König, Franz Peter, gen. von Mohr

König, Franz Peter, gen. von Mohr; Obrist [6.8.1594 Freiburg im Uechtland-11.12.1647 Freiburg im Uechtland]

König, genannt von Mohr, Franz Peter Freiherr vonDer Schweizer Franz Peter König, genannt von Mohr [6.8.1594 Freiburg im Uechtland-11.12.1647 Freiburg im Uechtland] [1] stand 1629 noch als Kriegskommissar in kaiserlichen Diensten.

In den Akten findet sich ein Brief  des kaiserlichen Generalkommissars Franz Peter König, genannt von Mohr,  an Graf Ernst zu Sayn und Wittgenstein vom 9.9.1629. Darin wird Graf Ernst der Durchzug des Mérodischen Regimentes angekündigt. Dieses werde mit 2 Kompanien zwei Tage und Nächte in der Grafschaft Sayn logieren, weshalb Graf Ernst Sorge zu tragen habe, dass genügend Proviant bereitstünde. Darüber hinaus wird der saynische Landesherr aufgefordert, dem „Trierischen Keller Zue Freußpurg“[2] zu avisieren, dass „in seinem Ampt“ aus dem Merodischen [Johann II. v. Mérode-Waroux; BW] Regiment  „3. Compen. Zue pferdt undt 4 Compen. Zue fuß“ logieren sollten, wozu Freusburg entsprechende Verpflegung stellen müsse.[3]

Könih stand 1633 als Obrist in kaiserlichen Diensten.

„Gustav Horn vereinigte sich nun 14. Januar 1633 in Gögglingen[4] bei Ulm[5] mit den Resttruppen Banérs, welche nur noch 3000 Mann zu Fuß und einige Regimenter zu Pferd umfaßten. (Huschke, S. 89ff.; s. auch Chemnitz II, S. 35f. u. 39f.).

Gemeinsam ging man gegen das Heer des nun den Oberbefehl über die bayerisch-ligistischen Truppen führenden Feldmarschalls Johann von Aldringen vor, der in Schwaben einen Winterfeldzug führte. Bereits am 7. Januar 1633 hatte Aldringen Memmingen[6] eingenommen. Die schwedische Besatzung von 200 Mann bekam freien Abzug.

Nach Kempten[7] schickte Aldringen den kaiserlichen Obristen Franz Peter König, genannt von Mohr. König war mit einigen Regimentern, darunter eine große Anzahl bewaffneter Bauern, und schwerem Geschütz über Isny[8] herangerückt und begann, nachdem er sich beim Kloster verschanzt hatte, am 6. Januar mit der Beschießung der Stadt, welche bis zum 9. Januar ohne Unterbrechung fortgesetzt wurde. Nachdem ein Turm beim Klostertor niedergelegt wurde und den Verteidigern dadurch die Deckung genommen war, konnte man sich nur noch unter Lebensgefahr auf die Straßen wagen. Zudem stellte sich großer Wassermangel ein, weil die Belagerer die Teicheln (hölzerne Brunnenzuleitungen) zerhauen und die Wasserstuben verstopft hatten. Am 10. Januar wurde die Stadt zur Übergabe aufgefordert, welche jedoch von dem schwedischen Kommandanten Christof Kapfer von Uxenberg abgeschlagen wurde. In Übereinstimmung mit der Bürgerschaft hatte man beschlossen, sich bis zum Äußersten zu verteidigen. Der Kommandant ließ deshalb in den drei folgenden Tagen Ausfälle machen und alle auf 500 Schritt vor der Stadt gelegenen Gebäude niederbrennen.

Mittlerweile hatte Aldringen, der nach wie vor vor Memmingen stand und durch die nur langsamen Fortschritte Königs ungeduldig geworden war, den bayerischen Generalwachtmeister Joachim Christian von der Wahl nach Kempten geschickt. Als am 12. Januar frische Truppen und zusätzliche Artillerie eingetroffen waren, begann Wahl auf der Anhöhe am Klostertor eine Batterie mit 12 halben Kartaunen zu errichten, welche am Morgen des 13. Januar das Feuer eröffneten. Die Belagerten, bestehend aus einer schwedischen und württembergischen Garnison und den Bürgern, erwiderten das Feuer standhaft, obwohl an diesem Tag mehr als 500 Kartaunenschüsse auf die Mauern gerichtet wurden, auch zahlreiche Brand- und Sprengkugeln in die Stadt geworfen und der Malzmüller- und Diebsturm völlig niedergelegt wurden. Schließlich hatten die Belagerer am Klostertor und am Glockenhof mehrere große Breschen in die Stadtmauern geschossen, so daß man gegen halb drei Uhr nachmittags zum Sturm ansetzte. Zwei Stürme wurden mit dem Mut der Verzweiflung abgeschlagen. Frauen, Kinder und alte Leute schleppten Kübel mit siedendem Öl, heißem Wasser und kochendem Kalk herbei, um sie über die Angreifer zu gießen, deren Verbitterung mit wachsenden Verlusten stieg.

