Hartenberg [Hartenberg], Bartholomäus Freiherr von

Hartenberg [Hartenberg], Bartholomäus Freiherr von; Obrist [ – 27./28.11.1635 in Heidelberg] Hartenberg stammte aus Austerlitz[1] in Mähren und war 1631 noch Obristleutnant des Regiments Ayazzo gewesen. 1630 hatte er die Protestantin Anna Maria von Dyhern geheiratet. Bis dahin war sie die Pflegetochter der Brüder Karl Hannibal und Heinrich von Dohna gewesen, von denen sie ein ansehnliches Heiratsgut in die Ehe mitbekommen hatte. Von den 4.000 Reichstalern (= 6.000 Gulden) erhielt Hartenberg nach seiner Ankunft am Hofe Maximilians in Braunau am 13.5.1634 zunächst 1.500 Gulden zurück. Vom restlichen Betrag konnte Anna Maria nach dem Tod ihres Mannes im Dezember 1635 trotz ihrer persönlichen Schreiben an den Kurfürsten und die Kurfürstin, Interzessionen der Kurfürsten von Mainz und Köln sowie ihres Übertritts zum katholischen Glauben im Jahr 1637 nur weitere 300 Gulden am 17.5.1638 zur Hand bringen. Schließlich schenkte sie ihren Anspruch auf die restlichen 4.200 Gulden am 9.12.1653 dem Jesuitenkolleg in Regensburg,[2] dem diese Schuld von Kurbayern ab 1654 jährlich mit 5 % (210 Gulden) verzinst wurde.[3]

„Oberst Ajazzi kam mit seinem Rgt. z. F. in mehreren Staffeln vom 24. August [1631; BW] ab nach Eslarn[4] und Umgebung. Maximilian verbot die Einquartierung auf oberpfälzer Gebiet und ordnete an, daß diese mit Waffengewalt zu verhindern. Als nun Oberstleutnant von Hardenberg seine Komp. am 15. September in Schnaittach[5] einquartieren wollte, wurde er durch Reiter, die von Amberg[6] unter Hans Sigmund von Leoprechting abgesandt wurden, daran gehindert und nach Kohlberg[7] verwiesen“.[8] Sein Hofmeister war übrigens der Jude Veit Spur, der Anfang September 1635 in Heidelberg[9] von ihm als Postmeister eingesetzt wurde, obwohl bekannt war, dass Maximilian I. in seinen Landen keine Juden duldete.[10] Am 12.5.1634 war Hartenberg von Maximilian I. zum Kämmerer und Rat ernannt und zum Obristen befördert worden. Seine Ankunft in München verzögerte sich, weil er zunächst vom 13. bis 23.5. als Gesandter Maximilians zu Ferdinand von Ungarn nach Pilsen[11] reiste. Im August hatte er das Regiment Troibreze übernommen.[12]

„Die Zustände in der Unterpfalz bewogen Kurfürst Maximilian, eine geeignete, mit genügend Autorität ausgestattete Person nach Heidelberg zu schicken, die während der Gefangenschaft [Heinrich v.; BW] Metternichs dessen Funktion als Statthalter wahrnehmen sollte. Die Wahl fiel auf Oberst Hartenberg, der durch seine Heidelberger Dienstzeit 1631-33 sowohl bei der Bevölkerung als auch bei den Soldaten des Regiments Metternich bereits bekannt war. Hartenberg hatte bis Ende Mai 1635 sein Regiment bei der bayerischen Armee kommandiert und am 24.5. vom Kurfürsten Urlaub erhalten, um wegen des Todes seiner Mutter und seines Bruders über Wien heim nach Mähren und Schlesien zu reisen. Während Oberst Hartenberg aus seinem Quartier Frauenzimmern[13] (bei Güglingen[14]) in Richtung Wien aufgebrochen war, war sein Regiment Anfang Juni über Breisach[15] nach Lothringen marschiert.

Im August 1635 hielt sich Hartenberg wieder in München auf, von wo ihn der Kurfürst nach Heidelberg schickte; er sollte dort das Kommando nicht nur in der Unterpfalz, sondern über alle diesseits des Rheins verbleibenden bayerischen Truppen führen. Hartenberg reiste von München aus zunächst nach Philippsburg,[16] wo der König von Ungarn sich mit seiner Armee und seinem Hofstaat aufhielt. Er versuchte dort, beim Grafen Trautmannsdorf zu erreichen, daß die kaiserlichen Truppen vor Mannheim[17] durch bayerische abgelöst würden, doch Trautmannsdorf antwortete, daß es den Kommandanten, der vor der Festung lag, ’sehr bekümmern‘ würde, wenn er sich jetzt, so kurz vor der Übergabe, ablösen lassen müßte. Er versicherte Hartenberg, daß nach der Übergabe nur bayerische Truppen nach Mannheim gelegt werden sollten.

