Oppermann, Berent [Bernhard]
Oppermann, Berent [Bernhard]; Obristleutnant [ – ] Oppermann stand 1632 als Kapitän bzw. Obristleutnant in braunschweig-lüneburgischen Diensten. In der Hannover’schen[1] Chronik heißt es: „Den 22. dito [Juli], Sontags, ist unsere Compagnie von 200 Mann von Illmo U. g. F. u. H. Friederich Ulrich unter dem Obristen Mutschefahl [Metzfall; BW] hora 3. nach der Vesper hinausgefordert, mit Capitain Oppermann nach Wolfenbüttel“.[2]
„Den 25. Sept. 1632 ist des Obristen Mutschefahls Regiment vor Wolfenbüttel und auch unsere Compagnie unter Capitain Oppermann, wie dann auch der Stadt Braunschweig Volk meistentheils von denen Papenheimischen, so von Mastrick [Maastricht;[3] BW], welches nunmehr von den Staden erobert, aus dem Niederlande wieder ins Land Braunschweig zurücke gekommen, geschlagen. Hertzog Georgen Volk ist bey Zeiten vor Wolfenbüttel ausgewichen, daß davon nichts geblieben“.[4]
Den 23. Martii sein die Fürstl. Braunschweigsche Soldaten, als 3 Compagnien zu Fuß unterm Obristen Mutzefahl, seinem Capitein-Leutenant Oppermann, Capitein Bortfelden und Capitein Rottorff, item Rittmeister Kochs Compagnie Reuter, so hie damahl gelegen, ausgezogen zur Hamelschen[5] Belagerung“.[6]
Im Taufregister von St. Blasius steht er als Bernhard und ist 1636 als „Major“ Pate bei einem Soldatensohn. Am 29. Mai ist er (jetzt „Obrist“) zusammen mit „Capitain“ Georg Hoppe und Bürgermeister Messerschmitt Pate bei Bernhard Georg Harges, dem Sohn des Fähnrichs Heinrich Harges.[6a]
Ein Obristleutnant Gerhard Oppermann lag 1637 in Münden.[7]
„Ein kaiserliches Heer war unter dem Erzherzog Leopold aus dem Magdeburgischen zum Entsatz der blockierten Festung herangerückt. Generalleutnant von Klitzing vereinigte die braunschweig-lüneburgischen Truppen gegen den inneren Wunsch der Herzöge mit dem schwedischen Heere unter den Generalen Phul [Pfuel; BW] und [Helm; BW] Wrangel sowie den Weimaraner Truppen unter dem französischen Marschall Guébriant im Juni vor dem Kiebitzer Damm am Großen Bruchgraben, um die Blockade von Wolfenbüttel zu decken. Da aber die Kaiserlichen nördlich dieses Hindernisses über Germersleben[8]-Schöningen[9] vorrückten, zogen die Alliierten gleichfalls auf Wolfenbüttel, so daß beide Heere parallel miteinander gleichsam in die Wette marschierten und fast gleichzeitig vor der Festung anlangten. Am 17. Juni [1641; BW] marschierte die kaiserliche Armee durch Wolfenbüttel, auf das linke Okerufer, wo die schwedisch-deutsche Armee schon stand, und nahm unter den Kanonen der Festung eine Stellung, derjenigen der Alliierten gegenüber. Hier kam es am 19. Juni zu einer blutigen und lange unentschiedenen Schlacht, in der es sich hauptsächlich um Steterburg[10] und den Besitz des dortigen Waldes handelte. Bei den Verbündeten stand das schwedische Heer auf dem rechten, das deutsche Heer auf dem linken Flügel. Die Stärke des verbündeten Heeres betrug 22 000 Mann, die des kaiserlichen 20 000 Mann. Von den Truppen des verstorbenen Herzogs nahmen sein berühmtes