voneinander auf und durchstreiften so das vom Eingang her das Gelände, indem sie obendrein noch abgerichtete Jagd- und Spürhunde vor sich herhetzten. Diese reizten sie mit ihrem Hussa-Hussa zum Bellen, ließen sie durchs Dickicht und Gebüsch stöbern, nach Feuerstellen schnüffeln, schickten sie in unzugängliche Stellen, damit sie überall die versteckten Menschen ausmachen, mit ihrem Verbellen verraten und heraustreiben. In undurchdringliches Heckengestrüpp (truteta) schossen sie mit ihren Gewehren hinein, um die allenfalls darin verborgenen Menschen zu zwingen, dass sie herauskriechen oder herausspringen. Wollten solche arme „Angsthasen“ jedoch sofort bei dem Hussa-Geschrei der Jäger und dem Hundegebell der unausbleiblichen Flucht zuvorkommen und davonlaufen, wurden sie dort von den Musketieren zur Strecke gebracht, die den Wald von draußen in regelmäßigen Abständen voneinander umzingelt hatten, sodaß die ohnehin schon zu Tode geängstigten Menschen, wohin sie auch immer flüchten wollten, in die Fänge und Fallen dieser Menschenjäger fielen“. Auch die Heranziehung zu schwersten Schanzarbeiten veranlasste Bürger zur Flucht. Das Einfliehen in die nächsten Städte war allerdings nicht umsonst. Im März 1636 verlangte die Reichsstadt Nordhausen von hereingeflüchteten Adligen über 20 Jahren 2 Reichstaler, von Bürgern und Bürgerinnen 1 Reichstaler, von einem Bauern je nach Vermögen 12 oder 6 Groschen. Für ein fremdes Pferd waren 12 Groschen zu zahlen. KUHLBRODT, Clara von Heringen, S. 82. Dazu kamen in der Regel auch Abgaben für Ochsen, Kühe etc. In Weimar hielten sich 1640 außer 2863 Einwohnern 4103 Fremde auf. PFISTER, Bevölkerungsgeschichte, S. 14. Zum Teil ließ der Rat wie in Augsburg die Flüchtlinge aus der Stadt bringen (SIGL, Geschichte, S. 47) oder verweigerte die Aufnahme. Zur Migration allgemein ASCHE, Krieg, Militär und Migration, S. 11ff. Die Flucht in die nächsten Städten war nicht umsonst. Im März 1636 verlangte die Reichsstadt Nordhausen von hereingeflüchteten Adligen über 20 Jahren 2 Reichstaler, von Bürgern und Bürgerinnen 1 Taler, von einem Bauern je nach Vermögen 12 oder 6 Groschen. Für ein fremdes Pferd waren 12 Groschen zu zahlen. KUHLBRODT, Clara von Heringen, S. 82. Dazu kamen in der Regel auch Abgaben für Ochsen, Kühe etc. KLUGE, Hofer Chronik, S. 180 (1641): „Den 11. januarii wurde der sächßischen von adel hier eingeflehet rindt- und schaafvieh, so theils zum thor hinaus, alles wieder hereingetrieben und aufs neue verarrestiret, und solten von einem stück rindvieh 1 thaler, von einem schaaf aber 1 groschen geben, unangesehen, daß das liebe vieh zum theil dermassen verhungert, daß es kaum gehen konnte, wie dann auch viel dahingefallen und aus mangel futters umkommen müßen“. In Weimar hielten sich z. B. 1640 außer 2863 Einwohnern 4103 Fremde auf. PFISTER, Bevölkerungsgeschichte, S. 14.

[222] Jan [Johann, Jean] Freiherr van der Croon [de la Croon, Corona, Croen, Crona, Lacron, La Cron, von der Kron] [um 1600- 8.11.1665 Prag], kaiserlicher Feldmarschallleutnant.

[223] Ludwig Heinrich Graf v. Nassau-[Katzenelnbogen]Dillenburg [9.5.1594 Saarbrücken-12.7.1662 Dillenburg], ab 1.12.1631 schwedischer Obrist der Kavallerie. Nach dem Prager Frieden (1635) ab 3.8.1635 als Obrist u. Generalwachtmeister in kaiserlichen Diensten.

[224] Jean Henri [Johann Heinrich] Freiherr v. Garnier [2.2.1614-9.8.1664 Augsburg], kaiserlicher Obristleutnant.

[225] Schwadron: Im 16. Jahrhundert bezeichnete Escadre (von lateinisch exquadra Gevierthaufen, Geschwader) eine Stellungsform des Fußvolks und der Reiterei, aus welcher im 17. Jahrhundert für letztere die Eskadron, für ersteres das Bataillon hervorging. Ca. 210 Pikeniere sollten eine Schwadron bilden, 3 eine Brigade. Die Schwadron der Reiterei entsprach der Kompanie der Fußtruppen. Die schwedische Kompanie (Fußtruppen) bestand nach Lorenz TROUPITZ, Kriegs-Kunst / nach Königlich Schwedischer Manier eine Compagny zu richten, Franckfurt 1638, aus drei Schwadronen (zu Korporalschaften, eine Schwadron entsprach daher dem späteren Zug).

[226] Doppelhaken: auch Hakenbüchse: Der Haken war ein bis ins 17. Jahrhundert gebräuchliches schweres Feuergewehr, mit einem Haken am Schaft, mit dem es auf einem dreibeinigen Gestell befestigt war oder auf die Brüstung aufgelegt wurde, um den enormen Rückstoß abzufangen. Diese Waffen wogen 7,5 bis 10 Kilo, nach anderen Angaben sogar mit bis zu 25 Kilogramm. Damit wurden Ladungen mit je 4 Lot Blei, Doppelhaken bis 400 g, verschossen. Als man diese Hakenbüchsen später auch im offenen Feld verwendete, musste man sie in einer Gabel abstützen. Daher nannte man diese Waffe auch Gabelarkebuse. Die Treffgenauigkeit der Hakenbüchsen war so gering, so dass ihr Einsatz nur auf kurze Distanz oder massiert als Batterie sinnvoll war. Die Haken wurden ihrer Größe nach eingeteilt in Doppelhaken, ganze Haken und halbe Haken. Vgl. die ausführliche Beschreibung unter http://www.engerisser.de/Bewaffnung/Doppelhaken.html.

[227] Franz Paradeiser [Paradis], Freiherr v. Neuhaus [ – ], kaiserlicher Obrist.

[228] Generalwachtmeister: Bei den hohen Offizierschargen gab es in der Rangfolge „Generalissimus“, „Generalleutnant“, „Feldmarschall“, „Generalfeldzeugmeister“, auch den „General(feld)wachtmeister“, den untersten Generalsrang im ligistischen Heer („Generalmajor“ bei den Schweden). In der Regel wurden Obristen wegen ihrer Verdienste, ihrer finanziellen Möglichkeiten und verwandtschaftlichen und sonstigen Beziehungen zu Generalwachtmeistern befördert, was natürlich auch zusätzliche Einnahmen verschaffte. Der Generalwachtmeister übte nicht nur militärische Funktionen aus, sondern war je nach Gewandtheit auch in diplomatischen Aufträgen tätig.

[229] Jan [Johann, Jean] Freiherr van der Croon [de la Croon, Corona, Croen, Crona, Lacron, La Cron, von der Kron] [um 1600- 8.11.1665 Prag], kaiserlicher Feldmarschallleutnant.

[230] Johann Günther [ – ], kurbayerischer Obrist.

[231] Maximilian [Max] Graf v. Törring-Jettenbach [Deuring, Döring] [1614-1665], kurbayerischer Obrist.

[232] Detloff Freiherr v. Kappell [Kapell, Kapellen, Kappel, Cappelle, Capel, Capell, Cappell, Capello] [ -1662], kaiserlicher Obristleutnant, Obrist. BRUNNER, Möhner, S. 160.

[233] Tross: Der Tross war der gesamte Begleitzug eines Heeres (ohne Anspruch auf Verpflegungsrationen) und bildete sich, neben den Offiziers- und Soldatenfamilien, aus Dienstpersonal, Feldpredigern, Feldchirurgen, Feldschern (vgl. s. v.), „Zigeunern“ als Kundschaftern und Heilkundigen, Köchen und Handwerkern, Händler/innen und Marketender/innen, Invaliden und Entwurzelten, Glaubensflüchtlingen, Soldatenwitwen und Kriegswaisen, Hunger leidenden Zivilisten und Bauern, Gefangenen, behördlicher Strafverfolgung Entflohenen und zum Dienst bei der Artillerie verurteilten Straftätern sowie Gauklern, Wahrsagern und in 4 Klassen eingeteilte Prostituierten („Mätressen“, „Concubinen“, „Metzen“ und „Huren“). Der schwer bewegliche Tross und die ambulante Lagergesellschaft waren z. T. doppelt bis viermal so groß wie das Heer, dem er folgte, und war somit zahlenmäßig größer als eine Großstadt wie etwa Köln. Während zu Anfang des Krieges der Tross etwa 30 % größer war als die kämpfende Truppe, war er am Kriegsende nach Aussage des bayerischen Feldmarschalls Gronsfeld unkontrollierbar angewachsen. Er erinnerte daran, dass man „in disen beiden armaden sicherlich über 180 000 seelen hat, welche, es sein gleich jungen, fuhrknecht, weiber und künder, doch alle sowoll alß soldaten leben müssen. Nun werden die beeden armaden ungefähr uf 40 000 mann proviantirt, und mehrer nicht, alß ein mensch in 24 stundt nöthig hat. Wie nun die übrige 140 000 menschen leben können, wan sie nicht hin und her ein stuckh brott suchen thun, solches ist über meinen verstandt“. Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kasten Äußeres Archiv 2961, fol. 29 (Ausfertigung): Gronsfeld an Maximilian I. von Bayern, Thierhaupten, 1648 III 31. In der Werbeinstruktion (1639 VII 04; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kasten Äußeres Archiv 2624, fol. 4-5) war bestimmt worden, dass „taugliche knecht und nit solche, wie zum theil bei vorigen werbungen geschehen, geworben werden, die mit zu villen kindern beladen und sich allein wegen der quartier underhalten lassen, khonfftig aber wanns zum veldzug khombt, wider dauongehn, also werb: und lifergelt umb sonst angewendt wirdet“. Zum Teil wurden sogar Schiffsbrücken im Tross mitgeführt. Zudem unterlag der gesamte Tross der Militärjustiz, vgl. GROßNER; HALLER, Zu kurzem Bericht, S. 35 (1633): „Haben 4 von dem Troß ins Feuer geworfen, wie man denn nach geschehenem Brand 2 Köpf, etliche Finger und einen halben gebratenen Menschen noch übrig gefunden“.Zur „Lagergesellschaft“ vgl. KROENER,  „ … und ist der jammer nit zu beschreiben“, S. 279-296; LANGER, Hortus, S. 96ff.; WAGNER, Ars Belli Gerendi. In Notsituationen wurden Trossangehörige, wenn auch erfolglos, als Kombatanten eingesetzt; BRNARDIC, Imperial Armies 1, S.19.

[234] Quartierzettel (Biletten): meist in Übereinkunft mit Stadtbeauftragten ausgestellter Einquartierungszettel, der genau festhielt, was der „Wirt“ je nach Vermögen an Unterkunft, Verpflegung (oder ersatzweise Geldleistungen) und gegebenenfalls Viehfutter zur Verfügung stellen musste, was stets Anlass zu Beschwerden gab. Ausgenommen waren in der Regel Kleriker, Apotheker, Ärzte, Gastwirte.

[235] Schlachtordnung.

[236] Dörflas, heute Stadtteil v. Marktredwitz [LK Marktredwitz i. Fichtelgebirge].

[237] Spiegelfechten: etwas nicht Vorhandenes vorgeben, etwas vorgaukeln, prahlen, anführen, betrügen, heucheln.

[238] spoliert: geplündert.

[239] BRAUN, Marktredwitz, S. 289f.

[240] Graz; HHSÖ II, S. 63ff.

[241] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 349.

[242] BRAUN, Marktredwitz, S. 299f.

[243] Siebitz [Třebovice] bei Pilsen ? Denkbar wäre auch Selbitz (LK Naila); HHSD VII, S. 695ff.

[244] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 349.

 

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Reiffenberg [Reifenberg], Hans [Johann] Anton Schweikard Freiherr von

Reiffenberg [Reifenberg], Hans [Johann] Anton Schweikard Freiherr von; Obrist [ – ] Hans [Johann] Anton Schweikhard Freiherr von Reiffenberg [ – ] war kaiserlicher Obrist und Generaladjutant bei Erzherzog Leopold Wilhelm. 1646 wurde er Kommandant in Friedberg[1] (Landgrafschaft Hessen-Kassel).

Der Friedberger Chronist Dr. Volhard erinnert sich: „Den 25. huius Morgens kam der Obrist Freiherr von Reifenberg, General Adjutant bei der kais. Armee, alhier und besahe die Burg und sonderlich die Kompagni alhier, weil er dem Ruf und Sahge [nach] Kommandant alhier werden solle, den der Tullian vielmals [unleserlich ..]. Nachdem nun solcher dieselbe besichtigt, ist er bald wieder nach Ilmstadt[2] ins Lager gezogen; hatt einen reitenden Diener, in roth bekleidet, mit sich“.[3]

Reiffenberg löste am 4.8.1646 Knörring als Kommandant in Friedberg ab.

„Um 12 Uhr selbigen Tages kame Herr Generalfeldmarschall Melander Graf Holzappel, Blumenthal und der Herr Obrist Reifenberg anhero. Und dieser lösete ein Stund vorher den Herrn Obristen Knörring ab, welcher mit seinen 800 kommandirten Völkern in aller Eil wiederumb nach Ilmstadt ins Lager marschiren mußte; dann da hatte man im kaiserlichen Lager schon die Nachricht, daß des Feindes Völker über die Nidda gezogen wären. Die [Holzappel und sein Gefolge] kehrten in der Burg und Rent und des Kommandanten Haus ein, dahin meine Herren etlich Flaschen mit Weins schickten und solchen Ihro Exzellenz verehren ließen. Uebergaben auch zugleich darmit durch mich ein Memorial, darinn der Stadt dermalig Noth begriffen, und baten, Ihro Exzellenz wolten doch vor ihrem Abzug (weil Ihr ja das Kommando über diesen Kreis von Ihrer hochfürstlichen Durchlaucht [Erzherzog Leopold Wilhelm] gnädigst anvertraut) dieser Beschwerden abhelfen.

Dieweil aber Herr Obrist Reifenberg das Kommando in Burg und Stadt antrate, verdroß es ihn heimlich, daß wir bei Ihro Exzellenz und nicht bei ihm suchten, wie er denn sonderlich, als der Früchte halber (die wir in die Burg zu fliehen gezwungen) gelesen wardt, sagte: ‚Habt Ihr das bei mir gesucht ?‘ und als geantwortet worden, wäre … [unleserlich] bei ihr Exzellenz gesucht. Daruf sagt er [Reifenberg], er wolte schon in der sachen recht thun. Und als ihr Exzellenz dieses [hörte], sagten sie [Holzappel]: ‚Man muß den guten Leuten ihre Frucht wieder geben und die Bürgerschaft ufs eifrigst verschonen und konserviren, denn sie sein das letzte Essen oder die letzte Tracht [Gang des Essens]‘. Erbotte sich, weil er unsern armseligen Zustand sehe, uns nach Möglichkeit zu helfen, wo es nur in seinem Vermögen stünde.

Dem ich ferner bis zur Abreis aufgewartet und sonderlich dem Herrn Generalkommissar von Blumenthal mit Erzählung der armen Stadt Beschwerde und ihrer Mißgönner, die der Stadt alle Last zuschanzeten, diese arme Bürgerschaft zu allen Gnaden rekommandirt. … [Blumenthal] gab aber non obscure [nicht undeutlich] zu  verstehen, es derfte uns unterm Reifenberger übel gehen aus allerhand Ursachen, so er kürzlich [kurz] mir zu verstehen gab“.[4]

„Dieser Tage hatte der Herr Obriste Reifenberg bei Ihr Durchlaucht in Oesterreich [Erzherzog Leopold Wilhelm] auf sein alzu mildes Angeben [zu niedrige Angaben über die Lasten der Stadt] ausgewirket, daß die Stadt 120 Soldaten zu Fuß alhir die Kost bis uf den Frühling geben solte. Hat aber solche Ordre allererst den siebenden Tag hernach, als die Armee schon weit fort gewesen und wir ohn Gefahr nit hernach kommen können, uns vorgezeigt, worüber sich die Stadt zu höchst beschwert und dagegen protestirt. Er aber hat nit viel darnach gefragt, sondern gesagt: ‚Hab deßwegen Ursach und Befelch gehabt‘.

Den 26. August hat besagter Obrister von Reifenberg allererst die Ordinanz, davon itzo gemelt, Herrn Bürgermeister zugestellt und begehrt, sie in seiner Gegenwart zu öffnen. Herr Bürgermeister aber hat’s abgeschlagen und gesagt, müßte in Gegensein der Herrn des Raths geschehen, und zugleich gegen dies Hinterhaltens protestirt und sich beschwert. Er aber hat nochmals vorgewandt, er hab’s Ursachen.

Eben vor diesem hatte Winter [Oberstleutnant, seit 1640 mehrfach Kommandant von Friedberg] auch sein Ordinanz gezeigt, daß er mit seinen annoch [hier] befindlichen Soldaten und Officiren (die wenigen aber, so Tullian geworben, solten hier bleiben), die er geworben, [sollten] von hier ab nacher Höchst[5] marschiren und daselbst logiren. Dabei erhub sich ein Streit zwischen ihnen wegen des Fähnleins, welches Obristleutnant Winter mitnehmen, er aber nit abfolgen lassen wolle. Dahero nach vielem Disputiren die Sach dahin gerathen, daß der herr Obrist Reifenberg den Commissarius Heistermann, seinen Leutnant Peter Weingärtner (so sich von Wintern abzuthun, sein Abschied auch suchen und wöllen), den Adjutanten und sein Stallmeister nach dem Erzherzog, so in Frankenland albereits gestanden, geschickt und durch sonderbaren Vorschub seiner Favoriten [Günstlinge] daselbst, auf die, wie man verspüren könne, von hiesiger Burg gethanene Vorschläge und Anbringens (daß nemlich Winter nichts an der Kompagni, sondern die Ständ [?] solche geworben und er also den Erzherzog mit Ungrund berichtet) darob so weit gebracht, daß ihme [Reifenberg] vom Erzherzog von Oesterreich die völlige Kompagni zugestellt und dem Obristleutnant Winter abgesprochen worden, welche ihm doch von ohngefähr 4 Wochen zu Ilmstadt im Lager zuerkannt worden. O Fortunae instabilitatem memorabilem ! [O merkwürdiger Unbestand des Glückes !]“.[6]

„Den 20. Sept. [1646] wolte der Herr Oberst Reifenberg vermög seiner Ordre die 120 Mann verspeist haben. Die Stadt aber bate davor mit Vorwenden, die Ordre sei nunmehr selbsten cessirt [hinfällig] oder erloschen, weil die Winterische, nunmehr seine Kompagni hier bliebe, weil die Ursach, so darin angedeutet, weil wir nemlich durch den Abzug der Winterischen Kompagni einer großen Last enthoben würden, nunmehr cessirte. … Baten unser damit zu verschonen; erboten uns doch, ihme mit 100 Achtel Korn und 100 Thaler Gelts semel pro semper [ein für alle mal] behülflich zu erscheinen.

Er aber hat solches zumal nit annehmen, sondern kurzumb die Kost haben wöllen, worüber man in langewierige Disputat kommen, endlich dahin erboten, Herr Commissarius Speck als Generalkommissar-Verwalter solte uns entscheiden; was der sprechen würd, dem wolten wir nach Möglichkeit nachkommen. Er aber hat nit darin willigen wollen, sondern gesagt: Kein Mensch auf dieser Welt, ohn sein Herr, der Erzherzog, könne diese Ordinanz aufheben.

Als wir aber vor Gewalt gebeten (denn er die kompagni selbst einlogiren wollen) und voriges Erbieten repetirten, hat er endlich sein Leutnant Weingärtner (dahin Herr Runkel der Stadt wegen gleichfalls geraten) nach Frankfurt[7] zu Specken geschickt, welcher nach vielem Unterhandeln, endlich es dahin vermittelt, daß die Stadt monatlich 25 Achtel Korns oder anderthalb Pfund Brot auf 120 Köpf, welche den Herrn Obristen gefallen würd, neben 100 fl. Gelts auf ein paar Monat erlegen solte, bis verhoffentlich ander Ordinanz vom Erzherzoge erfolge. [Die Verhandlungen führen zu keinem festen Ergebnis. Die Stadt bleibt auf ihrem Standpunkt] … könnte nicht alles geben, müßten der Leut [die Burg] auch dazu helfen.

Den 1. Okt. [1646] hat der Herr Obrist Reifenberg ein Schreiben in der Nacht hinausgeschickt in Johann Heun, des Brücken [Müllers in der] mittelst Mühle, und ihm, Johannes, sagen und befehlen lassen, der solle denselbigen Brief alsobald nach Staden[8] oder doch zum wenigsten nach Bauernheim[9] tragen, daß er daselbst weiter fortgeschickt werde. Darüber sich Johann Heun beschwert, er habe niemand in der Mühle, habe ein krank Kind da liegen. Zudem sei er ein Bürger wie ein anderer auch, gebe seine Beschwerung, wolte demnach nit verhoffen, daß er den Brief wegtragen solte. Und wenn er das thun solte, so wolte er lieber aus der Mühle ziehen.

Als nun dieses dem Obristen referirt worden, ist er darüber so erzürnt worden, daß er 4 Mosketir geschickt, so ihn, Müller, alsobald zum Profosen geschickt, die ihn dazu genöthigt, daß er sich selbst ein- und anschließen müssen. Als man nun des Morgens solches gewahr worden, auch des Müllers Frau beim Herrn Bürgermeister Hilf gesucht, ist der Jüngere Bürgermeister hin gangen und gegen den Herrn Obristen dieses Protestes halber … [sich beschwert], hat er befohlen, man solle ihn in Diebsthurn werfen oder solte Arrest thun. Als nun Consul [Bürgermeister] repetirt, er hab’s noch zur Zeit nit verdienet, und dagegen geredt, ist es endlich dahin kommen, daß er [Heun] dem Profosen 3 Kopstück Schloßgeld [Haftgebühr] erlegen müssen, woruf er loskommen. […]

Den 29. Okt. [1646] schickte Herr Obrister [Reifenberg] einen Gefreiten von der Hauptwacht (lage der Zeit in Bender Andresen Haus) heraus zu dem Aelteren Herrn Bürgermeister [Peter Huth] …. Wo der abgeforderte Bot blieb ? Und als derselbige bei ihm ankommen, hat er sich flugs feucht gemacht [wichtig, klug geredet]: wo der Brot bliebe, und viel Fluchens dabei gethan über den Herrn Bürgermeister mit Vorwenden, was er davon hätte in diesem großen Regen, daß er heraus gehen müssen; und als Herr Consul [Bürgermeister] geantwortet, der Stadtknecht gehe herumb, einen zu bekommen, hat er angefangen, er solte den Boten schaffen oder solte ihn Gotts Sakrament schenden. Als Herr Consul replicirt [antwortet], möchte ihn schenden; was er viel zu schelten hab, solte sein Kommission ausrichten, Antwort annehmen und wieder hinziehen. Woruf er sehr erbittert worden, ihn einen Schelm gescholten, solt ihm den Boten stellen oder solt ihn Gotts Sakrament schenden, ihn nochmals ein Schelmen gescholten und solte ihn im Arsch lecken. (salvo honore [mit Verlaub !] Welches der Bürgermeister empfunden und zu klagen sich vorbehalten, wie denn auch durch den Jüngeren Bürgermeister [Engelbert Thomas] solches also bald Herrn Obristen geklagt, welcher sich zwar angenommen, ob mißfiele es ihm ihm solches höchlich und wolte es strafen. Wie man aber hernach erfahren, ist er nur 2 Stunden aufn Esel gesetzt worden.[10]

Den 4. November [1646] Abends, als Ambtmann Uphofen von Wölfersheim[11] und Herr Engelbert Thomas bei Herrn Hans Henrich Runkeln in seinem Hause zu Nacht gessen und noch über Tisch gesessen, mit einander disputirten, ist Michel, der Tromschleger, hinein getrungen, etwas bezecht, wie man vermerken können und sobald angefangen: ‚Du Schwanenwirt, bist ein Schelm, ein ausgerissener‘ etc. Und als er, Runkel, mit guten Worten ihm geantwortet: was das sei, und was er mit ihm zu thun habe, daß er ihn in seinem Haus dergestalt molestire [belästige], hat er diese Worte oft wiederholet und noch darzu gesetzt, sein Obrister würde ihn noch vorn Kopf schießen und möchte es auch thun. Worauf ihm vom Jüngeren Bürgermeister und sonderlich Ambtmann Uphofen zugesprochen worden, solte sich hinaus machen und sie in ihrem Gloch [Gelage, Essen] unperturbirt [ungestört] lassen, wolte ihm sonst Füße machen. … Und als er nit gehen wolte, hat ihn Runkel beim Hals genommen und hinausgestoßen, aber Friedliebens halber (dieweil man auch vermuthet, es sei vom Obristen oder Leutnant ein angestellt Werck) ihn nicht geschlagen, sondern vor die Thür gebracht und selbige verschlossen. Nach welchem er auf der Gassen greulich gefluchet, an der Thür gebocht und Herren Runkeln zum ärgsten gescholten, also daß man es auf der Straßen allenthalben gehört, bis er es endlich müd worden und heim gangen.

Als nun Herr Junger Bürgermeister solches dem Herrn Obristen des andern Morgens, bei den er eines Pferds halben gerufen worden, geklagt, hat Micheln zwar der Obriste einen Hundskopf gescholten, aber nit zu strafen gewährt, viel weniger gethan. Siehet man also klar, daß mehr Leut dahinter stecken. Dergleichen Insolentien [Unverschämtheiten] muß man klagen.

Eben diesen Tag war ein Soldat von der Garnison alhier in Johann Reußen Haus gestorben. Denselben hatte der Fourir und andere Bursch nackend ausgezogen und liegen lassen. Hernacher begehrt, der Bürger oder die Stadt solte ihn begraben lassen, welches ein vornehm Werk in einer Garnison, weil billig, wie unter ihnen und alhier alzeit bräuchlich gewesen, daß die Kompagni solchen mit klingendem Spiel begraben und ein starker Trupp mit ihren unter sich gewandten Wehren alzeit begleiten helfen. Aber der Muthwill nimbt bei diesem Obersten, wegen seiner schlimmen Disziplin ganz überhand.

Den 9. November [1646]. Diesen Montags früh umb 8 Uhr wurde Herr Hartmann Vietor [Bender] und Philipps Laukhard, Jüngerer Rentmeister, auf die Stadtmauer geschickt, umb zu sehen, wie viel Löcher auf der Mauer denn doch des Obersten Soldaten (so mauern von der Kampagni) zugemacht hetten, weil sie Lohn auf etlich Tag forderten, damit man auch wissen möchte, obs sie es verdient hetten oder nicht. Und als sie solches besehen und derselben wenig, etwa [Lücke] befunden, haben sie sich gegen die Maurer und Profosen, so abermals gearbeitet, beschwert, welche ihnen, sonderlich die Maurer, geantwortet, es sei ihnen nit lieb, daß sie es thun müsten, wäre doch keine wahrhafte Arbeit. Nur allein Junker Rau hette es dem Obristen gerathen, welches sie selbsten gehört, daruf der Oberst solche Anstalt machen lassen.

Und wie man sonsten vernimbt, ist Junker Rau fast aller Sachen bei diesem Obersten Angeber, und wo er nur der Stadt eines versetzen und anmachen kann, spart er daran kein Fleiß. Gott wolle ihm des Lohn davor reichlich geben !

Freitags, den 4. December [1646], war des Nachts der Schweizer Thurn in der Burgmauer gegen der Brücken-Mühlen, welche bei Tullian auch einmal eingefallen und mit großen Hölzern gesteztelt worden, eingefallen. Daruf hette Morgens früh Herr Obrister Reifenberger alle Thoren versperren und befehlen lassen, kein Mensch hinaus zu lassen, bis die Stadt 16 Bürger und 8 Juden (die er gleichwohl heißen lassen) zur Arbeit hierin [in die Burg] schickte.

Als nun Junger Bürgermeister Thomas neben mir, dem Stadtschreiber, hierin geschickt wurden, dagegen zu reden, daß es der Stadt nicht gebühre, in der Burg zu arbeiten, sondern die Burg möchte durch ihre Leute arbeiten und bauen lassen, gleich wie die Stadt thun müßte, — so hat es doch nichts helfen wollen, sondern er ist uf seiner Meinung bestanden, wir müsten und solten bauen und schanzen, es were des Kaisers Dienst. Möchten ihn beim Kaiser darüber verklagen. Als wir aber daruf geantwortet: wenn man heraus [in der Stadt] bauete und schanzte, so were es auch des Kaisers Dienst und hülfen uns doch die Burgleut auch nicht, ist er doch auf seiner Meinung bestanden. Wolte niemand aus- und einlassen, wir hülffen denn bauen, wie man denn auch die Mannschaft stellen müssen. […]

Nachmittags umb 1 Uhr des vorigen 4 Dez. ließe mich, den Stadtschreiber, J. Volhard, der Obrist Reifenberg ins Schloß zu sich rufen und, als ich uf Befelch Herrn Consulis hinein kommen, finge derselbe an: ich wüßte mich wohl zu erinnern, was er heut an die Stadt des umbgefallenen Schweizer Thurns wegen am Burgwall begehrt, auch daß sich die Stadt verweigert hett zu arbeiten, da doch die Feinds Gefahr vorhanden wär, woraus er leichtlich abnehmen könnte, wie wir gegen ihn affectionirt [gesinnt] weren, auch sein würden, so ein Gefahr ihm aufstoßen solte. … [Volhard erwidert: die Stadt könne nur in der Burg arbeiten bei Gegenseitigkeit]. Wie sich itzo ansehen ließe, daß er der Burg viel gewogener als der Stadt wär. …

Den 22. Dec. oder 1. Januar [1647] [styli novi]. Wardt durch mich, den Stadtschreiber, und den Jungen Bürgermeister dem Herrn Obristen von Reifenberg von wegen Herrn Bürgermeister und Rath der Stadt ein glückselig fried- und freudenreiches Neues Jahr gewünschet und darneben ein Becher von 24 Reichsthaler [wert] sambt einem schönen Marcipan und gerösten Honigkuchen vor die Frau Obristin geschenkt und verehrt und gebeten, Herr Obriste wolte sein angetretenes Kommando also fortführen, daß dem Bürger das seinige gehegt und geschützt und derselbe neben dem Soldaten friedlich leben und zu einigem Wiederaufnehmen und gutem Wohlstand kommen und gelangen möchte. Gedachter Herr Obrist wünschte Herrn Bürgermeister und Rath von der Stadt hinwiederumb ein glückselig Neues Jahr, allen guten Wohlstand und ein friedliches Regiment, bedankte sich zugleich des gethanen Präsents. Und sagte, wolte sich also künftig halten, daß wir sich über ihn nicht zu beklagen haben solten. Wär zwar anfangs etwas rau hergangen, wäre aber nunmehr geschlichtet. Und könnte er den Herren dienen, das wolte er gern thun“.[12]

Die Friedberger Chronik des Nikolaus Arnold (1614-1694), Bäcker und Landwirt, Ratsherr und Bürgermeister, berichtet über ihn: „Derselbige Stadtochs sollte einer gewesen sein, der den Huren ufgewartet hette, und kein Soldat; dann er kein Herz [hatte]. Bei demselbigen war das Lager vor Ilmstatt [unter Erzherzog Leopold Wilhelm]. Da hatten mir eine Reuter-Einquartirung über ein ander von dem Oberstwachtwachtmeister Plessen bisweilen mit 2, bisweilen mit 3, auch gar mit 5 und 8 Kompagni Reutern. Die fraßen uns auf bis uf den Grond. Item 800 Musqquetirer [Oberst Knörring], halb kaiserliche und halb bairische Völker und 2 ein halb hundert Mann vom Reifenberger in der Stadt liegen. War mancher Mann, der hatte nicht einen Bissen Brod im Haus. Ward das Brot, das noch in der Stadt war, bei das Neu Haus kolligirt [eingesammelt], und ward Schildwacht darbei gestellt.

Ward auch von dem damaligen Obersten mit Namen Kerning [Knörring] begehrt, mir sollten sich wehrn [bei dem am 3. August 1646 befürchteten Angriff der Schweden und Franzosen unter Wrangel]; dann mir hetten sich ja vor dem Sankt Andreasen [Saint André] gewehrt, welches uns von den kaiserlichen Officirern ruhmlich [geachtet wurde]. Sagte Johann Ulrich, Haubenschneider, im Namen der ganzen Burgerschaft. Er wollte ganz unterthänig dafür gebeten haben, dann es were die Stadt gar gering; wollte doch gebeten haben darfür. Sagte der Oberst: ‚So gehet Ihr in die Kirche und betet wacker, so will ich wacker fechten, so wird uns Gott helfen streiten. Allein, wann ich im Handel stehen werde mit dem Feind, so komme ja keiner, der mich anlagen werde um Hilf‘.

Indem kamen die Schwedische gemarschiret bei dem Alzenklöppel her und wendeten sich hinüber uf Ockstatt.[13] Da schossen sie [die Kaiserlichen aus der Stadt] unter die Schwedischen; aber sie wichen weit von der Stadt, daß sie keinen trafen. Da kam Oberstwachtmeister Pleß mit 170 Reutern stark auf die Schwedische angehauen, aber er ward zurückgetrieben bis ins Thor. Wie nun Pleß sahe, daß er nichts ausrichten konnte, begab er sich nacher Ilmstadt, aber die Schwedische warn ihm im Eisen, daß er wenig davon brachte“.[14]

Der Friedberger Chronist Joh. Philipp Götzenius erinnert sich: „Welcher aber, nach dem er 1647 auff den Sonntag Jubilate, den 9. Tag Martii, vom Hessen-Casselischen General, Herrn Caspar Cornelio von Mortaigne,[15] mit bei sich gehabter Armee berennt worden, und folgenden Montag, den 10. Tag Maji, am Mainzer Thor die Mauren etwas nidergeschossen und die Stadt erobert, hernach folgenden Dienstag ein großer Ernst mit Stein einwerffen und ungewöhnliche Granaten ihm gezeigt worden, für sein Person und ihm gehörige Sachen, ein sicher Geleit veraccordiret, die anvertraute Guarnison aber auf Gnad und Ungnad übergeben“.[16]

[1] Friedberg; HHSD IV, S. 145ff.

[2] Ilbenstadt; HHSD IV, S. 242.

[3] WAAS, Chroniken, S. 216.

[4] WAAS, Chroniken, S. 221f.

[5] Höchst; HHSD IV, S. 226ff.

[6] WAAS, Chroniken, S. 223f.

[7] Frankfurt/M.; HHSD IV, S. 126ff.

[8] Staden; HHSD IV, S. 420.

[9] Bauernheim, heute Stadtteil von Friedberg [Wetteraukr.].

[10] Esel reiten: in Verlegenheit, Schande bringen; erzürnen. Beim Einrücken von Truppen in eine Stadt mussten Galgen und hölzerner Esel von der Bürgerschaft (meist auf dem Markt) errichtet werden. Das Sitzen auf einem hölzernen Esel gab es als Militärstrafe für ungehorsame Soldaten; HINCKELDEY, Strafjustiz, S. 169; ZEITFUCHS, Stolberg, S. 271; z. T. als Strafe für Not- oder Unzucht; PESCHEK, Geschichte, S. 46; als Ehrenstrafe im peinlichen Strafrecht; MEINHARDT, Peinliches Strafrecht, S. 147; HINCKELDEY, Strafjustiz, S. 171; allgem. QUANTER, Schand- und Ehrenstrafen. Das Eselreiten wurde auch Ratsherrn und Bürgern beim Ausbleiben der Kontribution angedroht. Dabei wurde ein auf die Kante gestelltes Brett in Eselform verwendet, das dem darauf Sitzenden nur die schmale Seite bot, so dass es tief ins Gesäß einschnitt; Abb. bei KÖNIG, Hexenprozesse, S. 49; erwähnt bei WREDE, Körperstrafen, S. 426* (für 1620 in Görlitz). Vgl. den Bericht des Chronisten Sebastian Dehner; HELLER, Rothenburg, S. 11: „1620. Mittwoch den 5. Januar hat Marggr. J. Ernst allhie auf dem Mark nebst bei der Trinkstuben wegen der Soldaten, damit sie im Zaum gehalten würden, einen Galgen, Schneller oder Schnerr, wie manß nennt, und einen Eßel aufrichten lassen. Der Esel ist gemacht geweßen von Brettern geformt und so hoch als eines Schmieds Notstall, der Schnöller und Galgen ungefähr 3 oder 3 1/2 mannßhoch. […] Wenn er den Eßel verdient, hat man ihn rittlingsweiß daraufgesetzt auf die Kante und zu beiden Seiten an jeden Fueß einen schweren Stein oder Plock gehengt und ihn bey 2, 3 oder mehr Stund, nachdem er verdient, darauf sitzen lassen“. Zudem galt der Esel nicht nur als Symbol der Dummheit, sondern auch als Reittier der Synagoge. [mdsz.thulb.uni-jena.de].

[11] Wölfersheim [Wetteraukr.].

[12] WAAS, Chroniken, S. 224ff.

[13] Ockstadt [Kr. Friedberg].

[14] WAAS, Chroniken, S. 292f.

[15] Caspard Corneille [Kaspar Kornelius] Mortaigne de Potelles [Mordani, Mordoni, Mortaiger, Montagne, Mortagne, Mortagni, Mortaine, Mortague, Montani, Mortaignie, Mortainge] [Oktober 1608 Den Haag-18.7.1647 vor Rheinfels], fläm. Adliger, Sohn des flämischen Adligen Jean de Martaigne, Page des Landgrafen Philipp v. Hessen-Kassel [1604-1626], danach in niederländ. Kriegsdiensten, zuletzt als Leutnant, schwed. Kapitän (1629), Obrist (spätestens 1636), Generalmajor (1641), Generalleutnant u. General der Infanterie, um 1646/47 hessisch-kassel. Generalleutant; seit 1644 Mitglied Nr. 419 der „Fruchtbringenden Gesellschaft“ als „Der Gewidmete“; CONERMANN, Die Mitglieder, S. 501f.

[16] WAAS, Chroniken, S. 150.

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Galbrecht [Kallenberg, Gallenberg, Gelbrecht, Goldbrecht], Christoph [Christoff, Christoffer]

Galbrecht [Kallenberg, Gallenberg, Gelbrecht, Goldbrecht], Christoph [Christoff, Christoffer]; Obrist [1590-6.7.1645 vor Brünn] Galbrecht stand als Obristleutnant[1] und Obrist[2] in schwedischen Diensten[3] und unterstand Hans Wittenberg.[4]

In der 2. Schlacht bei Breitenfeld[5] am 2.11.1642 wurde er verwundet.[6]

Der schwedische Hofhistoriograph Bogislaw Philipp von Chemnitz [9.5.1605 Stettin-19.5.1678 Hallsta, Gem. Västerås] berichtet zum Oktober 1644: „Der FeldMarschall[7] H. Torstensson[8] hatte hingegen seine parteyen hinter des Feindes Lager auf Aschersleben,[9] Mansfeld,[10] Halberstadt[11] vnd andere ort gesandt: Wodurch Er dem Feinde weit grössern abbruch gethan, vnd hiebey sein Absehen dahin gerichtet, das selbiger seine lebensmittel von den jennigen orten her, so Ihm weit abgelegen, mit starcker Convoy holen vnd, ausser deme, noth leiden müssen. Daher, vnd als Er von den gefangenen[12] so viel kundschafft erlanget, das Graff Gallas[13] von jeder Compagni[14] zu Ros neun pferde, vnterm Obristen Königseck,[15]  die, so gutwillig mit geritten, deren auch eine ziembliche anzahl gewesen, vngerechnet, nebenst allen seinen Fouragirern,[16] den vierten tag WeinMonats [14.10.1644; BW], gegen Quedlinburg[17] vnd der enden hin, ausgeschicket gehabt, Er noch selbigen abend Gen. Major[18] Königsmarck[19] mit zwelff Squadronen[20] von beyden Flügeln der HaubtArmée, vnd drey Squadronen von denen vnter seiner Conduicte stehenden Regimentern,[21] auch etwa anderthalb hundert Dragonern,[22] in gesambt vngefehr zweytausend pferde starck, wobey fünff Obristen, als der PfaltzGraff,[23] Obrister Fritz,[24] Galbrecht, Dannenberg[25] und Eisenberg,[26] gewesen, denenselben nachzugehen, auscommendiret: Welcher auch in der nacht vmb elff vhren in die Marche getreten, bey Calbe[27] über die Saal, vnd ferner die nacht ohne einige Rencontre[28] fortpassiret. Den fünfften, mit anbrechendem tage, befand Er sich bey Egeln:[29] Woselbst man aus den Mühlen vmbher etwa zwelff gefangene, so gemahlen, Ihm zugebracht. Die doch, angesehen Sie zween tage aus des Feindes Lager gewesen, nichts anders zu sagen gewust, dan das den tag zuvor keine Fouragierer ausgewesen: Deswegen, vnd weil Ihm wissend, das der Feind vmb den andern tag zu fouragiren pflegte, Er stracks hoffnung geschöpffet, es würden selbigen tags Fouragierer ausgangen sein. Daher Er desto geschwinder vnd behutsamer gegen den Wald, der Hackel[30] genandt, sich gewandt, auch die Trouppen so dicht ineinander marchiren, vnd die Standarden[31] verborgen führen lassen: Das man von ferne nicht wol, wie starck die partey, erachten können. Der Hackel ward stracks durchsuchet, vnd ob etwa, des Feindes gebrauch nach, derselbe von Ihm mit parteyen besetzt were, recognosciret, aber nichts darin gefunden: Deswegen Er vorlangst demselben hin gegen Stasfurt[32] das Haubt gestrecket. Bey welcher Marche, nicht fern von selbigem ort, drey Reuter, welcher mit einem Cornet[33] vom Lanovischen[34] Regiment, die von selbigem Regiment ausgewesene Fouragierer absonderlich, das eine Partey von Schwedischen aus were, zu warnen, vnd zurückzuholen, ausgeschicket waren, Ihm in die hände verfallen, der Cornet aber in einem wüsten dorffe sich verstecket vnd zu fus davon kommen: Durch welche Er die erste nachricht, das des Feinds Fouragierer von der gantzen Armée mit einer starcken Convoy aus weren, in der Marche erlanget. Inmittler zeit ein gut theil Fouragierer vnd pferde, derer nicht die wenigsten vnter die Keyserliche Artoleri gehörig, von den vorTrouppen angepacket, vnd darauff immerfort gegen den ort, wo der Feind hin fouragiret, geeilet worden. Aufm wege vnfern von Aschersleben (so zur rechtern hand liegen blieben) erhielt Er gewisse kundschafft, das der Feind zwischen Schandersleben[35] vnd Aschersleben, mit zwelff starcken Trouppen vnd seinen Fouragierern, stünde: Welchem nach Er alsofort etliche Trouppen gegen Ihn voraus commendirt; denen der Rest von der partey gefolget. Der Feind, wie Er dessen vortrab gesehen, presentirte sich gegen denselben, doch noch etwas weit hin, in Bataille[36] vnd zum Treffen: Als aber solcher sich etwas zurücke gewandt vnd der ankommenden Squadronen erwartet, zog Er sich den Schwedischen etwas näher, von einem berge herunter durch einen grund wieder auf einen andern hügel, und avancirte gegen Sie mit zehen starcken Trouppen. In deme kamen alle der Schwedischen Squadronen herbey, vnd hinter ihren vortrab vnd auscommendirte zu stehen: Da Sie dan ins gesambt mit guter Resolution auf den Feind losgangen. Der sich anfänglich mit einer Salve gegen Sie behertzt gnug erwiesen: Wie Sie Ihn aber mit gleicher Müntze hinwiederumb bezahlet, vnd dabey der seinigen weiniger, als Er der ihrigen, verfehlet, kam zur stund ein Schrecken vnd Confusion vnter Sie; also das ihrer theils auf die eine seite gegen der Graffschafft Mansfeld, theils auf die andere gegen das Gallassische Lager ausgerissen, vnd auf keinen stand mehr bedacht gewesen. Was in wehrendem gefechte ertappet, ward Kriegs-gebrauch nach tractiret, der Rest mehrentheils gefangen: Worunter, nebenst einer grossen anzahl von Gemeinen,[37] etliche Rittmeister,[38] Lieutenants,[39] Cornets vnd Corporals,[40] so da berichtet, das Sie bey fünffzehen hundert pferde starck gewesen: Deren, ausser zwo Trouppen, so bey der Rencontre sich nicht befunden, sondern mit theils Fouragier-Wägen stracks gegen den Hartz sich gewandt, nebenst dem Obersten nicht viel über hundert pferde entwischet. Aufm platze blieb der Obr. Lieutenant Spitznas,[41] Rittmeister Marschall[42] vnd andere mehr todt liegen, vnd ward ein Rittmeister, so ein Lütticher Graff, Namens Richard de Greviere,[43] tödlich verwundet nach Halberstadt gebracht: Hingegen auf Schwedischer seite gar weinig, vnd zwar von hohen Officirern kein eintziger, das leben eingebüsset vnd beschädiget worden. Der pferde, so die Schwedische vom Feinde bekommen, waren bey dreytausend in allem, dienst- vnd Pagagepferde,[44] gut vnd bös durcheinander gerechnet: Darüber die Schwedische noch etliche hundert Pagage-Wägen, deren theils vnter dreyssig oder vierzig Reichsthaler nicht gemacht waren, mit fewr verbrandt. Auf welche verrichtung, wodurch der Feind nicht geringen schaden erlitten, zumahl, bey itziger seiner Postur,[45] an der Alimentation[46] trefflich incommodiret[47] worden, Gen. Major Königsmarck, nachdem Er die gefangenen auf Halberstadt gebracht vnd daselbst hinterlassen, den neunden tag WeinMonats [19.10.1644; BW] mit seiner partey im Lager glücklich vnd wol wieder angelanget“.[48]

Der Erzgebirgschronist Christian Lehmann [11.11.1611-11.12.1688][49] erwähnt ihn unter 1644: „Den 14. December Logirten sich ein von 14 regimentern Landtgraf Friederich[50] [mit 12 Compagnien zu Waldenburg.[51] Eodem (die), war den Sonnabendt vor den 3. Advent, 3 regiementer zum Schneberg:[52] Obrist Johann Jordan,[53] Obrist Christoph Galbrecht und Obrist-Leutenandt Hermann a Zöge[54] untter den General Wittenberg, die Nahmen die nächsten Dörfer zue Hülfe, raubten Pferde, viehe, futter, alle mobilien auß der lauter, Pucka,[55] Aue,[56] brachen die Schlößer von thüren, rißen die Ofentöpfe[57] auß und was Sie kunten loß und zue gelt machen, auch nur 3 Pf wert“.[58]

1645 lag Galbrecht vor dem von Torstensson belagerten Brünn.[59]  „In Folge der von de Souches[60]  zeitweilig abgesandten Botschaften und Bitten um Hülfe hatte über Befehl des Erzherzog Leopold[61] der kaiserl. Feldmarschall Colloredo[62] den Obristen Pachoy[63] beordert, den Belagerten den heißersehnten Succurs zuzuführen. Von Prag über Pardubitz durch die Gebirge und Wälder schlich sich Obrist Pachoy mit einer Truppe von 800 Mann bis nahe an die Stadt, hielt sich in den Schluchten und Niederungen bis Abends verborgen, bis er plötzlich auf die aus 300 Mann bestehende schwedische Vorwacht herstürzte. Während er die Schweden in die Flucht jagte, kam die zur Hülfe bestimmte Abtheilung in die Stadt. Jeder Reiter hatte einen ledernen Beutel mit Pulver hinter sich, von welchen 172 Stück á 25 Pfund, im Ganzen bei 40 Zentner Pulver, in die Stadt gebracht wurden. Obrist Pachoy zog sich hierauf mit den Seinigen zurück, und kam ungefährdet wieder nach Böhmen. Dieser Überfall, bei welchem der die schwedische Reiterwacht kommandierende Obrist Kallenberg (Galbrecht) im Kampfe blieb, brachte eine solche Verwirrung im schwedischen Lager hervor, daß schon ein Theil der Bagage nach Olmütz[64] flüchtete“.[65] Der schwedische Hofhistoriograph Bogislaw Philipp von Chemnitz [9.5.1605 Stettin-19.5.1678 Hallsta, Gem. Västerås] schreibt dazu: „Zu dem ende, vnd solches werckstellig zu machen, wurden in Prag ein paar hundert Säcke, vmb pulver darin zu führen, verfertiget, vnd dergestalt, das man sie bequemlich zu  pferde fortbringen können, zugerichtert: Die vollziehung des anschlags aber dem Obristen Passüe anvertrawet. Dieser nam in sechshundert pferde, an Reutern vnd Dragonern, und etliche Schnaphanen,[66] deren im gebirge hin vnd wieder eine grosse anzahl sich finden lassen, zu sich, vnd kam den fünffzehenden tag BrachMonats, vermittelst derselben als denen alle wege und stege im Lande bekandt waren, sicher vnd vnvermerckt durch dicke Wälder und Büsche bis eine halbe Meile von Brinn, nahend an der Schwedischen Lager :  Da Er in höchster stille bis aufn abend stehen blieben. Nun hatte zwar der FeldMarschall, dergleichen anstalt, das eine parthey vom feinde so leichtlich nicht durchdringen sollte, gemacht zu haben, vermeinet, in deme die Wercke vmb Stadt vnd Schloß ringsherumb mehrentheils fertig vnd in guter Defension: Allein war auf dem wege, so von Bardewitz (Obrowitz)[67] her zwischen der Stadt vnd dem Schlosse eingelauffen, vnd sonst mit Friesischen Reutern[68] verbawet vnd zugemacht gewesen, der Schlagbaum, damit die Reuter, bey feindlichem ausfall, das fusvolck in den lauffgräben[69] desto bälder secondiren könten, mit fleis offen gelassen. Solches nun war den Keyserlichen verkundschaffet: Derowegen Sie ihr Absehen hieher gerichtet. Hieben also auf späten abend, etwa umb neun vhren, aus dem busche die Schwedische Vorwacht in grössester Furi vnd solcher geschwindigkeit, das Sie keinen lärmen machen können, vorbey, vnd fielen der HaubtWacht, so der Obriste Galbrecht nebenst Gen. Major Goldsteins[70] Regiment eben damahls gehabt, aufn hals, ehe selbige ihrer fast wargenommen: Worüber gemeldter Obriste nebenst einem Lieutenant todt geblieben, vnd etliche Reuter verletzet worden. Es drungen auch in solcher Confusion vngefehr dreyhundert Dragoner, so in hundert vnd achtzig säcke mit pulver bey sich gehabt, durch, in die Stadt: Die übrige partey suchte den vortheilhafften busch, wannenhero Sie kommen, sporenstreichs wieder; also das Ihnen kein sonderbarer abbruch geschehen, sondern sie, den ein vnd zwantzigsten tag BrachMonats [1.7.1645; BW], nach wolverrichteten Dingen, zu Prag angelanget. Gemeldter Obriste Galbrecht ward vom Schwedischen FeldMarschalln sehr beklaget: Als der ein fleissiger, arbeitsamer, vnverdrossener Man gewesen ist vnd der Königin[71]  gute dienste bishero geleistet gehabt“.[72]

Noch am 4./14.8.1645 wandte sich Wrangel[73] aus Dragør[74] an Reichskanzler Oxenstierna:[75]  „Von Ihrer Königl. M:tt haubtarmée hab ich nun in langer zeit keine schreiben bekommen. Jüngster brieffe auss Leipzigk aber von dem 13 Julii melden, das der Herr Feldtmarschall Tostenson sich bey guter constitution befinde, undt die Kayserlichen durch eine parthey von 600 pferden pulver in Brinn gebracht, worüber der Obriste Galbrecht herkegen von der kayserlichen parthey fast alle im rükwege ufm platze geblieben“.[76]

Um weitere Hinweise unter Bernd.Warlich@gmx.de wird gebeten !