Am 30.8. kam Hartenberg nach Heidelberg, wo nur noch 300 Bürger am Leben waren. Die Residenz fand er ‚ziemlich ruiniert‘ vor, auch Lebensmittelvorräte waren keine vorhanden. Doch trotz der trostlosen Verhältnisse zeigte sich der Landschreiber Bürse dem neuen Kommandanten gegenüber zuversichtlich: Wenn man nur etwas an Geldmitteln im Vorrat hätte, wollte er es in kurzer Zeit wiederum vom Land mit dreifachem Zins einbringen können.

Wegen der ‚bösen Luft‘ in Heidelberg verweilte Hartenberg nicht lange dort, sondern nahm seinen Sitz in Dilsberg,[18] damit der König von Ungarn, bei dem er öfters Verrichtungen hatte, vor ihm ‚kein Abscheu‘ trüge. Anfang Oktober zog er von dort um in die alte Abtei Neuburg[19] am gegenüberliegenden Neckarufer um.

Zugleich mit der Einsetzung Hartenbergs als Kommandant ergab sich die Notwendigkeit einer Neuorganisation von Regierung und Rentamt. Bereits vor der Eroberung Heidelbergs hatte Schrofner neben seinen Funktionen als Kriegskommissar und Keller zu Boxberg[20] von Mosbach[21] aus auch noch diejenige eines Rentamtskommissars ausgeübt, wobei er vom alten Heidelberger Rechenmeister Theobald Appel unterstützt worden war. Die beiden waren in dieser Funktion nach der Gefangennahme Metternichs im April 1635 aufgetreten. Soweit sich die alten bayerischen Beamten nicht von selbst wieder bei ihren Ämtern eingestellt hatten, waren von Schrofner neue Beamte in den bereits bayerisch besetzten Teilen der Unterpfalz eingesetzt worden“.[22]

„Gegen die noch immer fortdauernden Streifereien kaiserlicher Soldaten von der Armee des Königs von Ungarn, die in Gruppen von bis zu hundert oder noch mehr Soldaten die Unterpfalz durchzogen und schwere Schäden anrichteten, erhielt Hartenberg vom König ein Patent, das die unterpfälzischen Beamten berechtigte, streifende und von ihren Regimentern aussetzende ‚Parteien‘ mit Zusammenziehung genugsamer Macht‘ festzunehmen und zu fernerer Bestrafung ihren Regimentern und ordentlichen Obrigkeiten liefern zu lassen. Allerdings mangelte es zu diesem Zweck an geeigneten Truppen in der Unterpfalz. Nach Hartenbergs eigenem Urteil war mit den sieben Kompanien des Regiments Metternich, Oberstwachtmeister Fabritius, hatte den Kurfürsten bereits am 31.8.1635 von Heidelberg aus gebeten, das Regiment mustern und die noch in Pforzheim[23] (von wo aus der größere Teil des Regiments Anfang Februar 1635 nach Speyer[24] kommandiert worden war) liegenden Fähnlein anschlagen zu lassen, weil es sonst in ‚gänzlichen Ruin‘ geraten könnte. Maximilian hätte es jedoch vorgezogen, das Regiment Metternich ganz aufzulösen und dessen Soldaten unter andere bayerische Regimenter einzureihen. Weil er aber befürchtete, daß in einem solchen Fall dessen Offiziere aus der Armee austreten und ihre Soldaten mit sich ziehen könnten, erteilte er [Jost Maximilian v.; BW] Gronsfeld am 15.9. die Anweisung, gemeinsam mit Hartenberg zu versuchen, eine Musterung ohne die dabei übliche Zahlung des Monatssoldes (‚Mustermonat‘) vorzunehmen. Falls dies nicht möglich wäre, sollte das Regiment bis auf weiteres ungemustert bleiben.