Gegen 5 Uhr setzten die Kaiserlichen schließlich von drei Seiten gleichzeitig in 13 Sturmkolonnen, auf dem linken Ufer der Iller an zwei Stellen und auf dem rechten Ufer gegen die Vorstadt, zum dritten Sturm an, erstiegen die Mauern und drangen in die Stadt ein, allen voran die bewaffneten Bauern. Alles[,] was den Stürmenden in den Weg kam[,] wurde niedergemacht, Frauen, Alte und Kinder auf grausamste Art und Weise mißhandelt. Der schwedische Kommandant Kapfer, der Stadthauptmann Kaspar Löffler, drei Ratsherren und mit ihnen viele Bürger, die versuchten den Sturm aufzuhalten, fielen. Bewohner, welche sich in die Häuser retten wollten, wurden mit Hämmern und Äxten erschlagen, darunter der Bürgermeister Zacharias Jenisch und der Stadtamtmann M. Geiger; der siebzigjährige Prediger Elias Schacher wurde aufgehängt, zahlreiche Frauen vergewaltigt. Nur wenigen Einwohnern gelang es, sich in die Burghalde zu retten, viele sprangen in ihrer Verzweiflung über die Stadtmauern, Mütter mit Kindern auf den Armen stürzten sich in die Iller. 70 Häuser wurden in Brand gesteckt. Über 300 Einwohner fanden in den ersten drei Tagen nach der Erstürmung den Tod. Bei der Verteidigung der Stadt fielen der Kommandant, 50 Bürger und 47 schwedische und württembergische Offiziere und Soldaten. In den folgenden Tagen wurden noch 150 Leichname schwedischer und kaiserlicher Soldaten und etlicher Bürger aus den rauchenden Trümmern gezogen. Die Gesamtverluste an Toten und Verwundeten auf beiden Seiten während des achttätigen Kampfes dürften noch weit höher gelegen haben.

Diejenigen, die sich in die Burghalde gerettet hatten[,] schenkte Wahl das Leben, jedoch mußten sie sich mit hohen Geldsummen loskaufen. Die Stadt selbst mußte 30.000 Gulden an die Offiziere, 6000 Gulden an rückständigen Kontributionen und 40.000 Gulden dem Feldzeugmeister [Ott Heinrich; BW] Fugger zahlen. Zur Durchsetzung dieser Forderungen, von denen 30.000 fl. in bar, der Rest in Schuldverschreibungen erlegt werden sollten, wurden etliche vornehme Bürger, darunter der Bürgermeister Ulrich Horn, als Gefangene nach Reutte[9] geführt, wo sie mit dem gesamten Memminger Ratspersonal und dem dort verhafteten Marschall Wolf Christoph von Pappenheim, Herrn von Rotenstein, zusammentrafen. Anschließend wurden sie weiter nach Schloß Petersburg[10] im Oberinntal geführt, von wo sie erst am 4. Februar wieder freikamen. (Haggenmüller/Kempten Bd. II, S. 165f.; Rottenkolber, S. 54f.; Chemnitz II, S. 40)“.[11]

„Oberst König führt in Lindau ein strenges Regime. Davon sind nicht nur die Bürger betroffen, sondern auch die Soldaten. Im Staatsarchiv Luzern findet sich ein anonymer Brief eines Luzerners, der im Sommer 1633 unter König in der Garnison Lindau dient. Hier erhalten wir einen Einblick in die Sorgen und Nöte eines einfachen Soldaten. Das Schreiben wirft aber auch ein Licht auf die tyrannischen Wesenszüge des Gouverneurs. Der Luzerner Soldat schreibt an seine Regierung: «Es ist ein Krieg, in dem niemand Ehre oder Gut gewinnen kann. Man geht mit uns um, dass es zum Erbarmen ist. Manche Hauptleute kaufen sich vom Dienst frei, und die vornehmsten Offiziere gehen heim und lassen uns hier sitzen. Etliche reissen aus. Wenn man sie erwischt, lässt man sie stracks henken. Alle Schweizer würden gern heimgehen. Deshalb bitten wir Euch, uns behilflich zu sein, damit man uns nach Hause zu Frau und Kind ziehen lässt. Man gibt uns kein Geld, wir müssen uns mit schlechtem Essen behelfen. Jede zweite Nacht müssen wir Wache schieben und danach den ganzen Tag trülen (drillen) und immerfort mit dem Hungertuch in der Stadt umher plampen (hin- und herlaufen). Man weiss nicht, wie uns noch zu plagen, damit wir unser rauhes Essen verdienen. Einen Teil von uns führt man hier-, einen anderen dorthin; dadurch werden alle Schweizer getrennt, sodass ein Bursche hier und ein anderer dort erschlagen wird. Unser Hauptmann Müller ist seit zehn Wochen verschwunden. Niemand weiss, wo er ist. Deswegen bitten wir die Gnädigen Herren, dass sie sich für uns einsetzen, denn sonst kommt kein Schweizer mehr nach Hause – sie werden alle erschlagen oder gehenkt. Es mag leicht einer sagen, er müsse auf lange Zeit ins Stockhaus (Gefängnis), aber dann wäre fast besser, er würde gehenkt. Wenn die eidgenössischen Orte an einer Tagsatzung zusammenkommen könnten, um die Schweizer heimzurufen ! Hier ist kein Hauptmann Meister über seine Kompanie, denn der Oberst (König) befiehlt über alle und lässt niemanden mitreden»“.[12]