[1] Obristleutnant [schwed. överstelöjtnant, dän. oberstløjtnant, tschech. podplukovník]: Der Obristleutnant war der Stellvertreter des Obristen, der dessen Kompetenzen auch bei dessen häufiger, v. den Kriegsherrn immer wieder kritisierten Abwesenheit – bedingt durch Minderjährigkeit, Krankheit, Badekuren, persönliche Geschäfte, Wallfahrten oder Aufenthalt in der nächsten Stadt, vor allem bei Ausbruch v. Lagerseuchen – besaß. Meist trat der Obristleutnant als militärischer Subunternehmer auf, der dem Obristen Soldaten u. die dazu gehörigen Offiziere zur Verfügung stellte. Verlangt waren in der Regel, dass er die nötige Autorität, aber auch Härte gegenüber den Regimentsoffizieren u. Soldaten bewies u. für die Verteilung des Soldes sorgte, falls dieser eintraf. Auch die Ergänzung des Regiments u. die Anwerbung v. Fachleuten oblagen ihm. Zu den weiteren Aufgaben gehörten Exerzieren, Bekleidungsbeschaffung, Garnisons- u.Logieraufsicht, Überwachung der Marschordnung, Verproviantierung etc. Der Profos hatte die Aufgabe, hereingebrachte Lebensmittel dem Obristleutnant zu bringen, der die Preise für die Marketender festlegte. Um all diese Aufgaben bewältigen zu können, waren umfangreiche Kenntnisse u. Erfahrungen notwendig. Nicht selten lag die eigentliche Führung des Regiments in der Verantwortung eines fähigen Obristleutnants, der im Monat je nach Truppengattung zwischen 120 [nach der Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630)] u. 150 fl. bezog – in besetzten Städten (1626) wurden z. T. monatlich 400 Rt. erpresst (HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermark, S. 15 – , in der brandenburgischen u. dänischen Armee sogar 300 fl. KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 460. Nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm bei der Infanterie 320 Rt. monatlich zu. Dazu kam sein Anteil an der Beute, der pro 1.000 Rt. 16 Rt. 39 Albus betrug; HOFMANN, Melander, S. 156. Voraussetzung war allerdings in der bayerischen Armee die richtige Religionszugehörigkeit. Maximilian I. hatte Tilly den Ersatz der „unkatholischen“ Offiziere befohlen; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Dreißigjähriger Krieg Akten 236, fol. 39′ (Ausfertigung): Maximilian I. an Tilly, München, 1629 XI 04: … „wann man dergleich officiren nit in allen fällen, wie es die unuorsehen notdurfft erfordert, gebrauchen khan und darff: alß werdet ihr euch angelegen sein lassen, wie die uncatholischen officiri, sowol undere diesem alß anderen regimentern nach unnd nach sovil muglich abgeschoben unnd ihre stellen mit catholischen qualificirten subiectis ersezt werden konnde“. Der Obristleutnant war zumeist auch Hauptmann oder Rittmeister einer Kompanie, wofür er ein zusätzliches Einkommen bezog, so dass er bei Einquartierungen u. Garnisonsdienst zwei Quartiere u. damit auch entsprechende Verpflegung u. Bezahlung beanspruchte oder es zumindest versuchte. Von Piccolomini stammt angeblich der Ausspruch (1642): „Ein teutscher tauge für mehrers nicht alß die Oberstleutnantstell“. HÖBELT, „Wallsteinisch spielen“, S. 285.
[2] Obrist [schwed. överste, dän. oberst, tschech. plukovník]: I. Regimentskommandeur oder Regimentschef mit legislativer u. exekutiver Gewalt, „Bandenführer unter besonderem Rechtstitel“ (ROECK, Als wollt die Welt, S. 265), der für Bewaffnung u. Bezahlung seiner Soldaten u. deren Disziplin sorgte, mit oberster Rechtsprechung u. Befehlsgewalt über Leben u. Tod. Dieses Vertragsverhältnis mit dem obersten Kriegsherrn wurde nach dem Krieg durch die Verstaatlichung der Armee in ein Dienstverhältnis umgewandelt. Voraussetzungen für die Beförderung waren (zumindest in der kurbayerischen Armee) richtige Religionszugehörigkeit (oder die Konversion), Kompetenz (Anciennität u. Leistung), finanzielle Mittel (die Aufstellung eines Fußregiments verschlang 1631 in der Anlaufphase ca. 135.000 fl.) u. Herkunft bzw. verwandtschaftliche Beziehungen (Protektion). Zum Teil wurden Kriegskommissare wie Johann Christoph Freiherr v. Ruepp zu Bachhausen zu Obristen befördert, ohne vorher im Heer gedient zu haben; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2398, fol. 577 (Ausfertigung): Ruepp an Maximilian I., Gunzenhausen, 1631 XI 25. Der Obrist ernannte die Offiziere. Als Chef eines Regiments übte er nicht nur das Straf- u. Begnadigungsrecht über seine Regimentsangehörigen aus, sondern er war auch Inhaber einer besonderen Leibkompanie, die ein Kapitänleutnant als sein Stellvertreter führte. Ein Obrist erhielt in der Regel einen Monatssold v. 500-800 fl. je nach Truppengattung, 500 fl. zu Fuß, 600 fl. zu Roß [nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630)] in der kurbrandenburgischen Armee 1.000 fl. „Leibesbesoldung“ nebst 400 fl. Tafelgeld u. 400 fl. für Aufwärter. In besetzten Städten (1626) wurden z. T. 920 Rt. erpresst (HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermark, S. 15). Nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm als Obrist u. Hauptmann der Infanterie 800 Rt. monatlich zu; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 460. Daneben bezog er Einkünfte aus der Vergabe v. Offiziersstellen. Weitere Einnahmen kamen aus der Ausstellung v. Heiratsbewilligungen, aus der Beute – hier standen ihm 27 Rt. 39 Albus pro 1.000 Rt. Beute zu; HOFMANN, Peter Melander, S. 156 – u. aus Ranzionsgeldern, Verpflegungsgeldern, Kontributionen, Ausstellung v. Salvagardia-Briefen – die er auch in gedruckter Form gegen entsprechende Gebühr ausstellen ließ, im Schnitt für 5 Rt., – u. auch aus den Summen, die dem jeweiligen Regiment für Instandhaltung u. Beschaffung von Waffen, Bekleidung u. Werbegeldern ausgezahlt wurden. Da der Sold teilweise über die Kommandeure ausbezahlt werden sollten, behielten diese einen Teil für sich selbst oder führten „Blinde“ oder Stellen auf, die aber nicht besetzt waren. Auch ersetzten sie zum Teil den gelieferten Sold durch eine schlechtere Münze. Zudem wurde der Sold unter dem Vorwand, Ausrüstung beschaffen zu müssen – Obristen belieferten ihr Regiment mit Kleidung, Waffen u. Munition – , gekürzt oder die Kontribution unterschlagen. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabrugischenn handlung, S. 277 (1634) zur schwedischen  Garnison: „Am gemelten dingstage sein 2 Soldaten bey mir hergangen bey r[atsherr] Joh[ann] Fischers hause. Der ein sagt zum andern: In 3 Wochen habe ich nur 12 ß [Schilling = 6 Heller = 12 Pfennig; das entsprach insgesamt dem Tageslohn eines Maurers; BW]. Ich wol, das der donner und der blytz inn der statt schlüge, das es bränte und kein hauß stehen bliebe. Muß das nicht Gott erbarmen. Wir burger mußen alle wochen unse contribution zahlen, die obristen nehmmens geldt zu sich, und die gemeinen soldaten mußen hunger leyden“. Zur brandenburgischen Armee heißt es; OELSNITZ, Geschichte, S. 64: „Fälle, daß die Obersten mit ihren Werbegeldern durchgingen, gehörten nicht zu den größten Seltenheiten; auch stimmte bei den Musterungen die Anzahl der anwesenden Mannschaften außerordentlich selten mit den in der Kapitulation bedingten. So sollte das Kehrberg’sche [Carl Joachim v. Karberg; BW] Regiment 1638 auf 600 Mann gebracht werden, es kam aber nie auf 200. Es wurde dem Obersten der Proceß gemacht, derselbe verhaftet und kassirt. Aehnlich machte es der Oberst Rüdiger v. Waldow [Rüdiger [Rötcher] v. Waldow; BW] und es ließen sich noch viele ähnliche Beispiele aufführen“. Vgl. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabrugischen handlung, S. 277: „Wir burger mußen alle wochen unse contribution zahlen, die obristen nehmmens geldt zu sich, und die gemeinen soldaten mußen hunger leyden“. Der Austausch altgedienter Soldaten durch neugeworbene diente dazu, ausstehende Soldansprüche in die eigene Tasche zu stecken. Zu diesen „Einkünften“ kamen noch die üblichen „Verehrungen“, die mit dem Rang stiegen u. nichts anderes als eine Form von Erpressung darstellten, u. die Zuwendungen für abgeführte oder nicht eingelegte Regimenter („Handsalben“) u. nicht in Anspruch genommene Musterplätze; abzüglich allerdings der monatlichen „schwarzen“ Abgabe, die jeder Regimentskommandeur unter der Hand an den Generalleutnant oder Feldmarschall abzuführen hatte; Praktiken, die die obersten Kriegsherrn durchschauten. Zudem erbte er den Nachlass eines ohne Erben u. Testament verstorbenen Offiziers. Häufig stellte der Obrist das Regiment in Klientelbeziehung zu seinem Oberkommandierenden auf, der seinerseits für diese Aufstellung vom Kriegsherrn das Patent erhalten hatte. Der Obrist war der militärische ‚Unternehmer‘, die eigentlich militärischen Dienste wurden vom Major geführt. Das einträgliche Amt – auch wenn er manchmal „Gläubiger“-Obrist seines Kriegsherrn wurde – führte dazu, dass begüterte Obristen mehrere Regimenter zu errichten versuchten (so verfügte Werth zeitweise sogar über drei Regimenter), was Maximilian I. v. Bayern nur selten zuließ oder die Investition eigener Geldmittel v. seiner Genehmigung abhängig machte. Im April 1634 erging die kaiserliche Verfügung, dass kein Obrist mehr als ein Regiment innehaben dürfe; ALLMAYER-BECK; LESSING, Kaiserliche Kriegsvölker, S. 72. Die Möglichkeiten des Obristenamts führten des Öfteren zu Misshelligkeiten und offenkundigen Spannungen zwischen den Obristen, ihren karrierewilligen Obristleutnanten (die z. T. für minderjährige Regimentsinhaber das Kommando führten; KELLER, Drangsale, S. 388) u. den intertenierten Obristen, die auf Zeit in Wartegeld gehalten wurden u. auf ein neues Kommando warteten. Zumindest im schwedischen Armeekorps war die Nobilitierung mit dem Aufstieg zum Obristen sicher. Zur finanziell bedrängten Situation mancher Obristen vgl. dagegen OMPTEDA, Die von Kronberg, S. 555. Da der Obrist auch militärischer Unternehmer war, war ein Wechsel in die besser bezahlten Dienste des Kaisers oder des Gegners relativ häufig. Der Regimentsinhaber besaß meist noch eine eigene Kompanie, so dass er Obrist u. Hauptmann war. Auf der Hauptmannsstelle ließ er sich durch einen anderen Offizier vertreten. Ein Teil des Hauptmannssoldes floss in seine eigenen Taschen. Dazu beanspruchte er auch die Verpflegung. OELSNITZ, Geschichte, S. 64f.: Der kurbrandenburgische Geheime Rat Adam Graf zu „Schwarzenberg spricht sich in einem eigenhändigen Briefe (22. August 1638) an den Geheimen Rath etc. v. Blumenthal [Joachim Friedrich Freiherr v. Blumenthal; BW] sehr nachtheilig über mehrere Obersten aus und sagt: ‚weil die officierer insgemein zu geitzig sein und zuviel prosperiren wollen, so haben noch auf die heutige stunde sehr viele Soldaten kein qvartier Aber vnter dem schein als ob Sie salvaguardien sein oder aber alte reste einfodern sollen im landt herumb vagiren vnd schaffen ihren Obristen nur etwas in den beutel vnd in die küch, Es gehöret zu solchen dantz mehr als ein paar weißer schue, das man dem General Klitzingk [Hans Kaspar [Caspar] v. Klitzing; BW] die dispositiones vom Gelde und vonn proviant laßen sollte, würde, wan Churt borxtorff [Konrad [Kurt] Alexander Magnus v. Burgsdorff; BW] Pfennigmeister vnd darvber custos wehre der katzen die kehle befohlen sein, wir haben vnd wissen das allbereit 23 Stäbe in Sr. Churf. Drchl. Dienst vnd doch ist kein einsiger ohne der alte Obrister Kracht [Hildebrand [Hillebrandt] v. Kracht; BW] der nit auß vollem halse klaget als ob Man Ihme ungerecht wehre, ob Sie In schaden gerieten, Man sol sie vornemen Insonderheit die, welche 2000 zu lievern versprochen vnd sich nit 300 befinden vndt sol also exempel statuiren – aber wer sol Recht sprechen, die höchste Im kriegsrath sein selber intressirt vnd mit einer suppen begossen“. Ertragreich waren auch Spekulationen mit Grundbesitz oder der Handel mit (gestohlenem) Wein (vgl. BENTELE, Protokolle, S. 195), Holz, Fleisch oder Getreide. Meist führte er auch seine Familie mit sich, so dass bei Einquartierungen wie etwa in Schweinfurt schon einmal drei Häuser „durch- und zusammen gebrochen“ wurden, um Raum zu schaffen; MÜHLICH; HAHN, Chronik 3. Bd., S. 504. Die z. T. für den gesamten Dreißigjährigen Krieg angenommene Anzahl v. rund 1.500 Kriegsunternehmern, von denen ca. 100 bis 300 gleichzeitig agiert hätten, ist nicht haltbar, fast alle Regimentsinhaber waren zugleich auch Kriegs- bzw. Heeresunternehmer. Moritz Heinrich v. Nassau-Hadamar [1626-1679] erhielt 1640 bereits mit 13 Jahren in Anerkennung der Verdienste seines Vaters Johann Ludwig ein Kürassierregiment u. den Sold eines Obristen; Dillenburgische Intelligenz-Nachrichten des Jahres 1779. Dillenburg 1779, Sp. 422. II. Manchmal meint die Bezeichnung „Obrist“ in den Zeugnissen nicht den faktischen militärischen Rang, sondern wird als Synonym für „Befehlshaber“ verwandt. Vgl. KAPSER, Heeresorganisation, S. 101ff.; BOCKHORST, Westfälische Adelige, S. 15ff., REDLICH, German military enterpriser; DAMBOER, Krise; WINKELBAUER, Österreichische Geschichte 1. Bd., S. 413ff.
[3] schwedische Armee: Trotz des Anteils an ausländischen Söldnern (ca. 85 %; nach GEYSO, Beiträge II, S. 150, Anm., soll Banérs Armee 1625 bereits aus über 90 % Nichtschweden bestanden haben) als „schwedisch-finnische Armee“ bezeichnet. Die Unterscheidung zwischen der „Royal-Armee“, die v. Gustav II. Adolf selbst geführt wurde, u. den v. den Feldmarschällen seiner Konföderierten geführten „bastanten“ Armeen erscheint angesichts der Operationen der letzteren überflüssig. Nach LUNDKVIST, Kriegsfinanzierung, S. 384, betrug der Mannschaftsbestand (nach altem Stil) im Juni 1630 38.100, Sept. 1631 22.900, Dez. 1631 83.200, Febr./März 1632 108.500, Nov. 1632 149.200 Mann; das war die größte paneuropäische Armee vor Napoleon. Schwedischstämmige stellten in dieser Armee einen nur geringen Anteil der Obristen. So waren z. B. unter den 67 Generälen und Obristen der im Juni 1637 bei Torgau liegenden Regimenter nur 12 Schweden; die anderen waren Deutsche, Finnen, Livländern, Böhmen, Schotten, Iren, Niederländern und Wallonen; GENTZSCH, Der Dreißigjährige Krieg, S. 208. Vgl. die Unterredung eines Pastors mit einem einquartierten „schwedischen“ Kapitän, Mügeln (1642); FIEDLER, Müglische Ehren- und Gedachtnis-Seule, S. 208f.: „In dem nun bald dieses bald jenes geredet wird / spricht der Capitain zu mir: Herr Pastor, wie gefället euch der Schwedische Krieg ? Ich antwortet: Der Krieg möge Schwedisch / Türkisch oder Tartarisch seyn / so köndte er mir nicht sonderlich gefallen / ich für meine Person betete und hette zu beten / Gott gieb Fried in deinem Lande. Sind aber die Schweden nicht rechte Soldaten / sagte der Capitain / treten sie den Keyser und das ganze Römische Reich nicht recht auff die Füsse ? Habt ihr sie nicht anietzo im Lande ? Für Leipzig liegen sie / das werden sie bald einbekommen / wer wird hernach Herr im Lande seyn als die Schweden ? Ich fragte darauff den Capitain / ob er ein Schwede / oder aus welchem Lande er were ? Ich bin ein Märcker / sagte der Capitain. Ich fragte den andern Reuter / der war bey Dreßden her / der dritte bey Erffurt zu Hause / etc. und war keiner unter ihnen / der Schweden die Zeit ihres Lebens mit einem Auge gesehen hette. So haben die Schweden gut kriegen / sagte ich / wenn ihr Deutschen hierzu die Köpffe und die Fäuste her leihet / und lasset sie den Namen und die Herrschafft haben. Sie sahen einander an und schwiegen stille“.
Zur Fehleinschätzung der schwedischen Armee (1642): FEIL, Die Schweden in Oesterreich, S. 355, zitiert [siehe VD17 12:191579K] den Jesuiten Anton Zeiler (1642): „Copey Antwort-Schreibens / So von Herrn Pater Antoni Zeylern Jesuiten zur Newstadt in under Oesterreich / an einen Land-Herrn auß Mähren / welcher deß Schwedischen Einfalls wegen / nach Wien entwichen/ den 28 Junii An. 1642. ergangen : Darauß zu sehen: I. Wessen man sich bey diesem harten und langwürigen Krieg in Teutschland / vornemlich zutrösten habe / Insonderheit aber / und für das II. Was die rechte und gründliche Ursach seye / warumb man bißher zu keinem Frieden mehr gelangen können“. a. a. O.: „Es heisst: die Schweden bestünden bloss aus 5 bis 6000 zerrissenen Betellbuben; denen sich 12 bis 15000 deutsche Rebellen beigesellt. Da sie aus Schweden selbst jährlich höchstens 2 bis 3000 Mann ‚mit Marter und Zwang’ erhalten, so gleiche diese Hilfe einem geharnischten Manne, der auf einem Krebs reitet. Im Ganzen sei es ein zusammengerafftes, loses Gesindel, ein ‚disreputirliches kahles Volk’, welches bei gutem Erfolge Gott lobe, beim schlimmen aber um sein Erbarmen flehe“. Im Mai 1645 beklagte Torstensson, dass er kaum noch 500 eigentlicher Schweden bei sich habe, die er trotz Aufforderung nicht zurückschicken könne; DUDÍK, Schweden in Bähmen und Mähren, S. 160.
[4] Johan [Hans] Wittenberg [Wittberger, Wirtenberg, Witteberg] v. Deber [Döbern] [ -1679], schwedischer Obrist, Generalmajor. PALMBLAD, Biografiskt Lexicon 21. Bd., S. 38ff.
[5] 2. Schlacht bei Breitenfeld am 23.10./2.11.1642: Die Schweden unter Torstensson besiegten die Kaiserlichen unter Erzherzog Leopold Wilhelm u. Ottavio Piccolomini. Nach der Schlacht befahl Erzherzog Leopold Wilhelm eine Untersuchung bzw. die Verurteilung der Schuldigen an der Niederlage; RUDERT, Kämpfe, S. 153: „In dem solches (das Regiment Madlung) [Hans Georg Madlo; 10.6.1643 in Prag hingerichtet; BW] dahin (Rookzahn) zu kommen beordert worden, da den vff offenem Marckt die Reuter vndt Officirer absetzen müssen, die Standarten, vndt der Officirer Degen hat der Hencker an der Justitz (am Galgen) in Stücke zerschlagen, biß vff eine Standart, welche Compagni perdon erlanget, die andern Rittmeister vndt Leutenants seindt archibusirt, Cornets, Wachtmeister, Corporahle vndt allemahl der zehende Reuter gehenckt, Ihre Pferde, vndt alle des Regiments Bagagi, auch Weiber vndt Jungen denen anwesenden Regimentern außgetheilet vndt preiß gegeben worden, der Obrist [Madlo; BW] selbst sitzt nebenst andern Officirern in Weissen Thurm zu Prage, wie auch dessen Ob. Leutenant [Johann Jakob de Four; BW] vndt Obr. Wachtmeister gefangen, vndt seindt albereit zum Schwert condemnirt, die vbrigen Reuter werden auch noch gefänglich gehalten, den 2 huj. sindt noch zwey Cornets von andern Regimentern bey Pilsen gehenckt vndt justifirt (sic !) worden“. Vgl. die ausführliche Darstellung Rüthners bei KLUGE, Hofer Chronik, S. 207ff.
[6] CHEMNITZ, Geschichte, 2. Buch, 50. Kap., S. 142; BOETTGER, Die Ereignisse, S. 53; RUDERT, Die Kämpfe, S. 151.
[7] Feldmarschall [schwed. fältmarskalk, dän. feltmarskal]: Stellvertreter des obersten Befehlshabers mit richterlichen Befugnissen u. Zuständigkeit für Ordnung u. Disziplin auf dem Marsch u. im Lager. Dazu gehörte auch die Organisation der Seelsorge im Heer. Die nächsten Rangstufen waren Generalleutnant bzw. Generalissimus bei der kaiserlichen Armee. Der Feldmarschall war zudem oberster Quartier- u. Proviantmeister. In der bayerischen Armee erhielt er 1.500 fl. pro Monat, in der kaiserlichen 2.000 fl. [nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630)], die umfangreichen Nebeneinkünfte nicht mitgerechnet, war er doch an allen Einkünften aus der Beute u. Ranzionsgeldern – hier erhielt er 100 Rt. pro 1.000 Rt. Erlös; HOFMANN, Peter Melander, S. 155 – , den Abgaben seiner Offiziere bis hin zu seinem Anteil an den Einkünften der Stabsmarketender beteiligt. Vgl. auch Backhaus, Reichsterritorium; Obolenskīĭ; Posselt, Tagebuch.
[8] Lennart Torstensson [Torstensohn, Torsten-Sohn], Graf zu Ortala u. Freiherr v. Virestad [17.8.1603 Forstena im Kirchspiel Västra Tunhem (Västergötland)-7.4.1651 Stockholm], einer der fähigsten schwedischen Heerführer, der durch die Schnelligkeit seiner Operationen berühmt wurde. 1618 Kammerknecht bei Gustav II. Adolf, 1621 Teilnahme an der Eroberung Rigas, 1624 Fähnrich, 1626 Kapitän, 1627 Obristleutnant, 1629 Obrist. Teilnahme an der Schlacht v. Breitenfeld am 7./17.9.1631, Sommer 1632 General der Artillerie, 24.8.1632 Gefangennahme beim Sturm auf die Alte Veste bei Zirndorf u. Inhaftierung mit schweren gesundheitlichen Schäden in der Festung Ingolstadt, März 1633 Auswechslung gegen Otto Friedrich Graf v. Harrach, den Schwager Wallensteins. Dezember 1634 Reichszeugmeister, 1641 Reichsrat, Feldmarschall u. Oberbefehlshaber der schwedischen Truppen auf Reichsboden, 2.11.1642 Sieg in der 2. Schlacht bei Breitenfeld, Herbst 1643 Marsch nach Dänemark, Januar 1645 erneuter Einfall in die kaiserlichen Erbländer u. Vorstoß bis vor Wien, 6.3.1645 Sieg bei Jankau, September 1645 Rückzug nach der vergeblichen Belagerung Brünns, April 1646 Rückkehr nach Schweden, 1647 Erhebung zum Freiherrn u. Grafen, Mai 1648 Generalgouverneur über Västergötland, Värmland, Dal u. Halland. Vgl. TINGSTEN, Fältmarskalkarna Johan Baner och Lennart; HOLMBERG, Lennart Torstenson S. 13 ff.
[9] Aschersleben [Salzlandkreis]; HHSD XI, S. 23ff.
[10] Mansfeld [LK Mansfeld-Südharz]; HHSD XI, S. 316ff.
[11] Halberstadt [LK Harz]; HHSD XI, S. 169ff.
[12] Kriegsgefangene: Zur Gefangennahme vgl. die Reflexionen des schottischen Söldners Monro bei MAHR, Monro, S. 46: „Es ist für einen Mann besser, tüchtig zu kämpfen und sich rechtzeitig zurückzuziehen, als sich gefangennehmen zu lassen, wie es am Morgen nach unserem Rückzug vielen geschah. Und im Kampf möchte ich lieber ehrenvoll sterben als leben und Gefangener eines hartherzigen Burschen sein, der mich vielleicht in dauernder Haft hält, so wie viele tapfere Männer gehalten werden. Noch viel schlimmer ist es, bei Gefangennahme, wie es in gemeiner Weise immer wieder geübt wird, von einem Schurken nackt ausgezogen zu werden, um dann, wenn ich kein Geld bei mir habe, niedergeschlagen und zerhauen, ja am Ende jämmerlich getötet zu werden: und dann bin ich nackt und ohne Waffen und kann mich nicht verteidigen. Mein Rat für den, der sich nicht entschließen kann, gut zu kämpfen, geht dahin, daß er sich dann wenigstens je nach seinem Rang gut mit Geld versehen soll, nicht nur um stets selbst etwas bei sich zu haben, sondern um es an einem sicheren Ort in sicheren Händen zu hinterlegen, damit man ihm, wenn er gefangen ist, beistehen und sein Lösegeld zahlen kann. Sonst bleibt ihm nichts anderes übrig, als sich zu entschließen, in dauernder Gefangenschaft zu bleiben, es sei denn, einige edle Freunde oder andere haben mit ihm Mitleid“. Nach Lavater, Kriegs-Büchlein, S. 65, hatten folgende Soldaten bei Gefangennahme keinerlei Anspruch auf Quartier (Pardon): „wann ein Soldat ein eysen, zinne, in speck gegossen, gekäuete, gehauene oder gevierte Kugel schiesset, alle die gezogene Rohr und französische Füse [Steinschloßflinten] führen, haben das Quartier verwirkt. Item alle die jenigen, die von eysen geschrotete, viereckige und andere Geschröt vnd Stahel schiessen, oder geflammte Dägen, sollt du todt schlagen“. Leider reduziert die Forschung die Problematik der de facto rechtlosen Kriegsgefangenen noch immer zu einseitig auf die Alternative „unterstecken“ oder „ranzionieren“. Der Ratsherr Dr. Plummern berichtet (1633); SEMLER, Tagebücher, S. 65: „Eodem alß die von Pfullendorff avisirt, daß ein schwedischer reütter bei ihnen sich befinnde, hatt vnser rittmaister Gintfeld fünf seiner reütter dahin geschickht sollen reütter abzuholen, welliche ihne biß nach Menßlißhausen gebracht, allda in dem wald spolirt vnd hernach zu todt geschoßen, auch den bauren daselbst befohlen in den wald zu vergraben, wie beschehen. Zu gleicher zeit haben ettlich andere gintfeldische reütter zu Langen-Enßlingen zwo schwedische salvaguardien aufgehebt vnd naher Veberlingen gebracht, deren einer auß Pommern gebürtig vnd adenlichen geschlächts sein sollen, dahero weiln rittmaister Gintfeld ein gůtte ranzion zu erheben verhofft, er bei leben gelassen wird“. Der Benediktiner-Abt Gaisser berichtet zu 1633; STEMMLER, Tagebuch 1. Bd., S. 415: „Der Bürger August Diem sei sein Mitgefangener gewesen, für den er, falls er nicht auch in dieser Nacht entkommen sei, fürchte, daß er heute durch Aufhängen umkomme. Dieser sei, schon vorher verwundet, von den Franzosen an den Füßen in einem Kamin aufgehängt und so lange durch Hängen und Rauch gequält worden, bis das Seil wieder abgeschnitten worden sei und er gerade auf den Kopf habe herabfallen dürfen“. Soldaten mussten sich mit einem Monatssold  freikaufen, für Offiziere gab es je nach Rang besondere Vereinbarungen zwischen den Kriegsparteien. Das Einsperren in besondere Käfige, die Massenhinrichtungen, das Vorantreiben als Kugelfang in der ersten Schlachtreihe, die Folterungen, um Auskünfte über Stärke u. Bewegung des Gegners zu erfahren, die Hungerkuren, um die „Untersteckung“ zu erzwingen etc., werden nicht berücksichtigt. Frauen, deren Männer in Gefangenschaft gerieten, erhielten, wenn sie Glück hatten, einen halben Monatssold bis zwei Monatssolde ausgezahlt u. wurden samt ihren Kindern fortgeschickt. KAISER, Kriegsgefangene; KROENER, Soldat als Ware. Die Auslösung konnte das eigene Leben retten; SEMLER, Tagebücher, S. 65: „Zu gleicher zeitt [August 1630] haben ettlich andere gintfeldische reütter zu Langen-Enßlingen zwo schwedische salvaguardien aufgehebt vnd nacher Veberlingen gebracht, deren einer auß Pommern gebürtig vnd adenlichen geschlächte sein sollen, dahero weiln rittmeister Gintfeld eine gůtte ranzion zu erheben verhofft, er bei leben gelassen worden“. Teilweise beschaffte man über sie Informationen; SEMLER, Tagebücher, S. 70 (1633): „Wie beschehen vnd seyn nahendt bei der statt [Überlingen; BW] vier schwedische reütter, so auf dem straiff geweßt, von vnsern tragonern betretten [angetroffen; BW], zwen darvon alsbald nidergemacht, zwen aber, so vmb quartier gebeten, gefangen in die statt herein gebracht worden. Deren der eine seines angebens Christian Schultheß von Friedland [S. 57] auß dem hertzogthumb Mechelburg gebürtig vnder der kayßerlichen armada siben jahr gedient vnd diesen sommer zu Newmarckht gefangen vnd vndergestoßen [am 30.6.1633; BW] worden: der ander aber von Saltzburg, vnderm obrist König geritten vnd zu Aichen [Aichach; BW] in Bayern vom feind gefangen vnd zum dienen genötiget worden. Vnd sagte der erste bei hoher betheurung vnd verpfändung leib vnd lebens, dass die schwedische vmb Pfullendorff ankomne vnd noch erwartende armada 24 regimenter starck, vnd werde alternis diebus von dem Horn vnd hertzogen Bernhard commandirt; führen 4 halb carthaunen mit sich vnd ettlich klainere veld stückhlin. Der ander vermainte, daß die armada 10.000 pferdt vnd 6.000 zu fůß starckh vnd der so geschwinde aufbruch von Tonawerd [Donauwörth; BW] in diese land beschehen seye, weiln man vernommen, dass die kayserische 8000 starckh in Würtemberg eingefallen“. Auf Gefangenenbefreiung standen harte Strafen. Pflummern hält in seinem Tagebuch fest: „Martij 24 [1638; BW] ist duca Federico di Savelli, so in dem letzsten vnglückhseeligen treffen von Rheinfelden den 3 Martij neben dem General von Wert, Enckefort vnd andern obristen vnd officiern gefangen vnd bis dahin zu Lauffenburg enthallten worden, durch hilff eines weibs auß: vnd den bemellten 24 Martij zu Baden [Kanton Aargau] ankommen, volgenden morgen nach Lucern geritten vnd von dannen nach Costantz vnd seinem vermellden nach fürter zu dem general Götzen ihne zu fürderlichem fortzug gegen den feind zu animirn passirt. Nach seinem außkommen seyn ein officier sambt noch einem soldaten wegen vnfleißiger wacht vnd der pfarherr zu Laufenburg neben seinem capellan auß verdacht, daß sie von deß duca vorhabender flucht waß gewüßt, gefänglich eingezogen, die gaistliche, wie verlautt, hart torquirt [gefoltert; BW], vnd obwoln sie vnschuldig geweßt, offentlich enthauptet; die ihenige fraw aber, durch deren hauß der duca sambt seinem camerdiener außkommen, vnd noch zwo personen mit růthen hart gestrichen worden“. Der Benediktiner-Abt Gaisser berichtet über die Verschiffung schwedischer Gefangener des Obristen John Forbes de Corse von Villingen nach Lindau (1633); STEMMLER, Tagebücher Bd. 1, S. 319: „Abschreckend war das Aussehen der meisten gemeinen Soldaten, da sie von Wunden entkräftet, mit eigenem oder fremdem Blute besudelt, von Schlägen geschwächt, der Kleider und Hüte beraubt, viele auch ohne Schuhe, mit zerrissenen Decken behängt, zu den Schiffen mehr getragen als geführt wurden, mit harter, aber ihren Taten angemessener Strafe belegt“. Gefangene waren je nach Vermögen darauf angewiesen, in den Städten ihren Unterhalt durch Betteln zu bestreiten. Sie wurden auch unter Offizieren als Geschenk gebraucht; KAISER, Wohin mit den Gefangenen ?, in: http://dkblog.hypotheses.org/108: „Im Frühsommer 1623 hatte Christian von Braunschweig, bekannt vor allem als ‚toller Halberstädter’, mit seinen Truppen in der Nähe Göttingens, also im Territorium seines älteren Bruders Herzog Friedrich Ulrich, Quartier genommen. In Scharmützeln mit Einheiten der Armee der Liga, die damals im Hessischen operierte, hatte er einige Gefangene gemacht. Was sollte nun mit diesen geschehen? Am 1. Juli a. St. wies er die Stadt Göttingen an, die gefangenen Kriegsknechte nicht freizulassen; vielmehr sollte die Stadt sie weiterhin ‚mit nottürfftigem vnterhalt’ versorgen, bis andere Anweisungen kämen. Genau das geschah wenige Tage später: Am 7. Juli a. St. erteilte Christian seinem Generalgewaltiger (d. h. der frühmodernen Militärpolizei) den Befehl, daß er ‚noch heutt vor der Sonnen vntergangk, viertzig dero zu Göttingen entthaltenen gefangenen Soldaten vom feinde, den Lieutenantt vnd Officiers außsgenommen, Laße auffhencken’. Um den Ernst der Anweisung zu unterstreichen, fügte er hinzu, daß dies ‚bei vermeidung vnser hochsten vngnad’ geschehen solle. Der Generalgewaltiger präsentierte daraufhin der Stadt Göttingen diesen Befehl; bei der dort überlieferten Abschrift findet sich auf der Rückseite die Notiz vom Folgetag: ‚Vff diesen Schein seindt dem Gewalthiger 20 Gefangene vff sein darneben mundtlich andeuten ausgevolgtt worden’. Der Vollzug fand also offenbar doch nicht mehr am 7. Juli, am Tag der Ausfertigung des Befehls, statt. Aber es besteht kaum ein Zweifel, daß zwanzig Kriegsgefangene mit dem Strang hingerichtet wurden. (StA Göttingen, Altes Aktenarchiv, Nr. 5774 fol. 2 Kopie; der Befehl an die Stadt Göttingen vom 1.7.1623 a.St. ebd. fol. 32 Ausf.)“. Bericht aus Stettin vom 8.4.1631; Relation Oder Bericht Auß Pommern. o. O. 1631: „Den 27. Martii sind alhier 108 gefangene eingebracht deren nach mehr folgen sollen / die werden alle in Schweden ins bergwerck gesand / das sie etwas redliches arbeiten lernen“. Teilweise wurden Gefangene auch unter den Offizieren verkauft; MÜHLICH; HAHN, Chronik 3. Bd., S. 607 (Schweinfurt 1645). Zur Problematik vgl. KAISER, Kriegsgefangene in der Frühen Neuzeit, S. 11-14. 1633 kostete die Auslösung bei der Kavallerie: Obrist 600 Rt. aufwärts, Obristleutnant 400 Rt., Obristwachtmeister 300 Rt., Rittmeister 200 Rt., Kapitänleutnant 70 Rt., Leutnant 60 Rt. bis 10 Rt. für einen Marketender, nach der Schlacht bei Jankau (1645) Obrist 1000 Rt., Obristleutnant 500 Rt., Obristwachtmeister 300 Rt., Hauptmann 75 Rt., Kapitänleutnant u. Leutnant 50 Rt.; GANTZER, Archivalien, S. 40f. Einfache Soldaten sollten gegenseitig um einen Monatssold ausgelöst werden.
[13] Matthias [Matteo] [di] Gallas [Galas, Galasso], Graf v. Campo, Herzog v. Lucera] [17.10.1588 Trient-25.4.1647 Wien], kaiserlicher Feldmarschall u. Generalleutnant. 1606 Eintritt in spanische Dienste, 1615-1617 Teilnahme am Friaulischen Krieg, 1618 Beförderung zum Hauptmann, Kommandant v. Riva u. Bekanntschaft mit Johann v. Aldringen. Durch dessen Vermittlung 1629 Wechsel aus kurbayerischen in kaiserliche Dienste, nachdem Gallas die Festnahme wegen Unbotmäßigkeiten u. Erpressungen angedroht worden war. Am 18.7.1630 zusammen mit Aldringen Beteiligung an der Plünderung Mantuas, wo er (nach heutigen Begriffen) ein Millionenvermögen erbeutete. Am 10.3.1632 Erhebung in den Reichsgrafenstand, am 13.10.1632 Ernennung zum kaiserlichen Feldmarschall, im September 1633 zum Generalleutnant unter Wallenstein. Zusammen mit Aldringen u. Piccolomini betrieb Gallas die Entlassung Wallensteins. Am 24.1.1634 Übernahme des Oberbefehls über das kaiserliche Heer, nach Wallensteins Ermordung, deren Planung und Durchführung er Piccolomini überlassen hatte, erhielt er dessen Herrschaft Friedland. Am 5./6.9.1634 hatte Gallas entscheidenden Anteil am Sieg über die Schweden bei Nördlingen. Sein schlechter Ruf als Trinker u. Spieler sowie glücklos verlaufene Feldzüge wie im Winter 1633 in Schlesien, 1635/1636 in Lothringen, 1637 gegen Johan Banér u. im Winter 1644 im Rückzug vor Lennart Torstensson brachten ihm bis heute den Ruf eines “Heeresverderbers” ein. Im November 1639 wurde Gallas entlassen, anschließend erneut berufen, im Januar 1645 wiederum entlassen, um dann von Dezember 1646 bis zu seinem Tod letztmalig das Kommando zu übernehmen. Vgl. REBITSCH, Gallas I; REBITSCH, Gallas II; BECKER, Gallas; KILIÁN, Johann Matthias Gallas.
[14] Kompanie [schwed. kompani, dän. kompany]: Eine Kompanie zu Fuß (kaiserlich, bayerisch u. schwedisch) umfasste v. der Soll-Stärke her 100 Mann, doch wurden Kranke u. Tote noch 6 Monate in den Listen weiter geführt, so dass  ihre Ist-Stärke bei etwa 70-80 Mann lag. Eine Kompanie zu Pferd hatte bei den Bayerischen 200, den Kaiserlichen 60, den Schwedischen 80, manchmal bei 100-150, zum Teil allerdings auch nur ca. 30. Geführt wurde die Fußkompanie v. einem Hauptmann, die berittene Kompanie v. einem Rittmeister. Vgl. TROUPITZ, Kriegs-Kunst. Vgl. auch „Kornett“, „Fähnlein“, „Leibkompanie“. Die Kompanie führten ein Hauptmann, ein Leutnant, ein Fähnrich, ein Feldwebel, ein Sergeant, ein Rüstmeister, ein Musterschreiber, die Korporale u. Rottmeister.
[15] Ernst Graf v. Königsegg [Königseck, König-Eck] [ – ], kaiserlicher Obrist.
[16] Fourier, Fouragier, Fourageur: Der Fourier übte eine ähnliche Aufgabe wie der Quartiermeister aus, indem er vor allem die Verpflegung der Truppe u. die Beschaffung v. Viehfutter in den besetzten Gebieten sicherstellen sollte. Geschickte Fouriere konnten gerade in ausgezehrten Landstrichen wichtig für das Überleben der Einheiten werden. Nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm 24 Rt. monatlich zu; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 460. Die herbei geschafften Nahrungsmittel stammten zum größten Teil aus Plünderungen. Daneben leisteten die z. T. weit herum kommenden Fouriere auch Kundschafterdienste. KELLER, Die Belagerung, S. 80: „Die Fouriere haben blinde Namen gemacht, nämlich von den Reichen Geld genommen, hernach den Armen Geld für das Quartiergeld auferlegt oder einen Soldaten (in sein Haus) eingelegt“.
[17] Quedlinburg [LK Harz]; HHSD XI, S. 374f.
[18] Generalmajor [schwed. generalmajor, dän. generalmajor]: Der Generalmajor nahm die Aufgaben eines Generalwachtmeisters in der kaiserlichen, bayerischen, dänischen u. schwedischen Armee wahr. Er stand rangmäßig bei den Schweden zwischen dem Obristen u. dem General der Kavallerie, bei den Kaiserlichen zwischen dem Obristen u. dem Feldmarschallleutnant.
[19] Hans Christoffer [Christoph] Graf v. Königsmarck [Königsmark, Königsmarx, Khiningsmarckh, Köningsmarkt, Coningsmarck, Conigsmarckius, Conigmarc, Kingmark, King Marx] [12.12.1600 Kötzlin-20.2.1663 Stockholm], schwedischer Feldmarschall. 1616 Anstellung als Page bei Herzog Friedrich Ulrich v. Braunschweig-Lüneburg u. Eintritt als Reiter in kaiserliche Kriegsdienste, 1630 Verabschiedung als Fähnrich bei Reformierung der Armee Wallensteins, 1631 Kapitän in schwedischen Diensten, 1633 Beförderung zum Major, 1634 zum Obristleutnant, 1636 zum Obristen, am 25.3.1640 zum Generalmajor als Lohn für die Werbung größerer Truppenformationen in Westfalen, im Januar 1645 zum Generalleutnant, am 17.5.1648 Sieg mit Turenne u. Wrangel bei Zusmarshausen über die kaiserlich-kurbayerischen Truppen unter Holzappel u. Gronsfeld, am 1.6.1648 Beförderung zum Feldmarschallleutnant, am 16.7.1648 erfolgreicher Angriff auf die Prager Kleinseite u. Raub der berühmten „Silberbibel“. Zusammen mit Carl Gustav Wrangel war Königsmarck der erfolgreichste schwedische Kriegsgewinnler, am 26.3.1651 wurde er in den Grafenstand erhoben, am 10.4.1651 in den Reichsrat berufen u. am 14.4.1655 in Stade zum Feldmarschall u. Gouverneur des Herzogtums Bremen und Verden ernannt. Sein im Krieg erworbenes Vermögen soll 130.000 Rt. jährliche Rente abgeworfen haben, was einem Vermögen von mindestens 2.600.000 Rt. entsprochen haben müsste. Vgl. BACKHAUS, Wrangel, Königsmarck, Bielke, S. 116-128; FIEDLER, Verwaltung; WAGNER, Pforr. Vgl. [RÜDIGER], Leben und Thaten; FRITZEL, Der Stader Raum, S. 14ff. => Königsmarck [Königsmark, Königsmarx, Khiningsmarckh, Köningsmarkt, Coningsmarck, Conigsmarckius, Conigmarc, Kingmark, King Marx], Hans Christoffer [Christoph] Graf v. [I], [II], [III], [IV], [V], [VI], [VII], [VIII], [IX], [X], [XI] in den „Miniaturen“.
[20] Schwadron, Esquadron, Geschwader [schwed. skvadron, dän. squadron]: Im 16. Jahrhundert bezeichnete Escadre (von lateinisch exquadra = Gevierthaufen, Geschwader) eine Stellungsform des Fußvolks u. der Reiterei, aus welcher im 17. Jahrhundert für letztere die Eskadron, für ersteres das Bataillon hervorging. Ca. 210 Pikeniere sollten eine Schwadron bilden, 3 eine Brigade. Die Schwadron der Reiterei entsprach der Kompanie der Fußtruppen. Die schwedische Kompanie (Fußtruppen) bestand nach TROUPITZ, Kriegs-Kunst, Franckfurt 1638, aus drei Schwadronen (zu Korporalschaften, eine Schwadron entsprach daher dem späteren Zug). Die Schwadron war in der Regel eine taktische, selbstständig operierende Infanterie- oder Kavallerieeinheit, die nur für die jeweilige Schlacht aus verfügbaren Einheiten gebildet wurde, meist aus einem Regiment bestehend. Nach Bedarf konnten a) bestehende zahlenmäßig starke Regimenter geteilt oder b) schwache Regimenter zu einer Schwadron zusammengelegt werden; SCHÜRGER, Archäologisch entzaubert, S. 380. Bei den Schweden entsprach 1634 eine Schwadron einem halben Regiment (vier Kompanien). Die Schwadron hatte einen Rittmeister, einen Leutnant, einen Kornett, einen Wachtmeister, einen Quartiermeister u. die Korporale.
[21] Regiment [schwed. regimente, dän. regiment, tschech. pluk]: Größte Einheit im Heer, aber mit höchst unterschiedlicher Stärke: Für die Aufstellung eines Regiments waren allein für Werbegelder, Laufgelder, den ersten Sold u. die Ausrüstung 1631 bereits ca. 135.000 fl. notwendig. Zum Teil wurden die Kosten dadurch aufgebracht, dass der Obrist Verträge mit Hauptleuten abschloss, die ihrerseits unter Androhung einer Geldstrafe eine bestimmte Anzahl v. Söldnern aufbringen mussten. Die Hauptleute warben daher Fähnriche, Kornetts u. Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute v. ihren Besitzungen mit. Wegen der z. T. immensen Aufstellungskosten kam es vor, dass Obristen die Teilnahme an den Kämpfen mitten in der Schlacht verweigerten, um ihr Regiment nicht aufs Spiel zu setzen. Der jährliche Unterhalt eines Fußregiments v. 3.000 Mann Soll-Stärke wurde mit 400- 450.000 fl., eines Reiterregiments v. 1.200 Mann mit 260.-300.000 fl. angesetzt. Zu den Soldaufwendungen für die bayerischen Regimenter vgl. GOETZ, Kriegskosten Bayerns, S. 120ff.; KAPSER, Kriegsorganisation, S. 277ff. Ein Regiment zu Fuß umfasste de facto bei den Kaiserlichen zwischen 650 u. 1.100, ein Regiment zu Pferd zwischen 320 u. 440, bei den Schweden ein Regiment zu Fuß zwischen 480 u. 1.000 (offiziell 1.200 Mann), zu Pferd zwischen 400 u. 580 Mann, bei den Bayerischen 1 Regiment zu Fuß zwischen 1.250 u. 2.350, 1 Regiment zu Roß zwischen 460 u. 875 Mann. Das Regiment wurde vom Obristen aufgestellt, vom Vorgänger übernommen u. oft v. seinem Obristleutnant geführt. Über die Ist-Stärke eines Regiments lassen sich selten genaue Angaben finden. Das kurbrandenburgische Regiment Carl Joachim v. Karberg [Kerberg] sollte 1638 sollte auf 600 Mann gebracht werden, es kam aber nie auf 200. Karberg wurde der Prozess gemacht, er wurde verhaftet u. kassiert; OELSNITZ, Geschichte, S. 64. Als 1644 der kaiserliche Generalwachtmeister Johann Wilhelm v. Hunolstein die Stärke der in Böhmen stehenden Regimenter feststellen sollte, zählte er 3.950 Mann, die Obristen hatten 6.685 Mann angegeben. REBITSCH, Gallas, S. 211; BOCKHORST, Westfälische Adlige.
[22] Dragoner [schwed. dragon, dän. dragoon, frz. dragon, tschech. dragoun]: leichter Reiter, der auch zu Fuß focht, benannt nach den mit Drachenkopf (dragon) verzierten Reiterpistolen, nach KEITH, Pike and Shot Tactics, S. 24, aus dem Holländischen „dragen“ bzw. „tragen“. „Arbeiter zu Pferd“ hat man sie genannt. Der Dragoner war im Prinzip ein berittener Musketier (der zum Gefecht absaß), da das Pferd zu schlecht war, um mit der Kavallerie ins Gefecht reiten zu können. Berneck, Geschichte der Kriegskunst, S. 136. Auch äußerlich war der Dragoner nicht vom Infanteristen zu unterscheiden. So sprechen auch Zeitgenossen in der Regel v. Reitern u. Dragonern. Zudem verfügte in der schwedischen Armee 1631/32 etwa nur die Hälfte der Dragoner überhaupt über ein Pferd. Oft saßen daher zwei Dragoner auf einem Pferd. Falls überhaupt beritten, wurden die Dragoner als Vorhut eingesetzt, um die Vormarschwege zu räumen u. zu sichern. Teilweise machte man auch Unberittene zu Dragonern, indem man ihnen ein Pferd u. eine Muskete gab; SCHWARZ, Die Neumark, S. 52. Des Öfteren führten Dragoner am Sattelknopf kleine Äxte mit, um Hindernisse entfernen oder sich auch zeitweise selbst verteidigen zu können. Zum Teil wurden unberittene Dragoner-Einheiten im Kampf als Musketiere eingesetzt. Zu ihren Aufgaben gehörte auch Sicherung u. Deckung v. Konvois, Patrouillen, Angriffe aus dem Hinterhalt, Bildung der Vor- u. Nachhut. Ausführlich dargestellt bei ENGERISSER, Von Kronach, S. 468ff., FLIEGER, Die Schlacht, S. 123ff.  Eine Designation vom 13.7.1643 über die Verwendung des Werbegeldes bzw. die Abrechnung für einen Dragoner stellt 44 Gulden 55 Kreuzer in Rechnung. Ein schwedisches Dragonerregiment soll sogar zu einem Drittel aus Zigeunern bestanden haben. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd. Zu den Waffen vgl. http://www.engerisser.de/Bewaffnung/Bewaffnung.html.
[23] Karl Gustav Graf v. Pfalz-Zweibrücken, dann als Karl X. Gustav König v. Schweden [8.11.1622 Nyköping-13.2.1660 Göteborg], schwedischer Generalissimus, 1654-1660 schwedischer König.
[24] Friedrich Landgraf v. Hessen-Rotenburg zu Eschwege [9.5.1617 Kassel-24.9.1655 Kostin], „der tolle Fritz“, schwedischer Obrist, Generalmajor.
[25] Joachim Otto v. Dannenberg [Tonneberg] [ -6.5.1647 bei Neuhaldensleben], braunschweigisch-lüneburgischer, dann schwedischer Obrist.
[26] Friedrich Reuß Graf v. Eisenberg [Eisenberger, Eisenburg] [ -12./22.1.1645], schwedischer Obrist.
[27] Calbe/Saale [Salzlandkreis]; HHSD XI, S. 65ff. Vgl. HERTEL, Geschichte der Stadt Calbe.
[28] Rencontre: Gefecht, Scharmützel, Begegnung, Zusammentreffen.
[29] Egeln [Salzlandkreis]; HHSD XI, S. 98f.
[30] Hakel: heute innerhalb des gleichnamigen Landschaftsschutzgebietes gelegenes, Naturschutzgebiet u. ausgewiesenes EU-Vogelschutzgebiet (EU-SPA). Das Gebiet liegt im nördlichen Harzvorland, etwa 10 km nordwestlich v. Aschersleben, im Bundesland Sachsen-Anhalt [Wikipedia].
[31] Standarte: an einer Stange als => Fahne angebrachtes Feldzeichen berittener Truppen, deren Verlust im Kampfe oder bei der Kapitulation als Verlust der Ehre empfunden wurde. Im Kampf u. bei Belagerungen erbeutete Standarten waren dagegen Zeichen des bewiesenen Mutes der Einheit u. einzelner Soldaten, so dass ihre Anzahl in zeitgenössischen Berichten meist verzeichnet war.
[32] Staßfurt [Salzlandkreis]; HHSD XI, S. 443ff.
[33] Kornett [schwed. kornett, dän. cornet]: Der Kornett führte die kleinste Einheit der Reiterei mit eigenen Feldzeichen, entsprach der Kompanie; 1 berittene Kompanie hatte in der kursächsischen Armee ca. 125 Pferde, 1 schwedische Reiterkompanie umfasste in der Regel 80 Mann. Der Kornett erhielt ca. 50 fl. Monatssold;  z. T. wurden allerdings 240 Rt. (!) in besetzten Städten (1626) erpresst (HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermarck, S. 15). Sein Anteil an 1.000 Rt. Beute u. Ranzion betrug 17 Rt. 60 Alb. 2 Heller; HOFMANN, Peter Melander, S. 156. => Fähnrich; Fahne.
[34] Franz Claudius Iselin Freiherr de [von] Lannoy [Lannan, Lana, Lanan, Lanau, Lano, Lanow] [ -1650], kaiserlicher Obrist.
[35] Sandersleben, heute Ortsteil von Arnstein [LK  Mansfeld-Südharz]; HHSD XI, S. 408f.
[36] Bataille: Schlachtordnung.
[37] Knecht, gemeiner [schwed. knektar, finn. nihti]: dienstgradloser einfacher Soldat. Er hatte 1630 monatlich Anspruch auf 6 fl. 40 kr., in der brandenburgischen Armee auf 8 fl. 10 gr. = 7 Rtl. 2 Gr; nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630) 6 fl. 40 kr., schwedische u. finnische Knechte erhielten 1632 nur 1 ½ Rt., deutsche in der Royal-Armee dagegen das Dreifache. Ein Soldat oder Reiter einer Streifschar aus einer Garnison erhielt v. 1.000 Rt. Beute quasi als Gefahrenzuschlag 5 Rt. 72 Heller; HOFMANN, Peter Melander, S. 156. Ein Bauernknecht im bayerischen Raum wurde mit etwa 12 fl. pro Jahr (bei Arbeitskräftemangel, etwa 1645, wurden auch 18 bis 24 fl. verlangt) entlohnt. Schon 1625 wurde festgehalten; NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 92: „Ihme folgete der obrist Blanckhardt, welcher mit seinem gantzen regiment von 3000 fueßknechte sechß wochen lang still gelegen, da dann die stath demselben reichlich besolden muste, wovon aber der gemeine knecht nicht einen pfennig bekommen hatt“. In einem Bericht des Obristleutnants des Regiments Kaspar v. Hohenems (25.8.1632) heißt es; SCHENNACH, Tiroler Landesverteidigung, S. 336: „daß sie knecht gleichsam gannz nackhent und ploß auf die wachten ziehen und mit dem schlechten commißbroth vorlieb nemmen müessen, und sonderlichen bey dieser kelte, so dieser orten erscheint, da mich, als ich an ainem morgen die wachten und posti visitiert, in meinem mantl und guetem klaidt gefrorn hat, geschweigen die armen knecht, so übel beklaidt, die ganze nacht auf den wachten verpleiben müessen. So haben sie auch gar kain gelt, das sie nur ain warme suppen kauffen khönnen, müessen also, wegen mangl der klaider und gelt, mit gwalt verschmachten und erkhranken, es sollte ainen harten stain erbarmen, daß die Graf hohenembsische Regiment gleich von anfang und biß dato so übel, und gleichsam die armen knecht erger alß die hundt gehalten werden. Es were gleich so guet, man käme und thete die armen knecht […] mit messern die gurgel abschneiden, alß das man sie also lenger abmatten und gleichsam minder als einen hundt achten thuett“. Gallas selbst schrieb am 25.1.1638 dem Kaiser; ELLERBACH; SCHERLEN, Der Dreißigjährige Krieg 3. Bd., S. 222: „Mochte wohl den Stein der erd erbarmen zuzuschauen, wie die arme knecht kein kleid am leib, keine schuh am fuße, die reiter keine stiefel oder sattel haben, auch den mehrerteil sich freuen, wenn sie nur die notdurft an eichelbrot bekommen können“. => Verpflegung. In den Feldlagern (über)lebte er unter den schwierigsten Bedingungen bei einer durchschnittlichen Lebenserwartung v. 3, 4 Jahren. Bei Gefangennahme oder Stürmen auf eine Stadt lief er immer Gefahr, getötet zu werden, da für ihn keine Ranzion (Lösegeld) zu erwarten war, oder wenn eine Untersteckung unter die eigenen Truppen nicht notwendig erschien. Generell wurden jedoch „teutsche Knechte“ gegenüber etwa den „Welschen“ bevorzugt übernommen u. bei den Schweden besser besoldet.
[38] Rittmeister [schwed. ryttmåstere, dän. kaptajn, tschech. kapitán]: Oberbefehlshaber eines Kornetts (später Schwadron, Esquadron) der Kavallerie. Sein Rang entspricht dem eines Hauptmannes der Infanterie (vgl. Hauptmann). Wie dieser war er verantwortlich für Werbung u. Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung u. Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, u. die eigentlich militärischen Aufgaben wurden v. seinem Stellvertreter, dem Leutnant, übernommen. Bei den kaiserlichen Truppen standen unter ihm Leutnant, Kornett, Wachtmeister, 2 oder 3 Korporale, 1 Fourier oder Quartiermeister, 1 Musterschreiber, 1 Feldscher, 2 Trompeter, 1 Schmied, 1 Plattner. Bei den schwedischen Truppen fehlten dagegen Sattler u. Plattner, bei den Nationalschweden gab es statt Sattler u. Plattner 1 Feldkaplan u. 1 Profos, was zeigt, dass man sich um das Seelenheil als auch die Marsch- u. Lagerdisziplin zu kümmern gedachte. Der Rittmeister beanspruchte in einer Kompanie Kürassiere 150 fl. Monatssold, d. h. 1.800 fl. jährlich, während ein bayerischer Kriegsrat 1637 jährlich 792 fl. erhielt, 1620 war er in der brandenburgischen Armee als Rittmeister über 50 Pferde nur mit 25 fl. monatlich dotiert gewesen. Als kommandierender Rittmeister einer Streifschar einer Besatzung erhielt er auf 1.000 Rt. Beute u. Ranzionierungen quasi als Gefahrenzuschlag 59 Rt. 18 Alb. 4 Heller; HOFMANN, Peter Melander. Bei seiner Bestallung wurde er in der Regel durch den Obristen mit Werbe- u. Laufgeld zur Errichtung neuer Kompanien ausgestattet. Junge Adlige traten oft als Rittmeister in die Armee ein.
[39] Leutnant [schwed. Löjtnant, dän. Løjtnant, tschech. poručik]: Der Leutnant war der Stellvertreter eines Befehlshabers, insbesondere des Rittmeisters oder des Hauptmanns. Wenn auch nicht ohne Mitwissen des Hauptmannes oder Rittmeisters, hatte der Leutnant den unmittelbarsten Kontakt zur Kompanie. Er verdiente je nach Truppengattung monatlich 35-80 fl. – zumindest wurden in den besetzten Städten monatlich 80 Rt. (120 fl.) erpresst; HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermark, S. 15 -, was etwa dem Sold eines bayerischen Kriegsrats entsprach. Nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm bei der Infanterie 60  Rt. monatlich zu; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 460. Als einer Leutnant einer Streifschar aus einer Garnison erhielt er quasi als Gefahrenzuschlag pro 1.000 Rt. Beute u. Ranzion 28 Rt. 54 Alb. 6 Heller; HOFMANN, Peter Melander, S. 156. LAVATER, KRIEGSBüchlein, S. 52f.: „Ein Leutenant wird von dem wörtlein Lieutenant, quasi locum tenens, Ort / Platz / Stell- oder Statthalter eines Capitains genant / diweil er in abwesen seines Capitains desselben Stell  verwaltet / er könnte auch der Unterhaubtmann geheissen werden. Ein solcher sol ein dapferer / aufrichtiger / Kriegsgeübter / und praver Cavalier seyn / und ist dem Capitain der nächste: in dessen abwesen commandiert er follkommen / und hat auch in gegenwart des Capitains den gantzen Befehl über die Compagnie: dann wann dem Capitain von dem Regiment etwas anbefohlen wird / so gibt er dem Leutenant Ordre / wie er sich in einem und anderem verhalten solle / der dann durch seine nachgesetzte Officier den Befehl follstrecken laßt: Dieser sol auch des Capitains guten Namen / Ehr / und Reputation lieb haben und schirmen / alß sein eigen Leben und Ehr / und sich sonderlich dem Capitain um dapfere und versuchte Soldaten umschauen / auch wie er die Soldaten logiren und wol einquartieren möge: Darneben soll er fleissig achtung geben / daß alles gleich zugehe / nach guter ordnung und ohne klag. Alle Abend sol er sich auf der Parade finden lassen / und sehen / wo mangel erscheine: ob auch die Parade / Wacht / und Ordre wol angestellet und gehalten werden: dagegen sol er sich in seinem Commandement gravitetisch und ernsthaft erzeigen / daß ihn seine untergebene Officier und Soldaten ehren / und so wol alß den Capitain fürchten. Die Soldaten werden auch durch ihn gestraft / und ligt ihme aller Last auf dem hals: dann so er die Compagnie nicht versehen müßte / mangelte man keinen Leutenant. Sein Oberwehr ist eine Partisane / er thut keine Wacht / alß die Haubtwacht / da die Compagnie wachet. Er sol auch die Corporalschaften an Mannschaft gleich außtheilen / und keiner mehr versuchte Soldaten geben alß der anderen / daß einer die besten / ein anderer aber die schlechtesten Soldaten habe / woran in einer Occassion vil gelegen ist: Er sol den strafwürdigen streng / den gehorsamen aber gutthätig seyn: Er sol auch aller Soldaten humores erkennen. In summa / er sol wüssen in abwesen des Capitains die Compagnie mit satsamer genugthuung zuregieren / alß wann der Capitain selbst zugegen were / und beyde Officia unklagbar zuverwalten“.
[40] Korporal [schwed. korpral, dän. korporal, tschech. desátník]: Der Korporal war der unterste Rang der Unteroffiziere, der einen Zug als Teil der Kompanie führte. Er erhielt in der kaiserlichen Armee (1630) 12 fl. Sold monatlich; „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“. Das entsprach immerhin dem Jahreslohn eines Ochsenknechtes, in besetzten Städten (1626) wurden z. T. monatlich 24 Rt. erpresst; HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermark, S. 15. Nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm bei der Infanterie 16 Rt. monatlich zu; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 461. DESING, Historia auxilia 2. Bd., S. 186: „Corporal ist ein Unter-Officier, der viel zu thun hat: Darumb seynd bey einer Compagnie zwey, drey oder vier. Für seine 15. Mann, welche man eine Rott nennt, empfängt er vom Capitain d’Armes das Gewehr, vom Fourier das Quartier, vom Muster-Schreiber das Geld, vom Sergeanten die Ordre, gehört nit zur Prima plana“. LAVATER, KRIEGSBüchlein, S. 60: „Die Corporalen sollen gute / redliche / und versuchte Soldaten seyn / die schreiben / lesen / und rechnen können. In dem commandieren sollen sie gleiche ordnung halten / die Schiltwachten zu guter zeit aufstellen / und ihr Ansehen bey den Soldaten erhalten: Sie sollen gantz eiserne Ladstecken / Krätzer / und Kugelzieher an ihren Musqueten haben / daß sie den Soldaten zu hülff kommen mögen“.
[41] N Spitznas [ -15.10. 1644], kaiserlicher Obristleutnant.
[42] N Marschall [ -15.10.1644], kaiserlicher Rittmeister.
[43] Richard Graf de Greviere [ -1644 ?], kaiserlicher Rittmeister.
[44] Bagage: Gepäck; Tross. „Bagage“ war die Bezeichnung für den Gepäcktrain des Heeres, mit dem die Soldaten wie Offiziere neben dem Hausrat auch ihre gesamte Beute abtransportierten, so dass die Bagage während oder nach der Schlacht gern vom Feind oder v. der eigenen Mannschaft geplündert wurde. Auch war man deshalb darauf aus, dass in den Bedingungen bei der freiwilligen Übergabe einer Stadt oder Festung die gesamte Bagage ungehindert abziehen durfte. Manchmal wurde „Bagage“ jedoch auch abwertend für den Tross überhaupt verwendet, die Begleitmannschaft des Heeres oder Heeresteils, die allerdings keinen Anspruch auf Verpflegungsrationen hatte; etwa 1, 5 mal (im Anfang des Krieges) bis 3-4mal (am Ende des Krieges) so stark wie die kämpfende Truppe: Soldatenfrauen, Kinder, Prostituierte 1.-4. Klasse („Mätresse“, „Concubine“, „Metze“, „Hure“), Trossjungen, Gefangene, zum Dienst bei der Artillerie verurteilte Straftäter, Feldprediger, Zigeuner als Kundschafter u. Heilkundige, Feldchirurg, Feldscher, Handwerker, Sudelköche, Krämer, Marketender, -innen, Juden als Marketender, Soldatenwitwen, invalide Soldaten, mitlaufende Zivilisten aus den Hungergebieten, ehemalige Studenten, Bauern u. Bauernknechte („Wintersoldaten“), die während der schlechten Jahreszeit zum Heer gingen, im Frühjahr aber wieder entliefen, Glücksspieler, vor der Strafverfolgung durch Behörden Davongelaufene, Kriegswaisen etc. KROENER, „ … und ist der jammer nit zu beschreiben“; LANGER, Hortus, S. 96ff.
[45] Postur: Stellung, Lage.
[46] Alimentation: Verpflegung, Unterhalt, Verköstigung.
[47] incommodieren: belästigen, stören, jemandem Unannehmlichkeiten oder Mühe bereiten.
[48] CHEMNITZ, Geschichte 4. Teil, 4. Buch, 53. Kap., S. 160f.
[49] SCHMIDT-BRÜCKEN; RICHTER, Der Erzgebirgschronist Christian Lehmann.
[50] Friedrich Landgraf v. Hessen-Rotenburg zu Eschwege [9.5.1617 Kassel-24.9.1655 Kostin], schwedischer Obrist, Generalmajor.
[51] Waldenburg [LK Zwickau]; HHSD VIII, S. 354f.
[52] Schneeberg [Erzgebirgskreis]; HHSD VIII, S. 320ff.
[53] Johann Jordan [ – ], schwedischer Obrist.
[54] Hermann Zoege v. Manteuffel [Mannteufel] [ – ], schwedischer Obristleutnant.
[55] Bockau [Erzgebirgskreis].
[56] Aue [Erzgebirgskreis]; HHSD VIII, S. 10ff.
[57] Ofentopf: ein großes in einem Ofen angebrachtes Gefäß, um darin Wasser zum Bedarf einer ländlichen Wirthschaft, besonders zur Anrichtung des Brühfutters für das Rindvieh, zu kochen [KRÜNITZ].
[58] LEHMANN, Kriegschronik, S. 155. Lehmann datiert nach dem alten Stil.
[59] KOLLER, Die Belagerung, S. 45; Brünn [Brno]; HHSBöhm, S. 68ff.
[60] Louis Raduit Graf de [Ludwig Freiherr Radwig de] Souches [Susa, Sous, Desouches, des Ouches] [1608-6.8.1682], kaiserlicher Feldmarschall.
[61] Leopold Wilhelm Erzherzog v. Österreich [5.1.1614 Wiener Neustadt-20.11.1662 Wien] Bischof v. Straßburg (1625-1662) u. Passau (1625-1662), Erzbischof v. Magdeburg (1629-1635), Olmütz (1637-1662), Breslau (1655-1662) u. Halberstadt (1627-1648), Administrator v. Hersfeld, Fürstabt v. Murbach u. Lüders, Hoch- u. Deutschmeister (1641-1662), Generalstatthalter der Spanischen Niederlande (1646-1656), Oberbefehlshaber über die kaiserlichen Truppen u. kaiserlicher Generalissimus (seit 1639). 1640 Siege über die schwedischen Truppen in Böhmen u. Niedersachsen, Frühjahr 1641 militärische Erfolge in der Oberpfalz u. Entsatz Regensburgs mit Rückzug Johan Banérs, am 2.11.1642 Niederlage in der 2. Schlacht bei Breitenfeld u. Niederlegung des Oberkommandos, 1645 neuerliche Ernennung zum kaiserlichen Oberbefehlshaber u. Abgabe der Erzbistümer Magdeburg u. Bremen, Spätherbst 1646 Ernennung zum Generalstatthalter der Spanischen Niederlande durch Philipp IV., 30.1.1648 Frieden Spaniens mit der Republik der Vereinigten Niederlande, 20.8.1648 Niederlage in der Schlacht bei Lens, 21.1.1656 päpstliche Bestätigung der Wahl Leopold Wilhelms zum Bischof v. Breslau 1655, 1656 Niederlegung des Amtes des Generalstatthalters. 1657 versuchten einflussreiche katholische Kreise, Leopold Wilhelm für eine Kaiserkandidatur zu gewinnen. Vgl. die ausgezeichnete Dissertation v. SCHREIBER, Leopold Wilhelm; BRANDHUBER, Leopold Wilhelm; DEMEL, Leopold Wilhelm.
[62] Rudolf [Rudolfo] Graf Colloredo [Coloredo, Coloreto, Coleredo, Colredo, Kolloredo]-Waldsee [Wallsee] [2.11.1585 Budweis-24.2.1657 Prag], kaiserlicher Generalwachtmeister u. Feldmarschall. 1617 Teilnahme am Uskokenkrieg gegen Venedig, 1618 Beförderung zum Hauptmann, am 27.8.1626 unter Tilly Teilnahme an der Schlacht bei Lutter am Barenberge, 1627 Feldzug in Mähren, Eintritt in den Orden des Hl. Johannes von Jerusalem, Ernennung zum Großprior Böhmens durch den Kaiser, 1629 Erhebung in den Reichsgrafenstand, im Juni 1631 in Salzungen einquartiert, 1632 Beförderung zum Generalwachtmeister, am 15.11.1632 Erfolg gegen Gustav II. Adolf von Schweden an der Rippach. Im Januar 1634 plädierte Colloredo-Waldsee für Wallensteins Ermordung, 1634 wurde er Feldmarschall u. Oberbefehlshaber der kaiserlichen Truppen in Böhmen, 1636 Belehnung mit konfiszierten Gütern Trčkas, 1643 zusammen mit Gallas Feldzug nach Holstein, Ende 1648 nach erfolgreicher Verteidigung Prags gegen Königsmarck u. Ernennung zum Gouverneur der Stadt.
[63] Martin [Langlé] Ritter de Pachonhay [Paschewe, Baschaue, Bachonhai, Bachonhay, Pachanhai, Pacholry, Pachoy] [ -1649], kaiserlicher Obrist.
[64] Olmütz [Olomouc, Bez. Olomouc, Tschechien]; HHSBöhm, S. 420ff.
[65] KOLLER, Die Belagerung von Brünn, S. 45f.
[66] Schnapphahn: I. Strauchdieb zu Pferd, Straßenräuber. Zunächst bezogen auf adlige oder zumindest berittene Wegelagerer, dann auch Scheltwort für einen Kriegführenden: „Partheigänger im Kriege, der widerrechtlich auf Beute ausgeht. Auch die Bauern, wenn sie sich im Kriege in ein Versteck, Hinterhalt etc. legen, und den Soldaten auflauern, welche sich von der Armee oder von ihren Detachements entfernt haben, oder auch wohl als Ermattete dem Korps nachziehen, um sie zu plündern oder todt zu schlagen, werden Schnapphähne genannt. Ferner auch Straßenräuber, als eine gelindere Benennung“ [KRÜNITZ]. => Merodebrüder sowie auf Wegelagerer, Räuber und Diebe im Allgemeinen bezogen. Teilweise erhielten sie bei ihrer Gefangennahme Pardon, wenn sie in die Armee eintraten. Teilweise wurden sie auch als Bauerntruppen v. Amts wegen gegen feindliche Truppen eingesetzt. Vgl. RATHJEN, Soldaten im Dorf, S. 211ff. Gegen größere Banden wurden Truppen eingesetzt; so der in französischen Diensten stehende Kriegsteilnehmer Welsch [1612 Lauingen-1663 Stuttgart] aus Saint-Mihiel (1636); Wahrhafftige Reiß-Beschreibung, S. 378: „Nachdem dann sich in den Wäldern viel Schnaphahnen auffgehalten / welche Gesellen Herrnloß seyn / und sich als Mörder in den Wäldern auffhalten) die unsern Leuten hin und wieder auffgepasset / dieselbe beraubet / und jämmerlich ermordet. Als hat man einsmals eine Parthey Mußquetirer auff sie commandiret / etliche von den vornehmsten erwischt und auffhencken lassen“. Vgl. „Snapphanar och friskyttar“, unter: http://www.historiesajten.se/handelser2.asp?id=44. II. Als „Schnapphähne“ wurden auch die sogenannten „Harzschützen“ oder „Harzbauern“ bezeichnet: Ab 1625 formierte sich im Harzgebiet eine bewaffnete, überwiegend bäuerliche Widerstandsbewegung aus Einwohnern v. Städten u. Dörfern, desertierten Soldaten u. flüchtigen Straftätern zusammen mit regulären Truppeneinheiten Christians v. Braunschweig u. Christians IV. v. Dänemark gegen die das Gebiet mit Krieg u. Plünderungen überziehenden Heere Tillys u. Wallensteins. Im „Torstensson“-Krieg 1643-15 waren gut organisierte Beuerntruppen unter der Führung v. Amtleuten u. dänischen Offizieren gegen die schwedischen Invasoren aktiv; ROBL MATZEN, Der Schwedisch-Dänische Krieg, S. 326. III. Spanisches Gewehrschloss.
[67] Obrowitz [Zábrdowice], heute Stadtteil von Brünn.
[68] Friesischer Reiter (spanischer Reiter): etwa 4 m lange, 25 cm starke Balken (Leib), durch die kreuzweise spitze Latten (Federn) so aneinander gesteckt sind, dass niemand dazwischen durchkriechen kann, früher als Sperre in Feld- u. Festungskrieg beliebt.
[69] Laufgraben (Approche): Graben, der bei der Belagerung einer Festung oder Stadt oder einer Schanze im Zickzackverlauf aufgeworfen wurde, in dem man sich möglichst ungefährdet nähern konnte, je nach Jahreszeit u. Bodenbeschaffenheit 1 m tief. Die ausgehobene Erde wurde als 1 m hohe Brustwehr stadt- oder festungswärts verrwendet. Approchen ist die Bezeichnung für die Laufgräben (Annäherungswege) bei der militärischen Belagerung v. Festungen. Das Wort ist eine Eindeutschung des französischen Verbes s’approcher, sich nähern. Es handelt sich um eine Anlage, die der Angreifer einer Festung anlegen musste, bevor die Festung erstürmt werden konnte. Mit Hilfe einer Erdwalze (Sappe; vgl. dazu auch PIERER, Universal-Lexikon, Bd 14, S. 886-887) konnte sich der Angreifer an die Festungsmauern heranarbeiten, um sie durch ein anschließendes Unterminieren zum Einsturz zu bringen. Mit Hilfe der Approchen konnte der Angreifer das Vorgelände gedeckt überschreiten. Sappen wurden v. den zu den ingenieurtechnischen Truppen gehörenden Sappeuren angelegt, die über besondere Ausrüstung wie z. B. Schanzkörbe verfügten oder den typischen, breitkrempigen Eisenhelm zum Schutz vor Geschossen, welche die Verteidiger v. oben abschossen. Bei mittelalterlichen Burgbelagerungen wurden Sappen häufig eingesetzt, um das Mauerwerk der belagerten Festung aufzubrechen u. die Mauer so weit auszuhöhlen, dass sie, evtl. durch Verbrennen des Stützgebälks, zum Einsturz gebracht werden konnte. Die Approchen bestanden aus einem Graben v. etwa 2,5 m Sohlenbreite u. etwa 1,25 m Tiefe, der bis zur 3. Parallele im Zickzack geführt auf der der Festung zugekehrten Seite mit einer etwa 1 m hohen Erdschüttung versehen war. Die einzelnen Approchenzüge legte man vor den einspringenden Winkeln der Festungswerke an u. führte die einzelnen Schläge so, dass ihre Verlängerung mindestens 50 m vor dem weitest vorspringenden Festungswerk vorbeischlug. Jeder vorwärtige Schlag wurde bogenförmig über den rückwärtig hinaus nach hinten verlängert, was man Haken oder Crochet nannte. Diese Haken dienten als Ausweichstellen u. der Aufstellung kleinerer Wachposten. Die zickzackförmigen Approchen wurden als einzelne Sappen ausgeführt. In geringerer Entfernung zur Festung, etwa v. der zweiten Parallele an, kam die vom Sappeur mit Wälzkorb u. sonstigem Hilfsgerät auszuführende völlige Sappe, später (ab etwa 1870) die einfache Erdwalze zur Anwendung. In nächster Nähe zur Festung, etwa vom Fuß des Glacis ab, hätten die Zickzacks allzu spitzwinklig werden müssen, um gegen bestreichendes Feuer geschützt zu sein. Man ging deshalb auf dieser Strecke von der Anwendung der Zickzacks ab u. führte hier die Approchen derartig in gerader Richtung auf die Saillants der Angriffsfront weiter, dass sie durch Traversierung (Traversensappe, Würfelsappe) gegen bestreichendes Feuer geschützt wurden. Die Anlage v. Approchen seitens der Angreifer wurde v. den Verteidigern durch die langjährige Anpflanzung v. tiefwurzelnden Pflanzen auf dem Glacis der Festung erschwert [nach Wikipedia].
[70] Johann Arndt [Arend, Arendt] v. Goltstein [Goldstein, Goldsten, Goldtstein, Golttstein, Golltsten, Golts] [1606-30.5.1654 Königsberg], schwedischer Generalmajor. ZIRR, Die Schweden.
[71] Christina Königin v. Schweden [17.12.1626 Stockholm-19.4.1689 Rom]. Vgl. FINDEISEN, Christina von Schweden; HERMANNS, Christina Königin von Schweden; BUCKLEY, Christina; HEYDEN-RYNSCH, Christina von Schweden. OPITZ, Hausmutter und Landesfürstin, S. 366f.: „Sie wurde wegen ihres ausgesprochen männlichen Kleidungs- und Lebensstil berühmt und galt den Zeitgenossen als lebendes Beispiel für die virilen Tugenden hochgeborener Frauen. Erst sechs Jahre alt war sie gewesen, als ihr Vater Gustav Adolf in der Schlacht bei Lützen fiel. Schon ein halbes Jahr später hatte sie der schwedische Reichstag zur Königin erklärt und ihr offiziell gehuldigt. Die Regentschaft für die Minderjährige führte der Reichskanzler Axel Oxenstierna. Christine selbst wurde in einer Weise auf die Regierungsübernahme vorbereitet, wie sie sonst nur für männliche Thronfolger üblich war. Bald beherrschte sie mehrere Fremdsprachen, las und sprach mühelos Latein und besaß umfassende Kenntnisse der antiken wie der modernen europäischen Literatur, Philosophie und Geschichte. In den Belangen der Regierung und des Staatswesens unterrichtete sie der Reichskanzler selbst, der sie auch über den Zustand des Landes und die täglichen politischen Fragen auf dem laufen hielt. Christine lernte mit Begeisterung und Selbstdisziplin, vernachlässigte Schlaf, Essen und Körperpflege, die sie wie andere »weibliche« Interessen und Beschäftigungen geringschätzte. Schon mit 16 Jahren nahm sie regelmäßig an den Sitzungen des Reichsrates teil, der nichts ohne ihr Wissen entschied. 1644 leistete sie den Eid als Königin von Schweden und übernahm dann die Regierungsgewalt. Christines Auftreten und Sachkenntnis gaben ihr Autorität im eigenen Land, erregten aber auch international Aufsehen – zumal sie fast berüchtigt war für ihre soldatisch-männliche Lebensführung und ihre »unweibliche« wissenschaftliche Neugierde, die sie in Korrespondenz und Austausch mit berühmten Gelehrten und Philosophen zu befriedigen suchte. Mit Leidenschaft und großem finanziellen Aufwand ließ sie aus anderen Ländern Kunstschätze, Bücher und wertvolle alte Handschriften zusammentragen, ihre Sammlung war eine der reichsten in ganz Europa. Sie scheute nicht vor Krieg und Raub zurück, wenn sie sich etwas aneignen wollte: Noch unmittelbar vor Beendigung des Dreißigjährigen Krieges besetzte die schwedische Armee Prag – und es scheint, daß der militärisch unmotivierte Feldzug allein der kaiserlich-rudolfinischen Kunstsammlung gegolten habe, die dort aufbewahrt wurde“.
[72] CHEMNITZ, Geschichte, S. 109f.
[73] Carl Gustav Wrangel, Graf zu Salmis u. Sölvesborg, Freiherr zu Lindeberg u. Ludenhof, Herr zu Skokloster, Bremervörde, Wrangelsburg, Spycker, Rappin, Ekebyhov, Gripenberg u. Rostorp [13.12.1613 Schloss Skokloster-25.6.1676 Schloss Spyker auf Rügen], schwedischer Obristleutnant, Generalmajor u. Feldmarschall. 1630 Holland-Reise und Ausbildung in Navigation u. Schiffbau, anschließend Weiterreise nach Frankreich, 1631 Eintritt in die Dienste Gustav II. Adolfs v. Schweden als Kammerjunker u. als Kornett in dessen Leibregiment, am 16.11.1632 Teilnahme an der Schlacht bei Lützen, 1633 Dienst als Obristleutnant im Infanterieregiment Bengt Bagges in Elbing, 1634 als Obristleutnant beim Kavallerieregiment Joakim Moltkes in Pommern, am 19.10.1635 Teilnahme am Kampf bei Lüdershausen unter Johan Banér, 1636 Beförderung zum Obristen im Leibregiment zu Pferde, 1638 zum Generalmajor u. Chef des Dal-Regiments (gegen den Widerstand Banérs), 1641 Ernennung zum Regionalbefehlshaber im Reich u. Stabschef bei Lennart Torstensson, am 13.10.1644 Sieg als Oberbefehlshaber der schwedischen Flotte über die Dänen bei Femern, am 28.4.1646 Ernennung zum Feldmarschall u. Generalgouverneur in Pommern; Ernennung zum Reichsrat. Dezember 1646 Aktivität als Oberbefehlshaber der schwedischen Armeen in Deutschland, am 17.5.1648 zusammen mit Turenne Sieg über Holzappel u. Gronsfeld bei Zusmarshausen und anschließende Vandalisierung Bayerns, 1651 Erhebung in den Grafenstand durch Königin Christina v. Schweden, am 26.2.1653 Ernennung zum Reichsvizeadmiral, 1655 Tätigkeit als Verbindungsoffizier zu Kurfürst Friedrich Wilhelm v. Brandenburg in der dreitägigen Schlacht vor Warschau, am 23.10.1657 Eroberung von Fredriksodde im Dänemark-Feldzug, am 11.12.1657 Ernennung zum Reichsadmiral, am 30.1.1658 Übergang über den Kleinen Belt, am 5.2.1658 Marsch über das Eis bei Nyborg nach Langenland u. Seeland, am 6.9.1658 Besetzung Kronborgs, am 29.10.1658 Kampf im Öresund auf dem Flaggschiff “Victoria”, Frühjahr 1660, nach Carls X. Gustav Tod, Ernennung zum Oberbefehlshaber der schwedischen Armee in Dänemark, 1664 Ernennung zum Reichsmarschall u. Präsidenten des Kriegskollegiums, 1665 Aktivität als Befehlshaber des schwedischen Korps gegen Bremen, 1674 als Oberbefehlshaber der schwedischen Armeen in Deutschland. LOSMAN, Carl Gustaf Wrangel, Skokloster und Europa; LOSMAN, Carl Gustav Wrangel och Europa; BAENSCH, Geschichte der Familie von Wrangel Bd. 1. Vgl. auch die Erwähnungen bei BACKHAUS, Brev 1-2; ASMUS, Unter der schwedischen Krone, S. 52ff.; ASMUS, Das Testament des Grafen, S. 193ff.; HEINKE, Carl Gustav Wrangel. [Abb. A, NT2, Stein-Kö]
[74] Dragør auf Amager; HHSDän, S. 30.
[75] Axel Gustafsson Oxenstierna Greve af Södermore [16.6.1583 Fanö bei Uppsala-28.1.1654 Stockholm], schwedischer Reichskanzler. Oxenstierna gehörte einem der ältesten Adelsgeschlechter Schwedens an. Nach dem Studium des Staatsrechts u. der Theologie in Rostock, Wittenberg u. Jena im Spätsommer 1604 Eintritt in den Staatsdienst bei Karl IX. v. Schweden, Ende 1605 Ernennung zum entlohnten Staatsbeamten, am 10.10.1606 Abreise als Sondergesandter nach Mecklenburg, am 18.3.1607 Rückkehr nach Stockholm, Juni 1609 Ernennung zum Reichsrat, am 6.1.1612 zum Reichskanzler Gustav II. Adolfs v. Schweden, Ende Oktober 1626 zum Generalgouverneur Schwedens in Preußen. Oxenstierna trat für eine umfassende Mitverantwortung des Adels ein, die allerdings nur durch ein starkes Königtum gesichert war. Er wandelte den Reichsrat von einem nur vorübergehend eingeberufenen Gremium zur ständigen Regierung um, die unter seinem Einfluss die Politik Gustav II. Adolfs zumeist unterstützte. Auch der Reichstag, die Versammlung der Stände, wurde v. Oxenstierna reformiert. Er sicherte den Einfluss des Königs u. des Adels gegenüber der Bauernschaft, die durch immer neue Steuern diese neue Politik finanzieren musste. 1629 konnte er mit Polen den Frieden v. Altmark abschliessen, der Schwedens Eingreifen in den Dreißigjährigen Krieg erst ermöglichte. Nach dem Sieg bei Breitenfeld wurde Oxenstierna Bevollmächtigter der schwedischen Krone am Rhein, am 22.1.1632 kam er in Frankfurt am Main am Hofe Gustav II. Adolfs an. Am 5.12.1632 übermittelte Oxenstierna die neue „Regierungsform“ Schwedens an den Reichsrat, am 12.1.1633 wurde er bevollmächtigter Legat Schwedens im Heiligen Römischen Reich und Befehlshaber der dort stationierten Heere Schwedens, am 14.3.1633 Mitglied der Vormundschaftsregierung Königin Christinas, April 1633 Direktor des Heilbronner Bundes. Am 29.7.1634 bestätigte der schwedische Reichstag die neue „Regierungsform“. Nach der Schlacht bei Nördlingen löste sich der Heilbronner Bund wieder auf, was im April 1635 zu dem Treffen Oxenstiernas mit Richelieu in Compiègne führte. 1636 wurde er Leiter der Vormundschaftsregierung für Christina. Nach dem Regierungsantritt Christinas schwand sein politischer Einfluss. Am 20.11.1645 wurde er in den Grafenstand erhoben, am 24. 9.1650 bejahte er die Erbmonarchie in Schweden. Oxenstierna, der im Laufe dieses Krieges zu einem der größten Gutsbesitzer Schwedens geworden war, gilt als der intelligenteste Politiker seiner Epoche. Vgl. allgemein WETTERBERG, Kanslern. ENGLUND, Die Verwüstung Deutschlands S. 138, charakterisiert Oxenstierna prägnant als „humorlos, gelehrt, willensstark, arrogant, intelligent, ausgestattet mit einem phantastischen Gedächtnis, unerschöpflicher Energie und einem verblüffenden Organisationsvermögen“. MDSZ; GOETZE, Politik; ZIRR, Oxenstierna. WETTERBERG, Axel Oxenstierna; FINDEISEN, Axel Oxenstierna; BACKHAUS (Hg.), Brev 1-2, IRMER, Die Verhandlungen Schwedens Bd. 1-3.
[76] AOSB II/8, S. 686f.
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Moda [„Avelmoda“], Abel

Moda [„Avelmoda“], Abel; Obrist [ -1637] Abel Moda [„Avelmoda“] [ -1637] stand als Obrist in schwedischen Diensten und verteidigte 1634 Heidelberg gegen die Kaiserlich-Ligistischen.

