Wasserhun [Wasserhuhn], Franz Ulrich; Amtmann [ – Oktober 1663]
Es handelt sich bei Franz Ulrich um einen der beiden Söhne jenes Wasserhuhn, der 1613 in Basel starb und bis dahin Landgraf Moritz V. mit politischen Nachrichten versorgt hatte. Während Franz Ulrich bereits 1612 in Marburg[1] immatrikuliert war, kam der offenbar jüngere Hans Jakob erst in Folge des Todes seines Vaters und auf Empfehlung des hessischen Agenten in Basel, Castiglione, nach Kassel.[2] Wahrscheinlich besuchte er hier das „Collegium Mauritianum“ und blieb auch danach in hessischen Diensten. Im Januar 1627 wurde Hans Jakob aus den Diensten Moritz‘ V. entlassen.[3]
Franz Ulrich wurde Kammersekretär des Landgrafen. In dieser Eigenschaft führte er 1623 eine Gesandtschaft nach Den Haag durch. Undurchsichtige Machenschaften führten schließlich 1625 zu seiner Entlassung aus hessen-kasselischen Diensten. Unter Landgraf Wilhelm V. wurde er wieder eingestellt und zum Rat und Amtmann ernannt. Am 1.9.1629 war er Amtmann zum Ludwigstein[4] geworden.[5] Vorher wurde er noch Sekretär genannt.[6]
In dieser Eigenschaft unternahm er mehrere Gesandtschaftsreisen nach den Vereinigten Niederlanden. „Schon am 1. Februar [1633; BW], als der Landgraf [Wilhelm V.; BW] sich in Dorsten[7] dem niederländischen Machtbereich auf wenige Meilen genähert hatte, fertigte er den Rat Franz Ullrich Wasserhun, Amtmann zu Ludwigstein (Witzenhausen) nach dem Haag ab. Hier, wo die Witwe des Winterkönigs, Elisabeth, eine englische Prinzessin, und seiner Gattin Mutter, Katharina Beligica, Prinzessin von Oranien lebten, Rußdorf kurpfälzischer und Camerarius schwedischer Gesandter war, liefen die diplomatischen Fäden aus ganz Europa zusammen. Die Instruktion für Wasserhun und die von ihm mündlich oder schriftlich erstatteten Berichte kennen wir nicht“.[8]
Doch scheint er in Den Haag[9] den Eintritt Melanders, des späteren Grafen Holzappel, in hessen-kasselische Dienste erreicht zu haben. 1634 unternahm er erneut eine Reise nach Den Haag und berichtete von dort über eine geplante niederländische Unterstützung für das hochrüstende Hessen-Kassel.
1635 wurde er nach Köln und Berlin geschickt, um eine Konferenz verschiedener Fürsten zu organisieren.[10] Nach 1637 gibt es eine Korrespondenz zwischen Heinrich Christoph von Griesheim, Oberamtmann des Eichsfeldes, und Wasserhun auf dem Ludwigstein über die Einstellung gegenseitiger Feindseligkeiten.[11] 1653 wurde Wasserhun in einen „Hexenprozess“ involviert [12] Bei einer Huldigungszeremonien am 7.2.1656 wird Wasserhun als in Witzenhausen[13] wohnhaft geführt, wobei er in der Liste der huldigenden Personen unter den Bürgern von Witzenhausen mit dem Zusatz „Amtmann“ geführt wird.[14] Wasserhun soll erst im Oktober 1663 gestorben sein.[15]
[1] Marburg; HHSD IV, S. 35ff.
[2] Kassel; HHSD IV, S. 252ff.
[3] Vgl. auch TONGERLOO, Beziehungen, S. 214f., 220f., 226f.
[4] Ludwigstein, Burg [Gem. Wendershausen, Kr. Witzenhausen]; HHSD IV, S. 312f.
[5] Kalckhoff, Johann Christoph, Historia Cancellaria Rotenbergensis, S. 6.
[6] Hessisches Staatsarchiv Marburg) Best. 17 I Nr. 3196 und Nr. 4 d Nr. 226 und 276. Diese und die folgenden Hinweise verdanke ich Herrn Sven Bindczeck.
[7] Dorsten [LK Recklinghausen]; HHSD III, S. 165f.
[8] GEYSO, Beiträge II, S. 26.
[9] Den Haag [Niederlande].
[10] Hessisches Staatsarchiv Marburg Best. 4h Nr. 1320
[11] Hessisches Staatsarchiv Marburg Best. 17 e Nr. Ludwigstein 11.
[12] VAUPEL, Sie wollen die Hexen brennen sehen, S. 215.
[13] Witzenhausen; HHSD IV, S. 478f.
[14] LAMPRECHT, Die Huldigung von 1656, S. I und 81.
[15] ECKHARDT, Quellen, S. CXII.