In dem zeitgenössischen Flugblatt „Copia Königl. May. in Dennemarck / ergangenes Schreiben“[13] wird er in einer Meldung aus Schwaben vom 22.6.1633 erwähnt: „Den 14. Dieses hat Obrister Dellani so zu Papenhausen[14] mit 4 Compagni Pferden logirt / einen Anschlag auffs Kloster Buchsheim[15] gehabt / vnd allda in 20. Faß Wein neben andern auffgeladen / vnd mit etlichen 30 Mußquetierern in sein Quartier führen lassen wollen. Als solches die Guarnison in Memmingen vernommen / seynd sie / neben 200 Pferden vom Obristen König commendirt in 600 starck heraußgefallen / den Schweden den Paß an drey Orten verlegt / vnd dieselben so in die mitten genommen / daß offt ein Schwed wider 8. Kaiserliche fechten müssen: Denn sie vber 150. Mann nicht starck gewesen. Dahero Obr. Leutnant Vrange [ Carl Gustav Wrangel ?; BW] sich mit seinen Truppen herumb geschwungen / vnd so gefochten / daß sie sich alle deß Lebens verwogen. Als solchen vnnachläßlichen Ernst die Käyserlichen gesehen / haben sie rettiriren wollen / sind aber von den Schwedischen biß an den Schlagbaum vor Memmingen verfolgt in 500. erlegt / vnd viel neben 60. Pferden gefangen: Obrister Goldstein / ein Rittmeister / vnd Leutenant seyn erschossen / der Schweden aber vber 8. nit blieben / in 15. verwundet / vnnd der Wein nach Papenhausen glücklich gebracht worden: Darvon die Soldaten einen guten Rausch einander zugetruncken / vnd sich darbey lustig vnd guterding erzeigt haben“.

Horn „hatte sich, nach Beendigung der Kampagne gegen Aldringen im Breisgau,[16] gegen Ende des Jahres 1633 in die Gegend von Nördlingen,[17] Oettingen[18] und Ellwangen[19] begeben und war, weil dort der Proviant knapp wurde, nach Lauingen[20] weitergezogen. Nach gehaltenem Kriegsrat mit Herzog Bernhard beschloß er eine Diversion nach Oberschwaben zu machen, die Truppen dort in die Winterquartiere zu legen und bei dieser Gelegenheit zu versuchen, einige in dieser Gegend liegende kaiserliche Besatzungen zu überfallen. Am 18. Januar 1634 brach er mit der Armee von Lauingen auf und marschierte in südwestlicher Richtung gegen Biberach.[21] Einsetzende Kälte und die Nachricht vom Herannahen einer bayerischen Partei hielten ihn vorerst von einer Belagerung Biberachs, das eine kaiserliche Besatzung von 1400 Mann hatte, ab. Deshalb legte er seine Truppen nach Riedlingen,[22] Saalgau,[23] Mengen,[24] Munderkingen[25] und Ehingen[26] in die Quartiere, er selbst schlug sein Hauptquartier in Ravensburg[27] auf.

Einige Truppenverbände schickte er in Richtung Allgäu, um verschiedene kaiserliche Regimenter in ihren Winterquartieren zu belästigen. Unter anderem überfiel der nunmehrige Generalmajor Friedrich von Rostein die Quartiere des Regiments Franz Peter König von Mohr (des Verwüsters von Kempten[28]) in Leutkirch[29] und Isny.[30] Der war jedoch vorher gewarnt worden und konnte sich, unter Verfolgung Rosteins, bis nach Kempten zurückziehen“.[31] König wurde nach der Ermordung Wallensteins kurzzeitig interniert, jedoch als unschuldig wieder freigelassen.