Das „Theatrum Europaeum“ berichtet über die vergebliche Belagerung Heidelbergs[1] durch die Kaiserlich-Ligistischen Ende 1634: „Auff Teutschland aber unserer Ordnung nach zukommen / kompt uns langs herunter am Rheinstrom am ersten für Heydelberg / welches zuvor quittirt ward / dieweil die Käyserischen deß Schlosses nit mochten mächtig werden. Es haben aber die Käyserischen noch einmal ihr Heyl daran versucht: und ist mit dieser letztē Belägerung es also hergangen / wie die jenigen berichtet / so in allem mit und darbey selbsten gewesen.

Den 3. Decembr. seynd die Käyserischen mit grosser Macht und vielem groben Geschütz abermahl vor Heydelberg wieder ankommen / denen der Stadt-Rath entgegen geschickt / weil sie sich wider solchen gewalt nicht haben auffhalten können / umb guten Accord gebetten / die dasselbe zugesagt / aber übel gehalten.

Den 3. Decembr. sind sie die Käys. wiedrum̃ allenthalben umb das Schloß gezogen / und innerhalb 8. Tagen / so ein muthiges unauffhörliches Schiessen und Feuerwerffen verbracht / welches nicht genugsam zubeschreiben / aber es ist aller Gewalt mit Schiessen und Feuerwerffen / glücklichen und ohne grossen Schaden abgangē / und nur das Hauß hin und wieder durchlöchert / unterdessen haben Obr. Abel Moda / und Oberster-Leutenant Hunck / allen möglichen Fleiß angewendt / umb einen förderlichen Entsatz / und die jenige Officirer / so das Commando unterdeß und im Abwesen gehsbt / allen Fleiß gethan / und Mittel gesucht / mit Schantzen und allerhand Widerstand / sich so lang auffzuhalten.

Den 12. kam das Frantzösische Volck und Obrister Abel Moda / uñ Herr Obr. Leuten. Hunck / mit 12000 Mann Frantzösisch Volck / uñ schlug sie umb das Schloß hinweg / bekamen 12. Stück Geschütz / als nemlich 6. halbe Carthaunen / 3. Feldt Schlangē / drey 6. Pfündige / uñ 1. Feuer-Mörsel / und blieben zwar der Käys. auff die 80. Mann / dem Obr. Abel Moda nit mehr dann 6. Mañ / und hat sich die Käys. Macht in die Stadt retirirt / zündete die Vorstadt an / damit die Frantzosen nit solten hinein kommen / und verbrandten uff 76. Häuser / und war ein solches Schiessen vom Schloß in die Stadt / und grosses Feuer / daß männiglich gemeinet hat / die gantze Stadt werde zu grund gehen / und viel Leuth auß ihren Häusern gelauffen über die Brücken / auch Kinder verlohren worden / deren etliche naher Schönau[2] kommen / und inner 8. Tagen erstlich erkundigt worden.

Den 13. schickten sie einen Trommelschläger zu den Frantzosen und Obr. Abel Moda / uñ liessen umb Accord bitten / welches ihnen uff gewisse Conditiones ward versprochen / als aber solches denen in der Stadt nit annemlich gewesen / zogen sie wieder in die Quartier / darauff ihnen angezeigt worden / sich in zweyen Stunden zuerklären / ob sie außziehen wolten oder nicht / als haben sie abermal in der Stadt geplündert / und deß Nachts umb 10. Uhr über die Brücken an den Necker hinauff ihren Weg genommen.

Darbey auch das fürgefallen / daß als bemeldten Freytags / war der 12. Decembr. die Frantzösische Armeé mit dem Obr. Abel Moda so unversehens vor Heydelberg angelangt / und Obr. Moda benebenst vielen Frantzösischen hohen Officirern im Vorzug über den Berg bey Rohrbach[3] biß an die Käyserische und Bayerischen Battereyen kommen / auch viel niedergemacht / und die Stück erobert / daß solches die Belagerer mächtig befrembdet / auch was die Ursach sey / solches der Frantzosen Anzugs / da man sich solches der Frantzosen Anfall als Freunds nicht versehen hätte: Als ist ihnen geantwortet worden: daß Ihr Königl. Mayest. in Franckreich diesen Ort in Ihre Königliche Protection genommen / solten derowegen die Belägerung alsbalden quittiren / oder sich des äussersten versehen / solten auch wissē / dz wo sie nicht Käys. sondern Lothringisch / solten sie keinen Accord haben / dann ihr König den Lothringer [Karl IV. v. Lothringen; BW] als seinen Feind und alle die ihme Assistentz leysteten / biß auff das äusserste verfolgen wolte. Es war aber der Käys. Succurß allbereit biß an die Bergstrassen[4] ankom̃en / deren sie gern erwartet / und derowegen den Abzug verzögerten / dieweil aber die grosse Stück alle geführt / alle Regimenter an bequeme Ort zum Sturm fertig gehalten / auch die Stück auff dem Schloß alle auf die Stadt gerichtet / als haben sie / wie gemelt / den Abzug genommen / und haben deß vertrösteten Succurs nicht erwarten können. Giengen in ziemlicher Confusion fort / und war der Obr. Mercy gar tödtlich verwundet / und auff einem Wagen auß Heydelberg geführet / also daß man auch an seinem Leben zweiffelte“.[5]

Im Mai/Juni 1636 wird das Regiment in einem Schreiben aus Rostock[6] erwähnt: „Itzo ist alhie ein obrister leutenant von des Abel Moda regiment, begehret hart und mit bedreuung der cron Schweden halben von dieser stadt monatlich 15000 reichsthaler“.[7] Moda nahm an der Schlacht bei Wittstock[8] am 4.10.1636 teil.[9] Er verstarb 1637.

[1] Heidelberg; HHSD VI, S. 302ff.

[2] Schönau [Rhein-Neckar-Kr.]; HHSD VI, S. 708ff.

[3] Rohrbach; heute Stadtteil von Heidelberg.

[4] Bergstraße; HHSD IV, S. 43f.

[5] THEATRUM EUROPAEUM 3. Bd., S. 39f.

[6] Rostock; HHSD XII, S. 95ff.

[7] Christian Schmilow an Joachim Jungius, Rostock 27.5./6.6.1636, aus: Rothkegel, Der Briefwechsel des Joachim Jungius, S. 275-276 (Nr. 182). Freundliche Mitteilung von Herrn Thomas Kossert, Göttingen.

[8] Wittstock [Kr. Ostprignitz/Wittstock]; HHSD X, S. 394ff.

[9] ENGLUND, Verwüstung, S. 157ff.

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Suys [Soise, Soisse, Sois, Suis, Suise, Suisi, Soy, Suse, Suy, Suyss, Duys] und Tourabel, Ernst Roland, Baron de Grysort [Grisart, Chrisom], Graf von

Suys [Soise, Soisse, Sois, Suis, Suise, Suisi, Soy, Suse, Suy, Suyss, Duys] und Tourabel, Ernst Roland, Baron de Grysort [Grisart, Chrisom], Graf von; Generalfeldzeugmeister [um 1606 Lüttich-September 1645 Ybbs an der Donau]

Suys und Tourabel, Ernst Roland Graf vonSuys und Tourabel, Ernst Roland Graf von

Ernst Roland, Baron de Grysort [Grisart, Chrisom], Graf v. Suys [Soise, Soisse, Sois, Suis, Suise, Suisi, Soy, Suse, Suy, Suyss, Duys] u. Tourabel [um 1606 Lüttich -September 1645 Ybbs an der Donau] stammte aus Brabant und stand als Obrist und (General-)Feldzeugmeister in kaiserlichen Diensten.

Unter einem Portrait des Grafen Suys wird folgender Titel aufgeführt:Ernst, Graf von Suys, Baron von Clingelandt und Neverdeen, Freiherr von Dubadla, Erbherr in Harseck, Callon, Ullenstraß,[1] Kaiserlicher Kämmerer und Kriegsrath“. Bei dem Jenaer[2] Chronisten -Beier heisst es: „A. C. 1642. 30. Maii hat der Römischen Kaiserl. Maestät Kriegsrath Cämmerer, General Feldzeugmeister v. oberster zu Roß- v. Fuß Ernst des h. Römisch. Reichs Graff von Suys freiherr zu Topadla, Herr zu Havsen, Barone zu Uhlestraß der Universität, Hoffgericht v. Schöppenstuel salvam gardiam[2a] ertheilet, datum im Hauptquartier Zeiz[3] …“[4] Am 11.12.1633 wurde er Generalfeldwachtmeister, am 1.2.1634 Feldmarschallleutnant, am 21.6.1639 Generalfeldzeugmeister.[5]

Eine solche Namensfolge selbst z. T. längst erloschener Besitzungen hatte in den Augen der Zeitgenossen hohen gesellschaftlichen Stellenwert. Es ist bemerkenswert, dass gerade unter den ausländischen Söldnern Namen mit aristokratischem Klang vorherrschten. Obwohl es unter ihnen ausgesprochene Flegel und ungebildete Adlige gab, erhob jeder, dem es möglich schien, den Anspruch auf ein Wappen. Ein hoher sozialer oder wenigstens gesellschaftlicher Rang schützte vor militärischem Druck und sicherte Privilegien bei Unterbringung und Verpflegung während eines Feldzuges.[6]

Obwohl Suys bereits in den Jahren ab 1618 unter dem Kommando Buquoys gegen die sogenannten böhmischen Rebellen kämpfte, taucht sein Name in den historischen Quellen bis 1632 nur sporadisch auf, so in Zusammenhang mit Wallensteins[7] Flottenbauprogramm: „Als Kapitäne mußten Infanteristen herhalten, die von der See so wenig verstanden wie anfangs der Generalissimus; zum Beispiel der Oberst de Suys. Ein solcher, im besten Fall, vergnügte sich mit Küstenpiraterie“.[8]

Am 12.9.1628 schrieb Wallenstein aus Greifswald[9] an den kaiserlichen Obristen Torquato Conti: „Demnach wir nicht nur allein durch unsern Obristleutenant den von Suys, sondern mehr (wie wir uns glaubwürdig berichten lassen), dass an underschiedlichen Orten allerlei Schiff gebauet und armirt und nur dem Feind die Augen dardurch geöffnet werden, als wollen wir den Herrn hiemit ersuecht haben, die Verordnung sowol bei unserm Obristleutenant als sonsten allerorten im Wendsissl,[10] Schleswig, Jutland[11] und Holstein zu tuen, damit das Schiffpauen und Armirung derselben eingestellt und solche gar nicht ausgelassen, allerdings auch die Schiff- und Zimerleite nacher Friederichstatt[12] geschickt und an Herrn Gabrieln de Roy gewiesen werden, welcher sy zu gebrauchen und zu underhalten wissen wird“.[13]

Erst um das Jahr 1632 im Zusammenhang mit der Schlacht bei Lützen[14] wird Suys’ Name bekannter. Nach dem vergeblichen Versuch Gustav II. Adolfs, an der Alten Veste[15] in der Nähe Nürnbergs[16] eine militärische Entscheidung gegen Wallenstein zu erzwingen,[17] zwang der Hunger das schwedische Heer, nach Süden abzuziehen. Wallenstein hinderte Gustav II. Adolf nicht daran, sondern zog nach Norden, um die Schweden endgültig von ihren Nachschublinien abzuschneiden und sie somit am Einfall nach Österreich zu hindern. Außerdem beabsichtigte er mit seinem Plan, den sächsischen Kurfürsten Johann Georg I. militärisch zu einer Vereinbarung zu zwingen, die mindestens die militärische Neutralität gewährleistete oder das Bündnis mit den Schweden aufkündigte. Er forderte seine Generäle Holk[18] und Pappenheim[19] auf, sich ihm auf seinem Marsch anzuschließen. Die weitere Verteidigung Bayerns überließ er Maximilian I.[20]

Diese Strategie Wallensteins zwang Gustav II. Adolf, seinen ursprünglichen Plan, nach Österreich vorzustoßen, aufzugeben. Die unzuverlässigen Sachsen[21] und Wallenstein im Rücken stellten ein zu großes Risiko dar. Außerdem wurde ihm zugetragen, dass der kursächsische Feldherr Arnim mit dem Gegner schon Einvernehmen erzielt und der Kurfürst von Sachsen, Johann Georg I., im Rausch geäußert habe, er habe das gefährliche Bündnis mit den Schweden satt. Das schwedische Heer kehrte tatsächlich um und marschierte Wallensteins Truppen hinterher. Dieser Marsch nach Norden führte die Schweden durch Gebiete, die bereits von den Kaiserlichen heimgesucht wurden. Entsprechend heruntergekommen waren auch Kampfkraft und Moral der schwedischen Truppen, als beide Heere in der Ebene bei Lützen,[22] unweit von Leipzig[23] am 16.11.1632 aufeinander trafen.

Gustav II. Adolf hatte zu diesem Zeitpunkt nur noch ungefähr 16.000 kampffähige Männer. 4.000 Pferde waren auf dem Marsch verendet. Wahrscheinlich war es der entscheidende Fehler, den Wallenstein und seine Offiziere begingen, als sie annahmen, dass unter diesen offensichtlichen Mangelerscheinungen im schwedischen Heer kein Angriff vom Feind zu erwarten sei. Außerdem galt es noch immer als feste Regel der Kriegsführung der damaligen Zeit, dass die Soldaten ihr Winterquartier bezogen und ihr Bestand bis zum folgenden Frühjahr aufgefüllt werden konnte. Unter dieser Annahme wurde Pappenheim in die Richtung Halle,[24] Merseburg,[25] Aschersleben[26] befohlen; Holks Auftrag war bis nach Westfalen vorzustoßen, Melchior von Hatzfeldt marschierte Richtung Eilenburg[27] und Colloredo Richtung Weißenfels.[28] Aldringen sollte in Süddeutschland Rekruten ausheben. Die befohlene Aufsplitterung und mangelnde Koordination der nunmehr dezentralisierten kaiserlichen Heeresteile widersprach der militärischen Praxis Wallensteins, der gewohnt war, konzentriert anzugreifen. Später wurden diese Befehle von seinen Zeitgenossen entweder als Verrat oder als Geistesschwäche ausgelegt.

Um den Saale-Pass zu sichern und die am rechten Saaleufer gelegene, befestigte Stadt Naumburg[29] zu besetzen, wurde Suys mit zwei Regimentern ausgeschickt. Zur Überraschung der kaiserlichen Truppen waren aber die Schweden mit 5.000 Mann schon vor ihnen da. Der nachrückende König verschanzte sich in der Stadt. Daraufhin erhielt Gallas[30] Befehl, von der böhmischen Grenze zur Verstärkung heranzurücken und Suys und Contreras wurden abkommandiert, die Städte Zwickau[31] und Altenburg[32] zu sichern.       

Die Strategie Wallensteins zielte darauf ab, Gustav II. Adolf den Abzug nach Dresden[33] zu ermöglichen, mit dem Risiko, dass er in der Flanke und im Rücken angegriffen werden konnte. Gustav II. Adolf ging nicht in die Falle. So kam es schließlich am 16.11.1632 bei Lützen zur Schlacht, in deren Verlauf der schwedische König fiel. Wallenstein zog sich aus politischen Erwägungen und um  sich nicht selbst einem schwedischen Flankenangriff auszusetzen, nach Böhmen zurück.[34]

„Am 20. November [1632; BW] zogen Kaiserliche unter Ernst von Suys und Oberst Wilhelm von Lamboy in Zwickau ein. Eine Woche später quartierten sich die bis dahin vor der Stadt gelegenen Kroaten in Bürgerhäusern ein, so dass oftmals 20, 30 oder 40 Personen verpflegt werden mussten.

Vor Weihnachten schickte Bernhard[35] von Chemnitz[36] Infanterie und am 25. Dezember Kavallerie vor die Stadt. Die Kaiserlichen unternahmen einen Ausfall, bei dem sie unter großen Verlusten zurückweichen mussten. Der anschließenden Belagerung und Beschießung setzte sich Suys entschlossen entgegen. Die Vorstädte wurden abgebrannt, das Stadtschloss, das Zeughaus und die einzige Kirche verschanzt. Ohne Aussicht auf Entsatz ging Suys dann am 5. Januar 1633 einen Vergleich ein. Die Kaiserlichen zogen sich unter Anrichtung großer Schäden über Schneeberg[37] nach Böhmen“.[38]

Der Erzgebirgschronist Christian Lehmann [11.11.1611 – 11.12.1688][39] schrieb in seiner „Kriegschronik“ zum Jahr 1633: „Alß der Wallenstein nach der Lützner schlacht von Leipzig nach Altenburg, Zwicka vorbey nach Eger[40] in Böhmen flüchtig und erschrocken in Böhmen gangen und einquartirt hatte, hatte Hertzog Bernhart unterdeßen nach eroberung Chemnitz‘ Seine Volcker in der Herren Reußen landt umb Ronnenburg[41] außruhen laßen, biß er den 10. December die infanteri darvon vor Zwicka, darinnen Ernst von Suys, ein Freiherr auß Brabant, mit 1149 Mann zue Fuß in 25 fahnen und 800 Pferd gelegen und commandiret, und den 15. December am Catholischen Christag die Cavallerey geführet und biß auf den Evangelischen Christtag, den 25. December, an welchen Er breche geschoßen, das mann Das krachen und Donnern davon in diesen gebirge gehöret, hatte geengstiget, daß Sie mit accordo abziehen müßen, nach deme  Sie 18 wochen 4 tage drinnen gelegen und 15 tage belägert gewesen. Die zogen den 27. December ab durch diß gebirg mit großen schaden der Inwohner“.[42] Bernhard ließ die Stadt durch 2.000 schwedische Söldner besetzen; was das lüderliche Gesindel noch übrig gelassen haben sollte, nahmen der geschundenen Bevölkerung nun die ausgehungerten Schweden ab. Anfang 1633 hatten einige kaiserliche Söldner in seinem Regiment gemeutert, „ihre Posta quitiret vnd meütineret, daß der Suis ihnen hat müßen gellt geben“.[43]

Nach den Informationen des gewöhnlich gut unterrichteten Hildesheimer[44] Chronisten, Arzts und Ratsherrn Dr. Jordan hat er im Sommer dieses Jahres als Obristleutnant im Regiment des Floris (Florentino) de Mérode gestanden und an der verlorenen Schlacht der Kaiserlich-Ligistischen gegen die Schweden und ihre Konföderierten bei Hessisch Oldendorf am 8.7.1633[45] teilgenommen. „Den 28., Freytages vor Petri und Pauli, alten Calendars, ist die trefliche Hauptschlagt bey Oldendorff an der Weser in der Grafschaft Schomburg[46] gehalten, darin der Schwedische General Herzog Jörgen von Lüneburgk obsieget.

Folgends habe ich aus Ihr. Fr. domahligen Cam̃erdieners Steubners Munde gehört, dem alle Sachen durch seine Hände gangen.

(1) des Stelanscho [Stålhandske; BW] und der Obristleutnant [Melchior v.; BW] Falkenberg mit ihrer Cavallerie nebest 2, 000 Mußquetierern und Dragonern, so der Obrist [Marquard v. ?; BW] Ranzow, – welcher von seinen eigenen Leuten, die ihn nicht gekannt, und D. Wort nicht gewußt, übel gequetschet und bald gestorben – , geführt, die gantze Armee getrenet, daß die Lüneburgische nicht dazue kom̃en, und wäre die Cavallerie so 3 Wochen continuirlich uff diese Armee paßen müßen, nicht abgemattet gewesen, wäre die Kayserliche Armee ganz sitzen(ge)blieben.

Haben von ihnen bekom̃en 32 Standarden und 49 Fahnen, so H. Jörg dem Reichs-Cantzler Ochsenstern[47] in Caßel[48] öffentlich praesentirt, daneben die Gronßfeldische und Merodische Cantzley, 2 Obrist gefangen, worunter Bernt Enkevort und Westerholtz. Graff von Merode[49] wardt tödtlich geschoßen durch das Rückgrad, davon ihm die Nieren so wund und den 30 junii zue Nienburg[50] gestorben. Der Obrist Qued [Quadt zu Alsbach; BW], der sich treflich gehalten und geblieben, hat nocht sollen begraben werden, weil eben derselbe dem Pogwischen Gral.-Commissario begegnet. 14 Stück Geschütz haben sie verlaßen.

Verzeichnüß der Gebliebenen:

Das Amt Schaumburgk hat Todte begraben – – – 3,070

Das Amt Stadthagen[51] 2,062 – – –

Das Amt Caraßburg[52] 3,000 Mann

Summa 8,132 Mann

ohne was noch hin und wieder gefunden wird.

1,500 Gefangene

Der Obristleutnant von Ostschen, Regiment Bakenberge, Baron de Gegfort [Suys, Baron de Grysort, BW] – welches vor dem Treffen sehr hönisch gewesen uff die Schwedische, hat der Obristluitnand Falkenberg mit einem Zabel den rechten Arm abgehawen, der ihm aber alhie wieder consolidirt.

Sehr viele Hauptleute, Fähndrichs und Luitnand seyn uff der Kayserl. Seite geblieben.

Uff der Schwedischen Seite nur ein Luitnand und 32 Mann geblieben, seint nur in alles 9,000 Mann stark, die Kayserl. 15,000 stärker gewesen. 3 Gutschern seind nur davon kom̃en von den Kayserischen, die Reuter haben einen, der von den Pferden, bey den Haaren gerißen.

Das Scharmützieren ist Morgens zwischen 5 und 6 angangen, dann balt Fues-Volk und Reuterey mit einander charchirt bis zwischen 1 und 2 Uhr Nachmittages, da die ganze Cavallerie getroffen und in der Zeit geschehen“.[53]

Dr. Jordan notiert in seinem Tagebuch unter dem 22.7./1.8.1633: „Den 22. kam der Obristleutnand von des Baron de Asti [Floris v. Mérode; BW] Baron de Griffort [Grysort => Suys; BW] anhero für einen Commendanten, welches Killy [Melchior de Kelly; BW]so lange verwaltet, ließ denselben Abend seinen Obristwachtmeister Baldino einnehmen, des Graff von Gronßfelden verarrestiren“.[54]

Im August 1633 war Suys bei Holks zweitem Einfall in Sachsen dabei: „Der keyßerliche Genral Holcke hatte in seinen Comitat Herrn General-Feltzeugmeister [Rudolf v.; BW] Coloredo, Herrn General Feldmarschal-Leutenandt Graf [Melchior; BW] von Hatzfeld, Herrn Ernst Baron von Suys, Herrn Obrist von Wagler [Wangler; BW] etc. Der March ginge von Jochimsthal[55] uff die förstern, güldene Höhe, Böhmische Mühle, durch die Rittersgrün,[56] uff Crandorf,[57] Schwartzenberg,[58] Awe[59] und Schneeberg.[60] Sein Vortropf verirrte Sich bey der Gottesgab[61] und ritte die straße uffn Wiesenthal[62] zue biß an die Gränzsteine. Do muste er umbkehren durch Gottesgab, durch den Seiffen[63] hienunder und den gereumbten Weg paßiren. Der kam am Sontag frühe umb 8 Uhr in der Rittersgrün an und uberraschte untter andern auch einen Breutigam, der vorgerichtet hatte und auf denselben tag wolte hochzeit machen, plünderte und verzehrete alles. Darvon bekahmen Sie lerm in Schwartzenberg durch einen Schneider, der die brautleute gekleidet hatte und entsprungen wahr. Der brachte die Post in die kirche, daß die Leute auß der Predigt entliefen, und die Communicanten ungespeist blieben. Peter Burckart, der Ampt-Schößer[64] lest vor erschrecknuß eine Post gelt auf den tisch und einen brief, drinnen Er auß Böhmen gewarnet worden, in den fenster liegen, reißet auß und mit ihm das gantze Schwartzenberg und laßen den feindt thür und thor offen.

Den keyßerlichen General mit seinen Comitat muste Paulus Stecher, förster uff der Platta,[65] ubern Walt führen biß an die Meisner Gräntze, und alß Sie untter die Böhmische Mühle an die Gränzsteine kahmen, sagte der förster, hier scheidet sich Böhmen und Meißen, drauf der General andtwordete: So bin ich nun ins Churfürsten lande, er mag zuesehen, wie er mich wieder hinauß bringe. Das erste Nachtlager hielte er in Schwartzenberg in Hans Adams Lengefelders hauße, besezte das Schloß mit 3 Compagnien zue fuß und 1 Compagnie Croaten untter einem Hauptmann Wilhelm Otto von Ullersdorf, einen Mehrischen von Adel, und steckte das gefundene Warnungsschreiben aus dem Ampthause zue Sich und zog den 5. August fruhe auf Zwicke zue und logirte der Pest wegen in Dorf Mergenthal[66] die andere Nacht. Zweene gefangene bürger auß Schwartzenberg, der eine Martin Hertzog, ein Schuster, der andere Samuel Sachs, ein Goltschmidt, haben ihn nach Zwicke führen sollen, die hat er, weil sie ihn den Steig nach Wiesenburg[67] und nicht die landtstraße, drinnen die Armee marchiret, geführet, untterwegens mit der Carbatschzen uber die köpfe gehauen, hernacher von Zwicke auß durch Sie mit schriftlichen salvaguardien und Contributionszetteln an Annen[68]- und Marienberg[69] mit 3 Crabaten zurückegesendet, und wahr außer diesen kein ortt in gebirg alß Wiesenthal versalvaguardirt, darein der General auf Interceßion eines Fürsten den Rit-Meister Maleschitzky mit 30 reutern geleget hatte, der den gantzen March uber alda liegen und uber die Verpflegung nicht mehr den 15 thl. bekommen. Der March wehrete 5 tage lang durch das gebirg, in welchen alle Städte, Flecken und Dörfer, die an March lagen, und die sie erreichen und bezwingen kundten, außgeplündert, theils niedergehauen, verbrennet, die leute gefangen, ranzionirt und mitfortgeschleppet worden. Den anfang machten sie mit morden und brennen, kein lebendiger Mensch durfte sich sehen laßen, bey Nacht sahe mann oft 3 und 4 feuer uff gehen. Den 4. August in anritt schoßen Sie in der groß-Pöle[70] nieder Merten Graubner, der blieb den gantzen March also todt liegen und branden ab in Dorf Adam Düringers hauß. Den 6. August branden Sie ab das Erb-Richtergut mit Scheun und Ställen in der groß-Pöle, darüber des Richters tochter von 18 jahren uff den Walt so erschrack, daß Sie gestorben, und weil man ins Grünstädtel[71] nicht gedurft, muste (sie) nach Crotendorf[72] begraben werden. Den 7. August schoßen Sie todt in der Rittersgrün uff Arnoldtsfeld Hans Fischern, einen köhler, der uff Wald gehen wolte. Den 11. August Plünderten Musquetirer in Breittenbrunn.[73] Den begegnete Christoph Hemann, ein frommer bergmann, hatte eine axt an arm und wolte Sich mit weib und kindt uff den Walt salviren, den schoßen Sie das hertz entzwey, daß er augenblicklich starb, Plünderten und schendeten Weib und Kindt und wüdeten ärger den die reißenden Wölffe, die doch auch grimmig gnug sindt in diesen gebirge.

Den 4. August wahr des Feindes Artollerey biß ins Städtlein Awe kommen und mit vielen Fußvolck des Nachts stehen blieben, darvon ezliche frühe uffn raub in Walt laufen und von denen wohlbeschossenen Hammerschmieden nicht zum besten empfangen worden. Diese pralen zuerücke, rechnen [rächen] Sich an Stedtlein und brennen es ab mit kirche, Schule, Pfarr, Rathhauß und allen biß auf 3 kleine heußerlein. Eben diesen tag flohen die Croaten durch das gebirg in alle winckel, Plünderten auß Rittersgrün, Breittenbrun, Crandorf, Groß- und klein-Pöhle, Grünstedtel, Bermansgrün,[74] Schwartzenberg, Rascha,[75] Mipe,[76] Grünhein, Behrfeld, Berensbach,[77] Wildenaw,[78] Ober- und Nieder-Saxenfeld,[79] Lauter,[80] Awe, Lößnitz[81] etc. Do wurden alle kirchen aufgehauen und geplündert, die Weibsbilder geschendet, die Männer geradelt,[82] die heußer eingebrandt, die betten außgeschüttet und alles zernichtet, daß es mit der feder nicht grausam gnung kan beschrieben werden. Den 4. August fielen Sie in Schneberg ein, durchplünderten die gantze Stadt, schoßen ezliche bürger todt mit sambt den Statt-Richter M(agister] … Cardinal, Brandschazten die Stadt, zerhieben das bier in kellern und erfüllten alle winckel mit schendereien und grausamkeit, daß ezliche schwangere Matronen zum Schnee- und Schwartzenberg sindt todt in kellern gefunden worden, obgleich die Pest aller ortten regierte, daß darvon 2000 in Schneeberg, 4000 in Chemnitz und 1500 in Marienberg gestorben.

Den 5. August uberfielen 2 Esquadronen zue Roß Die Stadt Stolberg,[83] brandtschazten Sie umb 700 thl., dran sie halbgelt und halbtuch bekahmen; alß Sie aber uber den parten in Niederdorf Uneins worden, ging eine starcke parthei zuerück und zündeten die Statt ungeacht ihrer Salvaguardien an 3 ortten an, daß darvon 100 heußer* mit kirche, geistlichen und Rathsgebeuden niederbrandten, sengeten eines theils Raths-Herrn, die ihnen vorhin das gelt zue zahlen helffen, mit strohe, daß Sie gestorben, zogen drauf nach der Zschopa,[84] brandtschazten es auch und legten Sich darein in (Schloß) und auf Schloß Scharfenstein,[85] den Pas Reizenhain[86] Desto beßer in acht zue haben.

Den 5. August kam der Holcke mit 12000 nach Zwicke, und weil von der Pest und furcht wegen die meisten bürger geflohen, und sonsten die Pest grimmig drinnen regierte, daß darvon alle 7 Geistliche, der Bürge-Meister, beyde Stattvogte, 5 ratsherren und 2 Collegen an der Schulen gestorben, muste die stadt ohne ceremonien accordiren auf die form des jehrigen accords, den Baron de Suys ezliche 100 thl. zur discretion spendiren, die er auß den Waßer nahme, 100 Soltaten uffs Schloß einnehmen und uber den accord sich, ungeacht alle heußer, Marckt, gaßen und winckel voller toden und krancken lagen und oft einen tag 40, 50 biß 100 lei-chen zue begraben wahren, den 6. und 7. August ungescheuet außplündern laßen. Darüber sich die Soltaten selbst angestecket und an der Bauern-Pestilentz, den So Nante Sie der General Holcke, verrecken mußen“.[87]

„Am 4. August 1633 war der Befehl Wallensteins an den Feldmarschall ergangen, ‚allda dem Feind eine diversion zu machen‘, damit der ‚Kurfürst zu Sachsen desto ehender den Frieden zu suchen verursacht werden wird‘ (Droysen/Holcks Einfall in Sachsen etc.; Hallwich, ADB 12, S. 743, nennt den 11. August als Datum des Einmarschbefehls). Einer der Hauptgründe war freilich, daß die Verpflegungssituation der in Böhmen um Eger,[88] Pilsen[89] und Brüx[90] liegenden kaiserlichen Regimenter unhaltbar geworden war, und man sich von einem Zug nach Sachsen Verbesserung erhoffte. Tatsächlich stand auch der Plan, die Expedition nach Leipzig[91] auszudehnen und dort reiche Beute zu machen, von Anfang an fest. Holk beeilte sich deshalb, die an der Grenze Böhmens stehenden Regimenter zusammenzuziehen, um auf Wallensteins Befehl hin ‚unversehener Weise etwas zu tentiren, Chemnitz,[92] Freiberg[93] und Zwickau berennen zu lassen, dass wir zu leben können haben und, ehe Volk dahin einkommt, sie zu überraschen‘ (ebd.).

Der Angriff auf Sachsen begann am Sonntag, dem 14.8., in drei Hauptstoßrichtungen mit drei getrennten Truppenabteilungen, welche sich am 15. und 16.8. in Zwickau vereinigen sollten, um dann über Altenburg[94] weiter nach Leipzig zu ziehen. Während das Korps unter dem Feldmarschall-Leutnant Melchior von Hatzfeld über Hof[95] und Plauen[96] Zwickau erreichen sollte, hatte der östliche Heeresteil unter dem Obersten Franz von Ulfeld die Aufgabe, auf Freiberg, die Gebiete vor Dresden[97] und Chemnitz vorzudringen, während das Hauptheer unter Holk von Joachimsthal (Jáchymov),[98] wo ‚Rendezvous‘ gehalten worden war, auf direktem Wege über Schwarzenberg,[99] Aue[100] und Schneeberg[101] Zwickau erreichen sollte. Hatzfeld, welcher die leichte Reiterei und die Kroaten befehligte, war in Eger aufgebrochen und zog zunächst über Hof nach Adorf:[102] ‚[…] zu Hof, Wunsiedel[103] und andern Orten haben sie alle Thor zerhauen, dann keine Stadt mehr versperrt sein soll‘. Am 15. August rückte Hatzfelds Korps von Adorf gegen Oelsnitz[104] vor, welches am 16.8. kapitulierte, woraufhin das dortige Schloß in Brand gesteckt wurde, schließlich nach Plauen, welches am gleichen Tag besetzt, die Stadt geplündert und die Tore ausgebrannt wurden. Weiter ging die Spur der Verwüstung nach Mylau[105] und Reichenbach[106] und schließlich über Reichenbach nach Werdau.[107] Werdau, ‚wo sie die Rathspersonen und sonderlich Bürgermeister Sausen mit Radeln heftig marterten, wurde gänzlich ausgeplündert, Stollberg von einem Reiterhaufen erst gebrandschatzt, dann doch in Brand gesteckt. Mehrere Rathsherren, die kurz zuvor das Geld beigeschafft hatten, wurden mit Stroh verbrannt‘. (Droysen/Holck etc.). In Zwickau, welches, von der Pest entvölkert, widerstandslos eingenommen wurde, war die Vorhut bereits am 16.8. eingetroffen, während die letzten Kompanien erst am 17.8. Plauen verließen.

Der Oberst Franz Graf von Ulfeld war am 14.8. mit 24 Kompanien Reitern, den Dragonern und einem Kroatenregiment aus dem Gebiet von Dux (Duchcov)[108] und Brüx (Most) in Böhmen aufgebrochen. Bereits am 15.8. zeigten sich einige seiner Reitertruppen vor Freiberg, allen voran die Kroaten unter dem Obersten Daniel Beygott, ‚eine fast längliche Person mit einem rotgülbligten Barte, so doch gut Deutsch geredt‘. Freiberg weigerte sich aber, seine Tore zu öffnen, weshalb Ulfeld, der sich nicht zu lange verweilen wollte, seinen Weg weiter nach Chemnitz nahm, welches am 16.8. aufgefordert und eingenommen wurde.

Altenburg wurde am Abend des 17.8. (Mittwoch) von einem 3000 Pferde starken Reiterkorps, bestehend aus den Regimentern Hatzfeld, Neu-Piccolomini, Bredau [Breda; BW] und Orossy [Orosi; BW] unter dem Hatzfeldischen Obersten Hans Rudolf von Bredau überfallen, welcher mit seinen Regimentern von Plauen über Reichenbach und Crimmitschau[109] gleich weiter in Richtung Altenburg vorgedrungen war: ‚[…] da ging alsobalden die scheckliche Plünderung an allenthalben. In welchen Häusern niemand vorhanden, denen haben sie zehn Mal so arg mitgefahren; wo Bier in Keller gewesen, ist dasselbe weggelassen worden; der Hausrath zerstümmelt auf die Gassen geworfen und zertreten […]. Wohl in die hundert Leichen sind anitzo zu begraben, weil gestern und vorgestern niemand hat begraben werden können. Vorgestern ist auch dem Lazaristen[110] das Pferd, so die leichen hinaus geschafft, auch gestohlen und dessen Wärter entlaufen. Jetzo hat man mit grosser Mühe ein anderes geschafft‘. (Droysen/Holcks Einfall in Sachsen etc.). Nach der Aussage des Theatrum Europaeum[111] (Bd. III, S. 109), welches den Einfall in Altenburg drastisch, jedoch in üblicher Manier etwas propagandistisch übersteigert schildert, waren die kaiserlichen Truppen ‚gantz plötzlich und unversehens mit vier Tausend Pferdten allda ankommen / alles geplündert / die Weibs-Personen zu todt geschändet / und die Mannspersonen zu todt geschraufft[112] / geprügelt / und auff allerley Marter und Weis getödtet. Kirchen / Schulen / Pfarrhäuser wurden geplündert […], die Todten wurden aus den Särcken geworffen / die Weiber ranzioniert und geschändet / Tafeln und Flügel aus der Kirchen genommen / der Syndicus erschlagen / die Apothecken in grund verderbet [usw.]‘.

Leipzig erreichte man bereits in der Frühe des 18. August. Nachdem am 21.8. der Feldmarschall Holk und Feldzeugmeister Rudolf Colloredo mit der Artillerie eingetroffen waren, wurde die Stadt von Mitternacht an 12 Stunden lang heftig beschossen, so daß am 22.8. ein Akkord abgeschlossen und die Stadt übergeben wurde. Leipzig mußte 70.000 Reichstaler Ranzion erlegen und eine große Menge an Handelswaren, welche die Kaufleute in der Stadt zurücklassen mußten, fiel in die Hände der kaiserlichen Truppen. Lediglich die Pleissenburg, auf welcher der kursächsische Oberstleutnant Christoph von Trandorf befehligte, konnte sich den Eindringlingen widersetzen. (Chemnitz II, S. 121; Krebs/Hatzfeld, S. 271 nennt August Adolf von Trandorf)“.[113]

In diesem Jahre 1633 spitzte sich das Verhältnis zwischen Wallenstein und dem Kaiser[114] dramatisch zu. Anlass war die Weigerung Wallensteins, einen kaiserlichen Befehl vom 14.12.1633 auszuführen, der die Rückeroberung des von den Schweden unter Kagge besetzten Regensburg[115] anordnete. Suys war zu diesem Zeitpunkt auf Veranlassung Wallensteins bereits zum Generalwachtmeister avanciert und in die Gegend an der Enns beordert worden. Dort erhielt er am 14.12.1633 vom Kaiser den Befehl, Linz[116] zu besetzen und, falls es die Situation erfordert, sich mit dem Grafen Strozzi in Bayern zu vereinigen, um den Schweden unter Bernhard von Sachsen-Weimar den Vormarsch abzuschneiden. Eigenhändig fügte der Kaiser dem Befehl hinzu: „Lieber de Suys, dieweilen diese Ordinanz zu meiner eigenen und meiner hinterliegenden Lande Sicherheit gedeiht, so wollet solcher, wenn auch schon anderwärts andere Ordinanzen wären ertheilt worden, oder noch ertheilt werden möchten, in Allem und alsobald nachkommen. Dann hierinnen mein eigentlicher und endlicher Wille erfüllt wird“.[117] „Suys wählte den Oberbefehlshaber im Felde und blieb, wo er war; so daß die kaiserliche Autorität, sich aufspielend wie nie zuvor, wie nie zuvor gekränkt wurde. Oft während des Ersten Generalats hatte Wallenstein nachgegeben wider Wissen und Willen; diesmal nicht. Schließlich meinte er im Recht zu sein. Nebenbei fühlte er, daß man in Wien etwas ausgeheckt hatte, wofür Oberst de Suys nur die Gelegenheit bot: seine Machtposition zu unterwühlen, langsam schrittweise“.[118]

Der kaiserliche Zusatz zum Befehl reflektiert bereits die konspirativen Zustände am Wiener Hofe, wie sie sich nach der Weigerung Wallensteins, einen Winterfeldzug zur Befreiung Regensburgs durchzuführen, darstellten. „Kaum ist Wallenstein informiert, fertigt er sofort zwei strikte Gegenbefehle an Oberst Suys aus. Suys hält sich an Wallensteins Order, nicht an den Wunsch des Kaisers. In Pilsen[119] bestellt Wallenstein umgehend einen Kriegsrat aller Generale und Regimentskommandeure. Er legt ihnen die kaiserlichen Befehle vor. Die Offiziere lehnen einstimmig die Anordnungen ab. Ihr Gutachten für den Kaiser stellt fest, daß eine Aufhebung der Winterquartiere die Soldaten »krepieren oder desperieren« lassen würde. Wegen der Stimmung in der Armee empfehlen sie sogar die absolute Geheimhaltung der kaiserlichen Weisungen, um nicht eine allgemeine Meuterei heraufzubeschwören“.[120]

Suys, der weit weg vom Ränkespiel der Macht in der Provinz stationiert und wahrscheinlich nicht auf dem Laufenden war, reagierte auf den Befehl des Kaisers, Linz zu besetzen, wie ein General in diesem Fall zu reagieren hatte, nämlich gar nicht. Befehle konnte ihm nur einer geben und das war als übergeordneter Feldherr Wallenstein. Auch nachdem der Befehl noch zweimal wiederholt wurde, weigerte sich Suys über den Inn zu gehen. Der Kaiser beschwerte sich daraufhin bei Wallenstein und forderte ihn auf, Suys selbst den Befehl zu geben oder ihn durch einen anderen Offizier zu ersetzen. Lakonisch antwortete daraufhin Wallenstein dem Kaiser, er habe Suys zu sich zitiert.[121]

„Überaus ungnädig war seine [Ferdinands II.; BW] Antwort auf das Gutachten der Obersten, auf Wallensteins Begleitbrief. Ruinösen Winterkrieg zu befehlen, so diktierte er, sei ihm überhaupt nicht in den Sinn gekommen. Nur eben Taten, Taten gegen Bernhard von Weimar,[122] habe er endlich sehen wollen und wolle sie auch jetzt noch sehen, obgleich etwas reduziert. Die Vorwärtsbewegung des Obersten de Suys sei unverzüglich ins Werk zu setzen und durch 4000 Mann aus Böhmen zu verstärken; so könnte es genügen, ein unabdingbares Minimum. Was den persönlichen Ungehorsam des Barons de Suys betraf, so »gereicht uns der zu nicht weniger Empfindlichkeit«. Suys war zu seiner Pflicht zu rufen, oder durch einen geeigneteren Kommandanten zu ersetzen, »damit wir nicht etwa durch dergleichen weitere Begebenheiten gedrungen werden, unseren kaiserlichen Befehl anders zu manutenieren und dergleichen Demonstrationen vorzunehmen, darin andere Offiziere sich zu spiegeln und ein Exempel zu nehmen haben« … Der alte Droheton Wallensteins gegen renitente Obersten, ehe er sie »beim Kopf nehmen« ließ; jetzt aus Wien zu hören.

Er parierte nicht ohne Diplomatie, was Suys betraf, denn er ließ den völlig unschuldigen Baron nach Pilsen kommen und ernannte den General der Kavallerie Octavio Piccolomini,[123] einen seiner Treuesten, zu Suys‘ Nachfolger in Oberösterreich“.[124]

Als am Morgen des 13.1.1634 47 kaiserliche Generäle – darunter auch Suys – ihre Unterschrift unter den sogenannten ersten Pilsener Revers[125] gesetzt hatten, war dies der Beginn einer groß angelegten Kampagne der Gegner Wallensteins zum Sturz des einst mächtigsten Mannes im Reich. In Wien wurde der Inhalt dieses Pilsener Revers in der Form interpretiert, dass der Feldherr seine Offiziere nicht auf den Kaiser, sondern auf seine Person schwören ließ. Ein Kaiser ohne Befehlsgewalt über die Armee käme jedoch einer Entmachtung gleich. Die Berater liefen mit ihren Befürchtungen bei Ferdinand II. offene Türen ein.

Allerdings wurde eines deutlich: Wenn die Macht des Generalissimus gebrochen werden sollte, musste man sich am Wiener Hof – auch wenn dies nicht offiziell ausgesprochen wurde – darüber im Klaren sein, dass eine Absetzung Wallensteins nicht zum Ziel führte. Man erinnerte sich noch gut an die Absetzung Wallensteins im Jahre 1630; sie führte damals zur ökonomischen Stärkung des Herzogs. Nur der Tod Wallensteins gefährdete nicht die eigene Zukunft und ermöglichte darüber hinaus den Zugriff zu den ungeheuren Reichtümern des Herzogs, die in Friedland, Böhmen und Mecklenburg dem Kaiser verschlossen waren. Es kann davon ausgegangen werden, dass der Tod Wallensteins in der Führungsschicht seiner Gegner beschlossene Sache war, denn es war die einzig mögliche Strategie, Wallensteins Macht ein- für allemal zu brechen. Ein gefangener Oberbefehlshaber hätte das Heer gespalten und wäre immer eine latente Bedrohung gewesen.

In der Zwischenzeit hatte eine vom Kaiser eingesetzte Kommission Wallenstein des Verrats schuldig gesprochen. Ferdinand II. unterzeichnete daraufhin am 24.1.1634 ein geheimes Ächtungsdekret gegen Wallenstein und dessen treue Anhänger Ilow und Trčka. In diesem Dekret wurde Gallas[126] zum vorläufigen Befehlshaber der Armee ernannt. Ihm wurde die Aufgabe übertragen, den Herzog und seine beiden Mitverschworenen gefangen zu nehmen und nach Wien zu bringen oder als überführte Schuldige zu töten. Wörtlich heißt es dort „e numero mortalium exturbare“[127] – aus der Zahl der Sterblichen zu eliminieren. Das kaiserliche Originalpatent hatte Suys nach Prag am 20.2. gebracht, der von Marradas den Auftrag hatte, den Druck des Patents und seine Verbreitung in der Stadt in der Stadt sowie unter den in der Nähe liegenden Regimenter vorzunehmen.[128]

Suys wurde in einem späteren zweiten Dekret namentlich als einer der kaisertreuen Generale erwähnt.

Die historischen Quellen schweigen sich darüber aus, wann und mit welchen Argumenten oder Versprechungen Suys von den Verschwörern für ihr Komplott gegen Wallenstein gewonnen werden konnte. Aber wenige Monate später war Suys militärischer Befehlshaber von Prag und bereits Feldmarschallleutenant. Am 15.2.1634 erließ Gallas einen Armeebefehl, der alle Offiziere anwies, keine Befehle mehr von Wallenstein anzunehmen, sondern nur solche zu befolgen, die von Aldringen, Marradas, Piccolomini und unter anderem auch von Suys erteilt wurden. Suys, damals noch Baron, wurde dem Kaiser von Marradas als ein getreuer Diener empfohlen und von ihm zum Feldmarschallleutnant befördert. Ihm fiel daraufhin die Aufgabe zu, alle um Prag stationierten Truppen für den Kaiser zu sichern. Darüber hinaus war er mit der Absicherung aller gegen Wallenstein anlaufenden Aktionen beauftragt. Diese Absicherungen waren bestimmt von der Angst eines Fehlschlages des Anschlages gegen den mächtigsten Mann im Reich. Deshalb wurden von Suys zunächst die Regimenter Trčkas auf den Kaiser eingeschworen und die wichtigsten Pässe nach Sachsen besetzt, damit Wallenstein und seine Anhänger nicht fliehen konnten. Außerdem sollten Suys‘ Truppen den Obristen Tavigny bei einem Angriff auf Pilsen unterstützen; ursprünglich war geplant, dass Piccolomini den Oberbefehlshaber in Pilsen gefangen nehmen sollte.

Aber der Herzog von Friedland floh in den Vormittagsstunden des 22.2. in einer Pferdesänfte in Begleitung von einigen Dutzend Fußsoldaten und Reitern und seinen engeren Vertrauten Trčka, Kinský sowie deren Frauen nach Eger. Eger, die Garnisonsstadt im Nordwesten Böhmens bot zwei Vorteile: Erstens war der Weg für die kaiserlichen Kuriere nach Eger so weit, dass die Fliehenden davon ausgehen konnten, dass man von der Absetzung Wallensteins noch nichts erfahren hatte. Zweitens lag Eger in unmittelbarer Nähe der sächsischen Grenze. Noch immer hoffte Wallenstein, dass der sächsische Feldmarschall Arnim mit seinen Reitern in wenigen Tagen Eger erreichen wird.

Nachdem der Versuch Piccolominis, Wallenstein in Pilsen gefangen zu nehmen, durch die Flucht des Herzogs fehlgeschlagen war, bot sich Eger als die letzte Chance für die Attentäter an. Denn wenn, wie befürchtet, Arnim mit seinem Heer Richtung Eger marschieren würde, um sich mit Wallenstein wie geplant zu vereinigen, war die letzte Möglichkeit, Wallenstein zu ermorden, vertan. In der Nacht vom 25. zum 26.2.1634 wurden die Vertrauten Wallensteins, Ilow, Trčka und Kinský auf einem Bankett auf der Burg in Eger überfallen und ermordet. Wallenstein selbst wurde in der gleichen Nacht in seinem Quartier ermordet. Noch bevor Wallenstein offiziell angeklagt, gefangen genommen oder gar getötet war, begannen bereits kaiserliche Beamte die Besitztümer Wallensteins und Trčkas zu konfiszieren.

Mit der Konfiskation der Güter war Graf Adolf von Puchheim beauftragt. Dessen Aktivitäten wurden militärisch von Suys und seinen Truppen abgesichert. In dieser bewegten Zeit zeigte Suys ungewöhnliche Kaisertreue und bisher nicht bekannte Unnachgiebigkeit bei der Verfolgung und Bestrafung ehemaliger Anhänger Wallensteins. Offenbar waren jedoch die Art und Weise der gewaltsamen Lösung der Machtfrage für Suys Anlass, sich in einem Brief an den Gouverneur von Forchheim,[129] Friedrich von Schletz, kritisch über die Ermordung Wallensteins zu äußern. Dieser Brief und die vorangegangene Verweigerung der kaiserlichen Befehle zur Besetzung der Stadt Linz waren wohl der Grund, weshalb Suys späte Anerkennung für seine Tapferkeit und kriegerischen Talente erfuhr. Erst am 9.2.1645 wurde Suys in den Reichsgrafenstand erhoben.

Nach dem Tode Wallensteins war für den Sohn des Kaisers, Ferdinand III., der Weg zum Oberkommando der kaiserlichen Armee endgültig frei. Ferdinand besaß zwar keine militärischen Erfahrungen und erst recht nicht in der Führung eines so großen Heeres, aber er war klug genug, sich die Erfahrungen der nach dem Tod Wallensteins dem Kaiser besonders verpflichteten Feldherren Piccolomini und Gallas zu sichern. Gemeinsam marschierte man gegen das von den Schweden besetzte Regensburg. Auch Suys befand sich als Feldmarschall-Lieutenant unter den Offizieren. Im Juli 1634 wurde Regensburg von den kaiserlichen Truppen gestürmt.

Suys war allerdings nicht dabei, denn die Chroniken berichten, dass er unter dem Kommando des Herzogs Karl IV. von Lothringen, Mercy und Werth im Oberelsass bei Rimilsburg[130] gegen die Franzosen kämpfte.

Unter dem 10./20.7.1634 hielt Dr. Jordan die Beförderung von Suys zum Obristen [!][131] und die seines Obristwachtmeisters Baldino zum Obristleutnant fest.[132]

Anfang August war Suys zusammen mit Geleen,[133] der die westfälischen Truppen führte, am Überfall auf Nordhorn[134] beteiligt. „Kaiserliche und münsterische Truppen plünderten am 1. August 1634 die Stadt Nordhorn regelrecht aus. In dem von Pastor Sutoris verfaßten Protokoll der reformierten Kirchengemeinde ist dazu zu lesen: ‚[…] in anno (1)634 van dem Keiserlicken Crijgsvolck under dem Commando des Barons de Suise uth Lest des Herren von Geleen unse Staedecken averfallen und uthgeplundert und alles watt sick de Cijgs Luide van Kleeder, Huesgeradt, Beeste, Schetten und dergelieken Pressuren sick bemechtigen können, mitt sick nah Munster up Wagen und Perden gefuret; wo bij desem Infall Hues geholden, ist dem Allerhögesten bekent, sindt thot deser Tijdt twe junge Mans, so wegen Schrecken und Angst fluchten wollen, leeder verdroncken‘. Weiter wird davon berichtet, daß von den Bürgern zur Verschonung der Kirche zweimal 50 Rtlr. gezahlt wurden, daß dessen ungeachtet ‚de Kercke geplundert, alle Kisten und Kasten in Stucken geschlagen, und also alles, wat vorhanden gewesen, mit wegh genommen worden‘. Schließlich hätten die Soldaten sogar Kinder von zehn bis zwölf Jahren gefangengenommen und für ihre Freilassung Lösegeld erpreßt. Nach einer Notiz im Stadtarchiv wurde der Schaden des Überfalles ‚an Beeste, Perde und Kleinoddigen und affgedwungenen Gelde‘ nach den Angaben der Bürger auf 14.7555 Rtlr. 30 Stbr. beziffert. Wenigstens scheint es aber nicht zu weiteren Exzessen, wie Mord und Vergewaltigungen, gekommen zu sein. Allerdings hatten, wie Pastor Sutoris berichtet, zwei junge Männer aus der Stadt den Tod gefunden, als sie vor den Soldaten fliehen wollten und dabei – wohl in der Vechte – ertranken“.[135]

Im Herbst lag Suys bei Wertheim[136] und versuchte durch Verhandlungen Frankfurt[137] – wenn auch vergeblich – zum Abfall von den Schweden zu bewegen. Am 6.9. stand sein Regiment mit 900 Mann im hinteren Zentrum in der Schlacht bei Nördlingen.[138] Im Oktober beschoss er Windsheim[139] und zwang die Schweden unter Balthasar Goll zur Übergabe der Stadt.

„Nach der Einnahme Rothenburgs[140] ging der Zug des Piccolominischen Korps, mittlerweile wieder mit Johann von Götz[141] vereint, am 19.9.1634 weiter gegen Mainfranken. Zur Übergabe aufgefordert wurde die Stadt Windsheim, wohin der kaiserliche Oberst Freyberger von Rothenburg aus mit 4 Regimentern zu Roß und einigen Dragonern gerückt war. Dort lagen immer noch die von Herzog Bernhard im August dorthin gelegten zwei Kompanien unter dem Oberstleutnant Balthasar Goll vom Brinken’schen Regiment. Dieser setzte sich allerdings zur Wehr, so daß Freiberger nach einiger Zeit der Blockade wieder abziehen mußte. Dies bedeutete aber keinen allzu langen Aufschub für die Windsheimer und ihre Besatzung, denn am 22. Oktober rückte der Baron de Suys mit Reiterei, Fußvolk, etlichen Stücken und einigen Mörsern vor die Stadt.

Oberstleutnant Goll, der nur noch 115 Mann und Pulver für 6 Tage bei sich hatte, lehnte die Aufforderung zur Übergabe erneut ab, woraufhin de Suys etliche Schanzen aufwerfen ließ und, obwohl Goll mit etlichen Ausfällen diese Vorbereitungen erheblich störte, in der Nacht des 29.10. mit der Bombardierung der Stadt begann  und einige Häuser zerschmetterte. Mit Anruch des folgenden Tages begab sich der Stadtrat zum Kommandanten und drängte diesen zur Übergabe, mit der Drohung, im Falle einer Widersetzung diese selbstständig in die Wege leiten zu wollen. Goll mußte schließlich nachgeben, ließ sich aber sicherheitshalber eine Bestätigung aufsetzen, daß der Akkord auf alleinigen Willen des Rates erfolgte und zog am 30.10. 1634 unter kaiserlicher Bedeckung in Richtung Rhein-/Maingebiet ab. (Chemnitz II, S. 549, 582)“.[142]

Im Januar 1635 versuchte Bernhard von Sachsen-Weimar vergeblich, Aschaffenburg[143] zurückzuerobern. Daraufhin setzte er über den Rhein und nahm Speyer.[144] Im Februar 1635 lag Suys noch in seinem Wunterquartier in Wertheim und berichtete Melchior von Hatzfeldt über die Belagerung von Würzburg.[145] In diesem Monat war er auch in Umstadt[146] (Landgrafschaft Hessen-Darmstadt) einquartiert: „Den 14. Februar um mittagszeit kam ein cornet vom Grisarti’schen regiment der Mansfeld-kaiserischen armee mit elichen und 20 reutern, und weil die burger und inwohner meistentheils nach Otzberg[147] geflohen waren und kein widerstand vorhanden, kamen sie leichtlich herein. Den 15. Februar kam herr obrist Grisart mit dem ganzen regiment pferd und 100 kommandierten musketieren vom Wormbserischen [Wurmb; BW]  regiment alhier an. Den 17. Februar kam der herr obristleutnant vom Wormbserischen regiment allhier mit dem ganzen regiment zu fuße. Den 23. Februar ist der obrist Grisart mit seinem regiment zu pferd wieder abgezogen, das Wormbserische regiment zu fuß aber allhier geblieben“.[148] Im März 1635 hatte zwischen Piccolomini, Philipp von Mansfeld, Gulio Diodati, Melchior von Hatzfeldt und Suys in Wertheim eine Besprechung über die neue Offensive stattgefunden.[149] Das kaiserliche Heer sammelte sich im Mai 1635 bei Heilbronn.[150] Neben Piccolomini war auch Suys am Feldzug beteiligt.

Am 19.4.1635 teilte Giovanni Battista Minetti Piccolomini mit, Bernhard von Sachsen-Weimar habe erneut den Rhein überschritten, um Philipp von Mansfeld anzugreifen, dass sich aber Breda und Suys rechtzeitig mit diesem hätten verbinden können.[151]

Suys schrieb am 13.6.1635 aus Markolsheim[152] an den kaiserlichen Kommandierenden Gallas und teilte ihm mit, dass der Gegner Montjoie[153] erobert habe und Pruntrut[154] belagere. Auf Befehl Karls IV. von Lothringen[155] solle sich das gesamte kaiserliche Fußvolk bei Breisach[156] sammeln. Die zuvor bei St. Dié[157] stehenden Truppen seien zurückgekehrt. Suys gab der Hoffnung Ausdruck, Gallas sei schon von Karl IV. darüber benachrichtigt worden, wie dieser den Krieg zu führen gedenke und erwarte seine Befehle.[158] Als im Juni 1635 seinerseits Gallas über den Rhein setzte, musste sich Bernhard mit den Resten des Heeres bis an die französische Grenze zurückziehen und tatenlos zusehen, wie Nürnberg,[159] Ulm,[160] Frankfurt am Main, das Heidelberger[161] Schloss und Worms[162] von den Kaiserlichen und Bayerischen eingenommen wurden. Hunger und Seuchen hatten sein Heer zu stark geschwächt, um dem mit 40.000 Mann anrückenden Gallas eine Schlacht liefern zu können. Er musste sich unter ständigen Angriffen bis Metz[163] zurückziehen.

Suys selbst war vom Sommer an in die Kämpfe gegen die Franzosen im Elsass eingesetzt. Am 14.8.1635 schrieb Ferdinand III. aus Heilbronn an Rudolf von Colloredo, die Stände von Oberösterreich klagten darüber, dass auf Graf Rappolsteins Gütern im Elsass die Reiterregimenter Tilly [Montigny] und Suys lägen, ferner läge ein Vernier’sches Dragonerregiment in Thann,[164] Sulz,[165] Gebweiler[166] und Rufach[167] sowie im Bistum Basel, wo sie Kontributionen eintrieben und Musterplätze errichteten; diesseits des Rheins liege das Regiment des Giovanni Battista Braccolini und alle verwüsteten das Land. Mit Rücksicht aber auf den Prager Friedensschluss aber sollten sämtliche Musterungsplätze liquidiert werden. Er, Ferdinand, befehle ihm, diese Liquidierung mit Karl IV. von Lothringen zu besprechen und die Regimenter Vernier und Suys samt der Reiterei Bracciolinis zur Armee abzukommandieren.[168] Doch noch im Dezember 1635 informierte Suys Hatzfeldt über die Belagerung von Hagenau.[169] Erst als Frankreich Spanien und seinen Verbündeten den Krieg erklärte, konnten die Schweden und damit auch Bernhard von Sachsen-Weimar mit verstärkten Hilfen der Franzosen rechnen.

Im Januar 1636 schrieb Gallas an Ferdinand von Ungarn,[170] den Nachrichten zufolge wolle der Gegner über Munster[171] und St. Gregorienthal[172] ziehen. Er habe daher Suys schriftlich befohlen, das Kommando über vier Fußregimenter und die Reiterei zu übernehmen, damit Badenweiler[173] und Saarburg[174] nicht bedroht würden: Suys solle die Passübergänge schützen und im Falle einer Wendung des Feindes nach Kolmar[175] und gegen ihn, Gallas, sich sofort mit dem gesamten ihm unterstehenden Volk zu dem vereinbarten Treffpunkt in Marsch setzen, dabei die Bewegungen des Gegners verfolgen und zu Rudolf Graf Colloredo stoßen. Sollte Suys jedoch von jenem abgeschnitten werden, möge er ihn, Gallas, sofort informieren und in den Raum Thann und Belfort[176] marschieren. Diesen solle er dann halten und verteidigen.[177] Am 25.1. teilte Suys seinerseits Gallas mit, er sei glücklich in Dambach[178] angekommen, obwohl ihm zwei Kavallerie-Abteilungen und mehrere Infanterieabteilungen bei  Kestenholz[179] in die Flanke gefallen seien. Er habe alle Regimenter in Bleyschweiler[180] untergebracht, aber hundert Mann vom Hardegg’schen Regiment mit Kapitän und Leutnant in Gemar[181] gelassen. Sollte der Gegner seine Getreidevorräte in Kolmar und Schlettstadt[182] zurückgelassen haben, werde er nicht weiterziehen, sondern nach Lothringen zurückkehren.[183] Einen Tag später hieß es, die Franzosen seien bereits am Vortag im Col du Bonhomme[184] eingefallen.[185] Am 27.1. schrieb er Gallas und teilte ihm mit, dass er nach der Besetzung von Türkheim,[186] Gemar, Kaysersberg[187] und Rappoltsweiler[188] nicht mehr genug Truppen habe, um Urbeis[189] und Sankt Gregorienthal, die von der Burg Hohnack[190] beherrscht werden, zu nehmen; außerdem seien in Munster und Saarburg stets je 250 Mann aus Kolmar gestanden, die oft mit Kavallerie begleitet waren, die sich nähern konnte, gedeckt von der Burg Hohenlandsberg,[191] die noch in französischer Hand sei, ohne dass die Besatzung in Türkheim es verhindern konnte. Dabei habe er noch nicht die fünfhundert bewaffneten Bauern erwähnt, die ebenso gut Wache halten wie die Soldaten. Deshalb habe er nach zwei Versuchen, sie zu überwältigen, von weiteren abgelassen. Laut Bericht vom Vortag setzte sich die französische Armee gegen Kaysersberg in Bewegung.[192] Schon am 30.1. informierte er ihn aus Miltenberg[193] über die weitere Entwicklung: Der Gegner habe sich noch nicht gerührt. Hocquincourt sei nach Schlettstadt zurückgekehrt und halte sich in seiner Garnison auf, um Geld entgegen zu nehmen. Suys forderte Lebensmittel an, um die Soldaten, die ohne Brot seien, zurückhalten zu können.[194] Am 2.2. schrieb er ihm aus Molsheim:[195] Unter Zurücklassung von je einer Garnison in Oberehnheim[196] und Molsheim werde er laut Befehl nach Zabern[197] zurückweichen. Der Gegner stehe in Ebersmünster[198] und Kogenheim.[199]

Die Feldzüge des Jahres 1636 wurden von Bernhard von Sachsen-Weimar mit der Eroberung Elsass-Zaberns eingeleitet.[200] Das „Theatrum Europaeum“[201] berichtet: „Desgleichen hat der Commendant zu Mümpelgard[202] Conte de Suse, nachdeme ihm durch Kundtschafft zugebracht worden / wie daß die Statt unnd Schloß Belfort[203] im Obern-Elsaß vom Volck entblößt / und da man etwas attentiren wolte / vielleicht ohne Widerstand zu bezwingen wäre / sich auffgemacht / und darfür gezogen / selbiges auch Sontags den 19. Junij mit Accord erobert / welches ein vornehmer Paß vor die Frantzosen“.[204]

Anschließend marschierte Bernhard von Weimar gegen Gallas, der gemeinsam mit Suys in Burgund eingefallen war. Aber Bernhards Heer war durch Hunger und Pest so aufgerieben, dass er gegen die 40.000 Mann des kaiserlichen Heeres den Rückzug antreten musste. Am 28.8.1636 schrieb Piccolomini aus dem Feldlager bei Corbie[205] an Gallas: Johann von Werth habe in einem Nachtmarsch Noyon[206] erreicht, dort die Oise überschritten und gegen Compiègne[207] marschiert; dort sei Suys zu ihm gestoßen. Es sei zu einem Gefecht mit den Marschällen Châtillon und Brézé gekommen.[208]

Dr. Jordan notiert unter dem 11./21.1.1637 den Besuch von Suys: „Illmus begehrt 50,000 Pfd. Brod für die Kayserl., haben sonsten 120,000 Pfd. begehrt, Götzische [Johann v. Götz; BW] Armee. It: Eodem begehrt, dass in allen ponderibus et mensuris, emptionibus und venditionibus[209] ein Gleichheit möge gehalten werden mit Zuziehung des General-Auditeurs und General-Majeurs Deputirte, den es anbefohlen. Und weil die Kayserliche Armee in und umb Amt Lawenstein[210] noch still lag, kam unser gewesener Commendant Baron Grisort, Baron Rodoan und andere herein“.[211]

Im Mai 1637 verteidigte Suys sich gegen den Vorwurf längerer Abwesenheit von der Armee[212] und zeigte gegenüber Ferdinand III. seine Teilnahme an den Kriegszügen der letzten drei Jahre auf. Im Dezember lag er zusammen mit Adelshofen in den Herzogtümern Jülich und Kleve.[213] Trotzdem schrieb Ferdinand III. im Januar 1638 an Piccolomini und versicherte ihm, dass Suys wegen seines Rückzugs aus Lothringen zur Rechenschaft gezogen werde.[214] Etwas später ist von einer Vorladung des Kaisers wegen des Rückzugs von Suys aus Kleve[215] die Rede.[216] Am 22.3.1638 teilte Piccolomini Ruebland mit, Suys habe 1.500 jüngst in Lüttich[217] angeworbene und in Maastricht[218] stationierte französische Soldaten überfallen und geschlagen.[219] Am 29.6. gab es wiederum Anlass zur Klage, wie der Kaiser Piccolomini mitteilte: Suys habe in Gladbach[220] einen Fehlgriff getan; die Stadt falle unter die Verwaltung von Jülich, und er habe sie mit einer spanischen Besatzung belegt. Eine spanische Besatzung bedeute Verletzung der Neutralität, die Jülich im Krieg Spaniens mit den Generalstaaten bewahre. Er habe daher Obristleutnant Pallavicini-Sforza mit der Untersuchung der Angelegenheit betraut.[221]

1639 wird Suys’ Namen bei der Belagerung und Einnahme Diedenhofens[222] erwähnt. Dabei kommandierte er das Fußvolk unter Piccolomini, der Trauttmansdorff mitteilte, dass Suys mit 6.000 Mann nach Böhmen abkommandiert werde.[223]  – Der Habsburg-Anhänger und Historiograph Wassenberg[224] beschreibt in seinem 1647 erneut aufgelegten „Florus“ die Vorgänge um den Entsatz Diedenhofens und Hesdins[225] im Juni 1639: „Vnter dessen so feyreten vor das Spanische Niderland in Nider-Teutschland gemeldete Frantzosen auch nicht weniger. Alldar haben sie fast auff eine zeit Theonville im Hertzogthumb Lützelburg / vnnd Hesdin in Artois[226] belägert; vnd diß grieffen sie mit desto grösserer Zuversicht an / alldieweil die Holländer auff einer andern Seite ihre Macht zusammen / vnd  wiewol sie mit den Waffen nichts feindseliges verübten / dieselbe dennoch zeigeten.