Inzwischen steigerte sich die Unzufriedenheit unter den Offizieren des Regiments; Fabritius wollte sich nicht mit der am 16.9. von Hartenberg erlassenen Verpflegungsordnung für das Regiment Metternich zufriedengeben. Als Hartenberg die Rückgabe von sechs Truhen, die Fabritius eigenmächtig aus dem Heidelberger Schloß abtransportiert hatte, fordern ließ, drohte der Oberstwachtmeister damit, seine Kompanie, die er angeblich auf eigene Kosten geworben hatte, in die Dienste des Bischofs von Würzburg zu führen. Auch der Hauptmann und Amtskeller Schrofner fragte am 21.9. von Boxberg aus beim Kurfürsten an, ob er die sieben Kompanien mustern solle, wurde aber deswegen an Hartenberg verwiesen.

Am 1.11. schickte Hartenberg auf kurfürstlichen Befehl die zwei in Mannheim liegenden Kompanien des Regiments Schletz zur Armee und ersetzte sie durch 200 Mann vom Regiment Metternich. In Heidelberg verblieben 125 Mann unter Hauptmann Kaspar von Wambach und in Dilsberg 40. Die übrigen Soldaten des Regiments waren auf die anderen unterpfälzischen Orte verteilt, Diemers Kompanie lag zur Hälfte in der Markgrafschaft Durlach zur Einbringung der wöchentlichen Kontribution von 1.000 Gulden. Obwohl diese Kontribution nur für die schletzischen Kompanien in Mannheim bestimmt gewesen war, wurde sie auf Hartenbergs Begehren auch nach deren Abzug zur Heidelberger Rentkasse geliefert. Erst am 9.12.1635 befahl der Kurfürst dem Kommissar Ungelter, sie wieder zur Kriegskasse zu ziehen.

Das Kommando im Mannheim nach dem Abzug der schletzischen Kompanien sollte zunächst Fabritius übernehmen, doch bat dieser den Kurfürsten am 30.10., ihn entweder anderswohin zu kommandieren oder zu entlassen, weil die Festung so ungesund sei, daß alle Offiziere und Soldaten darin erkrankt und zum Teil gestorben seien. Maximilian befahl daraufhin am 6.11. Hartenberg, die Mannheimer Garnison jeden Monat ablösen zu lassen und zu jeder Ablösung einen Kommissar zu verordnen, der die Aufsicht darüber haben sollte, daß bei den Abzügen in den Wohnungen der Festungen nichts zerschlagen oder verunreinigt werde.

Fabritius allerdings wurde schon am 5.11. auf kurfürstlichen Befehl von Hartenberg in Arrest genommen, weil er während seiner Stationierung in Hirschhorn[25] die dortige Bevölkerung mit überhöhten Geldforderungen bedrängt und Hausrat aus dem Schloß entfernt hatte. Das Kommando in Mannheim übertrug Hartenberg dem Hauptmann Kraft, der sich ohne eigene Kompanie beim Regiment Metternich aufhielt“.[26]

„Die Offiziere des Regiments Metternich gaben die Stärke ihrer sieben Kompanien im November 1635 mit insgesamt 700 Mann an, wozu noch eine Kompanie von 30 neugeworbenen Reitern kam. Hartenberg schätzte allerdings die effektive Stärke des Regiments auf höchstens 550 Mann und schlug dem Kurfürsten am 6.11. und noch einmal am 20.11. vor, die vier unterpfälzischen Beamten, die zugleich Hauptmannschaften versahen (Schrott, Weißer, Diemer und Schrofner), vor die Wahl zu stellen, ob sie ihre Ämter oder ihre Kompanien behalten wollten, um auf diese Weise die Anzahl der Kompanien auf drei zu reduzieren (weil nach Hartenbergs Meinung) jeder der drei sein Amt vorziehen würde). Die Unterhaltskosten für das Regiment, vor allem für die sieben Kompaniestäbe, stellten eine derartige Belastung für die Bevölkerung dar, daß daneben keine Mittel mehr übrigblieben, anderen Beamten, die ‚zur Reparierung der verödeten Lande sich mit Lebensgefahr in diesen sterbensschweren Läufen Tag und Nacht gebrauchen‘ ließen, den notwendigen Unterhalt zu geben. Auch für die ungenügend besetzte Heidelberger Kanzlei konnten keine weiteren Personen eingestellt werden.