Leib-Kavallerie-Regiment, das ebenso berühmte Kürassier-Regiment Anton Meier und die Kürassier-Regimenter v. Warberg, Koch und von Dannenberg, von der Infanterie das rote Regiment v. Schlütter[10a] und das blaue Regiment mit je 6 Kompagnien, sowie endlich vom Leib-Infanterie-Regiment v. Bessel und vom gelben Regiment v. Waldow je 2 Kompagnien in der Gesamtstärke von 5400 Mann an der Schlacht teil. Namentlich zeichnete sich Generalleutnant v. Klitzing mit den drei alten Kavallerie-Regimentern Georgs aus. Die gesamte Kavallerie der Verbündeten unter dem General v. Königsmark führte durch einen umfassenden Angriff auf den kaiserlichen rechten Flügel, der diesen zum Weichen brachte, die Entscheidung zugunsten des protestantischen Heeres herbei. Das Leib-Kavallerie-Regiment unter dem Oberstleutnant v. Schönberg drang dabei in zwei bayerische Infanterie-Regimenter ein, nahm 2 Obersten [Gayling v. Altheim und Hagenbach; BW] gefangen und eroberte 6 Fahnen und 4 Kanonen. Die Kaiserlichen wurden bis unter die Wälle der Festung getrieben, zogen am 24. durch Wolfenbüttel und setzten den Rückzug bis Schöningen fort“.[11]
In der Hannover’schen Chronik heißt es dazu: „Den 17. [27.6.1641; BW] entsetzen die Kayserlichen Wolfenbüttel. Sie vermeinten aber die Belagerung gantz aufzuheben und die unsrigen gantz dafür auszuschlagen.
Den 19. Sonnabend Morgens hora 3. sein die Kayserliche mit ihrer gantzen Macht auf die unsrige (Lüneburgische und Schwedische) gegangen, einen großen Vortheil im Walde bey Stederborg[12] eingenommen, daß auch die Schwedische fort gewollt, wenn nicht Landgraf Johann zu Hessen (der jungen Printzen Vormünder und der Hertzoginnen Bruder), welcher von Hildesheim[13] voriges Tages ins Lager kommen, unsere Braunschweigische Völker in Bataglia gestellet und sich dem Feinde widersetzet, deswegen die Schweden sich schämen müssen und auch Stand gehalten. Darauf ist es zu einem harten Treffen kommen gegen Mittag, worin die Beyrische Armada benebenst dem Kayserlichen Fußvolk gar geschlagen, und der Rest sich unter die Stücke vor Wolfenbüttel reteriren müssen. Es sollen aber über 3000 Todte und 2000 gefangen sein. Aus dem Ampte Peina[14] sein 100 Bauren commandiret, die Todten zu begraben.
Extract hievon eines Schreibens des Obristen Leutnants Oppermanns aus der Weinbergischen Schantzen den 25. Junii:
Der Feind ist gestriges Tages aus seinem Lager aufgebrochen und hat sich hinter Saltzdahlum[15] eine Stunde von Wolfenbüttel in eine Hohle gesetzet. Ein Leutenant vom Waldauischen [Waldow; BW] Regimente, den der Feind gefangen gehabt und jetzo wieder kommen, berichtet wie der Feind so kleinmüthig und in so großer Furcht sei. Gewiß ist, daß auf der Wahlstatt 4500 Mann (ohne was sonst niedergemachet, gequetschet und gefangen) gefunden. Auch sollen über das 1000, worunter 6 Obriste, 5 Obriste Leutenant und Obr. Wachtmeister und andere Officirer in Wolfenbüttel begraben und also bey der gantzen Infanterie nicht mehr als 1 Obrister und 1 Obrister Wachtmeister vorhanden sein.