Jedoch so gieng es ihnen auch auff die weise by Theonville nicht gar glücklich fort; sintemahl Piccolomini, welcher biß hieher im Gülicher Lande das Winterquartier gehabt / in dem die Frantzosen / noch mit Befestigung deß Lägers vmbgehen / ihnen alsbald auff den Halß kam: Es gieng der Obriste Wachtmeister Beck mit einem ausserlesenen hauffen voran / welchem das gantze heer / so bei Lützelburg gemunstert worden / auff dem Fuß nachfolgte. Von dannen ist man dem Feinde entgegen gezogen / vnd als man das Läger fleissig verkundschafftet / hat man es auff eine Schlacht gewaget. Es hat ein jeder General / Piccolomini, Soiani [Soye; BW], Suisi [Suys; BW], [Camillo; BW] Gonzaga, vnd der jetzt ermeldte Beck das seinige mit höchstem fleiß außgerichtet. De[s]wegen so hat das Glück nach vorgelauffener Schlacht die Sachen eine zeit lang zu eines und deß andern theiles Wohlfahrt geordnet / endlich aber ist es so weit kommen / daß die Frantzosen  auß dem Läger geschlagen / vnd die Keyserischen / nach dem sie die Statt befreyet / sich desselbigen bemächtiget.

Der erschlagenen anzahl belangend / so sind derer vngefähr 6000.[227] gewesen: Die abgenommenen Fähnlein / so haben sie alle / beydes zu Fuß / so wol auch zu Roß / verlohren: Die gefangenen / so sind derer auff 3000. gezehelet worden.

In dem aber dieses bey Theonville vorgieng / so rieb man die Belägerung vor Hesdin noch stärcker fort:[228] Vnd wiewol die Frantzosen die Bollwercke vnd Schantzen in den Vorstätten nicht ohne tapfferer Soldaten Blutvergießen erobert erobert / so haben sie dennoch die zum beschützen vnerschrockenen Gemühter biß hieher nicht überwältigen können. Daher haben sie vnsinniger weise häfftig gedräewt. Daher acht starcke Stürme gethan / vnnd sind doch die Gemühter / auß Vrsache / daß sie bey Theonville so schlecht verhalten / nichts / oder wenig / beweget worden.

Damit aber die Soldaten von wegen der vnglückhafftigen Zeitung das Hertz nicht möchten fallen lassen / so ist der König selbst ins Läger kommen[229] / vnd hat mit seiner Anwesenheit ihren Muth noch grösser machen wollen. Der weise Rath ist glücklich fortgegangen; vnd haben die belägerten / als es an Pulver mangelte / vnd die  meisten Besatzungs-Soldaten entweder beschädiget / oder aber gestorben waren / damit sie es zu der eussersten Gefahr nit möchten kommen lassen / mit dem Könige einen ehrlichen Accord getroffen / sind auch nach Kriegesbrauch ab vnnd auff Bethun gezogen. Wer wolte es wol glauben ? Hesdin hat / ehe sichs ergeben / 407 000. Schüsse bekommen / also daß der König selbst den ort besichtigen wollen; vnd nach dem er alles widerumb außzubessern befohlen / ist er als ein Triumphierer nach Paris gezogen“.[230]

Am 1.6.1639 informierte Ferdinand III. Piccolomini, Banér habe die kaiserlichen Truppen besiegt, bei Brandeis[231] die Elbbrücke überschritten und am 29.5. eine Wegstunde von Prag sein Lager aufgeschlagen. Der Kaiser befahl die Abkommandierung von 6.000 Mann Hilfstruppen und die Erteilung des entsprechenden Befehls an Suys.[232] Im Oktober war er wieder im Westen eingesetzt, wie Piccolomini am 22.10. dem Kaiser mitteilte aus Brüssel mitteilte: Das Überschreiten der Mosel habe sich verzögert, da der Kardinal-Infant die Ersatztruppen, die die Grenze vor einer Bedrohung durch Châtillons Militär schützen sollten, nicht überstellt   habe. Die Verteidigungsaufgaben seien von Suys, Beck und Lamboy übernommen worden.[233]

Doch bereits im Dezember lag Suys wieder im Fränkischen und berichtete Hatzfeldt vom Brückenschlag in Miltenberg[234] und vom Anmarsch Banérs auf Saaz.[235]

Durch die militärische Unfähigkeit des kaiserlichen Bruders Leopold Wilhelm[236] und des Trinkers Gallas war es Banér im Winter 1639 gelungen, in Eilmärschen von Sachsen über das Erzgebirge[237] in Böhmen einzufallen. Nun stand er vor Prag. Gallas wurde im Oberkommando durch Piccolomini abgelöst und gemeinsam mit Hatzfeldt und Suys gelang es, nicht nur Prag geschickt zu verteidigen, sondern Banér, der in Böhmen weder Nahrung noch Winterquartier fand, bis nach Saalfeld[238] zurückzudrängen.

Im Februar 1640 war Suys bereits General-Feldzeugmeister und – wieder unter Piccolomini – beim Sturm auf Königgrätz[239] beteiligt. Das „Theatrum Europaeum“[240] berichtet: „General Banner hatte den Satzer-Cräyß und Launa[241] daselbst er im Januario gelegen / nach grossem unnöthigen Brand-Schaden schon zeitlich verlassen / der Stallhans / als er damals zu Wolau[242] / sechs Meilen hinter Breßlau[243] lage / auch sonsten im Lignitzischen[244] / Schweidnitzischem[245] und der Laußnitz[246] wol zu thun hatte / konnte umb dieser seiner und mehrern vorhabender Expedtionen willen / Schlesien und Laußnitz nicht also verlassen und zu ihm stossen : Königsmarck war zwar selbst in Person bey ihm ankommen / sein Volck aber / so schon vorhanden seyn sollte / noch zurück : Und lage Banner umb diese Zeit / da Kolin[247] und Chlumitz[248] bald nach einander übergiengen / die Käiserliche Armada allesampt der Artollerie / von sechtzig grossen und kleinen Stücken / über der Elbe war / meistentheils bey Jung-Buntzel[249] herumb / daselbsten er sieben Stücke auff eine Höhe gepflantzet hatte / aber auch da nicht lang ligen bliebe / sondern sich nach Melnick[250] und dort herumb zoge / und war zwar nicht ohne / daß ihme von auffgegangen Eyß / und angeloffenen Wasser / die Brucke zu Leutmaritz auff und zu schanden gienge / also daß das Gehöltze / Bretter / Schiffe / Nachen und anders biß über der Pirna[251] uñ Dreßden[252] hinab flosse / er bemühete sich auch zum zweytenmahl die Brücke wieder machen zu lassen / und versuchte zugleich ob er mit Schüttung Geströhe eine Brücke / wie voriges Jahr im Mechlenburgischen geschehen / machen lassen könnte : Es wollte aber diß Jahr nicht also gelingen : und liesse er / daß er nicht stand halten würde / an seinem zu rück wenden / zeitlich vermercken.

Sein Commendant und Obrist Lieutenant [Schweinitz; BW] in Königingrätz konte auß diesem Zustand  / wie es ihme ergehen wollte / leichtlich abnehmen / berichtete derwegen dessen seinen General / aber die Wiederantwort / in deren dem Commendanten Ordre gegeben wurde / auff dem Fall die Käis. Macht auf ihn zugehen möchte / und er denen nit widerstehen könte / den Ort zu verlassen / außzuplündern / und das Volck zu erhalten / wurde von den Käiserlichen auffgefangen / darauß sie / daß Banner den Ort nicht gedächte zu entsetzen / allgenug zu schließen hatten. Derohalben der Ort den 16. Februarii alsbalden von den Käiserlichen mit 100. Pferden / und 600. zu Fuß berennet und geschlossen wurde / daß nichts mehr sicher heraus kommen konte. Darauff man den 27. [17. !; BW] Ejusdem mit mehrer Macht dafür gezogen / und die Belägerung dergestalt / wie beygefügtes Kupffer / sampt folgender Buchstaben Erklärung mit sich bringet / vollführet worden.

A. Die Stadt Königgrätz in Böheimb. B. Die Fortification von Schwedischen gemacht. C. Die Vorstadt zu Sanct Anna / dahin den 17. Februarii deß Nachts ist commandiret worden das Regiment [Mattia; BW] von Toscana, sammt dem Ingenieur Carlo Cappi, sich darein zu legen / haben aber zu ihrer Ankunfft / daß die

Schwedischen Feuer eingeleget gehabt / gefunden : als aber die Käiserlichen an sie gesetzet / haben sie sich in die halbe Tenaglia[253] oder Halte Num. 1. retiriret / welche die Käiserlichen eingenommen / und daraff die Baricata Num. 2. angestecket haben / ungeachtet deß Feuers / so die Schwedischen zur Zeit ihrer Retirade in S. Peters Vorstadt eingeleget hatten. Deß Morgens / als Herr General Feld-Marschall Graf Piccolomini / und General Feldzeugmeister Herr Francesco Marchese di Caretto ankamen / wurde das Fort Num. 3. eingenommen / und die Batterey D. gemacht. Auch ist der General Feld-Zeugmeister Grafe von Suys / und Ingenieur Carlo Cappi auff die andere Seiten der Stadt commandirt worden / daselbsten sie das Fort Num. 4. deß Abends eingenommen. Num. 5. ist die Fortification der Vorstadt S. Anthonii / darinnen die Schwedischen / zu der Zeit deß Anlauffes / gleicher gestalt Feuer eingeleget. Um 10. Uhren deß andern Tags / hat der Ingenieur die Batterey am Posten E. gepflantzet / die von der Fortification auff 160. Schritt weit ist. In der Nacht hat man am halben Mond Num. 6. angeloffen / gegen S. Peters Vorstadt / und ist der halbe Mond vom Marchese Mattei, und seinem Regiment erobert / auch eine Baricata Num. 7 gesetzet worden. Auff der andern Seiten der Vorstadt S. Anthonii / hat auch der Graf von Suys an die Fortificationen den anlauff thun lassen / damals die Regimenter deß Savelli / Gallas / und Beck / dessen Obrister Lieutenant Frangipan / die Avantgarde oder Vorzug gehabt / die Palisaden eingerissen / die Fortification erobert worden Num. 8. Deß ersten Thurns-Pforte F. geöffnet : An deß andern Thurn-Pforte G. hat der Ingenieur Feuer anlegen lassen; Wormit er die defendirende Schwedische verjagte / und die Pforte eingenommen; Alsdann hat man angefangen die letztere Pforte H. zu eröffnen : Darauff die Belägerten deliberiret / und sich auf Hochfürstliche Durchleucht. Clementz ergeben. Seyn also auß der Stadt gezogen 500. Fußknecht / 200. Dragoner / 8. Cavallier oder Rittmeister / 4. Hauptleute / viel Cornet und Lieutenanten / und ein Obrister Lieutenant der Commendant / von deß Zabelditzky [Zabeltitz; BW] altem Regiment : und seynd darvor gelegen das Toscanische / oder Florentinische / und Matthei [Mathey; BW] Regiment / wie auch deß Savelli / deß Gallas / und deß Becken / alle an S. Peters Porten. Alsdann der General Feld-Zeugmeister Marchese di Caretto, und der General Feld-Zeugmeister / Graf von Suys.

Es sollen der Käiserlichen darvor bey dreyssig todt geblieben / bey sechtzig / und unter denselben 2. Obriste / Vernes und Leopold / aber nicht tödtlich beschädiget worden seyn.

In diesem vesten Orth hat man eine ziemliche Quantität von Geträyd / sampt vieler Munition bekommen / und hat man wol von fünff tausend Strichen Geträyds / und von sechszig tausend Reichsthalern verstecketer gefundener Baarschafft sagen wollen. Welches wir an seinen Ort gestellt sein lassen“.[254]

Der Habsburg-Anhänger und Historiograph Wassenberg[255] berichtet in seinem 1647 erneut aufgelegten „Florus“ über die Eroberung von Königgrätz am 19.2.1640: „Aber es waren jetzt auch Hatzfeld und Piccolomini mit ihren Völckern zum Ertzhertzoge gestossen / welche mit einerley Muth vnd macht wider den Feind ziehen wolten. Alsdann hat Banner die hin vnd her auff der plünderung herumbstreiffenden Regimenter / damit nicht eines nach dem andern zunichte gemacht werden möchte / ins Läger beruffen / sich enger beyeinander / wie auch vorsichtiger gehalten.

Aber es wolte diese zusammen gezogene Macht jetzt wenig helffen. Dann es ist der Ertzhertzog / sampt dem Piccolomini ins freye Feld / vnd in eine Schlachtordnung getretten / wann vielleicht die Feinde / auß Hoffnung eines newen Sieges / ihnen entgegen gehen wolten. Aber es wolte diese zusammen gezogene Macht jetzt wenig helffen. Aber der Banner / welcher jetzt gleichsamb weniger als nichts werth war / oder aber / daß er dem Oesterreichischen Blut die Ehre gab / ist allgemach hinter sich gegangen. Vnd diß ist der erste wider ihn erhaltene Sieg gewesen / daß er keine Feldschlacht lieffern wolte.

Derhalben so hat Leopoldus Guilielmus sich zu den kleinen vnd grossen Städten gekehret / vnd König-Grätz / worin das weisse Regiment / so in zwölf Fähnlein bestund / vnter dem Generalwachtmeister Sabeiditz [Zabeltitz; BW] lag / belägert / auch in wenig Tagen zu solcher Noth gebracht / daß dem Marggraffen

Matthæi, als er mit einer löblichen Tapfferkeit die Mawren erstiegen / zwölff Fähnlein entgegen geworffen worden. Man hat in dieser eintzigen Stadt 60000. Reichsthaler / vnd 10000 Scheffel Weitzen / so die Schweden den Böhmischen Bawren gewaltthätiger weise abgenommen / gefunden. Auch hat sich das gantze Regiment freiwillig vnter den Keyser begeben / vnd ihm geschworen“.[256]

Im April erschien Suys vor Chemnitz:[257] „Noch immer hielten die Schweden Chemnitz[258] besetzt. Als dann von dem kaiserlichen Generalfeldzugmeister Ernst von Suys und dem Generalwachtmeister Dom Eduard de Braganza – ein Herzog aus Portugal – vor der Stadt standen, forderten diese die Übergabe der Stadt. Mit der Begründung, sich bis aufs Äußerste verteidigen zu wollen, weigerte sich Kommandant Prinz. Daraufhin begann am 1. Mai 1640 die Belagerung und ihr Beschuss. Nunmehr traten Rat und Bürgerschaft an den Kommandanten heran, um ihn zu Übergabeverhandlungen zu bewegen. Der aber lehnte ab und ging auf Braganzas Bedingungen nicht ein, so dass der Beschuss noch heftiger wurde. Daraufhin wollten selbst seine Offiziere einen Vergleich. Die dann am 5. Mai getroffene Einigung sicherte der Besatzung freien Abzug unter Zurücklassung ihrer Waffen und Pferde über Torgau[259] nach Pommern zu. Nur die Offiziere durften ihre Pferde behalten, Suys und Braganza, die sich bereits Zwickau[260] genähert hatten, erhielten den Befehl, nach Saalfeld[261] zu marschieren, wo mittlerweile die von Erzherzog Leopold Wilhelm geführte Hauptarmee der Kaiserlichen angelangt war“.[262]

Der Erzgebirgschronist Lehmann berichtet: „Der schwedische Obrist-Leutenant Printz [Prinz; BW] lag izt mit 400 Finländern in Chemnitz, und hatten die Schweden solches 1 jahr und 8 Wochen innen gehabt, dardurch (sie) das Ertzgebirg[263] und ein groß theil im lande Meißen zur Contribution bezwungen und auf ezliche tonnen goldes schaden gethan hatten. Dieses wiederzuerobern, sonderten Sich von der keyßerlichen haupt-Armee ab der General-Feltzeugmeister Conte de Suis und General-Wachmeister Don Edward de Bragantza [Duarte de Braganza; BW] mit 4 regiementern Den 19. April, ließen Munition und stücke bey der Armee und des bösen weges halber langsam nachgehen. Der Churfürst von Saxen aber gab ihnen Munition, 3 halbe Carthaunen, 3 andere stücke, 6 feuer-Mörsel. Darmit fingen Sie den 21. April die belagerung an, beschoßen und ängstigten die Stadt dermaßen 6 tage lang, daß Sich der Commendant auf discretion ergeben, 8 standarten, Pferd und oberwehren von 6 Compagnien hinderlaßen und zue fuß Den 26. April uber Torga nach Pommern abziehen mußte. Diese beläger- und eroberung kostete das gebirg viel, den Sie musten nicht allein kost, futter und Mehl geben, sondern auch denen keyßerlichen viel Victualien nach Chemnitz schicken. Den 28. April wurden in Chemnitz zur besatzung eingelegt 2 Churfürstliche Frey-Compagnien Trajoner auß Freyberg[264] untter Hauptmann Lehmann und Hauptmann Klugen. Darzue wurden einquartirt den 14. May 6 Compagnien Trajoner von Hayn[265] und Freyberg untter den Churfürstlichen Obrist-Leutenant Florian Stritzky, die solten auf die Schwedische besatzung in Zwicke paßen, das außfallen und brandtschazung auf dem lande verwehren, die Contribution verhindern, richteten aber darmit nichts aus, den das Sie das gebirg untter die contribution und sich in ruin sezten, wie untten folget. Den ob wohl nach der Statt Chemnitz eroberung durch keyßerliche Völcker 2 Generales, die den Obristen Schlicken [?] schon darfür gelegt hatten, 29. April/9. May sich auch vor Zwicka legten und belägern wolten, bekahmen Sie doch eilendts Post, daß Sie sich zur Haupt-Armee Nach Salfeld[266] solten begeben“.[267] Im „Theatrum Europaeum“ heißt es dazu: „Hierauff sind die Kais. unter dem General Feld-Zeugmeister dem Comte de Suys, und General Wachtmeister Duca di Briganza, den 9. Maji vor Zwickau gangen / den Ort / in welchem der Obriste von Schlicken etliche hundert starck lag / zu beschiessen : sie bekamen aber eine Post / eilends ab- und sich zur Käis. Armada nach Saalfeld zu ziehen / welcher Ordre sie folgen musten : gestalt dann das Weymarische / Lüneburgische und Hessische Volck auch schon im Anzug war / sich mit den Bannerischen zu conjungiren“.[268]

Ende April wurde Chemnitz von einem kaiserlichen Verband von über 8000 Mann unter Eduard von Braganza angegriffen. Nach fünf Tage und Nächten ununterbrochener Kämpfe und Erstürmungsversuche waren die Västgöter am Ende ihrer Kräfte – man konnte Reiter sehen, die so erschöpft waren, daß sie durch den Rückstoß beim Abfeuern ihrer Musketen von den Mauern herabpurzelten. Ganze Gruppen von Soldaten ließen ihre Posten im Stich, und die Offiziere mußten sie unter Androhung von Waffengewalt zurücktreiben. Doch schließlich machten die Reiter Printz in aller Form ihre Aufwartung und forderten, daß man aufgeben solle, da niemandem damit gedient sei, wenn sie alle stürben »wie Schafe«. (Die Bürger der Stadt wollten auch ein rasches Ende der Kämpfe und um jeden Preis einen Sturm auf die Stadt vermeiden, der unausweichlich eine allgemeine Plünderung nach sich gezogen hätte; auch sie forderten einen Kompromiß und hinderten die Reiter am Fortkommen auf den Straßen der Stadt.) Mit so entmutigten Soldaten gegen einen so übermächtigen Feind zu kämpfen war unmöglich, und es wurde beschlossen zu kapitulieren. Die västgötischen Reiter wurden ihrer Fahnen, Pferde und Waffen beraubt und wie Weidevieh in Richtung der schwedischen Linien nach Norden getrieben. Die zusammengeschmolzene, demoralisierte Truppe wurde dann auf zwei Schiffen nach Kalmar[269] verfrachtet. Printz, seine Ehefrau, Kinder und bewegliche Habe wurden von den schwedischen Armeebehörden unter Arrest genommen, und anschließend wurde er vom Kriegsgericht in Stockholm hochnotpeinlich vernommen. Der Rat beschloß danach, ihn »aus dem Regiment zu entfernen« – doch erlebte er einige Zeit später ein denkwürdiges Comeback als Gouverneur[270] der schwedischen Kolonie in Amerika“.[271]

Lang, Hauptmann in Mainz,[272] berichtete am 23.5.1640 Piccolomini über den elenden Zustand der Mainzer Garnison, die an  schlechter Verproviantierung und an der noch schlechteren Lebensmittelverteilung leide. Schuld daran seien die kurbayerischen Armeeoffiziere, die Disziplinlosigkeit einführten und den von Suys, Caretto di Grana und anderen kaiserlichen Offizieren gegebenen Befehlen nicht gehorchen wollten.[273]

Der Chronist und Bürgermeister Georg Leopold [1603 – 1676][274] aus dem von Eger[275] abhängigen Marktredwitz[276] erinnert sich an den Juni 1640: „Eodem die [21.6.1640 a. St.; BW] sind 2 Kompagnien zu Fuß von des Gen[eral]feldzeugmeisters de Soise Regiment, an [die] 150 [Mann] stark, nach Brand[277] gekommen. Daselbst [hat] sich der halbe und der andere halbe Teil [hat] sich nach Haag[278] und [nach] Wölsau[279] einquartiert. Den 22. dito zogen sie hier vorbei. [Sie sind] auch gegen Kemnath“.[280]

Das kaiserliche und schwedische Heer standen sich 1640 sowohl bei Saalfeld als auch kurze Zeit darauf bei Fritzlar[281] gegenüber. Aber beide Heere waren durch Hunger und Subsistenzmangel nicht fähig zu einer Entscheidungsschlacht.

Im August 1640 eroberte Suys Friedewald,[282] das Jagdschloss der Landgrafen von Hessen-Kassel, wie Johann von Reumont Melchior von Hatzfeldt aus dem Lager bei Vacha[283] mitteilte. Am 25.8.1640 berichtete Piccolomini von einer am 21.8. in der Grafschaft Waldeck[284] gelieferten Schlacht. Die kaiserliche Armee befand sich auf Proviantsuche und war weit zerstreut, Banér hielt die Gelegenheit für gekommen, vereinigte sich mit den Hessen und Lüneburgern und erreichte so eine Truppenzahl von 40000 Mann; am 19.8. überschritt er bei Münden[285] die Fulda und trat den Marsch in die Grafschaft Waldeck an. Am nächsten Tag machte er 2 Marschstunden vor den Kaiserlichen halt. Mit einem Kanonenschuss rief Erzherzog Leopold Wilhelm zu den Waffen und übergab Piccolomini das Kommando. Die Soldaten sammelten sich rasch und diszipliniert und begannen ihre Stellungen zu befestigen. Am 21.8. um 8 Uhr morgens besetzte der Gegner einen durch einen Wald günstig gedeckten Hügel auf seinem rechten Flügel. Piccolomini schickte eine Abteilung Dragoner zur Erkundung hin, diese aber überfielen auch noch den Gegner und verjagten ihn. Der dort kommandierende Longueville schickte ein Regiment gegen die Kaiserlichen ins Feld, Piccolomini betraute Soye mit der Verteidigung. Daraufhin verstärkte der Gegner das angreifende Regiment mit zwei weiteren. Soye, unterstützt von der bayerischen Reiterei unter Caspar von Mercy und den Obersten Kolb und Löwenstein, fiel den Gegner mit solcher Wucht an, dass dieser auf dem linken kaiserlichen Flügel das Schlachtfeld verließ. Jetzt gab Piccolomini den Befehl zum allgemeinen Angriff. Die Kroaten mit Suys beteiligten sich an ihm und verfolgten die flüchtenden Schweden. Banér wurde gesehen, wie er mit gezogenem Schwert seine Soldaten an der Flucht hindern wollte. Die Kaiserlichen machten erst bei Wildungen[286] halt, wo sie die Gefangenen zusammenzogen.[287]

Am 2.12.1640 war Suys mit seinem Regiment in Schweinfurt[288] erschienen, das er am 10.1.1641 wieder verließ.[289]

Ferdinand III. war bereit, Frieden zu schließen. Er hatte am 13.9.1640 den Reichstag zu Regensburg[290] eröffnet, auf dem alle diesbezüglich anstehenden Fragen des Reiches zur Disposition standen. Bis Januar 1641 verlief alles nach den Vorstellungen des Kaisers. Am 6.1.1641 war der Befehl Leopold Wilhelms an Geleen[291] ergangen, angesichts eines zu erwartenden gegnerischen Einfalls in Böhmen oder in der Oberen Pfalz das Kommando über die Mainbefestigungen an Fernemont zu übergeben, selbst mit Suys oder de Haes nach Bamberg[292] zu gehen und die Regimenter an einem einzigen Ort in Bereitschaft zu halten; er kommandiere 300-400 Kroaten und Földváry zu ihm.[293]

In der zweiten Januarwoche 1641 erschien unerwartet das schwedische Heer unter Banér vor Regensburg und forderte die Übergabe der Stadt. Die Donau war zugefroren; Banér plante, den Fluss zu überschreiten und die Stadt einzuschließen. Mit dieser öffentlich geäußerten Drohung sollten die Versammlung der Reichsfürsten gesprengt und ein möglicher Triumph des Kaisers verhindert werden. Aber Ferdinand III. behielt kühlen Kopf und unter Leitung Piccolominis wurde die Stadt befestigt und die außerhalb liegenden Besatzungen verstärkt. Das Kalkül ging auf: Der Fluss taute auf und der Feind musste sich zurückziehen, um nicht im Norden abgeschnitten zu werden. Slange deckte den Rückzug Banérs so geschickt, dass Piccolomini um den Ruhm gebracht wurde, Banérs Heer vernichtet zu haben.

Slange nahm auf dem Rückmarsch von der fehlgeschlagenen Belagerung Regensburgs durch Banér mit dem kleinerem Teil seines Regiments in Burglengenfeld,[294] mit dem größeren in Schwandorf[295] Quartier. Er zog die Besatzung von Burglengenfeld an sich und marschierte am 17.3.1641 abends nach Neunburg vorm Wald[296] ab, wo er am 18.3. um 3 Uhr morgens eintraf. Die ihm unterstellten Nabburger[297] Regimenter wies er an, unverzüglich nach Neunburg zu marschieren. Diese warteten jedoch, bis die Korps von Auerbach[298] und Vilseck[299] eintrafen und brachen erst am 19. 3. nach Neunburg auf. Der Vortrab der Kaiserlichen und Bayerischen, 7.400 Kavalleristen unter Caspar von Mercy am 17.3. Burglengenfeld, das von den Schweden bereits aufgegeben worden war, und brach am 18.3. gegen Cham[300] auf. Slange wartete in Neunburg das Eintreffen der beiden Nabburger Regimenter nicht ab und marschierte am 19.3. nach Cham ab. Bei Neukirchen-Balbini[301] stieß er auf die Vorhut unter Mercy und wurde nach Neunburg hineingeworfen. Über 600 Wagen, alle Handpferde und die Frauen der Offiziere fielen in Mercys Hände.

Zur Erhöhung der Verteidigungsfähigkeit ließ Slange in Neunburg 41 Häuser niederreißen, alles Vieh aus den Ställen auf die Straße treiben, seine Pferde hineinstellen und verschiedene Bollwerke errichten. Die beiden Nabburger Regimenter hatten sich am 18.3. mit den Garnisonen aus Auerbach und Vilseck vereinigt und marschierten am 19.3. von Nabburg ab. Sie fanden jedoch Neunburg bereits von kaiserlichen und kurbayerischen Truppen eingeschlossen. Ein Ausfall Slanges ermöglichte es ihnen in die Stadt zu gelangen. Am 19.3. zog Báner von Cham über Furth[302] und Taus[303] ab. Geleen traf in der Nacht vom 19./20.3. vor Cham ein und nahm sofort die Verfolgung auf. Erzherzog Leopold Wilhelm leitete den Angriff auf Neunburg, der am 19.3. in Neukirchen-Balbini sein Hauptquartier aufschlug. Der Ort wurde von den Kaiserlichen bis auf sieben Häuser völlig niedergebrannt.

Slange „machte Piccolomini, der an der Spitze seiner Reiterei am Ort erschienen war, sogleich klar, daß er nicht daran denke, aufzugeben. Neunburg lag auf dem Weg nach Cham, und um weiter vorrücken zu können, mußten die Kaiserlichen zuerst Slangs Truppe bezwingen. Die Infanterie der kaiserlichen Hauptmacht wurde herangeführt, und am Morgen des 10. [20.] März war auch die gesamte kaiserliche Artillerie herangefahren und aufgeprotzt. Der Angriff konnte beginnen. […] Die einfachste Methode, eine Festung einzunehmen, war das Zernieren, was ein feineres Wort dafür war, daß man alle Ausgänge der Festung verstopfte und dann einfach wartete, bis der Hunger die Menschen in ihrem Inneren zwang, zu kapitulieren. […] Eine Zernierung konnte hier bei Neunburg nicht in Frage kommen, auch eine regelrechte Belagerung nicht. Die Kaiserlichen hatten keine Zeit. Sie mußten Slang und seine Männer schnell aus dem Weg räumen, um weitermarschieren zu können und das schwedische Heer in Cham einzuschließen. Also blieb ihnen nur eine Erstürmung. Es waren stets blutige und gewagte Operationen, im Kreuzfeuer mit Hellebarden und Äxten und Handgranaten anzustürmen und sich auf unangenehm hohe Leitern zu schwingen oder auf blutig geschrammten Händen und Füßen durch eine mit Sprengsteinen gefüllte Bresche in einer Mauer zu kriechen.

Auch solche Festungskämpfe folgten einem bestimmten Ritual. Zunächst verlangte der Angreifer, daß der Verteidiger sich ergeben solle. Die Antwort war in neunundneunzig von hundert Fällen ein Nein, und zwar ungeachtet der Lage. Ohne Kampf aufzugeben machte einen schlechten Eindruck und tat der Ehre Abbruch.[304] Häufig folgte danach ein verbales Spiel von Drohung und Trotz, in dem die Angreifer schworen, zu stürmen und allen und allem den Graus zu machen, während der Verteidiger stolz gelobte, bis zum letzten Atemzug zu kämpfen. Dann begann der Kampf. Tatsächlich kam es äußerst selten dazu, daß Mann gegen Mann kämpfte. Sobald die Verteidiger keine Möglichkeit mehr sahen, die Angreifer zurückzuhalten, gaben sie auf, aller wackeren Rhetorik zum Trotz. Oft genügte es, daß der Angreifer eine Bresche in die Mauer schoß.

Diese ritualisierten Kämpfe waren immer üblicher geworden, ein weiteres Anzeichen dafür, daß der Konflikt einiges von seiner Hitze zu verlieren begonnen hatte. Viel von dem merkwürdigen, schönen und trügerischen Licht, das die innere Landschaft der Ideologen erhellt, hatte inzwisch en angefangen zu verblassen. Der religiöse Bürgerkrieg war fast ganz vorbei, und an seine Stelle war ein Krieg zwischen verschiedenen europäischen Großmächten getreten. Die von brennendem Geist erfüllten Kreuzfahrer und Fanatiker waren einer nach dem anderen von der Bühne abgetreten, und ihr Platz war von den Condottieri, den Landsknechten und geworbenen Haudegen eingenommen worden. Die Leiden und das Elend der Zivilbevölkerung waren unverändert entsetzlich, aber in bestimmten Kriegssituationen war doch eine gewisse Zurückhaltung zu erahnen. Sie entsprang zum Teil dem mittelalterlichen Ritterideal, das in Europa weiterlebte, aber auch der klassen- und berufsmäßigen Gemeinsamkeit der Krieger. Fanatismus ist etwas für ideologisch Über-zeugte, nicht für Männer, die den Krieg zu ihrem Beruf und zu einer Lebensart gemacht haben.

Den ganzen Mittwoch über sprühte die kaiserliche Artillerie Projektile gegen Neunburgs Mauern, die rasch in rollenden Explosionswolken von Staub und kantigen Sprengsteinen zermahlen wurden. Die Aufgabe war nicht besonders schwer, denn die Festungswälle waren wie gesagt vom senkrechten, alten Typ und außerdem in einem Zustand fortgeschrittenen Verfalls, und den Verteidigern fehlten zu allem Unglück eigene Geschütze, um das Feuer zu erwidern. Gegen Abend war ein klaffendes Loch in der Mauer entstanden. Der kaiserliche Befehlshaber entsandte zu diesem Zeitpunkt einen seiner Obersten, um, wie der Brauch und das Ritual es verlangten, zu fragen, ob Slang und seine Männer jetzt bereit seien zu kapitulieren. Die Schweden hatten jedoch die Bresche mit Brettern und Balken wieder geschlossen, und Slang wies die Vorschläge des Obersten glatt zurück und drohte stolz, ihn zu erschießen, falls er es noch einmal versuchte. Eine Weile später wurde ein kaiserlicher Trommler vorgeschickt, um einen neuen Vorschlag zu machen, aber kaum hatte er sich gezeigt, als er mit einem gutgezielten Schuß von dem löcherigen Festungswall niedergestreckt wurde. Die Antwort kam auf der Stelle, dichte Sturmkolonnen wälzten sich durch die Frühjahrsnässe heran, erreichten die Mauern, wurden aber mit hohen Verlusten zurückgeschlagen.

Am Tag darauf wurde die kaiserliche Artillerie näher in Stellung gebracht, und zwei der Türme der Stadt zerbröckelten bald unter dem Beschuß grober Kailber. Gruppen kaiserlichen Fußvolks rückten durch den Staub vor und kamen den Löchern in der Mauer so nahe, daß sie mehrere Straßen der Stadt mit Musketenfeuer bestreichen konnten. Nun wollten einige von Slangs Offizieren aufgeben; sie hatten alles getan, was von ihnen erwartet werden konnte. Doch Slang lehnte ab. Als sie daraufhin klagten, daß ihre Munition nur Neige gehe, hatte der halsstarrige Oberst sogleich die Antwort parat: »Statt Kugeln können wir Steine nehmen. Davon gibt es genug. Laß die Leute suchen  und sammeln !«. Es ist unwahrscheinlich, daß die schwedischen Reiter dazu kamen, Steine auf ihre Feinde zu werfen, denn sogleich richteten sich die Schauer brummender Kanonenkugeln gegen die Mauer zwischen den beiden zusammengeschossenen Türmen, und binnen kurzem sackte auch sie krachend in sich zusammen. Die kaiserlichen Kanoniere konnten jetzt direkt in die Stadt hineinsehen, bis zum Marktplatz. Nun hatte auch Slang genug, und er beugte sich dem gesunden Menschenverstand des Belagerungsrituals. Er ließ Trompeter die Kaiserlichen anblasen und erklärte sich zur Kapitulation bereit, falls seine Offiziere nicht gefangengenommen würden (die gemeinen Soldaten sollten zurückgelassen werden). Die Gegner lehnten ab. Die Schweden mußten sich auf Gnade und Ungnade ergeben, bedingungslos. Aus der zerschossenen Stadt trotteten rund 90 Offiziere, 1600 Reiter und 180 Musketiere. Neunburg war gefallen. Der Weg nach Cham war frei“.[305] Slange, Rudolf von Berkefeld, Obrist Heuking, der Kommandant von Nabburg, Karl Magnus von Baden-Durlach und [Jaroslav Petr] Kinský gerieten in Gefangenschaft, wurden nach Regensburg und weiter nach Wien gebracht.[306]

Das „Theatrum Europaeum“ berichtet über diese Vorgänge: „Der Obrist Schlange lag / wie schon obgemelds / mit seinem Regiment und Volck voran / zu Schwandorff[307] / hatte darvon bey 40. Dragoner im Schloß Burglengenfeld[308] / und mag darvon desselben in der verbrandten Stadt auch etwas herunter gelegen haben / inmassen seine Partheyen von darauß nach Regenspurg[309] / so nur vier kleine Meylen darvon gelegen / wo nicht auch auß dem Regenstauffischen[310] / so halber Weg ist / fast täglich gegangen / die andere Obriste / als Heukhing und Herr Kintzky lagen in Nabburg[311] / und ihres Volcks auch theils an der Vilß zu Vilßeck[312] und Auerbach[313] / so als der weiteste Weg auff sieben guter Meilen von Schwandorff / Nabburg aber nur zwey kleiner darvon ist / ligend hatten / desto bessern Auffenthalt zu haben.

Als nun obenerwehnte drey Brücken[314] / in Eyl darüber zu kommen / fertig und zu vorderst alles Käis. und Bäyr. Fuß-Volck / sampt der Artigleria bey Kelheimb[315] in der Still gesamlet und vorhanden gewesen / wurde die Marche mit völliger Käiserl. und Bäyr. Armada / die man auff 20000. starck geschätzet / Sambstags den 6. 16. Martii von Phöringen[316] an der Donau / eine Meyle oberhalb von Neustatt[317] mit starcker Reuterey und wenigem Fuß-Volck / so Herr General Piccolomini und Mercy im Vorzug geführet / und den Nachzug deß Herrn Ertz-Hertzogen Hochfürstl. Durchl. überlassen / so mit übriger Cavallerie angefangen / und theils fuß-Volck / Sonntags den 7. 17. diß gefolget / darauff Montags das Bagagy in Convoy der 10. dabey gelassenen Regimentern / und Dienstags den 9. 19. diß die Artiglioria in Begleitung deß de Suys Regiment fortgangen : welcher gantzer Zug den Weg bey der Stadt am Hof[318] vorbey / theils auff die lincke Hand nach Burglengenfeld / theils zur Rechten über die Regenbrücke bey Weix[319] gerad gegen Wald-Neuburg[320] / da der Schwedische Obriste von Bürckenfeld [Berkefeld; BW] gelegen / zugenommen / deß Fürhabens / dem Schlangen / daß er zu seinem Herrn Generalen nach Chamb[321] nicht mehr kommen sollte / den Weg zu vorderst abzuschneiden.

Es hatte aber der Obriste schlang dessen zuvorhero schon etwas Nachricht / so er den genenneten beyden Obristen mitgetheilet / sie auch / daß er und sie / die unter seiner Conduite waren / Ordre habe sich nach Chamb zu retiriren / wissen liesse / die dann ihren nächsten Weg dahin / auf Wald Neuburg / so von Nabburg nur drey Meylen entlegen / zu nehmen gehabt.

Als nun der Käiserl. und Bäyr. starcke Vortrab sich Burglengenfeld unversehens / und zwar Sonntags den 7. 17. Martii bemächtiget hatte / welches der Obriste Schlang / in den ersten zweyen Stunden zu Schwandorff wissen konnte / verließ er seinen Befelch gemäß / Schwandorff / avisirte es beyde Obristen zu Nabburg dessen / und kam er Sonntags den 7. 17. dieses / deß Nachts um 3. Uhren nach Wald-Neuburg / kleiner dritthalb Meylen von Schwandorff / vermeynend der andern zweyen daselbsten zu erwarten / alsdann solches billich / weilen sie unter seiner Conduite gewesen / also seyn sollen. Es hatten aber diese beyde Volck / so zu Vilßeck und Auerbach gelegen / nicht dahinden lassen wollen / welches die Hinderungs-Ursach gewesen / daß sie mit einander im Wald-Neuburg hald hernach ertappet worden. Dann ob sie wol um den 9. 19. Martii daselbsten ankommen / haben sich doch die Käyserl. und Bäyr. schon so starck mit ihrem Vortrag diß Orts befunden / daß ihnen Schlang und Bürckenfeld entgegen ziehen / und sie sich gesampter Hand durch und in Neuburg schlagen müssen : darauff man sie plötzlich eingeschlossen / und ihnen weder Tag noch Nacht Ruhe gelassen / biß sie sich zu rantzioniren versprochen / sonst haben sie vermeynet biß auff den Tod sich zu wehren / und nicht nachzulassen / unangesehen ihre letzte Wehr nur mit Steinen gewesen.

In specie, so viel uns möglich / hiervon zu melden / seyn die Käiserl. und Bäyerischen so starck fortgerucket / daß sie den 9. 19. Martii nicht nur allein mit den Schlangischen deß Tags gefochten / sondern auch sie in Wald-Neuburg noch selbigen Tags eingesperret / und umzingelt / die Nacht noch das Geschütz darvor gebracht / und den 10. 20. diß den Ort beschossen / der Schlang aber die Bresse deß Nachts etwas wieder verbauet / das den Tag über beschehene Stürmen abgeschlagen / dardurch die Käiserl. und Bäyrischen von 5. à 600. erleget und beschädiget / unter denen ein Obrister-Lieutenant und etliche andere Officirer geblieben / und der Obriste Herr von Bemmelberg[322] gefährlich verwundet worden / daran er nachmals gestorben : und haben sich die in Neuburg den 11. 21. dieses mit Steinen noch etwas gewehret / doch selbigen Tags mit Vorbehalt der Rantzion auff Discretion ergeben.

Haben demnach diese ergebene alsbalden herauß lieffern müssen / 1500 gerüster Pferd / nach welchen sich die Personen gefangen gestellet / nehmlich vier Obriste : als

Schlang / Schwedischer Leibguardien Commendant.

Jobst Rudolf von Bürckenfeld / sampt seiner Frauen und Kindern.

Wilhelm Heukhing.

Janißlaus Kinßky.

4. Obriste Lieutenant.

3. Obr. Wachtmeister.

23. Rittmeister / worunter Marggraff Cal Magn. von Baden Durlach.

3. Capitän Lieutenant.

23. Lieutenant.

26. Cornet.

3. Regiments Quartiermeister oder Corporalen.

16. Compagnien Quartiermeister.

2. Capitäin zu Fuß.

2. Lieutenant zu Fuß.

26. Standarten.

200. Soldaten zu Fuß.

1800. Montirte Reuter.

400. Dienst und andere Pferd.

500. Roß-Jungen und Knecht / etc.

Welche alle noch selbigen Tag auff Regenspurg fortgeschicket / und über die Steinerne Brücken eingebracht / die vornehmste Officirer / in die Landshüter Herberg / zum Pfauen / und schwarzen Adler eingewissen / die andere zurück herüber nach dem Hoff und Weichs / ins Bäyrische kleine Schlößlein einquartiret / alle Wehrloß gemachet / und fürters daselbsten verwachet worden seyn / von welchen die jenigen / so vor diesem in Käiserl. und Bäyr. Diensten gewesen / sich zu denselben zeitlich wiederum eingestellet / und die vornehmste Officirer / daß sie Wehrloß mit ihrer Wacht in die Kirchen / und / anderswohin nach ihrem Belieben gehen mögen zur Gnad empfangen.

So viel nun auß unterschiedlichen guten Berichten. Es ist uns aber auch über alles dieses eine Delineation deß Orts / sampt etwas mehrern Particularitäten von der Eroberung / durch Beförderung deß Käiserl. Ingeniero Herrn Carolo Cappi, zuhanden kommen / so von obigem nicht sehr discrepirt / darum wir beydes das darüber gefertigte Kupfferstück / und was er zugleich davon berichtet / sampt der darinnen gesetzten Ziffern bedeutung / anhero beyfügen lassen / also lautend:

Als die Käiserliche und Bäyerische armada den 6. 16. Martii von Föringen[323] auffgebrochen / den 7. 17. desselben / über die Nab bey Riglingen[324] / vermittelst einer in sechs Stunden gemachter Schiff-Brücken gegangen / haben noch selbigen Abend Herr Feld-Marschall Piccolomini / und der Bäyrische General Feld-Zeugmeister Herr Franciscus Mercy, mit sechs hundert Pferden / und zwölff hundert commandirten Mußquetirern den Vorzug genommen / und Ihrer Hochfürstl. Durchl. mit übriger Armada den Nachzug gelassen. Den dritten Tag hernach / als den 8. 18. Martii / hat die Avantgarde besagter Trouppen / geführet der General-Wachtmeister Herr Caspar Mercy / den Obristen Schlangen mit dreyen Regimentern zu Roß nahend bey Neuburg an der Schwarzach angetroffen / welcher / als er die Käiserl. Trouppen gesehen / sich in diese Stadt begeben / in deren er von den Käiserlichen umringet worden. Als Ihre Hochfürstl. Durchl. dessen erinnert / und dieselbige mit dem Nachzug / und folgender Armada schon zu Neukirchen ankommen waren / und deren Herr Feld-Marschalck Piccolomini diß Orts erwartet / seynd sie mit mit der Infanteria und Canonen / den 9. 19. Abends für die Stadt geruckt / daselbsten ihre Hochfürstl. Durchl. dem Conte de Suys, General Feld-Zeugmeister Ordnung gegeben / die Artigleria zu plantiren / auff dem Posto mit A. bezeichnet / von dannen man den 10. 20. diß angefangen / die Mauer / an dem Ort / da sie schon vor diesem angegriffen / und mit Holz widerum verwahret war / zu beschiessen. Als man nun innerhalb vier Stunden ein ziemliches daran niedergeworffen / und doch die in der Stadt mit Erden / und allerlei anderer Matery daran wiederum erbauet gehabt / sind etliche Soldaten commandiret worden / die Bresse zu recognosciren / und sich daran / wo möglich zu logiren. Inzwischen aber wurde ein Hauß mit B. bezeichnet / angesteckt / welches die Käiserliche Soldaten beschädigte / es gieng auch folgende Nacht in der Bresse mit C. bezeichnet / ein Feuer auff / so in einem Keller oder Gewölb unter der Bresse sich gezogen / die Bresse aber mit Holz bedecket / und die Mauer darvon eingefallen war / deßwegen man die Canonen an andere Ort gestellet / mit D. bezeichnet / und angehenden Morgens den 11. 21. Martii den Thurn mit E. gezeichnet angegriffen / durch welchen die Käiserliche Soldaten in die Stadt kommen / und auff die Schwedische getroffen / welche als sie alle Bereitschafft zum Sturm gesehen / sich auff Ertzhertzogliche Clementz ergeben / und seyn denselben Tag noch außgezogen der Obriste Schlang / Bürckenfeld / Hekhin / Kintzky / und Herr Marggraff von Durlach / mit 2000. Pferden / 250. Fußknechten / 26. Reuter-Fahnen / unter denen General Banners Leib-Fahnen gewesen / dabeynebens auch drey Carrozzen mit Frauenzimmer und gefangener Officirer Weiber / die alle der Käiserl. Majest. nach Regenspurg zugeführet worden.

Infanteria.

1. Regiment di Caretto

2. Reg. Suys

3. Reg. Savelli.

4. Reg. Happach und Günther.

5. Reg. Haßlang.

6. Reg. Mercy.

7. Reg. Honolstein.

Cavalleria

8. Regiment Gayling.

9. Reg. di Vera.

10. Reg. Rodoan.

11. Reg. Gonzaga.

12. Reg. Nicolas [Montard de Noyrel; BW].

13. Reg. Spiegel.

14. Reg. Ester.

15. Reg. Briganza.

16. Das alte Regiment Piccolomini.

17. Ihrer Hochfürstl. Durchl. Guardia.

18. 700. Cavalli so von dem Obristen Kolben und Sporcken commandirt worden.

19. Die Käiserlichen Mußquetirer“.[325]

Unter den Verfolgern Banérs war auch Suys. Der große Sieg wäre möglich gewesen, wenn Piccolomini und seine Generäle mit ihrer Reiterei den Pass bei Pressnitz[326] eine halbe Stunde eher erreicht hätten. So gelang es den Schweden, jenseits des Passes Fußvolk und Geschütz in Schlachtordnung aufzustellen und damit den Übergang der Reiterei und des Gepäcks über das Gebirge in Richtung Annaberg zu ermöglichen. Die Kaiserlichen konnten zwar den größten Teil des Trosses und der Mannschaft in ihre Gewalt bringen, Piccolomini büßte jedoch erheblich an Ansehen ein.

Der Chronist Leopold erinnert sich an den Juni 1641: „Den 23. (dito) Mai sind 5 Kompagnien von dem Savellischen [und] 3 Kompagnien von dem Baron de Soise [Suys; BW] Regimentern – alle zu Fuß – hie[r]hero kommen. Weil wir hier schon mit der Artillerie belegt gewesen, haben sie ihr Quartier zu Wölsau, Haag und Lorenzreuth[327] genommen. Als [aber] die Artillerie den 24. – wie gehört – auf[ge]brochen und marschiert [ist], sind diese [am] selben Tag stilliegend verblieben und haben von uns, völlig [ver]proviantiert zu werden, ernstlich begehrt; widrigenfalls sieheraufrücken und das Quartier hier suchen und nehmen wollten.

Zur Abwendung dieses bin ich neben anderen in das Quartier zum Kommandanten H[errn] Hauptmann Freiherrn Moßach und Hauptmann Zehntgraf nach Lorenzreuth [und] hab ihnen 1 Kalb, 1 Faß Bier, Weißbrot [und] dazu auch etwas Hafer präsentiert.

Diese Völker – samt dem Troß an die 1000 Köpf[e] stark – sind auch einen Tag still gelegen, [haben] viel[e] Dörfer spoliieret und das Vieh[e] hinweggetrieben. Dasselbe [haben] sie alsbald – in Viertel zerhauen und zerschnitten – mit Haut und Haaren verzehret [oder] mitgenommen. Den Tag hernach [sind] sie auf[ge]brochen und der Artillerie gegen Eger nachgegangen. Obwohl sich der Rumormeister mit seiner Kompagnie bald herbeigefunden [und er auch] etliche Räuber ereilt und gefänglich mit sich geführt [hat], so war doch der Schad[en] bereit[s] geschehen und den armen Leuten damit wenig geholfen“.[328]

Im Juni 1641 kämpfte Suys wenig erfolgreich unter Piccolominis[329] Kommando bei Wolfenbüttel[330] gegen die Schweden. Dort erhielt er einen Armschuss. Das „Theatrum Europaeum“ berichtet über weitere Ereignisse nach der Schlacht bei Wolfenbüttel (20.6.1641): „Der Ertz-Hertzog / und General Piccolomini logirten nicht mehr zu Wolfenbüttel / sondern bey uns haussen im Lager / und kompt gleich jetzo der General-Wachtmeister Sperreuter / thut dem Ertz-Hertzogen Relation / dass er jetzo vor zwey Stunden fünffhundert sommandirte Völcker und Pferd geschlagen und hab seine Reuterey alles nieder gehauen / und keinem Quartier geben / worauff der Ertz-Hertzog ihm dem General-Wachtmeister Sperreuter einen Gnaden-Pfennig verehret hat / der General-Zeugmeister von Duys [Suys; BW] ist durch einen Arm geschossen / jedoch nicht tödlich“.[331] Er wird erst wieder im Herbst bei diplomatischen Verhandlungen zwischen den lüneburgischen Herzögen und dem Kaiser erwähnt.

In diesem Juni 1641 wurde Zwickau von den Kaiserlichen erobert, wie Lehmann berichtet, woran auch Truppen Suys‘ beteiligt waren: „Uber der Schwedenflucht wahr große freude in Böhmen und in Meißen, daß der Churfürst den 27. Martii zue Dresden ein Freudenfest hielte und die stucke ließ losbrennen und praeparatoria machen, die Schweden auß Zwicka zue jagen, Wie den auch von keyßerlichen Sich der Obrist [Friedrich Conrad; BW] Spiegel mit 5 Regiementern, Nicolaischen [Montard de Noyrel; BW] und [Hans Abraham v.; BW] Gersdorfischen trouppen erst darfür geleget, die umb Werda[332] an der Pleiß logirten und Zwicka von ferne blocquirten. Die Schwedische besazung in der Stadt achtete des nichts, sondern fiel den 12. April in Glauche,[333] plünderten des Nachts 3 stunden lang auß und nahmen weg Pferde, viehe, gedreit, Victualien und, was Sie kunten fortbringen, kahmen darmit Sicher den 13. April früe ein. Den 11./12. Maii kam darfür General-Wachmeister Alexander Freyherr von Borri mit etlichen Regiementern zue Roß und Fuß, ein Regiement de Sove [Soye; BW], 1 regiement des Nicolai, 4 Compagnien de [Rudolf; BW] Coloredo, 1 Compagnie des [Maximilian v.; BW] Wallensteins, 1 Compagnie von Borri, 300 Pferde von Buchheim [Puchheim; BW] und Mißlich [Myslík; BW], 300 Trajoner von Gallas und Geleen, 300 Pferde Saxische. Das stellete er nach-Mittag umb 5 Uhr in Bataglia vor Zwicke und schlag das lager an dem ort, wo der Unger vorn jahr gelegen. Des abendts branden die Schweden die Lerchenmühl ab. Mann sahe auch mehr feuer. Den 16. Mai brandte Oberhohndorf[334] ab, am 18. huius halb Planitz;[335] an den tag kahmen 4 halbe Carthaunen an von Dresden mit einer Compagnie Trajoner von Grosenhain.

Den 19. folgten 4 falconen mit 1 Compagnie Pferde von Radeberg,[336] an den tag machten die keyßerlichen 3 schantzen vor der Statt, eine vorn Frauenthor, die andere Osterstein[337] gegenüber, die 3. uff den Holzanger. Den 22. Maji kahmen die 2 Freyfehnlein von Chemnitz und den 25. huius 8 Compagnien von Schleinizischen [Joachim v. Schleinitz; BW] darüber. Den 24. Maji branden die Schweden die Schneide- und Pulvermühle weg und hieben alle beume umb vor der Stadt. Den 1. Junii steckten Sie an die Walck-Mittelmühle und die heußer auf den graben an. So lange aber die Schweden die Schloßmühle, die 9 gänge hat, behielten, kunten Sie der Statt nichts anhaben, welche die belägerer den 2. (12.) Junii mit sturm wegnahmen. Den 28. Maii hatten Sie von Dresden mehr stücke bracht, 2 gantze und 4 halbe Carthaunen, 6 flacianer[338], 3 Feuermorsel, viel Munition; darauß schoßen Sie auf einen tag binnen 4 stunden 232 mahl auf die stadt, daß mans hier allezeit bobern[339] gehöret. Es kahmen auch mehr völcker darfür, Ertzherzogliche, Beyerische und Saxische, von Duc de Savelli und Grafen von Suys, daß Sie vor der stat starck lagen 5000 zue fuß und 3000 zue roß. Die machten 20 000 schantzkorbe und So viel faschinen.[340] Den 6. Junii wurde hefftig geschoßen, 3 Minen gemacht und der Statt so hefftig zuegesezt, daß die Schweden den 7. Junii parlirten, und muste sich die besatzung auf discretion ergeben, des Obristen Johann Beers Reuter absitzen, Standarten, Pferd und Obergewehr zuerücklaßen, des Obristen Hans Heinrich von Schlieben regiement zue fuß aber nur die fehnlein von sich geben, zogen den 9. Junii auß und wurden nach ihrer Armee convoirt: Die Stat aber mit den 2 Freyfehnlein[341] zue fuß untter des Obrist-Leutenandt [Daniel v.; BW] Schliebens (s. o.) commando besezet, und das hauß Wiesenburg[342] ihnen darzue anvertrauet. Zwicke muste den Borri geben 4000 thl., denen Artollerey verwanden 550 thl. vor die glocken“.[343]

Suys war zusammen mit Kaltschmidt und Tattenbach im Dezember 1641 auch an den Verhandlungen in Goslar[344] über einen Frieden mit dem Haus Braunschweig-Lüneburg beteiligt.[345]

Möglicherweise nahm er an dem verlorenen Gefecht Lamboys gegen die Franzosen, Weimarer und Hessen-Kasselischen am 7.1.1642 bei Kempen[346] teil. Der Historiograph Wassenberg erwähnt in seinem 1647 erneut aufgelegten „Florus“ einen Obristen „Grysenweiß“, möglicherweise eine Verballhornung von Grysort-Suys, der dabei in Gefangenschaft geriet.[347]

„Das Regiment Markgraf Caretti zu Fuß erhielt im Januar 1642 sein Standquartier mit sechs Kompagnien in Zeitz[348] und mit vier Kompagnien in Naumburg.[349] Die Städte hatten die Verpflegung, die Dörfer die Fourage zu schaffen, und die monatliche Kontribution wurde für Naumburg mit 393 Talern, für Zeitz mit 606 Talern angesetzt. Am 7. März wurde das ganze Regiment dann in Naumburg zusammengezogen, daß sieben Kompagnien mit dem Stab in die Altstadt, zwei in die Freiheit[350] und eine in die Vorstadt kamen. Am 24. März schrieb der Graf Piccolomini dem Rat, dass er zwei General-Wachtmeister ‚zur Beobachtung des Saalestroms’ eingesetzt habe, in Merseburg[351] den Markgrafen Don Camillo von Gonzaga, in Naumburg den Baron Achilles de Soye. Die Bürgerschaft sollte mit dem Troste vorlieb nehmen, dass ‚der itzige status belli und die Pflicht der Defension’ die starke Besatzung erforderten. Die Kosten werden jetzt für zwei Monate auf 10042 Taler berechnet; dazu kam noch die Lieferung von 654 Fässern Weins. Die Carettischen Musketiere waren als ‚armes, notleidendes Regiment’ berechnet, mit vielen Kranken belastet; aber keine Truppe hat soviel Ärgernis wie diese bundesgenössische den Bürgern geschaffen. Ein dickes Aktenbündel beschäftigt sich mit den Prozeduren des Regimentschefs, des Oberstleutnants Paolo Pestaluzzi. Der Generalfeldzeugmeister de Suys hatte durch Trommelschlag die kaiserliche moderierte Verpflegungsordonnanz ausrufen lassen, aber die Bürger blieben wieder hinter ihren pflichtgemäßen Leistungen zurück, und die Einquartierung übersteigerte die Ansprüche. Es kam zu Auftritten ärgster Zuchtlosigkeit. Pestaluzzi legte dem Oberbürgermeister Dr. Lange Tribuliersoldaten ins Haus, zwanzig Musketiere, vier Tage und Nächte lang. Sie soffen und fraßen und stahlen. Eine protokollarische Aufnahme ergab nachher, dass sie hier Krautfässer, Käsefässer, Molkenfässer zerschlagen, Milchtöpfe, Wasserkannen, Buttergefäße zertrümmert, Leuchter, Betten, Schränke, Stühle, Sessel, Öfen, Backtröge demoliert, Schlösser abgerissen, Käsenäpfe, Tassen, Krüge, Teller, Löffel zerbrochen hatten, und dass sie vierzehn Faß und eine halbe Tonne Bier und ein großes Quantum Branntwein vertrunken und vier Schock Käse, ein Schock Quarkkäse, das gesamte geräucherte Fleisch und die Würste eines ganzen Schweines, dazu alles gekochte Fleisch und schließlich die Häringe aufgegessen hatten.

Pestaluzzi gebot auch seinen Torwachen, keinen Ratsherren oder Doctor aus der Stadt zu lassen, und hielt so die Behörden in Arrest. Der Rat beklagte sich bei dem kaiserlichen Feldzeugmeister Piccolomini und bei dem sächsischen Obersten von Schleinitz. Pestaluzzi verteidigte sich geschickt. Er behauptete, man habe in Naumburg seinem Regimente gerade die Häuser der Allerärmsten angewiesen, die selbst kein Brot hätten, und die Häuser der Ratsherrenclique habe man übergangen. Er habe deshalb aus eigener Macht eine Umgruppierung vorgenommen. … Schleinitz wollte vermitteln. Er schrieb dem Obersten: ‚Ich kann nicht denken, daß ein solch verpflichtetes und vornehmes Kollegium wie der Naumburger Rat etwas Unwahres vorbringt, und ich ermahne Sie wohlwollend und als Freund, sich zu acquiescieren und mit dem Rat zu komportieren, damit die Sache nicht vor den Kurfürsten kommt, denn ich wollte den Herrn Oberstleutnant und einen jeden Kavalier lieber in gutem Renommée bei Seiner Kurfürstlichen Gnaden erhalten als in disgratiam zu bringen helfen’. Pestaluzzi erbot sich, unter körperlichem Eid und mit Hilfe glaubwürdiger Zeugen seine Schuldlosigkeit zu beweisen; ‚ich will’, so schloß er seine Rechtfertigung, ‚Gott weiß, nichts anderes als Fried’ und Einigkeit’. Der Rat seufzte: ‚Wo bleibet die Wahrheit ? Veritas ist geschlagen tot, justitia leidet große Not !’ Endlich nahm sich doch der Kurfürst seiner Stadt an. Pestaluzzi wurde nach dem Hauptquartier in Zeitz beschieden, und hier sollten ihm zwei oder drei Ratspersonen und die klagenden Interessenten gegenübergestellt werden. Es scheint, daß ein billiger Vergleich zustande kam. Aber Pestaluzzi duckte sich keineswegs. Schon vier Tage darauf drohte er, er werde sich nicht an die Verpflegungsorder halten; er verlange die Verpflegung in natura, und ehe er von seiner Prätension und Reputation etwas nachlasse, wolle er von seinem Regiment fort und nach der Türkei reiten. Schließlich erging ein Urteil des kaiserlichen Feldkriegsgerichts auf Grund eines neuen, acht Seiten langen Protokolls. Die Parteien vertrugen sich und bekräftigten dies durch Handschlag. Fast an demselben Tage wurde das Carretische Regiment in Naumburg abgelöst. Eine Abteilung des Piccolomischen Leib-Reiterregiments zog ein. Sie sollten nichts als Dach und Lagerstatt beanspruchen. Aber sie waren nicht minder gewalttätig als die Carettischen“.[352]

Der Chronist Jacob Klingsporn [1601 – 1665] aus Wernigerode[353] berichtet: „Den 1. Martii [1642; BW] ist mein Bruder (Thomas Klingsporn[354]) neben Johann Witten[355] gen Halberstadt[356] gefahren zu dem Kroaten Obersten, H. Nicolas Ritkowitz [Rajkovič; BW], um mit ihm wegen der Stadt und Landes zu verhandeln, weil ihm diese Grafschaft mit assignirt, da es auf 300 Thaler[357] verhandelt worden, wegen der Fütterung und des Hafers ist noch keine Vergleichung geschehen, welches ausgesetzt worden.

Den 6. Martii ist mein Bruder neben Johann Witten wieder gen Halberstadt gefahren und mit dem Obersten vollends wegen der Fütterung, als Hafern, Häu und Stroh gehandelt, da es insgesammt alle 10 Tage für Contribution und Futterasi[358] auf 30 Thaler verhandelt worden für die ganze Grafschaft. Den 15. Martii ist mein Bruder nebst Andreas Heupt[359] und Johann Witten wieder gegen Halberstadt verreiset, woselbst vorigen Tages der Graf de Suys, so in Eimbeck[360] gelegen, mit seinen Völkern ankommen (vorige Nacht hatte er zu Wasserleben[361] Quartir gehabt.

Hat vorgeben, Halberstadt wäre sein Quartir und solle der Kroaten Obrist in sein ihm assignirtes Quartir ziehen. Mein Bruder aber hat gedachten Herrn Grafen zu Gemüthe geführt, daß sie in Wernigerode nicht sicher liegen könnten, für den Schweden und würden sich selbst neben uns ruiniren. Darauf ist es eingestellt worden“.[362]

„Am 11.[3.1642 a. St.; BW] erhielt die Stadt [Saalfeld; BW] eine Order wegen der Völker des Grafen Suy, und darauf ist am 16. März die kaiserlich-suysische Kompanie zu Fuß in der Stadt einquartiert worden. Über ihren Abzug am 21. März war man froh, doch kehrten sie bald wieder zurück. Insgesgeheim wurden diese Soldaten die ‚Portion-Brüder’[363] genannt.

Am 24. März zogen die beiden Obristen Ramstorf [Wolframsdorf; BW] und Krafts [Krafft; BW] mit ihren Regimentern zu Fuß von Rudolstadt[364] herauf und legten sich in die Vorstadt, die ohnedies mit den Suysischen noch beschwert war. Zwei Tage später brachen die beiden Regimenter wieder auf, zogen nach Rudolstadt, erschienen aber nach der Musterung der Suysischen Völker [31. März] am 8. April wieder in Saalfeld und zogen nach 8 Tagen, nachdem sie die Vorstädte und die Gärten ‚ganzlich ruiniret’ hatten, wieder ab. Am ‚24. April, als am Sonntag Misericordias domini, seyn die von der Erfurtischen[365] Guarnison diesen beyden Regimentern zu Rudolstadt eingefallen’.

Teile der Suysischen Truppen scheinen auch in Pößneck[366] gelegen zu haben: Am 2. Mai 1642 wurde ‚ein armer Bauernkerl, so unter Graf Suys ausgerissen[367] war, allhier auf dem Marktplatze gehenkt[368] und am Abend auf dem Gottesacker an der Mauer begraben’ Am 11. Mai begann der gänzliche und endliche Aufbruch des Suysischen Regiments nach Zeitz“.[369]

Suys’ erster erfasster militärischer Einsatz nach seiner Verwundung war jedoch der Versuch, im Mai 1642 dem kaiserlichen Feldherrn Herzog Franz Albrecht von Sachsen-Lauenburg Artillerieverstärkung zuzuführen. Am 22.4.1642 hatte er Piccolomini aus Zeitz[370] geschrieben: Die Armee Franz Albrechts sei ausreichend stark, um in Schlesien und Sachsen dem Gegner Widerstand leisten zu können. Die übrigen Truppen sollten Erfurt erobern und dann an den Rhein abmarschieren, dessen Verteidigung wichtig und an dem die Zahl der Gegner groß sei.[371] Franz Albrecht war zu dieser Zeit in Schlesien militärisch erfolgreich. Er hatte die sächsischen und kaiserlichen Truppen in Schlesien vereinigt, belagerte Görlitz[372] und kämpfte siegreich gegen den finnischen Obristen Stålhanske. Als sich Torstensson mit seinem Heeresteil Schlesien näherte, forderte Franz Albrecht in Wien Verstärkung an. Es soll die Art und Weise gewesen sein, mit der Franz Albrecht in Wien aufgetreten war, die ihn scheitern ließ. Er war ein wenig von seinen militärischen Erfolgen berauscht und überzog seine Forderungen. Weder Bitten noch Drohungen konnten den Kaiser davon überzeugen, das Militärkontingent in Schlesien zu verstärken. Verletzt, enttäuscht und unzufrieden kehrte Franz Albrecht nach Schlesien zurück und musste erleben, wie seine Eroberungen Zug um Zug von den nunmehr vereinten Schweden zurückerobert wurden. Als man endlich in Wien aufwachte und Franz Albrecht 5.000 Soldaten unter Suys – nach einer Mitteilung Piccolominis an Hatzfeldt hatte Suys im Juni seinen Marschbefehl nach Schlesien erhalten[373] – aus Piccolominis Reserven schickte, war es zu spät.