Am 27.8.1636 hieß es im Schreiben Wilhelm von Slavatas aus Regensburg[32] an Adam von Waldstein: Vorgestern sei Oberst König mit der Nachricht eingetroffen, dass Prinz Condé am 15.8. die Belagerung Dôles[33] in Burgund aufgeben musste und dass diese dann Herzog Karl IV. von Lothringen nach seiner Vereinigung mit Wilhelm von Lamboy besetzt hatte. Am nächsten Tag zogen die Kaiserlichen in Frankfurt ein – wie aus dem Reich und dem Herzogtum Mailand seien die Franzosen nun auch aus Burgund vertrieben.[34]

Am 9.12.1636 wurde König zum Generalfeldzeugmeister ernannt.

Um weitere Hinweise unter Bernd.Warlich@gmx.de wird gebeten !

[1] Vgl. vor allem VILLIGER; STEINAUER; BITTERLI, Im Galopp durchs Kaiserreich. Das Todesdatum bei SCHMIDT-BRENTANO, Kaiserliche und k. k. Generale, S. 52 (1653) ist falsch.
[2] Freusburg [Kr. Altenkirchen]; HHSD V, S. 105f.
[3] Landeshauptarchiv Koblenz, Bestand 30, Nr. 2974, S. 303. Freundliche Mitteilung von Herrn Norbert Lorsbach.
[4] Gögglingen, heute Stadtteil von Ulm [HHSD VI, S. 817f.].
[5] Ulm; HHSD VI, S. 808ff.
[6] Memmingen; HHSD VII, S. 439ff.
[7] Kempten (Allgäu); HHSD VII, S. 352ff.
[8] Isny im Allgäu [LK Ravensburg]; HHSD VI, S. 377ff.
[9] Reutte [BH Reutte], HHSÖ II, S. 523f.
[10] Schloß Petersburg = St. Petersberg, Burg [Gem. Silz, BH Imst).
[11] ENGERISSER, Von Kronach, S. 134ff. (die zurzeit beste kriegsgeschichtliche Darstellung).
[12] VILLIGER; STEINAUER; BITTERLI, Im Galopp, S. 161.
[13] Copia Königl. May. in Dennemarck / Ergangenes Schreiben / An Ihr Excel. Herren Axel Ochsenstirn / Vnnd Ihr Excell. Hinwidergethaner Resolution. Beneben Gründtlichem Bericht Deß bei Oldendorff gehaltenen grossen Treffens / zwischen der Königlichen Schwedischen vnd Käyserlichen Armee […], Im Jahr M.D.C.XXXIII. [Kungliga Biblioteket Stockholm Svea krig 227 b].
[14] Babenhausen [LK Unterallgäu]; HHSD VII, S. 55f.
[15] Buxheim [LK Unterallgäu]; HHSD VII, S. 122.
[16] Breisgau; HHSD VI, S. 113f.
[17] Nördlingen [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 525ff.
[18] Oettingen i. Bayern [LK Nördlingen]; HHSD VII, S. 558f.
[19] Ellwangen (Jagst) [Ostalbkr.]; HHSD VI, S. 172f.
[20] Lauingen (Donau) [LK Dillingen/Donau]; HHSD VII, S. 396f.
[21] Biberach an der Riß [LK Biberach]; HHSD VI, S. 80ff.
[22] Riedlingen [LK Biberach]; HHSD VI, S. 661f.
[23] Saalgau [LK Sigmaringen]; HHSD VI, S. 694f.
[24] Mengen [LK Sigmaringen]; HHSD VI, S. 521f.
[25] Munderkingen [Alb-Donau-Kr.]; HHSD VI, S. 541f.
[26] Ehingen (Donau) [Donau-Alb-Kr.]; HHSD VI, S. 167ff.
[27] Ravensburg [LK Ravensburg]; HHSD VI, S. 644ff.
[28] Kempten (Allgäu); HHSD VII, S. 352ff.
[29] Leutkirch im Allgäu [LK Ravensburg]; HHSD VI, S. 466ff.
[30] Isny im Allgäu [LK Ravensburg]; HHSD VI, S. 377ff.
[31] ENGERISSER, Von Kronach, S. 286; ENGERISSER; HRNČIŘÍK, Nördlingen (die umfassendste und detaillierteste Darstellung der Schlacht), S. 46.
[32] Regensburg; HHSD VII, S. 605ff.
[33] Dôle (Frankreich, Dép. Jura].
[34] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 291.
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