Oettinger [Ottingen, Öttinger, Otinger], Melchior Christoph

Oettinger [Ottingen, Öttinger, Otinger], Melchior Christoph; Obristleutnant [ – ] Öttinger stand als Obristleutnant und Obrist in schwedischen Diensten.

Der Hildesheimer[1] Chronist, Arzt und Ratsherr Dr. Jordan notiert in seinem Tagebuch unter dem 16./26. 1.1645: „General M. Hanß Christoph von Königsmarck Reuterey: Leib Regiment 16 Comp. — 1200 Mann, Obrist Isenberg 8 — 400, Obr. Kinscky — 250, Obr. Schonherr — 250, O. Balthasar Rudinger [Rüdiger Balthasar; BW] — 300, O. Ruttler [Ruuth ?; BW] — 300, Endte [Hans Heinrich v. Ende; BW] — 300, Roch — 400, Runfeldt — 400; Hendelsheußen [Jobst v. Hundelshausen-Polley; BW] — 250, General Majeur Steinbock und Obristliutnandt Wolling — 500, General Majeur Axell und Oberleut: Sieke — 600, Major Herle Dragoner Garde von Gen: M: — 300,

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insgesamt 5450 Mann.

5 Brigaden Infanterie

General M. Leibregiment:

Obrist L. Otinger — 1200, Obrist Borchstorff [Hans Christoph v. Burgsdorff; BW] — 800, [Georg; BW] Wetzel — 700, [Johann v.; BW] Bülow Regim. mit den Comend. aus Minden[2] und Nienburg[3] — 1000, Oberst Hußman 600, Garazin 400

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insgesamt 4700 Mann.

Obrist [Johann, BW] Jordan bleibet mit seinem Regiment bey der Haupt-Armee

Artillerie: 2 halbe Canonen, 4 Fewer-Morsell, 4 Stck. 12 pfündige Stücke sambt Zugehöriger Munition und Materialia“.[4]

1646 stand er als Obrist und Kommandant von Stade[5] in schwedischen Diensten.

Der Historiograph und Habsburg-Anhänger Wassenberg erwähnt ihn in seinem 1647 erneut aufgelegten „Florus“: „Brehmervehrde[6] haben sich zwar die Keyserische wider durch einen Anschlag bemä[c]htiget / vnd vnerachtet deß gemachten Stillstands nach gedachter Eroberung / hat doch der Ertzbischoffliche Commandant darinnen / Herr Obrister Leutenant Eggerich zu verschiedenen mahlen / vnnd gantz vnversehens gegen die Schwedische thatliche Feindseligkeit verübt / vnd also der Stillstand gebrochen / daß daher deß Herrn General Leutenants Königsmarcks Excell. genöthiget worden / ihres Orts auch das Armistitium, ebenfalls auffzuheben / vnd solchen Platzes sich hindwiderumb zu versichern / hat also Ihre Excellentz durch Herrn Obristen Ottingen Commenda[n]ten in Stade vmb den halben Martii diesen Ort berennen lassen / hernach den 15. 25. dito in Person mit viel Munition / mehr Artillerie vnnd anderer Notturfft darvor begeben / vnd von vnterschiedlichen Batterien mit Schiessen ein starcken Anfang gemacht / in den continue sieben Mortiers sechs halbe Carthaunen / sechs zwölffpfündige vnnd vier Regiment-Stück gebraucht worden / welche grossen Schaden an der Vestung gethan / hernach als am vierdten vierzehenden Aprilis auff dem Vorhoff alles zum Sturm fertig gewesen / ist der Commendant darinn endlich gezwungen worden / mit Accord sich zu ergeben / vnnd außzuziehen“.[7]

Nach der Eroberung Wiedenbrücks[8] am 15.7.1647 durch Königsmarck wurde er in der Stadt einquartiert, wie sich der Ratsherr Kothe[9] erinnert: „Undt diese Stadt midt dem Leibregiment unt 4 Companey von Oberst Öttinger neben 80 commandirten Reuteren besetzet, die de Bürger den 6 Wochen midt Essen, Drinken, Futter füer die Pferde, mit Dominiren. Geltpressen underhalten müssen. Under wehrender Zeit ist Ihr Exellens für de Stadt Warendorff[10] gezogen, alda drey Wochen ahn der Landtwehr gelegen, aber, nicht formal belagert, wieder abgezogen. Vor dar ist Generalmajor Rabenhaupt von den Hesischen midt Hülff Ihr Exellens Köningesmarck vor die Statt Paterborn[11] gezogen, alda ungefehr drey Wochen gelegen unt diesölbe hart zugesetzet midt Scheiten unt Feurwerffen, aber den 14. September unverrichter Sachen wieder abgezogen. Inmittels sein die Keiserischen unterm Commando Lamboien [Lamboy; BW] in Frießlandt gefallen undt alda etzliche Schantzen den Hessischen abgenomen.

Unt ist Ihr Exellenß Köningesmarck den 14. September gegen Abens alhie ankomen, alsobalt alle Soldaten unt Bürger midt Schuten, Exen, Baden, Sagen zu Walle gangen, herundergeworffen, die Außenwercke ganß eingeschlichtet, die Wachtheuser, Tachbrücken[12], Hammeyen[13], Porten unt alles, waß buten Walles gewesen, verbrent, die Pallasaden, damidt die Stadt rundtumme abgestoßen wahr, abgehowen, verbrannt und ruiniret, drey Rondele, alß die Gröne Kammer, vor der Rinderpforten, unt hinder dem Süsterhauße, gesprenget. Welches alles geschen den 15. und 16. September unt hadt sich der Mensche verwunderen mögen, der es gesehen, das in so geringer Zeit ein Stadt zu demoliren sey.

Wie diß also geschehen, sein sie den 17. September morgens zu 8 ad 10 Uren, nachdem sie neun gantzer Wochen alhie gewesen, auff Dingenstag midt Sack unt Pack außgezogen, midt Hinterlassung 4 Man für ein Salvagard. Darzu sein fier Man von den Keiserischen füer Salvagard darbeygelacht. Sie haben zwar die Stadt inßgemein nicht geplündert, haben die Bürger aber dermaßen gequetzet und geschetzet, nachdem in der Belagerunch alles Korn abgeschnitten gewesen, das Kindeskindt dassölbe woll erfahren werden, so noch nicht geboren sein. Haben neun metalen Stück midtgenomen, darunter eine Schlange gewesen, so 8 Pundt geschossen, undt ein Fiertel-Cartawen, so 12 Pundt geschossen. Der Eisenstück sein 7 midtgenomen, die übrigen in die Stattgräben geworfen, imgleichen auch die doppelden Haken geschen“.[14]

[1] Hildesheim; HHSD II, S. 228ff.

[2] Minden [LK Minden]; HHSD III, S. 517ff.

[3] Nienburg/Weser; HHSD II, S. 346f.

[4] SCHLOTTER, Acta, S. 441.

[5] Stade; HHSD II, S. 432ff.

[6] Bremervörde; HHSD II, S. 75. Angeblich soll die Stadt bereits 1645 völlig zerstört worden sein.

[7] WASSENBERG, Florus, S. 660.

[8] Wiedenbrück [LK Wiedenbrück]; HHSD III, S. 782f.

[9] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 143f.

[10] Warendorf [LK Warendorf]; HHSD III, S. 754ff.

[11] Paderborn; HHSD III, S. 601ff.

[12] Zugbrücken.

[13] Verhaue, Sicherungen, besonders Schlagbäume und Ketten.

[14] FLASKAMP, Chronik, S. 23f.

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