Suys hatte sich am 16./26.6.1642 in Braunschweig aufgehalten, wie Dr. Jordan notiert: „B. Johan Mellinger kompt wieder von Braunschw., that schlechte Relation von seiner Verrichtung. Der Baron Achilles de Soy alda angekommen, wollte mit seinem Regiment, so in Einbeck lag, zum Schrecken in Hildesheim Quartir nehmen“.[374]

Das „Theatrum Europaeum“[375] erläutert die weiteren Truppenzusammenziehungen der Kaiserlichen: „Hierauff hat Hertzog Frantz Albrecht die erst oben gemeldete 9. Regimenter Käis. Succurs bekommen / aber noch eines mehrern auß Böhmen / unter dem General Zeugmeister Comte de Suys, durch den Pilßner Cräiß / vermuthlich über Eger / Beraun[376] und Prag / erwartet / ohne welche nur 6. an der Saal in Thüringen / unter dem General Wachtmeister de Soye bleiben sollen / der Erfurtischen Guarnison / wie auch deren auf dem Schloß Mansfeld ligenden weit außlauffenden Streiffen zu verhüten / von deren Actionen bey Thüringen. Uber diese alle lagen noch 6. Regimenter in Francken / gegen Coburg / unterm Comte de Bruay, die auch alle nach Schlesien gehen solten. Um den 28. Maji brach die Käis. Artogleria unter der Condotta deß Comte de Suys, und dem Carrettischen Regiment zu Fuß / von Zeitz auff / und nahm den Weg durch Anneberg[377] auff Prag / die Hertzog Frantz Albrecht längst gern samt dem Succurs bey sich gesehen hätte.

Die Käis. Maj. waren um diese Zeit samt dem Hn. Ertzhertzogen wieder zu Wien / allda sie den angestellten Processionen beywohnten / und um den 6. Junii kamen 8. Regimenter mit 18. Stücken vor Prag an / nemlich das Speerreuterische / Gallasische / Carettische / Gelenische / Beygottische / Spiegelische / Ramsdorffische [Wolframsdorf; BW] / und deß Nicolai [[Montard de Noyrel ; BW], welche der Comte de Suys, bey deme auch etliche Obriste mit waren / anbrachte“.[378]

Die Schweden überschwemmten ganz Schlesien, erstürmten Groß-Glogau[379] und belagerten Schweidnitz.[380] Franz Albrecht eilte mit Verstärkung aus Breslau[381] zu Hilfe, aber als er Schweidnitz erreichte, musste er erkennen, dass die Schweden einen dichten Belagerungsring um die Stadt gelegt hatten, der eine Hilfe unmöglich machte. Außerdem waren die Schweden auf sein Eintreffen vorbereitet. Sie schnitten ihm sofort den Rückzug ab und bevor er seine Truppen zum Kampf formieren konnte, griff ihn Königsmarck an. Franz Albrecht soll sehr tapfer gekämpft haben. Vier Pferde wurden unter ihm erschossen. Als aber völlig kopflos ein Kürassier-Regiment die Flucht ergriff, war das für seine Soldaten das Zeichen für den allgemeinen Rückzug. Franz Albrecht konnte sie nicht zurückhalten, kämpfte weiter und wurde durch eine Kugel am rechten Arm und am rechten Oberschenkel so schwer verwundet, dass er mit 1200 Mann seines Korps in schwedische Gefangenschaft geriet. Nachdem sich Schweidnitz ergeben hatte, wurde er am 3.6. in die Stadt gebracht und starb dort am 10.6.1642 unter starken Schmerzen an seinen Verletzungen.[382] Nach den Beschwerden von B. I. von Martinitz bei Piccolomini vom 4.6.1642 muss Suys sich in der Gegend von Komotau[383] aufgehalten und es gewagt haben, zweimal durch die Familiengüter der Martinitz zu marschieren. Am 7.6. wandte Suys sich aus Prag an Piccolomini: Gestern habe er nach seiner Ankunft Soye den Marschbefehl nach Eger erteilt, wo er Vorräte finden werde, sowie die Instruktion, wo er zu den Regimentern Goldacker, Johann Jakob Des Fours und Colombo stoßen solle, übergeben.[384]

Nach der Niederlage bei Schweidnitz und den großen Verlusten an Artillerie und Munition existierte praktisch keine kaiserliche Streitmacht mehr. Erzherzog Leopold Wilhelm und Piccolomini versuchten die verstreuten Truppen zu sammeln. In diesem militärischen Vakuum konnten die schwedischen Reitertrupps bis auf vierzig Kilometer vor Wien vorrücken. Aber Torstensson war zu vorsichtig: Statt eines schnellen Sieges hätten ihm auch die Reste der kaiserlichen Armee unter dem fähigen Piccolomini den Rückzug und den Nachschub abschneiden können. So zog er sich mit dem Hauptteil seiner Truppen nach Sachsen zurück, um den schlecht bewaffneten Kurfürsten von Sachsen vor dem Eintreffen möglicher kaiserlicher Verstärkung zu besiegen.

Der Weg nach Sachsen führte über Zittau[385] und Torgau bis vor Leipzig.[386]

„Torstensson beabsichtigte, Leipzig zu belagern. Der Plan war einfach. Der schwedischen Armee mangelte es an Unterhalt, und der würde schwer zu beschaffen sein, wenn das kaiserliche Heer seine Taktik beibehielt, seine schwedischen Gegner auf ihrem Rückzug diskret zu beschatten. In der jetzigen Lage gab es zwei Alternativen. Entweder ließ man zu, daß die Schweden Leipzig einnahmen, und dann würden sie die großen Vorräte der reichen Stadt genießen können. Oder die Kaiserlichen kamen der Stadt zum Entsatz, und dann würde man sie vielleicht in einer Schlacht stellen und schlagen können. Lars Grubbe, ein ziviler Assis-tenzrat bei der Armee bei der Armee, drückte es so aus: »Entweder muß Leipzig in unsere Hand kommen, oder der Feind ist genötigt, eine bataille zu wagen.« (Grubbe, ein Mann in mittleren Jahren, war einer der tüchtigen und eifrigen Beamten, die das Rückgrat des schwedischen Machtapparats bildeten; er hatte als Verbindungsmann in Axel Oxenstiernas Kontakten mit der Regierung zu Hause in Stockholm fungiert; er hatte Banér bei diplomatischen Unterhandlungen mit verschiedenen schwierigen deutschen Fürsten geholfen, er war schwedischer Resident in Hamburg – Adler Salvius war sein Patron und Gönner – und Assessor im Reichsamt für Handel und Schiffahrt gewesen, und während der schweren Krise in der Armee 1641 war er einer von denen, die am aktivsten und geschicktesten zur Abwendung der drohenden Katastrophe beigetragen hatten. Grubbe war jetzt Torstenssons rechte Hand in politischen und diplomatischen Angelegenheiten, aber er wurde gegen seinen Willen aus den militärischen Entscheidungen herausgehalten. Deshalb war er unzufrieden mit seiner Stellung. Als Grubbe die oben zitierten Zeilen schrieb, hatte er nur noch wenige Tage zu leben.)

Leipzigs ausgedehnte Festungswälle wurden nur von rund 200 Mann sowie einer Anzahl von Freiwilligen verteidigt, und deswegen hätte es nicht schwerfallen dürfen, die Stadt im Sturm zu nehmen. Dies aber wollte Torstensson um jeden Preis vermeiden. Sturm bedeutete Plünderung, und er brauchte die Stadt und ihre Vorräte intakt angesichts des kommenden Winters. Deshalb leitete die schwedische Armee eine regelrechte Belagerung der Stadt ein. Es ging schnell. Annäherungsgräben wurden angelegt, sie gingen von einigen der schönen, aber nun im Herbst trockengelegten Brunnen unmittelbar von der Stadt aus und führten bis an die Mauern. Eine Galerie – also der größte Typ eines Minengangs – wurde unter den Wallgraben der Stadt gegraben; Breschbatterien mit schweren Geschützen wurden aufgestellt und begannen, die Mauern unter Feuuer zu nehmen; einige Minen wurden gezündet. Eine der Bastionen der Stadt wurde angegriffen, aber die Sturmkolonne aus Banérs altem blauen Regiment lief in die falsche Richtung, und 60 von ihnen wurden in dem knatternden Kreuzfeuer von musketenbewaffneten Studenten und Bürgern oben auf dem Wall niedergemäht.

Es war offenkundig, daß die Schweden es ernst meinten. Leipzig mußte daher entsetzt werden. Der Oberbefehlshaber des kaiserlichen Heeres, Leopold Wilhelm, ein Bruder Ferdinands III. und deshalb Erzherzog, beriet sich mit seinem Astrologen de Werwe darüber, was die Sterne über die Zukunftsaussichten des schwedischen Heeres zu sagen hatten. Die Aussichten können nicht so glänzend gewesen sein, denn nachdem de Werwe einen kurzen Blick auf sie geworfen hatte, ermunterte er den Erzherzog, eine Schlacht zu wagen. Offenbar war jedoch die Angst des Erzherzogs vor Feldschlachten größer als sein Glaube an die Sterne, denn das kaiserliche Heer näherte sich Leipzig vorsichtig. Das schwedische Heer zog sich daraufhin zurück, in großer Hast und in einer gewissen Unordnung. Gestärkt im Geist ließ Leopold Wilhelm das kaiserliche Heer folgen. Als seine Soldaten am Abend des 22. Oktober [1. November; BW] auf den Feldern vor Leipzig ihre Zelte aufschlugen, waren sie davon überzeugt, daß sie einen angeschlagenen und auf dem Rückzug befindlichen Gegner verfolgten. Ein kleines Stück weiter entfernt lag ein Dorf, dessen Namen einige von ihnen wiedererkannt haben müssen: Breitenfeld.[387] Das war elf Jahre her.

Früh am nächsten Morgen, dem 23. Okober [2. November], drangen sie weiter vor über die wellige Ebene. Als die Truppenkolonnen gegen 7 Uhr auf einen niedrigen Höhenzug gelangten, machten sie überrascht halt. Sie sahen plötzlich die gesamte schwedische Armee, die bis dahin in einer weitläufigen Senke verborgen gewesen war, in voller Schlachtordnung aufgestellt: Flaggen, Rufe, Farben, Trommelwirbel: ein Anblick, ebenso majestätisch wie erschreckend, ebenso schön wie furchtbar. Die Schweden kamen direkt auf sie zu.

Der Rückzug am Vortag war eine Kriegslist Torstenssons, mit der er die Kaiserlichen dazu verleiten wollte, näher heranzukommen. Sobald die Dunkelheit angebrochen war, hatten die schwedischen Truppen halt und kehrt gemacht und sich in Schlachtordnung aufgestellt. Und so standen sie die ganze Nacht hindurch auf den schlammigen Feldern; nur wenige Feuer waren in der Herbstkälte angezündet, um die Position der Armee nicht zu verraten, während die nächtlichen Geräusche der nichtsahnenden kaiserlichen Truppen mit dem Nachtwind zu ihnen hergetragen wurden. Noch vor Anbruch der Morgendämmerung konnten die schwedischen Soldaten hören, wie ihre Gegner aufbrachen. Ein Beteiligter berichtet: Es war Befehl gegeben, daß jeder entschlossen und bereit sein sollte, am nächsten Tag zu kämpfen. Vor der Morgendämmerung wurde in allen Regimentern Andacht gehalten, und Gott der Allmächtige wurde angerufen, uns victoria zu verleihen. Bei Tagesanbruch wurde sogleich reveille, vocetere und Marsch befohlen und der Feldruf »Hilf Jesu dem Heer« ausgegeben, worauf die ganze schwedische Armee sich in voller Schlachtordnung in Bewegung setzte.

Die kaiserlichen Soldaten ihrerseits waren nicht auf Kampf vorbereitet. An die Infanteristen war keine Munition ausgeteilt wor-den, und die Reiterei hatte ihre Pistolen nicht bekommen, die noch auf den Troßwagen lagen. Sie bekamen jedoch einen kurzen Aufschub, bevor die Schweden über ihnen waren, denn die Kaiserlichen hatten sich ein wenig zur Linken der schwedischen Linie offenbart, die nun ein Stück nach dort verschoben werden mußte, bevor der Angriff beginnen konnte. Leopold Wilhelm galoppierte zwischen den Gliedern von Kriegern und Pferden umher, die in größter Hast von Kolonne auf Linie umschwenkten, und ermahnte seine Leute, ihre Pflicht zu tun und tapfer zu kämpfen. Die kaiserliche Artillerie wurde schnell an die Front gerollt. Der Erzherzog hoffte, daß sie die Schweden würde aufhalten können, während seine Truppen sich in Schlachtordnung formierten.

Die kaiserlichen Kanoniere taten etwas Ungewöhnliches. Sie luden ihre Geschütze mit Kettenkugeln. Dieses eigenartige Projektil bestand aus zwei Halbkugeln, die mit einer Kette verbunden waren. Dieser Typ von Kugeln wurde meistens auf See verwendet, um Segel und Takelage zu zerschießen, und hatte schlechte ballistische Eigenschaften. Aber wenn es gelang, mit ihnen zu treffen, konnte die Wirkung grauenvoll sein; die Kette spannte sich und bildete auf diese Weise ein einziges wirbelndes Riesenprojektil.

Diese grotesken Höllenmaschinen kamen nun mit einem Heulen über die Felder geschwirrt und hackten sich durch die aufrechtstehenden Glieder von Pferden und Mannschaften. Eine Kettenkugel schlug direkt in die schwedische Generalität ein. Das Geschoß peitschte durch den Schoßteil von Torstenssons Pelz, tötete sich Pferd, ging durch zwei weitere Pferde hindurch, die zerrissen zusammenbrachen, riß einen Kanzlisten namens Martin Qvast zu Boden und trennte den Assistenzrat Lars Grubbe in der Mitte durch. Einer von denen, deren Pferd die Kettenkugel zerrissen hatte, und der nun blutüberströmt zu Boden taumelte, war ein 19jähriger Jüngling, ein wenig untersetzt, mit vorgeschobener Unterlippe, sinnlichem Mund und langem, schwarzem Haar, das sein Gesicht umrahmte. Sein Name war Karl Gustav, und er war der Sohn von Karls IX. Tochter Katharina und also Vetter von Königin Christina. Er befand sich seit einigen Monaten beim schwedischen Heer, um das Kriegshandwerk von Grund auf zu erlernen. Sein Vater hatte sich der Idee widersetzt, aber der hitzige junge Mann hatte insistiert: »Ich bekenne, daß Gott mir von Natur aus eine lebhafte Begierde gegeben, mein Glück durch das Schwert zu suchen, gleichwie ich auch heiß wünsche, es zu suchen, bis ich es finde«. Dies war seine erste Schlacht, aber es sollten mehr werden, denn er wurde, als seine Zeit kam, König Karl X. Gustav von Schweden.

Die schwedischen Linien rückten trotz allem vor, durch das Chaos von Schreien, Eingeweiden und Körpersäften und Teilen von Fingern und Zähnen und Schenkeln. Es war eine ganz normale Schlacht im 17. Jahrhundert.

Der grellbunte, schwankende Wald von schwedischen Fahnen und Standarten kam dem wirbelnden Rauch immer näher. Schließlich prallten die Heere aufeinander. Die äußere Form war klassisch: zwei parallele Linien, die aufeinander prallen, bis die eine Seite weicht. Keine Finessen, keine Tricks oder smarten Pläne, nur ein unablässiges Morden aus kürzester Distanz, denn, wie der Historiker und Kriegsveteran Julius Mankell geschrieben hat, »nachdem die beiden Heere einmal zusammengestoßen waren, entbrannte der Kampf wie ein Feuerwerk, an dessen Richtung, nachdem es einmal angezündet war, wenig geändert werden konnte«.

Der rechte Flügel der schwedischen Reiterei warf sich auf sein kaiserliches Gegenüber. Die kaiserlichen Reiter waren wie gesagt nicht kampfbereit und nicht einmal ordentlich aufgestellt, bevor die Sturzwelle von Pferdehufen über sie hereinbrach. Mehrere Regimenter warteten den Angriff nicht einmal ab, sondern brachen auseinander und verschwanden in Panik ohne einen Degenhieb nach hinten. Das Kavalleriegefecht war, wie schon so oft, ein Anstürmen gegen eine Mauer, schon der erste Stoß ließ einige Ziegelsteine herausfallen; dann nahmen die schwedischen Reiter einen neuen Anlauf, ordneten ihre Reihen und warfen sich wieder nach vorn; nun bekam die Mauer noch mehr Risse; immer mehr kaiserliche Schwadronen strömten in Auflösung über die herbstlich nassen Felder davon; dann eine Pause und danach ein letzter Ansturm: jetzt brach der kaiserliche Reiterflügel auf dieser Seite zusammen. (Viele Offiziere waren zu diesem Zeitpunkt von speziell eingeteilten Gruppen schwedischer Musketiere niedergeschossen worden, die der eigenen Reiterei Feuerschutz gaben.) Es half nichts, daß Leopold Wilhelm selbst in dieser brüllenden Brandung von Schrecken und Entsetzen umherritt und bat, fluchte und mit seinem Degen fuchtelte. Die Panik war nicht einzudämmen.

Auf der anderen Seite des Schlachtfeldes hatte der linke schwedische Kavallerieflügel nicht den gleichen Erfolg gehabt. Die kaiserliche Reiterei war hier stärker, und der erste Angriff prallte ab. (Dort wurde unter anderem der Befehlshaber des Flügels, Erik Slang, der einarmige Offizier, der Beraun[388] geplündert und später in Neunburg[389] dazu aufgefordert hatte, Steine zu werfen, von einem Pistolenschuß tödlich getroffen.) Unter dem bewölkten Herbsthimmel blieben die beiden Linien erstarrt voreinander stehen.

In der Mitte begegnete sich das Fußvolk beider Seiten. Anfänglich blieb die schwedische Linie stehen, 75-80 Meter von dem scheppernden Gewimmel der feindlichen Piken, Harnische und Musketenmündungen. Hier, in dem rasch dichter werdenden Pulverrauch, kam es zu einem schaurigen Schußwechsel; beide Seiten sprühten Geschosse aus Musketen und Kanonen aufeinander. Auf diese lächerlich kurze Distanz war es schwer, nicht irgend jemanden oder irgend etwas zu treffen in den kompakten, stillstehenden Massen, die durch die Löcher in dem weißen Rauchvorhang zu sehen waren. Menschen fielen die ganze Zeit, allein und in zappelnden Gruppen, von Bündeln heulenden Traubenhagels umgefegt. Die Feldherren fürchteten solche Situationen, in denen die Infanterie in ein langwieriges, blutiges und ergebnisloses Feuergefecht verbissen war. Schließlich war die Munition verschossen – ein Musketier nahm nur zwischen 20 und 30 Schuß Munition mit in den Kampf – , und das pulverrauchgeschwärzte Fußvolk beider Seiten stürzte vorwärts und traf in einem stahlklirrenden Handgemenge aufeinander. Nach einem wechselvollen Nahkampf, bei dem beide Seiten abwechselnd Boden gewannen, wurde das kaiserliche Fußvolk schließlich einige hundert Meter zurückgedrängt in einen kleinen Fichtenwald mit Namen Linkelwald. Dort zwischen den Büschen am Waldrand konnten die Kaiserlichen ihre aufgelösten Linien neu ordnen. Die erschöpfte schwedische Infanterie hielt sich zunächst zurück. Sie begnügte sich damit, ihre Gegner mit Traubenhagel aus den eigenen wie aus eroberten Kanonen zu beschießen.

Währenddessen hatte auch der linke schwedische Kavallerieflügel Erfolg, und der größte Teil der kaiserlichen Reiterei löste sich auf; ein Teil warf die Waffen fort und ergab sich auf Gnade oder Ungnade, die meisten verschwanden spornstreichs, verfolgt von unregelmäßigen Wellen schwedischer Reiterei. Die Verwirrung war nun total. Pferde und Reiter jagten in alle Richtungen durch den stinken Rauch. Weder Torstensson noch dem Erzherzog gelang es, ein paar Schwadronen zu sammeln, um sie in dem chaotischen Infanteriegefecht in der Mitte einzusetzen. Beide waren gleich hilflos. Einer der höchsten Befehlshaber der kaiserlichen Seite, Webel, wurde zweimal hintereinander gefangengenommen und wieder befreit. Der Erzherzog selbst sah sich in dem Rauch plötzlich Auge in Auge einem schwedischen Dragoner gegenüber, der seine Pistole hob und abdrückte. Sie versagte. Leopold Wilhelm konnte im Gewimmel entkommen.

Ein erneuter Angriff des schwedischen Fußvolks ließ die blutbefleckten kaiserlichen Infanteristen im Linkelwald zurückweichen, aber im geschlossenen Glied und in guter Ordnung. Als sie den kleinen Wald durchquert hatten und wieder auf die naßkalte Ebene hinauskamen, begegnete ihnen schwedische Reiterei, die hauend und schießend auf sie eindrang; gleichzeitig folgte schwedisches Fußvolk hinter ihnen durch den Wald. Sie waren gefangen. Sie hatten lange genug gekämpft. Nun warfen sie ihre Musketen fort und gaben auf.

Es war ein vollständiger schwedischer Sieg. Nach nur dreistündigem Kampf war die Reiterei der kaiserlichen Armee dezimiert und in alle Winde zerstreut, ihr Fußvolk entweder abgeschlachtet oder gefangengenommen, ihre gesamte Artillerie – 46 Kanonen und 40 Munitionswagen – mitsamt dem ganzen Troß erobert, dazu die Kriegskasse und die eigene rote Kutsche des Erzherzogs, seine geheime Kanzlei, sein Hofstaat und seine kleine Musikkapelle. Die Schweden steckten wie üblich die meisten Kriegsgefangenen in ihre eigenen Verbände und zählten zufrieden ihre Beute; nur die Hofdiener und das Orchester sandte Torstensson mit einer eleganten Geste zu ihrem Herren nach Prag zurück“.[390]

„Die Schweden verzichteten auf die Verfolgung ihrer geschlagenen Gegner. Die Soldaten waren nach den vielen Eilmärschen und dem ständigen Nächtigen unter dem freien Herbsthimmel am Ende ihrer Kräfte. In der Kriegskasse war auch Ebbe – es herrschte ein solcher Geldmangel, daß Torstensson nicht glaubte, genug zu haben, um all denen, die während der Schlacht feindliche Feldzeichen erobert hatten, die Belohnung zu zahlen, die sie nach altem Brauch erwarten konnten – , und man hatte auch nicht genug Pferde, um alle eroberten Geschütze und Wagen mitnehmen zu können. Außerdem mußte man sich um die eigenen Verwundeten kümmern, es waren rund 2 000 Mann, die in Dörfern und kleinen Ortschaften rund um das Schlachtfeld untergebracht wurden“.[391]

Der Erzherzog selbst entkam nur mit knapper Not und mit Löchern im Pelz der Gefangennahme. Er verlor 5.000 Tote und rund 4.500 Gefangene, die Hälfte seines Heeres. Die Schweden erbeuteten 46 Kanonen, fünfzig Wagen mit Munition und die Kriegskasse Leopolds Wilhelms. Der Erzherzog ließ nach der verlorenen Schlacht Madlo und einige höhere Offiziere, darunter Johann Jakob Des Fours, wegen erwiesener Feigheit köpfen, die Fähnriche, Wachtmeister, Unteroffiziere und jeden zehnten Reiter hängen und die Mannschaft durch Erschießen dezimieren. Anschließend ging er zur Beichte.

Suys, eigentlich zuständig für die Geschütze, der bis zuletzt versucht hatte, den überstürzten Rückzug der Infanterie aufzuhalten, geriet zusammen mit Fernemont in schwedische Kriegsgefangenschaft.[392] Ende November soll er sich allerdings in Hof[393] aufgehalten haben, wie der Chronist Leopold berichtet: „Zu Ende des Monats ist der kaiserliche General Baron des Sois mit 4 geschlagenen Regimentern zu Roß und [zu] Fuß – an die 1500 Mann stark – nach Hof [ge]kommen [und hat] sich mit dem Stab und dem Fußvolk in der Stadt, mit der Reiterei aber draußen in der Altstadt einquartiert. Sie sind über 8 Tage still gelegen, haben großen Schaden getan und viel[e] arme Leute gemacht. Weil sie sehr ausgeritten [sind], haben viel[e] Örter lebendige Salva Guardi[a] von ihnen angenommen, wie wir denn selbst(en) [zusammen] mit Ober Rebitz und Dörfles einen Reiter angenommen [haben]. Als sie aufgebrochen sind, sind sie auf Zwickau zu marschiert“.[394] Suys‘ Regimentsnachfolger wurde Annibale Gonzaga.[395]

Am 22.1.1643 schrieb der Kaiser an seinen Bruder, er wolle Suys gern mit einem eigenen Kommando betrauen, „ewan er lidig sein wirdt, ob wolebn es noch langsam hergehen wirdt, willen der feindt ihm nicht anderst alß umb ein general person will los lassen“.[396]

Am 13.10.1643 informierte Ferdinand III. Gallas, er überweise 6.000 fl. für Suys,[397] der immer noch in Gefangenschaft saß.

Wie Gallas dem Kaiser am 17.6.1644 schrieb, habe Suys in Erfahrung gebracht, es sei der Erzbischof von Bremen von Torstensson ernstlich bedroht.[398] Suys wurde zwei Jahre in Erfurt gefangen gehalten – Gallas hatte am 15.11. noch an Ferdinand III. geschrieben, es sei nicht bekannt, wo die Schweden ihre Gefangenen hielten; der Austausch solle über Nürnberg geschehen[399] – und erst am 28.11.1644, nach Zahlung des Lösegeldes, mit Bezeugung aller Hochachtung von den Schweden wieder freigelassen.

Nach einem Zwischenaufenthalt in Ungarn, wo sein Regiment gegen den Siebenbürger Fürsten Rákóczi kämpfte, begegnete Suys Torstensson erneut in der Schlacht bei Jankau.[400] „Es sah ohne Zweifel so aus, als sollte ein sehr altes Lied wieder einmal von neuem gesungen werden, als Torstenssons Armee Anfang Januar 1645 aufbrach und in langen, gewundenen Kolonnen in Richtung der Gebirgsgegenden an der Grenze zu Böhmen verschwand. Aber es brauchte seine Zeit, die engen, schneegefüllten Pässe zu über-winden – unter anderem mußten die 60 Kanonen des Heeres auf Schlitten gezogen werden – , und da der Winter in diesem Jahr ungewöhnlich mild war und immer wieder Tauwetter einsetzte, ging es noch langsamer voran. Als die schwedischen Truppen Anfang Februar hochwasserführende, treibeisbedeckte Flüsse überquerten und plündernd und brandschatzend in Böhmen einmarschierten, war der Weg von Süden von einer neuen kaiserlichen Armee versperrt.

Torstensson wollte wie gesagt das militärische Vakuum nutzen, das nach der Vernichtung von Gallas‘ Armee entstanden war, aber dazu kam es nicht. Wieder einmal zeigte es sich, wie schwierig, um nicht zu sagen unmöglich es war, größere koordinierte Operationen durchzuführen; denn zur gleichen Zeit, als die Schweden erneut mitten in Deutschland auftauchten, ließ der Druck auf die Kaiserlichen an den anderen Fronten nach. Die Franzosen am Rhein verschwanden brav in den Winterquartieren, und die Transsilvanier ließen sich mit Hilfe großzügiger Zusagen aus Wien für einen guten Frieden zum Stillhalten verleiten. Mit bemerkenswerter Energie hatten die Kaiserlichen erneut eine Armee zusammengebracht: Truppen wurden von den anderen Kriegs- schauplätzen zurückgerufen und neue Verbände aufgestellt. Sie hatte zwar einige Schwächen in bezug auf Waffen und Ausrüs-tung, aber zahlenmäßig war sie Torstenssons Heer überlegen. Den Befehl über die neu aufgestellte Armee führte von Hatzfeld, der, obwohl er bei Wittstock[401] von Banér besiegt worden war, im Vergleich zu Gallas als eine deutliche Verbesserung gelten mußte. Kaiser Ferdinand trieb jedoch seinen neuen General aggressiv an, mischte sich wiederholt übereifrig in seine Operationen ein und drängte ihn energisch, den Schweden in offener Feldschlacht entgegenzutreten. Um den Kampfwillen seines unschlüssigen Feldherrn ein wenig zu stärken, ließ er mitteilen, daß die Jungfrau Maria ihm erschienen sei und ihm den Sieg versprochen habe. Als von Hatzfeld sich trotz dieser himmlischen Garantieerklärung besorgt und zögerlich zeigte, gab Ferdinand ihm den kurzen Befehl: »Kämpfen und siegen !«[402] – – Am 4.3.1645, zwei Tage vor der verhängnisvollen Schlacht bei Jankau, schrieb Walter Leslie an Piccolomini: Seit 14 Tagen manövriere Melchior von Hatzfeldt vor der Front des Gegners, doch sei es zu keinem Treffen gekommen. Torstensson habe geplant, nach Oberösterreich zu ziehen, aber Hatzfeldt konnte es verhindern, hielt ihn stets zur rechten Hand, so dass dem Gegner nichts anderes übrig blieb, als nach Mähren zu marschieren. Einem abgefangenen Brief zufolge forderte Torstensson Rákóczi auf, nach Olmütz[403] zu ziehen, während er selbst der Armee in Böhmen zu schaffen machen wollte. Olmütz sei jedoch so gut versorgt, dass es sinnlos sei, es zu belagern. Der Kommandant von Pilsen, La Corona [van der Croon; BW], habe gemeldet, dass Torstensson die Moldau noch nicht überschritten habe und sich in dem den einflussreichen Eggenberg zugehörigen Mirowitz[404] aufhalte. Der Kaiser habe Hatzfeldt befohlen, eine Schlacht zu suchen, nicht nur aus Gründen des Übergewichts der Kaiserlichen, sondern auch wegen des Kurfürsten von Bayern, der mit Rücksicht auf die Bedrohiung des Reichs durch die Franzosen den Abmarsch seiner Truppen nach Mähren nicht wünsche.[405] – –

So geschah es. Am 24. Februar 1645 prallten die beiden Armeen in einer Schlacht in der hügeligen, waldbedeckten Landschaft bei Jankau, etwa 50 Kilometer südöstlich von Prag, aufeinander. Die Schlacht führte eine neue Wende des Krieges herbei. Am Vorabend der Schlacht war das kaiserliche Heer in einer starken Position entlang einer langgezogenen waldigen Höhe in Stellung gegangen. Die kalte Nachtluft trug sonderbare Geräusche von dem schwedischen Heer auf der anderen Seite des Tals herüber; die kaiserlichen Wachposten hörten Schreie und Lärm und das Polternm von Rädern, und nach Mitternacht hörten sie, wie die Schweden zweimal boute-selle bliesen – das Signal, daß die Reiterei aufsatteln solle. Im feuchtkalten Morgengrauen kurz vor sechs Uhr […] erkannten die kaiserlichen Truppen auf dem rechten Flügel schwedische Soldaten, die sich auf einigen Höhen direkt gegenüber bewegten. Hatzfeld selbst begab sich dorthin, um Ausschau zu halten. Doch alles schien ruhig zu sein, und nach einer Weile ritt er zurück.

Als er zurückkehrte, fand er den gesamten linken Flügel in Bewegung; lange Kolonnen von Pferden und hutgeschmückten Männern wogten durch das waldige und von Hohlwegen zerfurchte Terrain, dem Geräusch von Schüssen entgegen. Es zeigte sich, daß die schwedische Armee im Schutz einer Talsenke einen riskanten Marsch um die linke Flanke der kaiserlichen Armee durchgeführt hatte. Die schwedischen Truppen waren überraschend aus der Senke heraus auf einen wichtigen Hügel auf dieser Flanke, die Kapellenhöhe, gestürmt und hatten eine Abteilung dort postierter Dragoner vertrieben. Lennart Torstensson verabscheute Schlachten und vermied sie, solange es möglich war. Er sagte unter anderem: Nichts ist schwieriger, als eine Schlacht zu riskieren. Man kann sie durch tausend unvorhergesehene Zufälligkeiten verlieren, selbst wenn man gewissenhaft alle Maßnahmen ergriffen hat, die das vollendetste militärische können an die Hand gibt. Aber nun hatte er sich entschieden, einen Überrumpelungsangriff auf Hatzfelds Armee zu riskieren.

Als die kaiserliche Reiterei aus dem Wald herausritt, der der soeben eingenommenen Höhe direkt gegenüberlag, explodierten deren Hänge förmlich von schwedischem Feuer. Die Schweden hatten bereits Artilleriegeschütze auf dem Hügel in Stellung gebracht und schossen direkt hinunter in die dicht geschlossenen Reihen der Reiterei. Diese ritt in einer engen Senke zwischen zwei bewaldeten Hügeln und konnte weder nach den Seiten ausweichen noch zurück, und das Vorankommen wurde durch einen Teich erschwert. Der Hauptteil der kaiserlichen Reiterei stand deshalb in der Senke gefangen. Der Effekt des schwedischen Kanonenfeuers unter diesen dichtgedrängten und schwer beweglichen Kolonnen war furchtbar, und er wurde noch schlimmer, denn immer mehr von Torstenssons Kanonen gingen auf der Kapellenhöhe in Stellung, und immer mehr kaiserliche Reiter drängten von hinten in die Senke nach. Ein Sturm heulender Geschosse pflügte tiefe Furchen durch die von Schrecken gelähmten Scharen und riß Tiere und Menschen zu Boden. Nur einem kleinen Teil der heranreitenden kaiserlichen Kavallerie gelang es, sich an dem Teich vorbeizudrängen und sich zu formieren, der Rest blieb im dichten Gewühl stecken und dem dröhnenden schwedischen Feuer ausgeliefert. Dann griff schwedische Reiterei an und warf nach hartem Kampf die Gegner zurück in den Wald.

Kaiserliches Fußvolk und Artillerie wurden rasch durch die Hügel auf die bedrohte linke Flanke herangeführt. Doch bevor sie eingreifen konnten, stießen sie ohne Vorwarnung mit angreifendem schwedischem Fußvolk zusammen. Die etwas weiter entfernt Stehenden konnten sehen, wie aus den Waldhängen zuerst Pulverdampf, dann kaiserliches Fußvolk und Reiterei quollen. (Ein nach der Skizze eines Augenzeugen angefertigter Kupferstich zeigt ein Gewimmel von Menschen, die mühsam mit den Waffen auf den Schultern laufen, die Flut von Pferden, manche mit Reitern im Sattel, andere ohne.) Zwischen den Bäumen blieben nur Gefallene, Gefangene, neun Geschütze und alle Munitionswagen zurück.

Die Schweden fuhren fort, die kaiserliche Schlachtordnung von der linken Seite her aufzurollen. Die Kaiserlichen schwenkten um und machten Front gegen die Angreifer, doch es half nichts. Die ganze Zeit waren sie der zahlreichen schwedischen Artillerie ausgesetzt, die in mehreren beweglichen Gruppen operierte und sich ständig umgruppierte, von einem erhöhten Punkt zum nächsten, und der es teilweise sogar gelang, das Feuer direkt im Rücken der Kaiserlichen zu eröffnen. Das krachende Feuer der schwedischen Kanonen zwang die aufgelösten kaiserlichen Linien zurück, von Höhe zu Höhe.

Torstensson war ursprünglich Artillerist gewesen, und jetzt gewannen seine Kanonen die Schlacht. Er hatte die von Gustav Adolf einst begonnene Erneuerung dieser Waffengattung weitergeführt. Unter anderem hatte der Feldmarschall auch die schweren Geschütze beweglich gemacht; die Lafetten der Geschütze waren leichter und die Gespanne vergößert worden. Bis vor nicht allzu langer Zeit hatten die Feldherren sich damit begnügt, ihre Geschütze in einer Linie in der Mitte der Schlachtordnung aufzustellen, und dort mußten sie für den Rest der Schlacht stehenbleiben. Der große Nachteil dabei – außer daß sie leicht erobert wurden, wenn der Gegner angriff – war, daß sie häufig gezwungen waren, ihr Feuer einzustellen, weil die eigenen Truppen in ihre Schußbahn gerieten. Sowohl bei sogenannten Kernschüssen als auch bei Visierschüssen zielte man mit dem Geschützrohr in mehr oder weniger waagrechter Position. Ein in dieser Position eingestellter Neunpfünder hatte eine Reichweite von etwas über 350 Metern. Dann schlug die Kugel zum erstenmal auf dem Boden auf, wonach sie regelmäßig einen Sprung machte und noch einmal 350 bis 360 Meter flog, bevor sie kraftlos erneut aufprallte – acht von zehn Kugeln sprangen mindestens dreimal auf. (Der Abprall hing davon ab, ob der Boden eben oder buckelig und uneben war.) Die Kugel flog die ganze Zeit in Mannshöhe. Sie konnte also auf ihrer gesamten Bahn töten und verwunden, und wenn sie im rechten Winkel durch eine dünne Linie von Männern schlug, pflegte sie im Durchschnitt drei Mann zu töten und vier oder fünf zu verwunden, aber es kam auch vor, daß eine einzige Kugel 40 Menschen auf einen Schlag tötete. Menschen und Tiere wurden meistens mit einem hohen und entsetzlichen Reißgeräusch zerfetzt. Es gibt Beschreibungen von Schlachten dieses Typs – wie es aussah, wenn brummende Vollkugeln in die von Pulverdampf eingehüllten und dicht gestaffelten Reihen aufrecht stehender Männer einschlugen: In der Luft über den Verbänden sah man dann eine kleine Kaskade von Waffenteilen, Rucksäcken, Kleidern, abgerissenen Köpfen, Händen, Beinen und schwer identifizierbaren menschlichen Körperteilen. Der tatsächliche Effekt beruhte in hohem Grade auf der Größe der Kugel. Leichte wie schwere Geschütze schossen im großen und ganzen ihre Kugeln mit der gleichen Anfangsgeschwindigkeit ab, etwas unter 500 Meter in der Sekunde, doch je größer die Kugel war – das Kaliber in Pfund bezeichnet das Kugelgewicht – , desto höhere Geschwindigkeit und Durchschlagskraft hatte sie, wenn sie ihr Ziel erreichte: die Beine und Muskeln und Zähne und Augäpfel eines Menschen auf der anderen Seite des Feldes Je schwerer die Kugel, desto größer die Wirkung – einfache Arithmetik. So wird beispielsweise berichtet, daß ein 12-Pfünder mindestens doppelt so effektiv war hinsichtlich der Anzahl Getöteter wie ein 3-Pfünder. Und während die Kugel eines 3-Pfünders in der Praxis nur eine Reichweite von 250 Metern hatte, konnten die Geschosse eines 12-Pfünders bis zu einem halben Kilometer weit reichen, und ein 24-Pfünder konnte gegen Ziele eingesetzt werden, die bis zu 800 Meter entfernt waren. (Dann spielte es natürlich eine wichtige Rolle, auf welche Ziele man schoß. In einer Batterie mit 6-Pfündern, die aus weitester Distanz das Feuer auf einen heranreitenden Reiterverband eröffnete, konnte jedes Geschütz vielleicht 11 Schuß abgeben – sowohl Vollkugeln als auch Schrot -, bevor die Degen der Feinde sie erreichten, ein gesammeltes Feuer, das darin resultiert haben dürfte, daß die Angreifer Verluste von rrund 40 Toten und Verwundeten pro Geschütz hatten. Wenn es sich aber um angreifende Infanterie handelte, konnte jedes Geschütz der Batterie nicht weniger als 36 Schuß abgeben, bevor es zu spät war, was mit einem Verlust auf seiten der Angreifer von bis zu 120 Verwundeten und Toten pro Geschützrohr endete.) Da die überwiegend benutzte Munition Vollkugeln waren, wurden die Schlachtfelder dieser Zeit nicht wie in moderner Zeit von Explosionen und Detonationen erfüllt, sondern von diesen hüpfenden Geschossen, die gerade Schneisen durch Menschenreihen und Vegetation schnitten, beim Aufprall Fontänen von Grasbüscheln und Erdklumpen aufwarfen und sehr charakteristische kleine Furchen in den Boden pflügten. Der große Nachteil dieser flachen, von Aufprall zu Aufprall führenden Flugbahnen war also, daß man gezwungen war, das Feuer in dem Augenblick einzustellen, wenn eigene Truppen in die Schußbahn kamen. Man konnte die Geschützrohre aufrichten, aber so schoß man in der Praxis nicht. Es war unglaublich schwer, mit einem in hohem Bogen abgefeuerten Schuß zu treffen, und wenn die Kugeln aufschlugen, blieb das wichtige Hüpfen fast immer aus. Dies bedeutete, daß die Art, wie Geschütze aufgestellt wurden, um möglichst viel schießen zu können, fast wichtiger war als die Anzahl der Geschütze in einer Armee und deren Kaliber. Vier gut gruppierte Geschütze konnten auf diese Weise mehr wert sein als 40 falsch aufgestellte.

Bei Jankau hatten die Schweden entdeckt, daß das Terrain, das zunächst so schwierig und ungeeignet für einen offenen Kampf zu sein schien, faktisch gewisse Vorteile hatte. Torstenssons Kanoniere, alle Konstapel und die Handlanger, die Wachtmei-ster und die Fähnriche und andere trieben ihre Pferde an und schleppten und schoben ihre Geschütze und Munitionswagen die steilen Hänge hinauf. Es gelang ihnen sogar, einige der großen 24-Pfünder in Stellung zu bringen – diese Kanonen waren so unförmig, daß man die Rohre und die Lafetten einzeln hinter Gespannen von jeweils über 20 Pferden transportieren und sie dann dann an Ort und Stelle zusammensetzen mußte. (Die Schweden hatten allerdings Glück mit dem Wetter: Der Boden war offenbar hart gefroren.) an bestimmten Punkten stellten sie ihre Geschütze in doppelter Linie hintereinander an den Abhängen auf, so daß die hinteren über die Köpfe der vorderen hinwegschießen konnten, und aus ihrer erhöhten Position konnten sie das ganze Schlachtfeld gut überblicken und, was das Wichtigste war, über die eigenen Truppen hinwegschießen. Als die schwedischen Geschütze erst einmal auf die umgebenden Anhöhen geschleppt worden waren, schufen sie unter sich eine bewegliche Walze von aufprallenden, hüpfenden Geschossen, die der kaiserlichen Infanterie und Kavallerie bei ihrem Rückzug gnadenlos folgte, während ihre schwedischen Gegner zu Fuß und zu Pferde ihnen im Nacken saßen. Ein Teil des Resultats ist auf zeitgenössischen Kupferstichen zu sehen: ein Teppich von verzerrten menschlichen Körpern mit von sich gestreckten Gliedern oder ganz ohne Gliedmaßen, Pferdekadaver auf der dünnen Schneedecke, in den abenteuerlichsten Stellungen und Posen – auf der Seite, eingeknickt, auf dem Bauch liegend, und eins auf dem Rücken liegend, mit den abgeknickten Beinen in der Luft wie ein riesiges Insekt.

Am Ende, irgendwann zwischen 1 und 2 Uhr am Nachmittag, verschwanden die Kaiserlichen aus dem Blickfeld. Das Schießen ließ nach und ebbte ab. Torstensson, der sich so weit von seinem schweren Rheumatismus erholt hatte, daß er den Truppen aufs Schlachtfeld hatte folgen können, fand, daß es jetzt genug war. Der Feind war offenbar geschlagen. Die Verfolgung aufzunehmen hätte nur unnötige Opfer gekostet, und man dachte allmählich daran, ein Lager aufzuschlagen. Der schwedische Feldherr wollte jedoch den Rückzug der Kaiserlichen ausspähen, und zusammen mit einer Anteilung Musketiere ritt er auf die Höhe, hinter der die Kaiserlichen verschwunden waren. Als er die Spitze des Hügels erreichte, erlebte er eine unangenehme Überraschung.

Im Verlauf des Tages war es dem unglücklichen Hatzfeld nicht gelungen, seine Truppen und den Gang der Schlacht zu lenken. Wie Torstensson war er nun darauf eingestellt, den Kampf abzubrechen. Sein Plan war, seine Soldaten wieder zu sammeln und sie zu der nahegelegenen Stadt Prag marschieren zu lassen. Als die kaiserlichen Krieger in die Talmulde hinter dem Hügel gekommen waren, waren sie vor dem mörderischen schwedischen Feuer in Sicherheit, und die schlimmste Unruhe hatte sich gelegt. Es gelang den kaiserlichen Offizieren rasch, die Ordnung in den Verbänden wiederherzustellen und diese für den Abmarsch zu ordnen. Es war also kein Heer in völliger Auflösung, das Torstensson in der Talsenke unter sich erblickte, sondern eine Armee in voller Kampfbereitschaft. Doch nun wurde Hatzfeld durch einen Zufall ein weiteres Mal der Kontrolle über das Geschehen beraubt.

Einige kaiserliche Verbände, die schwedische Musketiere auf der Höhe auftauchen sahen, gingen aus eigenem Antrieb zum Angriff über, den bewaldeten Abhang hinauf, kampflustige Reiterei folgte ihnen, und Hatzfeld sah keine andere Möglichkeit, als die übrigen Einheiten zu ihrer Unterstützung vorrücken zu lassen. Dieser spontan vorgetragene Gegenangriff war überraschend erfolgreich. Das kaiserliche Fußvolk bestätigte seinen guten Ruf, griff »in großer Furie« an, warf die schwedischen Musketiere zurück und eroberte zehn leichte Geschütze. Torstensson selbst mußte sich schnell in Sicherheit bringen. Die Schlacht begann von neuem. Die Angreifer drangen weiter durch das unwegsame Terrain vor, überraschten einige schwedische Verbände, die sich nach den vorausgegangenen Kämpfen noch nicht wieder gesammelt hatten, und warfen sich auf sie. Das kurländische Regiment des Pfalzgrafen Karl Gustav gehörte zu denen, die hier überrumpelt wurden – als die Schlacht vorüber war, waren alle Offiziere des Regiments entweder tot oder verwundet. Der einzige, der noch aufrecht stand, war Karl Gustav selbst, der jedoch ein Einschußloch im Hut, eins im Mantel und eins in seinem Hemd hatte, während eine vierte Kugel eine Haarlocke an seiner Schläfe abgetrennt hatte. Eine große Abteilung der angreifenden Reiterei schwenkte hinüber auf die Flanke und in den Rücken des schwedischen Heeres, stieß aber auf ihrem Ritt durch Talsenken und Wäldchen auf den schwach gesicherten schwedischen Troß. Dieser Versuchung erlagen die kaiserlichen Reiter. Sie vergaßen plötzlich die Schlacht und warfen sich stattdessen über die zusammengedrängte Masse von Fahrzeugen. Kupferstiche zeigen Reihen von Reitern, die mit Pistolen in einen Wirrwarr von Wagen und Karretten schießen – ein Teil angespannt, andere verlassen – , und Menschen, die in Panik in das nahegelegene Dickicht fliehen. Hier veranstalteten die Angreifer sogleich ein föhliches Plünderungsfest, brachen Truhen und Kisten auf, stahlen Gestohlenes und nahmen eine Anzahl von Offiziersfrauen gefangen, unter anderem Torstenssons Gemahlin Beata De la Gardie.

Während sich die Gefahr für die Flanke und den Rücken der schwedischen Armee auf diese Weise wie durch ein Wunder in Luft auflöste, erhielten Torstenssons Verbände eine Atempause, um sich zu ordnen und zum Gegenangriff überzugehen. Der harte Kampf tobte zwischen brennenden Häusern, hügelauf und hügelab, über Felder und Zäune, an vereisten Wasserläufen entlang, durch rauhreifweiße Wäldchen und Dickichte. Die kaiserlichen Reitereiregimenter wurden zunächst zurückgeworfen, dann zum Zurückweichen gezwungen und schließlich in die Flucht geschlagen. Kurz nach 3 Uhr am Nachmittag war nur noch Hatzfelds Fußvolck auf dem Schlachtfeld, und der kaiserliche Befehlshaber war zu seiner eigenen Sicherheit gezwungen, zu ihnen zu reiten, als sie zusammengedrängt auf einer waldigen Anhöhe standen. Dort hielten sie eine Zeitlang stand, obwohl sie keine Unterstützung durch ihre Reiterei und eigene Kanonen hatten und obwohl schwedische Infanterie, Kavallerie und Artillerie sich in einer halbkreisförmigen tödlichen Umklammerung um sie schlossen. Doch dann brachen auch diese Verbände im Kreuzfeuer auseinander und strömten durch den Wald zurück, ohne sich um Rufe und Ermahnungen ihrer Offiziere zu kümmern. Torstenssons Männer stürmten in der Kälte hinterher. Hatzfeld selbst ritt mit im Strom der Fliehenden, doch sein Pferd war erschöpft, und in dem pulverrauchvernebelten Durcheinander zwischen den Bäumen wurde er von zwei schwedischen Korporalen mit gezückten Pistolen eingeholt, die ihn gefangennahmen, als er gerade auf einem schmalen Waldpfad verschwinden wollte. Sie raubten ihm hundert Dukaten und führten ihn durch die Reihen der pulverstaubgeschwärzten Männer vorbei an der erstarrenden Woge zerschossener Körper und auf einen Hügel, wo er zu Torstensson geführt wurde. Beide zogen höflich den Hut und reichten sich die Hand.

Die Schlacht war zu Ende. Torstensson war sehr zufrieden mit seinen Männern, die, wie er sagte, »wie Löwen gekämpft« hatten. Seine Löwen waren jedoch rund 16 Stunden ohne Unterbrechung auf dem Marsch und in der Schlacht gewesen und erschöpft, so daß eine weitere Verfolgung nicht stattfand. Nicht, daß es einer solchen dringend bedurft hätte. Oft erlitt eine aus der Schlacht fliehende Armee während des Rückzugs mindestens ebenso hohe Verluste wie in der Schlacht. Das war der große Augenblick der leichten Reiterei. Sie konnte ohne größere Anstrengung die angstgetrieben, ermatteten und verwirrten Menschen niederreiten, die verzweifelt versuchten, den grausigen Schreckensbildern der Schlacht zu entkommen. Daher hatte die Verliererseite in einer Schlacht stets höhere Verluste als der Sieger. Gegen 5 Uhr am Nachmittag des 24. Juni [?] gab es jedoch bei Jankau nicht mehr viel zu verfolgen. Die Feldkanzlei, die ganze Artillerie und die gesamte Munition war den Schweden in die Hände gefallen. Scharen kaiserlicher Gefangener wurden zusammengetrieben – außer dem Befehlshaber Hatzfeld selbst noch 5 weitere Generale, 7 Obersten, 14 Oberstleutnants und mehr als 4 000 Soldaten und Unteroffiziere – , und überall lagen Leichen, die aber schwer zu zählen waren, weil sie, wie Torstensson später in einem Brief an Königin Christina schrieb, »im Wald und in den Felsklippen verstreut« lagen, doch er schätzte ihre Zahl auf rund 4 000. Als die kaiserlichen Überlebenden eine Woche nach der Schlacht zur Musterung auf dem Weißen Berg vor Prag aufgestellt wurden, zählte man nur 2 697 Mann – die Offiziere eingeschlossen – , und sie kamen aus 36 verschiedenen Regimentern. Im Durchschnitt waren also von jedem Verband nur 75 Mann übriggeblieben. Noch eine kaiserliche Armee war untergegangen.

Die Bedeutung des Massakers bei Jankau ist kaum zu überschätzen. Der Krieg hatte zahlreiche Schlachten gesehen, die eben-so blutig wie belanglos waren, doch das gilt nicht für dieses Treffen südlich von Prag. Dies war eins der bedeutendsten – wenn nicht das bedeutendste – Treffen bis zu diesem Zeitpunkt, und es war zweifellos der wichtigste Sieg der Schweden seit Breitenfeld im Jahr 1631. Für die Kaiserlichen war es eine furchtbare Katastrophe, vergleichbar der Niederlage der Spanier bei Rocroi[406] zwei Jahre zuvor. In jener Schlacht wurde der spanischen Armee das Rückgrat gebrochen. Bei Jankau erlittt die kaiserliche Streitmacht das gleiche Schicksal,[407] unter anderem, weil die berühmte bayerische Reiterei zerschlagen wurde – die Streitkräfte der Bayern waren, wie schon gesagt, der harte Kern in Kaiser Ferdinands Armee, und sie waren zudem nur über den Winter ausgeliehen und wurden am Rhein gebraucht, wenn die Franzosen zum Frühjahr hin wieder munter zu werden begannen“.[408]

Eine zeitgenössische Quelle berichtet: „Indem die Schwedische Armee, wie oben gedacht, ihren Zug über Pilsen, Horarziowitz[409] und Strakonitz[410] gegen die Muldau fortsetzte, gieng der General Hatzfeld selbiger stets zur Seite, bis beyde Theile ohnweit Janckow nahe zusammen geriethen und nur durch einen Berg abgesondert wurden. Den 24. Februarii rückte der Kayserliche lincke Flügel unter dem Feld=Marschall Götz[411] so weit hervor, daß er wegen unbequemer Gegend nicht wieder zurücke konte, daher es zu einem harten Gefecht kam, worin der Feld-Marschall selbst auf dem Platz blieb, und sein Volck mit grossem Verlust den Kürtzern zog. Der Kayserliche rechte Flügel that zwar sein äusserstes, die Sachen wieder herzustellen; weil aber Torstenson selbigem von einer Höhe mit dem Geschütz hefftig zusetzen, und zugleich die Kayserlichen von der Reuterey und dem Fuß-Volck angreiffen ließ, wandten sich diese gegen einen Paß, liessen aber, zu Bedeckung dieses Rückzugs, einen bewachsenen Hügel mit Musquetiers besetzt. Als Torstenson zu Vertreibung derselben einiges Fuß-Volck mit 10. Regiments-Stücken vorausgehen lassen, fand selbiges die Kayserliche Armee hinter dem Berge in Schlacht=Ordnung, und ward mit Verlust gedachter stücke zurück geschlagen. Nunmehr führte Torstenson alle sein Fuß-Volck herbey, worauf das Treffen erst recht angieng, und etliche Regimenter auf dem Schwedischen rechten Flügel ziemlich noth litten, und ein Theil der Kayserlichen Reuterey die Schwedische Bagage zu plündern begonte. Es wurde lang mit abwechselndem Glück gefochten, da aber der schwedische General=Major Douglas mit 3. Escadrons eine Kayserliche Brigade, so den Ihrigen lang zum Schutz gedienet, angreiffen und meistens niederhauen ließ, gerieth der Kayserliche rechte Flügel in völlige Unordnung, und 5. Kayserliche Escadrons, so von der Plünderung der Schwedischen Bagage zurücke kamen, wurden so übel empfangen, daß die meisten todt blieben oder sich ergeben mußten. Solchergestalt erhielten die Schwedischen einen vollkommenen Sieg, nachdem sie 3. bis 4000. Kayserliche erleget und über 4000. gefangen bekommen. Unter den letztern befanden sich der Feld-Marschall Hatzfeld, die Feld-Marschall-Lieutenants, Mercy und Bruay, die General-Wachtmeisters, Zaradetzky [Zahrádecký; BW], Don Felix [de Zuñiga; BW] und Trautitsch, 7. Obersten, 9. Oberst-Lieutenants, 163. Ober- und über 100. Unter-Officiers, nebst 21 Trompetern und Pauckern. Von den Todten waren der Feld-Marschall Götz, der Oberste Graf Waldeck und einige Oberst-Lieutenants die vornehmnsten. Die Beute bestund aus 45. Standarten, 32.  Fähnlein, 26. Stücken und allen Munitions-Wagen; die Bagage aber war theils in Tabor geblieben, theils in Budweis gelassen worden“.[412] Bereits gerettete kaiserliche Soldaten waren wegen ihres Leichtsinns überfallen und getötet worden.[413]

„Die Schlacht markierte ein Ende der anscheinend endlosen Reihe militärischer Pattsituationen. Alle begriffen verwundert, daß der Krieg einen endgültigen Wendepunkt erreicht hatte. Die Menschen im kaiserlichen und katholischen Lager wurden von Schreckensvisionen befallen. Man sah im Geiste vor sich, wie Torstenssons Heer sich mit den Streitkräften der Transsilvanier vereinigte und Österreich überschwemmte. Es gingen Gerüchte über eine bevorstehende Allianz zwischen Schweden, den Niederlanden und England um, und der päpstliche Nuntius Chigi in Osnabrück[414] schrieb entsetzt: »Wenn Frankreich nicht zur rechten Zeit all den Siegen der Schweden eine Grenze setzt, wird es eine große Plage über sich und die katholische Religion bringen, die später nie wieder zu beheben sein wird«, und er meinte, daß hier, wenn es ganz schlimm komme, »der vollständige Untergang des Katholizismus« drohe.

Der Weg nach Wien lag offen, weit offen. Außer einigen wenigen zu Regimentern umgeschminkte Räuberbanden hatte der Kaiser der schwedischen Armee keine beweglichen Truppen mehr entgegenzusetzen. In den kaiserlichen Erblanden breitete sich Panik aus. Die Bauern flohen in die Wälder, um sich und ihre Habe vor schwedischen wie vor kaiserlichen Streitkräften in Sicherheit zu bringen. Straßen und Pfade waren überfüllt mit Kolonnen verängstigter Flüchtlinge, die in den befestigten Städten Schutz suchten. – – Wassenberg schreibt dazu: „Hierüber ist auß Mähren vnd Oesterreich / jenseits der Donaw / von allen Orten / sonderlich Brin[415] / vnd Nicklasburg[416] / grosses Flüchten vnd Flehen in die Keys. Sitz Statt Wien gewesen / massen dann die gantze Mährische Landtafel / nebẽ den Fürsten vnd Graffen von Lichten- vnd Ditrichstein / sich dahin erhoben. Sie haben auch die Landsassen vnd Inwohner disseits der Donaw angefangen häuffig zu fliehen / vnd ihr bestes in die Statt Wien zu verschaffen; vornemblich daher / weil in 4700 Reutter von vnterschiedlich geschlagenen Kriegeszunfftern über der Donaw in die Ruhörter geleget worden.

Wie der Graff von Wallenstein [Ladislaw Burian v. Waldstein; BW] deß vnglücklichen Treffens Nachricht erlanget / hat er in schneller Eil die Einsperrung vor Olmütz auffgehoben / vnd mit seinen Völckern beyzeit auff Brin zurück gewichen / worauff die Schwedische Besatzung alsobald auß der Statt gefallen / alle gemachte Aussenwercke vnd Schantzen geschleiffet / auch den Ort von 4000. Pferden auffs newe mit Lebensmitteln versorget“.[417] – –

Kaiser Ferdinand verließ am Nachmittag des 26. Februar [a. St.] seine Residenzstadt Prag, nur gefolgt von einigen wenigen Dienern. Die Flucht war so überstürzt, daß die Menschen sie mit der des unglücklichen Winterkönigs Friedrich V. nach dem Debakel am Weißen Berge im Jahr 1620 verglichen. In Wien angelangt,[418] hielt er ein, doch schätzte er die Gefahr für die Stadt als so bedrohlich ein, daß er sofort seine Kinder und seine Stiefmutter nach Graz[419] (also hinunter an die Grenze des Osmanischen Reiches) schickte und seine Schatzkammer evakuieren ließ. Die Furcht war begründet, denn Wien verfügte weder über die militärischen Machtmittel noch über die Vorräte an Lebensmitteln, um einer Belagerung standzuhalten. Auch ein Teil der katholischen Bevölkerung der Stadt floh nach Süden, während die wenigen zurückbleibenden Protestanten in Erwartung ihrer Befreiung in offenen Jubel ausbrachen. – – Wassenberg schreibt im „Florus“ über den weiteren Vorstoß der Schweden: „Darauf ist die Schwedische Heersmacht von der Wahlstatt bey Janckaw / nach Begrabung der Toden / gehaltenem Danckfest / vnd lösung der Stücke / auffgebrochen / von welcher der Feld-Marschall Torstensohn etl. Reg. nach Newhauß[420] gehen lassen / er selbsten aber mit dem hellen hauffen auff Iglaw[421] in Mähren gezogen / welches beschossen / vnd also bald mit Vergleich übergangen.

Ledetsch[422] vnd Teutschenbrod[423] / so Pässe / vermeinte jetzgedachter Schwedischer Feld-Obrister besetzt zu hinterlassen: weiln aber das Schloß Ledetsch sich gewährt / ist es abgebrant / vnnd nachmals Teutschenbrod außgeplündert worden. Ingleichem / als man die Statt Newhauß vmb 25000. Reichsthaler gelöset / haben darnach etliche Regimenter auch Pilgram[424] außgeplündert vnd verlassen“.[425] – –

Die schwedische Armee befand sich nach einer kurzen Ruhepause auf dem Marsch nach Wien. Es ging nicht blitzschnell, denn das Heer war von der Schlacht und den langen Märschen mitgenommen; die Pferde der Kavallerie waren derart ausgemergelt, daß sie kaum ihre Sättel tragen konnten und von ihren Reitern geführt werden mußten. Das Vorrücken wurde auch dadurch erschwert, daß die strenge Winterkälte allmählich nachließ und in frühlingshaftes Tauwetter überging, das die Wege aufweichte und nahezu unbegehbar machte. Trotzdem erreichten die Truppen Mitte März die Donau. Nun mußte man nur noch die direkte Verbindung zu der transsilvanischen Armee herstellen, die sich irgendwo im Osten befand. – – Bei Wassenberg heißt es weiter: „Nach dem Torstensohnisch. Aufbruch von Jglaw so dẽ 9. 19. Mart. 1645. geschehen / (welcher Ort von den Schwedischen mit List erobert / vnd über 2000. Pferd / vnnd vor etlich 1000. Reichsthaler Tuch darinnen bekommen / die Stadt auff 60000. Reichsthaler gebrãdschätzet / viel vornehme Herren darinnen gefangen) als zuvor etliche 1000. Wägen mit Proviant darauß nach Olmütz geführt / die Statt mit 2. Regimentern zu Roß vnd 2. zu Fuß besetzet / alle gefangene Keys. Generalen vnd Obristen / sampt 40. Stück darinnen gelassen vnd die Vorstatt geschleift / ist der Zug weiters auf Znaimb[426] vnd so ferners nach der Donaw gerichtet worden / da dann vnter wegens die Schwedische den 15. 25. dito ein grossen theil Keyserischer Bagagy mit sehr vielem Troß / vnd etlichen Estandarden erobert.

Darauff Herr General Torstensohn alsobald Crembs[427] vnd Stein[428] zu belägern angefangen[429] / auch durch gebrauchten Gewalt es dain gebracht / daß dieses den 16. 26. Martii mit Sturm erobert / vnd was in Gewähr befunden / mehrentheils nidergemacht / Crembs aber / darin Obrister Ranfft mit 300. Mann sich befunden / durch Canoniren vnd andern Kriegs-Ceremonien  dahin getrieben worden / sich zu übergeben / als aber in wehrendem Accord / von einem trunckenen Bawren / vngefähr ein Schuß geschehen / seynd dier Schwedische mit gewalt in die Statt geruckt / den Obristen Ranfften / neben andern Officirern gefangen genommen / vnd naher Iglaw geschickt / die gemeine Knecht aber alle vntergesteckt“.[430] Noch am 1.4. schrieb Gallas an Piccolomini: Der Gegner sei bis Krems vorgerückt, seine Angriffe auf die Stadt seien jedoch erfolglos geblieben. Er selbst werde am folgenden Tage fast das ganze Militär aus Böhmen als Hilfstruppen abführen.[431] – –

Mehrere kleinere Orte wurden gestürmt und eingenommen. Unter anderem wurde die kleine Stadt Stein bei Krems angegriffen, wo ein Hauptmann, hundert kaiserliche Soldaten und die bewaffnete Bürgerschaft der Stadt verzweifelten Widerstand leisteten. Alle, die man bewaffnet antraf, wurden niedergemacht. Das Brandschatzen und Plündern ging im altbekannten Stil weiter. Ein bedrückter Gutsverwalter schrieb am 16. März an seinen geflüchteten Herrn, den Grafen von Harrach, und berichtete, daß die Güter »5 bis 6 Tage ohne Unterbrechung von schwedischen Truppen, die nicht einmal die Bienenstöcke in Ruhe gelassen hatten, geplündert worden seien. Selbst sei er in den Wald geflohen: Ich habe tüchtig gefastet, denn in dieser Woche habe ich nur von einigen Stücken Brot gelebt und meinen Durst mit geschmolzenem Schnee gestillt. Ein schwedischer Offizier gab Befehl, in den Wäldern nach mir zu suchen, wo ich von Musketieren auf der einen und von Reiterei auf der anderen Seite verfolgt wurde. Alle, die sie fingen, schlugen sie, und wer zu fliehen versuchte, wurde getötet. Alexander, der bei mir war, wurde von zwei Kugeln getroffen, und einen ganzen Tag mußte ich zusammengekauert auf der Erde liegen und wagte nicht, die kleinste Bewegung zu machen. Bisher hat es dem Herrgott gefallen, mich zu bewahren, und in diesen sechs Tagen habe ich Anlaß, Gott besonders dankbar zu seinen. Meinem kleinen Jan rissen sie die Mütze vom Kopf und zerschnitten seine Hosen, um nach Geld zu suchen« „.[432]

Das weitere Vorrücken der Schweden nach Süden beschrieb eine zeitgenössische Quelle: „Indem sich der Schwedische General Wittenberg am 3. Mertz mit etlichen Regimentern gegen Iglau zog, und nach erfolgter Übergabe etliche dahin geflohene Officiers gefangen bekam, eroberte der General-Major Duglas das feste Haus Liebnitz,[433] und die gantze Armee brach den 9. auf nach Znaim,[434] welche Stadt sich auf Discretion ergab. Mittlerweile ging Duglas mit etlichen Regimentern an der Donau hinab, auf welchem Zug ihm bey Dürrenstein[435] viele Kayserliche Bagage, so von Tabor kam, in die Hände fiel. Torstenson legte sich vor Stein, und eroberte den Ort mit Sturm; hierbey wurde alles, was man in der ersten Hitze vor sich fand, niedergemacht und die Stadt geplündert. Hiernächst brauchte er vor Crems mit Schiessen solchen Ernst, daß der Commandant, Oberste Ranfft, nach gelegter Bresche sich ergeben und die Besatzung unterstellen mußte. Inzwischen solte der Schwedische General-Quartiermeister, Cunrad [Conrad; BW], auf Ersuchen des Feld-Marschalls Enckenvort, für dessen Schwieger-Vaters des Grafen von Werdenberg [Verdenberg; BW], Güter eine Salvegarde stellen; da er aber vor das Gräfliche Haus Graveneck[436] gekommen war, begehrte der allda liegende Capitain-Lieutenant von keiner Übergabe zu hören; und als man ihn nochmahls durch einen Trommelschläger aufforderte, gab er nicht nur die spöttische Antwort: Die Schweden müßten treflich hungerig seyn, daß sie einen solchen Ort in so kurtzer Zeit zu gewinnen dächten, Rebhüner fienge man wohl, aber nicht solche Häuser; sondern schickte auch zwey lebendige Rebhüner, denen er die Flügel abgehauen samt einen Krug mit Wein und einem Glase, daraus man nicht trincken konte, heraus. Da man hierauf 2. halbe Cartaunen herbey gebracht und ihm nochmahls einen Accord angeboten, rufte er herab: Die Schweden müßten über alle Maßen hungerig seyn, daß sie die Rebhüner schon aufgefressen, sie solten sich gedulden, bis die Haasen jung wären, er wolte ihnen so dann auch dergleichen schicken. Man brauchte also den Ernst, und der höhnische Commandant bekam selbst einen Schuß durch die Schulter, welcher ihn so kleinmüthig machte, daß er um Accord bat. Da er  nun herunter kam, hielt man ihm seine schimpfliche Reden vor, und befahl ihm, sich zum Tode zu bereiten, worauf ihn 2. Sergeanten mit kurzem Gewehr niederstiessen, sein Cörper aber des andern Tags vor dem Thor aufgehencket ward“.[437]

„In den letzten Märztagen stand Torstenssons Heer vor der Wolfsschanze,[438] der kleinen Befestigung bei Stammersdorf,[439] die die lange Brücke über die Donau schützte, und in Wien konnte die Bevölkerung das dumpfe Dröhnen der schwedischen Kanonen hören“.[440] „Man kann sagen, daß das Osmanische Reich im voraufgegangenen Frühjahr Wien davor bewahrt hatte, in schwedische Hände zu fallen. Alles hatte ja so vielversprechend ausgesehen. In der Nacht auf den 30. März 1645 hatten die Kaiserlichen die Wolfsschanze bei Wien geräumt, die Brücke in Brand gesteckt und sich über den Fluß zurückgezogen. Nun brauchten die Schweden nur noch die Donau zu überqueren und auf die Stadt vorzurücken. In genau diesem Moment begann Torstensson zu zögern. Es sieht so aus, als habe er sowohl gegen seine Gewohnheit als auch gegen seine Natur die Nerven verloren. Die schwedische Armee war nach dem Winterfeldzug und der blutigen Schlacht bei Jankau geschwächt, und als ihr Befehlshaber über den Fluß zu den Vororten Wiens hinüberblickte, glaubte er, daß dieser Brocken eine Spur zu groß sei, als daß seine 16 000 Krieger ihn schlucken könnten. Deshalb beschloß er, den Angriff eine Weile aufzuschieben und auf die transsilvanische Armee zu warten. Verschiedenen Berichten zufolge konnte dies nicht allzulange dauern.