Der Kurfürst befahl daraufhin am 12.11., die vier Beamten vor diese Entscheidung zu stellen, mit der Begründung, daß ein Teil der Truppen abgeführt werden müsse. Doch Hartenberg kam nicht mehr dazu, diese Anweisung auszuführen. Die Heidelberger Regierung (bestehend aus Hartenberg, Isselbach und Reichmaier) war am 10.11. aus der Abtei Neuburg in die Stadt Heidelberg gezogen, wo die Pest inzwischen ‚ganz nachgelassen‘ hatte. Doch für Hartenberg erwies sich der Umzug trotzdem als verfrüht. Um den 20.11. erkrankte er an der Pest und starb bereits in der Nacht vom 27. auf den 28.11“.[27]

„[Heinrich v.; BW] Metternich hatte zwar vor dem Verlust von Heidelberg 1633 die Registratur in Sicherheit gebracht, doch das dortige Kanzleiarchiv war den Schweden zum größten Teil in die Hände gefallen. Nach der Schlacht von Nördlingen[28] 1634 war die pfälzische Regierung unter dem Administrator Pfalzgraf Ludwig Philipp aus Heidelberg über den Rhein nach Frankenthal[29] geflohen und hatte die wichtigsten Archivalien mitgenommen, so daß der wiedereingesetzten bayerischen Regierung in Heidelberg kaum brauchbares Material zur Verfügung stand. Aus diesem Grund befahl der Kurfürst am 15.9.1635 dem Heidelberger Kommandanten Hartenberg, bei der bevorstehenden Eroberung von Frankenthal darauf zu achten, daß die dortigen heidelbergischen Kanzlei- und Rechnungskammerakten und Beamten geliefert würden. Als sich Frankenthal am 19.10.1635 den Kaiserlichen ergab, wurde den dortigen pfälzischen Beamten im Übergabeakkord auferlegt, so lange dort zu verbleiben, bis sie die aus Heidelberg entführten Dokumente gebührend ausgeliefert hätten. Den zur Abholung der Akten abgeordneten Heidelberger Rentamtskommissar Reichmaier wies der Kommandant zu Frankenthal zwar mit der Begründung ab, daß hierzu ein Befehl des Königs von Ungarn vorliegen müsse, aber immerhin bekam der Mannheimer Zollschreiber Gebhard Mayr am 28.10.1635 Gelegenheit zur Inventur der dort vorhandenen Dokumente und Mobilien“.[30]

[1] Austerlitz [Slavkov u Brna; Bez. Wischau]; HHSBöhm, S. 17ff.

[2] Regensburg; HHSD VII, S. 605ff.

[3] MAIER, Unterpfalz, S. 519f., Anm. 78.

[4] Eslarn [LK Neustadt/Waldnaab]; HHSD VII, S. 188f.

[5] Schnaittach [LK Lauf/Pegnitz]; HHSD VII, S. 671f.

[6] Amberg; HHSD VII, S. 20ff.

[7] Kohlberg [LK Neustadt a. d. Waldnaab].

[8] HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 85.

[9] Heidelberg; HHSD VI, S. 302ff.

[10] MAIER, Unterpfalz, S. 326.

[11] Pilsen [Plzeň]; HHSBöhm, S. 444ff.

[12] ENGERISSER; HRNČIŘÍK, Nördlingen (die umfassendste und detaillierteste Darstellung der Schlacht), S. 231f., ferner die Erwähnungen bei ENGERISSER, Von Kronach.

[13] Frauenzimmern [LK Heilbronn].

[14] Güglingen [LK Heilbronn]; HHSD VI, S. 273f.

[15] Breisach am Rhein [LK Breisgau-Hochschwarzwald]; HHSD VI, S. 110ff.

[16] Philippsburg [LK Karlsruhe]; HHSD VI, S. 632f.

[17] Mannheim; HHSD VI, S. 501ff.

[18] Dilsberg [Neckargemünd, Rhein-Neckar-Kreis]; HHSD VI, S. 147f.

[19] Neuburg, Kloster [Ortsteil Ziegelhausen, Stadtkr. Heidelberg]; HHSD V, S. 558f.

[20] Boxberg [Main-Tauber-Kreis]; HHSD VI, S. 106f.

[21] Mosbach [Neckar-Oldenwald-Kr.]; HHSD VI, S. 533f.

[22] MAIER, Unterpfalz, S. 286ff.

[23] Pforzheim [Stadtkreis]; HHSD VI, S. 627ff.

[24] Speyer; HHSD V, S. 350ff.

[25] Hirschhorn (Neckar) [LK Bergstraße].

[26] MAIER, Unterpfalz, S. 297f.

[27] MAIER, Unterpfalz, S. 298f.

[28] Nördlingen [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 525ff. Vgl. ENGERISSER; HRNČIŘÍK, Nördlingen (die umfassendste und detaillierteste Darstellung der Schlacht).

[29] Frankenthal; HHSD V, S. 100ff.

[30] MAIER, Unterpfalz, S. 311f.

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