Den 21. Junii Montags hat der Obrister Schlüter, Commandante alhie, von I. F. G. Befehl bekommen, auf solche herrliche vermuhtete Victoria 2 mahl Salve zu schießen, welches auch noch denselben Nachmittag h. 3 geschehen“.[16]
Der Historiograph und Habsburg-Anhänger Wassenberg[17] berichtet in seinem „Florus“ von 1647 für das Jahr 1641: „Nach dem nun das Glück den Keyserischen allenthalben sehr gewonnen / haben sie sich / nach Eroberung des sehr festen Schlosses vnd Hauses Spilenburg [Spiegelberg[18] ?] / Gleichenstein[19] / Einbeck[20] / Nordheim[21] / Mülhausen[22] / Duderstatt[23] / vnd anderer örter / auch die Stadt Göttingen[24] zu belägern vnterstanden.
Wann dann solcher orth sehr befästiget / vnd eben selbiger zeit mit einer starcken Besatzung / nemlich in 1500. Soldaten / vnd 2000. Mann Außschuß / neben zween Obristen Leutenanten / Schönberg vnd Opperman versehen gewesen / haben doch nichts desto weniger die Keyserischen mit der Belägerung starcke verfassungen gemacht / solchen starcken vnd festen orth mit Gewalt durch approchiren zu überkommen / welches sich aber die Belägerten im geringsten nicht erschrecken lassen / sondern ihrem gegentheil hefftig vnnd männlich wiederstanden / vnnd durch vnterschiedliche Außfälle grossen schaden gethan.
Diese Belägerung zu verhindern / hat sich Obrister Rosa [Volmar v. Rosen; BW] mit 1500. Commandirten Reutern / vnd 500 Fußknechten / auff deß Hertzogen zu Braunschweig begehren auffgemacht / dieselbe auch im Angesicht der Keyserischen in Göttingen vnverhindert eingebracht. Solches nun / ob es zwar die Keyserischen hefftig verdrossen / haben sie sich anderwärts an den Schwedischen und Rosischen gerochen: Dann als die Rosische Convoy wiederumb zurück gezogen / haben ihnen die Keyserischen Generalen Mercy, Gonzaga vnd Spehrreutter [Speereuter; BW] / mit einer starcken Parthey Commandirten Reutern bey einem Paß / eine halbe stund von der Stadt auff den dienst gewartet / dieselbe nach geschehener Confusion / dermassen attaquirt / daß des Obristen Dollen Rosa Regiment Tragoner meisten theils ruinirt / er auch selbsten neben andern Officirern / auch über 200 gemeinen Soldaten gefangen / vnd der General Rosa / biß nach Münden[25] an der Werra verfolgt worden“.[26] Darüber berichtete der kaiserliche Obrist Mislík an H. Černin am 14.11. aus dem Feldlager vor Göttingen: Nach Eroberung der Stadt Einbeck seien die Kaiserlichen gegen Göttingen gezogen, dessen Besatzung der Gegner inzwischen verstärkt hatte. Als Obrist Vollmar von Rosen in Begleitung von Göttingen zur schwedischen Armee zurückritt, sei sein Dragoner-Regiment in der Nachhut geschlagen und mehrere Offiziere gefangen genommen worden. Die Kaiserlichen hätten Göttingen zwar angegriffen, doch erfolglos. In Hinblick auf die späte Jahreszeit und das kalte Wetter werde es kaum gelingen, diese Stadt zu erobern.[27]
„Nach dem nun die alliirte Armeen eines Generals auß Schweden an statt des abgelebten Feld-Marschalls Banners [Banér; BW] / mit Schmertzen erwartet / zumal / weiln das negotium belli in mangel / vnd abwesen eines Generals vnnd Oberhaupts nicht allerdings glücklich von statten gehen wollen: Als ist den 11. Octob. der ernandte Feldherr Leonhard Torstensohn mit seiner Flota zu Wolgast[28] in Pommern / das Generalat über die alliirten Armeen anzutretten / glücklich angelanget / vnd sich mit seinen auß Schweden gebrachten Völckern / mit den andern Generalen schläunigst zusammen verfüget.