Doch die Zeit verging. Und niemand kam. Und während die Frühlingswochen verrannen, sahen sich die Schweden gezwungen, Maßnahmen zu ergreifen, um ihre Basis und den Unterhalt zu verbessern, was man zuvor als zweitrangig erachtet hatte – Wien konnte ja jeden Augenblick fallen, und dann würde der Krieg zu Ende sein. Das Heer zog durchs Land und brandschatzte Städte, Märkte und kirchliche Institutionen mit der gewohnten Rücksichtslosigkeit“.[441] – – Wassenberg fährt fort: „Nach Einnehmen Crembs / haben sie auch am 29. Martii 8. April Cornewburg[442] erobert / darinnen bey 5000. Muth Getreidts / 20000 Eimer Weins / vnd vor 60000. Gülden Saltz / auch 22. Stück Geschütz gefunden / vnnd von der Statt 12000 Reichsthaler gefordert worden.

Hierauff ist die Wolffs Brücken Schantz nach vielem Schiessen vnd Approchirẽ den 31. Mart. 10. Aprilis von den Keyserischen verlassen / vnd von den Schwedischen bezogen worden. Bey so gestalten Sachen war groß Schrecken vnd Flehen in Mähren vnd Oesterreich fürnemblich nach der Kaiserlichẽ Residentz-Statt Wien / die Verwittibte Keyserin ist mit der Keyserlichen jungen Herrschafft / vnd 500. wolbeladenen Wägen nach Grätz in Stewermarck / viele andere vornehme Herren aber vnd Geistliche seynd theils nach Venedig vnd Saltzburg gewichen. Da nun durch stätigs Anmarchiren der Schwedischen Armee / Wien gleichsam blocquirt worden / als hat man daselbst die Bürger / Studenten / handwercksgesellen in etlich 100. starck gemustert vnd bewährt / etliche newe Werck gemacht / das Geschütz auff die Pasteyen geführt / auch der Graff von Buchheim [Puchheim; BW] mit 4000. Mann vmb Wien herumb logirt / vnd in allem gute Vorsehung gethan worden“.[443] – –

In der bereits zitierten zeitgenössischen Quelle, die auch Wassenberg benutzt zu haben scheint, heißt es weiter: „Den 26. Mertz rückte Torstenson vor Corneuburg; weil aber der allda liegende Oberste sich in Güte ergab, ließ man ihn mit der Besatzung abziehen. Hierauf galt es, die Schanze vor der Wiener Brücke, welche, weil die Kayserlichen solche verlassen und die Brücke hinter sich abgebrannt, ohne Mühe mit 200 Mann besetzet und mit einer starken Brustwehr versehen wurde. Den 27. Mertz zogen die Schweden vor das Schloß Ravensburg,[444] und kamen in der Nacht mit den Approschen unter die Festungs-Wercke; daher der Commandant, Oberst Vetter, ob er gleich den Flecken abgebrannt, sich auf Discretion ergeben mußte.

Das Flüchten aus Mähren und Oesterreich war sehr groß, sonderlich aus Brünn und Niclasburg, wie sich dann die gantze Mährische Land-Tafel dahin gewendet. Die Furcht nahm noch mehr überhand, weil bey 400 Reuter von den geschlagenen Kaiserlichen Regimentern einen Flecken und Dorff nach dem anderen ausplünderten und gar einige Oerter in die Asche legten. Um den 1. April brachte man die entseelte Cörper des Feld-Marschalls Götze, Generals von Bruay, Obersten von Waldeck, und des jungen Piccolomini [Guiseppe; BW] nach Prag, allwo der erste bey St. Emaus, der zweyte aber balsamirt bey den Capucinern niedergesetzt wurde. Hiernächst verglich man sich durch den General-Auditor Groß [Heinrich Graß; BW] mit dem Schwedischen General Torstenson dahin, daß alle gefangene Generals, Obersten und andere Officirers, gegen baare Erlegung 120000. Rthlr. ihre Freyheit erhalten solten. Indem die Kayserlichen sich in Böhmen, durch Veranstaltung des Generals Gallas, zu verstärcken suchten, und Ertz-Herzog Leopold Wilhelm in Oesterreich mit Kriegs-Rüstung beschäfftiget war, ließ Torstenson seine Bemühungen seyn, sich in den Kayserlichen Erb-Landen immer fester zu setzen. Wie er Dürnstein mit Sturm erobert, und das Städtlein in die Asche geleget, versahe er das Schloß mit Geschütz, wodurch er alle Schiffe zum Anfahren zwingen konte. Zu Stein ließ er eine Brücke schlagen, und schickte einige Partheyen über die Donau, welche auf- und abwärts bis an Mölck[445] und Wien streifften, auch das Closter Kettwein[446] einnahmen. Der Graf Kurtz, welcher mit seiner und anderer Bagage bey Achstein[447] über die Donau setzen wolte, hatte das Unglück von den Schwedischen überfallen zu werden, welche seine Bedeckung theils niederhieben, theils gefangen wegführten. Da nun Torstenson ferner das feste Schloß Creutzenstein,[448] Zwettel,[449] Rastenberg[450] und andere Orte in seine Gewalt gebracht, stund man zu Wien wegen eines Übergangs in solcher Furcht, daß alle junge Mannschafft gemustet, das in Böhmen gesammlete Volck nach der Donau geführet, und der General Buchheim [Puchheim; BW] mit dem Rest seiner Armee aus Ungarn berufen wurde. Dieser langte den 12. April mit 3. Regimentern zu Fuß, 5. zu Pferde, 2000. Ungarn und 13. Stücken auf der Gräntze an, worauf man den Fluß von Wien bis Linz, mit Zuziehung der Gallassischen und Ertz-Herzoglichen Völcker, so wohl besetzte, daß die Schwedischen weder bey Crems, noch bey Dürnstein, noch sonst, den Übergang wagen durfften. Man hatte sich Kayserlicher Seits auf den mit Ragotzi [Rákóczi;[451] BW] geschlossenen Frieden allzuviel zu gute gethan, es zeigte sich aber bald, daß es eine verstellte Unterhandlung gewesen, weil die Nachricht einlief, daß Ragotzi bereits 6000. Mann zu den Schwedischen stossen lassen, und mit 15000. Mann im Anzuge sey. Da Ertz-Herzog Leopold Wilhelm von Lintz auf der Post nach Wien abgieng, wurde er unterwegs von einer Kayserlichen Parthey angegriffen, weswegen ein Rittmeister den Strick und ein Lieutenandt das Schwerdt zum Lohn bekam. Dem General Gallas wurde auf seiner Reise von Prag nach Lintz gleicher Unfug begnet seyn, wo er nicht einige von der Parthey erkannt hätte. Um die Mitte des Aprils waren den Schwedischen, nebst Niclasburg, das feste Schloß Statz,[452] die Stadt Laa[453] und Ravensberg,[454] theils mit List, theils mit Gewalt, und zugleich bey 200. Stücke und grosser Vorrath an Getreyde und Wein, in die Hände gerathen. Auch wurden alle Orte auf dem platten Lande von ihnen gebrandschatzet.

Nunmehro machte sich Torstenson an die Festung Brünn,[455] und ob gleich die Kayserlichen sich immer stärker zusammen zogen, setzte er doch die Belagerung eiferig fort, und ließ bey Nacht, zur Beförderung der Approschen, so wohl mit Stücken als Musqueten feuern. Der Kommandant, welcher ehemals den Schweden gedienet, wehrte sich tapfer, und that den Belagerten durch Ausfälle und anderer Gegenwehr ziemlichen Schaden. Weil aus Ungarn zu Wien die Zeitung einlief, daß die Ragotzischen, 6000. Mann starck, über die Wage gesetzet, und nachdem sie bey Thirnau[456] zu den Schwedischen gestossen, sich der Stadt Preßburg[457] genähert hätten; so begab sich der Ertz-Herzog am 18. April dahin, und nahm alle Buchheimische Regimenter mit sich, um die Schantzen an der Donau zu bewahren“.[458]       

Am 5.4.1645 schrieb Suys aus Schüttenhofen[459] an Gallas, er habe die Nachricht erhalten, dass heute um die dritte Stunde tausend gegnerische Reiter und einige Dragoner durch Moldauthein[460] gezogen sein, in der Absicht, sich Bechins[461] und Klingenbergs[462] zu bemächtigen.[463]

In diesem April versuchte Suys in der Gegend um Budweis[464] die Reste der versprengten kaiserlichen Reiterei neu zu organisieren. Während dieser Vorbereitungen erkrankte er an Dysenterie und verstarb im September 1645 in Ips[465] in Ungarn.

Um weitere Hinweise unter Bernd.Warlich@gmx.de wird gebeten !

[1] Die hier genannten Orte konnten bisher nicht identifiziert werden. Um Hinweise wird gebeten !

[2] Jena; HHSD IX, S. 215ff.

[2a] Salvaguardia: Ursprünglich kaiserlicher Schutzbrief, durch den der Empfänger mit seiner Familie u. seiner ganzen Habe in des Kaisers u. des Reichs besonderen Schutz u. Schirm genommen wurde; zur öffentlichen Bekräftigung dieses Schutzes wurde dem Empfänger das Recht verliehen, den kaiserlichen Adler u. die Wappen der kaiserlichen Königreiche u. Fürstentümer an seinen Besitzungen anzuschlagen. Der Schutzbrief bedrohte jeden Angreifer mit Ungnade u. Strafe. Im DK militärische Schutzwache; Schutzbrief (Urkunde, die, indem sie geleistete Kontributionen u. Sonderzahlungen bestätigte, gegen weitere Forderungen schützen sollte, ggf. durch militärische Gewalt des Ausstellers); auch: sicheres Geleit; eine oft recht wirkungslose Schutzwache durch abgestellte Soldaten, in schriftlicher oder gedruckter Form auch Salvaguardia-Brief genannt, die meist teuer erkauft werden musste – je nach Größe einer Stadt konnte sich das auf 200 Rt. belaufen – , u. ein einträgliches Geschäft für die zuständigen Kommandeure darstellten. Teilweise wurden entsprechende Tafeln an Ortseingängen aufgestellt, „Salvaguardia“ an die Türen der Kirchen (HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 55) geschrieben oder für die ausländischen Söldner ein Galgen angemalt. Die 1626 v. Tilly erlassene Schultheißen-Ordnung hatte festgelegt: „Wer salua Guardia mit wortten oder that violirt, den solle niemandt zu verthädigen understehen, sonder welcher hoch oder nider Officir ein dergleichen erfahren mag, der solle den muthwilligen verbrecher sobalden zu dem Provosen schaffen, dem Schultheysen neben einandtwortung bey sich unrecht befundenen sachen und guetter hiervon berichten ohn einred, die Restitution und was bey der sachen underlauffen möcht dass Gericht entscheiden lassen, und welcher einem andern sein gewonnen beuth abnimbt oder an seinem freyen verkauff nachtheilig verhindert, den solle Schultheyss zur Restitution anhalten und noch darzu mit straffen hart belegen“. ZIEGLER, Dokumente II, S. 986. Abt Veit Höser [1577-1634] von Oberaltaich bei Straubing; SIGL, Wallensteins Rache, S. 140f.: „Da die Schweden so grausam wüteten und sich wie eine Seuche immer weiter ausbreiteten, alle Dörfer mit Raub, Mord und Jammer heimsuchten, erbaten die Bürger ab und zu von den Kapitänen der Weimaraner eine Schutzwache, die bei ihnen meist Salva Guardia heißt. Erhielten sie diesen Schutz zugesagt, so wurde jeweils ein Musketierer zu Fuß oder zu Pferd in das betreffende Dorf, die Ortschaft, den Markt abgestellt. Dieser sollte die herumstreifenden Soldatenhorden, kraft eines vom Kapitän ausgehändigten schriftlichen Mandats, im Zaume halten, ihre Willkür beim Rauben und Plündern einschränken. […] Es ist aber nicht zu bestreiten, dass eine solche Schutzwache unseren Leuten oder den Bewohnern anderer Orte, denen auf ihre Anforderung eine Salva Guardia zugestanden wurde, keinen Vorteil brachte. Im Gegenteil, sie schlugen ihnen vielmehr zum Schaden aus und waren eine Belastung. Offensichtlichen Nutzen dagegen hatten nur die Kapitäne, denn ihnen mussten die Leute gleich anfangs die ausgehandelte Geldsumme vorlegen oder wenigstens wöchentlich die entsprechende Rate (pensio) entrichten. Kurz, wie Leibeigene oder Sklaven mussten sie blechen, was die Kapitäne verlangten. Ich habe nur einen Unterschied zwischen den Orten mit und denen ohne Salva Guardia festgestellt: Die Dörfer ohne Schutzgeleit wurden früher, jene mit einer Salva Guardia erst später ausgeplündert. Da nämlich die Schweden vom Plündern nicht ablassen konnten, solange sie nicht alles geraubt hatten, so raubten und plünderten sie entweder alles auf einmal (sodaß sie nicht mehr zurückkommen mußten) oder sie ließen allmählich und langsam bei ihren Raubzügen alles mitgehen, bis nichts mehr zu holen war. Obendrein haben diese eigentlich zum Schutze abkommandierten Musketiere und Dragoner gewöhnlich die Ortschaften, ihre Bewohner und deren Habseligkeiten – als Beschützer – ausspioniert und dann verraten. Wurde nämlich der bisherige Beschützer – und Spion – unvermutet abberufen, dann brachen seine Kameraden, Raubgesellen und Gaunerbrüder ein und raubten alles, was bislang durch den Schutz der Salva guardia verschont geblieben war, was sie in Wirklichkeit aber für sich selbst hinterlistig und heimtückisch aufbewahrt hatten, und wüteten um so verwegener (pro auso suo) gegen die jämmerlich betrogenen und enttäuschten Menschen, beraubten sie nicht menschlicher und marterten sie“. Vgl. auch LOPER, Laniena, S. 8, über die Kaiserlichen 1630 in Pasewalk: „Die Fändriche vnd Capitäin / in welches Hauß sie kamen / sagten Salva Guardy zu / wo Geldt da war. Hatte ein Haußwirt oder Haußwirtin / einen Knecht oder Magdt / Sohn oder Tochter / vnter 9. Schlössern etwas gehabt / sie hetten auff ein solch tröstlich wort / alles herfür gegeben / Aber wann sie alles dar gelanget / war die Salva Guardij im letzten vnnd kahmen nicht 7. sondern wol 10. andere noch ergere vnsaubere Geister / die zerschlugen alles im Hause / da muste keine Schüssel / kein Topff / kein Hembde / Summa kein Feßerlein bleiben / vnd worden einem jeden die Schuh vnd Strümpffe außgezogen / die Hüte / Hauben vnd Mützen vom Häupte / die Kleider vom Leibe gerissen. Ging man für die Thürschnelle / lag baldt hie / baldt da / ein guter bekandter / mit zehen vnd mehr Wunden beschediget / Ja wol gantz erschlagen: Warff man jhnen ein Mäntelchen zu / ward es jhnen bald genommen: Sprach man jhnen zu / muste man neben jhnen gleich so viel haben. War es schon ein Priester / der jhnen für kam / vnd hielte jhnen Gottes Gerichte für / vnnd bath sie sie möchten Christlich handeln / Ward es alles mit hohn vnd Lachen auffgenommen / vnd er muste die schärffe schmecken / vnd diese wort hören: Waß sollten wir Christen seyn ? Wir sind lebendige Teuffel / vnd auch deine Teuffel. Ja sie haben einen krancken Prediger / auß dem Siechbette gehoben / jhme Hände vñ Füsse gebunden / jhn Torquirt vnd gemartert / er solte anzeigen / wo er Geldt hette / Gab er etlichen / waß vorhanden / thaten andere mit jhm eben also / Wann die ersten weg wahren / vnd wolten jhn endtlich gar verbrennen“. Auch war das Leben als Salvaguardist nicht ungefährlich. Der Überlinger Ratsherr Dr. Plummern berichtet (1633); SEMLER, Tagebücher, S. 65: „Eodem alß die von Pfullendorff avisirt, daß ein schwedischer reütter bei ihnen sich befinnde, hatt vnser rittmaister Gintfeld fünf seiner reütter dahin geschickht sollen reütter abzuholen, welliche ihne biß nach Menßlißhausen gebracht, allda in dem wald spolirt vnd hernach zu todt geschoßen, auch den bauren daselbst befohlen in den wald zu vergraben, wie beschehen. Zu gleicher zeit haben ettlich andere gintfeldische reütter zu Langen-Enßlingen zwo schwedische salvaguardien aufgehebt vnd naher Veberlingen gebracht, deren einer auß Pommern gebürtig vnd adenlichen geschlächts sein sollen, dahero weiln rittmaister Gintfeld ein gůtte ranzion zu erheben verhofft, er bei leben gelassen wird“. BLÖTHNER, Apocalyptica, S. 49f. (1629): „Eine Eingabe des Bauern Jacob Löffler aus Langenwetzendorf [LK Greiz] wegen der bei ihm einquartierten »Schutzgarde« schildert die Heldentaten der derselben ungemein plastisch: »Was ich armer Mann wegen anhero zweijähriger hiesigen Einquartierung für groß Ungemach ausstehen müssen, gebe ich in Unterthänigkeit zu vernehmen: Denn erstlichen habe berührte Zeit über 42 ganze 42 Wochen Tag und Nacht bei den Soldaten ich aufwarten, nicht allein viel Mühe und Wege haben, sondern auch welches zum Erbarmen gewesen, Schläge gewärtig zu sein und geprügelt werden zu müssen, 2. habe ich meine geringe Haushaltung wegen jetziger Unsicherheit beiseits setzen, meine Felderlein wüst, öd und unbesamt liegen lassen, daß seither ich im geringsten nichts erbauen, davon samt den Meinigen ich mich hätte alimentieren mögen, 3. haben die Soldaten mir die Gerste, so zu einem Gebräulein Bier ich eingeschüttet, aus den Bottichen genommen, zum Teil mutwilligerweise zerstreut, zum Teil mit sich hinweggenommen, verfüttert und verkauft, 4. haben sie mir das wenige Getreidig, so noch unausgedroschen vorhanden gewesen, mit dem Geströhde aus der Scheune in andere Quartiere getragen, ausgeklopft und ihres Gefallens gebraucht, 5. weil sie an meiner geringen Person sich nicht allzeit rächen können, haben sie mir die Bienen und derselben Stöcke beraubet, umgestoßen und zu Grund und Tode gerichtet, 6. sind von ihnen mir alle Hühner, Gänse und ander Federvieh erschossen, genommen und gefressen worden, meine Wiesen, Raine und Jagen mir dermaßen verödet, daß ich nicht eine einzige Bürde Heu und Grummet von denselben genießen kann, 7. endlich ist von ihnen mir eine Kuh aus dem Stalle, so meinen Geschwistern zuständig gewesen, gezogen, in ein anderes Losament getrieben, geschlachtet und gefressen worden.« HASSELBECK, dan der krig ist ein wüdtentes thir, S. 363: „Auch neigten Offiziere eher Sympathien für einen Gegner, wenn er der eigenen Konfession angehörte; weniger jedoch die einfachen Soldaten, für die das Gegenüber von Militär und Zivilgesellschaft eventuelle Verbindungen aufgrund gemeinsamer Konfession überlagerte. Ein gutes Beispiel hierfür bietet die lobende Erwähnung des Verhaltens des französischen Befehlshaber Guébrant durch die Jesuiten während der Besetzung Bambergs im Jahr 1641, dessen französische Schutzwachen des Kollegium gewissenhaft beschützt hätten, ‚während die deutschen Schutzwachen der übrigen Klöster, meistentheils Apostaten oder Häretiker oder Überläufer, alle Winkel durchstöberten und fortschleppten, was den Klöstern gehörte und nicht gehörte‘ . [WEBER, Bamberg im Dreißigjährigen Krieg, S. 95] Jedoch ist in diesem Fall die klare konfessionelle Färbung der Quelle zu bedenken, die einem Katholiken grundsätzlich wohlgesonnener war“. Teilweise „kauften“ sich begüterte Bürger Offiziere als Salvaguardia, um sich gegen Übergriffe zu schützen; SUTORIUS, Die Geschichte von Löwenburg. 1. Teil, S. 266. Teilweise wurde nur ein einzelner Salvagardist einquartiert, teilweise aber ging die Zahl je nach Kriegs- u. Ortslage erheblich in die Höhe. 1635 hielt Heinrich Graf Schlick 100 Mann zum Schutz seiner Herrschaft Plan für notwendig; SENFT, Geschichte, S. 124.

[3] Zeitz [Kr. Zeitz]; HHSD XI, S. 519ff.

[4] TRÄGER, Magister Adrian Beiers Jehnische Chronika, S. 61.

[5] Vgl. SCHMIDT-BRENTANO, Kaiserliche Generale, S. 476ff.; die Erwähnungen bei KELLER; CATALANO, Tagebücher.

[6] Nach: koni.onlinehome.de/ausfuehrliche-biographien/suys-frames.htm.

[7] Vgl. REBITSCH, Wallenstein; MORTIMER, Wallenstein; SCHUBERTH; REICHEL, Die blut’ge Affair’.

[8] MANN, Wallenstein, S. 520.

[9] Greifswald [Kr. Greifswald]; HHSD XII, S. 194ff.

[10] Vendsyssel; HHSDän, S. 92.

[11] Jütland (dän.: Jylland), der dänische Teil der Kimbrischen Halbinsel.

[12] Friedrichsstadt; HHSD I, S. 62ff.

[13] LORENZ, Quellen zur Geschichte Wallensteins, S. 196.

[14] Lützen [Kr. Merseburg/Weißenfels]; HHSD XI, S. 286f. Schlacht bei Lützen am 16.11.1632 zwischen den Schweden unter Gustav II. Adolf (18.000 Mann) und den Kaiserlichen (16.000 Mann) unter Wallenstein. Die für die Schweden siegreiche Schlacht endete mit dem Tod Gustav Adolfs und dem Rückzug Wallensteins, der etwa 6.000 Mann verloren hatte, nach Böhmen. Nach Lützen schlug Wallenstein keine Schlacht mehr. Vgl. dazu HAPPES ausführliche Schilderung und Reflexion der Ereignisse [HAPPE I 295 v – 302 r; mdsz.thulb.uni-jena]. Vgl. SIEDLER, Untersuchung; STADLER, Pappenheim, S. 729ff.; WEIGLEY, Lützen; BRZEZINSKI, Lützen 1632; MÖRKE, Lützen als Wende; WALZ, Der Tod, S. 113ff.

[15] Alte Veste [Gem. Zirndorf, LK Fürth]; HHSD VII, S. 14. Vgl. MAHR, Wallenstein vor Nürnberg.

[16] Nürnberg; HHSD VII, S. 530ff.

[17] ENGERISSER, Von Kronach, S. 104ff. (die derzeit beste kriegsgeschichtliche Darstellung).

[18] Vgl. ARENDT, Wallensteins Faktotum.

[19] Vgl. STADLER, Pappenheim.

[20] Grundlegend ist hier ALBRECHT, Maximilian I.

[21] Vgl. SENNEWALD, Das Kursächsische Heer (ab Dezember 2012).

[22] Schlacht bei Lützen am 16.11.1632 zwischen den Schweden unter Gustav II. Adolf (18.000 Mann) und den Kaiserlichen (16.000 Mann) unter Wallenstein. Die für die Schweden siegreiche Schlacht endete mit dem Tod Gustav Adolfs und dem Rückzug Wallensteins, der etwa 6.000 Mann verloren hatte, nach Böhmen. Nach Lützen schlug Wallenstein keine Schlacht mehr. Vgl. dazu HAPPES ausführliche Schilderung und Reflexion der Ereignisse [HAPPE I 295 v – 302 r; mdsz.thulb.uni-jena]. Vgl. SIEDLER, Untersuchung; STADLER, Pappenheim, S. 729ff.; WEIGLEY, Lützen; BRZEZINSKI, Lützen 1632; MÖRKE, Lützen als Wende; WALZ, Der Tod, S. 113ff.

[23] Leipzig; HHSD VIII, S. 178ff.

[24] Halle a. d. Saale [Kr. Halle]; HHSD XI, S. 177ff.

[25] Merseburg [Kr. Merseburg]; HHSD XI, S. 322ff.

[26] Aschersleben [Kr. Aschersleben]; HHSD XI, S. 23ff.

[27] Eilenburg [Kr. Delitzsch/Eilenburg]; HHSD XI, S. 100ff.

[28] Weißenfels [Kr. Weißenfels]; HHSD XI, S. 487ff.

[29] Naumburg [Kr. Naumburg]; HHSD XI, S. 341ff.

[30] Vgl. REBITSCH, Matthias Gallas; KILIÁN, Johann Matthias Gallas.

[31] Zwickau; HHSD VIII, S. 380ff.

[32] Altenburg [Kr. Altenburg]; HHSD IX, S. 6ff.

[33] Dresden; HHSD VIII, S. 66ff.

[34] Nach: koni.onlinehome.de/ausfuehrliche-biographien/suys-frames.htm.

[35] Vgl. JENDRE, Diplomatie und Feldherrnkunst.

[36] Chemnitz; HHSD VIII, S. 43ff. Vgl. auch FIEDLER, Mit Sengen und Brennen, S. 8ff.

[37] Schneeberg [Erzgebirgskreis]; HHSD VIII, S. 320ff.

[38] KUNATH, Kursachsen, S. 122.

[39] SCHMIDT-BRÜCKEN; RICHTER, Der Erzgebirgschronist Christian Lehmann.

[40] Eger [Cheb]; HHSBöhm, S. 119ff.

[41] Ronneburg [Kr. Schmölln]; HHSD IX, S. 356f.

[42] LEHMANN, Kriegschronik, S.  59. Lehmann datiert nach dem alten Stil.

[43] HALLWICH, Wallensteins Ende I, S. 35.

[44] Hildesheim; HHSD II, S. 228ff. Zu den Kriegsereignissen in Hildesheim vgl. auch PLATHE, Konfessionskampf.

[45] Hessisch Oldendorf [Kr. Grafschaft Schaumburg]; HHSD II, S. 226f. 28.6./8.7.1633: Schwedisch-hessische Truppen unter Dodo von Knyhausen, hessische unter Melander (Holzappel) und Georg von Braunschweig-Lüneburg schlagen die kaiserlich-ligistische Armee unter Gronsfeld, Mérode-Waroux und Bönninghausen, die an die 4000 Tote Verlust haben. In einer zeitgenössischen Flugschrift war auf die ungewöhnlich hohen Verluste in dieser Schlacht  verwiesen worden; COPIA KÖNIGL. MAY. IN DENNEMARCK / ERGANGENES SCHREIBEN: „Vnnd ist der eigentliche Bericht von den Gräfflichen Schaumbergischen Dienern einbracht / daß derselben auffs höchste etwa in die vierhundert Mann / die man alle hätte zählen können / in Münden [Minden; BW] ankommen wehren / vnnd ist eine solche Schlacht geschehen / daß weder in der Leipzischen Anno 1631. noch Lützischen Schlacht / Anno 1632. so viel Todten auf der Wahlstatt gefunden vnnd gesehen worden / wie jetzo“. Abgesehen von der reichen Beute hatte der Sieg bei Hessisch-Oldendorf  jedoch eine nicht zu unterschätzende Wirkung im protestantischen Lager, glaubte man doch, dass „deß feindes force vollents gebrochen sein solle“; Staatsarchiv Bamberg C 48/195-196, fol. 112 (Ausfertigung): Johann Casimir von Sachsen-Coburg an Markgraf Christian von Brandenburg-Kulmbach, Coburg, 1633 VII 04 (a. St.). In der COPIA KÖNIGL. MAY. IN DENNEMARCK / ERGANGENES SCHREIBEN hieß es: „Bei den Konföderierten sind fast alle Reuter Reich worden / vnnd ist Silber Geld vnnd Pferde gnug zur Beute gemacht worden / denn der Feind allen seinen Trost bey sich gehabt: Deßwegen vnsere Hohe- vnnd Nieder Officirer vnnd alles Volck dermassen Resolut zum fechten gewesen / daß nit zu glauben / noch gnugsam außzusprechen / vnd ist abermahls der Papisten Ruhm / in der Compositione pacis prächtig angeführt: Daß die Evangelische keine offene FeldSlacht wider die Papisten niemals erhalten / durch Gottes Krafft zu nicht vnd zur offnen Weltkündigen Lügen geworden“. In einem Bericht aus Bericht aus Osterode, 1633 VII 01 (a. St., Kopie); Postskriptum, heißt es sogar: „Ferner kompt bericht, daß in etlichen unseren kirchen und schulen der herrlichen vittory halber welche höher als die iüngste vor Lützen erhaltene schlacht zu æstimiren, gebetet und gesungen“ [worden].Staatsarchiv Bamberg C 48/195-196, fol. 146 v.

[46] Schaumburg [Kr. Grafschaft Schaumburg]; HHSD II, S. 413.

[47] Vgl. FINDEISEN, Axel Oxenstierna.

[48] Kassel; HHSD IV, S. 252ff.

[49] Nach HALLWICH, Merode, S. 96, am 26.7. in Köln. Nach LAHRKAMP, Münsters Verteidigung, 281, Anm. 21, wurde am 30.7. die Leiche des Generals durch Münster geführt. F. W. v. Wartenberg hatte in seinem Bericht vom 9.7. noch geschrieben, M. sei zwar v. drei Schüssen verwundet worden, „so gleich wohl nit gefehrlich sein sollen, und sagt man, Gronsfeld und Bönninghausen haben sich ins holtz salvirt“. Österreichisches Staatsarchiv Wien Kriegsarchiv Alte Feldakten 1633/7/ad 13. Vgl. WILMIUS, Chronicon, S. 94: „Im Juli desselben Jahres [1633] wurden zur Entsetzung von Hameln einige Tausend unter dem Befehl des Grafen von Merode ausgeschickt. Diese Stadt wurde vom Herzog von Lüneburg und vom Landgraf von Hessen belagert, den Vorkämpfern des Schwedenbündnisses gegen den Kaiser in diesen Gegenden. Indes erlitten diese Einsatztruppen eine schwere Niederlage. Merode wurde verwundet und starb in Minden“.

[50] Nienburg/Weser; HHSD II, S. 346f.

[51] Stadthagen [Kr. Schaumburg-Lippe]; HHSD II, S. 435f.

[52] Nicht identifiziert.

[53] SCHLOTTER, Acta, S. 79ff.

[54] SCHLOTTER, Acta, S. 82.

[55] Sankt Joachimsthal [Jáchymov; Bez. Karlsbad]; HHSBöhm, S. 540ff.

[56] Rittersgrün, heute Ortsteil von Breitenbrunn [Erzgebirgskr.]. Vgl. HIELSCHER, Rittersgrün.

[57] Crandorf, eine heute zum Schwarzenberger Ortsteil Erla gehörende Siedlung.

[58] Schwarzenberg; HHSD VIII, S. 328f.

[59] Aue; HHSD VIII, S. 10ff.

[60] Schneeberg; HHSD VIII, S. 320ff.

[61] Gottesgab [Boží Dar, Bez. Karlsbad]; HHSBöhm, S. 168.

[62] Oberwiesenthal [Kr. Annaberg]; HHSD VIII, S. 261.

[63] Seifen, deutscher Namen des Ortes Ryžovna, heute Ortsteil von Boží Dar [Bez. Karlsbad].

[64] Amtsschösser: Der Schösser nimmt die Wirtschaftsverwaltung eines Amtes wahr, vor allem die Einnahmen durch Schoss, Zinsen, Gefällen. Der Schoss war eine allgemeine Vermögensabgabe, die zwar vom Schösser in regelmäßigen Abständen eingezogen wurde, bei Bedarf jedoch extra und auch in vielfacher Höhe erhoben werden konnte. Der Schösser führt das Rechnungswesen des Amtes. Schösser und Amtmann bezeichnen im 17. Jahrhundert häufig den Träger derselben Verwaltungsfunktion, deshalb ist auch der Terminus Amtsschösser gebräuchlich. [mdsz]

[65] Bergstadt Platten [Horní Blatná, Bez. Karlsbad]; HHSBöhm, S. 33.

[66] Mergenthal [LK Meißen/Sachsen].

[67] Wiesenburg [Kr. Zwickau]; HHSD VIII, S. 360.

[68] Annaberg; HHSD VIII, S. 5ff.

[69] Marienberg; HHSD VIII, S. 215f.

[70] Großpöhla, seit dem 1. Januar 2008 Ortsteil der Großen Kreisstadt Schwarzenberg/Erzgebirge.

[71] Grünstädtel, heute Ortsteil von Schwarzenberg, HHSD VIII, S. 328f.

[72] Crottendorf [Kr. Annaberg]; HHSD VIII, S. 55.

[73] Breitenbrunn, unter Schwarzenberg; HHSD VIII, S. 328.

[74] Bermsgrün bei Schwarzenberg, HHSD VIII, S. 328.

[75] Raschau, heute Ortsteil von Raschau-Markersbach [Erzgebirgskreis].

[76] Mittweida [Kr. Hainichen]; HHSD VIII, S. 234.

[77] Bernsbach [Erzgebirgskreis/Sachsen].

[78] Wildenau, heute Ortsteil von Schwarzenberg; HHSD VIII, S. S. 328f.

[79] Sachsenfeld, heute Ortsteil von Schwarzenberg; HHSD VIII, S. 328f.

[80] Lauter/Sa. [Erzgebirgskreis].

[81] Lößnitz [Kr. Aue]; HHSD VIII, S. 208f.

[82] raiteln: zügeln, züchtigen, quälen, insbesondere foltern. Bei dieser Foltermethode wurde ein Strick um die Stirn oder den Unterleib gelegt und mittels eines Holzpflocks zusammengezogen. Am Unterleib traten auf diese Weise die Gedärme hervor. Am Kopf traten die Augen aus den Höhlen, die Kopfhaut wurde eingeschnitten und am Ende brach, so wird berichtet, die Schädeldecke. Eine zeitgenössische Beschreibung liefert der Abt Veit Höser (1577 – 1634) von Oberaltaich bei Straubing: „Diese ‚Tortur’ besteht darin, dass sie ihrem Opfer den Kopf bis zur Stirnhöhe (cerebrotinus) mit einem Bündel Seiden- oder Leinenfäden, die sie zu einer Schnur drehen, umwinden. Dabei pressen sie durch immer strafferes und strengeres Herumdrehen die Hirnschale immer fester und so lange zusammen, bis die Augäpfel mehr und mehr aus den Augenhöhlen hervorquellen und in abscheulicher Weise herausgetrieben werden“. SIGL, Wallensteins Rache, S. 151.

[83] Stollberg; HHSD VIII, S. 337ff.

* Anmerkung Lehmanns: „Drinnen wohnen 100 tuchmacher, 40 zeugmacher oder, wie sie sie nennen leinweber; in dem jahr, do es abbrand, starben 600 Personen ab“.

[84] Zschopau; HHSD VIII, S. 378f.

[85] Scharfenstein [Kr. Zschopau]; HHSD VIII, S. 315f.

[86] Reitzenhain; heute Ortsteil von Marienberg [Erzgebirgskreis].

[87] LEHMANN, Kriegschronik, S. 65.

[88] Eger [Cheb]; HHSBöhm, S. 119ff.

[89] Pilsen [Plzeň]; HHSBöhm, S. 444ff.

[90] Brüx [Most]; HHSBöhm, S. 79ff.

[91] Leipzig; HHSD VIII, S. 178ff.

[92] Chemnitz; HHSD VIII, S. 43ff.

[93] Freiberg; HHSD VIII, S. 99ff.

[94] Altenburg [Kr. Altenburg]; HHSD IX, S. 6ff.

[95] Hof; HHSD VII, S. 302f.

[96] Plauen [Vogtland]; HHSD VIII, S. 279ff.

[97] Dresden; HHSD VIII, S. 66ff.

[98] Sankt Joachimsthal [Jáchymov; Bez. Karlsbad]; HHSBöhm, S. 540ff.

[99] Schwarzenberg; HHSD VIII, S. 328f.

[100] Aue; HHSD VIII, S. 10ff.

[101] Schneeberg; HHSD VIII, S. 320ff.

[102] Adorf [Kr. Oelsnitz]; HHSD VIII, S. 1f.

[103] Wunsiedel [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge]; HHSD VII, S. 836f.

[104] Oelsnitz [Kr. Stollberg]; HHSD VIII, S. 263f.

[105] Mylau [Kr. Reichenbach]; HHSD VIII, S. 240f.

[106] Reichenbach; HHSD VIII, S. 298f.

[107] Werdau; HHSD VIII, S. 357f.

[108] Dux [Duchcov, Bez. Teplitz]; HHSBöhm, S. 118f.

[109] Crimmitschau [Kr. Werdau]; HHSD VIII, S. 53ff.

[110] Die Lazaristen, auch Vinzentiner, (lat.: Congregatio Missionis, CM) sind ein katholischer Männerorden, der 1625 vom heiligen Vinzenz von Paul für den Dienst an den Armen in Paris gegründet wurde.

[111] Vgl. BINGEL, Das Theatrum Europaeum.

[112] schrauffen, schraufen, schrauben: GRIMM; GRIMM, DWB Bd. 15, Sp. 1653: „als thätigkeit des henkers: schrauben einen, ist eigentlich eine henkers arbeit, torquere aliquem cochleis adhibitis Frisch 2, 223c; jemanden die daumen schrauben, eine art der tortur Adelung; man wird dich auf die tortur schrauben“. „Dabei werden der Daumen oder andere Finger in eine Zwinge gespannt und deren durch Gewinde miteinander verbundene Backen schraubenförmig zusammengezogen. Dieser Prozess ist äußerst schmerzhaft und nicht selten mit Frakturen verbunden, welche bleibende Schäden an der Hand verursachen können“. [wikipedia].

[113] ENGERISSER, Von Kronach (die derzeit beste kriegsgeschichtliche Darstellung), S. 187ff.

[114] Vgl. BROCKMANN, Dynastie.

[115] Regensburg; HHSD VII, S. 605ff.

[116] Linz; HHSÖ I, S. 66f.

[117] MANN, Wallenstein, S. 841.

[118] MANN, Wallenstein, S. 841.

[119] Pilsen [Plzeň]; HHSBöhm, S. 444ff.

[120] DIWALD, Wallenstein, S. 526f.

[121] LORENZ, Quellen zur Geschichte Wallensteins, S. 355.

[122] Vgl. JENDRE, Diplomatie und Feldherrnkunst.

[123] Vgl. BARKER, Piccolomini. Eine befriedigende Biographie existiert trotz des reichhaltigen Archivmaterials bis heute nicht.

[124] MANN, Wallenstein, S. 843f.

[125] LORENZ, Quellen zur Geschichte Wallensteins, S. 373.

[126] Vgl. REBITSCH, Matthias Gallas; KILIÁN, Johann Matthias Gallas.

[127] SRBIK, Anhang, S. 311; vgl. Larmormaini an Vitelleschi, 1634 III 03; JESSEN, Dreißigjähriger Krieg, S. 355.

[128] HALLWICH, Wallensteins Ende Bd. 2, Nr. 1282.

[129] Forchheim; HHSD VII, S. 201ff.

[130] Nicht identifiziert.

[131] Manchmal meint die Bezeichnung „General“, Obrist“ etc. in den Selbstzeugnissen, Chroniken etc. nicht den faktischen militärischen Rang, sondern wird als Synonym für „Befehlshaber“ verwandt.

[132] SCHLOTTER, Acta, S. 196.

[133] Vgl. SCHRIJNEMAKERS; CORSTJENS, Graaf Godfried Huyn van Geleen (in der deutschen Fachliteratur kaum beachtete Biographie).

[134] Nordhorn [Kr. Grafschaft Bentheim]; HHSD II, S. 351f.

[135] STEINWASCHER; RÖTRIGE, Krieg, S. 69f.

[136] Wertheim [Main-Tauber-Kreis]; HHSD VI, S. 880ff.

[137] Frankfurt/M.; HHSD IV, S. 126ff.

[138] ENGERISSER; HRNČIŘÍK, Nördlingen, S. 274. (die umfassendste und detailierteste Darstellung der Schlacht).

[139] Bad Windsheim [LK Neustadt/Aisch-Bad Windsheim]; HHSD VII, S. 63f.

[140] Rothenburg o. d. Tauber [LK Ansbach]; HHSD VII, S. 637ff.

[141] Vgl. ANGERER, Aus dem Leben des Feldmarschalls Johann Graf von Götz.

[142] ENGERISSER, Von Kronach, S. 366.

[143] Aschaffenburg; HHSD VII, S. 33ff.

[144] Speyer; HHSD V, S. 350ff.

[145] Würzburg; HHSD VII, S. 837ff.

[146] Groß-Umstadt [Kr. Dieburg]; HHSD IV, S. 189.

[147] Otzberg [Gem. Hering, Kr. Dieburg]; HHSD IV, S. 362f.

[148] HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 156f.

[149] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 30.

[150] Heilbronn [Stadtkr.]; HHSD VI, S. 315ff.

[151] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 8.

[152] Markolsheim [Marckolsheim; Dép. Bas-Rhin].

[153] Montjoie-le-Château; Frankreich; Dép. Doubs].

[154] Pruntrut [Porrentruy; Schweiz, Kanton Bern].

[155] Vgl. BABEL, Zwischen Habsburg und Bourbon.

[156] Breisach; HHSD VI, S. 110ff.

[157] Saint-Dié [Frankreich; Dep. Vosges].

[158] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 28.

[159] Nürnberg; HHSD VII, S. 530ff.

[160] Ulm; HHSD VI, S. 808ff.

[161] Heidelberg; HHSD VI, S. 302ff.

[162] Worms; HHSD V, S. 410ff.

[163] Metz, Bistum u. Stadt [h. Frankreich, Dép. Moselle].

[164] Thann [Tann, Elsass, h. Frankreich, Dép. Haut-Rhin].

[165] Sulz [Soultz, Elsass, h. Frankreich, Dép. Haut-Rhin].

[166] Gebweiler [Guebweiler; Frankreich, Dép. Haut-Rhin].

[167] Rufach [Rouffach; Frankreich, Dép. Haut-Rhin].

[168] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 75.

[169] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 224; Hagenau [Elsass, h. Frankreich, Dép. Bas-Rhin].

[170] Vgl. HÖBELT, Ferdinand III.

[171] Munster [Frankreich; Dep. Haut-Rhin].

[172] Sankt Gregorienthal [Elsass].

[173] Badenweiler [LK Breisgau-Hochschwarzwald]; HHSD VI, S. 58f.

[174] Saarburg [Sarrebourg; Lothringen; h. Frankreich; Dép. Moselle].

[175] Kolmar [Colmar, Ober-Elsass; h. Frankreich, Dép. Haut-Rhin].

[176] Belfort; Vorderösterreich [Sundgau; h. Frankreich].

[177] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 170.

[178] Dambach [Dambach-la-ville]; Stift Strassburg.

[179] Kestenholz [Châtenois]; Stift Strassburg.

[180] Bleyschweiler ? Blienschwiller (dt. Blienschweiler), Haufendorf am Rand der Nordvogesen im Département Bas-Rhin.

[181] Gemar [Guémar; Herrschaft Rappoltstein; h. Frankreich, Dép. Haut-Rhin].

[182] Schlettstadt/Sélestat, Reichstadt [Elsass, h. Frankreich, Dép. Bas-Rhin]; vgl. STEIN, Protéction.

[183] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 180.

[184] Col du Bonhomme [Elsass, h. Frankreich].

[185] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 181.

[186] Türkheim [Turckheim, Reichsstadt; Elsass, h. Frankreich; Dép. Haut-Rhin].

[187] Kaysersberg (Elsass, h. Frankreich; Dép. Haut-Rhin].

[188] Rappoltsweiler [Ribeauvillé; Elsass, h. Frankreich, Dép. Haut-Rhin].

[189] Urbeis [Orbey, Elsass; h. Frankreich, Dép. Haut-Rhin]

[190] Hohnack [Hohneck, Elsass; h. Frankreich].

[191] Hohenlandsberg [Hohlandsberg; Burg u. Herrschaft im Ober-Elsass; h. Frankreich].

[192] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 182.

[193] Miltenberg [Elsass; h. Frankreich].

[194] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 183.

[195] Molsheim [Stift Strassburg; h. Frankreich; Dép. Bas-Rhin].

[196] Oberehnheim [Obernai, Elsass; h. Frankreich, Dép. Bas-Rhin].

[197] Elsass-Zabern oder Zabern [Saverne; Stift Strassburg; h. Frankreich, Dép. Bas-Rhin].

[198] Ebersmünster [Ebersmunster, Abtei; h. Frankreich, Dép. Bas-Rhin].

[199] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 183. Kogenheim [Elsass, n/ö v. Schlettstadt, h. Frankreich].

[200] Vgl. JENDRE, Diplomatie.

[201] Vgl. BINGEL, Das Theatrum Europaeum.

[202] Mömpelgard [Montbéliard]; Herzogtum Württemberg zugehörig.

[203] Belfort; Vorderösterreich [Sundgau; heute Frankreich].

[204] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 3, S. 664.

[205] Corbie [Frankreich; Dép. Somme].

[206] Noyon [Frankreich; Dép. Oise].

[207] Compiègne [Frankreich; Dép. Oise].

[208] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 293.

[209] Gewichten und Maßen, Käufen und Verkäufen.

[210] Lauenstein [Kr. Hameln-Pyrmont]; HHSD II, S. 284f.

[211] SCHLOTTER, Acta, S. 259.

[212] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 223.

[213] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 37.

[214] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 545.

[215] Kleve [LK Kleve]; HHSD III, S. 398ff.

[216] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 556.

[217] Lüttich [Liège; Belgien].

[218] Maastricht [Niederlande, Provinz Limburg].

[219] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 578.

[220] Gladbach [LK Düren]; HHSD III, S. 257f.

[221] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 645.

[222] Diedenhofen [Thionville; Dép. Mosèlle].

[223] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 806.

[224] Vgl. LAHRKAMP, Everhard Wassenberg.

[225] Hesdin [Frankreich, Dép. Pas-de-Calais].

[226] Artois (ndl. Artesië; dt. auch Artesien), frühere Provinz im Norden Frankreichs. Artois liegt im Inneren des Département Pas-de-Calais, dessen westlicher Teil das frühere Boulonnais bildete.

[227] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 840: Piccolomini an J. v. Beck, Feldlager bei Thionville, 1639 VI 08: Bericht über den bei Thionville über 14 000 Mann Infanterie u. 5 000 Reiter errrungenen Sieg. Auf dem Schlachtfeld blieben 6 000 bis 7 000 Gegner, 7 000 wurden gefangen genommen (unter ihnen Marschall Feuquières, mehrere Obristen u. Dutzende anderer Offiziere), während die Kaiserlichen 1 000 Tote u. Verwundete hatten.

[228] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 849: Piccolomini an Ferdinand III., 1639 VI 25: Auf Verlangen des Kardinal-Infanten habe er sich gegen das vom Gegner bedrohte Hesdin in Marsch gesetzt u. das Kommando bei Thionville an Beck übergeben.

[229] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 861: Piccolomini an Ferdinand III., Feldlager bei Arras, 1639 Juli 14: Die Anwesenheit des Königs u. Richelieus bei der Truppe bewiesen, dass sie Hesdin nicht aufgeben wollten u. neue Angriffe planten. Die v. ihm, P., getroffenen Anordnungen u. die Bereitschaft der span. Armee böten aber Garantien dafür, dass Flandern nicht fallen u. der Gegner sich weder des Artois noch des Hennegaus bemächtigen könne.

[230] WASSENBERG, Florus, S. 433ff.

[231] Brandeis a. d. Elbe [Brandýs nad Labem]; HHSBöhm, S. 62f.

[232] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 831.

[233] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 929.

[234] Miltenberg [LK Miltenberg]; HHSD VII, S. 448ff.

[235] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 223; Saaz [Žatec, Bez. Laun]; HHSBöhm, S. 535ff.

[236] Vgl. die ausgezeichnete Dissertation von SCHREIBER, Leopold Wilhelm; BRANDHUBER, Leopold Wilhelm; DEMEL, Leopold Wilhelm.

[237] Erzgebirge; HHSD VIII, S. 90ff.

[238] Saalfeld [Kr. Saalfeld]; HHSD IX, S. 369ff.

[239] Königgrätz [Hradec Králové]; HHSBöhm, S. 269ff.

[240] Vgl. BINGEL, Das Theatrum Europaeum.

[241] Laun [Louny]; HHSBöhm, S. 319f.

[242] Wohlau [Wołów; h. Polen]; HHSSchl, S. 569ff.

[243] Breslau [Wrocław]; HHSSchl, S. 38ff.

[244] Liegnitz [Legnica]; HHSSchl, S. 283ff.

[245] Schweidnitz [Świdnica]; HHSSchl, S. 491ff.

[246] Laußnitz [Kr. Kamenz]; HHSD VIII, S. 178.

[247] Kolin [Kolín]; HHSBöhm, S. 280ff.

[248] Chlumetz an der Cidlina [Chlumec nad Cidlinou, Bez. Königgrätz]; HHSBöhm, S. 96f.

[249] Jung-Bunzlau [Mladá Boleslav]; HHSBöhm, S. 237ff.

[250] Melnik [Mělník]; HHSBöhm, S. 370f.

[251] Pirna; HHSD VIII, S. 276ff.

[252] Dresden; HHSD VIII, S. 66ff.

[253] Zange

[254] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 357.

[255] Vgl. LAHRKAMP, Wassenberg.

[256] WASSENBERG, Florus, S. 358f.

[257] Chemnitz; HHSD VIII, S. 43ff.

[258] Chemnitz; HHSD VIII, S. 43ff. Vgl. auch FIEDLER, Mit Sengen und Brennen, S. 8ff.

[259] Torgau [Kr. Torgau]; HHSD XI, S. 467ff.

[260] Zwickau; HHSD VIII, S. 380ff.

[261] Saalfeld [LK Saalfeld-Rudolstadt]; HHSD IX, S. 369ff.

[262] KUNATH, Kursachsen, S. 250.

[263] Erzgebirge; HHSD VIII, S. 90ff.

[264] Freiberg; HHSD VIII, 99ff.

[265] Großenhain; HHSD VIII, S. 135f.

[266] Saalfeld [LK Saalfeld-Rudolstadt]; HHSD IX, S. 369ff.

[267] LEHMANN, Kriegschronik, S. 123f.

[268] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 247.

[269] Kalmar [Prov. Kalmar län].

[270] Von 1642 – 1653.

[271] ENGLUND, Verwüstung, S. 240.

[272] Mainz; HHSD V, S. 214ff.

[273] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 1040.

[274] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 151f.

[275] Eger [Cheb]; HHSBöhm, S. 119ff.

[276] Marktredwitz [LK Wunsiedel im Fichtelgebirge]; HHSD VII, S. 429f.

[277] Brand, heute Ortsteil von Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].

[278] Haag, heute Stadtteil von Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].

[279] Wölsau, heute Stadtteil von Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].

[280] BRAUN, Marktredwitz, S. 120. Braun datiert nach dem a. St.; Kemnath [LK Tirschenreuth]; HHSD VII, S. 351f.

[281] Fritzlar; HHSD IV, S. 149ff.

[282] Friedewald [Kr. Hersfeld]; HHSD IV, S. 149.

[283] Vacha [Kr. Bad Salzungen]; HHSD IX, S. 447f.

[284] Waldeck; HHSD IV, S. 444f.

[285] Hann. Münden; HHSD II, S. 333f.

[286] [Bad] Wildungen [Kr. Waldeck]; HHSD IV, S. 35ff.

[287] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 1074; bzw. Nr. 1076.

[288] Schweinfurt; HHSD VII, S. 686ff.

[289] HAHN, Chronik 3. Theil, S. 532f., bzw. 536.

[290] Regensburg; HHSD VII, S. 605ff.

[291] Vgl. SCHRIJNEMAKERS; CORSTJENS, Graaf Godfried Huyn van Geleen (in der deutschen Fachliteratur kaum beachtete Biographie).

[292] Bamberg; HHSD VII, S. 66ff.

[293] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 1120.

[294] Burglengenfeld [LK Schwandorf]; HHSD VII, S. 117f.

[295] Schwandorf i. Bay. [LK Schwandorf]; HHSD VII, S. 684.

[296] Neunburg vorm Wald [LK Schwandorf]; HHSD VII, S. 507f.

[297] Nabburg [LK Nabburg], HHSD VII, S. 491f.

[298] Auerbach i. OPf. [LK Amberg-Sulzbach]; HHSD VII, S. 41f.

[299] Vilseck LK Amberg]; HHSD VII, S. 771f.

[300] Cham [LK Cham]; HHSD VII, S. 124ff.

[301] Neukirchen-Balbini [LK Schwandorf].

[302] Furth i. Wald [LK Cham]; HHSD VII, S. 221f.

[303] Taus [Domažlice]; HHSBöhm, S. 598ff.

[304] Für die kampflose Aufgabe einer Festung erfolgte im Regelfall die Hinrichtung des Kommandanten !

[305] ENGLUND, Verwüstung, S. 246ff.

[306] Nach den Mitteilungen Franzins an W. E. v. Lobkowitz, Regensburg, 1641 III 22,  habe sich Slange mit dem Markgrafen von Durlach und 2.000 Reitern Leopold Wilhelm ergeben, sei nach Regensburg und dann nach Wien gebracht worden. Slanges Reiterei bilde angeblich den Kern von Banérs Kavallerie und bestehe größtenteils aus Finnen. BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 1176.

[307] Schwandorf i. Bay. [LK Schwandorf]; HHSD VII, S. 684.

[308] Burglengenfeld [LK Schwandorf]; HHSD VII, S. 117f.

[309] Regensburg; HHSD VII, S. 605ff.

[310] Regenstauf; unter Neuburg a. d. Donau, HHSD VII, S. 501.

[311] Nabburg [LK Nabburg]; HHSD VII, S. 491f.

[312] Vilseck [LK Amberg]; HHSD VII, S. 771f.

[313] Auerbach [Vogtland]; HHSD VIII, S. 12f.

[314] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 607: „Käiserl. Majest. liesse die Stadt Regenspurg mit 2. Regimentern auff 800. Mann zu Fuß geschätzet / alsbalden stärcker besetzen / und die Herren Stände / wie bey obigem Reichstags-Verlauff befunden / zum verharren vermahnen : auch wurde Volck bey Kelheim zusammen geführet / dergleichen auch bey Ingolstatt. Herr General Piccolomini / und der von Geleen reyseten unterschiedlich hin und wieder / und gaben Ordre : auch waren sie und andere / zu forderst deß Herrn Ertz-Hertzogen Hochfürstl. Dl. bey Käiserl. Maj. zu Regenspurg / und wurde Kriegs-Rath gehalten : unter anderm 3. Brücken / eine bey Kelheim / über die alte Mühle / die andere bey Sintzing über die Laber / und die dritte bey Rigling und Ort über die Nab geschlagen / das zusammenziehende Volck in Eyl gegen dem Regen über zu bringen : es wurden auch etlich tausend auß Oesterreich herauff zu kommen erfordert / und nichts was zur Defension / und Resistentz nöthig war / unterlassen“.

[315] Kelheim [LK Kelheim]; HHSD VII, S. 349ff.

[316] Pförring [LK Eichstätt]; HHSD VII, S. 582f.

[317] Neustadt a. d. Donau [LK Kelheim]; HHSD VII, S. 513.

[318] Stadtamhoff [Stadt Regensburg]; HHSD VII, S. 708f.

[319] Weichs [LK Dachau]; HHSD VII, S. 793f.

[320] Neunburg vorm Wald [LK Schwandorf]; HHSD VII, S. 507f.

[321] Cham [LK Cham]; HHSD VII, S. 124ff.

[322] Sayn-Wittgenstein-Berleburg [Perleberg, Bemmelburg], Ludwig Kasimir Graf von [ – 16.6.1643 Cölbe]. Vgl. WASSENBERG, Florus, S. 525.

[323] Pförring [LK Eichstätt]; HHSD VII, S.  582f.

[324] Riegling, heute Ortsteil von Sinzing [LK Regensburg].

[325] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 607ff.

[326] Pressnitzer Pass: Der Pressnitzer Pass stellt eine der ältesten Pfadanlagen dar, die aus dem Zentrum Mitteldeutschlands über den dichten Grenzwald nach Böhmen führte. Sein ursprünglicher Verlauf ging von Halle (Saale) kommend über Altenburg, Zwickau, Hartenstein, Grünhain und Zwönitz nach Schlettau. Hier wurde die obere Zschopau gequert. Anschließend führte der Weg über Kühberg am Blechhammer vorbei nach Weipert (Vejprty) und erreichte dann östlich schwenkend über Pleil (Černý Potok) mit Pressnitz (Přísečnice) die älteste Bergstadt des Erzgebirges. Von hier aus verlief der sogenannte Böhmische Steig vermutlich über Kaaden (Kadaň) und bis nach Saaz (Žatec). Die Passhöhe selbst befand sich auf böhmischer Seite nahe Pleil (Černý Potok) auf ca. 800 m ü. NN. Damit war der Pressnitzer Pass deutlich niedriger als die sich nach Westen hin anschließenden Pässe über Wiesenthal, Rittersgrün, Platten, Hirschenstand und Frühbuß. Dies war einer der Gründe für seine häufige Benutzung während des Dreißigjährigen Krieges. [wikipedia]

[327] Lorenzreuth, heute Stadtteil von Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].

[328] BRAUN, Markredwitz, S. 151f.

[329] Vgl. BARKER, Piccolomini. Eine befriedigende Biographie existiert trotz des reichhaltigen Archivmaterials bis heute nicht.

[330] Wolfenbüttel; HHSD II, S. 503ff.

[331] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 91.

[332] Werdau; HHSD VIII, S. 357f.

[333] Glauchau; HHSD VIII, S. 116f.

[334] Oberhohndorf, heute Stadtteil von Zwickau.

[335] Planitz [Stadtkr. Zwickau]; HHSD VIII, S. 279.

[336] Radeberg [Kr. Dresden]; HHSD VIII, S. 292f.

[337] Osterstein, Schloss von Zwickau.

[338] grobes Geschütz, nach dem Streittheologen Flacius Illyrikus benannt.

[339] beben, erzittern.

[340] Schanzkörbe, Reisig, Bündel, Holzwälle, Rutenbündel.

[341] Kompagnie oder Fähnlein, das bei Umformungen aus dem eigentlichen Regimentsverband frei wurde. Teilweise wurden diese Freifahnen auch von den Städten zur Verteidigung aufgestellt.

[342] Wiesenburg [Kr. Zwickau]; HHSD VIII, 360.

[343] LEHMANN, Kriegschronik, 134f. Lehmann datiert nach dem alten Stil.

[344] Vgl. REIMANN, Goslarer Frieden.

[345] home.pages.at/ek-ledel/diplom/202htm, Nr. 43.

[346] Kempen [LK Kempen-Krefeld]; HHSD III, S. 384ff.

[347] WASSENBERG, Florus, S. 466.

[348] Zeitz [Kr. Zeitz]; HHSD XI, S. 519ff.

[349] Naumburg [Kr. Naumburg]; HHSD XI, S. 341ff.

[350] Domfreiheit: verfassungsrechtlicher und kirchenrechtlicher Sonderstatus von geistlichen Personen bzw. von deren Grund und Boden. Immunität umfasste ganze Kloster-Bezirke oder auch z. B. die sogenannte Dom-Freiheit, in der sich die Domkirche und auch die Höfe der Domherren befanden. Die Domfreiheit (oder Domimmunität), manchmal auch Domsfreiheit im Mittelalter war der unmittelbare Grund, rund um den Sitz des Bischofs, des Doms mit seinem Domkapitel, dem der Domdechant vorstand. Dieser erstreckte sich zumeist nur wenige hundert Meter außerhalb der Gebäudegrenzen des Dombereichs und war in der Regel mit einer Ummauerung eingefasst (Domburg). Sie beinhaltete nicht den eigentlichen Kirchengrund. Dieser fällt unter den Begriff Hochstift. Der Bereich der sog. Domfreiheit unterstand nicht der städtischen Gerichtsbarkeit, sondern der Dom hatte seine eigene Gerichtsbarkeit. Das betraf nicht nur die Geistlichkeit, sondern auch das Gesinde, welches auf den dem Dom angeschlossenen Wirtschaftsbereichen arbeitete. Dieser Bereich diente den Domherren wie auch ihren Bediensten zugleich als Wohnbereich. Dieser Bereich unterstand demzufolge auch nicht der städtischen Steuerpflicht. Darin bestand seine Freiheit. Innerhalb der Stadtmauern gab es also zwei eigenständige politische Herrschaften. Dies führte in vielen Städten über die Jahrhunderte immer wieder zu Streitereien. Dies lässt sich z. B. in der Speyerer Chronik des Stadtschreibers Christoph Lehmann von 1612 verfolgen. So heißt es dort etwa: „Es hat sich viel und lange Jahr unversöhnliche Widerwärtigkeiten zwischen der Burgerschaft unnd der Clerisey Gesind in der Statt verhalten. Derhalben König Rudolph in obberberührten Vertrag sonderlich verordnet / wie derselben Rhat zu schaffen seyn solt.“ Spätestens mit der Reformation und der damit verbundenen Säkularisierung der Klöster hörte die Domfreiheit auf zu existieren. In den katholischen Gebieten blieb sie noch länger erhalten. Beispiele heute noch relativ guterhaltener Domfreiheiten sind die zu Halberstadt, Hildesheim, Magdeburg, Merseburg, Münster, Naumburg (Saale) und Trier. [wikipedia]

[351] Merseburg [Kr. Merseburg]; HHSD XI, S. 322ff.

[352] BORKOWSKI, Schweden, S. 90ff.

[353] Wernigerode [LK Harz]; HHSD XI, S. 493ff.

[354] Klingsporn, Thomas [ – ] Böttcher, Sechsmann, Ratsherr und Bürgermeister in Wernigerode.

[355] Witte, Johann [ – ] Bürger und Ratsherr in Wernigerode.

[356] Halberstadt [LK Harz]; HHSD XI, S. 169ff.

[357] 1 Reichstaler = 36 Mariengroschen = 24 gute Groschen je 12 Pfennige = 288 Pfennige.

[358] Futterasi: Viehfutter.

[359] Haupt [Heupt], Andreas [ – ] Bürger und Ratsherr ? in Wernigerode.

[360] Einbeck [LK Northeim]; HHSD II, S. 128ff.

[361] Wasserleben [LK Harz]; HHSD XI, S. 484f.

[362] NÜCHTERLEIN, Wernigerode, S. 217f. Der Hg. dankt Peter Nüchterlein für die Erlaubnis zum Abdruck dieses Textteils.

[363] „Portion“-Brüder: Soldaten, die ihren täglichen Bedarf an Lebensmitteln unnachgiebig einforderten.

[364] Rudolstadt [LK Saalfeld-Rudolstadt]; HHSD IX, S. 360ff.

[365] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.

[366] Pößneck [Saale-Orla-Kr.]; HHSD IX, S. 342f.

[367] Auf die unerlaubte Entfernung vom Regiment stand in den Kriegsartikeln die Todesstrafe, die nur nicht verhängt wurde, wenn Bedarf an Soldaten herrschte. Vgl. WINTER, Möser, S. 19f.: „Den 21. März [1628] läßt Hauptmann Föckler einen Reiter, so bei dem Merodischen Regiment, und einen Soldaten, so unter Hauptmann Kestgens, und einen, so unter seiner Compagnie ausgerissen, henken an die Justiz auf dem Markte. Den 2. April aber hat er einem Corporal zu Roß den Kopf, auch der Ursache halben abschlagen lassen“. Teilweise ließ man Deserteure um ihr Leben würfeln; DOLZ, Versuch, S. 298. Zur Desertion trug auch die Praxis bei, untergesteckte Söldner „zue disem sturmb, wie andere mehr, wider wüllen […] vornen an die spüz“ als Kugelfang zu stellen, wie ein kaiserlicher Soldat, der bei der Belagerung Überlingens 1634 verletzt wurde, nach Mitteilung Bürsters über seine Dienste nach der zwangsweisen Untersteckung unter die schwedische Armee berichtete; WEECH, Bürster, S. 67. Vgl. KAISER, Ausreißer; KAISER, Lebenswelt der Söldner.

[368] Soldatengalgen: Quartiergalgen, der in der Regel zusammen mit einem hölzernen Esel von den Bürgern zwangsweise errichtet werden musste, da das Errichten eines Galgens als ehrenrührig galt. => Galgen.

[369] BLÖTHNER, Apocalyptica, S. 170. Zeitz [Kr. Zeitz]; HHSD XI, S. 519ff. THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 833: „Den 10. Maji lage der Käiserl. Obriste von Ramsdorff mit seinem Regiment zu Pferd zu Rudelstatt / welchen der Commendant in Erfurt gegen Tag um 4.Uhr mit einer starcken Parthey Reuter und 400. Mußquetirern überfallen ließ / darüber etliche Officirer todt blieben / und der Obriste sich durch die Saal salviren muste / von dessen Standarten, samt allem Bagage / und 450. so Reuter- als Fuß-Pferd im Stich blieben / der übrige Rest aber sich mit der Flucht salvirte“.

[370] Zeitz; HHSD XI, S. 519ff.

[371] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 1295.

[372] Görlitz; HHSD VIII, S. 119ff.

[373] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 133.

[374] SCHLOTTER, Acta S. 376.

[375] Vgl. BINGEL, Das Theatrum Europaeum.

[376] Beraun [Beroun]; HHSBöhm, S. 31f.

[377] Annaberg; HHSD VIII, S. 5ff.

[378] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 867.

[379] Glogau [Glogów]; HHSSchl, S. 127ff.

[380] Schweidnitz [Świdnica]; HHSSchl, S. 491ff.

[381] Breslau [Wrocław]; HHSSchl, S. 38ff.

[382] Vgl. dazu die Aufzeichnungen von QUETZ, Kurtze Erzehlung.

[383] Komotau [Chomoutov]; HHSBöhm, S. 282ff.

[384] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 1302.

[385] Zittau; HHSD VIII, S. 371ff.

[386] Leipzig; HHSD VIII, S. 178ff.

[387] Breitenfeld [Kr. Leipzig]; HHSD VIII, S. 38f.

[388] Beraun [Beroun]; HHSBöhm, S. 31f.

[389] Neunburg vorm Wald [LK Schwandorf]; HHSD VII, S. 507f.

[390] ENGLUND, Verwüstung, S. 276ff.; RUDERT, Kämpfe, S. 144ff.

[391] ENGLUND, Verwüstung, S. 288f.

[392] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 1366.

[393] Hof; HHSD VII, S. 302f.

[394] BRAUN, Marktredwitz, S. 175. So auch KLUGE, Hofer Chronik, S. 210 (auch hier Comte de Soye)

[395] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 1366.

[396] home.pages.at/ek-ledel/diplom/202htm; LEDEL, Nr. 105.

[397] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 92.

[398] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 293.

[399] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 449.

[400] Jankau [Jankov, Bez. Beneschau]; HHSBöhm, S. 226.

[401] Wittstock [Kr. Ostprignitz/Wittstock]; HHSD X, S. 394ff. 24.9./4.10.1636: Schwedische Truppen (9150 Berittene und 7228 Infanteristen) unter Johan Banér schlagen die kaiserlich-sächsischen Truppen (9000 Berittene und 9000 zu Fuß) unter Melchior von Hatzfeldt. Dadurch konnten die schwedischen Kontributionsgebiete wieder ausgeweitet werden; Banér hatte bewiesen, dass mit Schweden als Militärmacht in dieser Kriegsphase wieder zu rechnen war. Vgl. Eigentlicher Verlauff Des Treffens bey Wittstock / etc. vorgangen den 4. October / 24. September 1636 [VD17 23.313240S]. Vgl. die hervorragende Edition von EICKHOFF; SCHOPPER, 1636; MURDOCH; ZICKERMANN; MARKS, Battle of Wittstock; ferner HÖBELT, Wittstock.

[402] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 519: Walter Leslie an Piccolomini, Prag, 1645 III 04: Seit 14 Tagen manövriere Hatzfeldt vor der Front des Feindes, doch sei es zu keinem Treffen gekommen. Torstensson hatte geplant, nach Oberösterreich zu ziehen, aber Hatzfeldt konnte es verhindern, hielt ihn stets zur rechten Hand, so dass dem Gegner nichts anderes übrigblieb, als nach Mähren zu marschieren. Einem abgefangenen Brief zufolge forderte Torstensson Rákóczy auf, nach Olmütz zu ziehen, während er selbst der Armee in Böhmen zu schaffen machen wollte. Olmütz sei jedoch so gut versorgt, dass es sinnlos sei, es zu belagern. Der Kommandant von Pilsen La Corona habe gemeldet, dass Torstensson die Moldau noch nicht überschritt u. sich in Mirowitz aufhielt. Der Kaiser habe Hatzfeldt befohlen, eine Schlacht zu suchen, nicht nur aus Gründen des Übergewichts der Kaiserlichen, sondern auch wegen des Kurfürsten von Bayern, der mit Rücksicht auf die Bedrohung des Reichs von den Franzosen den Abmarsch seiner Truppen nach Mähren nicht wünsche. Gallas sei nach seiner Ankunft in Prag vom Kaiser freundlich empfangen worden, werde aber die Kommandantenstelle wohl kaum wieder einnehmen, wenn Hatzfeldt sie nun erfolgreich inne habe. Nichtverbürgte Nachrichten sprächen von Erfolgen gegen den Gegner; indessen habe sich jedoch, einer verbürgten Nachricht von Hatzfeldt zufolge, der Gegner in aller Stille u. schnell über die Moldau gesetzt u. ziehe gegen Neuhaus; Hatzfeldt aber wolle ihm zuvorkommen u. ihn zu einer Schlacht zwingen. Abschließend der Wunsch, Gott möge einen so notwendigen Sieg bescheren.

[403] Olmütz [Olomouc]; HHSBöhm, S. 420ff.

[404] Mirowitz [Mirovice]; HHSBöhm, S. 376.

[405] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 519.

[406] Rocroi [Frankreich, Dép. Ardennes].

[407] Vgl. den Bericht eines unbekannten Kaiserlichen, Amberg, 1645 III 09; TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 521, S. 178: „Nostre arméé est entierment ruinéé. Gotz tué et Hatzfeld pris, Jean de Werth est perdu tellement, qu’on ne scait où il est, l’Empereur s’est sauvé de Prague et est allé vers rivière d’Ems. De l’ennemi sont aussi demeurés beaucoup d’officiers, entre lesquels sont le général Mortagne et Golts [Johann Arndt v. Goldstein]. Nostre armeé avoit déjà la victoire et tout leur canon en mains mais nostre cavallerie s’ayant amusée auprès la bagaige de l’ennemi, n’a pas poursuivi les Suédois, que se sont ralliés et retournés, et ayant defaict tout nostre infanteria ont obtenu une victoire sanglante, ou sont demeurés plus de dix mille persones sur la place, tant de nostres que de l’ennemi. Ceste bataille s’est donné près de Tabor et a duré depuis les 7 heures du matin jusques à 9 heures de nuit le 6ème de mars. Vien scritto che l’Archiduca Leopoldo se sia salvato accompagnato de due companie de foraggieri”.

[408] ENGLUND, Verwüstung, S. 419ff.

[409] Horažd’owitz [Horažd’ovice; Bez. Klattau]; HHSBöhm, S. 200f.

[410] Strakonitz [Strakonice]; HHSBöhm, S. 587f.

[411] Vgl. ANGERER, Aus dem Leben des Feldmarschalls Johann Graf von Götz.

[412] Der Schwed‘ ist im Land, S. 51f.

[413] WASSENBERG, Florus, S. 609: „Was aber die von berührtem Treffen flüchtige Keyser. Reutter anlanget / seynd theils derselben auf Prag / vielmehr aber auff Iglaw / dahin auch der Obristen Sporck mit aller mühe gebracht / vnd daselbsten geheilet zu werden hinterlassen worden / gegangen / von dar aber gegen Krems / vnd eine Meil weges davon in vnterschiedlichen Dörffern / sich widerumb etwas zu erfrischen / auff die 2000. Soldaten / vnd bey 4000. Pferde / mit vielen Dienern eingelägert. Weil sie nun in denselben Lagerställen etlich 1000 Eimer Wein bey den Bauwren gefunden / sich daher mit zu vielem sauffen überladen / vnd schlechtlich Hauß gehalten / ist hievon durch den Landman dem Feind / so dazumal bey Znaym gewesen / kundschaft gebracht worden / der dann von stund an tausend Pferde dahin abgefärtiget / welche vmb Mitternacht an 6. Orten eingefallen / meistes nidergemacht / viel gefangen / worunter der Graff von Hollach / vnd viel mehr andere hohe Beampten / auch 3000. Pferde überkommen“.

[414] Osnabrück; HHSD II, S. 364ff.

[415] Brünn [Brno]; HHSBöhm, S. 68ff. TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 538: B. I. v. Martinitz an Piccolomini, Prag, 1645 III 18: Der Gegner sei in Mähren bis Brünn u. Znaim vorgedrungen, sein rechter Flügel reiche von Neuhaus bis in die Nähe Prags. Überall erhebe er Kontributionen. Die Kaiserlichen könnten sich zu keinem Widerstand ermannen u. seien in die Quartiere abmarschiert.

[416] Nikolsburg [Mikulov]; HHSBöhm, S. 411ff.

[417] WASSENBERG, Florus, S. 609f.

[418] Am 20.3.1645 teilte M. v. Trauttmansdorff W. E. v. Lobkowitz aus Wien mit, dass der Kaiser am Vortage eingetroffen sei. TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 540.

[419] Graz; HHSÖ II, S. 63ff.

[420] Neuhaus [Jindřichuv Hradec]; HHSBöhm, S. 398ff.

[421] Iglau [Jihlava; Mähren].

[422] Ledeč [Bez. Deutschbrod]; HHSBöhm, S. 321f.

[423] Deutschbrod [Německý Brod, seit 1950 Havlíčkův Brod]; HHSBöhm, S. 107ff.

[424] Pilgram [Pelhřimov]; HHSBöhm, S. 444f.

[425] WASSENBERG, Florus, S. 608f.

[426] Znaim [Znojmo]; HHSBöhm, S. 688ff.

[427] Krems an der Donau [Statutarstadt]; HHSÖ I, S. 363ff.

[428] Stein [Stadtteil von Krems]; HHSÖ I, S. 564ff.

[429] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 550: Ferdinand III. an Gallas, Wien, 1645 III 27: Torstensson sei über Znaim u. Krems am 26.3. vor Stein erschienen u. habe des eines Großteils des Kavallerie-Proviants bemächtigt, da es im Land kein formiertes Militärkorps gebe; ohne rasche Hilfe müsste sich das ganze Land dem Feind ergeben.

[430] WASSENBERG, Florus, S. 611.

[431] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 557.

[432] ENGLUND, Verwüstung, S. 429f.

[433] Lipnitz [Lipnice nad Sázavou, Bez. Deutschbrod]; HHSBöhm, 212 [unter Humpoletz [Humpolec, Bez. Pilgram].

[434] Der Landeshauptmann v. Mähren Pasul Christoph v. Liechtenstein an Gallas, Wien, 1645 März 1629: Gallas‘ Vorhaben, das Militär nach Brünn zu ziehen u. diese Stadt bis zum Äußersten zu verteidigen, habe sich nicht verwirklicht, u. nun zögen die Kaiserlichen gegen Ungarisch-Hradisch [Uherské Hradisté; Mähren], so dass die mährischen Städte mit ihren kleinen Garnisonen sich selbst überlassen blieben. Dem Gegner sei es gelungen, mit geringen Kräften Iglau u. Znaim zu erobern u. dem Großteil des Landes Kontributionen aufzuerlegen. Er hoffe, Gallas werde etwas zum Schutz des Landes tun. Der kaiserliche Generalauditor Graß schrieb am 31.3.1645 aus Tabór an Gallas: Torstensson stehe bei Krems und halte die Stadt bereits zwei Tage lang unter Feuer; sein Hauptquartier samt Bagage stehe angeblich in Langenlois; Znaim solle ohne einen einzigen Schuss gefallen sein. TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 555.

[435] Dürnstein [BH Krems]; HHSÖ I, S. 234f.

[436] Grafenegg [Gde. Haitzendorf, BH Krems]; HHSÖ I, S. 278f.

[437] Der Schwed‘ ist im Land, S. 54ff.

[438] Wolfsschanze: strategisch wichtiger Brückenkopf am linken Donauufer an der Straße nach Wien.

[439] Stammersdorf [Wien XXI]; HHSÖ I, 217, S. 690.

[440] ENGLUND, Verwüstung, S. 430.

[441] ENGLUND, Verwüstung, S. 440f.

[442] Korneuburg [BH Korneuburg]; HHSÖ I, S. 359ff.; TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 563: Leopold Wilhelm an Gallas, Linz, 1645 IV 05: Der Gegner sei mit der ganzen Armee auf dem Marsch nach Korneuburg und Klosterneuburg.

[443] WASSENBERG, Florus, S. 611f.

[444] Rabensburg [BH Mistelbach]; HHSÖ I, S. 489f.

[445] Melk [BH Melk];  HHSÖ I, S. 417ff.

[446] Göttweig [Gem. Steinaweg, BH Krems]; HHSÖ I, S. 276fff.

[447] Aggstein => Agsbach [BH Melk]; HHSÖ I, S. 185, 186.

[448] Kreutzenstein => Leobendorf [BH Korneuburg]; HHSÖ I, S. 382ff.

[449] Zwettl; HHSÖ I, S. 640ff.

[450] Rastenberg vgl. Rastenfeld, BH Krems; HHSÖ I, S. 494.

[451] Vgl. SZILÁGY, Georg Rakoczy I.

[452] Staatz [BH Mistelbach]; HHSÖ I, S. 563f.

[453] Laa an der Thaya [BH Mistelbach]; HHSÖ I, S. 373ff.

[454] Rabensburg [BH Mistelbach]; HHSÖ I, S. 489f.

[455] Brünn [Brno]; HHSBöhm, S. 68ff.

[456] Tyrnau [Trnava, Nagysombat; Bez. Trnava].

[457] Pressburg [Bratislava, ungarisch Pozsony].

[458] Der Schwed‘ ist im Land, S. 54ff.

[459] Schüttenhofen [Sušice, Bez. Klattau]; HHSBöhm, S. 558.

[460] Moldauthein [Týn n. Vltavou, Bez. Budweis]; HHSBöhm, S. 379.

[461] Bechin [Bechyně, Bez. Tabor], HHSBöhm, S. 25f.

[462] Klingenberg [Zvíkov], HHSBöhm, S. 265f.

[463] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 564.

[464] Mährisch Budweis [Moravské Budějovice, Bez. Trebitsch]; HHSBöhm, S. 352.

[465] Nicht identifiziert. Möglicherweise auch Ybbs; Bez. Melk.

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Gerner [Gairdner, Gardnier, Gardiner, Gärtner], Robert [Rovert]

Gerner [Gairdner, Gardnier, Gardiner, Gärtner], Robert [Rovert]; Obrist [ – ] Robert Gerner[1] stammte aus Abo in Finnland und stand zuletzt als Obrist[2] in schwedischen Diensten.

Wahrscheinlich war er der Sohn des William Gardiner (Gerner), der 1625 verstorben war. Im Januar 1633 griff Axel Oxenstierna[3] zu Gunsten der Familie ein, die sich beklagt hatte, dass die Söhne Robert und Jacob ihr Erbe zu deren Nachteil missbrauchten.[4]

Er diente ab 1636 als Fähnrich[5] in der Abo-und Björneborg-Kavallerie.[6]

Aus Meiningen[7] wird 1642 berichtet: „Den 3. Augusti, früe gegen drey Uhr, ist ein Schwedischer Obrister Lieutenant,[8] Balthasar Rudiger,[9] unversehens mit etwan viertzig zu Roß und so viel zu Fuß vor diese Stadt angelanget, durch Anführung eines Reuters, so vor diesem ein Bürger allhier gewesen, Namens Christoph Kaltenbach, ins gemein Gäul Stoffel genant, dieselbe, so unter einem Hatzfeldischen[10] Lieutenant[11] Stockhauer mit dreyssig Mann besetzt war, durch Rittmeister[12] Petern, so hernach zu Mellerstadt[13] in einem Duell[14] erschossen und in der Stadtkirchen begraben[15] liegt, neben sechs Mußqvetirer,[16] bey dem Hospital ersteigen lassen. Vorgemeldtem Lieutenant Stockhauer ist durch eine Hand-Granat,[17] so er zwischen der Burg und Hospital über die Mauer werfen wollen, die rechte Hand abgeschlagen, und weil er, neben seinen Soldaten, in guter Ruhe gelegen, und sich nichts Böses versehen, ist er mit ihnen gefangen, und nach Erffurth[18] geschickt worden. Hierauff ist vom Gouverneur[19] zu Erffurt ein Capitän,[20] Rovert Gardnier,[21] ein Finländer,[22] mit hundert Mann zur Qvarnison[23] hieher geschickt und verleget worden, bey welchem obgedachter Obrister Lieutenant mit seinen Reutern auch verblieben“.[24]

Weiter wird unter 1642 festgehalten: „Nach dem nun vorbesagter Massen diese Stadt in Schwedische Hände gediehen, und durch dieselbe nicht allein die Wirtzburgische Qvarnison zu Maßfeld[25] inne gehalten, sondern auch die angräntzenden Wirtzburgische Aempter in Contribution[26] gesetzt wurde, und gleichwol selbige ins gesampt solche Brillen auff der Nasen nicht dulten wolten, als seynd von dem General Hatzfeld[27] zwey Regimenter[28] zu Fuß, so am Rhein gelegen, hieher commandiret worden, welche auch den 13. September zu Weisenach[29] bey Maintz[30] übergesetzt, und nach dem Francken Land zu passiret. Weil sie aber höher hinauff, umb etwas außzuruhen, gangen, ist inzwischen der Bäyerische Obriste[31] Sporck[32] von seiner Reise aus Kempten[33] in der Ober-Pfaltz, dahin er seine bey Erffurth[34] den 4. Septembris gemachte Beute,[35] auff dreyssig tausend Reichs-Thaler sich belauffend, gebracht, mit etwan fünff hundert Pferden wieder zurück kommen, und auch ehemals einen Anschlag auff diese Stadt gehabt, so ihm aber nicht angangen, hieher kommen, am 11. Octobris die Stadt berennt, in die nechstangelegene Oerter sich eingelagert, und dieselbe dergestalt geschlossen gehalten, daß nicht das Geringste uns zukommen können, dabey auch täglich zwischen ihm und den Obristen Lieutenant Balthasar, Scharmützel[36] vorgangen, und haben diese gar offt jene angesieget, und verschiedene Gefangene[37] von ihnen einbracht, biß endlich das Lavoixische[38] Regiment zu Fuß unter dem Obristen Lieutenant, Carl St. Moritz,[39] und was aus den Besatzungen Forchheim,[40] Cranach,[41] Königshofen[42] und Maßfeld[43] zusammen gezogen, unter dem Commendanten zu Königshofen, Obristen Günther,[44] zu jenen allen gestossen, und mit gesampter Macht, sampt etlichen Carthaunen,[45] so Kugeln zu vier und viertzig Pfund geschossen, zweyen Mörsern[46] und etlichen Falconnetten[47] den 19. Octobris früe Morgens vor die Stadt gerückt, und so bald die Mörser bey dem Frösch-Brücklein, die Carthaunen über dem Linckbach, und die Falconetten auff dem Bildstein gepflantzet, und ohne einige geschehene Aufforderung, nach gehaltener Beth-Stund, mit Feuer-Einwerffen der Anfang gemacht worden. Ehe aber solches angangen, hat der allhier liegende Commendant, Robert Gardiner, die beyde schöne Mahl-Mühlen, eine vor der Mittel, die andere vor der Burg-Pforten gelegen, abgebrant ingleichen das Siechen-Hauß, sampt dem darbey stehenden Kirchlein abbrechen lassen, umb den Feind hierdurch vollen Vortheil zu benehmen. Der erste Feuer-Ballen,[48] so vierzehn Schüsse in sich hielte, fiel bey dem an der Kirchen stehenden Wächter-Häußlein nieder, aber sonder einigem Schaden, ohne daß einem bey einem bey der Apothecken stehendem schwangern Soldaten-Weibe der mittlere Finger aus der rechten Hand weg genommen wurde, darauff noch selbigen Abend drey und viertzig Feuer-Ballen und Granaten[49] herein gespielet worden, so zwar an Häusern ziemlichen Schaden gethan, sonsten aber niemand an seinem Leibe beschädiget. Den 14. Octobris wurde wieder angefangen, wo es Abends nach 9 Uhr gelassen worden, also, daß in anderthalb Tagen neun und neuntzig Feuer-Ballen und Granaten hereingeworffen worden, welche aber alle ohne sondern Schaden abgangen, massen die Bürger, welche auff nichts anders bestellt waren, als diese zu dämpffen, endlich behertzt worden, daß sie selbige in die Hände genommen, und in das Wasser geworffen. Mit diesem Morgen fing man an, auch eine Breche[50] zu schiessen bey der Mittel-Pforte, da zwar durch drey hundert und fünff Canonen-Schüsse der Ober-Theil der Mauer, sampt dem Ercker auff der Mittel-Pforten, abgeschossen worden, der Unter-Theil aber wol dreyssig Schuhe[51] hoch hoch unverletzt stehen blieb. Dabey denn die Belagerten nicht müssig waren, sondern, nachdem Sie beym Oberthor einen Feldwebel[52] mit etlichen Knechten,[53] und bey der Breche vier Officirer auff Kindschafft anlauffen liessen, von jenen aber der Feldwebel und einer von diesen erschossen, auch der Trompeter,[54] so die Stadt auff forderte, und Gnade anboth, schlecht abgewiesen worden, haben zwar die Belagerer darauff noch hefftiger an zu schiessen gefangen, so aber von denen Belagerten weniger als nichts geachtet, sondern sie nur behertzter gemacht, doch aber, weil sie den augenscheinlichen Schutz der H. Engel und die mannhaffte Gegenwehr der Belagerten sahen, endlich davon gewischt, und mit dem Reißaus ihre Dapfferkeit erwiesen. Und haben sich bey solcher Belagerung unterschiedliche merckwürdige Dinge begeben und zugetragen, so von viel hundert Menschen gesehen worden. 1. Haben die Belagerer selbst bekannt, dass unter denen belagerten und leschenden Bürgern ein weisser Mann, (ohn allen Zweiffel ein H. Engel) gestanden, und ihnen leschen und die Kugeln dempfen helffen. 2. habe keine einige Granat oder Feuer-Ball, ob sie gleich ins Heu und Stroh gefallen, und offt eine lange Zeit drinnen liegen blieben, angezündet. 3. Ist ein Feuer-Ballen bey denen Belagerern zersprungen, wovon die Funcken in eine Tonne Pulver zurück gefallen, welche noch vier andere Tonnen Pulver angesteckt, und neben einem Constabel[55] noch fünff Personen in die Lufft geworffen, und viele verbrennt, darunter auch zween Jesuiten[56] sollen gewesen seyn. 4. Ist die letzte Granat zwar in die Stadt zwar in die Stadt nahe bey der Breche, woselbst der Commendant und Capitain neben etlichen Officirern gestanden, nieder gefallen, daß sich jederman befürchtet, daß sie im Schlagen grossen Schaden thun würde, allein sie hat sich von freyen Stücken selbsten von der Erden wieder erhoben, und ist zurück über die Stadt-Mauern gegen dem Feind, wo sie herkommen, geflogen, allda sie allererst ihren Effect gethan, worauff kein Schuß mehr in die Stadt gethan. 5. Ist Sontags früe, da es kaum Tag geworden, ein schöner Regenbogen über der Stadt gestanden, welches himmlische Gnaden-Zeichen die Leut wieder animiret, und auch so balden herauff für den verliehenen Sieg, Schutz und Schirm von dem damahligen Superintendenten,[57] M. Georg Ernst Schaden, ein Danck-Predigt gehalten, und haben eine zierliche Music gehört, auch Trompeter und Trommelschläger sich dapffer hören lassen. Ist also diese Stadt, so mit so wenigem Volck besetzt war, durch Gottes Gnade aus der Hand der Feinde, und so vieler Fränckischer Bauern, welches alles nieder zu machen und mit zu nehmen gedrohet, errettet worden, welche wunderliche Errettung denn zweiffels ledig, die armen Mütter mit ihren auff den Knien in den Kellern liegenden Kindern werden zu wege gebracht haben“.[58]

Aus Meiningen[59] wird 1644 über die Einnahme der Stadt durch die Kaiserlichen berichtet: „Nachdem die allhier liegende Schwedische Gvarnison und stets ab- und zuziehende Schwedische Trouppen[60] denen Fränckischen, zumal der im Hause Maßfeld sich befindlichen Wirtzburgischen Qvarnison, ein Dorn in Augen, und diese jene gern außgeschafft, oder unter ihre Gewalt gebracht gesehen hätten, dahero sie auch ein und andern Versuch darauff gethan, so ihnen aber allezeit mißlungen, haben sie endlich in die sechs tausend zu Roß und zu Fuß unter vorgedachtem General-Wachtmeister[61] sich vor die Stadt begeben, dazu denn der Anfang gemacht wurde.

Den 20. Januarii eben auff Fab. Sebast.[62] an einem Sonnabend früe, da sie den March von Maßfeld oben an dem Berg herein genommen, und sich nach den Kirchbronn und Todten-Feld zugewendet, woselbst sie sich auch zu setzen anfingen. Und weil die Belagerten inzwischen auch nicht müssig waren, und in wärendem March mit Stücken[63] und Doppelhacken[64] hinaus spieleten,[65] durfften sich die Belägerer nicht gar nahe an die Stadt machen, biß nach Mittage, da ein ziemlicher Troupp commandiret wurde, in die eingerissene Gottes-Acker-Kirchen sich zu begeben, und daselbst Posto zu fassen, umb hernach den Feuer-Mörsner[66] dahin zu pflantzen,[67] welches sie auch ohne sondern Widerstand ins Werck setzten, massen man ihnen, weil das Gemäuer ziemlich hoch, zumal viel Steine dabey lagen, damit es noch weiter erhöhet werden konnte, nicht groß hinderlich seyn konnte. In wärendem solchem March, welcher wol bey sechs Stunden gewähret, sind nicht wenig von den Belagerern im Schnee sitzen geblieben,[68] sonderlich aber ein tapfferer Cavallier, der nach dem Bildstein zu recognosciren gegen solte, und vermeinte von dem Drachberg ungehindert über die untere Brücke zu passiren, befande aber bey seiner Ankunfft, daß die Brücke mit Schlagbäumen wol versehen: drumb, weil er so bald darüber nicht kommen konnte, wurde er von continuirlichen Schiessen aus Doppelhacken von dem grossen Thurm in der Burg und dem unterm grossen Thor-Thurm, mit seinen beyhabenden Reutern vor gedachter Brücke erleget.

Bey einfallender Nacht haben sich die Belagerer der Stadt je mehr und mehr zu nähern angefangen, und weil der eussere Graben zugefrohren, das eusserste Thor bald einbekommen, dabey aber nicht mehr als ein Soldat auff unserer Seiten, ein Finnländer, welchem auff der Schildwacht mit einer Drat-Kugel[69] das Angesicht weggeschossen worden, geblieben. Dieweil man sich nun besorget, es mögten sich die Belagerer weiter herein und in die untere Mühlen ziehen, hat man dieselbe von hieraus selbsten in Brand gesetzt, und also den Belagerern weitern Ansatz verwehret. Wie denn auch die jenigen, so das eussere Thor occupiret, in dem Wachstüblein dergestalt geänstiget worden, daß keiner weder aus noch ein dürffen, und dahero viel davon geblieben.

Nachdem nun hierauff bey nächtlicher Weile das grobe Geschütz herbey gebracht, und am Frauen Bronn gepflantzet, haben die Belagerer den 21. Januar. frühe gegen 5. Uhr angefangen eine Breche zu schiessen, und damit biß abends 4. Uhr continuiret, in welcher Zeit über vier hundert und funffzig Schüsse herein gethan worden. Als die Belagerer hierauff gesehen, daß ihnen Raum und Platz zum Sturm[70] gnug gemacht, haben sie sich gegen 5. Uhr darzu bereitet, und den ersten in die zwölff hundert Mann starck angetreten, aber dergestalt abgewiesen worden, daß sie den andern mit so vieler Mannschafft nicht verrichten können, weil zumal derselben sehr vie auff der bey sich gehabten Eiß-Brücken, so etwas zu kurtz gewesen, in dem mitlerm auffgeiseten Graben gefallen und ertruncken, und was gleich wieder heraus kommen können, erfrohren oder todt geschossen worden. Bald darauff ist der andere, und nach demselben der dritte Sturm, in welchem die Belägerer mit lauter Drat- und geschnittenen Kugeln[71] geschossen, angangen, ist aber gleicher Gestalt mit mannlicher und hertzhaffter Gegenwehr abgeschlagen, und der Belagerer sehr viel, und über vier hundert und funffzig Mann ihrer eigenen Bekäntnnis nach, in der Stadt aber nicht mehr, als ein einiger Mann, ein Corporal,[72] so aus Unvorsichtigkeit von einer Hand-Granat,[73] welche er zu lang in der Hand behalten, geblieben.

Wie man nun vermeinet, es würden die Belagerer nach abgeschlagenen dreyfachen Sturm von ihrem Vorhaben ablassen, wie sie denn auch mögen Willens gewesen, haben sie doch ihr Heil noch einst an der obern Mühl versucht, welches denn auch dergestalt gelungen, daß sie ohne einigen gefundenen Widerstand, weil der reformirte[74] Capitain[75] Paul seine anbefohlene Post verlassen, durch die Mühl-Rinne herein gekrochen, und also die Mühle occupiret, und dadurch denen in dem Zwinger bey der Breche Gelegenen nicht wenig schädlich gewesen, ja sie sind selbigen dergestalt nahe kommen, daß die Belagerten endlich gedrungen worden, weil weder Kraut noch Loth mehr vorhanden, auch die meisten Musqveten[76] und Feuer-Röhr[77] durch das continuirliche Schiessen schadhafft, einen Accord[78] zu begehren und einzugehen, welchen sie auch so balden erhalten, ein Stillstand gemacht, beyderseits Geistliche, nach Kriegs-Manier, außgewechselt, und darauff in der Nacht der Accord völlig geschlossen worden, in welchem unter andern enthalten, daß die Belagerten, deren etwa hundert und funfftzig gewesen, mit Sack, Pack und dem Unter-Gewehr,[79] doch ohne Rührung der Spiel abziehen solten, jedoch, daß jeder solte mit vier Reichs-Thalern geranzionirt[80] werden. Welches auch geschehen, und sind sie von den Käyserischen biß nach Erffurt convoiret, und von daraus die Ranzion an fünff hundert und sechs und sechsig Reichs-Thaler hier geschickt worden. Ehe aber solche einkommen, ist Capitain Lieloff, der die Nacht vor der Belagerung mit einem Entsatz von dreyssig Mann allererst herein kommen war, allhier so lang gelassen worden. Nach Abzug des Schwedischen Commendanten Majors Gardniers, ist der Obriste Lieutenant, Ernst von Burchsdorff,[81] vom Kniegischen[82] Regiment allhier verordnet worden“.[83]

Am 12.5.1648 verstarb Caspar Ermes, der schwedische Kommandant von Erfurt, und wurde in der Erfurter Kaufmannskirche begraben. Gerner, von 1642-1644 Befehlshaber in Meiningen zur Zeit der Belagerung, wurde für kurze Zeit sein Nachfolger.

[1] MURDOCH, SSNE ID: 2329.

[2] Obrist: I. Regimentskommandeur oder Regimentschef mit legislativer und exekutiver Gewalt, „Bandenführer unter besonderem Rechtstitel“ (ROECK, Als wollt die Welt, S. 265), der für Bewaffnung und Bezahlung seiner Soldaten und deren Disziplin sorgte, mit oberster Rechtsprechung und Befehlsgewalt über Leben und Tod. Dieses Vertragsverhältnis mit dem obersten Kriegsherrn wurde nach dem Krieg durch die Verstaatlichung der Armee in ein Dienstverhältnis umgewandelt. Voraussetzungen für die Beförderung waren (zumindest in der kurbayerischen Armee) richtige Religionszugehörigkeit (oder die Konversion), Kompetenz (Anciennität und Leistung), finanzielle Mittel (die Aufstellung eines Fußregiments verschlang 1631 in der Anlaufphase ca. 135.000 fl.) und Herkunft bzw. verwandtschaftliche Beziehungen (Protektion). Der Obrist ernannte die Offiziere. Als Chef eines Regiments übte er nicht nur das Straf- und Begnadigungsrecht über seine Regimentsangehörigen aus, sondern er war auch Inhaber einer besonderen Leibkompanie, die ein Kapitänleutnant als sein Stellvertreter führte. Ein Obrist erhielt in der Regel einen Monatssold von 500-800 fl. je nach Truppengattung. Daneben bezog er Einkünfte aus der Vergabe von Offiziersstellen. Weitere Einnahmen kamen aus der Ausstellung von Heiratsbewilligungen, aus Ranzionsgeldern – 1/10 davon dürfte er als Kommandeur erhalten haben – , Verpflegungsgeldern, Kontributionen, Ausstellung von Salvagardia-Briefen – die er auch in gedruckter Form gegen entsprechende Gebühr ausstellen ließ – und auch aus den Summen, die dem jeweiligen Regiment für Instandhaltung und Beschaffung von Waffen, Bekleidung und Werbegeldern ausgezahlt wurden. Da der Sold teilweise über die Kommandeure ausbezahlt werden sollten, behielten diese einen Teil für sich selbst oder führten „Blinde“ oder Stellen auf, die aber nicht besetzt waren. Auch ersetzten sie zum Teil den gelieferten Sold durch eine schlechtere Münze. Zudem wurde der Sold unter dem Vorwand, Ausrüstung beschaffen zu müssen, gekürzt oder die Kontribution unterschlagen. Vgl. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabrugischen handlung, S. 277: „Wir burger mußen alle wochen unse contribution zahlen, die obristen nehmmens geldt zu sich, und die gemeinen soldaten mußen hunger leyden“. Der Austausch altgedienter Soldaten durch neugeworbene diente dazu, ausstehende Soldansprüche in die eigene Tasche zu stecken. Zu diesen „Einkünften“ kamen noch die üblichen „Verehrungen“, die mit dem Rang stiegen und nicht anderes als eine Form von Erpressung darstellten, und die Zuwendungen für abgeführte oder nicht eingelegte Regimenter („Handsalben“) und nicht in Anspruch genommene Musterplätze; abzüglich allerdings der monatlichen „schwarzen“ Abgabe, die jeder Regimentskommandeur unter der Hand an den Generalleutnant oder Feldmarschall abzuführen hatte; Praktiken, die die obersten Kriegsherrn durchschauten. Zudem erbte er den Nachlass eines ohne Erben und Testament verstorbenen Offiziers. Häufig stellte der Obrist das Regiment in Klientelbeziehung zu seinem Oberkommandierenden auf, der seinerseits für diese Aufstellung vom Kriegsherrn das Patent erhalten hatte. Der Obrist war der militärische ‚Unternehmer‘, die eigentlich militärischen Dienste wurden vom Major geführt. Das einträgliche Amt – auch wenn er manchmal „Gläubiger“-Obrist seines Kriegsherrn wurde – führte dazu, dass begüterte Obristen mehrere Regimenter zu errichten versuchten (so verfügte Werth zeitweise sogar über 3 Regimenter), was Maximilian I. von Bayern nur selten zuließ oder die Investition eigener Geldmittel von seiner Genehmigung abhängig machte. Im April 1634 erging die kaiserliche Verfügung, dass kein Obrist mehr als ein Regiment innehaben dürfe; ALLMAYER-BECK; LESSING, Kaiserliche Kriegsvölker, S. 72. Die Möglichkeiten des Obristenamts führten des Öfteren zu Misshelligkeiten und offenkundigen Spannungen zwischen den Obristen, ihren karrierewilligen Obristleutnanten (die z. T. für minderjährige Regimentsinhaber das Kommando führten; KELLER, Drangsale, S. 388) und den intertenierten Obristen, die auf Zeit in Wartegeld gehalten wurden und auf ein neues Kommando warteten. Zumindest im schwedischen Armeekorps war die Nobilitierung mit dem Aufstieg zum Obristen sicher. Zur finanziell bedrängten Situation mancher Obristen vgl. dagegen OMPTEDA, Die von Kronberg, S. 555. Da der Obrist auch militärischer Unternehmer war, war ein Wechsel in die besser bezahlten Dienste des Kaisers oder des Gegners relativ häufig. Der Regimentsinhaber besaß meist noch eine eigene Kompanie, so dass er Obrist und Hauptmann war. Auf der Hauptmannsstelle ließ er sich durch einen anderen Offizier vertreten. Ein Teil des Hauptmannssoldes floss in seine eigenen Taschen. Ertragreich waren auch Spekulationen mit Grundbesitz oder der Handel mit (gestohlenem) Wein (vgl. BENTELE, Protokolle, S. 195), Holz, Fleisch oder Getreide. II. Manchmal meint die Bezeichnung „Obrist“ in den Zeugnissen nicht den faktischen militärischen Rang, sondern wird als Synonym für „Befehlshaber“ verwandt. Vgl. KAPSER, Heeresorganisation, S. 101ff.; REDLICH, German military enterpriser; DAMBOER, Krise; WINKELBAUER, Österreichische Geschichte Bd. 1, S. 413ff.

[3] Vgl. FINDEISEN, Axel Oxenstierna.

[4] MURDOCH, SSNE ID: 6709.

[5] Fähnrich: Rangunterster der Oberoffiziere der Infanterie und Dragoner, der selbst bereits einige Knechte zum Musterplatz mitbrachte. Dem Fähnrich war die Fahne der Kompanie anvertraut, die er erst im Tod aus den Händen geben durfte. Der Fähnrich hatte die Pflicht, beim Eintreffen von Generalspersonen die Fahne fliegen zu lassen. Ihm oblagen zudem die Inspektion der Kompanie (des Fähnleins) und die Betreuung der Kranken. Der Fähnrich konnte stellvertretend für Hauptmann und Leutnant als Kommandeur der Kompanie fungieren. Bei der Kavallerie wurde er Kornett genannt. Vgl. BLAU, Die deutschen Landsknechte, S. 45f.

[6] Swedish Krigsarkiv, Muster Roll, 1636/14.

[7] Meiningen [LK Schmalkalden-Meiningen]; HHSD IX, S. 269ff.

[8] Obristleutnant: Der Obristleutnant war der Stellvertreter des Obristen, der dessen Kompetenzen auch bei dessen häufiger, von den Kriegsherrn immer wieder kritisierten Abwesenheit – bedingt durch Minderjährigkeit, Krankheit, Badekuren, persönliche Geschäfte, Wallfahrten oder Aufenthalt in der nächsten Stadt, vor allem bei Ausbruch von Lagerseuchen – besaß. Meist trat der Obristleutnant als militärischer Subunternehmer auf, der dem Obristen Soldaten und die dazu gehörigen Offiziere zur Verfügung stellte. Verlangt waren in der Regel, dass er die nötige Autorität, aber auch Härte gegenüber den Regimentsoffizieren und Soldaten bewies und für die Verteilung des Soldes sorgte, falls dieser eintraf. Auch die Ergänzung des Regiments und die Anwerbung von Fachleuten oblagen ihm. Zu den weiteren Aufgaben gehörten Exerzieren, Bekleidungsbeschaffung, Garnisons- und Logieraufsicht, Überwachung der Marschordnung, Verproviantierung etc. Der Profos hatte die Aufgabe, hereingebrachte Lebensmittel dem Obristleutnant zu bringen, der die Preise für die Marketender festlegte. Um all diese Aufgaben bewältigen zu können, waren umfangreiche Kenntnisse und Erfahrungen notwendig. Nicht selten lag die eigentliche Führung des Regiments in der Verantwortung eines fähigen Obristleutnants, der im Monat je nach Truppengattung zwischen 120 und 150 fl. bezog. Voraussetzung war allerdings in der bayerischen Armee die richtige Religionszugehörigkeit. Maximilian hatte Tilly den Ersatz der unkatholischen Offiziere befohlen; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Dreißigjähriger Krieg Akten 236, fol. 39′ (Ausfertigung): Maximilian I. an Tilly, München, 1629 XI 04: … „wann man dergleich officiren nit in allen fällen, wie es die unuorsehen notdurfft erfordert, gebrauchen khan und darff: alß werdet ihr euch angelegen sein lassen, wie die uncatholischen officiri, sowol undere diesem alß anderen regimentern nach unnd nach sovil muglich abgeschoben unnd ihre stellen mit catholischen qualificirten subiectis ersezt werden konnde“. Von Piccolomini stammt angeblich der Ausspruch (1642): „Ein teutscher tauge für mehrers nicht alß die Oberstleutnantstell“. HÖBELT, „Wallsteinisch spielen“, S. 285.

[9] Rüdiger Balthasar [Rüdiger, Balthasar; Rudinger, Rhödinger, „Schwarzer Balthasar“; „Baltzer“] [ – ], schwedischer Obrist.

[10] Claus Hastver [Halswert, Hasever, Haster, Hastuer [1596 oder 1597 Sommerhusen/Estland-23.9.1634 Lauf/Pegnitz], schwedischer Obrist. Vgl. die Erwähnungen bei ENGERISSER, Von Kronach.

[11] Leutnant: Der Leutnant war der Stellvertreter eines Befehlshabers, insbesondere des Rittmeisters oder des Hauptmanns. Wenn auch nicht ohne Mitwissen des Hauptmannes oder Rittmeisters, hatte der Leutnant den unmittelbarsten Kontakt zur Kompanie. Er verdiente je nach Truppengattung monatlich 35-60 fl.

[12] Rittmeister (Capitaine de Cavallerie): Oberbefehlshaber eines Kornetts (später Esquadron) der Kavallerie. Sein Rang entspricht dem eines Hauptmannes der Infanterie (vgl. Hauptmann). Wie dieser war er verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Leutnant, übernommen. Bei den kaiserlichen Truppen standen unter ihm Leutnant, Kornett, Wachtmeister, 2 oder 3 Korporale, 1 Fourier oder Quartiermeister, 1 Musterschreiber, 1 Feldscherer, 2 Trompeter, 1 Schmied, 1 Plattner. Bei den schwedischen Truppen fehlten dagegen Sattler und Plattner, bei den Nationalschweden gab es statt Sattler und Plattner 1 Feldkaplan und 1 Profos, was zeigt, dass man sich um das Seelenheil als auch die Marsch- und Lagerdisziplin zu kümmern gedachte. Zudem wurde der Rittmeister, der in einer Kompanie Kürassiere 150 fl. Monatssold beanspruchte,  bei seiner Bestallung in der Regel durch den Obristen mit Werbe- und Laufgeld zur Errichtung neuer Kompanien ausgestattet. Junge Adlige traten oft als Rittmeister in die Armee ein.

[13] Mellrichstadt [LK Rhön-Grabfeld]; HHSD VII, S. 438f.

[14] Duell: Zweikampf zu Fuß oder zu Pferd, mit Degen und Pistole, dem Militär zumeist verboten, aber wenig beachtet. In der dänischen Armee waren Duelle bei Billigung des Obristen mit dem Seitengewehr, allerdings nur in einem Gang, erlaubt. Wurde einer getötet, so wurde der Andere mit dem Tode bestraft; MEYNERT, Geschichte, Erstes Hauptstück, S. 10; WATTS, Swedish Discipline, 2. Teil, S. 48 (§ 35-38, 87). Duelle fanden nicht nur auf der Offiziersebene statt. SCHMIDT, Der protestantische Aischgrund, S. 7 (nach SCHHNIZZER, Chronica): „Auf der Kaubenheimer Kirchweih (17. August) haben sich zwei Reiter miteinander zu Roß duelliert. Der Provocant ist von dem anderen mit zwei Kugeln auf einen Schuß durchschossen worden, so dass er tot zur Erde sank“.Vgl. FREVERT, Ehrenmänner.

[15] Begräbnisse in Kirchen: „Die einfachste und folglich am häufigsten vertretene Grabform war ein Erdgrab im Kirchenboden. Gewöhnlich wurden die Bodenplatten dafür aufgenommen, die Grube im gewachsenen Boden ausgehoben und danach legte man die Platten nach Verfüllung wieder an ihren Platz. Die Kirchenbänke wie wir sie kennen, gab es damals nicht, so dass kein Hindernis durch eine eventuell vorhandene feste Bestuhlung entstehen konnte. Eine Kennzeichnung des Grabes erfolgte in der Regel nicht. Dieses Verfahren brachte einige Unannehmlichkeiten mit sich, welche zwar früh erkannt wurden, doch bis man davon abkam, vergingen mehrere Jahrhunderte. Ob man die Verstorbenen mit oder ohne Sarg beisetzte, durch die Verwesung der Leichname, bzw. den allmählichen Zerfall der Särge senkte sich der Boden. Die Platten wurden uneben und dauernd musste daran ausgebessert werden. Aufzeichnungen über die genaue Lage der Gräber gab es weder in den Kirchenbüchern, noch wussten die Hinterbliebenen exakt um die Grabstellen. Man hinterließ ungefähre Angaben wie: „Nahe bei der Kanzel” – „Neben dem Grab des XY” oder wies auf einen Seitenaltar oder auf ein Bildwerk hin. Solche Angaben finden sich in Testamenten, wo z. B. die ungefähre Lage des Grabes eines Elternteiles beschrieben wurde – zusammen mit dem Wunsch, ebenfalls dort bestattet zu werden. Diese Grabstätten kosteten natürlich auch in der einfachsten Form Geld und brachten der Kirchengemeinde einen nicht zu verachtenden Teil ihres Einkommens. Jedoch war die Wiederbelegung nicht wie heutzutage reglementiert, und um Mindestruhezeiten scherte sich niemand. Die Anlage eines neuen Grabes war dem Ermessen und der Ortskenntnis des jeweiligen Totengräbers überlassen. Auf dem umliegenden – meist durch Bebauung nicht erweiterbaren Friedhof war die Situation ebenso – dort konnte man bei Überbelegung allerdings Erde in ausreichender Höhe aufbringen und somit eine neue Fläche schaffen. (Dies geschah im Laufe der Zeit häufig mehrmals – mit dem Ergebnis, dass der Friedhof später höher lag als der Boden der Kirche. Ein gutes Beispiel ist die Marienkirche in Uelzen, welche man heute betritt, indem man mehrere Stufen hinunter geht.) Innerhalb der Kirche war diese Art Lösung nicht durchführbar und so wurde einfach weiter begraben. Oft kamen dabei Gebeine zu Tage oder gar Leichen, die noch nicht verwest waren. Dergleichen warf der Totengräber einfach in eine dunkle Ecke und da blieben sie liegen; der Anblick und der Gestank wurden hingenommen. Beinhäuser zur Aufnahme exhumierter Gebeine gab es lange nicht überall. Für geistliche oder sonstige Personen von Ansehen legte man auch Schachtgräber an, welche zumindest mit Steinsetzungen ausgekleidet oder ausgemauert waren. Diese wurden dann mit einer Grabplatte an Stelle eines Grabsteines verschlossen. Der mehr oder minder durch aufgeschüttete Erde gewährleistete Luftabschluss fehlte hier. Folglich machten sich die bei der Zersetzung des Leichnams entstehenden Verwesungsgase auf verschiedene Art bemerkbar. Unerträglicher Geruch, Geräusche, die von dem aufgeblähten Körper vernehmlich wurden, vermehrte Anwesenheit von Ungeziefer aller Art machten den Kirchenbesuch für jedermann zu einer stark beeinträchtigten „Erbauung”. Es kam mehrfach vor, dass Gottesdienstbesucher fluchtartig die Kirche verlassen mussten. Aus Frankreich wird ein Fall berichtet, bei dem mehrere Kinder während des Kommunionunterrichtes bewusstlos wurden und einige Männer es nur mit mehreren Anläufen schafften, sie dort heraus zu holen. Wie auch immer – unsere Vorfahren waren in Bezug auf unangenehme Gerüche offenbar weniger empfindlich als wir – oder die vermeintliche Versicherung des Seelenheils durch ein Begräbnis im Kirchenraum wurde höher bewertet als das Ertragen der geschilderten Unannehmlichkeiten. Es dauerte bis zum Ende des 18. Jahrhunderts, bis man im inzwischen herangereiften Bewusstsein für Hygiene und zumindest ungefährer Kenntnis der Gefahren für die allgemeine Gesundheit diese Zustände abschaffte“. [http://www.rowane.de/html/kirchenbestattung.htm]. „Am 10. November [1632; BW] notierte der Ratsschreiber [in Naumburg; BW]: ‚Zu Magdeburg sind auch Leute in der Kirche begraben worden, welches man nachher abgeschafft, weil die Dünste von dem Fäulen durch die Erde dringen und die Luft infizieren’. Noch einmal gab der Rat damals die Erlaubnis, dass ein Offizier in St. Wenzel beigesetzt würde, ‚jedoch kann keinem solches mehr bewilligt werden’“. BORKOWSKY, Schweden, S. 55. Es galt als entehrend auch für die Angehörigen, wenn ein Begräbnis mit Sang und Klang auf dem Friedhof verweigert wurde. Der protestantische Osnabrücker Schuhmacher Bellinckhausen berichtet (1633); BELLINCKHAUSEN, TEGEDER, KREIENBRINK, S. 237: „Denn 14. Junii ist Juncker Caspar Stahls tochter auf S[anct] Johans kirchof begraben, so im kinder bette gestorben, von Juncker Dumstorf, den cornet, beschlafen. Der Bischof [Franz Wilhelm von Wartenberg; BW] hat gesagt, man solt sie auf die schingruben [Schindergrube, BW] begrabe[n]“.

[16] Musketier: Fußsoldat, der die Muskete führte. Die Muskete war die klassische Feuerwaffe der Infanterie. Sie war ein Gewehr mit Luntenschloss, bei dem das Zündkraut auf der Pulverpfanne durch den Abzugsbügel und den Abzugshahn mit der eingesetzten Lunte entzündet wurde. Die Muskete hatte eine Schussweite bis zu 250 m. Wegen ihres Gewichts (7-10 kg) stützte man die Muskete auf Gabeln und legte sie mit dem Kolben an die Schulter. Nach einem Schuss wichen die Musketiere in den Haufen der Pikeniere zurück, um nachladen zu können. Nach 1630 wurden die Waffen leichter (ca. 5 kg) und die Musketiere zu einer höheren Feuergeschwindigkeit gedrillt; die Schussfolge betrug dann 1 bis 2 Schuss pro Minute (vgl. BUßMANN; SCHILLING, 1648, Bd .1, S. 89). Die zielfähige Schussweite betrug ca. 300 Meter, auf 100 Meter soll die Kugel die damals übliche Panzerung durchschlagen haben. Die Treffsicherheit soll bei 75 Metern Entfernung noch 50 % betragen haben. Die Aufhaltewirkung war im Nahbereich sehr hoch, die Getroffenen sollen sich förmlich überschlagen haben. Je nach Entfernung sollen jedoch im Normalfall nur 5-7% aller abgegebenen Schüsse eine Wirkung im Ziel gehabt haben. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß. Zudem rissen sie auf etwa 10 Meter Entfernung etwa dreimal so große Wundhöhlen wie moderne Infanteriegeschosse. Ausführlich beschrieben wird deren Handhabung bei ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 544ff. Eine einfache Muskete kostete etwa 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Die Muskete löste das Handrohr ab. Die ab 1630 im thüringischen Suhl gefertigte schwedische Muskete war etwa 140 cm lang bei einer Lauflänge von 102 cm und wog etwa 4,5 – 4,7 kg bei einem Kaliber von zumeist 19,7 mm. Sie konnte bereits ohne Stützgabel geschossen werden, wenngleich man diese noch länger zum Lade- und Zielvorgang benutzte. Die Zerstörung Suhls durch Isolanos Kroaten am 16./26.10.1634 geschah wohl auch in der Absicht, die Produktionsstätten und Lieferbetriebe dem Bedarf der schwedischen Armee endgültig zu entziehen. BRNARDÍC, Imperial Armies I. Für den Nahkampf trug er ein Seitengewehr – Kurzsäbel oder Degen – und schlug mit dem Kolben seiner Muskete zu. In aller Regel kämpfte er jedoch als Schütze aus der Ferne. Deshalb trug er keine Panzerung, schon ein leichter Helm war selten. Eine einfache Muskete kostete etwa 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Im Notfall wurden die Musketiere auch als Dragoner verwendet, die aber zum Kampf absaßen. MAHR, Monro, S. 15: „Der Musketier schoß mit der Luntenschloßmuskete, die wegen ihres Gewichtes [etwa 5 kg] auf eine Gewehrgabel gelegt werden mußte. Die Waffe wurde im Stehen geladen, indem man den Inhalt der am Bandelier hängenden hölzernen Pulverkapseln, der sog. Apostel, in den Lauf schüttete und dann das Geschoß mit dem Ladestock hineinstieß. Verschossen wurden Bleikugeln, sog. Rollkugeln, die einen geringeren Durchmesser als das Kaliber des Laufes hatten, damit man sie auch bei Verschmutzung des Laufes durch die Rückstände der Pulvergase noch einführen und mit Stoff oder Papier verdämmen konnte. Da die Treffgenauigkeit dieser Musketen mit glattem Lauf auf die übliche Kampfentfernung von maximal 150 Metern unter 20 Prozent lag, wurde Salvenschießen bevorzugt. Die Verbände waren dabei in sog. Treffen aufgestellt. Dies waren Linien zu drei Gliedern, wobei das zweite Treffen etwa 50 Schritt, das dritte 100 Schritt hinter der Bataille, d. h. der Schlachtlinie des ersten Treffens, zu stehen kamen, so daß sie diese bei Bedarf rasch verstärken konnten. Gefeuert wurde gliedweise mit zeitlichem Abstand, damit für die einzelnen Glieder Zeit zum Laden bestand. Ein gut geübter Musketier konnte in drei Minuten zwei Schuß abgeben. Die Bleigeschosse bis zu 2 cm Kaliber verformten sich beim Aufprall auf den Körper leicht, und es entstanden schwere Fleischwunden. In den Kämpfen leisteten Feldscherer erste Hilfe; doch insgesamt blieb die medizinische Versorgung der Verwundeten mangelhaft. Selbst Streifschüsse führten oft aufgrund der Infektion mit Tetanus zum Tode, erst recht dann schwere Verletzungen“. Der Hildesheimer Arzt und Chronist Dr. Jordan berichtet den einzigen bisher bekannten Fall (1634), dass sich unter den Gefallenen eines Scharmützels auch ein weiblicher Musketier in Männerkleidern gefunden habe. SCHLOTTER; SCHNEIDER; UBBELOHDE, Acta, S. 194. Allerdings heißt es schon bei Stanislaus Hohenspach (1577), zit. bei BAUMANN, Landsknechte, S. 77: „Gemeiniglich hat man 300 Mann unter dem Fenlein, ist 60 Glied alleda stellt man welsche Marketender, Huren und Buben in Landsknechtskleyder ein, muß alles gut seyn, gilt jedes ein Mann, wann schon das Ding, so in den Latz gehörig, zerspalten ist, gibet es doch einen Landsknecht“. Bei Bedarf wurden selbst Kinder schon als Musketiere eingesetzt (1632); so der Benediktiner-Abt Gaisser; STEMMLER, Tagebuch Bd. 1, S. 181f.; WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß; BRNARDÍC, Imperial Armies I, S. 33ff.; Vgl. KEITH, Pike and Shot Tactics;  EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 59ff.

[17] Handgranate: runde, mit Pulver gefüllte Eisenkugeln, die mit einer Lunte gezündet wurden. Granaten können, als selten erhaltene Beispiele damaliger Feuerwerkerkunst, noch heute in den Kunstsammlungen der Veste Coburg besichtigt werden. Während die Handgranaten aus runden, mit Pulver gefüllten Eisenkugeln bestanden und mit einer Lunte gezündet wurden, gab es auch schon Fallgranaten, die beim Aufschlag mittels eines Reibungszünders explodierten. Granadiere waren ursprünglich Soldaten, die Handgranaten gegen den Feind schleuderten. Bereits 1631 wurden sie nach MONRO bei der Eroberung Frankfurts a. d. Oder von den Iren eingesetzt; => Quelle 10. Als Generalmajor Lars Kagg 1634 in Regensburg belagert wurde, forderte er zu dieser gefährlichen Tätigkeit – ihre Splitter konnten bis zu 50 Schritte gefährlich werden – Freiwillige gegen höheren Sold auf und wurde so der Schöpfer der Granadiere. Chemnitz, S. 467, beschreibt bei dieser Gelegenheit den Einsatz von Handgranaten: ‚Gebrauchte sich [der Gen. Maj. Kagg] hierunter zuforderst der handgranaten, den Feind in confusion zubringen, nachgehends, wann solches geschehen, der Kurtzen wehren [Helmbarten] zum niedermetzeln. Wobey er jennige, so die handgranaten zu erst geworffen, mit einer gewissen recompens [nach Heilmann 2 Reichstaler] zu einer so gefährlichen action angefrischet‘. ENGERISSER, Von Kronach, S. 277.

[18] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.

[19] Caspar Ermes [Ermisch, Eermis, Emmes, Armes, Armis, Armiss, Evermes] auf Kochenberg [1592-12.5.1648 Erfurt], schwedischer Obrist.

[20] Kapitän (schwed. Kapten): Der Hauptmann war ein vom Obristen eingesetzter Oberbefehlshaber eines Fähnleins der Infanterie, das er meist unter Androhung einer Geldstrafe auf eigene Kosten geworben und ausgerüstet hatte. Der Hauptmann warb daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. In der Kompanie-Stärke wurden sogenannte „Passevolants“ mitgerechnet, nichtexistente Söldner, deren Sold ihm zustand, wenn er Deserteure und verstorbene Soldaten ersetzen musste.  Der monatliche Sold eines Hauptmanns betrug 160 fl. (Nach der Umbenennung des Fähnleins in Kompanie wurde er als Kapitän bezeichnet.) Der Hauptmann war verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Er musste die standesgemäße Heirat seiner Untergebenen bewilligen. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Kapitänleutnant, übernommen. Der Hauptmann marschierte an der Spitze des Fähnleins, im Zug abwechselnd an der Spitze bzw. am Ende. Bei Eilmärschen hatte er zusammen mit einem Leutnant am Ende zu marschieren, um die Soldaten nachzutreiben und auch Desertionen zu verhindern. Er kontrollierte auch die Feldscher und die Feldapotheke. Er besaß Rechenschafts- und Meldepflicht gegenüber dem Obristen, dem Obristleutnant und dem Major. Dem Hauptmann der Infanterie entsprach der Rittmeister der Kavallerie. Junge Adlige traten oft als Hauptleute in die Armee ein.

[21] Robert [Rovert] Gerner [Gairdner, Gardnier, Gardiner, Gärtner] [ – ], schwedischer Obrist.

[22] Finnen, auch hagapells, hakkapeller genannt: [nach hakkaa päälle: hau drauf] Sammelbegriff für Finnen, Lappen und Finnlanddeutsche im schwedischen Heer. Bei den finnischen Verbänden wäre zu differenzieren zwischen Finnländern und Finnlandschweden (Soumen Ruotsalaiset), Deutschen in Finnland. Vgl. die zahlreichen Arbeiten von PLEISS. Zu den zahlreichen Bezeichnungen im deutschen Sprachraum vgl. auch SCHWEITZER, Zweihundert Jahre, S. 125f. In der schwedischen Propaganda wurden die Finnländer – als „Truppe des Schreckens“ – als Pendant zu den in kaiserlichen Diensten stehenden Kroaten aufgebaut, die Gustav Adolf als des „Teufels neuen Adel“ bezeichnete. Die Wirklichkeit jedoch sah anders aus, auch wenn sie von Zeitgenossen als wild und brutal beschrieben wurden. Zudem standen sie im Verdacht, Wetter machen zu können und den Teufel anzubeten. Vgl. WEECH, Sebastian Bürsters Beschreibung, S. 241 (1647): „So ist aber ein solches ungewüdter, luft, saußen und braußen eben zur selben zeit, wol 2 oder 3 tag und nacht lang, angestanden, daß vermaint, eß werde alle heyßer und palest zue haufen werfen, also und daß sich kain schüff von dannen sich möchte bewögen; hat man auch gänzlich dafürgehalten, haben solches (weilen diese Lapp- und Seeländer in dißer und dergleichen hexen- und unholden künsten wol erfahren und bey ihnen für ain freye kunst gehalten und paßirt) ungewidter selbsten gemacht und verzoberet. Dan man für gewiß gesagt, dass ain ganzes regiment under ihnen dem schwarzen Caspar ergeben und verschriben seye, welcher ihnen den weg naher dem Haagen als vorher geloffen und paßiert. Wie dan auch von Eyßne oder Kämpten wird bericht, daß sie ihnen den M. Hämmerlein in ainem glaß gezaiget: diß seye ihr obrister, deme seyen sie verlobt und geschworen, deßen seyen sie mit leib und seel versprochen, dere ihnen trewlich halt und sie ihme redlich dienen“.

Die Finnländer – „von Natur aus gesetzlose Viehdiebe“ (BRZEZINSKI; HOOK, Armee, S. 56), die anfangs noch unzureichend montiert zum Teil mit Pfeil und Bogen in den Kampf zogen – standen sozial auf der untersten Stufe des schwedischen Heeres, wurden bei Angriffen als erste aufgeopfert und zu Arbeiten herangezogen, die der gewöhnliche Soldat ablehnte oder nur unter Zwang verrichtete. Sofern eine Entlöhnung überhaupt erfolgte, wurden sie regelmäßig vergessen, oder es wurden ihnen nie eingelöste Verschreibungen ausgestellt. Obwohl die Finnländer nur geringe Chancen hatten, sich in Deutschland in Sicherheit zu bringen, war ihre Desertionsquote mindestens doppelt so hoch wie diejenige der schwedischen Soldaten. Jeder 5. Finne desertierte. Finnische Reiterregimenter wurden z. B. schlechter besoldet als nationalschwedische. Vgl. die Äußerungen Axel Oxenstiernas über die in Königshofen im Grabfeld liegenden Finnen gegenüber dem schwedischen Statthalter in Franken, Krafft von Hohenlohe, Schleusingen, 1632 XI 27; PLEISS; HAMM, Dreißigjähriger Krieg, S. 49: „Wie ich vorgestrigen dages nahe Königshofen offen, befinde ich die wenige Finnen, so daselbst in Guarnison ligen, zimblich nackhendt und unbeklaidt, auch etwas verdrossen daß sie so gar übel accomodiret, dannenhero sie auch umb dimission, inn ihr vatterlandt widerumb zu ziehen, mir instendig nachgeruffen. Weil dann ich sie zur verdrossenheit ohnedem geneigt weiß, zumahlen sie eine so geraume zeit hero stets an selbigem ort inn guarnison gelegen, unnd nicht wie andere knechte, so zu felde gebrauchet werden, ihnen etwas profit machen oder unnterhalt verschaffen können … bitte, die anordnung zu machen, daß von der regierung daselbst zu einem kleidigen ausgetheilet werde, damit sie gleichwol inn etwas contentement und ergetzlichkeit wider haben mögen“. Zum Teil waren sie noch aus Mangel an Ausrüstung noch mit Bogen bewaffnet. Kommandierender der 1. Finnen-Schwadron war Torsten Stålhandske. Vgl. LANGER, Formen der Begegnung, S. 84f. Zum zeitgenössischen Bild der Lappländer (auch sarkastisch „Lippenländer“, etwa „gefräßige Personen“ genannt) vgl. OPEL; COHN, Dreißigjähriger Krieg, S. 242ff. Zu den zahlreichen Bezeichnungen im deutschen Sprachraum vgl. auch SCHWEITZER, Zweihundert Jahre, S. 125f. Nach dem Krieg wurden zerstörte Orte wie z. B. Torgelow [LK Uecker-Randow/Mecklenburg-Vorpommern] auf Befehl Christinas von Schweden mit Finnen und Livländern neu besiedelt. Trotz des Anteils an ausländischen Söldnern (ca. 85 %; 1625 soll Banérs Armee bereits aus über 90 % Nichtschweden bestanden haben) meist als „schwedisch-finnische Armee“ bezeichnet. Eine Unterscheidung zwischen der „Royal-Armee“, die von Gustav II. Adolf selbst geführt wurde, und den von den Feldmarschällen seiner Konföderierten geführten bastanten Armeen erscheint jedoch überflüssig. Nach ENGLUND, Die Verwüstung Deutschlands S. 76, waren 1630 bereits jeder 10. Schwede und jeder 5. Finne desertiert. Nach LUNDKVIST, Schwedische Kriegsfinanzierung S. 384, betrug der Mannschaftsbestand (nach altem Stil) im Juni 1630 38.100, Sept. 1631 22.900, Dez. 1631 83.200, Febr./März 1632 108.500, Nov. 1632 149.200 Mann; das war die größte paneuropäische Armee vor Napoleon. Zu den Verlusten LINDEGREN, Frauenland, S. 145: „Grob gerechnet kann man behaupten, daß in der ganzen Periode von 1620 bis 1720 ca. 75 % aller Todesfälle auf Krankheiten und andere Entbehrungen zurückzuführen sind. Ca. zehn Prozent starben in Kriegsgefangenschaft. Die restlichen 15 Prozent fielen bei Kampfhandlungen. Ungefähr ein Drittel dieser direkt kampfbezogenen Todesfälle geschah im übrigen im Zusammenhang mit Belagerungen. Große Feldschlachten und kleinere Gefechte forderten im allgemeinen nicht besonders viele Todesopfer, vergleicht man sie mit dem Alltag des Krieges. […] Die Zahl der toten Soldaten kann total auf 1,7 Millionen geschätzt werden. Von diesen starben gut eine Viertel Million im Feld oder infolge von Kampfhandlungen; gut eineinviertel Millionen fielen dem ‚Alltag des Krieges‘ zum Opfer“. => Mortalität.

[23] Garnison: Besatzung in einer Festung (Kavallerie und Infanterie). Die monatliche Löhnung der Soldaten, der Servis und die Fourage mussten von der betreffenden Garnisonsstadt aufgebracht werden und waren genau geregelt; vgl. die „Königlich Schwedische Kammer-Ordre“ Torstenssons vom 4.9.1642 bei ZEHME, Die Einnahme, S. 93ff. Der Garnisonsdienst wurde wegen der geringeren Aussicht auf Beute, Hunger und Krankheiten bei längerer Einquartierung immer unbeliebter, so dass man dazu überging, neugeworbene Söldner im Felddienst einzusetzen. Der französische Diplomat François Ogier [um 1597-1670] schrieb 1635 über die schwedische Garnison in Marienburg [Malbork]: „Ich betrachtete das Lager und die Unterkünfte der Schweden und sah ein Bild von menschlichem Elend und Wahnsinn. Ich sah in die Gesichter der Männer, und da ich nicht erkennen konnte, dass sie sich unterhielten, zweifelte ich daran, ob sie überhaupt Männer waren, so barbarisch, schmutzig und krank waren sie. Alle waren in Lumpen gekleidet und barfuß, und zum größten Teil handelte es sich um unhöfliche, junge Bauern“. BRZEZINSKI; HOOK, Armee, S. 52. KELLER, Drangsale, S. 401ff.: „Ein Zeitgenosse, der in Philippsburg gezwungen als Garnisonssoldat zubringen mußte, gibt uns darüber folgende interessante Notizen, die auf jede Garnison passen dürften. ‚So mußte ich denn’, erzählt er uns, ‚Musquetirer werden wider meinen Willen. Das kam mir aber sauer an, weil der Schmalhanz da herrschte und das Commißbrod schrecklich klein war. Ich sage nicht vergeblich: schrecklich klein – denn ich erschrack auch alle Morgen, wenn ich’s empfing, weil ich wußte, daß ich mich den ganzen Tag damit behelfen mußte, da ich es doch ohne Mühe auf einmal aufreiben konnte. Und die Wahrheit zu bekennen, so ist’s wohl ein elend Creatur um einen armen Musquetiren (Garnisonssoldaten), der sich solcher Gestalt mit seinem Brod und noch dazu halb satt, behelfen muß, denn da ist keiner anders, als ein Gefangener, der mit Wasser und Brod sein armseliges Leben verzögert. Ja ein Gefangener hat’s noch besser, denn er darf seiner Ruhe pflegen und hat mehr Hoffnung, als so ein elender Garnisoner, mit der Zeit einmal aus solchem Gefängniß zu kommen. Zwar waren auch Etliche, die ihr Auskommen umb ein kleines besser hatten von verschiedener Gattung, doch keine einzige Manier, die mir beliebte, um solcher Gestalt mein Maulfutter zu erobern, anständig sein sollte. Denn Etliche nehmen, und sollten es auch verlaufene Personen gewesen sein, in solchem Elend keiner anderen Ursach halber Weiber, als daß sie durch solche entweder mit Arbeiten als Nähen, Waschen, Spinnen oder mit Krämpeln und Schachern oder wohl gar mit Stehlen ernähret werden sollen. Da war ein Fähndrich unter den Weibern, die hatte ihre Gage wie ein Gefreiter, eine andere war Hebamme und brachte sich dadurch selbsten und ihrem Manne manch guten Schmauß zuwege; eine andere konnte stärken und waschen, diese wuschen den ledigen Officieren und Soldaten Hemden, Strümpfe, Schlafhosen und ich nicht weiß nicht, was mehr, davon sie ihren besonderen Namen kriegten; andere verkiefen Taback und versahen den Kerlen ihre Pfeifen, die dessen Mangel hatten; andere handelten mit Brandtwein und waren im Rufe, daß sie ihn mit Wasser verfälschten; eine andere war eine Näherin und konnte allerhand Stich und Nadel machen, damit sie Geld erwarb; eine andere wußte sich blößlich aus dem Feld zu ernähren, im Winter grub sie Schnecken, im Frühling graste sie Salat, im Sommer nahm sie Vogelnester aus und im Herbst wußte sie tausenderlei Schnabelweid zu kriegen; etliche trugen Holz zu verkaufen, wie die Esel. Solchergestalt meine Nahrung zu haben, war für mich nichts. Etliche Kerl ernährten sich mit Spielen, weil sie es besser, als die Spitzbuben konnten und ihren einfältigen Cameraden das ihrige mit falschen Würfeln und Karten abzuzwacken wußten, aber solche Profession war mir ein Eckel. Andere arbeiteten auf der Schanz und sonsten, wie die Bestien, aber hierzu war ich zu faul; etliche konnten und trieben ein Handwerk, ich Tropf hatte aber keins gelernt. Zwar wenn man einen Musicanten nöthig gehabt hätte, so wäre ich wohl bestanden, aber dasselbe Hungerland behalf sich nur mit Trommeln und Pfeiffen; etliche schulderten vor andern und kamen Tag und Nacht nicht einmal von der Wacht. Ich aber wollte lieber hungern, als meinen Leib so abmergeln’ “.