Was nun für eine Frewde vnnd Frolocken seiner ankunfft halben bey der Schwedischen Armee entstanden / als sie ihren General in person gesehen / ist daher die vnermeßliche Frewd / Loßbrennung des Geschützes / vnd stattlicher einholung genungsam abzunehmen / in dem der Obriste Vorbusch [Forbes; BW] mit den Völckern zu Roß vnd Fuß den andern Tag hernach in den Schiffen zu Strahlsund[29] auch glücklich angelanget.
Solche unverhoffte ankunfft vnd conjunction, hat bey der Keyserischen Armada grosse Forcht / Schrecken vnnd plötzliche Veränderung angerichtet / vnd ob zwar die Stadt Göttingen auff ein newes mit allem ernst belägert / in 48. Granaten hinein werffen / auch häfftig canoniren lassen / endlich verursacht / daß die harte belägerung / ohne allen effect, nothdringlich auffgehoben werden müssen“.[30] In einer Arztrechnung aus der Zeit der Belagerung Göttingens im Herbst 1641 wird von einem „Herrn Oberst Lieut. Bernhard Oppermann“ gesprochen.[31]
[1] Hannover; HHSD II, S. 197ff.
[2] JÜRGENS, Chronik, S. 503; Wolfenbüttel; HHSD II, S. 503ff.
[3] Maastricht [Niederlande, Provinz Limburg].
[4] JÜRGENS, Chronik, S. 508.
[5] Hameln; HHSD II, S. 192ff.
[6] JÜRGENS, Chronik, S. 514.
[6a] Freundlicher Hinweis von Herrn Thomas Kossert, Göttingen.
[7] LOTZE, Geschichte der Stadt Münden, S. 97. Hann. Münden; HHSD II, S. 333f. Freundlicher Hinweis von Herrn Thomas Kossert.
[8] Groß-Germersleben [Kr. Wanzleben]; HHSD XI, S. 155f.
[9] Schöningen [Kr. Helmstedt]; HHSD II, S. 419f.
[10] Steterburg [Stadt Salzgitter]; HHSD II, S. 442f.
[10a] Wilhelm (v.) Tietz, genannt Schlüter [Schlütter] [1601 Burgwedel-20.1.1646 Hameln], braunschweigisch-lüneburgischer Obrist; seit 1642 Mitglied Nr. 381 der „Fruchtbringenden Gesellschaft“ als „Der Leuchtende“; CONERMANN, Die Mitglieder, S. 446f.; http://www.die-fruchtbringende-gesellschaft.de/index.php?article_id=16&wWidth=1366&wHeight=607.
[11] WERSEBE, Geschichte der hannoverschen Armee, S. 32ff.
[12] Steterburg [Stadt Salzgitter]; HHSD II, S. 442f.
[13] Hildesheim; HHSD II, S. 228ff.
[14] Peine; HHSD II, S. 377ff.
[15] Salzdahlum [Kr. Wolfenbüttel]; HHSD II, 406f.
[16] JÜRGENS, Chronik, S. 541f.
[17] Vgl. LAHRKAMP, Everhard Wassenberg.
[18] Spiegelberg; HHSD II, S. 102 (unter Coppenbrügge).
[19] Gleichenstein, Burg [Kr. Heiligenstadt]; HHSD IX, S. 147.
[20] Einbeck; HHSD II, S. 128ff.
[21] Northeim; HHSD II, S. 353f.
[22] Mühlhausen; HHSD IX, S. 286ff.
[23] Duderstadt; HHSD II, S. 123f.
[24] Göttingen; HHSD II, S. 178ff.
[25] Hann. Münden; HHSD II, S. 333f.
[26] WASSENBERG, Florus, S. 453f.
[27] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1252.
[28] Wolgast [Kr. Greifswald]; HHSD XII, S. 317ff.
[29] Stralsund [Kr. Stralsund]; HHSD XII, S. 292ff.
[30] WASSENBERG, Florus, S. 453f.
[31] Das erscheint Herrn Thomas Kossert, Göttingen, zuverlässiger als LOTZE (s. Anm. 7), der sich beim „G“ vermutlich verlesen hat, vgl. Riemann, Zustände und Arztrechnungen, S. 57.
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