[24] GÜTHEN; SCHAUBACH, Poligraphia Meiningensis, S. 267.

[25] Untermaßfeld [LK Schmalkalden-Meiningen].

[26] Kontribution: Kriegssteuer, die ein breites Spektrum an Sach- oder Geldleistungen umfasste, wurden im Westfälischen als „Raffgelder“ bezeichnet; SCHÜTTE, Dreißigjähriger Krieg, Nr. 45, S. 127; LEHMANN, Kriegschronik, S. 34, Anm. (1632): „Contribution eine große straffe, Sie erzwingt alles, was sonst nicht möglich ist“. Sie wurde auf Grundlage einer Abmachung zwischen Lokalbehörden (zumeist Städten) und Militärverwaltung erhoben. Teilweise wurde den Juden eine Sondersteuer auferlegt (HOCK, Kitzingen, S. 92), um sich selbst einer zusätzlichen Belastung zu entziehen. Die Kontribution wurde durch speziell geschultes, z. T. korruptes Personal (vgl. WAGNER; WÜNSCH, Staffel, S. 122ff.) zumeist unter Androhung militärischer Gewalt oder unter Androhung des Verlusts des Bürgerrechts (das in Erfurt seit 1510 ab dem 16. Lebensjahr erworben werden konnte), des Braurechts, der Benutzung der Allmende, den säumigen Bürgern „das Handwerk zu legen“ etc. (vgl. NÜCHTERLEIN, Wernigerode), und der Zunagelung der Haustüren (JORDAN, Mühlhausen, S. 76 (1633)) eingetrieben. Den Zahlenden wurde als Gegenleistung Schutz gegen die Übergriffe des Gegners in Aussicht gestellt. Nicht selten mussten an die beiden kriegführenden Parteien Kontributionen abgeführt werden, was die Finanzkraft der Städte, Dörfer und Herrschaften sehr schnell erschöpfen konnte. Auch weigerte sich z. T. die Ritterschaft wie im Amt Grimma erfolgreich, einen Beitrag zu leisten; LORENZ, Grimma, S. 667. Vgl. REDLICH, Contributions; ORTEL, Blut Angst Threnen Geld, der diese Euphemismen für Erpressungen, erwartete oder erzwungene „Verehrungen“ etc. auflistet. Der Anteil der Kontributionsgelder an den Einkünften der Generalkriegskommissare und Kriegskommissare betrug bis zu 30 %. So erhielt z. B. der kurbayerische Kriegskommissar Christoph von Ruepp vom 18.1.1621 bis 30.4.1633 95.341 fl., davon 30.347 fl. Kontributionsgelder. DAMBOER, Krise, S. 51. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, S. 268, über die schwedische Einquartierung Dezember 1633 in Osnabrück: Die Soldaten „sagen und klagen, sie bekommen kein geld, da doch stets alle wochen die burger ihr contribution ausgeben mußen, dan das kriegsvolck sagt, das ihr obristen und befehlhaber das geldt zu sich nehmmen und sie mußenn hunger und kummer haben, werden zum stehlen verursacht“. Der Flussmeister und Advokat Johann Georg Maul [? – nach 1656)] (1638), WAGNER; WÜNSCH, Staffel, S. 121: „Weil ich nun zu dieser Contribut[ion] wöchentlich 7 f geben müssen und nicht allemahl sogleich bezahlet habe, bin ich und die Meinigen zu verschiedenen mahlen ohngewarneter Weisse überfallen worden, und man hat mich dermaasen gequälet und gemartert, dass es einen Steine in der Erdte erbarmen möchte, sonderlich in der Heilgen Zeit, am 5. Jan[uar] 1638, da ich eines kleinen Resto wegen von 6 vollgesoffenen Soldaten, der einer, der Berth genannt unter dem Obristen [Heinrich; BW] von Schleiniz, den Degen über mich gezogen, mein Weib, so dazwischen gelaufen, am Arme verwundet, den Gürtel von Leibe in drey Stücken gerissen und solche Grausamkeit verübet, dass es nicht zu beschreiben, vielweniger von Christlichen Menschen geglaubet werden kann, mitler weile, als dieser Berth also mit mir chargierte, haben die andern 5 Bösewichter gemauset, was sie angetroffen, unter andern mir einen Fisch Otter, so man an die Arme stecket, mein Kamm Futter mit aller Zugehör vor 5 f, allerhand Geräthe ohngefähr 8 f, so ich nicht wieder bekommen können“. Aus der Stausenbacher Chronik des Caspar Preis für 1648, ECKHARDT; KLINGELHÖFER, Bauernleben, S. 69: „Im Jahr 1649 in dem Monadt October seind wir einmal der Hessischen Conterbutzion erleitigt worden. Dem allmächtigen, ewigen, barmhertzigen, liben, trewen Gott, dem Vatter aller Gnaden, sey ewigen Lob, Ehr und Preiß gesagt in alle ewigkeit. Amen. In dem schweren Joch der hesischen Conterbutzion seind wir gemartert, gepeinigt und gequället worden zwantzig gantzer Jahr. Ach du mein Gott und mein Herr, wie mancher armer redtlicher ehrlicher Man hatt doch das Seinige musen verlasen und mit dem Rück ansehen und sich in die Fremde begeben musen wegen der Conterbutzion und des gemarterten Bludtgelts. Es ist doch in Wharheit nichts anders dan der armen Leuth Schweiß und Blutt“. Der Anteil der Kontributionsgelder an den Einkünften der Generalkriegskommissare und Kriegskommissare betrug bis zu 30 %. So erhielt z. B. der kurbayerische Kriegskommissar Christoph von Ruepp vom 18.1.1621 bis 30.4.1633 95.341 fl., davon 30.347 fl. Kontributionsgelder. DAMBOER, Krise, S. 51. Die Kontribution wurde oft auch zweckentfremdet; vgl. SEMLER, Tagebücher, S. 23 (1633): „Man sagt, daß die von Bodman ohngefahr 30 thaler für ihre contribution dem obrist leüttenant [Edlinstetten; BW] alhie, alß ihrem vettern, zu hannden gestellt, darmit sie ihme genůgsambe satisfaction geben, er aber diß gellt dem apotegger zutragen laßen mit begeren, solle ihme darumb confect schickhen. Da man vnß aber bereden wollen, auß disem contribution gellt werde man die soldaten beklaiden vnd in daß veld ausstaffieren“. Die ausführlichste Darstellung der Erpressung von Kontributionen durch Besatzungstruppen findet sich bei NÜCHTERLEIN, Wernigerode, S. 73ff. => Hrastowacky in den „Miniaturen“.

[27] Melchior Reichsgraf Hatzfeldt v. Gleichen [20.10.1593 Crottorf-9.11.1658 Schloss Powitzko bei Trachenberg/Schlesien], kaiserlicher Feldmarschall.

[28] Regiment: Größte Einheit im Heer: Für die Aufstellung eines Regiments waren allein für Werbegelder, Laufgelder, den ersten Sold und die Ausrüstung 1631 bereits ca. 135.000 fl. notwendig. Zum Teil wurden die Kosten dadurch aufgebracht, dass der Obrist Verträge mit Hauptleuten abschloss, die ihrerseits unter Androhung einer Geldstrafe eine bestimmte Anzahl von Söldnern aufbringen mussten. Die Hauptleute warben daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. Wegen der z. T. immensen Aufstellungskosten kam es vor, dass Obristen die Teilnahme an den Kämpfen mitten in der Schlacht verweigerten, um ihr Regiment nicht aufs Spiel zu setzen. Der jährliche Unterhalt eines Fußregiments von 3.000 Mann Soll-Stärke wurde mit 400- 450.000 fl., eines Reiterregiments von 1.200 Mann mit 260.-300.000 fl. angesetzt. Zu den Soldaufwendungen für die bayerischen Regimenter vgl. GOETZ, Kriegskosten Bayerns, S. 120ff.; KAPSER, Kriegsorganisation, S. 277ff. Ein Regiment zu Fuß umfasste de facto bei den Kaiserlichen zwischen 650 und 1.100, ein Regiment zu Pferd zwischen 320 und 440, bei den Schweden ein Regiment zu Fuß zwischen 480 und 1.000 (offiziell 1.200 Mann), zu Pferd zwischen 400 und 580 Mann, bei den Bayerischen 1 Regiment zu Fuß zwischen 1.250 und 2.350, 1 Regiment zu Roß zwischen 460 und 875 Mann. Das Regiment wurde vom Obristen aufgestellt, von dem Vorgänger übernommen und oft vom seinem Obristleutnant geführt. Über die Ist-Stärke eines Regiments lassen sich selten genaue Angaben finden. Das kurbrandenburgische Regiment Carl Joachim v. Karberg [Kerberg] sollte 1638 sollte auf 600 Mann gebracht werden, es kam aber nie auf 200. Karberg wurde der Prozess gemacht, er wurde verhaftet und kassiert; OELSNITZ, Geschichte, S. 64. Als 1644 der kaiserliche Generalwachtmeister Johann Wilhelm v. Hunolstein die Stärke der in Böhmen stehenden Regimenter feststellen sollte, zählte er 3.950 Mann, die Obristen hatten 6.685 Mann angegeben. REBITSCH, Gallas, S. 211; BOCKHORST, Westfälische Adlige.

[29] Weisenau, heute Stadtteil von Mainz.

[30] Mainz; HHSD V, S. 214ff.

[31] Obrist: I. Regimentskommandeur oder Regimentschef mit legislativer und exekutiver Gewalt, „Bandenführer unter besonderem Rechtstitel“ (ROECK, Als wollt die Welt, S. 265), der für Bewaffnung und Bezahlung seiner Soldaten und deren Disziplin sorgte, mit oberster Rechtsprechung und Befehlsgewalt über Leben und Tod. Dieses Vertragsverhältnis mit dem obersten Kriegsherrn wurde nach dem Krieg durch die Verstaatlichung der Armee in ein Dienstverhältnis umgewandelt. Voraussetzungen für die Beförderung waren (zumindest in der kurbayerischen Armee) richtige Religionszugehörigkeit (oder die Konversion), Kompetenz (Anciennität und Leistung), finanzielle Mittel (die Aufstellung eines Fußregiments verschlang 1631 in der Anlaufphase ca. 135.000 fl.) und Herkunft bzw. verwandtschaftliche Beziehungen (Protektion). Der Obrist ernannte die Offiziere. Als Chef eines Regiments übte er nicht nur das Straf- und Begnadigungsrecht über seine Regimentsangehörigen aus, sondern er war auch Inhaber einer besonderen Leibkompanie, die ein Kapitänleutnant als sein Stellvertreter führte. Ein Obrist erhielt in der Regel einen Monatssold von 500-800 fl. je nach Truppengattung. Daneben bezog er Einkünfte aus der Vergabe von Offiziersstellen. Weitere Einnahmen kamen aus der Ausstellung von Heiratsbewilligungen, aus Ranzionsgeldern – 1/10 davon dürfte er als Kommandeur erhalten haben – , Verpflegungsgeldern, Kontributionen, Ausstellung von Salvagardia-Briefen – die er auch in gedruckter Form gegen entsprechende Gebühr ausstellen ließ – und auch aus den Summen, die dem jeweiligen Regiment für Instandhaltung und Beschaffung von Waffen, Bekleidung und Werbegeldern ausgezahlt wurden. Da der Sold teilweise über die Kommandeure ausbezahlt werden sollten, behielten diese einen Teil für sich selbst oder führten „Blinde“ oder Stellen auf, die aber nicht besetzt waren. Auch ersetzten sie zum Teil den gelieferten Sold durch eine schlechtere Münze. Zudem wurde der Sold unter dem Vorwand, Ausrüstung beschaffen zu müssen, gekürzt oder die Kontribution unterschlagen. Vgl. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabrugischen handlung, S. 277: „Wir burger mußen alle wochen unse contribution zahlen, die obristen nehmmens geldt zu sich, und die gemeinen soldaten mußen hunger leyden“. Der Austausch altgedienter Soldaten durch neugeworbene diente dazu, ausstehende Soldansprüche in die eigene Tasche zu stecken. Zu diesen „Einkünften“ kamen noch die üblichen „Verehrungen“, die mit dem Rang stiegen und nicht anderes als eine Form von Erpressung darstellten, und die Zuwendungen für abgeführte oder nicht eingelegte Regimenter („Handsalben“) und nicht in Anspruch genommene Musterplätze; abzüglich allerdings der monatlichen „schwarzen“ Abgabe, die jeder Regimentskommandeur unter der Hand an den Generalleutnant oder Feldmarschall abzuführen hatte; Praktiken, die die obersten Kriegsherrn durchschauten. Zudem erbte er den Nachlass eines ohne Erben und Testament verstorbenen Offiziers. Häufig stellte der Obrist das Regiment in Klientelbeziehung zu seinem Oberkommandierenden auf, der seinerseits für diese Aufstellung vom Kriegsherrn das Patent erhalten hatte. Der Obrist war der militärische ‚Unternehmer‘, die eigentlich militärischen Dienste wurden vom Major geführt. Das einträgliche Amt – auch wenn er manchmal „Gläubiger“-Obrist seines Kriegsherrn wurde – führte dazu, dass begüterte Obristen mehrere Regimenter zu errichten versuchten (so verfügte Werth zeitweise sogar über 3 Regimenter), was Maximilian I. von Bayern nur selten zuließ oder die Investition eigener Geldmittel von seiner Genehmigung abhängig machte. Im April 1634 erging die kaiserliche Verfügung, dass kein Obrist mehr als ein Regiment innehaben dürfe; ALLMAYER-BECK; LESSING, Kaiserliche Kriegsvölker, S. 72. Die Möglichkeiten des Obristenamts führten des Öfteren zu Misshelligkeiten und offenkundigen Spannungen zwischen den Obristen, ihren karrierewilligen Obristleutnanten (die z. T. für minderjährige Regimentsinhaber das Kommando führten; KELLER, Drangsale, S. 388) und den intertenierten Obristen, die auf Zeit in Wartegeld gehalten wurden und auf ein neues Kommando warteten. Zumindest im schwedischen Armeekorps war die Nobilitierung mit dem Aufstieg zum Obristen sicher. Zur finanziell bedrängten Situation mancher Obristen vgl. dagegen OMPTEDA, Die von Kronberg, S. 555. Da der Obrist auch militärischer Unternehmer war, war ein Wechsel in die besser bezahlten Dienste des Kaisers oder des Gegners relativ häufig. Der Regimentsinhaber besaß meist noch eine eigene Kompanie, so dass er Obrist und Hauptmann war. Auf der Hauptmannsstelle ließ er sich durch einen anderen Offizier vertreten. Ein Teil des Hauptmannssoldes floss in seine eigenen Taschen. Ertragreich waren auch Spekulationen mit Grundbesitz oder der Handel mit (gestohlenem) Wein (vgl. BENTELE, Protokolle, S. 195), Holz, Fleisch oder Getreide. II. Manchmal meint die Bezeichnung „Obrist“ in den Zeugnissen nicht den faktischen militärischen Rang, sondern wird als Synonym für „Befehlshaber“ verwandt. Vgl. KAPSER, Heeresorganisation, S. 101ff.; REDLICH, German military enterpriser; DAMBOER, Krise; WINKELBAUER, Österreichische Geschichte Bd. 1, S. 413ff.

[32] Johann Graf v. Sporck [Sporgk, Spurgk, Spork, Sperckh] [um 1601 Westerloh – 6.8.1679 Heřmanměstetz], kurbayerischer Feldmarschallleutnant.

[33] Gemeint ist Kemnath [LK Tirschenreuth]; HHSD VII, S. 351f.

[34] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.

[35] Beute: Beute war im allgemeinen Verständnis das Recht des Soldaten auf Entschädigung für die ständige Lebensgefahr, in der er sich befand und das Hauptmotiv für den Eintritt in die Armee. BURSCHEL, Söldner, S. 206ff. Für den lutherischen Theologen Scherertz galten allerdings nur der Bestand der Christenheit, die Reinheit des Glaubens und der Erhalt der Gerechtigkeit aus hinreichender Grund; BITZEL, Sigmund Scherertz, S. 153.  Dabei war Beute ein sehr weit gefasster Begriff, von Beutekunst wie sakralen Gegenständen, Altarbildern, Bildern, Büchern (wie etwa in der Mainzer Universitätsbibliothek; FABIAN u. a., Handbuch Bd. 6, S. 172), bis hin zu den Wertgegenständen der Bürger. STEGMANN, Grafschaft Lippe, S. 63: Interessant ist auch die Auflistung der von staatischen Truppen bei einem Überfall erbeuteten Wertsachen des ligistischen Generalproviantmeisters Münch von Steinach, darunter augenscheinlich auch Beutegut: „Ein gantz gülden Khetten mit zweyen Strengen. Daran ist gewesen ein gantz güldens Agnus Dei. Aber ein kleins auch güldens Agnus Dei Gefeß. Wieder eins von Silber und vergolt. Ein schönes Malekhidt-Hertz mit Goldt eingefast. Ein Goldtstückh mit einem Crucifix. Aber ein Goldstückh mit einem Kreutz. Aber ein Hertz von Jaspis vom Goldt eingefast, so für den bösen Jammer gebraucht wirdt. Ein großer Petschafftring von Goldt. Ein von Silber und vergolts Palsambüchsel. Ein Paternoster an silbern Tradt gefast. Ein Pethbuch. Dan an Geldt, so Herr General-Proviantmeister bey sich gehabt, 7 Thlr. 18 Gr. Von der Handt ein gülden verfachen Denckhring. Aber ein Petschafftring von Goldt, daß Wappen in Jaspisstein geschnidten. Ein gestickt Paar Handtschuch. Ein Paar von silberfarb Daffent Hosenbänder mit lang seiden Spitzen“. In Askola, einer Gemeinde in Südfinnland, nördlich der Hafenstadt Porvoo, befindet sich noch heute in der Holzkirche eine reich verzierte barocke Kanzel, die von finnischen Söldnern als Kriegsbeute mitgebracht wurde. Die Beutezüge wurden zum Teil mit Wissen der Offiziere unternommen, denen dafür ein Teil der Beute überlassen werden musste. Besonders wertvolle Stücke nahmen die Kommandierenden (oder auch die Marketender) den oft verschuldeten Soldaten gegen einen Bruchteil des Wertes ab. Auch Offiziersfrauen handelten mit Beute oder trieben damit Tauschhandel. Vgl. die Schadensliste vom März 1634 bei BARNEKAMP, Sie hausen uebell, S. 58ff.; HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 32ff.; REDLICH, De Praeda; ZIEGLER, Beute; KAISER, „ … aber ich muß erst Beute machen“. Der Superintendent Braun (1589-1651), zit. bei ROTH, Oberfranken, S. 303f.: „Die Ursache dieses Übels wird jeder leicht verstehen, wenn er die völlig aufgelöste Disziplin der Armee näher bedenkt. Die Fürsten selber und die Heerführer bringen ihr Militär ohne Geld zusammen; das muß von schnödem Raub sich selbst erhalten. Sie öffnen ihnen damit die Tür zu aller Nichtswürdigkeit und Grausamkeit, und müssen zu allen abscheulichen Freveln die Augen zudrücken. Pünktlich bezahlte Löhnung erhält den Soldaten, auch den sehr unguten, durch die Furcht vor dem Kriegsrecht bei seiner Pflicht und hindert ihn an Übergriffen. Enthält man ihm hingegen die Löhnung vor, so verwildert er und ist zu jeder Schandtat bereit. Dazu kommt die schon erwähnte Lässigkeit der Führer beim Anwerben der Soldaten. Denen liegt ja an der reinen Lehre und an der Gottesfurcht gar nichts; sondern die blinde Beutegier treibt sie zum Kriegsdienst; dadurch geht alles zu grunde. Wird eine Stadt oder eine Festung eingenommen, so schenkt der Sieger den Mannschaften der Besatzung, wenn sie auch noch so sehr dem päpstlichen Aberglauben ergeben sind, ihr Leben und reiht die Feinde in seine Truppen ein, nicht ohne gewaltigen Schaden der evangelischen Verbündeten. Denn um ihre Niederlage gründlich zu rächen, speien diese Scheusäler unter dem Deckmantel der militärischen Freiheit alles Gift ihrer Seele aus gegen die Bekenner des evangelischen Glaubens und wüten auf alle Weise in unsäglicher Grausamkeit, Raub und Wegelagerei, zünden die Dörfer an, plündern die Häuser, zwingen die Bewohner mit Schlägen, zu tun, was sie verlangen und stehen in keiner Weise auch hinter den grimmigsten Feinden zurück. Wie viel unserer Sache durch den Zuwachs dieser ehrlosen Räuber gedient ist, sieht jedermann leicht ein“.

[36] Scharmützel: Unter Scharmützel (ital. „scaramuccia“, Geplänkel, Plänkelei, Treffen) verstand man eines der vielen kleineren Gefechte oder Handgemenge, aus denen dieser Krieg bestand. Kleinere Armeeeinheiten oder Streifkorps, z. T. auch größere Verbände von bewaffneten Bauern (vgl. Harzschützen), traten hier in einen zeitlich wie örtlich begrenzten Kampf ein. Auch Schlachten wurden zumeist mit Scharmützeln oder Plänkeleien eröffnet. Scharmützel waren in der Regel gekennzeichnet durch äußerste Brutalität. Allerdings konnten sie auch Auslöser eines größeren Treffens, einer Schlacht oder eines Krieges werden. Oft wurden Vor- oder Nachhut von Heeren durch Kroaten angegriffen, die in diesem kleinen Krieg bevorzugt eingesetzt wurden. Zum Teil kam es auch wegen der fehlenden Uniformierung zu verlustreichen Kämpfen mit eigenen Einheiten. oder „neutralen“ Einheiten. Am 15.1.1648 traf die kursächsische Besatzung Annabergs auf eine kaiserliche Streifschar, die man für Schweden hielt: „Beym Stillstand im Lande und instehenden Frieden ist doch im Gebürge beym Städtlein Thum ein seltzamer Scharmützel vorgegangen / indem dem 15. Jan. der in Annaberg liegende Obrist-Wachtmeister / Rudolph von Neitschütz / mit seinen zwo Compagnien auff den so genannten blinden Valentin / einen Kayserl. Rittmeister / welcher eine Raub-Parthie geführet / getroffen / daß bey diesem verwegenen Unternehmen unterderschiedliche geblieben und viel blessiret worden / auch in dieser scharffen Rencontre noch mehr auffgerieben werden sollen / wo nicht angeregter blinder Valten und Rittmeister Hanß Ernst einander erkennet und darauff beyderseits Partheyen von einander abgeführet hätten […]. Und dieser Thumische Scharmützel heisset catachrestice [seit der antiken Rhetorik unlogischer Gebrauch eines verwandten statt des nicht vorhandenen Ausdrucks] die Thumer Schlacht / wie Ihn weyland der gemeine Mann genennet hat“. MELTZER, Historia, S. 1363; ARNOLD, Annaberg, S. 283f.; GROHMANN, Obererzgebirge, S. 208. Der Erzgebirgschronist LEHMANN, Kriegschronik, S. 169f., datiert diesen Vorgang allerdings auf 1647: „Bey dem armistitio zwischen Chur-Saxen und denen Schwedischen wahr auch außbedinget worden, daß der Churfürst die streiffende rotten einfangen und sie verfolgen solte; das befahle der Churfürst allen Seinen regiementern in lande, und musten auch die 2 Compagnien, so auf den Annenberg, die Straßen bereiten und denen Mausparthien wehren. Nun wahr der keyßerliche leutenandt, insgemein der blinde Valtin [Valten Hanke; BW] genandt, mit 80 Pferden, meist Freyreutern auß Lignitz nach Erfurt und Eisenach gegangen den 12. Januarii, hatte bey Eckersberg die leipziger Fuhrleute, welche eine wagenburg gemacht und sich gewehret, theils uberwaltiget, 10 Personen todt geschoßen und 20 beschedigt, dargegen 2 tode gelaßen und ezliche beschedigte mitgenommen, darmit kam er biß nach Burckersdorf ins gebirg, griff do wieder die Leipziger fuhr an auß den gebirg. Alß solches die 2 Compagnien uff den Annenberg untter den Obrist-Wachmeister Rudolph von Neidschiz gehöret, sindt sie Churfürstlichen Befehl zue folge ihm entgegengezogen, derselben auf freyen felde bey den Städtlein Thum auf einer höhe angetroffen. Rittmeister Landtmann [Langmann] nimmt einen Cornet mit 20 Pferden zu sich, jagt voran und fragt, warumb er als freundt in Meißen so raube und streiffe, und weil der Valten kein gut word giebet, greyffen Sie beyde zum gewehr, Landtmann trift den Valten in arm, Valten aber schießt Landtmann auch wundt und den Cornet todt, seine reuter schneiden die beuten und Säcke voll sammet und seiden von Pferden und schoßen Sich mit den Churfürstlichen eine Virtelstunde herumb, daß von Churfürstlichen der Ritmeister (bekam 3 schöße), 1 leutenandt, 1 Cornet und 5 reuter tödtlich, 7 beschedigt. Der blinde Valten hatte 16 beschedigte, ließ 5 reuter und seine beute hinder sich und ging eilendt in Böhmen. Das ist geschehen den 15. Januar Freytag nach den 1. Sontag Epiphanias. Die keyßerlichen waren meist feste [durch magische Praktiken kugelfest, BW] sonst würden sie mehr eingebüst haben. Der Cornet wurde den 3. Februar zum Annenberg in die kirche begraben“.

[37] Gefangene: Nach Lavater, Kriegs-Büchlein, S. 65, hatten folgende Soldaten bei Gefangennahme keinerlei Anspruch auf Quartier (Pardon): „wann ein Soldat ein eysen, zinne, in speck gegossen, gekäuete, gehauene oder gevierte Kugel schiesset, alle die gezogene Rohr und französische Füse [Steinschloßflinten] führen, haben das Quartier verwirkt. Item alle die jenigen, die von eysen geschrotete, viereckige und andere Geschröt vnd Stahel schiessen, oder geflammte Dägen, sollt du todt schlagen“. Leider reduziert die Forschung die Problematik der de facto rechtlosen Kriegsgefangenen noch immer zu einseitig auf die Alternative „unterstecken“ oder „ranzionieren“. Der Ratsherr Dr. Plummern berichtet (1633); SEMLER, Tagebücher, S. 65: „Eodem alß die von Pfullendorff avisirt, daß ein schwedischer reütter bei ihnen sich befinnde, hatt vnser rittmaister Gintfeld fünf seiner reütter dahin geschickht sollen reütter abzuholen, welliche ihne biß nach Menßlißhausen gebracht, allda in dem wald spolirt vnd hernach zu todt geschoßen, auch den bauren daselbst befohlen in den wald zu vergraben, wie beschehen. Zu gleicher zeit haben ettlich andere gintfeldische reütter zu Langen-Enßlingen zwo schwedische salvaguardien aufgehebt vnd naher Veberlingen gebracht, deren einer auß Pommern gebürtig vnd adenlichen geschlächts sein sollen, dahero weiln rittmaister Gintfeld ein gůtte ranzion zu erheben verhofft, er bei leben gelassen wird“. Der Benediktiner-Abt Gaisser berichtet zu 1633; STEMMLER, Tagebuch Bd. 1, S. 415: „Der Bürger August Diem sei sein Mitgefangener gewesen, für den er, falls er nicht auch in dieser Nacht entkommen sei, fürchte, daß er heute durch Aufhängen umkomme. Dieser sei, schon vorher verwundet, von den Franzosen an den Füßen in einem Kamin aufgehängt und so lange durch Hängen und Rauch gequält worden, bis das Seil wieder abgeschnitten worden sei und er gerade auf den Kopf habe herabfallen dürfen“. Soldaten mussten sich mit einem Monatssold  freikaufen, für Offiziere gab es je nach Rang besondere Vereinbarungen zwischen den Kriegsparteien. Das Einsperren in besondere Käfige, die Massenhinrichtungen, das Vorantreiben als Kugelfang in der ersten Schlachtreihe, die Folterungen, um Auskünfte über Stärke und Bewegung des Gegners zu erfahren, die Hungerkuren, um die „Untersteckung“ zu erzwingen etc., werden nicht berücksichtigt. Frauen, deren Männer in Gefangenschaft gerieten, erhielten, wenn sie Glück hatten, einen halben Monatssold bis zwei Monatssolde ausgezahlt und wurden samt ihren Kindern fortgeschickt. KAISER, Kriegsgefangene; KROENER, Soldat als Ware. Die Auslösung konnte das eigene Leben retten; SEMLER, Tagebücher, S. 65: „Zu gleicher zeitt [August 1630] haben ettlich andere gintfeldische reütter zu Langen-Enßlingen zwo schwedische salvaguardien aufgehebt vnd nacher Veberlingen gebracht, deren einer auß Pommern gebürtig vnd adenlichen geschlächte sein sollen, dahero weiln rittmeister Gintfeld eine gůtte ranzion zu erheben verhofft, er bei leben gelassen worden“. Teilweise beschaffte man über sie Informationen; SEMLER, Tagebücher, S. 70 (1633): „Wie beschehen vnd seyn nahendt bei der statt [Überlingen; BW] vier schwedische reütter, so auf dem straiff geweßt, von vnsern tragonern betretten [angetroffen; BW], zwen darvon alsbald nidergemacht, zwen aber, so vmb quartier gebeten, gefangen in die statt herein gebracht worden. Deren der eine seines angebens Christian Schultheß von Friedland [S. 57] auß dem hertzogthumb Mechelburg gebürtig vnder der kayßerlichen armada siben jahr gedient vnd diesen sommer zu Newmarckht gefangen vnd vndergestoßen [am 30.6.1633; BW] worden: der ander aber von Saltzburg, vnderm obrist König geritten vnd zu Aichen [Aichach; BW] in Bayern vom feind gefangen vnd zum dienen genötiget worden. Vnd sagte der erste bei hoher betheurung vnd verpfändung leib vnd lebens, dass die schwedische vmb Pfullendorff ankomne vnd noch erwartende armada 24 regimenter starck, vnd werde alternis diebus von dem Horn vnd hertzogen Bernhard commandirt; führen 4 halb carthaunen mit sich vnd ettlich klainere veld stückhlin. Der ander vermainte, daß die armada 10.000 pferdt vnd 6.000 zu fůß starckh vnd der so geschwinde aufbruch von Tonawerd [Donauwörth; BW] in diese land beschehen seye, weiln man vernommen, dass die kayserische 8000 starckh in Würtemberg eingefallen“. Auf Gefangenenbefreiung standen harte Strafen. Pflummern hält in seinem Tagebuch fest: „Martij 24 [1638; BW] ist duca Federico di Savelli, so in dem letzsten vnglückhseeligen treffen von Rheinfelden den 3 Martij neben dem General von Wert, Enckefort vnd andern obristen vnd officiern gefangen vnd bis dahin zu Lauffenburg enthallten worden, durch hilff eines weibs auß: vnd den bemellten 24 Martij zu Baden [Kanton Aargau] ankommen, volgenden morgen nach Lucern geritten vnd von dannen nach Costantz vnd seinem vermellden nach fürter zu dem general Götzen ihne zu fürderlichem fortzug gegen den feind zu animirn passirt. Nach seinem außkommen seyn ein officier sambt noch einem soldaten wegen vnfleißiger wacht vnd der pfarherr zu Laufenburg neben seinem capellan auß verdacht, daß sie von deß duca vorhabender flucht waß gewüßt, gefänglich eingezogen, die gaistliche, wie verlautt, hart torquirt [gefoltert; BW], vnd obwoln sie vnschuldig geweßt, offentlich enthauptet; die ihenige fraw aber, durch deren hauß der duca sambt seinem camerdiener außkommen, vnd noch zwo personen mit růthen hart gestrichen worden“. Der Benediktoner-Abt Gaisser berichtet über die Verschiffung schwedischer Gefangener des Obristen John Forbes de Corse von Villingen nach Lindau (1633); STEMMLER, Tagebücher Bd. 1, S. 319: „Abschreckend war das Aussehen der meisten gemeinen Soldaten, da sie von Wunden entkräftet, mit eigenem oder fremdem Blute besudelt, von Schlägen geschwächt, der Kleider und Hüte beraubt, viele auch ohne Schuhe, mit zerrissenen Decken behängt, zu den Schiffen mehr getragen als geführt wurden, mit harter, aber ihren Taten angemessener Strafe belegt“. KAISER, Wohin mit den Gefangenen ?, in: http://dkblog.hypotheses.org/108: „Im Frühsommer 1623 hatte Christian von Braunschweig, bekannt vor allem als „toller Halberstädter“, mit seinen Truppen in der Nähe Göttingens, also im Territorium seines älteren Bruders Herzog Friedrich Ulrich, Quartier genommen. In Scharmützeln mit Einheiten der Armee der Liga, die damals im Hessischen operierte, hatte er einige Gefangene gemacht. Was sollte nun mit diesen geschehen? Am 1. Juli a.St. wies er die Stadt Göttingen an, die gefangenen Kriegsknechte nicht freizulassen; vielmehr sollte die Stadt sie weiterhin „mit nottürfftigem vnterhalt“ versorgen, bis andere Anweisungen kämen. Genau das geschah wenige Tage später: Am 7. Juli a.St. erteilte Christian seinem Generalgewaltiger (d.h. der frühmodernen Militärpolizei) den Befehl, daß er „noch heutt vor der Sonnen vntergangk, viertzig dero zu Göttingen entthaltenen gefangenen Soldaten vom feinde, den Lieutenantt vnd Officiers außsgenommen, Laße auffhencken“. Um den Ernst der Anweisung zu unterstreichen, fügte er hinzu, daß dies „bei vermeidung vnser hochsten vngnad“ geschehen solle. Der Generalgewaltiger präsentierte daraufhin der Stadt Göttingen diesen Befehl; bei der dort überlieferten Abschrift findet sich auf der Rückseite die Notiz vom Folgetag: „Vff diesen Schein seindt dem Gewalthiger 20 Gefangene vff sein darneben mundtlich andeuten ausgevolgtt worden.“ Der Vollzug fand also offenbar doch nicht mehr am 7. Juli, am Tag der Ausfertigung des Befehls, statt. Aber es besteht kaum ein Zweifel, daß zwanzig Kriegsgefangene mit dem Strang hingerichtet wurden. (StA Göttingen, Altes Aktenarchiv, Nr. 5774 fol. 2 Kopie; der Befehl an die Stadt Göttingen vom 1.7.1623 a. St. ebd. fol. 32 Ausf.)“.

[38] N Lavoix [ – ], kaiserlicher Obrist. Um Hinweise wird gebeten !

[39] Charles de St. Maurice [ – ], kaiserlicher Obristleutnant.

[40] Forchheim; HHSD VII, S. 201ff.

[41] Kronach [LK Kronach]; HHSD VII, S. 375f.

[42] Bad Königshofen im Grabfeld [Stadt Bad Königshofen i. Grabfeld]; HHSD VII, S. 368.

[43] Obermaßfeld, heute Ortsteil von Obermaßfeld-Grimmenthal [LK Schmalkalden-Meiningen].

[44] Johann Günther [ – ], kurbayerischer Obrist.

[45] Kartaune: Belagerungsgeschütz mit einer Rohrlänge des 18-19-fachen Rohrkalibers [17, 5 – 19 cm], verschoss 40 oder 48 Pfund Eisen, Rohrgewicht: 60-70 Zentner, Gesamtgewicht: 95-105 Zentner, zum Vorspann nötig waren bis zu 32 Pferde nötig: 20-24 Pferde zogen auf einem Rüstwagen das Rohr, 4-8 Pferde die Lafette. ENGERISSER, Von Nördlingen, S. 579. „Vom Nürnberger Stückegießer Leonhard Loewe ist die Rechnung für die Herstellung zweier jeweils 75 Zentner schwerer Belagerungsgeschütze erhalten, die auf den heutigen Wert hochgerechnet werden kann. An Material- und Lohnkosten verlangte Loewe 2.643 Gulden, das sind ca. 105.000 bis 132.000 Euro. Das Material und der Feuerwerker-Lohn für den Abschuss einer einzigen 24-pfündigen Eisenkugel aus den „Halben Kartaunen“ kostete fünf Reichstaler – mehr als die monatliche Besoldung eines Fußsoldaten“. EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 81.

[46] Mörser, Mortier (frz.): Steilfeuergeschütz zum Werfen von Brand- oder Sprengkugeln (Bomben) mit einem Kugelgewicht zwischen 25 Pfund (1/16 Mörser) und mehreren Zentnern (ganzer Mörser, Kaliber 5-15 Zoll).

[47] Falkonett: leichtes Feldgeschütz, das von einem Pferd gezogen werden konnte. Das Falkonett verschoss 3-pfündige Eisengeschosse bei einem Kaliber von 7, 2 cm. Es wurde bevorzugt gegen lebende Ziele eingesetzt.

[48] Feuerballen: mit Brandsatz versehenes, aus Mörsern abgefeuertes Geschoss mit Spreng-, Brand- und Leuchtwirkung, das von Mörsern im Steilfeuer über die Stadtmauer geschossen werden konnte.

[49] Granatkugel: eiserne Sprengkugel als „eine spezielle form der granate älteren gebrauchs, die auch in der feuerwerkskunst verwendet wurde“ [GRIMM; GRIMM, DWB]. => Granate: ein mit Schwarzpulver gefülltes Gefäß, das als Handgranate geworfen wurde. Granadiere waren ursprünglich Soldaten, die Handgranaten gegen den Feind schleuderten. Als der schwedische General Lars Kagge 1634 in Regensburg belagert wurde, forderte er zu diesem Dienst Freiwillige gegen höheren Sold auf und wurde so der Schöpfer der Granadiere.

[50] Bresche, brescia, bresica: durch Geschützfeuer erreichte Sturmlücke in der Stadtmauer. Die damals angewandte Methode, eine Mauerbresche zu schießen, sah so aus, daß man eine Geschützbatterie frontal auf die zu brechende Mauer richtete und zwei kleinere Batterien im Winkel von ca. 30-45 Grad zu beiden Seiten anlegte, durch welche die gelockerte Mauersubstanz zusätzlich herausgehebelt wurde. [ENGERISSER]

[51] Fuß: 0, 292396 m.

[52] Feldwebel: Unteroffiziersdienstgrad. Der Feldwebel war ein vom Obristen oder Hauptmann eingesetzter Gehilfe in der Infanterie. Er wirkte zunächst an der Einteilung und Aufstellung der Schlachtordnung des Fähnleins mit. Im 17. und 18. Jahrhundert übernahm diese Funktion der Major/Obristwachtmeister, und im Zuge dessen beschränkten sich die Aufgaben des Feldwebels auf den inneren Dienst: auf Empfang und Ausführung der Kommandos der höheren Offiziere, die Abholung und Weitergabe der Losung an die Korporale und Gefreiten, die Aufsicht über die Disziplin der Compagnie und die Erfüllung der herrschaftlichen Dienstverpflichtungen, auf das Schreib- und Rechnungswesen. Der Feldwebel wurde teilweise auch Sergeant genannt, bei Artillerie und Kavallerie hieß er Wachtmeister. Im Schultheißengericht, der genossenschaftlichen und von den Kriegsherren weitgehend unabhängigen Rechtsinstanz in den Landsknechtsheeren (die im Laufe des Dreißigjährigen Krieges von den Unter[kriegs]gerichten abgelöst wurde) dienten Feldwebel als Gerichtsoffiziere. Vgl. BLAU, Die deutschen Landsknechte, S. 46ff.

[53] Knecht, gemeiner: dienstgradloser einfacher Soldat. Er hatte 1630 monatlich Anspruch auf 6 fl. 40 kr. Ein Bauernknecht im bayerischen Raum wurde mit etwa 12 fl. pro Jahr (bei Arbeitskräftemangel, etwa 1645, wurden auch 18 bis 24 fl. verlangt) entlohnt. Doch schon 1625 wurde festgehalten; NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 92: „Ihme folgete der obrist Blanckhardt, welcher mit seinem gantzen regiment von 3000 fueßknechte sechß wochen lang still gelegen, da dann die stath demselben reichlich besolden muste, wovon aber der gemeine knecht nicht einen pfennig bekommen hatt“. In einem Bericht des Obristleutnants des Regiments Kaspar von Hohenems (25.8.1632) heißt es; SCHENNACH, Tiroler Landesverteidigung, S. 336: „daß sie knecht gleichsam gannz nackhent und ploß auf die wachten ziehen und mit dem schlechten commißbroth vorlieb nemmen müessen, und sonderlichen bey dieser kelte, so dieser orten erscheint, da mich, als ich an ainem morgen die wachten und posti visitiert, in meinem mantl und guetem klaidt gefrorn hat, geschweigen die armen knecht, so übel beklaidt, die ganze nacht auf den wachten verpleiben müessen. So haben sie auch gar kain gelt, das sie nur ain warme suppen kauffen khönnen, müessen also, wegen mangl der klaider und gelt, mit gwalt verschmachten und erkhranken, es sollte ainen harten stain erbarmen, daß die Graf hohenembsische Regiment gleich von anfang und biß dato so übel, und gleichsam die armen knecht erger alß die hundt gehalten werden. Es were gleich so guet, man käme und thete die armen knecht […] mit messern die gurgel abschneiden, alß das man sie also lenger abmatten und gleichsam minder als einen hundt achten thuett“. Gallas selbst schrieb am 25.1.1638 dem Kaiser; ELLERBACH; SCHERLEN, Der Dreißigjährige Krieg Bd. 3, S. 222: „Mochte wohl den Stein der erd erbarmen zuzuschauen, wie die arme knecht kein kleid am leib, keine schuh am fuße, die reiter keine stiefel oder sattel haben, auch den mehrerteil sich freuen, wenn sie nur die notdurft an eichelbrot bekommen können“. => Verpflegung.

[54] Trompeter: Eigener gut bezahlter, aber auch risikoreicher Berufsstand innerhalb des Militärs und bei Hof mit wichtigen Aufgaben, z. B. Verhandlungen mit belagerten Städten, Überbringung wichtiger Schriftstücke etc., beim Militär mit Aufstiegsmöglichkeit in die unteren Offiziersränge.

[55] Konstabel: Geschützmeister (Schütze), Kriegshandwerker, der auch für schwere Festungs- und Belagerungsartillerie Rohre und Geschosse herstellte. Er musste Richten und Laden, Instandhaltung und Reparatur beherrschen. Stückgießer und Büchsenschmiede wie Pulvermacher arbeiteten unter seiner Anleitung. Gut bezahlte Büchsenmeister nahmen an Kriegszügen teil und genossen eine bessere Verpflegung als Soldaten. Der Büchsenmeister unterstand dem Zeugmeister, der sie auch anwarb, im Gefecht hatte der (General)Feldzeugmeister den Befehl. => Büchsenmeister.

[56] Jesuiten: Der katholische Jesuitenorden (Societas Jesu), 1534 gegründet von dem baskischen Adligen und ehemaligen Offizier Ignatius von Loyola, war der wichtigste institutionelle Träger der Gegenreformation. Seine Tätigkeitsfelder waren die Ausbreitung und Festigung des katholischen Glaubens mit zeitgemäßen Mitteln durch Mission, hervorragenden Unterricht und Erziehung, die „nachgehende Seelsorge“, wissenschaftliche und literarische Tätigkeit sowie die Bewunderung erregenden Theateraufführungen. Gerade im bayerischen Heer fanden sich auffällig viele Jesuiten als Militärseelsorger, die aufgrund ihrer Kenntnisse sogar als Geschützausrichter im Kampf tätig waren. Zudem fungierten sie am Kaiserhof und am kurfürstlichen Hof in München als Beichtväter und einflussreiche Berater. Die Jesuiten gelobten die Bereitschaft zu jeder Sendung durch den Papst. Die Aufnahme in den Orden setzt ein abgeschlossenes Studium der Theologie und eines weiteren Faches voraus. Es gab Brüder („Koadjutoren“) und Priester („Patres“). Die weltlichen Laienbrüder mit zeitlich einfachem Gelübde („Coadjutores probati“) unterschieden sich von denen mit dem ewigen Gelübde („Coadjutores temporales formati“). Die Priester werden unterschieden nach einfachen Ordenspriestern („Coadjutores spirituales formati“), die mit drei Gelübden („Professi trium votorum“) und die mit vier Gelübden („Professi quatuor votorum“). Nur Letztere waren für Führungspositionen ausersehen. Zwölf bis fünfzehn Jahre dauerte die gesamte Ausbildung, die ein zweijähriges Noviziat, ein siebenjähriges Scholastikat mit Studium der Theologie und Philosophie vorsah. Danach folgte eine mehrjährige Lehrtätigkeit (Magisterium), an die sich vier Jahre Theologiestudium anschlossen. Es folgten mehrere Jahre  Seelsorge oder Schuldienst. Erst dann erfolgte das dritte Noviziatsjahr („Tertiat“), ab 33 Jahren konnte man zu den „ewigen Gelübden“ zugelassen werden. Vgl. MÜLLER, Jesuiten, S. 193-214.

[57] Superintendent: In der lutherischen Kirche Leiter der unteren Kirchen- und Schulbehörde eines Amtsbezirks, zugleich erster Geistlicher der Stadt. Der Superintendent leitete die inneren Angelegenheiten der Kirche und hatte die Aufsicht über das Volksschulwesen. Damit war er Vorgesetzter sowohl der Pfarrer als auch der Lehrer eines Amtsbezirks.

[58] GÜTHEN; SCHAUBACH, Poligraphia Meiningensis, S. 268ff.

[59] Meiningen [LK Schmalkalden-Meiningen]; HHSD IX, S. 269ff.

[60] schwedische Armee: Trotz des Anteils an ausländischen Söldnern (ca. 85 %; nach GEYSO, Beiträge II, S. 150, Anm., soll Banérs Armee 1625 bereits aus über 90 % Nichtschweden bestanden haben) als „schwedisch-finnische Armee“ bezeichnet. Die Unterscheidung zwischen der „Royal-Armee“, die v. Gustav II. Adolf selbst geführt wurde, u. den v. den Feldmarschällen seiner Konföderierten geführten „bastanten“ Armeen erscheint angesichts der Operationen der letzteren überflüssig. Nach LUNDKVIST, Kriegsfinanzierung, S. 384, betrug der Mannschaftsbestand (nach altem Stil) im Juni 1630 38.100, Sept. 1631 22.900, Dez. 1631 83.200, Febr./März 1632 108.500, Nov. 1632 149.200 Mann; das war die größte paneuropäische Armee vor Napoleon. Schwedischstämmige stellten in dieser Armee einen nur geringen Anteil der Obristen. So waren z. B. unter den 67 Generälen und Obristen der im Juni 1637 bei Torgau liegenden Regimenter nur 12 Schweden; die anderen waren Deutsche, Finnen, Livländern, Böhmen, Schotten, Iren, Niederländern und Wallonen; GENTZSCH, Der Dreißigjährige Krieg, S. 208. Vgl. die Unterredung eines Pastors mit einem einquartierten „schwedischen“ Kapitän, Mügeln (1642); FIEDLER, Müglische Ehren- und Gedachtnis-Seule, S. 208f.: „In dem nun bald dieses bald jenes geredet wird / spricht der Capitain zu mir: Herr Pastor, wie gefället euch der Schwedische Krieg ? Ich antwortet: Der Krieg möge Schwedisch / Türkisch oder Tartarisch seyn / so köndte er mir nicht sonderlich gefallen / ich für meine Person betete und hette zu beten / Gott gieb Fried in deinem Lande. Sind aber die Schweden nicht rechte Soldaten / sagte der Capitain / treten sie den Keyser und das ganze Römische Reich nicht recht auff die Füsse ? Habt ihr sie nicht anietzo im Lande ? Für Leipzig liegen sie / das werden sie bald einbekommen / wer wird hernach Herr im Lande seyn als die Schweden ? Ich fragte darauff den Capitain / ob er ein Schwede / oder aus welchem Lande er were ? Ich bin ein Märcker / sagte der Capitain. Ich fragte den andern Reuter / der war bey Dreßden her / der dritte bey Erffurt zu Hause / etc. und war keiner unter ihnen / der Schweden die Zeit ihres Lebens mit einem Auge gesehen hette. So haben die Schweden gut kriegen / sagte ich / wenn ihr Deutschen hierzu die Köpffe und die Fäuste her leihet / und lasset sie den Namen und die Herrschafft haben. Sie sahen einander an und schwiegen stille“.

Zur Fehleinschätzung der schwedischen Armee (1642): FEIL, Die Schweden in Oesterreich, S. 355, zitiert [siehe VD17 12:191579K] den Jesuiten Anton Zeiler (1642): „Copey Antwort-Schreibens / So von Herrn Pater Antoni Zeylern Jesuiten zur Newstadt in under Oesterreich / an einen Land-Herrn auß Mähren / welcher deß Schwedischen Einfalls wegen / nach Wien entwichen/ den 28 Junii An. 1642. ergangen : Darauß zu sehen: I. Wessen man sich bey diesem harten und langwürigen Krieg in Teutschland / vornemlich zutrösten habe / Insonderheit aber / und für das II. Was die rechte und gründliche Ursach seye / warumb man bißher zu keinem Frieden mehr gelangen können“. a. a. O.: „Es heisst: die Schweden bestünden bloss aus 5 bis 6000 zerrissenen Betellbuben; denen sich 12 bis 15000 deutsche Rebellen beigesellt. Da sie aus Schweden selbst jährlich höchstens 2 bis 3000 Mann ‚mit Marter und Zwang’ erhalten, so gleiche diese Hilfe einem geharnischten Manne, der auf einem Krebs reitet. Im Ganzen sei es ein zusammengerafftes, loses Gesindel, ein ‚disreputirliches kahles Volk’, welches bei gutem Erfolge Gott lobe, beim schlimmen aber um sein Erbarmen flehe“

[61] Wenzel [Václav, Wenzelslaus] Freiherr v. Zahrádecký [Zahradetzky, Saradetzky, Zaredek, Zaro, Zaroatz, Sarratetz, Sarratezca, Sarradeschky, Zaharadesky; Sarratesci, Zaradeck, Zaroatz] z Zahrádek [ -1647], kaiserlicher Feldmarschallleutnant.

[62] Fabian und Sebastian: Fabian, Bischof von Rom, Märtyrer [ – 20.1.250 Rom] und Sebastian, Märtyrer [ – 288 ? Rom].

[63] Stück: Man unterschied Kartaunen [Belagerungsgeschütz mit einer Rohrlänge des 18-19-fachen Rohrkalibers [17,5 – 19 cm], verschoss 40 oder 48 Pfund Eisen, Rohrgewicht: 60-70 Zentner, Gesamtgewicht: 95-105 Zentner, zum Vorspann nötig waren bis zu 32 Pferde: 20-24 Pferde zogen auf einem Rüstwagen das Rohr, 4-8 Pferde die Lafette]; Dreiviertelkartaune: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 16-17faches Kaliber, schoss 36 Pfund Eisen. Vgl. MIETH, Artilleria Recentior Praxis; halbe Kartaunen [langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 32-34-faches Kaliber (10,5 – 11,5 cm), schoss 8-10 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 22-30 Zentner, das Gesamtgewicht 34-48 Zentner. Als Vorspann wurden 10-16 Pferde benötigt]Viertelkartaune: „ein stück, welches 12 pfund eisen treibt, 36 zentner wiegt, und 24 kaliber lang ist. man hält diese stücke in den vestungen für die allerbequemste“ [GRIMM; GRIMM, DWB]. Meist als Feldschlange bezeichnet wurde auch die „Halbe Schlange“: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 32-34-faches Kaliber (10,5 – 11,5 cm), schoss 8-10 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 22-30 Zentner, das Gesamtgewicht 34-48 Zentner. Als Vorspann wurden 10-16 Pferde benötigt; die „Quartierschlange“: 40-36-faches Kaliber (6,5-9 cm), Rohrgewicht: 12 – 24 Zentner, Gesamtgewicht: 18-36 Zentner, Vorspann: 6-12 Pferde; Falkone: 39-faches Kaliber Rohrgewicht: 14 – 20 Zentner, Gesamtgewicht: 22-30 Zentner, Vorspann: 6-8 Pferde; Haubitze als Steilfeuergeschütz, 10-faches Kaliber (12 – 15 cm), zumeist zum Verschießen von gehacktem Blei, Eisenstücken („Hagel“) bzw. Nägeln verwendet; Mörser als Steilfeuergeschütz zum Werfen von Brand- und Sprengkugeln (Bomben). Angaben nach ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 575 ff. Pro Tag konnten etwa 50 Schuss abgegeben werden. „Vom Nürnberger Stückegießer Leonhard Loewe ist die Rechnung für die Herstellung zweier jeweils 75 Zentner schwerer Belagerungsgeschütze erhalten, die auf den heutigen Wert hochgerechnet werden kann. An Material- und Lohnkosten verlangte Loewe 2.643 Gulden, das sind ca. 105.000 bis 132.000 Euro. Das Material und der Feuerwerker-Lohn für den Abschuss einer einzigen 24-pfündigen Eisenkugel aus diesen „Halben [?; BW] Kartaunen“ kosteten fünf Reichstaler – mehr als die monatliche Besoldung eines Fußsoldaten“. EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 81; SCHREIBER, Beschreibung, bzw. Anleitung, 3. Kapitel.

[64] Doppelhaken: auch Hakenbüchse: Der Haken war ein bis ins 17. Jahrhundert gebräuchliches schweres Feuergewehr, mit einem Haken am Schaft, mit dem es auf einem dreibeinigen Gestell befestigt war oder auf die Brüstung aufgelegt wurde, um den enormen Rückstoß abzufangen. Diese Waffen wogen 7,5 bis 10 Kilo, nach anderen Angaben sogar mit bis zu 25 Kilogramm. Damit wurden Ladungen mit je 4 Lot Blei, Doppelhaken bis 400 g, verschossen. Als man diese Hakenbüchsen später auch im offenen Feld verwendete, musste man sie in einer Gabel abstützen. Daher nannte man diese Waffe auch Gabelarkebuse. Die Treffgenauigkeit der Hakenbüchsen war so gering, so dass ihr Einsatz nur auf kurze Distanz oder massiert als Batterie sinnvoll war. Die Haken wurden ihrer Größe nach eingeteilt in Doppelhaken, ganze Haken und halbe Haken. Vgl. die ausführliche Beschreibung unter http://www.engerisser.de/Bewaffnung/Doppelhaken.html. Die Stadt Überlingen kaufte 1633 erbeutete Doppelhaken um kaum 3 fl. auf; SEMLER, Tagebücher, S. 27f.

[65] spielen [mit den Stücken]: Einsatz, Abfeuern (der Feldgeschütze) als Terminus technicus: „mit den Geschützen spielen“, um die Moral des Gegners zu schwächen.

[66] Feuermörser, Mortier: Steilfeuergeschütz, dessen Rohre aus geschmiedeten Schienen bestanden, die, wie bei einem hölzernen Fass, durch eiserne Reifen zusammen galten wurden. Bei einem Kaliber von bis zu einem Meter Durchmesser waren die Feuermörser bis zu 2, 50 m lang und wurden vor dem Abschuss in die Erde eingegraben. Ihre Stahlkugeln hatten eine sehr steile Flugbahn, man konnte mit ihnen also hinter Mauern schießen. Sie dienten auch zum Werfen von Brand- oder Sprengkugeln (Bomben) mit einem Kugelgewicht zwischen 25 Pfund (1/16 Mörser) und mehreren Zentnern (ganzer Mörser, Kaliber 5-15 Zoll). Nach Pflummerns Aufzeichnungen konnte man mit ihnen Kugeln von 100 Pfund und mehr werfen; SEMLER, Tagebücher, S. 68. Vgl. auch die Abbildung bei FREYTAG, Der Dreißigjährige Krieg Bd. 1, S. 89.

[67] pflanzen: (ein Geschütz) in Stellung bringen.

[68] sitzen bleiben: umkommen.

[69] Drahtkugel: zwei durch Eisendraht aneinander befestigte Musketenkugeln.

[70] Sturmlauf: heftiger, schnell vorgetragener Angriff mit dem Ziel, den [völlig unvorbereiteten] Gegner zu überraschen, seine Verteidigung zu durchbrechen. Zum Teil wurden für die Erstersteigung der Mauern oder des ersten Eindringens in die Stadt, Festung etc. Geldprämien bis zu 1000 Rt., die „erste Beute“ oder Rangerhöhungen (so etwa bei der Erstürmung Frankfurts a. d. Oder 1631), von den Offizieren ausgesetzt worden. Die Sturmkolonnen sollten Wälle oder Festungen auf Sturmleitern ersteigen, sich dort festsetzen und das Tor von innen öffnen, um den nachrückenden Soldaten den Weg frei zu machen. Teilweise wurde allerdings auch Branntwein ausgeschenkt, um die Angst zu betäuben, oder es wurden Gefangene bei allen Armeen als Schutzschilder vor der ersten Sturmreihe vorangetrieben; vgl. die Aussagen eines Untergesteckten (1634) => Gottmann, Peter in den „Miniaturen“; GAIER; SCHÜRLE; PRAßER, Schwabenspiegel Bd. 3, S. 80.

[71] geschnittene Kugeln: Dabei wurden die Bleikugeln mit dem Messer eingekerbt. Das führte ähnlich wie bei den späteren Dum-Dum-Geschossen „zu einer starken, unkontrollierten Verformung bis hin zur Zerlegung des Geschosskörpers, sobald er mit seiner großen Geschwindigkeit in Körpergewebe eintritt und nach Eintreten in den Körper zu schweren Verletzungen bei bereits einer einzigen Wunde (beispielsweise unverhältnismäßig großer Blutverlust, große Austrittswunden) führt. Zudem machen die vielen Splitter des Bleikerns eine wirksame Wundversorgung sehr schwierig“ [wikipedia].

[72] Korporal: Der Korporal war der unterste Rang der Unteroffiziere, der einen Zug als Teil der Kompanie führte. Er erhielt in der kaiserlichen Armee (1630) 12 fl. Sold monatlich. Das entsprach immerhin dem Jahreslohn eines Ochsenknechtes.

[73] Handgranate: runde, mit Pulver gefüllte Eisenkugeln, die mit einer Lunte gezündet wurden. Granaten können, als selten erhaltene Beispiele damaliger Feuerwerkerkunst, noch heute in den Kunstsammlungen der Veste Coburg besichtigt werden. Während die Handgranaten aus runden, mit Pulver gefüllten Eisenkugeln bestanden und mit einer Lunte gezündet wurden, gab es auch schon Fallgranaten, die beim Aufschlag mittels eines Reibungszünders explodierten. Granadiere waren ursprünglich Soldaten, die Handgranaten gegen den Feind schleuderten. Bereits 1631 wurden sie nach MONRO bei der Eroberung Frankfurts a. d. Oder von den Iren eingesetzt; => Quelle 10. Als Generalmajor Lars Kagg 1634 in Regensburg belagert wurde, forderte er zu dieser gefährlichen Tätigkeit – ihre Splitter konnten bis zu 50 Schritte gefährlich werden – Freiwillige gegen höheren Sold auf und wurde so der Schöpfer der Granadiere. Chemnitz, S. 467, beschreibt bei dieser Gelegenheit den Einsatz von Handgranaten: ‚Gebrauchte sich [der Gen. Maj. Kagg] hierunter zuforderst der handgranaten, den Feind in confusion zubringen, nachgehends, wann solches geschehen, der Kurtzen wehren [Helmbarten] zum niedermetzeln. Wobey er jennige, so die handgranaten zu erst geworffen, mit einer gewissen recompens [nach Heilmann 2 Reichstaler] zu einer so gefährlichen action angefrischet‘. ENGERISSER, Von Kronach, S. 277.

[74] reformiert: zur Disposition gestellt; außer Dienst; aufs Wartegeld (verringerter Sold, bis es zur Verwendung im Krieg kommt) gesetzt.

[75] Kapitän (schwed. Kapten): Der Hauptmann war ein vom Obristen eingesetzter Oberbefehlshaber eines Fähnleins der Infanterie, das er meist unter Androhung einer Geldstrafe auf eigene Kosten geworben und ausgerüstet hatte. Der Hauptmann warb daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. In der Kompanie-Stärke wurden sogenannte „Passevolants“ mitgerechnet, nichtexistente Söldner, deren Sold ihm zustand, wenn er Deserteure und verstorbene Soldaten ersetzen musste.  Der monatliche Sold eines Hauptmanns betrug 160 fl. (Nach der Umbenennung des Fähnleins in Kompanie wurde er als Kapitän bezeichnet.) Der Hauptmann war verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Er musste die standesgemäße Heirat seiner Untergebenen bewilligen. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Kapitänleutnant, übernommen. Der Hauptmann marschierte an der Spitze des Fähnleins, im Zug abwechselnd an der Spitze bzw. am Ende. Bei Eilmärschen hatte er zusammen mit einem Leutnant am Ende zu marschieren, um die Soldaten nachzutreiben und auch Desertionen zu verhindern. Er kontrollierte auch die Feldscher und die Feldapotheke. Er besaß Rechenschafts- und Meldepflicht gegenüber dem Obristen, dem Obristleutnant und dem Major. Dem Hauptmann der Infanterie entsprach der Rittmeister der Kavallerie. Junge Adlige traten oft als Hauptleute in die Armee ein.

[76] Muskete: Die Muskete war die klassische Feuerwaffe der Infanterie. Sie war ein Gewehr mit Luntenschloss, bei dem das Zündkraut auf der Pulverpfanne durch den Abzugsbügel und den Abzugshahn mit der eingesetzten Lunte entzündet wurde. Die Muskete hatte eine Schussweite bis zu 250 m. Wegen ihres Gewichts (7-10 kg) stützte man die Muskete auf Gabeln und legte sie mit dem Kolben an die Schulter. Nach einem Schuss wichen die Musketiere in den Haufen der Pikeniere zurück, um nachladen zu können. Nach 1630 wurden die Waffen leichter (ca. 5 kg) und die Musketiere zu einer höheren Feuergeschwindigkeit gedrillt; die Schussfolge betrug dann 1 bis 2 Schuss pro Minute (vgl. BUßMANN; SCHILLING, 1648, Bd .1, S. 89). Die zielfähige Schussweite betrug ca. 300 Meter, auf 100 Meter soll die Kugel die damals übliche Panzerung durchschlagen haben. Die Treffsicherheit soll bei 75 Metern Entfernung noch 50 % betragen haben. Die Aufhaltewirkung war im Nahbereich sehr hoch, die Getroffenen sollen sich förmlich überschlagen haben. Je nach Entfernung sollen jedoch im Normalfall nur 5-7% aller abgegebenen Schüsse eine Wirkung im Ziel gehabt haben. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß. Zudem rissen sie auf etwa 10 Meter Entfernung etwa dreimal so große Wundhöhlen wie moderne Infanteriegeschosse. Ausführlich beschrieben wird deren Handhabung bei ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 544ff. Eine einfache Muskete kostete etwa 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Die Muskete löste das Handrohr ab. Die ab 1630 im thüringischen Suhl gefertigte schwedische Muskete war etwa 140 cm lang bei einer Lauflänge von 102 cm und wog etwa 4,5 – 4,7 kg bei einem Kaliber von zumeist 19,7 mm. Sie konnte bereits ohne Stützgabel geschossen werden, wenngleich man diese noch länger zum Lade- und Zielvorgang benutzte. Die Zerstörung Suhls durch Isolanos Kroaten am 16./26.10.1634 geschah wohl auch in der Absicht, die Produktionsstätten und Lieferbetriebe dem Bedarf der schwedischen Armee endgültig zu entziehen. BRNARDÍC, Imperial Armies I.

[77] Feuerrohr: Büchse mit Luntenschloss; volkstümlich auch gebraucht für Musketier.

[78] Akkord: Übergabe, Vergleich, Vertrag: Vergleichsvereinbarungen über die Übergabebedingungen bei Aufgabe einer Stadt oder Festung sowie bei Festsetzung der Kontributionen und Einquartierungen durch die Besatzungsmacht. Angesichts der Schwierigkeiten, eine Stadt oder Festung mit militärischer Gewalt einzunehmen, versuchte die militärische Führung zunächst, über die Androhung von Gewalt zum Erfolg zu gelangen. Ergab sich eine Stadt oder Festung daraufhin ‚freiwillig‘, so wurden ihr gemilderte Bedingungen (wie die Verschonung von Plünderungen) zugebilligt. Garnisonen zogen in der Regel gegen die Verpflichtung ab, die nächsten sechs Monate keine Kriegsdienste beim Gegner zu leisten. Zumeist wurden diese Akkorde vom Gegner unter den verschiedensten Vorwänden bzw. durch die Undiszipliniertheit ihrer Truppen nicht eingehalten.

[79] Untergewehr, Unterwehr: Degen oder Rapier.

[80] ranzionieren: Lösegeld zahlen, (sich) auslösen, (sich) freikaufen, auslösen von Personen, Gegenständen oder Vieh. Der organisierte Vieh-, vor allem aber Menschenraub stellte neben der Plünderung angesichts der fehlenden Soldauszahlung die wichtigste Einnahmequelle gerade der unteren Chargen dar, wurden doch pro Person je nach Stand und Beruf oft 300 Rt. und mehr erpresst. Vgl. WAGNER; WÜNSCH, Gottfried Staffel, S. 116; GROßNER; HALLER, Zu kurzem Bericht, S. 29.  Dieses Lösegeld erreichte trotz der zwischen den Kriegsparteien abgeschlossenen Kartelle z. T. enorme Höhen: So bot der ehemalige Kommandant von Hanau, Sir James (Jacob) Ramsay „the Black“ [1589-1639], 70.000 Rt. für seine Freilassung, die aber vom Kaiserhof abgelehnt wurde (KELLER, Drangsale, S. 357), da man von ihm wissen wollte, wo er die bei der Einnahme Würzburgs und Bad Mergentheims erbeuteten Schätze (KELLER, Drangsale, S. 355) verborgen hatte. Ramsays Kriegsbeute wurde auf 900.000 Rt. beziffert; KELLER, Drangsale, S. 361; GAIL, Krieg, S. 28f.; MURDOCH (Hg.), SSNE ID: 3315. Auch die Leichname gefallener Offiziere mussten in der Regel vom Gegner ausgelöst werden. Im Mai 1633 war die kaiserliche Garnison in der Festung Lichtenau (bei Ansbach) so schlecht verproviantiert, dass Nürnberger Untertanen gefangen genommen wurden, die sich dann gegen Kartoffeln auslösen mussten; SODEN, Gustav Adolph III, S. 450. SEMLER, Tagebücher, S. 137 (1634): „Hierauff die Schwedische ihre gewohnliche straiff vnd raubereyen noch ferner vnd ernstlicher continuirt, also daß nicht allein auf dem land vnd dörffern sich niemandt betreffen, sonder auch gar in die reben (außerhalb was gegen Sipplingen hinab gelegen, dahin der feind niehmaln kommen) niemandt blicken lassen dörffen, inmaßen ettliche burger vnd salmanßweilische vnderthonen, so in den reben bei vnd gegen Nußdorf und Burgberg schaffen wollen, von denen hin vnd wider vagierenden reüttern aufgehebt, vnd nach Pfullendorf geführt, deren jeder biß auf 60 vnd mehr reichsthaler ranzion angezogen, vnd weilen sie, alß arme rebleütt sollche zu bezahlen nicht vermögt, volgendts mit der armada fortgeführt worden, wie benantlich ein veberlingischer gmainder vmb 68 thaler vnd zwen Nußdorffer jeder vmd 58 thaler ranzioniert, vnd vneracht diese bede für sich 40 thaler angebotten, ein mehrers auch im vermögen nit gehabt, seyn sie doch bei sollchem nicht ge[S. 129]lassen worden“.

[81] Ernst v. Burgsdorff [Burchsdorff] [1599-30.7.1674 Rathstock], kaiserlicher Obristleutnant.

[82] Johann (Jobst) Hilmar [Hildemar] Freiherr v. Knigge [1605-1683], kaiserlicher Obrist.

[83] GÜTHEN; SCHAUBACH, Poligraphia Meiningensis, S. 271f.

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